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Ausstellung der Koͤniglichen Akademie der Kuͤnste.
Von Friedrich Bouterwect aus Schiesien, gegenwärtig in Pa⸗ ris, ist ein biblisches Bild erschienen, das durch große Vorzüge sich gel⸗ tend macht, zugleich aber doch durch die besondere Art seiner Auffassung zu bedenklichen Betrachtungen quffordert. Der Gegenstand ist ein oft dehandelter: Abrabam bewirthet die drei Engel, nach Genesis Cap. 18; er erscheint hier aber mit dem vollen Reiz der Neubeit, nur bleibt fraglich, ob das Neue wirklich das Gute und Bessere sev. .
Ihrem wörtlichen Inbalt nach läßt die ehrwürdige Urkunde nicht wohl eine bildliche Darstellung zu; denn da beißt es V. 1: „Und der
Herr erschien ihm“, und gleich darauf V. 2: „Und als er seine Augen aufhub und sahe, da standen drei Männer gegen ihm“; diese drei Män⸗ ner erkennt nun der Erzvater nicht nur sogleich für die Abgesandten des Herrn, sondern er redet sie auch sogteich wie Eine Person an, V. 3: Und sprach, „Herr, hab' ich Gnade funden vor Deinen Augen u. s. w.“ Es ist also in der Urkunde die sinnliche Vorstellung gleich wieder auf⸗ gegeben, und der dahinter liegende Gedanfe tritt unverbüllt hervor. Da nun die Malerei dieser poetischen und alterthümlichen Licenz in keiner Weise nachfolgen konnte, se ist sie hei Darstellung dieses Moments sbren eigenen Weg gegangen, für welchen sich eine seststehende Tra⸗ dition gebildet hat. Die Gesandten des Herrn müssen Engel seyn und bleiben, und ganz in der Ausstattung erscheinen, welche die Kunst und das Herkommen ihnen einmal beigelegt hat. Bouterweck's Auffassung ent⸗ fernt sich eben so sehr von den Bibelworten als der künstlerischen Tra dition, denn statt der Hütte (V. 2.), vor deren Thür die Secene spielt, sind wir hier unter Arabische Zelte versetzt, eine Bastmatte ist unter dem Palmbaum am Beden ausgebreitet, auf diesem ist das Mahl aufgesetzt, und, nicht viel anders als die Türken, sitzen die Engel umber. Die Engel sind nun aber auch nicht mit wallendem goldblondem Haar, son⸗ dern brünett und schwarz, mit orieutalischen Physiognomieen, der Eine mit einem starken Kinn⸗ und Backenbart, und statt des Hei⸗ ligenscheins trägt er eine Kopfbeckung, welche einem Tür⸗ kischen Turban nicht nnähnlich sieht. Neben ihnen steht eine schöne Dienerin mit einem Fliegenwedel. Kurz, der Erzvater, und mit ihm der Beschauer, ist hier unter die Bedummnen und Kabplen versetzt. Welch einen Grund kann wohl der Künstler für diese neue Ansicht der Dinge anführen! Die Erklärung liegt in seinem Aufent halt zu Paris und darin, daß kurz vor der Juli⸗Revolution, welche
der Pariser Kunst einen neuen Aufschwung gab, Algier von den Franzosischen Waffen erobert wurde. Horace Vernet begab sich nach Afrika und wurde biblischer Maler im Sinne der neuen Anschauungen. Die Verdienste des Malers der Napoleonischen Zeit sind bekannt geung,
Schönheit und aumuthiger Bewegung, die: öpfe namentlich von ho⸗ bem Reiz und trefflichen Ausdruck, indem sie mit einer gewissen
Bei alledem hat das Bild, von Bouterweck große Tugenden. Die jiugendlichen Gestalten der hummlischen Gäste Abraham’s sind voll
1839. 1. Oktovxer.
“ 1 n Meteorologische Beobachtung Morgens Nachmittags Abends 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Ubr.
Nach einmaliger Beobachtung.
geistigen Ueberlegenheit den fromm dienstfertigen Abraham messend an⸗ blicten, und wenn wir auch keine Engel in ihnen erkennen mögen, so tragen ste doch viel Adel an sich und es herrscht in dem Ganzen eine sehr schöne und ansprechende Idealität. Auch die Gruppirung ist eben so ungesucht als wohlgefällig, ohne in die Augen fallende und er⸗ strebte Spmmetrie, und doch gerade von einem sehr befriedigenden Gleichgewicht und einer wohlgetroffenen Ausfüllung des Raumes, so daß die Figuren sich weder drängen, noch zu große Zwischenräume las⸗ sen, sich weder zu sehr verdecken, noch reliefartig auf gleicher Ebene
Luftdruck —. Lustwärme. Thaupunk: .. Dunstsaͤt igung Wolkenzuc.... Tagesmitte
336,59“ Par. + 8,00 R. + 7,1 ° R.
— Quellwärme 7,5 0
Flußwärme 12,1 0 R. Bodenwärme 11,8 0 Ausdünstung 0,00 ,; halbheiter. trübe. Niederschlag 0.
NO. ND. Wärmewechsel *†4l. 13,4 4 NO. — + 8,9°.
+ 10,7 0 R.. P 7,8 0R.. 78 pCt. NO.
337,11„„par. + 13,20 R. + 8,40 R. +
74 pEt.
337,62““ Par. + 10,90 R. 8,0 0 R. 80 pCt. 79 vCt. trübe.
NO.
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erscheinen. Mädchen und Knaben aus dem Hause Abraham’'s sind sorgsam beschäftigt, die zu Tisch gelagerten Gäste zu bedie⸗ nen, und der Erzvater selbst trägt mit eruster und fast andächtiger Miene so eben die Hauptschüssel auf, die mit Grünem festlich geschmückt ist. Verzüglich schön ist besonders noch die Jungfrau, welche, mit schüchterner Miene sich niederbückt, um aus einem Gefäß von schlan⸗ ker Griechischer Form Milch in die Schaalen zu gießen. Nicht minder ist die Färbung vortrefflich und muster aft; sie ist heiter und fröhlich, und der Künstler zeigt, seiner Auffassung gemäß, unverholen eine Orientalische Vorliebe für helle und brennende Far⸗ ben, da er sich aber zugleich auf Luft und Licht, die beiden großen Harmonisten, wie Diderot sagt, trefflich versteht, so ist alles Bunte und Harte von selbst vermieden.
Ein anderes Bild desselben Künstlers war uns nicht mehr ganz nen, denn wir kannten es bereits aus der Sachseschen Kunsthandlung, wie es denn auch in diesen Blättern bei Gelegenheit der Französischen Bilder in Berlin bereits von uns besprochen worden. Es kann gleichfalls den Französischen Einfluß nicht verleugnen, indem es ungefähr in der Mitte steht zwischen Ludwig Robert und Winterhalter, sowohl in der Wabhl des Gegenstandes, als seiner Behandlung. Der Katalog nennt das Stück einen Abend auf dem Capo di Sorrento; es ist aber auch der That nach nur ein Italiänisches dolce far niente. Eine Gruppe, bestehend aus einer jungen Mutter mit ihrem Kinde, mehreren Mäd⸗ chen und einem Fischer, welcher die Laute spielt und sich als der Lieb⸗ baber der einen zu erkennen giebt. Der Umriß der Gruppe, welche sich gegen das Meer und den bellen blauen Himmel zeichnet, ist wie⸗ der überaus schön, und die Farbe hat ein ähnliches Prinzip, wie auf dem eben geschilderten Bilde, nur ist sie, bei der Buntheit der Kostume, zumal in dem vollen Licht der Abendsonne, bis zu einer Kraft gesteigert, welche
4 50 % Span. 26
Linsl. 9. 2 ½ % H
’. Cons. 3 Ausg. Sch. 14 do. 3⁰ 0 2⁴à] 3. Mex. 348 72
5 % Met 0
——
Lustspiel
land. (Frau
und als Ofsizier der chasseurs à cheval der Afrifanischen Legion darf ihm auch wobl eine Vorliebe für Afrikanische Zustände zu gut gehalten werden: nur durfte man seine Werke nicht für Muster des historischen und biblischen Stils nehmen, und ein Deutscher Künstler der hierüber besser belehrt seyn sollte, durfte auf ein solches Mißverständniß am we niesten eingeben. Es soll wahrlich nochschwer seyn, zu erweisen, daß die Väter des Menschengeschlechts im Garten Eden und im gelobten Land Pa⸗ lästina gelebt haben, wie die kriegerischen Anwohner der Afrikanischen Wüste: aber von ethnographischer Darstellung ist hier gar nicht die Rede, sonst würden wir die Vorbilder zu den Pbostognomicen auch noch mehr in unserer Nähe finden können. Es ist die Rede von einem Stil der Kunst, der das ursprünglich Große und Altheilige aussprechen und vielmehr im Gegensatz zu allem Modernen steben soll. Auch ist, was bierin in der Kunst traditionell geworden, es nicht ohne guten Grund. Wenn dagegen Kranach und Andere alttestamentliche Gegenstände nicht minder als solche aus der Griechischen Motbe im Kostüm ihrer Zeit vorstellen, so geschah das in Unbefangenheit, die sich allemal dürch sich selbst entschuldigt; allein den Fall haben wir hier nicht, es geschieht bier vielmehr mit dem Auspruch des Besserwissens, den wir nicht dür⸗ fen gelten lassen. Es schien aber an der Zeit, diesen Punkt zur Sprache zu bringen, da schon an mebreren Orten bedrohliche Nachah⸗ mungen dieser seltsamen Neuerung sich bei uns gezeigt haben. Befand
die äußerste Gränze wenigstens schon zu berühren scheint. Die hinte⸗ ren Figuren sind stehend genommen, die vorderen sitzend, aber diese nicht ganz so glücklich; dem sanft hingelehnten Mädchen wünscht man mehr Grazie der Wendung, und die hockende Stellung ihres Anbeters will uns, wenigstens wie sie hier erscheint, nicht recht zu dem sehr ge⸗ wählten Stil des Ganzen passen. Ausdrucksvoll ist besonders der Kopf des Mädchens, welche die Huldigung empfängt, indem auf ihrem Ant⸗ litz Stolz und Hingebung mit einander kämpfen.
Neuerdings hat die Ausstellung schon wieder einen recht ansehn⸗ lichen Zuwachs, namentlich auch an werthvollen histerischen Bildern, erhalten. Wir nennen darunter besonders von Schorn: Pavpst Paul 111. vor dem Bildnisse Luther's, einen sehr interessant gewählten Moment, dem eine gleich lobenswerthe Ausführung entspricht.
Venedig, Op spiel in 5 Abt in 1 Akt, frei male: Die
Hoftheater zu Boͤtticher: den
K
Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 1. Hktober.
Abgang Landleben, in
Zeitdauer von Potsdam. St. M.
Um 8 ½ Uhr Morgens. Hoftheater
Abgang von EEEBEEEEEEEZ1
Um 7 Uhr Morgens ..
Zeitdauer
46
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sich doch sogar unter den Bewerbern bei der letzten Konkurrenz der Akademie für die Malerei Einer, welcher diesem Beduinen⸗Stil so sehr huldigte, daß er sogar in der Hautfarbe der Kinder Abrahams bis ins Mulattenartige gegangen war und nun durch den Kontrast der weißen Gewänder um so mehr einen Afrikanischen Effekt zu errei⸗ chen hoffte. Endlich ist bekannt, wie sehr neuerdings die Deutsche Poefie durch den Sand der Wüste bedroht worden.
„ 10 ½
be 25b
Nachmitt... „ Abends..
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48 „ 12 ½ » 42 89 A4 ½ „ 55 öZ8 2 „ 2 10 „
Mittags.. vom St Nachmitt. Hierauf: Ra Abends .. nach dem Fra
Niederl. wirkl. Schuld. 53⁄2.
Präm.-Sch. —. Poln. Loose 68 ⁄¶.
Peru 19.
Bank-Actien 1532. Anl. de 1834 137 ¼. de 183
garethe, als Gastrolle.) Freitag, 4. Okt.
(Herr Cramolini: 1 Sonnabend, 5. Okt. Im Schauspielhause:
Sonntag, 6. Okt. V Musik von Spontini.
Donnerstag,
Freitag, 4. Okt. D Akten, von L. F. Schmidt.
82 adegente zu Danzig:
8 8 .“ u““ Amsterdam, 28. September. 5 % do. 1017¼. Kanz--Bill. 25 „ ZLinsl. 8 ¾. Preus
3 ¼. Passive S. Ausg. Sch. —. Poln. —. Oesterr. Met. —. Antwerpen. 27. September.
Neue Anl. 267⁄ G.
Frankfurt a. M., 29. Soptember. — oll. 53 . Bank-Actien 1836. 5 % Span. Anl. 151]⁄ Taunusbahn-Actien —. 8 London, 27. September.
90 ⅛. Belg. 1021 ½. Neue Anl. 31. Passive 81 2. 27½ % Holl. 537¼. 5 % 103 ⅛. 5 % Port. 352% Eng. Kuss. 111 ¾. Bras. 761 ½. Columb. 32 ¼ Cbvili —. Paris, 27. September.
5 % Reonte fin cour. 110. 70. 3 % fin cour. 81. 05. 5 % Noapl sin cour. 101. 75. 5 % Span. Rente 31. Passive 8' ½. 3 % Port. 24.
LEiIS September.
1902 à % 100 %⅞. 3 % 81. 21 ½2 5 8 0 8 0
9 107.
Koͤnigliche Schauspiele.
Donnerstag, 3. Okt. Im Schauspielhause: Das Tagebuch, in 2 Abth., . und 5te Akt des Lustspiels:
von Bauernfeld. Hierauf: Der 4te Die Hagestolzen, von A. W. If⸗ von Lenz, vom Stadttheater zu Hamburg: Mar Im Opernhause: Othello, der Molze von er in 3 Abth., mit Tanz. Musik von Rossui Othello, als letzte Gastrolle.) Clavigo, Trauer h., von Goethe. Hierauf:; Der Ehestifter, Lustspich nach Goldoni, von J. R. Miksch. Im Opernhause: Zum Einhundertsten⸗ Zestalin, lyrisches Drama in 3 Abth., mit Ballets. (Dlle. Hagedorn, vom Herzoglichen Deßau: die Ober⸗Vestalin, als Gastrolle. Herr Oberpriester.)
nigsstaͤdtisches Theater. 3. Okt. Die Reise auf gemeinschaftliche Ko⸗ in 5 Akten, frei nach dem Franzoͤsischen, von 2L.
Posse 2 — b agely. Vorher: Pastoral⸗Sinfonie, oder: Erinnerung an das
.
5 Säetzen, von L. van Beethoven. 1 Der leichtsinnige Luͤgner. Lustspiel in 3 Felixr Wahr, und Herr Lindow Advokat Loder, als Aatrittsrollen. Vaudeville in 1 Akt,
Neu⸗Strelitz: taplan, der kleine Tambour. nzoͤsischen, von F. Pillwitz.
Verantwortlicher Redacteur Arnold.
Gedruckt bei A. W. Hayn.
Bekanntmachungen.
Moltbwendiger Verkauf. Königliches Kammergericht in Berlin. Das in der Ostpriegnitz belegene Rittergut Jabel oder Gabel, abgeschätzt auf 6866 Thlr. 22 sgr. 1 pf zufolge der nebst Hopothekenschein und Bedingungen
i der Registratur einzuschenden Tare, soll am 4. März
1840, Vormittags um 11 Uhr, an ordentlicher Gerichts⸗ sielle subhastirt werden. Zu diesem Termine wird zugleich
1) der dem Aufentbalte nach unbekanmte frübere ti⸗ tulirte Mitbesitzer Domainen⸗Beamte Carl Fried⸗ rich Wilhelm Schirrmann,
2) die ebenfalls dem Aufenthalte nach unbekannte eingetragene Gläubigerin Fräulein Elisabeth Louise Ernestine Walter v. Cronegk,
Behufs Wahrnehmung ihres Interesses mit vorgela⸗ den, und werden gleichzeitig alle unbekannte Real⸗Praäͤ⸗ tendenten aufgefordert, sich, bei Vermeidung der aä klusion, spätestens in diesem Termine zu melden.
gen schuldig.
Ebell, Wendland Vorschlag gebracht.
den Srutliosus
Am 15. Jannar 1839 ist hier in Berlin der ehema⸗ lige Kammergerichts⸗Referendarius Johann Friedrich Gottlob Belll, ein Sohn des Avothekers und Meditzi nal⸗Assessors Jobann Friedrich Bell, im 65sten Lebens⸗ jahre nnverebelicht Aeltern oder Gesch wister ab intestato verstorben, und beträgt sein Nachlaß weit über Einhunderttausend Thaler. Als Seiten⸗Verwandte des vierten Grades mütter⸗ licher Seite hat sich bisder nur der Hofrath Augnst vudwig Rehmann zu Stettin gemeldet, seine Legiti⸗ mation jedoch noch nicht vollständig geführt, allein da es nicht unwahrscheinlich, daß auch eben so nahe Ver⸗ wandte väterlicher Seite existiren, namentlich ein Dr. med. Bell, angeblich ein Vater⸗Bruder⸗Sohn, in Len don wobnen soll, so werden alle unbekannte Erben des so eben bezeichneten Johann Friedrich Gottlob Bell, so weit sie ein näheres oder gleich nahes Verwandt⸗ schafts⸗Verhältniß mit dem als Erbe aufgetretenen im vierten Grade verwandten Hofrath Rehmann zu Stet⸗ tin nachzuweisen vermögen, und namentlich wird der Dr. med. Bell zu London hierdurch öffentlich vorgela⸗ den, spätestens in dem vor dem Kammergerichts⸗Re⸗ ferendarius Dunkelbeck auf den 29. Mai 1840, Vormittags um 10 Uhr, hier auf dem Kammergericht anberaumten Termine sich zu gestellen und ihre Legitimation zu führen, wi⸗ drigenfalls der Hofrath Rehmann uach seinerseits voll⸗ ständig geführten Legittmation für den nächsten gesetze lichen Erben zu erachten, ihm als solchem der Rachlaß zur freien Disposition zu verabfolgen und der nach er⸗ folgter Präklusion sich etwa noch erst meldende Erbe alle seine Handlungen und Dispositionen anzuerkennen und zu übernehmen verbunden, von ihm weder Rech⸗ nungslegung noch Ersatz der erhobenen Rutzungen zu fordern berechtigt, sondern sich lediglich mit dem, was
dieselben, so wie
Jacob Ludwig
mer, ingleichen die
14. ö
salsdann noch von der Erbschaft vorhanden, zu begnü⸗
Den Auswärtigen werden die Justiz- Kommissarien
Berlin, den 17. Juni 1839.
Königl. Preuß. Kammergericht.
Deffentliche Vorladung. Nachdem gegen folgende Verschollene: den Erpedienten Friedrich Maximilian Sturm aus Wahrenbrück, gebhoren den 30. Dezember 1799.
Wiehe, geboren den 18. April 1803,
August Rudolph Wahl aus Erfurt, geboren den
12. Februar 1775,
den Posamentier Samuel Gottlob Siegfried Riepke
aus Schleusingen, geboren 1782,
den Barbier Adolph Christian Wilhelm Angust
Riepke aus Schlensingen, geboren 1788, die Todes⸗Erklärung beantragt worden ist, so werden ihre undekannten Erben und Erb⸗ nebmer, aufgefordert, sich auf
den 1840, Vormittags 11 Uhr, und ohne Bi ebens⸗ vor dem Deputirten, Herrn Referendarius von Stieg⸗ ie Hinterlassung leiblichen sitz, an biesiger Gerichtsstelle oder vor dem Termine in unserer Registratur schriftlich oder persöulich zu mel⸗ den, widrigenfalls die Todes⸗Erklärung der Verscholle⸗ nen erfolgen und deren Vermögen den sich legitimi⸗ renden Erben verabfolgt werden wird. Naumburg, den 31. Mai 1839. Erster Senat des Königl. Preuß. Ober⸗Lan“ desgerichts von Sachsen.
EEEEssloöon. Rachbenannte Verschollene: 1) Karl David Eisolt, Maurergeselle burg, welcher seit dem Jahre 1823 in unbekann⸗ ter Abwesenbeit lebt,
deburg, seit dem Jahre 1820 in unbefannter Ab⸗ wesenbeit lebend, so wie deren etwanige unbekannte Erben und Erbneh⸗
3) des Gottlieb Bertram, Dienstknecht hierselbst, ge⸗ bürtig im Dorfe Bedeln bei Leipzig, welcher am 14. Juni 1827 bierselbst in der Elbe ertrunken,
4) des Karl Conrad, Unteroffizier bei der Garnison⸗ Compagnie des 27sten Infanterie⸗Regiments, ge⸗ bürtig aus Wittenberg, verstorben hierselbst am
5) des Heinrich Ehlert, Privat⸗Secretair bierselbst, verstorben hier am 8. Maͤrz 1887, ö“
Allgemeiner Anzeiger fuͤr die Preußischen Staͤate
86) der Anne Marie Witthoff, verwitweten Schuh⸗ macher Hoffmann in der Neustadt Magdeburg, verstorben daselbst am 29. April 1833, insbeson⸗ dere aber deren bis jetzt namhaft gemachte, an⸗ geblich nächste Erben:
a) Jacob Günther, Schueider zu Schlieben bei
Herzberg, resp. dessen Erben,
Gottlob Günther, Tuchmacher zu Wittstock,
resp. dessen Erben,
Wilhelm Pichel, Schneidermeister zu Berlin,
resp. dessen Erben,
Witthoff, Musikus, zuletzt vor ungefähr 30 Jah⸗
ren in Petersburg, resp. dessen Erben,
Henriette Witthoff, verehelichte Schaffner
Lorenz zu Leipzig, resp. deren Erben, des Johann Heinrich Weidle, Stadt⸗Wundarzt hierselbst, versiorben hier am 19. März 1832, der Rebecca Wernthal, nachmals Strumpfwirker Friedrich Schreibvogel hierselbst, verstorben bier am 24. Dezember 1837, der Johanne Elisabeth Bartels, nachmals Witwe des Arbeitsmann Strauß zu Rothensee, früher verwitwet gewesene Arbeitsmann Heinemann, ver⸗ storben dastibst am 12. Rovember 1835, des Peter Heiurich Sager, Kupserschmidtgesellen hierselbst, gebürtig aus Schleswig, verstorben hier am 16. Januar 1836, der Johanne Dorothee Elisabeth Rascher, Prä bendatin im Kloster St. Gertraud hierselbst, ver storben hier am 7. Februar 1837, des Louis Longé, Knopfmachergesellen hierselbst, verstorben hier am 22. Februar 1838, des Karl Ferdinand Lücke, Kandidat der Theolo⸗ gie hierselbst, gebürtig aus Dardesheim bei Hal⸗ berstadt, welcher zwischen Gröningen und Krottorff bei Halberstadt im Schnee verunglückt und am 11. April 1837 in Gröningen beerdigt ist,
werden hierdurch vorgeladen, sich binnen 9 Monaten
und spätestens in dem peremtorischen Termine vor dem
Abgeordneten, Ober⸗Landesgerichts⸗Assessor Dr. Schmidt,
den 4. April 1840, Vormittags 10 Uhr, an Gerichtsstelle also schriftlich oder persönlich zu mel⸗ den und weitere Anweisung zu erwarten.
Im Fall die obigen Verschollenen, oder von Seiten deren Erben Niemand weder vor, noch in dem Ter⸗ mine sich meldet oder gestellet, so werden dieselben für todt erklärt und ihr Vermögen ihren zurückgelassenen bekannten Erben, in deren Ermangelung aber der sis kalischen Behörde ausgeliefert werden. Gleichermaßen, wenn für die genannten Erblasser und Erblasserinnen Erben sich nicht melden, werden die Nachlaßmassen gleichfalls der siskalischen Behörde zugesprochen und ausgeliefert werden.
Magdeburg, den 3. Juni 1839.
Königl. Land⸗ und Stadtgericht.
und Becher als Mandatarien in
5)
medicinae Tomas Großmann aus
Mahlmann.
——
aus Magde⸗
Scherz, Schmiedegeselle aus Mag⸗
unbekannten Erben
1837,
Witwe des
——
n. 86 18
8 1- 9 mn. 8 Koͤlnische Feuer⸗Versicherungs⸗Gesellschaft, sanctionirt durch Allerböchste Kabinets⸗Ordre vom 5. März d. J. Grund⸗Kapital Drei Millionen Thaler Preuß. Courant. 1 Gründer der Gesellschaft: Johann David Herstatt Salomon Oppenheim jun. & Comp. Abraham Schaaffhausen Seydlitz & Merkens Johann Heinrich Stein Amschel Mever Frh. v. Rothschild sin Frank⸗ Karl Mever Frh. v. Rothschild Zfurt a. M. Gebrüder v. Rothschild in Paris. Verwaltungs⸗Rath der Gesellschaft: Merkens, Vorsitzender, Kaufmann. Camphansen (Ludolph), Präsident der Königl. Handels⸗Kammer. Deichmann, Königl. Banquier. Du Mont (J. M.), Fabrikant. Engels (Ph.), Kaufmann. Leiden (D.), Kaufmann. Oppenbeim (Abraham), Banquier. Schnitzler, Königl. Kommerzien⸗Rath und Banquier. „ Ziegler Gheenr . Banquter. „ Kamp, Direktor. Neuß, General⸗Inspektor. Die Gesellschaft versichert mobiliare Gegenständt al; ler Art, gegen billige, fixe Prämien. aarenlager sind eben so wenig als Aerndte⸗Produkte und Vieh davon ausgeschlossen. Unterzeichneter General⸗Agent, zum sofortigen Ab⸗ schluß der Versicherungen bevollmächtigt, erbietet sich, jeder Zeit nähere Auskunft zu eriheilen. Berlin, den 15. September 1839. Der General⸗Agent für die Mark Brandenburg, S. Bleichröder, Rosenthalerstr. Nr. 44.
in
Köln.
114““
2
Kommerzien⸗Rath um
DSeettiner Dampfschifffahrt.
Das Dampfschiff Dronning Maria, Capt. Saag,
welches regelmäßig an jedem Donnerstag Mittag 12 lht
von Stettin und an jedem Montag Mittag 12 Uht von Kopenhagen abgeht, wird seine diesjährigen Fabr⸗
ten so schließen, daß es zum letzten Male am 10. Ol⸗
tober von hier und am 14. Oktober von Kopenhagen
expedirt wird. . Das Dampfschiff Kronprinzessin, Capt. B luhm, geht, wenn nicht dringende Bugsirungen eine Aende⸗ rung vorschreiben, an jedem Montag und Donnerstah Morgen von hier nach Swinemünde ab und kehn nach Maßgabe der Bugsirungen am Dienstag odet
8
Mittwoch, Freitag oder Sonnahend zurück. Stettin, den 27. Septhr. 1839. d. Lemon 1 ut.
(Herr Hessen, vom Großherzogl.
Cloud nach Fontainebleau abgereist,
am u. e gas. edn
2 8 1““]
Amtliche Nachrichten.
88 Se. Majestat der Konig haben dem Kaiserl. Russischen Vice⸗ Admiral und Gencral⸗Adjutanten Kolsakoff den Rothen Adler⸗ Drden erster Klasse, so wie dem Wirklichen Staatsrath und Di⸗ rektor des Post⸗Amts in St. Petersburg, von Prianischni⸗ koff, den Rothen Adler Orden zweiter Klasse mit dem Stern in Brillanten zu verleihen geruht. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Landrath Schlenther h vc. zu gestatten geruhe, den von des Kaisers von Rußland 4 tra
T 82
ajestaͤt ihm verliehenen St. Annen⸗Orden zweiter Klasse zu
en.
8eDes Koͤnigs Majestaͤt haben Allergnaͤdigst geruht, den bis⸗ herigen Ober⸗ Landesgerichts⸗Assessor enzel zu Oppeln zum Regierungs⸗Rath bei dem Regierungs⸗Kollegium daselbst zu be⸗ foͤrdern.
Der bisherige Fuͤrstenthumsgerichts⸗Rath Karl Ernst George Beyer zu Neiße ist zum Justiz⸗Kommissarius bei dem Stadtgericht zu Breslau und zugleich zum Notarius in dem Departement des dortigen Ober⸗Landesgerichts mit Anweisung seines Wohnorts in Breslau bestellt worden.
Bekanntmachung. Der Schluß der diesjaͤhrigen Dampfschifffahrt zwischen Greifs wald und Ystadt tritt mit Sonntag den 27. Oktober ein, an wel⸗ chem Tage das Dampfschiff zum letztenmale aus Greifswald nach Pstadt abgefertigt werden wird. Berlin, den 28. September 1839. General⸗Post⸗Amt.
— Im Bezirk der Koͤnigl. Regierunng
u Le ist dem Predigtamts⸗Kandidaten August Wilhelm Schweichler die erledigte Pfarrstelle an der evange⸗ lischen Kirche zu Schoͤnberg, Diszese Pr. Holland verliehen, der bisherige Kaplan in Braunsberg, Michael Dittrich, zum Pfarrer der katholischen Kirche zu Peterswalde, Kreises Heils⸗ berg, ernannt, und zu der erledigten Pfarrstelle an der katholi⸗ en Kirche zu Legienen, Dekanats Roͤssel, der bisherige Kaplan
schen — in Roͤssel, Joseph Rautenberg, gewaͤhlt und bestaͤtigt worden; erledigten Pfarrstelle in Bal⸗
u Marienwerder ist zu der denburg der Predigtamts⸗Kandidat Friedrich Moritz Butzke gewaͤhlt und bestäͤtigt, und die erledigte katholische Pfarrstelle zu Slawianowo durch den Pfarr⸗Administrator Pawlowski wie⸗ der besetzt worden;
zu Stettin ist der Kandidat Leopold Klamroth als
rediger zu Nemitz in der Synode Kammin, und der Kandidat
Friedrich Wilhelm Julius Wentz als pastor acjunctus in Priemhausen, Synode Stargard, angestellt worden;
zu Breslau ist der bisherige Pastor Bartsch zu Ransen, Kreis Steinau, zum Pastor in Mollwitz, Kreis Brieg, der Pa⸗ stor Mosler zu Wischuͤtz zum Pastor in Cainowe, Kreis Treb⸗ nitz, und der bisherige Kaplan Ressel zum katholischen Pfarrer in Thauer, Kreis Breslau, ernannt worden;
zu Liegnitz ist der Predigtamts⸗Kandidat Roͤsler als Pa⸗ stor zu Nieder⸗Bielau, Goͤrlitzschen Kreises, bestaͤtigt worden;
zu Oppeln ist der zeitherige Pfarr⸗Administrator Joseph Stachly zu Rogau zum Pfarrer in Sackrau, Kreis Kosel, er⸗ nannt, der zeitherige katholische Pfarrer Anton Peterknecht u Alt⸗Kosel hat die Pfarrstelle in Schlawentschuͤtz, der zeitherige sacholische Pfarrer Ludwig Markefka zu Boguschuͤtz die Pfarr⸗ stelle zu Myslowitz, Kreis Beuthen, erhalten und der zeitherige Kaplan Franz Drost in Oppeln ist zum katholischen Pfarrer in Rogau, Kreis Ratibor, ernannt worden;
zu Erfurt ist die katholische Pfarrstelle zu Ecklingerode und Brehme, im Kreise Worbis, dem bisherigen Pfarrverweser zu Silberhausen, Joseph Klingebiek, uͤbertragen, und der bis⸗ herige Pfarrverweser zu Melchendorf, im Kreise Erfurt, An⸗ dreas Drieselmann, zum katholischen Pfarrer in Hochheim, im genannten Kreise, ernannt worden;
zu Arnsberg ist der Kandidat Albert Spiritus als der groͤßern evangelischen Gemeinde zu Werdohl, im Kreise Altena, bestaͤtigt worden; 4
zu Koͤln ist die erledigte katholische Pfarrstelle zu Junkers⸗ dorf dem bisherigen Vikar zu Eschweiler, Johann Jakob Schlebusch, verliehen worden; I1
zu Koblenz ist dem Pfarrer Weinmann zu Biebernheim die erledigte evangelische Pfarrstelle zu Bockenau uͤbertragen worden.
ngs-Nachrichten. VE14“
Nußland und Polen. Warschau, 29. Sept. Se. Mafestaͤt der Kaiser haben zur Unrerstuͤtzung derjenigen Einwohner des Koͤnigretchs, welche durch die letzten Uebersch vemmungen Schaden gelitten haben eine umme von 50,000 Fl. angewiesen. Der General der Infanterie, Graf Toll, ist in Warschau
angekommen. 8 Auf den letzten hiesigen Maͤrkten zahlte man fuͤr den Kor⸗ ez Roggen 11 ½ Fl, Weizen 241 ⁄15 Fl., Gerste 13 Fl. und
5 afer Fl.
Zeitu
Frankreich. Paris, 28. Sept. Der Koͤnig ist gestern Abend von St. . wo er 12 bis 14 Tage 2 bleiben gedenkt. — Der Conseils⸗Praͤsident hat sich heute ebenfalls nach Fontainebleau begeben.
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Gestern ist es der Polizei gelungen, einige von den Perso⸗ nen zu verhaften, die in der letzten Zeit aufruͤhrerische Plakate an den Straßenecken anschlugen.
Herr Basse, Maire der Stadt Mans, hat am 23sten d. M. dem Praͤfekten des Sarthe⸗Departements seine Entlassung ein⸗ gereicht.
Die Regierung publizirt heute nachstehende telegraphische De⸗ pescheaus Narbonnevom 26. September: „Am 28stenist St. Juan⸗ de⸗las⸗Abadesas durch Segara besetzt worden. Das Fort Cam⸗ predon hielt sich noch am 2sten d. Der Graf von Espana stand bei Olot; der General Carbo bei Wich. Valdez hatte sich am l6ten von Manresa nach Cervera begeben. Der Komman⸗ dant von Campredon meldet, daß die Karlisten sich am 2ästen Abends eneehes und den Angriff auf das Fort aufgegeben haben. Valdez ist am 22sten mit seinen Truppen von Wich auf⸗ gebrochen, um nach Berga zu marschiren.“
Waͤhrend des Buͤrgerkrieges in Spanien hat die Karlistische Armee nach einander sechs Ober⸗Befehlshaber gehabt: Zumala⸗ carreguy, der auf dem Schlachtfelde starb; Moreno, der kuͤrzlich in Vera von seinen Truppen ermordet worden ist; Eguia, Villa⸗ real, der Infant Don Sebastian, die sich gegenwaͤrtig in Frank⸗ reich befinden, und Maroto. — Die Armee der Koͤnigin hatte in derselben Zeit sieben Ober⸗Befehlshaber: Saarsfield, der in Pampelona ermordet wurde; Valdez, der gegenwäaͤrtig in Ca⸗ talonien kommandirt; Quesada, der in Madrid ermordet wurde; Rodil, Mina, der in Barcelona starb; Cordova und Espartero.
Vor einiger Zeit schwebte vor dem Assisenhofe des Ain⸗De⸗ partements der Prozeß des Notarius Peytel, der um so mehr Aufsehen machte, da Peytel fruͤher Mit⸗Redacteur eines Pariser Journals gewesen war, und uͤberhaupt in dem Rufe eines recht⸗ sichen Mannes gestanden hatte. Der Assisenhof hat Peytel der Ermordung seiner Frau und seines Dieners fuͤr schuldig erklaͤrt und zum Tode verurtheilt. Dieser doppelte Mord, der auf einer Reise, unter dem Vorgeben eines raͤuberischen Ueberfalls, began⸗ gen seyn soll, waͤre geschehen, um sich einer Summe Geldes, uͤber die seine Frau zu verfuͤgen hatte, zu bemaͤchtigen. — Gleich nach⸗ dem dieses Urtheil in Paris bekannt wurde, erbat sich der be⸗ kannte Schriftsteller, Herr von Balzac, die Erlaubniß, Peytel im Gefaͤngnisse besuchen zu duͤrfen, und von seiner Unschuld uͤber⸗ eugt, laͤßt er jetzt zu dessen Rechtfertigung eine Reihe von Brie⸗ fen in den hiesigen Journalen erscheinen. Der Cassationshof, an den Meytel appellirt hat, wird sich binnen kurzem mit dieser Sache beschaͤftigen.
Der Constitutionnel sagt: „Die Akte, durch welche die Franzoͤsische Regierung die neue Republik Texas anerkennt, ist vorgestern von dem Marschall Soult unterzeichnet worden. Nichts zeugt ohne Zweifel besser von einer richtigen Politik als eine Re⸗ gierung de facto, die fest und gut organisirt ist, schnell anzuer⸗ kennen; aber ein solcher Beschluß muß immer mit dem allgemei⸗ nen Interesse des Landes uͤbereinstimmen, und es ist ein großer Fehler, wegen der eventuellen Vortheile einer zu eiligen Anerken⸗ nung unsere Verbindungen mit einer anderen bedeutenderen Re⸗ gierung aufs Spiel zu setzen. Texas war noch vor kurzer Zeit ein integrirender Theil der Mexikanischen Republik. Es hat sich gewaltsam von derselben getrennt, und obgleich die Mexikanische Regierung fuͤr den Augenblick darauf Verzicht geleistet zu haben scheint, sich es durch die Gewalt der Waffen wieder zu unterwer⸗ fen, so hat sie doch ihre Rechte nicht aufgegeben, und kann von einem Augenblick zum andern die verungluͤckten Versuche des Ge⸗ nerals Santana wieder erneuern. Dieser Umstand brauchte aller⸗ dings Frankreich nicht zu verhindern, die neue Republik anzuerken⸗ nen; aber es ist daß diese Demonstration unserer Regierung in Mexiko sehr uͤbel aufgenommen werden wird, und der Ausfuͤhrung des mit diesem Lande abgeschlossenen Vertrages neue Schwierigkeiten entgegenstellen kann. Uebrigens ist der Zu⸗ stand der Republik Texas, wenn wir anders gut unterrichtet sind, nichts weniger als zufriedenstellend. Das Land ist der Zufluchts⸗ ort von dem Abschaum der Amerikanischen Bevoͤlkerungen gewor⸗ den, und seine gegenwaͤrtige Lage gewährt durchaus keine hinrei⸗ chenden Buͤrgschaften fuͤr unsere Handels⸗Verhaͤltnisse. Wenn man den kommerziellen Interessen Frankreichs ernstlich nuͤtzen will, so giebt es etwas Besseres zu thun, als ihm so zweifelhafte und unsichere Abzugswege zu eroͤffnen: Man vernichte die Zoll⸗Bar⸗ rieren, die uns von unseren Nachbarn trennen. Wenn man in dieser Hinsicht liberal seyn will, so moͤge man es in Wien und Berlin seyn; aber man gebe doch um Gotteswillen senes bekla⸗
enswerthe und laͤcherliche System auf, sich 18 rk zu zeigen, auf Kosten der kleinen Staaten und sogar auf Kosten der Franzöͤsi⸗ schen Interessen.“
Boͤrse vom 28sten. Den neuesten Nachrichten aus Lon⸗ don zufolge, fuͤrchtet man daselbst, daß die Bank von England bald genoͤthigt seyn werde, die Einloͤsung ihrer Noten in klingen⸗ der Muͤnze einzustellen. g au die hiesigen Fonds, indeß gab man sich alle Muͤhe, die Course derselben du halten, und das Fallen war daher nur unbedeutend. — Die Spanische aktive Schuld ging im Laufe der Boͤrse bis auf 30 zuruͤck, schloß aber zu 30 ¾.
Die Ernennung einer lichen Gesandtschaft giebt dem Journal des Débats zu fot⸗
seine Verhaͤltnisse zu Europa Anlaß:
„In wenigen Tagen wird eine von Aerjten, Gelehrten, Offizieren und Künstlern begleitete Gesandtschaft nach Persien abgehen. Die po⸗ litischen Verhältnisse, welche die Anwesenheit einer ö Lega⸗ tion am Persischen Hofe nothwendig machen, sind bekannt genug und sollen hier nicht weiter erörtert werden; aber auch im Interesse unserer Industrie kann sie von dem allergrößten Nutzen seyn, denn Persien ist, sowohl durch seine geographische Lage, als auch durch den Reich⸗ thum seiner Erzeugnisse und seiner Bewohner ein für den Handel über⸗ aus günstig Fekesennse Land. Wenn man eine Karte von Asien 1— Hand nimmt, und die Verbindungswege aufsucht, welche die reichsten
heile dieses Welttheils, der fünf⸗ bis sechsmal ürößer und dreimal be⸗ völkerter als Europa ist, mit einander verbindet, so wird man finden, daß alle diese Communications⸗Straßen, wie in ein gemein⸗
zusammenlaufen, die
foheftliches Centrum, auf der Hochebene
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sich vom Kaspischen Meer bis zum Himalapa⸗Gebirge und vom Persischen Meerbusen bis zu dem Gebirgszuge von Hindu⸗Kutsch erstrect. Wenn sich die zweihundert Millionen, welche Indien bewoh⸗ nen, mit der dreihundert Millionen großen Bevölkerung Chinas in Verbindung setzen wollen, oder wenn Indien mit Rußland, dem Euphrat und dem Mittelmeer in Verkehr treten will, welches heutiges Tages die Hauptstraße des Europäischen Handels mit Asien ist, so ist man ge⸗ nöthigt, diese Hochebene zu durchschneiden, die die wahrhafte Karavanse⸗
rei der nomadistrenden Asiaten ist. Von hieraus breitete sich, den histo⸗ rischen und philologischen Werken zufolge, die der Stolz unserer Zelt sind, das Menschengeschlecht über den Erdboden aus, auf diesem Wege ogen alle große Völkerwanderungen und Eroberer einher, die in der Heschichte Asiens glänzen, von den fabelhaften Zeiten des Sesostris bis auf Cvrus und Alexander, und später die Araber, Dschingischan,
die Türken, Tamerlan, die Mongselen und zuletzt Nadir⸗Schach. Heute stehen sich auf demselben Schauplatze die beiden großen Mächte gegen⸗ über, die diesen großen Erdtheil angegriffen haben, und beobachten sich, bevorsie sich Schlachten liefern, die für das menschliche Geschlecht von unbe⸗ rechenbarenFolgen seyn werden. In einem Lande, wo derLauf der Straßen und
der Ströme so viele Menschen von den verschiedensten Ländern zusam⸗ menführt, muß zwischen diesen ein großer Austausch stattfinden. Ob⸗ leich dieser durch die von Räuberhorden unsicher gemachten Straßen,
so wie durch die Ungereimtheiten oder Beschränktheit der Regierungen
oft große Hindernisse gefunden hat, so wird man um so eher sich einen Begriff von der Wichtigkeit dieses ausgedehnten Marktes machen kön⸗ nen, wenn man erwägt, daß das Land, trotz der eben gerügten Män⸗ gel, an allen seinen Küsten von der Europaäischen Industrie beherrscht ist; daß es ausschließend zum Verkehr der Astiatischen Völkerschaften dient, daß diese Volker in der Schifffahrtskunst ganz unerfahren, und andererseits von einer steten Reiselust beseelt sind; und daß endlich der Handel dieses durch seine Lage so außerordentlich begünstigten Landes sich hauptsächlich in den Händen der intelligentesten Nationen der alten Welt, der Juden, Armenier und Hindu's besindet. Wir beharren nicht eifrig daraüf, die besonderen Talente der Juden, dieser Ersinder der Wechsel herauszustellen, wir thun bloß dar, daß, da sie über die ganze Erd oberfläche verstreut sind, sie bis in das Innere von China getrieben wurden, wo sich Spuren ihrer Eristenz vorfinden, aher wir erbitten uns einige Auf⸗ merksamkeit fuͤr dasjenige, was wir über die Armenier und Hindu’s zu sagen haben. Als Bewohner eines Landes, das auf dem Wege al⸗ ber der Eroberer lag, die Asien revolutionirten, und zum großen Thei zu dem Christenthum sich bekennend, hatten die Armenier fast dasselbe. Schicksal, als die Juden. Besiegt und unterjocht von Völkerschaften, die niemals einen Unterschied zwischen Gewalt und Recht machten, konnten die Armenier nie daran denken, Ackerbau zu treiben, oder sich durch Grundeigenthum zu bereichern; es blieb ihnen deshalb nur übrig, sich, wie die Juden und Griechen, dem Handel zuzuwenden, und gleich diesen ist es ionen gelungen, sich einen großen Ruf durch ihre kauf⸗ männische Gihniclücbten zu erwerben. Man kennt das berühmte, in der Levante einheimische Sprüchwort: „Man braucht zwei Juden um einen Griechen, und zwei Griechen um einen Armenier zu machen.“ Auch sind sie bis zu den neuesten Zeiten die Bauquiers und Finan⸗ ciers des Türkischen Reiches gewesen; sie waren es ausschließlich, welche die Cautionen herbeischafften, die die zu Gouverneuren der verschiedenen Provinzen ernannten Pascha's stellen mußten, sie besorgten die Geld⸗ Lieferungen in Konstantinopel und erhoben die Abgaben in den Pa⸗ schaliks. Um eine solche Stellung lange zu behaupten, mußte ihr Ver⸗ kehr sicher und ausgebreitet seyn; sie operirten auf einem großen Ge⸗ biete, von Tunis bis Bagdad, von Belgrad bis Erzerum, und standen im Geschäftsverkehr mit einer Regierung, die sich durch ihre Habsucht und ihre Intriguen bemerklich machte, und die sie endlich in den trau⸗ rigen Zustand versetzte, worin wir sie jetzt erblicken. In dem Eifer sei⸗ ner Reformen hat der Sultan Mahmud auch das Finanz⸗Sbvstem sei⸗ nes Reiches geändert; er hat das alte umgestürzt, ohne es gehörig er⸗ setzen zu können, und die Armenier sind von dem Kaiserlichen Schatz entfernt worden. Dennoch nimmt man auch jetzt noch bei bedeutenden Verlegenheiten Zuflucht zu ihnen, die meisten Pascha's haben sie als ihre Banauiers beibehalten, und sie sind noch immer die reichsten Han⸗ delsleute in Konstantinopel; ja, die Armenier sind noch jetzt die größ⸗ ten Unternehmer des Handels zwischen der Türkei, den Häsen des Schwarzen Meeres, Georgien, R ißland und Persien. Aber auch von dieser Seite ist ihr Geschäft sehr beschränkt worden. In der That war Armenien der Schauplatz aller Kriege, die in den letzten zwanzig Jahren im Osten des Schwarzen Meeres geführt wurden. Dazu kamen sürch die permanente Insurrection in Kurdistan und im Kankasus, die Blokade der Küste von Sabazien und die Verbote Rußlands, dte ih⸗ rem Handel Beschränkungen in diesen Gegenden auflegten. Dagegen hat man den Armenier nie unthätig geseben, wenn sich eine günstige Gelegenheit zu Speculationen darbot; sie gehörten zu den reichsten Kaufleuten, welche die Messen zu Tiflis, Nischnei⸗Nowgorod und selbst Leipzig besuchten: man weiß, in welchem Ansehen sie in Wien und in den Oesterreichischen Staaten standen; man begegnet ihnen bei den Karavanen, die sich von Persien uach Bucharest und von Bucharest nach den Gränzen von China begeben, oder die über Kabul und Kan⸗ dahar bis in den Norden von Indien hinabztehen. Als der berühmte
Diese Nachricht wirkte unguͤnstig auf
nach Persien bestimmten außerordent⸗
genden ausfuͤhrlichen Betrachtungen uͤber jenes Land und uͤber
Englische Reisende, Burnes, von den grausamen Bewohnern von
Chunduz für einen Christen erkannt wurde, rettete er nur dadurch sein
Leben, daß er sich für einen Armenier ausgab. So sieht man die Armenier ihre Geschicklichkeit in Geschäͤften glänzend dekumentiren, bis nach Aegvpten hinauf, wo der Berühmteste unter ihnen, Boghos⸗Bev, der eigentliche Schöpfer aller Hülfsquellen ist, welche Mehmed Ali zu Gebote stehen. — Die Hindu⸗Kauflente, aus dem Geschlechte der Brahmanen, die aus dem Norden von Hindostan berstammen, sind uns weit weniger bekannt. Jm⸗ Gegensatz zu den Armeniern, die sich vorzugsweise im Westen von Asien und den an⸗ gränzenden Ländern beider Kontinente ausbreiteten, haben die Hindu’s dem Osten Asiens, Kabul, Buchara, Thibet und China den Vorzug ge⸗ geben. Die Nachrichten, welche uns über den Handel derselben, na⸗ mentlich in den beiden letztgenannten Ländern, zugingen, sind so unzu⸗ reichend, daß man ihnen keine Wichtigkeit beilegen kann; aber wenn dort, wie fast anderswo überall⸗ die Religion dem Handel einen mert⸗ würdigen Impuls gegeben hat, so kann man annehmen, Daß dort be⸗ deutende Geschäfte gemacht werden. Man weiß, daß der Buddhismus, der in Indien geboren ward, in Thibet das Uebergewicht erlaugte, und man zählt mehr als 50 Millionen Chinesen, die sich 8 diesem Glau⸗ ben bekennen. Was wir indessen von diesen Handeleleuten wissen, ist ausreichend, uns zu beweisen, daß sie ein eben so großes und reiches Terrain zu ihrer Dispositton haben, als ihre Armenischen Nebenbuhler. Wir führen hier nur zwei Beispiele an, die außerdem noch den Vor⸗ theil haben, zu beweisen, daß die Indier ihre Speculationen auch his auf den Westen ausdehnen. Im Jahre 1812 erfuhr die Englische Re⸗ jerung in Calcutta, durch Vermittelung dieser Handelslente, zuerst die Nachricht von der Schlacht an der Moskwa und die Verbrennung Moskau's. Im Jahre 1833 traf Herr Burnes in Kabul aus Singa⸗ pore gebürtige Indus, die ihm einen Wechsel, den er auf einen Agen⸗ ten der Englischen Regierung in Indien zog, auszahlten, und ihm nach seiner Auswahl die Summe in Holländischen Dukaten (die besonders
in Rußland coursiren), oder in Tratten auf Nischne Nowgorod, Astra⸗