1840 / 98 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Uuunterhaus⸗Sihung vom 31. Maͤrz. Auf eine Frage Sir B. Hall's erklaͤrte der Handels⸗Minister, Herr Labon⸗ chece, es sey nicht wahr, daß die Unterhandlungen mit Neagpel

in Bezug auf den Schwefelhandel, ploͤtzlich und ohne Aussicht au: ein guͤnstiges Resultat abgebrochen worden seyen; auf eine we tere Erklaͤrung hinsichtlich dieser Angelegenheit wollte sich se⸗ doch der Minister nicht einlassen. Herr Horsman wuͤnschte eine Frage an den Oberst Percival zu richten in Bezug auf das, was derselbe bei der Debatte uͤber das Jahrgehalt des Koͤnigs von Hannover gesagt hatte. Es sey das Geruͤcht verbreitet ge⸗ wesen, daj man den Koͤnig von Hannover aufgefordert, den Theil des St. James⸗Palastes, den er vor seiner Thronbestei⸗ gumg inne gehabt, abzutreten, und daß er dies verweigert habe. Er wuͤnsche zu wissen, ob dies wahr sey. Der Oberst Percival erwiederte: „Ich habe bei der erwaͤhnten Gelegenheit nicht geleugnet, daß eine solche Aufforderung an den Koͤnig von Hannover erlassen worden sey. Ich sagte nur, daß ein solches Gesuch nicht von der Herzogin von Kent ausgegangen sey, und als der Kolonial⸗Minister erklaͤrte, daß er nichts davon wisse, theilte ich dem Hause die Autorität mit, worauf sich meine Aus⸗ sage gruͤndete. Diese Autorität habe ich bei mir, und mit Er⸗ laubniß des Hauses werde ich eine Stelle aus einem Schreiben des Sir F. Watson vorlesen, das ich am letzten Freitag erhielt. Die Stelle lautet: „„Es ist irrthuͤmlich behauptet worden, die Herzogin von Kent habe die im St. James⸗Pa⸗ laste befindlichen Zimmer des Koͤnigs von Hannover ver⸗ langt. Ihre Koöͤnigl. Hoheit hat nicht nur keinen Wunsch dieser Art ausgesprochen, sondern auch erklaͤrt, daß ihr dies nicht an⸗ cenehm seyn wuͤrde; auch ist ihr die Art und Weise, wie ihr Name bei dieser Angelegenheit genannt worden ist, sehr mißfaͤl⸗ lig.““ Ich erlaube mir zu bemeerken, daß ich nicht gesagt habe, es sey keine Aufforderung an den Koͤnig von Hannover gerichtet worden, sondern nur, daß sie nicht von der Herzogin von Kent auegegangen sey. Aus dem Briese geht hervor, daß eine Auf⸗ sorderung an den Koͤnig von Hannover erlassen worden ist, sonst wuͤrde Ihre Koͤnigl. Hoheit nicht ihr Mißfallen daruͤber zu er⸗ kennen gegeben haben. Das ehrenwerthe Mitglied scheint zu glauben, daß ich seit dem Freitage neue Nachrichten hieruͤber erhal⸗ een habe. Ich hoͤrte allerdings von einem Mitgliede des Ministeriums daß der Ober⸗Kommissar der Wälder und Forsten ein Gesuch um die Benutzung der Zimmer im St. James⸗Palast fuͤr Ihre Majestaͤt an den Koͤnig von Hannover gerichtet habe, und daß, da es abgeschlagen worden, Lord Melbourne dasselbe wiederholt, aber ein gleiches Geschick gehabt habe. Ich habe nur gesagt, daß kein Gesuch dieser Art von der Herzogin von Kent ausge⸗ gangen sey. (Ironisch: Hoͤrt, hoͤrt! und Oh, oh!). Ich ver⸗ den triumphirenden Ton der ehrenwerthen Herren nicht. Der Brief giebt zu verstehen, daß eine Aufforderung stattgesunden hat, und daher kann das Faktum weder bezweifelt noch geleugnet werden.“ Mit Hinsicht auf die schon fruͤher dem Hause gemachte Anzeige, daß der Polizei⸗Beamte des Hauses, Sir W. Gossett, eine ge⸗ richtliche Vorsadung erhalten habe, weil Herr Heward, der An⸗ walt Svtockdale’s, gegen ihn klagbar geworden, trug der Gene⸗ ral⸗Prokurator in dieser Sitzung darauf an, daß das Haus einem Beamten erlauben solle, sich gegen diese Kage vor Gericht zu vertheidigen, da dieselbe nicht die Privilegien des Hauses beeinträchtige, sondern sich nur auf Sir W. Gesset persoͤnlich be⸗ scche, indem sie darauf begruͤndet sey, daß dieser bei der Ausfuͤhrung der Mandate des Unterhauses seine Befug⸗ nisse uͤberschritten habe, indem er gewaltsam in Howard’e Haus eingedrungen sey und mehrere Stunden dort geblieben sevy. Lord Howick und Herr O Connel widersetzten sich zwar die⸗ sem Antrage, weil sie in jener Klage ebenfalls einen Angriff auf die Privilegien des Hauses finden wollten, da es sich um die Ausuͤbung der amtlichen Functionen von Dienern desselben handle und man die Letzteren hierin eben so schuͤtzen muͤsse wie die Drut⸗ fer in der Ausuͤbung des Publications⸗Rechts, aber die Mehr⸗ zaht der Redner sprach sich zu Gunsten des ministeriellen Antra ges aus, und derselbe wurde schließlich Suummen angenommen. Nachdem

pgon und seine beiden naͤchsten männlichen Erben eine National⸗ Belehnung von 2000 Pfd. erhalten sollen, angezeigt hatte, er werde auf einem spaͤteren Stadium dieser Maßregel die Be⸗ scheaͤnkung der Pension auf Lebzeiten Lord Seaton's selbst bean⸗ tragen, ging man zur Berathung der Pakingtonschen Bill uͤber, die den Bierschank einigen Beschraͤnkungen unterwerfen soll, und es wurde die zweite Lesung derselben mit 110 gegen 30 Stim⸗ mren genehmigt. 7. vLgondon, 1. April. Die Hof⸗Zeitung euthält bereits die offizielle Anzeige von der Erhebung der Gemahlin des Herzogs von Susser, Lady Cärcilia Underwood, zur Herzogin von In⸗ verneß, mit dem Zusatz, daß dieser Titel auf ihre rechtmäßigen maͤnnlichen Leibeserben uͤbergehen solle. Der außerordentliche Tuͤrkische Botschafter,

ist am Sonntage von Paris hier eingetrofsen. MNiach den Berichten öͤffentlicher Bläͤtter haͤtte Lord Mel⸗ bourne die Deputation der Abgeordnetn des gegen die Kornge⸗ seetze gerichteten Vereins am Sonnabend sehr hoͤflich empfangen unt sie gefragt, was sie eigentlich bezweckten, eine ganzliche Ab⸗ schaffung oder eine Veraͤnderung des bestehenden Systems. Auf ihre Antwort, daß sie Ersteres bezweckten, haͤtte Lord Melbourne sehr entschieden erwiedert, er koͤnne dies niemals genehmigen, weil dadurch eine große Verwirrung in den Interessen des Lan⸗ des entspringgen wuͤrde. Der Premier⸗Minister soll sich unter Anderem auf die sieben fetten und die sieben mageren Kuͤhe

Nuri Efendi,

Pharao's berufen haben, um zu zeigen, daß die Preise trotz der Freigebunz des Getraidehandels dennoch schwanken koͤnnten; daß aber durch diese Freigebung die Märkte des Kontinents fuͤr die Britischen Manufaktur⸗Waaren wuͤrden geoͤffnet werden, habe er Bowring nicht glau⸗ Allgemeinen dem

trotz der Versicherungen des r. ben wollen, da die Regierungen im

Schon in dem bloßen Umstande, daß ein Tuͤrkischer Gesandter in der zwischen den Großmaͤchten Europa's uͤber die Angelegen⸗

mit 142 gegen 51. sodann Herr Hume bei der Berichterstattung uͤber die Resolution, wonach Lord Sea-⸗

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das liege an den Fortschritten der Nationen, nicht an 2 Korn⸗Gesetzen. Uebrigens wolle er Vorstellungen der Deputation nach Kraͤften in Erwaͤgung ziehen, bedaure aber, seine Ansichten in dieser Hinsicht nicht aͤndern zu koͤnnen, wenn man ihn auch noch so sehr auf die bedenklichen Folgen einer neuen Ägitation aufmerksam mache. Dieselbe Deputation hatte spaͤter auch eine Unterredung mit Sir R. Peel und Sir J. Graham, bei denen sie mit ihren Vorstellungen noch weniger Anklang fand. Diese Staats⸗ maͤnner sagten ihr, es wuͤrde durch eine Aenderung der Korngesetze dem Ackerbau viel Land entzogen und England dann ganz vom Auslande abhängig werden, so daß nur dieses, nicht das Engli⸗ sche Volk von einer solchen Maßregel Nutzen ziehen wuͤrde. Ge⸗ V stern machte die Deputation auch noch den Ministern Herrn Baring und Herrn Labouchere ihre Aufwartung. Der Kanzler I der Schatzkammer erklärte, daß er sich auf keine Auseinander⸗ setzungen uͤber das einlassen koͤnne, was in dieser Sache am an⸗ gemessensten seyn moͤchte; nur so viel wolle er sagen, daß, wenn die Minister nicht guten Grund haͤtten, von dem Parlamente die kraͤftigste Unterstuͤtzung bei einer etwa von ihnen vorzuschlagenden Maßregelzu erwarten, es unklug und unnuͤtz seyn wuͤrde, ihrer eits sich uͤber die Sache zuerklaͤren; seine persoͤnliche Meinung sey indef allerdings, daß die Korngesetze im Allgemeinen nicht heilsam gewirkt haͤtten, und 1 wenngleich er die Angaben uͤber die daraus entsprungene Noth fuͤr etwas uͤbertrieben halte, so glaube er doch, daß die Kornge⸗ setze zu dieser Bedraͤngniß beigetragen, und fuͤhle sich zu einem festen Zolle geneigt; eine gänzliche Abschaffung des Zolles aber wuͤrde, seiner Ansicht nach, unter den jetzigen Verhaͤltnissen nicht ohne einen großen Kampf moͤglich seyn. Der Handels⸗Minister sprach sich in aͤhnlicher Weise aus. Die Abgeordneten, bemerkte er außerdem noch, hatten sich bekeit erklaͤrt, auf alle Schutzzoͤlle zu Gunsten der Fabriken verzichten zu wollen, wenn der Ge⸗ traidehandel freigegeben wuͤrde; aber eine ploͤtzliche Aufhebung dieses Schutzes wuͤrde sich weder mit den Interessen des Landes vertragen, noch glaube er, daß die Fabrikanten selbst allgemein bereit seyn wuͤrden, auf diesen Schutz Verzicht zu keisten.

In Portsmouth herrscht auf den Werften die groͤßte Thäͤ⸗ tigkeit, und im Juli sollen zwei neue Dreidecker von 120 Kano⸗ nen, der „St. George“ und der „Trafalgar“, vom Stapel ge⸗ lassen werden. Die Ausruͤstung des „Cambridge“ von 78 Ka⸗ nonen macht zu Sheerneß rasche Fortschritte, und das Schiff wird bis zum 20. April segelfertig seyn. Der „Inconstant“ von 36 Kanonen, welcher den neuen Ober⸗Befehlshaber der Indischen Truppen, General Whittingham, nach Madras bringen soll, wird in Plymouth ausgebessert.

Nach einem Befehle der Admiralitaͤt sollen außer den jetzt bereits auf den Koͤniglichen Werften beschaͤftigten Schiffszimmer⸗ leuten 800 ncue angestellt werden. In allen Zweigen des See⸗ weseus herrscht vermehrte Thaͤtigkeit. Mehrere neue Kriegs⸗ schiffe werden gebaut und ausgeruͤstet. Man giebt sich auch große Muͤhe, Freiwillige fuͤr den Seedienst zu werben.

Der Courier versichert wieder einmal, daß der Abschluß

eines Traktats zwischen dem Britischen Kabinet und dem Russt⸗ schen Gesandten sehr nahe sey. Ruß’and wolle, sagt dieses Blatt, um England ganz aus Frankreichs Sphaͤre zu entfernen, meh⸗ rere bedeutende Hugestandnisse zu Gunsten Englands machen.

heiten der Tuͤrkei zu haltenden Konferenz zugegen seyn soll, will das genannte Blatt ein Zeichen von einer Aenderung in den Ge⸗ sinnungen Rußlands in Bezug auf diese wichtige Frage erblicken,

indem es hinzufuͤgt: „Bis vor kurzem weigerte sich Rußland, irgend einer anderen Macht eine Dazwischenkunft zu gestatten; es wollte Niemand zwischen Rußland und die Tuͤrkei tre⸗ ten lassen. Indem es von dieser Politik abgeht, giebt es eigentlich den Trakkat von Chunkiar⸗ Skelesst auf. Es sollte uns indeß doch leid thun, wenn Lord Palmerston sich

zu rasch auf die neue Bahn fortreißen ließe, welche Rußland ihm vorzeichnet. Wenn seine Erbitrerung gegen den Pascha ihn veranlaßt, auf den Vorschlag einer gemeinschaftlichen Demonstra⸗

ton von Seiten Englands und Rußlands gegen Mehmed Ali

einzugehen, so ist die Allianz mit Frankreich rein vernichtet. Frankreich wird zwar nicht einschreiten, um den Pascha zu rei⸗ ten, aber es wird sich vermuthlich anderswo nach Allianzen um⸗ sehen. Wir billigen zwar keinesweges die Usurpationen, welche sich Frankreich hin und wieder herxausnimmt, und die Neigung, die es zeigt, hier und da auf den Schwachen loszufahren, aber eine ernstliche Erkaltung zwischen beiden Regierungen koͤnnte doch ungelegene Folgen haben. Kuhl kann die Franzoͤsische Nation nicht lange bleiben. Sobald stie sich erst systematisch von England mit Geringschätzung behandelt glaubt, wird sie ihre Regierung zu feindlichen Schriten zwingen, und die Franzoͤsische Regierung, das duͤrfen wir nicht vergessen, vermag der Stimme des Volks nicht zu widerstehen.“ 8 Herr Bell, bekannt durch seine Umtriebe in Tscherkessien, war am 9. Maͤrz in Athen angelangt und wollte binnen kurzem nach England zuruͤckkehren; seine Gesundheit soll durch die vielen Strapazen, denen er sich unterzogen hat, sehr gelirten haben. Eine von 200 hier lebenden Polnischen Fluͤchtlingen abge⸗ schickee Deputation, aus dem General Dwernicki, dem Masor Miziewski und dem Grafen Dunin bestehend, machte neulich dem Lord Dudley Stuart ihre Aufwartung und uͤberreichte ihm, als Anerkennung seiner Bemuͤhungen zu Gunsten ihrer Sache, einen goldenen Ring mit dem Polnischen Wappen und einer Inschrist. In Tiverton sind seit kurzem mehrere Feuersbruͤuste vor⸗ gekommen, die durch Brandbriefe vorher angekuͤndigt worden waren. Am vorigen Sonnabend standen daselbst des Nachts zu gleicher Zeit 8 Haͤuser in Flammen und brannten bis auf den Boden nieder; in der folgenden Nacht wurden ebenfalls 8 Haͤuser angezuͤndet, das Feuer jedoch noch zeirig gelöscht. n⸗ rere dieser Brandstiftungen verdoͤchtige Personen sitzen im Ge⸗ faͤngnisse. 8⸗Der Times zufolge, wären die Minister wegen des zum 7. April von Sir J. Graham angezeigten Antrags in Betreff der Thinesischen Angelegenheiten in der groͤßten Angst. Lord

Nach demselben Briese wurden in Bombay die Ruͤstungen ge⸗ gen China aufs thͤrigste fortgesetzt.

Ueber Malta hat man hier Briefe aus Alexandrien vom Iten d. erhalten, welche die dortigen Ruͤstungen nicht allein als sehr bedeutend schildern, sondern auch, im Widerspruch mit an⸗ deren Meldungen, berichten, daß der Kriegsdienst sehr beliebt sey, indem sogar Weiber mit Zuckerroͤhren exerzirten, waͤhrend ihre Arabischen Liebhaber kommandirten. Sir Moses Montefiore hatte sich erboten, auf seiner letzten Reise nach Palaͤstina die Ab⸗ gabe fuͤr juͤdische Pilger nach Jerusalem, zum Belauf von 64,000 Beuteln, aus seiner Tasche zu bezahlen, wenn er dagegen

autorisirt wuͤrde, die heiligen Oerter mit Juden zu kolonisiren.

Der Vice⸗Koͤnig war damit zufrieden, unter der Bedinguug, daß die Kolonie als national angesehen wuͤrde und nicht unter Euro⸗ paͤischem Schutze stehen solle. Nach Berichten aus Sennar von der Mitte Dezembers, waren die Wege durch Araber unsicher

gemacht, die in der Wuͤste von Karnapa Alles toͤdteten, was ih⸗

nen in die Haͤnde fiel.

Das in Texas erscheinende Blatt, der „Morgenstern“, meldet, Lord Palmerston habe sich geweigert, die Unabhaͤngigkeit dieser Republik anzuerkennen, und zwar aus dem Grunde, weil sie die Sklaverei als einen integrirenden Bestandtheil des Staats angesehen habe. Dies wird von dem „Morgenstern“ dem Ein⸗ flusse O' Connell's zugeschrieben und als eine Intervention in die einheimischen Angelegenheiten der Republik verschrieen. „Texas“, sagt jenes Blatt, „ist nun einmal ein Sklaven⸗Staat und wird es auch mit Gottes Huͤlfe und der unseres rechten Armes blei⸗ ben!¹!“ Der Texianische Agent, General Henderson, ist nach seiner Heimath zuruͤckgekehrt und Herr Mackingtosh als Ge⸗

schaͤftstraͤger in Paris geblieben. Ein Schreiben aus Adelaide vom 20. September erkläͤrt

die ganze Kolonie Suͤd⸗Australien fuͤr eine Windbeutelei und schildert die Gegend als sandig und die Theurung als unerhoͤrt. Viele Kolonisten sollen aus Verzweiflung nach Neuseeland ge⸗ gangen seyn. ,5 1“ 8

Aus dem Haag, 1. April. Amtlichen Mittheilungen zu⸗ folge, betrug die Bevoͤlkerung Niederlands (mit Ausschluß Lim⸗ burgs) zu Anfang des vorigen Jahres 2,615,029 Seelen, und war zaͤhlte man in Nord⸗Brabant 370,228, Geldern 311,641, Nord⸗Holland 427,158, Suͤd⸗Holland 517,876, Seeland 117,081, Utrecht 142,00 4, Friesland 230,026, Oberyssel 193,610, Groͤnin⸗ gen 174,250 und Drenthe 71,155. Geboren wurden im Jahre 18 18: 101,312 Kinder (worunter 5227 uneheliche); es starben 69,668 Personen, Ehen wurden 21,019 geschlossen.

Die Sectionen der zweiten Kammer haben nunmehr auch die sieben neuen Gesetz⸗Entwuͤrfe, Modificationen des Grundge⸗ setzes enthaltend, gepruͤft und bei dieser Gelegenheit von neuem zu erkennen gegeben, die Regierung moͤge dem allgemeinen Wunsche nach einer Reform des Grundgesetzes mehr entsprechen, als bisher geschehen. Namentlich ist man in allen Sectionen darauf zuruͤckgekommen, daß es nothwendig sey, die Verantwort⸗ lichkeit der Minister als Prinzip auszusprechen. In Bezug auf das Budget von 1870 haben die Sectionen unter Anderem die Anfrage an die Regierung gerichtet, ob denn die von Belgien fuͤr 189 gezahlten Summen nicht als Einnahme fuͤr das Jahr 1846 aufgebracht und michin die anderweitigen Beduͤrfnisse um so viel gekuͤrzt werden koͤnnen? Man erwartet jetzt die Antwor⸗ ten der Regierung auf diese Aeußerungen der Sectionen. n.

1 Beigien. 1t

Bruͤssel, 31. März. (Hannov. Z.) Man kann jetzt mit etwas mehr Wahrscheinlichkeit sagen, daß unsere ministerielle Krisis ihrem Ende nahe ist, und daß die Frage bis zum naͤch⸗ sten Donnerstage, auf welchen Tag die Repraͤsentanten⸗Kammer einberufen ist, entschieden seyn wird. Ueber das Wie ist man noch weniger in Zwelfel, denn so, wie man es vorhersehen konnte, mußten Herr de Theux und die anderen Minister meistentheils am Ruder bleiben. Unbeschreiblich sind uͤberdies die zahllosen Intriquen, welche stattgesunden, um die Herren de Theux und Nothomb im Ministerium zu behalten. Diese werden auch ohne allen Zweifel darin bleiben, so wie Herr Desmaisiteres bei den Finanzen. Nur wegen der Nachfolger des bestimmt austreten⸗ den Kriegs⸗Ministers Willmar und des nach Ruhe sich sehnen⸗ den Justiz⸗Ministers Raikem scheint man noch nicht ganz im Reinen zu seyn. Die Hauptschwierigkeit besteht noch darin, den eigentlichen Zankapfel, die causa movens, wegzuraͤumen, naͤmlich die Besolduag und Reintegrirung des Generals van der Smissen. Da hieß es Anfangs die Kammer sollte erklaͤren, ihre Meinung sey nicht gewesen, ihr Mißtrauen gegen das Ministe⸗ rium zu erkennen zu geben, und sie wolle daher ihre Abstimmung zuruͤcknehmen; dies sand aber zu viel Opposition. Man ist end⸗ sich darin uͤbereingekommen, auch hier das juste milien- Mittel zu versuchen, und Herr von Merode, der bei der Aristokratie wie beim Klerus hoch angeschrieben steht, als Staats⸗Minister ohne Portefeuille nichts zu gewinnen braucht, und an Populari⸗ tät nichts verlieren kann, wird der Kammer vorschlagen, dem Herrn van der Smissen zwar seinen Gehalt als Pension anzu⸗ erkennen, aber ihn von der Stammliste der Armee zu streichen. Herr Dubus, dessen Meinung großen Einfluß hat, soll seine Beistimmung bereits zugesichert haben, und um vollends den noch einflußreicheren Namur'schen Deputirten, Herrn Brabant, zu ge⸗ winnen, ist Herr Fallon, Praͤsident der Kammer, dorthin gereist. Letzterer hat durch sein juͤngstes Benehmen zu Gunsten des Mi⸗ nisteriums viel von seiner Popularitaͤt verloren.

Von dem Liquidations⸗Ausschusse in Utrecht sind vor einigen Tagen, wie es scheint, wichtige Depeschen hier angelangt. Herr de Caille, eins der Belgischen Mitglieder, der aber bisher noch nicht in Utrecht war, wird naͤchstens dahin abreisen, und man glaubt, daß es bald zu einem voͤlligen Abschluß, was wenigstens die schwierigsten Punkte betrifft, kommen werde. 8

Der Niederlaͤndische Minister, Herr Falck, leidet seit mehre⸗ ren Wochen fast bestaändig am Podagra.

Gesellschaft dasuͤr aus und der Secretair las den Bericht uͤber bedauert von der Stadt, in welcher er seit mehr als einem

die Arbeiten der Akademie im verflossenen Jahre. Schließlich erfolgte die Praͤmienvertheilung. Nach dem erwaͤhnten Koͤnigl. Reskript wird der Gehalts⸗Etat fuͤr die Zukunft auf 7640 Rbthlr. bestimmt, zu welcher festen Ausgabe die Finanzen 6300 Rbehlr. hergeben. uͤr den Stipendien⸗Fonds der Akademie werden kuͤnftig saͤhrlich, statt 1600 Rbthlr., 5100 Rbthlr. aus⸗ bezahlt, jedoch mit der Verpflichtung fuͤr dieselbe, davon alle Reise⸗Unterstuͤtzungen an Kuͤnstler zu bestreiten, welche bisher entweder von den Finanzen oder von dem Fonds ad usos puhli- cos hergegeben wurden. Ueber die Anwendung dieses Stipendien⸗ Fonds hat die Akademie jaͤhrlich eine Vorstellung einzugeben. Es wird uͤbrigens der Akademie bis auf Weiteres gestattet, eine Summe von 750 Rbthlr. vom Stipendien⸗Fonds anzuwenden, um damit das etwa an dem Gehalts⸗Etat fehlende zu ergaͤnzen, welches jedoch aufhöͤrt, sobald andere Ressourcen vorhanden sind. Jahrlich sollen ferner die Finanzen 3000 Rbthlr. zur Disposition des Praͤses stellen, zum Ankauf von Kunstsachen, die bei der Akademie ausgestellt werden, besonders zum Behuf der Aufmun⸗ terung junger Kuͤnstler. Doch muß jaͤhrlich eine Approbation we⸗ gen der Anwendung eingeholt werden. Endlich hat die Akademie sich daruͤber auszusprechen, ob sie wuͤnschen moͤchte, die Unterhal⸗ tung Charlottenburgs in Dach und Fach zu uͤbernehmen, in wel⸗ chem Falle diese Summe gleichfalls der tasse der Akademie an⸗ gewiesen werden soll. 1.““ Deutsche Bundessta 41. 8— Maäaͤnchen, 1. April. (A. Z.) In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde unter Anderem uͤber den Gesetz⸗Ent⸗ 5*, „die Beendigung des Bibliothek⸗ und Archiv⸗Gebaͤudes“ betreffend, berathen; die Verhandlung dauerte kurz, denn die Kammer, mit sich einig, begehrte den Schluß, worauf der Ent⸗ wurf, wie zu erwarten stand, angenommen ward, und zwar mit einer Mehrheit von 96 Stimmen. Die Galerieen waren

Nuͤrnberg, 2. April.

r Das Programm der Feierlichkeiten bei Enthuͤllung des Albrecht⸗Duͤrer⸗Denkmals ist nunmehr er⸗ schienen, welche sehr glaͤnzend seyn werden. Am Vorabend, den 20. Mai, wird eine Auffuͤhrung des Oratoriums „die Schoͤpfung von Haydn“ unter Mitwirkung aller Gesangs⸗Vereine stattfinden

Dresden, 2. April. (Leipz. Z.) Se. Kaiserl. Hoheit der Groß⸗ fuͤrst Thronfolger von Rußland geruhte vorgestern Vormittags 11 Uhr, in Begleitung Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, das Gardereiter⸗Regi⸗ ment, eine Batterie reitender Artillerie und eine Batterie Fuß⸗ Artillerie, die Infanterie⸗Garde⸗Division, 4 Bataillone der beiden hier garnisonirenden Linien⸗Infanterie⸗Regimenter und ein kom⸗ binirtes Schuͤtzen⸗Bataillon auf hiesigem Reumarkt defiliren zu sehen. Mittags war bei Ihren Koͤnigl. Mafestaͤten Tafel, zu welcher auch die Gesandten, die Staats⸗Minister, imgleichen die anwesenden Generale und Corps⸗Chefs eingeladen waren. Abends wohnten die Hoͤchsten Herrschaften einer Vorstellung der Huge⸗ notten in dem festlich erleuchteten Koͤniglichen Schauspielhause bei. Am gestrigen Tage besuchten Se. Kaiserl. Hoheit das gruͤne Gewoͤlbe, die Gemaͤlde⸗Gallerie und das historische Museum und speisten sodann mit der Koͤnigl. Familie. Abends fand Hofkon⸗ zert mit Souper statt. Nach dem Souper nahmen Se. Kaiserl. Hoheit Abschied von Ihren Majestaͤten dem Koͤnig und der Ko⸗ nigin, so wie von den uͤbrigen Hoͤchsten Herrschaften und sind heute fruͤh 6 Uhr nach Berlin abgereist. srn 1 „Dresden, 2. April. (L. A. Z.) Bei dem Beginne der heutigen Sitzung der zweiten Kammer kam ein Koͤnigl. Dekret zum Vortrage, nach welchem von den drei von der Kammer vörgeschlagenen Kandidaten, von Hartmann, Reiche⸗Eisenstuck und Eisenstuck, der mittelste zum Vice⸗Praͤsidenten ernannt worden ist. Heute ist von der zweiten Kammer ein Beschluß gefaßt worden, der den Staatsdienern nicht sehr angenehm seyn wird. Dieselbe ist naͤmlich von ihrer fruͤheren Ansicht, di: einmonatli⸗ chen Gehalts⸗Abzuͤge bei Anstellung der Staatsdiener abzuschaffen, wieder abgegangen und also der ersten Kammer in dieser Bezie⸗ hung beigetreten, obgleich der Finanz⸗Minister von Zeschau sich

Muͤhe gab, ein anderes Resultat herbeizufuͤhren und eine Dis⸗ Es bleibt also, gegen den Plan der

kussion gar nicht stattfand. Regierung, wie seither. Es kam heute der seltene Fall vor, daß eine bei der Staͤnde⸗Versammlung eingebrachte Beschwerde

(eines Nachtwaͤchters bei dem Holzhof in Meißen, den man nicht

hatte fuͤr einen Staatsdiener gelten lassen und ihm die Pension verweigerte) fuͤr begruͤndet erachtet wurde. Der Mann bekommt nunmehr sein Geld, d. h. Wartegeld, wozu sich der Finanz⸗Mi⸗ nister jetzt bereit erklaͤrte. In der ersten Kammer ist der Vice⸗ Präͤsident von Carlowitz wegen des Todes seines Vaters, des kärzlich verstorbenen Kult⸗Ministers, aus der ersten Deputation ausgetreten und dafuͤr der nene Buͤrgermeister aus Leipzig, Ge⸗ heimer Justizrath Groß, als Stellvertreter gewaͤhlt worden.

Hannover, 4. April. (Hann. Z.) Allgemeine Staͤnde⸗ Versammlung. Zweite Kammer. Sitzung vom 3. April. Es wurde zuvoͤrderst der Beschluß vom vorigen Tage, die Sr. Majestaͤt dem Koͤnige zu uͤberreichende Dank⸗Adresse betreffend, mit einer weiteren geringen Abaͤnderung der Fassung der Adresse wiederholt. Alsdann referirte der Herr General⸗Syndikus uͤber die abweichenden Beschluͤsse erster Kammer zum Expropriations⸗

Gesetze, welche mit geringen Ausnahmen fuͤr jetzt abgelehnt wur⸗ den, wiewohl viele derselben nur einstweilen, da es haͤufig nur mangelnde Kenntniß der Motive oder Abweichungen in der Fas⸗

sung waren, welche die Versammlung zur vorläͤufigen Ablehnung

Behufs weiterer Erwaͤgung und Verstaͤndi in ei Konfe 1 8 gung igung in einer Konfere veranlaßten. FKNEA.

Hiernaͤchst wurde zur Verfa

8 schst ssungs⸗Urkunde uͤberge⸗ Pnaen und zum §. 37 ein Verbesserungs⸗Antrag fuͤr die zweite Berathung vorlaͤufig angekuͤndigt, indem bei Wichtigkeit und

Schwierigkeit der Sache auf deshalb mehrfach bezeugten Wunsch

der Antragsteller von der heutigen Abstimmung daruͤber abstrahir Feseereae† 1 gen⸗ strahirte. Die §§. 38 bis ül und hierauf das ganze zweite Kapitel wurden

391 dem Institute, von dem er eine der gröͤßten Zierden war, tief

Menschenalter so wohlthaͤtig und groß gewirkt hat, beweint von zahllosen Freunden und Verehrern des In⸗ und Auslandes, Thi⸗ aut verdient einen Nachruf in der Mitie der Volks⸗Kammer. Nichts Großes soll aus der Mitte des Vaterlandes scheiden, ohne Theilnahme seiner Vertreter. Der Verlust eiues großen Staats⸗ buͤrgers ist ein Verlust fuͤr das Volk, und Thibaut, wahrhaft groß als Lehrer und Mensch, war seit dem Beginne dieses Jahr⸗ hunderts in seinem schoͤnen Berufe thaͤtig. Die meisten Richter, Verwaltungs⸗Beamte und Anwaͤlde sind seine Schuͤler, alle Rechts⸗Gelehrten dieses Saales seine tiefen Verehrer. Thibaut war, was er seyn sollte, er lebte und starb seinem Be⸗ rufe. In diesem Berufe aber erkannte er auch die Forderungen seiner Zeit, den Fortschritt des Jahrhunderts, das Beduͤrfniß der Deutschen Nation. Thibaut war der erste, der offen und entschieden die Nothwendigkeit eines fuͤx ganz Deutschland glei⸗ chen Gesetzbuches in Vorschlag brachte, und unsere gegenwaͤrtigen Geschaͤfte sinds, die uns lebhaft an den Tod des großen Mannes erinnern. Er wars, in dem man das Haupt der philosophisch⸗ rechtlichen Schule verehrte, er war's, welcher auf Abschaffung des antinationalen fremden Roͤmischen Rechts drang, er war's, der die Abfassung von neuen Gesetzbuüchern von fruͤher Jugend bis ins spaͤte Greisenalter fuͤr und fuͤr vertheidigte. Er entsprach darin den Absichten und Wuͤnschen der Besten unseres Deutschen Vaterlandes, und, meine Herren, „Wer den Besten seiner Zeit genuͤgt, hat gelebt fuͤr alle. Zeiten.“ Die Erde sey ihm leicht. „Ihm bleib Ehre und Name und ewiger Nachruhm.“

Kassel, 2. April. (Kass. Z.) Versammlung der Staͤnde. Sitzung vom 24. Mäaͤrz. (Fortsetzung der Dis⸗ kussion uͤber den Rechenschafts⸗Bericht des permanenten Aus⸗ schusses.) Zu Pos. VII. wird angefuͤhrt, daß das Ministerium des Innern das Ersuchen des bleibenden Ausschusses um einstweilige Anweisung von 100 Rthlr. aus dem Verlage der unstaͤndigen Dienstkosten abgelehnt, demselben aber uͤberlassen habe, zuvor die dem Herrn Wippermann auf sein angebliches Diaͤten⸗ zuthaben als Mitglied des bleibenden Ausschusses aus dem Verlage der unstaͤndigen Dienstkosten ausbezahlten Betraͤge von 550 Rthlr. einzuziehen und zu verwenden. Es wurde beantragt, den Bud⸗ get⸗ Ausschuß mit Begutachtung des Ministerial⸗Beschlusses zu beauftragen. Herr Abgeordnete Wippermann bemerkte zu der fruͤher von ihm in der Versammlung abgegebenen Erklaͤrung, daß er auf Erstattung der ihm zukommenden 9g Klage erhe⸗ ben wolle, es sey ein in rechtlicher Beziehung guͤnstiges Er⸗

seiner vom Staats⸗Anwalt in Abrede gestellten Anwesen⸗ heit dahier auferlegt worden. Der Antrag des Aus⸗ schusses ward genehmigt. Unter Pos. X. stellt der bleibende Ausschuß in Betreff des zum provisorischen Garnisons⸗Auditeur ernannten Obergerichts⸗Referendar Coͤster die Frage: ob diese Er⸗ nennung mit der Vorschrift des §. 10 des Staatsdienst⸗Gesetzes vom §. Maͤrz 1832, wonach die Besetzung der Richterstellen stets;

(§. 22) als staͤndiger Untersuchungs⸗Richter bezeichnet werde. Der

des Staatsdienst⸗Gesetzes ausdruͤcklich nur fuͤr die Richter des Civilstandes gegeben sey, da sie sich nur in dem ersten von der Civildienerschaft handelnden Theile befinde, im zweiten aber, uͤber das Militair, wozu nach §. 63 der Auditeur gehoöͤre, nicht vor⸗ komme. Wenn nun auch die bei Besetzung der Richterstellen des Civilstandes bestimmenden Gruͤnde auch bei dem Militair gelten, so liege doch in der „provisorischen“ Ernennung des Auditeurs keine Verletzung des Gesetzes. Herr Abgeordneter Wippermann theilte nicht die Ansicht des Ausschusses. Zu⸗ naͤchst komme der §. 56 der Verfassungs⸗Urkunde in Be⸗ tracht, welcher die Lebenslanglichkeit aller Staatsdienststellen (einen

halt habe willkuͤrlich gemindert werden koͤnnen.

Grundsatz, den auch schon die alten Reichsgerichte anerkannt haͤt⸗ ten) ausgesprochen habe, vorbehaltlich der im Staatsdienst⸗Gesetz zu bestimmenden Modificationen. Nach §. 9 dieses Gesetzes soll⸗ ten nun die Civildiener uͤberhaupt erst auf 1 Jahr provisorisch ernannt werden, §. 8 1 Richterstellen. Verwaltung der Justiz sey aber eine Civilstelle wenn sie auch uͤber das Militair ausgeuͤbt werde. Auch die Gem. Oedn., die der Auditeurs erwahnt, beweise, daß die Regie⸗ rung selbst deren Anstellung nach §. 9. des Staatsdienst⸗Gesetzes annehme. Waͤren sie aber wegen des F. 63 des Staatsdienst⸗ Gesetzes fuͤr Militair⸗Personen zu halten, dann trete der §. 56 der Verfassungs⸗Urkunde in Wirksamkeit, wonach Niemand wider seinen Willen ohne Urtheil und Recht entlassen werden ꝛc. also nur definitive Anstellung stattfinden koͤnne, indem gegen⸗ theiligen Falles keine Zeitbeschraäͤnkung fuͤr das Proviso⸗ rium vorhanden und die Stelle stets provisorisch seyn und jeden Augenblick widerrufen werden koͤnne; das sey denn aber auch bei jedem Militair der Fall, wenn der §. 56 der Verf. Urk. hierauf nicht anwendbar sey. Vor der Verf. Urk. seyen allerdings die Militair⸗Beamten ohne Weiteres entlaßbar gewesen und ihr Ge⸗ 1 Das sey eb

durch die Verf. Urk. geaͤndert und ihnen die Me s. we litaͤt beigelegt worden. Die Ansicht des Ausschusses wuͤrde aber die Militair⸗Staatsdiener der betreffenden Vortheile der Verf. Urk. verlustig machen; es sey dieses von großer Bedeutung, und er wuͤnsche, widerlegt werden zu koͤnnen. Herr Abg. Rommel vertheidigte die Ansicht des Ausschusses, insoweit sie die Inter⸗ pretation des Staatsdienst⸗Gesetzes betrifft. In wie weit der §. 56 der Verf. Urk. hier in Betracht komme, habe man allerdings nicht beruͤcksichtigt; doch scheine er der Ansicht des Ausschusses nicht im Wege zu stehen; denn es sey ja nicht gesagt, daß der Dienst nicht mit einem Provisorium beginnen Herr Abgeord⸗ neter von Baumbach III.: Er habe von jeher angenommen, daß der Auditeur zum Militairstand gehoͤre. Auch aus dem Regle⸗ ment der Reise⸗ und Tagegelder fuͤr die Militair⸗Beamten sey dies ersichtlich. Die Entwickelung des Herrn Wippermann habe er noch nicht gehoͤrig fassen koͤnnen, und wuͤnsche er deren Ver⸗

.

8 8 2 . Oesterreich.

Wien, 29. Maͤrz. (A. Z.) Aus Ungarn ging die Nach⸗ richt ein, daß der General der Kavallerie und Capitain der Un⸗ garischen Leibgarde, Ignaz Freiherr Splenyi v. Mihaldy, am 20sten d. M. zu Miskolcz, und der unangestellte Feldzeugmeister und Regiments⸗Inhaber, Andreas Freiherr v. Mariassy, zu Ka⸗ schau, gestorben sind. Als Nachfolger des Freiherrn v. Splenyi in der Stelle eines Capitains der Ungarischen Leibgarde wird der General Graf Vescey genannt.

Ein Allerhoͤchstes Kabinetsschreiben bestimmt, daß das Aus⸗ spielen von Realitaͤten mittelst öffentlicher Lottoricen, mit Aus⸗ nahme der bereits bewilligten Güͤter⸗Lottorieen, fuͤr die

nicht mehr gestattet werden soll. 5 11““ E111“ Wien, 1. April. In der vorgestrigen Nacht ist der Direk⸗ tor der theologischen Studien an der Wiener Universitaͤt, Hof⸗ und Burg⸗Pfarrer, Dr. Joseph Pletz, an den Folgen eines sses, im desten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen

3 3 8

1glien E1 * 1 Maͤrz. (A. Z.) Heute wurde allgemein ver⸗ sichert, daß die Angelegenheit wegen des Schwefel⸗Monopols durch die vermittelnde Thaͤtigkeit des Oesterreichischen Gesandten, Grafen von Lebzeltern, in Ordnung gekommen sey; wenigstens hat die Deputation, welche nach England geschickt werden sollte, Befehl erhalten, die Abreise bis auf Weiteres zu verschieben. j Se. Majestaͤt hat die zuletzt verabschiedeten Soldaten, circa 6000 bis 8000 Mann, wieder einberufen; eben so halten die Truppen⸗Bewegungen noch an, und der General Filangieri, Fuͤrst von Sadriano, ist von Sr. Majestaͤt ernannt, mit der Vollmacht eines Alter Ego das Ober⸗Kommando in Sicilien uͤbernehmen.

Das gestrige Regierungs⸗Blatt enthaͤlt das Koͤnigl. Dekret, worin dem Fuͤrsten Cassaro seine Entlassung gewaͤhrt und dem Fuͤrsten Scilla⸗Ruffo das Portefeuille der auswaäͤrtigen Angele⸗ genheiten zugetheilt ist.

Nach einem sommeraͤhnlichen Winter stellte sich ein sehr win⸗ terliches Fruͤhjahr ein; außer der Masse von Schnee, welcher auf den Bergen liegt, hat es auch den ganzen heutigen Tag uͤber in der Stadt geschneit. Der Schnee blieb jedoch auf dem vul⸗ kanischen Pflaster nicht liegen.

1 1“ 1 e⸗ Tuͤrkei. 1“ 8

kenntniß des Obergerichts erfolgt, ihm zugleich auch der Beweis

definitiv erfolgen solle, in Einklang zu bringen sey, da der Audi⸗ teur in der Militair⸗Strafgerichts⸗Oroͤnung vom 21. Maͤrz 1829 ¾

pruͤfende Ausschuß ist indeß der Ansicht, daß jene Bestimmung

10 aber gebiete die definitide Besetzung der

Konsta ntinopel, 14. Marz. Der Moniteur Ottoman enthaͤlt uͤber die Absehung des Griechischen Patriarchen folgende offizielle Mittheilung: „Seit dem vorigen Jahre hatte der Briti⸗ sche Botschafter im Namen seiner Regierung, als der Schutz⸗ macht der Jonischen Inseln, gegen den Griechischen Patriarchen Beschwerde gefuͤhrt, weil derselbe gewisse Schriften bekannt ge⸗ macht hatte, die sich auf Fragen bezogen, die zwischen ihm und dem Senat der erwaͤhnten Inseln zur Sprache gekommen waren. Ganz neuerdings wiederholte der genannte Botschafter seine Be⸗ schwerden, indem er der hohen Pforte die Schriften bezeichnete, welche, seiner Aussage nach, Angriffe gegen die Rechte und die Wuͤrde seiner Regierung enthielten. Die hohe Pforte, treu dem von ihr stets befolgten Grundsatz, sich nicht in die Ausuͤbung der geistlichen Rechte der Oberhaͤupter der verschiedenen ihrer Auto⸗ ritaͤt unterworfenen Glaubensbekenntnisse zu mischen, durfte doch andererseits auch nicht gestatten, daß die Religion in den Häͤn⸗ den jener Oberhaͤupter die Ursache oder der Vorwand zu Hand⸗ lungen werde, die mit den sreundschaftlichen Beziehungen zu den fremden Maͤchten im Widerspruch staͤnden, und indem ssie die Beschwerden des Britischen Botschafters aufmerksam an⸗ hoͤrte, ist sie bei dieser Gelegenheit mit derjenigen reifen Ueber⸗ legung und Billigkeit verfahren, welche die erwaͤhnten beiden Kucksichten ihr vorschrieben. Sie war es uͤberdies sich selb schuldig, nach den Garantieen, die sie vor Kurzem in einer feier⸗ lichen Erklaͤrung zum Besten ihrer Unterthanen proklamirt hat, dem Patriarchen alle gesetzlich gestatteten Mittel zu seiner Recht⸗ fertigung zur Disposition zu stellen. Es wurde daher eine von dem Justiz⸗Conseil ernannte Kommission, die aus aufgeklaͤrten Maͤnnern bestand, mit der Untersuchung dieser Aagskgenget beauftragt. Aus dem von dieser Kommission abgestatteten Be⸗

1.

richt hat das Justiz⸗Conseil die Ueberzeugung gewonnen, daß der

Patriarch die Graͤnzen seiner geistlichen Autoritaͤt wirklich uͤber⸗ schritten hat, indem er sich den obenerwaͤhnten Schriften einer feindseligen Sprache Cegen die Regierung Ihrer Britischen Ma⸗ jestaͤt bediente, und Se. Hoheit der Sustan beschloß deshalb seine Absetzung.“ . Die erste Sitzung der vom Sultan ernannten Kommission war nur eine vorbereitende, in welcher der Patriarch mit dem Zwecke seiner Vorladung bekannt gemacht wurde. Das eigentliche Verhoͤr begann in der zweiten Sitzung. Dies Verhoͤr, welches von dem „Moniteur Ottoman“ ausfuͤhrlich mitgetheilt wird, wurde von der Kommisston mit folgenden an den Patriarchen ge⸗ dese vrITer, eroͤffnet: „Ihr habt in Euren Antworten gesagt, daß sich Ketzereien auf den 8 Inseln eingeschlichen und Lehren, die 858 Relighon 8— 1 gen sepen, daselbst verbreitet hätten; da nun Euer Patriarchat die höchste Autorität der Griechischen Gemeinde sep, so habe man Euch aufgefor⸗ dert, jene Neuerungen zu bestätigen. Ihr sagtet ferner, daß Alles, was Ihbr geschrieben, nur den Zweck gehabt habe, die Annahme jener Neue⸗ rungen zu verhindern, da Ihr nichts gutheißen könntet, was von Eu⸗ rer Religion verdammt werde. Ihr sagtet auch, daß die Taufe von Christus eingesetzt worden sev und Niemand ohne dieselbe ein Christ werden könne. Da die Erfüllung dieser Vorschrift aber auf den Joni⸗ schen Inseln vernachlässigt worden sey, so hätten die dortigen Orthodoxren Euch um Beistand angefleht und erklärt, daß Ihr vor Gott dafür ver⸗ antwortlich wäret. Unter diesen Umständen hätte Euer Gewissen Euch nicht erlaubt, ein gleichgültiger Zuschauer zu bleiben, und Ihr hättet Euch entschlossen, zu schreiben. Ihr setztet noch hinzu, daß Ihr. lieber sterben, als Eure Zu immung geben würdet dies war Eure Antwort und wir sagten Euch damals, daß das Preo⸗ tokoll, so wie der an die Jonier gerichtete Brief und die gedruͤckte Broschüre der hohen Pforte übersandt worden sepven. Das Schreiben ist bereits übersetzt, die Broschüre dagegen noch nicht ganz und wir fragen Euch nun, warum beschränktet Ihr Euch nicht darauf, die an

freien Handel abgeneigt waͤren. Ein Abgeordneter berief sich auf die Autorität des 'r. Bowring, daß Rußland zu Konzessionen gegen Konzesstonen geneigt sey. Ohne sich darauf einlassen zu wollen, soll Lord Melbourne entgegnet haben, daß man von Seiten Preußens dergleichen nicht zu erwarten haͤtte. Jedenfalls wauͤrde England durch Aufhebung der Korn⸗Gesetze seine Waffen aus den Haͤnden geben. Auf die Frage, ob der Minister in Be⸗ ziehung auf die Unmoͤglichkeit, die Britischen Manufakturen nach dem Kontinent einzufuͤhren, die Ansicht der Regierung ausspreche, habe er entgegnet, dies sey nur seine eigene; ofsizielle Nachrichten habe er daruͤber nicht. Allerdings sey es das Interesse anderer Nazttonen, die Britischen Waaren zu nehmen, aber die Nationen saͤhen nicht imwer ihren eignen Vortheil ein. Auch sey er der Meinung gewesen, daß Englands Handel nach dem Kontinent noch immer sehr groß und schon deshalb an eine Reduction der Kon⸗ tinental⸗Tarife nicht zu denken sey. Auf die Bemerkung, daß England von allen Maͤrkten vertrieben wuͤrde, habe er erwiedert,

ohne Widerspruch angenommen. Nachdem auf Anzei vaͤ⸗

sidiums, daß erste Kammer die baldige Bentzeusg 88582 e.

uͤber den dort gefaßten Beschluß, das 6te die Finanzen betreffende Kapitel der Verfassungs⸗Urkunde an eine gemeinschaftliche Kom⸗ mission zu verweisen, dringend wuͤnsche, damit die Kommission Hhacus 8,— 9 9 Arbeiten beginnen koͤnne, wurde beschlossen, das 6te Kapitel gleich in der naͤchsten Si Berathung zu nehmen. 8 Fee; 8. hst itzung in erste

J. Russell haͤtte ein sehr nachdruͤckliches Cirkular an saͤmmtliche Ministeriellen erlassen, um ihnen ihr Erscheinen einzuschaͤrfen. Im Kabinet solle man uneinig und von einer Seite sogar vor⸗ geschlagen worden seyn, das Haus aufzuloͤsen, um einer Nieder⸗ lage vorzubeugen. Andere Minister dagegen haͤtten gemeint, man muͤsse das Resultat abwarten und sich im Falle einer Niederlage zuruͤckziehen. Der Standard berichtet nach einem Privatbriefe, der um 16 Tage neuer seyn soll, als die letzten hier eingegangenen Nach⸗ richten, welche bis zum 13. Dezember reichten, Capitain Elliot habe wieder bessere Hoffnung und halte eine guͤtliche Ausglei⸗ Üchung des Streits mit dem acd gh Send vn 62 moͤglich. In Lintin sollen drei Britische hiffe Thee geladen 1 25 der 888 vnin sonhch de g chisen Vorthin gebracht worden und die Versammlung in dem großen Fi urensaal Piatz genom⸗ b 5 nen . war, und die beiden Britischen Kriegsschiffe „Volage“ und men hatte, ward ein Koͤnigl. Restript uüͤ 2g G be⸗ 1. ausuͤben. „Hyvacinth“ sollen zutetzt in de Urmsions „Bai gelegen haben. Gese chaft verlesen · Sodann sprach der Direktor den Dank der 8 Fer .

weisung an den Rechtspflege⸗Ausschuß. Herr Abgeordneter Wipperman: Wenn der §. 56 der Verfassungs⸗Urkunde nicht: Swecke machtet Ihr das Schreiben und die Broschüre bekannt? die provisorische Anstellung hindere, dann koͤnne man ewig pro⸗ er Patriarch: „Wenn ein Mitglied irgend einer Religion den visorisch angestellt bleiben. Herr Abgeordneter von Ochs glaubte Gottesgelehrten, den höchsten Priestern dieser Religion eine Frage vorlegt, nicht, daß das Bedenken des Herrn Wippermann in Betracht müssen diese Letzteren nicht darauf antworten” Kommifsion⸗ kommen koͤnne. Herr Abgeordneter von Eschwege I. hielt das „Ja, das ist unbestreitbar. Patriarch: „Wenn ein Mitglied aufgeworfene Bedenken nicht fuͤr unwichtig und wuͤnschte, daß muicg c wernae noch eine Pruͤfung desselben vorgenommen werde. Der Antrag h. . e 9ee deb den 18 . urnen, hünen

8 8 1 religiösen Prinzipien antworten und darf ich nicht, da meine geistliche 8n, Heathn Baumbach ward genehmigt und hiermit die Siz⸗ Autorität anerkannt ist, gegen das gesetzwidrige Benehmen zen Insu⸗ gesc en. 5

ossen. 1 laner einschreiten? enn das Schreiben treu übersetzt ist, so werdet Die hiesige Allgemeine Zeitung enthält den Be⸗

1 Ihr die von mir ertheilte Antwort kennen.“ Kommission: „Wir richt der am sten d. M. stattgehabten Feier des 50jaͤhrigen baben mit Erstaunen aus der ebers An Schreibens ersehen, daß Dienst⸗Jubilaͤums des Kriegs⸗Ministers, General⸗Lieutenants

hr verlangt, es sollen unwissende Priester 1— von Loßberg. Der Jubilar empfing das Großkreuz des Haus⸗ öö—4ö41ö,—övêAö E Ordens vom Goldnen Loͤwen aus den Haͤnden seines Landesherrn.

Bruͤssel. 1. April. Se. Majestaäͤt haben den Secretair des Franzoͤsischen Instituts, Herrn Arago, zum Offizier des Leopold⸗ Ordens ernannt. Herr Arago, so wie die Herren Bouvard und Gambie, welche das Ritterkreuz erhielten, sind der Belgischen Kommission zur Feststellung des Normal⸗Maßes und Gewichtes sehr huͤlfreich gewesen. 8 8 8 IVW

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Euch er mündlich abzuweisen und zu welchem

Daͤnemark. 6

Kopenhagen, 1. April. (Daͤn. Bl.) Heute Abend hatte U.-e. H. sich die Akademie der schoͤnen Kuͤnste unter dem Vorsitz des 4 Karlsruhe, 31. Maͤrz. (K. 8 Kronprinzen versammelt,

r Der Nachruf des Ab⸗ um ihren Stiftungstag zu feiern. geordneten Christ uͤber Thibaut in der Kammer lautet 4. folgt:

Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit die ausgestellten Arbeiten besehen 1 „Meine Herren! Lassen Sie mich, ehe die Stunde uns u d 81. Hoh ewoͤhnlichen Tagesgeschaͤften fuͤhrt, lassen Sie uns An⸗

Thibaut ist nicht mehr Thib ir Thiba aut wird Der Tod dieses Me. tief betrauert von

nicht stets den Kenntnissen den Vorzug geben?“ Patrlarch „Wir wünschen auch, daß unterrichtete Maͤnner u Priestern

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