1840 / 27 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ren und Grundsäͤte aller Reltgion und

-. griffen, der Koͤnigin in öͤffentlicher Audienz vorf Fitzwilliam hielt den ganzen Streit uͤber den Protestan . des Prinzen Albrecht fuͤr nichtig und meinte, daß der groͤßte Theil der Bevoͤlkerung sich nicht darum bekuͤmmern wuͤrde. „Weit cher verdienten die Minister den Dank des Landes, daß sie die

essen Nothstand gerichtet haͤtten: Auseenefeüen 2 Lord⸗ sich sonst nicht vor ein Gegenstand, nue stegten. Er selbst meinte, man koͤnne zugswehee zu deschafngen afe⸗ schild als er sey, da biesen Nothstand unmoͤgtich schlimmer schiidern, Heefung nich die Krifis von 1825 bis 1826 bei genauerer Peufung nicht so verderblich gewesen sey, wie die jetzige. Dieselbe Anficht entwickelte Lord Brougham in emer langen Rede, worin er den Zustand des Landes in den duͤster⸗ sten Farben schilderte. Ir aͤußerte zuerst, daß er mit großem Widerwillen bei dieser Veranlassung die Aufmerksamkeit des Hau⸗ ses in Anspruch nehme, und daß er nie in seinem Leben mehr gewuͤnscht hade, auf die Diskussion zu verzichten, daß aber bei der von ihm angestellten Untersuchung des gegenwaͤrtigen beunru⸗ higenden Zustandes der Dinge im Lande, obschon ihm diese nicht zugäͤnglicher als manchem Anderen sey, bei der Besorgniß, die Alles, was er hoͤre und sehe, seinem Geiste einfloͤße, es nicht allein das tiefgefuͤhlte Leiden vieler seiner Mitbuͤrger, sondern auch andere Symptome und Anzeichen bewiesen, daß es schlimmere Uebel, tiefgewurzeltere und weiter verbreitete gaͤbe, die dem Hause vorzulegen seine schmerzliche Pflicht sey. Die mit der Koͤniglichen Vermaͤhlung verknuͤpften uͤbrigen Gegenstaͤnde und die Einschal⸗ ung des Wortes „protestantisch“ in der Mittheilung an den Geheimen⸗Rath oder in der Adresse wolle er mit Stillschweigen uͤbergehen, so wie, daß das Haus beinahe eine halbe Stunde sich beschaͤftigt habe, daruͤber zu diskutiren, ob das Wort eingeschaltet werden sollte, oder nicht. „Guter Gott!“ jef er aus, „wenn Jemand hoͤrte, daß die Lords hiermit sich so lange beschaͤftigt haben, so wuͤrde er glauben, daß sie in Ruhe und Gemaͤchlichkeit die Angelegenheiten eines gluͤcklichen und eini⸗ gen Volkes zu verwalten haͤtten. Wenn, wie der edle Herzog zu glauben scheint, die Auslassung geschehen ist, um einer gewis⸗

sen Partei den Hof zu machen, so muͤßte diese sehr ihre Natur veraͤndert haben, wenn sie sich mit irgend einer Auslassung oder Konzession zufrieden erklaͤrte.” Dann auf andere Gegenstaͤnde uͤbergehend, bemerkte er, daß er nicht eher in die in der Adresse ausgedruͤckte unbeschraͤnkte Zufriedenheit mit den Fortschritten in Asien einstimmen koͤnne, bis er die Folgen derselben besser kenne. Hierauf kam er auf den Hauptpunkt seiner Rede, naͤm lich auf die Ansichten, die sich ihm von dem inneren Zustande Großbritaniens aufgedrungen haͤtten; denn sowohl in den inne⸗ ren als in den aͤußeren Beziehungen des Landes schienen ihm Ursachen zur Befuͤrchtung großer Uebel obzuwalten. Der Red ner aͤußerte sich in dieser Hinsicht folgendermaßen:

„Mir ist bekannt, daß der Friede des Landes kürzlich auf eine sehr gewaltsame Weise gestört worden, daß ernsthafte Unruhen stattgefund en baben, eingeteitet durch ungesetzliche Zusammenkünfte von Individnen, um sich in den Waffen zu üben, deren sie sich bedienten; daß mitter nächtliche Versammlungen stattgefunden und organisirte Conföderatio⸗ nen gebildet worden; daß ausgebreitete Korrespondenzen zu verräͤthe⸗ rischen Zwecken eröffnet und daß auf diese mitternächtlichen Conföde⸗ rationen Rubestörungen in den nördlichen und westlichen Provinzen gefolgt sind. Ich weiß, daß alle diese beklagenswerthen Umstände innerhalb eines kurzen Jeitraumes und, wie es scheint, ohne die dabei am meisten Bethei⸗ ligten von der Größe der Gefahr zu überzeugen, stattgefunden haben. Man schein zu glauben, Alles sey gut, wenn es nur nicht weiter ginge, das Unhcil ser durch die Gefangennehmung und Verurtheilung der Wenigen, die am schuldigsteu, unterdrückt man betrachtet alle diese Anzeichen con⸗ mtutionellen Uebels als eben se viele illegale Begebeubeiten, als ein⸗ fache Krinunnalfälle. Dies ist das Raisonnement nachlässiger Beobach⸗ ier, die zu glauben scheinen, daß alle solche Manifestationen von lle⸗ dein im Staate immer leicht durch die persönliche Eneraie der Ma⸗ gistratspersonen, durch die exemplarische Anwendung des Gesetzes auf die Delinguenten und durch die effektive Gewalt der Truppen, die den Uebelthätern, entgegengestellt werden, zu dämpfen sepen. Wäre bies der Fall, wäre das durchs ganze Land erscheinende Unheil se oberflächlich, so würde ich wenig oder nichts fürchten, denn ich würde der Kraft der Gesetze zuversichtlich vertrauen und versichert seon, daß alle derartigen Aufstände und Ausbrüche schnell unterdrückt seon würden. Diese Ausbrüche aber sind Anzeichen von etwas Ernst⸗ bafterem von einem Uebelbefinden und uüngesunden Zustande des politischen Körpers, welches ernste Aufmerksamkeit und tiefe Erwägung

cfordert. Ein Ausdbruch, ja selbst das Anzeichen eines Ausbruchs kann dort gedämpft werden und hier wieder ausbrechen. Es ist mir klar, daß der Instand der bürgerlichen Gesellschaft sich im tiefsten Grunde verändert dat. Es beerschen unter der Nation nicht mehr bloße Besorgnisse we⸗ gen dieses oder jenes persoͤnlichen Streits, sondern man sieht gegen⸗ wärtig Mafsen von Menschen, verbunden und in Vereine vertheilt, in großer Notb und von gemeinschaftlichen Gefühlen durchdrungen, die lit allen Sehörden, mit allen Parteien, mit allen Gesezen und Re⸗ zierungen, mit allen Leuten von Ansehen in Oppositien Fend. (Hört! bört!) Ich war erstaunt, von den Organen politischer Parteien zu vernehmen, welche die neulich begangenen Verbrechen kommentirten daß man davon nicht mit Abscheu reden könne, weil es politische Ver⸗ brechen sepen. Ich haltr dafür, daß Verbrechen dieser Art die schlimm⸗ sten von allen sind. (Hört! hört!) Was ist der Charakter von sol⸗ chem Verralb! Ein friedliches Dorf, durch den Ueberfall be⸗ waffnerer Männer in Verwirrung und Kampf verwickelt alle Bande der Gesellschaft und gesetzlicher Suderdination ge waltsam zerrissen Meuschen, zusammengeschaart im gewaltsamen EEEö den Frieden und die Sicherheit der Gemeinde, zu 8 Streit deeh8dis .se Eechen⸗ A-Se. verxerbschen 8 he fragen, warum man die Unaddg EE austifteten und versuchten! Weil, wenn Erfolg die Verbrecher jn ibren

Vernichtungs⸗Versuchen aller bestehenden Gesetze und Rechte gekrönt

8 bätte, sie dadurch die Herrscher geworden wären. (Beifall.) Deswegen verdient das Verbrechen des Hochverraths vor allen anderen die größte und schwerste Bestrafung, die unsere Gesetze über Beleidigungen gegen die bürgerliche Gesellschaft verbängen. (Hört!) Mit Bezug auf die neuerlichen Prozeduren hoffe ich übrigens uversichtlich, daß, wenn auch das Gesetz mit der äußersten Streuge auf die wirklichen Verbrecher an⸗ gewandt wird, es dech nun, we es schen die Hände des Richters ver⸗ lassen hat „in demselben Geiste von Gerechtigkeit und Milde wird ausgefuͤhrt werden, welche die Verwaltung desselben an Ort 8 kterist 6 t

und Stelle charakterisirte. Ich muß aber die Aufmersamfeit Eurer Herrlichkeiten auf andere Theile des Laudes lenken, wo ähnliche Dinge des Landes geschehen sind, um Gefühle der Abneigung gegen die Ge⸗ setze und Institutionen des Landes zu erregen, und wo, wenn auch nicht wirkliche Rebellion darauf solgte, der Hanpt⸗Anreizer, (D'Connell)

aanstatt den Galgen zu zieren, mit der Gonnerschaft der Minister be⸗

ehrt wird. (Beifall). Doch sind die Absichten handgreiflich von ähn⸗ licher Art. (Hört! Hört!) Einen bedeutenden Umstand halte ich für ein unterscheidendes Kennzeichen der gegenwärtigen Zeit, und zwar für ein sehr betrübendes. Zum erstenmale nimmt man nämlich jetzt eine allgemeine Entfremdung einer großen Klasse der bürgerlichen Ge⸗ sellschaft von Allen, die über ihr stehen, wahr. Die große arbeitende Bevölkerung des Landes ist nicht länger durch Bande der Freundschaft mit anderen Klassen verknüpft, ja befindet sich nicht einmal in einer neutralen Stellung. Wüste Lehren sind verbreitet worden Lehren, welche die Wurzel alles Eigenthums angreifen nicht den Begriff die⸗ ser eder jener Regierung, dieser oder jener politischen Form, sondern solche, welche die Grundlagen der civilisirten Gesellschaft selbst antaste⸗ ten. Daiese Lehren gehen au die Wurzel des Eigenibumsrechts den

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d Moral an die Wur, orzustellen. Graf

lichen bestrafe, die den Verrath nur V

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Grund⸗ und Ecsstein, worauf die bürgerliche —ö gebaut ist; ja welches beinabe als das Unterscheidungszeichen zwie chen dem Zustande der Civilisation und dem der Wildheit angeseben werden könnte, wenn es nicht gar das Unterscheidungszeichen, das Haurt⸗Unterscheidungs⸗ eichen zwischen der Menschengattung und den unteren Klassen der be⸗ ebten Natur ist. Das Eigenthumsrecht wird verleugnet. Die Zweck⸗ mäßigkeit, alle rechtlichen Normen und Ausprüche zu vernichten, wird offen und frei verkündigt, und zwar an Tausende, an Hunderttausende aus dem Volke; aber, wie ich zu hoffen wage, bisber noch mit nichts weniger als bedeutendem Erfolge. Hierven fönnen Ew. Herrlichkeiten offendare Spuptome in dam neulichen Prezeduren wahrnehmen. Sie dürfen aber nie hoffen, die bürgerliche Gesellschaft durch bloße Gewalt zusammenzuhalten. Sie kennen nicht die bürgertiche Gesellschaft in einer konsistenten Masse durch die Energie der Magistrats⸗Behörden oder das gute Benehmen der Truppen zusammenhalten. Selbst wenn sie fertwährend derartige Mittel auf einen Körper anwendeten, von wel⸗ chem jeder Bestandtheil in sich selbst getrennt und dessen große Masse beständig mit einem kleineren Theile desselben im Kriege begriffen, würde der Erfolg unmöglich sepu, da es eben so viel⸗ wäre, als Feuer und Wasser in eine und dieselbe Masse bringen zu wollen. Man⸗ dürfte die Frage aufwerfen, warum ich bei diesen Gegenständen ver⸗ weile! Obhne Zweifel baben sie nichts mit Parteifragen gemein, nichts mit der Entfernung eines Ministeriums und der Wiederherstellung ei⸗ nes anderen, auch haben sie keinen Bezug auf Personen oder Parteien. Doch sind es Erwägungen, nach welchen eine jede Regierung handeln muß, die den Namen einer Regierung verdienen will, und nach wel⸗ chen alle diejenigen, die regieren wollen, verfahren müssen, wenn sie ihre Ansprüche auf eine Regierung erhalten wollen. Die Chartisten sind keines⸗ weges hinsichtlich der Anzahl ein so zu verachtendes Corps, als sie zu⸗

weilen dargestellt werden. Sie scheinen geringer an Zahl, als sie sind,

weil sie keinen Anführer haben, dem sie besonders vertrauen könnten.

Aber ich will jetzt zu einem anderen Punkte übergehen, der die Dis⸗

barmonie der beiden Klassen zeigt; es ist mir dasjenige, was diesen

Puukt betrifft, von denjenigen mitgetheilt worden, die es durch ihre

Berufs⸗Verhältnifse wissen, deren Gewerbe es mit sich bringt, es zu

wissen. Zu welcher Zeit war es sonst je der Face daß eine Regierung

in England bei gerichtlichen Prozeduren wegen ? ufstandes, wegen politi⸗ scher Vergehen sicher auf eine gewöhnliche Jurv, nämlich eine aus Gewerbtreiben und Kleinhändlern bestehende, sich verlas⸗ sen konnte? Niemals. Die Regel war, es nie zu thun, weil die Freisprechung mit Gewißheit erwartet werden konnte. Man⸗ bielt es daher immer für nöthig, eine besondere Jurp einzusetzen. Daß man nun jetzt einer gewöhnlichen Jurv vertrauen konnte, ist ohne

Zweisel eine große Veränderung; es bezeichnet einen sehr bedeutenden

Zwiespalt zwischen der allgemeinen Masse des Volks und den Klein⸗

händiern, so wie denjenigen, welche über diesen stehen. Die begüterten

Klassen, bis zu den niedrigsten herunter, stehen jetzt in einer ganz am

deren Beziehung zu der Hauptmasse des Volks, als sie zu derselben,

so lange ich denken kam, in irgend einer früheren Zeit gestanden ha ben. Einer der einleuchtendsten Beweise von der gänzlichen Trennung der Interessen zwischen den verschiedenen Klassen der bürgerlichen Ge⸗ sellschaft sind die Korn⸗Gesetze. Weun es irgend etwas giebt, wobei die Interessen aller Klassen detheiligt, so sind es diese Gesetze. Ew. Herrlichkeiten denken vielleicht, daß die Interessen aller Klassen, gleich denen der Lords, dir Beibebaltung der Korn⸗Gesetze erheischen: den Iunteressen der großen Volksmasse sind aber diese Gesetze durchaus entgegen; diese Thatsache hat das Volt genngsam zu erkennen gegeben; aber ungeachtet seines Wunsches, sie abgeschafft zu sehen, un⸗ geachtet seiner Ueberzeugung, daß sie ihm nachtheilig sind, hat es doch einmüthig erklärt, es stimme weder mit seinem Interesse, noch mit sei⸗ nem Nutzen und Willen überein, sich mit der oberen Klasse seiner Mit bürger und Mitunterthanen zu vereinigen, um ein Projekt der Art in

Ausführung zu bringen. Die Folge davon ist, daß gegenwärtig in den

größten und wohlhabendsten Städten des Königreichs keine offentliche

Versammlung von den bloßen Gegnern der Korngesetze zu Stande ge⸗

bracht werden kann. Sie wagen es nicht, Jemand aufzusordern auf

deren Abschaffung anzutragen, aus Furcht, daß die Klasse, die unter der ihrigen steht, die Entscheidung der Frage in die Hände bekommen möchte. Ich weiß sehr wohl, woher dies kömmt; ich weiß aber aulch, daß die niedrigen Volksklassen in Betreff der Korngesetze dieselben Wünsche hegen, wie die Anstifter jener Versammlung, und daß sie fest dabei beharren, ungeachtet der thörichten Reden, welche einige Per⸗ ren kürzlich in Manchester gehalten haben, und worin sie sagten, daß die Abschaffung der Korngesetze den Arbeitslohn vermindern würde denn die arbeitenden Klassen wissen nur zu gut, daß, wenn der Arbeits⸗ lohn herabgesetzt würde, der Preis der Lebensmittel im Verhättniß noch viel mehr Futen würde, und daß, wenn sie auch niedrigeren Arbeits lohn erhielten, sie doch mehr Lebensmittel dafür würden faufen können. Diese Leute sind viel zu schlau, um sich von dem Unsinn bethoren zu lassen, der an einigen Stellen geschwatzt wird (hörit! und Gelächter); sie halten sich für eben so kompetent, ihre Meinung über die Korn gesetze als über die Charte abzugeben, obschon jene Kompetenz von den⸗ jenigen gelengnet wird, die auf der Leiter der menschlichen Gesellschaft nur eine einzige Stufe höher stehen. Ja, die Klasse, von welcher ich so eben geredet, die Kleinbändler nämlich, blicken mit verächtlichen, aristo⸗ kratischen Gefühlen auf diejenigen herab, die unter ihnen stehen. Sie haben es kein Hehl, daß sie den Beistand der Chartisten verachten. Sie sagen, daß sie nicht die Allianz mit jener Klasse von Leuten begehrten, um ihre eigenen Absichten durchzusetzen. Man darf ihnen aber darin nicht glauben. (Hört! hört!) Sie würden alles aufbieten, sie zu erlangeu, ja sie würden selbst große Opfer briugen, um sie zu erreichen. Die

Sache ist die, daß die große Masse des Englischen Bolks von der Re⸗

präsentation ausgeschlossen ist, und daß sie dies weiß und fühlt. Sie

ist von allen volstischen Privilegien der Constitution ausgeschlossen, und sie fühlt dies. Sie leugnet durchaus die Lehre von wirksamer Reprä⸗ sentation; sie lengnet mit Indignation ihre Wirksamteit. Wenn dem

Arbeiter kein Votum zugestanden ist, würde er es für eine Schmach

halten, auf das Votum seines Herrn zu achten, desselben Mannes, ge⸗

gen welchen er nach aller Wahrschein ichkeit stimmen würde, wenn er das Wahlrecht und dessen Ausüübung hätte. Er hält sich für ausge⸗

man mache sich über ihn lustig, wenn man ihm von wirksamer Reprä⸗ sentation spräche. Er würde natürlicherweise sagen, von einem Manne rebräsentirt zun werden, mit dem er kein Verbrüde⸗ rungs⸗Gefühl gemein habe, und dessen Interessen den seini⸗ gen in vielen Fällen entgegengesetzt wären, dies sev nicht repräsentirt, sondern falsch repräsentirt werden; und besser als so repräsentirt zu werdeu, sey es, daß gar kein selbstständiges Votum stattfinde. Dies ist jetzt die Stellung eines großen Theils des Englischen Volkes, der poli⸗ tische Zustand vom 99 unter 100 Einwobhnern Englands. Die Zeit wird kommen, und ich kann den Lords versichern sie ist nahe vor der Thüͤr wenn sie nicht schon wirklich da ist, wo Sie nicht länger im Siande seyn werden, Ihre Mitbürger innerhalb der Demarcations⸗ Linie zu halten, die zwischen den privilegirten und den ven der politi⸗ schen Gewalt ausgeschlossenen Klassen der bürgerlichen Gesellschaft ge⸗ zogen n. Linie, welche die ganze Masse des arbeitenden Volkes ven der Wahlberechtigung ausschließt, die sie jetzt für das werthvollste Privilegium der Verfassung halten. Wenn also Ew. Herrlichkeiten von dem jetzt bestebenden ausschließenden Svstem abgehen und ein anderes und besseres annehmen wollten besser, wel es weiser ist wodurch alle Klassen zur Wahl zugelassen würden, so kann ich versichern, daß Sie bald die glücklichsten Erfelge wahrnehmen würden. Sie würden dann die Aufruhr⸗Apostel bald vor leeren Bänken predi⸗ gen sehen; die Nicht⸗Kapitalisten 94 22. eben so wie die Kapitalisten

des Landes auf alle Versuche, die öffentliche Ruhe v. stören, nur mit

Lächeln herabblicken, und die Bekämpfung der verschiedenen Einwoh⸗ nerklassen unter einander, 828 1e aller sozialen Vorbedeutun⸗ en, würde ein schnelles nud glückliches Ende nehmen. Die echte Ari⸗ stokratie des Landes, die Weisen und Wohlhabenden, die Großen und Guten, wuͤrden dann wieder zu dem Uebergewicht gelangen, zu welchem ihre Stellung, ihre Intelligenz, ihr Reichthum, ihre Weisheit und ihre bürgerlichen Fugenden sie unter ihren Mitbürgern berechtigten, und wel ches, wenn ich die Herzen des Englischen Volkes recht fenne, mit sei⸗

nen Gefühlen, seinen Wünschen und seinen Absichten übereinstimmt.”

2 Grasf Stanhope meinte, der edle Lord habe nicht immer

schlossen von den Wohlthaten der Verfassung, und er würde glauben,

so gedacht, sondern fruͤher die —2 in der Reform⸗Bill von 1830 gesucht. Wenn zwei Maßregeln die Herstellung der Ruhe sichern koͤnnten, so waͤren es die Aufhebung des neuen Armen⸗ Gesetzes und der Peelschen Geldbill; wo nicht, so wuͤrde eine Revolution nicht ausbleiben. Der Herzog von Richmond ent⸗ gegnete, eine solche Aeußerung duͤrfe nicht ohne Gegengift blei⸗ ben; er sey vielmehr uͤberzeugt, daß die große Masse des Volks loyal gesinnt sey und jeden Empoͤrungs⸗Versuch immer unter⸗ druͤcken werde.

London, 1§. Jan. Das Geruͤcht, daß Lord Melbourne sich binnen kurzem von seinem Posten zuruͤckziehen, die uͤbrigen Mi⸗ nister aber im Amte bleiben wuͤrden, wird jetzt auch von Blaͤt⸗ tern wiederholt, die in freundlichen Verhaͤltnissen zu dem Mini⸗ sterium stehen. Die beiden ehemaligen Verwaltungs⸗Mitglieder, Lord Howick und Herr Charles Wood, die seit der vorigen Par⸗ laments⸗Session aus dem Ministerium getreten sind, haben in der neuen Session ihren Platz zwar auf der ministeriellen Seite des Unterhauses, aber etwas fern von den Minister⸗Baͤnken, ge⸗ nommen.

Fuͤr die mehrerwaͤhnten nothleidenden Spanisch⸗Karlistischen Fluͤchtlinge in London hat man jetzt durch Subscription so viel Geld zusammengebracht, daß man hofft, sie nach dem Koͤnigreich Neapel uͤberschiffen zu koͤnnen, denn nach Spanien wollen sie nicht zuruͤckgehen, wo sie, wie sie sagen, nur Tod oder Gefangen⸗ schaft zu erwarten haͤtten. Der Atlas bemerkt, der Toryistische Cariton⸗Klub, der mit der Zunge immer so warm fuͤr die Sache des Carlos gefochten, uͤberlasse es jetzt den Whigs, das Reisegeld fuͤr jene Ungluͤcklichen zusammenzuschießen.

Die Naval and Military⸗Gazette enthaͤlt folgende Bemerkungen uͤber die Marinen von Frankreich und Großbrita⸗ nien: „Da die Umstaͤnde Frankreich genothigt haben, seine Ge⸗ schwader in der Levante zu verstaͤrken, so sind wir in den Stand gesetzt worden, zu beurtheilen, was es mit seinem so sehr ge⸗ ruͤhmten Marine⸗ Rekrutirungs⸗System zu bewirken vermocht hat. Nicht nur hat es langer Zeit bedurft, um die Mannschaf⸗ ten der Schiffe zu vervollstandigen, sondern es hat sich auch ausgewiesen, daß die Mannschaften viel weniger gut sind als die unsrigen, ungeachtet der Strenge, mit welcher man bei der Auswahl verfahren ist. Es wird allgemein zugegeben, daß die Flotte des Admirals Stopford, was die Brauchbarkeit an⸗ betrifft, von keiner unserer fruͤheren Flotten uͤbertroffen wird. Obgleich die Franzoͤsischen Schiffe zahlreicher bemannt sind, so werden sie von den unsrigen doch an Geschicklichkeit in den Manoͤvern und der Bedienung des Geschuͤtzes uͤbertroffen. Im Jahre 1839 sind in England zwei Schiffe von erstem und zweitem Rang vom Stapel gelassen worden, naͤmlich die „Aueen“ von 110 K. und der „Nile“ von 92 K.; der „St. George“ von 120 K. wird im Sommer d. J. fertig. Ueberdies finden sich drei Schiffe von erstem und zwoͤlf von zweitem Range im Bau; einige der letzteren sind schon weit vorgeruͤckt. Im ver⸗ flossenen Jahre sind viele Dampfschiffe gebaut worden, und in diesem Jahre sollen wieder mehrere in Bau gegeben werden. Wir haben jetzt mit Einschluß der Packetboͤte mehr als 70 Koͤnigliche Dampfschiffe. Werden dazu noch die Kauffahrtei⸗ Dampfschiffe gerechnet, so ist es offenbar, daß noͤthigenfalls die Regierung uͤber eine Seemacht zu verfuͤgen vermoͤchte, welche alle Meere beherrschen und alle Huaͤfen der feindlichen Maͤchte so eng blokiren koͤnnte, daß nicht eine Barke durchzu⸗ kommen im Stande waͤre. Wir erfahren auch zu unserer Freude, daß die Regierung sich erfolgreich bemuͤht hat, den Zustand der Seeleute im Allgemeinen zu verbessern.”“

Nach den letzten Berichten aus Teras, welche von der Maͤndung des Brazos vom §. Dezember datirt sind, war Ma⸗ tamoros damals noch nicht von den vereinigten Texianern und Mexikanischen Foͤderalisten genommen, indeß war Oberst Roß an der Spitze von 2000 Mann gegen die Stadt im Anzuge. Er schon zwei andere bedeutende Staͤdte genommen und 300 Mann zu Gefangenen gemacht, welche die Foͤderalisten umbringen wollten, die von Roß aber geschuͤtzt wurden und daher unter ihm Dienste nahmen. Alle Foͤderalisten aus der Gegend von Du⸗ rango hatten sich ihm angeschlossen.

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Aus dem Haag, 22. Jan. Der Koͤnig hat den Profes⸗ sor Thorbecke, welcher die bekannte Schrift fuͤr die Verfassungs⸗ Resorm herausgegeben, zum Rector der Universitaͤt Leyden fuͤr das Jahr 1840 ernannt.

Belgien.

Bruüͤssel, 21. Jan. Der Moniteur Belge enthält ei⸗ nen ausfuͤhrlichen von dem Genoral⸗Archivar Gachard an den Minister des Innern und der auswäͤrtigen Angelegenheiten ab⸗ gestatteten Bericht uͤber den Zustand der großen Archive des Koͤ⸗ nigreichs. Es geht daraus hervor, daß die großen literarischen Schaͤtze, die sich in diesen Archiven befinden, immer mehr geord⸗ net werden und wie sie bereits vielen Historikern als Fundgrube gedient haben, eine noch groͤßere Ausbeute fuͤr die Zukunft ver⸗ sprechen. Besonders hebt der Bericht die Abtheilung des Staats⸗ sekretariats fuͤr die Angelegenheiten Deutschlands und des Nor⸗ dens hervor, deren Beaufsichtigung und Einordnung in Cahiers und Rubriken der betannte Gelehrte Dr. Coremans leitet. Die Briese der Deutschen Kaiser nehmen allein 66 Cahiers ein, 80 Cahiers sind den Berichten der Belgischen Deputirten gewid⸗ die sich auf Deutschen Reichstagen und Kreis⸗Versamm⸗ lungen befanden. Außerordentlich reich ist diese Abtheilung des Archivs an Aktenstuͤcken in Bezug auf die Kirchen⸗ Reformation. Diese nehmen 31 starke Vaͤnde ein und sind zum Theil bereits von den Herren Miguet, Ranke und Altmeyer be⸗ nutzt worden, bieten aber noch sehr vielen neuen Stoff dar. Die Korrespondenzen zwischen Kaiser Karl V. und seinem Bruder, dem Koͤnige Ferdinand, zwischen Letzterem und seiner Tante, der Erzherzogin Margarethe, so wie mit seiner e Maria, ebenfalls wie jene, Regentin der Niederlande, die Berichte des Erzbischofs von Lund an den Kaiser uͤber die kirchlichen Ange⸗ legenheiten Daͤnemarks, die Papieke des Kurfuͤrsten Johann Friedrich von Sachsen, die von den Truppen Karl'’'s V. in der Schlacht bei Muͤhlberg genommen wurden, die Unterhandlungen in Passau, so wie diesenigen uͤber die Gefangenhaltung und Frei⸗ gebung des Landgrafen Philipps des Weisen von Hessen, sind ungemein interessant. Herr Coremans laͤßt eine kritische Ueber⸗ sicht drucken, die besonders auch in Deutschland dem wissenschaft lichen Publikum sehr willkommen seyn wird.

Man versichert jetzt, die einzige Ursache des letzten Aufent⸗ halts des Herrn von Rothschild in unserer Füe sey gewe⸗ sen, die finanziellen Operationen zum Schlusse zu bringen, wel⸗ che die sogenannte Bank von Belgien mit diesem Banquier ein⸗ gegangen ist; sie hat naͤmlich von demselben den groͤßten Theil der Gelder erhalten, die sie zur Bezahlung der Zinsen ihrer Actien

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bedurfte. Freilich spricht man aber auch von einer Anleihe, welche die Regierung mit dem Hause Rothschild soll kontrahiren wollen. Man beabsichtigt jetzt, an mehreren Plaͤtzen, an welchen die unteren Volksklassen hauptsaͤchlich durch Weben und Spinnen ihren Unterhalt verdienen, Magazine von Hanf und auch von Garn anzulegen, um daraus den arbeitenden Klassen das Roh⸗

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Material vorzuschießen, so daß diese die Bezahlung dafuͤr nicht

vor der Bearbeitung und dem Verkauf des Produktes zu leisten brauchen. An der Spitze der Maͤnner, die dieses menschenfreund⸗ liche Unternehmen ins Werk setzen wollen, steht ein fruͤheres Mit⸗ glied der Repraͤsentanten⸗Kammer, der Abbé de Haerne.

Nach dem „Belge“ soll die Regierung den Entschluß ge⸗ faßt haben, alle Privat⸗Telegraphen, mit welchen jetzt einige Spekulanten die Bruͤsseler und Antwerpener Boͤrse ausbeuteten, nicht laͤnger fortbestehen zu lassen.

Von allen Seiten gehen Berichte ein, welche Befuͤrchtungen vor großen Ueberschwemmungen aussprechen. In der Umgegend von Bruͤssel steht schon alles unter Wasser, und auch das ungluͤck⸗ liche Dorf Cureghem, welches im vorigen Jahre so sehr durch die Senne litt, ist schon wieder gaͤnzlich uͤberschwemmt.

Bruͤssel, 20. Jan. (Köͤn. Z.) Seit dem 15ten ist die Repraͤsentanten⸗Kammer wieder versammelt. Gleich in der ersten Sitzung faßte sie die Debatten uͤber das Budget der oͤffentlichen Bauten da wieder auf, wo sie sie in ihrer letzten Sitzung vor Neujahr unterbrochen hatte, naäͤmlich bei der Diskussion uͤber je⸗ nen Kanal in Flandern, der, nach der Behauptung der Opposi⸗ tion, mehr eine Unternehmung im Franzoͤsischen, als im Belgt⸗ schen Interesse seyn soll. Des Hin⸗ und Herredens waͤre kein Ende gewesen, haͤtte nicht endlich ein Mitglied gefordert, die Op position solle einen foͤrmlichen Antrag gegen das Ministerium in Vorschlag bringen. Dieser lautete dann endlich dahin, die Kam⸗ mer moͤge erklaͤren, die mit Frankreich wegen jenes Kanals ab⸗ geschlossene Convention beduͤrfe der Sanction der Kammer; der Antrag wurde aber durch 44 Stimmen 35₰ 27 verworfen. Diese Majoritat zu Gunsten des Ministeriums hat um so mehr Gewicht, als es sich hier um eine Kompetenzfrage handelte, und die Kammern nur zu geneigt sind, von dem legislativen auf das administrative Ge⸗ biet hinuͤber zu greifen. Ein anderer Punkt, dem die Opposition in diesen letzten Tagen eine besondere Bedeutung zu geben ge⸗ sucht, ist ebenfalls nur ein solcher Uebergriff auf das Gebiet der Administration. Er betrifft die Sand⸗bLieferungen fuͤr eine Strecke der Eisenbahn zwischen Bruͤgge und Ostende. Auf dieser Strecke hat ein Theil des Sandes, aber nur der geringere Theil, 17 Franken der Kubikmeter, an Ort und Stelle geliefert, gekostet. Diesen Preis sindet man ungeheuer; mit derselben Ungenauig keit oder Unredlichkeit indessen, die im Allgemeinen die Angriffe der gegenwaͤrtigen Opposition gegen das Ministerium charaktert⸗ sirt, haben ihre Blaͤtter die Behauptung in Cours gesetzt, auf der ganzen Strecke zwischen Bruͤgge und Ostende sey aller Sand so theuer bezahlt worden. Die Wahrheit ist dagegen, daß er im Durchschnitte hier nur zu 5 Fr. 86 C. der Kubikmeter, bis ur Bahn geliefert, gekommen ist. Der Minister der oͤffentlichen xe hat bei dieser Adresse eine interessante Arbeit uͤber die Sand⸗Lieferungen im Allgemeinen in Druck gegeben. Im Gan⸗ zen sind fuͤr Sand schon vier und eine halbe Million Franken ausgelegt worden. Es kommt sehr Vieles auf die Qualitaͤt des Sandes an; wo der Boden zur Feuchtigkeit geneigt ist, hat man, wenn es nur immer moͤglich war, fuͤr die obere Lage Meersand genommen, und gerade dieser war in der Naͤhe von Bruͤgge, wohin er eine Strecke von 5 Stunden weit transportirt werden

mußte, da die Eisenbahn diesen Transport noch nicht erleichterte,

so theuer gekommen. Nach der vorgelegten Uebersicht des Mi⸗

nisters ist der Sand am theuersten zwischen Warenne und Ans

bei Luͤttich, weil er dorthin viele Stunden weit transportirt wer⸗

den muß. Er kostet dort im Duvrchschnitte 13 Fr. 84 C.

der Kubikmeter; zwischen Loͤwen und Tirlemom dagegen

nur 11 Fr. 7 C.; zwischen Mecheln und Antwerpen nur

6 Fr. 51 C.; zwischen Mecheln und Bruͤssel endlich nur

3 Fr. 24 C., der geringste Ansatz auf der ganzen Bahn. Ver

theuert wurden natuͤrlich zuweilen auch Lieferungen dieser Art

durch die Schnelligkeit, womit man zu Werke gehen mußte, um der Ungeduld des Landes zu entsprechen. Hier war die Opposi⸗ rion immer die Erste, die Regierung anzuspornen, was es auch kosten moͤchte, und uͤber jede Zoͤgerung laute Klagen zu erheben.

Die ersten Arbeiten eben jener Section von Bruͤgge nach Ostende wurden oͤffentlich verdungen am 31. Dezember 1837, und schon am 28. August 1838 wurde die Bahn eroͤffnet. So war also

innerhalb acht Monaten eine Strecke von 23,500 Meter oder fuͤnf Stunden zu Stande gekommen. Kein Land, worin bisher

Eisenbahnen gebaut worden, duͤrfte etwas Aehnliches aufweisen koͤnnen. Das Ministerium, durch die Kritiken der Opposition kluͤger gemacht, wird sich wahrscheinlich kuͤnftig mehr Zeit neh⸗ men, damit nicht wieder die Kosten durch die Eile der Ausfuͤh rung vermehrt werden. 8

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Jan. Der Reichstag ist noch mit der Pri⸗

sung der Vollmachten beschaͤftigt und die feierliche Eroͤffnung

desselben hat deshalb noch nicht stattgefunden.

Danemark.

Kopenhagen, 21. Jan. (A. M.) Se. Majestaͤt der Koͤ⸗ nig haben auf den Antrag der Gesellschaft der Wissenschaften zu genehmigen geruht, daß die hier seit 1834 bestehende, aber nicht recht zweckmäßig belegene und an sonstigen Maͤngeln leidende Einrichtung zu Beobachtungen mit der Magnetnadel nach dem Wall verlegt und dort ein dem Zweck entsprechendes Observato⸗ rium eingerichtet werde, auf welchem die Beobachtungen täglich anzustellen sind. Hoͤlzerne Gebaͤude sollen zu dem Ende genuͤgen und die Kosten der Einrichtung (1500 Rbthlr.) sind vom Koͤnig bewilligt worden. Auch sollen die erforderlichen Instrumente an⸗ geschafft und ein Observator dabei angestellt werden. Das neue Observatorium wird nach wie vor unter der hiesigen polytech⸗ nischen Anstalt stehen, und diese wird die dort gemachten Beobachtungen der Gesellschaft der Wissenschaften mittheilen. Die Ober⸗Aufsicht uͤber jene Anstalt wird der Physiker und Etatsrath Oersted fuͤhren, welcher, als Gaus in Goͤttingen zuerst die Ent⸗ deckung gemacht, daß man mit der Magnetnadel Beobachtungen anstellen könne, die eben so genau waͤren, als die astronomischen, und zu dem Ende in Goͤttingen ein Observatorium eingerichtet hatte, vom verstorbenen Koͤnige schon im Jahre 1834 dahin ge⸗ sandt wurde, um sich damit bekannt zu machen, und nach seiner Zuruͤckkunft die hiesige provisorische Einrichtung veranlaßte.

Die hiesige Hochschule hat ein Restript erhalten, wonach der Major Olsen und Capitain Baggesen wegen ihrer Anstellung im Generalstabe von der Hochschule abgehen sollen, und Vorschlaͤge einzureichen sind zur Besetzung der vakant gewordenen Lehrerstellen.

In Kjoͤbenhavnsposten liest man: „Unter den aus der Zeit des vorigen Koͤnigs noch unabgemacht liegenden Staͤndesa⸗

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chen, die gerade im gegenwaͤrtigen Augenblicke ihrer definitiven Entscheidung entgegengehen, gehoͤrt eine, welche nicht unwesentlich die Journaltstik interessirt: Die Petition der Staͤndeversammlung fuͤr die Insein in Veranlassung des Tuteinschen Vorschlages we⸗ gen Postversendung der Zeitungen und Journale.“ Die Redac⸗ tion bemerkt dabei fuͤr die auswaͤrtigen Abonnenten: daß „das Postwesen den Einkaufspreis (ihres Blattes) mit 5 Rbthlr. 33 Sh. oder mit ungefaͤhr 76 pCt. erhöhe“ und „daß sie dafuͤr die Erlaubniß habe, ihr Blatt, ein Tageblatt, einmal woͤchentlich mit der Frachtpost zu versenden.

Am 3. Februar soll das Theater wieder eroͤffnet werden und zwar mit einem neuen Stuͤcke von Andersen, welches der „Mu⸗ latte“ betitelt ist.

Es ist von Sr. Majestaͤt eine Kommission zur Ausarbeitung eines Kriminal⸗Gesetzbuches fuͤr die Herzogthuͤmer Schleswig und Holstein - worden; dieselbe besteht aus dem Praͤ⸗ sidenten des Ober⸗Appellations⸗Gerichts, Konferenz⸗Rath Hoͤpp, dem Kanzlei⸗Deputirten, Etats⸗Rath Rathgen, dem Etats⸗Rath Professor Falck und den Ober⸗Gerichts⸗Raͤthen von Schirach in Gluͤckstadt und Fontenay in Schleswig.

v1n1n1.“

Preßburg, 14. Jan. (Deutsche Bl.) Die gestrige

sechsstuͤndige Sitzung der Magnatentafel war eine der merkwuͤr⸗

digsten des ganzen Reichstages; denn obgleich die Tafel hinsicht⸗

lich des 8nn gn. Gegenstandes der Redefreiheit im Wesentli⸗

chen bei ihrer fruͤheren Ansicht verharrte und die Staͤndetafel zu

einer Ummodelung des Gegenstandes in eine annehmbare, mit

den Grundsaͤtzen der Verfassung mehr vereinbare Form aufzuru⸗

sen beschloß, so waren doch die beiderseits gehaltenen Reden von

ve Gehalt. Jene des Grasen Aurel Dessewffy und

Stephan Szechenyi drangen dem Zuhoͤrer, welcher politischen

Meinung er auch immer huldigen mochte, Bewunderung ab.

Vorzuͤglich waren neben diesen noch die Vorträͤge des Grafen Joseph Palffy, der Ober⸗Gespane Anton Majthenyi und Grafen Leopold Nadasdy, der Grafen Georg Apponyi, Kasimir und

Ludwig Bathyanyi, Karl Andrasy, Alexander Erdoͤdy, des Frei⸗ herrn von Jossika und des Reichs⸗Oberrichters. Es mangelten aber dieser Sitzung auch nicht persoͤnliche Kaͤmpfe mancherlei Art, die, obgleich stets in den Schranken des Anstandes gehal⸗ ten, doch mitunter einen so animosen Charakter annahmen, daß der Erzherzog⸗Palatin sehr oft abmahnend und mitunter gera⸗

dezu tadelnd einschreiten zu muͤssen glaubre. Auch das Audito⸗ rium fiel hierbei dergestallt aus seiner passiven Rolle, daß es sich

wiederholte ernstliche Verweise zuzog. Hier nur einige Vorfalle

dieser merkwuͤrdigen Kundgebung parlamentarischen Streites.

Die Veranlassung dazu gab eine Aeußerung des Grafen Georg

Apponyi, der kurz nach der mit Enthusiasmus aufgenommenen

Rede des Grafen Szechenyi die Unabhaͤngigkeit der obern Ta⸗

fel mit der Abhaͤngigkeit gewisser glaͤnzenden Volksredner in

Gegensatz brachte. Dieses bezog Graf Szechenyi auf sich und

nahm zum zweiten Male das Wort. Er sprach vorerst seine Ansicht uͤber den vorliegenden Gegenstand aus und griff dann ploͤtzlich seinen Gegner an. „Ein fruͤherer ausgezeichneter Redner“, aͤußerte er, „hat, zwar verbluͤmt, doch immer verstaͤndlich genug, eine Anspielung auf die Abhaͤngigkeit von der Pepularitaͤt gemacht, die ich unter den obwaltenden Umständen auf mich beziehen mußte. Ich vermeide so viel als moͤglich ähnliche Eroͤrterungen, weil sie leicht zu Persoͤnlichkeiten fuͤhren, dessenungeachtet sehe ich mich gedrungen, dem sehr verehrten Grafen ohne alle persoͤnliche Beleidigung meine Ansicht hieruͤber ganz kurz zu eroͤffnen. In einer ziemlich langen populairen Laufbahn bin ich mehr als ein Mal der allgemeinen Meinung kuͤhn entgegengetreten und habe mich nie als einen Schmeichler meiner Nation gezeigt. Ich wuͤnsche nur, daß der edle Graf, dessen vorzuͤgliche Eigenschaften ihm eine sehr glänzende Zukunft verheißen, einst, wenn er den Stufen des Thrones nahe steht, mit eben so viel Muth und Beharrlichkeit der Willkuͤr Einzelner entgegentreten moͤge, als ich auf meiner publizisti chen Laufbahn der Volksmeinung begegnet bin. Hochloͤbliche Magnaten! Wir sind saͤmmtlich Soͤhne dessel⸗ ben Vaterlandes, gleich treue Unterthanen desselben Koͤnigs, ha⸗ ben daher Alle nur Ein gemeinsames Ziel: das allgemeine Wohl. Wenn aber Jeder, der im Alter etwas vorgeruͤckt ist und ein bedeutendes Vermoͤgen besitzt, bei allen seinen Handlungen stets nur eines Jagens nach Popularitaͤt beschuldigt wird, waͤh⸗ rend bei den Handlungen juͤngerer, wenig deguͤterter Maͤnner uͤberall nur die Sucht nach Aemtern und Auszeichnungen als Triebfeder angenommen wird ich will hierdurch den sehr ver⸗ ehrten Grafen auch nicht im geringsten beleidigen dann koͤnnte auch der gluͤhendste patriotische Eifer leicht abgekuͤhlt wer⸗ den. Seyen wir nachsichtig gegen menschliche Schwaͤchen, de⸗ nen Jeder von uns mehr oder weniger huldigt. Einem gefällt ein wenig Popularitaͤt, dem Andern ist ein kieiner Glanz nicht zuwider.“ Diesem Schlusse des Redners folgte so lauter und anhaltender Beifall, daß der Palatin den Zuhoͤrern Stillschwei⸗ gen gebieten mußte. Graf Apponyi entgegnete, daß er in seiner geruͤgten Aeußerung Niemanden gemeint habe, wogegen Graf Szechenyi seinen Angriff gerade auf ihn gerichter. Sollte in seiner Rede irgend ein Dorn *) oder Stachel gefunden worden seyn, so kaͤme er vermuthlich aus jenem Koͤrper, der sich nun durch ihn verletzt fuͤhle. Die Lobspruͤche und Prophezeiungen des geist⸗ reichen Grafen verdiene er durchaus nicht, koͤnne sie daher nicht annehmen; bitte aber dagegen, seine offene Erklaͤrung zu geneh⸗ migen, daß, gleichwie Graf Szechenyi jede Zumuthung eines Jagens nach Popularitaͤt zuruͤckweise, er ebenso dem Redner zu versichern gestatte, daß er bei seinen Handlungen und Aeußerun⸗ gen niemals durch Nebenabsichten, sondern nur durch reine Ueber⸗ zeugung geleitet werde. Kurz darauf richtete Baron Jossika, nach⸗ dem er uͤber den fraglichen Gegenstand seine Ansicht geaͤußert seine Rede an den Grafen Szechenyi, nahm den Grafen Apponni in Schutz und ersuchte Ersteren, sich bei Stellen, die nicht gerade gegen ihn gerichtet sind, die er aber auf sich zu beziehen fuͤr gut findet, aͤhn⸗ licher Angriffe zu enthalten. Der Erzherzog⸗Palatin nahm hier⸗ aus Anlaß, seine Ermahnungen im Allgemeinen zu wiederholen, gegen den Baron Jossika aber tadelnd dahin sich zu aͤußern, daß die Ruͤge 885 Aeußerungen nur dem Praͤsidium, nie den uͤbrigen Mitgliedern der Tafel zustehe; diese Pflicht werde stets in ihrem vollen Umfange geübt werden. Nach dem, was Graf Apponyi mit aller Maͤßigung dem Grafen Szechenyi erwiederte, sey es c uͤberfluͤssig gewesen, daß Baron Jossika eine ihm fremde Sache zu der seinigen machte. (Rauschender Beifall.) Graf Szechenyi, der sich gleich bei den ersten an ihn gerichteten Worten erhoben hatte, sprach hierauf: „Als ich im Jahr 1825 zum erstenmale vor dieser erlauchten Versammlung zu sprechen wagte und mir dabei vor Allem Bescheidenheit zum Gesetze machte, hätte ich nicht vermuthet, daß ich nach einer längeren parlamentarischen Laufbahn die Ruͤge eines ganz neuen Mitglie⸗

*) Anspielung

Szechenvi.

des wuͤrde hinnehmen muͤssen. Ich erklaͤre demnach, daß, so sehr ich auch den Mahnnngen des weisen Prasidiums Folge zu leisten stets bereit bin, ich mich dennoch durch keins der uͤbrigen Glie⸗ der dieser hohen Tafel, am wenigsten durch ein neues, hofmeistern lasse.“ (Rauschender Beifall.) 3 Die Agramer Zeitung schreibt aus Siebenbuͤrgen „Es hat im Laufe des verslossenen Sommers auch unter der Wallachischen Bevöoͤlkerung des Altlandes eine gleiche Aufregung wie in anderen Gegenden stattgefunden; denn auch da wurde fast in allen Ortschaften dem armen Volke verkuͤndigt, es sey ein Stein vom Himmel gefallen, der sich endlich durch das anhal tende Gebet mehrerer Geistlichen erschlossen und ein goͤttliches Sendschreiben des Inhalts in sich verwahrt habe: „„wofern die suͤndige Menschheit von ihrem lasterhaften Wandel nicht ab⸗ ließe, werde Feuer vom Himmel fallen und Alles auf Erden ver zehren; sollte sich indessen bei dem nahe bevorstehenden Gerichte unter Allen auch nur ein Gerechter vorfinden, so wolle Gott um dieses Einen Gerechten willen allen Uebrigen Gnade und Verge⸗ bung angedeihen lassen.““ Als Beweis hoͤherer Bildung und eines hellern Sinnes darf hierbei nicht verschwiegen werden, daß der Geistliche eines volkreichen Dorfes dieses vermeintlich goͤtt⸗ liche Sendschreiben, welches auch ihm zur Publication zugeschickt worden war, mit der Erklarung zuruͤcksandte, er habe die heilige Schrift, aus welcher allein er den seiner Leitung Anvertrauten vorzulesen sich berufen fuͤhle.“”) 161

Rom, 10. Jan. (L. A. 3.) General von Lepel, Adjutant Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen, ist zur groͤßten Betruͤbniß aller in Rom lebenden Preußen gestern Mit⸗ tag an den Folgen eines Schlagflusses mit Tode abgegangen. Der Herzog von Bordeaur ist, nach Franzoͤsischen Blaͤttern, am 15. Januar in Neapel eingetroffen und wohnt im kleinen Palais von Chiatamone. Am Geburtstage des Koͤnigs, den 18. Januar, sollte er mit Don Sebastian von Spanien einem großen Hoffeste beiwohnen. Prinz Heinrich der Niederlande war nach Sicilien abgesegelt, um bei Syrakus dem Admiral Ruyter ein Denkmal zu errichten.

Rom, 14. Jan. (A. Z.) Der Abbé Genoude, Redacteut der Gazette de France, ist seit einigen Tagen von hier nach Pa⸗ ris zuruͤckgekehrt. Nach der Abreise des Herzogs von Bordeaux hatte er beim Papste eine Audienz, in welcher er diesem seinen Plan wegen Anerkennung der bekannten Congregation de [Ora⸗ toire, sast ganz gleich der Regel des heiligen Filippo Neri, vor⸗ legte. Dieser Orden, welcher sich schon seit Jahren in Frankreich gebildet hat und in welchem sich Manner, wie der Kardina Parre de Berulle, die Geistlichen Condren, Malebranche, Lejeune Massillon und mehrere Andere auszeichneten, entbehrte, wie ver schiedene dort bestehende Orden, bis jetzt der Sanction des hei⸗ ligen Stuhls. Wie wir hoͤren, soll der Papst sich sehr geneigt gezeigt haben, darein zu willigen, und jetzt ist das Ganze der Congrega tion der Ordensregel zur Pruͤfung vorgelegt. Stimmt diese für Annahme, so ist die Bestaͤtigung des Papstes durch eine Bulle zu gewaͤrtigen.

Das von Deutschen Gelehrten begruͤndete und geleitete archaͤologische Institut hat einen Aufruf an die hier befindlichen Fremden erlassen, um der in Dürftigkeit versetzten Familie des verstorbenen Italiäͤnischen Kuͤnstlers Nibby durch Geldbeiträͤge zu helfen. Bereits ist eine ganz ansehnliche Summe zu diesem Zweck zusammen gebracht.

Die kleine Spannung, welche durch die Anwesenheit des Herzogs von Bordeaur we. einzelnen Diplomaten hervor⸗ gerufen wurde, scheint, obgleich die Ursache nicht mehr vorhanden ist, noch fortzudauern. In der gestrigen roßen Soirée beim Russischen Gesandten war der Franzoͤsische Botschafter nicht zu⸗ gegen, was allgemein besprochen wurde.

Gestern wurde die Leiche des verstorbenen Preußischen Ge⸗ nerals von Lepel mit den seinem Range zukommenden militatrt⸗ schen Ehren auf dem protestantischen Kirchhof beigesetzt. Fast sämmtliche auswaͤrtige Diplomaten, so wie viele Fremde und Einheimische, zollten dem Dahingeschiedenen ihre Achtung, indem sie in zahlreichen Equipagen dem Leichenzug folgten, dem ein Bataillon Grenadiere mit Trauermusik und eine Abtheilung Dra⸗ goner voranschritt. Bei der Einsenkung des Sarges in die Gruft feuerte das Paͤpstliche Militair eine wiederholte Ehrensalve.

Konstantinopel, 31. Dez. (Journ. de Smyrne.) Ueber die Tuͤrkisch⸗Aegoptische Frage ist noch nichts entschieden und man erwartet mit Ungeduld das Resultat der neuen Unterhand⸗ lungen, die von den Maͤchten auf Grundlage der von dem Wio ner Hofe gemachten Vorschlaͤge angeknuͤpft worden sind. Man hofft, dieser neue Beweis der Einigkeit der Hauptmaͤchte Euro⸗ pa's werde die Hartnaͤckigkeit Mehmed Ali's endlich beugen und ihn zu der Ueberzeugung bringen, daß er nichts dadurch gewinnt, wenn er die Langmuth der Souveraine noch laͤnger mißbraucht. Die fuͤnf Maͤchte ihrerseits duͤrften es bald bereuen, gegen einen Mann so nachgiebig gewesen zu seyn, der es sich zur Aufgabe gestellt zu haben scheint, sich der Ruͤcksichten, die man gegen ihn zu beobachten schwach genug gewesen ist, unwuͤrdig zu zeigen.

Die neue Reise des Herrn von Brunnow nach London hat hier lebhafte Sensation hervorgebracht.

Die Minister der Pforte beschaͤftigen sich fortwährend mit dem groͤßten Eifer mit Abfassung derjenigen Gesetze und Ver⸗ ordnungen, welche die Ausfuͤhrung des Hattischerifs vom 3. No⸗ vember sichern sollen. Am vorigen Sonnabend fand zu diesem Zwecke eine Minister⸗Versammlung statt, die den ganzen Nach⸗ mittag waͤhrte.

r Fuͤrst Michael von Serbien gab am 23. Dezember, an welchem Tage er die Bestaͤtigung seiner Wuͤrde vom Sultan er⸗ halten hatte, einen glaͤnzenden Ball, d dem die hier anwesenden vornehmen Serbier und eine große Anzahl anderer angesehener Personen eingeladen waren. Der junge Fuͤrst wird fortwaͤhrend mit großer Aufmerksamkeit von der Pforte und den hoͤchsten behandelt. Am vorigen Freitage speiste er bei Resched

ascha. n Am 24. Dezember uͤberreichte der Daͤnische Minister⸗Resi⸗ dent dem Sultan sein neues Beglaubigungs⸗Schreiben, das ihn in seinem Posten bestaͤtigt. Er wurde von dem Sultan seh huldvoll empfangen. m 30sten zeigte derselbe Minister de Pforte das Ableben des Koͤnigs Friedrich VI. und die Thron besteigung des Koͤnigs Christian VIII. von Daͤnemark an.

Der 854586 außerordentliche Gesandte, hat bereits die Unterhandlungen wegen eines mit der zuschließenden Handels⸗Traktats eroͤffnet. uu“

Der Sultan hat befohlen, daß in Zukunft alle Streitigkei⸗ ten uͤber Religionssachen zwischen den drei christlichen Sekten,

die in Konstantinopel wohnen, von den Patriarchen entschieden⸗