1839 / 303 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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sind dann die Huͤlfsquellen, welche wir von einem solchen Buͤnd⸗

niß uns versprechen duͤrfen?“ Die Redaction des „Capitole“ scheint das Terrain, auf dem sie operirt, schlecht zu kennen; sonst wuͤrde sie die Aufgabe, die sie sich gestellt hat, auf einem ande⸗ ren Wege, als auf den laͤcherlichsten Uebertreibungen, zu errei⸗ chen suchen. 2 .

In einem hiesigen Journale liest man: „Es wird uns ein Privat⸗Schreiben aus Konstantinopel mitgetheilt, demzufolge der Admiral Roussin sich durch seine Abberufung und besonders durch die Art, wie er davon in Kenntniß gesetzt worden ist, sehr verletzt fuͤhlt. Er soll sich entschlossen haben, Konstantinopel zu verlassen, ohne die Ankunft des Herrn von Pontois abzuwarten, und später in Frankreich eine oͤffentliche Rechtfertigung seines Benehmens erscheinen zu lassen. Das Ministerium soll sehr be⸗ sorgt uͤber das weitere Perfahren des Admiral Roussin seyn. Es erinnert sich wahrscheinlich der Explicationen, 8 denen sich Herr Guilleminot nach seiner Abberufung veranlaßt fand. Auch glaubt man, daß es dem Adwiral Roussin nicht schwer seyn werde, zu beweisen, daß 1 52n in Gemaͤßheit der ihm ertheilten

nstructionen gehandelt habe.

8 sre schon fruͤher erwaͤhnten Briefe, welche Herr von Vil⸗ lele in der Gazette du Midi uͤber die Finanzen Frankreichs erscheinen ließ, und in denen er eene auf Ertheilung des allge, meinen Stimm⸗Rechts und auf Wiedereinfuͤhrung der General⸗ Staaten (ëtats géenéränx) antraͤgt, waren bisher von der hiesigen Presse ganz unbeachtet gelassen worden. Heute haͤlt es indeß das Journal des Déebats, wir wissen nicht, aus welchem Grunde, fuͤr angemessen, den Ansichten des fruͤher so beruͤhmten Financiers entgegen zu treten. „Obgleich wir,“ sagt das ge⸗ nannte Blatt, „Gegner des Herrn von Villeéle waͤhrend seines langen und in so vieler Beziehung verderblichen Ministeriums waren, so koͤnnen wir doch nicht sagen, wie schmerzlich es uns beruͤhrt hat, daß ein Mann, dessen Zeit voruͤber ist, und der dies wohl fuͤhlt, auf diese Weise aus seiner Zuruͤckgezogenheit hervortritt. Wir koͤnnen nicht anders glauben, als daß die Parteien ihn dazu gezwungen haben. Man hat den Namen des Herrn von Villeèle haben wollen, und Herr von Villeèle hat seinen Namen hergegeben. Warum beneidet man Herrn von Villéèle den Ruf eines Mannes von großer Ge⸗ schaͤftskenniniß, den Ruf, daß er eine große Herrschaft uͤber sich ausuͤbt, die Menschen kennt und die Zeiten zu unterscheiden weiß, ein Ruf, den sein Stillschweigen bestäaͤtigte, und der die Er⸗ innnerung an seine Fehler fast verwischte. Man hat Briefe von ihm verlangt, und er hat dieselben abgefaßt, wie er es konnte, die Erinnerungen an sein Ministerium, seine Budgets und seine Finanz⸗Plaͤne mit der Wahl⸗Reform und mit den General⸗Staa⸗ ten vermischend! Herr von Villele, jener so positive Geist, jener berechnende Minister, der eine Scheu vor allen etwas kuͤh⸗ nen Ideen hatte, der, man muß ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, die administrative Centralisation mit so vieler Strenge aufrecht erhielt, derselbe Herr von Villele sollte sich im Jahre 1839 fuͤr das allgemeine Stimm⸗ recht erhitzen! Er sollte im Ernste die Generalstaaten und die Wiederherstellung der Staaten von Languedoc und Bretagne ver⸗ langen! Nein, das ist nicht moͤglich. Herr von Villéle hat zu vielen gesunden Menschenverstand und zu viel Erfahrung, um nicht zu wissen, daß, wenn mit dem allgemeinen Stimmrecht et⸗ was moͤglich ist, dies nur ein Convent und nicht die mittelalter⸗ lichen Generalstaaten seyn wuͤrden. Wir haͤtten gewuͤnscht, den Namen des Herrn von Villeèle nicht wieder in eine Polemik zu mischen, der er fortan fremd seyn mußte. Wir waren nicht so sehr die Feinde des vormaligen Ministers, um ihm ein solches Wiederauftreten zu wuͤnschen. Nichts ist trauriger, als zu se⸗ ihen, wie ein Mann, der so weise war, zehn Jahre lang in der Zuruͤckgezogenheit zu leben, sich ploͤtzlich wieder der Welt auf⸗ dringt, als ob er der Vergessenheit muͤde sey. Was werden die Parteien dem Herrn von Villele fuͤr das schmerzliche Opfer,

welches sie von ihm verlangt haben, als Entschaͤdigung anbieten?“

Lobspruͤche, von denen er sich sicherlich nicht taͤuschen lassen wird. Die Briefe des Herrn von Villele werden leider keine große Idee von dem Staatsmanne geben, und sein Ruf als ein um⸗

sichtiger und praktischer Mann wird durch dieselben sehr leiden.“ 9g

Die Notiz des Constitutionnel uͤber die schlechte Verpfle⸗ gung der Kranken in der Afrikanischen Armee scheint nicht ganz ungegruͤndet gewesen zu seyn, wenigstens liest man in dem Mo⸗ kiteur parisien statt einer Widerlegung folgende Bemerkungen: „Die Zahl der Kranken in Philippeville hat fuͤr den Augenblick die Huͤlfsmittel erschoͤpft, welche dieser erst kuͤrzlich besetzte Punkt

des Afrikanischen Kuͤstengebietes darbot. Indeß hatte die Verwaltung

vorausgesehen, daß der Herbst die Zahl der Kranken in Afrika 1

vermehren wuͤrde, und deshalb auf den Hauptpunkten unserer

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1b B“ Großbritanien und Irland. I6a London, 26. Okt. Der fortwaͤhrend unguͤnstigen Witterung

Truppenmusterung noch weiter aufgeschoben worden.

seiner Reise hier zuruͤck erwartet.

Der Herzog von Argyll, der Oberhofmeister der Koͤnigin Prinzen⸗Regenten, ist am 22sten d. M. in einem Alter von 72 Jahren gestorben. Seine Titel erbt sein Bruder, Lord John Campbell.

Graf Clarendon, der fruͤhere Gesandte in Madrid, wird, dem

ins Kabinet eintreten. In der Gesinnung, den Talenten und

Uebergewicht in der Verwaltung haben werde. Henry Tuffnell, fruͤherer Privat⸗Secretair Lord Minto's, zu einem der Lords des Schatzes ernannt worden. Er tritt fuüͤr Lord Seymour ein, war fruͤher Parlaments⸗Mitglied fuͤr Ipswich Und bewirbt sich jetzt, wie die ministeriellen Blaͤtter behaup⸗ ten, mit aller Aussicht auf Erfolg, um die Vertre⸗ tung von Devonport, welches bisher von Sir Edward Codrington im Parlamente repraͤsentirt war, der bekanntlich durch seine Ernennung zum Hafen⸗Kommandanten von Portsmouth genöͤthigt wird, aus dem Unterhause auszuscheiden. Eine andere halbamtliche Nachricht, welche der „Globe“ mittheilt, ist die Er⸗ nennung des Herrn H. L. Bulwer, Legations⸗Secretairs in Pa⸗ ris, und des Herrn Macgregor zu Kommissarien, Behufs Wie⸗ deraufnahme der Negociationen wegen eines mit Frankreich abzu⸗ schließenden Handels⸗Traktats, die in Paris gefuͤhrt werden sollen.

In London soll die Mission des Generals Henderson, der von hier wieder nach Paris zuruͤckgekehrt ist, wegen der Aner⸗ kennung von Texas gaͤnzlich fehlgeschlagen seyn. Lord Palmer⸗ ston, heißt es, habe hinsichtlich der Neger⸗Sklaverei Schwierig⸗ keiten erhoben, General Henderson habe diese nicht aus dem Wege raͤumen koͤnnen und daher seine Unterhandlungen aufge⸗ geben.

Zu den Ursachen, welche jetzt dem Geldmangel einigermaßen abgeholfen haben, rechnet die Times den Umstand, daß neuer⸗ dings in London allein 347,000 AQuarter, und in den uͤbrigen Haͤfen wahrscheinlich nicht weniger als 250,000 Quarter fremden Weizens aus dem Verschluß der Regierung herausgenommen worden sind; sie bemerkt indeß dabei, man duͤrfe nicht vergessen, daß eigentlicher Mangel gar nicht existirt habe, sondern daß die Schwierigkeiten nur daher entstanden seyen, weil die Kapitalisten waͤhrend der letzten Krisis am Geldmarkte aus Furcht vor Ver lusten mit ihrem Geld zuruͤckgehalten haͤtten. Nach voͤlliger Be⸗ seitigung dieser Besorgnisse werde es sich von selbst verstehen, daß sich bald wieder ein bedeutender Geldvorrath einstellen und der Diskonto fallen muͤsse. Indeß sey jetzt schon fuͤr die Getraide⸗ Haͤndler und Importeurs das Freiwerden des fremden Weizens eine sehr zur rechten Zeit kommende Huͤlfe.

Die Assisen zu Nottingham haben mehrere Chartisten we⸗ gen aufruͤhrischer Zusammenrottungen und bewaffneter Rebellion verurtheilt, und zwar 3 zu 9monatlichem, 3 zu 5 monatlichem und eine Frau zu einmonatlichem Gefaͤngniß, saͤmmtlich mit Zwangsarbeit.

Das Oberhaus war bei der letzten, weiteren Prorogation einer bessern Luͤftung nach dem Wunsche Ihrer Herrlichkeiten vorgenommen werden, in einem wenig passenden Zustande. Um die Luftreinigung zu bewerkstelligen, hat man den Versamm⸗ lungssaal ganz mit Leinewand umgeben, durch deren Luftloͤcher oder Zwischenraͤume nach Erforderniß warme oder kalte Luft zu⸗ gelassen werden kann. Auch den Fußboden hat man zu dem naͤmlichen Zwecke mit Loͤchern versehen. Herr Reid aus Edin⸗ burgh, der schon fruͤher im Unterhause dergleichen Einrichtungen gemacht hat, war nebst vielen Handwerkern gegenwaͤrtig und schien die Luftverbesserungs⸗Anstalten zu dirigiren. Seit dem vorigen Monat sind viele Arbeiter in den neuen Parlamentshaͤu⸗ sern beschaͤftigt, die jedoch viele bloß temporaire Einrichtungen machen, so daß es scheint, man duͤrfe sich keine große Hoffnun⸗ gen machen, die Raͤume bald in einer dauernd wohnlichen Ge⸗ stalt zu erblicken.

Es hat sich nun ausgewiesen, daß die Nachricht von Lord Brougham's Tode in der That von einem der Herren ausge⸗

sprengt worden, die mit ihm im Wagen saßen, als dieser umgeworfen

Besitzungen bedeutende Vorraͤthe aller Art zusammengezogen. wurde, von einem Herrn Shafto naͤmlich, der sich absichtlich den

Die Verpflegung der Armeen, und besonders die der Hospitler, leiden zuweilen, selbst bei. Maßregeln, die man fuͤr die weisesten zu halten berechtigt war. Die Schwierigkeiten des Transports gestatten nicht immer, daß die Huͤlfsmittel, welche ploͤtzlich auf irgend einem Punkte nothwendig werden, mit der wuͤnschenswer⸗ then Schnelligkeit, dorthin gelangen. Indeß kann man jetzt mit

Gewißheit annehmen, daß die Ueberfuͤllung in Philippeville auf⸗

gehoͤrt hat, und daß die Kranken, der Provinz Konstantine in den Hospitaͤlern vön Algier diejenige Verpflegung erhalten, die ihr Zustand erheischt.”“ 1 ““

Marseille, 22. Okt. Herr Horace Vernet, der sich zwei Tage hier aufgehalten hatte, ist gestern nach Aegypten unter Segel gegangen. Es ist keinesweges seine Absicht, wie man irr⸗ thuͤmlich gemeldet hat, ein Gemaͤlde von der Schlacht von Nisib aufzunehmen, sondern er will nur Aegypten zu seinem Vergnaͤ⸗ gen und zu seiner Belehrung durchreisen. Im hiesigen Laza⸗ reth trifft man große Vorbereitungen zur Aufnahme des Herzogs von Orleans, der jeden Augenblick hier eintreffen kann. Seine Auarantaine wird mehrere Tage dauern.

Bordeaux, 22. Okt. Waͤhrend die Journale der Haupt⸗ stadt die Familie des General Maroto daselbst ankommen lassen, befindet sich dieselbe noch immer in dem Landhause, welches in der Naͤhe von Bordeaux fuͤr sie gemiethet worden ist, und Ma⸗ roto selbst haͤlt sich noch in Bilbao auf. Der Baron von Meer, General⸗Capitain von Catalonien, ist am 18ten d. M. in Montpellier eingetroffen.

Havre, 25. Okt. (Journal du Havre.) Wir erhalten so eben durch den „Casimir“”“, der Montevidco am 15. August verlassen hat, neuere Nachrichten aus Buenos⸗Ayres. Dieselben geben traurige Details uͤber die kritische Lage unserer Landsleute, welche jeden Augenblick fuͤrchten muͤssen, ein Opfer der blut⸗

ierigen Launen des Praͤsidenten Rosas zu werden. Aufgefangene riefschaften haben Rosas in die hoͤchste Wuth versetzt. Er gab vor, eine neue Verschwoͤrung entdeckt zu haben, und ließ sogleich 23 Personen verhaften, von denen mehreren angedeutet wurde, sich auf ihr Ende vorzubereiten. Herr Tiole ist erschossen worden.

denken, wie

wohlfeilen Spaß gemacht zu haben scheint, die Englische Presse haug diese Weise in Allarm zu bringen. Man hatte den Grafen d'Orsay der Verbreitung des Geruͤchts beschuldigt, und er recht⸗ fertigt sich daher durch ein an die „Morning Post’““ gerichtetes Schreiben, in welchem er versichert, daß Alle, die den Brief des

Herrn Shafto gelesen, die Nachricht fuͤr ernst haͤtten halten

muͤssen, und daß derselbe alle seine Freunde in die tiefste Trauer versetzt habe. „Ich habe seitdem erfahren,“ so schließt er seine Rechtfertigung, „daß Herrn Shafto's Brief ein Scherz seyn sollte. Die Beweggruͤnde zu einem so herzlosen Betruge zu eroͤrtern, will ich Anderen uͤberlassen.“ Man kann sich erzuͤrnt die Presse nun uͤber diesen Scherz ist, der sie alle Partei⸗Interessen beiseitsetzen und dem oft von ihr so bitter geschmähten Staatsmanne die hoͤchsten Lobes⸗Erhe⸗ bungen zu spenden veranlaßte. Besonders wird sich die Mor⸗ ning Chroniele in einiger Verlegenheit befinden, wenn sie nun wieder feindselig gegen einen Staatsmann auftreten soll, von dem die erstere in ihrer vermeintlichen Leichen⸗Rede unter Anderem sagte: „Fassen wir Brougham's Leben, Charakter und politische Laufbahn zusammen; in Mannigfaltigkeit hervorstrahlender Eigen⸗ schaften, in gluͤcklicher Leichtigkeit des Ausdrucks, in einer stets dem Ziele zugekehrten Energie, in großartiger Beredsamkeit, in mei sterhaftem Gebrauch sarkastischer Waffen, in unermuͤdeter Geistes⸗Me⸗ beit, in gluͤhendem Eifer fuͤr alle Zwecke der Humaniteaͤt, fuͤr alle Gegen staͤnde philanthropischer Volks⸗Bildung, in dem Allen stand Brougham zuvoͤrderst in der Reihe der ihm ebenbuͤrtigen Staatsmaͤnner. Durch unablaͤssige Anstregung, stufenweises Aufsteigen und glaͤnzende Erfolge hat er den hohen Gipfel von Rang, Ruhm und Cinsluß zu erreichen verdient, auf welchem wir ihn gesehen haben. Ehe er zur Macht gelangte und nachdem er sie verloren hatte, hielt kein Anderer Englands und Europa's Augen, die Blicke der al⸗ ten und der neuen Welt, sicherer, als er, auf sich gefesselt. Und jetzt, wo sein entschwundener Geist die Heimath sucht, um dort, wie wir hoffen, am Busen seines Vaters und seines Gottes zu ruhen, erwacht in uns die Erinnerung an so manchen schweren Kampf fuͤr Recht, fuͤr Handelsfreiheit, fuͤr Verbreitung von Kenntnissen, fuͤr Gesetzes⸗Reform, für Emanzipirung der Schwar⸗

zen, fuͤr buͤrgerliche Freiheit, fuͤr eine verfolgte Koͤnigin, fuͤr die

—— ist die von der Koͤnigin in Windsor beabsichtigte große

Der Prinz Georg von Cambridge wird in diesen Tagen von

und Großsiegelbewahrer von Schottland, bekannt als Freund des

ministeriellen Globe zufolge, nun wirklich, wie es schon seit laͤn⸗ gerer Zeit hieß, als Großsiegelbewahrer mit Sitz und Stimme

den Kenntnissen dieses Mannes, finden die liberalen Blaͤtter eine wesentliche Verstaͤrkung des Ministeriums, und sie glauben nun, daß die liberalere und entschiedenere Seite jetzt das entschiedene Ferner ist Herr

in Folge der bedeutenden Veraͤnderungen, die darin zum Behuse!

Bedraͤngten und Huͤlflosen in allen Laͤndern. Das Parlament die Nation, alle Parteien und Sekten werden den Verlust, der das Gemeinwesen getroffen hat, tief empfinden; in Eng⸗ land's Annalen aber wird der Name Henry Broug⸗ ham ruhmvoll vorleuchten.“ Nicht minder enthustastisch hatte sich die Morning Post geaͤußert, indem sie ihren schon mitge⸗ theilten Aeußerungen noch hinzufuͤgte: „Andere moͤgen aus⸗ dauernder, kaͤlter und besonnener gewesen seyn, wenn sie etwas durchzusetzen sich vorgenommen; aber Keiner stuͤrzte, wie Lord Brougham, vorwaͤrts und hielt sich ohne Ruhe und Rast steis im gleichen furchtbaren und verzweifelten Sturmlauf; als Redner ließ er alle Mitbewerber um die Palme weit hinter sich; es mag elegantere Sprecher, geschicktere Redekuͤnstler gegeben haben, aber in Demosthenischer Kraft und Klarheit, in den koͤrperlichen Er⸗ fordernissen, die dazu gehoͤren, eine große Versammlung oratorisch zubeherrschen und in Feuer zu bringen, wurde Brougham von keinem er⸗ keicht. Er besaß schoͤpferische Einbildungskraft, kombinatorischen Witz und eine unversiegbare Sprachfuͤlle. In politischen Meinungen war es allerdings unser Schicksal, daß wir stets von ihm abwichen. Selbst in der letzten Zeit, wo Andere von unserer Partei gan mit ihm waren, fuͤhlten wir, daß es uns nicht moͤglich sey/ 9 zu folgen. Doch weg mit diesen Gedanken! Er ist dahin! Weg⸗ gerissen aus der Lebenden Mitte durch einen graͤßlichen gewaltsa⸗ men Tod, waͤhrend sein Geist noch in voller Staͤrke und sein ganzes Wesen noch in ungeschwaͤchter Elastizitaͤt war. Tiefe Trauer uͤber den Unfall, der uns ihn entrissen hat, unterdruͤckt jedes an⸗ dere Gefuͤhl.“ Dieses Lob suchen nun diese Blaͤtter, nachdem sie Lord Brougham wieder⸗unter den Lebenden wissen, so viel als möoͤglich zu modifiziren, um sich fuͤr die Zukunft nicht dadurch gebunden zu fuͤhlen, wenn sie, wie es wohl nicht ausbleiben duͤrfte, von neuem in den Fall kommen sollten, als entschiedene politische Gegner des Ex⸗Kanzlers auftreten zu muͤssen.

Am heutigen⸗Getraidemarkte war die Zufuhr von Englischem Weizen nur gering, und die Preise vom Montag waren daher leicht zu bedingen. Auch fremder zollfreier war begehrt und schoͤner rother Danziger Weizen wurde 1 bis 2 Sh. hoͤher bezahlt.

Aus Manchester lauten die heutigen Nachrichten immer noch traurig fuͤr die dortigen Arbeiter. Mangel an Nachfrage nach Manufakturwaaren und Sinken der Garnpreise haben zur Folge, daß die Fabrikherren immer haͤufiger die Arbeitszeit abkuͤrzen. Einige Hoffnung auf Besserung dieses Zustandes giebt das Sin⸗ ken des Rohstoffes zu Liverpool; die Baumwolle ist dort seit dem letzten Freitag ½¶ Penny wohlfeiler geworden.

In der Grafschaft Down haben nahe an 5000 Protestan⸗ inn von allen Staͤnden dem Grafen von Roden eine Adresse uͤberreicht, worin sie ihm fuͤr die Wohlthat danken, die er Ir⸗ land insbesondere und ganz Großbritanien im Allgemeinen durch seine im Oberhause bewirkte Untersuchung uͤber den wirklichen Zustand Irlands erwiesen habe. Als eine der wichtigsten Folgen sziefer Untersuchung wird in der Adresse geruͤhmt, daß dadurch das so lange gegen die Irlaͤndischen protestantischen Grundbe⸗ sitzer genaͤhrte Vorurtheil großentheils entfernt worden sey. In seiner Antwort auf diese Adresse ermahnt der Graf die Prote⸗ stanten zur Einigkeit unter sich und zur Beharrlichkeit bei ihren religioͤsen und politischen Grundsaͤtzen.

In Cork hat am 20sten die Versammlung aller Ir⸗ laͤndischen katholischen Bischoͤfe und vieler anderen Geistlichen die⸗ ser Konfession stattgefunden, welche zur Feier der Einweihung einer neuen katholischen Kirche veranstaltet war, und am 22sten folgte ebendaselbst das Diner, welches die katholische Geistlichkeit jener Dioͤcese dem Herrn O Connell zu geben beschlossen hatte. In der Rede, welche Letzterer bei dieser Gelegenheit hielt, sprach er hauptsaͤchlich von den Verhaͤltnissen der katholischen Kirche in Irland und in mehreren Staaten des Kontinents. Auch mehrere andere Redner ließen sich uͤber dies Thema vernehmen. Am 2sten ward Herrn O'Connell ein Diner in Mallow gegeben, woran an 300 Personen Theil nahmen. Hier hielt nun O'Con⸗ nell wieder eine politische Rede, der es an den gewoͤhnlichen Ausfaͤllen gegen den Herzog von Wellington und die Orangisten nicht fehlte. Trotz der wiederholten feierlichen Versicherungen O Connell's, daß er nun bald die Aufloͤsung der Union fordern werde, glaubt man doch, daß es ihm mit seinem Repeal⸗Ruf nicht Ernst sey, da er wohl wisse, daß die Ausfuͤhrung einer solchen Maßre⸗ gel, die mit der politischen Muͤndigkeits⸗Erklaͤrung der Katholiken durch die Emancipations⸗Akte eine ganz andere Bedeutung gewon⸗ nen, nur auf gewaltsame Weise und mit einer gaͤnzlichen Umkehr der bestehenden Verhaͤltnisse zu bewirken seyn wuͤrde. Man sieht in diesem erneuerten Rufe daher einstweilen nur die Aufstellung eines Schreckbildes, um den Anspruͤchen der Irlaͤnder auf voll⸗ staͤndige Gleichstellung mit den Englaͤndern mehr Nachdruck zu geben und die Tories von dem Versuche, wieder zur Gewalt zu gelangen und das alte System in Irland wieder einzufuͤhren, zuruͤckzuschrecken. .

Der Courier versichert, daß ihm in Bezug auf die Spa⸗ nischen Angelegenheiten sehr glaubwuͤrdige Quellen zu Gebot staͤnden, aus denen er erfahren habe, daß Don Carlos dem Grafen von Espania und Cabrera den Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten zugesendet, daß aber diese Mission, mit wel⸗ cher der General Elio beauftragt worden, von keinem Erfolge gewesen; die Karlistischen Chefs haͤtten erklaͤrt, daß sie von Don Carlos, so lange derselbe sich in der Gefangenschaft befinde, keine Befehle annehmen wuͤrden. Dieser Angabe fuͤgt der „Courier“ noch zwei andere Nachrichten zu, naͤmlich die Versicherung, daß die Franzoͤsische Regierung dem Don Carlos nicht eher Paͤsse geben werde, als bis zur Unterwerfung oder Vernichtung Ca⸗ brera's, und die Erktaͤrung, daß eine vom „Moniteur Parisien““ am 22sten gegebene Nachricht von dem Ausbruche einer Insur

rection in Barcelona falsch sey, daß zwar viele Aufregung in

indeß noch kein Versuch zum Umsturz der Autoritaͤt der Regierung gemacht worden sey. as die erste Sache betrifft, die Ertheilung von Paͤssen an Don Carlos, so soll es in den Karlistischen Kreisen in Paris, dem „Courier“ zufolge, fuͤr ausgemacht gelten, daß Graf Appony, der Oesterreichische Botschafter, in einer Privat Audienz von Ludwig Philipp selbst das Versprechen erhalten habe, es sollten die Paͤsse ertheilt werden, und daß dasselbe Ver⸗ sprechen auch vom Marschall Soult gegeben worden sey; nichts⸗ destoweniger haͤtte nach der Versicherung des „Courier“ die Franzoͤsische Regierung spaͤter definitiv beschlossen, die Freigebung des Don Carlos von der Unterwerfung Cabrera's abhaͤngig zu machen. Fuͤr ungereimt erklaͤrt der „Courier“, eben so wie die „Moraing Chronicle“, die Behauptung Franzoͤsischer ministeriel⸗ ler Blaͤtter, daß die Britische und die Spanische Regierung selbst zuerst darauf angetragen haͤtten, dem Don Carlos seine HPaͤsse zu geben. In dieser Beziehung glaubt der „Courier“, die Erzaͤhlung der Morning Post als dem Wäßn nach richtig bezeichnen zu koͤnnen. „Der Marquis von Miraslores, der Christinische Botschafter in Paris“, sagt dieses Blatt, „hat sich durch seinen heftigen und unbedingten Widerstand gegen die

s ausgezeichnet. Lebhaft hat er darauf

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der Stadt herrsche, daß

Bewilligung dieser P

edrungen, daß sie dem Don Carlos nicht eher gegeben werden füllten, als bis derselbe seinen Rechten auf den Spanischen Thron entsagt habe, was natuͤrlich einer ewigen Haß gleichkommt. Man hat auch behauptet, daß die Britische Regierung zu Gunsten Karks V. eingeschritren sey. Das ist vollkommen falsch. Herr H. Bulwer, der Britische Geschaͤftstraͤger in Paris, hat gleichen Eifer wie der Marquis von Miraflores bewiesen und sich auf gleiche Weise dadurch ausgezeichnet und sein Vaterland herabgewuͤrdigt, daß er darauf bestand, es sollten dem Don Carlos nicht eher Paͤsse ertheilt werden, als bis er seine Verzichtleistung unterzeich⸗ net habe.“ Am Schlusse seiner Berichte uͤber Spanien meldet der Courier noch, daß Unterhandlungen mit der Sardinischen Regierung wegen Anerkennung Donna Isabella's als Koͤnigin von Spanien bereits ziemlich weit vorgeschritten sepen. Ueber die Ver⸗ haͤltnisse Englands und Frankreichs zu Spanien laͤßt sich die Morning Chronicle neuerdings folgendermaßen vernehmen: „Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß es zwischen der Englischen und der Franzoͤsischen Regierung zu einer offenen und aufrichtigen Ver⸗ staͤndigung uͤber die der Koͤnigin Regentin von Spanien zu em⸗ pfehlende Politik kaͤme. Erst seit einigen Wochen ist Don Car⸗ los verdraͤngt, und schon sehen wir, wie Franzoͤsische Rathgeber die Koͤnigin zu dem unvorsichtigsten Zwiespalte mit den Cortes und der Volksmeinung treiben. Wenn wir von Franzoͤsischen Rathgebern sprechen, so meinen wir nicht den Rath des Franzoͤ⸗ sischen Kabinets, sondern jenen geheimen Hintertreppen⸗Einsluß, der von gewissen Personen ausgeuͤbt wird, die allein das Ver⸗ trauen der Tutlerieen zu besitzen behaupten. Sollten diese Raͤnke weiter gehen, so wird sich England ohne Zweifel zu Gunsten der Freiheit und Unabhaͤngigkeit der Halbinsel regen muͤssen, und es wird in Madrid ein thoͤrichter Streit zwischen Englischen und Franzoͤsischen Parteien entstehen. Diesem sollte auf einmal ein Ende gemacht werden durch offene Erklaͤrun⸗ gen zwischen der Englischen und Franzoͤsischen Regierung uͤber ihre kommerziellen und politischen Absichten in Be⸗ ziehung auf die Halbinsel, und durch Verhaltungsbefehle, die auf eine gegenseitige Verabredung gegruͤndet waͤren. Welche Zwistigkeiten auch zwischen Frankreich und England hinsichtlich des Orients bestehen moͤgen Zwistigkeiten, welche nicht auf die gegenwaͤrtige Hoͤhe haͤtten kommen sollen und, wie wir hof⸗ fen, bald verschwinden werden sie geben keinen Grund, daß England und Frankreich hinsichtlich der Halbinsel in Streit ge⸗ rathen sollten. Ein solches Schauspiel wuͤrde fuͤr die zwei gro⸗ ßen constitutionellen Laͤnder Europas entehrend seyn. Moͤge das Franzoͤsische Kabinet diese Sache in ernstliche Erwaͤgung ziehen und nicht gestatten, daß auf die Koͤnigin von Spanien ein Einfluß ausgeüͤbt und in seinem Namen der Spanischen Politik eine Richtung aufgenoͤthigt werde, die dem Geist eines Kabinets, in welchem sich so viele wahre Liberale finden, durchaus entgegen seyn muͤßte. Gestattet man, daß dieser Einfluß durch die ge⸗ genwaͤrtigen geheimen Werkzeuge weiter gefuͤhrt werde, so wird die Folge seyn, daß eine ruͤckwaͤrts draͤngende Partei in Spanien an dem Umsturze der Verfassung und der Wiederherstellung der Kirche und der Aristokratie arbeitet, und zwar im Namen Frank⸗ reichs und mit vorgeblicher Unterstuͤtzung der Franzoͤsischen Re⸗ gierung. Die Ultramoderados werden sich die Franzoͤsische, die Ultraliberalen im Gegensatze die Britische Partei nennen, und das Ergebniß wird seyn, daß Frankreich der Vorwurf trifft, Ty⸗ rannei und Toryismus zu befoͤrdern, waͤhrend man auf England den ungereimten Tadel wirft, Anarchie und Aufruhr zu beguͤnsti⸗ gen. Die Franzoͤsische Regierung aber beguͤnstigt nicht, sie darf und kann nicht einen Plan beguͤnstigen, den constitutionellen Thron und die Koͤnigin Spaniens in Zwiespalt mit der liberalen Mehrheit des Landes zu setzen, und eben so wenig kann England oder seine Regierung den Volkswiderstand oder den Sieg einer ÜUltra⸗ Partei wuͤnschen. Die Dinge in Spanien aber haben eine solche Rich⸗ tung nach diesen aͤußersten Punkten, daß, wenn Frankreich und England sich in einen thoͤrichten Zwist einlassen und eine abgesonderte Po⸗ litik befolgen, dies das Ergebniß ihres getrennten Einflusses in der Halbinsel seyn wird, und es wird dabei ein Wechsel von Vor⸗ theilen und Niederlagen stattfinden. Der jetzt siegreiche Hof wird seine Gegner einkerkern, verbannen und knebeln. Bald wird ein gelungener Aufstand folgen, die hoͤfischen Minister werden zur Flucht genoͤthigt werden, das Koͤnigthum oder die Regentschaft sich Beleidigungen und Herabwuͤrdigungen ausgesetzt sehen. Wuͤrde es nicht besser seyn, dies Alles zu vermeiden, nicht rath⸗ sam fuͤr Frankreich und England, zu einem Einverstaͤndnisse hin⸗ sichtlich eines Handels⸗Vertrags mit Spanien zu kommen, um entweder eine mittlere Partei am Ruder zu erhalten oder wenig⸗ stens zwischen denjenigen, welche jetzt kaͤmpfen, neutral zu blei⸗ ben? Wir bedauern, sagen zu muͤssen, daß Frankreich seit der Niederlage des Don Carlos wieder zu seinem alten System uͤber⸗ gegangen ist, auf den Rath der Koͤnigin durch die einfaͤltigsten und bethoͤrtesten Moderados Einfluß zu erlangen.“

Vorigen Dienstag hat das neue Kriegs⸗Dampfschiff der Ost⸗ indischen Compagnie, „Cleopatra“, seinen Ankerplatz zu Blackwall verlassen, um eine Probereise nach Queenhithe zu machen. Bei seiner Ruͤckkehr nach dem Ankerplatz gab der Commandeur dieses Schiffes ein glaͤnzendes Gastmahl. Die kupfernen Kessel in die⸗ sem Dampfboot allein werden nahe an 20,000 Pfd. zu stehen kommen, und im Ganzen wird es 100,000 Pfd. kosten. Das nach dem neuen Plane gebaute Dampfschiff „Archimedes“ hielt am Donnerstage einen Wettlauf mit einem anderen Dampfschiffe „the Queen of the East“ von 800 Tonnen und 2 Maschinen, jede von 110 Pferdekraft, und eilte demselben voraus. Briefe aus Malta vom 13ten d. M., die dem Courier zugegangen sind, behaupten, daß die Angelegenheiten in Konstan⸗ tinopel von Tage zu Tage verwickelter wuͤrden. Die Partei, an deren Spitze die Sultanin Walide stehe, sey Mehmed Ali's For⸗ derungen guͤnstig, und die Pascha's der Provinzen, den wahr⸗ scheinlichen Triumph jener Partei voraussehend, seyen geschaͤftig, sich Freunde unter ihr und Beschuͤtzer in Kahira zu verschaffen. Unter solchen Umstaͤnden habe Mehmed Ali den freiesten Spiel⸗ raum, und er werde gewiß, wenn man ihm nicht bald Zugestaͤnd⸗ nisse mache, allen Drohungen zum Trotz, seinem Sohne den Befehl zum Vorruͤcken gegen Konstantinopel ertheilen. Der Di⸗ van, heißt es ferner, sey sehr geneigt, den Sultan zur Fortsetzung der Reform⸗Plaͤne seines Vaters aufzufordern, doch beduͤrfe er dazu des Beistandes der fremden Gesandten, deren Ansichten getheilt seyen. In Malta wurden uͤbrigens bedeutende Anstalten zur Verproviantirung der Flotte des Admiral Stopford getroffen, die in der Levante uͤberwintern soll.

Ueber die schon erwähnte diplomatische Mission des Herrn Waghorn in Konstantinopel spricht sich jetzt ein vom 7. Oktober datirtes Schreiben aus Alexandrien naͤher aus, welches die Morning Chronicle mittheilt, und worin der Standard die eigene Feder des Herrn Waghorn zu erkennen glaubt. Es wird in diesem Schreiben erzaͤhlt, Herr Waghorn habe, man wisse nicht ganz genau, zu welchem Zwecke und mit welchen Kre⸗ ditiven versehen, in Konstantinopel eine lange Konferenz mit Lord Ponsonby und ein Gesproͤch mit Chosrew Pascha gehab

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von welchem er sehr gnaͤdig aufgenommen worden sey. Bei sei. ner Ruͤckkehr nach Alexandrien sey ihm sogleich freie Praktik ge⸗ stattet worden, waͤhrend sonst alle von Konstantinopel kommenden Schiffe 14taͤgige Quarantaine halten muͤssen, und er habe unver⸗ zuͤglich eine geheime Konferenz mit Mehmed Ali zu Arfe gehabt, uͤber welche spaͤter verlautet sey, daß Mehmed Ali sich in dem Resultat der Mission getaͤuscht gesehen, und unzufrieden gewesen mit einem von Herrn Waghorn ertheilten Rath, eine Freiheit, setzt der Briefsteller hinzu, die sich Niemand anders erlaubt haben wuͤrde, aber Herr Waghorn ist selbst fuͤr Mehmed Ali eine privilegirte Person. Der Rath aber scheint, nach den ferneren Aeußerungen in dem Briefe, darin bestanden zu haben, Mehmed Ali solle seine Feindschaft gegen Chosrew Pascha einstellen und die Tuͤrkische Flotte zuruͤckgeben, da sie ihm nicht von Nutzen sey und nur Geld koste, welches er jetzt noͤthiger brauche. Der Verfasser des Schreibens ist nun der festen Ueber⸗ zeugung, daß Mehmed in mehr als einem Punkte den Forde⸗ rungen der fuͤnf Maͤchte so beharrlich Widerstand leisten werde, daß feindliche Demonstrationen unumgaͤnglich nothwendig erschie⸗ nen. Diese wuͤrden ihn dann freilich zum Nachgeben zwingen, aber fuͤr England wird daraus der große Nachtheil entstehen, daß es seine Communicationen mit Indien gehemmt sehen wuͤrde, welche bis jetzt die besten Erwartungen in Betreff ihrer fort⸗ schreitenden Verbesserung und Feststellung erregt haben. Ein großer Theil des Briefes ist dann dem Bestreben gewidmet, die Feindseligkeit gegen Mehmed Alt und dessen System in England zu beseitigen, durch Hinweisung auf die bewundernswerthen Re⸗ sultate, welche Mehmed Ali nach 25jaͤhriger Verwaltung in einem Lande erreicht habe, wo bis dahin die groͤßte Unsicherheit aller Verhaͤltnisse geherrscht.

Die gestrige Times enthaͤlt einen Brief aus der Besika⸗ Bay von einem jungen Offiziere der Stopfordschen Flotte, der sich bitter uͤber die unfreiwillige Unthaͤtigkeit beklagt, in der man sich dort befinde. Man habe wenig Verkehr mit der Franzoͤsi⸗ schen Flotte, die im Punkte der Manoͤver weit unter der Engli⸗ schen stehe. Das genannte Blatt schließt an diesen Brief einen heftigen Artikel gegen das Ministerium, welches in seiner Schwäche von Frankreich und Rußland nirgends mehr gefuͤrchtet werde.

Ueber St. Helena sind Nachrichten aus China bis zum 16. Juni hier eingegangen, welche die neulich durch die Capi⸗ taine der Schiffe „Panama“ und „Premier“ erhaltenen Anga⸗ ben vollkommen bestaͤtigen. In den Aussichten der Kaufleute hatte sich nichts veraͤndert. Alle Englischen Schiffe, welche bei Canton vor Anker gelegen, hatten Whampoa am 5. Juni ver⸗ lassen, aber andere, worunter „Cambridge“ und „Kelpee“, waren, seitdem dort angekommen. Die von Ostindien mit Baumwolle

eingelaufenen warteten, mit ihren Ladungen an Bord, das Re⸗ sultat der zwischen Capitain Elliot und den Chinesischen Behoͤr⸗ den obschwebenden Differenzen ab. 3

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Aus dem Haag, 27. Okt. Die zweite Kammer neralstaaten beschaͤftigte sich gestern in einer Sitzung bei geschlosse⸗ nen Thuͤren mit Eroͤrterung der Adresse, als Antwort auf die Thron⸗Rede.

Einer Koͤniglichen Verfuͤgung wird denjenigen Freiwilligen, die waͤhrend der Dauer der Belgischen Unruhen in den Kriegs⸗ dienst eintraten und darin verblieben sind, ungeachtet ihre Dienst⸗ zeit abgelaufen war, eine Verguͤtung in Golde, und zwar den Unteroffizieren 50 Fl., den Gemeinen aber 20 Fl. verabreicht. Bruͤssel, 26. Okt. Der Koͤnig wird, wie es heißt, schon am 2. November aus Wiesbaden hier wieder eintreffen.

Deut.eschland.

Leipzig, 29. Okt. Das Gewerbeblatt fuͤr Sachsen enthaͤlt unter der Aufschrift: „Die Leipzig⸗Dresdner Eisenbahn, ein nationales Ungluͤck fuͤrs Erzgebirge“, einen Artikel, worin ge⸗ sagt wird: „Die ungemeine Verkehrs⸗Erleichterung, die Leipzig und Dresden mit den dazwischen liegenden Staͤdten und Orten gewonnen haben, das Durchschlingen und Umschlingen der Bahn mit der Elbe, ruͤckt die Gegend, die gegen das Gebirge hin liegt, der Bahn naͤher und entruͤckt sie daher dem Verkehre des Ge⸗ birges. Die Eisenbahn ist wie ein großer Kanal, der alle kleine Baͤchelchen und Waͤsserchen aufsaugt, dadurch an Wasser gewinnt, die Umgegend fruchtbar und reich macht, aber die Strecken und Berge trocken und duͤrre legt, die sonst von den Baͤchen bewaͤs⸗ sert wurden. So ist es auch mit dem Erzgebirge, und wenn es gegenwaͤrtig noch nicht ganz verkehrstrocken und industrieduͤrr ist, so⸗ wird leider die Zeit noch kommen, wo dasselbe die nachtheiligen Fol⸗ gen der Leipzig⸗Dresdner Eisenbahn fuͤr sich tief einschneidend und zu spaͤt inne werden wird. Zuerst wird sich der Einstuß durch Ver⸗ theuerung der Lebensmittel aͤußern; dann wird die Bequemlichkeit, die viele Gegenden des Niederlandes jetzt haben, ihr Getraide, Vieh ꝛc. mittels der Eisenbahn nach Leipzig und Dresden und auf die Elbe bringen zu koͤnnen, sie veranlassen, die Verproviantirung des Gebirges weniger ins Auge zu fassen. Umgekehrt wird die Konkur⸗ renz Boͤhmens, Englands, Schlesiens durch die Elbe und die anderen mit der Leipziger zusammenhaͤngenden Bahnen eine unheilvolle Wir⸗ kung auf die schweren Erzgebirgischen Produkte, unter Anderen Holz, Eisen, Steine, Kohlen und andere Berg⸗Erzeugnisse ausuͤben. Wie wird unser Eisen die Schlesische Mitbewerbung aushaltenkoͤnnen? wie unsere Berg⸗Produkte die der Boͤhmischen? Endlich wird uns, was allerdings nicht zu uͤbersehen ist, durch die Elbbahnen der Verkehr. entzogen, der fruͤher auf natuͤrlichem Wege von Boͤhmen, uͤbers Ge⸗ birge ins Niederland, Leipzig, Hamburg und Bremen, von Bayern übers Gebirge nach Dresden, der Lausitz und Schlesien zog. Boͤh⸗ men schlaͤgt jetzt den Weg uͤber Dresden, Bayern den uͤber Leipzig ein; von beiden wird das Gebirge umgangen; dadurch verlieren die Straßen, die Posten und alle kleinen Gewerbe. Der Tran⸗ sit durch das Gebirge wird endlich auf Nichts reduzirt werden. Soll nun das Wohl des Erzgebirges dem Zufall uͤberlassen blei⸗ ben? Nein, das Erzgebirge soll seine Bedeutung und seine Stellung im Land inne werden, und mit all' dem Gewicht und der kraͤftigen Ueberzeugung, die es besitzt, durch Wort und That aussprechen: „Es werde eine Erzgebirgische Eisenbahn, die mich mit der Leipzig⸗Dresdner verbindet.“ Was schadet es, daß nun die Actionairs nicht einzahlen wollen? Haben wir doch eine Regierung, die durchdrungen ist von der Nothwendigkeit, das Gebirge nicht sinken zu lassen; haben wir Sachsen doch ei⸗ nen felsenfesten Kredit; befinden wir uns doch in einem so ge⸗ deihlichen Finanz⸗Zustande, daß es uns moͤglich wird, „die Erz⸗ gebirgische Bahn ganz ohne Geld zu bauen“, bloß durch die Emittirung von „Bauscheinen au porteum““ von Seiten des Staa⸗ tes. Moͤgen alle Abgeordneten, Staͤdte und Ortschaften, Corpo⸗ rationen und Gewerbe⸗Vereine des Gebirges umher bis ins Nie⸗ derland vereint hierfuͤr durch ihre gesetzlichen Organe petitioniren.“

Deßau, 18. Okt. Bekanntlich wurden am 3. Juni d. J. die Arbeiten an der Berlin⸗Saͤchsischen Eisenbahn in der

Naͤhe hiesiger Stadt begonnen, und seit dieser Zeit stets mir gröͤßter Thaͤtigkeit fortgesetzt. Bereits sind die Erdarbeiten von hier bis zur Graͤnze des Herzogthums Anhalt⸗Koͤthen fast vollen⸗ det, und schon werden die Schwellen zur Lagerung der Schienen auf dieser Strecke zugerichtet, so wie auch die allerdings schwie⸗ rigeren Arbeiten im Elbe⸗- und Mulde⸗Thale so kraͤftig betrieben werden, als es die Verhältnisse nur gestatten. Diese bestehen in dem Bau einer Bruͤcke uͤber die Mulde mit massiven Pfeilern, noch einigen solchen Fluthbruͤcken in den den Ueberschwemmungen der Elbe ausgesetzten Niederungen, und der Schuͤttung eines an manchen Stellen gegen 20 Fuß hohen Dammes.

Hamburg, 25. Okt. In Bezug auf den von der Han⸗ nov. Zeitung bestrittenen een, der Hannoverschen, Braunschweigischen und Daͤnischen Fuͤnfthalerstuͤcke in Vergleich mit den Preuß. Friedrichsdor (s. Nr. 297 der Staats⸗Zeitung) bemerkt ein Schreiben aus Hamburg in der Leipz. Allg. Zeit.: „Allerdings haben die Braunschweigischen und Hannoverschen Pistolen einen Mindergehalt an Gold gegen Preußische Frie⸗ drichsdor, denn waͤhrend von den Preußischen Friedrichsdor, nach dem Gesetze vom 30. Sept. 1821, 35 Stuͤck 1 Mark wiegen und einen Feingehalt von 21 Karat §8 Graͤn besitzen, werden die Hannoverschen Pistolen nach dem Gesetze vom 8§. April 1834 und die Braunschweigischen Pistolen nach dem Gesetze vom 18. Dez. 1834 so ausgepraͤgt, daß erst 35 % Stuͤck 1 Mark wiegen und nur einen Feingehalt von 21 Karat 6 Grän haben sollen. Aber leder Wardein in Frankfurt a. M., Leipzig, Berlin und Hamburg und die Affineurs in dieser letztern Stadt wissen es nur zu gut, daß selbst dieser Feingehalt niemals bei den Pistolen vorgefunden wird, woran jedenfalls wenigstens eine mangelhafte Probe und Legirung bei der Vermuͤnzung schuld ist, waͤhrend die Preußischen Friedrichs⸗ dors aus der Zeit nach dem Jahre 1820 von den Hamburger Affineurs ohne weitere Probe zum vollen gesetzlichen Gehalt an⸗ genommen werden. Auch sind keinesweges die Preuß. Friedrichs⸗ dor mit im Course gesunken, sondern noch zuletzt zu 13 ½ Briefe und 13 Geld notirt. Chemie, Pyrotechnik und Mechanik sind aber gluͤcklicherweise schon seit vielen Jahren so weit vorgeschrit⸗ ten, daß das Publikum ein Recht hat, die genaueste Auspraͤ⸗ gung bei den Goldmuͤnzen zu verlangen. Den Goldwerth der Preußischen Friedrichsd'ors zu 100 angenommen, sind die Hannoverschen und Braunschweigischen Pistolen, selbst in der gesetzlichen Auspraͤgung nur 98767100 werth, und die ersteren zu 5 Rthlr. 16 Gr. (20 Sgr.) im 14⸗Thalerfuß gesetzt, wie * von den Koͤniglich Preußischen Kassen angenommen werden, sind die letzteren nur 5 Rthlr. 14 gGr. 38 ⁄16 Pf., also uͤber 7 ½ Kreu⸗ zer, und, veranschlagt man dabei ihren nie ausreichenden Feinge⸗ halt, sicherlich 10 bis 12 Kreuzer weniger werth. Die Daͤnischen Pistolen enthalten sogar in 1 Mark Gewicht 355 6½4 Stuͤck zu 21 Karat 6 Graͤn und sind daher nur 98 pCt. oder 5 Rthlr. 14 gGr. 2 Pf., selbst wenn sie sonst genau ausgepraͤgt worden, gegen Preußische Friedrichsd'or werth. Mehrere Banquers haben sich allerdings nicht gescheut, von der Unachtsamkeit des groͤßeren Publikums einen Vortheil aus der geringerhaltigen Auspraͤgung der Hannoverschen, Braunschweigischen, Daͤnischen ꝛc. Pistolen zu ziehen, und diese Geldmuͤnzen neben den Preußischen Fried⸗ richsd'or verbreitet, bis endlich das Unwesen durch die Ueberfuͤl⸗ lung Deutschlands mit dieser schlechten Goldmuͤnze zu Tage ge⸗ kommen ist und die oͤffentliche Meinung sie nun auf den richtigen Standpunkt des Werths zuruͤckzufuͤhren beginnt.“

Oesterreich.

Wien, 26. Okt. (Oest. Beob.) Am 2. Oktober wurde zn Lemberg der Grundstein des kuͤnftigen Konviktes, das den Vaͤtern der Gesellschaft Jesu uͤbergeben werden soll, feierlich ein⸗ gesegnet. Vier Glieder des erlauchten Kaiserhauses, die Erz⸗ herzoge Franz Karl, Albrecht, Ferdinand von Este, Civil⸗ und Militair⸗Gouverneur von Galizien, und Ferdinand von Modena, verherrlichten diesen Akt durch ihre Gegenwart. Ferner waren bei demselben zugegen; die drei in Lemberg residirenden Erzbi⸗ schoͤfe, naͤmlich der Erzbischof⸗Primas von Galizien, pontificirend, und die Erzbischoͤfe des Griechisch⸗unirten und des Armenisch⸗ka⸗ tholischen Ritus, mit allen Praͤlaten, Domherren und dem Se⸗ kular⸗ und Regular⸗Klerus; dann die Stände von Galizien und Lodomerien; die Generalitaͤt mit den Stabs⸗Offizieren; der Gu⸗ bernial⸗Praͤsident mit den Hof⸗ und Gubernial⸗Raͤthen; der aka⸗ demische Senat der Universitaͤt und alle uͤbrigen Honoratioren Lembergs. Um 9 Uhr Morgens hatte die Buͤrgergarde den Platz vor der Kirche Und den ganzen Bauplatz besetzt: die Mi⸗ litair-Musik stand auf einer eigens fuͤr dieselbe errichteten Buͤhne. Um 10 Uhr kam der Erzbischof⸗Primas und begab sich mit dem Klerus in die Kirche, in welche, wegen des beengten Raumes, bloß die hoͤheren Staͤnde eingelassen werden konnten. Bald dar⸗ auf erschienen die Erzherzoge zu Pferde, wurden an der Kirchen⸗ thuͤr von dem Klerus in feierlichem Ornate und von den Vätern der Gesellschaft Jesu empfangen und von dem ersteren in die Kirche an die vier Hoͤchstdenselben bereiteten Betpulte gefuͤhrt; worauf der Erzbischof⸗Primas vom Throne stieg und eine stille, von Singstimmen und der Orgel begleitete Messe las. Nach der Messe erhob sich der Erzbischof⸗Primas und begab sich, unter Vortritt des ganzen Klerus in Prozession durch die Ehrenpforte auf den Bauplatz; unmittelbar nach ihm die Erzherzoge, die zwei⸗ Erzbischoͤfe und das ganze Publikum. Auf einer mit Teppichen bedeckten Buͤhne war ein Altar errichtet, neben dem Altar stand ein Tisch, auf welchem die Gegenstaͤnde lagen, die in den Grund⸗ stein eingemauert werden sollten. Der pontifizirende Erzbischof Primas, die vier Erzherzoge, die zwei. Erzbischoͤfe, der 9 Adel und die hoheren Beamten bestiegen die Bube. de⸗

rovinzial der Jesuiten blieb stets zur Seite des Fräherzog⸗ Generalgouverneurs. Der Erzbischof⸗Primas, im PlS 922 Mitra mit dem Bischofsstabe in der Hand, hielt nt Fhsscher Sprache eine ergreifende Anrede, worin er die Dan gefi hle ge⸗ 2 en Monarche en Erzherzog⸗Generalgouverneur fuͤr gen den Monarchen und den Erzherzog ggen bie Gr es Anstituts ausdruͤckte, das einer Gesellschaft die Gruͤndung eines Instituts aus Sesesa. anvertraut werden soll, die, so FSesnsr. h ausgezeichnet zu

en Ruf der guten Erziehung, die alesgeh ööö Am Pchlußs⸗ der Anrede flehte der Erzbischof

imas in ruͤ 1 Se Segen des Pr n ruͤhrenden Worten den Schutz und den 8

Pren , c. die neuentstehende Lehr⸗ und Fräschge eaßat an, worauf die gewoͤhnlichen Kirchen ⸗SFeqe un folgten. Dann verlas der Consistorial⸗ anzler rit. lat. die 5 den Grundstein zu legende, auf Pergament 94368 85 . schrift, welcher die Erzherzoge, die Erzbischöͤfe 988 e h e Standespersonen ihre eigenhaͤndigen Unterschriften eisetzten, 8 h⸗ rend die Militair⸗Musik das Volkslied anstimmte. Nach Been⸗ digung der Unterschriften ging der Zug zum Grundstein. In

jese bar eine zwei Kubikschuh große Vertiefung angebracht. In die 8“ der Erzbischof⸗Primas die Denkschrift auf Pergament; eine vergoldete Kupferplatte mit der naͤmlichen Inschrift; den Plan des Gebaͤudes auf Pergament; einen Hof und Staatsschematismus des Oesterreichischen Kaiserthumes

von 1839; einen Schematismus von Galizien; einen Schema⸗