1840 / 64 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Mlutzen des

der Richter nicht bescheinigt, daß die Sache bona fide eingeleitet uund der Anwalt nicht durch die Aussicht auf den ihm von den

fuͤr seinen Klienten zu fuͤhren.

dem Handels⸗Traktat mit Frankreich die Einfuhr⸗Zoͤlle auf Fran⸗

gium feststellen werde. Einstweilen ist aber von Stockdale schon wieder der Versuach gemacht worden, den gerichtlichen Aufschub umzustoßen; ein neuer Stellvertreter seines Sachwalters hat vorgestery bei den Gerichten auf Cassation des Aufschub⸗Mandats angetre gen, und es soll heute uͤber dieses Ge⸗ uch entschieden werden. Die dffentliche Meinung schwankt in diesem Streite; an einem Drt exrklärt sie sich fuͤr das Unterhaus, am andern fuͤr die Ge⸗ ichte. Es werden fortwaͤhrend Versammlungen veranstaltet, um Petitionen fuͤr die eine oder fuͤr die andere Partei zu Stande bringen. In London sind diese Petitionen meistentheils zu

sten der Sheriffs ausgefallen; in den Provinzen dagegen soll

die Mehrzahl sich fuͤr das Unterhaus aussprechen. Daß die neu⸗

lich durch Unterhaus⸗Mitglieder bewirkte Störung einer Ver⸗ Arlon in die Kommission eintreten. Nouvelliste des Flandres enthaͤlt Nachstehendes:

sammlung der Waͤhler von Middleser, die von den Unter⸗She⸗

riffs einberufen war, keinesweges als ein Sieg fuͤr das Unter⸗

haus zu betrachten ist, zeigt schon der Umstand, daß die Herren 1 ums⸗ Wakley, Tufnell, Wartburton und O Wonnell, die diese nterbrechung veranlaßten, ihrerseits keine Resolution zu Gun⸗

Benehmen dahin brachten, daß der Unter⸗Sheriff France die Aufruhr⸗Akte verlesen und die Versammlung aufheben mußte. Sie kamen schlecht genug dabei fort, denn einer von ihnen wurde sogar uͤber die Barriere der Tribuͤne gestuͤrzt, und auch gegen die Uebrigen wurden Thäͤtlichkeiten veruͤbt. Der Unter⸗Sheriff soll nun bei den naͤchsten Assisen noch eine Klage gegen die Ruhe⸗

stoͤrer anbringen wollen, weil sie sich des ihm gebuͤhrenden Vor⸗

2 Belgien Feschr sten des ee durchzusetzen vermochten, wenn sie es auch durch

sitzes in jener Versammlung bemäͤchtigt, und weil einige derselben, z. B. O Connell und Wakley, gar kein Recht hatren, dort Be⸗ schluͤsse vor Middlesex aben. Ein bedeutender Triumph fuͤr die Gegner des Unterhauses in der schwebenden Streitfrage ist die Adresse der Tity an die Koͤnigin, die fast einmuͤthig angenommen wurde, und worin daruͤber geklagt wird, daß das Unterhaus durch sein Verfahren sich die vollziehende Gewalt an⸗ maße und sich uͤber die Verfassung stelle. In der Ver⸗ sammlung, worin diese Adresse beschlossen wurde, machte man bemerklich, das Unterhaus haͤtte nur die Sache des Herrn Han⸗ sard gegen Stockdale vor Gericht selbst vertheidigen lassen sollen, so wuͤrden die Geschworenen den Buchhaͤndler gewiß mit seiner Klage abgewiesen haben, denn keine Jury Englands habe so we⸗ nig moralisches Gefuͤhl, daß sie Buͤcher, wie die von ihm verleg. ten „Memoiren Henristte Wilson's“ wuͤrde in 22. vhe wollen; aber die Jury habe, da das Unterhaus nicht fuͤr Herrn Hansard eingetreten, nicht daruͤber zu entscheiden gehabt, ob die in dem Kommissions⸗Bericht des Unterhauses uͤber Stockdale ge⸗ machten Bemerkungen gegruͤndet seyen, sondern nur ob Herr Hansard das Recht gehabt, jenen Bericht durch den Druck zu verbreiten, und ob er dadurch nicht die Pasquill⸗Gesetze verletzt habe. Aber das Unterhaus will eben diese Frage in Betreff der Berichtigung des Herrn Hansard zum Druck von Parlaments⸗ Berichten, wenn das Haus ihn dazu autorisirt habe, gar nicht erst in Zweifel gestellt wissen, und deshalb ist es vor Gericht nicht fuͤr ihn eingetreten, sondern erst nachher gegen die Vollstrecker des gerichtlichen Urtheils eingeschritten. Wenn also auf der einen Seite behauptet wird, das Haus versperre durch sein Verfahren dem Englilchen Unterthan, der sich beeinträͤchtigt glaube, den Weg, sich vor Gericht zu seinem Recht zu verhelfen, so wird von der anderen Seite hierauf entgegnet, dies liege nicht in der Absicht des Hauses, sondern es wolle nur ein Privilegium, von dem es freilich erst in neuerer Zeit Gebrauch gemacht, sich nicht nehmen und nicht dem Pasquil⸗Gesetz unterwerfen zu lassen, das Privilegium naͤmlich, von seinen Kommisstons⸗Berichten und sonstigen Aktenstuͤcken dasjenige drucken zu lassen, was ihm zum 2 Publikums fuͤr die Oeffentlichkeit dienlich zu sehn scheine. 32 Lord Denman hat dem Oberhause eine Bill vorgelegt, wo⸗ nach die Pasquill⸗Gesetze eine auf Verhinderung leichtfertiger Klagen abzweckende Aenderung erhalten sollen. In Fäͤllen naͤmlich, wo auf einen Schadenersatz von weniger als 40 Schil⸗ lingen erkannt wird, sollen keine Kosten gestattet werden, wenn

Kosten zufallenden Antheil gewonnen worden sey, den Prozeß

Der Praͤsident der Handelskammer, Herr Labouchere, hat im Unterhause gestern auf eine an ihn gerichtete Frage, ob in

zoͤsische Seidenwaaren, die jetzt schon dem Englischen Fabrikanten kaum hinreichenden Schutz gewaͤhrt, noch mehr herabgesetzt wer⸗ en sollten, zur Antwort gegeben, daß man sich dieserhalb nicht zu beunruhigen brauche, indem die Regierung einen hinreichend schuͤtzenden Zoll aufrecht erhalten werde. nt Der Themse⸗Tunnel naͤhert sich immer mehr seiner Vollen⸗ dung; am Sonnabend waren nur noch 220 Fuß zwischen den beiden Durchstichen uͤbrig. Die ganze Laͤnge des Tunnels betraͤgt 1320 Fuß. Im Durchschnitt ruͤcken die Arbheiten woͤchentlich 10 Fuß vor, man kann daher annehmen, daß das Werk in etwa fuͤnf Monaten fertig seyn wird, da man eine Unterbrechung durch Einsturz jetzt nicht mehr fuͤrchtet. Fuͤr Fußgaͤnger wird der Tun⸗ nel dann vermuthlich gleich eroͤffnet werden, fuͤr Fuhrwerk aber fruͤhestens sechs Monate nach seiner Vollendung. Lord Beresford hatte die „Mornin Chronicle“ wegen eines Artikels, worin er grausamer Ferrreiban seiner Irländischen Peaͤchter aus ihren Wohnsitzen beschuldigt wurde, bei der Aueen’'s Bench verklagt, und da keine genuͤgende Beweise beigebracht werden konnten, daß diese Vertreibung, wie es in dem Artikel hieß, nicht wegen eha.n2s der Pacht, sondern aus politischen Gruͤnden geschehen sey, so verurtheilte die Jury jenes Blatt zu einer Geldbuße von 100 Pfd. Sterling.

Die Direktoren der Ostindischen Compagnie haben beschlos⸗ sen, aus Amerika Personen kommen zu lassen, die mit der Baum⸗ wollen⸗Kultur vertraut sind, und dieselben nach Ostindien zu schicken, um die Eingehorenen im Anbau und der Pflege der Baumwolle zu unterweisen. 1—

Niederlande.

Amsterdam, 28. Febr. 88 den ersten Ta I Maäͤrz erwartet man hier Se. Majestät 8 Fgcnce aae milie, zu welchem Behufe bereits die Zimmer des Koͤnigl. Pa⸗ lastes in geßn 5.

Ein Beamter des Finanz⸗Ministeriums ist vor hier nach Bruͤssel abgereist, um daselbst 8 85 88 2,500,000 Fl. in Empfang zu nehmen, welche Belgien als erste Zahlung in Gemaͤßheit des raktats vom 19. April v. J. leistet. Demnäuͤchst werden nun auch wieder die Konserenzen der Nieder⸗ sndisch⸗Belgischen Kommission in Bruͤssel beginnen.

Bei der jetzt stattfindenden Revision des Niederlandischen Grund⸗Gesetzes ist auch in Antrag gekommen, die Provinz 8. land in zwei ganz getrennte Provinzen zu theilen. Nord⸗Hol⸗

schlagen, da sie keine Besitzungen in der Grasschaft

nen Grundfätze, welchen unsere Verfassung voranstelle.

fassungen Baperns.

gegeben worden,

land und Sud⸗Holland sind zu sehr in Ansehung des National⸗

1“ 1“

[Großherzogthums ist in der gewoͤhnlichen,

Reichthums verschieden und die Bevoͤlkerung beider Landschaften ist zu groß, als daß es nicht wuͤnschenswerth seyn sollte, die Pro⸗ vinz getheilt zu sehen.

Belgien.

Brüͤssel, 28. Febr. Die Koͤnigin der Belgier sieht in dret Monaten ihrer Niederkunft entgegen.

Die Köoͤnigin der Franzosen, die Herzoge von Orleans und Nemours und die Prinzessin Klementine sind gestern in Bruͤssel eingetroffen und im Palais des Koͤnigs abgestiegen.

Bei der Wieder⸗Eroͤffnung der Konferenzen in Utrecht wer⸗ den von Belgischer Seite, statt der Herren Fallon und Liedts, der Muͤnz⸗Direktor von Brouckére und Herr van Caillie aus

Der „Herr Abbé Andries hat aus Rom Folgendes an einen Bekann⸗ ten in Bruͤgge geschrieben: Ein Journal versichert, ich haͤtte nach

5 der heilige Vater sey unzufrieden damit, daß Es ist falsch, daß der heilige

wir die 24 Artikel angenommen. daß ich irgend etwas

Vater unzufrieden sey und noch falscher, der Art an Jemand geschrieben habe.“

Deutsche Bundesstaaten.

Muͤnchen, 29. Febr. (Bayerische Bl.) Der naͤhere Inhalt des Vortrages des Freiherrn von Thon⸗Dirtmer, der in der Sitzung der Kammer der Abgeordneten am 24. Februar episodisch eine Diskussion uͤber die Frage, ob die Verfassung

eine repraͤsentative oder staͤndische sey (s. Nr. 61 der St. Ztg.),

herbeifuͤhrte, ist in der Haulptsache nachstehender:

„Gleichbeit der Gesetze und vor dem Gesetze sey einer der erhabe⸗ Gerade in die⸗ sem Punkte unterscheide sie sich von den älteren landständischen Ver⸗ Diese, auf der erklärten Landesfreiheit, auf den alten Freiheitsbriefen und Handvesten beruhend, haben wohl einigen,

aber nicht allen Ständen das Recht gegeben, auf das öffentliche Le⸗

ben einzuwirken. 1 der! aus geführte Argumentation, daß wir dermalen nichts mehr und nichts

Die in einer der letzten Sitzungen vom Ministertische

Anderes haben, als was in der früheren landständischen Verfassung könne er sich auf keine Weise aneignen. Unsere Verfasung beruhe auf dem Grundsatze der Vertretung Stände zur Berathung des Wohles des Vaterlandes. rend die alte landständische nur dem Prälaten⸗, Adel⸗ gerstande Rechte eingeräumt habe, seͤen durch die Verfassungs⸗ Urkunde vom Jahre 1818 auch dem so achtbaren, und namentlich in einem ackerbaulenden Staate so wichtigen Bauernstande seine Rechte gesichert. Auch die historische Entwickelung unserer Verfassung habe den früheren Standpunkt sehr verändert. mittelbaren Stände bedurften ehemals neben den Landständen jene Ver⸗ tretung nicht, welche ihnen j 4 dringend nothwendig sey, weil auch ihnen wohl erworbene, zum he theuer erkaufte Rechte nur durch diese grundgesetzliche Garantie gesichert bon können. Noch weniger könne er sich der von eben dieser Seite gege

unsere Verfassung keine repräsentative sey. Gerade in der Vertretung aller Stände zum Wöhl des Vaterlandes mit dem Rechte des Beiraths ꝛc.

Wäͤh⸗

bestehe daàs Wesen der repräsentativen Verfassung, und zu deren Vollzug

gehöre nothwendig die Theilnahme an der Gesetzgebung; Einsicht in die Staats⸗Verwaltung selbst, das Recht, Auträge, Bitten und Wünsche hier auszusprechen, das Recht, die Staats⸗Beamten zur Verantwor⸗ Setn ichen. Diese Ehren⸗Rechte, wie sie das Wesen einer Reprä⸗ entativ⸗ dem monarchischen Prinnß⸗ daß das Staats⸗Oberhaupt in sich alle Rechte der Staats⸗Gewalt vereinige; es widerspreche auch nicht dem Artikel 56 der Wiener Schlußakte, wo gleichfalls dem Staats⸗Ober⸗ haupt die Ansübung der Gesammt⸗Staats⸗Gewalt gesichert, dennoch aber deren Ausübung in Beziehung auf bestimmte Rechte von der Mitwirkung der Stände bedingt sey. Er habe diese Episode einschalten zu müssen geglaubt, um nicht dem bekannten Grundsatz: „qui tacet donsentire videtur“ zu verfallen und weil er es für pflichtvergessen hielte, wenn die Stände des Reichs das Recht der Repräsentation sich abstreiten ließen.“

Der Minister des Innern fand in der von dem zweiten Secretair der Kammer eingeflochtenen Episode eine dringende Aufforderung, das Wort zu nehmen, um die durch seine fruͤhere Rede hervorgerufenen Mißverstaͤndnisse aufzuhellen und zu besei⸗ tigen. Er habe nichts anderes gesagt und nichts anderes sagen wollen, als daß die Verfassung Bayerns eine staändische und nicht eine repraͤsentative sey, in dem Sinne, wie in neuerer Zeit dies Wort gewoͤhnlich verstanden werde. Er habe nie auf die aͤlteren Normen recurriren wollen und koͤnnen, denn das Konigreich be⸗ stehe aus verschiedenen Theilen, welche alle fruͤher mit eigenen

erfassungen begabt waren, so daß man in dem Falle mit Recht die Frage aufwerfen koͤnne, welche darunter als Norm gebend betrachtet werden muͤsse? wahrscheinlich wuͤrden alle gleiche An⸗ spruͤche geltend machen. Seine Absicht sey nur dahin gegangen, den Grundunterschied zwischen ständisch und repraͤsentativ hervorzu⸗ heben. Die Protokolle der Ministerial⸗Konferenzen, welche der Ver⸗ fassung vorausgegangen, enthielten uͤber diesen Punkt die klarsten Auf⸗ schluͤsse. Der Herr Minister las dann die betreffenden Stellen vor, aus denen sich ergiebt, daß in der Sitzung vom 9. August 18is ausdruͤcklich die Frage gestellt worden war, ob die Ver⸗ fassung den einen oder den anderen Charakter haben solle, daß die Beantwortung aber dahin ausfiel, daß das System der Re⸗ praͤsentation gaͤnzlich 2e verlassen und das staͤndische Prinzip durch⸗ ufuͤhren sey; diese Ansicht, fuhr der Redner fort, habe die volle Genehmigung des Gebers der Verfassung erhalten, sie liege ihr in allen Theilen zu Grunde und werde darum auch stets als allein maßgebend zu betrachten seyn. von Thon Dittmer: Es sey hier nicht die Arena fur staatsrechtliche Theorieen, die Ver⸗ fassung sey ihm und Allen ein heiliges Gesetz, die Motive dazu seyen aber bis jetzt groͤßtentheils nicht bekannt gewesen, was ge⸗ wiß Jeder habe wuͤnschen muͤssen. präsentative gehalten, und werde auch in Zukunft dieser Ansicht bleiben, moͤchten Andere daruͤber denken, wie sie wollten, die Hauptsache bleibe, treu an dieselbe zu halten und uͤber ihre Er⸗ haltung zu wachen.

Kassel, 29. Febr. (Kass. 3.) In der Sitzung der Staͤnde⸗Versammlung vom 28sten d. berichtete zuerst Herr Wip⸗ permann fuͤr den Landwirthschafts⸗Ausschuß uͤber ein Gesuch, das Erscheinen des Gesetzes der Lehns⸗ und Meier⸗Verhaͤltnisse betref⸗ fend. Herr Nebelthau berichtete uͤber die ausgesetzten 888 des Etats der hoͤhern Gewerbsschule. Dem folgte die Diskus⸗ sion des Berichts des zur Pruͤfung des Rechenschafts⸗Verichts bestellten Ausschusses, die Verordnung vom 2. Maͤrz v. J. uͤber die landstaͤndischen Diaͤten betreffend. Die Versammlung faßte mit 28 gegen 20 Stimmen die Beschluͤsse: daß die Verfassung

durch diese Verordnung verletzt und deshalb eine Anklage gegen

den kontrasignirenden Minister des Innern bei dem Ober⸗Appel⸗ lationsgerichte einzureichen sey, mit deren Abfassung der Rechts⸗ pflege⸗Ausschuß resp. der bleibende staͤndische Ausschuß beauftragt wurden. Viele Mitglieder erklaͤrten ihren Dissens. Die Ver⸗ sammlung ging hierauf zu einer vertraulichen Sitzung uͤber.

Weimar, 29. Febr. (Weim. 8.) Die Bevoͤlkerung des

aller Beͤh⸗ len, wie es der Kredit der Regierung und die E und Bür⸗ verlangen.“ stattgefunden, da sämmtliche Minister taͤglich in der Deputirten⸗ Kammer zugegen seyn mußten, wo die Debatten mit der groͤßten Heftigkeit gefuͤhrt wurden.

Die ehemaligen reichsun⸗ die Antworts⸗Adresse am 4ten. heißt, die Kammer werde die Regierung bei der Ausfuͤhrung der

1— 8 r griffen il dies wie ein enen Argumentation anschließen, daß griffen, weil dies 8

Er habe sie stets fuͤr eine re-

fruͤher angedeuteten

Steigerung von 215,813 Einwohnern des Jahres 1838 im letzt ergangenen Jahre auf 247,901 angewachsen. Von dieser Zahl ommen auf den Weimar⸗Jena⸗Reustaͤdtischen Kreis 107,787, auf den Eisenachischen 79,814 Einwohner. In Raͤcksicht auf das Religions⸗Verhaͤltniß vertheilt sich jene Summe auf 229,363 Evangelische, 6667 Reformirte (97 in den Weimar⸗Jena⸗Neu⸗ staͤdtischen Kreisen, 6570 im Eisenachischen), 10,178 Katholische (487 in den Weimar⸗Jena⸗Neustaͤdtischen Kreisen, 9691 in dem Teisenachischend, 1393 Israeliten, von denen 45 in den beiden ersten Kreisen und 1348 in dem Eisenachischen wohnen. Es le⸗ ben in der Ehe 83,35 4, Geschiedene 178 männliche, 312 weiblüche.

Schweiz.

Bern. Eroͤffnung der Großraths⸗Sitzung. 24. Febr. In der Eröͤffnungsrede zeigt Herr Landammann Steinhauer an, daß sich in den eidgenoͤssischen Verhältnissen seit der letzten Session nichts geaͤndert habe. Tessin habe sich rekonstituirt und sey an⸗ erkannt. In Wallis sey alles noch unveraͤndert, und dieser Kanton das Opfer der unmäͤchtigen Bundesverhältnisse; es sey auch nichts anderes zu erwarten gewesen, nachdem die Tagsatzung von ihrem fruͤhern Beschlusse zuruͤckgetreten. Im Aargau er⸗ rege die Verfassungs⸗Reviston zwar große Bewegung, allein wuͤr⸗ dige Maͤnner bemuͤhen sich, alles zu einem guten Ende zu brin⸗ gen. In einem Theile unseres Kantons herrsche ebenfalls einige Aufregung; die Regierung habe eine Untersuchung angeordnet, und man werde allen gerechten Beschwerden Abhuͤlfe verschaffen, kommen sie von welcher Seite sie wollen. Unter den zu behan⸗ delnden Geschaͤften seyen mehrere sehr wichtige, naäͤmlich die vom Regierungs⸗Rath beantragte Amnestie der in der Reactions⸗ prozedur von 1832 Verurtheilten.

Portugal.

Lissabon, 17. Febr. Die von dem Ausschuß des Senats entworfene Antwort auf die Thron⸗Rede wurde am 5ten verle⸗ sen und ist ein reines Echo der letzteren, doch ist auf den Antrag des Herzogs von Palmella folgende Stelle in Bezug auf die aus⸗ waͤrtige Schuͤld aufgenommen worden: „Die Kammer wuͤnscht, daß man in der moͤglichst kuͤrzesten Zeit Maßregeln ergreife, um die Verpflichtungen gegen die auswaͤrtigen Glaͤubiger so zu erfuͤl⸗

* der Nation Es haben im Senat noch keine Eroͤrterungen daruͤber

.“

In der Deputirten⸗Kammer begannen die Debatten uͤber Die erste Klausel, in der es

neuen Constitution unterstuͤtzen, wurde von der Opposstion ange⸗ ertrauens⸗Votum klinge. Nach fuͤnf⸗ taͤgigen Debatten wurde jedoch diese Klausel mit 63 gegen 43 Stimmen angenommen. Einige der gemaͤßigten Septembristen hatten sich bei dieser Gelegenheit der anderen Seite angeschlossen. Ein von Herrn M. Passos beantragter Zusatz, die Nothwen⸗ digkeit eines Gesetzes uͤber die Verantwortlichkeit der Minister

betreffend, wurde an demselben Tage mit 55 gegen à8 Stimmen

b Wesen i verworfen. Die naͤchsten Klauseln bezogen sich au die sogenannte erfassung ausmachen, stehen keinesweges im Widerspruch mit schste zogen sich Idie sog

Englische Frage. Die von der Minoritäaͤt ab efaßte Klausel lautete fol⸗ gendermaßen: „Die Kammer bedauert es sehr, daß dieüͤbertriebensten und unbegruͤndetsten Forderungen von Seiten des Britischen Ka⸗ binets die Abschießung eines Traktats zur Abschaffung des barha⸗ rischen und schaͤndlichen Sklavenhandels verhindert haben.“ Die Majoritaͤt wuͤnschte, daß statt dessen nun gesagt werden solle: geinige auffallende und unbegruͤndete Forderungen.“ Die⸗ ser Antrag fand viele Gegner, weil dadurch zugegeben werde, daß einige Forderungen Englands allerdings zulas⸗ sig seyen. Herr Midosi fragte, die Frage sey sehr einfach: die Differenz zwischen beiden Regierungen in Bezug auf den Sklavenhandel lasse sich auf fuͤnf Hauptpunkte zuruͤckfuͤhren, naͤm⸗ lich auf die Seeraͤuberei, die Garantie, die Gränzen des Durch⸗ suchungsrechts, die Versammlungsorte der gemischten Kommissio⸗ nen und die ewige Dauer des Traktats. Herr L. Tavares bemerkte, es lasse sich noch als ein sechster Punkt hinzufuͤgen, daß die Britische Regierung verlangt habe, der Traktat solle ra⸗ tifizirt werden, ohne zuvor die Cortes deshalb zu befragen, was gegen die Verfassung sey. Als hierauf der Minister der auswaͤr⸗ tigen Angelegenheiten, Graf von Villa Real, aufgefordert wurde, seine Meinung uͤber diese Angelegenheit zu sagen, aͤußerte er sich folgendermaßen:

„Ich muß bemerken, daß es unter der Würde der Kammer ist, sich hoͤchtönender und drohender Worte zu bedienen, wenn sie denselhen nicht Folge geben will. Das Erste, was man vor Allem im Auge ha⸗ ben muß, ist allerdings die National⸗Würde, die durch Lord Palmer⸗ stons Bill gröblich beleidigt worden ist. Dies ist nicht nur meine eigene Meinung, sondern die des ganzen Ministeriums, der ganzen Nation, ja, in der That des ganzen Europa’s und der ganzen Welt. hierbei aber zu thun? Es besteht eine Convention, die, nebst dem Zu⸗ satz⸗Artikel, auf verschiedene Weise erklärt worden ist. Ich habe meine eigene Meinung über diesen Gegenstand,

auch auslegt, die Stipulationen gelten von der Region nördlich

vom Aequator, und da England dem widersprechend gehandelt hat,

fo ist der Traktat als verletzt und nicht bestehend zu betrachten, und es sind nicht die Portugiesen, die ihn umgestürzt haben.

tugal und England stattgefunden, da weder der Portugiesische Gesandte London, noch der Englische Gesandte Lissabon vertassen hat. Daraus folgt, daß keines der beiden Länder den Krieg wünscht; aber wenn beide den Frieden wünschen, so kann Portugal den Frieden nur wollen, so⸗ bald dies ohne Verletzung seiner Würde geschehen kann. Ich versichere die Kammer, daß, falls ich die Unmöglichkeit hiervon einsehen sollte. ich der Erste seyn würde, der in der Kammer erklärte, daß große Opfer gebracht werden müßten, um die Würde die Nation aufrecht zu erhal⸗ ten, und daß es besser sey, diese Opfer zu bringen, als die Schaude zu ertragen. ärger als der Krieg selbst, da wir alle Unannehmlichkeiten des Krieges

erdulden, ohne die uns zugefügten Beleidigungen vergelten zu könuen. MWan

muß sich jedoch erinnern, daß Kriege oftmit entehrenden Verträgen endigen welche die Besiegten anzunehmen gezwungen sind. Ich sage dies nicht mit Bezug auf Portugal, sondern führe es nur als ein Beispiel an. England giebt die Fortdauer des Sklavenhandels als die igacs⸗ des gegenwärtigen unglücklichen Zustandes der Dinge an, und

muß natürlich wegen seiner eigenen Ehre und denjenigen der Urheber des Dekrets vom 10. Dezember 1846, welches den Sklavenhaundel ab⸗ schaffte, zeigen, daß es diese Abschaffung aufrichtig wünscht. Gute Worte sind hierzu nicht hinreichend, denn England und die Welt ieht wenig darauf, seitdem der vorige Gouverneur von Mosambique, Mar⸗ quis von Aracati, sich entschieden gegen das Dekret erklärt hat. Daß die in Angola mit dem Vice⸗Admiral Noronha abgeschlossene Conven

tion nicht ratifizirt wurde, zeigt deutlich, daß wir wegen der großen

Menge der dabei betheiligten Interessen, mit eigenen Kräften und ohn fremden Beistand den Sklavenhandel nicht zu unterdrücken vermögen. Es ist daher nothwendig, einen Traktat ab uschließen, und ich hoffe 88 glaube, daß dies geschehen. wird. Mehr darf ich hierüber nicht agen.“ 8 In Bezug auf eine Frage des Herrn Gorjao bemerkte der Minister, daß er ohne fremde Vermittelung einer

Was ist

aber wie man dieselbe

1b t hab Obgleich indeß der Traktat verletzt worden ist, so hat doch kein Bruch maüscen Por⸗-⸗

Der Zustand der Dinge in Bezug auf jene Bill ist weit

ortugal

raktat mit

1“ 1“

2

England abzuschließen hoffe, und auf die Frage des He ng sos, ob der Traktat vor oder nach der Ratification den Cortes vorgelegt werden solle, erwiederte der Graf von Villa⸗Real, daß er thun werde, was die Constitution vorschreibe; er betrachte diesen Traktat nicht als einen Handels⸗Traktat, aber die Cortes moͤchten ihrerseits die Constitutton auslegen, wie sie es fuͤr das Beste hielten. Handels⸗, Subsidien⸗ und Allianz⸗Traktate muͤssen nämlich den Cortes vor der Ratifizirung vorgelegt werden. Der Minister des Innern 55 er wuͤnschte, die Cortes moͤchten jenen Traktat fuͤr einen Handels⸗Traktat erklaͤren, weil dadurch die Minister eines großen Theiles der Verantwortlichkeit entbunden woͤrden; sollte die Entscheidung der Cortes jedoch an⸗ ders ausfallen, so wuͤrden die Minister keinen Augenblick zoͤgern, die ganze Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen. Alle Tortes⸗ Mizie er, die in dieser Debatte uͤberhaupt das Wort nahmen, sorachen fuͤr die Unterdruͤckung des Sklavenhandels, und Keiner widersetzte sich der Abschließung eines Traktats mit England zu diesem Zwecke; aber Alle tadeliten mehr oder weniger die Eng⸗ L che Regierung, weil sie bei den letzten Unterhandlungen zu viel gefordert habe, waͤhrend man in England der Regierung und dem Lord Howard vorgeworfen hat, daß sie zu wenig gefordert haͤtten. Herr Midosi sagte unter Anderem: . „Ich habe gehört, welche Lügen man gegen uns in England vor⸗ bringt. Portugal schaffte den Sklavenhandel aus freien Stücken ab, ohne durch einen Traktat dazu verpflichtet zu seyn; auch hat es dafür fein Geld erhalten, denn die eine Summe war eine Entschädigung für die ungerechter Weise weggenommenen Prisen, die andele für die Ab⸗ tretung Gutana's an Frankreich. Das Dekret zur Abschassung des Sklavenhandels ist ein Beweis unserer Aufrichtigkeit, und alle der Be⸗ ünstigung dieses Handels verdächtigen Beamten sind abgesetzt oder be⸗ raft worden. Ein ewiger Traktat widerspricht dem gesunden Men⸗ chen⸗Verstande. Daß Portugal sich weigert, den Stlavenhandel für Eeeranb zu erklären, ist kein Wunder, da man in dieser Beziehung mehr von ihm verlangt, als ven Frankreich und anderen Nationen. Auch dem Durchsuchungsrecht müͤssen Gränzen gesetzt werden, weil sonst die Englischen Kreuzer unsere Schiffe an der Küste von Algar⸗ bien wegnehmen würden. Hat England wirklich den Wunsch, den Stlavenhandel abzuschaffen, so möge es einen Kongreß aller Natio⸗ nen, die Kolonicen haben, zusammenberufen, um allgemeine Maßre⸗ 22₰ zu ergreifen; aber es möge nicht eine schwache Nation unterdrük⸗ en und zugleich estatten, daß die Meere mit in England selbst ver⸗ sicherten Belavenschlsten mächtiger Nationen bedeckt werden.“

Herr Passos sagte schließlich, die jetzigen Minister haͤtten zweierlei zugegeben, einmal, daß der Traktat nicht ewig dauern und zweitens, daß er vor der Ratifizirung den Cortes vorgelegt werden solle.

Das Spanische Sklavenschiff „Ensaidor“, welches von den Portugiesen bei der Kapverdischen Insel Brava genommen und nach Lissabon gebracht wurde, ist den Spanischen Behoͤrden uͤber⸗ geben worden und gestern von hier nach Cadix abgesegelt, wo der Prozeß entschieden werden soll.

Der Herzog von Palmella ist fuͤr den Monat Februar zum Praͤsidenten und der Visconde von Sabral zum Vice⸗Praͤsiden⸗ ten des Senats erwaͤhlt worden. Im vorigen Monat fiel die Wahl auf die Oppositions⸗Kandidaten Leitao und Braancamp. Im Senat sind noch keine Gegenstaͤnde von Wichtigkeit verhandelt worden und viele Senatoren bringen ihre Zeit damit zu, daß sie den Debatten in der Deputirten⸗Kammer beiwohnen. Der Her⸗ sog von Palmella ist sehr unwohl gewesen. Er sollte nach Eng⸗ and gehen, theils um der Koͤnigin den Gluͤckwunsch zu ihrer Vermahlung zu uͤberbringen, theils wegen anderer Angelegenhei⸗ ten, allein man zweifelt jetzt, ob dies geschehen wird. Die Penstonen der Herzoge von Wellington und Beresford siad in das diesjahrige Budget mit aufgenommen. 1

Griechenland.

Briefe aus Griechenland, die in Triest eingegangen sind, datiren aus Athen vom 14. Februar. In dieser Stadt erfreute man sich fortdauernd der vollkommensten Ruhe; die Untersuchun⸗ gen uͤber die letzte Verschwoͤrung wurde von Seiten der Polizei mit der groͤßten Energie fortgesetzt, und es hatten neuerdings meh⸗ rere Verhaftungen sowohl in Athen als auf den Jonischen Inseln, wo die orthodoxe Gesellschaft besonders starke Verzweigungen ha.te, stattgefunden.

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Aegypten.

Alexandrien, 5. Febr. (A. Z.) Am 31. Januar kam

das Franzoͤsische Kriegsdampfboot „Achcron“ von Marseille hier an. Da es direkt aus Frankreich kam und nur zwei Tage in Malta wegen schlechten Wetters blieb, glaubte man allgemein, es habe ungemein wichtige Depeschen mitgebracht. Dem scheint nach guten Erkundigungen nicht so zu seyn; sein Zweck ist vielmehr eine militairische Promenade uͤber Malta gewesen, um zu sehen, was dort vorgehe, und dem Pascha hieruͤber Benachrichtigungen su bringen. eine Erscheinung brachte uͤbrigens eine unglaub⸗ iche Bewegung unter den in Alexandrien wohnenden Europäaͤern hervor, denn da man hier taͤglich auf eine Blokade und selbst ein Bombardement von Englischer Seite gefaßt ist, und diese als gewiß angenommene Aussicht die Imagination eines jeden hier Angesessenen in die lebhafteste Aufregung versetzt, so kann man sich denken, wie sehr jedes auch noch so geringfuͤgige Er⸗ eigniß, wozu hier vor Allem die Ankunft von Kriegs⸗Fahrzeugen gehoͤrt, gedreht und gedeutet wird. Die Ernennung eines zwei⸗ ten Kapudan Pascha und die des Vice⸗Admirals Mustapha Pascha, der mit der Flotte hier ankam und auch natuͤrlich hier blieb, zu seinem Kaimakam, hat bis jetzt die Wirkung gehabt,

daß sich Achmned Pascha seitdem noch weit mehr von allen Ge⸗

1

der D 8 ung der Matrosen und Offiziere wird,

1

88

chaften zuruͤckzog als es fruͤher der Fall war. Die Tuͤrkische

Floite steht uͤberhaupt wenig mehr unter den zu ihr gehoͤrigen

Tuͤrkischen Offizieren; Mehmed Ali bestimmt und befiehlt Alles, ienst wird auf Aegypusche Weise versehen, und die Ver⸗ eils seitdem nun Alles wirklich Aegyptisch gekleidet ist, und man auch das Letzte, was an Stambul erinnert, abgelegt hat, von morgen an vor sich ge⸗ hen. Auf diese Weise ist denn die Flotte als Mehmed Alt voͤl⸗ g anheimgefallen zu betrachten; nur mit Gewalt wird man sie in wieder nehmen koͤnnen. A Aüexandpien, 6. Febr. (L. A. 3) Wir sind in Betreff Die Räöstung Angelegenheiten eben so weit als vor 14 Tagen. e ngen werden hier und laͤngs der ganzen Kuͤste mit

deem groͤßten Eifer fortgesetzt. Die Organisati er 8

b „e ganisation der sogenannten RNationasgarde n indeß große Hindernisse. Viele suchten sich der Conscription durch die Flucht zu entziehen, wurden aber er⸗ gsriffen und auf die Flotte geschickt.

in Gli Andere verstuͤmmelten sich irgend ein Glied oder stachen sich ein F sich 82 fon den Dienst unfaͤhig zu machen; da ließ der neue Befehlshaber

der Miliz, Seid⸗el⸗Garbi, bekannt machen, daß auch Verkruͤp⸗

pelte und Einaͤugige vom Milirairdienste nicht ausgeschlossen seyn follen. Bei allen Vorkehrungen jedoch, die die ee 885

Ffen laͤßt, hat die Nationalgarde, welche 8000 Mann enthalten

soll, noch nicht auf mehr als 2800 kommen koͤnnen. Die bei den Curopaͤern im Dienste stehenden Araber sind bisher nicht aus⸗

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gehoben worden. 8 wie in den Arabischen Familien en wah⸗ ren Sinne des Wortes Verzweiflung herrscht, lehen wir Curo⸗ paͤer stets in der bangsten Unruhe vor der Zukunft. Es vergeht setzt fast kein Tag, wo nicht irgend Jemand durch die Eingebor⸗ nen infultirt wird, und die Aegyptishe Polizei thut wenig, um diesem Uebelstand abzuhelfen. Beklagt man sich, so heißt es: man wird, man will, und dann bleibt Alles beim Alten. Diese traurige Lage der Europaͤer zu erhöhen, kam nun auch noch die Pest hinzu, welche taglich mehr Opfer nimmt; die von ihr Be⸗ fallenen werden in wenigen Stunden hinweggerafft. Man haͤlt sich daher in den Zimmern einzeschlossen, Keiner kommt zu dem Andern, und daß unter solchen Umstaͤnden an einen Geschaͤfts⸗ verkehr nicht zu denken ist, werden Sie leicht ermessen koͤnnen.

Argentinische Republik.

Ueber London sind Briefe und Zeitungen aus Buenos⸗ Ayres bis zum 23. November in Deutschland eingegangen. Das wichtigste Ereigniß, von dem das Paketboot Kunde bringt, ist der Sieg der Regierungstruppen uͤber die Insurgenten der suͤdlichen Distrikte. Die Verschwoͤrung, im unitarischen Sinne, ging von der Stadt Dolores aus, und stand mit der in Monte⸗ video gegenwaͤrtig herrschenden unitarischen Partei unter Fruc⸗ tuoso Ribera in Verbindung. Rosas und seine Anhanger ver⸗ sichern, daß diese Insurrection hauptsachlich durch Franzoösische Umtriebe zu Stande kam, denn die Franzosen sind numerisch zu schwach, uUm irgend einen entscheidenden Schlag allein unterneh⸗ men zu koͤnnen, daher der von ihnen bewirtte Umsturz der foöde⸗ ralistischen Regierung Oribe’s in Montevideo und die Einsetzung Fructuoso's an seine Stelle, der ein entschiedener Feind Rosa’'s ist. Die Insurgenten von Dolores trafen mit den Argentinischen Regierungstruppen an den Ufern des Salado, unweit Chascomus am 7. November zusammen. Es mochten ihrer ungefahr 1380 Mann gewesen seyn, welche aber geschlagen, zum Theil getoͤdtet und gefangen genommen wurden. Diese Empoͤrung, auf welche der Franzoͤsische Admiral die Hoffnung einer baldigen Beendi⸗ gung der Blokade gebaut hatte, scheint demnach gaͤnzlich miß⸗ gluͤckt zu seyn. Waͤhrend dies im Suͤden vorsiel, ist General Lopez an der Spitze einer anderen Abtheilung von Regierungs⸗ truppen nach der Provinz Corrientes dem von Ribera und den Franzosen unterstuͤtzten unitarischen Rebellen⸗Anfuͤhrer Lavalle ent⸗ gegengezogen; es scheint jedoch noch zu keinem Gefechte gekom⸗ men zu seyn. Wenn man die Proclamationen dieser Offiziere liest, so wird man an die Homerischen Helden erinnert, nicht etwa wegen der von den Argentinischen Heroen vollbrachten Großtha⸗ ten denn uͤber solche schweigt bisher die Geschichte aber weil sie nicht minder als jene Griechischen Kaͤmpfer die Gabe besitzen, den Feind, bevor sie ihn angreifen oder auch nicht angrei⸗ fen, weidlich auszuschimpfen. Die Franzosen, welche schlechthin Europaͤische Sklaven genannt werden, kommen dabei auch nicht sehr glimpflich weg, und muͤssen sich selbst in den offiziellen Ak⸗ tenstuͤcken Rosas das stehende Epithat asquiroso (scheußlich) ge⸗ fallen lassen. Dagegen laͤßt sich Rosas bei jeder Gelegenheit von seinen Anhaͤngern in einer wirklich beispiellosen Weise Weihrauch streuen. Hierzu bot die Entdeckung einer Verschwoͤrung gegen das Leben des Praͤsidenten unlaͤngst erwuͤnschten Anlaß. Die vermeintlichen oder wirklichen Missethaͤter, Manuel Vicente und Rama Maza wurden hingerichtet, sodann durch das ganze Land Freudenfeste angeordnet. Die in Buenos⸗Ayres erscheinende „Gaceta“ und das „British Packet“ geben hiervon weitlaͤuf⸗ tige Beschreibungen. Da der Praͤsident es nicht fuͤr gerathen haͤlt, sich bei großen Versammlungen oder auf Pläaͤtzett und Straßen öͤffentlich zu zeigen, so laßt er sich gewoͤhnlich durch seine Tochter, Dossa Manuelita de Rosas, vertreten, welche uͤberhaupt eine große Rolle spielt. Wir theilen hier auszugsweise die Be⸗ schreibung einer solchen „Funcion“ mit, wie sie in der Pfarre von St. Michael zu Buenos⸗Ayres stattfand und von dem „Bri⸗ tish Packet“ gegeben wird. „Die „Funcion“ begann am 28. Ok⸗ tober Abends. Saͤmmtliche Haͤuser waren festlich erleuchtet, und von den Giebeln der Daͤcher weheten zahllose Faͤhnchen, auch die ungeheure Flagge der vor einigen Jahren hier verungluückten Britischen Brigg „Wade“ war, wie schon bei manchen fruͤheren Anlässen, entfaltet. Frische Fruͤhlingsluͤfte wehten den Abend uͤber durch die Gassen und verbreiteten allenthalben angenehme Kuͤhlung. Die Balkons waren mit Damen besetzt, die Fußwege laͤngs den Haͤusern mit Blumen und Baumzweigen geschmuͤckt und zahl⸗ reiche Sitze daselbst angebracht. Am folgenden Morgen 10 Uhr wurden die Bildnisse des Gouverneurs (Rosas) und seiner ver⸗ storbenen Gemahlin in seierlichem Zuge in dem Privat⸗Pa⸗ laste Sr. Excellenz abgeholt und durch die Hauptstraßen nach der St. Michaels⸗Kirche getragen. Den Zug bildeten Ehren⸗Buͤrger⸗ garden, eine Abtheilung der Patricios, die sich in ihren Schar⸗ lach⸗Roͤcken ganz vorzuͤglich ausnahmen, und die von General Mancilla befehligte Reiterei. Hinterher trug Don Luis Belanste⸗ gui eine neue praͤchtige Fahne, welche in der stattlich geschmuͤck⸗ ten Kirche von dem Bischofe der Dioͤzese nach vollendetem Hoch⸗ amte feierlich geweiht wurde. Die Pathen bei dieser Ceremonie waren der Sohn und die Tochter Sr. Excellenz, Don Juan und Dona Manuelita de Rosas. Hierauf wurde das Venerabile in feierlichem Umzuge durch die Straßen getragen, auf den 4 Qua⸗ dra's (Plaͤtzen) waren Altraͤre errichtet, deren Ausschmuͤckung vier der angesehensten Damen uͤbernommen hatten. Die Prozession kehrte nun wieder nach der Kirche zuruͤck und der Gottesdienst schloß mit einem Tedeum. Saͤmmtliche Civil. und Militair⸗Au⸗ toritaten, eine zahlreiche Generalitaͤt, der Englische Gesandte, Herr Mandeville, und Capitain Herbert von der „Kalliope“ wohnten der Function in der Kirche bei. Der Zug begab sich sodann nach dem Hause des Friedensrichters Don Jose Romero und hierauf nach dem Palaste des Herrn Gouverneurs, wo das Bildniß Sr. Excellenz in ganzer Figur, den Drachen der Zwie⸗ tracht niedertretend, im Salon aufgestellt wurde. Zahlreiche Red⸗ ner traten auf, um General Rosas, den Helden von Porteno, den Restaurador de las leyes, den Wohlthaͤter, den Vater des Vaterlandes zu preisen und den Uniatariern und Franzosen ein Pereat zu bringen. Diese Volksstimmung ist die beste und schaͤrfste Waffe in Rosa's Hand, die allgemeine Erbitterung steigt mit der fortwaͤhrenden Zunahme der Theuerung, in Folge der Blokade, welche am 29. November bereits volle 600 Tage gewaͤhrt hat. Was aber auch das endliche Ergebniß derselben seyn mag, Frank⸗ reich hat auf lange Jahre hinaus, nicht nur auf dem Argentini⸗ schen Kuͤstengebiete, sondern durch ganz Suͤd⸗ und Mittel⸗Amerika seinen moralischen Einfluß verloren. Darum sieht auch England ruhig zu, denn es kann bei diesem Spiele nur gewinnen.

In den letzten Tagen Oktobers war Herr Picoles d'Hermil⸗ lon, Koͤnigl. Sardinischer Konsul in Chile, von Rio de Janeiro kommend, in Buenos⸗Ayres eingetroffen; er wollte durch die Pam⸗ pas nach Chile weiter reisen.

8. SGeaen lhan

Konigsberg, 27. Febr. Im Jahre 1838 waren in den Regierungs⸗Bezirken von Koͤnigsberg und Gumbinnen im Gan⸗ v 8

deckt haben. Davon sind 4123 als guͤst und 9327 als tragend vorgefunden worden. Bei der Zeichnung der Fuͤllen stellte sich heraus, daß 1036 Stuten verworfen hatten und 1091 Fuüͤllen nicht nachgewiesen werden konnten, jedoch 7197 Füllen noch am

Leben waren.

Die am 30. Juni 1826 errichtete staͤdtische Sparkasse in

59,111 Rthirn. 24 Sgr. 11 Pf.; Ende 1838 von 54,957 Rthlrn.

2 Sgr. 3 Pf., und Ende 1839 von 57,193 Rthlrn. 3 Pf.

Koln, 29. Febr. Nach einer Bexichtigung der Kölner Zeitung des gestrigen Artikels uͤber die Bevölkerung der Stadt, beträgt die Zahl der evangelischen Einwohner 4361.

Betrachtungen uüͤber die des Getreides im preußischen Staate waͤhrend des Jahres 1839.

Die allgemeine preußische Staatszeitung enthäͤlt monatlich eine Uebersicht der Durchschnitts⸗Marktpreise der vier Habg. treide⸗Arten auf den Maͤrkten der Städte, worin der meiste Ge treide⸗Verkehr besteht, und daraus gezogne Durchschnittspreise und Pommern, wegen ihrer vielfachen nahen Beruͤ nur in Verbindung mit einander aufgefuͤhrt worden sind. Aus diesen monatlichen Durchschnitten werden jaͤhrliche, und aus die sen vierzehnjaͤhrige, mit Weglassung der zwei theuersten und zwe wohlfeilsten im Laufe jedes vierzehnjaährigen Zeitraumes vorge kommenen Jahres⸗Durchschnitts⸗Preise gebildet. Dieses Verfah ren ist seit 1816, das ist nunmehr vier und zwanzig Jahre lang durchaus gleichfoͤrmig beobachtet worden: Betrachtungen uͤber * Erfolge desselben sind mehrmals in dieser Zeitung, besonders aus⸗ fuͤhrlich aber in den am 26. und 27. März Iaas ausgegebnen Nummern 85 und 86 des genannten Jahres veroͤffentlicht wor⸗ den. Im Allgemeinen waren bis zum Ende des Jatres 183 die vierzehnjäͤhrigen Durchschnittspreise des Getreides im Sin

den einzelnen Jahre 1838 und 1839 sind betraͤchtlich, und koͤnnen selbst in Vergleichung gegen die 2e.i4g8n Durchschnitts⸗ preise aus den Jahren 18253, und 1826 ⁄12 zum Theil fuͤr theuer geachtet werden. Es ist nicht die Absicht, die sehr ausgedehnten Betrachtungen zu wiederholen, welche der vorstehend angefuͤhrte Aufsatz enthaͤlt, obwohl dieselben einer dauernden Beachtung nicht unwerth seyn duͤrften, als diejenige ist, welche Zeitungs⸗Artikeln gewoͤhnlich nur gewidmet werden kann: es soll vielmehr hier nur eine kurze Uebersicht der Durchschnittspreise des letztverflossenen Jahres 1839 mit solchen Vergleichungen gegeben werden, welche nicht wohl entbehrt werden koͤnnen, wenn ein gruͤndliches Urtheil uͤber deren Wirkungen gefallt werden soll. 1 Der preußische Scheffel galt in Silbergroschen, deren dreißig auf den preuhischen Thaler gehen, im Durchschnitte fuͤr Weizen iim Jahre im Jahre im jaͤhrigen Durch⸗ 17 1838 schnitte aus 1829 4 70½2 611/a 518 1 6719112 599⁄12 Lüeg; 2

in den Provinzen

beene 24 zu9 Posen r Brandenburg und Pommern Schlesien Sachsen 011 Westfalen I, 6681115 Rheinprovinz 887152 7381

Die Weizenpreise des Jahres 1839 stehn hiernach in allen Provinzen hoͤher als im näͤchstvorhergegangenen Jahre 1838. und diese letztern stehen doch wieder durchgaͤngig hoͤher, als die Durch⸗ schnittspreise aus den letzten 14 Jahren. In den meisten Pro⸗ vinzen ist der Durchschnittspreis von 1839 um ein Drittheil höͤ⸗ her, als der letztvierzehnjaͤhrige Durchschnittspreis: in der Pro⸗ vinz Sachsen ist der Durchschnittspreis des Jahres 1839 sogar um 46 Prozent hoͤher, als der vierzehnjaͤhrige; und auch in der Provinz Westfalen ist die Erhöhung beträchtlicher, als in den anderen Provinzen, Sachsen allein ausgenommen. Diese Erhoͤ⸗ hung hat ohne Zweifel ihren Grund in den Erwartungen, welche die Beschaffenheit der letzrjaͤhrigen Erndte in England ecerzeugte. Die Provinz Sachsen hat dei der Weizenverschiffung nach Eng⸗ land uͤber Hamburg mehr Mittel, alle Abwechselungen der Preise in Großbritanien zu benutzen, als die Ostseeprovinzen, und selbst als die preußische Provinz Westfalen.

Fuͤr Roggen stellten sich die Preisverhältnisse, auf gleiche Weise berechnet, folgendermaßen:

in den im Jahre im Jahre im Iäjaͤhrigen Durch⸗ Provinzen 1839 1838 schnitte aus 18*69 Preußen 301112 39 1 12 312 Posen EE.“ Brandenburg und

Pommern Schlesien 1ne- . Rheinprovin ö 5.

3 Hier neeuaes sich die Verhaͤltnisse bei dem Weizen. Es ist nicht sowohl der Bedarf des Auslandes, als vielmehr die Verzehrung und der Marktverkehr in der Pro⸗ vinz selbst, was hier zunaͤchst die Preise bestimmtt.

In Folge der Zaͤhlung zu Ende des Jahres 1837 bis jese der neuesten, hatten mit Einschluß des Militärs auf der geogra⸗ phischen Quadrarmeile durchschnittlich

ddie Provinzen NPreußen Posen Brandenburg

Elan mn, 8üe..

7610312 Ser 8 Ss1s

75 ⁄1½12 60 7⁄1

Einwohner 2180

Pommern 172

3612

chlesien

Sachsen Westfalen.. Rheinprovinz eee Brandenburg und Pommern zusammengenommen hatten imn Durchschnitte 2093 Menschen auf der Quadratmeile. Mit Be⸗ ziehung hierauf hatte Preußen eben so die niedrigsten Roggen⸗ preise, wie die duͤnnste Bevoͤllkerung; und dae Rdeinprovinz eben so die hoͤchsten Roggenpreise, wie die dichteste Vevoölkrrung. In⸗ dessen stiegen die Roggenpreise in Bezug auf diese beiden Pro⸗ vinzen doch nicht ganz in dem Verhäͤltnisse der Bevölkerung. Die Rheinprovinz ist beinahe drei Mal dichter bevolkert, als die Pro⸗ vinz Preußen: aber der Roggen war in ihr noch nicht ganz dor⸗ pelt so theuer. Neben der Dichtheit der Bevoͤlkerung hat indes einen sehr großen Einstuß auf die Preise das Verhaͤltniß der

.“

Stadtbewohner zu den Bewohnern der Flecken und Doͤrser. Je mehr ansehnliche Städte eine Provinz enthaͤlt, desto groͤßer ist der

zen 308 Beschaler ausgestellt worden, welche 13,447 Stuten ge⸗

Memel hatte am Schlusse des Jahres 1837 einen Bestand von

Durchschnitts⸗ Marktpreise

85

JE1111““ I11“ 2

fuͤr die einzelnen Provinzen des Staais, wo jedoch Brandenburg ihrungen, stets

ken: seitdem aber steigen sie wiederum. Auch die Preise der bei⸗

881

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