Auch ich, erlauben Sie mir, dies hinzuzufuͤgen, als unaufloͤslich geknüpft an die Afrikanische Armee, in deren Reihen ich unter den Befehlen zweier beruͤhmten Marschaͤlle zu marschiren die Ehre gehabt habe, bringe diese Gesundheit aus: „Dem Ruhme der Afrikanischen Armee und dem General⸗Gouverneur, Marschall Valée! — Der weithin schallende, tobende Ruf: „Es lebe der Koͤnig! Es lebe der Herzog von rleans!“ erhob sich von allen Seiten, die Artillerie⸗Salven erneuerten sich und der begeisterte Zuruf der ringsum zuschauenden Bevoͤlkerung mischte sich in das Jubelgeschrei der Soldaten. Nun trat der Aelteste von den Lieutenants, die die Expedition mitgemacht hat⸗ ten, zu dem Peinzen heran, und uͤberreichte ihm, im Namen seiner saͤmmtlichen Kameraden, im Namen der gan⸗ zen Afribanischen Armee, eine Ehrenpalme, die an den „eiser⸗ nen Thoren“ gepfluͤckt und gruͤn erhalten worden war. „Gnä⸗ diger Herr!“ zagte der Redner, „diese Palme wird Ihnen von Ihrer Division dargebracht. Am Biban von den Handen Ihrer Boldaten gepfluͤckt, Emblem aller kriegerischen Tugenden, zwei⸗ feln wir nicht, daß dieselbe Werth fuür Sie haben wird, und daß Sie dieselbe annehmen werden als ein Pfand unserer Liebe und unserer Dankbarkeit.“ — Der Herzog von Orleans wendete sich an den Marschall Valée und sagte: „Herr Marschall! Sie sind mein Chef gewesen bei der denkwuͤrdigen Gelegenheit, an die mich dieser Palmzweig erinnern soll. Das Gluͤck, welches ich bei der Annahme desselben empfinde, wuͤrde unvollstaͤndig seyn, wenn Ihre Zustimmung sich nicht der jener Tapferen bei⸗ gesellte. Ich ersuche Sie um die Erlaubniß, ihn annehmen zu duͤrfen.“ — Tief erschuͤttert und mit einem Zeichen der Einwil⸗ ligung erwiederte der Marschall: „Gnaͤdiger Herr! Die Stimme der Soldaten ist Gottes Stimme!“ Der Herzog nahm nun den ihm dargebotenen Palmzweig an, und ein neuer Ausbruch des Jubels und der Begeisterung, in den sich Fanfaren und Ar⸗ tillerie⸗Salven mischten, beendete das Fest.
Der Messager schließt einen laͤngeren Artibel uͤber die Exr⸗ pedition nach Hamza mit folgenden Worten: „Was bleibt nun aber von dieser Expedition uͤbrig? Man hat das Land gesehen, man hat eine militairische Promenade der Neugier halber unter⸗ nommen, an eine Neugier, die noch uͤberdies sehr verderblich werden konnte. Das Gluͤck Frankreichs hat indeß unsere Armee beschuͤtt, und wir haben keinen Unfall zu beklagen. Moͤchten nun aber auch unsere beruͤhmtesten Krieger sich nicht so laͤcherlich machen, uͤber militairische Abeniseuer ohne Zweck und ohne Re⸗ sultat Homerische Bullerins abzufassen. Man hat 120 Stunden Weges zuruͤckgelegt, ohne von Regen uͤberschwemmt und ohne von den Kabylen angegriffen worden zu seyn; das ist allerdings ein großes Gluͤck. Aber wir wuͤnschten, daß der Marschall Valte, der so gerechte Anspruͤche auf die Dankbarkeit des Landes hat, eine solche Expedition nicht als geeignet, den Ruhm unsecrer Waffen zu erhoͤhen, dargestellt haͤtte. Dergleichen Uebertreibungen koͤn⸗ nen Curopa Stoff zum Lachen geben. Die erwiesene Nutzlo⸗ sigkeit dieser Expedition bestaͤtigt das, was wir schon fruͤher ge⸗ sagt haben. Man muß sich vor dem verderblichen System, un⸗ sere direkte Besetzung ausdehnen zu wollen, huͤten. Die Linge⸗ bornen beherrschen zu wollen, ist ein zwar nicht unmoͤgliches Werk, aber doch ein Werk, welches nicht soviel werth ist, als es kosten wuͤrde. Man muß entweder von der Nation Hundert Millionen und hundert Tausend Mann fuͤr Afrika verlangen, oder auf die einzige vernuͤnftge Politik, auf die versoͤhnende und friedliche Politik und auf die beschräͤnktere Besetzung zuruͤckkom⸗ men. Ber
Gestern Abend wurden die Herren Thiers und Dupin von dem Koͤnige empfangen. — —
Die Fuͤrstin Paskewitsch tritt heute ihre Ruͤckreise nach War⸗ schau an. Die Fuͤrstin hat von der Koͤnigin der Franzosen ein prachtvolles Porzellan⸗Service zum Andenken erhalten.
Ein hiesiges Bkatt hatte gemeldet, daß Herr Viennet Peich nach seiner Ernennung zum Pair an die Direction des
héatre fran ais geschrieben habe, um sich der fernerweitigen Auffuͤhrung seines Lustspiels „die Eide“ zu widersetzen. Herrn Viennet hat diese Nachricht zu der nachstehenden pikanten Er⸗ wiederung Anlaß gegeben: „Sie sagen, daß ich mich beeilt haͤtte, Herrn Vedel zu schreiben, um mich der Auffuͤhrung der „Eide“ zu widersetzen, und Sie begleiten jene Anzeige mit einem sehr niedlichen Epigramm gegen jenes Lustspiel. Das Epigramm macht sehr wenig Eindruck auf mich; es fließt vielleicht aus der⸗ selben Feder, die das Stuͤck lobte, als der Verfasser aufgehoͤrt hatte, eine politische Rolle zu bekleiden. Ich will auch keineswe⸗ ges die Fortsetzung solcher witzigen Einfaͤlle verhindern; aber die Fhatsache ist falsch, und ich lehne mich dagegen auf. Es war von meiner Seite weder die Moͤglichkeit noch der Wille vorhan⸗ den, dasjenige zu thun, was man mir zur Last legt. Ich war am Freitag auf dem Lande, und 8g erst um 7 Uhr Abends nach Paris zuruͤck, ohne im geringsten zu ahnen, was der Moniteur am Morgen Chrenvolles fuͤr mich publizirt hatte. Es war mein Portier, der mich zuerst mit dem Pairs⸗Titel be⸗ gruͤßte, weil er im Laufe des Tages ein offizielles Schreiben an mich, mit diesem Titel auf der Adresse, mir zugesandt hatte, und da dieses Schreiben noch nicht zuruͤckgekommen ist, so weiß ich noch nicht einmal, welchen Minister ich diese erste Anzeige ver⸗ danke. Was meinen Willen betrifft, so war derselbe eben so we⸗ nig vorhanden und wird es nie seyn; es heißt mich beleidigen, wenn man mich faͤhig glaubt, einer politischen Chre Willen, die literarische Arbeit und Ehre abzuschwoͤren. Die Charte hat keine Unvertraͤglichkeit zwischen dem dramatischen Dichter und dem Pair von Frankreich festgestellt; haͤtte sie es gethan, so wuͤrde ich die Pairswuͤrde abgelehnt haben. Weit davon entfernt, auf die Darstellung Verzicht zu leisten, bitte ich, im Gegentheil dringender um die Wieder⸗ Kuffägeane jenes Lustspiels, um das in Seene setzen einer mei⸗ ner Tragödien und um die Pruͤfung eines neuen, fuͤnfaktigen Lustspiels. Wenn Sie einigen Kredit bei dem Direktor des Theatre francais haben, so bitte ich Sie, sich bei demselben zu meinen Gunsten zu verwenden. Die Epigramme, mit denen man mich als Deputirten verfolgt hat, sind sehr abgenutzt. Sie müuͤssen selbst wuͤnschen, daß man neuen Stoff finde, und einige neue Stuͤcke von mir wuͤrden der satyrischen Laune meiner Geg⸗ ner herrlichen Stoff darbieten. Wir koͤnnen uns daher gegensei⸗ tig einen Dienst leisten; ich meinerseits wuͤrde Ihnen sehr dank⸗ bar dafuͤr seyn, und ich bitte Sie im Voraus, die Danksagun⸗ gen anzunehmen Ihres ergebenen Dieners. (gez.) Viennet.“
Die vier ersten Baͤnde des Werkes uͤber Washington, von Herrn Guizor, werden am 20sten d. M. erscheinen. Der Titel des Werks ist folgender: „Leben, Korrespondenz und Schriften Washington's, mit einem Versuch uͤber den Unabhaͤngigkeits⸗Krieg und uͤber den Charakter Washington’'s“. Das Journal des Débats theilt heute bereits einen Auszug aus der Einleitung zur Charakteristik Washington's mit.
Der Graf von Lostanges, verantwortlicher Herausgeber der „Quotidienne“, erschien gestern vor den hiesigen Assisen, ange⸗ klagt, durch einen Artikel in seinem Blatte vom §ten d. den Her⸗ zog von Orleans beleidigt zu haben. Der Artikel betog sich auf
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die Expedition, welche von Konstantine aus unternommen wor⸗
den war, und die „Auoridienne“ erinnerte daran, daß der Her⸗ zog von Orleans waͤhrend seiner neuerlichen Reise durch die suͤd⸗ lichen Departements zu wiederholtenmalen auf das feierlichste versichert haͤtte, daß der Zweck seiner Reise nach Afrika ein durch⸗ aus friedlicher sey. Der inkriminirte Artikel schloß mit folgenden Worten: „Der Peinz uͤbt sich fruͤhzeitig in der seit einiger Zeit so beliebten Kunst, immer das Gegentheil von dem zu sagen, was man thun will, den Frieden zu versprechen, und den Krieg zu provoziren, die Freiheit im Munde und den Des⸗ potismus im Herzen zu haben; die Tugend in Mayximen ein⸗ zukleiden und sich in den Handlungen uͤber sie lustig zu machen. Der Prinz scheint in einer guten Schule erzogen worden zu seyn.” — Die „Quotidienne“ ward durch Herrn Berryer sehr geschickt vertheidigt, und nach einer kurzen Berathung von der Jury freigesprochen.
Das Commerce giebt einen Abriß der amtlichen Berichte uͤber unsere Ein⸗ und Ausfuhr im Jahre 1858 mit der von 1836 und 1837 verglichen. Im Jahre 1836 betrug die Einsfuhr 906, im Jahre 1837 nur 808, im Jahre 1838 dagegen 937 Millionen Francs; fuͤr die Ausfuhr ergaben sich in derselben Reihefolge die Zahlen: 961, 758 und 956 Millionen. Der Gesammt⸗Betrag der Ein⸗ und Ausfuhr war somit 1867 Millionen im Jahre 1836, 1566 Millionen im Jahre 1837 und 1893 Millionen Fr. im Jahre 1838. Die Zunahme im letzteren Jahre gegen 1837 be⸗ sief sich demnach auf 327, gegen 1836 auf 28 Millionen. Das Commerce betrachtet zwar diese Zunahme nicht als genuͤgend zur Verguͤtigung des Schadens, den der Handel im Jahre 1837 erlitten, meint aber, dieselbe sey dennoch sehr erfreulich in Bezug auf den speziellen Franzoͤsischen Handel, indem sie die steigende Entwickelung des einheimischen Gewerbfleißes bekunde. So wurden im Jahre 1856nurfuͤr 6 Millionen Baumwollen⸗Waaren, im Jahre 18 Taberfuͤr 88 Mill. ausgefuͤhrt; die Ausfuhr von Seiden⸗Waaren, welche ein Fuͤnftel der Franzoͤsischen Ausfuhr bildet, und 1837 auf 90 Millionen gefallen war, stieg im Jahre 1838 auf 139 Millionen. Den bedeutendsten Handel treibt Frankreich mit England und Nord⸗Amerika. Der Tonnen⸗Gehalt der fuͤr den gesammten aus⸗ waͤrtigen Handel verwendeten Schisfe betrug im Jahre 1837 2,449,000, und im Jahre 2,705,600; 40 pCt. kommen davon auf Franzoͤsische Schiffe. Das genannte Blatt sagt schließlich: „Der Handel gewann 1838 einen Theil der Thaͤtig⸗ keit wieder, die er 1837 durch die Krisis in den Vereinigten Staaten und andere Ereignisse verlor; aber leider dauerte diese Thaͤtigkeit 1839 nicht fort, und die Verminderung der Zoll⸗Ein⸗ nahmen bereitet uns auf die Wirkungen einer neuen Reaction vor.“ — Der Constitutionnel, welcher den erwaͤhnten amtli⸗ chen Bericht ebenfalls im Auszuge enthaͤlt, besorgt, daß die neue Finanz⸗Krise in Nord⸗Amerika auf die Franzoͤsischen Fabrikstaͤdte uͤbel einwirken werde, und klagt dann besonders, daß die Einfuhr von Hanf⸗ und Flachsgarn aus England jaͤhrlich in einem Grade zunehme, welcher der National⸗Industrie in diesen Zweige mit voͤlliger Vernichtung bedrohe. Diese Einfuhr habe, 1838 gegen 1837 verglichen, um 486 „Ct., gegen 1836 um 70 pCt. und gegen die Durchschnitts⸗Einfuhr von 1826 bis 1836 sogar um 136 pCt. zugenommen. „Wir fragen“, fuͤgt das erwaͤhnte Blatt hinzu, „solchen Thatsachen gegenuͤber, worauf denn die Minister noch warten, um ihr den Kammern gegebenes Verspre⸗ chen, die industriellen Verhoͤltnisse zwischen unserem und dem Linnen⸗Verkehr unserer Nebenbuhler minder ungleich zu machen, endlich zu erfuͤllen? Was Herr Passy auch sagen mag, so ist doch die Ausfuhr des rohen Flachses fuͤr eine Million mehr als 1837 keine Entschaͤdigung fuͤr den Schaden, den die Fran⸗ zoͤfssche Industrie erleidet, welche durch unsere eigenen Erzeugnisse eschaͤftigt werden sollte. Den Englischen Fabriken das rohe Material zu senden, welches diese dann vergrbeitet an uns, die wir es erzeugen, zuruͤckschicken, dies ist ein Verhaͤltniß, das Eng⸗ land wohl Nationen aufbuͤrden darf, die noch in der Kindheit sind; gewiß aber werden die Minister große Muͤhe haben, die Nation zu uͤberreden, daß dies ein vortheilhaftes Verhaͤltniß sey.
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1808
Großbritanien und Irland.
London, 13. Nov. Ein konservatives⸗ Mitglied der Lon⸗ doner Gemeinde⸗Corporation fuͤhlt sich verpflichtet, in den oͤffentlichen Blaͤrtern gegen die Behauptung zu protestiren, daß auch Mitglieder dieser Corporation in die Reußerungen des Miß⸗ fallens eingestimmt haͤtten, die bei dem Lord⸗Mayors⸗Schmause gegen die Minister laut geworden. „So sehr wir auch“, sagt dieser staͤdtische Beamte, „das politische Verfahren Lord Mel⸗ bourne’'s und seiner Kollegen mißbilligen moͤgen, so mußten wir doch bedenken, und wir thaten es auch, daß es sich bei jener Ge⸗ legenheit mit unsern gastfreundschaftlichen Pflichten gegen unsere Gaͤste nicht vertrug, unsere Gesinnungen auf andere Weise auszu⸗ druͤcken, als dadurch, daß wir in den Beifall der Anders⸗ denkenden nicht einstimmten.“
Der Herzog von Wellington muß seit einigen Tagen, einer starken Erkaltung wegen, das Zimmer huͤten.
Seit einiger Zeit ist das Silber, sowohl in Barren wie als Muͤnze, am hiesigen Geldmarkte so selten geworden, daß es fuͤr diejenigen, die dessen zur Ausfuhr beduͤrfen, schwer haͤlt, sich auch die kleinsten Summen darin zu verschaffen. Man glaubt, daß in diesem Augenblick kaum tausend Pfund in Silber aufzubrin⸗ gen seyn duͤrften, ohne ein so bedeutendes Agio, daß den Ver⸗ sendern nicht der geringste Gewinn bleiben wuͤrde. Nur in der Bank befindet sich noch einiges Silber; dies wird aber von ihr vermuthlich bis auf die letzte Unze zu Rimessen nach Paris und Hamburg gebraucht werden. Da indeß Gold die gesetzliche Lan⸗ des⸗Valuta in England ist, so macht sich jener Mangel nicht sehr fuͤhlbar.
Die Schatzkammerscheine find in der letzten Zeit etwas ge⸗ stiegen, weil das Geruͤcht geht, die Regierung wolle den Zins derselben von 1 ¾ auf 2 Pee. tͤglich erhoͤhen, was, bei einem Diskonto von 8 Sh., dem letzten Markipreise dieses Papiers, einen jaͤhrlichen Zins von unhefahn 3 Pfd. 10 Pee. geben wuͤrde, während die Consols, bei dem Ceurse von 90 ½, nur 2 Pfd. 18 Sh. jaͤhrlichen Zins bringen. Der jetzige niedrige Stand der unfundirten Schuld macht es wahrscheinlich, daß der Kanzler der Schatzkammer irgend etwas zu thun geneigt seyn duͤufte, um den Werth derselben zu heben, weil die Regierung, bei einem Defizit in der Staats⸗Einnahme, nicht wuͤnschen kann, daß noch obenein die Zoͤlle in Schatzkammerscheinen entrichtet werden.
Das alte und achtbare Fabrik⸗Haus Walter und Sohn in Glasgow hat in der vorigen Woche seine Zahlungen eingestellt; seine Passiva sollen sich auf 60,000 Pfd. belaufen.
Die Hperaionen an dem Wrack des „Royal George“ auf der Rhede von Spithead sind fuͤr den Winter eingestellt, nach⸗ dem die Taucher in den letzten vierzehn Tagen noch viele Ton⸗ nen voll mancherlei Truͤmmer, so wie einen eisernen Zweiund⸗ dreißigpfuͤnder, zu Tage gefoͤrdert.
Der Ober⸗Arzt der Britischen Seemacht, Sir W. Burnett,
hat eine Aufloͤsung bereitet, mittelst welcher Taue und Segel
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laͤndische Kommissarien betrieben die Nachforschungen,
gegen Faͤulniß gesichert werden koͤnnen, und man macht ter seiner Aufsicht in Portsmouth Versuche, einen guͤnstigen Erfolg verspricht.
Nach der neuesten Volkszaͤhlung hat Vandiemensland eine Gesammt⸗Bevoͤlkerung von 41,542 Individuen. Davon sind 18,778 Straͤflinge, naͤmlich 16,129 maͤnnliche und 2189 weib⸗ liche, und 23,244 freie Ansiedler; in religioͤser Hinsicht theilt sich die Bevoͤlkerung der Ansiedler in 16,694 Anhaͤnger der bischsfli⸗ chen Kirche, 2551 Presbyterianer, 2288 Katholiken, 1389 Me⸗ thodisten, 175 Baptisten, 635 Independen en, 80 Quzker und 132 Juden.
Ueber die neuesten aus Montevideo eingegangenen Nach⸗ richten bemerkt der Standard: „Wie verlautet, hatte die In vasions⸗Armee, die mit Rosas verbuͤndet ist, unter dem Kom⸗ mando des General Lavallego, ihren Uebergang uͤber den Ric⸗ Negro bewerkstelligt und war in vollem Anmarsch auf das Cen⸗ trum der Provinz Montevideo. Diesen Angriffen Widerstand zu leisten, ist Rivera sehr wenig vorbereitet. Er hat zwar die Na⸗
jetzt u von denen man sas
tional⸗Garde gemustert, aber der Zustand der ganzen einheimischen
die er zu gebieten vermag, ist so jaͤmmerlich, daß er und seine hinterlistigen Rathgeber, die Franzo en, beschlof⸗ sen haben, im Fall des Anruͤckens des Feindes gegen die Stadt, die Garnison mit Franzoͤsischen Truppen zu bemannen. Sollte
Streitkraͤfte, uͤber
es Lavallego's Armee gelingen, die Franzosen zuruͤckzuschlagen, so ist man uͤbereingekommen,
daß die belagerte Partei sogleich die Stadt raͤumen soll, worauf man eine strenge Blokirung des Ha⸗ fens anordnen will. Die Franzoͤsischen Agenten zu Mon⸗ tevideo haben Instructionen von Europa erhalten, die vom 20. Juni datirt sind, und worin ihnen angezeigt wird, daß die Invasions⸗Macht verstaͤrkt werden solle. Die Freltzgsen behaup⸗ ten mit Zuversicht, daß diese Expedition stark genug seyn werde, um Rosas zur Einwilligung in die Bedingungen des Ultimatums zu bewegen. Die Englaͤnder dagegen sehen mit Betruͤbniß vor⸗ aus, daß die Blokade zu ihrer Plage wohl noch viele Monate fortdauern koͤnne. Aller Verkehr zwischen Montevideo und Bue⸗ nos⸗Ayres ist aufs strengste untersagt, damit der Armee von Entre⸗ Rios keine Nachrichten zukommen sollen. Von den unheilvollen Folgen, welche die Blokade fuͤr den Handelsstand Großbritaniens hat, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man hoͤrt, daß in diesem Augenblick 220 Ladungen in Montevideo umkommen, weil kein Englisches Schiff den Transport derselben zu uͤberneh⸗ men wagt. Ein Franzoͤsisches Schiff feuerte neulich auf eines unserer Paketboͤte und verwundete einen Soldaten; der Britische Konsul hielt es aber unter seiner gefaͤlligen Wuͤrde, von dem Vor⸗ fall Notiz zu nehmen.“
Belgien.
Bruͤssel, 5. Nov. In ihrer gestrigen Sitzung beschaͤftigte sich die Repraͤsentanten-⸗Kammer mit der Verification der Voll⸗ machten. Die Wahl des Herrn Constant d' Hoffschmidt in Ba⸗ stogne, gegen welche von vielen Seiten Protestationen eingelaufen waren, ward zur Berathung auf den folgenden Tag verschoben. Die Kammer nahm demnaͤchst im Widerspruche mit ihrer Tages vorher getroffenen Entscheidung den Vorschlag an, uͤber die fer⸗ nere Guͤltigkeit der Mandate solcher Deputirten zu berathen, die fruͤher in den abgetretenen Gebietstheilen gewaͤhlt worden.
Aus dem Vortrage des Finanz⸗Ministers uͤber das Budget heben die hiesigen Blaͤtter noch Folgendes hervor: „Die oͤffent⸗ liche Schuld so wie sie konstituirt ist, kann, nach Verhaͤltniß des Reichthums und der Bevoͤlkerung des Landes, als eine der ge⸗ ringsten aller Staaten Europa's betrachtet werden; die Regierung hat indeß das Mittel gesucht, sie durch die Creirung und An⸗ wendung eines guten Amortisations⸗Systems noch mehr zu vermin⸗ dern. Das Kapitel des Ministeriums der auswaͤrtigen Angelegenhei⸗ ten bietet gegen das Budget vom letzten Jahre eine Vermin⸗ derung von 81,000 Frs. dar, obgleich das Gehalt des Mi⸗ nisters, so wie das mehrerer neuen politischen Agenten darin aufgefuͤhrt ist. Das Kapitel in Betreff des Ministeriums des Innern ist um 328,900 Frs. erhoͤhet. Diese Erhoͤhung wird durch die Nothwendigkeit gerechtfertigt, die Fonds zur Aufmunterung fuͤr den Ackerbau iund andere Gegenstaͤnde zu vermehren. Das Kapitel in Betreff des Ministeriums der oͤffentlichen Arbeiten betrug fuͤr das letzte Jahr 8,131,145 Fr.; in Folge der Bewilligung verschiedener Ergaͤnzungs⸗ Kredite ist es auf 10,782,947 Fr. 47 Cent. gebracht worden. Das Budget dieses Jahres bietet gegen das urspruͤngliche Budget des letzten Jahres eine Erhoͤhung von 237,620 Fr. 80 C. dar. Das Ma⸗ rine⸗Budget fuͤr 1839 bietet eine Erhoͤhung von 263,575 Fr. dar, wovon man die im letzten Jahre fuͤr das Lootsenwesen be⸗ willigte Summe von 174,000 Fr. abziehen muß. Das auf 32,798,000 Fr. festgestellte Budget des Kriegs⸗Departements ist gegen das des laufenden Jahres um 16,608,498 Fr. vermindert. Das Ministerium hofft, daß eine neue Ersparung von 500,000 Fr. bei diesem Departement moͤglich seyn werde. Das Budget des Finanz⸗Ministeriums endlich bietet gegen das letzte Jahr eine Er⸗ hoͤhung von 174,752 Fr. dar, die durch die Bildung eines Liquidations⸗ Buͤreaus im Secretariat dieses Departements noͤthig geworden ist. — Die schwebende Schuld ist, in Wahrheit, augenblicklich in Folge der der Banque de Belgique bewilligten Darleihe um 4 Millio⸗ nen staͤrker; aber die Ruͤckzahlungs⸗Termine sind stipulirt worden, und wir haben um so mehr Grund zu glauben, daß dieses Eta⸗ blissement seinen Verpflichtungen Genuͤge zu leisten wissen wird, beren allmaͤlige Erfuͤllung diesen Theil der schwebenden Schuld tilgen wird, als aus dem Bericht der Regierungs⸗Kommissare sich ergiebt, daß am 1. November d. J. die Bank, vermittelst ihrer Aktiven und der Darleihe von 4 Millionen alle ihre Glaͤubiger saldirt, ihre faͤlligen Schulden geloͤscht und ihre in Umlauf befind⸗ lichen Billets, das Ganze bis zum Belauf von mehr als 17 Mil⸗ lionen zuruͤckgezahlt hat. Was die zahlreichen Schuldforderungen betrifft, welche die Bank zu Lasten der unter ihr Patronat gestell⸗ ten industriellen Gesellschaften besitzt, so ist es ihr gelungen, die⸗ selben liquid zu machen durch die Kreirung von hypothekarischen Zetteln, die bestimmt sind, von neuem die Kapitalien zu mobilisiren, die sie diesen Gesellschaften vorgeschossen hatte, und die ihr ge⸗ statten werden, naͤchstens das Diskonto⸗Geschaͤft, das sie schon wieder begonnen hat, und ihre uͤbrigen dem kleinen und mittle⸗ ren Handel so guͤnstigen Operationen auszudehnen. Der Art. 3 des Gesetzes vom 1. Januar 1839 hat die Regtexung ermaͤchtigt, die Bedingungen der Anleihe, welche dieses Gesetz gestattete, festzustellen; sie sind durch die Regierung in Gemaͤßheit des vor⸗ laͤusig zwischen dem Ministerium und den Kommissionen der ge⸗ setzgebenden Kammern uͤbereingekommenen Programms festgestellt worden. Der Ablauf der Frist und die jetzige Lage der Bank gestatten, daß diese Bedingungen im Interesse des Handels und des oͤffentlichen Kredits modifizirt werden.“
Das Grabmal des Grafen von Horne, den Philipp II. am 5. Juni 1568 in Bruͤssel enthaupten ließ, ist kuͤrzlich in der Mar⸗ tins⸗Kirche zu Weert im Limburgischen auf. sfunden worden
/ Wilhelm's von
heißt, der Koͤnig der Niederlande dem Freunde
Oranien ein Denkmal setzen will. Man fand den Schaͤdel auf die Brust des Skeletts gelegt und zur Linken derselben eine her⸗ metisch verschlossene Urne, von deren Inschrift nur noch die Worte u lesen waren: „Heer en Grave van Horne. 26. Juni 1568.“
In der Urne fand sich das Herz noch unversehrt und in seiner Urspruͤnglichen Gestalt, doch bei der Beruͤhrung in Staub zerfal⸗ lend. Protokoll
Cinstweilen ist das Grab wieder verschlossen und nur ein über den Befund aufgenommen worden.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 25. Okt. Ein Korrespondent der Leipz. Allg. Ztg. theilt Folgendes uͤber die Zusammensetzung des Schwedi⸗ schen Reichstages mit: Die Repraͤsentation Schwedens besteht, der Verfassung gemaͤß, aus vier verschiedenen Staͤnden: 1) dem Adelstande, von dessen Familien jede eine Stimme hat, die auch durch Vollmacht auf einen anderen Adeligen uͤbertragen werden kann; und demzufolge dieser Stand gewoͤhnlich von 4 — 500 Mitgliedern aus der Gesammtzahl der 1200 existirenden Familien repraͤsentirt wird; 2) der Priesterschaft, welche durch Wahl aus allen Pfarreien im ganzen Lande 50 — 60 Mitglieder sendet, außer den Bischoͤfen, die immer stimmberechtigt sind; zwei Be⸗ vollmaͤchtigten aus jeder der beiden Universitaͤten und einem von der Akademie der Wissenschaften; 3) aus den Buͤrgern der Staͤdte und den Eigenthuͤmern der Eisenwerke, welche zusammen etwa 50 Bevollmaͤchtigte haben, und 4) aus dem Bauernstand, ungefaͤhr 100 Mitglieder, eines aus jedem Haͤrad (eine Art Territorial⸗Ver⸗ theilung), durch Wahlmaͤnner gewaͤhlt. Diese vier Staͤnde ha⸗ ben aber keinen gemeinschaftlichen Sitzungssaal, sondern uͤberlegen und fassen ihre Beschluͤsse in vier verschiedenen Zimmern, nach⸗ dem die entweder durch Koͤnigliche Proposition oder einzelne Mo⸗ tionen gemachten Vorschlaͤge zuerst den verschiedenen Ausschuͤssen von allen Reichsstaͤnden zugesendet und von ihnen begutachtet worden sind. Nur wenn drei und in gewissen Fragen alle vier Staͤnde einig sind, werden die Beschluͤsse als von den Reichs⸗ staͤnden gebilligt angesehen. Dies macht den Mechanismus der Arbeit ungemein schwer und langsam, und bietet außerdem durch die Spaltung zwischen den Interessen der verschiedenen, ost aber in sich selbst sehr konzentrirten Corporationen viele Bloͤßen dar.
Von den vorigen Stönden wurde der Regierung ein Vor⸗ schlag eingereicht, die allgemeine Einrichtnng von Volksschulen betreffend. Saͤmmtliche Bischoͤfe und Konsistorien erhielten Be⸗ fehle, sich hieruͤber zu aͤußern, und der als Dichter ausgezeichnete Bischof Tegnér, gab mit seinem Konsistorium zugleich ein Gut⸗ achten ab, wovon folgende Stellen citirt werden: „Das Konsisto⸗ rium glaubt, daß die Bildung der arbeitenden Klassen wesentlich religioͤs seyn muß. Eine jede andere Kenntniß wird nicht allein als entbehrlich, sondern oft als mehr schaͤdlich angesehen. Halbe Bildung macht den Bauer zum Zeitungsleser, Bauern⸗Advokaten ꝛc., das Schlimamste, was ein Bauer werden kann. Bei den Reichsta⸗ gen, die, wenn sie auch keinen politischen, so doch einen großen poͤdagogischen Mißgriff (erreur) bilden, wirft vom Anfang an diese Halb⸗ bildung den Bauer in die Reihe der Frondeurs und der Miß⸗ vergnuͤgten. Es ist traurig, zu sehen, wie dieser Wechsel-Unter⸗ richt dieser Reichstage den Schwedischen Bauer veraͤndert hat, der in besseren Tagen, in den Tagen seines Ruhms, es als seine Bestimmung und Ehre ansah, Gott und den Koͤnig zu lie⸗ ben und zu ehren. Das Abendblatt ist seine Bibel, und Politi⸗ siren seine liebste Beschaͤftigung. Fuͤr sein eigenes Fach hat er jede Lust verloren, und geht er zu demselben zuruͤck, so geschieht es, um uͤber dessen druͤckende Lasten zu deklamiren. Von den Rechten der Menschen, von constitutioneller Freiheit, von dem gehoͤrigen Gleichgewichte der Sraats⸗Maͤchte hat er allerhand eit⸗ les Geschwaͤtz aus den Zeitungen und von den Zeitungs⸗Schreibern auf⸗ geschnappt, welche seine von ihm ernaͤhrten Patrone sind. Keine Seuche ist so ansteckend wie die demokratische, und die Zuhausegebliebe⸗ nen lauschen mit Wohlgefallen den freigesinnten Declamationen des Hochaufgeklaͤrten. So wird nach und nach der Stand de⸗ moralisirt, welcher den Kern des Landes ausmachen sollte. Die ganze arbeitende Klasse jetzt zu solchen constitutionellen reichs⸗ maͤnnischen Gegenstaͤnden zu erziehen und zu bilden durch neue und erweiterte Volksschulen, scheint die Meinung mit den sonder⸗ baren Anspruͤchen auf Volksschulen zu seyn, welche die Gruͤnder des jungen Schwedens uͤberall machen. Das Konsistorium be⸗ dauert jede Gesellschaft, deren Mitglieder von Jugend auf in sol⸗ chem Geist erzogen werden und die Mittel haben, ihn zu behaupten.“
Deuksch la n d.
Augsburg, 15. Nov. Der Erzherzog Maximilian von Oesterreich und der von Modena sind in Augsburg ange⸗ kommen. Ihre Koͤnigl. Hoheiten, welche heute heer verweilen, um unsere Merkwuͤrdigkeiten in Augenschein zu nehmen, kommen von Schloß Steppberg bei Neuburg vom Besuche bei deren Ver⸗ wandten, der verwittweten Kurfuͤrstin Leopoldine von Bayern und der Graͤflich Arcoschen Famille.
— — Frankfurt a. M., 16. Nov. Privatbriefe aus Bruͤssel sprechen die Hoffnung aus, daß die Kammern die ministerielle Beleuchtung der finanziellen Verhaͤltnisse Belgiens, in Hinblick auf die augenblicklichen außerordentlichen Umstaͤnde, nicht unguͤn⸗ stig aufnehmen werden. Dem baldigen Arrangement der noch unerledigten Differenzen zwischen Belgien und Holland sieht man auch entgegen. Koͤnig Leopold wird bis Ende der naͤchsten Woche in Bruͤssel zuruͤck seyn. Es wird wenigstens aus Wiesbaden ge⸗ schrieben, Se. Majestaͤt werde am naͤchsten Mittwoch oder Don⸗ nerstag die Ruͤckreise nach Belgien antreten. Der Koͤnig hat bis jetzt unsere Stadt nicht besucht, denn das Geruͤcht, derselbe sey neulich hier gewesen, ist ungegruͤndet. Von der Ankunft des Herzogs von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha in Wiesbaden hat man noch nichts vernommen. Der Herzogl. Nassauische Hof wird noch vor Ablauf dieses Monats die Winter⸗Residenz in Wies⸗ baden nehmen. In den letzten Tagen war die Rede davon, daß die Frau Herzogin ihren Wittwensitz in dem sogenannten Schloͤß⸗ chen in Wiesbaden nehmen werde. r.
Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen ist, nach Mittheilungen aus Mannheim, gestern dasenes eingetroffen.
Ein schon seit einiger Zeit verbreitetes Geruͤcht findet es nicht unwahrscheinlich, daß der Bundes⸗Praͤsidial⸗Gesandte, Herr Graf von Muͤnch⸗Bellinghausen, seinen hiesigen Posten mit einem neuen in Wien vertauschen werde. 8
Unsere am vorigen Sonntag eroͤffnete Gewerbe⸗Ausstellung wird bereits am naͤchsten Dienstag geschlossen. Die diesmalige Ausstellung hat insofern die Erwartung getaͤuscht, weil man eine groͤßere Theinahme unseres Gewerbstandes an der Ausstellung erwartete. So aber ist sie in der Zahl der Gegenstaͤnde etwas duͤrftig ausgefallen. Gleichwohl hat sie schoͤne Beweise des Fort⸗ schrittes unserer Industrie aufzuweisen. Die Verloosung einer Tazuht 88 Gegenstaͤnden der Ausstellung findet in der naͤchsten
oche statt. 3A.
Dem Vernehmen nach, ist die Großherzogl. Badische Ober⸗ Post⸗Behoͤrde auch der Einfuͤhrung 24sitziger Eilwagen und we⸗
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Der Boͤrsenhandel hat in den letzteren Tagen wieder eine groͤßere Lebhaftigkeit bei steigender Tendenz der Fonds angenom⸗ men. Namentlich waren es die Oesterreichischen Effekten, mit welchen sich die Speculation beschaͤftigte. Heute wurde indessen wenig darin gethan, eines brieflich von Wien gemeldeten unguͤn⸗ stigen Geruͤchtes wegen, dessen Bestaͤtigung hossentlich nicht ein⸗ tritt. Die Amsterdamer Boͤrse wirkt durch ihre gedruͤckte Stim⸗ mung natuͤrlich nicht guͤnstig auf den hiesigen Markt. Man er⸗ wartet indessen ein Steigen der Hollaͤndischen Fonds zu Amster⸗ dam, sobald sich der Geldstand daselbst bessert. Hier ist zwar das Diskonto auch wieder etwas gestiegen, allein die Gewißheit des baldigen Eintreffens starker Baarsummen macht doch das Geld weniger rar. Noch haben wir zu bemerken, daß die Tau⸗ nus⸗Eisenbahn⸗Actien seit vorgestern wieder im Steigen begriffen sind, und zwar in Folge einiger der Unternehmung guͤnstigen “ . 8
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Oesterreich. Preßburg, 1. Nov. (A. Z.) Der Reichstag geht einen raschen, loͤblichen Gang. Se. Majestaͤt der Koͤnig hat den bei⸗ den Tafeln angezeigt, er werde nicht anstehen, die uncien an ihn in der Landessprache verfaßt entgegenzunehmen, falls die Ta⸗ feln auf dem Wege der Repraͤsentation darum ansuchen. Die Magnaten⸗Tafel hat vor einigen Tagen den 5ten Urbarial⸗Arti⸗ kel (das volle Eigenthumsrecht des Bauern betreffend) mit ge⸗ ringen Aenderungen angenommen; ferner beschlossen, ein gedruck⸗ tes Tagebuch uͤber ihre Verhandlungen zu fuͤhren, was bei die⸗ ser Tafel fruͤher bekanntlich nicht der Fall war. Die Staͤnde ' V
haben vor kurzem die Religions⸗Beschwerden in liberalem Sinn verhandelt (unter ihnen auch die Frage uͤber gemischte Ehen). Gegenwaͤrtig beschaͤftigen sie sich mit der Verbesserung der Exe⸗ cutional⸗Gesetze in Schulden⸗Prozessen; ein Ausschuß ist ernannt ur Durchsicht der auf Wechselrecht bezuͤglichen Vorarbeiten der frgheges Kommission; dieser Ausschuß wird in einigen Wochen referiren, und man erwartet das Wechselrecht bald eingefuͤhrt zu sehen. Naͤchstens werden auch die Debatten uͤber eine zu crrich⸗ tende National⸗Bank beginnen. 8 1616“
Schweiz.
Zuͤrich, 12. Nov. Dem Professor Schoͤnlein ist von ei⸗ ner Anzahl hiesiger Buͤrger, an deren Spitze die beiden Buͤrger⸗ meister stehen, eine goldene Medaille, ein Werk des beruͤhmten Genfer Meisters Bovy, uͤberreicht worden. Die eine Seite zeigt Schoͤnlein's Bild, die andere träͤgt die Inschrift: Dem Johann Lukas Schoͤnlein, Aezt⸗ zum Gedenkzeichen seiner Verdienste, die Buͤrger Zuͤrichs, 1839.
Aus der Schweiz, 9. Nov. (Schwaͤb. Merk.) Ein nicht unwesentliches Merkmal der jetzt herrschenden Aufregung ist unstreitig der Fremdenhaß. In den Umwaͤlzungen, die das Jahr 1830 herbeifuͤhrte, in den tiefgreifenden Veraͤnderungen des Staatslebens, die im Gefolge desselben kamen, lag unter Ande⸗ rem auch der Gedanke, daß die Schweiz hinter dem uͤbrigen Europa merklich zuruͤck sey, lag der Wunsch, das Versaͤumte nachzuholen, großentheils durch hergezogene Fremde. Bekannt⸗ lich sind aber Voͤlker ungeduldige Patienten, zumal, wenn der Arzt so derb zufaͤhrt, und die Arznei dem Geschmack, wie er bis⸗ her galt, vollkommen zuwider laͤuft: es braucht zwar einige Zeit, bis ein solcher Patient zum Bewußtseyn kommt, wo ihn der Schuh eigentlich druͤcke, dann aber ist fuͤr die Aerzte keine Ret⸗ tung mehr, der Pfuscher muß mit dem Aeskulap das Land raͤu⸗ men und die fruͤhere Lebensweise wird wieder vorgenommen. In diesem retograden Prozeß ist die Schweiz gegenwaͤrtig begriffen. Zwar darf man nicht zweifeln, daß die Kur doch ihre Spuren zuruͤcklasse und mit der Zeit besser gewuͤrdigt werde, als im Au⸗ genblick ihrer laͤstigen Anwesenheit, indessen hat es bis dahin noch Zeit, und einstweilen ist der Unwille uͤber die vielen Fremden, welche die behagliche neutrale Ruhe stoͤren, an der Tagesordnung; aller Orten figurirt in den Petitionen, womit gegen die be⸗ draͤngten Regierungen Sturm gelaufen wird, auch das Fremden⸗ wesen. Eine Probe davon liefert der St. Gallische „Wahrheits⸗ freund“, dessen rohe Schimpf⸗Manier freilich sprichwoͤrtlich ist, in einem Schreiben aus Luzern: „Unsere Regierung hat end⸗ lich den beruͤchtigten Fischer, Professor der Theologie, auf Ver⸗ langen des hochwuͤrdigen Bischofs von Basel, seiner Stelle ent⸗ setzt. So ist also, nachdem Zuͤrich mit Strauß den Anfang ge⸗ macht, St. Gallen mit Borberg nachgefolgt, nun auch in Luzern einem Deutschthuͤmler der Stand weiters gegeben. Andere Kan⸗ tone duͤrften baldigst die Schmarotzer⸗Auswuͤchse, die sich in un⸗ serem Vaterlande eingenistet, ebenfalls wieder uͤber den Rhein zuruͤcksenden.“ Die Nachricht von Professor Fischer’s Absetzung ist zwar irrig, das thut jedoch nichts zur Sache, um so mehr, da die Mehrheit der Luterner Regierung doch nicht so ganz abgeneigt scheint, dem Bischofe oder vielmehr der Coterie, die ihn gegen Fischer braucht, dieses Opfer zu brin⸗ gen und sich dadurch mit denen gut zu stellen, gegen deren Wag⸗ schale sich das Zuͤnglein des politischen Uebergewichts zu neigen beginnt. Wohin es nach solchen Vorgaͤngen mit den Lehr⸗An⸗ stalten der Schweiz kommen muß, ist leicht vorauszusehen; wer entschloͤsse sich nicht lieber zum Handels⸗ und Fabrikwesen, als zum Lehrstand, wenn alle politischen Schwankungen die aͤußere Stellung bedrohen? Die Zuͤricher Hochschule liefert dazu einen sehr sprechenden Beleg: seit langem gleicht sie einem Zweige, der durch die Froͤste des Herbstes die Kraft verloren hat, seinen Blaͤtterschmuck, Lehrer und Schuler, festzuhalten, so daß bei fe⸗ dem guͤnstigen Anlaß Einzelne, und natuͤrlich die Besten nicht zu⸗ letzt, davon fliegen. Da sfelbe gilt aber uͤberhaupt vom Staats⸗ dienst, denn je mehr das Revolutioniren in Gang kommt, desto wuͤnschenswerther wird es, das Personal der Angestellten moͤg⸗ lichst schnell veraͤndern zu koͤnnen, desto oͤfter muß man das Volk durch Steuer⸗Verminderung zufrieden stellen, desto seltener aber erklaͤren sich auch Leute, die anderswo Aussichten haben, zum Staatsdienst bereit, wofern nicht ein Partei⸗Interesse sie leitet, was freilich zur Wohlfahrt des Staates nicht beitraͤgt.
12 1 Spanien.
Mladrid, 7. Nov. Das Ministerium ist noch nicht voll⸗ äͤhlig und es scheint dies schwieriger als jemals. Herr von Toreno, der hier angekommen ist, wird vielleicht dazu beitragen, das Ende der Krisis herbeizufuͤhren. Uebrigens gewinnt das seit einigen Tagen verbreitete Geruͤcht, daß der Marquis von Mira⸗ flores zum Conseils⸗Praͤsidenten und Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten ernannt werden solle, immer mehr Glauben. Gestern wollte man wissen, daß ein aus Teruel angekommener Courier die entscheidende Antwort des Herzogs von Vitoria uͤber⸗ bracht habe, es ergiebt sich jedoch, daß derselbe in jenen Depe⸗ schen nur Lebensmittel und Geld verlangt hat.
Das Eco del Aragon meldet aus Daroca vom 7. No⸗ vember: „Gestern bei Tagesanbruch erschienen zwei bis drei Karlistische Bataillone und 200 Kavalleristen vor dem Flecken
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sentlich er Herabsetzung der Personen⸗Tayxe eigetreten
2 8 2 4 77 Barachina. as Bataillon des Regiments „Porto * 8 28 88 8— LIöe“
und weist auf das
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Detaschement von Campillo, die sich in Barachina befanden wurden im Schlafe uͤberfallen, sammelten sich jedoch sogleich, griffen die uͤberlegenen Anzahl ungeachtet, den Straßen getodtet und 3 Ofstziere und 16 Soldaten, die sich in die Kirche gefluͤchtet hatten, gefangen genommen wurden.
Die Karlisten haben sich nach Segura hin zuruͤckgezogen. Das
Detaschement von Campillo ist nach Calamocho marschirt, oahne
Feinde mit dem Bayonet an und warfen sie, ihrer uruͤck, wobei vieie Karlisten in
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der sich des Finanz⸗Ministers annimmt, spricht mit Abscheu von der Erklaͤrung des Kongresses, daß ohne Bewilligung der Cortes keine Steuern bezahlt werden sollten, sinnreiche Auskunftsmittet hin, das die Mi⸗ nister gefunden haben, indem sie von der im Jahre 1838 bewil ligten Anleihe von 500 Millionen Realen Gebrauch machen woll⸗ Dies sind die sinnlosen Argumente und laäppischen Waffen, eren sich diese Partei bedient, um die Macht in Händen zu bve⸗ halten und den Charakter ihrer Gegner anzuschwaͤrzen. Das „Eco del- Comercio“, das einzige unabhaͤngige Journal, welches jetzt in Madrid cristirt, hat, mit einer Menge Thatsachen in der einen und der Constitution in der anderen Hand, sehr leichtes Spiel bei der Beantwortung jener Ausfaͤlle. Aus der heutigen Nummer dieses Blattes ersehe ich, daß ein Hausbesitzer in Ma⸗ drid sich bereits geweigert hat, die Abgaben zu bezahlen, und werden gewiß bald Andere seinem Beispiele folgen.“ ne — Der Morning Chronicle wird von ihrem Madrider Korrespondenten unterm 4. November geschrieben: „Waͤhrend der Suspension der Sitzungen des Kongresses sind die Debatten uͤber den Zustand der Angelegenheiten in die Zeitungen uͤberge⸗ gangen. Die Blaͤtter der Regierung, deren es bei der Liberali⸗ taͤt des Schatzes eine große Anzahl giebt, nehmen zur Basis der Angriffe auf ihre Gegner die nachtheiligen Foigen, welche das Benehmen der Deputirten⸗Kammer fuͤr die Pazifizirung des Lan⸗ des, die Verzoͤgerung der militairischen Operationen und die Er⸗ neuerung der Empoͤrung haben muͤsse. Der „Mensagero“, wel⸗ cher fuͤr die Vertheidigung des Kriegs⸗Ministeriums bezahlt wird, versichert mit dem groͤßten Ernste, daß die heftigen De⸗ batten in der Kammer wirklich die Kriegs⸗Operationen in Aragonien verzoͤgert haͤtten. Wie dies moͤglich gewesen, sagt der „Mensagero“ natuͤrlich nicht. Der „Piloto“, eine Art von Anhang des auswaͤrtigen Ministeriums, laͤßt keine Gelogenheit vorbeigehen, um zu beweisen, daß durch das Ausscheiden des jetzigen Ministeriums die auswaͤrtigen Verhaͤltnisse Spaniens, namentlich in Paris, diesem Mekka, wohin die Moderados stets ihre Augen wenden, wenn sie in Noth sind, außerordentlich lei⸗ den wuͤrden. Der „Correo“, welcher dag Spionir⸗Amt fuͤr das
ein Hinderniß zu finden. Der „Castellano“,
Ministerium des Innern uͤbernimmt, laͤßt sich besonders ausfuͤhrlich uͤber die Verschwoͤrungen und revolutionairen Vorgaͤnge inden Provin⸗ zen aus. Eine Arbeits⸗Einstellung der Handwerker in Granada, die vor der Suspendirung der Cortes, und noch ehe diese Maßregel beschlossen worden, stattfand, wird als ein sicherer Beweis von der Existenz eines Planes zu einer neuen Revolution bezeichnet. So etwas, wie eine solche Arbeits⸗Einstellung, sey unerhoͤrt in Spanien und nur den „radikalen“ Laͤndern eigen; daher, schließt der „Correo“, muͤsse dieselbe mit einem allgemeinen Plan zu einer Revolution in Verbindung stehen. 8
Spanische Graͤnze. Bayonne, 11. Nov. Man er⸗ zaͤhlt sich hier, daß die dachricht von der Absetzung und Flucht des Grafen d'Espasia von ihm selbst absichtlich verbreitet worden sey, und daß er nun die Stadt Seu d'Urgel überfallen und sich der Citadelle bemaͤchtigt habe, waͤhrend die Bewohner sich oͤffent⸗ licher Freudens⸗Bezeigungen uͤberließen und die Stadt erleuchtet hatten. Auch wollte man wissen, daß Cabrera die Offensive er⸗ griffen und der Armee der Koͤnigin einen betraͤchtlichen Verlust zugefuͤgt habe. 8 Das Mémorial Bordelais enthaͤlt nachstehendes aus Bilbao vom 18 Oktober datirtes Schreiben Maroto's an den Spanischen Konsul in Bordeaux: „Sobald ich die in meinen Haͤnden befindlichen Dokumente geordnet habe, werde ich die mäͤchtigen Motive, die mich bewogen haben, den Entschluß zu fassen, den die legitimistische Presse so heftig verdammt, oͤffentlich bekannt machen, und die Heuchelei und Unredlichkeit derjenigen entlarven, die, waͤhrend sie sich in einem fremden Lande verber⸗ gen, mich auf die schamloseste Weise verleumden. Um sie zu be⸗ schaͤmen, brauche ich nur das bekannt zu machen, was sie selbst an mich geschrieben haben. Don Carlos selbst, dem ich von dem Augenblicke an, wo ich mich seiner Partei anschloß, stets Beweise meiner Liebe und Hochachtung gegeben habe, wird es bereuen, daß er mir nicht Gehoͤr geschenkt hat, als es noch Zeit war, und sein Gewissen wird ihm wegen seines Betragens gegen mich, das eben nicht eines Fuͤrsten wuͤrdig war, Vorwuͤrfe machen. Mit Schmerz sehe ich mich genoͤthigt, Geheimnisse und Ereignisse zu veroͤffentlichen, die bisher mit dem Koͤniglichen Mantel bedeckt worden sind, aber meine verlangt es und keine Einschuͤchte⸗ rung soll mich daran verhindern.
8 Die Morneng Chxronicle enthaͤlt ein Schreiben aus San Sebastian vom 9. November, worin es heißt: „Waͤh⸗ vend meiner Abwesenheit von hier kam der General Rivero, Ge⸗ neral⸗Capitain der Baskischen Provinzen und Navarra's, mit et⸗ nem zahlreichen Stabe und eskortirt von einer Schwadron 5 Koͤnigl. Garde, nach San Sebastian. Waͤhrend seines hiestgen Aufenthalts gab er den Befehl, alle Befestigungen 87 der Pre⸗ vinz, mit Ausnahme des Berges Oriamendi, na geestes35 8 die Kanonen und Munitionen nach San SSrbasen ben n⸗ Auf meiner Reise von Pampelona hierher sahß ffe⸗ von eee stungswerke von los dos Hermanos im P Je gone Infan⸗ berry ebenfalls zerstoͤrt wurden. D 8 „Favarvesen haben terie von Guipuzcoa und vimn S ogs von Vitoria den Befehl erhalten, sich zur Armes w. Seiten des un begeben. Dies beweist gease daß ihm die Abneigung des He⸗Konig nd 1886 g nisstenah vebeengt ist. Es ist in der Pglte g8fcnaggn⸗ Enpfancf meiner letzten Reise durch Na⸗ Föat nerene c v einzigen Beraubung oder Plaͤnderung vakra ae 8 . 8 seit der Entfernung des Don Carlos ge⸗ imn der Nüͤhe ga, 88 V theile betrifft, die aus einer fortdauern⸗ hoͤrt habe. Was die eF des Buͤrgerkrieges
den Besetzung der Passage nach Beendigungz de hecs eaes in Spanien fuͤr England entspringen wuͤrden, 888 ich meine Unwissenheit in v Belehne .
. . Hese 2 a e B e
S be mnehd als süat 2 pa Schiffe aus England 88
vnb bef. iffe sich keines von mehr apgekoßesten, “ Sechgs ,act fuͤr die e 1oc SnSe n9 Befehl stehenden Britischen Truppen
er d 2 . venabem⸗ wofuͤr die verlangten Z50⸗ tezah wgrdn. e. es Fhat hasteten alt Lehenane durch das Zollhaus. Ein Mar⸗ ketender aus Plymouth suchte einst Kontrebande in Passage einzuschmuggeln indem er die einzelnen Gegenstaͤnde an die verschtedenen Offiziere der Legion adressiren ließ; allein sobald die