deem des Innern hee un endlich das Unterrichtswesen vom Mi⸗
nisterium des Innern getrennt und mit dem der offentlichen Ar⸗
beiten vereinigt wird. u“ Schweden und Norwegen.
Stockholm, 14. April. Gestern legte der Staatsrath, Ge⸗ neral Frhr. Cederstroͤm, den Eid in die ände des Koönigs ab und nahm darauf seinen Sitz im Staats⸗Rathe ein.
Am 11ten d. wurden Namens Sr. Majestät sämmtlichen Sraͤnden zwei Koͤnigl. Schreiben mitgetheilt, das eine den Vor⸗ schlag zu einem neuen Civil⸗ und Kriminal⸗Gesetzbuche zum zwei⸗
mittheilend, das andere die Stangeneisen⸗Schmiedung Ceredelung des groͤberen Eisens betreffend. Danemark. “ Kopenhagen, 18. April. Die Berlingsche Zeitung ent’ häͤlt folgenden Artikel uͤber die hier neulich vor den Wohnungen des Major Magens, so wie des General⸗Gouverneurs Scholten stattgefundenen Volks⸗Versammlungen: „Es ist dieser Tage hier Gegenstand des Gespraͤchs gewesen, daß ein Haufen Menschen, beinahe unmittelbar, nachdem er ein Vivat vor dem Hause eines Beamten ausgebracht hatte, gegen einen anderen Beamten, der des ersteren Widerfacher, und von diesem angeklagt ist, das Ge⸗ gegentheil geäußert hat. Daß man eine solche Begebenheit, die zum Ungewohnten und Ungewoͤhnlichen gehoͤrt, bespricht, ist ganz in der Ordnung; nur muß man kein besonderes Gewicht darauf legen — oder derselben eine besondere Bedeutung verleihen. Wenn die Klage eingegeben ist, wird ihr Grund oder Ungrund von den gesetzli⸗ chen Organen untersucht werden, jedes Einschreiten in deren Functionen, jeder Versuch, öͤffentlich ein Urtheil ehe die Sache untersucht ist, ist eine Anmaßung, ein Selbstrichten, welche der gute Buͤrger mit Kraft zuruͤckweisen und unwirksam machen muß. Es ist denn doch nicht ein Haufen Poͤbel oder eine Anzahl junger Leute, die den streitigen unkt hier entscheiden sollen. Wir werden bei dieser Gelegenheit an die nachdruͤcklichen Worte erinnert, mit welchen Assessor Algreen⸗Ussing bei der am 28. Mai 1835 stattgefundenen Fest⸗Mahlzeit den echten Oppo⸗ sitionsmann schilderte und da unter Anderem sagte: „Derselbe läßt am liebsten Personen aus dem Spiele, wo er aber nicht an der Sache ruͤhren kann, ohne zugleich anden Personen zu ruͤhren da schreckt ihn weder Band noch Stern zuruͤck; dahingegen haͤlt er sich fuͤr viel zu gut, um sich unter Gassenbuben zu mischen
I auf Poͤbel⸗Weise ein nichtssagendes Pereat zu schreien.”)
Hoeuntesche Bundesstaaten. “ — — Dresden, 20. April. Die Eroͤffnung unseres neuen im Fortbau thaͤtig begriffenen Theater⸗Gebaͤudes, deren Zeitpunkt fruͤher auf den Monat August angesetzt war, scheint wohl einige Monate spaͤter erst erfolgen zu koͤnnen. Eben so unbestimmt ist es, mit welchem Stuͤcke das neue Theater eroͤffnet werden wird. Ziemlich fest scheint der Entschluß zu seyn, diese Festlichkeit an teine Oper, auch nicht eine Deutsche oder vaterländische zu knuͤpfen, wahrscheinlich wird ein Drama Goͤthe's oder Schiller's an dem Tage zur Auffuͤhrung kommen. Die Dauer des Landtags ist nunmehr vom Koͤnige festge⸗ setzt, und bis zum Anfang Juli bestimmt worden. s fragt
sich jedoch, ob bei der mannigfachen Vorlage und den sich häͤu⸗
. Positionen die beiden
rathungen beendigen werden.
8 Eine kleine, auch dem Laien interessante Schrift ist kuͤrzlich
hier veroͤffentlicht r.— die unter dem Titel „Berichte und u
ammern zu dieser Frist die Be⸗
Protokolle uͤber die stattgefundene aͤrztliche Beobachtung der soge⸗ nannten Somnambule Johanne Ehristiane Hoͤhne“ von dem Koͤnigl. Ministerium des Innern in Druck gegeben worden ist.
Die Schrift fuͤllt 93 enggedruckte Seiten in kl. 8vo., und ist im
Verlage von Tr. Bromme hier erschienen.
8 — — Leipzig, 21. April. Die Dampfwagen⸗Fahrten auf der Leipzig⸗Dresdner Eisenbahn erfreuen sich in den letzten Tagen durch den herrlich beginnenden Fruͤhling einer sehr regen Theil⸗ nahme. Mehrere Extra⸗Fahrten nach Machern, Wurzen, Oschatz wurden in den Festtagen in Zuͤgen zu 28 Wagen gemacht. Die Einnahme vom 12. bis 18. Aprn betraͤgt 6145 Thlr. 4 Gr., und zwar von 6383 Personen 4341 Thlr. 14 Gr., vom Guͤter⸗ Transport 1803 Thlr. 14 Gr. Die Actien stehen heute mit 100 ¼ pCt. im Courszettel bemerkt.
Niach dem neuesten Adreßbuche haben wir gegenwaͤrtig in Leipzig unter Anderen 43 Instrumentmacher, 51 Waaren⸗ und Wechsel⸗ Sensale, 34 Böͤtticher, 27 Glaser, 17 Kupferdrucker, 43 Kuͤrschner, 21 Perruͤckenmacher, 37 Schlosser, 15 Uhrmacher,
39 Zeichner und Zeichen⸗Lehrer, 23 Zeitungstraͤger; eine bedeu⸗
tende Löe gegen die fruͤheren Jahre hinsichtlich dieser . Die mit dem 4. Mai beginnende diesjaͤhrige Ostermesse wird
nach der offiziellen Bekanntmachung bis zum 23. Mai dauern;
ach den jetzigen Nachrichten, und nach den Ergebnissen der n Messe zu schließen, erwartet man eine ergiebige e. Mit Ende jetzigen Jahres wird in allen Stadttheilen und Vorstädten, nur die neuen Anbaue ausgeschlossen, Gasbeleuch⸗ tung seyn, so daß nunmehr auch diese Einrichtung im Interesse der Bewohner ziemlich vollendet ist. Die Kosten dieser Beleuch⸗ tungsart sind Freilich bedeutender, als die der fruͤher stattge⸗ fundenen. Der Fruͤhling scheint nunmehr festen Fuß auch bei uns ge⸗ faßt zu haben; wenigstens haben wir seit einigen Tagen herrliche 8 Witterung und bei kalten Naächten oft gegen 15 Grad Wärme am Tage. Der Gesundheitszustand ist vortrefflich; in der Zeit vom 14. bis 17. April sind 28 gestorben und 21 geboren worden.
8b 1 Oesterreich. Wien, 15. April. (A. Z.) Der Unaarische Reichstag hat * ,— Le-IeFn Gulden Eonventions⸗Muͤnze — willig ermit die letzte der wicht 1 “ 8 ““ ine wichtige Angelegenheit beschaͤftigt jetzt den Ungarischen Landtag, nämlich die Emnfährun der ö42 und heit und die damit bedingte Aufhebung des Zunft, und Innungs⸗ wesens in Ungarn. Die Ständetafel 8 den betreffenden Gesetz⸗ Entwurf bereits angenommen und man erwartet mit Ungeduld den Beschluß der Magnaten⸗ Tafel. Alle Verständigen wuͤrden sich freuen, wenn endlich einmal den verderblichen Einfluͤssen der Zuͤnfte, die in Ungarn mit allen ihren Mißbraͤuchen noch Bestand haben, ein Ziel gesetzt wuͤrde. Indessen hat dieser Gegenstand unter den Buͤrgern der Koniglichen Freistaͤdte einen panischen
Schrecken verbreitet, und es werden ihrerseits Sessionen uͤber⸗
Sessionen gehalten und Deputationen angeordnet, um bei Sr. Majestaͤt dem Kaiser bittlich dagegen einzuschreiten. Auch von Pesth aus geht eine äͤhnliche Deputation ab, die zugleich gegen die den Juden zu bewilligenden Konzessionen wirken soll.
1 14“ . I“ 1u* gr.
üßt sich nicht wohl mit Worten beschreiben.
Man weiß, es bedarf nicht großer Dinge,
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Der Klagenfurter Zeitung zufolge, ist die Kreisstadt Judenburg in Steiermark von einem großen Ungluͤck betroffen worden. Llm 8. April in der ersten Nachmittagsstunde kam in der Werkstatt eines dortigen Lederer⸗Meisters Feuer aus, welches trotz aller zweckmaͤßigen Leitung der Feuerloͤsch⸗Anstalten, durch einen heftigen Wind befoͤrdert, doch in kurzer Zeit 103 Haͤuser und 23 Scheunen in Asche legte. 1
— — Wien, 17. April. Der Kaiser ist vor einigen Tagen von einer voruͤbergehenden Unpaͤßlichkeit befallen worden, gegen⸗ waͤrtig aber wieder vollkommen herge ellt; doch wird er an den Ceremonieen der Charwoche keinen Theil nehmen. Die Fuß⸗ waschung, von zwölf alten Maͤnnern und Frauen, welche der Kaiser und die Kaiserin, umgeben von ihrem Hosstaate mit gro⸗ ßem Gepraͤnge am gruͤnen Donnerstag zu verrichten pflegen, hat daher gestern nur theilweise statrgefunden, indem Erzherzog Franz diese Function vollzog. Die Erzherzogin Sophie befindet sich in gesegneten Umstaͤnden und konnte daher, wie dies sonst in Ver⸗ hinderungsfallen der Kaiserin geschieht, nicht mitwirken.
Der Herzog von Nassau verweilt noch immer hier, in sei⸗ nem Gefolge befinden sich die beiden Grafen von Boos⸗Waldeck, welche im letzten Spanischen Erbfolgekrieg im Karlistischen Heer gestanden, und sich durch ihre Tapferkeit hervorgethan haben. Der Herzog unternahm in diesen Tagen eine Exkursion auf der Eisenbahn nach Bruͤnn. . 1
Mehreren Personen und den Redactionen verschiedener Zeit⸗ schriften wurde ein in Portugiesischer Sprache abgefaßtes ge⸗ drucktes Blaͤttchen zugesandt, welches eine Protestation Dom Mi⸗ guels, gegen die Angaben eines Roͤmischen Korrespondenten der Allgemeinen Zeitung enthaͤlt, und in getreuer Uebersetzung fol⸗ gendermaßen lautet: „Cirkular. Der Koͤnig, mein Herr, un⸗ terrichtet von dem unangenehmen Eindruck, welchen ein in die Augsburger Zeitung aufgenommener Artikel vom 8. Maͤrz auf einige Seiner treuen Unterthanen hervorgebracht hat: ermaͤchtigt mich zu erklaͤren, daß Alles, was in jenem Artikel von einer an⸗ geblichen Absicht oder Disposition Seiner Allergetreuesten Ma⸗ jestaͤt gefaselt wird, seine Anspruͤche (pertenguaen-) auf den Por⸗ tugiesischen Thron aufzugeben oder darauf zu verzichten und fuͤr Geld aufzuopfern, was sein ist, Kraft der Fundamental⸗Gesetze des Reiches und des allgemeinen Wunsches seiner Voͤlker (pelo volo geral dos seus Poros) durchaus falsch und erfunden ist, u Endzwecken, welche nur denjenigen, die den in unseren Tagen e Geist der Revolution verkennen, zu entgehen ver⸗ möͤgen. Der Koͤnig wuͤnscht daher, daß diese feierliche Erklaͤrung, welche noͤthigenfalls durch eine Protestation gegen jegliche Art von Abdankung, auch im aäͤußersten Falle, wird bekraͤftigt werden, so viel und so weit als moͤglich durch den Druck verbreitet werde, eine Erklärung, welche Ihm Seine Begriffe von Ehre und die Gesinnungen der Dankbarkeit gegen Seine treuen Unterthanen zur unerläßlichen Pflicht machen. — Gegeben im Palaste der eitweiligen Residenz Sr. Allergetreuesten Majestaͤt, den 27sten ar 1840. (Unterzeichnet) Fray Fortunato, Erzbischof von Evora.“.
Die Gemahlin des Bayerischen Gesandten, Herrn von Ler⸗ chenfeld, hat Wien verlassen, um einen Theil des Sommers in Nord⸗Deutschland zuzubringen; auch Baron Loͤwenstern gedenkt bald seine Reise niah Däaͤnemark anzutreten. Es heißt, daß sämmtliche Daͤnische Gesandte im Auslande fuͤr den kommenden Sommer Urlaub erhalten 29. , um der fuͤr Ende Juni festge⸗ setzten Kroͤnung Koͤnig Christians beizuwohnen. Herr von Lo⸗ wenstern wird jedoch schwerlich vor Jahresfrist zuruͤckkehren. Einem in mehrere Journale uͤbergegangenen Geruͤchte Aufolge, wuͤrde Graf St. Aulaire nicht mehr nach Wien zuruͤckkehren, indem Herr Thiers diesen Botschafter, so wie Herrn von Ba⸗ rante durch Maͤnner seiner Farbe zu er etzen beabsichtige. Ein aͤhnliches Geruͤcht war hier im vorigen ruͤhlinge, waͤhrend der
ngen Ministerial⸗Krisis, welche dem Ministerium Soult vor⸗
nging, allgemein verbreitet und beglauhigt. Nur in dem Fran⸗ sischen Borschafts⸗Hotel schien man „12* und seiner Sache ge⸗ iß zu seyn. Wahrscheinlich wird die Sache auch diesmal deim bloßen Gerede bleiben. Graf St. Aulaire ist hier sehr beliebt und hochgeachtet. Sein Abgang wuͤrde von den Geschaͤftsmaͤn⸗ nern der hoͤchsten diplomatischen Sphaͤre gewiß nur sehr ungern gesehen werden. 1
1“ It alien.
— — Von der Italiänischen Sftel⸗ 12 April. Die fregung, welche in den letzten Tagen in Neapel herrschte, Zuerst hatte sich
panischer Schrecken der obersten Schichten der Gesellschaft eistert. Der Ruͤcktritt Cassaro s machte die groͤßte Sensation, zugleich wurden die unglaublichsten Geruͤchte in Umlauf gesetzt. um eine Neapolita⸗
sche Phantasie zu erhitzen. Die suͤdlaͤndische Entzuͤndbarkeit ser Gemuͤther einer⸗ und andrerseits ihr angeborner Hang zur eigheit sind fuͤr die Regierung in kritischen Momenten uͤble Ele⸗
znente. Statt nun aber, was dort am meisten Noth thäͤte, mit
uhe und Festigkeit vorzugehen, geschieht Alles tumultuarisch, pillkuͤrlich, uͤbereilt. re kommt die Bestechlichkeit der heamten und die Unmoͤglichkeit, ein Amts⸗Geheimniß zu be⸗
Am 15. Maͤrz uͤberreichte Herr Temple seine verhaͤng⸗
am 16ten und 18ten versammelte sich der Staats⸗
noch bevor Fuͤrst Cassaro seine Ent⸗
tte, war die Streitfrage der Regierung mit
Proßbritanien das Gemeingut der Stadt, auf der Via Toledo, Cafe d'Italia, auf der Chiaja hoͤrte man von nichts Anderem. Fagleich wurden die Truppensendungen nach Sicilien mit auf⸗ Uender Hast betrieben. Der Feind mußte im vollem Anzuge
n, um so gewaltige, eilige und ruͤcksichtslose Maßregeln zu efertigen. Das Volk meinte nun, es werde Krieg geben mit gland, wogegen denn allerdings den besser Unterrichteten nicht entgehen konnte, daß die Regierung von Sicilien her Gefahr be⸗ fuͤrchte. Die blutigen Ereignisse des Sommers 1837 sind hier noch in zu frischem Andenken, um nicht von dieser g das Schlimmste wenigstens nicht fuͤr unmoͤglich zu halten. Man hat sich in Neapel große Mißgriffe vorzuwerfen, und politische Suͤnden werden in der 2 “ aber schonungslos genug verfahren. — . fruͤhester Zen an — MNeapes in wenig Verbindung gestanden; eine tief gewurzelte Abneigung gegen den Italiänischen Kontinent, den die Sicilianer auch immer Italien nennen — sich selbst hal⸗ ten sie nicht fuͤr Italiaͤner — ist ein Hauptzug im Sicilischen Volks⸗Charakter. Diese Abneigung trat jeder Annäherung entge⸗ gen; auch die politischen Verhaͤltnisse fuͤhrten zu einer verschieden⸗ artigen Entwickelung. Als Karl III. beide aͤnder unter seinem Scepter vereinigte, waren sie in administrariver Hinsicht voͤllig geschieden, und blieben es bis zum Jahre 1816. In diesem Zeit⸗ raume erwies sich Sicilien inmitten der Umwälzungen des Zeit⸗ alters, denen Unter⸗Italien nicht entging, stets seinem Koͤnige treu
und anhaͤnglich. In den Jahren 1798 und 1805 bot es ihm
tlich hat die Insel von
“ E“
Mit Sicilien ist man
ein Asyl, und wenn es gleich in der Folge fremden Intriguen gelang, eine Art von — des Bestehenden hervorzubringen,
wo denn sodann die monstroͤse Costituzlone Bentink entstand, so
erschuͤtzerten selbst diese Ereignisse im Grunde keinesweges die Treue der Sicilianer. Inzwischen blieb dieser verungluͤckte, ja
burleske Versuch, in Sicilien Englische Regierungsformen einzu⸗
fuͤhren, fuͤr die Insel dennoch nicht ohne wichtige F näͤmlich Koͤnig Ferdinand I. in seiner —-—558 einzog und mit Recht darauf Bedacht nahm, in seinen Landen der Ordnung zu pflegen, so kam in diesen Arbeiten die Reihe auch an Sicilien, die Bentinksche Constitution mußte gestuͤrzt werden, man ließ es aber dabei bewenden, man stellte den alten Zustand nicht wieder her, und Sicilien, das stolze, reiche, unab⸗ hängige Land, mit seiner feudalen Baronin und seiner reichen Geistlichkeit, durch Jahrhunderte gewoͤhnt, sich selbst zu verwal⸗ ten, ward in Folge eines Federstrichs zur eroberten. Provinz her⸗ abgewuͤrdigt — mit anderen Worten, ein Köͤnigl. Dekret vom Jahre 1816 sprach die Vereinigung der Siecilischen Regierung mit Neagel aus. Die beiden Reiche dies⸗ und jenseits des Faro
sollten unter Ein Gesetz und dieselbe Verwaltung gestellt werden. 8
Man versah es nur in Einem Punkte: nämlich, daß beide Lan⸗ der so durchaus verschiedene Verhaͤltnisse darboten: in Neapel hatten die Franzoͤsischen Revolutionsstuͤrme so zu sagen lahularasa ge macht, von der alten Zeit war auch keine Spur, in dem beweglichen und vergeßlichen Volke fast keine Erinnerung geblieben. — Der Adel war zu bloßen Titulirten herabgesunken, die Geistlichkeit hatte ihre Guͤter verloren, das alte Recht war dem Napoleonischen Ge⸗ setze gewichen — in Sicilien war im Grunde alles beim Alten eblieben, und dennoch, außer der Unterwerfung unter Neapel, sollten die feudalen mittelalterlichen Zustände der Insel ohne alle innere Veranlassung umgegossen und in moderne Franzoͤsische Formen gebracht worden. Es geschah, aber nicht zum Heile der Insel, auch nicht dem Neapolitanischen Festlande, noch der Re gierung. Nur die Anhaͤnglichkeit an die Koͤnigliche Familie uͤber⸗ wand auch diesen Stoß, aber der Haß gegen Alles, was Neapo⸗ litanisch ist, das Mißtrauen, die Verachtung gegen ihre Mitbrñ⸗ der diesseits des Faro nahmen bei den Sicilianern surchtbar zu. Der Wohlstand der Insel sank rasch, gewiß nicht ausschließlich durch die Schuld der Regierung, wenn gleich zum Theil, dieser aber einstimmig und durchgehends zugeschrieben. Als im Jahre 1820 die Militair⸗Revolte in Nota ausgebrochen war, noch ehe der Brand die entfernteren Theile des Festlandes ergrissen hatte kam er auch in Sicilien, wo inzwischen hinlaͤnglicher Gaͤhrungs⸗ stoff gesammelt worden, zum Ausbruchez nur mit dem Unter⸗ schiede, daß in Neapel die Revolution rein demokratisch und kar⸗ bonarisch war, waͤhrend sich in Palermo, wo man zuerst losschlug die Patrizier der Bewegung bemaͤchtigten. Man wollte nichts als Independenza; nicht etwa vom Koͤnige, nein, nur von der Neapolitanischen Regtexung wollte man sich lossagen. Diese Ten⸗ denz ging der Europoͤischen Diplomatie nicht verloren, und als der Kongreß von Laibach sich mit Ordnung der Neapolitanischer Verhaͤltnisse beschaͤftigte, wurde die administrative Trennung Si⸗ ciliens von Neapel als Grundsatz aufgestellt. Zu Stande kam sie freilich erst im Jahre 1824, als ein Koͤnigliches Dekret vom 21. Juni die beiden Konsulten trotz dem Widerstreben des Mi⸗ nisters Medici ins Leben rief. Die Neapolitanische bestand aus 16 Neapolitanischen, die Sicilianische aus acht Mitgliedern, Letz⸗ tere durchaus Sicilianer, beide Konsulten sollten in Neapel „prervso il Re“ residiren, in ihre Sphaͤre gehoͤrten alle Gegen⸗ aöhnde der Gesetzgehung und
der großen Gerichtshoͤfe von Neapel und Palermo. Endlich be⸗
hielt sich der Koͤnig vor, die Arbeiten seinen Minister, wo noth⸗
wendig, der umstaͤndlichen und reiferen Pruͤfung der Konsulten
zu unterziehen, doch war ihr Votum ein rein konsultatives. Zuu
gleich wurde eine in Palermo residirende segretaria reale errich⸗ tet. Man sieht, die Trennung war vollstaͤndig, wie denn guch die Bestimmung des organischen Statutes vom Jahre 1816, welche die Aemter in Sicilien den Sicilianern ausschließlich vor⸗ behaͤlt, und sie zum vierten Theile zu jenen des vereinigten K
nigreichs zuließ, waͤhrend der uͤbrigen Regierungs⸗Periode Koͤnig Ferdinand l. und unter Franz J. sorgfaͤltig aufrecht erhalten wurde. Mit veraͤnderten Bestrebungen trat die neue Regierung gleich vom Anfange hervor. Fuͤrst Cassaro, obgleich selbst Sicilianer mit Leib und Seele, vermochte nicht die organischen Veraͤnderun⸗
gen ee welche im Jahre 1831 und 1833 in den Vg⸗ e 8
haͤltnissen Siciliens zu Neapel eingefuͤhrt wurden. Der wichtigste Schritt ward aber erst im Jahre 1837 gethan. Koͤniglichen Dekrete vom 31. Oktober 1837 heben die Selbstver⸗ waltung Siciliens auf, und machen die Insel foͤrmlich zu einer Provinz. Die traurige Veranlassung zu diesen durchgreifenden Maßregeln sind noch frisch in Jedermanns Gedaͤchtniß. Nachdem in Palermo vom 1. bis 14. Juli 18,600 Personen der Cholera er⸗ legen waren, brach der Aufstand in den benachbarten Ortschaften Baggaria, Carini, Abbate, Capace aus. Gleichzeitige Bewegun⸗ een hatten in Messina, in Catania und Syrakus statt. Im runde wiederholten sich in Sicilien nur die Auftritte, welche der Wahn, die Regierungen verbreiteten die Cholera g in minder ausschweifender Weise bei dem ersten Auftreten der Seuche auch anderwaͤrts hervorgerufen Da aber auch anderes Elend, Mißmuth und vielfacher Grund der Beschwerde, verbunden mit und kraͤftigen Volks⸗Charakter, hinzutraten,
dem entflammbaren 1— 1 so venn der Brand bald an allen drei Ecken der
heftigsten aber an der Ostkuͤste. 1 welches in gar mancher Beziehung an das Mittelalter gemahnte. Die Staͤdte sprachen sich nach ihren Lokal⸗Interessen fuͤr oder gegen die Regierung aus: Palermo wurde bald beruhigt und der Valle entwaffnet, dagegen war die Stimmung in Messina schon zweideutiger, entschieden feindselig aber benahmen sich Sy⸗ rakus und Catania. In letzterer Stadt erwies sich das Militair
äußerst feig, eine gelbe Fahne wurde aufgezogen und die alte Losung
Independenza delsa Sicilis, kam wieder zum Vorschein. Mitt⸗ lerweile blieb man in Neapel nicht muͤßig. Truppen wurden 1 Eile eingeschifft und nach Reggio gefuͤhrt, und der Polizei⸗Min ster, des Koͤnigs Vertrauter, Del Carretto, als Alter Ego, fuͤr
die Valli di Messina, Catania und Syrakus mit unbeschraͤnkte:r Der wackere General Sonnenberg fuͤhrte 8
Vollmacht bekleidet. 1 seine Schweizer zuerst gegen Catania, dann nach Syrakus. Als
besonders treu erwies sich das Städtchen Acireale unweit Cata⸗ nia, welches mit den Catanesen, den muthigen Sindaco an der Spitze, mehrmals in offener Schlacht zusammentraf, und die weit zahlreicheren Independisten aus dem Felde schlug. Endlich kam die Pacification zu Stande. Es fehlte nicht an Hinrichtun
gen und Deportationen nach den benachbarten Inseln, indeß war
ohne Strenge wenig auszurichten, und wenn Del Carretto der Grausamkeit angeklagt wird, so ist diese Beschuldigung ungerecht.
Am haͤrtesten buͤßte die Stadt Syrakus, welche ihres Vorrechtes,
als Sitz der Regierung des Valle, der nunmehr nach Noto ver⸗ legt ward, verlustig ging. Merkwuͤrdig genug ist nie, trotz der vielen Untersuchungs⸗Kommissionen, mit Bestimmtheit ermittel:
Gesetzes⸗Auslegung, Kompetenzfra- gen in zweifelhaften Faͤllen, Begutachtung der Urtheilsspruͤche
Die neunzehhn
Insel, am Diese bot ein Schauspiel dar,
worden, ob jene Schild⸗Erhebung das Werk einer Verschwoͤrung oder der äͤußeren Veranlassung gewesen. Ich meines Theils bin zu letzterer Annahme geneigt, denn neben den unleugbaren Um⸗ trieben der Propaganda in revolutionair⸗propagandistischem Sinne, ist der Lokalgeist das vorherrschende Element in Sicilien. Nach vollendeter Pacification erschienen nunmehr am 8. November 1837 die erwaͤhnten neunzehn Dekrekte vom 31. Oktober: Das lste dieser Dekrete unterdruͤckt das Ministerium der Sicilianischen An⸗ ee in gen theilt diese Geschaͤfte nach ihrer Be⸗
shaffenheit unter die uͤbrigen Ministerien, das 4te Dekret hebt die Segretaria Reale des Kriegs⸗Statthalters in Sicilien auf, und giebt diesem dafuͤr einen an die Seite, das 17te Dekret fuͤhrt die promisenità de' im- bieglie ein, kraft welcher in Zukunft die oͤffentlichen Aemter in eiden Laͤndern ohne Ruͤcksicht auf Nationalitaͤt (ob Neapolitaner, ob Sicilianer) vergeben werden sollen. Dies ist heute das admi⸗ nistrative Verhaͤltniß Siciliens zu Neapel. Das Vorstehende enthaͤlt den historischen Hergang, denn um die Gegenwart zu begreifen, muß man sich die Vergangenheit zur Klarheit gebracht haben. Wenn ein laͤngerer Aufenthalt in einem Lande das Recht giebt, ein Urtheil auszusprechen, so halte ich die Dinge auf jener herrlichen Insel nicht fuͤr so verzweifelt, als man ziemlich allge⸗ mein annimmt, wenigstens ist das revolutionaire Gift dort nicht so allgemein verbreitet, noch hat es so tiefe Wurzeln geschlagen, wie in Neapel. Auch besteht die Anhaͤnglichkeit an das Herr⸗ scherhaus noch immer fort, und die wohlwollenden Absichten des Königs wurden wenigstens zu meiner Zeit in Sicilien von Nie⸗ manden verkannt.
Rom, 11. April. (A. Z.) Aus Neapel erfahren wir, daß der bei der dortigen Großbritanischen Gesandtschaft angestellte Secretair, John Kennedy, von London aus seinen Abschied von diesem Posten erhalten. Er wird beschuldigt, gleich zu Anfang des Schwefel⸗Monopols, in Abwesenheit des Gesandten, nicht energisch genug im Interesse von England gehandelt zu haben. Ferner will man hier 9 haben, es sey bereits von Malta aus eine Abtheilung der Neapolitanische Schiffe Jagd zu machen.
Nach den letzten Meldungen aus Neapel war der Stand der Schwefel⸗Monopols⸗Angelegenheit aͤußerst besorgnißerregend. Herr Temple hatte an Admiral Stopford die lakonische Zuschrift geschickt: „Da alle Unterhandlungen mit dem Koͤnigl. Hofe zu Reapel zu keinem Resultat gefuͤhrt hätten, so sey die Reihe an ihm, seinen Instructionen gemaͤß zu handeln.“ Man ist hier bange, welche Ausdehnung die ohne Zweifel eintretenden Zwangs⸗
Maßregeln 8 und wuͤnscht sehnlich, daß der Koͤnig von
Neapel nachgebe und sich mit der Englischen Regierung in Guͤte
verstaͤndige.
Wie man nun als ganz bestimmt versichert, wird auf den sten d. M. ein Konsistorium zusammenberufen, in welchem eine bedeutende Zahl von Erzbischoͤfen und Bischoͤfen kreirt werden duͤrfte. Man sagt, fuͤr Frankreich allein sollen zehn Bischoͤfe er⸗ nannt werden, wenn ihr Prozeß bis dahin beendet seyn kann. Zu dem Fest von St. Peter erwartet man eine Promotion von
sieben Präaͤlaten zu Kardinälen. 4 1I1I1nIn““
Madrid, 11. April. Die nach den Ereignissen am 23. und 24. Februar in der Umgebung der Deputirten⸗Kammer getroffe⸗ nen Vorsichts⸗Maßregeln bestehen noch fort. In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer trugen die Herren Guento, Cor⸗ tina, Inigo, Tambizado Coutero und Andere darauf an, daß das Verzeichniß aller Ernennungen, die von den Ministern in den letzten zehn Tagen vor ihrem Ausscheiden vorgenommen worden, der Kammer vorgelegt werden sollte. Herr Arrazola bekäͤmpfte diesen Antrag, indem derselbe nicht nur einen Tadel gegen die ausscheidenden Minister, sondern auch einen Angriff gegen die Koͤnigliche Praͤrogative enthalte. Uebrigens sey die Vorlegung eines solchen Verzeichnisses unnoͤthig, da die Ernennungen durch die „Hof⸗Zeitung“ bekannt gemacht wurden. Der Antrag wurde nach unbedeutenden Debatten mit 74 gegen 48 Stimmen ver⸗ worfen. .
Am Ften uͤberreichte der neue Britische Botschafter am hie⸗ sigen Hofe, Sir A. Aston, der Koͤnigin seine Beglaubigungs⸗ Schreiben und richtete folgende Worte an dieselbe:
„Señora! Indem ich 8w. Majestät die Schreiben der Königin von England überreiche, die mich zum Botschafter bei der Königin Isabella II., Ihrer erhabenen Tochter, ernannt hat, bin ich von mei⸗ ner Souverainin noch besonders beauftragt, sowohl die Versicherungen des lebhaftesten Interesses, das sie an dem Wohlergehen und dem Glücke Ew. Majestät und Ihrer erhabenen Tochter nimmt, zu erneuern, als auch ihren aufrichtigen Wunsch auszusprechen, die Bande der Alltanz und Freundschaft, welche die Kronen von Spanien und Englaud so gläͤcklich verbinden, immer fester zu knüpfen. Meine erhabene Sou⸗ verainin hat mir gleichfalls aufgetragen, Ew. Majestät die zuversicht⸗ liche Hoffnung auszudrücken, daß die edlen Anstrengungen und heroi⸗ Uen Opfer des Spanischen Volkes für die Rechte seiner legitimen
onverainin und die constitutionelle Frabs mit vollständigem Er⸗ folge gekrönt seyn und die Nation sich vollkommener Ruhe und zu⸗ nehmender Wohlfahrt erfreuen werde.“ 1
Die Koͤnigin erwiederte hierauf:
„Ich habe die Versicherungen, die Sie mir im Namen der Köni⸗ in von England gegeben haben, mit großer Genugthuung empfangen
ch werde Alles thun, was in meiner Macht steht, um nicht nur aus
Juneigung, sondern auch aus Dankbarkeit die Bande der Freundschaft
welche die beiden Nationen so glücklich verbinden, fester zu knüpfen.
Ihre Majestät die Königin Victoria hätte keinen würdigeren Dollmet⸗ scher Ihrer Gesinnungen wählen können, als Sie. Eben so, wie Ihre Majestät die Königin von England, schmeichle ich mir mit der off⸗ nung, daß der Sieg in kurzem die heroischen Anstrengungen des Spa⸗ nischen Volkes zu Gunsten der constitutionellen Freiheit und des Thro⸗ nes 2 erhabenen För e werde.“ 8
Als Kandidaten fuͤr die Wuͤrde des Kriegs⸗Minister
die Generale Laureano, Sanz, Santiago, Mendez Vers wo-⸗
uiz Samper in Vorschlag gebracht worden. Doch will man ich nicht definitiv entscheiden, ehe eine Antwort von dem Her⸗ zoge von Vittoria eingegangen ist, an den man uͤber diesen Ge⸗ genstand geschrieben hat. 8
Der General Aldama, der Graf Ofalia, Don Pedro Onti⸗ veros, der Marquis de Lis, Don Modesto de la Mota und der General Narvaez sind zu Senatoren ernannt worden.
Saragossa, 10. April. Man erwartet hier heute die von Zurbano gemachten Gefangenen. Selten war ein Kampf furcht⸗ barer. Die Feinde hatten entweder die Wahl, sich in die Ba⸗ jonette, oder in einen furchtbaren Abgrund zu stuͤrzen; sie waͤhl⸗ ten das Letztere und mehr als 300 wurden am Fuße der Felsen erschmettert gefunden. Ueber 200 haben unter den Stoͤßen der
ajonnette und der Lanzen geendet. Die unter den Befehlen des Ge⸗ nerals Leon stehenden Truppen der Koͤniglichen Garde haben Monroyo besetzt, die zweite Division, befehligt von Pug ene ist in Zerenda eingeruͤckt. Der Feind hatte diese beiden Doͤrfer inne. Das er⸗
onsaltore und General⸗Secretair⸗
nglischen Flotte ausgelaufen, um auf
455 “
*
dem zweiten mußte man die Artillerie wirken lassen.. ein ließ eine ansehnliche Zahl von Todten und aö mehrere Gefangene zuruͤck. In der Nacht traten mehrere De⸗ serteure zu uns uͤber. Espartero's Hauptguartier ist in Aqua⸗ viva, von wo aus gestern ein Ingenieur⸗Oberst mit zwei Com⸗ pagnieen Sappeurs abgingen, um . zu befestigen.
Mas de las Matas, 6. April. an versichert, daß die Garnison von Aliaga eine - Fahne aufgesteckt habe. Es scheint, Cabrera hat jeden Befehlshaber eines befestigten Platzes die Ordre zugehen lassen, sich eines solchen Banners zu bedienen. Der General en chek hat heute ein Diner gegeben, zu welchem die ersten Offiziere der Armee, so wie die Franzoͤsischen und Eng⸗ lischen Kommissarien, eingeladen waren.
Ceres, 10. April. Cabrera's Ankunft in Berga hat sich nicht bestaͤtigt. Der Brigadier van⸗Halen, Bruder des Gene⸗ ral⸗Capitains, hat eine Expedition auf Mora de Ebro versucht, die nur das Vorspiel eines großen Angriffs zu Wasser und zu Lande seyn soll, den man auf die an beiden Ufern befindlichen Insurgenten beabsichtigt. Aus Meeen⸗ geht die Nach⸗ richt ein, daß Cabrera in Mora de bro gefäh ich krank dernie⸗
Konstantinopel, 28. März. (Morn. Chron.) Die Tuͤrkische Regierung hat bereits von ihren Reformen Vortheil ezogen, indem sie von den neuen Munizipal⸗Raͤthen, welche in ver⸗ sledenen Theilen des Reichs gebildet worden, Geldvorschuͤsse em⸗ pfangen hat, die betraͤchtlich genug sind, um die Beduͤrfnisse des Augenblicks zu decken. Dadurch wird die Verausgabung von Papiergeld unnoͤthig, und jenes neue System der Finanz⸗Einnah⸗ men, welches an die Stelle des willkuͤrlichen Raubes der Pascha’s treten soll, ist bereits in Wirkung.
Die Pforte hat eine neue von Mehmed Ali angezettelte Ver⸗ schwoͤrung entdeckt, welche ün Zweck hatte, Reschid, Chosrew und das Ministerium zu stuͤrzen. Scherim Bey war der Agent,
ken gegen die Reformer dienen. Das Komplott ist entdeckt und die Theilnehmer sind bestraft worden. Chosrew hat seine volle Gesundheit wieder und erscheint bereits am Hofe des Sultans.
Die Russische Regierung soll saͤmmtliche disponible Schiffe in ihren Haͤfen gemiethet haben, um Truppen nach der Kuͤste von Abasien zu transportiren.
1 — — Koöͤnigsberg, 18. April. Der Leuchtthurm zu Pillau gab nur der Seeseite das Licht, dessen aber die Schifffahrt von der Pregelmuͤndung ab, obschon der Beleuchtung sehr beduͤrftig, dennoch gaͤnzlich enthehrte. Um diesem Beduͤrfniß abzuhelfen, ist gegenwaͤrtig eine Argandsche Lampe mit einem sehr vorzuͤgli⸗ chen Reflektor an dem großen eisernen Lampengeruͤste in dem Pillauschen Leuchtthurme angebracht, und die Axe des Reflektors nebst Lampe nach dem Brandenburger Thurme gerichtet worden, wodurch nun das Licht den Schiffen, welche von der Pregelmuͤn⸗ hen 8 auch bis gegen den Kahlholzer Hacken sicht⸗ ar wird.
— Vor der Publication der Allerhoͤchsten Kabinets⸗Ordre vom 7. Februar 1835, deren Hauptabsicht dahin geht: dem uͤber⸗ maͤßigen Genusse der geistigen Getraͤnke, besonders in der niede⸗ ren Volksklasse vorzubeugen, befanden sich im⸗Regierungs⸗Bezirk Koͤnigsberg 3848 Schankwirthschaften (einschließlich der Gast⸗ hoͤfe, Kruͤge, Restaurationen und Speise⸗Anstalten) auf 716,342 Einwohner. Bis zum Schlusse des Jahres 1839 hatte sich die Zahl derselben aber um 417 vermindert, waͤhrend die Zahl der Einwohner um 26,579 gewachsen war. Es trafen demnach im
ahre 1835 186 Seelen und Ende 1839 217 Seelen auf eine schankstelle.
— Im hiesigen Regierungs⸗Bezirk existirten Privat⸗Huͤtten⸗ werke und metallische und mineralische Fabriken: im Jahre 1836 sechs, und betrug der Gesammtwerth der Fabrikate 40,070 Rthlr., 1838 sechzehn, im Betrage von 122,635 Rthlr., Ende 1839 wa⸗ ren vorhanden: 4 Glashuͤtten, 10 Eisenhaͤmmer, 2 Kupferhaͤm⸗ mer, 2 Eisengießereien, 1 Maschinenbau⸗ und Metallwaaren⸗Fa⸗ brik, 1 Kettenschmiede⸗, Maschinenbaus, Ankerschmiede⸗Fabrik und Eisengießerei. Der Gesammtwerth der Fabrikate betrug 166,534 Rthlr., also im Jahre 1839 43,899 Rthlr. mehr als im Jahre 1838, und 126,464 Rthlr. mehr als im Jahre 1836, woraus er⸗ hellt, daß die Industrie in den vorgedachten Gewerbszweigen auch im Regierungs⸗Bezirk Koͤnigsberg auf eine erfreuliche Weise zugenommen hat.
Koͤln, 19. April Die hiesige Zeitung enthaͤlt unter der Ueberschrift „Rolandseck“ die Nachricht von 8v Frei⸗ geen. daß Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Preußen (Gemahlin des Bruders Sr. Majestaͤt des Koͤnigs) durch ein dort mitgetheiltes Schreiben Hoͤchstderselben, auf ein Gesuch des Comité's gestattet habe, daß die Wiederherstellung des eingestuͤrzten Bogens aus den Mitteln des spendenden Rheinlan⸗ des bewirkt werden duͤrfe.
Wissenschaft, Kunst und Literatur.
Wien. Professor Dr. Berres in Wien hat durch eine Reihe von Versuchen die Erfindung gemacht, nicht allein die Daguerreschen helio⸗ raphirten und phothographirten Bilder, wie sie die Natur auf der odirten Sülberplatte zeichnet, für immer zu befestigen, sondern diese auch durch eine höchst einfache Methode zur Vervielfältigung durch den Druck geeignet zu machen. Diese neue Erfindung ist fuͤr Kunst und Wissenschaft von unberechenbarem Nutzen, da sie den gewählten Gegen⸗ stand binnen einer Stunde zeichnen, firiren und zum Drucke vorhe⸗ reiten kann. Eine nähere Beschreibung soll das von Herrn Professor Berres erfundene Verfahren baldigst zur öffentlichen Kenntniß bringen.
(Wiener Z.)
Chronik von Berlin, von Entstehung der Stadt an bis eute. Bearbeitet von Dr. E. G. Geppert. 2 Bande. erlin, 1839 und 1840.
Was der Geschichte einer Stadt im Vergleich zu der eines Volkes und Staates an großen Beziehungen und weit um sich greifendem Interesse abgehen könnte, das scheint sich auf der anderen Seite durch die Abgeschlossenheit des Gegenstandes, besonders aber auch dadurch dancngnch zu ersetzen, daß das Produkt dieser Geschichte anschaulich und ü 84 vor Augen liegt. Eine Stadt nun, in der wir selbst leben, die uns in ihrem Aeußeren wohl bekannt ist, ihrer geschichtlichen Entwickelung nach zu verfolgen, wird in höchstem Grade anziehend seyn, und gewiß sindet der Geschichtschreiber hier eine der dankbarsten Auf⸗ gaben. Auf jedem Schritt ergeben sich hier Aufschlüsse über Erschei⸗ nungen, deren Charaktere sich uns längst eingeprägt haben, und wenn diese Erscheinungen selbst uns so geläufig sind, daß sie uns im Einzel⸗ nen nicht mehr auffallen, so gewinnen sie, in Verbindung mit ihrer inneren en. plötzlich neue Bedeutung und frisches * so daß
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stere wurde nach einem lebhaften Tirailleurfeuer genommen, bei ““ 8 8 11““ e
e der geistigen Anschanung nur um so überraschender entgegentreten. 8 der Geschichte Fehae noch 8
eschichte des Staates ab, und vollends giebt der schnelle Anwachs vb““ ““ “
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und als Mittel sollte die Aufregung des Fanatismus der Tuͤr⸗
von Berlin ein deutliches Bild von den Fortschritten, welche der Staat gemacht hat, dem wir angehören. „Den Bewohnern von Berlin in einer populären Schrift die Chro⸗ nik ihrer Stadt vorzuführen, war unzweifelhaft zeitgemäß; es fehlte durchaus an einem Buch dieser Art, das, den neueren Anforderungen und Mitteln entsprechend, das Wissenswerthe in sich vereinigte, bei ei⸗-⸗ nem größeren Publikum das Interesse für den Gegenstand su wecken und zu erhalten verstand, und überdies durch die äußeren Bedingungen seiner Erscheinung Vielen zugänglich werden konnte, Das vorliegende Unternehmen hat dazu die beliebte Herausgabe in monatlichen eften gewählt, deren zwölf einen Band ausmachen; von dem auf fünf ünde berechneten Werk sind bereits zwei erschienen, der erste enthält die Eut⸗ stehung der Stadt bis zum Regierungs⸗Abschluß König Friedrichs 1., der zweite erstreckt sich bis zum Tode Friedrich Wilhelm'’s I. Der Verf. beginnt mit dem Namen der Stadt, der nach den neue⸗ sten Forschungen, aus dem Wendischen stammend, eine mit Birken bewachsene Gegend bezeichnet; Berlin wäre also die Birkenstadt, so wie Leipzig bekanntlich die Lindenstadt bedeutet. Mit Umsicht und recht lehrreich wird die Urgeschichte der Doppelstadt Berlin und Köln erzählt, und gewiß nicht ohne Theilnahme wird der Leser an den Ulfern der fischreichen Spree das Deutsche Leben gedeihen sehen. Die Span⸗ dauer Straße, die Stralauer und Georgen⸗, jetzige Königs⸗Straße, waren die ältesten Hauptstraßen Berlins, eng war der Raum, den seine Thore und Mauern umfaßten, eine lange Brücke von Holz, wovon noch der Name geblieben ist, führte über den breiten, noch nicht eingedämmten Fluß zu einem mit Erlen⸗ und Birken⸗Gebüsch bewach⸗ senen Bruch, da, wo sich jetzt das Königliche Schloß erhebt. Wie von diesen geringen Anfängen die Stadt hauptsächlich dadurch, daß sie früh eine Freistatt und ein Asypl aller wegen ihres Glaubens Ver⸗ folgten war, sich schnell erweitert und gleichsam in großen Krostallen anschießt, wie sie, Wald und Sumpf zurückdrängend, ihre geraden und freien Straßenzeilen immer weiter hinausstreckt, das bis auf das kleinste Detail und mit möglichster Anschaulichkeit der successiven Gesammt⸗ Zustände kennen zu lernen, wird alle die Leser anziehen, für welche das Buch sich zunächst bestimmt. Aber es hat auch ein allgemeineres In⸗ teresse, gleichsam die Bildungs⸗Gesetze zu verfolgen, nach denen große Städte erwachsen sind. Ihr Wachsthum ist nicht zufällig, und selbst das Machtgebot der Herrscher, welches den Straßen ihre Richtung vorzeichnet, vermag hier nicht Alles; der Verkehr geht seinen eigenen Weg. Nur noch wenige Straßen und Thore Berlins führen jetzt zu den Orten hin, wonach sie ihre Namen haben; das Hamburger Thor nicht nach Hamburg, das Brandenburger nicht mehr nach Branden⸗ burg, das Hallesche nicht nach Halle, das Dresdner nicht nach Dres⸗ den, noch viel weniger die Spandauer Straße nach Spandau; und bald werden wir erleben, daß die Leipziger Straße nur noch der Weg nach Potsdam, aber nicht mehr nach Leipzig ist. Der Feldraum, welcher schon längst von den Ringmauern Berlins eingefaßt wird, hat sich nicht mit Straßen füllen wollen, während bald benachbarte Dörfer durch unun⸗ terbrochene Häuserreihen mit der Hauptstadt vereinigt seyn werden. Wir wünschten, daß der Verfasser den Anwuchs der Stadt nur noch ausführlicher geschildert und noch pragmatischer behandelt hätte, dem⸗ nächst aber auch, daß er noch mehr darauf ausgegangen wäre, die Baustyle der verschiedenen Epochen charakterisiren, zumal da Ber⸗ lin schon einmal seine klassische Zeit gehabt hat in den großartigen racht⸗Bauten, welche unter dem ersten König der Monarchie durch chlüter's Hand emporgestiegen sind. Freilich fehlt es noch an Vor⸗ arbeiten; wenigstens wünschten wir diejenigen unserer gelehrten Mit⸗ bürger, von denen hier Treffliches zu erwarten steht, zur baldigen Publication ihrer Untersuchungen bewegen zu fönnen. s sind dem gegenwärtigen Buch einige Kupfer beigegeben, welche Berliner Lokali⸗ täten aus verschiedenen Zeiten, unter Anderem mehrere vom Jahre 1690, darstellen; leider nur vermissen wir im Tert die speziellere Bezie⸗ hung auf diese Blätter. Ausführlicher ist die Sitten⸗ und Kulturgeschichte Berlins behan⸗ delt, und hier hatte der Verfasser das Glück, im ersien Bande eben noch das von Herrn Fidicin herausgegebene Stadtbuch Berlins be⸗ nutzen zu können, welches auf einmal für die frühere Zeiten, wo auch die kleinste Notiz willkommen wäre, einen Schatz von charakteristischen Angaben und Fügen ausschüttet. Was sich von den Gelehrten und Künstlern Berlins in den verschiedenen Jahrhunderten melden ließ, ist nicht übergangen; einen besonders beträchtlichen Umfang hat der Ver⸗ fasser aber der Regentengeschichte eingeräumt, für welche allerdings die Geschichtsquellen meistens am reichlichsten fließen. Dazu kommt, daß wir das Privatleben der Fürsten den größten Einstuß auf das gesammte Leben ausüben sehen, welches mehr und weniger in gewissem Abstande der e F folgt. Doch häͤtte hier vielleicht, namentlich für den zweiten Band, eine besser abgewogene Oekonomie für die ein⸗ elnen Abschnitte, welche sich überdies im Aeußern durch nichts hervor⸗ beben, wohl beobachtet werden sollen. Reichlich angeführte Stellen aus den Urkunden und Quellen⸗Schriftstellern erhöhen das Interesse des Buches bedeutend; nur war manchem Bekannten in besondeter Beziehung auf die Geschichte der Stadt wohl noch eine neue Seite abzugewinnen. Die Schilderung der Verhältnisse unter Friedrich Wil⸗ helm 1., so wie der Jugendjahre Friedrich des Großen findet jetzt in dem Jubeljahre des Letzteren ein besonders belebtes und erregtes In⸗ teresse vor; doch ist mit der Heranziehung manches Detatls nicht überall der wahren und zumal populären Geschichtschreibung gedient, vielmehr bedürfte es hier, bei der Differenz des Zeitgeistes, vor allen Dingen der Haltung und entweder einer gewissen Milderung der Far⸗ ben, oder anderseits einer besonderen Höhe des pspchologischen und histo⸗ rischen Standpunktes, damit unter der Farbigkeit des Bildes nicht die Wahrheit und Gerechtigkeit leide, die hier um so schwerer zu erreichen seyn möchte, als das Gemuth so leicht für den unterdrückten Theil, und der Geist so leicht für das Genie Partei nimmt, das auf dem Thron zu glänzen bestimmt war. Da das Werk noch weit von seinem Abschluß entfernt ist, so steht uns auch noch kein abschließendes Urtheil darüber zu; so viel sehen wir, daß dem Verfasser ein gewandtes Talent lebendiger Darstellung zu Gebote steht.
Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 22. April. NöFqans Zeitdauer TöZan Zeitdauer
von — von
Berli n. St. M.] Potsdam. Um 8 Uhr Morgens.. 422 [Um 6 ½ Uhr Morgens. „ 11 „ Vormitt .. 42 - 9 ½ 2 „ 6 8 „ 2 » Nachmitt.. à6 1 * 12 ½ *⸗ Mittags..
“ 57 * 7 ½ ⸗ Abends .. 57 Bei der Nahr um 6 ½ Uhr Morgens von Potsdam hatte die efernedne Maschine nicht hinreichende Dämpfe, um den Zug nach
erlin zu bringen, weshalb eine Reserve⸗ Maschine denselben holen mußte. Hierdurch wurde die lange Dauer dieser Fahrt, so wie der spä⸗ ter erfolgte Abgang der darauf folgenden Fahrt um 8 Uhr von Ber⸗ lin, herbeigeführt.
Meteorologische Beobachtungen. 1840. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 22. April. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung.
WI.“
Luftdruck 337,44“ Par. 337,16“ par. 338,95Par. Quellwärme 6,00 R. Lustwärme.... + 8,00 R. +. 9,8° A. +. 6,20°0 R. Flußwärme 7,30 N. Thanpunkt. ẽ+. 3,1° R. + 7,2° R. — 0,20 R. Bodenwärme 6,1 0 R. Dunstsattigung 65 vCt. 82 pCt. 58 „Ct. Ausdünstung 0, 5„b. Wetter trüͤbe. regnig. heiter. Niederschlag 0,207 ⁄ Rh. Wind NW. W. NW. Wärmewechsel . 11,2 Wolkenzug.. W. 8
W. — + 1,99. 1 Tagesmittel: 337,82“ Par. + 8,0 ° R.†.t 3,00 R. 68 „Ct. WNW.
ie“ Frankfurt a. M., 20. April. 2 ½ % Holl. 52 ⅛1. 52. Bank-Actien —. 5 % Span. Anl. 9 ⁄. 9 . Poln. Loose —. Taunusbahn-Aet. 343 %¾. 343 ⁄½. . Hamburg, 21. April. 8
Bank-Actien 1805. Engl. Russ. 108 ⁄½.