1839 / 281 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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waren aber nachlaͤssig und warteten meist, bis der Markt sehr

Konvertirung der Mexikanischen Schuld in einen neuen konsoli⸗

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B— Noten nicht mehr baar bezahlte, so wuͤrden sie auf der

telle im Werthe sinken; Jedermanns Eigenthum wuͤrde dar⸗ unter leiden, alle Kontrakte wuͤrden dadurch veraͤndert und jeder Glaͤubiger um einen Theil seiner ausstehenden Schuld 25 werden, denn er haͤtte eine gewisse, so und so viel Unzen Era⸗ des repraͤsentirende Summe ausgeliehen und wäͤre 9v 2 * fuͤr eine nominell zwar gleiche, aber in der That —5 Iꝙ Summe revpraͤsentirende Zahlung anzunehmen, lle S schaͤfte mit dem Auslande wuͤrden eben solche Oeörungen denn da der Auslander nicht genoͤchigt ist, . u nehmen, so wuͤrde eine groͤßere Summe in 7 2 8 eg 8. um eine Schuld in Franken zu bezahlen, we fu 8n X2₰ ringere Summe von Franken fuͤr eine Schuld * 8 ling in England noͤthig waͤre. Die Regterung Ar ch dis Englischen Bank nicht so leicht ein solches Privi ev gen, wenn auch die Bank⸗Direktoren nicht gerade a geneigt dage⸗ gen seyn moͤchten. Die Direktoren, als Koͤrperschaft, wuͤrden der individuellen Schmach entgehen, die in aͤhnlichem Fall jedes an⸗ dere Bank⸗Institut treffen muͤßte, denn ihnen wuͤrde die betraͤcht⸗ liche Schuld, welche ihnen die Regierung schuldig ist, als Ent⸗ schuldigung dienen; aber es ist nicht einzusehen, warum der Eng⸗ lischen Bank eine Handlung des Bankerotts eher gestattet seyn sollte, als irgend einer anderen. Warum sollten die Bank⸗Direk⸗ toren nicht dieselben Anstrengungen und Opfer haben aufbieten

muͤssen, su denen Privat⸗Banquiers sich genoͤthigt gesehen haͤtten, um das Uebel abzuwenden? Daß sie dies aber nicht gethan, da⸗ von haben wir nur zu deutliche Beweise in der letzten von der

Bank publizirten Viertehahres⸗Uebersicht, die eine betraͤchtliche Vermehrung der Depositen ergab, waͤhrend der Vorrath an Bar⸗ ren bedeutend abgenommen hatte. Im September 1838 gab der Bericht die Depositen auf 22,846,006, die Barren auf 9,515,000 Pfd. an. In diesem September aber belaufen sich die Deposi⸗ ten auf 25,936,000 Pfd. und die Barren nur auf 2,816,000 Pfd., also die Zunahme der ersteren auf 3,970,000 und die Abnahme der letzteren auf 6,800,000 Pfd. Im verflossenen Mai war die Bank schon gewarnt genug; damals betrugen die Deposita 23,112,000 und die Barren 6,023,000 Pfd., was also in sechs Monaten bereits eine bedeu⸗ tende Zunahme der Depostten und eine bedeutende Abnahme der Barren ergab und den Direktoren hinlaͤnglich andeuten konnte, wie es erst seyn wuͤrde, wenn fuͤr die enorme Menge von einge⸗ fuͤhrtem Getraide baare Zahlung u leisten wäre. Haͤtten die Direktoren nur mit gewoͤhnlicher Klugheit gehandelt, so wuͤrden sie darauf bedacht gewesen seyn, ihre Hepostten zu realisiren, das heißt, so oft der Markt es gestattet haͤtte, Verkaͤufe derselben un⸗ ter den festgesetzten Limiten zu veranstalten; dies wuͤrde, wenn es stach und nach geschehen waͤre, eine allmäͤlige Verminde⸗ rung der in Umlauf befindlichen Noten zur Folge gehabt haben, ohne jene Stoͤrungen und Verlegenheiten zu verursachen, die eine ploͤtzliche Verminderung stets hervorbringt. Die Bank⸗Direktoren

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gedruͤckt war, und ließen sich dann durch Furcht bewegen, mit großen Opfern zu verkaufen.“

Die Herren Lizardi und Compagnie haben an der Boͤrse an⸗ gezeigt, daß von dem Kongreß und dem Praͤsidenten Mexiko's der den Fonds⸗Inhabern im Jahre 1837 gemachte Vorschlag zur

dirten Fonds bestaͤtigt worden. Lord Hawarden und Herr Maude haben beschlossen, eine

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Koße Menge von Protestanten auf ihren Guͤtern in der Graf⸗ schaft Tipperary anzusiedeln, um den uͤberwiegenden katholischen Einfluß in dieser bedeutenden Irlaͤndischen Grafschaft zu neutra⸗ lisiren, wo auch der neue Lord⸗Lieutenant schon in Mißkredit ge⸗ kommen ist, weil er sich auf seiner letzten Rundreise geweigert, eine Adresse der Radikalen von Clonmel anzunehmen.

Aus den Irlaͤndischen Provinzen sind seit Freitag ziemlich guͤnstige Nachrichten uͤber die Aerndte eingelaufen, besonders aus den Grafschaften Meath, Westmeath, Antrim, Louth und Down. Von Limerick, Derry und Donegal gehen indeß noch immer Kla⸗ gen uͤber die unguͤnstige Witterung ein.

Die Tories haben es sehr uͤbel vermerkt, daß der Lord⸗Lieute⸗ nant von Irland bei der Inauguration des neuen Lord⸗Mayors von Dublin, Sir Nicholas Bond, am 30sten v. M., als der Recor⸗ der in seiner Anrede ihn des energischsten Beistandes der Corpo⸗ ration bei der Unterdruͤckung jedes Versuchs zur Aufloͤsung der Union versicherte, auf diese Aeußerung in seiner Antwort gar keine

Ruͤcksicht nahm, sondern vielmehr einem Repeal⸗Verein, der Du⸗

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bliner Handwerker⸗Association, noch ein Kompliment machte, in⸗ dem er sie wegen des Eifers belobte, womit sie sich den von den Chartisten auch in Dublin versuchten Umtrieben entgegengestellt.

Die Times will wissen, daß die neuerdings gemachten Ver⸗ suche, einen Handels⸗Vertrag zwischen England und der Republik Haiti abzuschließen, nicht den gewuͤnschten Erfolg gehabt haͤtten.

Aus Lissabon vom 23. September wird der Times ge⸗ schrieben: „Die Polizei hat die Haͤupter der letzten Miguelisti⸗ schen Verschwoͤrung noch nicht entdeckt. Zwar sind Briefe mit falschen Signaturen aufgefunden worden, ihr Inhalt war jedoch nicht klar genug, um darauf hin die Personen, bei denen man sie fand, zu verhaften. Das Ministerium ist noch immer im statu quno. Man hat mehrere ausgezeichnete Männer aufgefor⸗ dert, ein neues Kabinet zu bilden. Es sind in dieser Hinsicht dem Marquis von Saldanha, den Herren Rodrigo Fonseca und

den beiden Magelhaes Anerbietungen gemacht worden, sie haben

sich aber geweigert, unter so kritischen Umstaͤnden die Leitung der Angelegenheiten zu uͤbernehmen. Der Graf von Villareal und

der Graf von Lavradio haben es auch abgelehnt, sich in der Ei⸗

genschaft eines außerordentlichen Gesandten nach Brasilien zu be⸗

geben, um einen Handels⸗Traktat mit diesem Lande zu negoziiren. Die Regierung ist daher in großer Verlegenheit.“

Nach der Morning Chroniele find die von der Britischen Regierung abgesendeten Feldmesser, welche die streitige Graͤnze zwischen Neubraunschweig und Maine untersuchen sollen, jetzt am Aroostook. Es hat ein hoͤflicher Briefwechsel zwischen Sir J. Harvey und dem Gouverneur Fairfield uͤber diesen Gegenstand

stattgefunden, und der Letztere hat versprochen, dem Unternehmen alle Unterstuͤtzung angedeihen zu lassen.

1 Unter diesen Umstaͤnden, setzt das genannte Blatt hinzu, lasse sich eine guͤnstige Loͤsung der

streitigen Frage hoffen.

Die Eroberung von Aden duͤrfte, der Times zufolge, um einen

theuern Preis erkauft seyn. Es sey, bemerkt dieses Blatt, ziemlich klar,

daß der Besitz der Festung das einzige Ergebniß der Unternehmung blei⸗ ben werde, und daß sich die Besatzung, bis man weitere Bewegun⸗ gen mache, in der traurigsten Lage befinde. Ein Schreiben eines Offiziers der Besatzung aͤußert sich also: „Denken Sie sich den Krater des Aetna vergroͤßert und das Innere mit Grabsteinen und den Ueberresten von Huͤtten angefuͤllt, nirgends einen Baum

oder einen Strauch, vulkanische Felsen und Huͤgel auf drei Sei⸗

ten und auf der vierten das Meer als der einzige Ausgang aus

diesem Golgatha.

In diesen Abgrund sind wir von den wilden Stämmen, die uns umgeben, eingezwaͤngt, welche, im Besitze der anliegenden Kuͤste, uns alle Verbindung abschneiden. Seit

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ste einen unserer Leute skalpirt und ermordet haben, sind wir auf die verfallenen Mauern beschraͤnkt, welche uns von unsern freund⸗ lichen Nachbarn trennen.“ 1 1 2 Nach Verichten aus Suͤd⸗Australien vom 6. Mai herrschte dort große Aufregung in Folge mehrerer Mordthaten, welche die Schwarzen gegen Kolonisten veruͤbt hatten. Der Kolonial⸗Se⸗ cretair hatte eine Proclamation erlassen, worin er verbot; den Eingebornen Lebensmittel zu verabreichen, bevor sie die Schul⸗ digen ausgeliefert; erst als sie dies gethan, ließ man ihnen wie⸗ der Vorraͤthe zukommen. Etwa 50 Englische Meilen suͤdlich vom Fort Adelaide war ein sehr fruchtbares Flußgebiet entdeckt wor⸗ den, welches man nach dem Entdecker Flaxman⸗River benannte.

Belgien.

Bruͤssel, 4. Okt. Die energischen Maßregeln, die unsere Regierung und namentlich der Kriegs⸗Minister ergriffen hat, ha⸗ ben den Unruhen in Gent sehr bald ein Ende gemacht. Die Minister halten häͤufige Konferenzen, denen der Koͤnig praͤsidirt, und man vermuthet, daß sie ausschließlich die Genter Angelegen⸗ heit zum Gegenstande hatten.

Gent, 4. Okt. Das Organe des Flandres enthaͤlt fol⸗

gende neuere Nachrichten uͤber die Genter Wirren: „In der ver⸗

gangenen Nacht haben, in Folge der von den Civil⸗ und Mili⸗ tair⸗Behoͤrden ergriffenen energischen Maßregeln, keine neue Un⸗ ruhen stattgefunden. Es war Befehl gegeben worden, die Gar⸗ nison betraͤchtlich zu verstaͤrken, und es kam daher ein Bataillon

des 11ten Linien⸗Regiments von Termonde; heute sind nur noch

eine Escadron Kuͤrassiere von Audenarde, das erste Jaͤger⸗Regi⸗ ment von Antwerpen und das zweite Bataillon des zwei⸗ Jaͤger⸗Regiments zu Fuß von Mecheln hier einge⸗ ruͤckt. Die achte reitende Batterie und die zweite Escadron des zweiten Kuͤrassier⸗Regiments, die hier durchmarschirten, sind bis auf weiteren Befehl hier zuruͤckgehalten worden. An⸗ dererseits hatte die Proclamation des Kollegiums der Buͤrger⸗ meister und Schoͤffen die beste Wirkung hervorgebracht. Die Urheber der Unordnungen wußten dies sehr wohl, denn waͤhrend der Nacht wurden die Proclamationen an verschiedenen Orten abgerissen. Gestern Abend fanden viele Verhaftungen statt und 62 Personen, unter denen ohne Zweifel eine große Anzahl Neu⸗ gieriger, wurden in die Citadelle abgefuͤhrt, wo sie heute von dem Koͤnig⸗ lichen Prokurator verhoͤrt wurden. Heute fruͤh wurde in der Fabrik des Herrn Scribe ein Versuch gemacht, die Ruhe zu stoͤren, indem sich ein Volkshaufe dorthin begab, um die friedlichen Arbeiter zu verhindern, illre Arbeit Löe; Die hiervon unterrichtete Behoͤrde sandte sofort Kavallerie und Infanterie dorthin, welche die Menge auseinander trieben. Da das Volk gedroht hatte, die Fabrik des Herrn Scribe in Brand zu stecken, so befahl er, die Arbeit einzustellen und der Kommandant ließ das Haus durch Linientruppen besetzen. Zur Vorsicht war dem Kraͤuterhaͤnd⸗ lern, die auf dem Platze Sainte Pharaide zu sitzẽn wflegen, anbefoh⸗ len worden, ihren Kram auf dem K raͤutermarkt aufzuschlagen. Auf dem erstgenannten Platze, so wie auf dem Freitagsmarkte stehen Li⸗ nien⸗Truppen und Kavallerie, und auf dem letzteren ist man be⸗ schaͤftigt, das Pflaster und die Laternen wiederherzustellen. Es ist eine imposante Militairmacht aufgestellt und jedes Stillstehen streng verboten worden. Heute fruͤh bildeten sich auch noch Gruppen vor den Fabriken der Herren van den Bulcke, de Ruyck und Brasseur, um das Arbeiten in denselben zu verhindern. Die Fabrikanten hielten es fuͤr zweckmaͤßig, ihre Werkstaͤtten zu schließen. Zwei Schwadronen Kavallerie und einige Bataillone Linien⸗Truppen mit drei Kanonen bivonakiren auf dem Waffenplatze, wo sich auch ein zahlreicher Generalstab befin⸗ der. Man sieht uͤbrigens nirgends mehr jene drohenden Grup⸗ pen von Arbeitern, die noch gestern die Straßen durchzogen und überall Unordnung und Schrecken verbreiteten. Wir hoͤren, daß ein junger Mann von 16 Jahren, Namens van de Vyvere, der gestern verwundet wurde, heute fruͤh im Hospital gestorben ist. Das Kollegium der Buͤrgermeister und Schoͤffen hat auf heute Nachmittag eine Kommission der Baumwollen⸗Fabrikanten zusammenberufen, um sich mit ihr uͤber die zur Sicherung der oͤffentlichen Ruhe zu er⸗ greifenden Maßregeln zu berathen. Auch ist eine Adresse an den Koͤnig abgesandt worden, um die Reclamationen der Gewerbtrei⸗ benden zu unterstuͤtzen. Die Civil⸗ und Militair⸗Behoͤrden ver⸗ dienen fuͤr ihren Eifer, ihre Thaͤtigkeit und Energie, die sie bei Wiederherstellung der oͤffentlichen Ruhe entwickelten, das groͤßte Lob. Die Generale Clump und Malherbe, der Kommandant van den Poele, haben sich so zu sagen vervielfaͤltigt, um den Dienst zu sichern; der Letztere zeigte sich uͤberall, wo Gefahr vor⸗ handen war.“ 8

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Muͤnchen, 4. Okt. Der Inspektor unserer Erzgießerei, Stieglmayr, kam gestern von Salzburg zuruͤck, wo er mit Schwanthaler zusammentraf, und mit diesem und dem dortigen Comité fuͤr das Mozart⸗Denkmal uͤber Anfertigung und Aufstel⸗ lung dieses Denkmals Ruͤcksprache nahm. Schwanthaler wird das Modell herstellen und Stieglmayr den Guß besorgen, und so duͤrste binnen ein paar Jahren dem allgemeinen Wunsche ent⸗ sprochen seyn, daß Salzburg, die Geburtsstadt Mozart's, ein ehernes Standbild seiner Person erhalte, das die Bewunderung und Verehrung, die Deutschland seinem ersten dramatischen Ton⸗ dichter zollt, der Nachwelt uͤberliefert.

Der Bayerische Gesandte am Großbritanischen Hofe, Frei⸗ herr von Cetto, befindet sich seit vorgestern in Muͤnchen.

Leipzig, 7. Okt. Unser Koͤnig, von seiner Reise an die Hoͤfe von Weimar und Koburg bereits am 5ten d. M. Abends zuruͤckerwartet, hat Sich, am fruͤhen Morgen des 6. Oktober angelangt, hier nicht aufgehalten, sondern ist mit der gewoͤhnlichen Dampfwagenfahrt fruͤh 6 Uhr sogleich nach Dresden abgegangen.

Die regelmaͤßigen Dampfwagen⸗Fahrten zwischen hier und Dresden, deren Einnahme vom 22. bis 28. September in 32 Fahrten 10,417 Rthlr. 20 Gr. betragen hatte, haben in der neue⸗ sten Zeit vom 29. September bis 5. Oktober durch Personen⸗ Transport und Guͤter 16,017 Rthlr. eingetragen. Dennoch ge⸗ winnen die Eisenbahn⸗Actien keinen hoͤheren Cours als 90 ½ pCt., und die Gesellschaft sieht sich veranlaßt, ein Anlehen von einer Million Thaler zu 3 ½ pCt. jaͤhrlicher Zinsen zu machen, um die Kosten des zweiten so noͤthigen Geleises und diejenigen bei dem Baue der Magdeburg⸗Halle⸗Leipziger Bahn bis zur Preußischen Graͤnze zu decken. P an

eber den Erfolg der jetzigen Michaelis⸗Messe laͤßt sich der⸗ malen, wo wir kaum den dritten Theil der Meßzeit hinter uns haben, kein bestimmtes Urtheil faͤllen. In einzelnen Waaren⸗ Branchen, wie in Tuchen, Leder, Seide, Englischen Manufaktur⸗ Waaren, Leinwand, Luxus⸗Artikeln verschiedener Art sind manche eintraͤgliche Geschaͤfte gemacht worden, wenn auch nicht immer

gegen baares Geld, das uͤber die Gebuͤhr zuruͤckgehalten wird.

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gewesen.

Nordischen Winkel Deutschlands liegt,

en sonst schwunghaften Waaren⸗

Umsatz. 1 2 Zur naͤchsten mit dem 5. November beginnenden Staͤnde⸗

Versammlung ist vom Leipziger Kreise der Graf Hohenthal auf Puͤchau, ein sehr kenntnißreicher Rittergutsbesitzer, zum Mit⸗ gliede der ersten Kammer gewaͤhlt worden.

Chemnitz, 6. Okt. Seit einiger Zeit scheint üͤber unserm Fabrikwesen kein sehr guͤnstiges Gostirn zu walten. M ch, rere Fabrik⸗Unternehmer haben sich als insolvent gezeigt, und wenn dies auch nicht von der Saͤchsischen Bobbinet⸗Actien⸗Ge⸗ sellschaft mit Bestimmtheit behauptet werden kann, so ist do kaum zu hoffen, daß der angekuͤndigten Anzahlung von 10 pCt⸗ auf die Actien derselben, zur Liquidation des Geschaͤfts, mehrere folgen werden. Die Maschinen⸗Bau⸗Gesellschaft laͤßt in ihren in unserer Naͤhe befindlichen Werkstaͤtten mit großer Thaͤtigkeit arbeiten, und wird im naͤchsten Monate zwei von der Leipzig⸗ Dresdner Eisenbahn⸗Gesellschaft bestellte Lokomotive abliefern, wo⸗ durch, falls diese gut und tuͤchtig ausfallen, das Bestehen jenes Actien⸗Vereins gesichert seyn wird. Nach Vollendung der Vor⸗ arbeiten wegen der Erzgebirgschen Eisenbahn ist zwar die Aus⸗ fuͤhrung des ganzen Plans etwas laͤnger, als gut ist, verschoben worden, doch koͤnnen wir versichern, daß dieselbe nicht aufgeho⸗ ben ist, sondern im naͤchsten Fruͤhjahre mit Energie betrieben wer⸗ den wird.

Hannover, 7. Okt. Seine Majestaͤt der Koͤnig sind gestern von hier nach Blankenburg zu einem Besuche bei dem Herzoge von Braunschweig abgereist.

Der Kriegs⸗Minister General Graf von Alten hat eine laͤn⸗ gere Urlaubsreise nach Frankreich und Italien angetreten. Waͤh⸗ rend der Abwesenheit Sr. Excellenz fuͤhrt der General⸗Lieutenant Graf Ferdinand von Kielmannsegge den Vorsitz im Kriegs⸗Mi⸗ nisterium.

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Stuttgart, 5. Okt. Der Schwaͤbische Merkur berich⸗ tet: „Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben vermoͤge hoͤchster Entschlie⸗ ßung vom 26. September Sich bewogen gefunden, den Geh. Rath von Schwab, seinem Aasuchen gemaͤß, in Ruͤcksicht auf seine gestoͤrte Gesundheit, von der demselben provisorisch uͤbertra⸗ genen Verwaltung des Justiz⸗Departements in Gnaden zu ent⸗ binden, unter Belassung in seinem Amte als ordentliches Mit⸗ glied Hoͤchstihren Geheimenrathes, sodann mittelst hoͤchster Ver⸗ fuͤgung von demselben Tage den seitherigen Ober⸗Tribunals⸗Rath von Prieser, außerordentl. Mitglied des Geh. Rathes, zum wirklichen Staatsrathe gnaͤdigst zu ernennen und demselben pro⸗ visorisch die Verwaltung des Justiz⸗Departements zu uͤbertragen.

Karlsruhe, 3. Okt. Der bisherige Praͤsident des Mini⸗ steriums des Innern, Herr Nebenius, hat dem Vernehmen nach seinen Ruͤcktritt genommen. Der seitherige Direktor der Rege⸗ rung des Mittel⸗Rheinkreises (zu Rastatt), Freiherr von Ruͤdt, wird seine Stelle einnehmen.

Wiesbaden, 4. Okt. Heute Mittags verlassen Ihre Koͤnigl. Hoheiten Erzherzog Maximilian von Este und der Erbprinz von Modena das Schloß Johannisberg, nachdem Sie durch drei Tage die Gaͤste des Oesterreichischen Staats⸗Kanzlers Vorgestern und gestern hatte der Fuͤrst mehrere der ersten adeligen Familien des Rheingaues zu einem großen Diner versammelt; auch unser Herzog stattete den Oesterreichischen Prin⸗ zen auf Johannisberg einen Besuch ab. Der Fuͤrst und die Fuͤrstin von Metternich, so wie ein Theil des diplomatischen Ge⸗ folges Sr. Durchlaucht, geben Ihren Koͤnigl. Hoheiten bis Kob⸗ lenz das Geleite am Bord des der Koͤlner Gesellschaft gehoͤrigen Dampfbootes: „der Kronprinz“, welches die Erzherzoge fuͤr die Rheinreise gemiethet haben. Der Bundestags⸗Prasidial⸗Ge⸗ sandte, Graf Muͤnch⸗Bellinghausen brachte, vom Johannisberg zuruͤckkehrend, die verflossene Nacht in unserer Stadt zu.

Oldenburg, 27. Sept. (A. Z.) Endlich ist der Bentinksche Erbschafts⸗Prozeß inrotulirt, und die Akten sind der Universitaͤt Jena zum Spruch eingesandt. Man ist hier voller Erwartung, wie das erste Erkenntniß ausfallen wird, wogegen freilich noch immer Appellation zulaͤssig seyn wird, bis zwei konforme Urtheile erfolgen. Es wird die erste Sentenz doch, aller Wahrscheinlich⸗ keit nach, einen Vergleich unter den streitenden Parteien, wenn auch nicht in der Hauptsache, doch wenigstens daruͤber herbeifuͤh⸗ ren, wie es im Unterliegungsfall mit dem besiegten Theil gehal⸗ ten werden soll. Bis jetzt hat jeder mit seinem Gegner nur auf der Basis transigiren wollen, daß er diesen abfinde, selbst aber als Inhaber des Fideikommisses anerkannt werde. Be⸗ kanntlich befindet sich der zweite Sohn des verstorbenen regieren⸗ den Wilhelm Gustav Friedrich, Gustav Adolph, nachdem sein aͤlte⸗ rer Bruder, der nach Amerika ausgewandert ist, auf die Erbfolge verzichtet haben soll, im Besitz der Herrschaften Kniphausen und Varecl. Sein Erbrecht wird ihm von seinen Bettern, den Soͤh⸗ nen seines verstorbenen Vaterbruders, Johann Karl, bestritten, weil der jetzige Besitzer unehelich von einer Leibeigenen geboren, und wenn auch durch nachfolgende Ehe legitimirt, doch nicht fuͤr successionsfaͤhig zu achten sey, und der Stifter des Fideikommis⸗ ses, der Graf Anton Guͤnther von Oldenburg, nur „eheliche“, das heiße „ehelich geborene“ Nachkommen zum Genuß dieses Fideikommisses berufen habe. Dies erhelle noch mehr aus dem Grafen⸗Diplom des ersten Erwerbes des Fideikommisses, eines Grafen Anton l. zu Oldenburg. Aber auch nach gemeinem Rechte gehoͤre die Succession des Grafen Oldenburg, jetzt in weiblicher Linie die Graͤflich Bentinksche Familie, zum hohen Adel, und koͤnnten durch spaͤtere Ehe legitimirte Kinder dersel⸗ ben nicht fuͤr successionsfaͤhig erklaͤrt werden. Der Besitzer be⸗ hauptet dagegen, in einer Gewissensehe erzeugt, wenigstens durch nachfolgende Ehe seines verstorbenen Vaters mit seiner noch le⸗ benden Mutter, Sara Margaretha Gerdes, die zwar eine ehe⸗ malige Dienstmagd, aber keine Leibeigene gewesen sey, als suc⸗ cessionsfaͤhig legitimirt zu seyn. Der erste Erwerber des Fidei⸗ kommisses, der gleichsam nur per rescriptum der Kaisers legiti⸗ mirte Sohn Anton Guͤnther's, habe gar nicht zum hohen Adel gehoͤrt; in jedem Fall sey diese Qualitaͤt schon durch dessen Soh⸗ nes Tod des Grafen Anton II. von Oldenburg, welcher 1738 mit Hinterlassung einer einzigen Tochter, „Charlotte Sophie“, durch deren Verheirathung die saͤmmtlichen Guͤter an die Graͤf⸗ lich Bentinksche Familie gekommen sind, aufgehoben. Das Te⸗ stament Anton Guͤnther's, worin das Fideikommiß nur ehelichen Nachkommen gesichert sey, schließe die durch nachfolgende Ehe legitimirten uͤberall nicht aus. Man sieht, wie manche hoͤchst interessante staatsrechtliche Fragen bei Entscheidung dieses Prozesses in Betracht kommen, und daß dieser Erbschaftsprozeß nicht schon mehr juristische Federn in Bewegung gesetzt hat, mag in der That nur darin liegen, daß das Objekt zu fern in einem und man den Werth

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Convention ist bestätigt.

kennt. Der jetzige Besitzer, welcher uͤbrigens wie die Agnaten einen guten Willen zeigt, die bedeutenden Schulden seines Vaters ezahlen, hat die Verwaltung des Fideikom⸗ misses einer besondern Kommission anvertraut, und sich nur eine sährliche Kompetenz von 4000 Rthlr. in Golde reservirt. Ueber den Nachlaß des Vaters ist der Konkurs der Glaͤubiger, wel⸗ cher bei Oldenburgischen Gerichten verhandelt wird, erkannt.

Oesterreich.

Preßburg, 1. Okt. Ueber die Mortalitaͤts⸗Verhäͤltnisse in Ungarn liest man in der Pannonia: „Was Ungarn be⸗ trifft, so verhaͤlt sich die Mortalitaͤt, die bei den verschiedenen Voͤlkerschaften dieses Landes Zaaß verschieden ist, in dessen saͤmmt⸗ lichen Komitaten, mit Ausschluß der einverleibten Nebenlaͤnder, folgendermaßen: Unter den Kumanen und Jazygen stirdt jaͤhr⸗ lich einer unter 30; unter den katholischen Slaven der Neusoh⸗ ler Dioͤcese einer von 30; unter den Lutheranern auf den Karpa⸗ then einer von 343 Unter den lutherischen Oedenburger Deutschen einer von 39; unter den Wallachen und Rußniaken einer von il; unter den Marmaroser Wallachen nur einer von 81. Son⸗ derbar muß gerade unter diesem Volke, wo die wenigsten Medi⸗ zinal⸗Anstalten und aͤrztliche Huͤlfe vorhanden, die Sterblichkeit am geringsten seyn! Doch hat man ohne Unterschied der Gegend merkwuͤrdige Beispisle von Menschen, welche ein ungewoͤhnlich

desselben nich

55 Alter erreichen, wobei die Tätra⸗Laͤnder, besonders die Zips, 2

iptau, Arva, Thurocz, sich auszeichnen.“

Lemberg, 23. Sept. Gestern war große militairische Kir⸗ liche Truppen der Garnison und des Malechower Lagers waren in drei Treffen, und zwar in der ersten Linie die Infanterie in Massen, in der zweiten die Artillerie und in der dritten die Ka⸗ vallerie aufgestellt. Um 10 Uhr erschienen der Erzherzog Franz Karl, der Erzherzog Ferdinand und dessen Neffe, so wie der Prinz von Wasa, mit einem glaͤnzenden und zahlreichen Gefolge und ritten alle drei Treffen ab. Sodann verfuͤgten sich Hoͤchstdiesel⸗

ben zu dem großen Kapellen⸗Zelte, waͤhrend die Truppen mit klin⸗ gendem Spiele heranruͤckten und sich halbsternfoͤrmig um dasselbe aufstellten. Nach abgehaltenem Hochamte durch den Herrn Erz⸗ bischof⸗Primas defilirten saͤmmtliche Truppen vor den hoͤchsten

Herrschaften voruͤber. Das schoͤnste Wetter beguͤnstigte dieses im⸗ posante Schauspiel, das an sich schon einen herrlichen Anblick darbot, der durch die ringsum wogende Volksmenge und die von Menschen ganz besetzten Anhoͤhen gehoben wurde. Nachmittags besichtigten Se. Kaiserl. Hoheit und Ihre Koͤnigl. Hoheiten das Lager bei Malechow und Abends war beim Erzbischof⸗Primas eine glaͤnzende Soirée, welche die hoͤchsten Herrschaften mit ihrer Gegenwart beehrten⸗-

a Spanien.

Madrid, 26. Sept. In der gestrigen Sitzung wurden die beiden Gesetz⸗Entwuͤrfe der mit der Berichterstattung uͤber die Fueros beauftragten Kommission, die bekanntlich in eine Majori⸗ kaäͤt und eine Minoritaͤt getheilt ist, verlesen. Der Entwurf der Majoritaͤt (dessen Hauptinhalt bereits in Nr. 279 der Staats⸗ Zeitung mitgetheilt worden ist) lautet folgendermaßen:

„1. Die zwischen dem Herzog von Vitoria und dem General⸗Lieu⸗ enant Don Raphael Maroto am 31. August 1839 abgeschlossene 2. Die Fueros der Baskischen Provinzen und Navarra's sind hinsichtlich der Munizipal⸗ und ökonomischen tung bestätigt; was das Uebrige betrifft, so wird die constitutionnelle Verfassung, die in den respektiven Hauptstädten der Provinzen vor der Convention in Bergara von Kraft war, auf das ganze Land ausge⸗ dehm. 3. Die Regierung wird, nachdem sie die Behörden jener Pro⸗ vinzen vernommen, in der möglichst kürzesten Zeit den Cortes einen Gesetz⸗Entwurf vorlegen, um definitiv die Fueros mit der Constitution der Monarchie in Uebereinstimmung zu bringen. 4. Unterdeß wird die Regierung, den in den vorhergehenden Artikeln aufgestellten Grundla⸗ gen gemäß, provisorisch die Zweifel und Schwierigkeiten, die etwa in Betreff der Ausführung jener Artikel entstehen könnten, heben und den Cortes so bald wie möglich Bericht darüber abstatten.“

Der Gesetz⸗Entwurf der Minoritaͤt lautet:

„l1. Die Fueros der Baskischen Provinzen und Navarra's sind bestätigt, insofern sie nicht den politischen Rechten zuwider sind, deren die Bewohner dieser Provinzen in Gemäßheit der Constitution von 1837 gemeinsam mit den übrigen Spaniern genießen. 2. Die Regie⸗ rung wird, sobald die Gelegenheit sich dazu darbietet, und nach Anhö⸗ rung der Baskischen Provinzen und Navarra's, diejenigen Modifica⸗ tionen der Fueros vorschlagen, die das eigene Interesse der Provinzen in Verbindung mit dem allgemeinen Interesse der Nation und mit der Verfassung erheischt, auch wird sie die bis dahin in Bezug auf die Form und den Sinn des Obigen etwa entstehenden Zweifel und Schwie⸗ rigkeiten befeitigen und den Bericht darüber an die Cortes abstatten.“

Das „Eco del Comercio“ empfiehlt den Entwurf der Ma⸗ joritaͤt, der „Correo nacional“ vertheidigt dagegen den der Mino⸗ ritaͤt und fordert das Ministerium auf, diese Angelegenheit zu einer Kabinets⸗Frage zu machen. Man glaubt indeß, der Kon⸗ greß werde den Gesetz⸗Entwurf der Minoritaͤt annehmen.

Der General Espartero hat dem Kriegs⸗Minister mehrere anerkannt tuͤchtige Karlistische Offiziere, die sich der Koͤnigin un⸗ kerworfen haben, zur Anstellung in der Annee empfohlen. Es befindet sich darunter Don Manuel Toledo, Sohn des Herzogs von Infantado. 1ign G

Konstantinopel, 18. Sept. (A. Z.) Alles wankt, sowohl in Natolien als in den suͤdlichen Europaischen Provinzen; nur wenig laͤßt sich auf die Treue der Osmanen bauen, die, als ein in offenbarem Verfall begriffenes Volk, sich an denjenigen anzu⸗ schließen bereit sind, der durch gluͤckliche Erfolge beweist, daß er, durch das Fatum augerkoren, die Faͤhigkeit besitzt, es wieder zu erheben. Die Einwohner von Maden, eine Tagereise westlich von Marasch, haben sich bereits an den Vice⸗Koͤnig mit der Bitte gewendet, sie durch einen von ihm gewaͤhlten Gouverneur regieren zu lassen. Der Pascha von Koniah, einer von denen, welche die bekannte Proclamation des Pascha von Aegypten un⸗ eroͤffnet an die Pforte eingesendet hatten, hat sich auch schon an Ibrahim Pascha gewendet, um ihn einzuladen, Besitz von seinem Gouvernement zu nehmen. Diese boͤsen Beispiele koͤnnen allerdings Nachahmung finden, und so das schwankende Asien in einem Nu Mehmed Ali zur Beute werden. Auf der anderen Seite schreit der Vice⸗Koͤnig, die Pforte moͤge die Unterhandlungen mit ihm beginnen, sonst wolle er fuͤr nichts mehr stehen; ehe man sich's versehe, werde sein Sohn sich in Bewegung setzen, um einmal der Last des ungewissen Zustandes ein Ende zu machen. Diese e. Drohungen verfehlen ihre Wirkung nicht, und die Angst der Pforte wächst mit jedem Tage. Dies mag zur Erklaͤrung dienen, wie es kommt, daß der Divan , trotz aller Versicherungen, die Ausglei⸗ sag der bestehenden Wirren den fremden Maͤchten zu uͤber⸗ assen, schah, versammelt, um uͤber die Mehmed Ali zu machenden

onzessionen zu berathschlagen. Das Resultat ist gewoͤhnlich,

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daß man

durch den verewigt gründeten, und seit 8 8 F ; 5 mie des Landbaues beginsten in diesem Jahre am 1. November

chen⸗Parade auf der Ebene vor dem Kieselkaschen Lager. Saͤmmt⸗ F gF 9 ksem Jahen⸗ hehssbtt und

vom 1. April bis 1.

PFerwal⸗-—

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kläglich und weinerlich erscheinen zu lassen.

sich von Zeit zu Zeit, wie in dieser Woche zweimal ge⸗

daß der Kunstjün

beim Schluß de Eroͤffnung.

Fast täglich erhaͤlt man Nachrichten von neu angekommenen Kriegsschiffen, die daselbst bald zu der Franzoͤsischen, baldezu der Englischen Escadre stoßen. Der Eindruck, den diese imponirende Concentration so großer Streitkraͤfte um Tenedos auf die Be⸗ voͤlkerung von Konstantinopel macht, ist so uͤberwäͤltigend, daß man Aegypten kaum mehr erwaͤhnen hoͤrt, und nur noch die Forcirung des Kanals den Gegenstand der täglichen Besprechun⸗ gen bildet. Man weiß zwar hier, daß die Instructionen, die dem Admiral⸗Roussin von Paris zugekommen, in Bezug auf das Einlaufen in das Marmora⸗Meer sehr beschraͤnkender Natur sind; es ist aber auch andererseits bekannt, daß ein Paragraph jener Instructionen dahin lautet, die Englische Flotte nie aus den Augen zu lassen, so daß diese nur in Begleitung der Fraszö⸗ sischen hier erscheinen koͤnnte. b 8

Aus Alexandrien wird berichtet, daß zwischen Ibrahim Pascha und dem Seriasker Kiamil Pascha eine ernste Entzweiung ent⸗ standen sey, die sich, wie behauptet wird, auf die militatrischen Dispositionen in Syrien und am Euphrat bezieht.

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Möglin, 1. Sept. Die Vorträge an der hiesigen im Jahre 1805 Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath A. Thaer ge⸗ m ununterbrochen fortbestehenden Königl. Akade⸗

als bei dessen

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dauern bis zum 1. Septembey k. J. Der Direktor der Akadeitte und Besitzer des Guts Möglin, der

Landes⸗Oekonomie⸗Rath Thaer, lehrt in wöchentlich 10 Stunden, vom

1. November bis lettzen März: landwirthschaftliche Gewerbslehre in ihrem ganzen Umfange, fer⸗

ner Buchhaltung, desgleichen allgemeine Viehzucht, spezielle

Schagfzucht und Wollkunde,

September aber:

Theorie des Ackerbaues, die Lehre von Aussaugung und Wie⸗ dderersatz des Bodenreichthums, Acker⸗ und Wiesenban, Feldein⸗ tbhellung und Anbau der einzelnen Frucht⸗, Handels⸗ und Fut⸗

ter⸗Gewächse.

Die phosikalischen Wissenschaften, Technologie und Botanik, lehrt, mit steter Bezugnahme auf das landwirthschaftliche Gewerbe, der Pro⸗ fessor Körte. b

Thierheilkunde, zerfallend in eine Uebersicht der Anatomie und Phvsiologie, Diätetik des gesunden und kranken Thieres, der materia medica, allgemeinen Pathologie und Therapie, wie Chirurgie in der Ausdehnung, wie es die Zeit des jährigen Kursus erlaubt, und in denjenigen Hauptmomenten, deren Keuntniß dem gebildeten Landwirthe bei der Wichtigkeit der Biehzucht für sein Gewerbe nöthig ist, lehrt der hier wohnhafte Kreisthierarzt Dr. Kuers.

Derselbe leitet zugleich die botanischen Excursionen und führt die Aufsicht über den ökonomisch botanischen Garten.

Auskunft über die hiesige Stammschäferei und deren sehr genaue Registratur giebt der Secrezair; praktische Anweisung in der Brannt⸗ weinbeennerei der Brennerei⸗Verwalter.

Der Wirthschafts⸗Inspektor giebt praktische Anweisung über Füh⸗ rung der doppelten Buchhaltung, und überhanpt Auskunft über Alles, was die Wirthschaften zu Möglin und auf dem damit in Verbindung stehenden Gute Alt⸗Gaul betrifft.

A. P.

1 ½ 8 21

Thaer.

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4 1e“ . 412⁄ VWVissenschaft, Kunst und Literatur.

Ausstellung der Koͤniglichen Akademie der Kuͤnste.

Holbein, ehemaliger Schüler des Prof. Begas, stellt uns einen Gegenstand ver, den wir schon öfters auf unseren Ausstellungen gese⸗ ben haben: die Trauer der Tochter Jephthah, nach Buch der Richter 11, 38. Die Jungfrau ist das Opfer eines vorschnellen Gelübdes ge⸗ worden, das ihr Vater im Siegesrausch dem Lenker der Schlachten gethan; sie ist mit ihren Gespielen in die Berge gegangen, um ihren frühen Tod zu beweinen. Bei einem Felsblock sehen wir sie hier sitzen, voll Schmerz und Thränen, umgeben von ihren Freundinnen, die alle von gleicher Trauer beseelt sind. Die eine schmiegt sich an die Un⸗ glückliche, an ihre Schulter gelehnt, eine andere bückt sich, um der Lei⸗ denden in ihr nieder geneigtes Antlitz zu sehen; eine dritte sitzt etwas entfernter, ein Saiten⸗Instrument spielend, eine vierte ist zu den

Füßen der Unglücklichen gelagert, und noch zwei andere sieht man in

einiger Entfernung wandeln. Wie es wohl kommt, ist die Haupt figur am wenigsten gelungen, besonders in ihrer Stellung, indem sie, womit der Künstler vielleicht die passive Hingebung ausdrücken wollte, ihre Arme über die Kniee fallen läßt, ein Parallelismus, der hier keinen angenehmen Effekt macht. Auch hat er im Ausdruck wohl den theilnehmenden Schmerz besser getroffen, als den ursprünglichen; überhaupt liegt der Hauptreiz des Bildes in den umgebenden Mädchen⸗ Gestalten und in der Gruppirung, nur behält der Felsblock, welcher die Gruppe imitirt, etwas Absichtliches; man sieht, er ist hieher ge⸗ dh worden, um den Figuren als dunkler Hintergrund zu dienen. m Ganzen zeugt das Bild von Sorgfalt und Liebe; Zeichnung und Gewandung sind lobenswerth und noch mehr das Kolorit, das sich durch Klarheit, Milde und Kraft auszeichnet und der trefflichen Schule das Wort redet, in welcher der Künstler sich gebildet hat. Wenn wir uns aber ganz freimüthig über Behandlung und Wahl des Gegenstandes aussprechen sollen, so wünschten wir dieser alttesta⸗

mentlichen Aufgabe doch noch einen strengeren Stil; die Figuren sind

u zart, zu fein gebant, sie tragen immer noch etwas von moderner Gecrechlichkeit an sich; stattlicher, stämmiger und heroischer sollten die Jungfrauen sich darstellen, namentlich um diese Klagescene nicht Irren wir aber nicht, so ist es eben diese Vereinigung in der Trauer, und nächstdem die Gesellschaft jungfräulicher Gestalten, was die mehrmalige Wiederholung dieses Gegenstandes veranlaßt hat, denn die passiven Trauer⸗Assem⸗ bleen sind nun einmal unter unseren Künstlern allzusehr im Schwange, welche wir doch auf den Unterschied des Traurigen und des Tragischen aufmerksam machen wollten. Gegen die Wiederholung an sich haben wir nichts, aber eins ist dabei unerläßlich, daß man nämlich gewiß sep, dem Gegenstande eine Steigerung geben zu können, und daß man ihm irgend eine neue Seite abgewonnen habe. Unter dieser Bedingung ist die Wiederaufnahme des schonoft Behandelten lobenswerth, so wie der Ver⸗ gleich mit den Vorgängern in diesem Falle für den Erfolg nur vortheil⸗ haft seyn kann; ganz anders bei jener matten Nachfolge auf schon ge⸗ bahntem Wege, der man ansieht, daß sie nur um den Gegenstand, da man einen solchen doch leider einmal haben muß, wenn man malt, ver⸗ legen gewesen. Sucht entweder nach neuen Gegenständen, oder bringt uns die alten so wieder, daß sie uns mit neuer Lebenskraft frischleben⸗ dig ansprechen; eins von beiden; nur tischt uns nicht das Alte auch in der alten Art wieder auf und bringt das schon Dagewesene nicht mit gleichgültiger und zufälliger Variation, oder gar in blässerem Ab druck! Es wird so viel Bildung und Wissen, so viel Kunst und Fleiß auf die Ausführung gewandt, und doch ist meistens nur der erste Ge⸗ danke Fisae. Wie schade oft um all die aufgewandte Arbeit! Gern erläßt die Mehrzahl der Beschauer dem Künstler ein gut Theil von der Strenge akademischer Forderungen, wenn nur in seinem Bilde Geist und Leben athmet. Wir sagen dies nicht, um den Werth dessen herabzusetzen, was in der Kunst gelernt werden kann und muß, son⸗ dern um die Künstler von jedem handwerksmäßigen Fleiß abzumahnen, welcher sich genügt, wenn das Tagewerk vollbracht ist, und vielmehr zu sinnigem Nachdenken aufzufordern, so wie die Wichtigkeit darzustellen, jünger eine allgemeinere Bildung sich frühzeitig aneigne. 9 I EE1“ S 83 * 2

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v“ 8. a“] 8 14, 2 Wohl dem, der 8 Zeiten den Pinsel ganz ruhen lassen kann, um in 1 Büchern alter Poesie sich zu vertiefen, und um mit Auge und Gemüth die Natur voll in sich aufzunehmen in ihrer Schönheit, ihrem Charaf ter und ihrer Junigkeit. arat⸗

Ein Bild der Ausstellung spricht dies höchst treffend aus, so daß wir nicht umhin können, es schon hier zu betrachken; die Rubrik ha⸗ ben wir ohnedies schon früher übertreten. Der Altmeister Dürer steht vor der Thür seines Hauses, Pinsel und Palette in der Hand; vertieft schaut er dem Spiel vorüberziehender Kinder zu, ihres unbefangenen Lebens sich freuend, die charaktervollen Züge der Natur seinem innern Auge fest einprägend. Da erscheint hinter ihm aus dem Innern des Hauses seine gestrenge Hausfrau; den produktivsten Moment seiner künstleri⸗ schen Auffassung für Nichtsthun und Faullenzen haltend, ruft sie ihn zur Staffelei zurück, um die Arbeit zu fördern und die bestellten Bil⸗ der und einträglichen Platten fertig zu machen. Munn auch nicht in Gestalt eines Hausdrachen, oder, wie hier, in der Form einer sonst nicht ganz unliebenswürdigen Fanthippe, so mag doch manchem Künstler eine Kollision der Art bekannt genng seyn, um die Wahrheit des Gedan⸗ fens in unserm Bilde mit Rührung zu empfinden; mancher aber auch zieht aus eigner Wahl den Lohn dieser Welt dem Ruf seines Genins vor. Das Bild ist von Jacob aus Berlin (gegenwärtig in Paris), demselben, der sich uns sonst nur durch wohlgelungene Stillleben be⸗ fkannt gemacht hat; um so mehr muß in diesem, wie es scheint, ersten Figurenbilde die glückliche Eigenthümlichkeit des Gedankens anerkannt werden. Was die malerische Ausführung anlangt, so sind die beiden Hauptfiguren wahr und sprechend, Dürer wird durch Portraitähnlich⸗ keit sogleich kenntlich, anziehend und lebendig aber ist die eifernde Hausfrau vorgestellt. Auch an den Kindern findet sich Manches zu rühmen; recht naiv ist ein jüngeres in seinem Hesidchen, welches brüderlich sich an ein Hündchen lehnt. Sonst bleibt bei dem jungen Künstler das Kön⸗ nen allerdings noch hinter dem Wollen zurück; er strebt nach kräfti⸗ ger Pinselführung, aber ist darin noch unbeholfen und bringt eine gewisse Rohheit in die Zeichnung; er will dem Effekt bunter Farben ent⸗ sagen, aber er kann mit der Tötalität der Licht⸗Erscheinung noch nicht zu Stande kommen, namentlich modellirt sich Vieles noch zu einzeln und wird dadurch fraus und ungefällig. Vor allen Dingen hätte er wohl, zumal bei diesem Hauptgedanken, den Kindergruppen, in denen die Jutention eines freilebendigen Ausdrucks nicht zu verkennen ist, eine seinere Ausbildung zuwenden sollen aber vielleicht ist der In⸗ halt des Blldes zugleich irgendwie dessen eigene Apologie.

Wie viel auf einen neuen Gedanken und einen interessant gewähl⸗ ten Moment ankommt, zeigt sich recht sehr in dem neuerdings er⸗ schienenen Bilde von Schorn in Berlin: Papst Paul III. vor dem Bildniß Luthers. Letzteres, in dem man deutlich die Auffassung Kra⸗ nach's erkennz, wird von einem Chor⸗Knaben auf einem Stuhl dem Papste entgegengehalten, welcher, auf einem vergoldeten Sessel sitzend dasselbe mit sichtbarer Bewegung betrachtet. Um ihn her stehen zeist⸗ liche verschiedener Grade; ein Greis mit lang herabfließendem Bart läßt mit ernst nachdenklicher Miene sein Auge auf dem Bilde weilen, leb⸗ hafter drängt sich ein anderer mit greller Geberde vor, um das Bild dessen zu schauen, der den Muth besaß, dem Nachfolger Petri und Statthalter Christi gegenüber seine Stimme zu erheben; ein jüngerer Mönch schaut mehr auf den Papst, als auf das Bild, um den Ein⸗ druck zu sehen, der sich auf dasen Antlitz spiegelt. Ganz unbefangen und ohne Ahnung von der Bedeutung des Gemäldes, noch von der Aufregung der Betrachtenden, steht der schöne Chor⸗Knabe da, in wirk⸗ samem Gegensatz gegen jene, die in verschiedenen, wohlgedachten Ab stufungen bewegt erscheinen. Der Papst sowohl, als der ernste Greis sind ganz im Profil genommen, was aber vielleicht nicht die vortheil⸗ hafteste Stellung war, um Charaktere spezieller auszuprägen. In der That vermissen wir bei längerem Betrachten eine solche nähere Charakteristik dieses Papstes, wozu Ranke's treffliches Buch) die erforderlichen Züge liefert, in der bekannten meister⸗ haften Portraitzeichnung des Verfassers. Er wird uns hier geschildert als von einer „höchst bedächtigen, aufmerksamen, zögerden, abwartenden Politik“; ferner: „immer mit der doppelten Rücksichk auf den Inhalt und die Form wäbhlte und erwog er seine Worte; leise, mit dem lang⸗ samsten Bedacht ließ er sich vernehmen.“ Hiervon lesen wir freilich wenig in dem Antlitz des Pabstes, wie ihn uns Schorn malt, im Ge⸗ gentheil, man sollte in der lebhaft vorgebeugten Gestalt eher einen hef⸗ tigen Charakter vermuthen, welcher seine unwillkürliche Regung nicht zu unterdrücken gewohnt ist, als den Mann der größten Selbstbeherr⸗ schung und der feinsten Intrigue; wenigstens hätte der Künstler viel⸗ leicht über den momentanen Eindruck zu viel von dem durchgehenden Charakter geopfert. Aber davon abgesehen, so ist die Figur in ihrer Bewegung lebendig, ausdrucksvoll und würdig. Auch die allgemeine Anordnung ist trefflich, bequem und natürlich; der Pabst lehnt seine Linke, in der er ein weißes Tuch hält, auf einen Tisch; neben Früchten und reich servirten Erfrischungen findet sich darauf auch ein Stunden⸗ glas, dessen Sand zur Hälfte abgelaufen ist ein Symbol, dessen 16 Bedeutung keinen Zweifel läßt. An der hinteren Wand des etcwas engen und kahlen Zimmers erblickt man Griechische Marmorstatuen. Vortheilhafter für das Bild würde es gewesen seyn, wenn der Künst⸗ ler einen weiteren und prachtvoller geschmückten Raum gewählt hätte, der, ohne durch zu einzeln hervortretende Gegenstände zu zer⸗ streuen, doch im Ganzen mehr den Begriff von dem äußeren Glanz der weltlichen Eristenz des Papstthums gegeben hätte, und ohnedies ge-⸗ wiß malerischer gewesen wäre, als die nah abschließende Wand, de⸗ ren rothe Tapete auch zu sehr die Farbe der Gewänder und Teppiche wiederholt. Im übrigen hat die malerische Behandlung Verdienst liches, es ist ein helles Tageslicht gewählt,- und der Künstler hat in der Farbe klar und bestimmt seyn wollen. Jedoch bleiben die Lokalfarben wohl auch für diese Beleuchtung zu einzeln, der Hintergrund dageger erscheint wie mit einem weißen Flor überzogen. Ein etwas gesammel teres Licht, vielleicht gar bis an Rembrandt anklingend, wäre hier viel⸗ leicht angewendet gewesen, namentlich auch um die Pracht der Gewän⸗ der und reichen Gegenstände gegen die Gestalten und Köpfe gebührend unterzuorduen, dagegen die geistige Bedeutung vor dem bunten Sinnen⸗ Eindruck hervorzuheben. 1

Eine interessante Parallele zu diesem Bilde giebt die Ausstellung in einem Gemälde von Friedrich Schaller (in Berlin): Cromwell mi seiner Tochter und Wildrake vor einem Bildnisse Karl'’s I., Scene aus dem Roman Woodstock von Walter Scott. Der malerische Ge⸗ danke ist offenbar ganz derselbe, nur haben wir statt der geistlichen Sphäre hier die weltliche, und die beiden Beschauer stehen im umge⸗ kehrten Verhältniß des Erfolgs. Doch können wir das Lob für die Wahl des Moments, das wir dem vorigen Künstler ertheilten, die⸗ sem nicht beimessen, nicht etwa, weil er von jenem entlehnt, sondern weil er, obwohl er Walter Scott als seine Quelle neunt, doch auf die Darstellung dieser Sitnation nur durch das berühmte Bild von Delaroche in Paris gebracht zu seyn scheint, wie auch schon die Aehn⸗ lichkeit des Kostums ausweist. Vergleichen wir nun aber sein Bild mit dem des Pariser Malers, so können Her scharin ““

d Fortbild ern 1 inen Rückschri⸗ . gerung und Fortbildung, sondern nur ein Herr iichen wir den Pesese

Prägnanteren zum Schwächeren erkennen. 6 pator den Deckel des Sarges erheben und mit kalter Miene sein Opfer,

den hingerichteten König, betrachten: in der That, ein Moment von der seltensten maereee Bedeutung, und gewiß einer der glücklichsten Griffe, den die neuere Franzoösche Kunst, bei ihrem Hange zum i⸗ kanten und Grausigen, überhaupt gethan hat. So schneidend, so craß ist nun Schallers Bild freilich nicht, allein der Gedanke bleibt auch, nach jenem Vorgange, matt und halb. Und so waren auch die Kräfte nur noch schwach und unsicher, mit denen die Ausführung hegonnen wurde; allenfalls drüͤckt die Hauptfigur etwas von Scheinheiligkeit aus, aber viel fehlt ihr, um das auszufüllen, was der Name Cromwell

sagt. Gr.

*) Die Römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehnln) ten und siebzehnten Jahrhundert. Bd. I. S. 337. ff.

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