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Auftrage ihres Vaters uͤbergeben.
iese, die zwischen den 3 Personen gewechselt wurden, läßt — auf 248 weniger als auf eine Vertraulichkeit schließen, welche Herrn Clavet haͤrte berechtigen koͤnnen, sich sein Still⸗ schweigen abkaufen zu lassen. In denen des Herrn Clavet spricht sich neben einer gewissen Sentimentalitaͤt doch auch eine Art Furchtsamkeit und das Gekfuͤhl des Abstandes, den ihre gegenseitige gesellschaftliche Stellung 49 ihnen erhoben, aus. Im Okrober 1836 ging Clavet nach Afrika und blieb daselbst bis Dezember 1839. Nach seiner Abreise 1837 hatte Fraͤulein von Nicolai ihren fruͤhern Anbeter unter den Choristen der Oper zu erkennen geglaubt. Etwas spaͤter wurden die Diamanten ge⸗ stohlen. Von einer galten Kammerfrau der Marie Capelle erfuhr
man, daß diese im Scherz gesagt hatte: „Ich habe die Diaman⸗
ten gestohlen und verschlungen!“ Als Madame Laffarge sich ver⸗ heirathete, bemerkte man, daß sie eine große Menge von Klein⸗ odien besaß, welche nach ihrer Aussage Geschenke ihrer Freunde waren, was sich indeß als unwahr erwies. Hierauf verließ Ma⸗ dame Laffarge Paris und begab sich nach Glandier; die Diaman⸗ ten blieben lange verschwunden, bis sie endlich auf eine sonder⸗ bare Weise wieder zum Vorschein kamen. Herr Laffarge sprach den Wunsch aus, einen Diamanten zu haben, um Glas damit zu zerschneiden. Da sagte seine Frau: Ich habe jawelche! und brachte zu nicht geringer Verwunderung ihres Mannes und ihrer Schwiegermutter Diamanten und Perlen zum Vor chein, welche diese auf 20 bis 24,000 Franken anschlugen; sie sagte, sie besitze dieselben seit ihrem achten Jahre, wo eine alte Amme sie ihr im Herr Corali schloß mit den Worten; „Madame Laffarge behauptet, daß Frau von Léotaud 9* die Diamanten anvertraut hat, um sie zu verkaufen, und das Geld einem Liebhaber zu uͤbergeben. Aber Clavet war damals in Afrika und Clavet ist ein Ehrenmann und konnte bei'm besten Willen kein Geheimniß verkaufen. Ueverdies sind die Diaman⸗ ten in den Händen der Madame Laffarge geblieben.“ Der Zu⸗ fluß von Fremden nimmt noch immer zu und ist ungeheuer. Man spricht sogar von der Ankunft George Sand’s und Bal⸗ zac's. Die Neugierde der Letzkommenden wird indeß nur zur Häalfte befriedigt werden, da Madame Laffarge nicht mehr bei den Verhandlungen erscheint.
Der Moniteur enthaͤlt eine vergleichende Uebersicht der Einnahmen des Rechnungs⸗Jahres 1840 und derer von 1828 und 1839. Die ersten 6 Monate des Jahres 1840 trugen 333,716,000 Fr. ein, was im Vergleich zu 1838 eine Erhoͤhung von 23,874,000 Fr., und zu 1839 eine Erhoͤhung von 19,968,000 Fr. ergiebt. Die Steuer auf inlaͤndischen Zucker, welche in den er⸗ sten 6 Monaten des Jahres 1839, in welchen das Gesetz uͤber die Besteuerung desselben zuerst zur Ausfuͤhrung kam, 2,094,000 Fr. eintrug, brachte im ersten Semester 1950 2,847,000 Fr. ein.
Die France läßt folgende Ungluͤck verkuͤndende Worte er⸗ toͤnen: „Nicht vergeblich“, sagt sie, „beschwoͤrt man die Prin⸗ zivien der Insurrection herauf. Die Marsetllaise faͤngt wieder an zu ertoͤnen, die Emeute bemachtigt sich des geringfuͤgigsten Vorwandes. Fast scheint es, als ob wieder ein revolutionairer Wind uͤber Frankreich dahin wehe, die uͤberspannten Koͤpfe erhitze und als ob gewisse Theile der Bevoͤlkerung das unwiderstehliche Gelüste naherten, ihren Hang zur Unordnung zu befriedigen. In einem Augenblicke, wo alle Parteien der Entwirrung der ge⸗ genwaͤrtigen Verwickelung entgegensehen, wuͤrde die Anarchie und die Emeute eine sehr traurige seyn. Herr Thiers ist der böse Genius der Juli⸗Revolution; er hat die schlummernden Leiden⸗ schaften erweckt und wird sie nicht wieder in den Schlaf wiegen können. Wir sind im Monat der Jahresfeiern; die republika⸗ nistischen, kommunistischen, babouvistischen, sozialistischen Banketts regen die niederen Klassen auf und schon erheben uͤberall die Emeutenmacher ihr Haupt.“
Die Auotidienne behauptet, die Diplomatie der Vereinig⸗ ten Staaten waͤre der Beschrankung der nach dem La Plata be⸗ stimmten Truppen nicht fremd. Die Bestaͤtigung dieser Behaup⸗ tung findet sie in folgenden Zeilen des „National”“: „Man fuͤgt sogar hinzu, das Mtnisterium waͤre peöͤtzlich auf die Existenz eines Traktats zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten hin⸗ gewiesen worden, nach welchen es der Franzoͤsischen Regierung untersagt ware, an den Amerikanischen Kuͤsten Landungs⸗Truppen auszusetzen, welche eine bestimmte Zahl uͤberschritten.“
Der Admiral Baudin ist gestern in Paris Der Admiral Mackau befindet sich noch in Paris. ie das Capi⸗ dole meldet, hatte er gestern eine Besprechung mit den Conseils⸗ Prasidenten und dem Marine⸗Minister. Heute Morgen hieß es, er werde noch heute am Tage eine Audienz bei dem Koͤnige er⸗ halten und unverzuͤglich abreisen. Das genannte Blatt meldet zugleich, auch Herr von Mackau habe auf der Nothwendigkeit bestanden, die Mittel der Expedition zu vermehren, und Herr
2 habe sich auch geneigt gezeigt, dieser Forderung zu will⸗ ren. — Perpignan, 10. Juli. Die erste Kolonne der Karlisten, 2400 Mann stark, ist in Perpignan angekommen. Es befindet sich bei derselben eine betraͤchtliche Anzahl Offiziere aller Grade. Alle sind im groͤßten Elende, und die Mehrzahl der Soldaten sind junge Leute von 18 — 20 Jahren. Unter den Offizieren al⸗ ler Grade nennt man unter Anderen den Schwager Cabrera's, Polo, den Befehlshaber der Diviston von Valencia, Forcadell, den Befehlshaber der Division von Aragonien, Llangostera, Co⸗ vello, Morales, Burjo, Arnaux, Chef des Generalstabes von Cabrera. Die Regierung hat sast allen mit dieser Kolonne in angekommenen Offizieren Paͤsse in das Innere ge⸗ geben.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Siz⸗ zung vom 14. Juli. (Boͤrs. H.) Nach Einbringung eini⸗ ger Pekitionen von Seiten verschiedener Pairs erhob sich in der heutigen Sitzung des Oberhauses Lord Melbourne, um, wie am Tage zuvor im Unterhause Lord John Russell, auf eine Ant⸗ worts⸗Adresse an die Koͤnigin in Betreff der Botschaft uͤber die Anordnung einer Regentschaft anzutragen. Die Adresse wurde ohne Weiteres genehmigt, und der Lord⸗Kanzler hielt darauf um Erlaubniß an zur Einbringung einer Bill, durch welche die in der Botschaft ausgedruͤckten Intentionen der Koͤnigin zur Aus⸗ fuͤhrung gebracht werden sollen. Den Inhalt derselben versprach er am 16ten d. M. mittheilen zu wollen. Nachdem die Erlaub⸗ niß zur Einbringung der Bill gegeben war, verließen die meisten Pairs das Haus, welches darauf noch einige laufende Geschafte abmachte und sich schon um 6 ½ Uhr vertagte.
Unterhaus. Sitzung vom 14. Juli. Ebenfalls eine nur kurze Sitzung hielt heute das Unterhaus. Herr Hume beantragte hier, daß eine Adresse an die Koͤnigin erlassen werde, um sie zu „ daß sie die Vorsteher des Britischen Mu⸗ seums und der National⸗Gemaͤlde⸗Galerie verankasse, dem Publi⸗ tum den Zugang zu diesen Instüuten auch am Sonntage, wie⸗ wohl erst nach dem Schlusse des Gotresdienstes, zu gestatten. Er
bestellten Hof⸗Chargen empfangen.
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kemerkte, daß die Strenge, mit welcher jetzt das Museum und die Gemäaͤlde⸗Galerie des Sonntags verschlossen gehalten wuͤrden, durchaus keinen vernuͤnstigen Grund haben koͤnne, da die Wirths⸗ haͤuser und Bier- und Branntwein⸗Schenken am Sonntage nach dem Gottesdienste geöffnet werden duͤrften, und die geringere Klasse, welche andere des Sonntags geöffnete Institute von der Art wie das Museum und die Galerie, z. B. den zoologischen Garten, nicht besuche, eine vernuͤnftige und lehrreiche Unterhal⸗ tung nicht finden koͤnne und fast wider Willen in die Wirthshaͤu⸗ ser gedraͤngt werde, die sich von Jahr zu Jahr vermehren. In allen anderen Laͤndern biete man dem Volke die Gelegenheit, sich zu belehren, nur in England nicht, und man duͤrfe sich daher auch nicht wundern, wenn Fremde dem Englischen Volke im All⸗ gemeinen Geschmack fuͤr Kunstwerke oder uͤberhaupt Sinn fuͤr geistige Genuͤsse abspraͤchen. Jedermann muüͤsse zugeben, daß Prunkenhest das National⸗Laster des Englischen Volkes sey, und das Parlament sey verpflichtet, alles Moͤgliche zur Verminderung dieses Uebels zu thun. Manches sey freilich in den letzten Jah⸗ ren geschehen, immer aber finde man noch, daß mehr betrunkene Personen am Sonntage zur Haft gebracht wuͤrden, als an ande⸗ ren Tagen der Woche. (Im vorigen Jahre sind in London im Ganzen 65,965 Personen wegen Trunkenheit verhaftet worden.) Das sey auch ganz natuͤrlich, da der geringeren Klasse außer einem Spazier⸗ gange ins Freie, zu dem oft die Gelegenheit, noch haͤufiger die Lust fehle, nichts als die Zuflucht zum Wirthshause uͤbrig bleibe. Daß uͤbrigens das Volk, wenn ihm Gelegenheit zu vernuͤnftiger Unterhaltung gegeben werde, dieselbe wohl venutze, gehe daraus hervor, daß die Zahl der Besucher des Britischen Mu⸗ seums, seitdem der Zugang zu demselben erleichtert worden, von 266,000 auf 383,000 jährlich gestiegen sey, und daß den Tower, als das Eintrittsgeld 2 Shill. gekostet, nur 10 bis 12,000 Perso⸗ nen, spaͤter aber, als es auf 1 Shill. herabgesetzt worden, 42,000, und im vorigen Jahre, wo es nur 6 Pce. betragen habe, 70,000 Personen besucht haͤtten. Dieselbe Erscheinung habe sich bei al⸗ sen derartigen Instituten gezeigt. Der Antrag wurde von Herrn Hamilton unterstuͤtzt, von Sir Robert Inglis aber bestrit⸗ ten. Er erklaͤrte es si⸗ seine Ansicht, daß die Genehmigung des Antrages den nachtheiligsten Einstuß auf Moral und Religiosttaͤt haben werde, denn sie werde das, was Herr Hume vielleicht Vorurtheil nenne, was er (Sir R. J.) aber nur als die gewis⸗ senhaften Skrupel der großen Masse des Volkes in Betreff der Heilighaltung des Sabbaths bezeichnen koͤnne, auf das unzwei⸗ deutigste verletzen. Er moͤchte wissen, in welchem Theile der goͤt⸗ lichen Gesetze die Erlaubniß ertheilt werde, die eine Haͤlfte des Sabbaths zu heiligen und die andere zu entweihen. Ueberdies vergesse Herr Hume, daß die Beamten der von ihm erwaͤhnten Institute genoͤthigt seyn wuͤrden, alle sieben Tage der Woche hindurch zu arbeiten, wenn sein Antrag durchgehe. Frage, welche zur Entscheidung vorliege, sey, ob das Haus sich dazu bereitwillig finden lassen wolle, feierlich durch eine Adresse an die Koͤnigin dieselbe um Erlaubniß zur Entheiligung des Sabbath's zu bitter. In solchem Tone sprach der Baronet noch eine Zeitlang fort und ward in seinen Behauptungen durch Herrn Goulbourn unterstuͤtzt, welcher sich dem Antrage wider⸗ setzte, weil darin der Anfang 38 dem Begehren nach Oeffnung aller oͤffentlichen Institute am Sabbath liege, und weil, wie er aus Zahlen⸗Angaben nachzuweisen suchte, die Erleichterung des Zutritts zu dem Britischen Museum keinen wohlthaͤ tigen Einftuß auf die Trunkenheits⸗Slatistik des Londo⸗ ner Poͤbeis ausgeübt habe. Lorzd John Russell wider⸗ setzte sich dem Antrage ebenfalls, eines Theils, weil, wenn man die Oeffnung des Museums am Sonntage zugebe, man bald nicht mehr werde verhindern koͤnnen, daß nicht auch die Schau⸗ spielhaͤuser am Sonntage geoͤffnet wuͤrden, und anderentheils, weil der große Zusammenfluüß von Menschen nach dem Museum wohl eher dazu beitragen wuͤrde, die in der Naͤhe desselben liegenden Schenken am Sonntage zu bevoͤlkern, als ihnen und andere ihre Kunden zu entziehen. Der Antrag wurde denn auch mit 82 gegen 44 Stimmen verworfen. Hierauf stellte Herr Mackin⸗ non den Antrag, daß es gestattet seyn solle, Indische Arbeiter (die sogenannten Hill Kuhlis) nicht nur, wie die Regierung be⸗ absichtigt, in Mauritius, sondern auch in Guiana und alle uͤbrt gen Brttischen Kolonieen einzufuͤhren. Der Antrag veronlaßte einige Debatten, die indeß zu keinem Resultat fuͤhrten, da schon gegen 8 Uhr das Haus sich wegen Mangels der beschlußfahigen Zahl der Mitglieder vertagen mußte. “
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London, 15. Juli. Gestern Nachmittag gegen 6 Uhr tra⸗ fen der Herzog und die Herzogin von Nemours in London ein. Der Hof⸗Marschall, Oberst Tavendish, suhr in einer Koͤniglichen Equipage vor Ihren Koͤniglichen Hoheiten her, und am Eingang des Buckingham⸗Palastes wurden Hochdeselben von den dazu
Um 7 Uhr statteten die he⸗ hen Gaͤste, in Begleitung des Prinzen Albrecht, der Herzogin von Kent einen Besuch ab und Abends speisten sie bei der Kö⸗ nigin. Wie es heißt, werden sich Ihre Majestät und Prinz Al⸗ brecht mit dem Herzog und der Herzogin von Nemours uͤber⸗ morgen auf fuͤnf oder sichs Tage nach Schloß Windsor begeben, wo mehrere große Feste veranstaltet werden sollen. Die Times enthaͤlt ein Schreiben des Tscherkessen⸗Haͤupt⸗ ings Hassan Bei, vom 27. Dulhedscha 1255 (19. Februar d. .), nebst einer Nachschrift vom §. Muharrem (11. März), an inen alten Freund Jakub Bei, der vermuthlich kein Anderer st, als Herr James Bell. Die Einnahme der Russischen Forts urch die Tscherkessen, die neulich schon im Parlament von Lord almerston fuͤr ziemlich unzweifelhaft erklärt wurde, wird darin, ud zwar mit Lakonischer Kuͤrze, bestaͤtigt. Am blutigsten scheint s bei Tuabs hergegangen zu seyn, wo der Kampf 7 ½ Stun⸗ Ein anderes Fort, Namens Wajah, liegt an dem Strome dieses Namens. Ein drittes, genannt Ardler, beherrscht die Thäler zwischen Anapa und Gagri, und ein viertes, Namens Abun, war von den Russen fuͤr eine Militair⸗Kolonie bestimmt. Lord Lyndhurst hat dem Oberhause eine Petition des Herrn Salomons vorgelegt, worin dieser um Aufhcbung gewisser buͤr⸗ gerlicher Hindernisse bittet, die ihm als Juden im Wege stehen. Herr Salomons hat schon mehrere buͤrgerliche Aemter bekleidet und ist unter Anderem auch Sheriff von London und Middlesex gewesen. Als er indeß im Jahre 1835 zum Alderman von Lon⸗ don gewählt wurde, erklaͤrte man seine Wahl fuͤr null und nich⸗ tig, weil er sich weigerte, die durch die Akte 9 Georg's IV. vor⸗ geschriebene Erklaͤrung zu unterzeichnen, und es ward ein Ande⸗ rer an seiner Stelle zum Alderman bestellt. Herr Salomons wandte sich an den Gerichtshof der Queen's Bench, und dieser entschied, daß er haͤtte in sein Amt eingesetzt werden sollen; es wurde aber gegen dies Urtheil appellirt, und das Schatzkammer⸗ gericht stieß es um. Nun bittet Herr Salomons das Oberhaus, daß ihm gestattet seyn moͤge, statt jener Erklaͤrung die durch die Akte 1 Victoria's, Kapitel 5, vorgeschriebene abzugeben, und Lord Lyndhurst will eine Bill einbringen, um zu beseitigen,
was er fuͤr einen Widerspruch in dem jetzt bestehenden Gesetze
Die große
haiͤlt. Es kann naͤmlich ein Jude allerdings Sheriff einer Graf⸗ schaft seyn, weil er als solcher seinen Amtseid erst sechs Monat nach dem Antritt seiner Amtsfuͤhrung zu leisten braucht und dann, wenn er ihn nicht so zu l isten im Stande ist, wie die Vorschrift es verlangt, durch die Indemuiteͤts⸗Akte geschuͤtzt wird. Fruͤher bezweifelte man zwar uͤverhaupt die Wählbarkeit eines Juden zum Sheriff⸗ Amt; vor vier oder fuͤnf Jahren aber ent⸗ schied das Parlament diese Frage bejahend. Lord Lynd⸗ hurst bezeichnet es hiernach als einen Widerspruch, daß ein Jude nicht auch Mitglied eines Gemeinde⸗Raths sollte seyn können, sey es als Stadtrath eoder als Alderman.⸗ Auch hier kann das Hinderniß des Gemeinde⸗Raths umgangen werden, wenn dieser ihn naͤmlich nicht vor seinem Amtsantritt zur Eidleistung noͤthigt; denn ist er einmal im Amte, so wird er durch die Indemnitaͤts⸗Akte darin erhalten; so sind denn in der That in Southampton und Bir⸗ mingham Juden unter den Mitgliedern der 2unizipalitäͤt. Lord
Lyndhurst’'s Bill soll diesen Widerspruch zwischen Therrie und
Praxis aufheben und den Juden nur eine solche eidliche Erklä⸗ rung vorschreiben, welche sie mit gutem Gewissen zu unterzeichnen im Stande sind. Lord Breugham und Lord Holland ertlärten, daß sie eine solche Bill von Herzen unterstutzen wollten, sie zwei⸗ felten aber sehr, ob sie sonst noch Unterstuͤtzung im Oberhause finden wuͤrde.
Im Oberhause uͤberreichte gestern Lord Stanley von Alder⸗ ley, nicht mit dem bekannten Unterhaus⸗Mitgliede gleiches Na⸗ mens zu verwechseln, eine Petition von Einwohnern der Graf⸗ schaft Chester gegen die sogenannte Weaver⸗Kirchenbill. Die Bittsteller beklagen sich daruͤber, daß durch diese Bill die Rechte des Privat⸗Eigenthums verletzt wuͤrden. Dagegen wendete aber der Bischof von London ein, daß die Bill nur den Zweck habe, einen kleinen Theil der aus der Beschiffung des Flusses Weaver entspringenden Einkuͤnste zum Bau von Kirchen fuͤr die arbeitende Klasse jener Gegend anzuweisen; es sey schrecklich, welche Unwis⸗ senheit unter dieser Klasse herrsche, und das Beduͤrfniß eines aus⸗ reichenderen Religions⸗Unterrichts mache sich dort im hoͤchsten Grade fuͤhlbar.
Herr Hume zeigte in der gestrigen Unterhaus⸗Sitzung an, daß er am 28sten d. M. um die Erlaubniß nachsuchen werde, eine Bill zur Ergaͤnzung der Parlaments⸗Reform einbringen zu duͤrfen, wodurch das Wahlrecht ausgedehnt, Schutz gegen die Einschuͤchterung gewaͤhrt und die Dauer der Parlamente abgekuͤrzt werden sollte.
Die Anzeige des General Evans in Bezug auf die Abzah⸗ lung der Sold⸗Ruͤckstande der Britisch⸗Spanischen Huüͤlfs⸗Legion hat den Marquis von Londonderry veranlaßt, im Oberhause einen Antrag auf Verfesung der in dieser Angclegenheit von dem Bri⸗ tischen Botschafttr in Madrid eingegangenen Depeschen anzukuͤn⸗ digen. Der Marquis und ein Theil der Offiziere wollen naͤmlich dem Inhalte des Evansschen Schreibens nicht recht trauen; auch fuͤrchten sie, daß die Legion bei der Art, wie ihre Forderungen befriedigt werden sollten, sehr verlteren werde, weil die Spani⸗ schen Papiere, welche als Sicherheit zu Madrid sollen deponirt vorden seyn, nicht hoͤher als 20 pCt. in Cours stehen. Viele Legionairs habe uͤbrigens ihre Certifikate schon laͤngst an Wuche⸗ rer verkauft und mitunter nur 5 pCt. dafuͤr erhalten. Nach der Bekanntmachung des General Evans sind diese Paptere jedoch um 50 bis 60 pCt. gestiegen.
Der Sohn Hieronymus Bonaparte’s ist am Sonnabend von Ostende hier eingetroffen
Sowohl in England als in Irland wird uͤber vielen Regen geklagt; doch verspricht man sich im Allgemeinen eine gute Aerndte, venn auch der Weizen noch ctwas Sonne erfordert.
In Edinburg werden große Vorbereitungen zur Grundstein⸗ legung eines Denkmals fuͤe Walter Scott getroffen, die an seinem Geburtstage, den 15. August, stattfinden soll.
Nach dem Globe ist noch keine Enrscheidung daruͤber gefaßt, ob Ihre Majestät die Koͤntgin zu Claremont, Windsor oder Buckingham ihrer Niederkunft entgegensehen solle.
In Kanada laͤßt die Duͤrre eine schlechte Aerndte erwar⸗ ten. Aus den Vereinigten Staaten lauten die Handels Be⸗ richte sehr traurig; die Banken waren gelaͤhmt und fast insolvent, und an eine vermehrte Einsuhr Britischer Manufaktur⸗Waaren war nicht zu denken. 1““
Belgten.
Bruͤssel, 15. Juli. Der König ist v Ardenne hier wieder eingetroffenn. 1
Danemark.
Kopenhagen, 16. Juli. Die Eroͤffnung der Stäande⸗ Versammlung in Roeskilde ist gestern vor sich gegangen und die Verlingsche Zeitung gab schon gestern die darin vorgelegte Bekanntmachung uͤber die Koͤnigl. Beschlußnahmne auf die Peti⸗ ltionen der vorigen Versammlung. In Deutscher Sprache laͤßt sie heute die aͤhnliche, an die Holsteinischen Staͤnde ergangene Bekanntmachung folgen. — Vorlaͤufig meldet sie auch, daß in Roeskilde auf’s neue Professor Schouw zum Staͤnde⸗Präsidenten und Etatsrath Hvidt zum Vice⸗Praͤsidenten erwaͤhlt worden. — Die vom Propst Gad in Roeskilde bei Eröffnung der Sraͤnde⸗ Versammlung uͤber I. Kor. 4, 2: „Nun sucht man nicht mehr an den Haushal ern, denn daß sie treu erfunden werden,“ ge⸗ haltene Predigt erinnerte die vom Volke Erwaͤhlten, „treu zu seyn gegen ihre Waͤhler, gegen das Vaterland und gegen Gott.“
Deutsche Bundesstaate l. Karlsruhe, 14. Juli. Se. Koͤnigliche Hoheit der Groß⸗ herzog haben den bisherigen Geschaͤftsträger am Koͤnigl. Bayeri⸗ schen Hofe, Kammerherrrn und Geheimen Legations⸗ ath, Frei⸗ herrn von Andlaw⸗Birseck, zum Minister⸗Residenten an diesem Hofe ernannt.
Heidelberg, 15. Juli. Auf der hiesigen Universttäͤt stu⸗ diren in diesem Semester: 1) Theologen 11 (9 Inlä;nder, 2 Aue⸗ länder); 2) Juristen 419 (5 Inl., 334 Ausl.); 3) Mediziner, Chirurgen und Pharmazeuten 154 (35 Inl. 119 Ausl.); 4) Ka⸗ meralisten und Mineralogen 51 (10 Inl. 11 Ausl.); 5) Philo⸗ sophen und Philologen 23 (4 Inl., 19 Ausl.); Gesammtzahl: 638 (173 JInl., 483 Ausl.)
Freiburg, 14. Juli. Die Frequenz der hiesigen Uniper⸗ sitaͤt im Sommer⸗Halbjahr 1840 ist folgende: Theologen: 81 In⸗ laͤnder, 15 Auslaͤnder; Juristen und Kameralisten: 83 Inländer, 6 Auslaͤnder; Mediziner, Chirurgen und Pharmazeuten: 671 In⸗ länder, 29 Auslaͤnder; Philosophen: 7 Inlä;nder, 8 Ausländer. Gesammt⸗Zahl 296, und zwar 238 Inlä;nder und 58 Auslaͤnder.
Kassel, 17. Juli. (Kass. Z.) In der Sitzung der Stände vom 22. Juni berichtete der Herr Abgcvrdnete Wippermann zum Finanz⸗Gesetz, daß der Ausschuͤß auf Ablehnung des Antrags pet
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zwar durch Nachgiebigkeit
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Herrn von Eschwege J., auf Verwendung von 12,000 Rthlr. fuͤr das Hof⸗Theater aus den Ersparnissen der dritten Finanz⸗Pe⸗ riode, anträgt. — Der Herr Landtags⸗Kommissar theilte mit,
salls der vorlaͤufige ablehnende Beschluß zu einem definitiven er⸗
hoben werde, wuͤrde, wie bereits angedeutet worden, der Fortbe⸗
stand des Hof⸗Theaters in Frage gestellt werden muͤssen. Bei
Einfuͤhrung jeder nur thunlichen Beschraͤnkung der Ausgaben und der nicht unbetraͤchtlichen Erhoͤhung des Eintritts⸗Preises habe man doch ein Mißverhaͤltniß zwischen Einnahme und Ausgabe nicht beseitigen koͤnnen, das bedeutende Zuschuͤsse aus der Hof⸗ Kasse (mona lich 1000 Rthlr.) erfordere, deren fernere Bestreitung dieser Kasse unmöͤglich sey. Das Eingehen des Hoftheaters wuͤrde aber, abgesehen von dem wohlthatigen Einflusse der Vuͤhne auf Volksbildung und Moralitaͤt, von ihrem Werthe zur Foͤrde⸗
rung dramatischer Kunst — der Residenzstadt ansehnliche Vor⸗
theile entziehen, indem der sehr bedeutende Kostenaufwand, wel⸗ cher die Unterhaltung des Theaters erfordere, meist hier wieder zum Verbrauch komme, außerdem auch das Theater fremde heran⸗ ziehe und zu laͤngerem Aufenthalt veranlasse. Die dermalige Fi⸗ nanzlage gestatte eine solche zum gemeinen Besten gereichende Ver⸗ wendung. Man erwarte daher von der Staͤnde Versammlung nach richtiger Wuͤrdigung dieser Momente die Zustimmung zu der Verwendung von 12,000 Athlrn. — Dem Budget⸗Ausschuß uͤberwiesen. b “ eeeee. “
Schaffhausen, 14. Juli. (Karlsr. Z.) Gestern wurde unter amtlicher Aufsicht die aͤußerst werthvolle Bibliothek des Herrn Antistes Hurter versteigert. Die werthvollsten geschicht⸗ lichen Gegenstaͤnde hat das reiche Stift Einsiedeln gekauft, den uͤbrigen Theil, meist Klassiker, Memoiren, Monographieen, hat die Bibliothek der Wasser⸗Kirche von Zuͤrich uͤbernommen, und so hat doch die Schweiz den Ruhm, um bedceutende Schätze nicht ärmer geworden zu seyn. Die nicht minder werthvolle Kupferstich⸗Sammlung ist ebenfalls Eigenthum der Schweiz ge. blieben, indem sie in das Museum nach Bern gekommen ist⸗ Zur Besetzung der erledigten Stelle hat die Geistlichkeit der Re⸗ gierung den Vorschlag gemacht, selbe oͤffentlich ausschreiben zu jassen; jedoch zweifelt man an der Willfahrung, da sich bereits einige Bewerber zur Annahme bei der kirchlichen Behoͤrde ge⸗ meldet haben. Die Bevölkerung ist auf den Ausgang sehr ge⸗
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Neapel, 2. Juli. (L. A. Z.) Auf der Eisenbahn nach Ca⸗ stellamare sind juͤngst mehrere Unfaͤlle vorgekommen, die das Ge⸗ ruͤcht bedeutend uͤbertrieben. Jedoch haben sie die Gesellschaft des Unternehmens in ziemliche Kosten gesetzt und selbst die Ver⸗ haftung eines Lokomotivfuͤhrers herbeigefuͤhrt. Wie wenig der⸗ gleichen Unfälle, die mit ein paar mehr oder minder bedeutenden
erwundungen und Quetschungen abgelaufen sind, das Publikum von der Frequenz der Eisenbahn abzuhalten vermoͤgen, geht aus dem besonders bei festlichen Gelegenheiten sich mehrenden Zu⸗ drange zu diesen Fahrten deu lich hervor.
Man hat eine Verbindung von Fälschern obrigkeitlicher und anderer Dokumente entdeckt. Die Anzahl der Verfälschungen steigt auf viele Hunderte. Viele darein verflochtene Personen sind bereits verhaftet.
Gestern ist ein umfangreiches und interessantes Koͤnigliches
Dekret in Bezug auf die Errichtung von Armenhaͤusern veroͤffent⸗
llcht worden, damit das Betteln in der Hauptstadt aufhoͤre, was auf eine schreckliche Weise zugenommen hatte. Man behauptet, der Herzog von Montebello habe großen Einfluß auf Erlassung dieses Dekrets gehabt, indem er dem Minister des Innern vor⸗ gestellt, welche Schande es sey, in einem so fruchtbaren und rei⸗ chen Land einen so großen Mißbrauch zu dulden.
Rom, 9. Juli. (A. Z.) Wir erhalten heute uͤber den Ge⸗ sundheits⸗Zustand des Papstes aus sicherer Quelle die erfreuliche Nachricht, daß er sich bedeutend besser befindet, und vorgestern Nachmittag eine Ausfahrt gemacht hat. Es sind in diesen Ta⸗ gen mehrere Herren des diplomatischen Corps von ihm empfan⸗ gen worden, so auch ward der hier vor kurzem eingetroffene Vis⸗ conde de Carreira, Geschaͤftstraͤger der Koͤnigin von Portugal, bei ihm durch den Ritter de Migzeis eingefuͤhrt. Es ist nun be⸗ stimmt, daß der Papst naͤchste Woche nach Castel Gandolfo ziehen wird, wo er sich auf Anrathen der Aerzte vorerst allen Geschaͤf⸗ ten entztehen wird. — Man sagt, der Botschafter Dom Mi⸗ guels, D. Antonio de Almeido ortugal, Marquis de Lavradio, werde Rom verlassen und nach Nerrngan reisen.
Man vernimmt, daß die sterblichen Ueberreste des Fuͤrsten Tanino nach Corneto gebracht werden sollen, wo bereits die irdi⸗ schen Ueberreste der Madame Latitia nnd des Kardinals Fesch fuͤr so lange beigesetzt sind, bis die Familie die Ermaͤchtigung er⸗ häͤlt, sie, dem letzten Willen der Hingeschiedenen gemaͤß, nach Ajaccio bringen zu lassen.
Rom, 9. Juli. Das Diario di Roma bezeichnet in sei⸗ ner „Notizie del Giorno“ die von der Gazette de France ge⸗ gebene Nachricht, daß der Papst zwei beruͤhmte Antiken, den „Laokoon“ und den „Apoll von Belvedere“ an den Kaiser von
Rußland fuͤr neun Milli 5 . erkauf! s ei leere Erdichtung. illionen Franken verkauft habe, als eine
Spanien.
Madrid, 7. Juli Die Regier — I .7, ½. Juli. egierung beobachtet mit der Leeis. h'csameen de Bewegungen gewisser Personen, die seit Sges, ses bäaseh . In naͤchtliche Versammlungen halten. Es e Schatz anhb reif bsicht, die Bank von San Fernando und 8 8.* 8. en, waͤhrend andererseits behauptet wird, es 2 umar aatsstreich im Werke, um die Constutition von 1837 1 e 208 Koͤnigliche Statut wiederherzustellen.
- er Sritische Botschafter, Herr Aston, hat den Befehl er⸗ 86 ten, sich nach Barcelona zur Koͤnigin zu begeben, sobald er he, ges der Franzoͤsische Votschafter dorthin gehe. 8 bai er B2Ian v, meldet in seinen Depeschen g An fa Junt, 6 die Karlisten unter Beso geschlagen und
8. 8- — 8 est 9 . F 9 e der Organisirung von zwei äce 2.. Tö.- gelangen und ebenfalls erschossen worden. D vanse erds am 27. Juli 30 Soldaten der Koͤnigin vo I.r Kbw zriffen und nachdem sie, auf das Versprechen, ihme das Lebe zu schenken, die Waffen niedergelegt hautenn, ihnen das Leben gehauen. tten, sämmtlich nieder⸗ Das Eco del Commereio meldet, daß
des „Huracan“ wegen zweier Artikel in sein der Herausgeber
richt gestellt, von der Jury aber freigesprochen Blatte vor Ge⸗
worden sey.
Barcelona, 5. Juli. Es herrscht hi⸗ Juli. ier die groͤßte Ord s sich hegeas tig an 50,000 Fremde aus
in 300 Karlisten ange⸗
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Balearischen Inseln, den vornehmsten Städten Cataloniens und Italien hier befinden. Heute Abend wird dem Palaste der Köͤ⸗ nigin gegenuͤber ein prachtvolles Feuerwerk, das Auffliegen einer Festung darstellend, abꝛebrannt werden. Die Koͤnigin faͤhrt mit ihren Toͤchtern haͤufig in einem offenen, von Mauleseln gezogenen Wagen durch die Straßen. Die Brigade der Koͤniglichen Garde, welche die Koͤnigin begleitet, erregt durch ihre glinzende Uniform die Bewunderung der Bewohner Barcelona's. Es heißt, die Kö⸗ nigin werde bis Ende September hier bleiben.
Portugal.
Lissabon, 6. Juli. (Morn. Chron.) Das Ausscheiden des Grafen von Villareal hat noch keine weiter: Veraͤnderungen im Ka⸗ binet zur Folge gehabt, auch haben die mit einigen Fuͤhrern der ultrachartistischen Partei angeknuͤpften Unterhandlungen zu keinem Resultate gefuͤhrt. (Es wird daher nothwendig eine Erprobung der Staͤrke zwischen den Ministeriellen und den Ultrachartisten, unterstuͤtzt von den wenigen Septembristen, in der Kammer statt⸗ finden. In einer am Montag gehaltenen Privat⸗Versammlun haben 48 Deputirte beschlossen, bei den Debatten uͤber die Adresse das Ministerium zu unterstuͤtzen, und man glaubt, es werde, wenn es zu einer besonderen Abstimmung uͤber seine allgemeine Politik kommt, eine Majoritaͤt fuͤr sich haben. Bet anderen, z. B. bei den sinanziellen Fragen duͤrfte dies wohl nicht der Fall seyn auch zweifelt man, daß das Ministerium, so wie es jetzt zusam⸗ mengesetzt ist, sich noch lange werde halten koͤnnen. Das Porte⸗ feuille der auswaͤrtigen Angelegenheiten ist dem Grafen von La⸗ vradio angeboten worden, er hat sich jedoch geweigert, in das jetzige Kaèëinet einzutreten,
Die Minister hatten Lich getaͤuscht, als sie glaubten, die Ent⸗ lassung des Grafen von Villareal nach seinem Angriffe gegen Herrn Seabra, werde die Freunde des Letzteren zufriedenstellen und bewegen, die auswaͤrtige Politik des Kabinets nicht anzu⸗ greifen, denn der Fuͤhrer der Ultrachartisten, Herr J. A. de b Kagalhaes, griff am Dienstag die auswaͤrtige und am Mitt⸗ woch die innere Politik der Minister aufs heftigste an. Nach⸗ dem die Adresse verlesen worden, beschloß die Kammer auf den Antrag des Herrn Arila, daß nur eine Debatte uͤber die Adresse im Ganzen stattfinden, und nicht jede Klausel einzeln eroͤrtert werden solle. Herr Garret beantragte indeß, als ein Amende⸗ ment zu diesem Antrage, daß nach beendigter Diskussion uͤber jede Klausel einzeln abgestimmt werden solle; dies wurde genehmigt. Fuͤr das Ministerium haben bis jetzt gesprochen die Herren Mascaranhas, A. Albano, L. J. Monitz und Affonseca, nebst den Ministern des Krieges und der Justiz, gegen dasselbe die Herren J. A. de Magalhaes, Mareca, Brandao, J. A. de Cam⸗ pos und Sa de Nogueira. Die meisten der Ersteren tadelten die Britische Regierung mehr oder weniger, schilderten die For⸗ derungen derselben als uüͤbertrieben, ihr Benehmen als unterdruͤk⸗
kend und meinten, daß nur die Schwaͤche Portugals England
abgehalten habe, einen Krieg zu beginnen. Die bLetzteren, na⸗ mentlich Herr Magalhaes warfen dem Ministerium Unvorsichtig⸗ keit und Nachlässigkeit vor. Erstsieben Monate, nachdem der Koͤnig der Niederlande die Koͤnigin anerkannt, sey ein Gesandter nach dem Haag geschicke worden. Der neue Gesandte fuͤr Brasilien sey, zum groͤßten Nachtheil fuͤr Portugal, sechs Monate in Lissabon zuruͤckgehalten worden und werde nun nicht zeitig genug ankommen, um noch waͤhrend der gegenwaͤrtigen Session der legislativen Versammlung in Rio Janeiro etwas Unternehmen zu koͤnnen. In Bezug auf Rom und Frankreich haͤtten die Mimister sich einer ä nlichen Nachlaͤssigkeit schuldig gemacht. Die Minister des Krieges und der Justiz bekaͤmpften die e Besch uldigungen. err Affonfeca, der in Brasilien gewesen ist, bestritt es, daß ’ irgend etwas haͤtte bewirken koͤnnen, wenn er sechs Monate sruͤher waͤre abgesandt worden. In Brasilien sey man so aufgebracht gegen Portugal, daß er sich uͤberzeugt halte, es werde kein neuer Ver⸗ treg zu Stande kommen.
Es sind Vorschlaͤge zu einer neuen Anleihe von 400 Contos gemacht worden, wovon ½ in baarem Gelde und die uͤbrigen % in Papieren verschiedener Art gezahlt werden sollen.
Die Uebereinkunft mit Spanien wegen der Beschiffung des
Duero ist endlich den Cortes vorgelegt worden; man zweifelt in⸗ deß sehr daran, daß sie zur Ausfuͤhrung kommen wird, da zu viele Privat⸗Interessen dabei betheiligt sind. Die Angelegenheit wird wahrscheinlich bis zur Beendigung des Buͤrgerkrieges in Spanien bleiben, wie sie jetzt ist. Man fuͤrchtet, daß Spanien auf Kosten Portugals dadurch gewinnen werde, obgleich die Ein⸗ fuhr von Wein und Oel aus Spanien auf diesem Wege speziell in der Convention verboten ist und von anderen Orten her in Porto dafuͤr der volle Zoll erlegt werden muͤßte. „Der „Nacional“, welcher seine Freunde aufgefordert hatte, ihn zu unterstuͤtzen, zeigt jetzt an, daß die Herren Sa da Ban⸗ deira, Sabrosa, Passos, V. de Castro, Medosi, Sanchez und mehrere Andere dieser Aufforderung Folge geleistet haͤtten, und daß er nun in groͤßerem Format erscheinen werde. Er theilt zugleich eine Art von Programm mit, welches jedoch so undeutlich abgefaßt ist, daß es fuͤr alle Parteien paßt. Einige Ultra⸗Septembristen, nämlich die Herken Jose Estevao, der Ex⸗ Deputirte Alberto Carlos und A. de Vasconcelhos haben so eben angefangen, ein woͤchentliches Blatt, die „September⸗Revolution“, herauszugeben, das indeß bis jetzt keinen gioßen Erfolg hat.
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Belgrad, 5. Juli. Aus Bucharest wird unterm 27sten .M. geschrieben, daß die Veraͤnderungen im Divan zu Kon⸗ antinopel und die neueren Vorfaͤlle in Serbien den Fuͤrsten Kilosch bestimmt zu haben scheinen, auf die beschlossene Reise ach Wien ꝛc. wieder zu verzichten und als aufmerksamer Beob⸗ chter der weiteren Ereignisse in Serbien, vorerst in der Walla⸗ ei, auf den eventuellen Fall zu bleiben, saß er als Vermittler und Friedensstifter berufen und vielleicht Resfalls selbst von der berherrlichen und Schutzmacht angeganget werden koͤnnte, da
der Ruf nach ihm durch ganz Serbien imner lauter wiederhallt. Andere wollen behaupten, Fuͤrst Milosch wolle die Reise nur darum nicht antreten, weil er besorge, man werde ihm, wenn er
einmal das Wallachische Gebiet uͤberschrittet, die
verwehren. 1“ 6
Aegypten.
Alexrandrien, 19. Juni. (Oest. B) Der Ausstand in
Syrien greift immer weiter um sich, und ale bisher dagegen an⸗ gewendeten Mittel sind fruchtlos geblieben. Bantasfar Gebirgs⸗ vöͤlker von Gaza bis Haleb sollen in Aufrihr begriffen, Beirut und Tripoli von den Insurgenten hart besraͤngt, nach einigen, jedoch nicht verbuͤrgten Geruͤchten selbst zesetzt und Soliman Pascha in ihre Haͤnde gefallen seyn. Mesmed Ali widerspricht war aufs Bestimmteste diesen Geruͤchten; nur die Maroniten .82 im Zustande des Aufruhrs, diese sollet nur 4000 Gewehre besitzen, Drusen und Naplusier seyen bereit, gegen sie auszugziehen,
und Soliman Pascha befinde sich mit fuͤnf Regimentern Infan⸗
terie und einem Kavallerie⸗Regiment zwischen Satda und Beirut. Nichtsdestoweniger sieht man aus den Anstalten, welche Mehmed Ali trifft, um den Aufstand zu uͤberwaͤltigen, daß er die Sache als sehr erust⸗ haft betrachtet, ja man glaubt sogar, daß hierin, und nicht in
Chosrew Pascha's Entfernung vom Groß⸗Wesirate, der Grund seiner neuesten Antraͤge an die Pforte, hinsichtlich der Ruͤcksen⸗
dung der Großherrlichen Flotte, zu suchen seyn duͤrste. — Zwei 8
Lmienschiffe, funfzehn Fregatten und Kocrvetten, mit 10— 12,000 Mann Landungs⸗Truppen am Bord, haben Befehl erhal en, un⸗ verzuüͤglich nach der Syrischen Kuͤste abzusegeln. Die beiden Linienschiffe, vier Fregatten und eine Korveite haben bereits gestern Morgen diesen Hafen verlassen; die uͤbrigen sollen im Laufe des heutigen Tages folgen. — Manche zweifeln, ob es selbst mit diesen Mittein den Aegyptern gelingen wird, einen Aufstand zu daͤmpfen, der diesmal weit ausgebreiteter und hartnaͤckiger zu seyn scheint, als je zuvor, da die Bewohner der Provinzen, in wel⸗
chen er seinen Ursprung und Hauptsitz hat, im hoͤchsten Grade 8
erbittert gegen die tyrannis
che Herrschaft sind, die auf ihnen la⸗
stet. In der That sind die Berichte uͤber den Zustand jener Pro⸗ vinzen so schauderhaft, daß Niemanden der Ausbruch der derma-⸗
ligen Insurrection unerwartet erschienen ist.
In einem dieser Berichte heißt es: 2
„Der Emir Beschir (Fuͤrst der Drusen) bit⸗
tet um Erleichterung fuͤr das durch Steuern, Frohndienste, Na⸗
tural⸗Lieferungen und Fiskalitaͤten aller Art erdruͤckte Volk; diese 1 Biete wird aber fuͤr Schwaͤche angesehen, und anstatt dem Freunde
zu gewaͤhren, was er billig fordert, schickt man Arnauten und
Beduinen auf Execution ins Land, welche Fruchtbaͤume umhauen,
Seidenzucht⸗Huͤtten niederreißen, die Saaten anzuͤnden und Al⸗
les, was waffenfaͤhig ist, auf brutale Weise fortschleppen. Man koͤnnte der Uebertreibung geziehen werden, wenn man Beispiele einzelner Graͤuelscenen dieser Art anfuͤhren wollte. Die weiten Ebenen Coelesyriens, die Thaͤler von Pekka und Esdrac⸗ lon sind schon laͤngst ohne Haͤnde, um sie anzubauen. Menschen lund Vieh sind weggetrieben, und die Gehoͤfte stehen leer. Nun⸗ mehr wurden auch die friedlichen Wohnungen der Maroniten mit demselben Schicksale bedroht. Man forderte Ruͤckstaͤnde, die be⸗ reits nachgesehen und abgeschrieben worden waren, und auf die
Weigerung, diesem Ansinmnen zu willfahren, will man zur Ent⸗
waffnung der Einwohner schreiten. Hierauf erfolgt harinäckiger Widerstand von Seiten der Maroniten, und gewohnte Haͤrte von
Seiten der Aeg ptischen Regierung. Dies ist der Ursprung des
Maroniten⸗Aufstandes, demn sich bald die uͤbrigen Senne. ner anschlossen, und der heute zu einer Ausdehnung gediehen i
„
der dem Vice⸗Koͤnig mit Recht die groͤßten Besorgnisse einflöͤßt.“ 8
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
Im Kongreß hatte unlaͤngst ein Mitglied einem anderen eine Ohrfeige gegeben; die Sache kam vor Gericht, und dieses hat den Thaͤter zu 50 Dollars Strafe verurtheilt, was man jetzt als die kuͤnftige Straftaxe fuͤr eine im Kongreß ausgetheilte Ohrfeige betrachtet.
Das Steigen des Missisippi, welches die Einwohner der Staͤdte und Laͤndereien an seinen Ufern mit großer Besorgniß erfuͤllte, hat wieder nachgelassen.
Die Baumwollen⸗Aerndte ist dieses Jahr im Ganzen äͤußerst reichlich, verkauft sich aber schlecht, und den Pflanzern bleibt kein Ueberschuß zur Bezahlung ihrer Schulden. Die Banken im Suͤden und Westen koͤnnen ihre bedeutenden Guthaben nicht ein⸗ treiben und versinken daher täͤglich mehr in Insolvenz. In New⸗York und Philadelphia ist Geid in Ueberfluß und
gegen gute Sicherheit selbst unter dem gewoͤhnlichen Zinsfuß
zu haben.
Montevideo, 14. Mai. (Times.) Der surchtbare Zu⸗ stand von Buenos⸗Ayres, was das Schreckenssystem seiner Re⸗ gierung betrifft, geht uͤber alle Beschreibung. Wenn einer der ungluͤcklichen Bewohner demselben zu entfliehen sucht, so ist er der haͤrtesten Behandlung unterworfen, und Niemand darf die Stadt verlassen. So eben hat ein trauriges Ereigniß stattgefun⸗ den. Fuͤnf Personen hatten beschlossen, Buenos⸗Ayres zu ver⸗ lassen, und deshalb ein Wallfischboot gemiethet, auf dem sie ent⸗ fliehen wollten. Spaͤt am Abend hoͤrte der Britische Gesandte, Herr Mandcville, welcher Gesellschaft bei sich hatte, ein fuͤrchter⸗ liches Geschrei, worauf einer der Gaͤste sogleich aus dem Hause eilte, um zu sehen, was es gebe, aber der Finsterniß wegen nichts unterscheiden konnte, als einen Haufen Menschen, aus dem das Geschrei ertoͤnte. Spaͤter erfuhr man, daß die Absicht jener fuͤnf Personen verrathen war, und daß sie von der Polizei verhaftet wurden. Als sie nämlich in das Boot steigen wollten, befand sich ein Ofsizier darin, es wurden einige Schuͤsse gewechselt und die Ungluͤcklichen, von den Solda⸗ ten überwaͤltigt, ohne Gnade niedergemacht. Die Leichen wur⸗ den auf einem Karren nach dem Polizei⸗Amte gebracht, und da man an zwei Koͤrpern noch Lebenszeichen bemerkte, so sprang der Offizier auf den Karren und stieß ein Messer in die Herzen der⸗ selben. Die Ermordeten gehoͤren angesehenen Familien an und wollten sich nur nach einem ruhigen Ort begeben; aber der Ty⸗ rann duldet es nicht, daß Jemand die Stadt verlaͤßt, und es N den Britischen Kriegsschiffen nicht mehr gestattet, die politischen Fluͤchtlinge v. seitdem der Britische Gesandte der Sache des Generals Rosas sich so eifrig angenommen hat.
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Potsdam, 19. Juli. Die fromme Gedächtmnißfeier Ihrer Majestaͤt, der verewigten Koͤnigin Louise, erhielt durch die damit verbundene, im ganzen Vaterlande stattgefundene Gedaͤchtniß⸗ feier Sr. Majestaͤt unsers nun in Gott ruhenden Koͤnigs, eine verstaͤrkte Bedeutung, und stimmte alle Herzen zur erhoͤheten Andacht. Nach geendigter Predigt erfolgte die Trauung nach⸗ stehender sechs unbemittelten tugendhaften Brautpaare;
1) Johann Wilhelm Siedel, Unteroffizier im Regiment e; du Corps — mit Jungfrau Dorothea Caroline Haß;
2) Carl August Ulrich, Schuhmachergesell — mit Jungfrau Caroline Friederike Wilhelmine Koth;
3) Michael Friederizeck, Unteroffizier im lsten Garde⸗Re⸗ giment zu Fuß — mit Jungfrau Johanne Valentin;
0 Gottlieb Eisenblaͤtter, Unteroffizier im Isten Garde⸗ ee zu Fuß — mit Jungfrau Wilhelmine Henriette
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5) Karl Friedrich Havelan d, Klempnergesell — mit Jung⸗ frau Marie Kurz; .
6) Johann Karl Steffenhagen, halbinvalider Garde du Corps der Halbinvaliden⸗Section des Regiments Garde du Eorps — mit Jungfrau Charlotre Friederike Giesch.
Nach beigebrachten Zeugnissen glaubhafter Herschaben 4 Vorgesetzten haben genannte Jungfrauen, durch eine — und treue Dienstzeit, Sittenreinheit, Krankenpstege und un
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