Boͤrse vom 4. November. Heute zog die Liquidatton eer fremden Fonds die ganze Aufmerksamkeit der Boͤrse auf sich. Es zeigte sich Geldmangel, der unguͤnstig auf die Course der Fonds wirkte. Die Spanische aktive Schuld fiel auf 28 ½ und die Portugiesische 3 proc. Rente wurde zu 23 notirt. Sämmtliche Eigenbahn⸗Actien waren sehr ausgeboten. Die Actien der Ver⸗ sailler Bahn, rechtes Ufer, sind nun auch unter ihr Pari, nauͤm⸗ lich auf 480 gesunken. Die Actien des linken Ufers stehen — Am Ende der Boͤrse verbreitete sich die Nachricht von dem vor wenig Stunden erfolgten Ableben des Herrn J. Hagermann, eines der bedeutendsten hiesigen Banquters. 8 Toulon, 30. Okt. Das Dampfschiff „le Veloce“, an dessen Bord sich Herr von Sercey, Franzöoͤsischer Botschafter beim Schah ne Fferhln befindet, ist 2 Abend nach Kon⸗ stantinopel unter Segel gegangen. Der Maler Gaudin und an⸗ 8 werden in der Tuͤrkischen Hauptstadt bleiben,
dere Passagiere d und 5 von Sercey sogleich den Weg nach Trapezunt fort⸗
8 8
Großbritanten und Irland.
London, 2. Nov. Die konservative Opposition rechnet nach Ausweis der neuen Waͤhler⸗Registrirungen mit großer Zuversicht auf eine bedeutende Majoritaͤt bei den naͤchsten allgemeinen Par⸗
laments⸗Wahlen; sis glaubt sogar, daß England und Wales allein so viel Konservative waͤhlen wuͤrden, um der Opposition die Ma⸗ jorttaͤt im Unterhause zu. chern, selbst wenn Schottland und Ir⸗ land nicht eine einzige Stimme in die konservative Wagschale wuͤrfen; hierzu waͤre erforderlich, um nur eine Majoritaͤt von 2 Stimmen bei ganz vollem Hause zu erlangen, daß die Kon⸗ servativen unter den 500 Mitgliedern von England und Wales 330 fuͤr ihre Partei gewoͤnnen, denn 158 beduͤrften sie, um die 158 Mitglieder von Schottland und Irland, — jenen jatuͤrlich nur trumpfsweise gesetzten Fall angenommen, daß diese alle der liberalen Partei angehoͤrten, — zu neutralisiren, und 172 waäaͤren dann noch farderlch, um unter den uͤbrigen 342 Mitgliedern von England und Wales eine Majoritaͤt von 2 Stimmen zu liefern. Im Ganzen zaͤhlt das Unterhaus be⸗ anntlich 658 Mitglieder, wovon 471 auf England kommen, da⸗ runter 143 fuͤr die Grasschaften, 4 fuͤr die Universitaͤten Orford und Cambridge und 324 fuͤr die Eüdte und Flecken; 29 auf Wales, darunter 15 Grafschafts⸗ und 14 Staͤdte⸗Repraͤsentanten; 33 auf Schottland, darunter 30 Grafschafts- und 23 Stadte⸗Re⸗ proͤsentanten, und 105 auf Irland, darunter 64 fuͤr die Graf⸗ schaften, 39 füñJr die Städte und 2 fuͤr die Universitaͤt Dublin. f Die hiesige ministerielle Presse laͤßt sich nun auch uͤber die Occupation des Spanischen Hafens von Passages vernehmen. Danach waͤre es zwar nicht Englands Absicht, diesen Platz als Garantie fuͤr die Abbezahlung der Summen zu behalten, welche Spanien an England schuldet, doch soll derselbe fuͤrs erste noch nicht geräumt werden, weil die Spanische Regierung moͤglicher⸗
weise noch der Mitwirkung der Britischen Seemacht beduͤrfen
Morning Chronicle aͤußert sich in die⸗ folgendermaßen: „Die denkt nicht daran, die Spanischen Seehaͤfen von Passages als Garantie fuͤr irgend eine Schuld in Besitz zu be⸗ alten. Hieruͤber koͤnnen wir die Franzoͤsische Presse vollkommen beruhigen. Wir koͤnnen es auf uns nehmen, zu versichern, daß es unseren Ministern weit angenehmer seyn wuͤrde, wenn sie im Stande waͤren, uͤber die Fregatte und die Handvoll Seesoldaten, die sich noch immer im Norden Spaniens befinden, anders zu verfuͤgen. Die Spanische Regierung glaubt jedoch, und wie uns duͤnkt mit Recht, daß es noch zu fruͤh sey, in Truppen⸗Corps zu entlassen, welches bereits der Sache der Königin von Spanien so nuͤtzliche Dienste geleistet hat. Es ist nicht der Britischen Regierung zur Last zu legen, wenn der Friede in Spanien noch nicht auf so “ Grundlagen hergestellt ist, aß die Mitwirkung einer Englischen Seentacht entbehrlich ware. Der „Courrier franvais“ giebt zu, daß Don Carlos wieder in Spanien erscheinen und dadurch der Buͤrgerkrieg noch den Win⸗ ter hindurch verlaͤngert werden koͤnnte. Ist es daher auffal⸗ lend, wenn die Spanische Regierung noch die Anwesenheit unserer Seemacht im Norden wuüͤnscht?! Sie wuͤnscht es, und dies ist die einzige Ursache, weshalb dieselbe noch dort bleibt. Die Unbedeutendheit dieses Corps, das zwar stark genug ist, um Spanien nuͤtzlich, aber zu schwach, um ihm efaͤhrlich zu werden, haͤtte den Argwohn eines jeden Schriftstel⸗ ers von mehr Ueberlegung als Herr Durand entwaffnen muͤssen. Wir stimmen mit dem Verfasser des Artikels im „Courrier“ voll⸗ kommen darin uͤberein, daß es des Charakters einer ehrenwerthen Nation unwuͤrdig sey, von der Schwaͤche und der Armuth eines Verbuͤndeten Vortheil zu ziehen und einen Theil seines Gebietes als Unterpfand fuͤr Schulden oder Anleihen besetzt zu halten. Wenn irgend ein Ministerium sich einer solchen wucherischen Po⸗ litik schuldig macht, so koͤnnen wir unsern Kollegen versichern, daß es das Britische nicht ist.“
Die Frage, ob die Regierung den Schaden, den der Handel durch die Zerstoͤrung der Kisten mit Opium von Seiten der Chinesischen Behoͤrden erlitten hat, ersetzen werde, ist noch immer unentschieden. Der Betrag des auf diese Weise zerstoͤrten Eigen⸗ thums, 3 Millionen Pfd. St., ist so bedeutend, daß er einen Gegenstand der fuͤr den Handelsstand in Ostindien bildet und die Zahlungsfähigkeit vieler Haͤuser von dem Aus⸗ gange dieser Angelegenheit abhaͤngen wird. Der Courier ver⸗ shetbigt das Verfahren des Capitain Elliot, und meint, daß die Chinesische Regierung fuͤr den Verlust verantwortlich zu machen sey, da sie sich ungesetzlicher Mittel bedient habe, um den Opium⸗ handel zu unterdruͤcken, denn obgleich derselbe verdoten sey, so haͤt⸗ sen doch die Chinesischen Behoörden selbst so lange und so oft die Augen zu dieser Schmuggelel zugedruͤckt, daß der Britische Ober „Intendant des dortigen Handels keine Uasache gehabt, dagegen zu warnen; aber selbst wenn sie nun der Sache haͤtten ein Ende machen wollen, so sey der von ihnen er⸗ griffene Weg nicht zu dulden; sle häͤtten durch bewaffnete Macht den Opiumhandel verhindern und vor allen Dingen ihre eigenen Beamten zur Gewissenhaftigkeit anhalten möͤgen, aber gegen alles Völkerrecht streite es, daß sie die saͤmmtlichen Briten in China fuͤr die Uedertretungen Einzelner verantwortlich gemacht. Anders urtheilt die Morning Post. „Die von Cavpitain Elliot in China befolgte Politik“, sagt dieses Blatt, „scheint in Bezug auf die 2nnl ckiiche Opium⸗Frage besonders uͤbereilt und unbesonnen ge⸗ wesen zu seyn, und man kann vernuͤnftiger Weise zweifeln, ob bei der Ernennung dieses Offiziers zu dem wichtigen Posten, den er jetzt be⸗ kleidet, das Ministerium nicht noch eine schlechtere Wahl getroffen hat, als dies mit Lord Napier der Fall war. Bei der Eifer⸗ sucht, mit der England uͤüber seinen Zollgesetzen wacht, ziemt es ihm schlecht, China einen Artikel aufdringen zu wollen, dessen Emfuhr in jenem Lande durch deutliche und feierliche Verordnungen verboten ist, und der von der Regierung in Peking als ein toͤdt⸗ ches Gift betrachtet wird. Wenn man erwoͤgt, welche Schwie⸗ rigketten im Lendoner Zollhause erhoben werden wegen eines
Die Beziehung
Britische Regierung
1
Feesse⸗⸗ oder einer zweiten Flasche
weiten Paars lederner assagier eines Dampfbootes von Ca⸗
Kau de Cologne, die ein
Lord Palmerston die Ansichten des Chinesischen Oberaufsehers unter⸗ stuͤtzt. Capitain Elliot's thoͤrichten Maßregeln, wodurch er den esetzlichen Handel mit gheri Seide und anderen Chinesischen Hrodukten suspendirte, haben zur Folge gehabt, daß ein hoͤchst eintraͤglicher Handel in die Hände der Amerikanischen Haͤuser uͤbergegangen ist, die voͤllig vorbereitet zu seyn scheinen, um Nuz⸗ zen aus dieser Thorheit zu ziehen. Daß Capitain Elliot von einigen der dort wohnenden Britischen Kaufleute unterstuͤtzt wurde,
den verbotenen Artikel auf die Chinesischen Maͤrkte brachten.“
Bei dem Gerichtshofe der Queens⸗Bench ist von dem Ge⸗ neral⸗Prokurator eine Pasquill⸗Klage gegen den Eigenthuͤmer der „United Service Gazette“, Herrn Watts, anhaͤngig gemacht worden, weil in diesem Blatte gesagt war, daß der Admiral Sir John Ommanney auf der Insel Malta sich gegen die verwitt⸗ wete Koͤnigin bei ihrer Ankunft daselbst eine Unehrerbietigkeit habe zu Schulden kommen lassen, indem er in gewoͤhnlichem Anzuge vor ihr erschienen sey und keine Salve ihr zu Ehren an⸗ geordnet habe. Die Koͤnigin Adelaide hatte dagegen bezeugt, daß ihr von Sir J. Ommanney alle Ehrerbietung und Aufmerk⸗ samkeit erwiesen worden.
market⸗Theater gegeben und mit vielem Beifalle aufgenommen. Der Korrespondent der Morning Chroniecle in Konstan⸗
eschwader augenblicklich in die Dardanellen einlaufen wuͤrde.
In dem Handelsverkehr mit den Vereinigten Staaten herrscht nech immer große Mattigkeit; die Baumwolle ist in der verflos⸗ senen Woche auf dem Liverpooler Markte noch mehr gefallen, und die Verkaͤufer beeilten sich, mit ihren Vorraͤthen loszuschla⸗ gen. Man erwartet auch nicht eher eine Besserung dieses Mark⸗ tes, bis erfreulichere Nachrichten aus den Manufaktur⸗Bezirken eingehen, und bis man einer dauernden Abhuͤlfe der jetzigen Geld⸗ Verlegenheiten gewiß seyn kann.
Die neuesten Nachrichten aus Kanada gewaͤhren fuͤr den
obgleich die Ernennung des Herrn Poulett⸗Thomson zum Gene⸗ ral⸗Gouverneur große Unzufriedenheit in Kanada erregt hatte,
Sitz nicht in Quebek, sondern in Montreal aufschlagen werde. 1
Ibea mdee.
Amsterdam, 5. Nov. Aus London sind hier uͤber Antwerpen Nachrichten vom 2ten Abends eingegangen, wonach an der Boͤrse der Englischen Hauptstadt die angeblich bereits acht Tage vorher stattge⸗ fundene Zahlungs⸗Einstellung der Bank von Manchester sehr uͤble Folgen gehabt haben soll. In der City sollen bereits 23 Fallissements bekannt geworden seyn. Auch in Antwerpen hat dies namentlich auf den Cours der Spanischen Fonds sehr nach⸗ theilig gewirkt. Hier zweifelt man jedoch an der Richtigkeit je⸗ ner uͤber Antwerpen gekommenen Nachrichten, da direkte Han⸗ delsbriefe aus London noch nichts daruͤber enthalten. (Auch Ga⸗ lignani's Messenger, welcher Nachrichten von der Londoner Boͤrse vom 2ten d. enthaͤlt, thut jener Fallissements und ihrer Veranlassung keiner Erwäaͤhnung.) v
1“
Bruͤssel, 5. Nov. Se. Majestaͤt der Koͤnig wird nunmehr am 5ten d. M. aus Wiesbaden hier zuruͤck erwartet.
Frau von Falck, die Gemahlin des Niederlaͤndischen Ge⸗ sandten, ist vorgestern von Ihrer Magestaͤt der Koͤnigin empfan⸗ gen worden.
Der Graf Felix von Merode wird, wie es heißt, wieder in das Ministerium eintreten, wenigstens soll sich derselbe seit eini⸗ ger Zeit wieder mehr der Regierung genaͤhert haben, von welcher er bekanntlich nach Annahme der 27 Artikel als Staats⸗Minister sei Abschied nahm.
8 Schweden und Norwegen.
Christiania, 21. Okt. (L. A. Z.) Gestern verließ die Franzoͤsische Fregatte „la Recherche“ die hiesige Rhede, nachdem sie die noͤrdlichen Kuͤsten des Landes besucht und etwa 14 Tage hier geankert hatte. (Die Ankunft der „Recherche in Havre ist bereits gemeldet worden.) Es befinden sich keine SS. am Bord, weshalb man der diesjaͤhrigen Reise keinen wissenschaft⸗ lichen Zweck beilegt; auch weiß man nur, daß der Capitain, Herr Fabry, auf einem Gehoͤft in der Naͤhe von Wardoͤhuus eine Buͤste des Koͤnigs der Franzosen, Ludwig Philipp's, der hier in juͤngeren Jahren auf seiner Flucht vor den Schreckensmaͤnnern einen Winter zugebracht, aufgerichtet, wie auch seiner noch leben⸗ den Wirthin in Drontheim ein Geschenk von einer kostbaren Ta⸗ fel⸗Uhr eingehaͤndigt hat, auf welcher Napoleon's Bildniß beson⸗ ders bemerklich ist. — Aus jenen Gegenden wird berichtet, daß die Stadt Tromsoͤe im Verlaufe dieses Jaͤhres bis zum September von 115 groͤßeren und kleineren Fahrzeugen besucht worden ist. Die Zahl der Russischen betrug 41, jedoch der Zoll der auf die⸗ sen Schiffen bisher abgabefreien Waaren 13,000 Spthlr. An diesen Kuͤsten, naͤmlich bei Oxfjord, ward am 21. Juli eine fast ganz mit Muscheln uͤberzogene Flasche gefunden, die laut des inliegenden Zettels am 18. November 1837 waͤhrend eines hef⸗ tigen Nordostwindes unter 510° 14 n. B. und 300 517 w. L. an den Kuͤsten Neufundlands ausgeworfen war, um den Lauf der Stroͤmung von Nord⸗Amerika nach Europa naͤher aus⸗ umitteln. In 600 Tagen hat sonach jene Flasche taͤglich eine Norwegische Meile zuruͤckgelegt. — Ein in Drammen ausge⸗ ruͤstetes Schiff setzte am 30. August 101 Norwegische Aus⸗ wanderer, meist Landleute, bei New⸗York ans Land, welche sich dann sofort in das Innere der Vereinigten Staaten begaben. Von ihren Vorgaͤngern hat man unzuverlaͤssige Nachrichten. Laut eines Berichtes sollen sie saäͤmmtlich ein Opfer des gelben Fiebers geworden seyn. — Aus einer amtlichen Mittheilung ergiebt sich, daß die Ausgaben fuͤr die Dampfschiffe „Prinz Karl“ und „Con⸗ stitution“, welche seit 1827 insonderheit die Verbindung mit dem Ausland uͤber Gothenburg und Kopenhagen unterhalten haben, bis zum vorigen Jahre die Einnahmen um 46,020 Speciesrthlr. uͤberstiegen haben, wobei natuͤrlicherweise auch die Kauf⸗Summen und die Reparatur⸗Kosten mit inbegriffen sind. Wiewohl das Storthing von dieser Mißlichkeit sehr wohl unterrichtet war, hat es doch so wenig eine Beschraͤnkung dieser Dampffahrt fuͤr nothwendig erachtet, daß es vielmehr die Summe zum An⸗ kauf eines neuen Dampfschisses angewiesen hat. Mit einer Dampfschifffahrt auf dem romantischen Binnensee Mioͤsen ist es weit gediehen, daß die Interessenten einen Commissionair nach
London senden köͤnnen, um noch im Verlaufe des bevorstehenden
lais zufäͤllig in seinem Mantelsack hat, so scheint es voͤllig verkehrt, daß
ist ganz natuͤrlich, weil sie zu denen gehoͤrten, die hauptsaͤchlich I1
Vorgestern wurde ein neues Schauspiel von Sir E. Bul⸗ wer, „der See⸗Capitain oder das Geburtsrecht“, auf dem Hay⸗
tinopel bleibt bei der Meinung, daß bei einem Vorrruͤcken Ibra- * Pascha's in Kleinasien das vereinigte Englisch⸗Franzoͤsische
bevorstehenden Winter eine guͤnstigere Aussicht. Bei einer Trup⸗ penmacht von 15,000 Mann hegt man auch keine Befuͤrchtungen,
welche noch durch das Geruͤcht vermehrt wurde, daß er seinen
—2-
Winters ein Dampfboor anschaffen zu koͤnnen. Die Staädte Dram⸗ men und Bergen sind bereits im Besitze solcher Fahrzeuge, von wel⸗ chen auch eins, das dem Statthalter, Grafen Wedel⸗Jarlsberg, und dem Kaufmann Thoren in Drammen gehoͤrt, bereits seit drei Jah⸗ ren die reizenden Seen oberhalb letzterer Stadt beschifft. Daß Ci⸗ senbahnen hier zu Lande trotz den vielen Eisenhuͤtten nicht in Gan
kommen koͤnnen, zeigt schon ein fluͤchtiger Blick auf die Landkarte. — Die Ernennung des Premier⸗Lieutenants Conradi zum Kommandan⸗ ten der Festung Wardoͤhuus, welche die noͤrdlichsten Graͤnzen des Rei⸗ ches sichert, erregt allgemeine Freude; denn von diesem kenntniß⸗ reicheichen und charakteristischen Offizier, der in einer Reihe von Jahren bei der hiesigen Kriegsschule angestellt gewesen ist und sich als militairisch⸗historischer Schriftsteller einen Namen gemacht hat lassen sich viele interessante Aufschluͤsse uͤber den außersten Norden unsers Welttheils erwarten. — Die Witterung in dem suͤdlichen Theile des Landes ist fortwährend so regnerisch, wie sie seit Ende August gewesen ist, daher denn der Ausfall der Aerndte nicht an⸗ ders als traurig hat seyn koͤnnen. Bei dem allen sind die Ge⸗ traidepreise nicht hoch, denn ganz andere klimatische Verhaͤltnisse haben jenseit des Dovregebirges vorgewaltet.
HvHeusila d.db. Muͤnchen, 4. Nov.
Bei der diesen Morgen Wahl der Haupt⸗ und Residenz⸗Stadt zur zweiten Kammer der Staͤnde⸗Versammlung wurden die beiden Groß⸗Haͤndler von Maffei und Tav. Riezler, Ersterer mit 39, Letzterer mit 27 Stim⸗ men gewaͤhlt. Ersatz⸗Maͤnner sind Dr. Gemeiner mit 24 und Dr. Michael Zaubser mit 5 Stimmen. Der Waͤhler waren 51.
Das heute erschienene R Hrriqr ee bringt den Ver⸗ einszoll⸗Tarif fuͤr die Jahre 1840, 1841 und 1842.
Gestern wurde die Jahres⸗Rechnung der hiesigen Sparkasse, die seit 16 Jahren besteht, veroͤffentlicht. Die Einnahme betrug von 1838— 1839 üͤber anderthalb Millionen Gulden, und unter den 20,809 Individuen, die theils groͤßere Summen, theils kleine Betraͤge einlegten, sind 3715 Dienstboten. 1
Spanien.
Spanische Gränze. Der Gazette du Languedoc wird aus Morella vom 17. Oktober geschrieben: „Die Armee, ihr General und die Bevoͤlkerung brennen vor Begierde, Espar⸗ tero im Angesicht unserer Vorposten zu sehen. Bis jetzt scheint er sich nicht sehr zu beeilen, unz anzugreifen, und sucht ohne Zweifel durch Intrigue zu siegen, allein es sind Vorkehrungen getroffen worden, und es duͤrfte ihm hier nicht so leicht gelingen, wie in Navarra. Vier Agenten Espartero's sind bereits erschossen und dasselbe Loos erwartet Jeden, der sich zu zeigen wagt. Taͤglich kommen Soldaten der Nord⸗Armee in Menge hier an, waͤhrend von uns gnicht ein einziger desertirt. Die groͤßte Thaͤtigkeit herscht auf allen Punkten; die Plaͤtze werden mit Lebensmitteln und Vorraͤthen aller Art versehen. Uebrigens sind wir ganz ruhig und unsere Sicherheit ist so groß, wie vor dem Verrat Maroto's. Gestern erschien Cabanero mit einigen Kavalleristen bei unseren aus Aragoniern bestehenden Vorposten, um sie zum Uebergang aufzufordern; allein sobald er sich auf Flintenschuß⸗ weite genaͤhert hatte, gaben unsere Soldaten Feuer, toͤdteten ihm vier Mann und verwundeten einige. Er hatte Espartero versichert, er brauche sich den Aragoniern nur zu zeigen, so wuͤr⸗
den sie augenblicklich uͤbergehen. Das erste Mal sind seine Hoff⸗ nungen getaͤuscht worden und allem Anschein nach duͤrften ihm seine Versuche, wenn er sie wiederholt, theuer zu stehen kommen.“
O siindien.
Ueber die Einnahme von Ghizni und Kabul und uͤber die Absetzung des Radschah von Sattara theilt ein in der Allge⸗ meinen Zeitung enthaltenes Schreiben aus Bombay vom 9. September folgendes Naͤhere mit:
„So eben kommt die Nachricht von dem Fall von Kabul und dem Ende des Krieges in Afghanistan an. Sir John Keane, an der Spitze des Armee⸗Corps von Bombap, mit der Brigade von Schach Schudscha und einer Brigade von Bengalen, setzte sich den 27. Juli von Kanda⸗ har im Marsch gegen Ghizui; die Entfernung ist zehn Tage Kara⸗ wanenreise, aber die Armee, besonders die Artillerie, fand so große Schwie⸗ rigkeiten, daß sie erst den 21. August vor Ghizni stand. Auf dem Wege hatte sie zwar nicht von den Belutschen, aber von gleichem Ge⸗ sindel, dem Stamme der Veziri, viel zu leiden und verlor aufs neue einige tausend Kameele. Die Batterieen wurden den Losten etablirt, und die schlechte Befestigung der Stadt, welche keine Außenwerke hat, erlaubte den 23ͤsten Morgens, das Kandahar⸗Thor einzuschießen und die Stadt zu stürmen. Dost Mohammed hatte darauf gerechnet, daß Ghizni die Engländer einige Tage aufhalten werde, und war auf dem Wege von Kabul mit einem Artillerie⸗Park und Kavallerie, um die Stadt zu entsetzen. Als die Einnahme von Ghizni bekannt wurde, verließ ihn der größte Theil seiner Truppen, außer seiner Leibgarde, die aus seinem Clan, den Barukzies, bestand, mit denen er sich in das Hozareh⸗Gebirge warf, um den Oxus zu erreichen und sich von da in das Gebiet von Buchara zu slüchten, wo er sich längst ein Aspl bereitet hat. Schach Schudschah hielt seinen Einzug in Ka⸗ bul den 7. August. Nach Berichten aus Ludiana soll eine Brigade den Winter über in Kabul bleiben, eine nach Herat geschickt werden und zwei über Dschelallabad und den Kheiberpaß an den Indus zu⸗ rückkehren. So ist eine der größten militairischen Operationen, welche die Compagnie je unternommen, und der größte politische Fehler, den sie je begangen hat, vollbracht. Es ist der größte politische sseh. ler, weil sie dadurch ihre natürliche Gränze, den Indus, über⸗ schritten und sich in die Nothwendigkeit gesetzt hat, eine aus⸗ gedehnte, unbestimmte, schwer zu behauptende Linie fern von ihren Hülfsmitteln zu behaupten und sich in die deehncte eg he zwischen Afghanistan, Persten und Buchara zu mischen. Hier ist man übrigens sehr über die unmittelbaren Aussichten erfreut, welche diese Ereignisse dem Handel der Westküste eröfsnen; alle Böte auf dem Indus sind mit Waarentransport beschäftigt, und von Ludiana am Sutledsch und Indus herab bis Kuradschi baut man neue so schnell als möglich. Die inneren Angelegenheiten von Indien werden cbenfalls in Folge des Krieges leicht in Ordnung gebracht werden, und die acht Regimen⸗ ter, welche der General⸗Commissalr von Radschputana, Sutherland, verlangt hat, werden wenig mehr zu thun haben, als einen friedlichen Marsch durch das Land zu machen. — Der Radscha von Sattara ist wegen politischer Umtriebe abgesetzt worden. Er war als Kind nach dem Fall des Peischwa, der ihn und seine Familie im Gefängniß gehalten hatte, auf den Thron ron Satara ge⸗ setzt worden. Er ist der direkte Nachkomme von Sewadsche, dem Stif⸗ ter des Marattischen Reichs, und hatte der Compagnie Alles zu ver⸗ danken, denn er war im Gefängniß geboren und waͤre aller Wahr⸗ scheinlichkeit nach darin gestorben ohne den Krieg von 181s8, welcher der Usurpation des Peischwa’'s ein Ende machte. Sein Bruder ist an seiner Stelle ernannt worden, allein die Lage dieser Indischen Fürsten ist so falsch, daß er sich 219 nicht wird halten können, wenn er nicht ein Mann von ungewöhnlichen Fähigkeiten ist. Der abgesetzte Radscha alt nach den Berichten seiner ersten Europätschen Residenten und Bormünder, des Generals Briggs, und nach ihm des Hauptmauns Grant Duff, für einen Mann von dfen Milde und em besten Willen, und man glaubt hier, daß ihn der letzte *—⸗ sident nicht zu behandeln gewußt, und aus leerem Geschtatz und Intriguen wichtige Verschwörungen gemacht habe. Radscha hatte vor einem Jahre wei esandte an die
rectton der Compagnie geschickt, um sich über das Geonp ruement
Zombay zu beklagen; allein davon hat er weuig zu hoffen, denn die Vemhson Andert die Beschlüsse der lokalen ö selten ab, um dem Ansehen der Indischen Regierung nicht zu schaden. Das Ganze ist ein unuatürliches Spstem, das in nichts endigen kann, als in dem Verschmelzen von ganz Indien in Ein Reich unter der direk⸗ ten Administration der Compagnie, obgleich diese den Gang dieses un⸗ vermeidlichen Ereignisses so sehr als möglich verzögert, da sie wohl fühlt, daß dann auch die größte Gefahr ihrer Herrschaft beginnen wird. Jetzt ist der Widerstand und die Verschiedenheit der Verhältnisse, in denen die Indischen Fürsten zu der Compagnie und ihren Unterthanen stehen, gebrochen, aber wenn es nur noch zwei große Interessen in der Halb⸗ insel geben wird, das der Nation und das der Compagnie, so hat diese Alles zu fürchten.“ . Dasselbe Blatt enthaͤlt in einem Schreiben aus Alexan⸗ drien vom 12. Oktober folgende Ostindische Nachrichten: „Da man Rundschit Singh's Sohn, Kunwer Kurruk Singh, von den Engländern unterstützt wußte, so fand seine Thronbesteigung nicht den mindesten Widerstand; er wird als ein Mann ohne die min⸗ desten Fähigkeiten geschildert, und nur unter dem Schutze Englands und mit Hülfe des Ministers Radscha Dhian Singh wird er das Sikh⸗Köntgreich zusammenhalten können. — Eine starke Truppenmacht, die sich auf mehr als zehntausend Mann belaufen soll, wird um Nus⸗ serabad zusammengezogen, um Maun Singh, Rhatore⸗Haupt von Dschudpore (insgeheim von allen Radschputen⸗Staaten unterstützt) zu züchtigen. Es scheint, daß die Emirs von Sind von neuem mit Rän⸗ ten umgehen und den Sind, Bikanir, Dschudpore und Dscheppore auf⸗ zuwiegeln suchen. Maun Singh von Dschudpore wird zuerst büßen; alsdann wird es an die Emirs von Heiderabad kommen, die beim Vorrücken der Armee zu gelind behandelt wurden. Mit den Nepalesen und Birmanen hat man für den Augenblick noch Geduld, obgleich die Letzteren durch die Schonung, die man ihnen be⸗ weist, immer unverschämter werden. Capitain Macleod hatte Amara⸗ pura verlassen, da die Sandbank, auf welcher er auf Befehl Thara⸗ waddi’s wohnte, durch das Steigen des Flusses überschwemmt worden. Er hatte sich genöthigt gesehen, nach Rangun herabzufahren. Thara⸗ waddi ließ ihn abgehen, ohne Notiz von seiner Abreise zu nehmen. In Madras, Cevlon und Bengalen haben die Truppen Besehl erhal⸗ ten, sich für Ende Oktober zum Einschiffen bereit zu machen; man glaubt, daß dieses den Birmanen gelte. — Die Ostindische Armee wird auf Befehl der Compagnie um drei Regimenter Europäischer Infante⸗ rie und jedes Regiment Sipahis um eine Compagnie vermehrt. Die Offiziere sind bereits ernannt. — Aus Persien nichts Neues; der Eng⸗ lische Resident von Abuschir befand sich noch immer auf der Insel
Karrak.“ “ — — Stettin, 4. Nov.
Am Aten fand
Oekonomischen Gesellschaft im hiesigen Boͤrsenhause statt. Der Verein besteht gegenwaͤrtig aus 140 Mitgliedern, theils Land⸗ wirthen, theils Kaufleuten und Beamten, und erfreut sich sehr reger Theilnahme, wozu seine besondere Tendenz wesentlich bei⸗ traͤgt, welche dahin geht, Landwirthschaft, Fabrication und Han⸗ del in ihrer gegenseitigen Verbindung zum Gegenstande der Er⸗ oͤrterung und Berathung zu machen, wodurch das Interesse vielseitig angeregt wird und die verschiedenen gewerblichen Be⸗ strebungen in mannichfache und belehrende Beziehung treten.
— — Oppeln, 4. Nov. Wie uͤberall, so wird auch hier fuͤr das Ober⸗Schlesische Elementar⸗Schulwesen sehr viel geleistet. Das
Schullehrer⸗Seminar zu Ober⸗Glogau wirkt vortrefflich mit seinen drei Lehrern: eine hoͤhere Elementar⸗Schule soll in Lublinitz er⸗
richtet werden, wie es durch den vorigen Besitzer, Herrn von Grottowski, testamentarisch bestimmt worden. In den Staͤdten hat sich die Deutsche Sprache fast allgemein verbreitet, wogegen
besonders auf dem Lande noch viel Polnisch gesprochen wird. Im
Ratiborer Kreise, der theilweise unter der Breslauer, theilweise unter der Olmuͤtzer Erz⸗Dioͤzese steht, so wie in den Kreisen Tost⸗ Gleiwitz, Pleß, Beuthen, Rosenberg und Lublinitz, giebt es 251 katholische Elementar⸗Schulen mit 285 ordentlichen und 33 Huͤlfs⸗ Lehrern. Von 47,643 schulpflichtigen Kindern besuchten 42,529 die Schulen. Das auf Kosten der Gemeinde erbaute, uͤber 20,000 Rthlr. kostende Schulgebaͤude in Ratibor muß hier her⸗ vorgehoben werden. Viele dieser Schulen werden auch von den evangelischer Konfession angehoͤrigen Kindern besucht. In den Kreisen Pleß, Lublinitz, Rybnik, Gleiwitz, Beuthen und Kosel waren 17 evangelische Elementar⸗Schulen, mit 23 ordentlichen und 1 Huͤlfs⸗Lehrer.
— — Naumburg, 6. Nov. — Klopstock's Jubilaͤum. —
Da am 6. November hundert Jahre verflossen waren, daß Klop⸗ stock in die Landesschule Pforta aufgenommen worden war, so
hatte das Lehrer⸗Kollegium beschlossen, diesen Tag durch eine be⸗
sondere Feier zu begehen und dazu durch einen neuen, nach dem Original⸗Manuskripte veranstalteten Abdruck der von Klopstock am 21. September 1749 gehaltenen Abschieds⸗Rede Ade poetis epopoeiae auctoribus eingeladen. Der Rede⸗Aktus fand in dem fest⸗ lich ausgeschmuͤckten großen Auditorium statt, wo eine Anzahl Schuͤler Deutsche und Lateinische Gedichte vortrugen und vom Professor Koberstein die Festrede gehalten wurde. Hierauf vereinigten sich die Lehrer und Beamten der Anstalt, nebst mehreren dazu ein⸗ geladenen Gaͤsten, zu einem froͤhlichen Mittagsmahle, waͤhrend
den Schuͤlern gestattet war, den Nachmittag zu Spaziergaͤngen
und anderen Ergoͤtzlichkeiten zu benutzen.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. Ein in Nr. 50 der Allg. Preuß. St. Ztg. mitgetheiltes Schreiben vom A4. Februar d. J. aus Rom enthält einige vorläufige Notizen über die von Spontini bet seiner letzten Anwesenheit in
Rom dem Papste vorgelegten Vorschläge zur Verbesserung der
Kirchen⸗Musik. Diese Verbesserung hat die Rückkehr zum Ernst und zur Würde des stilo stretto zum Zweck und soll hauptsächlich durch Ernennung einer, aus den ersten Componisten Roms zusammen⸗ gesetzten Prüfungs⸗Kommission Errichtung von Schulen und einer Bi⸗ büothek, welche alle klassische, kirchliche Kompositionen enthält, so wie auch durch angemessene Strafen, bewirkt werden. Es wird von In⸗ teresse für das Publikum seyn, zu erfahren, daß der Papst diese Vor⸗ schläge genehmigt hat und daß bereits alles eeh geschehen ise um sie ins Leben treten zu lassen. Eben so haben die Anträge, welche Spontini kurz nach seiner Ernennung zum Mitgliede des Institut ryal de France auf Verbesserung des seit dem Ende des vorigen Fahr⸗ hunderts unverändert beibehaltenen Programms, „über die Bewerbung um die Preise des Instituts“ (concours d'essai und concours d'efinitif) eingereicht und welche eine Abänderung der Aufgaben, namentlich für die Fuge und für die Kantate, zum Gegenstande hatten, nach vor⸗ gängiger Prüfung derselben durch eine ad hoc ernannte Spezial⸗Kom⸗ mission die vollständige Genehmigung des Instituts erhalten. P†r.
— — Breslau. Der jetzt ausgegebene zweite Band der Serih- tores rerum silesiacarum, im Auftrage der Schlesischen Gesellschaft fůr vaterländische Kultur vom Sehe mem Archivrath Stentzel erausgegeben, F. ließt die andere Reihefolge der öältesten ateinischen nellen für Schlesische Geschichte. Er enthält meist, eeee. bungen und Chroniken über Kirchen, Klöster und Stifter, doch haben Füe ng bloß ein klerikalisches, sondern auch ein Ftengesch hetches resse.
die General⸗ Versammlung des Stettiner Zweig⸗Vereins der Pommerschen
Dieses Werk tritt würdig in die Reihe der vielen tüchtigen
1283 Arbeiten über Provinzial⸗Geschichten Preußens und verdient deshalb Besitzthum aller Bibliotheken zu werden. v11u“
Ausstellung der Koͤniglichen Akademie der Kuͤnste.
Schon wieder hat die Ausstellung interessanten Zuwachs auf dem Gebiet der Landschaft erhalten. Große und werthvolle Stücke von Ahlborn und Elsasser sind eingegangen, desgleichen ein sehr inter⸗ essantes von Krause, unserem bekannten Marinemaler, der sich wie⸗ der dem Festlande bleibender zuwenden zu wollen scheint. Außerdem werden noch umfangreiche und bedeutende landschaftliche Bilder von Kopisch und Bönisch erwartet; möchte nur das wieder freundli⸗ chere Wetter jetzt am Schluß die Beschauer zahlreicher herbeilocken, um so manchem Neuen, worunter freilich noch immer die angekün⸗ digten Düsseldorfer Cartons vermißt werden, die wohlverdiente Auf⸗ merksamkeit zu erweisen.
Wir verweilten zuletzt vor einem Bilde von Schirmer; in der Nähe desselben befindet sich ein nicht weniger interessantes von einem anderen Künstler, welcher, seltsam genug, genau denselben Vor⸗ und Zuuamen führt: sie heißen Beide Wilhelm Schirmer. Aber jener gehört Düsseldorf, dieser Berlin an, und in ihrer Kunst sind sie ganz verschieden; die landschaftliche Kunst des Düsseldorfers geht wesentlich von der Deutschen Natur aus, die des Berliners von der Italiänischen; Beide haben eine ideale Tendenz, aber wieder in ganz entgegengesetzter Weise: wir nannten jenen Schirmer einen Deutschen Poussin; bei unserem dagegen zeigt sich unverkennbar eine innere Verwandtschaft mit Claude, wiewohl mit Deutschem Gefühl und von dem Standpunkt der neueren Landschaft aus. Das bezeichnete Bild stellt den Lago d'Agnano vor, mit der Aussicht anuf Ischia. Die Sonne neigt sich ge⸗ gen den Untergang, aber es ist noch mehr Silber als Gold, womit sie den Spiegel des ruhigen Meeres beglänzt. Massenhafte, hoch gen Himmel ragende, aber leichte Wolken schwimmen in dem lauen Luft⸗ meer, eine frische Kühlung weht dennoch von dem Meer ins Land herein, wo im Schatten anmuthiger Bäume eine Marmor⸗Bank zu sitzen einladet. Sie ist zwar besetzt von einem Camaldolenser⸗Mönch, aber sie läßt noch Raum genug übrig. Und welche Aussicht von hier! Ueber schöne fruchtbare Landrücken, alle in den blauen Schmelz der Luft getaucht, blickt man in den stillen Kratersee, und erst hinter dem⸗ selben öffnet sich der Golf, so groß und weit, und dabei so freundlich und lachend. Aus diesem Golf erheht sich mit lang⸗ und sanftgestreck⸗ ten Felsenmassen Ischia, wie eine Insel der Seligen, in die Klarheit der milden Seeluft. Die edle Schönheit dieser ruhig charaktervollen Formen breitet sich über die ganze Landschaft aus, und theilt sich Al⸗ em und Jedem in dem Bilde mit, kulmenirt aber in den idealen Baumformen, welche sich schattig gegen den Glanz des Himmels pro⸗ filiren, während andere Bäume, deren dichteres Laub doch von der energischen Sonne hie und da durchleuchtet wird, in der Gedrungen⸗ heit ihrer Aeste zugleich die Kraft und Fülle und den Charakter der südlichen Vegetation glücklich aussprechen. der Gegenstand einer zweiten Landschaft; sie stellt nämlich einen Ju⸗ denkirchhof bei anbrechendem Morgen vor; und doch verleugnet auch hier der Künstler seine Richtung auf Idealität der Zeichnung und des Kolorits nicht. Vielleicht ist letzteres schon ein wenig conventionell, oder vielmehr subjektiv, so fern die Farbe nämlich mehr auf einem eigenen Gefühl von Harmonie, als durchgängiger Naturbeobachtung be⸗ ruht; in der Gestaltung der Bäume dagegen sind auch hier wieder im Profil sanft geschlossene und gerundete Formen gewählt; dagegen erstrecken sich phantastisch gewundene Zweige, man möchte sa⸗ gen mit nerviger Muskelkraft, aus dem Bilde heraus. Die mit Hebräi⸗ scher Schrift bezeichneten Grabsteine überlassen wir anderen zu entzif⸗ fern; mehrere darunter sind, wahrscheinlich aus Sparsamkeit, codices rescripti. Eine kleine Landschaft desselben Künstlers ist wieder von an⸗ muthiger Schönheit: ein Blick auf das Thal von Narni. Das Thal voll schöner Baumgruppen läuft in eine weite Ebene aus, die in der Ferne durch Gebirgszüge begränzt ist; den Vordergrund bildet eine Straße, die an einer Bergwand entlang führt. Hier zeigt sich beson⸗ ders der elegante, vollendende “ des Künstlers: Klarheit und ein Reichthum feiner Töne, besonders aber der zierlichste und doch freie Vortrag geben diesem Theil des Bildes einen hohen Reiz, welcher sich auch auß den Mittelgrund erstrecken würde, wenn hter nicht eine gewisse Trübe und Schwere der Töne dem Beschauer ein banges Ge⸗
fühl mittheilte. Von mehreren im Katalog verheißenen Bildern Schirmers ist bis jetzt nur noch eins, aber ein größeres erschienen, eine Aussicht auf den Soracte. Den Mittelgrund füllt ein Wasserfall, links auf einer
Höhe sieht man zwischen Bäumen die Thürme und Zinnen von Civita Castellana, rechts an einer Höhe vorbei führt eine Straße; vor⸗ wärts schaut man über die Campagna hinweg, hinter welcher sich der Berg in dunkler Majestät erhebt, denn dunkle Regenwolken ziehen vor⸗ über. Durch diese Wolken aber scheint ein warmes Sonnenlicht hin⸗ durch, welches seine pikanten und belebenden Strahlen auf die Gegen⸗ stände wirft, die uns der Künstler besonders hat anempfehlen wollen. Die Baumformen sind auch hier wieder stilisirt, voll und schön; die Wolken dagegen nur vielleicht zu formlos und zu vereinzelt. Trefflich ist der Wasserfall gegeben, besonders klar und reich in den Tönen; nicht ganz genau aber hat der Künstler es mit den Sonnenstrahlen
genommen, denn statt den Formen der Gegenstände zu folgen, ähnlich
wie es ein Schlagschatten thun müßte, schneiden sie vielmehr die kom⸗ plizirtesten Formen Gegenstände geradlinig ab, als ob sie die bloße Luft erleuchteten. Die Farbe ist harmonisch, könnte sich aber der Na⸗ tur dabei noch dreister aunnähern.
Hier gehen wir auf das landschaftliche Bild eines Münchener Künstlers über, das unserer Ausstellung zu vorzüglichem Ruhm ge⸗ reicht. wahrscheinlich eine bestimmte Ansicht; was für eine können wir, da das Stück im Katalog nicht aufgeführt ist, nicht entscheiden; doch giebt es sich selbst als eine Gegend am nördlichen Fuß
der Alpen deutlich zu erkennen; vielleicht vom Starenberger See, un⸗ Auch der Name des Künstlers, Haushofer, war uns neu, wir glauben aber, durch dieses Bild der Gefahr überhoben zu
weit München.
seyn, ihn bald zu vergessen. Der Vordergrund besteht in einem hügli⸗
gen Terrain mit zerstreutem Laubholz; die Mitte nimmt ein reifes
Kornfeld ein. Es ist Mittag, die Schnitter sind beschäftigt gewesen, den Aerntewagen zu beladen, aber einsam steht dieser Wagen auf dem Felde, denn jene lassen die Arbeit ruhen und suchen Schutz vor der hohen Sonne unter dem Schatten eines Baumes, wo wir sie gelagert sehen.
men. Allmälig senkt sich der waldige Abhang nach dem hellen See zu, und hinter diesem erhebt sich die mächtige Alpenkette fern und klar in die lautere Luft. Ferne und Mittelgrund sind von nnaussprechlichem Reize mit wahrem Fartgefühl für die feinste Schönheit der Natur empfunden: nicht poetischer und schwungvoller kann der Mittag eines Herbsttages gefeiert werden, dieser Jahreszeit, welche bei uns zugleich die meiste Klarheit und Schärfe der Umrisse und doch zugleich den meisten Duft und Schmelz hat. Beides, die Schärfe aller Formen, welche nur dem genauesten und gewissenhaftesten Studium so zu Ge⸗
bot stehen konnte, und dabei zugleich dieser Duft und Schmelz, welche
mit einer Offenheit, Freiheit, Leichtigkeit und Heiterkeit, kurz mit einer wahrhaft herzweitenden Poesie zum Gemüth des Beschauers spre⸗ chen, machen das Bild in seiner Art ganz unvpergleichlich. Leider ent⸗ spricht nur der Vordergrund nicht in jeder Rücksicht der Vollendung, welche in den des Bildes herrscht; während hier nämlich
die charakteristische und naive Schönheit der Zeichnung völlig dieselbe
ist, sehen wir die Farbe, welche dort so großen Zauber vollbrachte, hier auf einmal zurückbleiben. Das Gelb des Kornfeldes, hanptsäch⸗ lich aber ein helles Gelbgrün, breitet sich hier aus, ohne Abtö⸗ nung und Unterschied der Lokalfarbe und ohne die gehörige Kraft in den Schatten, so daß hier das treffliche Detail wie mit der Fe⸗ der auf farbigem Grunde gezeichnet erscheint. Die auffallende Erscheinung, daß jene einnehmende Farben⸗Wahrheit hier plötzlich ab⸗ bricht, glauben wir uns nur daraus erklären zu können, daß der Künstler durch weiteren Umfang der Farbe und durch größeren Nachdruck der Schatten den höchst feinen Nüancen der Ferne Eintrag zu thun fürchtete; aber er hätte alsdann wenigstens sein Gruͤn im Sonnenschein abdämpfen sol⸗
Sehr verschiedenartig ist
Es ist auch ideal und historisch in seiner Auffassung, wiewohl
Tiefer im Mittelgrunde setzt sich dieselbe Hügelform fort, ist aber hier bewachsen mit Nadelholz; in den schönsten Gruppen stellen sich die schlanken Tannenstämme auf dem sanftwelligen Erdreich zusam⸗
romantische
len. Eine der allgemeinsten Beobachtungen des ge⸗ ist di daß die Sonne, zumal hoch am —, die Far 321; Ki⸗ tet, namentlich aber das Grün, welches nur, wenn es transparent er⸗ 8 leuchtet ist, oder im Schatten, seine Kraft bewahren kann; aber eben so allgemein ist das Vorurtheil der Reflexion, durch hohe Betonung der grünen Farbe die Wirkung des Sonnenscheins erreichen zu wollen welche natürlich auf diesem Wege nie erreicht werden kann. . Ein Bild von Lucas aus München stellt uns einen Eichwald vor; die Bäume sind trefflich gedacht, aber ihre Farbe ist aus demsel⸗ ben Grunde ganz verfehlt und unwirksam: wir haben hier den einför⸗ migen Anstrich mit einem vollen Grün, welches nicht einmal als Lo⸗ kalfarbe wahr ist, und, weit entfernt, der Absicht zu entsprechen, viel⸗ mehr nur einen kalten und befremdlichen Eindruck macht. So ent⸗ fernt sich denn auch die Behandlung des Laubwerks von der Natur, indem die Lockerheit der Blätter vernachlässigt worden und kleine, kompakt zu⸗ sammengeballte Massen an die Stelle geseßt sind. Die Darstellung des Laubes behält freilich für den Landschaftsmaler eine immer wiederfehrende Schwierigkeit, welche sich nie ein für allemal besiegen läßt, vielmehr stets die volle Aufmerksamkeit des Geistes erfordert, denn auch die geübteste Hand ist in beständiger Gefahr, spgleich in todte Manier zu verfallen. Desgleichen bleibt das Grün die schwerste Farbe, das wahre Kreuz des Landschaftsmalers, eine Farbe, die alle Modificationen aufnimmmt und dann wieder eigensinnig sich geltend macht, deren Wahrheit in der Totalität unendlich schwer zu treffen ist, und deren kleinste Un⸗ wahrheit nach irgend einer Seite hin sogleich erkannt, oder wenigstens gefühlt wird. Auch sind wir weit entfernt, diesen Fehler den Münch⸗ ner Bildern, bei denen er uns hier entgegentritt, besonders an urechnen; gar viele von unseren Künstlern und viele aus Düsseldorf haben auf diesen wesentlichen Theil der Landschaft noch ein angestrengtes Stu⸗ dium zu richten, das sie gewiß nicht gereuen soll. — Von besonderem Werth ist auf dem zuletzt betrachteten Bilde die Staffirung, auf welche wir noch einmal zurückzukommen gedenken. Gr. 88
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Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 8. November. Abgang Zeitdauer Abgang Zeitdauer . von Seeve von — Berlin. M.] Potsdam. (St. M.
Um 7 Uhr Morgens .. 33 [Um 8 ½ Uhr Morgens. „ 10 » “ 36 2 „ Mittags.. „ Nachmitt... 42 Nachmitt. „ Abends. 42 „ Abends ..
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rIiner Börs e. Den 9. November 1839. Imllicher Fonds- und Geld-Cours-Zettel.
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1035⁄2 s1037 ⁄ sOstpr. Pfandbr. 37 1017⁄₰ 102¹ 2 102 Pomm. do. 3⁄ 70½ 70 Kur- u. Neum. do. 3¼ 102 ¼ 101 ¾ [Schlesische do. 3³4 Neum. Schuldv. 32 1021 ⁄½ 1013 sCoup. und Zius- Berl. Stadt-Obl. 4 1031 ⁄h¼22 102 ⁄2 Sch. d. K. u. N. — Königsb. do. 4 — — Gold al marco — Elbinger do. — — Neue Dukaten — dito. do. 100¼4 — Friedrichsd'or Danz. do. in Th. 47 ⁄½ And. Westpr. Pfandbr. 3 ½ 102 zen à 5 Thl. Grossb. Pos. do- 104 ¼4 Disconto 3
St.-Sehnld-Sch.
Pr. Eugl. Obl. 30 PrämSchd. Sech. Kurmärk. Oblig. 32
102 ⁄1
215 2 18 ½ 135/⁄12
Goldmün-— 3
115⁄12 101 ¼1 2 2 I 4
Fr. Cour.
Thl. zu 30 Sgr.
Brief
101 ½
Wechsel-Cours.
Amsterdam Kurz do. 8. 8 8 . 2 Mt.
Hamburg .. Kurz 1517 ⁄1 “ . . . Mk. 2 Mt. 150 ⁄¾
3 Mt. —
2 Mt. —
2 Mt. —
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London
Wien in 20 u.. Augsburg Breslau Leipzig-. Fraukfurt a. M. Petersburg.
2 Mt. 8 Tage — 2 Mt. —
3 Woch.
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100 Rbl.
Adss „o„„ou““ Amsterdam, 5. November.
Niederl. wirkl. Schuld. 517/16. 5 % do. 99. 5 % Span. 26591. Passive 6 ¾. Ausg. Sch. —. Präm.-Sch. —. Poln. —. Oesterr. Met 103 ⅞.
Antwerpen, 4. Navember. Neue Anl. 2613/16. 3⁄₰. Frankfurt a. M., 6. November. 1“*“
Oesterr. 5 % Met. 106 1 G. 4 % 100 ⅛¼16 G. 2 ½2 % 58 Br. 8 1 % 24 FR Br. Bank-Actien 1889 G. Partial- Obl. 151 Br. Loose zu 500 Fl. 138 ½. 138 ¼2. Loogse zu 100 Fl. —. Preuss. Präm. Sch. 69 ½ G. do 4 % Anl. 102 ½ Br. Poln. Loose 68 ⁄1. 68 ⁄24. 5 % Span. Anl- 11 1. 11 1. 2 ½ % Holl. 51. 5015/16. 1
Eisenbahn-Actien. St. Germain 570 Br. Versailles rechtes Ufer 515 Br. do. linkes Ufer 300 Br. Strafsburg-Basel 310 G. Bordeaux-Teste —. Sambre-Meuse —. Leipzig-Dresden 92 ½ Br. Köln-Aachen 84 Br. Comp.-Centrale —. —
London, 2. November.
Cons. 30% 90 ⅞. Belg. —. Neue Anl. 28. Passive 6 Ausg. Sch. 12 ½. 2 ½ % Holl. 51 1. 5 % 99. 5 % Port. 331 ½ d0. 3 % 22 ½. Bras. 73 X¼. Colinb. 31 ½. Mex. 31. Peru 18 ½.
Kanz-Bill. 24 hàl. Zinsl. —. Preuss.
Linsl. 8 ⁄¼4.
Eng. Russ. —. Chili —. Paris, A. November.
5 % Rente fin cour. 111. 5. 3 % fin cour. 81. 90. 55 % Neapb au compt. 103. 5 % Span. Rente 28 ¶1. Passive 7 ¼. 3 % Port. 23.
Wien, 4. November.
5 % Met. 108 18. 4 % 100 ½. 3 % 80 ½. * 79 .
1 % —. Bank-Actien 1620. Anl. de 1834 141 ½. de 1839 1061½.
Koͤnigliche Schauspiele. Sonntag, 10. Nov. Im Opernhause: Euryanthe, große Oper in 3 Abth., mit Tanz. Musik von C. M von Weber. (Dlle. Hagedorn, vom 8ö Hoftheater zu Deßau: Eglanti ls letzte Gastrolle. He Slanfineihaufe bdee Schwestern, Lustspiel in 1 Akt, von 2. Angely. Hierauf: Vor hundert Jahren, Sittengemaͤlde
in 4 A E. Raupach. 1“ 8. “ 8 1 Im Schauspielhause: Das Kaͤthchen von Heilbronn, großes Ritterschauspiel in 5 Abth., von H. von
Kleist. “ 9 tel in 3 Abt
In P mn: Noch ist es Zeit, Schauspiel in en,
von Ng. ut. eerautf: Gasthof⸗Abenteuer, Lustspiel in 1 Aufzug.
Fnigsstaͤdtisches Theater.
1. 10. Mop. Des Adlers Horst. Romantisch⸗komi⸗
sche Oper in 3 Akten, von Karl von Holtei. Musik vom Ka⸗
ellmeister Franz Glaͤser. 8
“ J1. Nov. Zum erstenmale;: Der Minister und
der Seidenhaͤndler, oder: Die Kunst, Verschwoͤrungen zu leiten.
Lustspiel in 5 Akten, nach dem Franzoͤsischen des Eugen Seribe,
uͤbersetzt von Karl Riemann, fuͤr die Koͤnigsstaͤdtische Buͤhne ein⸗ gerichtet von A. Wolff.
Verantwortlicher Redacteur Arnold. 8 8 Feruct bei A. W. Hayn.