1840 / 152 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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dern 3 Dienstboten bewohnt wurde. Die g.

82ꝙ52 —. wurden durch Flintenschuͤsse getödtet. Der Gaͤrtner und die Kinder sind verschwunden. Etwas weiter, auf der rechten Seite der Straße, liegt ein Haus, welches der Verwaltung der Bruͤcken und Chausseen gehoͤrt, und welches von einem Ober⸗ Aufseher, einem Conducteur und 20. Arbeitern bewohnt war. Bei den ersten Flintenschuͤssen, die sich hoͤren ließen, traf Herr Stockheim, vormaliger Offizier der Fremden⸗Legion und als Ober⸗ Aufseher bei den Straßenbauten angestellt, die noͤthigen Vorkeh⸗ rungen, um sich den Arabern, deren Zahl sich auf etwa 100 be⸗ lief, zu wiedersetzen. Er hatte nur 2 Buͤchsen, ein Infanterie⸗ Gewehr und 25 Patronen. Das Gewehr gab er dem Brigadier Sturm; die eine Buͤchse dem Ober⸗Arbeiter Saviez und die zweite behielt er selbst. Die Araber, denen es gelungen war, die Fensterladen der unteren Zimmer aufzubrechen, versuchten hinein zu klettern. Aber so wie einer der Angreifenden den Fuß auf die Fenster⸗Bruͤüstung setzte, ward er mit einem Schuß zum un⸗ freiwilligen Ruͤckzuge genoͤthigt. Dank der Kaltbluͤtigkeit des Herrn Stockheim und dem vorsichtigen Gebrauch, den er von seinen Patronen machte, dauerte dieser ungleiche Kampf beinahe 88 Stunden. Seine Patronen waren verschossen, und es blieb hm zur Fortsetzung des Widerstandes nichts uͤbrig, als drei Ba⸗ vonnette und einiges Handwerkszeug, als sich in der Ferne Fran⸗ zoͤsische Truppen zeigten, bei deren Anblick die Araber sich eiltgst entfernten.“

Die Akademie der schoͤnen Kuͤnste hielt vorgestern eine außer⸗ ordentliche Sitzung zur Vertheilung der Preise fuͤr mustkalische Compositionen. Den ersten großen Preis erhielt Herr Bazin aus Marseille, ein Schuͤler der Herren Berthon, Halsvy und Dourlin. 8

Es heißt, Mlle. Rachel werde, und zwar ohne ihre Religion hn ändern, den Sohn eines Deputirten, Andere sagen, einen der Redacteure des „National“ heirathen.

Toulon, 22. Mai. Den 9ten d. waren das Franzöͤsische und Englische Geschwader, von Smyrna kommend, in Vurla vereinigt. Am l6ten wollte der Englische Admiral Malta ver⸗ lassen und sich mit zwei Schiffen und einer Fregatte nach Neapel

Großbritanien und Irland.

London, 26. Mai. Der Geburtstag der Königin, der ci⸗ gentlich vorgestern war, dessen Feier aber auf gestern verlegt wurde, ist sehr festlich begangen worden. Nachmittags war große Cour im St. Z wo sich eine große Anzahl Perso⸗ nen einfanden, um Ihrer Majestaͤt ihre Aufwartung zu machen. Unter den Equipagen zeichnete sich besonders die des Franzoͤsi⸗ schen Botschafters, Herrn Guizot, durch ihren Glanz aus. Abends war die Stadt illuminirt, und die Koͤnigin gab in Windsor ein roßes Diner, auf welches ein Konzert folgte, in welchem sich die Heanifin Dulcker und Ole Bull hoͤren ließen. Auch verschiedene Minister und hohe Staatsbeamte hatten Diners veranstaltet. Am Morgen hatte Prinz Albrecht in Begleitung des Her⸗

zogs von Wellington und des Marquis von Angesey, im Truppen gehal⸗

Hyde Park eine Musterung uͤber die ten, wobei Lord Hill dieselben kommandirte. Der Prinz war in Husaren⸗Uniform, sah sehr wohl aus und wurde von der versammelten Volksmenge mit Zeichen des Beifalls empfangen. Der Herzog von Wellington wohnte, vielleicht das erstemal bei einer solchen Veranlassung, dieser Parade nicht zu Pferde, son⸗ dern in einem Wagen bei. Der ministerielle Globe begleitet seinen Bericht uͤber die Festlichkeiten des gestrigen Tages mit fol⸗ gender Anzeige: „Die allgemeine Freude an diesem großen Na⸗ tional⸗Festtage wird durch die Mittheilung, welche wir jetzt zu machen im Stande sind, und in Betreff welcher wir bereits vor einiger Zeit Andeutungen gegeben haben, wesentlich erhöͤht wer⸗ den. Es ist keinem Zweifel mehr unterworfen, daß sich Ihre Majestaͤt in einem Zustande befindet, der die aller ihrer loyvalen Unterthanen durch Sicherung der Thronfolge in direkter Linie zu erfuͤllen verspricht.“ Der Belgische Gesandte, Herr Vandeweyer, ist mit seiner Gemahlin von Bruͤssel hierher zuruͤckgekehrt. Lord Brougham wird heute wieder in London zuruͤck er⸗ wartet.

Auch in Ludlow, so wie in Cambridge, haben die Tories den Sieg davongetragen; ihr Kandidat, Herr Botfield, erhielt dort 194, und sein Gegner, Herr Larpent, nur 160 Stimmen. Waͤren die Wahlen fuͤr diese beiden Orte nicht durch die drei⸗ taͤgigen Debatten uͤber die Erlassung der Wahlausschreiben ver⸗ zoͤgert worden, indem die ministerielle Partei stets von neuem auf Vertagung antrug, und haͤtte nicht Herr Horsman, als er schon das Amt eines Lords des Schatzes angenommen und sich also einer neuen Wahl zu unterwerfen hatte, noch im Unterhause mitgestimmt, so wuͤrde die Opposition bei der Stanleyschen Bill sogar eine Majoritaät von 6 Stimmen erlangt haben. Die Morning Post macht bemerklich, daß die letzte Niederlage der

bereits die fuͤnfte sey, welche sie in dieser Session erlitten.

Die Zeugen⸗Verhoͤre in Bow⸗Street in Betreff der Ermor⸗

W. Russell sind gestern geschlossen worden; morgen soll Courvoisier wieder erscheinen. Man will bemerkt haben, daß er seit diesem letzten Verhoͤre ein bleicheres und angstlicheres Aus⸗ sehen bekommen hat. Waͤhrend des Verhoͤrs hat er indessen we⸗ nig Bewegung gezeigt, und als die mit Blut befleckten Hand⸗ schuhe ihm vorgelegt wurden, nahm er ein durchaus gleichguͤltiges Wesen an und buͤckte sich, zum sie zu untersuchen, als wenn er 8 zuvor gesehen haäͤtte. Der Verdacht gegen ihn ist nun so stark geworden, daß man beschlossen hat, ihn vor Gericht zu stel⸗ len. Er ist einstweilen von Bow⸗Street wieder nach Totthill⸗ fields transportirt worden. Eine Menge Menschen ist immer bei den Verhoͤren vor dem Polizei⸗Amte versammelt.

Am Mittwoch Abend fand hier eine Versammlung der Ge⸗ sellschaft zur 11,⸗ eines dauernden und allgemeinen Frie⸗ dens statt, wobei der Bericht uͤber den vorjaͤhrigen Erfolg der⸗ selben verlesen wurde. Man bedauerte darin den Krieg mit China, den unbeigelegten Streit uͤber die Gräͤnzfrage in Ame⸗

ika, die kriegerischen Bewegungen in der Tuͤrkei, Aegypten und Ostindien, die letzten Exzesse der Chartisten und die Ermordung es Missionairs John Williams und seiner Gefaͤhrten auf einer

Suͤdsee⸗Inseln, waͤhrend man uͤber die erfolgreiche Ausbrei⸗ tung der Grundsaͤtze der Gesellschaft in Amerika, Frankreich und der Schweiz seine Genugthuung aussprach. Das 2iste Jahresfest der ö der eee Mis⸗ sions⸗Gesellschaft fand am Mittwoch Abend in Exeterhall statt, wobei der Praͤstdent die Unabhaͤngigkeit der Kirchen⸗Verwaltung vertheidigte und die gegen eine solche Einrichtung vorgebrachten Einwuͤrfe zu entkraͤften suchte. Aus dem uͤber die Wirksamkeit des Vereins erstatteten Berichte ging hervor, daß gegenwaͤrtig 100 Missionaire beschaͤftigt sind, das Evangelium im Lande zu

verbreiten, und daß man 130 Sonntagsschulen gegruͤndet, in

elchen 8500 Kinder unterrichtet werden. Auch Kirchen und

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Die genannte Dame Kapellen sin) eröͤffnet, so w ie Traktate reichlich vertheilt worden.

Die, Einnahme der Gesellschaft im vergangenen Jahre betrug 8043 Pfd. St., die Ausgabe 6070 Pfd. St.

Der „Great Western“ ist nach einer besonders zu Anfang stuͤrmischen Ueberfahrt von 14 Tagen am 23sten Abends mit 137 Passagieren und Kontanten zum Belaufe von 100,000 Pfd. St. am Bord in Bristol angekommen. Wie es heißt, hatten sich in New⸗York noch etwa 100 Personen eingefunden, um die Ueberfahrt auf dem Schiffe zu machen, mußten jedoch wegen mangelnden Raumes zuruͤckgelassen werden. Mit dem „Great Western“ sind sieben aumwollen⸗Pflanzer aus den suͤdwestlichen Staaten der Union eingetroffen, welche man engagirt hat, um in Ostindten Anweisung zum Anbau und zur Benutzung der Baum⸗ wollen⸗Staude zu ertheilen.

Nach den Berichten des Londoner Korrespondenten der Boͤrsen⸗Halle vom 27. Mai Morgens, ist der in der Sitzung des Unterhauses vom Tage zuvor gestellte abermalige Antrag des Herrn Villiers, daß das Haus sich in einen Ausschuß verwan⸗ deln möͤge, um die Getraide⸗Gesetze in Berathung zu ziehen, mit 300 gegen 177, also mit einer Majoritaͤt von 123 Stimmen verworfen worden. Da die schlechte Witterung und die schlimmste Noth der niederen Volksklassen voruͤber ist, so war ein solches Resultat dieser Motion um so mehr vorauszusehen.

Daͤnemark. Kopenhagen, 26. Mai. Se. Majestaͤt haben dem Kron⸗ prinzen den Bice⸗Admirals⸗Charakter beigelegt.

Am I7ten starb hierselbst Professor Munck af Rosenschoöͤld in einem Alter von 63 Jahren. Schweden hat in ihm einen seiner geschicktesten Aerzte und zugleich einen vielseitig gebildeten, ausgezeichnet geistreichen und hochbegabten Mann verloren, der auch als Adels⸗Deputirter auf mehreren Reichstagen gewirkt hat.

Die hier angekommene Schwedische Staatstidning enthaͤlt folgenden Artikel: „Die Zusammenkunft der Naturfor⸗ scher aus den drei nordischen Reichen Schweden, Norwegen und Daͤnemark, welche voriges Jahr in Gothenburg gehalten wurde und dieses Jahr in Kopenhagen in der Mitte des Juli gehalten werden sollte, wird statt dessen den 3. Juli stattfinden, da der Koͤnig von Dänemark, welcher an derselben Theil zu nehmen wuͤnscht, zu der erstgenannten Zeit eine Reise nach seinen Deut⸗ schen Provinzen vorzunehmen gedenkt.“

Se. Majestaͤt haben befohlen, daß die Kosten zur silbernen Hochzeits⸗Feier (auf 70,000 Rbthlr. veranschlagt) aus Ihrer

1ö1“

Privat⸗Schatulle bezahlt werden sollen. ve“

Deutsche Bundesstaaten.

Dresden, 30. Mai. Die dritte Deputation der ersten Kammer hat in ihrem Berichte uͤber den Eisenstuckschen Antrag, die Hannoversche Verfassungsfrage betreffend, vorgeschagen, den Antraͤgen der zweiten Kammer sub 1 und sub 2 a. (Vergl. St. Z. Nr. 48) nicht beizutreten, schlaͤgt aber vor: in einer staͤndischen Schrift darauf anzutragen: „die hohe Staats⸗Regierung wolle sich fuͤr die Wiederherstellung der durch den Bundes⸗Beschluß vom 14. November 1816 genehmigten Geschaͤfts⸗Ordnung der Bundes⸗Versammlung, durch welche die Bekanntmachung der⸗ Bundestags⸗Verhandlungen durch den Druck als Regel festgesetzt war“, und: „fuͤr die Einsetzung eines die Stelle der ehemaligen Deutschen Reichsgerichte vertretenden unpartetischen und Vertrauen erweckenden Bundesstaats⸗Gerichtshofes, welcher nach dem In⸗ halte des Artikel 53 der Wiener Schlußakte besugt wäre, nicht

allein von Staͤnde⸗Versammlungen, sondern auch von allen ande⸗

ren Betheiligten, z. B. von Corporationen und selbst von einzel⸗ nen Heschwerden uͤber Aufhebung der Landes⸗Ver⸗ fassung anzunehmen und rechtskraͤftig daruͤber zu entscheiden“, bei der hohen Bundes⸗Versammlung zu dem, ihrem Ermessen nach, fuͤr einen gewierigen Erfolg guͤnstigsten Zeitpunkt, kraͤftigst ver⸗

wenden. 1

Dresden, 27. Mai. CL. A. Z.) e in der gestri⸗ gen Sitzung der zweiten Kammer die Berathung uͤber den Re⸗ chenschafts⸗Bericht auf die erste Finanz⸗Periode nach Einfuͤhrung der Constitution stattgefunden, beschaͤftigte sich dieselbe heute mit dem Gesetz⸗Entwurf uͤber das Maß⸗ und Gewichts⸗Wesen. Der Rechenschafts⸗Bericht weist bei der Einnahme eine Differxenz, d. h. eine Mehr⸗Einnahme von 377,967 Rthlr. 11 Gr. 7 Pf. und incl. der weggelassenen 344,500 Rthlr. 22 Gr. Justiz⸗ Amts⸗ Sporteln und 60,000 Rthlr. Elbzoll, von uͤberhaupt 781,568 Rthlr. 9 Gr. 7 Pf. nach. Bei der Ausgabe dagegen ergieht sich eine Ersparniß von 310,966 Rthlr. 15 Gr. ¼ Pf., obgleich bei den Etats unter II (Pensions⸗Etat), I (Bau⸗Ertat) und (Re⸗ serve⸗Fonds) eine Ueberschreitung der Postulate von zusammen 165,995 Rthlr. 8 ½¼ Pf. stattgefunden hat. Ersparni e sind in jedem einzelnen Departement gemacht worden; dies mag wohl auch hauptsaͤchlich der Grund gewesen seyn, weshalb die Kammer alle Ueberschreitungen der bewilligten Budgetsaͤtze genehmigte. Eine wirkliche Debatte rief nur Pos. 86) hervor, wobei die Re⸗ gierung, ohne Bewilligung der Staͤnde, eine Summe von 10,235 Rthlr. 21 Gr. §8 Pf. auf die Reparatur des Haͤngewerks am Hauptdache der hiesigen katholischen Kirche verwendet hatte. Der Abg. Wieland wollte, daß diese nicht vorher bewilligte Ausgabe auch nicht nachtraͤglich genehmigt werden solle, weil dadurch die Paritaͤt zwischen den verschiedenen Religions⸗ Parteien verletzt werde und die katholische Kirche nicht Staats⸗Eigenthum sey. Ihm schlossen sich die Abgeordneten Braun und Klinger an, von welchen der Erstere ein Regierungs⸗ Dekret von 1837 mittheilte, aus welchem er darlegte, daß damals die Regierung selbst uͤber die Eigenschaft der katholischen Kirche als Staatsgut ungewiß gewe⸗ sen sey. Der Finanz⸗Minister von Zeschau bbestritt dies Bemerkung, daß die gedachte Kirche aus Staatsmitteln erbaut worden sey. Der Minister von Lindenau wies darauf hin, daß auch die evangelische Hof⸗Kirche aus Staatsmitteln n werde, und daß aus der katholischen Kirche die Stol⸗Gebuͤhren in die Staats⸗Kasse floͤssen. de man die 38 zwar fuͤr diesmal aussprechen, darin aber keine Anerkenntniß der Rechtmaͤßigkeit der Forderung lie⸗ gen solle. Dieser Antrag ward zwar von der Kammer geneh⸗ migt, der Finanz⸗Minister erklaͤrte aber, daß die ee- rung sich fuͤr 24. so berechtigt wie fuͤr verpflichtet halte, Reparaturen an der katholischen Kirche, gleiche vorkaämen, aus Staatsmitteln zu bestreiten, Seeen je⸗ doch Braun und Wieland Protest einlegten. Ueber die heutige Sitzung, das neue Maß⸗ und Gewichtswesen betreffend, fand nur die allgemeine Debatte statt. Als den entschiedensten Gegner der beabsichtigten Umgestaltung im Maß⸗ und Gewichts⸗ wesen, namentlich was das erstere betrifft, kuͤndigte sich Reiche⸗ Eisenstuck an. Ihm an die Seite stellten sich fast alle dem Ge⸗ werbstand angehorige Mitglieder der Kammer, welche sprachen, nämlich Ziesche, Meisel und Rahlenbeck (nur Hecker war fuͤr die neue Einrichtung), außerdem noch das Deputations⸗Mitglied von Hartmann. Alle uͤbrigen Sprecher waren fuͤr die angekuͤndigte

11e““

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Braun stellte nun den Antrag, daß

wenn dergleichen

8 8* Reform; unter ihnen sprachen am beten der Referent von Mayer und der Minister von Lindenau, der am Schlusse der Debatte in einem umfaͤnglicheren Vortrage die Nothwendigkeit und Zweck⸗ mäßigkeit einer Umgestaltung im Maß⸗ und Gewichtswesen mit wissenschaftlicher Basis eben so gruͤndlich als freisinnig nachwies. Da Reiche⸗Eisenstuck das Gesetz zuruͤckgewiesen wissen wollte und den Antrag stellte, die Regierung solle eine thunlichste Gleich⸗ heit und Einheit im Maß⸗ und Gewichtswesen Unter Zugrunde⸗ legung der Dresdner Kanne und des uͤbrigen Gemaͤßes von Dres⸗ den herzustellen bemuͤht seyn, dann mit den Zoll⸗Vereins⸗Staaten wegen Einfuͤhrung des metrischen Maß⸗ und Gewichtssystems in Unterhandlung treten, bis zu einem Resultat aber von diesem Systeme abstehen; so zeigte v. Mayer vorzuͤglich, daß dies auch nichts Anderes sey als eine Umgestaltung mit Wirren (welche die Gegner in dem neuen Plane erblickten), nur mit dem Un⸗ terschiede, daß bei dem Reiche⸗Eisenstuckschen Plan uͤber kurz oder lang eine zweite Umgestaltung noͤthig werde, waͤhrend, wenn setzt gleich auf die einzig richtige und rationelle Grundlage gebaut werde, jede weitere Veraͤnderung fuͤr die Zukunft abgeschnitten sey. Er nahm an, daß die Befuͤrchtungen der Gegner in unkla⸗ ren Vorstellungen von der Sache ihren Ursprung haͤtten, bat aber, daß sie das nicht uͤbelnehmen moͤchten. Uebrigens sprach er seine Verwunderung aus, daß gerade die gewerbtreibenden Mitglieder der Kammer gegen das Neue waͤren, da ja äihnen dasselbe zunaͤchst zu statten kommen muͤsse. Der Reiche⸗Eisen⸗ stuck'sche Antrag ward darauf, weil seine Annahme so gut wie eine Ablehnung des Gesetzes seyn werde, dieses aber nach der Land⸗. tagsordnung vorerst berathen werden muͤsse, einstweilen zuruͤckge⸗ legt. Ein Antrag Ziesche's, das Gesetz erst am naͤchsten Landtage vorzulegen, bis dahin also wieder zuruͤckzunehmen, fand nicht ausreichende Unterstuͤtzung. Uebermorgen wird nun die spezielle Berathung ihren Anfang nehmen. 38 8

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Darmstadt, 28. Mai. (Hess. Z.) Gestern statteten Se. Majestaͤt der Koͤnig von Bayern einen Besuch am Großh. Hofe dahier ab und kehrten nach der Tafel nach Aschaffenburg zuruͤck.

Oesterreich.

Wien, 23. Mat. Der Englische Botschafter am hiesigen

sofe⸗ Baron de Beauvale (Sir Fr. Lamb) ist in Folge der ebersetzung seines Gichtleidens auf die edleren Theile des Koöͤr⸗ pers sehr bedenklich erkrankt.

Der Staatsrath Baron von Ottenfels, welcher gewoͤhnlich waͤhrend der Abwesenheit des Staats⸗Kanzlers Fuͤrsten von Met⸗ ternich mit Leitung der Geschaäͤfte der Staats⸗Kanzlei beauftragt ist, ist dieser Tage schon nach Karlsbad abgegangen, um im naͤch⸗ sten Monat, mit dessen Schluß Fuͤrst Metternich. eine Besuchs⸗

F.

reise nach Böhmen machen wird, hierher zuruückzukehren. w

Wien, 26. Mai. Der Kaiserl. Hof hat ungeachtet

der rauhen und veraͤnderlichen Witterung, welche seit mehreren Tagen vorherrscht, das Lustschloß in Schoͤnbrunn bezogen. Ueber die verschiedenen Plaͤne, welche man sich im Publikum erzäͤhlte und nach welchen Ihre Majestaͤten eine zweite Exkurston nach Ungarn beabsichtigten, laͤßt sich derzeit nichts mit Bestimmtheit sagen. Es scheint jedoch, daß der Hof den größten Theil des Sommers in Schoͤnbrunn verweilen, und hoͤchstens eine kurze Reise nach Ischl machen duͤrfte. Am 9. Juni wird Ihre Ma⸗ jestaͤt die Frau Erzherzogin Herzogin Marie Louise von Parma auf Besuch in Schoͤnbrunn erwartet. Die Erlauchte Schwester des Kaisers gedenkt drei Wochen in dem Kreise der Kaiserl. Fa⸗ milie zuzubringen. Der Herzog von Braunschweig wird in Venedig erwarter. Unter den Fremden von Auszeichnung, die trotz der vorgeruͤckten „Saison“ kuͤrzlich hier eingetroffen sind, ist Fuͤrst Ruspoli aus Rom zu nennen, der durch seine Mutter mit mehreren adeligen Geschlechtern Ungarn's verwandt ist.

Graf Loͤwenhjelm tritt in diesen Tagen einen laͤngeren Ur⸗ laub an; er hat heute seinen Stellvertreter, den als Geschaͤfts⸗ traͤger fungirenden Legations⸗Secretair Herrn von Loͤwenskiold in der Staats⸗Kanzlei vorgestellt. Herr von Reymond, mehrere Jahre lang bei der Oesterreichischen Gesandtschaft in Madrid an⸗ gestellt, und nach Publizirung des Estatato real bis zur Abbre⸗ chung unserer diplomatischen Verbindungen mit Spanien Ge⸗ schaͤftstraͤger in Madrid, ist in diesen Tagen als Courier mit De⸗ peschen des Grafen Lebzeltern aus Neapel angekommen. Herr von Reymond ist zum ersten Gesandtschafts⸗Rath in Turin er⸗ nannt. Der Sohn des hiesigen Miederländischen Gesandten, Baron Mollerus, ist als Courier nach Konstantinopel abgegan⸗

gen. Er uͤberbringt dem dortigen Revpraͤsentanten des Königl. Niederlaͤndischen Hofes die rattfizirte Urkunde eines zwischen

Holland und der Pforte neu abgeschlossenen Handels⸗Vertrages.

Aus Neapel wird geschrieben, daß die Abwesenheit Ihrer Majestaͤten, welche, wie bereits in den Zeitungen gemeldet wurde,

am 10ten Nachts ploͤtzlich nach Sicilien abgereist sind, sich auf zwei Wochen beschraͤnken wird. mit großem Enthusiasmus empfangen.

In Messina wurde der Koͤnig Der Golf von Neapel

bietet gegenwaͤrtig einen lebhaften und reizenden Anblick dar. Das

Franzoͤsische Linienschiff „„‚Océan“ und eine Brigg sind die ein⸗ zigen Kriegsschisse dieser Nation,

eine Dampf⸗Fregatte, im Angesichte der Stadt.

elte dort an einer friedlichen Beilegung der Schwefel⸗Differenz.

It alien. 8

Rom, 19. Mai. (A. Z.) Alle Nachrichten aus Sicilien,

welche fruͤher Besorgniß erregend waren, lauten gegenwaͤrtig uͤber⸗ indem alle angestellten Versuche der Ruhestoͤrer, die Bewohner dieser Insel zum Aufstande gegen See nig von Neapel gedenkt nach Veendigung der Inspection des Militairs seinen Ruͤckweg uͤber Reggio in Calabrien nach seiner

einstimmend ganz beruhigend,

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die bestehende Regierung zu bringen, gescheitert sind. Der

Hauptstadt zu nehmen.

Der in oͤffentlichen Blaͤttern vielfach besprochene Bischof Lau-⸗

denkt. Auch der durch seine Gelehrsamkeit bekannte

rent ist hier eingetroffen, wo er sich laͤngere Zeit au —, ge⸗

Vicenza, Monsignore Capellari, befindet sich hier. 5 8* 9— W“

8

Matland, 19. Mai. (Oest. Lloyd.) Es gereicht uns zum ahren Vergnuͤgen, mittheilen zu koͤnnen, daß nun auch der

nand⸗Bahn muͤnden wird.

und Lodi sich vereinigten, um das Vorhaben zur Ausfuͤhrung

zu bringen. Diese Linie, 33 geographische Meilen lang, scheint Einrichtung einer Dampfwagen⸗ u

gleichsam von der Natur zur fahrt vorbereitet zu seyn. Bei einem sehr guͤnstigen Terrain stellen sich die Baukosten im Vergleiche zu anderen Bahnen aͤußerst

welche dort vor Anker liegen, dagegen haben die Englaͤnder zwei Linienschiffe, eine Korvette und ine Die Englischen Prisen, welche nach Malta gefuͤhrt worden waren, sind wieder großentheils im Hafen von Neapel eingelaufen. Niemand zwei-⸗

ischof von

au einer Eisenbahn von Cremona zu Stande kommen soll, welche in die große privilegirte Lombardisch⸗Venezianische Ferdi- Die Idee dazu war kaum gefaßt,

als schon die ersten Handlungshaͤuser in Mailand, Como, Frema

tenden Waaren⸗ und 1 Slraͤdten Crema und Lodi und den bedeutenden und gewerbsamen

Herrn Aston und der RN 1 1 ruͤckstaͤndigen Forderungen der Britischen Legion sollen, wie man

Vpon der Serbischen Graͤnze, 22. Mai.

88 8 billig heraus, eographische Lage laͤßt einen hoͤchst bedeu⸗ Seeeehe erwarten. Von den

Flecken Soresina, Soncino, Castelleone, Casolbuttano und Orzi⸗

ovi durchschnitten, steht sie in naher Beruͤhrung mit dem gan⸗ zen Venetianischen Gebiete und dem Adriatischen Meere von einer, und von der anderen Seite mit den vorzuͤglichsten Städten der Lombardei, inbegriffen Bergamo und Como, und durch dessen See mit der Schweiz und Deutschland. Denken wir dazu noch ie e spaͤtere Verlaͤngerung der Bahn bis zu den ahen Staͤdten Parma, Reggio, Modena und Bologna, so laͤßt sich fuͤr die Provinz Cremona nur die schoͤnste Zukunft voraus⸗ ehen; ein neues Leben wird fuͤr sie beginnen, und ihre Haupt⸗ stadt eine unberechenbare, nie gehoffte Wichtigkeit erlangen.

8 5 8 Spanien. 1

Madrid, 19. Mai. Gesetz⸗Entwurfs uͤber die Ausgebung neuer Staatspapiere hat der Deputirten⸗Kammer zwei Berichte vorgelegt; das Ministerium hat sich fuͤr den Bericht der Minoritaͤt erklaͤrt. 8 Die Unterhandlungen zwischen dem Britischen Gesandten Spanischen Regierung wegen Zahlung der

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in gut unterrichteten Zirkeln der Hauptstadt wissen wollte, ihrem Schluß nahe seyn. Der General⸗Lieutenant Sir G. de Lacy Evans wird, dem Vernehmen nach, so lange hier bleiben, bis diese Angelegenheit auf die eine oder die andere Weise erledigt wor⸗ den ist.

K. Correo Nacional sucht in einem Artikel darzuthun, daß es nothwendig sey, die von dem Finanz⸗Minister beantragte Verausgabung von Papiergeld zu genehmigen und die Zinsen von dem Ertrag der Quecksilber⸗Minen zu zahlen, um dadurch den neuen Papieren einen hoͤheren Werth zu geben, als den al⸗ ten. „Man weiß wirklich nicht“, sagt die Morning Chroni⸗ ele, „ob die Abgeschmacktheit oder die Unredlichkeit dieses Plans groͤßer ist.“

Portugal.

Lissabon, 18. Mai. Der Prinz Ernst von Sachsen⸗Ko⸗ burg ist vorgestern hier angekommen.

Gestern wurde im Minister⸗Conseil uͤber die Thron⸗Rede fuͤr die auf den 25sten festgesetzte Eroͤffnung der Cortes berathen. Die Koͤnigin wird auch diesmal wieder in Person die Cortes eröͤffnen. Man spricht noch immer von bevorstehenden Mini⸗ sterial⸗Veraͤnderungen und insbesondere davon, daß der Herzog von Palmella das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten uͤbernehmen wuͤrde. Nach den oͤffentlichen Blͤttern, deren Er⸗ bitterung gegen England sich gleich bleibt, haͤtte der Marschall Saldanha noch am Abende seiner Abreise nach London so been⸗ ende Instructionen empfangen, daß man kaum ein guͤnstiges

gebniß seiner Sendung hoffen duͤrfe; ja, es scheine, als ob man sich nur eines gefährlichen Parteihauptes bei Eroͤffnung der Cortes habe entledigen wollen. ,

Der letzte Chef der Miguelistischen Guerillas in Algarbien, Silva, hat sich unter der Bedingung, daß auf ihn und seine Leute die Bestimmungen der am 4. April v. J. erlassenen Am⸗ nestie angewendet werden sollen, der Regierung unterworfen.

Die Spanisch⸗Portugiesische Kommission, welche die Schiff⸗ fahrt auf dem Duero reguliren soll, hat mehrere Sitzungen ge⸗ halten und ist schon uͤbereingekommen, einen Traktat zu schließen, der aber noch der Sanction der Cortes bedarf. Die Getraide⸗ [ aus Spanien soll durch diesen Traktat sehr beguͤnstigt eyn.

Der Gesang einer Arie aus „Robert der Teufel“, der einem hiesigen Apotheker des Nachts von seinen Freunden als Staͤnd⸗ chen dargebracht wurde, veranlaßte vor dem Hause desselben ei⸗ nen Tumult, in welchem Menschen verwundet wurden; die Verhaftung von einem Dutzend der Ruhestoͤrer machte dem Lärm ein Ende.

Serbien.

(Wiener Ztg.) Eben eingehenden Nachrichten von Belgrad vom gestrigen Tage zufolge, 8 sich der Fuͤrst Michael von Serbien, dem Wunsche der bis Topcidere vorgedrungen bewaffneten Serbier gemaß, von Belgrad nach Krajujevatz begeben, um dort seine Residenz aufzuschlagen. Sobald dieser Entschluß bekannt ward, erstreuten sich die Meuterer. Der Russische Konsul ist dem Fürsten gefolgt. Die vormaligen Regentschaftsraͤthe Wueschitz und Petronievich verlangen selbst eine Untersuchung ihrer Ge⸗ schaͤfts⸗Verwaltung, und Alexander Simich ist bereits in der Quarantaine von Semlin eingetroffen. Es herrscht vor der Hand Ruhe und die Serbischen Notabeln stroͤmen jetzt nach Krajujevatz. Am 1lten traf ein Abgeordneter des alten Fuͤrsten Milosch, der Bojar Floresta, aus Bucharest in Belgrad ein. Allein er konnte sich mit dem jungen Fuͤrsten nicht besprechen, sondern kehrte nach einer Konferenz mit dem Pascha und dem Russischen Konsul, wie es heißt, unverrichteter Dinge nach Bucharest zuruͤck. Man vermuthet immer mehr, daß der alte Fuͤrst den jetzigen Ereignissen nicht fremd ist.

Täüärket.

Ddie neueste nach Berlin gekommene Nummer der Tuͤrkischen Zeitung Takwimi Wakaji vom 1. Rebi⸗el⸗ewwel (29. Aprih) enthält folgende Artikel:

„Der bisherige Muschir von Kodscha⸗Ili, Akif Pascha, hatte gegen die Bewohner einiger zu seinem Muschirate gehoͤrigen Ortschaften Handlungen der grausamsten Bedruͤckung sich erlaubt. Die bitteren Klagen, welche eine Deputation aus den erwaͤhnten Ortschaften gegen den Pascha fuͤhrte, veranlaßten das hohe g olegium, die Sache genau zu untersuchen, und nachdem es sich herausgestellt hatte, daß alle ihre Beschwerden vollkom⸗ einstimmigen Beschlusse: 1) Akif soll seiner Pascha⸗Wuͤrde ver⸗ lustig erklaͤrt und ins Exil geschickt, sein Urtheil ihm schriftlich be⸗ kannt gemacht, und alsdann nach den Gesetzen vollstreckt werden. 2) Sein Secretair, der, wie verlautet, an den meisten seiner Ab⸗ scheulichkeiten Theil genommen, soll nach Konstantinopel abgeholt werden, um die richterliche Untersuchung uͤber sich ergehen zu las⸗ sen. Seine Hoheit hat diesen Beschluͤssen in einem durch einen Expressen uͤberbrachten Fermane ihre volle Zustimmung gegeben, und dem Akif die Stadt Adrianopel als den Ort angewiesen, wo er als Verbannter leben soll. Wer nur irgend hinfuͤhro sich erfrecht, Handlungen zu begehen, die den wohlthaͤtigen Institu⸗ tionen Sr.] Hoheit zuwider laufen, der kann uͤberzeugt seyn, daß die Strafe nach den bestehenden Gesetzen, ohne Verzug ei⸗ ner Minute, ihn erreichen werde!“

„Der kuͤrzlich zum Muschir von Nissa ernannte und jetzt in Konstantinopel anwesende Ahmed Sekerja Pascha, ist wegen sei⸗ ner tiefen Einsicht und gruͤndlichen Kenntniß, so wie auch wegen

men begruͤndet waren, kam die Behoͤrde zu folgendem

1““ des rühmlichen Ei

Die Kommisssion zur Pruͤfung des

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g, den er in fruͤheren Aemtern bewiesen, mit dem erledigten Muschirate 7. worden. Das Ejalet Nissa hat der vormalige Muhassil von Kjutahijc, Dilawer Pascha, als Ferik (Dwvistons⸗General erhalten. Beide Wuͤrdentroͤger haben am 8ten des vorigen Monats an der Hohen Pforte ihre Be⸗ stallung empfangen.“ 1 9

„Da der bisherige Muschir von Adrianopel, Nafis Pascha, diesem Amte nicht gewachsen war, und es der feste Wille Seiner Hoheit ist, daß alle Ihre preiswuͤrdigen neuen Einrichtungen so, wie sichs gebuͤhrt, gehandhabt werden, so hat Seine Hoheit dem erwaͤhnten Wuͤrdentraͤger durch den Groß⸗Wesir die Entlassung von seinem Amte anzeigen lassen, und ihm gestattet, in seinen Haͤusern in Konstantinopel und am Bosporus, fuͤr Gluͤck und Wohlseyn des Großherrn betend, frei von Geschaͤften zu wohnen. Osman Pascha, fruͤher Muschir von Erserum, ist wegen seiner genauen Kenntniß des Zustandes und der Interessen Adrianopels, so wie auch wegen seines erprobten Diensteifers an Nafis Pascha's erledigte Stelle getreten.“

„Wenn zwischen Raja's zweier Religionen wegen religioͤser Interessen ein Streit entstand, so war es fruͤher herkoͤmmlich, daß der Patriarch der Einen Partei ein unterthäniges Gesuch um Beilegung und Ausgleichung des Streites bei der hohen Pforte einreichte, worauf dann ein Großherrlicher Ferman erlas⸗ sen zu werden pflegte. Da aber die Gegen „Partei bisweilen eine Streitsache solcher Art in anderem Lichte darstellte, so konnte es nicht fehlen, daß die Entscheidung schwierig und verwickelt wurde. Die Voͤlker der drei Religionen (katholische Armenier, Griechen und Juden) gehoͤren alle zu den Unterthanen Sr. Hoheit, und es ist ihnen nicht gestattet, einander zu unterdruͤcken oder ihre Streitigkeiten hartnaͤckig zu verlaͤngern. Darum wurde nach⸗ mals, wenn eine Religions⸗Partei ein Gesuch einreichte, das die Interessen einer anderen benachtheiligen konnte, die Untersuchung der Sache den FHeeFche übergeben und ihnen zur Pflicht ge⸗ macht, die Ergebnisse ihrer Verhandlungen der hohen Pforte an⸗ zuzeigen. Allein die Erfahrung lehrte, daß die Ausgleichung einer Fecichen, den Patriarchen allein anvertrauten Streitsache sich sehr in die Laͤnge zog, und also der beabsichtigte Zweck nicht ganz erreicht wurde. ann und wann ging es auch wohl aus der Natur der Sache hervor, daß die eine Partei nicht im nde seyn wuͤrde, die andere zufrieden zu stellen. Diese Gruͤ ha⸗ ben nun Se. Hoheit zu folgender Verfuͤgung bestimmt: „Wenn hinfuͤhro zwischen den Bekennern zweier von den drei Religionen eine auf Sachen der Religion sich beziehende Streitigkeit aus⸗ bricht, so soll diese dem obersten Justiz⸗Kollegium uͤbergeben und entweder in den Sitzungen dieses Kollegiums oder durch Bevoll⸗ maͤchtigte desselben geschlichtet werden.“ Der Inhalt des Groß⸗ errlichen Fermans ist den Patriarchen der beiden christlichen

arteien, so wie auch dem juͤdischen Ober⸗Rabbiner (Chacham aschi) durch Bujurildi's bekannt gemacht worden.“

Konstantinopel, 13. Mai. (Wiener 3.) Nach Be⸗ richten aus Alexandrien vom 3. d. hatte der uͤber Suez von Ka⸗ aebeee Englische General Keane, waͤhrend seiner dor⸗ en Anwesenheit lange Konferenzen mit dem Vice⸗Koͤnig von egypten. Man bemerkte, daß der Englische Konsul Hodges enselben mit beiwohnte. Es hatte sich dort nichts Wesentliches raͤndert. Mehmed Ali war wegen der Pest aufs Land in sei⸗

teen Sommer⸗Pallast gezogen. Auch im Lager der Truppen und

Kahira war diese Seuche ausgebrochen.

Die neuesten Nachrichten aus d enProvinzen und von Adria⸗ nopel lauten in Hinsicht eines befuͤrchteten Aufstandes zwar beruhigend, allein aus Belgrad g. mittelst dreier aufeinander folgenden Tataren in 5 Tagen die Nachricht ein, daß die Oppo⸗ sition 4 Tage nach der Abreise des Großherrlichen Commissairs Nedim

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Das unter der Instruction eines Preußischen Artillerie⸗Kom⸗ mando’s stehende Artillerie⸗Regiment Nr. 4 ist in Anerkennung des hohen Grades von Ausbildung, den es erlangt hat, gestern zum Garde⸗Artillerie⸗-Regiment erhoben worden.

In diesem Augenblicke beschaͤftigen sich mehrere vornehme Israeliten aus England, aus Italien und aus dem Oriente da⸗ mit, auf verschiedenen Punkten in Palaͤstina Manufakturen und Fabriken zu begruͤnden, in denen nur juͤdische Arbeiter angenom⸗ men werden sollen. In der Tuͤrkei sind die Rabbiner, wie es heißt, aufs eifrigste damit beschaͤftigt, junge Leute fuͤr diese Un⸗ ternehmungen zu gewinnen.

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gewinnen von Tag zu Tag mehr Raum und nehmen einen dro⸗ henden Charakter an. Es ist bekannt, daß die Sultanin⸗Mutter bei allen Divan⸗Verhandlungen, denen sie in einer vergitterten Loge stets beiwohnt, einen großen Einfluß uͤbt. Kuͤrzlich meldet man den Tod der erstentbundenen Sultanin; seit dieser Zeit ist die zweite entbunden und auch nach ihrer Niederkunft gestorben“

Smyrna, 9. Mai. Aus Rhodus sind auf dem „Seri Pervas“ drei Griechen und drei Israeliten nebst der Mutter des Ungluͤcklichen angekommen, dessen Verschwinden eine strenge Un⸗ tersuchung herbeifuͤhrte. Sie begeben sich nach Konstantinopel, um dort die ihnen bekannten Thatsachen in Bezug auf jene un⸗ gluͤckliche Angelegenheit darzulegen.

Aegypten. 89

Alexandrien, 6. Mai. (L. A. Z.) Gestern hat der Pascha 8

von den Konsuln der fuͤnf Maͤchte Vorschlaͤge verlangt, um den

Europäͤische Weise von einigen Rechtsgelehrten der fuͤnf Maͤchte unter dem Vorsitze des Scherif⸗Pascha von neuem instruiren zu lassen; die ungluͤcklichen Juden werden dann wohl in Ruhe ge⸗ lassen werden. Es scheint, als wenn ihm dieser Gedanke von Frank⸗ reich eingefloͤßt worden, indem er gan entgegengesetzt von dem ist, den er fruͤher gegen den Oesterreschifch

seines Zornes geaͤußert hat.

St.⸗Jean d'Acre, 10. April. (L. A. Z.) An den großen

nicht ein wahres Wort, es sey denn, daß man die hier und da ausgebes⸗ serten Schießscharten, Prustwehr⸗Escarpen und Contre⸗Escarpen oder neuerrichtete kleine Erdwerke von schwachem Profil fuͤr solche rechnet; Kasematten sind nicht vorhanden. Es ist zwar wahr, daß man Alles mit Kanonen bespickt hat, indessen seuern diest meistens uͤber Bank und sind ohne Sachkenntniß placirt. Wenn auch Soliman⸗Pascha Commandeur werden sollte, so kann er den⸗ noch, obgleich im offenen Felde ein tuͤchtiger General, in diesem

Dislocation der Truppen in Syrien am Anfang April war fol⸗ gende: zur Vertheidigung des Taurusgebirges ist Tarsus mit einem Regimente Kavallerie, Adana mit zwei Regimentern Kavallerie und einem Regiment Infanterie, und Marasch mit drei Regimentern Infanterie und einem Regimente Kavallerie besetzt. Außerdem sind die drei Hauptpaͤsse mit Festungs⸗Artillerie ver⸗ sehen. Diese Truppen bilden zu gleicher Zeit die Avantgarde, fuͤr den Fall, wenn gegen Koniah nach Konstantinopel vorgeruͤckt werden soll. Durch das Aintabgebirge getrennt, geht die Ver⸗ theidigungs⸗Linie von Aintab uͤber Nisib nach Orfa.

Efendi, welcher den jungen Fuͤrsten Michael von Serbien erst inthronisirt hatte, ihr Haupt erhob, und eine Reaction zu Gunsten des abgesetzten Fuͤrsten, den sie zum Vormunde des Sohns ver⸗ langt, durchsetze. Gegen 2000 Bewaffnete drangen am Georgs⸗ Tag bis eine Stunde vor Belgrad vor und verlangten die Koͤpfe der vom Sultan bestaͤtigten Minister, welche im ersten Schrecken selbst ihre Stellen niederlegten. Der Pascha von Belgrad und der Russische Konsul sandten in Folge dessen Berichte uͤber Be⸗ richte hierher. Nedim Efendi wurde gestern in das Reichs⸗Con⸗ seil berufen, und es heißt, daß er unverzuͤglich mit außerordent⸗ lichen Vollmachten nach Belgrad zuruͤckkehren solle. Die Pforte scheint die, Serbien betreffende neueste Organisation aufrecht er⸗ halten zu wollen.

Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Friedrich ist von den Großen des Reichs mit vieler Ausmechsoneit behandelt worden. Er gefaͤllt hier ungemein. Prinz Heinrich der Niederlande hat sich bereits beurlaubt. Der Oesterreichische Internuntius, Baron Stuͤrmer, gab dem Erzherzog Friedrich zu Ehren ein großes Ballfest, dem alle Tuͤrkischen Großen beiwohnten.

Das Reichs⸗Conseil hat ein neues Straf⸗Gesetzbuch ausgear⸗ beitet, und man erwartet unverzuͤglich die Promulgirung desselben.

Der Kriegs ⸗Praͤsident Reschid Pascha ist durch Hussein Pascha von Sinope ersetzt worden.

Nach Berichten aus Bairut vom 3. Mai ist Soliman Pascha (Selve) ganz unerwartet von Jean d'Acre ins Haupt⸗Quartier des Ibrahim Pascha nach Marasch abberufen worden. Der Befehl kam vom Vice⸗Koͤnig selbst aus Alexandrien, worauf Soliman Pascha sogleich abreiste. Es machte dies großes Auf⸗ sehen, und man hält es fuͤr eine kriegerische Demonstration, weil Soliman Pascha stets nur aktive Kommando's uͤbernimmt.

Die bereits geschlossene Untersuchung gegen die Juden in Damaskus ist nach Alexandrien verlegt worden. Mehmed Ali hat die Akten abverlangt.

Konstantinopel, 13. Mai. (L. A. Z.) Am 10. Mai Abends wurde der Seriasker und Kriegs⸗Minister, Halil Pascha, seiner Stelle entsetzt, und Mustapha Pascha, Gouverneur von Albanien, fruͤherer Secretair des Kaisers Mahmud, zu seinem Nachfolger ernannt. Bis derselbe aus der Provinz eintreffen kann, wird er durch den Handels⸗Minister Achmed Fethi Pascha vertreten, und es empfing dieser vorgestern und gestern bereits die Aufwartungen der betreffenden Behoͤrden und hoͤheren Offi⸗ ziere. Mannichfach sind die Vermuthungen uͤber diesen unerwar⸗ teten Wechsel, und die Meinungen schwanken, ob Chosrew Pascha, der die Intriguen Halils fuͤrchtete, selbst seinen Liebling gestuͤrzt, oder ob eine neue Partei, die ihre Stuͤtze im Serail gefunden und vorzuͤglich durch Risa Pascha, Seriasker von Anatolien, re⸗ praͤsentirt wird, sich stark genug fuͤhlt, um auf so eklatante Weise ihren errungenen Einfluß zu beweisen und ⸗dem alten Chosrew gleichsam offen den Fühde, Handschuh hinzuwerfen; man erwartet noch weitere Veraͤnderungen, und werden die Ereignisse der naͤch⸗ sten Tage jedenfalls von Interesse seyn. Halil war bei den Trup⸗ pen nicht beliebt; Vergnuͤgungs⸗Sucht und unmaͤßige Geldgier sind seine Leidenschaften.

Prinz Friedrich von Oesterreich beabsichtigt heute, nach Brussa zu gehen und wird wahrscheinlich v rinzen der Nie⸗ derlande begleitet werden. 8 8

tegische Punkt Aintab, wo sich die Straßen Kaisarieh und Ma⸗

front vor sich hat, ist mit einem Regiment Infanterie und sechs Batterieen reitender Artillerie besetzt, die durch die in Killis à portée stehenden zwei Regimenter Infanterie und ein Regimen Kapallerie fruͤhzeitig genug verstaͤrkt werden koͤnnen, wenn der Paß, durch welchen die Straße von Malatia fuͤhrt, unerwartet

drei Regimentern Infanterie und zwei Regimentern Kavallerie

Kavallerie vorpoussirt, welche die ganze Umgegend bereits aus⸗ fouragirt haben. S Nordseite, wo die beiden Hauptstraßen von Aintab und Orfa mit fuͤnf Regimentern Infanterie und sechs Batterieen Artillerie, 36 Geschuͤtzen, besetzt. Aleppo und mit den in Tarsus besetzten Punkten in Verbindung steht, hat ein Regiment Infanterie. Latakia ist mit einem und Maara mit zwei Regimentern Kavallerie, und Hama, wo sich die Straßen von Antiochien und Aleppo vereinigen, mit einem Regimente Infanterie und einem Regimente Kavallerie besetzt. In der großen Ebene von Homs liegen zwei Regimenter Ar⸗ tillerie. Tripolis und Idleb enthalten jedes ein Bataillon Sa⸗ peurs, Damaskus und Jerusalem jedes ein Regiment In⸗ fanterie, und St.⸗Jean d'Acre zwei Regimenter In⸗ fanterie. Gaza und Ramleh jedes vallerie. In Allem 21 Regimenter zu 2000 Mann das Regiment, 89 circa 100 Pferden, 4000 Mann irregulaire Kavallerie, zwei

ataillons Sapeurs zu 1000 Mann, zwei Regimenter reitender Artillerie zu 3000 Mann und 3900 8

Infanterie,

ungefaͤhr 75,000 Mann, 22,000 Pferde und 216 Stuͤck Geschuͤtz. Außerdem die unregelmäßige Kavallerie, die von den angraͤnzen⸗ den Beduinenstaͤmmnn, als Turkmanen, Kurden und Araber, ge⸗ stellt werden sollen, und die Nationalgarden, die beide zu uͤber⸗ trieben geschaͤtzt werden. Rechnet man diese zu 25,000 Mann, so erhaͤlt man 100,000 Mann, die zur Vertheidigung eines Landes von 5250 Quadratmeilen bestimmt sind, das hoͤchstens von 2 ½¼ Mill. Einwohnern, aus verschiedenen Voͤlkern bestehend, die sich gegenseitig hassen, bewohnt wird, ein Land, das von der Seite des mittellaͤndischen Meeres in seiner ganzen Laͤnge offen und we⸗ gen der Beschaffenheit seiner Kuͤsten angreifbar ist.

Beirut, 1. Mai. (Journ. de Smyrne.) Die Ange⸗ legenheiten dieser Provinz befinden sich noch immer in demselben Zustande. Die Ruͤstungen zum Kriege werden uͤberall mit der groͤßten Thaͤtigkeit betrieben. Ibrahim Pascha scheint zwar in diesem Augenblicke nicht die Absicht zu haben, vorwaͤrts zu mar⸗ schiren, allein die auf Befehl Mehmed Ali's erfolgte ploͤtzliche Abreise Soltman Pascha's zur Armee ist jedenfalls ein aussallen⸗ der Umstand, denn bekanntlich hat der Aegyptische Ober⸗Befehls⸗ haber den Soliman Pascha stets beiseit gesetzt, sobald er seiner Dienste glaubte entbehren zu koͤnnen, und berief ihn nur zu sich,

wenn der verwickelte Stand der Dinge einen gewandten Mann an der Spitze der Armee noͤthig machte.

Ein Korrespondent der Leipziger Allgemeinen Zeitung 2 schreibt aus Konstantinopel: „Der Wirrwarr, die Intriguen

Prozeß des verschwundenen Pater Thomas zu Damaskus auf

en Konsul im Ausbruche 8

Befestigungen, die hier und im Delta gemacht worden seyn sol⸗ len, wie so viele Korrespondenten von Alexandrien berichtet haben, ist

latia vereinigen, der den Nebenfluß des Euphrats, Seedschar, * .

besetzt; außerdem sind auf den Straßen nach Sivarak und Mardin, die beide nach Diarbekir fuͤhren, 4000 Mann regulaire

Aleppo, der Schluͤssel von Syrien von der sich vereinigen, bildet das Gros der Syrischen Armee, und ist

Antiochien, das durch eine Straße mit

ein Regiment Ka⸗ e ungefaͤhr 78 Eskadrons Kavallerie,

i ferden und ein Regiment Fuß⸗Artillerie zu 3000 Mann und 2400 Pferden. In Summa

Vertheidigungskriege wenig leisten, indem ihm die speziellen Kennt; nisse der Artillerie, die hierzu unerläßlich sind, abgehen. Die

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Der stra-⸗

forcirt werden sollte. Orfa, das die rechte Flanke bildet, ist mit