1840 / 241 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zu bringen, und citirt, ohne ihr

3 Mirabeau zu svielen berufen seyn wird. So viel

8— t elar, daß er ds Minister nur durch Gunst eines begin⸗

nenden Sturmes sich haͤlt, den er selbst im Entstehen zu beherr⸗

schen unfaͤhig ist, und der, wenn er zur Wuth anwaͤchst, riesigere

Glieder und einen gewaltigeren Willen erheischen wird, um seiner Herr zu bleiben, als Herr Thiers sie besitzt. Der Artikel der „Revpue des deux Mondes“ wird vom „Journal des Doebats“ der Feder des Herrn Thiers zugeschrieben; Andere glauben, daß er von Mignet herruͤhre. Das Letztere ist das Wahrschein⸗ lichere. och dem sey wie ihm wolle, die Wirkung des offiziellen Artikels zeigt sich als eine ungluͤckliche. Das „Journal des De⸗ bats“, wesches bisher den kriegerischen Ton der Minister unter⸗ stuͤtzte, weicht offenbar zuruͤck, indem es andeutet, daß ein ande⸗ res Benehmen von Seiten des Herrn Thiers die jetzige Krisis haͤtte verhindern koͤnnen. Der offfzielle Artikel dieses Blattes raͤumt ein, daß Oesterreich sich bemuͤht haben wuͤrde, einen Vergleich zu Stande u widersprechen, eine in der vorigen Woche von uns gegebene Versicherung, die wichtig und bedeutend genug ist, näͤmlich daß Herr Guizot Herrn Thiers ge⸗ warnt habe, es werde jedweder Bersuch des Franzoͤsischen Ge⸗

sandten, eine unmittelbare Uebereinkunft zwischen der Pforte und dem Pascha ohne Theilnahme der vier anderen Maͤchte zu betrei⸗ ben, unfehlbar die vier anderen Maͤchte noͤthigen, ohne Frankreich

eine Uebereinkunft abzuschließen. Diese Punkte und mehrere an⸗ dere, die wir fuͤr jetzt nicht weiter anzufuͤhren brauchen, werden natuͤrlich in dem Artikel der „Revue des deux Mondes“ uͤber⸗ gangen. Der offizielle Verfasser dieses Artikels thut, als koͤnnte

er sich nicht genug verwundern uͤber den Abschluß eines Traktats,

an welchem Frankreich nicht Theil nehme. Aber Herr Gutzot und Jedermann, der mit den politischen Verhäͤltnissen vertraut

war, ohne selbst in die diplomatischen Geheimnisse eingeweiht zu

ches Frankreichs

auf wel⸗ und klar

Resultat, durchschaut

das unvermeidliche Politik hinfuͤhrte,

seyn, muß doch

durchschaut haben. Herr Thiers selbst kannte es sehr wohl. Er

Politik fuͤhrte.

Feindseligkeit gegen diese Allianz.

wußte schon vor Jahren, daß jedweder Versuch Frankreichs, Sy⸗ rien so wie Aegypten unter seine ausschließliche Vormundschaft zu bringen, Frankreich und England trennen und ihre Allianz stoͤren wuͤrde. Herr von Lamartine erklaͤrte dies oͤffentlich im verflossenen Januar auf der Rednerbuͤhne der Kammer. Die Franzosen sollten also doch ja nicht sagen, daß man sie uͤberrum⸗ pelt habe Ihre Staatsmaͤnner wußten sehr wohl, wohin ihre Die Englische Allianz mochte auf ihren Lippen seyn, aber jede Handlung ihrer Politik, in Spanien, in der Levante und im Ocean, war eine direkte, wenngleich verhuͤllte Die Franzoͤsische Presse war vielleicht aufrichtiger, aber nicht so gut unterrichtet. Sie suchte hoch⸗

herzig eine Allianz zu bewahren, welche Polen wiederherstellen und die uneigennützige Vertheidigung des Orients uͤbernehmen

8n

soollte.

Und doch trieb sie zu derselben Zeit, wo sie hiervon er⸗

füͤllt war, die Franzoͤsischen Minister mit aller Macht zur Aus⸗ ruͤstung von

Flotten, zur Erweiterung von Eroberungen, zur Blokirung aller Suͤd⸗Amerikanischen Haͤfen. Sie entthronte Mols,

weil derselbe Ankona nicht behauptete und nicht kuͤhn genug war. Sie wies Soult zuruͤck, weil auch er ihr nicht hinreichend von

stuͤrzte sie Herrn Thiers,

dem Gefuͤhl fuͤr Ehre und Kriegsruhm durchdrungen war. Dann der die Forderungen jener lärmenden

Menge, die ihn zur Macht emporhob, wohl kannte. Herr Thiers

hat diesem blinden Drange gehorcht.“

bereits

8

Dasselbe Blatt sagt mit Bezug darauf, daß der „Moniteur parisien“ dem Geruͤcht wi⸗ derspricht, daß Graf von St. Aulaire, der Franzoͤsische Gesandte am Wiener Hofe, den Auftrag gehabt habe, Frankreichs Ver⸗ mittelung in der orientalischen Frage anzubieten, und daß diese Vermittelung fehlgeschlagen sey: „Frankreichs Vermittelung, fuͤr⸗ vahr! Eben so gut haͤtte sich Mehmed Ali zum Vermittler an⸗ wieten köͤnnen, wie Frankreich. Herr von St. Aulaire, wenn er auch mit keinem Vermittelungs⸗Anerbieten nach Bohmen ging, begab sich doch in der Hoffnung dahin, daß seine Vorstellungen in Betreff der aufgeregten Stimmung in Frankreich dazu bei⸗ tragen wuͤrden, Oesterreich davon abzuschrecken, setne gegen die anderen Maͤchte eingegangenen Verpflichtungen zu halten. Der

Hesterreichische Minister ist sich bewußt, daß er Frankreich keinen

Anstoß gegeben, und er fuͤhlt wohl, daß, wollte er aus Furcht vor den Ordonnanzen des Herrn Thiers vor einem unterzeichneten Traktat zurückbeben, er aufhoͤren müßte, sich Minister eines unabhaͤngigen Reiches zu nennen. Oesterreich trug geduldig die Franzoͤsische Beleidigung zu Ankona. Ist Frankreich das einzige Land in Europa, welches kleine Wider⸗ waͤrtigkeiten nicht ertragen kann, ohne Krieg anzufangen? Wir unsererseits haben laͤngst den Streit als ein Schaihspiel angesehen.

Frankreich that sein Moͤglichstes, um Oesterreich und Preußen

und durch sie Rußland auf seine Seite hinuͤberzubekommen und die Syrische Frage ohne England abzumachen. Waͤre dies ge⸗ schehen, was wuͤrde England dann gethan haben? Hätte es wohl einen Krieg mit Europa angefangen? Nein; es wuͤrde wahr⸗ scheinlich ruhig geblieben seyn und eingestanden haben, daß es das Spiel verloren. Marschall Soult und Herr Thiers aber nachten einige starke Bewegungen, es gelang ihnen nicht, Oester⸗

reich und Preußen auf ihre Seite zu ziehen, und nun wollten se es versuchen, das Spiel allein zu gewinnen. Aber unterdessen

brachte England alle Maͤchte auf seine Seite, und Herr Thiers

gerieth selbst in die Lage, in welche er England gern versetzt

h.

daͤtte. Der Koͤnig und sein Ritter auf der Französischen Seite waren nicht stark genug fuͤr eine solche Musterung von Gegnern auf der anderen Seite, die den Widerstand hoffnungslos mach⸗ ren. Das Ergebniß ist ganz einfach, daß Herr Thiers schachmatt ist, und daß er, statt seine 1ee mit guter Laune hinzuneh⸗ men, sich etwas daruͤber erhitzt hat.“ Die letzten Nachrichten,

die man aus Paris hier erhalten hat, scheinen die hiesige ministe⸗

rielle Presse wieder etwas milder gestimmt zu haben; ihre Aeuße⸗ rungen sind gestern und heute weniger leidenschaftlich, und dies hat auch auf die Boͤrse eine guͤnstige Wirkung hervorgebracht. Das Vertrauen auf die Aufrechterhaltung der freundschaftlichen Verhäͤltnisse zu Frankreich hat wieder zugenommen, und die Con⸗ sols sind seit Sonnabend um pEt. gestiegen. Indeß wird be⸗ merkt, daß zu diesem Steigen der Fonds auch die guͤnstigen Aussichten fuͤr die Weizen⸗Aerndte und die daran sich knuͤ⸗ pfende Verbesserung in allen Zweigen und im Handel das Ihrige beigetragen. In ihrem gestrigen Blatt sagt die Chronicle: „Aus den Pariser Freitagszeitungen ist leicht zu ersehen, daß die erste Hitze der Leidenschaft und vor⸗ aͤber ist, und daß unsere Nachbarn anfangen, das Verfahren Eng⸗ lands und der vier Maͤchte unter einem gerechteren und ruhige⸗ ren Gesichtspunkte zu betrachten. England wuͤrde sich wahrlich

nie einem Traktat angeschlossen haben, der die Schmaͤlerung der Jreihetaen und der 2 Frankreichs zum Zweck haͤtte.

haͤngig und frei sey,

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ngland ist innig dabei interessirt, daß Frankreich groß, unab⸗ 1 sey, und daß Frankreichs Stimme gehoͤrt werde und eben solchen Einfluß habe, wie irgend eine, in den gemein⸗ samen Angelegenheiten Europa's und der Welt. Wer häͤtte wohl daran gedacht, Frankreich demuͤthigen oder beschimpfen zu wollen?

968 Wenn die Interessen beider Lander von der Bevoͤlkerung beider Laͤn⸗ der richtig verstandenwerden, so ist keine Ursache dazu vorhanden, daß sie an einander stoßen. England hat, so wie Frankreich, negative Interessen in der Levante. Keines von beiden darf auf Besitz abzielen, aber keines von beiden darf auch darauf abzielen, das andere durch eine direkte oder indirekte Monopolisirung seines Einflusses aus⸗ zuschließen. Es haben viel Mißverstaͤndnisse in dieser Sache stattgefunden, und es thut uns leid, daß es nicht oͤffentlich zu etwas mehr von jenen gegenseitigen Aufklärungen gekommen ist, die, wie Herr Thiers im verflossenen Januar sagte, besser als irgend erwas zur Ausgleichung von Mißhelligkeiten dienen wuͤr⸗ den. Der „Courrier français“ behauptet, der wahre Grund, weshalb auf die angeblichen Winke des Herrn von Neu⸗ mann und des Freiherrn von Buͤlow keine Vorschlaͤge ge⸗ folgt, liege in dem Ausbruch des Sprischen Aufstandes. Aber die so uüͤbertrieben dargestellte diplomatische Unterre⸗ dung fand im Mai statt, und von dem Aufstande erhielt man erst zwei Monate spaͤter Kunde. Wie konnte also diese Insurrection der Grund der Zoͤgerung seyn? Die Wahrheit ist, daß jene Winke bloß muͤßiges Gespraͤch waren. Die Franzoͤsi⸗ schen Blaͤtter und die „Times“ sagen, der Admiral Stopford be⸗ finde sich in der Naͤhe von Cypern. Wir glauben vielmehr, daß der Britische Admiral in der Naͤhe der Dardanellen ist; von da werden natuͤrlich die Tuͤrkischen Schiffe auslaufen, welche zur Eroffnung der Blokade bestimmt sind.“ Heute endlich bemerkt die Morning Chronicle nach den aus Paris vom Sonntag eingegangenen Nachrichten; „Wohlunterrichtete Personen in jener Hauptstadt halten die Differenz zwischen England und Frankreich in Betreff der Syrischen Frage fuͤr erledigt oder doch wahrschein⸗ lich der baldigen Erledigung nahe. Man glaubte in Pa⸗ ris, daß Herr Guizot, wenn er Syrien nicht auf Le⸗ benszeit fuͤr den Pascha erhalten koͤnne, den Vorschlag machen wuͤrde, den jetzigen Status quo aufrecht zu erhalten, das heißt die Frage zn vertagen, jedoch mit der Garantie, daß Frankreich Mehmed Alt als Feind behandeln wuͤrde, wenn er üͤber den Taurus ginge. Sollte indeß Herr Guizot keine andere Instructionen empfangen haben, so ist das Resultat leicht voraus⸗ zusehen. Die vier Maͤchte wuͤrden sich sehr zwecklos so viel Muͤhe gegeben haben, wenn der Streit damit enden sollte, daß Ibrahim Syrien behielte, und wenn der Londoner Traktat so kurz nach seiner Unterzeichnung zerrissen wuͤrde.“ Uebrigens meldete gestern ein anderes ministerielles Blatt, der Observer, daß die Ratifi⸗ cationen dieses Traktats von Seiten Oesterreichs, Rußlands und V. in London eingetroffen seyen, daß die Ratification von eiten des Sultans in etwa zehn Tagen erwartet werde, und daß dann saͤmmtliche Ratificationen ausgewechselt werden sollten. Aus Montevideo sind Nachrichten bis zum §. Juni hier angekommen. Das ungewoͤhnlich rauhe Wetter war den Opera⸗ tionen der von Lavalle kommandirten Armee von Montevideo sehr hinderlich gewesen und man wußte nichts uͤber seine neuesten Bewegungen. Es bestaͤtigt sich, daß mehrere Distrikte der Pro⸗ vinz Buenos⸗Ayres sich der Herrschaft von Rosas zu entziehern gesucht haben; aber bei der Entfernung jener Gegenden von d Hauptstadt, so wie bei der geringen Anzahl Truppen, welche die selben aufstellen koͤnnen, betrachtet der Praͤsident dieses Untern men als unbedeutend. Die Blokade wird noch immer sehr stren beobachtet, auch war noch keine Aussicht auf eine baldige Aufh bung derselben. erdeIeex.. 8

b

Aus dem Haag, 25. Aug. Der 68ste Geburtstan . 88 m

res verehrten Monarchen ist gestern sowohl hier als in

dam mit außerordentlicher Theilnahme und unter großem Jubch

gefeiert worden. * Belgien.

Bruͤssel, 24. Aug. Die Belgischen Zeitung scch der Commerce b.

elche die orientalische Angelegenheit genommen zu haben schein

d die sich namentlich an den Boͤrsen von Paris und London kun eegeben, dem Einflusse des Koͤnigs Leopold zu, der morgen in I ende von London zuruͤckerwartet wird. Durch seine Vermitte lung, sagen die gedachten Blaͤtter, werde der Friede zwischen Frankreich und den uͤbrigen Mächten aufrecht erhalten und dar⸗ um wuͤrde auch Belgien fortan im Rathe der Europaͤischen Mächte noch mehr geachtet werden, als bisher.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 21. Aug. Im Adelsstande ist der Vorschlag des Constitutions⸗Ausschusses zur Aenderung des §. 28 der Re⸗ gierungsform, wonach der Koͤnig kuͤnftig keine „Charakter⸗Voll⸗ machten“, d. h. Titel ohne wirklichen Dienst, soll ertheilen koͤn⸗ nen, zur Verhandlung gekommen. Dawider sprachen nur Graf Horn und Herr v. Hartmannsdorf, ersterer vornehmlich aus dem Grunde, weil der Zweck nicht erreicht werde, so lange der Koͤnig nach dem §. 48 Hoftitel, den Adel und die Ritterwuͤrde verleihen kͤnne. Herr v. Hartmannsdorf wollte zwar anfangs, daß g ganze Vorschlag fuͤr unnuͤtz erklaͤrt werden solle, gab aber 8⸗ 5 am Ende zu, daß Personen, die nicht im Staatsdienst 4 keine Titel sollten erhalten duͤrfen. Fuͤr den Vorschlag 8 us⸗ schusses sprachen Viele; indeß ward derselbe nur mit 58 gegen 50 Stimmen angenommen und bleibt demnach der definitive Be⸗

schluß dem naͤchsten Reichstage vorbehalten.

Christiania, 3.) wartete provisorische Verordnung zur Erleichterung der Handels⸗ in den Land⸗Distrikten ist nun endlich in Kraft getreten.

urch dieselbe ist es den in einer Entfernung von drei Meilen von den Stäͤdten angesessenen Bauern doch nur in Amt Agers⸗ huus und der Vogtei Ober⸗Telemarken gestattet, Lebensbeduͤrfnisse nebst Taback in kleinen Partien zu verhandeln. Dies war bis⸗ her nur den privilegirten Landkraͤmern verstattet. Man hofft vom naͤchsten Storthing eine Erweiterung solcher Handels⸗Freiheit, deren Beschränkung in den letztverflossenen Jahren des Mißwachses und der To ig nicht geeignet war, die Noth des Landes zu

Daͤnemark. 8 6 s Kopenhagen, 24. Aug. (Alt. Merk.) Am Sonnabend starb der Shes⸗ Koͤnferenz⸗Rath Rothe, im Alter von 158g ren. Die Direction der Universität und die gelehrten hulen haben also ihr erstes Mitglied zu derselben Zeit verloren, 8 8 durchgreifende Reform in der Organisation der -n e terrichtswesens in der Staͤnde⸗Versammlung in Erwaͤgung gez gen wird.

Deutsche Bundesstaaten.

bend des Muͤnchen, 24. Aug. (A. Z.) Heute, am Vorabent Geburts, . Namenssestes unseres Koͤnigs, fand Vormittags

11 Uhr, wie alhͤhrlich, eine öffentliche Sitzung der Königlichen

ige, schreiben die guͤnstige Wendung 8

17. Aug. (L. A. Z.) Die schon lange er⸗

Akademie der Wissenschaften statt. Nach einem Vorworte des Vorstandes, Wirklichen Geheimen Raths von Schelling, hielt der Konservator der Koͤniglichen Sternwarte, Dr. Lamont, einen Vortrag „uͤber das magnetische Observatorium der Koͤniglichen Sternwarte“, worauf vom Vorstande, nach einem Worte der Erinnerung an den verstorbenen Olbers, die Namen der von der Koͤnigl. Akademie in diesem Jahre neuerwählten und von Sr. Masestaͤt dem Koͤnige bestaͤtigten auswaͤrtigen korrespondi⸗ renden Mitglieder, saͤmmtlich fuͤr die mathematisch⸗physikalische Klasse (darunter mehrere Englander), bekannt gemacht wurden. Der Minister des Innern, Herr von Abel, dann die Gesandten

von Oesterreich, Frankreich und Sardinien wohnten der Siz⸗

zung bei.

Stuttgart, 24. Aug. Ihre Mafjestaͤt die Koͤnigin sind, nach vollendeter Badekur in Kissingen und nach einer kleinen Reise in die Rhein⸗Gegenden, mit Ihren Koͤnigl. Hoheiten den Prin⸗ essinnen Katharine und Auguste gestern Abend in erwuͤnschtem Wohlseyn wieder hier angekommen. 8

Stuttgart, 25. Aug. (Schwaͤb. M.) Der groͤßere Aus⸗ schuß der Gesellschaft fuͤr Befoͤrderung der Gewerbe in Wuͤrttem⸗ berg berieth in seiner gestrigen Sitzung die Frage, ob es wuüͤn⸗ schenswerth sey, das von den Deutschen Zollvereins⸗Staaten an⸗ genommene Zollgewicht als ausschließliches Gewicht fuͤr den ge⸗ sammten Verkehr anzunehmen, wie Preußen es in Antrag ge⸗ bracht hat. Wie wir erfahren, wurde diese Frage bejaht und zwar ausdruͤcklich dahin, daß nicht nur fuͤr den Großhandel die⸗ ses Gewicht angenommen werden moͤge, sondern daß es durchaus als Landes⸗Gewicht eingefuͤhrt, als Unter⸗Abtheilung aber wie bisher 32 Lothe u. s. f. beibehalten werden sollen. Wird diese Ansicht des Gewerbe⸗Vereins auch die der Handels⸗Vorstaͤnde, und wird sie die Zustimmung der Regierung erhalten, so ist ein

bedeutender Schritt weiter zu der schon lange gewuͤnschten Ein⸗ heit von Muͤnze, Maß und Gewicht gethan. 8

Mannheim, 25. (Mannh. J.) Der Großherzog mit den Prinzen unseres Regentenhauses sind heute fruͤh um 7 ½ Uhr an dem Bahnwarthhause auf dem Relaisweg angekommen und haben die Eisenbahn in Augenschein genommen. Gleich darauf kam ein Convoi von drei Personenwagen von der Locomotive „der Greif“ gefuͤhrt an, und passirte mehrmals die Bahnstrecke. Se. Koͤnigl. Hoheit gaben ihren ungetheilten Beifall uͤber dieses neue Etablissement zu erkennen. Der Convoi hatte bei dieser Gelegenheit die Strecke von dem Heidelberger Bahnhof bis zur Schwetzinger Straße in 17 Minuten 8

Oesterreich.

Wien, 24. Aug. den 16ten d. M. von seiner nach Dresden zu einer Zusammen⸗ kunft mit Sr. Majestaͤt dem Koͤnige von Preußen unternomme⸗ nen Reise wieder nach Koͤnigswarth zuruͤckgekehrt, wo auch der Koͤnigl. Preußische Gesandte, Graf von Maltzahn, und der Kai⸗ serl. Russische Botschafter am hiesigen Hose, Baillt von Tatistscheff, welche sich gleichfalls waͤhrend der Anwesenheit Ihrer Majestaͤten des Koͤnigs und der Koͤnigin von Preußen und Ihrer Mafestaͤt der Kaiserin von Rußland in Dresden dahin verfuͤgt hatten, wie⸗ der eingetroffen sind. Der Englische Botschafter am hiesigen Hofe,

Lord Beauvale, war waährend der kurzen Abwesenheit des Fuͤr⸗

sten in Koͤnigswarth zuruͤckgeblieben. Dem Vernehmen nach hat Fuͤrst Metternich, gleich nach seiner Ruͤckkunft, dem Franzo⸗ sischen Botschafter, Grafen von Saint⸗Aulaire, der mittlerweile in Marienbad sich aufgehalten hatte, eingeladen, sich gleichfalls nach Koͤnigswarth zu verfuͤgen, wo gegenwaͤrtig die Repraͤsentan⸗ ten saͤmmtlicher großen Europaͤischen Maͤchte im Schlosse des

Oesterreichischen Staatskanzlers unter Einem Dache friedlich ne⸗

ben einander wohnen, waͤhrend die Welt von Kriegsgeschrei er⸗ eͤnt, und einige Pariser Journale, in hoͤchster Gereiztheit, so ge⸗ waltig in die Lärm⸗Trompete stoßen, daß man glauben sollte, Frankreich sey durch einen Akt unerhoͤrter Willkuͤr von der Ge⸗ meinschaft des Europaͤischen Staaten⸗Vereins ausgeschlossen wor⸗ den! Wie lange Fuͤrst Metternich noch in Koͤnigswarth ver⸗ weilen wird, ist noch unbestimmt; indeß glaubt man, daß er zwi⸗ schen den 10ten und 15ten k. M. wieder hier eintreffen duͤrfte. Vorgestern ist der beruͤhmte hiesige Augen⸗Arzt, Dr. Jäͤger, nach Hannover abgereist, wohin er von Sr. Majestät dem Kö⸗ nige wegen der Augen⸗Krankheit des Kronprinzen berufen worden.

Italien.

Nailand, 19. Aug. Am 17. August ist die Eisenbahn on Mailand nach Monza feierlich eroͤffnet worden. Die „Gaz⸗ etta die Milano“ enthaͤlt folgende Schilderung dieser Feierlich⸗ eit: „Nachdem die Arbeiten der Eisenbahn von Mailand nach Nonza beendigt und auf dem ganzen Straßenzuge mittelst einer

jerzu von dem K. K. Gubernium abgeordneten Kommission bei en Lokomotiven und auf den Stationen die genaueste Inspection orgenommen, und alles in regelmäßigem und befriedigem Zu⸗ jande gefunden worden war, nachdem ferner verschiedene robe⸗Fahrten unternommen und endlich die erforderli⸗ en Anordnungen zur genauen Systemisirung des Dienstes auf gedachter Srraze getroffen worden waren, konnte ge⸗ stern Morgens zur seierlichen Eroͤffnung des neuen We⸗ ges, unter dem Schutze und in Gegenwart Ihrer Koͤnigl. Ho⸗ heiten des Erzherzogs⸗Vice⸗Koͤnigs und seiner Gemahlin geschrit⸗ ten werden. Um 10 Uhr verfuͤgte sich das Erlauchte Paar mit seinen Soͤhnen und Toͤchtern und der gewoͤhnlichen Hofbegleitung auf die Station von Monza, von wo sich der Wagenzug in Be⸗

wegung setzen sollte, und wo die zu dieser interessanten SHendh 8

eingeladenen Behoörden sich versammelt hatten. Hier hatte de

8 8 1“ Der Fuͤrst von Metternich ist seit

Inhaber des Privilegiunis der Bahn, Herr Putzer, Edler von

Reibech, die Ehre, Ihre Kaiserl. Hoheiten zu bewillkommnen, und nachdem er sie in die geschmackvoll veg Saͤle einge⸗ fuͤhrt hatte, wendete er sich an den Erzherzog⸗ ice⸗Koͤnig mit fol⸗ gender Anrede:

„So ist nun jenes Werk zur Vollendung gediehen, von dem ich Ew. Kaiserl. Hoheit am 3. Maͤrz 1837 den ersten Plan vorzulegen di

Ehre hatte, und welcher, in Anerkennung des öffentlichen⸗Nutzens, amg 8 19. November 1839 von Sr. Majestät unserem Erlauchten Monarchen

mit einem ausschließenden Privilegium begnadigt wurde. Diese Eisen⸗ bahn, die erste im Lombardisch⸗Venetianischen Königreiche, auf . so fruchtbaren und so bevölkerten Boden entworfen, hatte mit jenen Schwierigkeiten zu kämpfen, welchen Unternehmungen neuer Art ageralt unterworfen sind, und es kostete Mühe, sie zu überwinden. Aber der Himmel, welcher der wahren und rechtlichen industriellen Thätigkeit bei⸗ sieht und sie segnet, gewährte meinen Anstrengungen reichlichen Ersatz, indem er mich den ersehuten Augenblick erleben ließ, wo Ew. Kaiserl. Hoheit die ersten Schritte dieses Unternehmens, durch Ihre und einer so ansehnlichen Begleitung erlauchte Gegenwart, zu einer glücklichen Zukunft inauguriren, wo es mir vergönnt ist, die ehrfurchtsvollsten Gefühle der Dankbarkeit für den so guädigen und kräftigen Schutz, den Ew. Kaiserl. Hoheit mir zu gewähren geruhten, an den Tag zu legen, wo ich die gewerbfleißige Stadt Monza an di beeines de

motive, nem anderen Musik⸗Corps . von Monza bis zu der von Mailand, die eine Laͤnge von dreizehn⸗

tausend

sich nach dem

hoͤchste Militair⸗Gericht freistehen. 8 8

an Hauplstadt der Lombardei gerückt sehe, und wo ich als Dol⸗ enn 8 efühl fämmtlicher Bewohner dieser glücklichen Gegenden, jene Worte ausrufen kaun, die, kaum ausgesprochen, stets in dem gan⸗ en weiten Kaiserreiche wiederhallen, die verehrten Worte: Es lebe erdinand I.!“

Hierauf bestiegen Ihre Kaiserl. Hoheiten einen prachtvollen, ausschließend hierzu bestimmten Wagen, in welchen auch der Kar⸗ dinal⸗Erzbischof und der Gouverneür, Graf von Hartig, aufge⸗ nommen wurden. In anderen vier Wagen nahm das zahlreiche Gefolge der Behoͤrden Platz, und den Schluß machte ein mit

ahnen geschmuͤckter Waggon, der ein Militair, Musik⸗Corps he⸗ Die zur Fuͤhrung des Zuges bestimmte Lokomotive war die „Lombarda“, aus den Werkstaͤtten der Herren Rennie von London; am Ausgang der Station gesellte sich eine andere Loko⸗ Milano“, hinzu, die hinter sich zwei Waggons mit ei⸗

atte. Die Fahrt von der Station

detres hat, dauerte neunzehn Minuten, und der Zug kam unter dem Applaus des auf allen Punkten, und besonders laͤngs der letzten Abtheilung der Straßenstrecke zahlreich versammelten

Boikes und eines gewaͤhlten Kreises von Personen, die in die Lo⸗ kalitaͤten der Station eingeladen waren, gluͤcklich am Ziele an.

hre Kaiserl. Hoheit gaben dem Privilegiums⸗Besitzer und dem

8ee Giulio Sarti, der das Werk leitete, Ihr hoͤchstes Wohlge⸗

fallen zu erkennen. Hierauf nahmen sie das großartige Maiilaͤnder Stationshaus in Augenschein, wobei Sie alle Stockwerke durchgin⸗ gen und Sich mit den Mitgliedern der Direction aufs Herab⸗ jassendste unterhielten, nachdem Sie durch Ihre Gegenwart ein denkwuͤrdiges Ereigniß verherrlicht hatten, welches der Industrie und dem Wohlstande dieser reizenden Landschaft eine neue Aera

eroͤffnet.“

Rom, 18. Aug. Se. Heiligkeit der Papst hat den Pater der Jesuiten, Professor der Theologie, Giovanni Perone, auch um Rathe der Congregation fuͤr die außerordentlichen Kirchen⸗ Angelegenheiten ernannt.

Das Diario meldet, daß der Papst wieder nach seinem Sommersitze Castell Gandolfo zuruͤckgekehrt sey.

Dasselbe Blatt erklart im Namen der Gesellschaft zur Her⸗ ausgabe der Abbildungen Roͤmischer Galerieen, daß die Profes⸗ soren Camuccini, Agricola, Minardi, Overbeck und Reinhart die Zeichnungen dazu revidiren, jedoch gratis und lediglich im In⸗ teresse der Kunst und des Vaterlandes.

PHorengeal. 6“

Lissabon, 15. Aug. (Morning Chronicle.) Am IIten Abends brach hier eine Empoͤrung aus, die jedoch bald unter⸗ druͤckt wurde. Man hatte versucht, die Linien⸗Regimenter und die Munizipal⸗Garde aufzureizen. Die Verschwoͤrer, unter denen sich einige der alten Arsenal⸗Fuͤhrer befanden, hatten zwei Com⸗ pagnieen zur Theilnahme an der Empoͤrung bewogen, dagegen hatten die regulairen Truppen allen Verlockungen widerstanden. Die Munizipal⸗Garde bildet die Polizei der Hauptstadt und be⸗ steht aus 1000 Mann Infanterie mit Flinten und Bajonnetten und 200 Mann Kasvallerie und ist ganz wie die Linien⸗ Truppen organisirt. Ein Fähnrich und zwei Sergeanten dieses Corps hatten sich in die Verschwoͤrung eingelassen, von deren Ausfuͤhrung in Bezug auf Zeit und Ört die Regierung unterrichtet gewesen seyn soll. Die Empoͤrung be⸗ damit, daß die Munizipal⸗Garde, welche bei dem Engli⸗ chen 5226 die Wache hatte, ihren Posten verließ und argo de Estrella begab, wo sich mehrere Personen

anschlossen, die meist zu den kuͤrzlich entlassenen Provisorios ge⸗ hoͤrten; auch das aufgeloͤste Bataillon der National⸗Garde und das Arsenal⸗Bataillon, kommandirt von dem Major Cabral, der vor kurzem verhaftet, aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. Dies geschah am Dienstag um 11 Uhr Abends. Dieser Haufe zog nun unter dem Ruf: „Es lebe die Koͤnigin und die Constitution! Nieder mit den Ministern und den Cortes!“ nach dem Rocio und von da nach dem Militair⸗Arsenal und suchte die Posten, die er unterweges antraf, auf seine Seite zu ziehen. Einige Munizipal⸗Gardisten schlossen sich ihm auch wirklich an, aber die Linien⸗Truppen, welche die Wache im Cor⸗ tes⸗Palast und bei der Bank hatten, weigerten sich, diesem Bei⸗ spiele zu folgen. Als sie bei dem Militair⸗Arsenal ankamen, moch⸗ ten sie etwa 500 600 Mann stark seyn, von denen viele unbe⸗ waffnet waren. Sie uͤberfielen die Wache, erbrachen die Thore und bemaͤchtigten sich der dort befindlichen Waffen. Waͤhrend sie damit beschaͤftigt waren, kam das 30ste Jäger⸗Regiment herbei, dem sie zuriefen, Halt zu machen, weil sie glaubten, es gehoͤre zu ih⸗ nen; da jedoch der kommandirende Offizier den Befehl zum Angriff gab, so ergriffen die Empoͤrer die Flucht und warfen die Waffen weg. 30 wurden gefangen genommen, die Uebrigen entkamen. Spaͤter trafen auch das I0te Infanterie⸗Regiment und andere Truppen bei dem Arsenal ein. Die Truppen blieben die ganze Nacht un⸗ ter den Waffen, und die Minister waren zu Pferde auf den Straßen, aber um 3 Uhr war Alles vorbei, und um 6 Uhr kehrten die Soldaten in ihre Kasernen zuruͤck. Die Habcas Corpus-Akte und die Freiheit der Presse sind auf einen Monat suspendirt, doch sind die litergrischen Blaͤtter, das „Diario dos Cortes“ und die „Regierungs⸗Zeitung“ von dieser Maßregel ausge⸗ nommen. Die bei der Empoͤrung beth eingten Personen werden von einer Kommission gerichtet werden, die aus drei Civil⸗ und drei Mili⸗ tair⸗Beamten besteht und deren Praͤsident ein General ist. Das Verfahren wird wie bei den Kriegsgerichten seyn, doch soll den Beklagten im Falle einer Verurtheilung die Appellation an das

Griechentang. 8

Athen, 31. Juli. (L. A. Z.) Sämmtliche oͤffentli E terrichts⸗Anstalten haben seit fast zwei bügn e gemacht. Die Universitaͤt ist noch ohne Örganisation, so daß die vorjaͤhrigen akademischen Behoͤrden noch immer functioniren; das Gymnasium von Syra hat wesentliche Maͤngel, denen man noch immer die Abhuͤlfe versagt, das von Nauplia hat sich foͤrmlich aufgelöͤst, und die längst beschlossene Errichtung der Gymnasien in 2 und Missolunghi ist noch immer ein frommer Wunsch Pb jeben. In einem aͤhnlichen Zustande sind die Hellenischen

chulen, das Schullehrer⸗Seminar und die Gemeinde⸗Schulen: ebelnd⸗ Pflanzen, die 1. den Wucht 8. Unkrautes ver⸗

mmern. chte dieser Zustand der Dinge recht ba in G eneichen⸗ Moͤch ser Zus Fe ge recht bald sein Ende

Athen, 12. Aug. (A. Z.) Unsere Verhältnisse zur Pforte 22„ auf dem Punkte, sich ernstlich zu verwirren. Die Verwer⸗ ung des fuͤr Griechenland nachtheiligen Fandels⸗Bertrage⸗ hat die Tuͤrken sehr aufgebracht, und sie vermessen sich keck, den Trak⸗ tat dennoch einseitig ausfuͤhren, d. h. die Hellenen fortan nach den darin aufgestellten Grundsäͤtzen behandeln zu wollen. In die⸗ sem Sinne soll der hiesige Tuͤrkische Minister Musurus bereits vor vierzehn Tagen der Regierung eine Note zugestellt haben,

dung die politischen Ereignisse nehmen koͤnnten.

969 und die Tuͤrken in Konstantinopel haben am 9., 10. und IIten Juli a. St. die zahlreichen dort lebenden Hellenischen Unter⸗ thanen, Kausfleute und Gewerbtreibende genoͤthigt, ihre Ge⸗ woͤlbe und Buden zu schließen, und sie mit der Ausweisung be⸗ droht. Auf die energischen Gegenvorstellungen des Franzoöͤsi⸗ schen Botschafters haben die Tuͤrkischen Behoͤrden jedoch diese Maßregeln ermäaͤßigt, und einige halbe Entschuldigungen gemacht. Indeß hat Reschid Pascha zugleich unseren Geschftstraͤger in Konstantinopel in Kunde gesetzt, daß 1) vom I. Oktober a. St. an die Hellenische Kuͤsten⸗Schifffahrt an den Tuͤrkischen Kuͤsten aufhoͤren soll; daß 2) die Pforte ist, fortan die Helle⸗ nischen Unterthanen fuͤr in der Tuͤrkei begangene Vergehen oder Verbrechen vor die Tuͤrkischen Gerichte zu zichen, und daß 3) die Einfuhren aus Griechenland, namentlich Oel, Wein, Taback ꝛc. mit 20 pCt. Eingangs⸗Zoll belegt werden sollen. Man ist hier sehr gespannt auf die heute erwarteten weiteren Nachrichten. Unsere Regierung hat die Vermittelung der fuͤnf Maͤchte angesprochen, scheint aber maͤnnlich entschlossen zu seyn, sich keine Art von Verletzung ihrer Wuͤrde und Beeintraͤch⸗ tigung ihrer Interessen gefallen zu lassen. Sie ist sich, der Tuͤrkei gegenuͤber, ihrer in den eigenthuͤmlichen Ver⸗ haͤltnissen ruhenden Staͤrke, ja selbst ihrer Furchtbarkeit voll⸗ kommen bewußt. Der neue Gesandte Christides ist gestern nach Konstantinopel abgegangen; er hat, dem Vernehmen nach, die Instruction, wenn er keine volle Genugthuung erhaͤlt, sich mit den Gesandtschafts⸗Archiven sogleich einzuschiffen. Die Stimmung ist hier in Folge dieser Ereignisse sehr aufgeregt; die Zeitungen fordern die Regierung geradezu zu schleunigen Kriegs⸗Ruͤstungen auf. Nichts kann dem National⸗Gefuͤhle der Hellenen erwuͤnsch⸗ ter kommen, als ein so gerechter und legaler Anlaß, ein von der Pforte selbst ausgehender Zwang, den nur vertagten Kampf aufs neue zu beginnen, und ihre Bruͤder jenseits der Berge mit sich zu vereinigen. Fuͤr diese Aussichten ist es sehr guͤn⸗ stig, daß Sami Bey laut den letzten Nachrichten unverrich⸗ teter Dinge von Konstantinopel nach Aegypten hat zuruͤckkehren muͤssen. Nur floͤßt unter so dringlichen Umstaͤnden die jetzige Zusammensetzung unseres Ministeriums dem Publikum kein hin⸗ laͤngliches Vertrauen ein, von dessen Mitgliedern, wie achtungs⸗ werth und tuͤchtig auch im Uebrigen, doch keiner außer dem Ma⸗ rine⸗Minister Kriezis die erfahrungsreiche Schule des Befreiungs⸗ Krieges von vorn herein mit durchgemacht hat. Daher faͤngt schon der Wunsch an laut zu werden, daß die beiden hervor⸗ stechendsten Staatsmaͤnner, die Gesandten Maurokordatos und Kolettis aus ihrem diplomatischen Exil moͤchten zuruͤckgerufen werden, um dem Throne und dem Lande in unmittelbarer Naͤhe mit ihren Einsichten und ihrer Thatkraft zu dienen. Das e. eingetroffene Dampfschiff bringt die Nachricht, daß das erhalten der Tuͤrken gegen die Hellenischen Untertha

sentlichen dasselbe geblieben ist.

Aegypten. Alexandrien, 7. Aug. (Sud de Marseille.) Unter dem

hiesigen Handelsstande herrscht seit einigen Tagen in Folge eines

Mißverstehens der Worte des Franzoͤsischen General⸗Konsuls große Bestuͤrzung. Als naͤmlich die Franzoͤsischen Kaufleute sich ver⸗ sammelten, um die Handels⸗Deputirten zu ernennen, und in Be⸗ treff der Differenzen zwischen dem Vice⸗Koönig und dem Sultan einige Fragen an Herrn Cochelet richteten, empfahl dieser seinen Landsleuten Vorsicht, da sich nicht voraussehen lasse, welche Wen⸗ Diese nur aus väterlicher Vorsorge fuͤr die Interessen der hiesigen Franzoͤsischen Kaufleute gesprochenen Worte erregten sogleich in der ganzen Stadt große Besorgniß, welche durch die von dem Dampfboote „Aetna“ uͤberbrachte Nachricht, daß in London zwischen England, Oesterreich, Preußen und Rußland ein Vertrag abgeschlossen wor⸗ den, noch vermehrt wurde. Unter diesen Umstaͤnden hat det Charakter des Vice⸗Koͤnigs sich nicht verleugnet und er hat einen Entschluß gefaßt, der durch die Folgen, die er haben kann, vo großer Wichtigkeit ist; er hat naͤmlich sofort die Armee aus Arabien zuruͤckberufen ); 11 Regimenter sind schon auf dem Marsch, und wenn diese Maßregel so vollstaͤndig ausgefuͤhrt wird, wie es angekuͤndigt wurde, so duͤrfte das Grab des Propheten sich bald in den Haͤnden der rohen Staͤmme der Wuͤste befinden. Ein solches Ereigniß wuͤrde den Aufstand aller Muselmäͤnner ge⸗ gen die Pforte zur Folge haben und selbst in der Hauptstadt der Tuͤrkei die Empoͤrung hervorrufen, von der sich bereits einige Symptome zu erkennen gegeben haben. Man hat oft davon ge⸗ sprochen, wie unrecht die Pforte handle, daß sie nicht den Vor⸗ schlägen Mehmed Ali's Gehoͤr geben, aber man hat noch nicht alle die traurigen Folgen gehoͤrig erwogen, die (angeblich) fuͤr sie aus ihrem Starrsinn hervorgehen muͤssen.

Der Vice⸗Koͤnig hat seinem Sohne den Befehl gegeben, Alles zur Vertheidigung Syriens vorzubereiten und waäͤhrend die Kuͤsten Aegyptens mit Kanonen bespickt werden, ist die Syrische Kuͤste in einen wahrhaft furchtbaren Vertheidigungs⸗Zustand ver⸗ setzt worden. Ibrahim Pascha befindet sich jetzt in Marasch, wo er den Gang der Ereignisse abwarten soll.

Mehmed Ali erwartet eine Blokade, allein dies macht ihm (angeblich) keine Sorgen. Er sagte vor kurzem in dieser Bezie⸗ hung: „Meine Proclamationen liegen bereit; sobald ich sie be⸗ kannt mache, werden das Tuͤrkische Reich und alle Muselmaͤnner sich fuͤr mich erheben!“

Gestern kamen zwei Englische Dampfboͤte, eines aus Beirut, das andere aus Vurla, hier an; das letztere uͤberbrachte Depeschen fuͤr den Britischen General⸗Konsul.

Der Vice⸗Koͤnig ist heute fruͤh nach Unter⸗Aegypten abgereist, wird aber zum 14ten von dort zuruͤckerwartet.

Berlin, 29. Aug. Nachrichten aus Frankfurt und Kuͤstrin zufolge, sind Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤ⸗ nigin am 26sten d. M. im erwuͤnschtesten Wohlseyn durch jene beiden Staͤdte gekommen, wo Sie der allgemeinste Jubel der Bevoͤlkerung empfing. In Frankfurt trafen Allerhoͤchstdieselben gegen 2 Uhr ein und geruhten die Generalitäͤt und Deputationen der beiden Provinzial⸗, so wie der staͤdtischen Behoͤrden zur Tafel zu ziehen. In Kuͤstrin kamen Ihre Majestaͤten um 5 ¾ Uhr an. Empfangs⸗Feierlichkeiten waren uͤberall abgelehnt; die ver⸗ schiedenen Behoͤrden brachten nur ihre Huldigungen dar. Im Tamsel geruhten Allerhoͤchstdieselben auszusteigen und in dem Parke das Denkmal in Augenschein zu nehmen, welches von dem Besitzer, dem Grafen von Schwerin, Friedrich dem Großen errichtet und am 31. Mai d. J. feierlich eingeweiht worden war.

Koblenz, 24. Aug. (Rb. u. M. Z.) Das Dampsschiff „die Mosella“ hat heute fruͤh um 9 Uhr das hiesige Werft ver⸗

*) Der Korrespondent vergißt, daß dasselbe bereits vor vier Wochen gemeldet wurde.

Florenz.

bassers um eine Probefahrt auf der Mosel zu machen. Nachdem das Schiff vor Moselweiß eine kurze Strecke weit geschuͤrft hatte und in den Moselweißer Leien zweimal aufgefahren war, kam es luͤcklich an Moselweiß vorbei und war ein Viertel nach 10 Uhr chon an Winningen und Niederfell vorbei. Durch einige heftige Regenguͤsse ist die Mosel seit mehreren Tagen so weit angewach sen, daß 23 Zoll Fahrwasser vorhanden sind, und es läßt sich an⸗ nehmen, daß die „Mosella“ bei diesem Wasserstande unbeladen, die Fahrt nach Trier machen kann. 8 Trier, 23. Aug. (Trier. Z.) Von den Truppentheilen, welche an den diesjährigen Herbstuüͤbungen der l6ten Diviston Theil nehmen werden, trafen das 9te Husaren⸗Regiment, das jste und 2te Bataillon 29sten und das 2te Bataillon 37ͤten In⸗ fanterie⸗Regiments, heute in den fuͤr sie bestimmten Kantonni⸗ rungs⸗Auartieren bei Trier und Umgegend ein. Morgen haben sämmtliche Truppen Ruhetag. Die Uebungen bei Trier werder bis zum 30sten d. M. dauern, und am 3lsten saͤmmtliche hier anwesende Truppen zu den Feld⸗Manoͤvern, welche in der Gegend von Hillesheim stattfinden sollen, und woselbst auch die Truppen der 15ten Division am 2ten k. M. ankommen werden, abruͤcken.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Flere Kürzlich wurde hier eine höchst interessante Freske Giotio's, die man verloren glaubte, unter der Tünche einer ehemaligen Kapelle und jetzigen Gefangenstube in dem alten Podesta⸗Palast (Bar⸗ gece⸗ im 13ten Jahrhundert erbaut) aufgefunden. Sie zeigt das Brust⸗ ild Dante’s in der Blüthe seiner Jahre. Nächstens ausführlicher über diesen für Kunstgeschichte und Verehrer Dante's gleich interessanten Fund. Auch die von Vasari erwähnten Fresken Giotto’'s in der Ka⸗ pelle Peruzzi (Kirche Santa Croce) will der Kav. V. Peruzzi von dem Kalkanwurfe, den die Barbarei des vorigen Jahrhunderts darüber ge⸗ legt, befreien. Es geschieht überhaupt, ohne diel Lärm, Vieles in Tos⸗ cana für Wiederherstellung alter Kunstwerke. So läßt der Großherzog mit bedeutenden Kosten die herrlichen Fresken Spinelli's in der Sa⸗ kristei von S. Miniato reinigen und die schönen mittelalterlichen Stühle und Schränke daselbst wiederherstellen. Eben so werden die Ghirlan⸗ daio’s (Rodolfo's) in der Kapelle des alten Palastes der Republik (Palazzo veechio) gereinigt und die Vergoldungen erneut. (A. Z.)

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Discorso sulle servitù e sulla libera proprietà dei fondi in Italia, di A. Coppi. Roma 1840. 8. Die von der Franzöfüscen konstituirenden Versammlung im Jahre 1789 verordnete Aufhebung aller Lehns⸗Verhältnisse und Ablösung der droits seigneuriaux wurde durch den Kontakt, in welchen Italien hald mit dem revolutionirten Frankreich kam, für das erstere Land eine Maßregel von höchster Wichtigkeit. In denjenigen Provinzen, welche die Franzosen von 1792 an besetzten, zum Theil mit Frankreich sie ver⸗ einigend, zum Theil ihnen unter der Form neumodiger Republiken einen Schein von Unabhängigkeit lassend, wurde dasselbe Prinzip so⸗ gleich in seiner vollen Ausdehnung angewandt. So war es der Fall mit den zum Königreiche Sardinien gehörenden Grafschaften Nizza Tenda und Benil, welche durch den am 15. Mai 1796 abgeschlossenen Vertrag an Frankreich förmlich abgetreten wurden; so in der Lombar dei nach dem Feldzuge von 1796, wodurch sie für Oesterreich verloren ging; so im Modenesischen und in den Legationen nach der Gründung der ephemeren Cispadanischen Republik. Auch in den Ländern, welche 8 nicht sogleich auf diese Weise umgewälzt wurden, schritt man zu Maß regeln ähnlicher Art. Der neue König von Sardinien, Karl Ema⸗ nuel IV., machte in den ihm gebliebenen Staaten des Festlandes den Lehens⸗Verhältnissen ein Ende, indem er das bisherige Lehens⸗Besitz⸗ thum in Allodien umwandelte und eine Ablösung der Servitute mit⸗ telst Geldzahlungen verordnete. Ueberdies verbot er die Errichtung neuer Majorate und beschränkte die Dauer der bestehenden auf zwe Grade vom dermaligen Besitzer an. In Toscana war schon längst im nämlichen Sinne gehandelt worden. Die Beschränkung der Feudal⸗ Rechte, namentlich hinsichtlich der Gerichtsbarkeit, hatte bereits 1749 unter dem Großherzoge Franz II. (Kaiser Franz I.) begonnen, welcher 1751 auch die Vermehrung des Besitzes der sogenannten Todten Haud untersagte. Sein Sohn der Großherzog Peter Leopold, vollendete, was unter dem Vater begonnen worden war. Vorerst in Betreff des Land⸗ baues, welchem von 1769 an zahlreiche Verordnungen aufzuhelfen such ten, welche den freien Verkehr beförderten und Servituten abschafften, wie z. B. in der Maremma von Siena das Recht der freien Weide, welches dort dem Grundeigenthümer sehr zur Last fiel Die Frohndienste wurden 1776 abgeschafft, zehn Jahre später alle Prã rogative der Fendatare. Die 1789 verordnete Auflösung der Majorat und sonstigen Fideikommisse, und das Verbot, neue zu stiften, standen mit erwähnten Maßregeln in genauer Verbindung. Im Kirchenstaat waren die Feudal⸗Rechte und Servituten nur in Einzeldingen modifi⸗ 88 worden. Eine Verordnung Clemens XIII. vom Jahre 1765, hiu⸗ schtlich des Holzfällens in den Domaine⸗ und Gemeinde⸗Waldungen, wurde von Pius VI. im Jahre 1789 und von Pius VII. im Jahre 1805 auch auf die Privatleuten gehörenden Waldungen ausgedehnt um das unmäßige Fällen und drohende Ausrotten der Wälder zu hin⸗ dern. *) Das Recht der Weide wurde durch Pius VII. 1802 wenig⸗ stens auf solchen Ländereien aufgehoben, deren Besitzer die Urbdarma⸗ chung derselben vorhatten. Das Jus lignandi wurde zu gleicher Zeit sehr beschränkt. Anders war im Königreich Neapel verfahren worden wo die Feudal⸗Gerechtigkeiten ausgedehnter und mannigfaltiger waren, als vielleicht anderswo. Von ungefähr 2000 Gemeinden standen nu 38à unmittelbar unter der Landes⸗Regierung, alle übrigen waren Ba ronal⸗Ortschaften. Das Ministerium Tanucci's, den Maximen Peter Leopold’s hold, zu denen Karl III. selbst hinneigte, fuüͤhrte mancherlei Einschränkungen herbei. Talentvolle Schriftsteller, vor Allen Filan⸗ gieri, unterstützten diesen Geist, der während der Gährung der neunzi⸗ ger Jahre so stark ward, daß nur die gewaltsame Gegen⸗Revolution damals das Feudal⸗System vom völligen Untergange retten konnte. So war es in Italien beschaffen, bis Frankreich allmälig die ganze Halbinsel, mittelbar oder unmittelbar, sich unterwarf. **) Die Maß⸗ regeln während der Französischen Administration kommen nun an die

*) Die südlichen Provinzen des Kirchenstaats Patrimonium, Sabina, Latium, Marittima und Campagna haben gegen 1416 -2Miglien Waldung, wovon beinahe die Hälfte hochstämmig. 6

**) Die Franzosirung Italiens hatte folgende Phasen. . Jahre 1792 wurde Savoyen mit Frankreich vereinigt, als Departemenk des Montblanc, im Jahre 1793 Nizza und das Fürstenthum Monaco als Departement der See⸗Alpen. Im Jahre 1802 wurde Piemont (schon 1798 abgetreten) mit Frankreich vereinigt und Parma besetzt. Die Li⸗ gurische Republit wurde 1805 ein integrirender Theil des Empire fran.- çais, und in die Departements Genna, Montenotte und penninen etheilt; 1808 Parma als Departement des Taro, Toscana als

epartements des Arno, des Ombrone und des Mitteimeers; 1809 der füdliche Theil des Kirchenstaats als Departements der Ti⸗ ber und des Thrasimen. So weit die integrirenden Theile Franfkreichs. Im Jahre 1796 entstand die Cispadanische Repudlik, welche 1797 ceime Tisalpinische ward, und die Oesterreichische Lomdardel. Mantua. Mo⸗ dena, die Legationen, die Venetianischen Besitzungen auf ten Ufer der Etsch und einige andere Territorien begriff. Sie vend⸗ 9e⸗ Italiänische Republik 1802, Königreich Italien 1808. Venedig s Ior 1806 einverleibt, die Marken 1808. Piamdine und 22 —— 1805 Fürstenthümer unter Französischer Sber⸗Lehnsherrlich 8 und Carrara 1806 damit vereint; Guastalla e9 722 he stenthum unter denselden Verhältuissen (dann Tdei Pr eben so Benevent und Ponte Corvo. Toscana Großberz ohne indeß aufzuhören, zum Kaiserreich zu 1797, die 8 publiken waren die Ligurische und Anconttamne

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mische von 1798, die arthenopeische von 1799.