1840 / 229 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Herzogs von Wellington und des Lord Hill, eine Musterung F Artillerie und des ebendaselbst stehenden Jaäͤger⸗Corps „e9ePnn Albrecht wird am 28sten d. M. das Ehrenbuͤrgerrecht der Stadt London entgegennehmen und bei dieser Gelegenheit einem vom Lord⸗Mayor zu veranstaltenden Diner beiwohnen. Der Liverpool Standard meldet, daß die Kaufleute die⸗ ser großen Handelsstadt in Masse eine Adresse an die Koͤnigin unterzeichneten, worin sie verlangten, daß die Regterung alle ihre Anstrengungen aufbieten möoͤge, um die friedlichen Verhältnisse mit Frankreich aufrecht zu erhalten, da bei einem Kriege gegen dieses Land bloß Rußland gewinnen konne, England aber und Frankreich beide unendlich viel verlieren wuͤrden. 8—

Die Morning Chroniele weist nach, daß bei einem Krieg mit Frankreich der Franzoͤsische Handel bei Weitem mehr Ein⸗ buße leiden muͤsse als der Englische, indem die Franzoͤsische Aus⸗ fuhr nach England uͤber das Doppelte mehr betrage, als die Enq⸗ lische nach Frankreich; naͤmlich nach Mac Culloch's Handels Lexi⸗ kon belief sich jene im Jahre 1838. auf 2,808, 256 Pfd. fuͤr Waa⸗ ren und Fabrikate und auf ¹,000,000 Fr. fuͤr Wein, diese im Ganzen nur auf 1,280,667 Pfd. Frankreich wuͤrde seinen Haupt⸗ markt fuͤr die Seidenwaaren von Lyon und die Weine und Branntweine von Bordeaux verlieren, England nur einen Markt fuͤr einen Theil seines Baumwollengarns und seiner Irländischen Linnen. Außerdem meint die Chronicle, wuͤrde England auch den Vortheil haben, die Franzoͤsische Handels⸗Marine durch seine Kreuzer zerstoͤren zu köͤnnen.

Der Courier ruͤgt das ewig wieder aufgewaͤrmte revolu⸗ tionatre Gewaͤsch der Franzoͤsischen Bläͤtter uͤber die Verträͤge von 1815, die Rheingraͤnze und die heilige Allianz, mit dem Bemer⸗ sen, daß man diese Aeußerungen des Nationalgefühls nicht zu sehr verachten duͤrfe, indem die Mittelklassen in Frankreich leider sast eben so sehr von ehrgeizigem Wahn besessen waͤren, als der cigentliche Poͤbel. Dagegen erklaͤrt er fuͤr bloßes Boͤörsengeruͤcht, was ein Pariser Korresvondent der Morning Post berichtet, daß an die Franzoͤsische Flotte in der Levante der Befehl ergan⸗ gen sey, eine erwanige Blokade Alexandriens nicht anzuerkennen und noͤthigenfalls Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Er rechnet auf Ludwig Philipp's Klugheit, die ihm schwerlich einen solchen Schritt erlauben wuͤrde, der einer Kriegs⸗Erklaͤrung fast gleich kaͤme.

In einem Briefe aus Paris, welchen der Globe mittheilt, wird Verwunderung daruͤber ausgesprochen, daß sich der Gene⸗ ral Montholon unter seinen jetzigen Umstaͤnden dem tollen Unter⸗ nehmen Louis Napoleon's habe anschließen koͤnnen. Der Gene⸗ ral, ein Schwiegersohn des vor kurzem verstorbenen Marquis von Sémonville, hatte fruͤher durch Ungluͤckliche Speculationen sein ganzes Vermögen eingebuͤßt und war bankerott geworden, neuerdings aber hatte ihn der Tod seines Schwiegervaters in den Stand gesetzt, nicht nur wieder eine seinen fruͤheren Verhältnis⸗ sen angemessene Lebensweise zu fuͤhren, sondern auch seine Schulden zu bezahlen, welche auf beinahe 80,000 Pfd. angegeben werden. Dem⸗ zufolge war sein Bankeratt fuͤr aufgehoben und erfuͤr rehabitirt erklaͤrt worden, eine Sache, auf welche man in Frankreich besonders großes Gewicht legt. Ueberdies war ihm, da sein Schwiegervater ihn adoptirt hatte, nach dessen Tode der Titel eines Marquis von Sömonville zugefallen, und der neue Adelsbrief soll, wie behaup⸗ tet wird, gerade an dem Tage seiner Verhastung zu Boulogne in Paris ausgefertigt worden seyn. Der General ist mit nicht weniger als sieben Pairs durch Verwandtschaft verbunden. Alle diese Umstaände trugen dazu bei, daß man nicht glaubte, er werde an dem Unternehmen Louis Napoleon's wirklich Theil nehmen, wiewohl man seinen blinden Enthustasmus fuͤr den bloßen Na⸗ men Napoleon kannte und wußte, daß er mit dem Abenteurer in enger Verbindung stand, weshalb ihm auch die Fahrt nach Sr. Helena auf der Fregatte „Belle Poule“ von der Franzoͤsi⸗ schen Regierung abgeschlagen wurde.

Der mmisterielle Globe macht auf die zahlreichen Petitio⸗ nen aufmerksam, welche aus allen bedeutenden Handels⸗Städten des Landes, insbesondere aus Manchester, London, Leeds, Liverpool und Bristol schon am Ende des vorigen Jahres bei der Regierung cingegangen sind und unter vollständiger Billigung der ministe⸗

Polnik in dieser Angelegenheit, energische Maßregeln ge⸗

die TChinesische Regicrung wünschen. Alsdann berichtet die⸗

daß Lord Palmerston sich im Oktober v. J. an das ite der Ostindtsch⸗Chinesischen Association in London gewendet diescihe um Mitcheitung ihrer Ansichten uͤber den Stand

des Britischen Handels mit China und uͤber die zu befolgenden Maßregeln ersucht habe. Aus dem in Folge davon dem Mini⸗ ster der auswartigen Angelegenheiten überreichten Gutachten, das auf der genauesten, schon seit dem Beginne des vorigen Jahres angestellten Untersuchung beruht, giebt dasselbe Blatt mehrere ge. Das Comite erklärt die mit dem Opium⸗Handel beschaͤf⸗ ragten Kauflcute von allem Tadel in Bezug auf denselben frei, da das Britische Parlament diesen Handel anerkannt und die Chinesischen Bcehörden ihn nicht nur stillschweigend geduldet, sondern selbst an dem Gewinn, den er abwirft, Theil auch zu verstehen gegeden hätten, daß sie zufriedengeste en, wenn nur die ve q der Ba: vcben. Durch staristische wird sodann nachgewiesen, daß es die Ausfuhr von

Süter aus China gewesen, welche das Verbot des Opiumhan⸗ dels hervergerufen hasc. Was den jetzigen Zustand der Dinge bemifft, so erklan das Comue, daß man nur zwischen zwei Din⸗ gen zu waͤhlen habc, um emn Behandlung der Englischen kom⸗ merziellen Interesen im Tamam m der Art zu crlangen, wie sie früͤher die Ostindische Cocpageue darch Nachgichigkert zu behaup⸗ ten gewußt, begünstigt durch bem Uastand, daß sie die ganze Lettung in ihrer Hand vereimegte, wäühhrend jetzt, nach Aufͤedung des Monopols der Compagnte, jeder eiazeime Taufmann für seine aderen Interessen zu sorgen hat beiden von dem Co⸗ mite aagedeureten Wege bestehen in Unterwerfung unter die Ge⸗ bom der Chinesen oder in dem Verlangen bestimmter Zugestaͤnd⸗ epermiteist energischer Maßregeln. Das Comite empfiehlt und schlaͤgt folgende Bedingungen vor, wobet der

das diese Vorschlaͤge den Umriß der dem Bro⸗

ertheilten Instrucuonen ausmachten und daß,

wie wahrscheiglich, augenommen wuüͤrden, kein

kansaden olle. Der Regierung wird anheimgestellt, fuͤr

a23 des Ober⸗ Intendanten Genugthuung und fuͤr

mrgasansamenz Ortum Enrschädigung zu fordern, und es wird

nag bemerkt, baß, um Achtung bei den Chinesen zu erlangen,

mam es r Beschimptungen bei ihnen nicht leicht nehmen bas Gumrachten des Comite's fort:

1 Beirzcbang tes Handels würde es sehr wün⸗

zen Hancets-Trattat mn China zu erlangen, durch

a in Canton nicht nur, sondern

Hisen, wa Amep, Fuh⸗tschu⸗ fu,

Kvana tschau, welche zwischen dem

er Etiben⸗ 7,18, Thee⸗

nv bLer Hauptse zehr nach Brittschen en⸗Waa-

920.

und in Canton mit den Chinesen im Allgemeinen gepflogen werden fans wenn aber der Handel auf gewisse Hong⸗Kaufleute beschränkt werden soll, was wir aufs lebhafteste depreziren, so muß die Regierung für die Zahlungsfähigkeit der von ihr gewählten Individuen 88 leisten. 5) Britische Unterthanen, welche in China Handel treiben, dür. fen von der Regierung oder deren Beamten nicht als Untergebene be⸗ bandelt werden, sondern es muß ihnen vollkommen freistehen, Europät⸗ sche Gebräuche in ihren socialen und bänslichen Bezichungen zu üben, Waarenlager zu besitzen, ihre Weiber und Kinder bei sich zu baben, und unter den Chinesischen Gesetzen frei von Beleidiaung und Unterdrücktung zu leben. 4) Ein ell⸗Tarif sfür die „Aus⸗ und Einfuhr muß von der Britischen und Chinesischen Regierung ge⸗ meinschaftlich festgesetzt und keine Veränderung in demfelden ehne ge⸗ genseitige Zustimmung vorgenommen werden. 5) Dem Rerräͤsentamten der Königin, als Ober⸗Intendanten des Handels, muß direkte Cemmu⸗ nication mit dem Kaiser und seinen Ministern, so wie mit den Lokal⸗ Behörden gestattet seyn; auch muß es 3erem. in Peling oder in irgend einem Hafen zum Schutze der Briti chen Amteraghanen und zur Regulirung des Handels zu residiren. 6) Im Falle die Chinesischen Gesetze verletzt werden, muß die Bestrafung sich auf denjenigen, der das Vergehen begangen hat, beschränken, und Britische Umerthanen dürsen nicht als gegenseitig verantwortlich betrachtet werden für ihre Handlun⸗ gen, sondern jeder nur für seine eigenen Thaten „so daß der Unschul⸗ dige nicht mit dem Schuldigen verwechselt wird. 7) Falls die Cbinesen sich weigern sollten, ihre Häfen im Allgemeincu zu öffnen, so muß die Lb⸗ tretung ciner Insel, auf welcher eine Pritische Faktorei errichtet wer⸗ den kann, durch Kauf eder auf andere Weise erlangt werden. 1

Die Nachricht, daß Lord Falkland zum Lord⸗Ober⸗Commis⸗

sair der Jonischen Inseln ernannt sey, war voreilig. Ministerielle Blaͤtter melden spaͤter, daß ihm die Stelle eines Gouverneurs von Neu⸗Schottland bestimmt sey, dessen jetziger Gouverneur, Sir Colin Campbell, nach Ceylon versetzt wird, wo Herr Alexan⸗ der Mackenzie seine Entlassung eingereicht hat. Ob die Nach⸗ richt von der Entlassung des Sir Howard Douglas als Ober⸗ Commissairs der Jonischen Inseln wahr ist oder nicht, daruüber geben die Blatter keine weitere Auskunft. Gestern fruͤh fand das Leichenbegängniß des Grafen von Durham in Begleitung einer großen Menge angesehener Perso⸗ nen statt. Den Gottesdienst verrichtete sein Schwager, John Grey, Sohn des Grafen dieses Namens. Der junge Graf von Durham ist kaum acht Jahre alt.

Lord Francis Egerton, dem man Theilnahme an dem Sy rischen Aufstande Schuld gegeben, ist von Athen in Marseille ein etroffen. 3 Uhre Privatbriefen aus Lissabon sollen die Mitglieder der Koͤnigl. Familie von Portugal in London Vollmacht ertheilt ha⸗ ben, die ersten Rimessen der Brasilianischen Regierung, zum Be⸗ lauf von 250,000 Pfd., die in England erwartet werden, mit Beschlag zu belegen, indem die Anleihe von 1836 unter Garan⸗

Ruͤckstaͤnde in Portugal betragen uͤber 9500 Contos, und man weifelt sehr, daß sie jemals eingehen wuͤrden. An der hiesigen oͤrse sind die Portugiesischen Fonds ganz unerwartet gestiegen, und zwar, wie der Boͤrsenbericht des Courier behauptet, weil der Portugiesische Gesandte eine Menge von Obligationen mit einem Verluste von fast 100 pCt. fuͤr die Glaͤubiger, naͤmlich mit Einrechnung der ruͤckständigen Dividenden, und zwar mit dem Gelde aufgekauft-hat, welches fuͤr jene Dividenden hat entrichtet werden sollen. 1 Del neuesten Berichte aus Jamaika sind vom 30. Juni und lauten sehr unguͤnstig uͤber den Zustand der Aerndte. We⸗ gen der Unruhen zu Falmouth waren 9 Personen, saͤmmtlich Bap⸗ tisten, darunter 3 Frauenzimmer, in Anklagestand versetzt, der Baptisten⸗Prediger Ward dagegen entlassen und sein Schwager Robertson bloß zu einer Buͤrgschaft angehalten worden. Dieses Urtheil wird sehr scharf geruͤgt, da die eigentlich Raͤdelsfuͤhrer am leichtesten weggekommen sind. 8

Niederland

Aus dem Haag, 12. Aug. Heute hat eine Deputation der Generalstaaten den Vorsitzer der ersten Kammer, Herrn von Gennepp, an der Spitze, dem Koͤnige folgende Antworts⸗Adresse auf die Thron⸗Rede uͤüberreicht:

„Sire! Es gereicht uns Allen, die wir zu dieser außerordentlichen und feierlichen Versammlung der Generalstaaten berufen sind, zur leb⸗ haftesten Freude, uns um Ew. Majestät haben versammeln zu dürfen und Allerböchstdieselben in Person unsere Sessien eröffnen gesehen zu haben. Zusammengetreten, um über Veränderungen und Zusätze zu dem Grundgesetze zu herathen, welche die Umstände oder die Erfahrung als nothwendig haben erscheinen lassen, fühlen wir ganz das Gewicht dieser bedeutsamen Aufgabe. Das Grundgesetz ist der Grundanker von Niederlands Freiheit und Volksglück. Jede Veränderung in demselben sicht mit unseren höchsten Interessen in einer unzertrennlichen Verbin⸗ dung. Weislich ist daher von dem Grundgesetze selbst die Weise an⸗ gegeben, in welcher Veränderungen und Zusätze sollen bewerlstelligt werden können. Bereits ist die gesetzgebende Maͤcht, in Gemäͤßheit der bestehenden Vorschriften, zu diesem Ende wirksam gewesen. Ihr Werk zu untersuchen, es mit Gewissenhaftigkeit zu erwägen, und dadurch mit⸗ zuwirken zur Förderung des Heils des theueren Vaterlandes, muß jetzt das Ziel ünserer eifrigsten Bestrebungen seyn. Unser ganzes Bemühen soll, im Verein mit Ew. Majestät und in der Hoffnung des göttlichen Segens, dahin gerichtet seyn, diese außerordentliche Session jenem Zwecke dienstbar zu machen.“

Die an die Sectionen verwiesenen Antraͤge wegen Aende⸗ rung des Reglements sollen in denselben 12 stand finden. Die beantragten Modificationen ) im Wesentlichen dahin, daß die Praͤsidenten der einze nen 86 tionen keine besonderen Protokolle aufnehmen, sondern sich na 8 Beendigung der Berathungen der Sectionen zu einer B-Sgg Sectien vereinigen und einen General⸗Bericht uͤber —4 att⸗ gehabten Verhandlungen erstatten sollen, der darn allen Mitglie⸗ dern der Generalstaaten so wie der Regterung mitgetheilt, zum Gegenstand der oͤffentlichen Diskussion in der Kammer werden soll. Der Avondbode sieht in dieser Neuerung den ersten Schritt zu einer konstituirenden Versammlung, und erklaͤrt sich daher sehr entschieden sowohl gegen diese Vorschläge alo gegen jede Aenderung in den die Reform des Grundgesetzes betreffenden

Gesetz Entwuͤrfen, welche den Generalstaaten jetzt vorliegen. 3

Belgien. 8

Bruͤssel, 11. Aug. Das Lager zu Beverloo, das seit dem

21. Juli bestand, ist seit Sonntag aufgehoben. Die Truppen sind uͤberall schon auf dem Ruͤckwege nach ihren Garnisonen.

Bruͤssel, 13. August. Der beruͤchtigte Kats stellte sich vorgestern zum Gefaͤngniß, zu welchen er von den Gerichten ver⸗ urtheilt worden. Zuvor hielt er jedoch noch ein essswtedoee „Mecting“, wo er in gewohnter Weise den Poͤbel haranguirte. Aufgeregt durch diese Anreden und durch das Geleite das man dem Herrn Kats bis nach dem Gefaͤngnisse gab, entstand bald darauf im Wirthshause zum „gruͤnen Hund“ ein so großer Lärm, daß die Polizei Veranlassung fand, sich ins Mittel zu legen. Die Beamten wurden jedoch verhöhnt, und Einer dersel⸗ ben, der Polizei⸗Adjunkt Spitz, erhielt mit einem Stilet eine

so gefaͤhrliche Verletzung, daß er bald darauf seinen Geist auf⸗

tie der Brasilianischen Regierung kontrahirt worden. Die Steuer⸗

F ““

. gab. Die Gendarmerie nahm darauf etwa 20 Personen in Zalt⸗ und darunter auch denjenigen, der den Mord an den Polizei⸗

Beamten begangen hat. Er soll in trunkenem Zustande gewesen

seyn und wird als ein geborner Westphale bezeichnet. Daͤnemark.

Kopenhagen, 13. Aug. (Alt. M.) In der sech ehnten

Sitzung der Roeskilder Staͤnde⸗Versamnilung, am 3. August, verlas der Deputirte Ussing die von ihm angekuͤndigte Petition, von der Gesellschaft fuͤr den rechten Gebrauch der Preßfreiheit, wegen verschiedener Veränderungen in dem bestehenden Preßfrei⸗ heitszustand. Diese, von dem Schrist⸗Comité der Gesellschaft verfaßte Petition, beantragt 1) daß die Plakate vom 13. Mai 1814, vom 2. Oktober 1810, vom 1. November 1837, §. 1, vom 18. Oktober 1805, vom 10. Juni 1818, die Verordnung vom 30. Maͤrz 1827 und das Restript vom 22. September 1835 auf⸗ gehoben werden moͤgen; so wie, im Fall die Staͤnde sich nicht veranlaßt sinden moͤchten, auch die Aufhebung des §. 20 der Verordnung vom 27. September 1799, des §. 3 des Plakats vom 1. November 1837 vorzuschlagen, 2) daß bestimmt werden moͤge, die spezielle Censur fr verurtheilte Verfasser solle 8 falls erst nach dem Endurtheil eintreten; und endlich 3) daß e

allen Beikommenden eingeschaͤrft werden moͤge, daß jede Beschlag⸗ legung, die nicht aufgehoben werde, ohne Ausnahme, 7. Prüfung des Gerichts unterworfen wuͤrde. Im Laufe der De⸗ batte, die sich uͤber diese Petitien enispann, bemerkte unter An⸗ derem der Koͤnigliche Kommissar: Es sey Jedermann bekannt, daß die Presse in der letzten Zeit einen so agitatorischen Charak⸗ ter angenommen habe, daß viele der aufrichtigsten Freunde der Preßsreiheit ernstlich besorgt geworden, sowohl wegen der a chen Folgen, die der Mißbrauch derselven an k fuͤr sich sel

gehabt, als wegen der Ruͤckwirkung, welche diese Mißbraͤuche auf die moralische Kraft der Presse selbst und moͤglicherweise auch auf ihren juridischen Zustand ausuͤben koͤnnen. Auch maͤsse man an⸗ erkennen, daß man hier zu Lande im Besitz einer Preßfreiheit sey, wie sie wenige Laͤnder in Europa aufzuweisen haͤtten, und so bescheiden es auch scheinen koͤnne, daß man verlange, zur Verord⸗ nung vom 27. September 1799 zuruͤckzugehen, so wuͤrde man doch sicherlich finden, daß dasjenige, was man begehre, uͤber die Maßen viel, und etwas ganz Anderes sey, als es das Ansehen habe. Es muüsse naͤmlich daran erinnert 28 den, daß diese Verordnung zu der Zeit, wo sie erschienen, au eine ganz andere Weise wie gegenwaͤrtig aufgefaßt und 8— worden sey, so daß wir jetzt, ungeachtet der veoͤteram ns 2 n⸗ kungen, faktisch eine viel groͤßere Preßfreiheit als dama s genoͤssen. Uebrigens waͤren allerdings die Veraͤnderungen, bös Jahre 1838 niedergesetzte Comiteé angetragen habe, an si⸗ se st von ganz verstaͤndiger Art; daß aber die Regierung unter 8 gegenwaͤrtigen Umstaͤnden sich darauf einlassen sollte, wenn sie auf der andern Seite dem Repressiven in der Preßgesetzgebung keine vermehrte Kraft geben koͤnnte, wüͤrde ohne Zweifel bedenklich ge⸗ funden werden. Daß es namentlich erlaubt seyn sollte, in Zeit⸗ blaͤttern politische Materien (auswaͤrtige Politik) zu behandein, und nur nach den allgemeinen Preßfreiheitsgesetzen dafuͤr verant⸗ wortlich zu seyn (ohne Censur, welcher jetzt die sogenannten politischen Blaͤtter unterworfen sind), wuͤrde nach dem von dieser Freiheit vorauszusehenden Gebrauch und mit Ruͤck⸗ sicht auf die Verwicklungen, die dadurch mit andern Regie⸗ rungen entstehen duͤrften, schwerlich rathsam erachtet wer⸗ den. Da es uͤbrigens nicht scheine, daß die Mehrheit der Vor⸗ schaͤge, welche der Antrag enthalte, den Beifall der Versamm⸗ lung erhalten werde, so wolle er sich nicht weiter in die Sache einlassen, sondern sich auf die schon angefuͤhrten Bemerkungen beschraͤnken. Gegen den Schluß der Debatte bemerkte der Commissair ferner, er koͤnne sich nicht anders als uͤber die ernst⸗ liche Mißbilligung freuen, mit welcher sich die Versammlung uͤber

die Ausschweifungen, welche die Presse in der letzteren Zeit sich

zu Schulden kommen lassen, ausgesprochen habe; wenn die Ver⸗ sammlung aber nichtsdestoweniger sich eines Antrags annehmen wollte, der darauf ausginge, einer solchen Presse einen weiteren Tummelplatz zu verschaffen, so wuͤrde man leicht die Tendenz der Versammlung zum Nachtheil ihres moralischen Gewichts bei der Regierung und beim Volke mißverstehen koͤnnen. Es koͤnnte der Fall gewesen sein, daß der Koͤnig, wenn die Presse nicht eine so beklagenswerthe Richtung genommen haͤtte, selbst die Initiäative der das vorige Mal hier behandelten 8 ergriffen haͤtte, die aus Mangel an Zeit nicht zur ge 4 Erledigung kam. Insofern Assessor Ussing eine Se er Rede angefuͤhrt habe, mit welcher der Kommmissar die ss lung zu eroͤffnen die Ehre gehabt habe, muͤsse . um anhah verstaͤndniß zu verhuͤten, bemerken, daß er in der 1ng g 4 * Stelle, die einen Zug des Bildes ausmache, die er von der Art 84,ꝙ bie der Koͤnig seine absolute Macht und Weise zu geben gesucht, wie der; g. sei . ansehe, nur geaͤußert habe, der Koͤnig wolle in den Fällen, wo er nicht zur Uebereinstimmung mit seinem Volke gelangen koͤnne, dasjenige, was Er selbst als gut und richtig erkannt, nicht anders durchsetzen, als mit der sorgfaͤltigsten Beruͤcksichtigung der Be⸗ griffe und Meinungen, die er im Volke finde. Hierin aber liege keine Einraͤumung von seiner (des Kommissars) Seite, daß keine Maßregel gegen dasjenige, was sich als die oͤffentliche Meinung ausspraͤche, durchgesetzt werden koͤnnte. Es sey allerdings Pflicht eines Regenten, die oͤffentliche Meinung zu erwaͤgen, aber unbe⸗ dingt und unter allen Umstaͤnden koͤnne er sich nicht danach richten. Es sey doch schwer zu sagen, was wirklich die ffentliche Meinung sey, und auch dasjenige, welchem die Provinzial⸗Staͤnde mit Stimmen⸗Mehrheit beipflichteten, koͤnne nicht unbedingt dafuͤr ge⸗ halten werden. Prokurator Rye habe angefuͤhrt, daß in Norwe⸗ gen uneingeschraͤnkte Preßfreiheit stattfinde, und die Presse dem⸗ ungeachtet dort weniger Bitterkeit gegen die Regierung zeige als hier. Was die erste Angabe betreffe, so koͤnne dieselbe nicht buch⸗

staͤblich genommen werden, da die Preßfreiheit in Norwegen I durch Gesetze beschrankt sey, und der wesentlichste Unterschied, der

in dieser Hinsicht zwischen jenem Lande und Danemark stattfinde,

darin bestehe, daß dort keine solche Polizei⸗Aufsicht wie bei uns stattfinde; aber uͤberdies wuͤrde sicher der geehrte Redner, wenn er die Norwegische Zeitungs⸗Literatur genauer kennte, sich nicht uͤber ihre Stimmung gegen die Regierung so geaͤußert haben, wie er gethan. Am Schlusse der Debatte ward die Wahl eines Comité's mit 39 gegen 19 Stimmen beschlossen, in welche Tutein

(34 Stimmen), Clausen (35), Mynster (34), Ussing (34) und H. P. Hansen (29) gewaͤhlt wurden.

Deutsche Bundesstaaten. ““

Muͤnchen, 11. Aug. (A. Z.) Im neuen Universitaͤts Ge⸗-⸗ baͤude herrscht große Thaͤtigkeit, und Alles wird vorbereitet, am 25sten d. die kuͤnftigen Bewohner aufzunehmen. Die Vibliothebk, uͤber 200,000 Bände stark, ist bereits uͤbergestedelt und bis auf einen geringen Theil im oberen Stockwerk aufgestellt. Die Raͤume

des Mittelbaues im ersten Stockwerk sind zum groͤßten Theil dem Senat und der Verwaltung angewiesen. Freie Hörsäle

hat dieses umfassende Gebaͤude vierzehn. Einen besonders er⸗ freulichen Eindruck machen die breiten lichten Korridore mit der Aussicht nach der Straße; das breite Stiegenhaus, das sein Licht von drei mit buntem Glas und den Wappen von Ingol⸗ kuͤnchen und Landshut geschmuͤckten Fenstern erhaͤlt, und die große gewoͤlbte Vorhalle zu ebner Erde. Vor dem Ge⸗ baͤude in der Mitte der Ludwigsstraße soll ein großer Brun⸗ nen mit drei Becken aus Erz und Marmor aufgzefuͤhrt werden. Professor Schwanthaler ist in vergangener Woche nach Abano bei Padua abgereist, begleitet von den besten Wuͤnschen fuͤr seine vollkommene Genesung, dem einzigen Gut beinahe, das man ihm Allem, womit er begluͤckt ist und begluͤckt, noch geben moͤchte. e Frische und Originaliraͤt seiner bildenden Kraͤfte hat er in seinen neuesten Werken, einem Grab⸗ Cacilia) fuͤr die Schweiz, und den beiden Ehren⸗Denkmalen Mo⸗ zart's und Jean Paul's vortrefflich bewaͤhrt. vor dem Dom in Salzbur men, als wenn er hoͤherer Musik, von dorther stert folge; Letzterer, der den Platz v Bayreuth zieren wird, das Schreibtäfelchen in der andern Hand, gleichsam am Ufer des eig“nen Ge stromes, bereit, das Rauschen seiner Wogen in Wor wie man ihn wohl oͤfter an einsamen Stellen Umgebung von Bagpreuth gesehen. von Mozart noch von Jean dennoch ist es Schwanthaler gelungen, so wiederzugeben, mehrere die keit froh erstaunt sind. dessen Statue auch in Bezug genannt werden kann, Schmuck, ohne Knopfloch, anzubr

Nonument (mit David und

Ersterer, bestimmt g aufgestellt zu werden, ist genom⸗ toͤnend, begei⸗ or dem Gymnasitum in sanft an einem Baumstamm

te zu fassen, in der schoͤnen Bekanntlich existiren weder genuͤgende Bildnisse; beide in seinen Bildsäulen daß ihre noch lebenden Freunde, der stlers besucht, uͤber die Aehnlich⸗ ei der Auffassung von Jean Paul, auf das Kostuͤme fast eine ikonische duͤrfte es nicht ungeeignet seyn, den kleinen den man den Dichter nie sah, die Blume im

Paul ganz

Werkstatt des Kuͤn

Stuttgart, 12. Aug. (Schwaͤb. M.) jestaͤt sind gestern Vormittags, wuͤnschtem Wohlseyn wieder hie

1b Se. Koͤnigl. Ma⸗ von Aix zuruͤckkommend, in er⸗ r eingetroffen.

Heute fand, nach dem Berichte der vertrauliche Sitzung der Staͤnde⸗Ver⸗ dem Vernehmen nach

Kasseler Zeitung, eine sammlung statt, in welcher, Commissair im Hoͤchsten Auftrage ein Restript v Staͤnde bis zum 13. November v glieder entfernten sich.

Darmstadt, 13. Aug. (Gr. Hess. Z. tag gegen 9 Uhr sind Se. Hoheit de Durchlauchtigsten Gemahlin Koͤnigl. Ho zen von hier nach Schloß Fischbach in

h, der Landtags⸗

ertagt werden. Die Mit⸗

) Diesen Vormit⸗ r Prinz Karl mit Ihrer heit und den jungen Prin⸗ Schlesien abgereist.

Frankfurt a. M., 14. Aug. sten Nachrichten aus Frankreich Voraussage: man ist dort so rasch z ruͤckgekehrt, als man die krie man scheint nun in Paris

man so leicht in Harnisch gerathen konnte.

Besonnenheit in Frankreich wieder die Oberh n, daß die oͤstlichen Großmäͤchte und E zur Pacisication des Orients eventuell kunft wieder fahren lassen werden. uͤberzeugen suchen, ropaͤischen Staaten

Die letzteren und bestätigen vollkommen unsere hen Gesinnungen zu⸗ gerischen Ideen aufgerafft hatte. Ja, eifen zu koͤnnen, wie Dadurch aber, daß and gewonnen, steht

nicht recht begr

nicht zu erwarter getroffene Ueberein⸗ an wird aber Frankreich zu gleich dem der uͤbrigen Eu⸗ Großmaͤchte er⸗ der uͤbrigen Maͤchte aube, es sich wiederum in sei⸗ ) sse passiv verhalten muͤsse. Viel⸗ wie gesagt, daß sich Frankreich uͤber die niegritaͤt der Tuͤrkei im Sinn der neuen mit den uͤbrigen Maͤchten verstaͤndigt, denn wischen dem Tuͤr⸗ egypten allein werden sol⸗ iplomatie uͤberlassen, Sie wird im

daß sein Interesse ein gemeinsames Wirken der und wenn Frankreich sich im Sinne azu verstehen zu koͤnnen g nem und im allgemeinen Interef leicht gelingt es aber, Aufrechthaltung der J AQuadrupel⸗Allianz darauf kommt kischen Kaiser und dem Pascha von

1 Man dar das eingetretene Miß

es wohl mit Ruhe der verstaͤndniß zu beseitigen. Stande seyn, dem allgemeinen Frieden noch festere Grundlagen zu verleihen, wodurch freilich die Hoffnungen der Umsturz⸗Partei Die Boͤrse ist wieder beruhigt und es verfolgte auch die unsrige auf bie festere Haltung der Pariser und Amsterdamer seither eine steigende Bewegung. dessen erfuhren alle Fonds einen fuͤhlbaren Ruͤckgang unguͤnstige, wahrscheinlich Spanien betreffende Nachrichten auf außerordentlichem Wege aus London eingetroffen seyn. gingen bei sehr lebhaftem Umsatz auf 4 ½ pCt. zuruͤck. Die aus 8 enau bekannten Ursachen entstandene Besorgniß druͤckte

auch die Hollaͤndischen Integrale auf 50 ¾ und so blieben alle üͤbrigen Fonds niedriger. Dagegen hoben sich die Taunus⸗Eisen⸗ bahn⸗Actien welche gestern, da die vorgestrige erste General⸗ Versammlung der Actionaire der Taunus⸗Eisenbahn keine sehr genuͤgende Resultate lieferte, auf 314 ½ Fl. fielen auf 319 ¼ Der niedrigere Cours erweckte Kau quenz der Bahn fo

niedergeschlagen werden.

Heute in⸗

flust, auch zeigt sich die Fre⸗ 2 g rtdauernd sehr lebhaft. Der Geldstand unseres Platzes hat sich in dieser Woche nicht verandert. Der Diskonto chsten Tagen tritt einer der beiden noch auf der n Gefangenen von hier die da ihn der Senat zur Deportation

Tä,. Citadelle in Mainz sitzenden politische Reieeise nach Nord⸗Amerika an,

begnadigt hat.

Die neuesten aus dem Haag hier lassen erwarten, daß die in doppelter Zahl lichen Session der Gener

nicht die Initiative zu weiteren Veraͤnderun

seetzes ergreifen, sondern sich allein mit der E

dden 13 Gesetz⸗Entwuͤrfen bereits bestimmten

Staats⸗Grundgesetzes beschaͤftigen werde. 1

1 Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Wuͤrtremberg wird heute

Se. Durchlaucht der Herzog von

ningen ist nach mehrtaͤgigem Aufenthalt von

Meiningen zuruͤckgekehrt. 8 . Se. Durchl. der Landgraf von H naeur der Bundes⸗Festung M

lassen und nach Homburg zuruͤckkehren.

Seit mehreren Ta die Frau Herzogin von Rumpenheim. 3

Das Anfangs dieser Woche ein von Lißt gegebene dritte Kon⸗

ten sehr stark besucht und den außerordent⸗

s Kuͤnstlers wurden wieder die lebhaftesten

eingetroffenen Berichte in dieser außerordent⸗ zweite Kammer gen des Grundge⸗ ntscheidung der in Veraͤnderungen des

alstaaten versammelte

Sachsen⸗Mei⸗ hier wieder nach

Hessen⸗Homburg, Gouver⸗ ainz, wird heute wieder

Manz ver⸗ gen verweilt auch Ihre Koͤnigl. Hoh Cambridge auf dem benachbarten Schlosse

zert war wider Erwar lichen Leistungen diese

Huldigungen dargebr 8 Bereits treten

schon Andeutungen des Herannaheng der Herbstmesse ein; man

verspricht sich lebhafte Geschaͤfte.

921

Pesth, 5. Aug. (A. Z.) Die neu kreirte Studien⸗ und Censur⸗Kommission ist dieser Tage in Wirksamkeit getreten. Praͤsident der Kommission ist der Freiherr Aloys von Medniansky, ein eben so wuͤrdiger Staatsmann, als in der literarischen Welt ruͤhmlich bekannt. Die bisherigen Censoren der hier erscheinen⸗ den periodischen Blaͤtter sind nun durch Mitzlieder dieser Kom⸗ mission ersetzt worden. Die Revision der hiesigen Deutschen Blaͤtter ist von Czaszar, einem gebildeten jungen Manne der so eben ein Werk uͤber das Ungarische Wechselrecht edirte⸗ uͤbertragen worden.

Das Actien⸗Programm der „Ofen⸗Pesther Keitenbruͤcke“ ist endlich erschienen. Die Kosten des Baues nebst Zubehoͤr werden auf 5 Millionen Fl. C. M. angeschlagen, welche Summe durch Emittirung von 10,000 Stuͤck Actien, je zu 500 Fl, her⸗ beigeschafft werden soll. Von dieser Actienzahl muß die Haͤlfte, laut Vertrag, in Ungarn vertheilt werden, und von dieser Haͤlfte erhaͤlt die Gesellschaft „Wodianer“ ein Drittheil, Die Actien⸗ Subscription ist seit dem 1. August eröffnet und bleibt sechs Monate lang (bis zum 1. Februar 1841) offen. Mittlerweile wird an dem Bau der Bruͤcke rasch gearbeitet, und seitdem die aus England angekommenen Arbeiter, uͤber 60 an der Zahl, Hand anlegen, werden die Fortschritte immer bemerkbarer.

Italien.

Die Allgemeine Zeitung ent aͤlt folgende, wie es scheint aus halbamtlicher Quelle geflossene Pre rgen aus 1ee, 16. Juli: „In der Allgemeinen Zeitung vom 4. Juli Nr. 186 schreibt ein Korrespondent aus Rom, es habe der Secretair der hiesigen Russischen Gesandtschaft dem Kardinal⸗Staate⸗Secretair Lambruschini den Wunsch des Kaisers Nikolaus vorgetragen, daß der heilige Vater den von Seiten Sr. Kaiserl. Majestaͤt zum Bisthum von Podlachien vorgeschlagenen Archidiakon und Doktor der Theo⸗ logie, Grafen von Össolinski, bestaͤtigen und ihn mit der Wuͤrde eines apostolischen Vikars bekleiden moͤchte. Es laͤßt sich auf diese Behauptungen nicht Anderes erwiedern, als daß sie ganz ohne Grund sind; denn es ist gewiß, daß in Betreff des Archidiakon Ossolinski dem heiligen Stuhl nicht der geringste Antrag gemacht worden ist, und dieses allein ist hinreichend, alles zu widerlegen,

was daruͤber berichtet wurde. Eben so verhaͤlt es sich mit der Nach⸗

richt, die ein Korrespondent in derselben Nummer dieses Blattes aus Turin giebt, daß naͤmlich der Kardinal⸗Staats⸗Secretair in einer Note an den Rus ischen Gesandten, Herrn von Potemtkin, um die Freilassung des Bischofs von Podlachien gebeten habe, der dann auf den Rath Sr. Heiligkeit nicht saͤumen werde, auf sein Bisthum Verzicht zu leisten, um in Rom, wohin ihn der heilige Vater berufen wolle, ein anderes geistliches Amt anzutreten. Dies ist ganz un⸗ richtig. Der Kardinal Lambruschini hat im Gegentheil gegen die Verhaftung des Bischofs im Namen des heiligen Stuhles Einsprache gethan, da sich dieser Praͤlat gegen seinen Landesherrn immer als einen treuen und gehorsamen Unterthan bewiesen, und sich nur deshalb die Ungnade desselben zugezogen hatte, weil er die heiligsten Pflichten seines apostolischen Amtes gewissenhaft er⸗ fuͤllte. Seine Eminenz hat gleichfalls gegen mehrere Ukasen re⸗ klamirt, welche seit ungefaͤhr zehn Jahren in Rußland erlassen worden sind, und die dahin zielen, das Schisma und den Abfall der unirten Griechen zu befoͤrdern. Der Kardinal hat daher an die Gerechtigkeit des Kaisers appellirt, damit doch endlich den Uebeln gesteuert werden moͤge, wovon die katholische Religion in Rußland so tief niedergebeugt ist.” Z.“

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Athen, 27. Juli. (A. Z.) Wegen Ableben Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Preußen hat unser Hof eine Trauer von drei Wochen angelegt.

Georg Kapodistrias, der bei der juͤngsten Napisten⸗Verschwoö⸗ rung kompromittirt war, wurde des Landes verwiesen, und ge⸗ stern durch die Gendarmerie nach dem Piraͤeus gebracht, wo er sich einschiffte.

Um einen bedeutenden Waldbrand bei Megara zu hemmen, ging in voriger Woche eine Abtheilung unserer Pioniere ab. Sie kehrten nach mehreren Tagen zuruͤck, nachdem sie durch Eroͤffnung eines Grabens dem Weiterschreiten des Feuers 84 gethan. Dergleichen Waldbroͤnde werden in Griechenland meistens vorsaͤtz⸗ lich von den Besitzern der Viehheerden angelegt, indem ihnen nicht so viel daran gelegen ist, daß das Holz der Wälder benutzt werde, als daß sie durch die gelichteten Plätze Grasfutter fuͤr ihle Heerden bekommen.

Der wegen des letzten strengen Winters von den Land⸗ leuten prophezeite heiße Sommer traf bis jetzt wirklich ein. Wir haben seit vierzehn Tagen unertraͤgliche Hitze. An meh⸗ reren Tagen zeigte das Thermometer mehr als 20 Grad im Schatten.

8 Serbien.

Belgrad, 7. Aug. (Wiener 3.) Der bereits erwähnte Kaiserl. Ferman ist in der Serbischen Landes⸗Versammlung in Topczidere verlesen worden. Sämmtliche Mitglieder derselben erklaͤrten einstimmig, das von der Pforte und Rußland garantirte organische Statut aufrecht erhalten zu wollen. Allein dem Begeh⸗ ren Mussa Efendi's, ihm die Ruhestoͤrer auszuliefern, widersetz⸗ ten sich die Notabeln, eben so wie einer Wiedereinsetzung der ge⸗ stuͤrzten Partei des Vuesitz uns Petronovitsch. B 8

Syrien. Ueber die letzten Ereignisse in Syrien theilt der Oesterr. Beobachter nach einem Schreiben aus Alexandrien vom 9. Juli folgende naͤhere Angaben mit: „Der Angriff gegen die Aufstand begriffenen Bergbewohner des Libanon, der von dem ice⸗Koͤnig auf den 15. Juli festgesetzt worden war, scheint auf ie Nachricht von der am öten d. M. erfolgten Ankunft einiger uglischen Kriegsschiffe ink Beirut und durch die Besorgniß, daß ch der Aufstand, wenn nicht bald etwas Ernstliches dagegen nternommen wuͤrde, auf die suͤdlichen Theile von Syrien, das Hauran und Naplus, ausdehnen koͤnnte, beschleunigt worden zu vn. Nachdem Abbas Pascha, die Englischen Kriegsschiße uf der Rhede von Beirut ankommen gesehen hatte, faßte aus Besorgniß, daß dieser Umstand den Insurgenten euen Muth einfloͤßen, auf seine Truppen aber entmuthigend irken koͤnne, den Entschluß, den Angriff auf die Gebirge von Skuf so viel als moͤglich zu beschleunigen, und Soliman Pascha achte den Vorschlag, diesen Plan durch ein rasches Vorruͤcken gen Deir⸗el⸗Kamar, durch die Engpaͤsse, welche von Zahle uͤber alica, nach jenem Hauptsitze des Aufstandes, fuͤhren, ohne geitverlust ins Werk zu setzen. Demzufolge brach Osman Hascha am 10. Dschemastul⸗ewwel (§. Juli) in der Nacht aus nem Lager von Zahle mit 12 bis 14,000 Mann gegen die

insurgenten auf, die er bei Tages⸗Anbruch jenseits Malica er⸗ chte. Nach einem zweistuͤndigen Widerstande wurden die In⸗

surgenten geworsen und zerstreut. Der Emir Beschir, r sich geweigert hatte, den Insurgenten die in seinen Ge⸗ wahrsam befindlichen Waffen auszuliesern, benutzte den von Osman Pascha errungenen Vortheil, und machte den Insurgenten von Deilel⸗Kamar sogleich das Anerbieten einer Amnestie, unter der einzigen Bedingung, daß sie ihre Waffen ausliefern sollten. Dieser Vorschlag soll angenommnn worden seyn. Soliman Pascha, von dem Siege Osman Pascha's und der Unterwerfung der Insurgenten von Deir⸗el⸗Kamar unterrich⸗ tet, saäumte nicht, seinerseits mit den Insurgenten in der Gegend von Sarda Unterhandlungen anzuknuͤpfen. Einer der Neffen Emir Beschir's trug sich als Vermitiler an, was auch angenom⸗ men wurde. Man stand am 12ten auf dem Punkte, eine Ueber⸗ einkunft abzuschließen. Bei Beirut und Tripoli halten sich die Insurgenten noch in ihren Stellungen, und scheinen auf den Beistand der Englischen Kriegeschiffe zu rechnen; allein man schmeichelt sich hier, daß sie bald dem Beispiele ihrer Genossen von Deir⸗cl⸗ Kamar folgen duͤrften, und zwar um so mehr, als sie von Osman Pascha im Ruͤcken bedroht wer⸗ den. So stand es bei Abgang der letzten Nachrichten vom Schauplatze des Aufstandes. Der Vice⸗Koöͤnig gicht sich das Ansehen, den Aufstand fuͤr ganz und gar beendigt zu halten, und hat den Europaischen General⸗Konsuln am 17. Juli durch Boghoe⸗ Bei das nachstehende Bulletin mittheilen lassen. (Wir haben es bereits fruͤher mitgetheilt.) Die in dem Bulletin erwoͤhnten Nach⸗ richten sind uͤbrigens nicht durch das eiserne Dampfboot „Bulak“, das schon am 12ten nach Alexandrien zuruͤckgekehrt war, sondern durch den „Generoso“, der Beirut am 152ten verlassen und am 15ten in Alexandrien eingelaufen war, daselbst angelanat. Die am Eingang erwaͤhnte Besorgniß einer Verbreitung des Aufstandes nach dem Suͤden scheint nicht ohne Grund gewesen zu seyn. Zwei Tage nach dem Siege der Aegypter vom 10. Dschemasitubewwel waren Emissaire der Insurgenten in Hauran erschienen; seitdem geht das Geruͤcht, daß die Einwohner von Ledschia neuerdings zu den Waffen gegriffen, und Abbas Pascha den Befehl erhalten habe, ohne Zeitverlust gegen sie aufzubrechen. Am 16. Juli Abends sind die Tuͤrkischen Fregatten, welche unter Kommando des Pa⸗ trona⸗Beg nach der Syrischen Kuͤste abgeschickt worden waren, und uͤber deren langes Ausbleiben der Vice⸗Koͤnig in nicht gerin⸗ ger Besorgniß geschwebt hatte, in den Hafen von Alexandrien zu⸗ ruͤckgekehrt. Ein Franzoͤsisches Dampfboot soll dem Patrona⸗ Beg von der bevorstehenden Ankunft der Englischen Kriegsschiffe in den Gewaͤssern von Syrien Nachricht gegeben, und ihm den Rath ertheilt haben, unverweilt nach Alexandrien uruͤckzukehren.“ Ein aͤlterer Bericht aus Alexandrien (ebenfals im Oesterr. Beob.) meldet, (mit Uebereinstimmung mit unserem gestrigen Schreiben aus Wien) daß der Emir Beschir, vor den Ereignis⸗ sen am F. Juli von den Insurgenten, die uͤber seine Weigerung sich ihnen anzuschließen, oder auch nur die in seinen Gewahrsam zu Bethedin befindlichen Waffen auszuliefern, in hoͤchstem Grade aufgebracht waren, abgesetzt und durch den Emir Faour, Sohn des Emirs Kaahdan Schehadi, ehemaligen Großfuͤrsten des Li⸗ banon, ersetzt worden sey, eine Begebenheit, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Juli in den Gebirgen durch Freudenfeuer gefeiert wurde. Auf Mehmed Ali hatte diese Nachricht einen beunruhi⸗ genden Eindruck hervorgebracht; er behauptet aber, daß jene Ab⸗ setzung nur von einem Theil der Berabewohner, namentlich den Drusen, welche Anhaͤnger der Familie Schehadi sind, ausgegan⸗ gen sey und druͤckte die Hoffnung aus, daß es dem Osman Pa⸗ scha gelingen werde, dem Emir Beschir zu Huͤlfe zu kommen, bevor der neue Emir Faour im Stande seyn wird, sich Anerken⸗ nung in den suͤdlichen Provinzen zu verschaffen. 8

In Eand.

Altwasser, 12. Aug. (Schles. Z.) Gleich mehreren Baͤdern nuserer Provinz erfreut sich auch unser Badeort noch immer

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einer recht bedeutenden Frequenz. Wir finden die hiesigen Bade⸗ listen bis zum heutigen Tage auf 470 Nummern gestiegen, wor⸗ aus erhellt, daß der Besuch in diesem Jahre noch zahlreicher ge⸗ worden ist, als dies im verflossenen der Fall war. Zudem ist die Zahl der von Salzbrunn aus hier Badenden bis nahe auf 130 gestiegen. Unter den allhier Wohnenden befanden sich bis jetzt namentlich viele Familien; unter den von Salz⸗ brunn aus hier

berg, der mit dem Erfolge der Kur aͤußerst zufrieden war, was, mit sehr wenigen Ausnahmen, auch von den uͤbrigen Kurgästen gesagt werden muß. Die Zahl der taͤglich gemachten Baͤder schwankt zwischen 230 und 240. Außerdem trinken sehr viele der

adenden auch der regierende Graf Stoll⸗

hier Anwesenden gewoͤhnlich, um sich fuͤr den Georgs⸗Brunnen vorzubereiten, auf den hiesigen schoͤnen Promenaden den Salzbrunn, der jeden Morgen zeitig hierher gebracht wird, und nicht wenige bedienen sich auch der Molken, welche hier gleichfalls gereich werden. Zu den Annehmlichkeiten des Aufenthalts an dem hiesige Kurorte gehoͤrt nun auch, daß es in keiner Beziehung an Woy⸗

nungen fehlt, da seit einem Jahre mehrere vortreffliche Bauten ausgefuͤhrt wurden, in deren Folge nahe an 50 neue bequeme

und elegante Wohnungen entstanden sind. Ferner sind hier die bekanntlich reizenden Anlagen noch mehrfach verschoͤnert worden.

Das zwei Stock hohe Schloß steht fertig da und gewaͤhrt gleich der gegenuͤber gelegenen neuen Buden⸗Kolonnade eine freundliche An

sicht. Auf der viel besuchten Schweizerei, Eigenthum des Bade⸗ Arztes, Herrn Kreis⸗Physikus Dr. Rau, ist alles freundlicher und wohlthuender arrangirt, und darf dieselbe ein wal rhaft angeneh⸗ mer Aufenthalt genannt werden, daher denn auch die Durchrei⸗ senden gern daselbst verweilen. Schließlich koͤnnen wir die Be⸗ merkung nicht unterdruͤcken, wie es uns innig gefreut, den grei⸗

sen Neubeck, den edlen, wuͤrdigen Dichter der Gesundbrunnen, ruͤstig und munter allhier herumwandeln gesehen zu haben, indem derselbe in Altwasser seit einer Reihe von Jahren jeden Sommer sein Domizil aufzuschlagen pflegt.

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Wissenschaft, Kunst und Literatur. Berlin. In der Versammlung des wissenschaftlichen Kunst⸗

Vereins am Iöten d. hielt der Architekt Herr Hallmann, der un⸗ längst von einer nach St. Petersburg und Moskan unternommenen Reise zurückgefehrt ist, einen ausführlichen Vortrag „über den Bau⸗ stovl der Moskowitisch⸗Grrechischen Kirchen“, wobei er zugleich auf die innere Ansschmückung der Griechischen Kirche und den Bilderkrris, auf welchen sie sich beschränkt, Rücksicht nahm. Derseibe legte dann die von ihm in Moskan gemachten Studien und die zur Ansschmüuük⸗ kung der Isaaks⸗Kirche in St. Petersburg angesertigten Zeichnun⸗ gen vor.

Welcher großartigen Entwickelung dieser mehr dem Orient als dem

Abendlande angehörende Baustyl fähig ist⸗ zeigte Herr Hallmann durch einen von ihm gemachten Eutwurf zu einem Griechischen Dom wel⸗ cher, wenn er zur Ausführung kommen sollte, zuverlässig ein Neben⸗ buhler der Markus⸗Kirche zu Venedig werden dürfte.

Der Seecretair des Vereins erstattete Bericht über das von dem

Grafen Bastard in Paris herausgegebene Prachtwerk: „Peintures et

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rnemens des manuserits“, pog welchem der Ferausgeber ein Exemse

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