1839 / 300 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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treibungen der Presse ist, so kann man sie doch noch nicht als einen wirklichen Maßstab annehmen; denn die meisten von den der Polizei angezeigten Fäͤllen haben durchaus keinen ernsten Charakter und erweisen sich bei genaueren Erkundigungen oft gan falsch, oft als unbedeutende Schlaͤgereien. Es waͤre wohl endlich Zeit, daß die Journale, die dergleichen Thatsachen erzaͤhlen, sich die Personen, welche ein Opfer solcher Ueberfaͤlle geworden seyn sollen, genauer andeuten lioßen. Sie wuͤrden alsdann wahrschein⸗ lich seltener Gelegenheit haben, die hiesigen Einwohner zu er⸗

schrechen und zu beunruhigen.“ 1 Die Za t der Sehuler in den vier groͤßten Gymnasien

Haupistadt stellt sich in diesem Jahre folgendermaßen heraus: Louis Le Grand 1070 bis 1080 . St. Louis 950 bis 960 8 8— 76 is 780 üae. Charlemagne... 760 bis 7 er * 3 Der bekannte aschinenbauer, Herr Pauwels, der sich durch das Stocken seiner Geschaͤfte in die Nothwendigkeit ver⸗ setzt sah, einen großen Theil seiner Arbeiter zu entlassen, versam⸗ melte zu dem Ende gestern seine saͤmmtlichen Arbeiter, 120 an der Zahl. Er setzte ihnen auseinander, daß er durch die Um⸗ stände genoͤthigt werde, die Haͤlfte von ihnen zu verabschieden, und daß er, dem bei solchen Gelegenheiten uͤblichen Gebrauche zufolge, die aͤltesten beibehalten wuͤrde. Die Arbeiter kamen nach einer kurzen Berathung uͤberein, saͤmmtlich in den Werkstaͤtten des Herrn Pauwels arbeiten und sich, um die nothwendig ge⸗ wordene Ersparniß herbeizufuͤhren, saͤmmtlich mit einer halbtaͤgi⸗ gen Arbeit begnuͤgen zu wollen. . Am Schlusse eines von dem Moniteur parisien mitgetheil⸗ ten Schreibens aus Konstantine uͤber den Einzug des Herzogs von Orleans heißt es: „Man muß dem Herzoge von Orleans Gluͤck wuͤnschen, daß er diese Reise nach Afrika unternommen hat. Es ist eine entschieden friedliche Reise, eine bloße Recognosci⸗ rung der Orte und der Menschen; aber man muß dem Prinzen die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er ohne Ausnahme alle Etablissements, alle Posten, alle Laͤger, alle Blockhaͤuser und alle Hospitaͤler in Augenschein genommen hat. Wir zweifeln nicht, daß sich die guten Folgen dieser genauen Besichtigung bald fuͤhl⸗ bar machen werden, und daß endlich irgend eine große Maß⸗ regel in Betreff unserer Afrikanischen Besitzungen ergriffen wer⸗ den wird.

Nach dem Eclaireur de la Mediterransée wird der Vice Admiral Baudin am 15. November mit dem Linienschiff „Ocean“, auf welchem er seine Flagge aufpflanzen soll, aus dem Hafen von Brest absegeln. Der „Neptun“ und der „Suffren“ sollen sich zu derselben Zeit nach Toulon begeben, wo der „Al⸗ ger“ und der „Marengo“ sich ihnen anschließen werden. Die Lmienschiffe „le Souverain“, „le Scipion“, und „la ville de Marseille“ werden eine Reserve⸗Division unter den Befehlen eines Contre⸗Admirals zu Marseille bilden, und dort den Befehl zur Abfahrt erwarten.

Boͤrse vom 23. Okt. Die Inhaber der Spanischen Ren⸗ ten hatten bis jetzt dem Geruͤchte, daß Don Carlos seine Paͤsse erhalten werde, wenig Glauben geschenkt. Heute aber war diese Nachricht so allgemein verbreitet, und wurde von so gut unter⸗ richteten Personen bestäaͤtigt, daß viele Spekulanten es fuͤr gut

fanden, ihre Spanischen Papiere loszuschlagen. Die aktive Schuld fiel auf 29 ¼ à 29 und die passive auf 7 ¼.

((ESGrohbritanien und Irland.

London, Okt. Die verwittwete Koͤnigin hat eine Strecke der Birminghamer Eisenbahn bereist. Die Direktoren der Bahn hatten zu diesem Zwecke einen besonderen Wagenzug festlich ausgeschmuͤckt und zur Disposition Ihrer Majestaͤt gestellt.

Als kuͤrzlich der Herzog Karl von Braunschweig durch Or⸗ fordstreet fuhr, wurden die Pferde fluͤchtig, und sein Wagen stuͤrzte um; der Herzog 8 jedoch weiter nicht beschaͤdigt worden.

Der junge Mann, Thomas Aniger, Sessel⸗ und Polster⸗ Fabrikant, welcher neulich im Schlosse zu Windsor Nachts die Fenster einwarf, erschien in diesen Tagen mit seinem Vater vor dem Alderman Piric. Er war angeklagt, auch in 2 Kapellen die Fenster eingeworfen zu haben. Auf Befragen leugnete er sein Vergehen nicht, erklaͤrte aber, daß er nicht wisse, was er thue. Der Alderman sagte zum Vater, er moͤge seinen Sohn in das Irrenhaus von Bedlam bringen und den Direktoren das

Vorgefallene erzaͤhlen, sie wuͤrden ihm dann die Aufnahme nicht

verweigern.

8 Der in diesen Tagen verstorbene Maͤkler Peter Bacon hat

der neuen Londoner Universitaͤt ein Legat von 24,000 Pfd. St.

vermacht, das nach dem Tode seiner Wittwe fäͤllig wird.

Im Courier laͤßt sich jetzt Jemand unter dem Namen „Publicola“ uͤber die Mangelhaftigkeit des jetzigen Englischen Bank⸗Systems vernehmen und preist die Emission von Ein⸗ und Zweipfund⸗Noten als alleiniges Rettungsmittel an. Er meint naͤmlich, die Bank muͤsse Gold in Barren und nicht gemuͤnztes Gold in ihren Koffern haben, selbiges aber zu 3 Pfd. 17 Sh. 10 ½ Pee. fuͤr die Unze verkaufen und den Preis nur erhoͤhen, um eine vortheilhafte Ausfuhr des Goldes zu verhindern.

Nach Papieren, welche auf Befehl des Unterhauses bekannt gemacht worden sind, haben im Laufe des Jahres vom 11. Ja⸗ nuar 183 ⁄3 in London 306 und in den Grafschaften, nament⸗

lich in den Staͤdten Manchester, Birmingham, Leeds und Liver⸗ pool 781, zusammen 1887 Bankerotte stattgefunden.

Die Zahl der durch den „Great Western“ bei seiner letzten Reise aus England nach New⸗York gebrachten Briefe betrug. nicht als 10,000; das Porto dieser Briefe belief sich auf 2500 Dollars. Dies ist die staͤrkste Summe, die bis jetzt fuͤr

diesen Gegenstand bei einem einzigen Schiffe bezahlt worden ist.

Die Nachrichten aus den Baumwollen⸗Manufaktur⸗Gegen⸗ den in Frankreich und Belgien sind, dem Globe zufolge, viel unguͤnstiger, als die aus den Baumwollen⸗Manufaktur⸗Distrikten in England. „Es ist wahrscheinlich“ sagt dieses Blatt, „daß an

allen Orten die Arbeiter bei dem herannahenden Winter großen

Entbehrungen ausgesetzt seyn werden. Wenn die Nachrichten

aus Amerika in dem naͤchsten Monate nicht guͤnstiger lauten,

als die letzten, und es läßt sich dies kaum erwarten, so wird unser Handel in Manchester, Leeds und Birmingham durch den

Mangel an Bestellungen von dorther große Nachtheile erleiden.“

Die alte Schottische Universitaͤt St. Andrew's hat neuerlich

mehrere Verbesserungen erhalten. Hinsichtlich der wissenschaftli⸗

chen Bildung sind durch einen Senats⸗Beschluß die buͤrgerliche

Baukunst, die technische Chemie, die Staats⸗Wirthschaft, die theo⸗

retische Philosophie und die neueren Sprachen unter die Lehr⸗

Gegenstaͤnde aufgenommen worden. Die seither uͤblichen Gebuͤh⸗

ren für die Erlangung der Grade eines Baccalaureus und Ma⸗

gisters der Kuͤnste sind abgeschafft, und diese Auszeichnungen sol⸗ jen kuͤnftig nur als Belohnung erprobter Tuͤchtigkeit verliehen werden. Die akademischen Stipendien, die seither haͤufig nach

Gunst verliehen wurden, sind auf den urspruͤnglichen Sinn ihrer

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2.

Eöö

1e“ 11e1“” Stiftung zuruͤckgefuͤhrt worden. Die Bibliothek sieht einer Um⸗ gestaltung und Erweiterung entgegen. 8 8

Ein Korrespondent des Courier macht bemerklich, daß der Marquis von Labrador, jetzt Agent des Don Carlos in Paris, dem Anschein nach so enthusiastisch in der Vetheidigung der Sache des Letzteren, fruͤher als Repraͤsentant Donna Jaabella's in Rom waͤhrend des Ministeriums Zea Bermudez figurirt habe. Erst nach dessen Sturz und mit Aufhebung der Spanischen Ge⸗ sandtschaft in Rom, als Herr Martinez de la Rosa und die li⸗ berale Partei ans Ruder gekommen, sey derselbe zu den Karlisten uͤbergetreten. Das erwaͤhnte Blatt meint, Herr von Labrador muͤsse doch nicht hoch im Vertrauen seines Gebieters stehen, denn seine Behauptung, daß Don Carlos die noch fuͤr ihn kaͤmpfenden Generale keinesweges zur Niederlegung ihrer Waffen autorisirt habe, sey durchaus ungegruͤndet; vielmehr seyen der General Elio und der Marquis del Pace mit ausdruͤcklichen Befehlen zu jenem Behuf an Cabrera und den Grafen Espana abgesandt worden.

Der neulich hier eingetroffene Kommissar aus Venezuela, Herr Fortique, wird in Gemeinschaft mit den Herren Gual und Mos⸗ quera als Kommissarien fuͤr Neu⸗Granada und Aequator an den Arbeiten fuͤr die Vertheilung und Berichtigung der Columbischen

Staatsschuld Theil nehmen. Im Allgemeinen wird die Handels⸗ Politik dieser Staaten, besonders von Neu⸗Granada's, gelobt: so hat durch Kongreß⸗Akte vom Mai d. J. der Hafen von Panama fuͤr vier Jahre bedeutende Privilegien erhalten. Portobello ist zum Entrepot und Buenaventura am Stillen Meere zum Freiha⸗ fen auf 40 Jahre erklaͤrt worden.

Dem Sun schreibt man aus Havana, daß handel staͤrker als je betrieben werde. Die Sklavenschiffe ziehen, wenn Jagd auf sie gemacht wird, die Portugiesische und Nord⸗Ame⸗ rikanische Flagge auf. Die letzte Westindische Post meldet die Wegnahme mehrerer Sklavenschiffe durch Britische Kreuzer. Als die Schaluppe „Pickle“ auf ein Sklavenschiff Jagd machte, wurden, um das verfolgte Schiff zu erleichtern, von der aus

500 Schwarzen bestehenden Ladung 322 üͤber Bord geworfen, 4. November an ein Separat⸗Train fuͤr Personen und Waaren taͤglich Morgens um in Hohenau, Droͤsing, Duͤrnkrut, Anger, Gaͤnserndorf, Wagram

ehe dasselbe genommen wurde. Die Ueberlebenden wurden von der gemischten Kommission in Havana fuͤr frei erklaͤrt und nach Jamaika gebracht, wo sie saͤmmtlich, bis auf acht, von den Pflanzern sich als Tageloͤhner anwerben ließen. Am 4. Juli nahm die „Picle“ ein anderes Sklavenschiff, die „Sierra del Pilar“, mit 118 Schwarzen, die im elendsten Zustande waren. Am 25. und 26. Maͤrz hatte die „Elecira““ zwei Sklavenschiffe mit 480 Schwarzen genommen. Die Kreuzer aber sind bei wei⸗ tem nicht hinreichend. Man berechnet, daß im Oktober, Novem⸗ ber und Dezember 1838 und Januar bis Maͤrz 1839 zusammen 60,000 Afrikanische Sklaven in Brasilien gelandet worden sind.

Die Nachrichten aus Sidney reichen bis zum 17. Juni. Der dasige Gouverneur hatte die gesetzgebende Versammlung am 11. Juni eroͤffnet. Die Rede enthaͤlt eine schmeichelhafte Schil⸗ derung von den kuͤnftigen Aussichten der Kolonie. Da auf die Duͤrre fruchtbarer Regen gefolgt war, so waren alle Besorgnisse vor einer Hungersnoth verschwunden.

Amsterdam, 21. Okt. Die Nachricht von der Anerkennung

der Koͤnigin Isabella von Spanien durch unsere Regierung (.

den Art. Paris) wird auch vom Handelsblad als unzweifel⸗ haft erklaͤrt.

Der in der letzten Zeit stattgefundene Fall des Courses der Hol⸗ laͤndischen Staats⸗Papiere wird jetzt dem allgemein Glauben sin⸗ denden Geruͤchte einer den General⸗Staaten vorzuschlagenden An⸗ leihe von 56 Millionen Gulden zugeschrieben, welche dazu dienen soll, die vom Amortisations⸗Syndikat in den letzten Jahren ge⸗ leisteten Vorschuͤsse zu decken; auch sagt man, daß das Budget, welches im vergangenen Jahre 44 Millionen Gulden betragen hat, in diesem Jahre noch um einige Millionen vermehrt wer⸗

Belgien.

Bruͤssel, 22. Okt. Der Baron Dieskau ist, nachdem er

seine diplomatische Mission bei verschiedenen Hoͤfen Deutschlands

zerfuͤllt hat, seit zwei Tagen wieder hier eingetroffen.

Der Niederlaͤndische Gesandte, Herr von Falck, leidet fort⸗ waͤhrend an der Gicht und hat noch Niemanden empfangen koͤnnen.

Man spricht von einer zu Bruͤssel fuͤr den Waaren⸗Transport auf der Eisenbahn zu Stande kommenden Gesellschaft.

Einem Antwerpener Blatte zufolge, wäaͤren dort kuͤrzlich auf einem Hollaͤndischen Dampfboote drei Ballen mit Hollaͤndischen Uniformen gefunden und, als nicht deklarirt, in Beschlag genom⸗

er Sklaven⸗

selben Ordnung zuruͤckkehren.

men worden.

Bruͤssel, 18. Okt. (A. Z.) Der incognito unter dem Namen eines Grafen von Ardenne, einer bedeutenden Besitzung in der Provinz Namur, die Privateigen⸗ thum des Koͤnigs ist. Sein Gefolge besteht nur aus einigen! Adjutanten, einem von seinen Secretairen und seinem Leibarzt.” Zweck der Reise ist der Gebrauch des Bades und Brunnens in Wiesbaden. Alle anderweitigen und besonders die politischen Combinationen, welche man von mehreren Seiten her damit in Verbindung gebracht hat, entbehren durchaus aller Begruͤndung. Die Dauer der Abwesenheit Sr. Majestaͤt ist noch nicht festge⸗ setzt, doch duͤrfte dieselbe, da eine vollstaͤndige Kur beabsichtige wird, wenigstens einen Monat waͤhren. Die Abreise haͤtte schon fruͤher stattfinden sollen, aber die Unruhen in Gent und zuletzt noch die Ankunft des Niederlaͤndischen Gesandten, Herrn von Falck, den der Koͤnig noch am Tage vor seiner Abreise empfan⸗ gen hat, haben dieselbe laͤnger, als bei der vorgeruͤckten Jahres⸗ zeit wuͤnschenswerth war, verzoͤgert.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 22. Okt. Der Reichstag ist durch Koͤnig⸗ liche Proclamation auf den 14. Januar 1840 einberufen worden.

Deutschland. Muͤnchen, 23. Okt. In diesen Tagen waöhlt die hiesige

Universitaͤt ihren Abgeordneten zur Staͤnde⸗Versammlung. Man ist im Publikum gespannt, wen die Wahl trefsen wird. Man nennt als Kandidaten die Namen mehrerer wuͤrdigen Maͤnner.

Die Universitaͤt Erlangen hat den ordentlichen Professor der Theologie, Dr. Adolf Harleß, zum Deputirten fuͤr den bevor⸗ stehenden Landtag gewaͤhlt.

Dresden, 23. Okt. Der Hof⸗Schauspieler Weymar, ein sehr geschaͤtzter Kuͤnstier, ist in Folge eines Nervenschlages mit Tode abgegangen.

- Koͤnig ist, wie Sie bereits wissen, nach Wiesbaden abgereist. Se. Majfestaͤt reist e

Hannover, 26. Okt. Se. Koͤnigl. Majestaͤt haben dem diesseitigen Gesandten bei der Bundes⸗Versammlung, Geheimen

Kabinets⸗Rath, Freiherrn von Stralenheim, das Großkreuz des

Guelphen⸗Ordens verliehen.

Frankfurt a. M., 25. Okt. Die hier im Druck erschie⸗ nene Darlegung der Bundes⸗Centralbehoͤrde ist bereits in der ersten Auflage vergriffen, und wird in diesem Augenblicke eine zweite veranstaltet. Die Exemplare werden zu dem Preise von 54 Kr. (16 Sgr.) verkauft und duͤrften bald auch wohl im uͤbri⸗ gen Deutschland zu haben seyn. Auszuͤge daraus lassen sich (mit Ausnahmee der gestern von uns mitgetheilten Uebersicht, Einlei⸗ tung und Nachworte) kaum veranstalten, ohne dem Verstandnisse des Ganzen Eintrag zu thun.

Oesterreich.

Wien, 23. Okt. So viel man hier aus Konstan⸗ tinopel erfaͤhrt, ist in diplomatischer Beziehung eine foͤrmliche Stille eingetreten. Der Oesterreichische Hof⸗Dolmetsch, Herr von Huszar, hat vom Sultan eine mit Brillanten verzierte Dose erhalten und ist am 17ten schon wieder hier eüingenasen Der Hauptort der diplomatischen Unterhandlungen ist jetzt London, und von daher werden Instructionen bei den verschiedenen Lega⸗ tionen in Konstantinopel erwartet. Geruͤchte von einem Traktate Frankreichs mit Mehmed Ali (der sich wieder ganz wohl befin⸗ det) und von einer daher entstandenen Entfremdung zwischen

Ponsonby und Roussin hatten sich in Konstantinopel verbreiter

Daher sprach man dort auch von einer baldigen Abfahrt des Eng lischen Geschwaders aus der Besica⸗Bai. In der Hauptstadt war die Ruhe nicht gestoͤrt, doch schrieb man den Brand der Feß⸗ oder Muͤtzen⸗Fabrik einer Intrigue zu, welche mit dem Tur⸗ ban das alte System wieder einzufuͤhren beabsichtigt.

Gleich nach dem Eintreffen Sr. Durchlaucht des Fuͤrsten von Metternich wird unser Botschafter am Petersburger Hofe,

Herr von Ficquelmont, wieder an seinen Posten abgehen.

Fuͤrst Puͤckler⸗Muskau wird bis Ende dieses Jahres in Pesth

bleiben.

Auf der Eisenbahn zwischen Wien und Bruͤnn wird vom 2 Uhr von Lundenburg nach Wien abgehen,

und Suͤssenbrunn anhalten, und um 2 Uhr Nachmittags in der Da dieser Zug nur mit einer Ge schwindigkeit von zwei Meilen in der Stunde fahren soll, so ist fuͤr diese Fahrt die Personen⸗Tagxe auf zwei Drittel des bestehen⸗ den gewoͤhnlichen Preises festgesetzt, mit der Bemerkung jedoch, daß Wagen vierter Klasse waͤhrend der Dauer der strengen Jah⸗ reszeit, aus Sanitaͤts⸗Ruͤcksichten, nicht mitgenommen werden. Es steht jeder Person frei, Gepaͤcke oder Waaren mitzunehmen, wovon ein Kolli bis zum Gepichte von 100 Pfd. frei ist, meh⸗ rere aber nach ihrem Gewich.-, nach dem Waaren⸗Tarife bezahlt werden muͤssen.

Pesth, 15. Okt. Die Ofner und Pesther Zeitung meldet aus Gran vom 14. Oktober: „Der Moͤrder des Praͤdialisten und Primatial⸗Architekten, Johann Bapt. Packh (s. Nr. 295 der St. Ztg.) ist entdeckt und eingefangen, und hat bereits sein Verbrechen gestanden. Er ist ein gemeiner Soldat, der in der Nachbarschaft des Hauses des Architekten wohnte. Er wurde dadurch entdeckt, daß gleich am Tage des Mordes ein Maͤdchen niederen Standes, mit welchem der Soldat vertrauten Umgang hatte, zu einem Kaufmann eine Banknote von einhundert Gulden C. M. wechseln kam. Dem Kaufmann war dies auffallend und verdächtig; er gab das Maͤdchen bei Gericht an; sie wurde ein⸗ gezogen und gestand, die Banknote von dem Soldaten erhalten zu⸗haben. Dieser hatte sich inzwischen nach Pesth begeben, ward aber dort ergriffen.“

1

Schweiz.

Basel, 22. Okt. Man liest in der hiesigen Zeitung: „Nach Aussagen von Reisenden soll die Zuͤricher Regierung, neue Unruhen befuͤrchtend, gestern (am 21. Oktober) Waffen ausge⸗ theilt haben, auch soll das Posthaus damit versehen worden seyn. Wir koͤnnen nicht umhin zu bemerken, daß wir bei der, nach sonsti⸗ gen sicheren Nachrichten im Kanton Zuͤrich herrschenden gruͤndli⸗ chen Ruhe diese Aussagen fuͤr sehr unwahrscheinlich halten.“

Zu Genf ist im vorigen Monat der Graf von Sellon, be⸗ kannt durch seine menschenfreundlichen und wohlthaͤtigen Stiftun⸗ gen, im ö7sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.

3 Spanien.

Der Globe theilt ein Schreiben seines Korrespondenten in Madrid vom II. Okt. mit, worin es heißt: „Die exaltirte Partei, oder die liberale Opposition, welche die Majoritaͤt im Kongresse bildet, hat eingesehen, welche Thorheit sie am Montag durch die Versoͤhnung mit dem Ministerium begangen hat. Da sie sich in derselben Lage befindet wie die Tories im Mai dieses Jahres, als diese endlich die lang ersehnte Gewalt erfaßt hatten, aber sie wieder entwischen ließen, so ist sie natuͤrlich ebenso auf⸗ gebracht gegen Herrn Hlozaga und die andern Troͤpfe dieser Par⸗ tei, wie die Englischen Tories im letzten Fruͤhjahr gegen Sir Robert Peel, als er dadurch, daß er auf Ernennung der Hof⸗ damen der Koͤnigin bestand, die Gelegenheit, ein Tory⸗Ministe⸗ rium zu bilden, sich entschluͤpfen ließ. Der Kongreß, sagen die Exaltirten, erklaͤrte seine Sitzungen fuͤr permanent die Minister waren beschuldigt, ja uͤberfuͤhrt, die Verfassung verletzt zu haben, sie waren so gut als abgesetzt, wir hatten d Koͤnigin⸗Regentin in unserer Gewalt, und dies wuͤrde auch fernen der Fall gewesen seyn, wie nach den Ereignissen in Lagransa, als der Thor Olozaga, statt den General Alaix von seinen Kolle⸗ gen zu trennen und ihn zu zwingen, dieselben ohne irgend eine Bedingung zu verlassen, jene jaͤmmerlich großmuͤthige Farce einer allgemeinen Versoͤhnung spielte, das ganze Kabinet umarmte und, indem Alles einstimmig bewilligt wurde, was die Mini⸗ ster verlangten, naͤmlich das ganze Gesetz uͤber die Fue⸗ ros, ihnen gestattete, im Besitze der Gewalt zu bleiben, die ihren schwachen Haͤnden bereits entfallen war. Olo⸗ zaga hat seitdem seinen großen Fehler bereut, aber es ist zu spaͤt. Die ministerielle Partei außerhalb der Kammer traute ihren Augen und Ohren nicht, als sie ihr Gluͤck las und hoͤrte. Die Veraͤnderung des ganzen Kabinets, mit Einschluß von Alair, war bereits im Voraus beschlossen worden, und selbst in den naͤchsten vierundzwanzig Stunden gab man diesen Plan noch nicht auf, da man noch immer fuͤrchtete, die Opposition werde das, was sie gethan, durch irgend ein parlamentarisches Manoͤver wieder zuruͤcknehmen. Allein die Fuͤhrer dieser Partei waren uneinig unter sich und warfen einander gegenseitig vor, die Veranlassung zu der erlittenen Niederlage gewesen zu seyn. Herr Hlozaga wird von seinem Anhange beschuldigt, daß er durch die Umarmung des Generals Alaix ein fal⸗ sches Signal gegeben habe, waͤhrend Olozaga seinerseits sich beklagt, daß man seine Großmuth, die ein spoirter Aet haͤtte

bleiben sollen, auf alberne Weise nachgeahmt, sich seinen Gegnern in die Arme gestuͤrzt und dadurch denselben wieder auf die Beine geholfen haͤtte. Arguelles habe wie ein Kind geweint, Mendiza⸗ bal die ganze aus 30 Mitgliedern bestehende Minorität auf ein⸗ mal umarmt und Jeder seine Rolle auf die naͤrrischste Weise ge⸗ spielt. Jetzt ist nun diese Partei sehr niedergeschlagen, sie grol⸗ len mit einander, und Alle zittern vor dem wahrscheinlichen Ein⸗ griffe in die Verfassung und vor der Wiederherstellung des Ko⸗ niglichen Statuts. Die Aussicht auf Gewalt und Aemter ist verschwun⸗ den, noch ehe sie uͤber die Theilung der Beute sich einigen konnten, die, wie ich glaube, das Haupt⸗Hinderniß fuͤr ihre Einigkeit war, indem Jeder seinen Anhang hatte und man sich nicht ver⸗ saͤndigen konnte, weil Jeder ein anderes Idol anbetete. Aus dem Schreiben eines ausgezeichneten Offiziers der Nord⸗Armee habe ich leider ersehen, daß zwischen den alten Truppen der Koͤ⸗ nigin und den vor kurzem uͤbergegangenen Karlisten kein großes Einverstaͤndniß herrscht, indem Erstere eifersuͤchtig darauf sind, daß die Letzteren in Bezug auf Rationen, Kleidung und Sold mit groͤßerer Aufmerksamkeit behandelt werden. Dies hat bereits zu so unangenehmen Reibungen gefuͤhrt, daß man genoͤthigt ge⸗ wesen ist, sie in verschiedene Kantonnirungen zu trennen. In der Hauptstadt bemerkt man dieselbe Eifersucht unter den Civil⸗ Personen, die bestaͤndig fuͤrchten, von Karlisten verdraͤngt zu werden, welche bis jetzt sich nicht offen um Aemter be⸗ werben konnten und nur sehr vorsichtig eingeschwaͤrzt wurden. Diese Eifersucht droht, ernstliche Folgen herbeizufuͤhren. Ge⸗ stern fand zur Feier des Geburtstages der Donna Jsabella ein glaͤnzender Handkuß im Pallaste statt. Es hatte sich eine große Menge Zuschauer versammelt, da dergleichen Schauspiele in den letzten Jahren sehr selten vorgekommen sind. Das diplomatische Corps, der hohe und niedere Adel, die hohen Staats⸗Beamten und Hofleute erschienen in Galla und die Damen in den reich⸗ sten und glaͤnzendsten Kostuͤmen. Namentlich zeichneten sich die Herzogin von Veragua, die Graͤfinnen von Oñate und Puhgaro⸗ stro, die Marquisinnen von Cimera, Quintanar, Castellanos, die Her zogin von Gor und die Damen de Tablada durch den Glanz ihrer Toilette aus. Es waren Personen von allen Parteien und politischen Meinungen zugegen: Gemaͤßigte und Liberale, Offi⸗ ziere, Geistliche und Beamte. Am Abend wurden Feuerwerke abgebrannt, und die Stadt war erleuchtet. Auf der Plaza del Oriente befand sich eine ungemein große Volksmenge, und die Haͤuser der Karlisten wetteiferten an Glanz mit ihren Nachbaren. Die Illumination und das Ausschmuͤcken der Balkone und Fen⸗ ster waͤhrt drei Naͤchte. Die Deputation des Senats und der Deputirten⸗ Kammer begab sich ebenfalls in Galla nach dem Palast, um ihren Gluͤckwunsch abzustatten. Allein mitten unter allen diesen Festlichkeiten ist die Intrigue schr thaͤꝛig, um auf der einen Seite die gegenwaͤrtigen Minister im Amte zu behalten, und auf der anderen Leite sie zu stuͤrzen, denn die vielbelobten Umarmungen am Montag haben den Schmerz der anderen Seite nicht zu stillen vermocht. Waͤhrend der Herzog von Vittoria in Saragossa Proclamationen erlaͤßt, haben die Karlisten in Chelva drei Na⸗ tional⸗Gardisten erschossen, weil dieselben im Gespraͤch geaͤußert hatten, der Friede werde bald proklamirt werden. Zoͤgert er noch laänge, und begnuͤgt er sich damit, Adressen zu empfangen und zu beantworten, Baͤlle zu besuchen und seine Andacht in der Kirche Nuestra Sehora del Pllar zu verrichten, so werden die Karlisten noch mehr erschießen. In Morella arbeiten taͤglich 2000 Mann an den Befestigungswerken, die Magazine sind mit Lebensmitteln gefuͤllt und alle Vorkehrungen getroffen, um einen dauernden Widerstand zu leisten und diese Festung eben so hartnaͤckig zu verthetdigen, wie gegen Oraa. Die Bewohner und die Trup⸗ pen freuen sich schon darauf, eben so viele und noch mehr Of⸗ fiziere und Soldaten zu toͤdten, als damals in der Bresche. Cabrera war am 2ten in Rabdalos und hat eine große Anzahl Geiseln nach Morella gesandt. Auf der westlichen Straße sind auch mehrere Banden in der Naͤhe von Talavera de la Reyna erschienen.“ . 6 uvb Konstantinopel, 9. Okt. (O. B.) Gestern stattete der Sultan Abdul Medschid in der Medizinschule von Galata⸗Serai einen Besuch ab, wobei er dem Direktor dieser Anstalt, Dr. Ber⸗ nard, seine Zufriedenheit uͤber die zweckmaͤßige Einrichtung der⸗ selben und die bereits von den Schuͤlern gemachten Fortschritte zu erkennen gab. Se. Soheit war vom Seraskier Halil Pascha, vom Muͤschir des Serails Riza Pascha und vom Hekim⸗Baschi (Hofarzt) Adduͤllah Efendie begleitet. (Die im „Journal de Smyrne“ enthaltene Nachricht von der Entlassung des Dr. Ber⸗ nard scheint demnach ungegruͤndet zu seyn.) In einem von der Times mitgetheilten Schreiben aus Konstantinopel vom 25. September wird uͤber einige der letz⸗ ten Beamten⸗Versetzungen, uͤber die Finanz⸗ Verhaͤltnisse der Pforte, und uͤber ihre Differenzen mit Persten Folgendes be⸗ merkt: „In den wichtigen Regierungs⸗Aemtern werden fortwaͤh⸗ rend Veraͤnderungen mit dem Personal vorgenommen, da Chos⸗ rew Pascha entschlossen scheint, sich aller ihm irgend mißfaͤlligen Individuen zu entledigen. Hafiz Pascha, der vom Ruder der Finanzen entfernt worden, hat man nach Adrianopel geschickt. Er soll sich auf jenem Posten ein bedeutendes Vermoͤgen beiseitge⸗ bracht haben. Seine Feinde werden nun eine guͤnstige Gelegen⸗ heit haben, ihre Klage gegen ihn vorzubringen, und es kann nicht fehlen, daß ihn zuletzt Ungnade trifft. Nuri Efendi, der in Re⸗ schid Pascha's Abwesenheit Minister der auswaͤrtigen Angelegen⸗ heiten und Praͤsident des Ackerbau⸗Kollegiums war, ist von dem Wesir zum Gesandten am Franzoͤsischen Hofe ernannt worden; da er sich aber bei seiner fruͤheren Anwesenheit in Paris so benahm, daß er fast ganz aus den gesellschaftlichen Kreisen ausgeschlossen blieb, so glaubt man, seine Ernennung werde den Franzosen nichts weniger als angenehm seyn. Akif Efendi, der sich bei der Chur⸗ chillschen Sache so bemerklich gemacht und laͤngst fuͤr eine ge⸗ faͤhrliche Person galt, ist aus dem Wege gebracht und nach Is⸗ mid geschickt worden. Tuyar Pascha geht nach dem Paschalik Kiutajah, und Mustapha Krani Bey, einer der Kommissarien, die den Englischen Handels⸗Traktat unterzeichnet, ist Musselim von Brussa geworden. Fuͤr diese Veränderungen ist kein ande⸗ rer Grund anzugeben, als daß sie dem Großwesir zu Gefallen stattgefunden, der nur solche um sich haben will, die seinem Re⸗ gierungs⸗System guͤnstig sind. Mit den Finanzen der Pforte steht es in diesem Augenhlick etwas mißlich, doch thut die Re⸗ gierung kraͤftige Schritte, um die Ausgaben aller Staats⸗Aemter einzuschraͤnken, und die verschiedenen Palaͤste, deren Bau unter dem vorigen Sultan angefangen und wofuͤr ungeheure ummen verschwendet worden, sollen moͤglichst rasch und wohlfeil beendigt werden. Auch in den einzelnen Zwei⸗ bes 58 Großherrlichen Hofhaltung werden Ersparnisse be⸗ . Hellat und alle Unnuͤtze Stellen abgeschafft. Kuͤrzlich wurde . erlassen, wonach die Sarafs oder Banquiers fortan den Zinsen befreit sind, die sie bisher der Pforte von den

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8 Einkuͤnften der verschiedenen Distrikte zu entrichten hatten. Wenn sie bei der Ernennung eines Paͤscha's oder Gouverneurs nicht im Stande sind, den Forderungen der Regierung zu entsprechen, fo ist ein gewisser Termin fuͤr die Zahlung der Summen festgesetzt, der den Banquiers hinreichende Zeit lassen wird, den Betrag der Raten ne und sich vor den mit dem bisherigen System verknuͤpften unheilvollen Folgen zu bewahren, da sie fruͤher den vollen Belauf der Einkuͤnfte, ehe derselbe erhoben war, in den Schatz zu zahlen hatten. Im verflossenen Jahre sind die Sarafs dadurch haͤufig fast ruinirt worden, daß sie den Paschas im Innern zur Truppen⸗Aushebung betraͤchtliche Summen vor⸗ schossen, und die Distrikte dann außer Stande waren, dieselben zu erstatten. Den neuesten Nachrichten aus Bagdad zufolge, hat die Persische Regierung durch den Pascha von Bagdad die Zahlung einer Summe von 45 Millionen Piaster ge⸗ fordert und gedroht, eine Armee gegen Bagdad senden zu wollen, falls dies Geld nicht auf der Stelle gezahlt oder wenigstens Maß⸗ regeln zur Sicherung der baldigen Zahlung getroffen wuͤrden. Man zweifelt jedoch sehr, ob Persien, selbst bei dem jetzigen Zu⸗ stande der Tuͤrkei, einen solchen Schritt wagen wird. Es wuͤrde aber eine kraͤftige Huͤlfe fuͤr Ibrahim Pascha seyn, da der Pascha von Bagdad, die einzige Macht, die er noch zu fuͤrchten hat, durch eine solche Diversion im Schach wuͤrde gehalten werden. Der Persische Gesandte, Muzza Jaffa, ist gestern Nachmittag von hier nach Teheran zuruͤckgereist; er soll vom Schach abberu⸗ fen seyn. Seine Abreise kam unerwartet, und man setzt sie mit Obigem in Verbindung. Er reist zu Lande und hat Konstanti⸗ nopel ohne Abschieds⸗Audienz beim Sultan verlassen.“ Außerdem meldet dieser Korrespondent noch, daß Graf von Carnarron, der sich mit seiner Familie drei Monate in Therapia aufgehalten, mit dem naͤchsten Dampfboor uͤber Malta nach England zuruͤckkehren werde. Auch fuͤhrt der⸗ selbe uͤber das freche Benehmen Klage, welches sich die Schiffs⸗ Capitaine haͤusig gegen Frauen erlaubten, welche die Reise als Passagiere ohne maͤnnlichen Schutz machten, und wovon so eben auf einem in England von Smyrna angekommenen Englischen Kauffahrteischiff ein Fall vorgekommen war, an dessen Bord sich zwei Frauen befanden, die ihren bei der Oesterreichischen Da.npf⸗ schifffahrts⸗Compagnie als Ingenieurs angestellten Maͤnnern nach⸗ reisten. Sie beschwerten sich beide uͤber den Capitain bei dem Englischen Konsul in Smyrna, dieser erklaͤrte aber, daß er in die⸗ ser Sache nichts thun koͤnne. Der Korespondent der „Times“ dringt nun darauf, daß man den Konsuln die erforderliche Voll⸗ macht ertheilen solle, um dergleichen Vergehen bestrafen zu

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Breslau, 25. Okt. Heute fruͤh ist der bekannte Orientalist Dr. Tobias Habicht, Professor der Morgenlaͤndi⸗ schen Sprachen an hiesiger Universitat, an den Folgen eines ihm einige Tage zuvor zugestoßenen Schlagflusses gestorben. Seine Ausgabe und theilweise Uebersetzung der Tausend und Eine Nacht ist bekannt. Die Professoren Bernstein und Stenzler lesen jetzt noch an hiesi b Literatur.

Aachen, 24. Okt. (A ch. Z.) Wir sind in den Stand gesetzt, anzeigen zu koͤnnen, daß die Direction der Rheinischen Eisenbahn vor acht Monat 4000 Actien von den drei Koͤlnischen Banquiers zuruͤckgenommen, und daß sie jetzt mit dem Belgischen Gouver⸗ nement einen Vertrag abgeschlossen hat, wonach dasselbe mit die⸗ sen 4000 Actien bei der Rheinischen Cisenbahn betheiligt seyn wird.

11 Aachen, 22. Okt. Landbau und Gewerbe. Die in der juͤngeren Zeit auf einer gewissen Hoͤhe erhaltenen loh⸗ nenden Getraide⸗Preise sind dem Ackerbau und der Wiesen⸗ Kultur der kraͤftigste Hebel zur Beseitigung bisheriger Hinder⸗ nisse und ein Sporn zu entscheidenden Bestrebungen zur Siche⸗ rung von Nahrungsquellen gewesen, denen jeder Staatswirth die oberste Stelle anweiset. Jenen Getraide⸗Preisen und den da⸗ durch erzielten Mitteln ist die Anerkennung des hohen Werthes des Grund und Bodens und des letztern Bearbeitung durch Entwaͤsserung und Bewaͤsserung, Ausrodung, Urbarmachung, zweckmaͤßige Duͤngung und Vervollkommnung in jeder Beziehung zuzuschreiben, welche in der letzteren Zeit die Koͤpfe so vieler in⸗ telligenten Landwirthe und die Haͤnde so vieler Ackerbauer und Arbeiter beschaͤftigt haben, und zwar lohnend in einem hoͤchst er⸗ freulichen Maaße. Ernster Wille, Geschicklichkeit, Aufmerksam⸗ keit, Umsicht und Fleiß haben jene Mittel erweckt und zweckmaͤ⸗ ßig vereinigt, um unabsehbare Oeden und Haidestrecken, einzelne Suͤmpfe, wenig eintraͤgliche wilde Weide, und Wald⸗Distrikte der geregelten Holzzucht und der Acker⸗ und Wiesen⸗Kultur zuzufuͤh⸗ ren, gleichzeitig mit der Vervollkommnung des Acker⸗ und Wie⸗ senbaues da, wo er schon mehr oder weniger lebhaft betrieben wurde. Jeder der Kreise des hiesigen Regierungs⸗Bezirks giebt mehr oder weniger augenscheinlichen Beweis davon, selbst jene, deren Boden und Klima nur durch ununterbrochene ausdauernde Anstrengungen in Beziehung auf Boden⸗Erzeugnisse kuͤnstlich empfaͤnglich gemacht werden koͤnnen. Bei der Kalkduͤngung, die freilich mehr als ein Reizmittel, denn eine eigentliche Duͤn⸗ gung betrachtet werden muß, hat man im Kreise Malmedy die allerdings nicht unwichtige Wahrnehmung gemacht, daß die sonst so haͤufig vorkommende schaͤdliche Wucherblume dadurch immer mehr ausgerottet wird. Da, wo Lohgerbereien bestehen, hat sich die ausgelaugte Lohe, wenn man sie im Fruͤhjahr uͤber die Wie⸗ sen ausbreitet, als ein sehr gutes Grasduͤngungs⸗Mittel bewaͤhrt. An die Verbesserung des Acker⸗ und Wiesenbaues knuͤpft sich natuͤrlich auch die Viehzucht und die Sorge fuͤr einen nuͤtzli⸗ chen Viehstand. In den Kreisen Eupen, Montjoie und Malmedy ist die Viehzucht mit eine Haupt⸗Nahrungsquelle, und mehr als je fruͤher dort fuͤr die Verbesserung der Rindvieh⸗Raben gewirkt werden. Die Birkenfelder, so wie die Schweizerischen und Hol⸗ laͤndischen Zuchtstiere haben sich dort bisher zur Veredelung der einheimischen Racen am besten bewährt. Durch Foͤrderung der Haltung von guten tuͤchtigen Zuchtstieren mittelst Aussetzung von Geld⸗Praͤmien fuͤr die besten Zuchtstiere, hat man in neuerer Zeit schon erfreuliche Resultate gewonnen und die Ausfuͤhrung der mittelst Allerhoͤchster Kabinets⸗Ordre vom 18. Juni d. J. geneh⸗ migten Zuchtstier⸗Koͤrordnung wird dabei ferner von dem wohl⸗ thaͤtigsten Einflusse seyn. Von der Veredelung der Schaafe, womit fruͤher, namentlich in den Kreisen Montjoic und Malmedy viele Versuche angestellt worden, ist man, da sich dabei kein Vortheil fuͤr den Landmann herausstellte, ganz ab⸗ gegangen. Das Klima jener Kreise scheint fuͤr die Spanische Schaafrage zu rauh zu seyn und die Resultate der Versuche, sie hierher zu verpflanzen, fielen unbefriedigend aus. In jenen suͤdlichen Kreisen geschieht auch wenig zur Veredelung der Pferderace, da der Landmann die dort einheimische Ardennen⸗ Race mittleren Schlages sowohl fuͤr seine landwirthschaftlichen

Arbeiten als auch fuͤrz das von ihm nebenbei bet Fr fahren fuͤr die zweckmaͤßigste hält. Dagegen —— 2 b einer gewissen Liebhaberei verbundene Bestreben fuͤr die Pferde⸗ Veredelung in den noͤrdlichen Kreisen des hiesigen Regierungs⸗ Bezirks immer mehr an Umfang, und es wird die bald zu er⸗ wartende Stationirung eines besonderen Beschaͤler⸗Depots fuͤr die Rhein⸗Provinz diesem Bestreben guͤnstig zu Statten kommen. Der seitherige enge Betrieb der Berg⸗ und Hüͤtten⸗ werke hat im Allgemeinen nicht abgenommen, obgleich in der Eise der Eisenstein⸗Bergbau waͤhrend der letzt verflossenen Monate voruͤbergehend etwas schwaͤcher betrieben wurde, wie dies aber zu dieser Jahreszeit, der Feldarbeiten wegen, gewoͤhnlich der Fall ist. Fuͤr eine fortdauernde Bergbaulust zeigt, daß in den letzten Monaten acht Eisenstein⸗Bergwerke neu in Konzession begehrt wurden. Als ein wichtiges Ereigniß fuͤr den Eisenstein⸗Bergbau bei Keldenich und Soetenich im Kreise Schleiden ist der am 29sten August unter angemessener Feierlichkeit stattgefundene Beginn eines tiefen Haupt⸗Stollens bei Soetenich zu bezeichnen, welcher 5 tieferen Loͤsung der reichen Keldenich⸗Soetenicher Eisenerzaz)8 Niederlage bestimmt ist, und eine Fortdauer dieses Bergbaues, der die sämmtlichen Eisenhuͤtten des Schleidener Thales mit Eisenstein versorgen muß, auf eine lange Reihe von Jahren sichert. Dieser Haupt⸗Stollen⸗Anlage ist der Name „tiefer Brust⸗ Stollen“ beigelegt worden. Der bereits seit langerer Zeit betrie⸗ bene Stollen der Lommersdorfer Eisenstein⸗Gruben hat unlaͤngst die Lagerstatte erreicht und reiche Erz⸗Anbruͤche aufgeschlossen. Der Tuch⸗Fabrication sind durch die in entfernteren Ge⸗ genden, namentlich in Rußland und Italien, getroffenen Zoll⸗ Einrichtungen Absatz⸗Kanäaͤle verschlossen worden, die ihr bisher von großer Wichtigkeit waren, und die politischen Verwickelungen im Oriente tragen ebenfalls nicht wenig dazu bei, den Absatz an Tuchwaaren zu schwaͤchen. 8 2 Di⸗ eben voruͤbergegangene Frankfurter Herbstmesse ist fuͤ den Lederhandel und insonderheit fuͤr die Lederfabriken z Malmedy gegen fruͤheres Erwarten guͤnstig ausgefallen.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Paris. In der Sitzung der Akademie der Wissenschaften im 21. Okteder stattete Herr Arago einen sehr günstigen Bericht ab über ein neues, von Bunten erfundenes Gefät⸗Barometer und legt sodann ein Lichtbild vor, das von dem Neffen des Herrn Daguerre augefertigt worden war. Es stellt das Innere eines Zimmers vor, und 1 uderen Gegenständen ist auch ein lithographirtes Bildnif des H Daguerre mit der größten Schärfe wiedergegeben, obwoh der Kopf nur 3 bis 4 Linien lang ist. Herr Dagnerre meldete der Akademie, daß es ihm gelungen sep, das Verfahren bei der Zube reitung der Platten dadurch zu vereinfachen, daß er statt des gestoße gen Bimsteins Venetianischen Schmirgel zum Poliren anwende; es ser jetzt nur nöthig, die Platten zweimal zu poltren und zweimal mit Saure zu reinigen. Herr Paunwels zeigte der Akademie an, daß er ein Paar für die Schifffahrt anf dem Meere bestimmte Dampfma⸗ schinen von hohem Druck angefertigt habe, deren Kraft sich bis au 225 Pferdefraft erhöhen lasse.

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Len*

Zeitschrift fuͤr das Deutsche Recht. In Verbindung mit vielen Gelehrten, herausgegeben von Dr. A. L. Rey⸗ scher, ordentl. Professor der Rechte an der Universitat Tuͤbingen, und Dr. W. E. Wilda, außerordentl. Professor an der Universitaͤt Halle⸗Wittenberg. Ersten Bandes, erstes und zweites Heft. Leipzig 1839. Verlag von O.to Wigand.

Die vorbezei hnete Zeitschrift kündigt sich als das Organ einer, nach dem vorgedruckten Verzeichnisse der Mitarbeiter, auch unter den akademischen Rechtslehrern schon weit veroreiteten neuen Richtung an, von der, wenn nicht alle Zeichen trügen, eine Umwandlung unse⸗ res Rechtsstudiums, und ein belebender Einfluß auf die vaterländische Praris und Gesetzgebung ausgehen wird. Ich fühle mich daher ge drungen, alle Preußischen Juristen auf diese, auch für die gründlich Auffassung des Preußischen Rechts, hochwichtige Erscheinung aufm sam zu machen, und zu diesem Behuf die Entstehung und das Wese jener Richtung nachzuweisen.

Das Streben der historischen Schule, die Elemente unseres gegen wärtigen Rechtszustandes zu ergründen, veranlaßte mehrere bedeutende Anhänger derselben, das Germanische Recht zum Hauptgegenstande ih rer Forschungen zu machen. Mit dem dieser Schule eigenen kritischen Geiste und wissenschaftlichen Ernste begannen sie ihre Forschungen, und kamen, je mehr sie, dergestalt ausgerüstet, in das Wesen der na⸗ tionalen Rechts⸗Institute eindrangen und deren Ausbildung verfolgten, desto mehr dahin, sich von ihrer anfänglichen Befangenheit im Röm schen Rechte zu befreien und das Germanische Recht aus ihm selbs zu begreifen. Nun erschloß sich ihnen allmälig das von dem Römi schen, auch in den Grund⸗Prinzipien, mannigfach verschiedene Germa nische Rechtsleben. Dieses Resultat ihrer Forschungen führte aber zu weiteren folgereichen Schritten. Erstens nämlich dahin, daß jene Män⸗ ner das Römische Recht nicht mehr als ein Musterrecht für alle Zei⸗ ten und Völker, die Begriffe desselben nicht mehr als Normal⸗Begriffe betrachteten und nun auch die Rechts⸗ Philosophie sich aneigneten. Zweitens aber dahin, daß sie das gemeine Recht und die neueren Ge⸗ fetzgebungen mit einem freieren und für die darin enthaltene Wahrheit geschärfteren Blick auffaßten und in Folge dessen erkannten, daß die Umgestaltungen des Römischen Rechts in der Deutschen Praris und Gesetzgebung als die in der äußeren Erscheinung hervorgetretenen Re⸗ sultate des fortgesetzten Kampfes zwischen den Heutschen und fremden Rechts⸗Grundsätzen anzusehen seven, die Wissenschaft und Gesetzgebung diesen Kampf bis zur endlichen Herstellung eines wahrhaft nattonalen Rechts weiter zu führen, die Wissenschaft insbesondere zu diesem Be⸗ huf die einheimische Rechts⸗Grundlagen und ihre Grund⸗ Hriagibzen festzustellen, so wie die unserem National⸗Charakter und unserer b- dungsstufe entsprechende Lösung des zwischen den Elementen unseres Rechts⸗Zustandes obwaltenden Konsiikts nachzuweisen habe.

Hiermit ist zugleich das Wesen der Zeitschrift seyn soll, angegeben. Obwohl

Richtung,, eev

aus der histortf E ilosophischen Schule hervorgegangen, gehört sie so wenig dieser als der pbcsosone sch v in der herkömmlichen Bedeutung dieser Bezeichnungen ende Verschmel⸗ 8 die dem Studium des Germanischen Rechts zu verdander Abhandlung zung des Guten beider Schulen, was insbesondere weutschen Rechts⸗ von Revscher „über das Daseyn und Zeitschrift niederzu⸗ klar hervortritt, und weshalb auch bei en e ofrss entweder der ge⸗

loaonden dlmn ach Maßgabe . e 1 Abhandlungen, 1 1 1 schecelche 88 dor eregetische, oder der empirische, oder EEE

Die wi ftliche Begrün⸗ e. z werden soll. Die wissenschaftliche Begrün⸗ FeI. ein gescheg9 in Deutschland, die Beförderung eines darauf dung des heutigen 2.e und die Mitwirkung zu einer unserer

toten Rechts⸗Studiums, . T1 8 gerscherang Rümmer mehr entsprechenden Gesetzgebung ist ihr Hauptziel. No 8 8 1

. chaus 1 Charakter und zugleich eine han zeter elnen durchane netisnegenn aren und lebendigen Be⸗ braft gch des gegenwärtigen Rechts⸗ Zustandes, und sonach wuß bewußten Praris führen will, was, bei der Abgestorbenheit des Amer nhen g nicht gelungen ist und

iner ven Rechts, der Romanistischen Richtung . eg. Römischen neen wird. Demgemäß hat sie auch eine versöhnende Kraft,

sie nicht, wie die Vertiefung in das Römische Recht, von der Ge⸗ TS sondern derselben zuführt, ihr Verständniß uns . und sonach besonders auf die jüngeren Praktiker, welche jetzt 8 ten mit einer dem Säfades k* in die Praris eintreten, höchst wohlthätig einwin d. 8 Prapie aiidenn Allen 8 man ermessen, wie hochwichtig das Hervortreten dieser Richtung und wie erfreulich das Erscheinen einer Zeitschrift ist, die sich als Organ dieser Richtung ankündigt. Der Titel der Zeitschrift

niemals ge⸗