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nigin ließ sich durch einen ihrer Kammerher ren nach seinem Be⸗ finden erkundigen.
Am 16ten d. M. ist Herr John Lander, der Bruder und Gefaͤhrte des in Afrika umgekommenen bekannten Reisenden, im 33sten Lebensjahre hier gestorben; er litt an einem Brustuͤbel, u dem das Afrikanische Klima den ersten Grund legte. Um ihn sür seinen Unternehmungsgeist zu belohnen, hatte ihm die Re⸗ gierung eine Stelle im Zoll⸗Departement gegeben. 1
Vorgestern hielten die Einwohner von Newport eine oͤffent⸗ liche Versammlung, um ihre Dankbarkeit gegen das Militair fuͤr die von demselben bewiesene Tapferkeit auszusprechen. Bei die⸗ ser Gelegenheit wurde beschlossen, an die Koͤnigin eine Petition zu richten, um dieselbe zu bitten, daß sie den betheiligten Offi⸗ zieren einen Beweis ihrer Zufriedenheit zukommen lassen moͤge. Es scheint, die Besatzung von Newport bestand zur Zeit des Ueberfalles aus nur 60 Mann und 3 Offizieren, von denen 28 Mann unter einem Lieutenant in der Westgate⸗Inn waren, als die Insurgenten, nach Einigen 5000, nach Anderen 10,000 an der Zahl, ihren Angriff machten. Viele der Redner in jener Versammlung behaupteten, die Bierhaͤuser seyen die Orte gewe⸗ sen, wo die Insurgenten ihre Plaͤne vorbereitet; uͤberhaupt wollte man die Demoralisirung der arbeitenden Klassen von der Entstehung der Bierhaͤuser herleiten. Zephaniah Williams, einer der NRaͤdelsfuͤhrer der Insurgenten, auf dessen Verhaftung eine Belohnung von 200 Pfd. gesetzt war, ist in Eardiff, am Bord eines kleinen, nach Porto bestimmten, seit zwei Jagen segelfertigen und nur vom widerwaͤrtigen Winde aufgehal⸗ tenen Schiffes gefangen genommen worden. Vorgestern wurde er nach Newport gebracht und sogleich verhoͤrt. Zwei andere Gefangene sind zu gleicher Zeit abgehoͤrt und als Hochverraͤther in Anklagestand versetzt worden. Einer der Zeugen hat gegen Jenkin's Morgan, einen der Haupt⸗Anfuͤhrer der Chartisten, uünter Anderem ausgesagt, derselbe habe behauptet, es wuͤrde zu gleicher Zeit in Irland, Schottland und uͤberall eine Insurrection ausbrechen und Jedermann, der zu den Chartisten gehoͤre und dies Unternehmen unterstuͤtzen wolle, wuͤrde von ihnen umgebracht werden.
In einer Versammlung des protestantischen Vereins zu Nor⸗ wich kuͤndigte neulich einer der Anwesenden an, es haͤtten sich be⸗ reits zwoͤlf Englische Grafschaften vereinigt, um die Aufhebung der Emancipation der Katholiken zu verlangen, und der Graf von Winchilsea werde waͤhrend der bevorstehenden Parlaments⸗ Session einen darauf abzweckenden Antrag machen. 1
In einer Versammlung des durch seine ultratoryistischen Gesinnungen bekannten Gemeinderaths von Dublin wurde dieser Tage von dem ehemaligen Sheriff, Herrn Quinton, beantragt, dem Parlaments⸗Mitgliede fuͤr Canterbury, Herrn Bradshaw, fuͤr seine „glaͤnzende Verfechtung der wahren Interessen der Kirche und des Thrones den Dank der Behoͤrde und zugleich das Ehrenbuͤrgerrecht zukommen zu lassen. Dieser Antrag, den ein anderes Mitglied durch die Nothwendigkeit rechtfertigte, die Bewohner des Schlosses Windsor zu erinnern, daß sie eben so⸗ wohl Pflichten gegen die Protestanten zu erfuͤllen, als Rechte zu behaupten haͤtten, wurde einstimmig angenommen.
Herr P. Thomson hat in Montreal eine Unterredung mit dem Gouverneur von Ober⸗Kanada, Sir G. Arthur, gehabt, in welcher Beide uͤber die zur Erhaltung der Ruhe waͤhrend des naͤchsten Winters zu treffenden Maßregeln berathschlagten. Es ist u diesem Zweck unter Anderem von der Kanadischen Regierung
eschlossen worden, ein Dampfschiff von 400 Tonnen zu erbauen, welches auf den Seen gebraucht werden soll.
Die hiesigen Blaͤtter theilen jetzt ein Gutachten mit, welches schon am 16ten v. M. von dem gerade in England anwesenden bekannten Kongreß⸗Mitgliede Daniel Webster dem Hause Baring Gebruͤder und Compagnie auf ihre unter den jetzigen Verhaͤlt⸗ nissen wichtige Frage ertheilt worden ist: „Ob die einzelnen Staaten der Union gesetz⸗ und verfassungsmaͤßig das Recht haͤtten, im Inlande und Auslande Anleihen zu kontrahiren?“ Herr Webster bejaht dies unbedingt und begruͤndet seine Erklaͤrung auf die unzweifelhafte und unbezweifelte Unabhaͤngigkeit und Souverainetaͤt, welche nur in gewissen, ausdruͤcklich in der Verfassung der Union bestimmten Faͤllen durch die der all⸗ gemeinen Regierung der Union uͤbertragenen Gewalten be⸗ schraͤnkt und modifizirt werde. von Anleihen aber findet sich keine solche beschraͤnkende Bestim⸗ mung in der Verfassung, und wenn dessenungeachtet die Befug⸗ niß der einzelnen Staaten dazu hier und da in Zweifel gezogen worden ist, so ruͤhrt das, nach Angabe des Herrn Webster, von einem Mißverstaͤndniß der in der Unions⸗Verfassung enthaltenen Bestimmung her, daß es keinem Staate der Union erlaubt seyn solle, sogenannte Kredit⸗Scheine auszugeben; diese Kredit⸗Scheine aber sind gewoͤhnliches Papiergeld, welches fruͤhere Perioden der Geschichte der Vereinigten Staaten ungefahr in denselben Ruf gebracht, wie die Assignaten in Frankreich ihn hatten.
Nach den letzten Berichten aus Sydney bis zum 28. Juni hatten sich die Schwarzen in der Gegend von Port Philipp in beindie Haufen gesammelt, meist bewaffnet und mit allen Zeichen eindseliger Absichten. In Adelaide wurde daher eine Versamm⸗ lung gehalten, um wegen der zunehmenden Grausamkeit der Wil⸗ den Maßregeln zu treffen.
Berichte aus Montevideo vom 21. September melden, daß 4 — 500 Franzoͤsische Soldaten gelandet werden sollten, um zur Vertheidigung der Stadt gegen die im Anmarsch befindlichen Truppen der Argentinischen Republik mitzuwirken. Man war indeß der Ansicht, daß die Letzteren es vorlaͤufig nur auf Bloki⸗ rung und Aushungerung der Stadt abgesehen haͤtten. General Lavalle ist mit seiner gegen Buenos⸗Ayres bestimmten Expedition von 1000 Mann am 2. September von Martin Garcia abge⸗
gangen und in zwei Abtheilungen, die sich spaͤter vereinigten, bei
Landa und Basilio gelandet. 8
“ 11“ 8 beb1I1¾⁊q⁊qnX“¹“ — — Amsterdam, 23. Nov. Die Course der Hollandischen Staatspapiere haben sich diese Woche bei ziemlich lebhaftem Handel wieder etwas erholt von dem Sinken in der vorigen Woche. Es wur⸗ den hufig kleine Einkäufe für Englische Rechnung, so wie zur Deckung von früher in Blanco geschehenen Verkaäͤufen gemacht, die den Marfkt unterstützten und einige Churse verbesserten. Der meiste Umsatz fand statt in Integralen, welche von 515⁄1 Ct. allmälig bis 5111⁄11 stiegen; auch alte Sondikat⸗Obligationen waren sehr begehrt und erhoben sich von 92 auf 93 pCt.; 5proc. wirfliche Schuld erreichte 98 ¼ und Ost⸗ indische 95 p Ct. Der Handel in Actien der Handelsgesellschaft war we⸗ niger bedeutend, dennoch zogen die Preise gleichfalls an und standen gestern 163 ¾ pCt. Diese angenehmere Stimmung machte zugleich Ein⸗ druck auf Russische und Oesterreichische Fonds, welche ebenfalls etwas tiegen. Spanische sind mit den Pariser Coursen gefallen, und zwar
rdoin⸗Obligationen von 26 ⁄16 pCt. auf 24 ⁄1 und Ceupons von 21 ½ bis 19 ½˖ pCt.; gestern waren die Course zwar etwas fester, doch wurden wenig Geschäfte gemacht. Der Geldmarkt hat sich dlese Woche merklich verbessert, indem man zuletzt bei gewöhnlichen Anleihen nur beüste 5 pCt. und bei Prolongations⸗Geschäften nur 5 pECt. bedingen
1358 Am Getraldemarkt stel diese Woche sowohl in Weizen als Roggen sehr wenig vor; die Preise erhielten sich gut auf den vorigen Stand; gestern wurden angelegt: für 126 pfünd. bunten Peolnischen Weizen 355 Fl.; 128 pfünd. alten Pommerschen 370 Fl.; für 121 pfünd. alten Preußischen Roggen 214 Fl.; 118. 121 pfünd. jährigen dito 158. 1607 Fl.
5 Belgien. Welche Maaßregel die Regierung zu Gunsten der Kattun⸗ Manufakturen beantragen werde, ist noch nicht zur oͤffentlichen Kunde gekommen. Unterdessen wird der Gegenstand in den Zei⸗ tungen debattirt, wobei die Genter Zeitungen das Heil der von ihnen in Schutz genommenen Industrie in Prohibitionen auslaͤn⸗ discher Stoffe, namentlich der Englischen, suchen wollen, hiesige, Luͤtticher und Antwerpener⸗Blaͤtter dagegen das Verderbliche eines solchen Systems bekaͤmpfen, und die Genter mit sich selbst in Widerspruch bringen. So oft naͤmlich fruͤher von andern Zwei⸗ gen die Rede gewesen, haben die Genter immer den Grundsäͤtzen einer nur maͤßigen Verzollung auslaͤndischer Produkte das Wort geredet. Ueberhaupt fordert jede Industrie moͤglichst freie Ein⸗ fuhr dessen, was ihr zu Statten kommt, und will nur in Bezie⸗ hung auf solche Erzeugnisse, die gegen sie konkurriren, eine Aus⸗ nahme gelten lassen. Diese Ausnahmen heben sich dann aber gegenseitig auf, und der Widerstreit solcher eigensuͤchtigen Anspruͤche ist ihre beste Widerlegung. CE Kopenhagen, 23. Nov. Zufolge Königl. Resolution soll nunmehr mit dem Bau des Thorwaldsenschen Museums in ei⸗ nem Nebengebaͤude des Christiansburger Schlosses nach dem Plan des Baumeisters Bindesboͤll Ernst gemacht und mit Kraft und Eifer das Werk ausgefuͤhrt werden. Die Kosten sollen die Summe von 200,000 Rbthlrn. nicht uͤberschreiten, und was zur Ergaͤnzung dieser Summe noch fehlen sollte, hat die Stadt Ko⸗ penhagen herzuschleßen, indem es demnäͤchst vom Könige bestimmt werden wird, wie weit und wie diese Ausgaben der Kommune zu refundiren sind. 1 schh 6“ Hannover, 26. Nov. Se. Koͤnigl. Hoheit der Kronprinz von Preußen ist heute morgens von hier nach Berlin abgereist. (Vergl. die „Amtlichen Nachrichten“.) Nachdem heute Vormit⸗ tags die Hoͤchsten Herrschaften mit Sr. Majestaͤt dem Koͤnige einem Treibjagen in der Naͤhe der Residenz beigewohnt, ist Se. Durchlaucht der Herzog von Braunschweig nach Braunschweig zuruͤckgekehrt, wohin sich ihre Koͤnigl. Hoheiten der Prinz Karl und Prinz August von Preußen Nachmittags ebenfalls begeben haben.
Oesterreich.
„— — Wien, 22. Nov. Nachrichten aus Konstantinopel eharren in der fruͤheren Ungewißheit. Mit dem neuen Hatti⸗ schherif sind Viele nicht zufrieden, namentlich die Rajahs, denen es mißfaͤllt, daß bei der Rekrutirung auch die christlichen Unter⸗ thanen mit betheiligt sind, so daß also auch Nicht⸗-Muhamedaner
in die Armee kaͤmen. Fuͤrst Michael von Serbien hat am 26. Oktober in Be⸗ gleitung seiner Mutter und des Finanz⸗Ministers seine Reise nach Konstantinopel uͤber Rustschuk angetreten. Fuͤrst Milosch
In Bezug auf die Abschließung
hatte ihn bis Giurgewo begleitet; eine Tuͤrkische Deputation nahm ihn in Empfang.
Ein desinitives Arrangement mit Mehmed Ali bevor. Auf der Tuͤrkischen Flotte in Alexandrien werden Lebensmittel eingeschifft. Der ee, Söhg erhaͤlt wahrscheinlich die meisten seiner Forderungen; nur der Adana⸗Bezirk und der Taurus⸗Paß machen noch Schwierigkeiten.
— — Wien, 23. Nov. Aus Lucca wird geschrieben, daß Graf Brunetti, wescher unseren Hof mehrere Jahre lang in Madrid und neuerlich in Turin vertrat, auf seinem Schlosse un⸗ weit Pisa schwer krank danieder liegt. Die Aerzte verzweifelten an seinem Aufkommen. 88
Gestern Abends war zum erstenmale, seitdem der Tod des Grafen von Zichy die Familie des Fuͤrsten Metternich in Trauer versetzt hatte, großer Einpfang in der Staats⸗Kanzlei. Der ge⸗ sammte hier anwesende hohe Adel, das diplomatische Corps und viele Fremde von Distinction fanden sich ein, um dem Staats⸗ Kanzler, der heute sein Namensfest feiert, ihre Gluͤckwuͤnsche dar⸗ zubringen. Das kraͤftige Aussehen und die ruͤstige Haltung des Fuͤrsten, der nach seiner Genesung und Ruͤckkehr vom Johannis⸗ berge zum erstenmale in einer groͤßeren Versammlung erschien, wurden allgemein und mit großer Besriedigung bemerkt.
Der Hofrath der Kaiserl. Staats⸗Kanzlei, Freiherr von Wer⸗ ner, ist mit dem Commandeur⸗Kreuz des Niederlaͤndischen Loͤwen⸗ Ordens und mit dem Guelphen⸗Orden derselben Klasse geschmuͤckt worden. Der Praͤsident des General⸗Rechnungs⸗Direktoriums, Frei⸗ herr von Baldacci, ist mit dem Titel eines Staats⸗Ministers in den Ruhestand versetzt, und an seine Stelle der bisherige Staats⸗ rath, Freiherr von Kuͤbeck ernannt worden.
Dem Direktor der Bundestags⸗Kanzlei und Legations⸗Rathe Ritter von Weißenberg ist der Titel eines Kaiserl. Hofrathes ver⸗ liehen worden.
Schweiz.
St. Gallen, 19. Nov. (Verhandlungen des großen Ra⸗ thes). Die Petition des katholischen Administrations⸗Rathes, Namens des katholischen Großraths⸗Kollegiums, um Zuruͤcknahme des Beschlusses vom 29. Februar 1828, betreffend das Vermoͤgen aufgehobener Kloͤster, oder um Erlassung desselben in Gese ge
ferner eine gleichlautende Petition von katholischen uͤrgern (14,583 an der Zahl) erhalten die Prioritaͤt in der Behandlung. Beide Petitionen werden, obgleich die erste im Druck ausgetheile worden, vom Bureau verlesen, um selbst den Schein zu ver⸗ meiden, als wolle man die Vorstellungen nicht gehoͤrig wuͤr⸗ digen. Der Bericht der großraͤthlichen Siebner⸗Kommission vom Februar 1838 wird ebenfalls verlesen. Hernach wird die Diskussion im Allgemeinen eroͤffnet. Naͤff, Mitglied der Petitions⸗ Kommission, bemerkt, es sey betruͤbend, wahrzunehmen, daß zur Erhaltung der Unterschristen nicht nur der Gemeinds⸗Organismus mißbraucht, sondern dieselben durch Comité'’s und Pfarrer von oben herab (Pfarrer und Verwaltungs⸗Praͤsidenten staͤnden fast uͤberall an der Spitze der Petitionen) den Leuten durch falsche Erklaͤrung des Groß⸗Raths⸗Beschlusses und allerlei Vorspiegelungen abgelockt oder abgezwungen worden seyen. Dakein Antrag auf kommis⸗ sionelle Behandlung der Sache faͤllt, so wird uͤber das Gesuch der Petenten selbst eingetreten. Die allerseits wuͤrdig, ernst und gruͤndlich gefuͤhrte und von Morgens 9 Uhr an dauernde Dis⸗ kussion war erst 7 Uhr Abends geschlossen. Mit 76 gegen 62 Stimmen wurde erkannt, uͤber die Petitionen zur Tagesordnung zu schreiten. Der Beschluß ist eine unbedingte Bestaͤtigung des
Großrathsbeschlusses vom 20. Februar 1838. o berichtet die
tate,
St. Galler diesem „heißen parlamentarischen Schlacht, Tuͤrkei.
Konstantinopel, 6. Nov. (A. Z.) Es sind aus Hauptquartier befriedigende Nachrichten eingegangen. Die A. gyptischen Truppen verhielten sich ruhig und schienen nichts Feind⸗ seliges im Schilde zu fuͤhren. Einige fruͤher von den Aegyptiern geraͤumte Positionen wurden aus militairischen Ruͤcksichten wieder von ihnen besetzt; dies gab zu den Geruͤchten uͤber das Vorruͤcken Ibrahim Pascha's nach Siwas Veranlassung.
Die Ansicht, daß die Reformen, welche die Regeneration des Osmanischen Reiches allein bewirken koͤnnen, keinesweges mit dem Verscheiden des unvergeßlichen Mahmud geschlossen seyen, bestaͤtigt sich vollkommen. Sein Geist lebt fort in den um ihr Vaterland so hoch verdienten Männern, die der verstor⸗ bene Sultan selbst als Rathgeber Abd⸗ul⸗Medschid's aufzustellen die Vorsorge hatte. Die Namen Chosrew, Reschid und Halil waren eine Buͤrgschaft fuͤr die Fortdauer des von Mahmud ge⸗ gewaͤhlten Systems. Die am 3. November in der feierlichen Versammlung der Großen des Reichs stattgehabte Verkuͤndigung kann man als das Programm der gegenwaͤrtigen Osmanischen Regierung betrachten. Sie ist an alle Unterthanen der Pforte gerichtet und eroͤffnet fuͤr die Zukunft die erfreulichsten Aussichten; zugleich mag sie zur Aufklaͤrung uͤber die Ideen dienen, von de⸗ nen die drei Maͤnner, die das Steuerruder der Regierung fuͤh⸗ ren, beseelt sind.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗York, 1. Nov. Die Suspendirung der Baarzahlun⸗ gen der Banken von New⸗HOrleans wurde daselbst am 1ien v. M. in einer Versammlung der Praͤsidenten der verschtedenen Banken foͤrmlich beschlossen, und zwar nicht fuͤr New⸗Orleans allein, sondern fuͤr ganz Louisiana. Der Beschluß begruͤndet die Nothwendigkeit dieser Maßregel auf die Baarzahlungs⸗Suspen⸗ sion der Banken in den noͤrdlicher gelegenen Staaten; zugleich erneuert er die Verfuͤgungen, welche waͤhrend der letzten Suspen⸗ sion getroffen worden sind, und unter denen eine allmonatliche Bekanntmachung des Status der Banken obenansteht.
In New⸗York wurde am 25. Oktober in einer Versamm⸗ lung der Beamten der Banken von New⸗York in Folge der fruͤ⸗ her erwaͤhnten, an dieselben ergangenen Aufforderung, ihre Die⸗ kontirungen auszudehnen, ausdruͤcklich nochmals erklaͤrt und be⸗ schlossen, daß die Banken der Stadt New⸗York ihre Baarzahlun⸗ gen fortsetzen muͤßten und wollten; indeß glaubten sie doch sich nicht zu einer Ausdehnung ihrer Diskontirungen verpflichten zu koͤnnen, wenngleich sie, und zwar ebenfalls auf dem Wege einer Resolution, kundgaben, daß die Nothwendigkeit zu fernerer Be⸗ schraͤnkung derselben nicht existire. Man verspricht sich von der entschlossenen Behauptung der Baarzahlungen große Resul⸗ glaubt, daß binnen kurzem fast alles baare Geld nach New⸗ York fließen werde, und haͤlt es sogar fuͤr moͤglich, daß, wie im Jahre 1816 von Seiten der damaligen Vank der Vereinigten Staaten, bald eine Stipulation noͤthig werden duͤrfte, derzufolge bei Diskontirungen der Entlez⸗ ner verpflichtet wuͤrde, den Betrag seines Wechsels in Metal⸗ geld, sey es Gold oder Silber, entgegenzunehmen. Man haͤlt diese Erwartungen indeß fuͤr etwas hochgespannt, da man den Eindruck gegenwaͤrtig hat, welchen die nach der Annahme der vorerwoͤhnten Beschluͤsse in New⸗ York eingetroffene Nachricht machte, daß Herr Jaudon, der Agent der Bank der Vereinigten Staaten in London, genoͤthigt gewesen sey, die Bank von England um Beihuͤlfe anzugehen. Sowohl in New⸗York als in Philadelphia gab diese Kunde die Veranlassung, daß Stocks und Actien aller Art im ersten Augenblicke der Bestuͤrzung fast zu jedem Preise losgeschlagen wurden, von Leuten, denen es dringend darum zu thun war, ihre Accepte einzuloͤsen, da auf Kredit allein kein Geld mehr als nur zu uͤbermaͤßigem Diskonto zu haben war; die Actien der Bank der Vereinigten Staaten sielen in drei Tagen um 10 poEt. und stehen in New⸗York 67, in Philadelphia 80, was indeß, da der Unterschied im Wechsel⸗Course zwischen den beiden Staͤdten 13 pCt. betraͤgt, derselbe Preis ist. Dieser neuen gewaltsamen Erschuͤtterung ungeachtet aber hat noch kein Fallissement von Be⸗ deutung stattgefunden, und die Banken sowohl von New⸗York als Boston setzen, wie schon berichtet, ihre Baarzahlungen noch fort.
In Virginien traͤgt man sich mit b um der jetzigen Geldnoth abzuhelfen; der Eine will die Banken erhalten wissen, wie im Jahre 1837, der Andere will ihre Pri⸗ vilegien fuͤr verfallen erklaͤrt, alle Banken abgeschafft und baares Geld als alleiniges Austauschmittel eingefuͤhrt haben.
Der Krieg in Florida dauert noch fort; nach der Phila⸗ delphia⸗National⸗Gazette vom 16. Oktober sollen 7000 Mann Linie, Dragoner und Artillerie von der Nord⸗Graͤnze nach Florida gehen. General Taylor ist autorisirt, aus Cuba eine hin⸗ laͤngliche Anzahl Bluthunde kommen zu lassen. „Nur ein Hund wird sich finden“, sagt das Louisville Journal, „um ein Regiment Hunde gegen die Seminolen zu fuͤhren.“* Man erin⸗ nert sich, daß vor ungefaͤhr 7⁰ Jahren die Englische Regierung gleichfalls Bluthunde aus Schottland kommen ließ gegen die Marun⸗Neger, aber die bedeutendsten Belohnungen konnten kei⸗ nen Englischen Offizier bewegen, diese neue Kriegsweise anzu⸗ wenden.
verschiedenen Entwuͤrfen,
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Verlin. Der Verein für Geschichte der Mark Brandenburg hielt auch in den letzten drei Monaten seine gewöhnlichen Sections⸗Ver⸗ sammlungen zur Bearbeitung verschtedener Gegenstände, und außerdem eine öfsentliche Sitzung zur festlichen Begehung des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen. In der am 11. September stattge⸗ fundenen Versammlung der I. Section wurde vom Herrn Profe or Pischon ein altes Kopial⸗ und Stadtbuch von Neustadt⸗Eberswand⸗ und vom Herrn Direktor von Ledebur ein altes Kopialbuch Harea, bergischer Urkunden mit einer Bericht⸗Erstattung über die der Fam von der Hagen angehörige, zu Hohenauen besindliche reichhaltige en, bliothek vorgelegt; auch war vom Herrn Hral Heffter in Bran i12 burg eine Sammlung von Abschriften Brandenburgischer leeüinc dazu eingesandt. In der Sitzung der II. Section, den 9. O 139' wurde eine Abhandlung des Herrn Superintendenten Crüger in Le en über die Wirksamkeit des Admtral Aruold Gosel van der 8 dis sandesherrlichen Kommissarius zu Lenzen während der Jahre 16. . 1676; der eingesandte Plan des Herrn Rent⸗Amtmann Prenaden, zu Großenhavyn zur Exrichtung von Lesezirkeln für Dorf / Genbar; 2 und von dem Herrn Direktor Odebrecht eine Abhandlung übe vr Sitze der Völkerschaft Riezani, so wie von dem Herrn Direktor waen. Ledebur eine Abhandlung über denselben Gegenstand vorge 1g 8- In der demnächst einfallenden General⸗Versammlung des Pereins ge Feier des 15. Ohrober trug Herr Direktor Odebrecht den ahendiung icht der Gesellschaft, Herr Prof. Dr. v. d. Hagen eine zvestamme, über die Markgrafen von Brandenburg aus dem Anhaltschen r8c welche Dichter gewesen sind oder von Zeitgenossen in Ocatungsens hn
n, und Herr Direktor Klöden eine Darstellung des Lebe
Wirkens des Lebusischen Bischofs Jechann von Borschnitz vor. Herr Prof. Müller sprach über die Beweise dafür, daß der Kurfürst Jo⸗ Prim 1I. wirklich am 1. November 1539 und zu Spandau das Abend⸗ achte in beiderlei Gestalt genommen habe, wozu Herr Prof. Pischon Bemerkungen hbinzufügte. Herr Prof. Müller sprach auch noch über Ulrichs von Lutten Gedicht auf die Mark und Neukirchs Rede auf die Königin Sophie Charlotte. Herr Direktor von Led ebur las zu⸗ letzt eine Abhandlung über die parabolischen Siegel der Anhaltschen Markgrafen von Brandenburg. Die zahlreiche Versammlung von Ver⸗ eins⸗Mitaliedern und Fremden, welche besonders noch durch die Gegen⸗ wart des Königl. Wirklichen Geheimen Staats⸗Ministers Herrn von Kamptz Exrellenz verherrlicht wurde, trennte sich nach einem frohen Nahle, bei welchem der hohen Bedeutung des Tages mit Begeisterung gedacht wurde. Die darnach am 13ten d. M. stattgefundene Sitzung er 111. Section eröffnete Herr Prof. Dr. Riedel mit der, eine große Feeude erregenden Anzeige, daß des Herrn Staats⸗ und Justiz⸗Mi⸗ nisters von Kamptz Excellenz dem Vereine zur Herausgabe seiner Abhandlungen ein Geschenk von 150 Rthlr. übersandt habe. Herr Prof. Riedel legte sodann den vom Vereins⸗Vorstande zur Ausfüh⸗ rung dieses Unternehmens entworfenen Plan und den von ihm, als dem zur Redaction der Abhandlungen erwählten Geschäftsführer, mit dem Herrn Buchhändler Gropius abgeschlossenen Verlags⸗Kontrakt vor. Herr Direktor von Ledebur berichtete über die von dem Königl. Museum vaterländischer Alterthümer an Gegenständen, welche aus der Mark Brandenburg herrühren, in den letzten drei Monaten gemachten Erwerbungen. Herr Prof. Dr. v. d. Hagen zeigte eine bei Zützow aufgegrabene Urne; Herr Dr. Kühn einige auf der Roweschen Feld⸗ mark bei Kvritz aufgefundene alte Riuge und in Kvritz aufge⸗ grabene alte Silbermünzen vor, worauf diese Gegenstände dem Herrn Direktor von Ledebur für das Königliche Museum Ubergeben wurden. Herr Direktor Odebrecht las eine Abhandlung über das Gastrecht in Berlin, als eine eigenthüͤmliche Form der frühe⸗ ren Gerichtsbegung, und Herr Custos Dr. Friedländer berichtete über die von ihm aufgefundene Komödie des Georg Pondo, welche i. . 1589 zu Berlin bei Hofe aufgeführt worden. Von Seiten des Herrn Direktor von Ledebur wurde der Versammlung zuletzt noch eine eigenthümliche Ausfertigung des hiesigen Kammergerichts, welche vom 10. Juli 1696 datirt, und worin diesem Gerichtshofe dennoch schon das Prldikat Königliches beigelegt ist, vorgezeigt. 9
Auch die Sammlungen des Vereines haben während dieser Zeit einen beträchtlichen Zuwachs erhalten. Den Herren Predigern Bach⸗ mann, Frege und Noack, ferner den Herren Rent⸗Amtmann Preusker, Land⸗ und Stadtrichter Gallus, „Superintendent Dr. Spieker, Buchhändler Gropius, Geheimer Staats⸗ und Iustiz⸗ Minister Dr. von Kamptz, Konrektor Wekind, Dr. Friedländer, Direktor von Ledebur, Ober⸗Forstrath Dr. Pfeil, hat der Verein mebrere Geschenke an Büchern und Alterthümern zu danken. Die Dentsche Gesellschaft zu Berlin, die Sinsheimer Gesellschaft zur Erforschung der vaterländischen Denkmale der Vorzeit und der Voigt⸗ ländische Alterthums⸗Verein übersandten ihm ihre neuesten Druck⸗ schriften. Auch theilte der Herr Direktor Heffter in Jüterbogk zwei größere Mannstripte über die älteste Geschichte der alten Sachsen und Wenden in diesen Gegenden mit. — Das Erscheinen des ersten Ban⸗ des der eigenen Mittheilungen des Vereines wird sobald, als eine hin⸗ reichende Anzahl von Abhandlungen dazu eingelaufen seyn wird, zu deren bald erfolgender Einsendung alle Fereins⸗Mitglieder aufgefordert werden, unfehlbar erfolgen. Berlin. Der gegenwärtig in Gothenburg lebende Dr. Gum⸗ binner, dem betreffenden Publikum durch die von ihm erfundene Methode der Hefen⸗ und Maisch⸗Bereitung, so wie durch andere tech⸗ nissche Verbesserungen im Gebiete der Brennerei rühmlichst bekannt (Lergleiche unter Anderen Staats⸗ eitung vom 11. August 1837), hat gegenwärtig sein eigenthümliches, höchst vortheilhaftes Verfahren in sei⸗ nem (Berlin bei Bethge) erschienenen Ha ndbuche der praktischen Branntwein⸗Brennerei öffentlich bekannt gemacht. schon diese Veröffentlichung einer bis dahin als GHeheimniß mit großem Gewinn betriebenen Methode allen praktischen Branntwein⸗Brennern sehr willkommen sevn muß, so verdient die gleichfalls mitgetheilte An⸗ wendung zur Dampf⸗Destillarion und aller von dem Verfasser theil⸗ weise selbst erfundenen und praktisch bewährten Apparate und Maschi⸗ nerteen gewiß nicht mindere Aufmerksamkeit und wird, selbst bei dem zu solcher Vollkommenheit gediehenen Betriebe der Preußischen Brenner boch von keinem derselben ohne Nutzen studirt und in Anwendung ge⸗ bracht werden. Bei der Lebhaftigkeit der Konkucrenz auf diesem Felde, welche jedes Stillstehen verbietet, wird ein auf solche Art das Bewähr⸗ teste zusammenfassendes Werk für seine Zeit gewiß fast unentbehrlich genannt zu werden verdienen. Der Verfasser hat die glückliche Gele⸗ genheit gehabt, sich bei der von ihm ausgeführten Anlage einer großen Anzahl von Brennereien im In⸗ und Auslande eine sehr umfassende Ansicht des Wesentlichen beim Brennerei⸗Betriebe zu verschaffen und ist also auch im Stande gewesen, die bedeutendsten, noch herrschenden Vorurtheile auf ihren wahren Werth zurückzuführen. Daher erlangen die von ihm gegebenen Nachweisungen auch für fernere Fortschritte der Technik größere als die meisten Werke desselben Faches zu besitzen pflegen, und wir glauben deshalb, im Interesse des gewerblichen Verkehrs, das obgenannte Werk angelegentlichst empfehlen zu müssen.
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— — Aus Westphalen. Die Zahl der wirklichen Mitglieder
des Apotheker⸗Vereins in Nord⸗Deutschland hat sich wiederum bedeu⸗
tend vermehrt. Der Herr Ober⸗Präsident von Vincke, genau bekannt mit den Einrichtungen des Instituts, und überzeugt von dessen großem Nutzen, hat dasselbe allen Apothekern der Provinz, die noch nicht Mit⸗ glieder desselben waren, durch die Königlichen Regierungen empfohlen. Kürzlich sind nun auch fast alle Apotheker des Regierungs⸗Bezirks Münster eingetreten. Ein anderer neuer Kreis hat sich im Großher⸗ zogthum Mecklenburg gebildet. Die Zahl der wirklichen Mitglieder für das näͤchste Jahr beträgt schon gegen 750 und wird wahrscheinlich noch weit üͤber 800 steigen. Auch in Berlin hat der Verein mehrere wirkliche Mitglieder erhalten. Diese fortdauernde Erweiterung läßt im⸗ mer schönere Früchte des Wirkens dieser so thätigen Anstalt hoffen. Die Zeitschrift des Vereins, das Archiv der Pharmacie, giebt davon die erfreulichsten Beweise. Im Interesse des Ganzen dürfte man wohl den Wunsch hegen, daß alle Apotheker des Staats dieser Anstalt bei⸗ treten möchten.
Zur Theorie des Schachspiels. Das Zweispringer⸗ spiel im Nachzuge, von P. R. von Bilguer. Ber⸗ lin, bei Veit u. Comp. 1839.
Jede Spezialität im Reiche der Gedanken, wenn sie auch strenge genommen keiner Wissenschaft oder Kunst zugezählt werden kann, ist, zu einer gewissen Höhe entwickelt, der Beachtung und nicht selten auch er Bewunderung werth. So hat der Verfasser des oben angezeigten Werkchens seine dem edlen Schachspiele gewidmete Muße auf eine Weise verwendet, die für die zahlreichen Liebhaber jenes ernsten Spiels zugleich belehrend und anregend ist. Er erschöpft in seiner Schrift alle nur denklichen Combinationen jenes einzigen Springerspiels, berich⸗ tigt und überflügelt durch die scharfsinnigsten Züge seine erühmtesten Vorgänger, und stellt ein beachtenswerthes Beispiel zur Nachahmung für diejenigen auf, die auf Bereicherung der Schach⸗Literatur sinnen. Bewundernswürdig aber ist Herr von Bilgner in der Praris des Schachspiels. Er hat die angeborne Kraft des Gedächtnisses auf so erstaunenswürdige Weise ausgebildet, daß er (wie in der Randnote bn Parifer Artikel des vorgestrigen Blattes der Staats⸗Zeitung schon emerkt wüurde) zu gleicher Zeit zwei Partieen mit abgewendetem Gesich t spielt. Und nicht etwa nimmt diese Beschäftigung, wie Ref. sich selbst überzeugt hat, seine Aufmerksamkeit auf eine ängstliche Weise in Anspruch, sondern er spricht dazwischen auch wohl von irgend einem anderen Gegenstande, macht seinen vor dem Brette sitzenden Mitspieler auf einen falschen Zug aufmerksam u. s. w. Mit einem Worte, wäre Herr von Bilguer fein bescheidener Deutscher, sondern etwa ein Fran⸗ ose, alle Journale der Welt würden schon von ihm, wie von Herrn abourdonnais, gesprochen, sein außerordentliches Talent verkündet, und
alle Schach⸗Klubbs der alten und der ne
Wenn nun
1359 Ruhme erfüllt haben. Können wir ihm nun gleich durch unsere ein⸗ fache Anzeige keine so glänzende Resultate versprechen, so wird man
es uns doch nicht verargen, daß wir mit einigem Vergnügen der großen Pariser Schach⸗Notabilität eine Berliner entgegenstellen. z
Die Geschichte Rußlands von N. Ustrialow, aus dem Russischen uͤbersetzt von E. W. Stuttgart und Tuͤbingen bei Cotta 1840. 8. Erster Theil, erste Abtheilung.
Bei der Bedeutung, welche der Russische Staat heutzutage in dem Europäischen Staaten⸗Systeme einnimmt, und bei der Wichtigkeit der neueren Russischen Geschichte für das Verständniß der allgemeinen Ge⸗ schichte unserer Zeit ist es eine auffallende Erscheinung, daß es bis jetzt noch immer an historischen Werken über diesen Staat unter uns gefehlt hat, da bekanntlich das großartige Werk von Karamsin gerade dort unterbrochen worden ist, wo es mit der beginnenden Darstellung der neueren Zeit das allgemeinere Iuteresse in Anspruch genommen haben würde. Ueberdies ist dasselbe auch in einem so großartigen Maß⸗ stabe angelegt, daß es selbst für diejenigen, welche sich im Allgemeinen über die frühere Bildung und Gestaltung dieses Staates unterrichten wollen, wenig geeignet erscheinen möchte. In doppelter Beziehung würde nun vorliegendes neuestes Werk über die Russische Geschichte einem vielfachen Bedürfnisse unter uns abhelfen, indem es bei geringen Umfange mit besonderer Berücksichtigung der neueren Geschichte abgefaßt und zugleich für ein größeres Publikum berechnet ist. Denn wenn es wohl nicht ungewöhnlich ist, daß Viele bei der Lektüre der Russischen Geschichte durch die darin herrschende Verwirrung der poli⸗ tischen Verhältnisse abgeschreckt werden, sich mit dem Gegenstande näher vertraut zu machen, so ist durch die in diesem Buche sich zeigende Be⸗ bandlung jene Klippe glücklich vermieden, und dem unbekannten Ueber⸗ setzer muß man es Dank wissen, daß er schon bald nach dem Erscheinen dieses Werkes in Rußland, dasselbe unter uns bekannt gemacht hat. Auch läßt sich der Uebersetzung wohl nachrühmen, daß sie sehr fließend und gut ist, so daß man nicht minder auf eine schöne Darstellung des Originals zurückschließen muß.
Unverkennbar ist der Verfasser dieses Werkes mit den Quellen und den neueren Forschungen auf dem Gebiete der Russischen Geschichte vertraut gewesen. Dennoch sollte dasselbe nicht eigentlich den Charakter einer gelehrten Arbeit tragen, sondern wie er selbst in der Vorrede be⸗ merkt, hatte er bei dem Entwurfe des Planes hauptsächlich diejenigen Freunde des vaterländischen Alterthums im Auge, welche zwar nicht in die Tiefen der Wissenschaft eingedrungen, jedoch einer züistorischen Bildung nicht ganz fremd sind und zum mindesten eine allgemeine Kenntniß der Russischen und allgemeinen Geschichte besitzen. Für sie wollte er ein Buch schreiben, welches auf der einen Seite eine bis zu einem gewissen Grade vollständige Entwickelung der Haupt⸗Erscheinun⸗ gen des früheren Russischen Lebens im Zusammenhange und ohne kleinliche Einzelnheiten enthielte, und auf der anderen Seite den Sinn des Lesers auf weitere Erforschung und Vergleichung hinleiten fönnte. Mit diesem Standpunkte in der Abfassung des Buches hängt der eigen⸗ thümliche Charakter desselben genau zusammen. Rußland ist in der neueren Zeit literarisch mehr und mehr in den Kreis der Europäischen Nationen getreten, und seine geistigen Erzeugnisse fangen an, auf das Volk, wenigstens auf den gebildeten und einflußreichen Theil, eine große Wirkung zu äußern. Auch hat es keine Regierung so sehr wie die Russische in der Gewalt durch die Richtung, welche sie dem öffentli⸗ chen Unterrichte ertheilt, auf den Geist der Nation einzuwirken, und der Ausspruch eines neueren Russischen Ministers, daß der Unterricht im Geiste der monarchischen Gewalt, der Russisch⸗Griechischen Kirche und der Nationalität geleitet werden solle, ist bei allen literarischen Werken von dort her wohl zu berücksichtigen. In der That muß man auch das vorliegende Werk, welches jetzt zum Leitfaden bei höherem Unterricht in Rußland bestimmt ist, als einen lebendigen Kommentar jener Worte betrachten. Da dasselbe nicht etwa eine Geschichte des Russischen Volkes, sondern vielmehr eine Geschichte des Russischen Staates giebt, insofern sich derselbe in der Berührung und Wechsel⸗ wirkung mit der Morgenländischen Welt, mit dem Griechisch⸗Byzantini⸗ schen Reiche und mit der Abendländisch⸗Germanischen Welt ausgebildet hat, so läßt uns dasselbe bestimmt erkennen, was man⸗ jetzt über die Russische Geschichte dort denkt und in welchem Verhältniß man den Russischen Staat zu den übrigen Enropätschen Staaten auffaßt. Dieser echt materielle Charakter des Buches muß demselben unter uns ein hohes Interesse verleihen, wenn sich auch von einem höheren wissen⸗ schaftlichen Standpunkte aus nicht alles darin rechtfertigen lassen sollte.
Der Umfang dieses Werkes ist nur auf zwei Bände von je zwei Abtheilungen bestimmt, so daß der erste Theil die ältere Geschichte Ruß⸗ lands bis auf Peter den Großen, und der zweite Theil die neuere Ge⸗ schichte bis zum Tode Alexander's begreifen wird. Von jener älteren Zeit finden wir aber in dieser jetzt erschienenen ersten Abtheilung schon den ganzen Zeitraum behandelt, welcher von der Gründung des Staa⸗ tes bis zum Ende des sogenannten Mittelalters, oder bis zur Refor⸗ mation hinreicht. Die alte Geschichte Rußlands stellt nach der Angabe des Verf. die allmälige Entwickelung der drei Haupt⸗Elemente, aus denen das Russische Leden entstand, nämlich das Slavische, Normannische und Bozantinische dar, einerseits unter dem Einflusse der Mongolen von der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts an, andererseits unter dem Einflusse der Polen seit dem Ende des sechszehnten Jahrhunderts, und ist in sieben Abschnitte zerlegt, von welchen wir hier die vier ersten dargestellt und auf folgende Weise charakterisirt finden. 1) Die Grün⸗ dung Rußlands, die Vereinigung der Slaven zu einem bürgerlichen Gemeinwesen unter der Herrschaft der Normannen, durch die christliche Religion und die Gesetzgebung Jaroslaws. 2) Die Zertheilung Ruß⸗ lands nach Privat⸗Erbrecht in mehrere verbündete Fürstenthümer unter der Nachkommenschaft Ruriks und die Familien⸗Streitigkeiten um die Ober⸗Herrschaft. 3) Die Unterjochung Rußlands durch den Mongolen und Kampf desselben mit den fremden Völkern im Westen; Anfang der Theilung Rußlands in ein östliches und westliches. 4) Allmälige Vereinigung der Theil⸗Fürstenthümer des östlichen Rußlands in ein Moskowitisches Reich; Bildung des Groß⸗Fürstenthums Litthauen im westlichen Rußland und Anfang eines engeren Bündnisses desselben mit Polen.
Als eln großer Vorzug dieses Werkes muß vor Allem gerühmt werden, die lichtvolle Anordnung und die treffliche Gruppirung des Gegenstandes, wie sich das nicht bloß in jenen oben angegebenen Ab⸗ schnitten, sondern auch in den Unter⸗Abtheilungen derselben kundgiebt. Es ist dadurch eine solche Uebersichtlichkeit der auf diesem Gebiete be⸗ kanntlich so verwickelten Verhältnisse des politischen Lebens gewonnen worden, daß das Buch in dieser Beziehung als Muster aufgestellt wer⸗ den kann, und daß es gewiß dazu beitragen wird, das sonst wohl ver⸗ breitete Vorurtheil von der Unverständlichkeit der Russischen Geschichte zu vertilgen und ein größeres Interesse für dieselbe auch im Auslande zu erwecken. Den Glanzpunkt des ganzen Werkes bildet aber offenbar das Verhältniß Rußlands zu Litthauen und Polen, dessen Grundlagen schon in dieser ersten Abtheilung haben dargelegt werden können, und man erkennt leicht, daß der Verfasser diesen Punkt, um welchen sich in der That seit drei bis vier Jahrhunderten fast die ganze Russische Ge⸗ schichte dreht, mit besonderer Vorliebe behandelt hat. Die eigenthüm⸗ liche Auffassung dieser Verhältnisse, wie wir eine solche hier zum ersten⸗ male kennen lernen, kann nur dazu dienen, die Theilnahme an diesem Buche unter uns zu vermehren. Seine Bedeutung wird ihm dadurch c immer gesichert seyn, und mit Verlangen sehen wir der zweiten Abtheilung des ersten Bandes entgegen, wo die Darstellung der Wech⸗ selwirkung des Russischen und des Polnisch⸗Litthauischen Staates auf einander weiter ausgeführt werden wird. In bestimmten und anschau⸗ lichen Zügen hat der Verfasser geschildert, wie in dem ursprünglichen alten Russischen Lande am Dnepr der Litthauische Staat aufblühete und wie derselbe nach Sprache, Religion und Sitte in Wahrheit ein Russischer Staat war und auch dieses Namens nie verlustig gegangen ist, wenn er auch unter einem anderen Herrscherhause stand als der Ost⸗Russische Staat zu Moskau, wo sich die Nachkommen Rurik’s und des heiligen Wladimir immer behaupteten und ihren Herrscherrechten auf den West⸗Russischen Stagat unter der Herrschaft der Litthautschen
Jagellonen, die auch den Polnischen Thron erwarben, nie entsagt ha⸗ en. So wie es der Verfasser daher nie unterlassen hat, eine genn⸗
gende Uebersicht über die verschledenen Theilfürstenthümer des al Rußlands nach ihrer Entstehung und ihren veecha ger *2 so ist auch dieser Gegensatz zwischen dem Moskowitischen und Litthaui⸗ schen Rußland in dem vierten Abschnitte in besonderen Parthieen scharf hervorgehoben, und überhaupt ein so bestimmtes und sicheres Bild von der Gestaltung des Staates in seinen verschiedenen Entwicke⸗ lungsstufen gegeben, daß die Darstellung in dieser Beziehung nichts zu wünschen ube⸗ läßt. Auch die äußere Ausstattung dieser Uebersetzung ist von der rühmlichst bekannten Verlagshandlung den heutigen Aufor⸗ derungen durchaus angemessen gemacht worden. F“
Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 27. November.
7 A g SZeitdauer A bga ng Zeitdauer Berlin. [St. M. Potsdam. Um 7 Uhr Morgens. — 42 [Um 8 ¾ Uhr Morgens.
— 40 „» 12 » Mittags..
2 » Nachmitt.. — 48 „ 4 ½ „ Nachmitt.
6 » Abends — 50 „ 7 ½ ⸗» Abends..
2 10 2 „ .. — 49 „ 10 „ „ .„ „
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Meteorologische Beobachtungen. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
1839. November.
uck...v. 1231,77˙ Par. 331,21˙ Par. 332,44““ Par.] Quellwärme 7,0 0 R. Luftwärme..ü f 3,70 R./ +† 7.20 R. + 5,10 R. [Flußwärme 2 50 R. Thaupunkt + 3,4°0 R. + 5,5 ° R. + 47⁰° R. Bodenwärme 6,8 0 R. Dunstsättigung 88 v„Ct. 71 vCt. 86 v Ct. [Ausdünstung 0,020“Rh. 6 trübe. trübe. regnig. Niederschlag 0,112 Rh. Wind S. S. S. Wärmewechsel 7,3 9 Wolkenzug — S. fes . 8
Tagesmittel: 331,91“ „Par. . 5.3 0 R.. †. 1 50 R.. 82 vCt. S. 5
DBeo3
Den 28. November 1839. Amtlicher Foads- und Geld-Cours-Zettel. 8 8 Pr. Cour. — Pr. UCour. rief. I Geld. ]Brief. 1 Geld. 102⁵/3 s [Pomm. do. 3 ½ 103 Kur- u. Neum. do. 32 —) Schlesische do. 31 102 3⁄ Coup. und ZLina- Sch. d. K. u. N. — Gold al marce — Neue Dukaten Ee Friedrichsd'er — Aud. Goldmün- ren à 5 Tul. Diakonta
St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Obl. 30. 4 PrämSch.d.Seeh. — —) Kurmöürk. Oblig. 2¼ 1012 1 Neum. Schuldv. 34 10171 Berl. Stadt-Obl. 4 103 % Königsb. do. 4 — Elbinger do. ⁴ — dito. do. 3] 100 ¼ Danz. do. in Th. — 47 /2 Westp. Pfandhr 3] 1016 ’ Grossh. Pos. do. 4 104 /⅞16
215 ½
12 %
9 ½ 5
Fr. Cour. 8 Thl. zu 30 Sgr. Brief. 1 GSeld.
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Wechrel-Couwrsv.
Awsterdaan . do. 568 5 68 8 HIamburg. do. .„ „ London . Paris. Wien in 20 Xr... Augsberg Breslau . Leipzig. Fraukfurt a. MN. WZ. . Petersburg.
250 Fl. 250 Fl. 300 Mk. 300 Mk. 1 LSt. 200 Fr. 150 Fl. 150 Fl. 100 Thl. 100 Thl. 150 Fl. 100 Rbl.
Kurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 8 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 8 Tage 2 Mr. 2 Woch.
151 ¾ 150%¾ 6 217 3 801⁄12 101 1 102 ½
i g * Amsterdam, 24. November. Niedcri. wirkl. Schuld 51 ½. 5 % do. —. Neue Anl. 2215/16. Antwerpen, 23. November. Neue Anl. 23. Frankfurt a. M., 25. November. QOesterr. 5 % Met. 106 ¾ G. 4 % 99 ¾ Br. 2 ½ % 57 ½ Br. 1 % 24 4 G. Bank-Actien 1956. 1954. Partial -Obl. 151 Br. Loose zu 500 Fl. 143 ¼. 143 1¼6. Loose zu 100 Fl. —. Preuss. Präm. -Sch. 70 Br. do. 4 % Aunl. 102 Br. Poln. Loose 69 ⁄⁄³ 69. 5 % Span. Anl. 8 ¾. 85/8. 2 ½ % Holl. 51 ½12. 51118. Eisenbahn-Actren. St. Germain 555 Br. Versailles rechtes Ufer 460 Br. do. linkes Ufer 295 Br. Strafsburg-Basel 310 G. Bordeaux -Teste —. Sambre-Meuse —. Leipzig-Dresden —. Köln-Aachen 84 Br. Comp.-Centrale —. Hamburg, 26. November. Bank-Actien 1636. Engl. Russ. 1063 . Paris, 23. November. 5 % Rente fin cour. 111. 25. 3 % fin cour. 81. 95. 5 % Neapl.
fin cour. 102. 90. 5 % Span. Rente 25 ⁄1. Passive 6 ½. 3 % Port. 21 ⁄. Wien, 23. November.
107 ⁄16. 4 % 100 ¼. 3 % 80 ⁄. 1 % 24 1. Bank-Actien 1650.
Kul. de 1834. 141 ¼. 4e 1839 108 1. Koͤnigliche Schauspiele.
Freitag, 29. Nov. Im Opernhause: Don Juan, Oper in 2 Abth., Kusik von Mozart.
Im Schauspielhause: Elle est folle, drame- vauderille en 2 actes, par 2) Les parens de la fille, comédie en 1 acte.
Sonnabend, 30. Nov. Im Schauspielhause: von Messina, Trauerspiel in 4 Abth., von Schiller.
Sonntag, 1. Dez. Im Opernhause: Oberon, Koͤnig der Elfen, romantische Feen⸗Oper in 3 Abth., mit Ballet. Musik von C. M. von Weber. Die neue Decoration des ersten Aktes ist entworfen und ausgefuͤhrt von dem Koͤnigl. Decorations⸗ Maler Gerst.
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ran⸗ ges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.
Im Schauspielhause: 11 Immermann. *
iel in 4 Abth., vom Dr. C. Toͤpfer. 8 W.“ 2. Dez. Im Schauspielhause: Die beiden Schuͤtzen, komische Oper in 3 Abth., Musik von A. Lortzing.
In Potsdam: Die schelmische Graͤfin, Lustspiel in 1. Akt, von T. Immermann. Hierauf: Ein Tag Karl Stuart des Zweiten, Lustspiel in 4 Abth., von Zahlhas. 1
Konigsstaͤdtisches Theater.
Freitag, 290. Nov. Zum erstenmale: Reue und Ersatz. Original⸗Schauspiel in 4 Akten, von Vogel.
Sonnabend, 30. Nov. Die Puritaner. Oper in 3 Akten. Musik von Bellini.
Sonntag, 1. Dez. Der Minister und der Seidenhaͤndler, oder: Die Kunst, erschwöͤrungen zu leiten. Lustspiel in 5 Akten, nach dem Franzoͤsischen des Eugen Scribe, uͤbersetzt von Karl Riemann, fuͤr die Koͤnigsstaͤdtische Buͤhne eingerichtet von A. Wolff.
Kanz- Bill. 23 %
Zinsl. 2 G.
1) La zeconde représentation de: Mr. Melesville.
Die Braut
Die schelmische Graͤfin, Lustspiel in Hierauf: Der reiche Mann, Lust⸗
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Verantwortlicher Redacteur Arnold.
Fedruckt bei A. W. Hayn.