1839 / 305 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Beseht erlassen worden, wonach den Offizieren der Armee ver⸗ doten wird, Degen, Sülbergeschtrre und andere 8*. Ehren⸗ Geschenke anzunehmen. Lord Hill verweist in dieser Beziehung auf die bereits bestehenden Vorschriften und erklaͤrt, daß jeder h zier, weicher erjaube, daß ihm von Offtzieren, Unteroffizieren oder Soldaten, welche unter ihm dienen oder gedient haben, solche Gesammt⸗Aeußerungen ihrer Gesinnungen uͤbergeben wuͤr⸗ den, fuͤr die Verletzung jener Vorschriften verantwortlich sey. Die Sekte der Methodisten, welche vorzuͤglich in Großbrita⸗ 8 in Nord⸗Amerika verbreitet ist, feierte gestern das Fest ihres hundertjährigen Bestandes.

Der 8 be sagt in seinem Boͤrsen⸗Artikel: „¶Wir hoͤren aus allen Theilen Europa’s, daß der Schritt der Engli⸗ schen Bank, bei der Franzoͤsischen eine Anleihe zu machen, ob⸗ gleich er ohne Zweifel fuͤr die Englische Bank zweckmaͤßig und in gewissem Maße ihr Schutz war, doch den Kredit und das Anse⸗ hen dieser Anstalt in den Augen aller Fremden sehr verringert hat, da diese nun geneigt sind, die Bank von England mit den Amferikanischen Speculations⸗Banken auf gleichen Fuß zu setzen. Dies ist sehr zu bedauern, zumal es zu gleicher Zeit auf den Englischen National⸗Kredit eine schäͤdliche Wirkung aͤußerte. Es ist wirklich in einigen Mittheilungen der Franzoͤsischen Boͤrse dar⸗ auf aufmerksam gemacht worden, daß seitdem der Werth der Franzoͤsischen dreiprocentigen Rente um volle 4 pCt. sich dem

tande der Englischen dreiprocentigen genaͤhert hat, und man vermuthet, daß beide Sorten von Staatspapieren in nicht ent⸗ fernter Zeit einander gleichstehen werden. Nach der Morning Chronicle hat das Haus Rothschild 75,000 Sovereigns vom Festland erhalten, und es werden noch mehr Baarschaften aus den Vereinigten Staaten und aus Suͤd⸗Amerika erwartet. „Diese Sendungen“, setzt jenes Blatt hinzu, „werden ihren Weg in die Englische Hant finden und die darin herr⸗ schende Ebbe fuͤllen helfen, aber wir fuͤrchten, daß die Bank be⸗ reits 1 ½ Mill. Pf. St. auf ihren Kredit bei der Fansüfischen Bank gezogen hat. Die Kaufleute auf dem Festlande beobach⸗ ten sehr genau die Unternehmungen der Englischen Bank und haben ihre Bestellungen auf Englische Manufakturwaaren be⸗ schraͤnkt, in der Erwartung, daß die Einziehung der Noten die Preise herabdruͤcken werde.“ Wie der Globe sagt, war gestern der auswaͤrtige Wechselcours nicht guͤnstig, und obgleich viele auf Indigo⸗Sendungen abgegebene Wechsel zum Verkauf ausgeboten wurden, so waren sie doch nicht hinlaͤnglich fuͤr den Bedarf. Man bemerkt, daß das Haus Baring, welches, wie man glaubt, mit der Bank in Rechnung steht, die Zinsen vermindert hat, gegen welche dasselbe Wechsel auf Paris und Hamburg lie⸗ fert. Man schließe daraus, setzt der „Globe“ hinzu, daß der von den Pariser Banquiers eroͤffnete Kredit von 2 Millionen beinahe erschöpft sey, und es frage sich, was die Bank nun zu⸗ naͤchst thun werde. Es hatte sich das Geruͤcht verbreitet, daß um Behuf der Zinsenherabsetzung der Portugiesischen Staats⸗ MFaglere die Regierung in Portugal eine Anleihe von 220,000 Pfd. St. auf die Hypothek der Tabacks⸗Pachtung zu machen beabsichtige. Die Morning Chroniele versichert dagegen, es sey zur Ausfuͤhrung jener Maßregel keine Anleihe nöͤthig, es heißt jedoch, daß nach der Erledigung jener Fensee der Be⸗ trag des Tabackspachts, der jetzt voͤllig verfuͤgbar sey und sich jährlich auf ungefähr 300,000 Pfd. St. belaufe, Bevollmäaͤchtig⸗ ten in London übergeben werden solle, um die kuͤnftig faͤlligen Zinsen der Staats⸗Papiere zu decken.

Gegen einen in der „Times“ enthaltenen Schmaͤh⸗Artikel auf das Ministertum wegen seiner im Oriente befolgten Po⸗ litik und wegen angeblichen Verfalls der Englischen Marine aͤußert der Globe, es sey nicht einzusehen, wie die Britische Regterung anders haͤtte handeln koͤnnen, ohne sich in einen Krieg mit Rußland und Frankreich zu verwickeln, der wohl schwerlich den Erfolg gehabt haben duͤrfte, dem Sultan wieder zu seinen Propinzen und zu seiner Flotte zu verhelfen, und dies sey doch das Ziel, welches die „Times“ der Regierung vorstecke. Was nun den Zustand der Marine betreffe, so gehe aus einem von jenem Blatte selbst mitgetheilten Briefe hervor, daß Englands Name in der Tuͤrkei populairer und geachteter sey, als Frank⸗ reichs, daß die Englische Regierung im Stande gewesen, bei den Dardanellen eine groͤßere Zahl von Linienschiffen, Dampfboͤten und Fregatten zu versammeln, als die Franzoͤsische, deren Arse⸗ näle doch von dort lange nicht so fern laͤgen, und daß die Eng⸗ lischen Schiffe und ihre Mannschaft den Franzoͤsischen bei weitem uͤberlegen seyen.

Der Bischof von Exeter, disher ein eifriger Gegner des von dem Ministerium vorgelegten Unterrichts⸗Planes, hat in einem Briefwechsel mit Lord J. Russell, welcher in den öffentlichen Blaͤttern mitgetheilt wird, sich jetzt fuͤr den Grundsatz des von der Regierung vorgelegten Planes uͤber den Volks⸗Unterricht ausgesprochen und schlaͤgt vor, daß zwischen dem Ausschuß des Geheimen Rathes zur Beaufsichtigung des Volks⸗Unterrichts und den Bischoͤfen eine Konferenz angeördnet werde, um die Maßregeln zur Ausfuͤhrung dieser Grundsaͤtze zu berathen. Nach einem Bericht jenes Ausschusses sollen bekanntlich die vom Parlament fuͤr den Volksunterricht bewilligten Summen erstens ur Unterstuͤtzung von Schulen verwendet werden, die mit der Narivnal⸗Gesellschaft in Verbindung stehen und in denen, außer dem Bibel⸗Unterricht, die Grundsaͤtze der Englischen Kirche nach dem Katechismus und nach Formularen gelehrt werden, waͤhrend zugleich das Ritual dieser Kirche in diesen Schulen eingefuͤhrt ist; zweitens zur Unterstuͤtzung von Schulen der Britischen und auswaͤrtigen Schul⸗Gesellschaft, in welchen sich der Religions⸗Un⸗ terricht auf das Bibellesen beschraͤnkt. Drittens soll ausnahms⸗ weise auch Unterstuͤtzung an einige Schulen ertheilt werden, die weder zur National⸗Gesellschaft noch zur Britischen und aus⸗ waͤrtigen Schul⸗Gesellschaft gehoͤren. Hieruͤber fand eine Kor⸗ respondenz zwischen dem Bischof von Exeter und Lord J. Nussell statt, da man von beiden Seiten sich zu verstaͤndigen suchte. Der Minister gab zuletzt folgende Erklaͤrung ab: „Der Haupt⸗ zweck des Ausschusses war, den Religions⸗Unterricht unter dem Volk äaufzumuntern und weiter zu verbreiten; wenn derselbe jedoch ei⸗ nerseits auf Belehrung der Kinder von Mitgliedern der Engli⸗ schen Kirche in den Grundsätzen dieser Kirche zu bestehen bemuͤht war, hicklt er sich andererseits nicht fuͤr berechtigt, denjenigen armen Kindern, deren Aeltern aus Gewissensgruͤnden ihre Kinder nicht in dem Katechismus der Kirche wollen unterrichten lassen, alle Unterstuͤtzung von Seiten des Staats fuͤr ihren Unterricht vorzuenthalten, oder sie, als Preis dafuͤr, zur Theilnahme an dem Gottesdienst in anderen Gotteshaͤusern als ihren eigenen zu noͤthi⸗ en.“ Hierauf erwiederte der Bischof: „Der Schluß Ihres

riefes gereicht mir zu besonderer Freude, da derselbe zeigt, daß der Vereinigung gebuͤhrender Beruͤcksichtigung der Pflichten des Staats gegen die Kirche mit vollkommener Gewaͤhr fuͤr die Ge⸗ wissensrechte derjenigen, die von ihren Lehren abweichen und sich ihrem Gottesdienst nicht anschließen, keine praktische Schwierig⸗

keiten weiter entgegenstehen. 8 Die Franzoͤsische ministerielle Presse wird von der hiesigen

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haͤufig beschuldigt, daß sie alle Nachrichten aus Spanien entstelle und verkehre. So heißt es jetzt wieder mit Hinsicht auf die aus jener Quelle herruͤhrenden Berichte uͤber die letzten Vorfäͤlle zu Barcklona in der Morning Chronicle: „Vor einigen Mona⸗ ten war der Baron von Meer, der Revpraͤsentant der Modera⸗ dos, General⸗Capitain von Catalonien, wo er mit Huͤlfe seiner Truppen der Unterstuͤtzung der Buͤrger seiner Partei regierte; da er jedoch die Unzufriedenheit der großen Masse dadurch un⸗ terdruͤckte, daß er die National⸗Garde entwaffnete, die angesehen⸗ sten und gefaͤhrlichen Liberalen nach den Inseln verbannte und ein Schreckenssystem einfuͤhrte, so nahm das Mißvergnuͤgen so zu, daß er es nicht wagte, weder sich selbst, noch seine Truppen aus Barcelona und den groͤßeren Staͤdten zu entfernen. Daß die Karlisten in Catalonien einige Staͤrke gewannen, ist nur diesen Spaltun⸗ gen und dieser Feindschaft zwischen den beiden Parteien der Liberalen uzuschreiben. Der General Alaix, welcher, was die Militair⸗ Angelegenheiten betrifft, das Haupt der Madrider Regierung war und mit Espartero beschlossen hatte, die Ultra's auf beiden Seiten zu enrfernen, beschloß, den Baron von Meer zu ver⸗ draängen. Dies war ein schwieriges und Zeit erforderndes Un⸗ ternehmen, da der Baron von Meer die Absicht hatte, der Re⸗ gierung zum Trotze das Kommando in der Provinz zu behal⸗ ten. Aufgefangene und bekannt gemachte Briefe beweisen, daß er dies mit Zustimmung seiner Partei that. Der Einfluß und das Ansehen Espartero’'s waren indeß zu maͤchtig geworden, um denselben Widerstand leisten zu koͤnnen, und der Baron von Meer wurde von zwei tuͤchtigen Patrioten und Liberalen, Valdez und Seoane, gestuͤrzt, und doch gehoͤrt Keiner von Beiden we⸗ der zu den Demokraten noch zu den ertremen Meinungen. Seit ihrer Einsetzung haben indeß die Catalonischen Modera⸗ dos und die Franzoͤsische Partei sich ihren Bemuͤhungen aufs Aeußerste widersetzt, und jetzt, wo den Moderados das Sig⸗ nal zur Reaction auf der ganzen Halbinsel gegeben worden ist, ist die Partei in Barcelona nicht zuruͤckgeblieben. Intriguen und Verschwoͤrungen wurden angewendet, um waͤhrend der Wah⸗ len eine Revolution im Ministerium zu Stande zu bringen. Um diese zu unterdruͤcken, hat der General Valdez den politischen Chef verhaften und an Bord einer im Hafen liegenden Fregatte bringen lassen. „„Die Exaltirten sind Herren der Stadt““, sagt der „Moniteur Parisien.“ Die Exaltirten sind jedoch, wohl zu merken, die gesetzlichen und constitutionellen Behoͤrden der Stadt unter den Generalen Valdez und Seoane.“

Ueber die Handels⸗Verhaͤltnisse zwischen England und Frank⸗ reich, mit Hinsicht auf einen abzuschließenden Traktat und auf die diesfaͤlligen Aeußerungen Franzoͤsischer Blätter, bemerkt die Morning Chronicle: „Das „Journal de Commerce“ unter⸗ sucht die Frage wegen eines Handels⸗Traktats zwischen Frank⸗ reich und England, und beschuldigt das letztere Land, daß es Frankreich nichts bewilligen wolle, waͤhrend dieses seinerseits Eng⸗ land große Zugestaͤndnisse gemacht habe. Der Journalist uͤber⸗ geht aber die Aufhebung des Verbots gegen Franzoͤsische Hand⸗ schuhe und andere Gegenstaͤnde mit Stillschweigen und beschraͤnkt seine Bemerkungen hauptsaͤchlich darauf, daß die Einfuhr von Englischen Steinkohlen und Englischem Eisen in Frankreich ungeheuer zugenommen, der Verkauf Franzoͤsischer Branntweine in England da⸗ gegen abgenommen habe. Aber weshalb hat der Verbrauch jener Artikel in Frankreich so zugenommen? Bloß in Folge der vermehrten Nachfrage, welche die groͤßere Zahl der Fabriken, namentlich im Seine⸗Thal, veranlaßt hat. Wenn die Zoͤlle auf Steinkohlen in den noͤrdlichen Haͤfen Frankreichs herabgesetzt wurden, so geschah dies, weil Belgien die Seine nicht mehr versorgen konnte und Rouen, ja selbst Paris, genoͤthigt waren, ungeachtet der hohen Zoͤlle, ihre Zuflucht zu den Englischen Kohlen zu nehmen. Jedes Kilogramm Britischen Eisens und Britischer Maschinen ist ein Element des Wohlstandes und Reichthums geworden, uͤber die kein Franzose sich zu beklagen hat, wenn auch die ersten Auslagen in die Taschen der Englaͤnder geflossen sind. Wie der „Cour⸗ rier fran ais“ gestern bemerkte, hat England den Franzosen Artikel der ersten Nothwendigkeit und von ausgebreitetem T erbrauche, Frankreich dagegen den Englaͤndern nur Luxus⸗Artikel zu bieten. Es ist weder zu verwundern, noch zu beklagen, daß der Handel des ersteren Landes in groͤßerem Verhaͤltnisse zunimmt, als der des letzteren; auch sollte kein volitischer Schriftsteller heutiges Tuges deshalb in Klagen ausbrechen, wenn er nicht etwa den alten Doktrinen von dem Gleichgewicht des Handels an⸗ haͤngt.“ 48 4 8 Auf die Bemerkung des Franzoͤsischen „Journal du Com⸗ merce“, daß die von England unternommene Kolonisirung Neu⸗ Seelands die Kaufleute von Nantes in große Aufregung versetzt habe, und daß die Eigenthuͤmer von Wallfischfaͤngern, die ihren Handel dadurch vorzuͤglich bedroht glaubten, sich mit Anderen zu einem Gesuch an die Regierung vereinigt haͤtten, in welchem sie darum bitten wollten, daß Neu⸗Seeland von Frankreich als ein unabhaͤngiges Land anerkannt und daß nicht nur beglaubigte Agenten an die Haͤuptlinge desselben abgesandt, sondern daß diese auch durch eine ansehnliche Streitmacht unterstuͤtzt werden moͤch⸗ ten, entgegnet der hiesige Courier: „Jedwede Einmischung von Seiten Frankreichs in eine solche Angelegenheit waͤre eben so widersinnig als unverschaͤmt, und wir sind vollkommen uͤber⸗ zeugt, daß an kein solches Einschreiten gedacht wird. Wir wollen uns hier nicht darauf einlassen, die Gerechtigkeit der Grundsaͤtze zu untersuchen, nach welchen die Rechte civilisirter⸗ Nationen uͤber Laͤnder, die von Wilden bewohnt sind, seit Jahr⸗ hunderten festgestellt worden; aber nach diesen Grundsaͤtzen ist Großbritaniens Souverainetaät in Neu⸗Seeland keinem Zweifel unterworfen.“ Die Kolonisirung dieses Landes wird denn auch von England aus fortwaͤhrend mit dem groͤßten Eifer betrieben. Am Mittwoch fand in London wieder eine zahlreiche Versamm⸗ lung der Befoͤrderer dieses Unternehmens statt. Einer der Red⸗ ner, Herr Alison, suchte bei dieser Gelegenheit zu zeigen, daß die Wohlfahrt einer Nation in nicht geringem Grade von ihren Kolonieen abhaͤnge, indem er nachwies, daß der Tonnengehalt der Britischen Rhederei seit 1801 um 208 pCt. und ihre Ausfuhr um 200 pCt. zugenommen habe, waͤhrend beide in den Staaten des Europäͤischen Kontinents sich vermindert haͤt⸗ ten, und daß die ganze Zunahme des Englischen Handels aus dem vermehrten Verkehr mit den Vereinigten Staaten und mit den Britischen Kolonieen herruͤhre. Der Redner wollte dann im Geiste schon die Zeit sehen, wo die Ureinwohner von Neu⸗See⸗ land an Civilisationhinter keinem Volke der Welt zuruͤckstehen wuͤrden, denn, meinte er, als Großbritanien im Besitz der Roͤmer gewesen, haͤt⸗ ten sich dessen Ureinwohner auch in keinem bessern Zustande be⸗ funden, als die jetzigen Wilden und Kannibalen Neu⸗Seelands, und damals habe vielleicht Niemand geglaubt, daß sie einst das erste Handelsvolk der Welt seyn wuͤrden.

Niederlande.

Aus dem Haag, 29. Okt. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Alexander ist gestern von seiner nach Rußland unternommenen Reise hier wieder eingetroffen.

Die zweite Kammer hat den Adreß⸗Entwurf deretts nommen und denselben an die erste Kammer gelangen 1 2 *8

m. 28. Okt. In Gent ist gestern wieder ein soge⸗ nanntes „Meeting“ gehalten worden, das sehr zahlreich besucht war und wobei wieder heftige Reden vorkamen, die ganz geeig⸗ net waren, die arbeitenden Klassen er

Hier hat es einen sehr angenehmen Eindruck gemacht, daß das Journal de la Hagye sich veranlaßt sah, der Ansicht eines Belgischen Korrespondenten des Handelsblads zu widerspre⸗ chen. Dieser hatte naͤmlich behauptet, in der Thron⸗Rede des Ko⸗ nigs der Niederlande sey den Belgiern gewissermaßen vorgewor⸗ fen, daß sie sich der voͤlligen Ausfuͤhrung des Friedens⸗Traktates hinterlistig zu entziehen suchten; daß ein solcher Vorwurf beab⸗ sichtigt worden und in der Thron⸗Rede enthalten sey, wird nun vom „Journal de Haye“ in Abrede gesteltl.

1“

Daͤnemark.

P Kopenhagen, 28. Okt. (A. M.) Die von den Staͤdten Flensburg, Husum und Toͤnning beantragte Eisenbahnlinie soll, zufolge einer Koͤniglichen Resolution, auf Staatskosten nivellirt werden.

Die letzte Kollegial⸗Zeitung enthaͤlt einen ausfuͤhrlichen stati⸗ stischen Bericht uͤber den Zustand des Kriminalwesens im Koͤnig⸗ reich (ohne die Herzogthuͤmer) pro 1836, der sich durch Reich⸗ haltigkeit vor den fruͤheren Jahres⸗Berichten auszeichnet. Die Total⸗Summe derjenigen, die in Daͤnemark 1836 einer hoͤheren Strafe, als Bußen, schuldig befunden sind, betraͤgt 2475 oder, wenn man Island und die Faͤroͤer abzieht, 2445, was, wenn man diese Zahl mit der gesammten Volkszahl (1,223,997) zu⸗ sammenhaͤlt, ein Verhaͤltniß von circa 1: 500 giebt. Von den genannten 2475 Individuen gehoͤrten 223 unter Militair⸗ und 2252 unter Civil⸗Jurisdiction, und von diesen letzten kommen 805, also uͤber , auf Kopenhagen. Die Zahl der Bestraf⸗ ten im Jahre 1835 war geringer, und betrug 2318, oder 1: 528; aber dieses Verhaͤltniß kommt allein Kopenhagen zu Gute, wo die Zahl der im Jahre 1835 bestraften Individuen nur 661 betrug. Wegen Diebstahls sind im Ganzen 1006 Individuen bestraft, und wegen Diebshehlerei 79. In saͤmmtlichen Straf⸗Anstalten des Koͤnigreichs saßen am Schlusse von 1836 1386 Individuen, wovon 1117 Manner und 269 Frauen. Im Jahre 1836 sind 198 Selbstmorde begangen, naͤmlich von 161 Mannern und 37 Frauenzimmern; auf Kopenhagen fallen 37, auf die uͤbrigen Staͤdte 30, auf die Land⸗Distrikte 131. Die Todesart anlangend, haben 121 Maͤnner und 16 Frauenzimmer sich erhaͤngt, 10 Maͤnner sich erschossen, 6 Maäͤnner sich den Hals abgeschnitten, und 23 Maͤnner so wie 18 Frauenzimmer sich er⸗ traͤnkt, 1 Mann und 3 Frauenzimmer haen ch vergiftet. Der gelehrte Herausgeber der Kollegial⸗Zeitung, General⸗Proku⸗ reur Oersted begleitet diese Zahlen⸗Verhaͤltnisse mit vergleichenden statistischen Bemerkungen, wozu ihm die Franzoͤsischen und Schwe⸗ dischen Kriminal⸗Tabellen Veranlassung gaben, und rechtfertigt es, weshalb die Kriminal⸗Tabellen des Koͤnigreichs nicht ausfuͤhr⸗ licher und detaillirter sind. 38

Aus den letzten Berichten aus Norwegen geht hervor, daß die Aerndte dort schlecht ausgefallen ist. an faͤngt schon an, uͤber Mangel an Zufuhr aus Daäͤnemark zu klagen und fuͤr Gerste wird 31 Spez.⸗Rthlr. pro Tonne bezahlt. Auch in Schweden scheint, den eingelaufenen Berichten zufolge, der Ausfall der Aerndte unguͤnstig zu seyn und die Preise steigen daselbst. 8

Deurschland. 1“

Muͤnchen, 29. Okt. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben den

bisherigen Hofmarschallamts⸗Verweser, Grafen von Saporta, zum Hofmarschall in provisorischer Eigenschaft ernannt.

29. Okt. (Frankf. Journ.) Heute Vormittag um 10 ½ Uhr uͤbergab Se. Excellenz der General Muͤffling Sr. Erlaucht dem Grafen von Leiningen die, auf dem kleinen Parade⸗ platze in Parade aufgestellten Truppen der beiderseitigen Garnison mit den dabei üblichen Formalitaͤten, nachdem den Truppen vor⸗ her bataillonsweise die Proclamation vorgelesen worden war, welche den Wechsel des Gouvernements und der Kom⸗ mandantur, und die deshalb Fesebcgen Tagesbefehle Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen ilhelm und des General Muͤffling enthielten. Letzterer entfernte sich sogleich vom Platze, nachdem er praͤsentiren und der neue Vice⸗Gouverneur hatte schultern lassen, worauf die Trupen die große Bleiche entlang in der Naͤhe des neuen Brunnens vor Sr. Erlaucht in Zuͤgen vor⸗ bei defilirten. Der General Muͤffling verließ, vom Platze kom⸗ mend, mit Familie und Dienerschaft unsere Stadt, um uͤber Frankfurt a. M. und Homburg nach seinem neuen Bestimmungs⸗ ort sich zu begeben. Der General Piret hat ebenfalls heute noch Mainz verlassen, um in den Bereich seiner Division nach Ve⸗ rona zu gehen, wogegen dessen Gemahlin auf ihre Guͤter nach Ungarn sich begeben wird.

Rälrns

Weimar, 30. Okt. Der Großherzog hat sich am 256sten d. M. nach den Niederlanden begeben, um dem Herzoge Bern⸗ hard, und dem Niederlaͤndischen Koͤnigshause einen Besuch ab⸗ zustatten. Wie lange Se. Koͤnigl. Hoheit dort verweilen werde, ist unbestimmt. Der Sütbshegzescgihe Hof hat Belvedere ver⸗

lassen und das hiesige Residenz⸗Schloß wieder bezogen. 8 Oesterreich.

Wien, 28. Okt. Se. Majestaͤt der Kaiser haben der Frau⸗ Amalie Schuͤtz⸗Oldosi den Titel einer K. K. Kammersaͤngerin verliehen.

Dem Dr. Groß⸗Hoffinger ist ein zweijaͤhriges Privilegium verliehen worden auf eine Erfindung, aus allen Gattungen Baum⸗ wollen⸗, Wollen⸗ und Leinenstoffen mittelst Pech, Wachs und oͤli⸗ gen Substanzen einen wasserdichten Stoff unter der Benennung: Wiener Pechleder zu erzeugen, welches das Leder in vieler Hinsicht vollkommen ersetze, bedeutend wohlfeiler sey, zu allen Ar⸗ ten von Kopf⸗, Fuß⸗, Leibeskleidern, zu Sattler⸗, Riemer⸗ und Taͤschner⸗Arbeiten, zur Verkleidung der Waͤnde, welche dadurch vor Feuchtigkeit geschutt wuͤrden, und vermittelst eines feuerdich⸗ ten Ueberzuges auch zur leichtesten wasserdichten Dachbedeckung, zu Fuß⸗Teppichen, Schlaͤuchen und Gefaͤßen aller Art verwendet werden koͤnne; ferner wasserdichtes Papier aus denselben Stoffen, auch aus fertigem, schadhaftem und makulirtem Papier zu erzeugen, Schriften, Dokumente, Zeichnungen, Kupferstiche und dergl. wasserdicht zu machen, wodurch zugleich die Schrift unverloͤschbar, und bewirkt werde, daß das Papier bei Ueber⸗ schwemmungen unbeschaͤdigt bleibe, dauerhafter werde, nicht leicht breche, die Farbe nicht veraͤndere, das Verbleichen der Schrift ge⸗ hindert, und die Reinigung von Schmutz und Staub ohne Be⸗ schaͤdigung der

Schrift und des Papiers moͤglich gemacht werde.

. 1 ö ee2 b * 8 Wien, 26. Okt. Man erfaͤhrt aus Konstantino⸗ el vom 16. Oktober, daß am IAten dort neuerdings ein Brand ausgebrochen war, der 400 Häuser einaͤscherte. Am 9. Okto⸗ ber war die Franzoͤsische Brigg „Etna“ eingelaufen, um Admi⸗ ral Roussin abzuholen, der an demselben Tage feierliche Ab⸗ schieds⸗Audienz bei dem Sultan hatte. Sein Adjutant, Herr Anselme, der Post⸗Direktor Herr von Cadalpeéne, der Priwat⸗ Secretair Bérard und der Commandeur der Brigg „Le 8 haben den Nischani Iftichar erhalten. Lord Ponsonby hatte am Iüten sein neues Beglaubigungs⸗Schreiben uͤberreicht. Hassib Pascha ist Gouverneur von Salonichi geworden. Namik Pascha ist zum außerordentlichen Gesandten in Persien ernannt und wird sich von dort als Musteschir der oͤstlichen Armee u Hafiz Pascha begeben, welcher schon an seinen Posten abgereist ist.

8 It alien

Florenz, 22. Okt. Der Infant Don Sebastian Gabriel von Spanien, welcher seit dem vorigen Freitag hier verweilt, erwartet hier die Ankunft seiner Gemahlin, einer Schwester unserer Großherzogin und des Koͤnigs beider Sicilien.

Neapel, 17. Okt. (A. Z.) Die Personen⸗Frequenz auf der Eisenbahn nach Portici ist ganz außerordentlich und uͤber⸗ steigt alle Erwartungen. Die fuͤr 24 Personen berechneten Wa⸗ gen sind theils mit 30, theils mit 36 Personen besetzt, so daß bei einer jeden Fahrt etwa 250 Personen oder bei 20 maliger Wiederholung hin und her gegen 5000 Menschen pro Tag be⸗ foͤrdert werden, was bei dem Durchschnittspreis von 10 Grana eine taͤgliche Einnahme von 500 Dukaten oder 1000 Gulden Rheinisch ausmacht. Die Personen, welche taͤglich auf ihre Land⸗ haͤuser nach Portici oder Umgegend gehen oder eine Lustfahrt hin und zuruͤck machen, muͤssen sich mehrere Tage vorher ihre Plaͤtze sichern, weil sie sonst Gefahr laufen, nicht mehr mitge⸗ nommen zu werden. Schon mehreremale sah man Se. Maje⸗ staͤt den Koͤnig inmitten der anderen Passagiere in einfacher Be⸗ gleitung eines Kammerherrn einen Platz in einem der Wagen einnehmen, um nach Portici oder von da hierher zu fahren, eben so die Koͤniglichen Prinzen Leopold von Salerno und Syrakus. Einen seltsamen Anblick gewaͤhrt die Eisenbahn Sonn⸗ und Fest⸗ tags Nachmittag. Wer die Ordnung der Nordischen, nament⸗ lich der Englischen Eisenbahnen kennt, der wird sich wundern, hier die Bahn in ihrer ganzen Länge von Menschen aus allen Klassen des Volks vollgepfropft zu sehen, so daß Toledo wie ausgestorben daneben aussieht; da sieht man hunderterlei Frucht⸗, Brod⸗, Wasser⸗, Eis⸗, Orangen⸗, Pasteten⸗ und andere Verkaͤufer ihre Waare ausbieten und mitten auf den Geleisen sorglos plau⸗ dern, zankend und scherzend ihre sieben Sachen verhandeln und abwaͤgen, waͤhrend man von der Ferne die tobende Maschine herandampfen hoͤrt. Es ist in der That unbegreiflich, wie sie, ohne mehr Ungluͤck zu stiften (denn einigemal hat sie einen am Fittich erwischt und schlimm zugerichtet) sich durch diese unvor⸗ sichtige Masse, welche die Gefahr, der sie sich aussetzt, gar nicht kennnt, Bahn bricht. Allc 50 Schritte steht zwar auf einer gro⸗ ßen schwarzen Tafel mit weißen Buchstaben geschrieben, daß es Jedermann aufs strengste verboten sey, unter welchem Vorwand es auch seyn z die Eisenbahn zu betreten, und daß derjenige, welcher das Ver habe; es waͤre aber zu wuͤnschen, daß die Polizei schaͤrfere Mit⸗ tel ergriffe, diesem Unfug zu steuern, durch den fuͤrchterliches fünge⸗ geschehen kann. Der Koͤnig hat dem Herrn Bayard de la Orden verliehen. ““

.“ S p a n S“ 1“*“

Madrid, 21. Okt. Am Schlusse des gestrigen Minister⸗ Conseils soll die Koͤnigin⸗Regentin gegen den Conseils⸗Praͤsiden⸗ ten geaͤußert haben, daß sie wuͤnsche, er bleibe im Amte und daß es ihr sehr leid thue, den General Alaix entlassen zu muͤssen, da dieser und Herr Carramolino unmoͤglich zusammen im Kabinet bleiben koͤnnten. Der Letztere hat sich naͤmlich im letzten Conseil oͤrmlich gegen die Grundsätze erklaͤrt, zu denen der General llair sich bekennt, dagegen die Aufloͤsung der Kammern verlangt, waͤhrend der Kriegs⸗Minister, um die Regierung zu schrecken, behauptete, daß eine solche Maßregel die Empoͤrung der Pro⸗ vinzen zur Folge haben wuͤrde. Man haͤlt es fuͤr beinahe gewiß, daß, wenn der Einfluß des Generals Alaix den Sieg uͤber seine Kollegen davontraͤgt, die Herren Olozaga und Sancho Cortina, im entgegengesetzten Falle aber der andere Personen derselben Farbe, ins Kabinet treten wuͤr⸗ den. (Vergl. die telegraphische Depesche aus Madrid vom 23sten unter Paris.)

Dem „Eco del Comercio“ zufolge, haben der General Ma⸗

roto und der General⸗Intendant der Armee, Don Jose de la Fuente, den Orden Isabella's der Katholischen, und der Marquis von Malpica das Großkreuz Karl's ll. erhalten.

Dasselbe Blatt meldet nach Briefen aus Aragonien, daß

Cabrera einen Parlamentair an Espartero gesandt und um eine

Frist von einem Monat gebeten habe, nach deren Ablauf er sich unterwerfen wolle. Der Herzog von Vitoria weigerte sich, auf diesen Vorschlag einzugehen.

Briefe aus Morella vom 11. Oktober melden, daß in der dortigen Gegend ein, angeblich vom Erzbischof von Leon verfaß⸗ tes Schreiben zirkulirt, worin den Anhaͤngern des Don Carlos angezeigt wird, daß dieser Prinz nur deshalb nach Frankreich gegangen sey, um dort eine Armee von 60,000 Mann zusammen zu ziehen, mit der er bald wieder in Spanien erscheinen werde.

Griechenland. Athen, 29. Sept. (Times.) Außer Herrn Hammond ist auch Herr Lloyd hier angekommen, um der Regierung Vor⸗ schlaäͤge wegen Errichtung einer Bank zu machen, die indeß so uͤbertrieben seyn sollen, daß sie nicht angenommen werden koͤn⸗ nen. Die genannten Agenten sagen dagegen, das Land befinde sich in einem solchen Zustande, daß maͤßige Zinsen den Zwecken der Actien⸗Inhaber nicht entsprechen wuͤrden. Einige Kaufleute von hier und aus Syra haben der Regierung so eben einen Plan zu einer kleinen Bank von 2 Millionen Drachmen vorge⸗ legt. Die Bedingungen sollen besser seyn, als die der Herren right und Lloyd, und es heißt, der Koͤnig werde diesen Vor⸗ chlag annehmen. Leider sind mancherlei unangenehme Dinge vorgekommen, wie die Unterschleife von Seiten des Gouverneurs von Attika und anderer Beaniten, und die oͤffentliche Meinung ist dadurch so aufgeregt worden, daß die Regierung sich genoͤthigt gesehen at, zwei Finanz⸗Beamten ins gesängeis zu schicken. Ein ge⸗ wisser Kamburoglus wird beschuldigt, Stempel⸗Papier bis zum elaufe von 18,000 Drachmen unterschlagen zu haben, und ein Inderer hat einen Defekt von 25,000 Drachmen in seiner Kasse. Viele hiesige Familiem haben durch die Feuersbrun

ot uͤberschreite, die und die Strafe zu erwarten.

ingtrie, Unternehmer der Eisenbahn, den Civil⸗Verdienst⸗

Karquis von Villuma und!

in Sa⸗! Loͤsung die B

lonichi große Verluste erlitten, da sie von den Haͤusern, die sie dort besaßen, bedeutende Einkuͤnfte bzogen. Man haͤlt sich hier allgemein uͤberzeugt, daß das Feuer von den Agenten Mehmed Ali's angelegt worden sey.

Der Dokor Weibner ist so eben von einem Ausfluge nach Morea zuruͤckgekehrt, und da er die Wiedereinsetzung in seinen Posten noch nicht hat erlangen koͤnren, so geht er auf einen Monat nach Konstantinopel.

Da die beiden Journale „das Jahrhundert“ und „der Volksfreund“ von der gegen sie erholenen Anklage freigesprochen worden sind, so soll die Serüss di Absicht haben, eine Cen⸗ sur einzufuͤhren.

Ein Griechischer Kaufmann in Legypten hat 20,000 Rthlr. fuͤr die Griechische Universitaͤt unterzziichnet.

Aus Konstantinopel sind 100 junge Griechen angekommen, die das hiesige Gymnasium besuchen sollen, weil der dortige Pa⸗ 3 die Schulen in Chalcis und in Konstantinopel aufgeho⸗

en hat.

Die Angelegenheiten Rieti's in Patras werden der Regie⸗ rung wahrscheinlich wieder einige Unmhe verursachen. Die Kauf⸗ leute in Patras wollen, im Falle sie von dem auswaͤrtigen Amte keine Gerechtigkeit erlangen koͤnnen, line Petition ans Parlament richten. Herr Masson ist von den Bewohnern von Patras auf, gefordert worden, die angeschuldigten Parteien gerichtlich zu ver⸗ 2 und man ist hier sehr auf den Ausgang dieses Prozesses gespannt.

Der Graf Metaxas, welcher von seinem Posten als Gesandter in Madrid aus Gruͤnden der Sparsamkeit abberufen wurde, ist in Patras angekommen.

Morgen ist der Geburtstag des Koͤnigs, und der Hof be⸗ giebt sich auf dem neuen Dampfboote nach Aegina.

Aegypten.

Die letzten in Triest eingegangenen Nachrichten aus Ale“ xandrien (bis zum 6. d.) besagen (einem Schreiben in der A. Z. zufolge), daß Mehmed Ali geneigt zur Nachgiebigkeit sey, daß er auf Veranlassung des Franzoͤsischen Ministeriums eingewilligt habe, sich mit Chosrew Pascha zu versoͤhnen, und daß er bereits ein sehr freundschuftliches Schreiben an den Groß⸗Wesier gerich⸗ tet habe. In wiefern aber Mehmed Ali wirklich Willens sey, sich uͤber die wesentlichen Punkte mit der Pforte zu vereinigen, muß dahingestellt bleiben, denn andere Briefe aus Alexandrien so wie aus Smyrna versichern, daß er unaufhoͤrlich ruͤsten und Acre auf das sorgfaͤltigste befestigen lasse, daß uͤberhaupt alle Punkte, wo er etwas von der See zu befuͤrchten haben koͤnnte, in Vertheidigungs⸗Zustand versetzt werden, was auf eine große und ernstliche Gegenwehr hindeute, die er ohne Zweifel eintreten ließe, wenn er von einer der fuͤnf Maͤchte angriffen wuͤrde. Dies spraͤche nun allerdings wenig fuͤr seine veraͤnderten Gesinnungen; es laͤßt nur vermuthen, daß er Chosrew nicht mehr fuͤrchtet und Frankreich zu Gefallen sich be⸗ quemt hat, die Praͤtension aufzugeben, dem Sultan die Wahl seiner Diener vorzuschreiben. Was den Geldmangel betrifft, an welchem Mehmed Ali, nach mehreren Berichten, welche die oͤf⸗ fentlichen Blaͤtter mitgetheilt, leiden soll, so scheint dies irrig zu seyn. Man weiß hier vielmehr, daß er Geldmittel genug hat, um jede Verschleuderung seiner Baumwollenvorraͤthe vermeiden und den hoͤchsten Preis dafuͤr erzwingen zu koͤnnen. Die Baum⸗ wollenaͤrndte soll außerdem sehr ergiebig gewesen seyn.

Das anti⸗Aegyptische Journal de Smyrne enthaͤlt folgendes Schreiben aus Beirut vom 1. Oktober: „Unter den Drusen des Hauran sind neue Aufstaͤnde ausgebrochen; die In⸗ surgenten haben sich auch diesmal wieder in dem Distrikte Led⸗ scha versammelt, wo sie waͤhrend des Aufstandes im vergangenen

„Jahre Waffen und Munition verborgen, und sie haben dort laut

gegen die Tyrannei des Aegyptischen Systems und die Verletzung der gemachten feierlichen Versprechungen protestirt. Dieser Auf⸗ stand, obwohl dem Anscheine nach nicht von Bedeutung, hat doch

nicht mit gewöhnlichen Mitteln der Lokal⸗Behoͤrden unterdruͤckt

werden koͤnnen, und Ibrahim Pascha sah sich genoͤthigt, dem Statt⸗ halter von Aleppo, Scherif⸗Pascha, Befehl zu ertheilen, sich mit Ismael⸗Bei an der Spitze betraͤchtlicher Streitkraͤfte an die in⸗ surgirten Orte zu begeben. Diese beiden Generale sind in Folge dessen sogleich von Aleppo abgegangen; aber obwohl zwischen ih— ren Truppen und den Empoͤrern bereits einige Gefechte stattge⸗ funden, so ist es ihnen doch nicht gelungen, einen entscheidenden Erfolg zu erlangen. Bei der Unmoͤglichkeit, die Insurgenten auf die Hoͤhen des Gebirges oder in die unzugaͤnglichen Engschluch⸗ ten zu verfolgen, haben sie es vorgezogen, ihnen das Wasser ab⸗ zuschneiden, indem sie um die Brunnen und Quellen, woraus sich die Drusen versorgen muͤssen, Befestigungen aufgeworfen. Solcher Schanzen haben sie neun errichtet, die von Kanonen und zahlreichen Infanterie⸗ und Kavallerie⸗Abtheilungen verthei⸗ digt werden. Diese Ereignisse machen viel Aufsehen; die allge meine Meinung mißt ihnen zwar fuͤr den Augenblick keine große Bedeutung bei, allein man glaubt, daß sie sich jeden⸗ falls in die Laͤnge ziehen und bedenklich werden koͤnnen. Auch in Palaͤsten erkennt man Symptome großer Aufregung. Man scheint ernstliche Unruhen dort zu fuͤrchten, denn die Regierung hat die strengsten Befehle ertheilt, jede Ruhestoͤrung im Keime zu unterdruͤcken. Aber nach der herrschenden Gaͤhrung ist es zweifelhaft, ob man mit einer bloßen Demonstration den Zweck erreiche, und wenn der Kampf noch einmal dort entbrennt, so darf man in Folge der Unzufriedenheit und des oͤffentlichen Elen⸗ des einen allgemeinen Aufstand erwarten. Ibrahim Pascha be⸗ findet sich immer noch zu Marasch, wo er alle seine Truppen konzentriren zu wollen scheint.

b

18 8 . Berlin, 2. Nov. Am 1. November von 11 ½ bis 2 Uhr feierte die hiesige Koͤnigl. Universitaͤt in dem Saale der Sing⸗Akademie das Andenken der vor 300 Jahren in der Mark Brandenburg eingefuͤhrten Reformation. Zu diesem Feste hatte die theologische Fakultaͤt durch ein von ihrem Dekan, Herrn Kon⸗ sistorial⸗Rath und Professor Neander, abgefaßtes Programm uͤber Georg Vicel und seine Gesinnung gegen die evangelische Kirche, eingeladen. Die Feier begann vor einer zahlreichen Versamm⸗ lung mit Anstimmung des Gesanges: veni sancte spiri- tus. Darauf wurde die Fest⸗Rede von dem diesjaͤh⸗ rigen Rektor, Herr Professor Twesten, gehalten, in⸗ dem derselbe, anknuͤpfend in die Art und Weise, wie der Kur⸗ fuͤrst Joachim II. bei der Gruͤndung und Leitung der evangeli⸗ schen Kirche mit unserem Vaterlande verfuhr, zu zeigen suchte, wie die Idee der Einheit, welche dem Kurfuͤrsten Seaper⸗ am Herzen lag, namentlich was die Lehre betrifft, auch in der evan⸗ gelischen Kirche verwirklicht werden koͤnne, ohne mit der fuͤr sie nicht weniger wesentlichen Freiheit und Festigkeit der eigenen Ue⸗ berzeugung in Widerspruch zu gerathen; eine Aufgabe, zu deren 1 kandennburglsche Kirchen⸗Hrdnung von 1540

die beste „Eine feste Burg ist unser Gott“, gesungen ward: trat der Dekan der juristischen Fakultät, Sirz. von Lancizolle, auf und proklamirte, nach Auseinander e

besonders auch die juristische an der gefeierten men muͤsse, die Herren A. W. Götze, Praͤsidenten des Ober⸗

*

Anleitung enthalte. Nachdem sodann das Lied

92,.— 2—

in Lateinischer Uebersetzung. Herr

tung des Interesse, welches naͤchst der theologischen Fakultät.

egebenheit neha⸗

lppellationsgerichts zu Greifswald, L. Scholtz, Geheimen Ober⸗

Tribunalsrath, und G. W. von Raumer, Geheimen Regierungs⸗ rath, als Doktoren der Rechte.

Auf gleiche Weise verkuͤndigte

der Dekan der theologischen Fakultaͤt, Herr Konsistorialrath Nean- der, nachdem er das Verhaͤltniß der theologischen Doktor⸗Wuͤrde zum christlichen Lehramt in der Kuͤrze entwickelt hatte, die Waht der Herren Prediger Ch. L. Couard und Fr. G. Lisco hierselbst, des Herrn Konsistorialraths und General⸗Superintendenten Ch. F. Hesekiel in Altenburg, des Herrn Hauptpastor L. Chr. G. Strauch und Professor O. Krabbe in Hamburg zu Doktoren der Theologie. Die Feierlichkeit wurde sodann mit dem Te Deumm lhudamus beschlossen. Die bei diesem Feste unter der Leitung des Herrn Professor Marx aufgefuͤhrten Musikstuͤcke waren von delti Herrn Stud. philos. von Alvensleben komponirt. f

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D * Denkmuͤnzen zur Erinnerung an den 1. November 1339.

„Als ein Seitenstück zu der im gestrigen Blatt der Staats⸗Zeitung näher beschriebenen Denkmünze der Stadt Berlin, sind aus der rühmlichst bekannten Loosschen Anstalt, zur Erinnerung an die Abend. mahlsfeier des Kurfürsten Joachim 1I. in Spandau, zwei Denkmün⸗ zeu hervorgegangen; beide von gewohnt trefflicher Arbeit. Die größesn. im Durchmesser von beinahe zwei Zoll, ist hauptsächlich nur durch die Unterstützung des Magistrats und der Bürgerschaft von Spandau imn dieser bedeutenden Größe und sorgfältigen Ausstattung zu liefern mög- lich gewesen. Die kleinere umfaßt etwa die Hälfte des Flächenraums der größeren und enthält wesentlich dassebbe, was jene, nur natürlich im verjüngten Maßstabe. Bei dem Gebrauche der Lupe tritt jedoch Alles vollkommen dentlich hervor, mittelst welcher man 8— auf der größeren die sorgfältigste Ausführung in den Gesichtern n. s. w. erst vollständig zu erkennen im Stande ist. Die E dieser Denkmünzen zeigt das Bildniß des Churfürsten Joachim II. im Kurkleide, bedeckt mit dem Kurhute, in der Rechten den Zepter, in der Linken das Kurschwert haltend, mit der Umschrift: Joachim Ii., erster evangelischer Kurfürst von Brandenburg. Die Kehrseite stellt die⸗ ses Kurfürsten erste Feier des evangelischen Abendmahls in der Kirche zu Spandau vor. Man erblickt rechts Joachim II. im Begriff, da⸗ Sakrament aus dem Kelche zu genießen, welchen er aus der Hand des, in der Mitte vor dem Altare stehenden Bischofs von Brandenburg, Mathias von Jagow, genommen ban Hinter dem Kurfürsten erblickt man Jochen von Schwanebeck zu Teltow, fürstliche Räthe, so wie Lehr;⸗ und Geistliche, denn es nahmen an dieser heiligen Feier nicht bloß dic Herren vom Hofe, sondern auch ein großer Theil der Landstände und viele Lehrer (Thomas Baitz, Johann Lodecus u. A. m.) Theil. Dem Kurfürsten gegenüber knieet, gefolgt von Damen, die man hinter ihr erblickt, des Kurfürsten Mutter, Elisabeth, Wittmwe Joachtm's. Den Bischof Mathias sieht man bei dem Officio unterstützt: von Geore Buchholzer, welcher an diesem Tage die Predigt gehalten hatte und hier die Pateng trägt; von einem anderen Geistlichen und von einemn, Chorknaben. Die Kirche ist an dem treu wiedergegebenen, zum Theil sichtbaren Altare zu erkennen. Die genannten Personen sind alle nach gleichzeitigen Vorbildern gearbeitet. Ulls Umschrift liest man die Bibel⸗ stelle (Joh. 1. Kap. V. V. 4.): „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Im Abschnitte wird das Bild erklärt durch die Worte: „Dreihundertjähriges Jubiläum der Einführung des evau⸗ gelischen Glaubens in den Marken Brandenburg durch die erste evan⸗ Zelische Kommunion zu Spandow am 1. November 1539.“

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EEI1 lscn 1 l BEEEEIII1I1I1I1 8 Berlin. Wenn zwei so ausgezeichnete Virtuosen, wie die Pia⸗ nistin Dlle. EClarg Wieck und der Violtnist Herr Carl Müller, in einem Konzert zusammenwirken, so kann man im voraus überzeugt seyn, einen Kunsigenuß seltener Art zu haben. Dies war vorgesterne im Konzertsaale des Schauspielhauses der Fall. Sämmtliche Instru⸗ mentalstücke, die der phantastereichen Ouvertüre Felix Mendelssohn⸗ zum „Sommernachtstraum“ folgten, wurden von den beiden Konzert⸗ gebern ausgeführt; nur in einem derselben, einem Duo für zwei Bio⸗ linen von Kalliwoda, das übrigens mehr eine Violinschulen⸗Uebung als ein Konzertstück zu nennen war, wirkte der hiesige Kammer⸗ musikus, Herr Zimmermann, mit, der rühmlich mit der ersten Violim des Herrn Müller wetteiferte. Durch so bedeutende Virtuosität wurden die beiden Gesangspiegen des Konzerts etwas verdunkelt, um so mehr, da die Ausführung dergeiben nicht durchweg rein war, und die Aufmert⸗ samkeit wendete sich überwiegend dem Piano und der Violine zu, die unter solchen Meisterhänden sich fag in verwandelten⸗ Herr Conzertmeister Müller aus Praunschweig, der älteste der vier Brüder, die durch ihr Buartettspiel so einzig dastehen, ist schon tin früherer Zeit auch als Solo⸗Pirtuos hier aufgetreten, und man muß bedauern, daß wir nicht öfter Gelegenheit haben, 98 in die ser Eigenschaft zu hören, da sein gediegenes Spiel einen v. reinen und wohlthuenden Eindruck macht. Leider hat derselbe, dem Vernehmen nach, Berlin schon wirder verlassen, um mit Dlle. Wieck gemeinschaftlich in Stettin und Rostock Konzerte zu gehen. Letztere jedoch kehrt nach einigen Wochen wieder hierher zurück und wird dann, wie wir hoffen dürfen, die hiesigen Musikfreunde noch fer⸗ ner durch ihr schönes Talent erfreuen. Unter den Violin⸗Piegen. welche Herr Müller gestern vortrug, leuchtete das Adagio und der durch eine Kadenz eng daran geknüpfte Schluß⸗Satz, mit sehr orig. nellem Thema auf der G⸗Saite, aus einem Beethovenschen Konzernt über alles Andere hervor; an Reinheit, Fülle und Wohllaut des Tons, Präzision und Sauberkeit der Ausführung, genug, an vollkommener mit größter Ruhe verbundenen Beherrschung der Technik und an Zart heit des Ausdrucks im Adagio erinnerte das Spiel des Herrn Mülle: sehr an das des vielbewunderten Beriot. Dlle Wieck, deren Vortfag 8 seit ihrer vorigen Anwesenheit in Berkin wo möglich noch an Grqxr und Leichtigkeit gewonnen hat, spielte zuerst ein Capriccio, von F. Mendelssohn, dann ein Duo 8 iano und Viollg, von Osborne und Beriot mit Herrn Müller und sulest eine That bergsche Phantasie. Nächst der meisterhaften Fertigkeit, womit dfemt Pianistin die größten Schwierigkeiten Überwindet und dieselben 8 leicht

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

erscheinen läßt, als bedürfte es nur eines Hauchs, um sie dem Instru ment zu entlocken, ist sie besonders auch durch die geistvolle Auf assug der Compositionen verschiedener Meister, und durch die anspruchslose Hingebung ausgezeichnet, womit sie ihre Niisgsben nefahrt; man jeht, daß bei ihr stets die Virtuosin ganz in der Ki nstlerin aufgehte Die Innigkeit und feurige Phantasie, 88 ihre eigenen Compo iisg. nen erfüllt sind, überträgt sie auch auf die Ausführung fremder Werke: sie giebt uns Mendelssohn’s Gemlth und Humor mit gleicher Treue wieder, wie Thalberg's Eleganz und Pracht, und mit der Feüslcpen Amnmuth vereint sich in ihr eine männliche Kraft die man der zartge⸗ bauten Gestalt nicht zutrauen würde. Von den donstigen mu⸗ sikalischen Leistungen der verflossenen Woche ist noch das Auftreten der Dlle. Hagedorn vom Theater fhu Deßau als Romeo in Bellimiis Eapuleti und Montecchi“ zu erwähnen. Schon als Ober⸗Vestalin zeigte diese Sängerin, daß sie mit einer der schönsten und umfan reiche sten Stimmen begabt sey; in der Ausführung der Partei des omee trat dies noch mehr hervor; hier, wo die Cantilene zuweilen sehr tich liegt, konnte Dlle. Hagedorn die metallreichen Töne ihres Mezzo⸗So⸗ prans besonders geltend machen; bei einer Höhe bis zum C, die überall rein und schön klingt, wird man gewiß höchst selten eine solche Kraft und Fülle der Oktave vom kleinen bis eingestrichenen G finden. Eine gleichmäßigere Ausbildung der verschiedenen Register und eine

bessere Oekonomie in der Kraft⸗Anwendung würde die

irkung dieser