I1qG“
Blatter das Signal zu einem Angriffe auf mein Leben sevn waͤrde. Doch es ist unndothig, hieruͤber noch weiter zu sprechen.“ Wer das angebliche Schreiben des Herrn Shafto an Herrn Montgomery geschmiedet hat, das sich nach Vergleichung der Handschriften als eine Fälschung erwiesen, ist noch nicht ermittelt. Es ist beschlossen worden, naͤchstens einmal wieder eine all⸗ gemeine Versammlung der Gesellschaft zur Aufhebung der Korn⸗ gesetze in Manchester zu veranstalten, um uͤber das, was bisher geschehen ist, zu berichten und uͤber die fuͤr die Zukunft ₰ıℳ greifenden Maßregeln zu berathen. Es soll auch die Absicht seyn, alle Parlaments⸗Mitglieder, die fuͤr den Antrag des Herrn Vil⸗ Uiers in der letzten Parlaments⸗Session gestimmt haben, so wie andere ausgezeichnete Vertheidiger der Aufhebung der Korngesetze, zu einem großen Bankett einzuladen. 3 Es wird daruͤber geklagt, daß die amtliche Todtenschau in London und der Umgegend jetzt gar zu haͤufig in Anwendung komme und oft nur belaͤstigend sey. In diesem Jahre lautete der Ausspruch der Geschworenen in 50 Fällen unter 100 auf na⸗ tuͤrlichen Tod, im Jahre 1830 erfolgte dieser Ausspruch nur in Faͤllen. Man sagt, die Todtenschau sey nur zu dem Zweck eingefuͤhrt, eine Untersuchung , Sge wenn Verdacht obwalte, daß der Tod gewaltsam herbeigefuͤhrt worden; jetzt aber werde zu dieser Untersuchung geschritten, wenn auch gar kein solcher Ver⸗ dacht vorhanden sey. Da durch eine neuere Parlaments⸗Akte die Oeffnung der Branntwein, und Bierschenken in Löondon am Sonntage Mor⸗
gens untersagt ist, so sind Einige auf den Ausweg gekommen,
sogenannte fliegende Schenken zu errichten; der Branntwein wird naͤmlich in Miethwagen ausgeschenkt; auch verbinden die Bar⸗
weinschank, indem sie ihre einem Glase Branntwein bewirthen.
Die Gesellschaft fuͤr die Hamsfschtffahrt ewcschm Liverpool V
und New⸗York hat ein neues Boot von 1 Tonnen gebaut,
welches im Anfang naͤchsten Jahres die Fahrt beginnen wird, so ampfboet von New⸗
daß alsdann am 20sten jedes Monats ein YPork nach Liverpool und umgekehrt abgehen soll. Die „British.
Aueen“ wird morgen, am 1. November, von London nach New⸗
York in See gehen und diese Fahrt am sten seden Monats ab⸗ wechselnd hin und zuruͤck machen.
Es heißt, daß der Kaiser von Rußland das Dampfschiff
British⸗Aueen“ fuͤr 160,000 Pfd. angekauft hat.
In Bezug 889 die fortwaͤhrend unguͤnstig lautenden Nach⸗ richten aus den Manufaktur⸗Staͤdten und die Fortdauer des Mangels an Bestellungen fuͤr die Fabriken bemerkt die Mor⸗
ing Post: „Es scheint fast unerklaͤrlich, daß bei den gegenwaͤr⸗
tigen niedrigen Preisen auch nicht einmal ein Symptom des Be⸗
ehrs nach Britischen Manufakturwaaren von Seiten der Kon⸗ tinental⸗Haͤuser sich zeigt, und daß als Entschaͤdigung fuͤr die fortwährende Einfuhr der Brodstoffe des Kontinents nichts ge⸗ nuͤgt als das, was wir gerade jetzt so wenig zu entbehren im gtande sind, naͤmlich Gold und Silber. Dies beweist zu deut⸗ lich die Wahrheit dessen, was wir so haͤufig dem Publikum zur Einsicht zu bringen versucht haben, nämlich, daß unsere Fabri⸗ kanten fortan vergebens auf dem Kontinente die Maͤrkte fuͤr ihre Caaren suchen werden. Die Deutschen und Belgier sind jetzt n der Kunst der Fabrication so weit fortgeschritten, und ihre Etablissements haben sich so ausgedehnt, daß ohne Zweifel in Zukunft ihre Beduͤrfnisse befriedigt werden koͤnnen, ohne daß fie ihre Zuflucht zum Auslande zu nehmen genoͤthigt waren.“ Der Spectator simmt dem bei, behauptet aber, daß dieses Ver⸗ haͤltniß sich nicht durch den gewoͤhnlichen Lauf der Dinge so ge⸗ staltet habe, sondern daß der Kontinent durch die Englischen Ge⸗ tratde⸗Gesetze gezwungen worden sey, gewissermaßen zur Noth⸗ wehr, die Mittel zu ergreifen, um die Englischen Fabrikate ent⸗ behrlich zu machen.
Sir Ralph Howard, Parlaments⸗Mitglied fuͤr Wicklow, der bisher das jetzige Ministerium unterstuͤtzte, hat die Absicht erklart, dies nicht laͤnger thun zu wollen, und deshalb unterm 2 4sten Dktober folgende Adresse an seine Wäͤhler gerichtet:
„Meine Herren! Seit ich das letzte Mal die Ehre hatte, mich um Ihre Stimmen zu bewerben, hat in der Politik des Melbourneschen Jabinets eine wichtige Veränderung stattgefunden. Die geheime Ab⸗ stimmung ist jetzt zu einer offenen Frage gemacht worden. Dieser Au⸗ fang zu einer organischen Veränderung in der Verfassung ist nach mei⸗ ner Ansscht ein höchst gefährlicher Schritt, und die von dem Grepschen Ministerium eingeführte Abgeschlossenheit der Reform⸗Bill ist so gut als ausgehoben. Die letzten Ernennungen, welche alle der Bewegungs⸗ Partei angehbren, stimmen völlig mit dieser Veränderung überein,
err Shiel geht in der That viet weiter, als seine Kollegen; seine An⸗ sicht über die Zweckmäßigkeit der Aufhebung Serei 2 ge beche und der gänzlichen Vernichtung der protestantischen Kirche in Irland ist Jedermann befannt. Ich halte es fuͤr meiue Pflicht, Sie zu benachrichtigen, daß mein Ge⸗ wissen mir nicht gestattet, diesen Anordnungen beizustimmen; auch würde ich mich niemals dazu verstanden haben, unter der Bedingung, Vertrauen in ein Ministerium setzen zu müssen, dessen Mitglieder solche Prinzipien hegen, Ihr Repräsentant zu werden. Die Reform Bill, meine Herren, wird in kurzem von Ihnen verlangen, daß Sie Ihre Stimmen registriren. Ich halte daher diesen Augenblick für den ge eignetsten, Ihnen dies mitzutheilen, da die Partet, welche mir die Ehre erzeigt hat, mich für das Parlament zu wählen, es nun vielleicht für augemessen halten dürfte, für eine künftige, wahrscheinlich nicht sehr entfernte Wahl einen anderen Kandidaten aufzustellen, dessen Gestunungen mit den Ivbrigen übereinstimmend wären. Ein solcher Kandidat fönnte noch Pflichten in Bezug auf die bevor⸗ stebende Registrirung zu erfüllen haben. Da ich der Meinung bhin, daß die Zeit gekommen ist, we ein gemäßigteres Ministerium gebildet werden muß, das mit keinem der Ertreme der beiden großen Parteien, in die jetzt das Reich getheilt ist, in Verbindung stände, so halte ich es für sehr wahrscheinlich, daß ich niemals wieder als Kandidat auf⸗ reten werde, um Ihre Interessen im Parlament zu repräsentiren, und ich habe nur hinzüuzufügen, daß diejenigen, welche seit mehreren Jah⸗ ren so gütig waren, sich als meine besonderen Freunde zu betrachlen, bei der bevorstehenden Wahl, an der ich nicht Theil nehme, völlige Freiheit haben, dasjenige zu thun, was ihnen am emahigsten er⸗ scheint. Ich bin u. s. w. Ralph Howard.“ Mit Hinsicht auf die fortdauernde Festhaltung des Don Carlos in Frankreich bemerkt der Standard, der, als Tory⸗ blatt, uͤber das Verfahren gegen jenen Fuͤrsten natuͤrlich ganz andere Ansichten hegt, als die ministeriellen Blätter: „Die Gass freundschaft, welche Frankreich einem ungluͤcklichen Fuͤrsten zu gewaͤhren weiß, wird gegen Don Carlos noch immer ausgeubt; auch soll seine Gefangenschaft nicht eher aufhoͤren, als bis Espar⸗ tero einen solchen Sieg uͤber Cabrera errungen, daß die gaͤnzliche Unterwerfung des Letzteren die wahrscheinliche Folge seyn muͤßte. Die Entschuldigung fuͤr die Festhaltung des Don Carlos ist, daß derselbe Briefe an Cabrera und den Grafen von Espagna geschrieben, worin er dieselben aufgefordert, bis aufs Aeußerste indem er, der einfachen Wahrheit gemaͤß, hin⸗ nfuͤgte, daß er nicht durch die uͤberlegene Tapferkeit oder Zahl der Truppen Espartero's, sondern durch den abscheulichen Verrath Maroto’'s besiegt worden. Weiser waͤre es gewesen, wenn er diese Instructionen zuruͤückbehalten haͤtte, bis er die Franzöfische Graͤnze wieder uͤberschritten gehabt; indeß wenn sein
biere, wie schon fruͤher erwaͤhnt, mit ihrem Gewerbe den Brannt⸗ f unden fuͤr 3 Pce. rasiren und mit
8 F 1u05b —
Benehmen unvorsichtig war, so war das des Grafen von Espagna, der in seinen Tagesbefehlen jenes Schreiben des Don Carlos veröͤffentlichte, gewiß noch unvorsichtiger. Vielleicht fand Don Carlos sich zu einer solchen Darlegung seiner Gesinnung durch die Verleumdungen der Franzoͤsischen Presse veranlaßt, welche wiederholentlich versicherte, er habe an Cabrera geschrieben und demselben befohlen, die Waffen niederzulegen.“
O'Connell's letzte politische Rede, die er bei dem ihm zu Mallow gegebenen Diner hielt, war hauptsaͤchlich wieder ge gen das Oberhaus und dann insbesondere gegen Lord Brougham gerichtet; das erstere nannte er eine organisirte Verschwoͤrung ge⸗ gen Irland, Letzteren einen Elenden, der sich zum Lobredner des Herzogs von Wellington aufgeworfen habe, obgleich dieser in sei nen despotischen Gesinnungen so weit gegangen, daß er die Graf⸗ schafts⸗Versammlungen als bloße Possen bezeichnet und die ver⸗ rotteten Burgflecken als das beste Repraͤsentations⸗System geprie⸗ sen. Auch machte er es dem Er⸗Kanzler zum bitteren Vorwurf, daß derselbe, einst der Vertheidiger des freiesten Volksunterrichts, bei der Bewilligung von 30,000 Pfd. aus Staatsfonds fuͤr Un⸗ terrichtszwecke erklaͤrt habe, die Geistlichkeit der bischoͤflichen Kirche solle die Aufsicht uͤber den ganzen Unterricht des Landes fuͤhren.
Nach Berichten aus Canton vom 27. Juni hatten die Chinesischen Behoͤrden zwei Edikte erlassen, von denen das eine allen einheimischen Fahrzeugen den Verkehr mit fremden Schiffen bei Todesstrafe verbietet und nur den Portugiesen den Handel in Macao gestattet, das andere allen fremden Schiffen, die seit der Entfernung des Britischen Ober⸗Intendanten, Capitain Elliott, auf der Rhede von Whamvoa lagen, befiehlt, innerhalb fuͤnf Tagen entweder sich der Verordnung wegen des Opium⸗Handels zu fuͤgen und in den Hafen einzulaufen, oder die Chinesische Kuͤste ganz zu verlassen, widrigenfalls sie durch Feuerschiffe zer⸗ stoͤrt werden sollten. Capitain Elliott, der in Folge dessen er⸗ klaͤrte, er wuͤrde offiziell in Peking gegen die Behoͤrden in Can⸗ ton einkommen, hatte das Schiff „Cambridge“ zum Schutze des Britischen Eigenthums als Wachtschiff ausruͤsten lassen. Der Opium⸗ handel wurde nach wie vor laͤngs der Kuͤste betrieben. Das ausgelieferte Opium wurde von den Behoͤrden vernichtet, 300 Kisten jeden Tag; der Kaiserliche Commissair ließ es zerstoßen, mit Leim und Salz vermischen und dann in den Fluß werfen. Mehrere Amerikanische Schiffe waren in Whampoa angekommen, und man glaubte, daß ihre Consignataire sich den Verordnungen wegen des Opium⸗Handels un⸗ terwerfen und dadurch fuͤr die Amerikaner die Freiheit des Ver⸗ kehrs bewirken wuͤrden. Die Amerikaner zogen auch große Vor⸗ theile aus der Ueberladung der Britischen Waaren in Amerikanische Schiffe. Einige Amerikanische Haͤuser hatten schon Vorkehrungen ge⸗ troffen, um Thee fuͤr Britische Rechnung nach Hong Kong herunterzu⸗ bringen, und der Capitain eines Amerikanischen Schisses hatte sich durch ein Rundschreiben erboten, Guͤter nach Whampoa zu befoͤrdern. Auch in Lintin hatten die Amerikaner bereits ange⸗ fangen, Thee fuͤr eigene Rechnung aufzukaufen. Man vermu⸗ thet, daß, wenn es zwischen den Englaͤndern und Chinesen zu offenen Feindseligkeiten kommen sollte, die Ersteren sich genoͤthigt
sehen wuͤrden, ihre Zuflucht auf ihre Schiffe zu nehmen, da die
Portugiesen in Macao nicht die Macht haͤtten, sie zu beschuͤtzen. Unterdessen fing der Schleichhandel auf bewaffneten Schiffen von neuem an; laͤngs der Chinesischen Kuͤste war die ganze Opium⸗ ladung einer Goelette verkauft worden. Da das Opiumrauchen den Chinesen zur zweiten Natur geworden, so glaubt man, daß keine Strafe es lange verhindern werde. Der Kaiserliche Kom⸗ missar Lin ist fuͤr den Eifer, den er gegen die Englaͤnder bewie⸗ sen, zum Gouverneur der beiden Haupt⸗Provinzen des Reichs ernannt worden.
Der Courier hat eine schon fruͤher vielfach angeregte Frage von neuem wieder aufgenommen, naͤmlich den Konflikt der In⸗ teressen Englands und der Vereinigten Staaten an der Westküste von Nord⸗Amerika. In einem laͤngeren Artikel, betitelt: „Die Europaͤischen Niederlassungen an der Westkuͤste Nord⸗Amerika's“ bespricht er den Streit, der sich dort besonders zwischen den Han⸗ dels⸗Comtoiren der Englischen Hudsons⸗Compagnie und den von den Vereinigten Staaten ausgesandten Handels⸗Expeditionen schon lange entsponnen hat, der aber, wie es scheint, jetzt eine ernstere Wendung nehmen soll, wenn es anders wahr ist, daß die Regierung der Vereinigten Staaten ein Truppen⸗Corps von 800 Mann zum Schutze der Amertkanischen Kaufleute abzusen⸗ den im Begriff steht oder bereits abgesendet hat. Der „Courier“, gestuͤtzt theils auf die fruͤhere Occupation se⸗ ner Gegenden durch die Englaͤnder, theils auf einen, sedoch von den Amerikanern in der Ausdehnung, welche die Englaͤnder demselben geben wollen, bestrittenen tungs⸗Vertrag, glaubt, die Amerikaner, die an der Westkuͤste Han⸗ del treiben und Kolonieen anlegen wollen, veraͤchtlich als eine Bande Abenteurer bezeichnen zu duͤrfen, die ihm des Schutzes unwuͤrdig scheinen, den ihnen der Kongreß auf ihr Ansuchen an⸗ gedeihen lassen will. Ueber die Verhaͤltnisse des bestrittenen Laͤn derstriches giebt er folgende Nachricht: „Die Amerikaner nennen Bregon⸗Territorium das Land, welches sich 4 bis 500 Englische
Meilen breit von den Rocky⸗Mountains bis hac Stillen Meere
hinzieht. Es wird von dem Columbia⸗Strome bewaͤssert und haupt⸗
saͤchlich von der Hudsons⸗Bai⸗Gesellschaft des Pelzhandels wegen
durchzogen. Nach sehr beschwerlicher Reise gelangen diese Kaufleute
zur Muͤndung des Columbia⸗Stromes, wo die Gesellschaft ein Etablisse⸗ ment besitzt, und es ist bemerkenswerth wie bereitwillig die verschiede⸗
nen Nomaden⸗Staͤmme der Indianer derselben Gehorsam leisten. Sie betrachten sie als die Souverainin Amerikas, liefern ihren Agen⸗ ten Felle und Pelzwerk und beschuͤtzen dieselben uͤberall. Durch ihre zahlreichen Verbindungen uͤbt die Gesellschaft des Monopol des Pelzhandels, und daher ruͤhrt die Eifersucht der Amerikaner, welche sie gern durch eine Kolonie von Abenteurern unterdruͤcken moͤchten. In diesem Augenblick belaͤuft sich die Zahl der laͤngs den Ufern des Columbia⸗Stromes zerstreuten Kolonisten auf nicht mehr als 1500.“ Zu bemerken ist uͤbrigens, daß schon im Jahre 1812 eine nicht unbedeutende Amerikanische Kolonie Astoria, durch die Agenten des bekannten New⸗Yorker Kaufmanns Astor gestif⸗ tet, an der Muͤndung des Columbia existirte, und daß die Hud⸗ sonsbai⸗Gesellschaft am Ausflusse dieses Stromes erst festen Fuß saßte, nachdem die Bewohner jener Kolonie durch die Englaͤnder gezwungen worden waren, dieselbe aufzugeben.
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Aus dem Haag, 2. Nov. Die in Willemsoord liegende abgetakelte Fregatte „Algier“ soll gaͤnzlich außer Dienst gesetzt werden und die Mannschaft derselben auf die Fregatie „Rotter⸗ dam“ kommen, welche bis zu 250 Mann Besatzung vervollstän⸗ digt werden, und, wie es heißt, unsere Seemacht in Ostindien verstaͤrken soll. Eben dahin ist auch die Korvette „Boreas“ mit 160 Mann Besatzung bestimmt.
Belgien. Bruͤssel, 2. Nov. (Nan d9 8,9 Die Nachrichten uͤber die neuerdings in Paris entdeckte Verschwoͤrung haben hier
ernannt.
Abtre-
J ier eine Verzwetgung derselben aufgefunden zu haben glaubt. s wird naͤmlich ver sichert, daß sich in unserer Hauptstadt ein Kern Franzoͤsischer Mißvergnuͤgten befande, die in bestaͤndiger Verbindung mit den Pariser Republikanern stehen und die Hoffnung hegen, auch einige junge Flamaͤndische Hitzkoͤpfe fuͤr ihre Plaͤne zu gewinnen Ihre Absicht scheint zu seyn, gleichzeitig in Paris und in Bruͤͦ sel einen Volks⸗Aufstand zu bewirken, um auf diese Weise ih⸗ ren Plaͤnen einen groͤßeren Anschein von Kraft und Reife zu ge⸗ ben. Es ist leicht zu begreifen, daß unsere Polizei beson⸗ ders achtsam auf die Franzosen ist, die in der letzten Zeit aus Paris häeher gekommen. Im Polizei⸗Buͤreau werden Regist gefuͤhrt, in denen man mit der groͤßten Genauigkeit alle Un staͤnde verzeichnet findet, die auf die in Belgien sich aufhaltenden Franzosen Bezug haben. In der letzten Zeit hat man einen besonders großen Zufluß Franzoͤsischer Schriftsteller bemerkt, was man aufangs mit unserer Ausstellung in Vervindung bringen wollte; jetzt hegt man jedoch in Bezug auf diese Einwanderut gen ganz anderen Verdacht. Natuͤrlich ist das Alles bloße Ver⸗ muthung, doch muß sich bald zeigen, ob sie ganz ungegruͤndet sey, oder nicht.
Hiesige Zeitungen berichten, daß in Folge einer öͤffent⸗ lichen Licitation, die kuͤrzlich in Bezug auf unsere Gas⸗Erleuch⸗ tung startgefunden, aus der dabei eingetretenen Konkurrenz meh⸗ rerer Gesellschaften für unsere Stadt der Vortheil erwachsen sey, daß nicht bloß die oͤffentliche Straßen⸗Beleuchtung, sondern auch das Gas in den Privathaͤusern viel billiger als bis jetzt
lebhaftes Interesse erregt, weil man auch
hergestellt werde.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 29. Oktober. Se. Maj. der Koͤnig haben den Freiherrn Otto Wilhelm Stael von Holstein zum Rathe bein⸗ Reichs und Swea⸗Hofgericht ernannt.
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Muͤnchen, 2. Nov. (Nuͤrnb. K.) Mit „Allerheili⸗ gen“ beginnt gewoͤhnlich fuͤr die Muͤnchner der Winter mit schneenassem oder Gefrierwetter. Der gestrige Tag war eine sel⸗ tene Ausnahme davon, und beguͤnstigte um so mehr noch das Graͤberfest, welches ein wahres “ genannt werden koͤnnte, wegen der reichen Ausschmuͤckung der Grabstaͤtten mit Blumen und Kraͤnzen u. s. w. Der groͤßte Theil der Bevoͤlkerung stroͤmte den ganzen Tag uͤber nach dem Gottesacker; auch Ihre Maje⸗ staͤten der Koͤnig und die Koͤnigin hatten sich dahin verfuͤgt. Den Gefuͤhlen dieses Tages entsprechend, wurde Abends von der K. Hofkapelle unter Direction des Kapellmeisters Lachner und Mitwirkung eines Chors von mehr als 150 Personen das groß artige Oratorium „die Jahreszeiten“ von Haydn ausgefuͤhrt, welches in seiner ganzen Vollstaͤndigkeit seit 30 Jahren hier nicht mehr gehoͤrt wurde. Die Koͤnigl. Maäjestaͤten, der Kronprin,, Prinz Luitpold, die Erbgroßherzogin Mathilde und die Prinzesse Adelgunde wohnten der Auffuͤhrung bei.
Oesterreich. Wien, 29. Okt. (A. Z.) Aus Preßburg wird berichtet, daß Se. K. Hoheit der Erzherzog Palatinus von Ungarn, von Wien zuruͤckkommend, dem Landtage erfreuliche Zusiche⸗ rung hinsichtlich dessen neuester Repräsentation in Bezug auf den Gebrauch der Ungarischen Sprache uͤberbracht habe. Die Staͤnde hatten naͤmlich an den Thron eine Repraͤsentation, statt in Ungatäscher und Lateinischer bloß in ersterer abge⸗
faßt, gerichtet, worin der Wunsch ausgedruͤckt ist, daß in
Zukunft bei allen Repraͤsentationen ausschließlich die Ungarische
Sprache gebraucht werde. Hierauf gab nun der Erzherzog Pa⸗ aein den Sraͤnden den Koͤniglichen Willen in folgender Weise kund: da es Gebrauch und bestehende Norm sey, Repraͤ⸗ sentationen in beiden Sprachen vorzulegen, so verlange der Koͤnig, daß man wegen einer diesfaͤlligen Aenderung nach dem Sinn und Wortlaut des Gesetzes eine in der gesetzlichen Form verfaßte Reprasentation an den Thron richte, worauf Se. Ma jestat dem Wunsche der Staͤnde gern entgegenkommen wolle Hieruͤber fand in der Sitzung vom 25sten d. eine kurze Ver handlung statt, und nach geringem Widerstande wurde beschlossen, dem Koͤniglichen Winke nachzukommen, womit diese Angelegen⸗ heit ihre Erledigung erhalten wird. In der Sitzung am 2östen wurde ein Comité zur Abfassung eines Wechselrechts fuͤr Ungarn Der Mangel eines solchen gehoͤrt bekanntlich zu den fͤhlbarsten, indessen duͤrften sich manche Schwierigkeiten ergeben, dasselbe mit den adeligen Rechtsverhaͤltnissen in Einklang zu brin⸗ Hoffen wir das Beste. Hinsichtlich der Verpflegung und Fasernirung der im Lande stationirten Truppen scheint die Re⸗ gierung nicht abgeneigt, die diesfalligen Vorschlaͤge der Staͤnde anzunehmen. Der fuͤnfte Urbarial⸗Artikel, der das volle Eigen⸗ chumsrecht für die Bauern betrifft, ist bereits von beiden Ta⸗ feln angenommen werden. Dermalen beschaͤftigt sich der Land⸗ tag mit Verbesserung der Executions⸗Gesetze gegen Schuldner, wobet die allgemeinen Interessen des Landes wesentlich betheiligt sind.
— — Wien, 2. Nov. Indeß man hier aus Konstan tinopel vom gaͤnzlichen Stillstande der diplomatischen Unter handlungen erfaͤhrt, bis Frankreich und England sich besser vet standigt, wird aus den Europaͤischen Provinzen der Kuͤrkei keine erfreuliche Meldung gebracht. In Bosnien ist noch Alles ruhige doch finden daselbst geheime Zusammenkuͤnfte im Aegyptische Interesse, sogar zu Serajewo statt. In der Herzegowina sin die Rajahs im hoͤchsten Grade aufgeregt, in Priesend dauert d Empoͤrung noch fore.
Prinz Michael von Serbien reist erst im naͤchsten Fruͤhjahr nach Konstantinopel; er hat durch Vermittelung des Fuͤrsten Ghika den Ehrenmantel (Harvani) von der Pforte erhalten.
Wien, 2. Nov. Ueber das (gestern erwähnte) Ungluͤck auf der „Kaiser Ferdinand's⸗Nordbahn“ hat die Direction folgende Kundmachung erlassen:
„Die gefertigte Direction beeilt sich hiermit zur bffentlichen Kennt niß zu bringen, daß das am 30. Oftober l. J. stattgehabte verspätete Eintreffen des Brüuner Trains durch den Umstand berbeigeführt wurd daß die denselben führende Maschine, wiewohl sie eine der besten un solidesten der Gesellschaft ist und diesen Train in 2 ¼ Stunden nach Lundenburg gebracht hatte, von da an den Dienst versagte und der Train nur durch die Hülfe der zugesandten Reserve⸗Maschine bis Lec poldau gebracht werden konnte; daselbst aber von dem zur bestimmie Fahrzeit abgegangen Lundenburger Train eingeholt wurde. Währen der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit wurden durch das heftig Schneegestöber die von den Wächtern mit Fackeln gegebenen Signal ausgelöscht und es fand ein Zusammenstoß der Trains statt, der leider die bedeutendere Beschädigung zweier Passagtere und einige leichte Verletzungen anderer Reisenden zur Folge hatte. Die Directien, hat diesen schmerzlichen Unfall um se lebhafter zu bedauern, als sie seit ge⸗ raumer Zeit die für das gesammte Betriebs⸗Personale erlassenen Ju⸗ structionen genau und pünktlich besolgt sah und die Züge seit der her⸗ gestellten Communication bei Rohrbach mit aller Regelmäßigkeit und ohne die mindeste Störung sowohl hier als in Brünn eintrafen. Die
weitere Untersuchung der eigentlichen Veranlassung dieses Unfalles ist im Zuge.“ 1— 5In der Wiener Zeitung liest man: „Es ist dem Herrn Zohann Theuring, Kaiserl. Koͤnigl. Muͤnz⸗Graveur, gelungen, zurch seine Erfindung: plastische Bilder von Metall aus einer ganzen, nicht zusammengesetzten Platte mit durchbrochenem Grund zu erzeugen, den Beweis u liefern, daß auch die Werke des Stahl⸗Graveurs, auf diese Weise in groͤßerem Raume dar⸗ gestellt, unter Glas und Rahmen befindlich, sich der Aufnahme von Kunstfreunden erfreuen, und in großem Maßstabe ausge⸗ fuͤhrt, einst neben den Werken der Maler und Kupferstecher in den oͤffentlichen Kunstsaͤlen ihren Platz finden koͤnnen. Bereits sind fuͤnf solche Bilder von Silber ausgefuͤhrt, und das sechste geht der Beendigung entgegen. Zwei derselben, in deren Wuͤr⸗ digung dem Kuͤnstler von Sr. Majestaͤt dem Kaiser die goldene Kuͤnstler⸗Medaille zu Theil ward, stellen die Portraits Ihrer Majestaͤten des Kaisers und der Kaiserin, im Rund⸗Format, 1 ½ Zoll im Durchmesser, dar, und zeichnen sich eben sowohl durch ihre gelungene Aehnlichkeit aus, als sie zugleich, abgesehen von dem hohen Gegenstande der allgemeinen Liebe und Vereh⸗ rung, durch die Reinheit und Schoͤnheit der originellen 2ea. rungs⸗ und Darstellungsweise, einen hoͤchst freundlichen Anblick gewähren. Zwei weitere Bilder in Oktav⸗Format sind Kopieen nach Donner, das eine vorstellend Christus vor Pilatus, das an⸗ dere, die Mutter Gottes im hoͤchsten Schmerz uͤber das Leiden des Erloͤsers; das letzte endlich, gleichfalls in Oktav⸗Format, ist eine betende Madonna, Original. Diese Bilder empfehlen sich, neben den beruͤhrten Eigenschaften, durch ihre Billigkeit im Preise, 8 sie von der Gravirung in Stahl vielfaͤltig abgepreßt werden nnen.
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— Von der Italtaͤnischen Graͤnze, 26. Okt. (A. Z.) Man schreibt aus Turin, daß der Herzog von Bordeaux in Ge⸗ nua ganz unvermuthet eingetroffen, und sich unter einem andeken Namen nach Civita⸗Vecchta eingeschifft habe. Man wußte das ganz unvermuthete Erscheinen dieses jungen Prinzen auf Italiäͤ⸗ nischem Boden nicht recht zu deuten, um so mehr, als man da⸗ von nicht avertirt zu seyn schien, und er uͤber den Grund seiner Reise ein tiefes Schweigen beobachten soll. Man glaubt, daß er sich vorerst nach Nom und Neapel zu seinen Anverwandten be⸗ geben will, und spaͤter vielleicht eine andere Direction einschlagen duͤrfte, Die Sache ist nicht ohne Bedeutung. — In Betreff des Don Carlos wird vom Sardinischen Hofe aus viel unterhandelt. Man wuͤnscht, daß er von der Franzoͤ⸗ sischen Regierung seine Paͤsse erhalte. Es scheint jedoch, daß man sich in Paris dazu noch nicht verstehen will. Vom 28. Okt. Nachrichten aus dem Kirchenstaate zufolge, war der Herzog von Bordeaux unweit Roms mit seiner Mutter zusammengetroffen. Der junge Herzog hat ohne Paͤsse oder viel⸗ mehr mit einem auf den Namen seines Gouverneurs ausgestell⸗ ten Passe heimlich die Oesterreichischen Staaten verlassen, wo man ihm die Erlaubniß, nach Italien zu reisen, verweigert hatte. Nach⸗ dem er den Herbst⸗Manoͤvern bei Verona beigewohnt und sich noch einige Zeit darnach in dieser Stadt aufgehalten hatte, ließ er sein Gepaͤck, um jeden Verdacht zu vermeiden, nach Goͤrz abge⸗ hen und entfernte sich dann schnell in einem kleinen einspaͤnnigen Wagen in entgegengesetzter Richtung nach der Roͤmischen Graͤnze, die ihm unerkannt zu uͤberschreiten auch vollkommen gelang. Der Grund dieses Schrittes ist nicht bekannt, wird aber verschieden ausgelegt. Im Allgemeinen ist man geneigt, das Benehmen des Herzogs als einen Jugendstreich zu beurtheilen, dem keine andere Absicht wu Grunde liege, als Rom und seine Merkwuͤrdigkeiten zu sehen und zugleich mit seiner Mutter, nach der er in letzterer Zeit eine besondere Sehnsucht gezeigt hatte, zusammenzutreffen. Nichts⸗ destoweniger wollen Viele aus dem Umstande, daß fast am naͤm⸗ lichen Tage die Herzogin von Berry aus Neapel daselbst eintraf und mit ihrem Soshn⸗ sogleich eine Zusammenkunft hatte, auf irgend ein wichtiges Vorhaben des Herzogs schließen und sprechen bereits von einer Landung, die derselbe im suͤdlichen Frankreich versuchen wolle. Dem sey uͤbrigens wie ihm wolle, gewiß ist, daß die Flucht des Herzogs großes Aufsehen erregt hat.
Rom, 26. Okt. (A. Z.) Der Papst ist einige Tage von einer leichten Unpaͤßlichkeit befallen gewesen, welche, wie das heu⸗ tige Bulletin sagt, ein Anfall von Fieber gewesen sey, aber sich nicht wiederholt habe. — Die Anwesenheit des Herzogs von Bordeaux giebt in unseren großen Kreisen noch immer Stoff zur Unterhaltung, da man sich erzaͤhlt, er sey hier ohne Paß ange⸗ kommen und uͤberhaupt zu einer ganz ungelegenen Zeit erschienen. Daß er bisher vom Papst noch nicht in einer Audienz empfan⸗ gen wurde, hat vielleicht mit seinen Grund in der besagten Un⸗ paͤßlichkeit. Das Geruͤcht dagegen sagt, daß der Papst, der be⸗ kanntlich in neuerer Zeit aufs beste mit der Regierung Ludwig Philipp's steht, nicht gesonnen seyn soll, ihn vor sich zu lassen. Seine Mutter, die Herzogin von Verry, gedenkt in den ersten Tagen ihre Ruͤckreise nach dem Norden anzutreten.
Bpanken.
Morning Chronicle wird aus Madrid vom 23. Oktober geschrieben: „Gestern wurde uͤber den von dem Finanz⸗Minister am 7ten vorgelegten Gesetz⸗Entwurf, die Crei⸗ rung 5 proc. Bons zum Belauf von 200 Millionen betreffend, Bericht erstattet. Die Kommission ermaͤchtigt die Regterung dazu, sich auf diese Weise fuͤr die Beduͤrfnisse der Armee Geld zu verschaffen. Heute beginnt die Diskussion des Adreß⸗Ent⸗ wurfes zur Beantwortung der Thron⸗Rede. Wie jetzt die An⸗
Der
gelegenhetten hier stehen, ist es unmoͤglich, mit irgend einer Sicherheit zu sagen, wie die Diskussion endigen, oder welche
Folgen sie haben wird. Der „Mensagero“ meldet heute fruͤh, daß, dem Vernehmen nach, Don Jose Santos de la Hera zum Marine⸗Minister ernannt worden sey, daß aber uͤber die Besetzung des Ministeriums des Innern noch nichts verlaute. Ist dies wahr, wie es wohl anzunehmen ist, da der „Mensagero“ in Bezug auf das Ministerium gut unterrichtet zu seyn pflegt, so wuͤrde daraus folgen, daß die Regierung auf dem alten Wege fortzugehen beabsichtigt, und also eine Prorogirung wahrscheinlich ist. — Die letzten Nachrichten aus Aragonien lauten noch immer kriegerisch. Die gestrigen Zeitungen aus Valencia enthielten eine Adresse Cabrera's an seine Anhaͤnger, die jeden Gedanken an Frie⸗ den und Unterwerfung ausschließt.“ —
Spanische Graͤnze. Die France méridionale meldet von der Navarresischen Graͤnze vom 27. Oktober: „Das Bastan-⸗Thal hat drei Deputirte nach Pampelona gesandt, die das Anerbieten gemacht haben, auf zwei Monate ein Corps von 200 Mann mit Lanzen zu bewaffnen und zu unterhalten, um die Bewohner des Thales zu beschuͤtzen. Auf Befehl des Vice⸗Koͤ⸗ nigs von Navarra sind in die umliegenden Doͤrfer, die Ames⸗ coas und die Sierra de Andria, Garnisonen gelegt worden, weil man befuͤrchtet, es moͤchten sich dort Guerillas bilden. Mit Aus⸗ nahme von Nieder⸗Aragonien, Valencia und Catalonien,
— 12²75 wo Cabrera und der Graf d'Espana noch das Feld hal⸗
ten, empfindet man im ganzen Lande bereits die Folgen des Traktats von Bergara. In der Mancha hat sich der beruͤch⸗
tigte Saturnino, der lange Zeit der Schrecken des Landes war,
mit mehreren anderen Guerilla⸗Fuͤhrern unterworfen; sie haben
sämmtlich ihre Waffen und Pferde behalten und sind unter die
regulairen Truppen aufgenommen worden. Auch Palillos hat
endlich der Stimme der Menschlichkeit Gehoͤr gegeben und sich
zwar nicht unterworfen, aber doch das Ayuntamiento von Val⸗
despinas schriftlich ersucht, seine Toͤchter frei zu lassen, mit dem
Versprechen, daß er fernerhin Niemand mehr werde erschießen
lassen.
E111.
Das Malteser Portafoglio meldet: „Der Britische Konsul in Tripolts hat von seiner Regierung und von Lord Ponsonby in Konstantinopel Instructionen erhalten, von dem Bey Genugthuung dafuͤr zu fordern, daß er einem Malteser und einem Jonischen Schiffs⸗Capitain die Bastonade geben ließ. Es hieß u Tripolis, dem Bey sey in derselben Sache ein Befehl vom Groß⸗Wesir zugegangen, aber er zeige noch immer keine Lust, die Genugthuung zu leisten.“
Aegy p n.
Alexandrien, 12. Okt. (A. Z.) Der Pascha befindet sich in Kahira; er soll bis zum 14ten d. wieder hier zuruͤck seyn. Wir haben nichts besonders Neues. Auf seiner Fahrt nach Ka⸗ hira wurde der Pascha am öten d. mit seiner Barke umgewor⸗ fen, gluͤcklicherweise war es nahe beim Lande, indessen blieb er eine halbe Stunde im Wasser; die Barke des Kapudan Pascha's hatte dasselbe Schicksal.
I
Berlin, 7. Nov. Die Allerhoͤchst verordnete Jubel⸗F der Maͤrkischen Kirchen⸗Reformation hat an allen Orten den lebhaftesten Anklang gefunden und ist durch Kirchen⸗ und Schul⸗ Feierlichkeiten, so wie meist durch Arte der Wohlthaͤtigkeit, na⸗ mentlich in den groͤßeren Stäaͤdten, auf hoͤchst angemessene und wuͤrdige Weise begangen worden. Die große Zahl der vorliegen⸗ den Berichte gestattet es jedoch nicht, sie in ihren Einzelheiten alle mitzutheilen; im Wesentlichen mußten sie in den Haupt⸗ Momenten uͤbereinkommen. Auch außerhalb der Marken haben kuͤrzlich aͤhnliche Feiern stattgefunden, wie in Weißenfels am 21. Oktober und in Freiberg a. d. Unstrut am 6. Oktober.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. Ivn der neuesten Zeit scheint Belgien die Hanptschule für das Violinspiel geworden zu seyn. Die meisten der ausgezeichnet⸗ sten fremden Violinisten, die wir in dem letzten Jahre in Berlin ge⸗ hört haben, waren Belgier; die Namen Beriot, Vienrtemps, Haumann, d'Ghies sind bekannt; ihnen schließt sich jetzt, als ciner der Vorzüg⸗ lichsten, wiederum ein Belgier au, Herr Prume, ein junger Virtuos von 22 Jahren, Professor des Konsertoriums zu Lüttich, der gestern bier zund erstenmale im Königlichen Opernhause sich hören ließ. Es hatte zwar, vermuthlich wegen der sehr ungünstigen Witterung, viel⸗ leicht auch, weil der diesem Virtnosen von Frankfurt und Leipzig her vorausgegangene Ruf unter dem hiesigen Publikum noch nicht geung verbreitet war, nur eine kleine Versammlung von Zuhörern sich eingefunden, aber der Beifall, den gleich die ersten Sätze des von Herrn Prume vorgetragenen Konzerts erregte, glich an Stärke dem
„ ] Natur auch durch die wüste Verworrenheit des Tannengesträuchs und durch die zerstreut umherliegenden Blöcke ausdrücken wollen. Uns scheint aber der Landschafts⸗Maler alsdann immer am weitesten zu kommen, wenn er vor allen Dingen festhält an einer allgemeinen Na⸗ turstimmung, und nach dieser erst den Charakter der einzelnen Formen wählt und modisizirt. Der Vortrag ist von großer Freiheit, Sicherheit und Bravour, aber etwas gleichmäßig. Die Lasurfarben, über deren allzu ausgedehnten Gebrauch bei den Malern der Düsseldorfer Schule vor Jahren schon so oft geklagt worden, werden jetzt in ihren Bildern fast Zänzlich vermißt, oder doch mehr, als erlaubt und zweckmäßig seyn dürfte, und hierdurch entsteht zuweilen eine Trockenheit, welche von jedem Beschauer gefüblt wird, wenn er sich auch nicht zu sagen ver⸗ mag, woran es fehle. Die Anwendung der halbdurchsichtigen Paste würde diesen Vortrag schon ungemein beleben, und täuschen wir uns nicht, so könnte eben hierdurch Ferne und Himmel auf gegenwärtigem Bilde noch ansprechender und wirkungsvoller seyn. Ein anziehendes Gegenstück, nicht dem Umfang’ sondern seinem Inhalt nach bildet Achenbach’'s Holländische Winter⸗Landschaft. Auf einem Kangl bei einer Brücke lummeln sich Schlittschuhläufer; der Winter hat für sie nichts Schauerliches und kaum etwas Unbequemes, und im Hintergrunde besinden sich heimliche Hütten. Die Behandlung ist nicht minder abwei⸗ chend von dem vorigen Bilde; mit dem Holländischen Inhalte hat der Künstler auch zugleich etwas von Holländischer Manier aufgenommen; wir glauben in den rundlichen Formen der entlaubten Zweige eines Baumes etwas von Koeckvek's Einstuß wahrzunehmen, und in der pastosen Breite des Pinsels, zugleich aber auch in der unverholen pro⸗ saischen Auffassung giebt sich eine Annäherung an die Neu⸗ Französi⸗ sche Art zu erkennen, welche wir schon in einigen Bildern des Künsi⸗ lers von der vorigen Ausstellung bemerken konnten. Ein See⸗ stück von Achenbach, Windstille an einem heißen Sommertage, hat diesen Einstuß innerlicher verarbeitet; von allen gegenwär⸗ iigen Bildern des Künstlers hat dies in Formen und Farben die meiste Ruhe und Sammlung, und die Linien der fernen Gebirgs⸗ züge sind von so edler Schönheit, daß wir uns durch die Angabe des Katalogs überrascht sehen, welche sie als Portrait⸗Ansicht vom Katte⸗ gat auf das Vorgebirge Kullen bezeichnet. Das spiegeleben und spie gelglaͤtte Mͤeer, schwimmend in dem lichten Abglanz des hellblauen Himmels, ist mit einfachen Mitteln tüchtig vorgestellt; trefflich nimmt inmitten der Wasserfläche ein ankerndes Schiff den Blick des Beschauers in Anspruch. Endlich ist von dem nämlichen Künstler noch eine Schwe⸗ dische Waldgegend erschienen, welche uns auf die Hohe der Skandina⸗ vischen Alpen versetzt. Kräftige Tannen wachsen um die Wette, und an ihren Zacken und dem Steingeröll hat der Maler seine gestaltende Kraft zu zeigen nicht unterlassen. Wir wollten, daß er hier alle jene wilde Unordnung des Wüst⸗Zerstreuten ausgeschüttet hätte, um der vorhin betrachteten nordischen Winterlandschaft in ihrem ersten Schnee einen desto gesammelteren Eindruck zu erhalten. (Schluß folgt.)
EBeéer Den 7. November 1839. Imtlieher Fonds- und Geld-Co urs-Zettel.
4 Pr. Cour. Pr. Cour. Brief. 1 Geld. 4
4
Geld. 8 Briet. 103¾ Pfaudbr. 3 ½
St.-Sebald-Sch. [4 103 2⁄¾4 Pr. Ruxl. Obl. 20 4 102 ½ 102 pram Schd. Seeb. 70 1½ 270 Kurmark. Oblig. 32 101 ⁄₰ Neum. Schuldv. 101³ 4 Berl. Stadt-Obl. 11 2 ³ Königsb. do.
881 102 1 Pomm. do. 3¹ 103 103⁄₰
Kur- u. Neum. do. 3⁸ 102 ½
Schlesiseche do. 3³† Coup. und Lius- 4 Sch. d. K. u. N.— — Gold al marco — binger do. 2 — — Neue Dukaten “ dito. do. 100] 4 — Friedrichsd'or Danz. do. in Th. 47] 2 — Aud. Goldmwün-— Westpr. Pfaudbr. 3⁷ 102. 101 ½ zen à 5 Thl. Grofsh Pos. do- 1041 ⁄4 Disconto
102 ¼ 103 G6
9712 215 18 ½ 13 ½¶
Pr. Cour. Thl. zu 30 Sgr.
des vollsten Hauses, und bei setnem Wiederauftreten hat der durch die erstaͤnnlichste technische Fertigkeit wie durch den seelenvellsten Ausdruck des Spiels in gleichem Grade ausgezeichnete Virtucs gewiß ein sehr zahlreiches Auditorium zu erwarten. Ein schönerer, schmelzenderer Ton im Adagio möchte auf der Violine wohl von keinem anderen, noch so berühmten Virtnosen hervorzubringen seyn. Aber auch das Kecke, Humoristische des Schluß⸗Thema'’'s im ersten Konzert wurde eben so gelungen und geistvoll ausgeführt. Dabei zeigte Herr Prume auch als Komponist dieses Konzerts und einer Phantaste, la Wélancholie, welche er zuletzt vortrug, ein nicht gewöhnliches Kalent, welches den Charakter der modernen romantischen Schule stets in den Gränzen des Schönen zu halten weiß, und bei welchem die Originali⸗ tät der musikalischen Combinationen niemals in Bizarrerie ausartet. Ein Mebhreres über diesen wahrhaft tüchtigen Künstler zu sagen, der, wie verlautet, noch öfter im Opernhause auftreten wird, und der bald die allgemeinste Anerkennung sinden dürfte, gestattet uns der in diesen Blättern den Kunst⸗Berichten angewiesene Raum nicht, und wir müssen Talente, welche in dem gestrigen Konzert mitwirkten, auf eine Erwähnung heschränken, die sowohl
Titus“ nicht bleß mit sehr schöner Stimme, sondern auch mit viel Geschmack vortrug, als auch der Harfenist Herr Grimm und der Kla rinettist Herr Gareis verdienen. Das Singspiel von Nicolo Isouard,
graziöse Mnsilstücke, unter denen sich ein Buintett und zwei Terzette
trägt dazu bei, es zu einer sehr angenehmen Unterhaltung zu machen. 10.
Ausstellung der Koͤniglichen Akademie der Kuͤnste.
Von den Düsseldorfer Landschaftsmalern haben wir uns die be⸗ deutendsten noch vorbehalten. Andreas Achenbach aus Köln hat seit seinem ersten Auftreten auf unseren Ausstellungen stets einen vor⸗ züglichen Rang eingenommen, und diermal stellt er ein besonders gro⸗ ßes und interessantes Bild zur Schau, eine Norwegische Winterland⸗ schaft. Aus der Angabe im Katalog: „Hochebne in den ersten Tagen des Winters“ glauben wir schließen zu dürfen, daß ste nicht vollkom⸗ men einer bestimmten Gegend entsoreche sondern im Charakter jeder Eben hieraus erklärt sich auch wohl der große, fast schon zu große Reichthum an Formen und Gegenständen. Felskupre in die kalten, mit Schneegestöber erfüllten Wolken. schwarzen Abhänge der zerklüfteten Felsen sind überall mit Schnee be⸗ deckt, wo er liegen kann, und zeichnen sich um so plastischer: nicht
ten Armen die lockere Last. Die vorüberziehenden Wolken warten nur darauf, sich über die Natur anszuschütten, und das dürre, falbe Ge⸗ sträuch und Gras, das noch aus dem Schnee hervorragt, völlig ein⸗ ndecken. Durch kein menschliches Wesen ist diese einsame Felsgegend belebt, ein Adler nur erbebt sich so eben schretend von einem Felsblock, und wir glauben den Wiederhall seines heisern Rufes von den Felsen in der schlummerstillen Natur zu hören. Wenn aber dieses Bild dennoch keinen so tiefen und in sich zusammenstimmenden Eindruck macht, wie es ihn wohl nach den geschilderten Elementen machen müßte, so scheint uns dies nur darin seinen Grund zu haben, daß es dem Vor⸗ und Mittelgrunde in seiner zu detaillirten Behandlung an malerischer Ruhe und massenhafter Zusammenfassung fehlt. Der Künstler, seines eindringenden Studiums und der ausdrucksvollen Charakteristik jedes Tannenzweiges, jedes Halmes und jedes von der Zeit gerundeten oder noch scharf⸗kantigen Steines sich wohl bewußt, hat vorgezogen ‚alles dem Kennerange des Beschauers deutlich hinzustellen; aber wenn dieser auch vor dem Bilde die Meisterschaft um so lauter rühmt, so ist doch, was er davon in seiner Phantasie mitnimmt, gewiß geringer und wird ihm weniger unvergeßlich seyn. Vielleicht dürften sogar zwei verschiedene und entgegengesetzte Unrentionen sich kreuzen; während nämlich auf der einen Seite die frischgefallene Schneedecke erst bei un estörtester Stille ihren vollen Eindruck erreicht,
hat der Künstler anderseits das Wilde, Unwirthliche der nordischen
echsel-Courvs. öö Amsterdam . p“ Kurz 1413/8 do. CEEö“ 2 Mt. See. 1ℳb 1⁸ HIanburg .. 300 Mk. Kurz 152 h .. 300 Mk. 2 Mt. 150 ¾ 150 ½ 1 Lst. 3 Mt. — 80 300 Fr. 2 Mt. 8 6 211 ⁄⁄ 150 Fl. Mt. — 101⁄85
London EEL1“”“ . .. Wien in 20 NXr.
2 130 Fl. 2 Mt. 102 100 Thl. 2 Mt. 100 Thl. 8 Tage Fraukfurt a. M. WZ. 150 Fl. 2 Mt. hetersburg.. 100 Rbl. 3 Woch. A . co Amsterdam, 3. November. 8 Nicucri. wirkl. Sehuld 519/16. 5 % do. —. Kanz. Bill. 247/18⸗
Augsburg Rreslau
102 ¼¼ 1021⁄⁸ 3177,12
Lecipzig 8
uns daher auch in Betreff der anderen bloße ie beiden Sängerinnen Dlle. Schulze und Dlle. Hagedorn, besonders die Erstere, die eine Arie aus
das Stelldichein, welches dem Konzert folgte, enthält einige sehr
durch feine Komik besonders auszeichnen; die muntere Darstellung
nordischen Natur und mit Benutzung einzelner Motive komponirt sep.
Im Hintergrunde ragt eine
minder tragen die schwarzen Tannen nah und fern auf ihren gebreite⸗
Neue Anl. 275/16. 8
Antwerpen, 2. November.
Neue Anl. 271⁄½. /18. Frankfurt a. M., 4. November. Met. 106 ⅝⅞ G. 4 % 100 Br. 1 % 24 ⁄ ¶ Br. Bank-Actien 1888. 1886. partial-O0bl. 151 Br. L. Gose z9 500 Fl. 137 ⁄1. 137 1. Loose au 1090 . Preuss. Präm.-Sch. 691½ G. do. 4 % Anl. 102 ½ Br. Poln. Loose 683 68 ⁄G. 5 % Span. Anl. 12 ⅞1. 12 ⅛. 2 ½ % Holl. 50 ¾. 50 ¾. pisenbahn-Actien. St. Germain 570 Br. Versailles rechtes Uifer 515 Br. do. linkes Ufer 300 Br. Strafsburg- Ba „el 310 G. Bordesur- Teste —. Sambre - Meuse —. Leipzig-Dresden 922 ½ Br. Köln-Aachen 84 Br. Comp.-Centrate —. 1““ “ Hamburg, 5. November. Bank⸗-Actien 1585. Engl. Russ. 106 ⅜l. London, 31. October.
Cons. 38 % 90 ½. Belg. 101. Neue Anl. 29. P'assive 7 ‧. Ausg. Sch. 130 9⅛. 2 ½ % Holl. 52 1. 5 % 99. 5 % Port. 34 1. do. 3 %, 23 ⁄1. Eng. Russ. 1I1I 8. Bras. 73 /2. Columb. 31 ½2- Mex. 31 ½. Peru 19. Chili —.
Paris, 2. November. 8
5 % Kente fin cour. 110. 80. 3 % fin cour. 81. 75. 5 % Negpl. sin cour. 103. 15. 5 % Span. Rente 295 ⁄¶. Passive 7 ½. 3 % Port. 231/2.
Wien, 2. November. 5
5 Mer. 1081. 40 % 1992 “
10 %, —. Bank-Actien 1509 Anl. de 1832 1385 ⁄8. de 1839 1961/4. Koͤnigliche Schauspiele.
Freitag, 8. Nov. Im Opernhause: Der, Se ßes Ballet in 3 Abth., von P. Tagltioni. Herr 1 8 ad. Taglioni werden hierin wieder auf. Vorher: Eine Treppe
sspie 1 A. smar. hoͤher, Lustspiel in I Akt, vos ZI 1“
Im Schauspielhause: H Fi LSII vaudeville en 2 actes, par Mr. 1 2) Dieu vous “
acte, par Mr. Ancelot.
Freitag, § Nov. Ein Aprilscherz. Original “ in 1 Akt, von Achat. Hierauf: Vetter Benedict. häseee e
L. Angely. M 3 Tes, vohen beiden Stuͤcken und zum Schluß wird Herr Anton Kratkyv, Virtuos aus Prag, sich auf der einfachen Mund⸗Har⸗ im „ und 6stimmigen Satze, mit Nachahmung der Flo⸗
monika 8 8 ten, Klarinetten, Violinen, Fagotts, Hoͤrner, Trompeten und
her, 1 ece ren lassen: Bassethoͤrner, in folgenden Piecen zum letztenmale hoͤren 1) gehmrasse komponirt von A. Kratky. 2) Aurora⸗Walzer von
Strauß. 3) 3
Linsl. —.
Oesterr. 59 0 2¹/2 % 58 Br.
2 1 2„ % —“
Schottischer Tanz, komponirt von A. Kratky. 4) Boͤhmisches Quodlibet mit Variationen, arrangirt von A. Kratky.
Verantwortlicher Redacteur Arnold.
Foͤrua bei A. W. Hayn.