— 8 Urheber des
egnern der Munizipal⸗Reform zu fraternisiren und allen in dem gemeinsamen Bestreben fuͤr das Wohl Ir⸗ lands zu begraben. Er proklamirt also in einem Augenblick, daß Irland beschimpft ist, und im zweiten beeifert er sich dem ersten n Schimpfs die Hand zu schuͤtteln. Das ist christlich und Irisch. In einem solchen Grade wird der Patriot vom Or⸗ gan des Wohlwollens beherrscht, daß er, so wie das Statut in Kraft tritt, den Schimpf ganz und gar su uͤbersehen und selbst einer der Aldermänner, wo nicht der Mayor von Dublin, zu werden beabsichtigt!“
— In einem von der Leipziger Allgemeinen Zeitung mitgetheilten Privatschreiben aus London vom 18. August wird uͤber die jetzt in England vorherrschende politische Stimmung, be⸗ sonders mit Hinsicht auf die verfsossene Parlaments⸗Session unter Anderem berichtet: „Hier ist nunmehr eine voͤllige politische Windstille eingetreten, und London mag gegenwäͤrtig einen sonder⸗ baren Kontrast gegen Paris bilden, wo die durch den Vertrag der vier Maͤchte hervorgerufenen kriegerischen Anklaͤnge noch nicht ver⸗ stummt sind, und der Bonapartistische Prozeß die Neugierde rege erhaͤlt. Mit dem Auseinandergehen des Parlaments entschlägt man sich in England fuͤr eine geraume Zeit jedes Jahr aller po⸗ litischen Thaͤtigteit, die Jagdfreuden beginnen auf dem Lande, wohin Alles auseinanderstoben ist, und man giebt sich weder Hoffnungen hin, noch laͤßt man sich von Sorgen plagen wegen F2 was die naͤchste Zukunft bringen kann. Erst das Heran⸗ nahen der naͤchsten Parlaments⸗Session mahnt wieder an die Po⸗ litik und fordert zu Vorbereitungen und Demonstrationen auf. Vor⸗ aussichtlich wird im Oktober, bis wohin das Parlament vertagt ist, eine neue Vertagung bis nach den Weihnachts⸗Feiertagen stattfin⸗ den, vorausgesetzt, wie sich von selbst versteht, daß nicht unerwartete Erceignisse es anders bestimmen sollten. Vor der Eroͤffnung der naͤchsten Session steht ein großes Landes⸗Ereigniß bevor, welches allgemeinen Jubel uͤber das Land verbreiten wird, denn die Nie⸗ derkunft der Koͤnigin wird Ende November oder zu Anfang des Dezember erwartet. Bei dem augenblicklichen Mangel an neuem Stoff fordern indessen die Ereignisse der geschlossenen Ses⸗ sion noch zu weiteren Betrachtungen auß Besonders verdient eine Seite, welche bei derselben hervorgetreten ist, noch besonderer Beruͤhrung. Der Radikalismus schien erstorben, und sehr omi⸗ noͤs ist es fuͤr diese Partei, daß der Tod des Lord Durham, auf welchen die Radikalen immer ihre meiste Hoffnung setzten, gerade
am Schluß eines Parlaments erfolgt ist, in dem sich kaum eine Spur von radikalen Tendenzen gezeigt hat. Grote verweigerte nen Freunden, seinen sonst jaͤhrlichen Antrag auf Einfuͤhrung heimer Abstimmung bei den Wahlen auch dieses Jahr u wiederholen; Hume kuͤndigte seine Motion auf Ausdehnung s Wahlreichts nur zum Schein an, denn waͤre es ihm damit rnst gewesen, so haͤtte er sie nicht so spaͤt in der Session vor⸗ gebracht, daß er mit Bestimmtheit voraussehen konnte, es werde nicht einmal die noͤthige Anzahl Mitglieder zur Anhoͤxung seines Antrages sich zusammenbringen lassen; dreijähriger Parlamente endlich geschah auch nicht einmal die entfernteste Erwähnung, gleich als ob man sie gänzlich vergessen haätte. Daß Grote die Ballot⸗Frage (geheime Abstimmung), bei welcher man noch ver⸗ ngenes Jahr an eine stets wachsende Stimmenzahl glaubte, bis diese endlich in eine Majoritaͤt uͤbergehen wuͤrde, nicht vor⸗ brachte, ist das schlimmste Zeichen fuͤr die radikale Partei. Ent⸗ weder ist Grote hoffnungslos geworden und gedenkt sich ich zuruͤckzuziehen, oder er hat, was wahr⸗ es fuͤr noͤthig gehalten, die geheime Ab⸗ immung aufzugeben, weil in der City die konservative Stimmung um sich gegriffen und er daher seinen Parla⸗ ments⸗Sitz bei den naͤchsten Wahlen verlieren koͤnnte, wenn er nicht zeigt, daß er gleichfalls vom Radikalismus abgekommen ist. Noch in keiner fruͤheren Session hat sich, wie in der letzten, so wenig Spaltung auf der ministeriellen Seite gezeigt. Da war keine Verstimmung zwischen Whigs und Radikalen. Der parla⸗ mentarische Radikalismus ist wie verschwunden. Die ganze mi⸗ nisterielle Partei war rein Whigistisch gestimmt. Das ist die Wirkung des Chartismus und des vermuthlich nach und nach seine Stelle einnehmenden, mehr ruhig wirkenden, aber gerade deswegen gefährlichen Socialismus. Diese Erscheinungen ha⸗ ben alle Besitzenden und Vermoͤglichen konservativer gestimmt. Einerseits ist dadurch die parlamentarische liberale Partei selbst or⸗ ganischen Reformen theilweise abgeneigt geworden, und andererseits hat sich der Anhang der Tory⸗Partei vermehrt. Durch das Letztere ist aber die liberale Partei gemahnt worden, enger gegen die Tories zusammenzuhalten und alle Spaltungen bei Seite zu legen, wenn nicht die Konservativen, trotz dem, daß sich ihre Leiter nicht nach der Herrschaft begierig zeigen, ins Ministerium gelangen sollten. Ungeachtet jener Einigkeit auf der ministeriellen Seite haben nun aber dennoch die Konservativen in der letzten Session bei man⸗ chen Anlaͤssen eine vergroͤßerte Staͤrke entwickelt. Wer koͤnnte unter solchen Umstaͤnden noch daran zweifeln, daß die vorherr⸗ chende Stimmung in England gegenwaͤrtig konservativ ist. Welche Aussichten bei solchen Verhaͤltnissen die Gegner der Korn⸗ gesetze haben, läßt sich auch leicht begreifen. Die den Grund und Boden besitzende Aristokratie hat an Festigkeit gewonnen, weil die Volkspartei gaͤnzlich in Schwaͤche versunken ist. Nicht die Tories, sondern die aristokratischen Whigs haben die letztere zu Grunde gerichtet.“
Belgien.
Bruͤssel, 23. Aug. Der hiesige Buchdrucker, Herr August Wahlen, der bereits die Auszeichnung gehabt, von Sr. Maje⸗ staͤt dem hochseligen Koͤnige von Preußen eine Anerkennung sei⸗ ner Verdienste um die Vervollkommnung der Typographie zu er⸗ halten, hat jetzt auch von Sr. Majestaͤt dem Köͤnige von Däne⸗ mark ein aͤhnliches Anerkenntniß in einem kostbaren Brillantringe empfangen.
Die Zeitung Emancipation sagt: „Wir erfahren, daß die Englischen Offiziere, welche sich in Belgien befinden, Befehl zur sofortigen Ruͤckkehr nach Hause erhalten haben.“ — Andere Bläͤt⸗ ter fügen hinzu, diese Nachricht sey als voreilig zu betrachten.
Der Moniteur enthäͤlt heute zwei Beschluͤsse des Ministers der öͤffentlichen Arbeiten, die Arbeiten an der Eisenbahn von Graͤnze am 30. September werden in . Sie sind in drei Parzellen eingetheilt: Von 2; bis zum Berg Phavee bei Verviers; von da bis zum Berg Vieille⸗Fou⸗
lerie bei Dolhain, und von diesem Berg bis zur Eupener Chaussee beim Weißen Haus. Nach dem zweiten Beschluß wird am naͤm⸗ lichen Tage die Lieferung von 9000 Tonnen Eisenschienen zuge⸗
schlagen werden. 88 *Pa Antwerpen hat gestern Abend beim schoͤnsten und unter
mermeßlichem Zulauf die Feier einer sogenannten Venetianischen Racht auß der Schelde stattgefunden. Alle Schiffe und Barken waren prachtvoll erleuchtet, und auf einer derselben fand ein praͤch⸗
tiges Feuerwerk statt. 8
Pepinster zur Preußischen Verding gegeben werden.
durch deren ersten angezeigt wird, daß
8 964
bhbHaaehar.
Altona, 26. Aug. Gestern Vormittag haben Se. Majestaͤt der Köͤnig, dem Vernehmen nach, einer Versammlung der Frei⸗ maurer⸗Loge in unserer Stadt und auch die Loge in in Hamburg mit einem Besuche beehrt, so wie unter Anderem die hiesige Muͤnze in Augenschein genommen. — Ihre Majestaͤt die Koͤnigin besuchten an dem Vormittage desselben Tages die hiesige Warteschule und gaben bei dieser Gelegenheit ihre landes⸗ muͤtterliche Fuͤrsorge fuͤr das leibliche und geistige Wohl der Ju⸗ gend der aͤrmeren Klassen auf eine erfreuliche Weise zu erkennen. In der Begleitung Ihrer Majestaͤt befand sich unter Anderen auch Fräulein A. Sieveking aus Hamburg, die dem weiblichen Verein fuͤr Armen⸗ und Krankenpflege daselbst vorsteht, welcher dem hiesigen zum Vorbilde gedient hat und fuͤr dessen Zwecke unsere fromme Koͤnigin sich lebhaft interessiren soll. Am Nach⸗ mittage geruhten Ihre Majestaͤten ein déjenné dinatoire bei dem Senator Jenisch auf dessen schoͤnem Landsitz in Klein⸗Flottbeck einzunehmen und dort laͤngere Zeit zu verweilen. Abends beehr⸗ ten Hoͤchstdieselben noch das hiesige Theater, woselbst ein von Herrn Flor verfaßter Prolog von Mad. Muͤller vorgetragen und demnaͤchst das Devrientsche Lustspiel, „die Gunst des Augenblicks“, gegeben wurde, mit Ihrer Gegenwart. Heute geruhen Ihre Majestaäten, eine Collation bei dem Syndikus der Stadt Ham⸗ burg, Herrn Sieveking, in Hamm einzunehmen, und gedachten bei dieser Gelegenheit die unter dem Namen des „rauhen Hau⸗ ses“ bekannte merkwuͤrdige Anstalt zur Besserung sittlich verwahr⸗ loster Kinder in Augenschein zu nehmen, wie Se. Majestaͤt der Koͤnig, dem Vernehmen nach, auch einen Besuch in dem nahen Wandsbeck abzustatten und die dortigen Fabrik⸗Anlagen zu besehen
gedachte. Bwees. Deutsche Bundesstaaten.
Nüͤrnberg, 25. Aug. (Nüͤrnb. Korr.) Wie man ver⸗ nimmt, wird am 9. September das Herzogl. Nassauische Mili⸗ tair zu einem Manoͤver zwischen Höchst und Hattersheim zu⸗ sammenstoßen. Das Hauptquartier wird in Hoͤchst etablirt wer⸗ den, die Truppen aber kein Lager beziehen, sondern in den naͤchst⸗ gelegenen Ortschaften kantonniren.
— — Leipzig, 26. Aug. Heute Morgen nach 9 Uhr sind auf der Eisenbahn hier eingetroffen, im Hotel de Prusse abgestie⸗ gen und von Deputationen der einzelnen Behoͤrden ehrfurchtsvoll empfangen und bewillkommnet worden. Die vor dem Halleschen Thore aufgestellte Kommunal⸗Garde wurde von 10 ½ bis 1 Uhr von dem Herrn General⸗Kommandanten inspicirt und ihr nach abgehaltener Revue das Lob treuen Fleißes ertheilt. Nach 3 Uhr sind Se. Koͤnigl. Hoheit mit dem gewoͤhnlichen Wagenzuge nach Dresden zuruͤckgekehrt.
Ueber die Wiederbesetzung der durch den immer noch zu fruͤh erfolgten Tod des )r. Kuhl erledigten Lehrstelle eines Pro⸗ fessors der Chirurgie an der hiesigen Universitaͤt, dessen Beerdi⸗ gung am 24sten d. M. eben so zahlreich war, als sie von innig⸗ ster Theilnahme zeugte, verlautet noch nichts Bestimmtes; wenig⸗ stens scheint, was man von Herberufung eines Kieler Professors hierher spricht, noch weniger als Geruͤcht zu seyn, da anerkannt wissenschaftlich gebildete und bewaͤhrte Chirurgen sich hier befinden.
Die woͤchentliche Einnahme vom 10. bis 22. August durch die Fahrten auf der Leipzig⸗Dresdner Eisenbahn betraͤgt 10,630 Rthlr. 20 gGr., indem der Transport von 10,175 Personen 8162 Rthlr. 20 gGr., der der Guͤter aber 2468 Rthlr. eingetra⸗ gen hat. Dennoch stehen die Leipzig⸗Dresdner Eisenbahn⸗Actien nur 103 pCt., wogegen die der Mandeburg⸗Leipziger mit 113 pCt. und die hiesigen Bank⸗Actien mit 108 ¼ pCt. angeboten sind. Die Vorarbeiten der nach der Bayerischen Gränze zu und auf Hof fuͤhrenden Eisenbahn werden von hier ab gegen Alten⸗ burg hin nach der Ruͤckkehr des Kreis⸗Direktors Dr. von Falken⸗ stein ehestens beginnen, und eine Eroͤffnung zu Zeichnung auf
ctien damit verbunden werden. v
Stuttgart, 16. Aug. (Frankf. J.) Die erste General⸗ Versammmlung des, fuͤr das Koͤnigreich Wuͤrtemberg gebildeten, „Handels⸗Vereins“ hat den Erwartungen vollkommen entsprochen. er Verein hat sich nicht nur konstituirt, sondern auch zu⸗ gleich Spezial⸗Abtheilungen in den meisten Staͤdten begruͤndet, und an den Haupt⸗Handels⸗Orten, wie Stuttgart, Heilbronn, Ulm ꝛc., Handelskammern errichtet, die, als schiedsrichterliche In⸗ stanz, die Streitsachen entscheiden sollen, welche Vereins⸗Mitglie⸗ der, oder Andere, an dieselbe zu bringen fuͤr geeigner finden. Wir duͤrfen auf diese Weise hoffen, daß fuͤr die kuͤnftige Handels⸗ Gesetzgebung wichtige Materialen gesammelt werden, und es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß sich ein Ausschuß bilde, welcher im Verein mit Rechtsgelehrten, den Entwurf eines allgemeinen Deutschen Handels⸗Gesetzbuches bearbeitete, und dem Handels⸗ stande durch den Druck zur Beurtheilung vorlegte. Das Fran⸗ zoͤsische Handels⸗ Gesetzbuch, als das vollstaͤndigste, koͤnnte dabei zum Grunde gelegt werden. Die fuͤr Deutschland FEüeelehan, allgemeinen Rechts⸗Grundsaͤtze wuͤrden ferner, wo es “ ₰ bei jedem Paragraph gleich die Modisication fuͤr die lisch 1 nen Staaten als Zusatz erhatten. Die Entstehung merkanti *8 Vereine zur Berathung allgemeiner Handels⸗Interessen wuͤr e die Sache eben so sehr foͤrdern, ais erleichtern, und ihre wei⸗ tere Verbreitung im Auslande endlich zu einem Universal⸗Han⸗ dels⸗Kodex, zu gleicher Prozedur und allgemeiner Handels⸗Freiheit
fuͤhren. Kassel, 25. Aug.
Se. Hoheit der Kurprinz und Mitre⸗ gent hat gestern das Beglaubigungs⸗Schreiben des Herrn No⸗ thomb als Koͤnigl. Belgischer außerordentlicher Gesandter am Kurfuͤrstlich Hessischen Hofe entgegengenommen.
Die Augsburger Allgemeine Zeitung enthaͤlt nachste⸗
hendes Schreiben aus Gotha vom 21. Aug. „Ich kann Ihnen die sehr erfreuliche Nachricht geben, daß vorgestern die seit dem 15ten d. hier versammelt gewesenen Kommissarien von Weimar, Meiningen und Gotha⸗Koburg einen Vertrag abgeschlossen ha⸗ ben, wonach die drei Staaten sich zu dem Zweck vereinigen, die nordsuͤdliche und ostwestliche Centralbahn entweder selbst zu er⸗ bauen oder durch eine Privat⸗Gesellschaft erbauen zu lassen, ein gemeinschaftliches Expropriations⸗Gesetz zu geben, und mit den angraͤnzenden Staaten gemeinschaftliche Unterhandlungen wegen der Fortsetzung dieser beiden Bahnlinien zu fuͤhren. Sobald die Ratisication, woran nicht zu zweifeln, erfolgt seyn wird, werde ich Ihnen das Maͤhere uͤber diesen fuͤr das Seutsche6 e fuͤr das Europaͤische Eisenbahn⸗System so wichtigen Staats⸗Vertrag mit⸗ theilen. So haͤtten wir denn wieder einen neuen Staaten Ver⸗ ein im Deutschen Bunde, den Thuͤringischen Eisenbahn⸗Verein. Moͤge er reiche Fruͤchte tragen und immer noch weiter wachsen
und sich ausdehnen! Dem Vernehmen nach ist es so gut als ent⸗
„
Se. Koͤnigl. Hoheit Prinz Johann von Sachsen von Dresden
scieden, daß die Staaten einer Aetien⸗Gesellschaft drei Procent
Minimum garantiren.“
t Oesterreich.
Triest, 19. Aug. (A. Z.) Die Assekuranz⸗Kammern von Marseille und Genua haben den Entschluß gefaßt, Schiffe und Guͤter nur gegen Seeschaden zu versichern, dabei aber ausdruͤck⸗ lich die Klausel zu gebrauchen, daß jeder Verlust in Folge irgend eines Kriegs⸗Ereignisses den Assekuraten zur Last falle. Die Asse⸗ curateurs von Livorno hegen groͤßere Zuversicht, daß der Friede nicht werde gestoͤrt werden, so wie der dortige Handelsstand weit
fangs hatte der Kriegslarm eine Speculation auf Kolonial⸗
verschiedenartigen Geruͤchte, welche seit Ankunft des Dampfboo⸗ tes von Syra im Umlauf sind, nicht dazu aufmuntern, sich ganz der Sorglosigkeit hinzugeben. Die Englische Flotte und das Oesterreichische Geschwader sollen gemessene Befehle erhalten haben, Alexandrien zu blokiren, falls der bereits von der Pforte ratifizirte Vertrag der vier Maͤchte von Mehmed Ali nicht aner⸗ kannt wuͤrde, und nach Briefen aus Syra sind dieselben wirklich schon nach Alexandrien gesegelt und haben die Franzoͤsische Flotte allein bei Vurla zuruͤckgelassen. Was wir gewiß wissen, ist, daß die Oesterreichische Fregatten „Medea“ und „Guerriera“ den Hafen von Smyrna verlassen Der Vice⸗Koͤnig baut jetzt
haben. 1 mehr als je auf Frankreichs Mithuͤlfe, und scheint fest entschlo sen, es aufs Aeußerste kommen zu lassen.ß
M.. Griechenland. Athen, 12. Aug. (A. Z.) Die gelehrte Welt hat einen
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ruͤhmten Archaͤblogen, Ottfried Muͤller, Professors an der Universität Goͤttingen, erlitten. Derselbe befand sich bekanntlich schon mehrere Monate in Griechenland und benutzte diesen Zeik⸗ raum, um die wichtigsten b
suchen. Sein letzter Ausflug war nach Delphi; 8 er sich die Inschriften der Ueberreste des Tempels zu studiren,
Liebe zur Alterthumskunde der in diesen Monaten stark brennen⸗ den 1 zu sehr aussetzte, so daß er sich ein boͤsartiges ieber zuzog, dem er auch unterlag. Er wurde krank hierher gebracht und starb wenige Tage nach seiner Ankunft. Sein Tod erregte allgemeine schmerzliche Sensation bei⸗ Einheimische und Fremden.
vohlste gehalten wurde. Außer den?
von Menschen die Huͤlle zum 1 allgemeinen Gottesacker, sondern auf jenem Platze angewiefen wurde, wo Plato gelehrt haben soll und den man noch die Aka⸗
demie des Plato nennt. B nahme an dem zu fruͤh Dahingeschiedenen darzulegen.
Athen, 31. Juli. (L. A. Z.) Der hiesige Tuürkische Ge⸗ sandte, Herr Mussuris, hat der Griechischen Regierung eine Note uͤberreicht, worin er diese benachrichtigt, daß die Pforte den Vertrag des Herrn Zographos in voller Uebereinstimmung mit den Protokollen der Großmaͤchte halte; daß sie einen andern Vertrag mit Griechenland nicht abschließen, daß sie die Griechen kuͤnftig genau nach den Bestimmungen des Zographos schen Ver⸗ trages behandeln, und daß darum der Gesandte in Athen nun⸗ mehr Paͤsse eingeborener Griechen unterzeichnen werde. Die hie⸗ sigen Journale verarbeiten dieses Thema natuͤrlich in nicht gar gelinder Weise. Die „Minerva“ namentlich ruft dem Tuͤrkischen Gesandten zu, er moͤge den Mund nicht so voll nehmen, und seiner Regierung schreiben, sie moͤchte ja recht vorsichtig seyn in ihren Schritten und Beziehungen zu Griechenland, denn sie vor allem beduͤrfe der freundschaftlichen und aufrichtigen Gesinnungen Griechenlands. „Wenn sie aber, so schließt die Minerva, neue Wunden in ihrem entkräaͤfteten Koͤrper oͤffnen will, so thue sie es immerhin, im Fall es ihr also beliebt.“
Der wegen Philorthodoxie angeklagte und vom Gericht in Athen freigesprochene Oberst Nikitas soll nun noch vor ein Kriegs⸗
gericht gestellt werden.
dern auch gewissen Aufklaͤrungen zu, nach der Beendigung der gerichtlichen Verhandlungen erhalten haben soll. Auch der Umistand erregte nicht geringes Aufsehen
in em Publikum, daß einem Diner, — ; 88 rechung in dem Kloster Sergiann
gaben, auch der Adjutant des tronis, beiwohnte.
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aber, daß, wenn die Syrier in Erfahrung bringen, welche Unter⸗
duͤrfte.
zu haben. Konstantinopel, 6. Aug. Aufmerksamkeit Europa's in Anspruch nehmen, moͤchten nachfol⸗
stadt nicht ohne Interesse seyn. aͤtigung der Ansicht, daß Konstantinopel, das Depot des großen
vielleicht zur reichsten Handelsstadt der Welt emporbluͤhen wuͤrde. Im Jahre 1839 haben mehr als 6000 Schiffe mit 200 Tonnen
Gehalt und daruͤber den Hafen von Konstantinopel besucht. — 3
von waren ¼ Englische Schiffe, ½¶ Oesterreichische, Sar⸗ dinische, ½4 Rußsäsche und % Griechische. Ueberdies legen im Hafen monatlich regelmaͤßig die Dampfschiffe von acht Coursen bei. Hierher gehoͤren die Dampsschiffe von
Smyrna und Phonia, fuͤnfmal im Monat, die Fran sischen Dampsschiffe dreimal, die Oesterreichischen zweimal, diesel
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ruhiger ist, als er sonst in aͤhnlichen Fällen zu seyn pflegt. An⸗
waaren und Getraide hervorgerufen; jetzt hat aber auch diese eben so sehr wie auf unserem Platze nachgelassen, wiewohl die
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großen Verlust durch den am sten d. hier erfolgten Tod des be⸗
Orte dieses klassischen Landes zu bee⸗ dort bemuͤhete
bei welcher Beschaͤftigung er sich in seinem Eifer und in seiner
Di igte sich bei seinem Leichenbegaͤngniß, das auf das prunk 8
ies zeigte sich Feoseseren und rS der; 8 Universität, Beamten und Offizieren, begleiteten noch Hunderte eee. Brabe, „das ihm nicht auf dem
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Unsere Blaͤtter wetteifern, ihre Theil⸗
Man schreibt die Strenge dieser Maß⸗
1 nicht nur der unerwarteten Entscheidung des Gerichts, son⸗ die der Koͤnig unmittelbar
211 227 8 „Fveil- Nikitas ihm nach seiner Freispzesnigs, Oberst Gennäͤos Kolokov⸗
8
8 “ EE Konstantinopel, 5. Aug. (A. Z.) Der nach Alexandrien abgehende Bevollmaͤchtigte der Pforte, Rifat Bey, soll mit den ausgedehntesten Instructionen versehen seyn, und wie ernst es gemeint ist, der ihm anvertrauten Mission Nachdruck zu geben,
möͤchte daraus erhellen, daß ein Corps Albaneser und eine be-⸗ deutende Menge Munition nach Cypern geschickt werden sole⸗ len, um dann weiter verwendet zu werden. Man weiß, daß der Aufstand in Syrien groͤßtentheils unterdruͤckt worden; man glaubt
stuͤtzung der Pforte zugedacht ist, und wenn sie inne werden, daß. ein Tuͤrkischer Abgeordneter nach Alexandrien gegangen, um Meh⸗ med Ali den festen Willen der Pforte kundzuthun, Syrien seiner Herrschaft zu entreißen, die Insurrection mit erneuerter Kraft.
auflodern und der Armee Ibrahim Pascha's gefaͤhrlich werden Die Flotten Englands und Frankreichs sind nach den letzten Berichten aus Smyrna in fortwaͤhrender Bewegung, und 8 scheinen sowohl sich selbst gegenseitig zu beobachten, als auch ihre Aufmerksamkeit auf die Anordnungen des Vice⸗Koͤnigs gerichtet
g ;e
(L. A. Z.) In diesem Au⸗ genblicke, wo die Angelegenheiten der Tuͤrkei fortwahrend die
gende statistische Notizen uͤber den Handel der Tuͤrkischen Haupt⸗ Sie dienen aufs neue zur Be⸗
uͤrkischen Reichs, unter den Händen einer erleuchteten Regierung
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welches die Freunde —2
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kat besteht eine ziemlich reiche Erzgrube.
Eisen, Zinn,
zoͤsischen Kabinets, enthaͤlt nachstehendes Schreiben aus
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Trebisond zweimal ,„ die Tuͤrkischen von Trebisond zweimal, die von Odessa zweimal, die Donau⸗Dampsschiffe zweimal, die von Salonichi einmal und endlich die von Alexandrien dreimal in wei Monaten. Der Werth der Einfuhr durch fremde Schiffe elief sich im verflossenen Jahre auf 225 Millionen Tuͤrkischer Piaster. Zwei Drittheile hiervon bestanden in Manufakturen, das Uebrige in Kolonial⸗Waaren. Fast die Haͤlfte der Einfuhr kam aus Englischen Häfen, das Uebrige aus Oesterreich, Frank⸗ reich, Rußland und Holland. Die Tuͤrkei hat bekanntlich keine fabrikähnlichen industriellen Anstalten. Diese beschraͤnken sich auf eine Fabrik groben Tuches bei Adrianopel, die jährlich 20,000 Ellen erzeugt, und eine Feßfabrik. In der Eparchie To⸗ Die Einfuhr⸗Artikel Englands bestehen vorzuͤglich in Zucker, Kaffee, Indigo, Pfeffer, Weißblech, irdenen Gefaͤßen u. s. w., und besonders
in einer großen Quantitaͤt von Tuch, Zeuchen und allen Arten
von Webereien. Die Haupt⸗Einfuhr Oesterreichs besteht in Tuͤ⸗
ern; die von Frankreich in Seiden⸗Waaren, feinen Tuͤchern und IE Aus Rußland wird der Bedarf an Talg, Stricken, Haͤuten und dergl. eingefuͤhrt. Bei Getraide⸗Mangel ist starke Einfuhr Russischen Getraides; so wurden im verflosse⸗ nen Jahre fast 200,000 Tonnen Russischen Getraides in Kon⸗ santinopel umgesetzt. In neuester Zeit jedoch geschieht die Ein⸗ fuhr des Getraides meist durch Englische Schiffe, welche dasselbe billiger liefern. Der Werth der Ausfuhr berechnet sich unge⸗ fähr auf 160 — 180 Millionen Piaster. Die Haupt⸗Artikel der⸗ selben sind: Seide, die meist nach Odessa geht, Opium, Wolle, Oel, Baumwolle, Erz, Taback, Weine und getrocknete Fruͤchte. Das Miß⸗ verhaͤftniß der Ein⸗ und Ausfuhr bestandfruͤher nicht, wenigstens nicht in dem heutigen erschreckenden Grade; es ist eine Folge der inneren Ereig⸗ nisseé, ein Fingerzeig der hinschwindenden Kraft des Tuͤrkischen Reiches. Jieses Mißverhäͤltniß ward vorzuͤglich herbeigefuͤhrt durch die Trennung Griechenlands, der Moldau und Wallachei und Kreta's, d. i. jener Provinzen des Tuͤrkischen Reiches, welche vor⸗ zugsweise von der arbeitsamen und industriellen Klasse der Un⸗ terthanen bewohnt waren; durch den Abfall Mehmed Ali's; durch die in Folge der neuesten 8898 zerstoͤrten Provinzen und die Uebersiedelung von fast 300,000 Bauern auf Russischen Bo⸗ den. Der Reisende betrachtet mit schmerzlichen Blicken die ausge⸗ dehnten Ebenen zwischen Trebisond und Theodostupolis, die nun nach Auswanderung ihrer Bewohner einer Sibirischen Wuͤste gleichen.
Die Handelshaͤuser erster Klasse in Konstantinopel sind Europaͤische;
Üe Anzahl belaͤuft sich ungefaͤhr auf 90. Davon sind 20 unter nglischem Schutz, eben so viele unter Franzoͤsischem, 15 unter Russischem, und die uͤbrigen unter Oesterreichischem, Griechischem und Dänischem Schutze. Die meisten derselben machen Verkaͤufe auf eigene Rechnung; nur wenige befassen sich mit Kommissions⸗, Speditions⸗ und Wechsel⸗Geschaͤften. Zu den Handlungs⸗Haͤu⸗ sern — Klasse gehoͤren auch 50—60 Einheimische (Rajas angehoͤrige). Diese beschaͤftigen sich gleichfalls mit Ein⸗ und Aus⸗ hr, und unterhalten Verbindungen besonders mit England, ußland und Bessarabien. Die Chefs dieser Haͤuser sind Grie⸗ chen, Armenier und Juden. Eigentlich Tuͤrkische Haͤuser, die mit Europa Handel treiben, giebt es nicht; einige wenige han⸗ deln mit Asien, von wo sie Boden⸗Erzeugnisse auf eigenen Schiffen uͤberfuͤhren. Unter den Europaͤischen Handels⸗Haͤusern sind die Grie⸗ chischen die zahlreichsten, wie sie es auch vor der Griechischen Revolution waren. Seit 1830, wo die Verfolgung der Griechen ihr Ende erreicht hatte, hat sich wieder eine große Anzahl Griechischer Häu⸗ ser, meist unter Russischem Schutz etablirt, die dem groͤßten Theile nach sehr gute Geschaͤfte machen. Der dermalige Zustand des Handels der Tuͤrkischen Hauptstadt ist üͤbrigens nichts weniger als ⸗Hefriedigend. Die Ursache hiervon liegt gewiß hauptsaͤchlich in dem Zustande der Ungewißheit und Unsicherheit, in dem sich das Reich befindet. Dieser Zustand noͤthigt den Landmann, sein Geld zu vergraben, sich auf das unumgaͤnglich Noͤthige zu be⸗ schraͤnken und den Feldbau groͤßtentheils zu unterlassen. Die Handelswelt in Konstantinopel hat in neuester Zeit an den Per⸗ sern unerwartete Geschaͤftsfreunde erhalten. Die Persischen Kaufleute von Taurus kommen uͤber Theodosiupolis (Erze⸗ rum) und durch die Eparchie Trebisond bis nach Konstanti⸗ pel. Fruͤher nahmen sie ihren Bedarf an Tuch und Zeugen in Theodostupolis, und nur wenige kamen nach Konstantinopel, um ihren Bedarf aus erster Hand einzukaufen. Aber die Dampf⸗ schiffe zwischen Trebisond und Konstantinopel, welche Erleichte⸗ rung, Schnelligkeit und Sicherheit in den Verkehr brachten, zo⸗ gen die Perser bis nach Konstantinopel. Die Persischen Kauf⸗ leute Len gegen 40 Millionen Piaster um. Sie nehmen Eng⸗ lische Tuͤcher und Zeuge und bezahlen diese theils in Seide, theils mit Russischen Rubeln und Hollaͤndischen Dukaten. Die in neuester Zeit mit verschiedenen Maͤchten abgeschlossenen Handels⸗
4 Vertraͤge haben auf die Vermehrung der Consumtion durchaus
nicht vortheilhaft gewirkt. Außer der Abgabe, welche fuͤr die Einfuhr mit diesen Maͤchten regulirt wurde, nimmt die Tuͤrkische
Regierung von ihren Unterthanen auch noch die fruͤhern Abga⸗
ben, so daß sich die Auflagen nicht vermindert, sondern vermehrt babeh.H . 1u“ * Der Constitutionnel, das halboffizielle Organ
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des Fran⸗ n Alexan⸗ drien vom 7. August: „Das Dampfboot „Aetna“, welches Instructionen fuͤr den Franzoͤsischen General⸗Konsul, Herrn Coche⸗ let, uͤberbracht hatte, wird, nach einem Aufenthalte von zwoͤlf Tagen auf hiesiger Rhede, heute wieder abfahren, und ich be⸗ nutze diese Gelegenheit, um Ihnen einige Nachrichten von Wich⸗ tigkeit mitzutheilen. Kaum hatte man erfahren, daß zwischen England, Preußen, Oesterreich und Rußland ein Traktat abge⸗ schlossen worden, der die Vernichtung der Macht des Pascha's bezweckt (2), als dieser auch schon, in Folge jenes Traktats, das Uüimatum durch die Konsuln Rußlands und Englands erhielt, denen es durch einen außerordentlichen Courier zugegangen war. Man verlangt von Mehmed Ali die Abtretung 8 riens und die unverzuͤgliche Zuruͤckgabe der Tuͤrkischen Flotte. ch habe nicht noͤthig, Ihnen zu sagen, wie seine Antwort seyn wird. In die⸗ sem Kns Enblicke trifft er Anstalten zur Abreise, und ohne eine Antwort auf das Ulrimatum zu geben, wird er die Befestigungs⸗ Werke desuchen, um sich zu uͤberzeugen, daß sie in gutem Zu⸗ stande sind. Man kann jetzt sagen, daß der Krieg auf dem Punkte sey, zu beginnen. Aegypten wird keine Zugestaͤnd⸗ nisse machen. Die Maͤchte, welche den Traktat unter⸗ zeichneten, haben uns unstreitig einschuͤchtern wollen. Und wenn, wie es hier seit einigen Tagen heißt, Frankreich uns unterstuͤtzt, so haben wir die Vereinigung Englands und Rußlands nicht zu fuͤrchten. Wie dem auch sey, die Vorkehrungen werden eifrig betrieben und in diesem Augenblick sind wir im Stande, jeden Angriff, von welcher Seite er auch kommen mag, zuruͤckzuweisen. benr rathen namentlich der Engli⸗ schen Flotte, die Einfahrt in den safen von Alexandrien nicht erzwingen zu wollen; wir haben allein in diesem Hafen 19 Li⸗
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nienschiffe, worunter 12 Aegyptische von 100 Kanonen Tuͤrkische, die in drei Reihen in Schlachtordnung aufgestellt sind. Außerdem befinden sich daselbst etwa 30 Fregatten, Korvetten und Briggs, im Ganzen 3000 Feuerschluͤnde, auch wird an jeder Einfahrt noch eine Batterie errichtet, so daß in diesem Augenblicke auch die furchtbarste Flotte ohne Genehmigung der Regierung nicht in den Hafen von Alexandrien einlaufen koͤnnte. Wir sind jetzt begierig, zu sehen, wie die Maͤchte es anstellen werden, um den Vice⸗Koͤnig zur Annahme der von ihnen aufgestellten Bedin⸗ gungen zu zwingen. Es bieten sich viele und fast unuͤbersteigliche Schwierigkeiten dar. Vielleicht haͤtte man waͤhrend der Insur⸗ rection in Syrien einige Aussichten gehabt, und man hat vielleicht ein wenig zu sicher auf dieses Ereigniß gerechnet; aber in diesem Augenblick ist jener Aufstand voͤllig unterdruͤckt und Mehmed Ali kann uͤber bedeutende Streitkraͤfte zu Lande und zur See disponiren. Auch ist er gar nicht beunruhigt und sein Charakter wird sich wahrlich nicht verleugnen. Man muß diesen außerordentlichen Mann im Augenblicke der Gefahr sehen. Die Maͤchte, welche den Traktat unterzeichnet haben, rechnen so wenig auf eine Unterwerfung, daß ihre Konsuln, sogleich nach Ueberreichung des Ultimatums, und ohne eine Antwort darauf abzuwarten, in der Voraussicht eines, uͤbrigens auch nahe bevor⸗ stehenden Bruches, die Europaͤischen Kaufleute aufgefordert ha⸗ ben, in ihren Handels⸗Unternehmungen mit dem Vice⸗Koͤnig oder seinen Agenten vorsichtig und zuruͤckhaltend zu Werke zu gehen. Wir haben also Krieg; man hat indeß Alles vorhergesehen und ist bereit, den Feind zu empfangen. So stehen die Sachen in dem Augenblick, wo der „Aetna“ sich zur Abfahrt anschickt. — Pestfälle sind in einigen Tagen nicht mehr vorgekommen.“
— Andere Franzöoͤsische Blaͤtter enthalten folgende etwas ver⸗ aͤnderte Berichterstattung aus Alexandrien vom 7. August: „Die Dinge scheinen mit raschen Schritten einer Loͤsung entgegen⸗ zugehen. Nach der Abreise des Herrn Perier traf der „Aetna“, welcher Toulon am 21. Juli verlassen hatte, hier ein. Die De⸗ peschen, welche mit diesem Dampfboote dem Herrn Cochelet zu⸗ kamen, meldeten demselben die von der Londoner Konferenz ge⸗ faßten Beschluͤsse. Er theilte dieselben sofort dem Vice⸗Koͤnig mit und forderte ihn (angeblich) auf, dem Rathe Frankreichs nach⸗ zugeben, um dem Unheile vorzubeugen, welches ihn erwarte, wenn er hartnaͤckig dabei bleibe, die Entscheidungen der Maͤchte zuruͤck⸗ zuweisen. Herr Cochelet gab (angeblich) dem Pascha die Ver⸗ sicherung, daß Frankreich das Londoner Protokoll nicht unterzeich⸗ net habe und entschlossen sey, bei der Ausfuͤhrung der von den uͤbrigen Kabinetten gegen Aegypten in Gemeinschaft beschlosse⸗ nen Maßregeln voͤllig neutral zu bleiben. Die Eroͤffnung schien dem Vice⸗Koͤnig nicht zu mißfallen; denn er ist (angeb⸗ lich) uͤberzeugt, daß ohne die Mitwirkung der Franzoͤsischen Marine die Englaͤnder nichts wuͤrden thun koͤnnen, und daß er, wenn sie allein ihm gegenuͤber waͤren, ihnen leicht widerstehen koͤnnte. Er erklärte sodann dem Herrn Cochelet, daß, in Betracht des gegenwaͤrtigen Standes der Dinge, er die Turkische Flotte nicht mehr zuruͤckgebe und seine Zukunft und die seiner Familie den Rathschluͤssen der Vorsehung anheimstelle. — Es sind zwei Englische Dampfboͤte, das eine von Beirut, das andere von Smyrna, mit Devpeschen fuͤr den Englischen Konsul hier ange⸗ langt. Admiral Stopford hat, wie es scheint, den Obersten n20d es von den Ordres, welche er aus London in Folge der Konferenz⸗Beschluͤsse erhalten, in Kenntniß gesetzt; denn dieser Konsul bemerkte gestern zu Jemanden, Alles waͤre jetzt fertig und geordnet; er werde noch einmalzu dem Vice⸗Koͤnige gehen, um demselben gerade herauszusagen, wie die Dinge stuͤnden; er hoffe indeß, daß Gott dem „armen Pascha“ die Augen oͤffnen und ihm die Gesinnungen einfloͤßen moge, die ihn vor dem Ver⸗ derben, welches ihn erwarte, noch bewahren koͤnnten. — Am 4ten trafen hier die Herren Montefiore und Cremieux ein; sie wurden von allen ihren Glaubensgenossen mit außerordentlichem Pompe empfangen; auch von den Konsuln Oesterreichs und Englands ward ihnen ein ehrenvoller Empfang zu Theil. — (Nachschrift.) Der Pascha ist diesen Morgen nach Mansurah abgereist; es scheint, daß er die Zusammenkunft mit dem Britischen Konsul vermeiden wollte.
— Die lithographirte Pariser Korrespondenz fuͤgt endlich auch noch folgende (als Privatschreiben in die A. Z.) uͤbergegan⸗ gene) Mittheilung aus Alexandrien vom 7., August hinzu: „Das Dampfboot „Papin“ ist am 26. Juli mit Herrn Eugen Perier am Bord nach Toulon abgesegelt. Dieser Franzoͤsische Gesandtschafts⸗Secretair hatte gleich nach seiner Ankunft einige Konferenzen mit Herrn Cochelet; beide begaben sich zusammen zum Vice⸗Koͤnig. Herr Perier war beauftragt, den Pascha auf⸗ zufordern, der Pforte einige Konzessionen zu machen und dadurch den Streit mit ihr beizulegen. Frankreich verlangte besonders die Abtretung des Distrikts Adana an die Pforte und wuͤnschte, daß der Pascha dieses Anerbieten waͤhrend der Anwesenheit Samy Bey'’s in Konstantinopel mache. Mehmed Ali weigerte sich aber, andere Vorschläge zu machen als die, mit denen er Sami Bei beauftragt hatte, fest uͤberzeugt, daß diese hinreichend seyen. Er hatte sogar befohlen, ein Kunstfeuerwerk fuͤr die Ruͤckkehr seines Gesandten, der die Loͤsung des Streites bringen sollte, vorzube⸗ reiten. Man denke sich seine Enttaͤuschung, als das I „Nil““ ohne Flagge einlief. Sogleich begaben sich die Herren Cochelet und Perier nach dem Palast und erneuerten ihre Vorstellungen; der Pascha weigerte sich aber beharrlich, irgend eine ihrer Forderun⸗ gen anzunehmen; er antwortete, daß er sich zu vertheidigen wissen werde, wenn man ihn angriffe, und sollte er unterliegen, so wuͤrde es mit Ruhm geschehen. Ais alle Verstlche vergeblich waren, er⸗ mahnte Herr Cochelet den Pascha, die Beschluͤsse der Londoner Konferenz abzuwarten und einstweilen die Tuͤrkische Flotte ohne Bedingung zuruͤckzugeben, wie er es durch Sami Bei habe ver⸗ sprechen lassen. Mehmed Ali Antwortete, sein Anerbieten sey nicht angenommen worden, da die Pforte ihm die Person nicht bezeichnet habe, welche die Flotte zuruͤckfuͤhren solle. Die Herren Cochelet und Pe⸗ rier, durch all diese ausweichenden Reden ermuͤdet, entfernten sich sehr mißvergnuͤgt. Herr Perier ist mit der festen Ueberzeugung abgereist, daß man vom Vice⸗Koͤnig nichts erlangen könne. — Die Aegyp⸗ tische Regierung hat Nachrichten aus Beirut vom 25. Juli er⸗ halten. Drei Anfuͤhrer der Insurgenten sind gefangen worden, und sollen nach Alexandria gebracht werden. Abbas Pascha hat Befehl erhalten, seine Truppen der Kuͤste entlang aufzustellen. Soliman und Osman Pascha sind mit ihren Truppen nach Tri⸗ polis aufgebrochen, um einige Aufstaͤnde in dortiger Gegend zu unterdruͤcken. Von dort sollte Soliman sich nach Aleppo und Damaskus, Osman nach St. Jean d'Arce begeben. Man ist überzeugt, daß bei dem ersten thaͤtigen Einschreiten der Mächte gegen Mehmed Ali Ibrahim unverzuͤglich nach Konstantinopel vorruͤcken werde. Alle seine Freunde und Schmeich⸗ ler in Konstantinopel muntern ihn dazu auf. Es waͤre das röͤßte Ungluͤck, welches Mehmed Ali treffen koͤnnte. Seine
tellung ist trotz der Masse von Truppen und Material aäußerst schwach, denn die Truppen sind schlecht organisirt und das Ma⸗ terial ist ebenfalls in schlechtem Zustande. Aber die Masse ver⸗
mit jeder Macht aufnehmen zu koͤnnen. England, sagt er, fuͤrchte er nicht, Rußland sey von den Tscher⸗ kessen in Schach gehalten, wahrend er sich an der Spitze einer
oulon mit neuen Depeschen fuͤr Herrn Cochelet eingelaufen. Man glaubt, ihr Inhalt beziehe sich auf die Syrische Snsurrer⸗ tion, deren Ende man in Europa noch nicht kannte. Die Ruͤstun⸗ gen dauern fort. Man transportirt Artilleriestuͤcke an die Kuͤste und stellt sie auf Hoͤhepunkten auf, die man dann Festungen nennt. Der Pascha hat einen Offizier abgeschickt, um die Ruͤckkehr der von Mekka abgegangenen Truppen zu beschleunigen. In Kahira ward Be⸗ fehl gegeben, Alles, was dort noch an Geschuͤtzen verblieben, nach Alexandrien zu transportiren. Fortwaͤhrend versichert Mehemed Ali, er sey entschlossen, sich aufs aͤußerste zu vertheidigen und lieber
sogleich in Begleitung des Contre⸗Admirals Lewis nach Konstan⸗ tinopel weiter gereist ist, um Lord Ponsonby Depeschen zu
wieder im Zelt⸗ Tafel Versammlung am Marianenfelsen. Von dieser noͤrdlich
vom Dorfe auf der Hoͤhe des Fischbacher Gebirges gelegenen
Felsengruppe genießt man eine reiche Aussicht uͤber das ganze
Hirschberger Thal und den Kamm, und kein Gebirgswanderer,
der aufmerksam unsere Berge durchstreicht, unterläͤßt neg die⸗
sen Punkt, wenn er nach Fischbach kommt, aufzusuchen. Er hieß
fruͤher der Backofenstein, erhielt erst im Jahre 1824 zu Ehren
der Gemahlin des Prinzen Wilhelm den Namen Marianenfels, und wurde uͤberall, wo es moͤglich war, zugaͤnglich gemacht. Auf
der suͤdlichen Seite dieser bedeutenden 3
Professor Rauch in Berlin gearbeiteter kolossaler Loͤwe, uͤber wel⸗
chem der Name „Mariane“ mit kupfernen Riesenbuchstaben her⸗
niederglaͤnzt. Bei der Abfahrt dorthin ereignete sich in der gro⸗
ßen Park⸗Alle vor dem Schlosse ein hoͤchst betruͤbender Unglüͤcks⸗
fall, der den sehr schmerzlich beruͤhrte. Die Wagen mit
der Kaiserin, dem Koͤnige und der Koͤnigin waren eben dorthin ab⸗ gegangen, als der Leibarzt des Koͤnigs, der Wirkliche Geheime
Ober⸗Medizinal⸗Rath Rust aus Berlin, der dem Diner beige⸗ wohnt hatte und im Begriff stand, sich im Park etwas zu er⸗ gehen, von einer Extrapost dermaßen niedergefahren wurde, daß, als er vom Boden aufgehoben und ins Prinzliche Schloß zuruͤck⸗ getragen wurde, er kaum ein Zeichen des 2 von sich gab. Es wurde ihm hier von den schnell herbeigeeilten Aerzten sogleich die noͤthige Huͤlfe zu Theil, und als er sich nach dem Kopf⸗Ver⸗ bande einigermaßen erholt hatte, brachte man ihn nach Erdmanns⸗ dorf in sein Logis, wo er sich noch in ärzlicher Behandiung be⸗ findet. — Den 22sten d. M., um 11 Uhr Abends, ist nun end⸗ lich auch der Prinz von Preußen, von Berlin kommend, im Koͤnigl. Schlosse zu Erdmannsdorf x9 Er wohnte ge⸗ stern mit der Koͤnigl. Familie dem dortigen Gottesdienste bei und kam dann zum Diner nach Fischbach. — Gestern nach aufgeho⸗ bener Tafel beehrten die hohen Herrschaften die Frau Staats⸗ Minister von Reden auf Buchwald mit einem Besuche und ver⸗ lebten den Abend instillem engerem Familien⸗Kreise. Morgen reist nun der Koͤnig und die Koͤnigin von Erdmannsdorf ab und die Bewohner
des Thals sehen das Koͤnigliche Paar mit Wehmuth scheiden. Nach der neuesten Bestimmung fahren sie den 25sten fruͤh von Erdmannsdorf uͤber Hirschberg, Bunzlau, Sprottau, Sagan bis Christianstadt. — Wie man hoͤrt, wird die Kaiserin noch bis An⸗ fang September in Fischbach verweilen und man glaubt, daß der Russische Kaiser und der Großfuͤrst Thronfolger noch nach Fisch⸗ bach kommen werden.
Die Breslauer Zeitung enthaͤlt nachstehende Privat⸗Mit⸗ theilung aus Hirschberg vom 24. August. „Gestern war in Fischbach große Tafel, wozu abermals der General⸗Feldmarschall von Zieten, die Frau Minister von Reden, der Graf Stolberg auf Janowitz, die Geistlichen des Ortes beider Konfessionen, so wie der Pastor Roth aus Erdmannsdorf, ferner mehrere Land⸗ räthe der Umgegend, der Commandeur des Hirschberger Land⸗ wehr⸗Bataillons, Major von Schenk, und Andere eingeladen wa⸗ ren. Gegen 6 Uhr fuhren saͤmmtliche Allerhoͤchste und Hoͤchste Herrschaften nach Buchwald zu der Frau Minister von Reden. Nachdem Sie daselbst den Thee eingenommen hatten, a⸗ ben Sie sich wieder nach Fischbach. — Selten wird e Land⸗Kirche so viele Andaͤchtige vom Hoͤchsten Range ver⸗ sammelt haben, als gestern fruͤh die evangelische Kirche in Fischbach. Es wohnten dem Fruͤhgottesdienste bei: Ihre Maje⸗ staͤt die Kaiserin mit der Großfuͤrstin Olga, die Prinzessin Marie von Hessen, die Herzogin von Leuchtenberg, die Prinzessin Wil⸗ helm, der Prin 88n (Oheim Sr. Majestaͤt) mit dem Prin⸗ zen Adalbert (Prinz Waldemar ist noch nicht eingetroffen), Prinz Karl von Hessen und bei Rhein mit seiner Gemahlin Elisabeth, die Prinzen Karl und Albrecht von Preußen, endlich die Herzo⸗ gin von Deßau mit ihrer Tochter, Koͤnigl. Hoheiten. Außerdem waren viele hohe Personen aus dem Gefolge anwesend. Die Menschenmenge war ungewoͤhnlich groß, sowohl in der Kirche als spaͤter bei dem Schlosse. — Heute haben die hohen Herr⸗ schaften, Ihre Majestaͤten den Koͤnig und die Kaiserin ausgenom⸗ men, einen Ausflug auf das Hochgebirge gemacht; das Naͤhere kann ich noch nicht berichten. Se. Majestaͤt der Koͤnig wohnten heute in Erdmannsdorf dem Fruͤhgottesdienste bei.“
— — Bunzlau, 26. Aug. Gestern Nachmittag um 4 Uhr trafen Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin, von Erd⸗ mannsdorf kommend, hier ein und unterhielten sich während der Umspannung auf das Huldreichste mit den Behoͤrden und Nota⸗ bilitäten des Kreises und der Stadt, insbesondere mit dem in laͤndlicher Zuruͤckgezogenheit zu Groß⸗Krauschen hei Bunzlau le⸗ benden Ober⸗Praͤstdenten a. D. 3
licher Sorgfalt nach dem Nahrungsstande der Stadt und nament⸗ lich danach, ob der wichtigste Toͤpfereien, noch ihren alten
— Armee befinde. — Am 29sten ist der „Aetna“ von
sterbend unterzugehen, als nachzugeben. — Wir erfahren, daß ein in Malta angekommener Englischer Kabinets⸗Courier von dort
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FI IHaA 18 fo⸗⸗ 29 8 Ssis
Hirschberg, 24. Aug. (Schles. 3) Am 22stn d. M. war. alon zu Fischbach großes Diner und nach der.
elsgruppe ruht ein vom 1
en D. von Schoͤnberg und dessen Familiengliedern. Se. Majestaͤt erkundigten Sich in landesväͤterae
weig der hiesigen Industrie: die lor und guten Ruf behaupteten.
Auf die Mittheilung, daß im Gasthof „zum Kronprinz von * Preußen“, vor welchem Ihre Majestäaäͤten hielten, eine von dem
hiesigen Gewerbe⸗Vereine veranstaltete Ausstellung von Erzeug⸗ nissen des vaterlaͤndischen Gewerbfleißes zur Schau gestellt sen, fanden Allerhoͤchstdieselben Sich bewogen, den Wagen zu verlas⸗ sen, um diese Produkte der Industrie in Augenschein zu nehmen. Durch diese huldvolle Aufmerksamkeit, welche das Herr⸗ scherpaar dem hiesigen Gewerbstande und dessen
wurden die Gefuͤhle treuer Anhaͤnglichkeit und ——v 1. A. bei der † Ihrer Majestaͤren durch ein dreimaliges 58 82 kundgaben, zum hoͤchsten Enthustasmus gesteigert 96 ertoͤnte ein tausendstimmiger Jubelruf⸗ als Allerh † — allen Seiten hin freundlich gruͤßend, eihen