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Urtheile des Lesers, zu entscheiden,
Aus Valparaiso sind Nachrichten vom 15. Februar ein⸗ I“ welchen ernstliche Unruhen in dieser Stadt aus⸗ chrochen waren. In Feolge derselben hatten die dortigen Be⸗ zeden die ganze Provinz von San⸗Jago bis zum 1. Juni in Belagerungsstand erklärt. Die Unruhen waren aus der gericht⸗ lichen : periodischer Schriften entstanden, welche die Regierung und ihre Mitglieder angegriffen hatten.
AussMonkevideo melden Perichte vom 24. März, daß
die Blokade wahrscheinlich fortdauern wuͤrde, bis Antwort aus Frankreich auf die neulich dem Franzoͤsischen Admiral gemachten Ferchcsge angekommen wäaͤren.
Aus Caraccas wird gemeldet, daß Obando sich unterwor⸗ sen habe und die Insurrection in Popayan folglich zu Ende sey.
Ueber New⸗ k sollen mit dem letzten esenog Nach⸗ richten aus China eingetroffen seyn, denen zufolge die Portugie⸗ sen in Macao den Chinesen Kanonen und Mannschaft zur Ver⸗ theidigung der Bocca Tigris gegen die Englaͤnder gesandt und die Chinesen bereirs den Fluß bei Canton durch eine schwimmende Batterie gesperrt hätten. Als wahrscheinliche Folge hiervon wol⸗ len Einige voraussagen, daß die Engläͤnder nicht bloß die Forts der Bocra Tigris, sondern auch Macao bombardiren wuͤrden. Die Chinesen haben an der Muͤndung des Flusses ein mit star⸗ ken Ketten festgehaltenes Fort aus Flößen gebaut und dasselbe mit zahlreichen Mannschaften besetzt; nur durch eine einzige 8. nung, die man in dem Netz der Flöße gelassen, koͤnne Schiffe durch.
Beigien.
Brüuͤssel, 29. Mai. Heute fand in der Repräsentanten⸗ Kammer ein sehr heftiger Wortwechsel statt zwischen den Herren Nothomb und Delehaye, und zwar in Foige einer Petition des Ingenieurs Tack, welcher darum nachsuchte, daß eine Untersu⸗ chungs⸗Kommission ernannt werde, um die Verschwendungen beim Bau der Eisenbahnen zu pruͤfen. Obwohl die Kommission dar⸗ auf antrug, zur Tagesordnung uͤberzugehen, trug doch Herr De⸗ lehaye darauf an, die Petition dem Ministerium zu uͤberweisen, was Herr Nothomb sehr uͤbel nahm und worauf dann die Kam⸗ mer duͤrch Abstimmung beschloß, zur Tagesordnung uͤberzugehen.
Deutsche Bundesstaaten.
— — Leipzig, 1. Juni. Der zusammengetretene Verein hiesiger Literaten hat nunmehr den Beschluß gefaßt, das Fest der Erfindung der Buchdruckerkunst nicht hier in Leipzig, sondern im Bad Koͤsen bei Naumburg zu feiern. 1
Professor Dr. Krug ist in Folge eines vor kurzem gethanen gefaͤhrlichen Falles bedenklich krank, so daß man neuerdings an seinem Aufkommen zweifelt. . .—
Bernhardt, ein Neffe Ludwig Tiek's, wird sich nach Leipzig uͤbersiedeln, in der Absicht, eine mehr geschichtlich⸗novellistische Zeit⸗ schrift zu gruͤnden.
Ein Aufsatz in der Leipziger Allgemeinen Zeitung wegen Erbauung eines Rathhauses nebst Vorschlaͤgen dazu verdient alle Beachtung, wenngleich die unbedingte Nothwendigkeit eben so wenig klar dargestellt als die Nachweisung, wie die bedeutenden Kosten dazu aufzubringen sind, gegeben worden ist.
Seit kurzer Zeit spricht man ernstlicher denn je von der Aus⸗ fuͤhrung der Leipzig⸗Altenburg⸗Hofer Eisenbahn, die schon vor ungefahr 3 Jahren in Anregung kam. So viel steht fest, daß neuerdings Saͤchsische Ingenieure den Trakt bereist und sogar die Abmuͤndung hier, die an verschiedenen Orten in Vorschlag ist, in Augenschein genommen haben.
Die Dampfwagen⸗Fahrten auf der Leipzig⸗Dresdner Eisen⸗ bahn stehen nicht im Vergleich mit den vorjaͤhrigen. Die Ein⸗ nahme davon waͤhrend des 25. bis 31. Mai betraͤgt (8059 Personen — 58! Rehlr., Guͤter⸗Transport = 1842 Rthlr. 6 Gr.) im Gan⸗ zen 7723 Rehlr. 6 Gr und stehen die Actien mit 104 ³ Cpt. notirt.
. Oesterreich.
Triest, 21. Mai. (A. Z.) Bei dem Interesse, welches der blutige Juden⸗Prozeß in Damaskus allgemein erregt, koͤnnen Dokumente, welche den Gang der traurigen Sache erhellen, nur willkommen seyn. Als ein solches Dokument betrachte ich auch den Brief des Oesterreichischen Konsuls in Damaskus, Herrn Merlato, an seinen hier ansaͤssigen Schwiegervater, den geachteten
Kaufmann Premuda. Ich verdanke Freundes Hand, mit der
Erlaubniß zur Veroͤffentlichung, eine Abschrift des Jaliaͤnischen Drigivals, welches ich in woͤrtlicher Uebersetzung unten folgen asse. Was in diesem Schreiben nur kurz angedeutet ist, wird
durch den offiziellen Bericht des Herrn Merlato klarer, und aus
beiden Schriften geht deutlich hervvor, wie man bei dem ganzen⸗
Prozesse zu Werke gegangen. — Ich uͤberlasse es dem gesunden ob es denkbar sey, daß sich die Isracliten des Blutes, und zumal des Menschenblutes, zu ihrer Mazzah (ungesaͤuertes Brod) bedienen, die nach der Vor⸗ schrift des Talmuds aus nichts als reinem Quellwasser und Mehl, ohne irgend eine andere Zuthat, bestehen darf. Ich glaube dem Leser sagen zu muͤssen, daß der Haupt⸗Raͤdelsfuͤhrer und der ei⸗ gentliche (leider einflußreiche) Blutrichter der Damascener Juden Hanna Bachari ist. Hanna Bachari, in oder bei Damaskus ge⸗ boren, hatte sich unter Abdallah Pascha, dem fruͤheren Pascha von Acre, mancher Unterschleife zu Schulden kommen lassen und wurde des Landes verwiesen. Bewaͤhrt durch seine Mittel, den Levantinern so zu sagen das Blut auszusaugen, wurde er spaͤter von Mehmed Ali und von Ibrahim Pascha um so eher und williger mit offenen Armen aufgenommen, als man sich seiner auch zu anderen Zwecken gegen Abdallah bedienen konnte. Als er von Abdallah entfernt wuͤrde, da jubelten Christen und Juden, eines so schaͤndlichen Menschen los geworden zu seyn; aber dieser Mensch hatte ihnen damals blutige Rache geschworen. Der Zeit⸗ punkt, dieselbe zu uͤben, ist gekommen, und da er gegen jene nicht aufzutreten wagte, so laͤßt er nun sein ganzes Gift an diesen aus. Dieses Scheusal soll die Juden richten, und wer wird Gnade oder Recht von ihm erwarten?
Schreiben des Konsuls Herrn Merlato an Herrn Pre⸗ muda in Triest. Damaskus, 25. April. Werthgeschäͤtzter Schwie⸗ gervater! Ungewöhnliche und ernste Berufs⸗Geschäfte hinderten und indern mich noch immer, Ihnen, so viel ich wellte, zu schreiben. — der hiesige General⸗Gouverneur, Scherif Pascha, der Hanna Bachari Bep, der Französische Konsul, Herr von Rattimenton, der Englische Konsul, Herr Werry, Herr Beaudin und zwei oder drei andere Euro⸗ päische Christen, die Franziskaner, die Arabischen Priester und Mönche und die ganze hiesige fanatische christliche Bepölkerung wollten alle hier ansässige Ifraeliten, zuvörderst aber die wohlhabendsten derselben unter dem Vorchande hinopfern (Lacrificare), daß sie aus religiösen Ursachen en Kapuziner⸗Mönch und dessen Bedienten, welche plötz⸗ lich am Abend des 5. Febrnar l. J. verschwunden waren, aus dem Wege geräumt haben. — Mit zu den 12 des Mordes bezüchtigten Individuen wollte man auch den Oesterrei⸗ wischen Unterthan, Isak di Picciotti, Neffen unseres General⸗Konsuls in Aleppo, zählen*). — Schon aus Philanthropie mochte ich an einem
*) Auch Herr Merlato selbst foll jüdtscher Religion seyn, doch sind die Angaden darüber widersprechend.
geheimen, unmenschlichen 1 1 nel der gegen diese Unglücklichen geschlossen wurde. Außerdem bielt ich es auch für meine Pflicht, unserem Landsmaun jeden möglichen Schutz angedeihen zu lassen, und trat freimüthig und offen gegen das barba⸗ rische und unnatürliche Vorhaben auf. Darob hatte ich aber viele Be⸗ teidigungen und große Unbill auszustehen. Der gemeine christliche Hause (la turba Fristinna) überhäufte mich mit Flüchen, ahber Gott verlieh mir Kraft, den schweren Kampf zu bestehen, und mit R Hülfe hossfe ich den besten Erfolg, und ich wage es zu
Gott Stadt geben mir Ahnliche Gesinnungen des Dankes zu erken⸗ nen; sie sagen, meine Rechtsliebe habe den nichtigen Religionshaß zu verköschen gewußt. Weder stolz auf das mir werdende Lob, noch ge⸗ beugt von den erlittenen Beschimpfungen, genügt mir das Bewußtsevn meine Pflicht als Meusch, als Beamter getreu erfüllt, mit Gottes Hülfe das Leben mehrerer Unglücklichen gerettet, und viele Familien vor den Verfolgungen geschützt zu haben. Ich danke endlich der gött⸗ lichen Vorsehung, mir einen so großen Trost gerade in der kritischsten
ziger Allgemeine Zeitung in einem Schreiben aus Paris vom 26. Mai: „Man zeigt mir so eben Briefe aus Malta vom
neuen Cortes werden die Ultra⸗Chartisten den fen, daß sie durch ihr thoͤrichtes Verfahren,
digung der Britischen Forderungen verzos keiten, in denen sich das Land bei der Bildung de funden, noch vermehrt haͤtten. seder Beziehung feindlich gegen Engl den zum Sturz des gegenwäaͤrtigen sie hoffen, daß ein in diesem Falle
Bunde (orrida trama) nicht Theil nehmen⸗
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agen, den verdienten Triumph. In Folge dieses eigenen und
außergewöhnlichen Ereignisses wird mein armer Name (l mio povere nome) in den öffentlichen Blättern und in den geschichtli⸗ chen Memoiren, welche gegenwärtig geschrieben werden, ins Gerede kommen, und meine Handlung je nach der verschiedenen Dentungs⸗ art der Verfasser verschiedenartig gedeutet und zusgeleßt werden. Der Oesterreichische Konsul, Herr Laurin in Alerandria hat in meik
Schritte gut geheißen. — Ein geistreicher in diesem Augenblick hier lebender Deutscher Schriftsteller will meine Rechtfertigung in der Allg. Zeitung von Augsburg übernehmen.“) — Ein protestantischer Missio⸗ nair beabsichtigt eine Denkschrift zu diesem Behufe zu veröffentlichen; endlich wollen mehrere Getehrte zum Frommen der Menschheit die
deß alle meine
anze Geschichte in ihrem wahren Lichte darzulegen suchen. ie gg Juden segnen meinen Namen. und beten zu für mich. Ja selbst die vornehmsten Muselmänner dieser
Lage meines Lebens bereitet zu haben. G. G. Merlato.“”“) 88 Italien. “ Ueber die Neapolitanische Schwefel⸗Frage berichtet die Leip⸗
16. Mai, die allerdings zu bestaͤtigen scheinen, was gestern einige
Journale von einem neuen Widerstande sagten, den der Koͤnig von Neapel den Vermittelungs⸗Vorschlaͤgen Frankreichs entgegen⸗ stelle. Der Englische Admiral hat einer Flotille Befehl gegeden, sich zur Abfahrt nach Neapel bereit zu halten, und der Neapoli⸗ tanische Konsul in Malta den Schiffen seiner Nation den Rath ertheilt, so schnell als moͤglich abzusegeln, weil es moͤglich sey, daß nach dem 27. Mai von neuem von Englischer Seite auf sie Jagd gemacht werden koͤnne, da an diesem Tage der von England gesetzte monatliche Termin abgelaufen sey. Die⸗ selben Briefe erwähnen zugleich eines Umstandes, der aller⸗ dings Vieles in dem zuversichtlichen Benehmen des Koͤnigs von Meapel erklärte, naͤmlich die Wiederholung der schon fruͤher von der Regierung verbreiteten Geruͤchte in der Hauptstadt, daß Koͤ⸗ nig geneigt sey, seinem Volk eine Constitution zu geben, wenn es ihm die Angriffe auf die Selbststaͤndigkeit und Unabhaͤngigkeit des Landes zuruͤckweisen helfe. Die hiesigen von den Zustaͤnden Italiens genau unterrichteten Italiäner setzen hinzu, daß diese Maßregel allerdings einen großen Cinfluß auf die Stimmung des Neapolitanischen Volkes zu aͤußern geeignet sey, da sie uͤber⸗ haupt seit dem Beginn des Streites mit England sich mit der Hoffnung geschmeichelt haͤtten, die Intervention Englands und Frankreichs muͤsse auf die eine oder die andere Weise zu diesem Resultate fuͤhren. Die Neapolitaner . 1 an aus Berechnung auf der Seite des Koͤnigs gewesen, so daß derselbe ohne alle Befuͤrchtung, durch Entfernung der Streitmittel aus dem Koͤnigreich Neapel sich daselbst bloßzustel⸗ len, so viel Truppen nach Sicilien habe schicken und gewisser⸗ maßen dort den Kampf mit England habe annehmen koͤnnen. Von allen Italiaͤnischen Voͤlkerschaften, setzen sie hinzu, seyen die Neapoliraner in Folge der Verwaltung Muras's, und besonders des ehemaligen Ministers Ricciardi, am meisten reif zu einer solchen Staats⸗Veraͤnderung, waͤhrend die Franzoͤsischen Blaͤtter im groͤßten Irrthum befangen seyen, wenn sie glauben, der Koͤ⸗ nig muͤsse damit beginnen, den Siciliern eine solche zu verleihen. Es faͤnde somit gerade das Gegentheil statt; die Letzteren seyen durch administrative Verbesserungen vollkommen zufrieden zu stellen, waͤhrend es unmoͤglich seyn wuͤrde, in Neapel die Ruhe aufrecht zu erhalten, wenn man Sicilten eine Constitution gaͤbe und Neapel nicht. Doch was die Sache so selisam ver⸗ wickelt, We2 daß die Englaͤnder ein diplomatisches Recht haben, die W
iederherstellung gerade der fruͤher von ihnen garan⸗
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tirten Sicilischen Verfassung zu verlangen, da dieselbe vom Wie⸗ ner Kongreß anerkannt geblieben sey, und der Koͤnig von Neapel durchaus kein Recht gehabt, sie durch die bekannten 17 Dekrete abzuschaffen. Wie gesagt, die geschickt von der Neapolitanischen Regierung unterhaltenen Illusionen setzen den Koͤnig in den
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Stand, mit allen seinen Streitkraͤften gegen Sicilien und die dort etwa anzustellenden Aufruhr⸗Versuche zu verfahren und sich kecker England gegegenuͤberzustellen, als man haͤtte ve rmuthen sollen.
Spanien. Madrid, 21. Mai. In der heutigen Sitzung der Depu⸗
tirten⸗Kammer fragte Herr Mendez Vigo die Minister, wie es sich mit der im Publikum so viel besprochenen Reise der Koͤnigin verhalte und wann und zu welchem Zwecke dieselbe unternommen werden solle. Der Ju stiz Minister weigerte sich jedoch, zu ant⸗ worten, wenn die Frage nicht in der gehoͤrigen Form gestellt werde. Herr Olozaga bemerkte, daß er und die uͤbrigen polilischen Freunde des Herrn Mendez Vigo das Verfahren desselben miß⸗ billigten. 1
Dem „Comercio“ zufolge, haͤtte die Regierung, auf den Rath
des Generals Evans, beschlossen, einen Theil der Einkuͤnfte der Philippinen zur Bezahlung der Forderungen der⸗ Britischen Le⸗ gion zu verwenden. Dasselbe Blatt will auch wissen, 82 Belgische Kapitalisten sich, gegen Verpfaͤndung derselben Inse n, zu einer Anleihe erboten haͤtten.
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Portugal. Liss Mai. (Morning Chronicle.) In di
Lissabon, 18. Mai. (Morning Ch eelsnn Dorwer⸗ indem *b 88 Erle⸗ zsgerten, die Schwierig⸗ .n d02 Kabinets be⸗ Die Septemdristen, obgleich in and gesinnt, werden mit Freu⸗ Ministeriums mitwirken, da ans Ruder kommendes ultra⸗
*) Di balten; indessen hören wir, der ) Die Redaction hat nichts dr 8 schon durch ein früheres
Königl. Bavperische Major von Heilbronner, . 1
Reisewerk bekannt, 2„ sich zu jener Zeit gerade in Damaskus befun⸗ den. Wir sind bei seiner für die nächsten Monate wohl bevorsteben⸗ den Rückkehr aus dem Orient auf sein Uriheil — als das eines höchst
Beobachters — begierig. unbefangenen, erfahrungsreichen Iamerl der Fag. Zt8) 88 84
sind daher von Anfang
chartistisches Ministerium von seinen Anhaͤngern zu so ertremen Schritten werde verleitet werden, daß eine Reaction zu ihren Gunsten einteeten muͤsse. Die Septembristen sind zwar schwach in den Cortes, allein sie duͤrften doch hinreichend seyn, um das
Gleichgewicht zu halten zwis tisten.
1., 3. und 10. Juni gezahlt werden sollen.
Die Zollhaͤuser in Lissabon und Porto haben im Monat April dieses Jahres 333 Contos de Reis eingebracht, wovon 299 Contos dem oͤffentlichen Schatz und 34 der Junta des oͤffentli⸗
chen Kredits gehoͤren.
An Portwein wurden in den vier ersten Monaten dieses Jahres von Porto ausgefuͤhrt: nach England 7897 Pipen, nach den Vereinigten Staaten 620 Pipen, nach Brasilien 459 Pipen, nach allen anderen Haͤfen zusammen 600 Pipen, im Ganzen 9596 Pipen. England fuͤhrt also beinahe. fuͤnfmal so viel Port⸗ wein aus, als alle uͤbrige Laͤnder zugenommen. Fuͤr jede Pipe, die nach England ausgefuͤhrt wird, muß ein Zollvon 12 Milreis
oder 3 Pld. Sterling bezahlt werden, waͤhrend fuͤr den nach Brastlien oder den Vereinigten Staaten nur eine geringe Abgabe ad valorem erhoben wird, naͤmlich fuͤr die beste Sorte etwa 2 Milreis 10 Shillinge die Pipe. Da England jaͤhrlich etwa 30,000 Pipen verbraucht, so zahlt es, allein an außerordentlichen Zoll⸗Abgaben, jaͤhrlich an 90,000 Pfd. an Portugal, die Verei⸗ nigten Staaten dagegen fuͤr dieselbe Quantitaͤt nur 15,000 Pfd. Der Prästdent der Vereinigien Staaten wuͤnschte in seiner letzten Botschaft seinen Mitbuͤrgern Gluͤck dazu, daß die elfte und letzte Einzahlung von Portugal geschehen sey. Diese Einzahlun⸗ gen fanden monatlich statt und wurden mit den Zinsen bis zu dem letzten Tage gezahlt. Auch ist es den hiesigen Patrioten nie eingefallen, ein Wort gegen diese Forderung der Amerikaner zu sagen; ja, der „Nacional“ schlug in dieser Woche vor, die Por⸗ tugiesischen Kolonieen unter Amerikanischen Schutz zu stellen, um sie vor England zu retten. Auch den Franzosen macht man keine Vorwuͤrfe, ob gleich die jetzige Generation sich noch sehr wohl der Schrecken des Franzoͤsischen Krieges erinnert und noch vor weni⸗ gen Jahren Portugal seine Flotte von den Franzosen genommen sah und genoͤthigt war, diesen eine bedeutende Entschaͤdigungs⸗ Summe zu zahlen. Nur die En laͤnder werden angegriffen, fast in jeder Nummer des „Nacional“ und anderer Ultra⸗Bläaͤtter wird die Britische Regierung und das Britische Volk groͤblich geschmaͤht, und jede Nachricht von einem wahrscheinlichen Bruche zwischen England und anderen Narionen wird triumphirend be⸗ richtet und zugleich die Hoffnung auf einen baldigen Sturz und Untergang Englands ausgesprochen. I1q 8
Serbien. X“
Belgrad, 14. Mat. (Agr. Z.) Die gegenwaͤrtigen Ser⸗ bischen Unruhen sind so in einen Schleier gehuͤllt, daß man das Wahre an der ganzen Sache nicht zu unterscheiden vermag; wenn man allen Sagen Gehoͤr schenken wollte, waͤren zehn Bogen nicht genug, sie niederzuschreiben. — In unserem letzten Berichte hat⸗ ten wir die nach Topczidere angekommenen irregeleiteten Serbier uͤber 1000 angegeben, es waren aber deren kaum 500, ohne einen Anfuͤhrer da. Der Russische General⸗Konsul, der von Belgrad zu den Verirrten nach Topczidere gleich im ersten Augen⸗ blicke gesahren war, sie zu e und zum Nachhau⸗ segehen zu vermahnen, wurde von diesem Klubb mit sehr unangenehmen Ausdruͤcken empfangen. Der junge Fuͤrst mußte abermals nach Topczidere reiten und den Rebellen versichern, daß er nicht in Belgrad eingesporrt sitze, und daß er naͤchstens alle Bezirke des Landes bereisen werde. Aber kaum waren diese, mit der Fuͤrstlichen Versicherung zufriedenge⸗ stellt, abgegangen, so kamen des anderen Tages aus anderen Be⸗ zirken wieder Andere mit demselben Verlangen an den Fuͤrsten nach Topczidere; und so dauerte es bis gestern, — jeden Tag die Abreise der Einen und die Ankunft neuer Klubbs aus dem Innern des Landes, und diese sprechen sich am Ende in den er⸗ bittertsten Ausdruͤcken uͤber jene aus, die sie zu diesem Schritte verleitet. — Die meisten Senatoren, deren Familien im Lande wohnen, sind uͤber die Oster⸗Ferien nach Hause gereist, und zwei Nenadovich und L. Theodorovich — traf das Ungluͤck, als sie von den Unruhen Kunde erhielten und nach Bel⸗ grad eilten, von den Rebellen auf dem Wege aufgehalten, und gebunden vor den Fuͤrsten gebracht zu werden, der sie jedoch alsogleich freigelassen, den Verwegenen aber das großte Mißfallen zu erkennen gegeben hat. — Die von dem Fuͤrsten bei seiner Installation freigelassenen Verbrecher sollen das Volk aufgewie⸗ gelt haben. — Bei dieser Geschichte spielt Georg Protich eine große Rolle. Ueber Jefrem Obrenovich wird Manches gespro⸗ chen. Petroniewich und Simich sollen einige Naͤchte in Belgrad geschlafen haben; Wuesies, immer stark bewaffnet, lacht uͤber das ganze Truggewebe. — Der Pascha von Belgrad hat unter allen Tuͤrken Pulver und Blei vertheilt, um noͤthtigen Falls mit den Christen von Belgrad gemeinschaftlich gegen anruͤckende Re⸗ bellen die Stadt zu vertheidigen. — Bis heute ist Alles ruhig
abgelaufen. — Montags, am 18ten d. M. beginnt der Fuͤrst
Michael mit dem Metropoliten seine Reise durch das Land. Taärke
Konstantinopel, 12. Mai. Vor einigen Tagen be⸗
suchte der Sultan die neu angelegten Befestigungen des Bos⸗ pors; ein zahlreiches Gefolge begleitete den jungen Monarchen; der, wie ich bemerkte, an koͤrperlicher Staͤrke und gutem Ausse⸗ hen zusehends sich bessert. An demselben Tage hatten der Erz⸗ herzon Friedrich von Oesterreich und der Pria Heinrich von Hranien eine Audienz. Der Reis Efendi, Reschid Pascha, hat den beiden Prinzen ein glaͤnzendes Diner gegeben, zu welchem die Repraͤsentanten der diesen Prinzen verwandten Hoͤfe geladen waren. — Der Neapolitanische Gesandte, Baron von Tschudy, hat in seiner neuen Eigenschaft dem Sultan die Kreditive zu üͤberreichen die Ehre gehabt. — Auf dem Toskanischen Dampf⸗
boot Hadschi Baba, welches von Alexandrien uͤber Smyrna hier⸗ her kam, hatte sich auf der Ueberfahrt ein Pestfall ereignet. Das
Dampfboot mußte mit seinen 250 Passagieren in das Lazareth
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von Kuleli wandern, wo es eine strenge Quarantaine auszuhal⸗ Iu
ten hat.
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Konstantinopel, 13. Mai. (2L. A. Z.), Nach Berichten aus Alexandrien vom §. Mai wuͤthet die Pest dort fuͤrchterlich. b Es sterben täglich gegen 30 Personen. Im Arsenal, in den Ka⸗ sernen, im Lager und selbst auf der Flotte war sie ausgebrochen. Mehmied All floh in den Palast Moharrem, nachdem er sechs
Diener von seiner Umgebung verloren hatte. Ein Artillerie⸗Re⸗ giment ist bereits dezimirt. In Kahira, Damiette, Damanhur und Afke herrscht sie ebenfalls. Der gluͤhende Wind Chanisin
hat sie mit Schnelligkeit uͤber ganz Ober⸗Aegypten verbreitet.
Trotz diesem kläͤglichen Zustande der Dinge setzt der Vice⸗Köͤnig seine Ruͤstungen fort; außer der neu organisirten National⸗Garde miin Kahira hat er jetzt auch ein Regiment christlicher National⸗ Garden, 4000 Mann stark, unter dem Oberbefehl eines Franze⸗
sischen Schuͤtzlings, des Kopten Aragli, errichtet und die Arabi⸗ sschen Professoren und Studenten von Kahira unter die Waffen rrufen lassen. .
chen den beiden Sectionen der Char⸗
Die Junta des öͤffentlichen Kredits hat bekannt gemacht, daß die fuͤr verschiedene Theile der fundirten inneren Schuld faͤl⸗ “
ligen Dividenden des letzten halben Jahres am 27. Mai und am Inlansd.
Zur Saͤkular⸗Feier des Regierungs⸗ Koͤnig Friedrich's des Zweiten hatte sich die Koͤnigliche issenschaften am 1. J veereinigt. Herr Alex. von Humboldt brachte den Toast fuͤr Se. Miajestaͤt den Koͤnig aus, welchen er mit folgenden Worten ein⸗
Berlin, 3. Juni.
zu einem Festmahle
der wir uns hier versam⸗
wenn ich es wagte, durch den ck der Rede Gefühle zu be⸗ leben, die an diesem weltgeschichttichen Tage sich dem Innern d müths von selbst aufdrängen. e Worte an diese Versammlung zu richten. gfeit allein, dem alten Geschlechte an ener jugendlicher Anschauung das Bild ecele fritt. Seiner geistigen Kraft und aller Kraft des Geistes kühn vertrauend, hat er gleich mächtig, so weit Gesittung und Weltverkehr die Menschheit empfänglich machten, auf die Herr⸗ Er hat (um mich eines Ausdrucks
Mir ist die Ehre Theil geworden, esen Vorzug ver⸗
danke ich der Zufälli mwelchem noch aus ei
wie auf die Völker gewirkt. des Römischen Geschichtschreibers zu bedienen, Wehmuth alle Regungen des Sta er hat die schroffen Gegensätze,
errschaft und Freiheit“ mit einander zu versöhnen gewußt. feöstlichsten Schatz dieser Freiheit, das ungehinderte Streden nach hat er früh und vorzugsweise dem wissenschaft⸗ lichen Vereine anvertraut, dessen Glanz er, ein Weiser auf dem Throne, duͤich eigene Arbeiten und schützende Theilnahme erhöhte. Die Afade⸗ mie, von Leibnitz gestiftet, von Friedrich dem Großen erneunert, blicht mit gleicher Rührung auf jene schon vom milderen Lichte der Ferne uͤmflossene Zeit, wie auf das neunzehnte Jahrhundert, wo die Huld eeines theuren Monarchen, in allen Theilen des vergrößerten Reiches,
für Begründung wissenschaftlicher Anstalten und die edlen Blüthen
des Kunstlebens großartigst gesorgt hat.
Pflicht, ein Bedürfniß des Gefühls, nicht der Sitte, — an diesem
festlichen Tage, zweien erhabenen Wohlthätern den Ausdruck der Be⸗
wunderung und des ehrfurchtsvollsten Dankes darzubringen.“
Den Toast fuͤr Se. Koͤnigl. Hoheit den Kronprizen leitete err Boͤckh, als bestaͤndiger Secrerair der Akademie, ein. andiger Secretair der Akademie, brachte einen Toast Die Feier blieb dem Cha⸗
der mit tief verhaltener ats⸗ und Völkerlebens durchspähte), „die widerstrebenden Elemente der
Wahrheit und Licht,
Daher ist es uns eine süße
ucke, best auf das Wohl der Akademie aus. rakter treu, welchen der erste Sprecher gleich mit seinen ersten Worten bezeichnet hat. Raum waren dazu keine Gäste eingeladen worden.
Berlin, 3. Juni. Der Hauptfeier des
ges, der Grundsteinlegung zu dem Denkmal fuͤr Friedrich II.,
die am fruͤhen Morgen schon durch Schul⸗Akte zur Erinnerung
an den großen Koͤnig und Feldherrn in den verschiedenen hoͤhe⸗
ren und niederen Unterrichts⸗Anstalten der Residenz eingeleitet wurde, folgten noch mehrere andere Festlichkeiten, unter denen
das von den staͤdtischen Behoͤrden gegebene Diner im Jagor⸗ schen Saale 1 Unter den zu demselben eingeladenen Ehrengaäͤsten befanden sich Se. Durchlaucht der Fuͤrst Radziwill, der Praͤsident des Staats⸗ RNaths und Gouverneur der Stadt Berlin, General von Muͤff⸗ ling, saͤmmtliche Minister und Direktoren der Ministerien, der Wirkliche Geheime Staatsrath von Staͤgemann, der Komman⸗ dant von Berlin, General⸗Lieutenant von Loͤbell, der erste Bischof Dr. Eylert, die Regierungs⸗ und Konsistorial⸗Praͤ⸗ sidenten, die Landtags⸗Marschaͤlle und einige Landtags⸗Abgeord⸗ der Sohn des beruͤhmtesten ralen, Landrath von Ziethen
vorgestrigen Ta⸗
hervorragte.
Provinz Brandenbu unter Friedrich's des Großen auf Wusterau, bei welchem der gefeierte Monarch Taufzeuge gewesen, einige andere Veteranen aus derselben Zeit, und nebst mehreren Gelehrten und Schriftstellern auch der Professor Preuß, der sich als Biograph Friedrich's um die richtige und volle Wuͤrdigung des ruhmgekroͤnten Herrschers so verdient gemacht und auch bei dieser Gelegenheit einen beredten Vortrag uͤber dessen Leben Zur Ausschmuͤckung des Saales, in wel⸗ chem eine Tafel von 250 Couverts gedeckt war, hatte des Prin⸗ zen Karl Koͤnigliche Hoheit ein in Hoͤchstdessen Besitz befindli⸗ ches, lebensgroßes, kurz nach der Thronbesteigung Friedrich's des Großen gemaltes Portrait Sr. Hochseligen Majestaͤt huldreichst dargeliehen, welches von angemessenen Verzierungen umgeben und zu dessen Fuͤßen der Degen und die Floͤte des verewigten Monarchen, so wie die erste Ausgabe seiner Werke in Quart⸗ rmat und der Codex Fridericianns, gruppirt waren. ildniß gegenuͤber stand auf hohem Postament die Buͤste Sr. jetzt regierenden Majestaͤt, welcher ebenfalls geschmackvolle Decoratio⸗ nen als Folie dienten. Die Drapirung und Ausschmuͤckung des Saa⸗ les hatte der Hof Tapezier Hiltl angeordnet, dessen kunstgeübte Hand sich in diesem Fache schon so haͤufig bewaͤhrt hat. Toast bei Tafel galt dem geliebten Landesvater; der Ober⸗Buͤr⸗ germeister Geheime Justizrath Krausnick, der denselben aus⸗ brachte, machte sich dabei zum Organ der heißen Segenswuͤnsche, welche das Preußische Volk fuͤr das Leben seines allverehrten Aeeen Himmel sendet. en Friedrich geweihter Trinkspruch, von Herrn Desse ferner der bee. auf e , Sr. Köͤnigl. .-4 78. prinzen und des ganzen Koͤniglichen Hauses, v 6** Radziwill, und ein anderer Auf — von dem Bischof Eylert ausgebracht. 8 validen aus der Zeit Fr
Lirken hielt.
Dann folgte ein dem Anden⸗
oheit des Kron⸗
el Eine Kollekte fuͤr die In⸗ iedrich's des Großen, de.1. 88* Diner veranstaltet wurde, trug die Summe von 111 Thalern Musik und Gesang verschoͤnten das b Föͤrster, Rellstab, Spiker und Stawinsky hatten. Eine sehr interessante Fe lithographirte Facsimile g. s von Exemplare unter die Anwesenden vertheilt wurden. Di ment, welches an den Probst Reimbeck gerichtet ist 8s ruͤckberufung des fuͤr seine Zeit so verdien Christian Wolf betrifft, laͤßt uns sogleich e die hohe Sinnesart des großen Koͤnigs Ordre, deren Original sich in der hiesigen befindet, ist aus Charlottenburg vom 6. lautet fol .2 “ „Wuͤrdiger, besonders Lieber, Getreuer. Ihr habet noch⸗ mals an den Regierungs⸗Rath Wolf zu a., 06 2 sich nunmehro nicht entschließen koͤnne in meine Dienste zu gehen, und wuͤrde ich ihm alle raisonable Conditiones accordiren. Ich Hoͤchst merkwuͤrdig aber ist der Nachsatz von „Ich bitte Ihn, Sich um des Wol⸗ sen Muͤhe zu geben; ein Mensch, der die Wahrheit sucht, und se liebt, muß unter aller menschlichen Gesellschaft werth ge⸗
Fest, wozu die Herren passende Lieder gedichtet abe fuͤr die Gesellschaft war das abinets⸗Ordre Friedrich's Ii., wo⸗
stvollen Philosophen inen tiefen Blick in Die Kabinets⸗ oͤniglichen Bibliothek Juni 1740 datirt und
bin u. s. w.“ Friedrichs eigner Hand:
halten werden, und glaube ich, daß Er eine Conquete im Lande der Wahrheit gemacht hat, wenn er den Wolf hierher persuadirt. Wenn der Wolf hier kommen wird, so hat es keine Schwierigkeit, denn Unsere Akademie muß nicht zur Parade, sondern zur Instruction seyn. Friedrich.“ Daß die Stadt Berlin an diesem festlichen Tage auch der Invaliden, Armen und Waisen nicht vergessen hatte, be⸗ darf wohl kaum einer Erwaͤhnung. Die Armen in saͤmmtlichen Hospitaͤlern und die Kinder in allen Waisenhaͤusern wurden auf Kosten der Stadt festlich gespeist, und den Invaliden aus Frie⸗ drich's des Großen Zeit war, auf gleiche Veranstaltung, im Guͤntherschen Lokale im Thiergarten ein Mahl bereitet, welches, von dem schoͤnsten Wetter beguͤnstigt, unter freiem Himmel statt⸗ finden konnte. Es gewaͤhrte einen ruͤhrenden Anblick, 73 ergraute Veteranen hier versammelt zu sehen, unter denen der aͤlteste ein Greis von 94 Jahren war, der einst bei dem Regiment Gendarmes gedient und schon in reifem Mannesalter unter Frie⸗ drich dem Großen gelebt hatte. Als diese Veteranen so traulich beisammen saßen und dankbar ihrer edlen Herrscher gedachten, er⸗ schien auf einige Augenblicke der Herr Minister des Innern v. Rochow in ihrer Mitte und richtete ermunternde Worte an dieselben, worauf der Prediger Deibel eine Tischrede hielt, der ein laut schallendes Lebehoch auf den theuren Landesvater folgte. Die Stadt Berlin hat es indeß bei diesen voruͤbergehenden Festlichkeiten nicht be⸗ wenden lassen, sondern dem erhabenen Beispiele des geliebten Koͤnigs nacheifernd, der das Andenken seines Ahnherrn durch ein bleibendes Denkmal ehren wollte, beschlossen die hiesigen Kommunal⸗Behoͤrden, bei dieser Erinnerungs⸗Feier, in Erwägung der durch Friedrich's II. Schutz bewirkten Hebung und Vervoll⸗ kommnung der Gewerbe in unserem Vaterlande, ein Friedrichs⸗ Gewerbe⸗Stipendium von 600 Thalern jährlich zu stiften, wel⸗ ches in Summen von 50 bis 100 Thalern jungen, aus Berlin gebuͤrtigen Handwerkern, die in ihrer Lehrzeit Fleiß und Tuͤchtig⸗ keit bewiesen haben, nach uͤberstandenen Lehrjahren zu ihrer wei⸗ teren gewerblichen Ausbildung verliehen werden soll. Außerdem wird auf Kosten der Kommune noch im Laufe dieses Jahres vor dem Prenzlauer und dem Neuen Koͤnigsthore der Stadt, zum Besten der Bewohner dieser Gegend, unter dem Namen „Frie⸗ drichs⸗Hain“ ein Erholungsplatz in der Art des Thiergartens angelegt werden. Und so schließen wir denn auch unseren Bericht uͤber diese fuͤr den ganzen Preußischen Staat so bedeutende Ge⸗ daͤchtniß⸗Feier mit dem Wunsche, den der Magistrat und die Stadtverordneten⸗Versammlung Berlins am Schluß threr Bekannt⸗ machung uͤber jene Stiftungen aussprechen: daß die Gefuͤhle des innigsten Dankes, der aufrichtigsten Treue und unbegraͤnzten An⸗ haͤnglichkeit an Koͤnig und Herrscherhaus auch in unseren Nach⸗ kommen stets fortleben moͤgen.
Berlin, 3. Juni. Auf dem Koͤlnischen Real⸗Gymnasium wurde die dem Andenken Friedrich's des Großen gewidmete Schul⸗Feier Montag den 1. Juni fruͤh 8 Uhr von Lehrern und Schuͤlern begangen. Deputationen des Magistrats und der Stadtverordneten hatten sich dazu eingefunden, auch nahmen mehrere Angehoͤrige der Schuͤler daran Theil. Nach der Einlei⸗ tung durch einen Choral wurde die Fest⸗Ode des Herrn Professor Lommatzsch durch einen Schuͤler gesprochen. Die Haupt⸗Rede hielt der Herr Professor Krech, in welcher Friedrich der Held, der Weise, der Saatsmann geschildert wurde. Der Direktor uͤbergab den Schuͤlern die von der Stadt fuͤr sie bestimmten Denkschriften und entwickelte in einer kurzen Anrede an dieselben die Bedeutung dieses Geschenks zur Erweckung echt patriotischer Gesinnung. Gedichte sowohl aus fruͤherer Zeit, unter diesen auch eine weissagungsvolle Ode Friedrich's des Großen, als auch zu diesem Zweck besonders gefertigte wurden von mehreren Schuͤlern g. oberen und unteren Klassen vorgetragen. Ein Choral schloß
e Feier.
Koblenz, 31. Mai. Der General der Kavallerie, von Borstell, ist heute Morgen mit dem Dampfboote nach Koͤln ab⸗ gereist, um sich, dem Vernehmen nach, zunaͤchst nach Berlin zu begeben. Ihn geleiten die heißen Segenswuͤnsche der Bewohner unserer Stadt und der ganzen Rhein⸗Provinz. Sein Andenken wird in den Herzen der Rheinlaͤnder nie erloͤschen. 8
Telegraphische Nachrichten.
Koͤln, 2. Juni. Nachrichten aus Paris vom 31. Mai. Die ministeriellen Journale zeigen an, daß die Herzoͤge von Or⸗ leans und von Aumale in der Nacht vom 29sten zum 30sten in Pere- angekommen sind, und sich dort in Quarantaine be⸗
nden.
Ober⸗Schlesiens Eisenhuͤtten⸗Gewerbe. Jetzt, und vor hundert Jahren.
Nicht ohne großes Interesse wird man einen Rückblick auf den Zustand des Eisenhütten⸗Gewerbes in Ober⸗Schlesien vor hundert Jah⸗ ren machen, weil dies Gewerbe jetzt ein sehr wichtiger Theil der Na⸗ tional⸗Industrie jener Provinz geworden ist. Schlesien gelangte spä⸗ ter als die westlichen Dentschen Länder zum Besitz der Hohenöfen, denn noch zu Anfange des vorigen Jahrhunderts ward alles Eisen, welches die Provinz lieferte, in Luppenfeuern gewonuen. Erst um das Jahr 1718 scheint, so weit die Nachrichten reichen, der erste Hohofen in Ober⸗Schlesien erbaut worden zu seyn. Die Hohöfen zu Halemba, im Beuthner Kreise, zu Kadlub im Gr. Strehlitzer Kr., zu Sausenberg im Rosenberger Kr. und zu Kutschau und Gutentag im Lublini er Kr., sind wahrscheinlich die ersten Hohofen⸗Ankagen in Ober⸗Schlesien gewesen. Im Jahre 1740 zählte man in dieser Provinz 14 Hohöfen, 40 Frischfener ünd 31 Luppenfeuer. Die Hohöfen lieferten nicht mehr Roheisen als die Frischfener zu Stabeisen verarbeiteten, und da die ganze Production der Provinz an Stabeisen nur 32,500 Centner be⸗ trug, von welcher Quantität damals noch 3 unmittelhar aus den Luppenfeuern erfolgten, so wird die Roheisen⸗Production Ober⸗Schle⸗ siens vor hundert Jahren höchstens aus 25,000 Centnern bestanden haben. Die Anwendung des Roheisens zu Gußwaaren war kaum be⸗ kannt und nahm ihren Anfang erst, als der große König im Jahre 175à zwei Hohöfen zu Skodeia (Malapane) und im Jahre 1755 einen Hohofen zu Budkowitz (Kreutzburg) anlegen ließ, um auf diesen Hüt⸗ tenwerken Munition für sein Heer anfertigen zu lassen.
Mit dem Jahre 1796, welches so reichen Segen über die ganze Monarchie verbreitet hat, beginnt auch für das Ober⸗Schlesische Eisen⸗ hütten⸗Gewerbe eine neue Periode. In diesem Jahre ward der erste Hohofen mit verkohlten Steinkohlen (Koaks) auf dem Königl. Eisen⸗ hüttenwerk zu Gleiwitz in Betrieb gesetzt. Nur in England fand da⸗ mals die Anwendung der Steinkohlen beim Hohofen⸗Betriebe statt, und Ober⸗Schlesien gebührt daher das Verdienst, den Betrieb der Koak⸗ Hohöfen, und — was nothwendig damit ve bunden ist — umfassen⸗ dere und größere Eisenhütten⸗Anlagen, als man bis dahin kannte, zuerst auf dem Kontinent eingeführt zu haben. Wie wichtig dies Er⸗ eigniß für die Provinz geworden ist, hat sich aus der bedeutenden Zu⸗ nahme der Eisen⸗Production dargethan; noch größere Erfolge wird hoffentlich schon die nächste Zukunft bringen.
Im Jahr 1840 sinden sich in Ober⸗Schlesien: 56 Hohöfen, 183 Frischfeuer, 9 Puddlingsfri chhütten mit einer Production von 650,000
höfen und von Die Größe der s verzehnfacht. n der Technik, durch st, daß das Gewerbe im raschen Fort⸗ ie Preis⸗Verhältnisse für das ene Produkt sehr un⸗ Preis des Stabeisens sten für das Haupt⸗ ache des da⸗
Centnern Roheisen und Gußwaaren aus den Ho 360,000 Centnern Stabeisen aus den Frischhütten.
Fabrication hat sich in 100 Jahren also mehr al tiger als diese Zunahme sind die welche es nur möglich geworden i schreiten verharren konnte, während sich d zu verarbeitende Material und für das gewonn günstig gestalteten. Seit hundert Jahren ist der echzehn Prozent gestiegen; die Ko — haben aber fast das Zehuf⸗ t banger Besorgniß würde Ober⸗Schlesien Holzpreisen, auf das Forthestehen en, wenn nicht viel⸗ sichere Bürgschaft in dem Stein⸗ gefunden wäre. ber⸗Schlesischen n Verwal⸗
e Fortschritte i
höchstens um material, — für das Holz, maligen Preises erreicht. daher, bei den immer noch steigenden seines wichtigen Eisenhütten⸗Gewerbes blicken mü mehr für dessen wachsenden Flor eine kohlenschatz, den die Provinz in ihrem Inneren birgt, So waren die Erfolge für die Entwickelung des O Eisenhütten⸗Gewerbes im ersten Jahrhundert der Preußische tung der Provinz; mögen die kommenden Jahrhunderte demn so erfreuliche Fortschritte aufzuweisen haben!
Wissenschaft, Kunst und Literatur. Der Improvisator, Herr Volkert, ist am Sonntag se hier zum erstenmale öffentlich
Abend im Königlichen Schauspielhau s an anderen Orten, na⸗
aufgetreten, nachdem seine Leistungen bereit mentlich in Breslau und Posen, gerechte Anerkennung gefun seinen ersten drei Improvisationen, di ing und Locke“ vorangingen leiches wäre gewiß nach den fol⸗ ätte sich nicht das Publikum durch die für eilt und verstimmt gefühlt
er in der zweiten Abthei⸗ werde, und
Auch hier ward ihm nach der Aufführung eines neuen Lustspiels „R. lebhafter Beifall zu Theil, und ein G genden der Fall gewesen, h diese letzteren gewählte Form etwas gelangw Herr Volkert hatte nämlich angekündigt, daß lung vier verschiedene Improvisationen gleichzeitig diftiren man schien allgemein erwartet zu haben, er würde dies 1 icht zum anderen überspringend. nach der Auswahl der Themata, dem neuem zu musiziren, während der ging Herr Volkert von einem der nen die Imprevisationen leise anz eine Viertel⸗
Satz vor Satz von einem Ged dessen gab der Improvisator,
nachdem es schon eine Introduction gespielt hatte, und eben nicht sehr erbanlichen Musik Schreibenden zum anderen und diktirte ih Diese stumme Scene dauerte zwar nicht g. 1 aber doch zu lange, als daß die Versammlung nicht hätte un⸗ geduldig werden sollen; wäre das Resultat auch des Publikums ben, und so nahm es denn die Verlesung der schrift
noch so befriediend aus⸗ die Laune en
lich improvisirten verdient hätten. aprovisation
gentlich in dieser zweiten Art der Improvisa mündlichen
u der ersten, n ie be aus dem Stegreif zu lötzlich aus dem Innein lebendigen Er⸗ hm vorliegende Gegenst. r nun aber die Lösung der Papier abgelesen, der Eindruck wird sogar ah, der Improvisator
An das geschriebene gen gemacht, als an das Man weiß, daß einer der Perfetti, aus diesem Grunde nie Stegreif⸗Dichtungen drucken ließ. Hiermit soll jedoch nicht gesagt sevn, daß sich nicht auch unter Geistespredukten dieser Art so Manches befinden könnte, was durch S werden verdiente. Referent hat nie Gelegenheit geh Wolff zu hören; was ihm aber sonst von Im⸗ dürfte sich an
Dazu kam noch, daß ei keine Steigerung des Effekts im Vergleich 1 Die Kunst, über eine gegebene Aufga dichten, hat ja ihre Hauptwirkung in dem p hervorsprudelnden, in poetischer Form dahinfließenden, guß der Empfindungen, zu denen der i Improvisator begeistert hat. Aufgabe gleichsam erst aus der zweiten H syo geht der wesentlichste Reiz verloren, ja, noch mehr geschwächt, wenn, wie es hier gesch selbst seine schriftlichen Impr Wort werden sogleich viel höhere Anforderun im Augenblick frei gesprochene. sten Italiänischen Impror etwas von seinen
Empfangen wi
provisationen vorliest.
chrift und Druck erhalten zu abt, den gerühmten Deutschen Improvisator provisationen in unserer Muttersprache vorgekommen, der Verse und an Innigkeit der Empfindung Herrn Volkert messen können. Beson⸗ an den letzteren, daß sie frei von allem ge⸗ Wohlklangs sind. as Gedicht:
schönem Bau und Fluß schwer mit den Leistungen des ders zu rühmen ist auch spreizten Bombast und voll mustkalischen gelungensten Volkertschen Improvi ‚welches in Breslan nachge von der Redaction des „Freihafens“ Pilot“ nebst einigen Bemerkungen über In derselben Zeitschrift werden nächste gqus dem Leben Volkert's erscheinen, der aus Schwabach in Bayern Pianisten Adolph Henselt nahe verwandt ist, eines still in sich gekehrten Er hat eine Zeit lang in Algier
sationen ist d schrieben wurde und in Nr. 13 des herausgegebenen Blattes „der den Verfasser mitgetheilt ist. auch einige Denkwürdigkeiten
gebürtig und mit dem mit dem er auch die geistige Verwandtschaft sinnigen Gemüths zu haben scheint. in der Fremdenlegion gedient. Wir wünschen ihm, daß er bald Gele⸗ genheit findet, ein zweites Mal mit Abänderung treffenden Umstände vor dem hiesigen Publikum aufzutreten. rechnen wir, außer dem lauten Diktiren bei der gleichzeitigen Impro⸗ in der Art, wie Pradel in Paris hier⸗ uders noch eine andere Weise in der Ausw errn Volkert näher kennen und ten, die Ueberzeugung haben g ist und keiner Verabredung um bei solchen Gelegenhei⸗ wohn zu schöpfen geneigt Volkert sich bei einer
einiger die Form be⸗
visation verschiedener Gedichte, bei verfuhr, beso Wenn auch die, welche H ihn in engeren Zirkeln improvisiren hör müssen, daß er fern von jeder Täuschun bedarf, so giebt es doch im größeren Publik ten immer Ungläubige, die gar zu leicht Arg Wir würden daher vorschlagen, daß Herr ation seine Themata von einzelnen Personen ge⸗ Publikum bekannt und über jedweden Einverständnisses erhaben wäͤren. Hierdurch würden auch ermieden werden, deren sich neu⸗ daß ein paar der gezogenen Zet⸗ Die Aufgaben, welche Herr zwei davon unter lauter Ac⸗ dieser beiden, ihrer Größe
wiederholten Improvis deren Namen dem Verdacht eines unpassende und indecente Aufgaben v lich einige in der Urne vorfanden, so tel gar nicht vorgelesen werden konnten. Volkert aus den vorgelesenen wählte, — clamation, wiewohl gerade die Behandlung und Zartheit wegen, sehr schwierig war, — wurden von ihm
voll ünd geschickt, in edler Sprache und wohlklingeden Versen, 2 “ 10
geschichtlichen Charakteristik der Volks⸗ Nationen mit einer Uebersicht der Lieder außer⸗Europaͤischer Voͤlkerschaften, von Talvj. bei Brockhaus.
Es sind jetzt über 60 J gab (1778 und 1779).
Versuch einer lieder Germanischer
8. 614 S. ahre, daß Herder seine Volkslieder heraus⸗ war Volkslieder ein⸗
Seit dieser Zeit wurden z bearbeitet, z. B, die
elner Völker immer vollständiger und gründlicher erfasserin des vorliegenden Werkes, Talvj (Tt Jakob, jetzt Mistreß Robinson), aber eine
olkslieder aller Erdvölker, gleichsam eine Niemand war hierzu wohl geeigneter, ner schönen Dichtergabe eine
Serbischen von der B rese Amalia Ludowiga von umfassende Sammlung der Erd⸗Edda, war nicht erschienen. als die Verfasserin, einmal, weil sie mit ei ausgebreitete Sprachkenntniß verband, dann insbesondere, weil eigener Anschauung die Hauptvölker der Ost⸗ u terland Deutschland und ihr Kindheitland Ruß Wasbington⸗Staaten, kannte. ten Sprachforschers unserer Zeit, Kawi⸗Sprache, dieses Mittelglied des S Sprachstammes, zur Grundlage der greaßarti alle Sprachen der Erde wird, so knüpft unsere Verfasserin Volks⸗Dichtung eine Uebersicht aller rus. In der Einleitung verbreitet sich olks⸗Dichtung. Sie sagt S. 2: frühesten Kindesalter äußert sich, wie ein st nen abgebrochenen rauhen Tönen. behagen sinnlichen Genusses, un Schmerz in lautes ungemessenes und un Recht behauptet sie, daß „die ideale Schöp nicht das Element primitiver einen rein subjektiven in seiner kleinen aber ge⸗
iud West⸗Feste, il — land, so wie später die Werk des größ⸗
So wie das tiefsinnige Wilhelm von Humboldt, auskritischen und Mala gsten Forschunger an die Germ seres Wandel⸗
Volks⸗Dichtungen un nh den Begriff der
die Verfasserin über Die erste Sprache oder Poesi ammelndes Kind, in einzel⸗ t wie ein Kind im Wohl⸗ auch ergießt sie ihren
er Dichtkunst elmehr nothwendig Wenn Gervinus
d wie ein Kind gebändigtes Weh
Poesie war, die vi n Charafter haben müßte.“ istreichen Schrift „Grundz
drei im Verlaufe der allmäligen Entwickelung der