1840 / 243 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zu prtestircen. Der Koͤnig von Neapel hat aewolle, daß die er kjamkeit unserer Vermittelung außer Zweifel gestellt werde, und er hat, wenn wir gut unterrichtet sind, selbst erklärt, daß er den Traktat nur aus Rücksicht fuͤr den Vermiteler unterzeichne.“

Die Gazette de Boulogne, ein in Enalischer Sprache erscheinendes Blatt, giebt nachträglich noch ein Gespraͤch, welches zwischen dem Koͤnige und Herrn Tufnell, dem dortigen Prediger der Englischen Kirche stattgefunden haben soll: „Ist Ihre Ka⸗ pelle groß genug, um ihre ganze Gemeinde aufzunehmen?“ „Nein, Sire!“ „Warum vergroͤßern Sie dieselbe nicht?“ „Sie machen es uns unmöͤglich, Dire, denn in Foige der Kriegs⸗ Besorgnisse sind wir Alle bereit, uns zu entfernen.“ „Beru⸗ higen Sie sich in dieser Hinsicht; so lange ich lebe, werden Sie keinen Krieg haben, wenn ich es verhindern kann; Sie mögen also Ihre Kapelle immerhin vergröͤßern.“

Der Irlaͤndische Lord, der in Chalons sur Marne gestorben ist, und dessen der „Moniteur paristen“ gestern erwaͤhnte, ist der Lord Garvagh.

Ein neuer Bericht des Marschalls Valbe aus Algier vom 15. August spricht von einem Einsall, den ein Bruder Abdel⸗ Kaders in die Provinz Konstantine versucht habe. Die Kabay⸗ len haben denselben abgeschlagen und bet dieser Gelegenheit die eisernen Thore durch Feldstuͤcke und große Baͤume so fest verbar⸗

rikadert, daß diese Passage jetzt ganz und gar gesperrt ist. Der⸗

Generab⸗Licutenant Galbois ertheilt allen inlaͤndischen Staͤmmen der Provinz die groͤßten Lobspruͤche wegen ihrer Anhänglichkeit und ihres ruhigen Verhaltens.

Boͤrse vom 26. August. Die sortwaͤhrend einlaufenden

unguͤnstigen Berichte aus Konstantinopel und Alexandrien wirkten

heure 8. Anfang der Boͤrse unguͤnstig auf die Course. Die Zproc. Rente ging bis auf 79.45 zuruͤck; da aber die Beduͤrf⸗

nisse fuͤr die Liquidation uͤberwiegend waren, so hob sich dieselbe

bald wieder und schloß zu dem gestrigen Course 80. 05. Die Ei⸗

senbahn⸗Actien scheinen in dem jetzigen Moment von den Spe⸗

riüren wenig.

kulanten ganz unberuͤcksichtigt zu seyn, die Course derselben va⸗ Großbritanien und Irland

London, 26. Aug. Ein in den letzten Tagen hier verbrei⸗ tetes Geruͤcht, daß dte Koͤnigin sich unwohl befinde, scheint durch⸗

aus zu seyn. Ihre Majestaͤt hat, nach den Berich⸗

ren aus

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indsor, täͤglich ihre Spazierfahrten durch den dertigen Park gemacht. Das Befinden der Prinzessin Auguste hat sich aber seit einigen Tagen wieder sehr verschlimmert.

Die Times sucht heute in einem längeren Artikel das Be⸗ nehmen zu rechtfertigen, welches sie in Bezug auf die orientalische

Frage befolgt habe. „Vom ersten Augenblick“, sagt dieses Blatt,

„wo der Traktat eingestanden wurde, den 3. Au ust, sprachen wir

uns dahin aus, daß es su spaͤt sey, dagegen nachen, aber auch zu fri

inwendungen zu h, ein Verdammungs⸗Urtheil daruͤber ggehen zu lassen, und daß wir, mit dem direkten Zweck des Trak⸗ ats einverstanden, die ganze Verantwortlichkeit fuͤr die Maßregel dem Ministerium zuwälzen muͤßten. Diese Verantwortlichkeit

schloß natuͤrlich in sich, daß man gluͤcklich erreiche, was man als

Zweck erklärte, naäͤmlich die Reduzirung des Pascha's; daß man

gemaͤßigt und redlich verfahre, um das beklagenswerthe Ereigniß

ruchs mit Frankreich, um so geringfuͤgigen Anlasses

willen, zu vermeiden; vor Allem aber, daß man sich wohl vor⸗

sehe und in Acht nehme, um nicht von Rußland uͤberlistet zu werden. Haͤtte Jedermann in England seine Pflicht so begriffen, wie wir,

ledigung der Sache

o wuͤrde der Streit jetzt schon beigelegt und der friedlichen Er⸗ die Thuͤr geoͤffnet seyn. Wenn wir auch den allgemeinen Zweck des Traktats billigten, so wollten wir uns doch in keine leidenschaftliche Polttik einlassen, noch weniger theilten wir das Vertrauen unserer ministeriellen Kollegen zu den Mitteln,

welche diese zur Ausführung des Traktats fuͤr ausreichend und angemessen hielten. Am allerwenigsten aber gaben wir das Ge⸗ ringste auf den

persoͤnlichen Charakter der Individuen, welche un⸗

ser Ministerium bilden; dieses Kabinet konnte gar nicht in Be⸗ iracht kommen in Vergleich zu der Besorgniß, daß England sich

am Ende in eine Politik Bruch mit Frankreich, Sturz des Britischen

verwickelt sehen moͤchte, die zu einem u einer Vergroͤßerung Rußlands und zum influsses im Orient fuͤhren koͤnnte. Es

waren also die Mittel zu erwägen, durch welche der Pascha aus Syrien zu vertreiben waͤre, ohne daß Frankreich geradezu vor den Kopf gestoßen und ohne daß Rußlands mlitairische Huͤlfe in Anspruch genommen wuͤrde. Bis jetzt ist aber jeder der Erfolge, die sich Lord Pal⸗ merston und seine Organe in dieser Hinst tversprachen, fehlgeschlagen.

Die Svrische Insurrection, die zu der fuͤhrte, hat sich als eine bloße Hader mit den Aegyptischen Be⸗ hoͤrden erwiesen.

mterzeichnung des Traktats

Der Pascha, statt sich zur Unterwersung ge⸗ neigt zu zeigen, wird, wie wir es von seinem Alter und Charak⸗ ter vermutheten, immer hartnaͤckiger und verzwelfelter, je näͤher die Gefahr ruͤckt. Er verwirft selbst Frankreichs Vorschlag, Adana abzutreten, es ist zweifelhaft, ob er den Ermahnungen desselben folgen und hinter dem Taurus stehen bleiben wird; allem Anschein nach, wird er vielmehr Alles thun, was in seinen Kraͤften steht, um einen allgemeinen Krieg zu veranlassen, da ein allgemeiner Krieg allein ihm die Aussicht auf aktiven Beistand von Seiten Frankreichs darbietet. Dies sind die Schwierigkeiten, denen das Englische Ministerium sich unterzogen hat, und die es nun besiegen muß. Wir wissen nicht, ob sie durch die bloße Gegenwart des Admiral Stopford an der Syrischen Kuͤste, in Begleitung der Tuͤrkischen Schiffe, die aus den Dardanellen auslaufen sollen, besiegt werden duͤrften; so viel aber wissen wir, daß, wenn sie, wie der „Courrier franvgais“ meint, nur dadurch zu besiegen sind, daß Rußland mit Einwilligung Englands die schönsten Provinzen der Tuͤrkei besetzt, keine Terri⸗ torial⸗Entschädigung jemals das Britische Volk bewegen wuͤrde, einer so verderblichen Invasion seine Zustimmung zu geben und an einer so schmaͤhlichen Zerstuͤckelung Theil zu nehmen. Sollen wir von Nikolaus ausführen lassen, was Alexander von Napo⸗ leon nicht erlangen konnte, zu einer Zeit, wo doch die Abtretung

Konstantinopels an Rußland alle nächsten Zwecke der Napoleoni⸗ Wenn die Whig⸗ Minister

schen Politik erkauft haben wuͤrde? ihre Namen unter eine solche Uebereinkunft gesetzt haben, so haͤt⸗ ten sie besser gethan, lieber gieich ihr Todes⸗Ürtheil zu unter⸗ zeichnen.“

Die Morning Chronicle koͤmmt nochmals auf den be⸗ kannten Artikel der „Revue des deur Mondes“ zuruͤck und giebt dem⸗ selben ein noch entschiedeneres Dementi, indem sie sagt: „Jener offizielle oder halboffizielle Artikel liefert in seinem Bericht uͤber

die Unterhandlungen ein Maͤhrchen von einigen Winken, die ein

Oesterreichtscher Diplomat dem Herrn Guizot gegeben haͤtte, daß man wahrscheinlich Mehmed Ali Aegypten erblich, Syrien auf Lebenszeit uͤberlassen wuͤrde. Der Oesterreichische Botschafter war zu der Zeit, auf welche der Franzoͤsische Zeitungsschreiber anspielt, nicht in London, und wir sind vöͤllig uͤberzeugt, daß der Oester⸗ reichische Gesandtschafts⸗Secretair, der sich in London befand, uͤber hessen Gregenstand nur in pie Luft sprach, wie die Franzosen sich

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Sache gemischt.

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auedruͤcken. Jedoch hielt dies Herr Guizot fuͤr wichtig genug, seiner Regierung daruͤber zu schreiben und seine Regierung sah dies fuͤr hbedeutend genug an, um deshalb nach Alexan⸗ drien zu senden; das „Journal des Drebats“ endlich glaubt es setzt noch wichtig genug, dies wieder hervorzusu⸗ chen und auszuspinnen. Die Thatsache ist, daß die Franzosen sich im Stande glauben, Mehmed Alt auf diese Bedingungen hia aus der Klemme zu ziehen. Wir koͤnnen ihnen sagen, daß sie im voͤlligen JIerthum sind. Oesterreich schließt sich England an in dem Wunsche, die Integritäͤt des Osmanischen Reichs bewahrt und nicht den Mittelpunkt und die ganze Kraft jenes Reiches von Konstantinopel, wo Beide Einftuß besitzen, nach Alexandrien üͤbertragen zu sehen, wo Frankreich allein einflugreich ist. Die Loͤsung des Raͤthsels, welches die Franzoͤsischen Journale so sehr in Verlegenheit setzt, ist, daß kein Wink, wie der von Herrn Thiers oder von Herrn Gutzot erwaͤhnte, jemals ernstlich statt⸗ gefunden hat. Es giebt Unterredungen zwischen Diplomaten, wo Vermuthungen geäußert und alle moͤglichen Ereignisse von allen Seiren desprochen werden. Wollten Diplomaten alles das, was in solchen Gespraͤchrn geaͤußert wird, ernstlich aufnehmen, so wuͤrde dies zu hundert gefahrlichere Auid pro qno fuͤhren, als das gegen⸗ waͤrtige. Dies wuͤrde uͤberdies den Mund uUnd die Vertraulich⸗ keit jeder offiziellen Person unter Siegel legen.“

Die Times enthalt einen langen Bericht uͤber die gericht⸗ lichen Verhandlungen in Betreff der Vorfälle zu Boulogne, uͤber welche die Pariser Blaͤtter bis jetzt noch Stillschweigen beobach⸗ ten. „Die Verhoͤre“, heißt es in dieser Korrespondenz, „wer⸗ den vom Kanzler von Frankreich, Baron Pasquier, trotz seines hohen Alters, taͤglich von 11 bis 5 Uhr geleitet. Verhoͤrt sind bis jetzt 15 Personen. Louis Navpoleon selbst zeigte keinesweges Hochsinn und Entschlossenheit, sondern schien durch seine Lage niedergedruͤckt. Gegen die Kompetenz der Kammer legte er kei⸗ nen Protest ein und beantwortete alle Fragen. Uebrigens er⸗ kläͤrte er, er sehe sich als den rechtmaͤßigen Erben seines Oheims an; er halte die Institutionen des Kasserreichs fuͤr diejenigen, welche der Franzoͤstschen Nation am angemessensten waͤren. Er habe sich uͤberzeugt gefuͤhlt, daß die Majoritaͤt des Volkes und besonders das Heer diese Ansicht theilten und bereit seyn wuͤr⸗ den, ihm in der Wiedererlangung seiner Rechte beizustehen, um Frankreich in den Rang wieder einzusetzen, der ihm in Europa zukomme. Er beharrte bei seinen Ansichten und Anspruͤchen, gab aber zu, daß er schlecht unterrichtet und verleitet, wo nicht verrathen worden. Er bat um Zuruͤckgabe des vor⸗ gefundenen Geldes, welches sein sey, und das er fuͤr seine Lei⸗ densgefaͤhrten verwenden wolle. General Montholon erklaͤrte, er habe die Absichten Louis Napoleon's erst am Bord des Dampf⸗ schiffes erfahren, und halte er die ganze Geschichte fuͤr einen ihm hinterlistig gespielten Streich. Die Obersten Montauban und Parquin gestanden ganz offen ihre Anhaͤnglichkeit fuͤr die Kai⸗ serliche Sache ein. Hauptagent bei der Verschwoͤrung war die Saͤngerin Gordon, die aber nicht verhaftet ist. Louis Napoleon hatte ansangs die Absicht, seinen Streich erst im November waͤhrend der Navoleon’s⸗Feierlichkeiten auszufuͤhren; allein die Dame war mit Recht der Metnung, daß die Hundsrage dazu ge⸗ eigneter waͤren. Die Stellung dieser Schoͤnen scheint sehr zwei⸗ deutig gewesen seyn. Man deutet an, daß sie mit der Polizei in Verbindung gestanden. In Paris war ihr Konzert am meisten von Bonapartisten und Polizei⸗Spionen besucht. Spaͤter sang sie in Metz, Douai und anderen Festungen, von wo aus sie an Louis Bonaparte berichtete, daß sie ganze Regimenter verfuͤhrt habe. Dieser war so leichtglaͤubig, daß er auf eine De⸗ pesche von ihr einen allgemeinen Aufstand seiner Anhaͤnger anordnete, der jedoch unterblieb. Ihren Bestrebungen und den Vorschlägen des Marquis von Crouy⸗Chanel wird ferner eine Annaͤherung der Bonapartisten an die Republikaner zugeschrie⸗ ben und, als Folge derselben, die bekannte Aufsassigkeit der Schneidergesellen gegen ihre Meister, die noch nicht ganz beschwich⸗ tigt ist. Außer Ms. Gordon wirkten noch zwei Damen, jedoch in anderem Sinne: die verwittwete Graͤfin Renaud de St. Jean d'Angely, deren Anhaͤnger mandie déronés nennt, und dann Mad. de Salvage de Faverolles an der Spitze der sogenannten expee- tans. Auch der Name der Marschallin Marmont wird in die Louis Bonaparte, der uͤbrigens den Republika⸗ nern nicht sehr hold ist, hat sich den Herren Cavaignac und Mar⸗ rast in London zu naͤhern gesucht, aber ohne Erfolg, worauf er denn zu einem seiner Anhaͤnger sagte: „Mag Crouy⸗Chanel im⸗ merhin die Komoödie mir dem Volk spielen, ich rechne auf die Ar⸗ mee““ Mad. Gordon soll geaͤußert haben, zu rechter Zeit werde sich eine wichtige Person an der Graͤnze befinden, was man mit Zoseph Bonaparte’s Eintreffen im Wildbad zusammenbringt. Der in Boulogne verhaftete Forster war einer der thaͤtigsten Agenten Louis Napoleon's in Paris. Daß Berryer zum Anwalt Louis Napoleon's ernannt zu werden wuͤnscht, wird durch den Plan einer Vonapartistisch⸗legitimischen Allianz erklaͤrt, indem auch die Legitimisten etwas im Schilde fuͤhren sollen.“

Waͤhrend der letzten Woche waren in Manchester große Zet⸗ tel angeschlagen, worin auf den Sonnabend ein großer Charti⸗ sten⸗Umzug angekuͤndigt wurde, welcher dazu bestimmt war, zwei vor kurzem aus dem Gefaͤngnisse entlassene Chartisten, Mac Douall und Collins, einzuholen. Da man Musit und eine An⸗ zahl Fahnen hatte, so sammelte sich ein ansehnlicher Volkshaufen, und man zog nach dem Empfange der Helden des Tages in die Schreiner⸗Halle, die sich schnell mit Menschen fuͤllte. Eine Menge Reden wurden gehalten; Mar Douall erklärte sich unter Ande⸗ rem aufs energischste gegen die Anwendung der physischen Gewalt und das Drohen damit, so wie gegen den Beistand der Mittel⸗ Klassen. Am Montag wurde darauf zu Ehren desselben Anlasses ein Diner veranstaltet, dem 500 Personen, und darunter auch mehrere Frauenzimmer, beiwohnten, und wobei ein Geistlicher den Vorsitz fuͤhrte. Mac Douall sprach abermals sehr gemaͤßigt, rieth von jeder Gewalt ab und aͤäußerte die Ueberzeugung, daß

das Volk in nicht zu langer Zeit die sogenannte Charte erlangen werde.

Die Fortschritte, welche die Mäaͤßigkeit in London macht, scheinen sehr groß zu seyn. Es giebt keinen Schenkwirth, der nicht laut uͤber die Abnahme seines Geschaͤfts klagt. Der Werth privilegirter Schenk, und Speisehaͤuser ist bedeutend gefallen.

In der Naͤhe des Britischen Museums brach vorgestern fruͤh nach 10 Uhr ein Brand aus, der betraͤchtlichen Schaden verur⸗ sachte, jedoch noch zeitig geloͤscht wurde, ohne jenes Gebaͤude und

essen reiche Schaͤtze irgend zu verletzen. Alle Aerndte⸗Verichte aus den drei Koͤnigreichen lauten er⸗ p;: * schlechte Witterung scheint dem Getraide wenig der keinen Schaden zugefuͤgt zu haben.

In der City 8 8229 sehn neugierig auf die Bekanntma⸗ ung des Bank⸗Comité's. Man hat uͤber das zu ergreifende rculations⸗System eine Menge Vermuthungen aufgestellt. Un⸗ er der Zahl der in Vorschlag gebrachten erregt folgende ganz

besonders Beachtung. Die Bank von England soll das einzige Institut in dem vereinigten Köntgreiche seyn, das Billet zahlbar

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auf den Vorzeiger ausgeben duͤrste. Diese Anordnung wuͤrde das Recht in sich schliehen, alle anderen Banken zu unterdruͤcken, mit Ausnahme derjenigen, die unter der Kontrolle der Bank von England genehmigt worden und die in gleicher Weise das Recht haben wuͤrden, Billets zu emittiren. Es heißt, dieser Plan sey von dem Bank⸗Direktor, Herrn Norman, vorgeschlagen worden und werde wahrscheinlich von den anderen Bank⸗Direktoren an⸗ genommen werden; allein man vermuthet, daß die verschiedenen Bank⸗Etablissements in den Provinzen sich dieser Einrichtung leb⸗ haft widersetzen werden.

Am Freitage hielten die Inhaber Portugiesischer Obligatio⸗ nen wieder eine Versammlung. Es wurde ein Schreiben des Porrugiesischen Finanz⸗Agenten verlesen, welcher, mit Berufung auf den kuͤrzlich den Cortes voraelegten Gesetz⸗Entwurf, zu Ende dieses Jahres eine partielle Zahlung hoffen läßt. Man beschloß hierauf eine sehr scharf abgefaßte Denkschrift an die Portugie⸗ sische Regierung.

Das wegen eingeschwaͤrzter Waaren von den Zoll⸗Bedienten angehaltene Dampfschiff „British Queen“ ist nicht freigegeben wor⸗ den; es liegt noch immer unter Beschlag, da vom Zoll⸗Amt noch nichts daruͤber entschieden ist. Nach dem strengen Buchstaben des Gesetzes ist das Dampfboot dem Fiskus verfallen; auch sind alle waͤhrend der Beschlagnahme am Bord gewesenen Personen einer Geldbuße von 100 Pfd., oder Gefaͤngnißstrafe bis zur Zah⸗ lung unterworfen. Der Heizer Joseph Lancaster ist als der ei⸗ gentliche Defraudant im Verhoͤr. Aus Jamaika hat man hier Nachrichten bis zum 24. Juli. In ganz Westindien herrschte eine große Duͤrre, und man betete in den Kirchen, um Regen vom Himmel zu erstehen. Auf der Insel Jamaika hatte eine große Feuersbrunst stattgefunden, wo⸗ durch 140 Familien all das Ihrige verloren. Die Zeitungen aus Barbadoes enthalten den Bericht uͤber den Prozeß eines ge⸗ wissen John Taylor, der die Neger betrunken machte und als Sklaven nach Texas verkaufte. Er ist zu zehnjähriger Deporta⸗ tion verurtheilt worden. 1 1

Der General⸗Lieutenant Lord Keane hat die Erlaubniß er⸗ halten, eine Zeichnung der von ihm eroberten Festung Gisni in Afghanistan und des bei dem Sturme auf dieselbe mit Pulver gesprengten Thores dieser Festung in sein Wappen aufzunehmen.

Priwat⸗Briese aus Montevideo vom 11. Junt, uͤber Rio⸗ Janeiro, berichten, daß die fruͤheren Argentinischen Provinzen

Tucuman, Salta, Jusuy, Calamarca und la Riojas an der

Bewegung gegen Rosas Theil genommen und sich zu den Trup⸗ pen Lavalle's gesellt haben. Dieser hatte die Hauptstadt von

Entre⸗Rios besetzt. Es hieß, General Echague sey durch Lavalle geschlagen worden. Trotzdem wollte Rosas von allen Vorschlägen Frankreichs nichts hören und erklaͤrte im Beiseyn des Britischen * Gesandten, er werde keine auswaͤrtige Intervention zugeben. Rosas hatte auch den Indianischen Kaziken Chilivan nach Chile

ausgesandt, um die dortigen Indianer, so wie den Chilischen Ober⸗General Bulnes, zu verfuͤhren. Der Plan war, den Praͤ⸗ sidenten Prieto und seine Minister zu ermorden, die Regierung zu stuͤrzen, Bulnes an die Spitze zu stellen und dann ein Buͤnd⸗ niß mit Rosas abzuschließen. Die Sache wurde jedoch zu rech⸗ ter Zeit verrathen und hierauf General Bulnes nebst fuͤnf Offi⸗ zieren und dem Kaziken erschossen.

Die letzten Berichte aus Rio Janeiro sind vom 21. Juni, 8 aus Bahta vom 1. Juli und aus Pernambuco vom Sten Die Nachrichten aus den empoͤrten Provin⸗

desselben Monats. V zen, namentlich aus Maranham, lauteten sehr guͤnstig fuͤr di

Kaiserliche Regierung.

Die letzten Nachrichten aus Buenos Ayres melden, daß Die Regierung jenes Landes hat den Franzoͤsischen Agenten neue Vorschlaͤge gemacht, welche diese un⸗

die Blokade fortdaure.

verzuͤglich dem Kabinet der Tuilerieen mitgetheilt haben. Vom Vorgebirge der guten Hoffnung wird gemeldet

daß die Auswanderung der sogenannten Hollaͤndischen Boers noch immer fortwaͤhrt; sie entfliehen zu Tausenden mit ihrem Vieh

aus den Landstrecken, die unter Englischer Herrschaft stehen, und dringen tief ins Innerste von Afrita, um dort neue Niederlassun⸗ gen zu stiften. Auf ihrem Zuge bekaͤmpfen sie alle Hottentotti⸗ sche und andere Staͤmme, die ihnen begegnen. .

Aus dem Haag, 26. Aug. Die Holländischen See⸗Asse⸗ kuranzen zeigen bis jetzt noch keine Besorgniß vor einem moͤgli⸗ cherweise ausbrechenden Kriege. Nur eine geringe Erhöͤhung von 1 ½ à 2 pCt. fordern sie von den nach dem Mitteellaͤndischen Meere gehenden Niederlaͤndischen Schiffen fuͤr das groͤßere Ri⸗ siko. Schiffe nach und von Ostindien zahlen jetzt 8 statt bisher 6 ⁄½ pCt. See⸗Assekuranz. Franzoͤsische und Englische Schiffe wuͤrden jedoch wohl schwerer bei den Niederlaͤndischen See⸗Asse⸗ kuranzen zu versichern seyn.

In einem vom 10. April aus Batavia datirten Schreiben wird berichtet, daß die seit laͤngerer Zeit bemerkbaren Spuren aufruͤhrerischer Absichten der Eingeborenen, besonders in den Be⸗ zirken von Djocjokarta, die Nothwendigkeit erzeugt haben, ein kleines Truppen⸗Corps von 300 Mann Infanterie, Kavallerie und Artillerie in den ersten Tagen des Monats Februar nach den zwischen den Fluͤssen Progo und Bogowonto, dem chemali⸗ gen Schauplatze der Thaten des bekannten Diepo Negoro, bele⸗ genen Distrikten abgehen zu lassen, wo sich ein gewisser Goestie⸗ Kassan an der Spitze von 800 bis 1000 Mann Aufruͤhrer be⸗ fand, die bereits mit den Hollaͤndischen Huͤlfstruppen ein Gefecht gehabt und mehrere Dessas in Asche gelegt hatten. Beim An⸗ ruͤcken der regulairen Truppen ergriffen die Meuterer die Flucht nach den Waͤldern und Gebirgen, verfolgt von den Truppen, die 79 Gefangene machten, unter ihnen den Anfuͤhrer selbst, der nach Dipejo abgefuͤhrt wurde. Die Ruhe kehrte darauf in den auf⸗ rührerischen Distrikten zuruͤck; doch heißt es, daß die Meuterer bereits Verbindungen mit anderen Distrikten angeknuͤpft hatten

1“

und daß nur das schnelle Einschreiten die groͤßere Verbreitung der

*

Empoͤrung verhindert hat. Belgien. .

Bruͤssel, 26. Aug. Gestern wurde in Bruͤssel zuerst die neue Eisenbahn⸗Station eingeweiht und alsdann die Statue von Peter Paul Rubens feierlich enthuͤllt. Bei letzterer Gelegenheit wurden feierliche Reden vom Minister des Innern und von dem Praͤsidenten der Gesellschaft fuͤr Wissenschaft und Kunst, Herrn Teichmann, gehalten. Auch der beruͤhmte Maler Wappers, Di⸗ rektor der Akademie von Antwerpen, sprach einige Worte. Als die Huͤlle der Statue siel, wurde eine zu diesem Zweck komponirte Hymne von Besseres gesungen. Abends war die ganze Stadt erleuchtet. Durch die in Antwerpen neu errichtete Eisenbahn⸗ Station ist es moͤglich gemacht, alle Waaren, die vom Meere und auf der Schelde ankommen, direkt auf die Eisenbahn 5 bringen und von hier weiter zu versenden; eben so koͤnnen alle . ”g. ankommende Guͤter direkt von der Eisenbahn auf chiff verladen werden, 2

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.“ Stockholm, 25. Aug. Der Graf Posse, hat nunmehr seine Functionen dem Staatsrath Tör⸗

Der Courrier Belge enthaͤlt nachstehendes Schreiben des Cwil⸗Ingenieur Thomas Don aus Greenwich vom 19. August aͤber Englische sogenannte Dampf⸗Brander: „Unter den maͤch⸗ tigen Kriegs⸗Maschinen, die in Woolwich ausgeruͤstet werden, sind die Dampf⸗Brander die furchtbarsten; so treibt der „Infer⸗ nal“ einen Feuerstrahl eben so weit, wie die staͤrksten hydraulischen Pumpen einen Wasserstrahl. Diese Dampfbrander bestehen aus zwei kontschen hoͤlzernen Spindeln, die nach Art der Tonnen mit Reifen umgeben sind. Diese Kegel sind auf beiden Seiten an einen 80 90 Fuß langen Balken von Tannenholz befestigt und auf dieser Art Floß bringt man eine von den alten Dampfma⸗ schienen von 6— 15 Pferdekraft an, die man bei den Eisen⸗Kräaͤ⸗ mern in Menge sindet, und stellt auf den Vordertheil eine bis an die Muͤndung geladene Kanone von Paixhans auf. Diese Maschine wird in der Nacht mit ihrer ganzen Geschwindig⸗ keit gegen die Seiten der feindlichen Schiffe losgelassen. Die mit Eisen beschlagene Spitze des Balkens dringt in den Schiffskoͤr⸗ per ein und durch den Stoß entladet sich die Kanone und macht eine so große Oeffnung unter der Wasser⸗Linie, daß das Schiff augenblicklich sinkt. Verfehlt der Brander das Schiff, gegen wel⸗ ches er losgelassen wurde, so setzt er seinen Weg in gerader Linie fort und es wird ihm dann ein Dampfboot nachgesendet, um ihn mit Kohlen zu versehen und abermals loszulassen. Hundert dieser Maschinen, die nicht mehr als § 10,000 Franken kosten, sind daher hinreichend, um 100 Kriegsschiffe zu zerstoͤren, die ih⸗ nen nicht entgehen koͤnnen. Auf diese Weise koͤnnen zwei Han⸗ deis⸗Dampfboͤte ohne andere Munition als Steinkohlen, das größte Linienschiff vernichten, indem sie sich zu beiden Seiten und außer der Schußweite desselben aufstellen und ihre Brander los⸗ lassen.”“ 4

Schwehen und Norwegen. Der bisherige Justiz⸗Minister,

nebladh abgetreten und wird naͤchstens unsere Hauptstadt verlassen.

Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 29. Aug. (L. A. Z.) Es ist bekannt, daß der tapfere Vertheidiger der evangelischen Freiheit, Gustav Adolph, im Jahre 1631, kurz bevor er sich mit dem Kurfuͤrsten zu Sachsen verbuͤndete und darauf den Sieg bei Breitenfeld gewann, auf der Ebene bei Goͤritz in der Naͤhe von Koswig, seine Heere la⸗ gern ließ und Musterung hielt. Hier schlug sein baͤumendes Roß mit dem Huf in einen Feldstein, dergleichen dort mehrere liegen, und ließ die Spur seines Hufes in selbigem zuruͤck. Der große Köͤnig sprach dabei die Worte: „Jetzt stehen wir Schweden noch als Feinde hier, aber es wird eine Zeit kommen, wo diese Trappe noch wie jetzt wird zu sehen seyn; dann werden die Schweden als Freunde auf derselbigen Stelle wiederum stehen.“ Diese Weissagung wurde im Jahre 1813 erfuͤllt, denn einige Tage vor der Schlacht bei Dennewitz am 2, 3. und 4. September lagerte das Schwedische Heer gleichfalle auf jener Stelle, wo der Kron⸗ prinz, gegenwaͤrtig Koͤnig Karl Xl1v. Johann von Schweden, eine Musterung seiner Truppen hielt. Um das Andenken dieser Tage zu bewahren, beschloß eine Gesellschaft Deutscher Maͤnner

mit Unterstuͤtzung der Regierung von Bernburg den Schweden⸗

stein mit einem Denkmale zu zieren, und am 2. September wird dieses feierlich eingeweiht und unter den Schutz der Anhaltinischen

Rezgierung gestellt werden.

Karlsruhe, 26. Aug. (Suüͤdd. Bl.) Gestern, als am Namenstage Sr. Majestaͤt des Koͤnigs Ludwig von Bayern und zu dessen Feier, fand die Einweihung der Rheinbruͤcke bei Knie⸗ lingen statt. Eine außerordentliche Menge Schaulustiger es moͤgen deren wohl 20,000 gewesen seyn wohnten dieser schoͤ⸗ nen Feierlichkeit bei, die in Lust und Froͤhlichkeit bis in den spaͤ⸗ ten Abend hinein dauerte. Nur einen Ungluͤcksfall, den einzigen, haben wir zu bedauern, den Tod eines Muͤller⸗Gesellen aus der Rheinmuͤhle in der Naͤhe der Bruͤcke, der, wie, ist nicht bekannt,

in den Rhein fiel und ertrank.

rankfurt, 28. Aug. Ueber die jetzt in Boͤhmen stattfindenden diplomatischen Besprechungen wird in den oͤffent⸗ lichen Blaͤttern viel verhandelt und nicht wohl ohne Grund be⸗ hauptet man, daß es der Traktat vom 15. Juli ist, welcher na⸗ mentlich die in der Naͤhe des Fuͤrsten von Metternich versammel⸗ ten Diplomaten beschaͤftigt. Indessen duͤrfte man doch zu weit gehen, wenn man diesen Besprechungen den Namen Minister⸗ Konferenzen beilegen will. Es sind durchaus keine von den Groß⸗ maͤchten angeordneten Konferenzen; es duͤrften aber diese Bespre⸗ chungen vorzuͤglich den Zweck haben, der Verstaͤndigung Frank⸗ reichs mit den vier Maͤchten den Weg zu bahnen, wenn nicht vollkommen herbeizufuͤhren. Es ist zwar nicht anzunehmen, daß der Traktat vom 15. Juli eine Veraͤnderung erleiden werde und daß man seiner Ratification von Seiten der vier Maͤchte gewiß war, davon zeugen die seither in Konstatinopel und Alexan⸗ drien von deren Repraͤsentanten gemachten Schritte aber bei

der Ausfuͤhrung derselben koͤnnen doch wohl einigermaßen die

Wuͤnsche Frankreichs beruͤcksichtigt werden. Indessen nicht bloß aus Boͤhmen, sondern auch aus Paris erhaͤlt man die Versiche⸗ rung, daß der allgemeine Friede keinerlei Stoͤrung erleiden werde und auch nicht erleiden koͤnne. Ja es erheischt dieses Frankreichs nteresse noch mehr, als das irgend einer anderen Großmacht, daß das Schwerdt nicht gezogen werde, denn Frankreich haͤtte diesmal wieder fast ganz Europa gegen sich. Die friedlicheren Nachrichten, welche im Verein mit hoͤheren Coursen in den letzteren Tagen aus Paris eintrafen, verliehen auch unserer Boͤrse eine guͤnstigere Stimmung und alle Fonds ingen in die Hoͤhe. Am lebhaftesten war stetsder Umsatz in Hollaͤn⸗ dischen Integralen. Heute war aber die Borse flau, alle Effek⸗ ten sind gewichen, aber nur deshalb, weil per Estafette ein Ruͤck⸗ gang der Ardoins zu London gemeldet wurde. Diese Effektiv⸗ Gattung siel darauf auf 4 pCt. Durch viele Realisirungen gingen aber Hollaͤndische Integrale auch auf 50 ¼. Es scheint uͤberhaupt fuͤr die bevorstehende Abrechnung das Geld knapper zu werden, die Prolongationen in allen Fonds sind schwierig auf September deshalb hoͤhere Course zu bedingen und der Diskonto steht 4 pCt. Auf den Cours der Taunus⸗Eisenbahn⸗ Actien hat die Frequenz der Bahn jetzt keinen Einfluß, sondern nur die Stimmung der Boͤrse; sie blieben heute 319 Fl. diesem Monat scheint indessen die Frequenz der Taunus⸗Eisenbahn uch schwaͤcher zu seyn, als in den beiden vorhergegangenen Mo⸗ naten. Mit dem 1. September tritt Herr Denis, der Erbauer der Taunus⸗Eisenbahn, von der Leitung derselben ab. Der Großhandel unserer Herbst⸗Messe hat begonnen, allein es laͤßt - bis 2* nur sagen, daß in den courranten Artikeln der Ab⸗ atz schon sehr lebhaft ist. Die Zahl der Kaͤufer ist bedeutend, doch fehlen noch viele. Die Sitzungen der Bundes⸗Versammlung n regelmaͤßig Der nogernannte Königl. Großbeitanische Minister amn Bun⸗

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des⸗Tag, Herr Fox⸗Strangwaye, ist vor einigen Tagen hier ein⸗

getroffen und duͤrfte bereits seine Kreditive uͤberreicht haben. Der Koͤnigl. Belgische Gesandte am Koͤnigl. Preußischen Hofe, Gene⸗ ral Willmar, nahm auf der Ruͤckreise nach Bruͤssel hier einen kurzen Aufenthalt.

Madam Duflos⸗Maitland, erste Saͤngerin am Theater della Scala in Mailand, trat in den letzteren Tagen hier mehr⸗ mals mit großem Beikfall im Theater auf. Franconi bes⸗

Messe mit seiner Kunstreiter⸗Gesellschaft. .

Freie Stadt Krakau.

Krakau, 19. Aug. (Schles. Z.) Nun ist auch das Loos des dritten der Moͤrder des Russischen Agenten Celak hierselbst entschieden. Ich habe schon gemeldet, daß derselbe, Kasimir Stan⸗ kiewicz, ein geborner Krakauer, von beiden Kriminal⸗Instanzen zum Tode verurtheilt worden ist. Das oberste Strafgericht in Krakau hat dieses Erkenntniß in 20jaͤhrigen schweren Kerker ver⸗ wandelt, weil der Inquisit sein vor der Polizer⸗Behoͤrde fruͤher abgelegtes Gestaͤndniß spaͤter widerrusen hat, mithin der Beweis seiner Schuld nur aus dem Zusammentreffen der Umstaͤnde her⸗ gestellt werden konnte. 116“

Oesterreich. öö“ 1

Wien, 25. Aug. (L. A. Z.) In einigen Tagen wird eine kleine Probefahrt auf der Wien⸗Raaber Eisenbahn, wo nun be⸗ reits ein großer Theil Schienen gelegt ist, naͤmlich vom Bahn⸗ hofe bis Meidling, statthaben; eine Eroͤffnung fuͤr das Publikum aber wird in diesem Jahre schwerlich geschehen. Bezuͤglich auf die Unterthans⸗ und Steuer⸗Verhaͤltnisse der Eisenbahnen, na⸗ mentlich der durch ihr Privilegium beguͤnstigten Nordbahn, giebt es noch mancherlei ungeschlichtete Streitpunkte. So verlangen z. B. die Dominien, welche schon aus demn Umstande un⸗ guͤnstig dafuͤr gestimmt sind, daß die Eisenbahnen aus⸗ nahmsweise in Polizeisachen dem Kreisamt in Streit⸗ sachen dem Landrecht und Merkantil⸗Gericht untergeord⸗ net sind, es solle auch das Laudemium, Mortuarium, der Zehnt u. s. w. vom Grunde, von welchen sie einnehmen bezahlt werden, waͤhrend die Gesellschaft sich nur auf die landesfuͤrstlichen Abga⸗ ben beschraͤnkt wissen will, und vorschuͤtzt, daß gemaͤß der Privile⸗ giums⸗Urkunde die Eisenbahn in allen uͤbrigen Bestimmungen nach den Gesetzen uͤber Wasserbau behandelt werden soll, wo alle ge⸗ nannten Abgaben wegfallen. Hieruͤber, so wie auch wegen der Erwerbsteuer, ist die Direction im Prozesse mit der Staats⸗Ver⸗ waitung begriffen. Letztere Abgabe betraͤgt naͤmlich 1500 Fl. C. M. jaͤhrlich, allein man will dieselbe fuͤr alle einzelnen Pro⸗ vinzen erheben, durch welche die Bahn laͤuft, waͤhrend die Direction auf der Ansicht beharrt, daß diese Steuer, gleich dem Landes⸗Befugnisse, fuͤr die ganze Monarchie in Einem zu gelten habe. In Betreff der so haͤufigen Brand⸗Vorfaͤlle im letzteren Fruͤhjahre sind einige traurige Entdeckungen zum Vorscheine gekommen. So wurde ermittelt, daß bei dem durch z1 malige Feuer⸗Anlegung heimgesuchten, in der Naͤhe der Nord⸗ bahn gelegenen Orte Hausbrunn es die Einwohner selbst waren, welche an ihren assekurirten Gebaͤuden diesen Frevel begingen, und selbst Brandbriefe schrieben, welche sie dann der Obrigkeit vorzeigten. 8 1

Livorno, 15. Aug. (Schw. M.) Der Herzog von Mo⸗ dena war dieser Tage hier. Es heißt, er stehe in Unterhandlung uͤber die Vermaͤhlung seines Sohnes, des Erbprinzen, mit einer Erzherzogin, Tochter unseres Großherzogs. Als beide Fuͤrsten im Theater erschienen, wurde unser Großherzog, wie gewoͤhnlich, mit Jubel empfangen. Unter den neuerlich in Livorno eingetroffenen Fremden von Auszeichnung sind noch zu nennen: Ihre Kaiserl. Hoheit die Großfuͤrstin Helena Paulowna, der Herzog von St. Leu, gewesener Koͤnig von Holland, so wie Herl T ellocq, Mi⸗ nister⸗Resident Frankreichs, und Herr H. E. For, Englischer be⸗ vollmaͤchtigter Minister an unserem Hofe. Vom 1. Januar 18il an erscheint unter der Leitung der Consulta ein Gesetz⸗ Buͤlletin.

Spanien.

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Madrid, 18. Aug. Man glaubt hier, daß das neue Mi⸗ nisterium sich nicht werde lange halten koͤnnen, da zwei seiner Mitglieder, der Finanz⸗Minister Jose Ferraz und der Justiz⸗Mi⸗ nister Silvela, ernstlich krank sind und der Minister des Innern, Cabello, sich weigert, ins Kabinet zu treten. .“

Die Hauptstadt ist vollkommen ruhig.

Der Praͤsident des vorigen Ministeriums, Herr Perez de Castro, hat in San Sebastian eine Unterredung mit seinen ehe⸗ , Kollegen gehabt und ist im Begriff, hierher zuruͤckzu⸗ ehren.

Die Regierung wird Offiziere und Unteroffiziere nach den Philippinen senden, um dort waͤhrend des Krieges mit China ein aus Eingebornen bestehendes Corps von 4000 Mann zu or⸗ ganisiren.

Barcelona, 18. Aug. Man fuͤrchtet, daß die Abreise der Koͤnigin das Signal zum Ausbruch des Kampfes zwischen den Exaltirten und Moderado's seyn werde, da sie sich nur zum Schein versoͤhnt und nur aus Achtung vor der Koͤniglichen Fa⸗ milie ihren gegenseitigen Haß unterdruͤckt haben.

In Catalonien ist jetzt die Ruhe so vollkommen hergestellt, daß die Posten ihre Fahrten ohne Eskorte machen und einzelne Soldaten mit der groͤßten Sicherheit diesenigen Gegenden durch⸗ wandern, wo sie vor kurzem nicht hundert Schritte ohne Gefahr gehen konnten.

Portugal.

Lissabon, 17. Aug. (Times.) Die Insurrection, welche am Ilten d. hier stattgefunden hat, aber innerhalb 4 Stunden durch die Treue und Disziplin der Truppen ohne Blutvergießen wieder gedäͤmpft war, hatte den Umsturz des jetzigen Ministeriums um Ziel. An der Spitze der Empoͤrer stand, außer dem Masotz abral von den Jaͤgern, auch der Ex⸗Marine⸗Capitain Franca; bekannt durch die September⸗Unruhen vor zwei Jahren und 88% Oberst des sogenannten Arsenal⸗Bataillons der National⸗Garde Bei dem Marine⸗Arsenal schlossen sich dem Haufen drei andere Fuͤhrer an, ein ehemaliger Oberst des 15ten Regiments, sein Vet⸗ ter John Pedro Nunes, Beamter außer Dienst, und der Er⸗ Capitain Roze von den Jägern. Das im Arsenal sationirte Iste Artillerie-Regiment leistete den Meuterern keinen Widerstand, und sie rechneten bereits darauf, daß es sa ihnen uͤbergehen solle, als das von dem General Costa herbeigefuͤhrte Zte Jaͤger⸗ Ba⸗ taillon den Ausschlag gab und die Aufruͤhrer zur Flucht zwang, die sie unter dem Rufe; Salve se quem podert schleunigst bewerkstelligten. Die Anfuͤhrer sollen am Bord der Franzöͤsischen Korvette „La Blonde“ Aufnahme gesunden haben; von dem Hausfen wurden 40, meistens Schuster, Schneider und

artscheerer, verhaftef, Masor Cabral und Capitain Roza sollen

8 dem Jäaͤger⸗Regiment, zu dem sie gehoͤrten, in die Hände gefal⸗ len seyn, dieses aber ihre Flucht beguͤnstigt haben. Als die üͤbri⸗ gen Truppen der Garnison um 2 Uhr Morgens den Kriegs⸗ Minister, Grafen Bomfim, an der Spitze, den Schauplatz der Unruhen erreichten, war der Tumult bereits gestillt. Um 5 Uhr Morgens wurde die ganze Garnison auf dem Rocio⸗Platze ver⸗ sammelt; es erschienen dort alle Staats⸗Minister zu Pferde und ließen die Truppen bei sich vorbei in ihre Kasernen zuruͤck defili⸗ ren. Die Minister begaben sich darauf in das Kriegs⸗Ministerium, wo sie bis 11 Uhr Mittags in Berathung saßen. Alsdann eilten sie in die Cortes, um einen Gesetz⸗Entwurf vorzulegen, durch welchen die Habeas-Corpus-Akte und die Preßfretheit suspendirt und eine besondere Kommission zur Verurtheilung der Meuterer beantragt wurde. Die Deputirten⸗Kammer ernannte sogleich eine Kommission zur Untersuchung des Gesetz⸗Entwurfes und erklaͤrte sich in Permanenz bis zur Entscheidung uͤber den elben. Hierauf enistanden heftige Debatten uͤber die Sache, bei denen die Sep⸗ tembristen die ganze Geschichte als eine horracheirada, einen Streich betrunkener Wichte, darzustellen suchten. Nachts um 10 ½ Uhr erst stattete die Kommission ihren Bericht ab, und bei der darauf erfolgenden Abstimmung nahm eine Majorität von 71 Stimmen den Gesetz⸗Entwurf an. Schon am folgenden Morgen wurde er dem Senate vorgelegt, der ihn nach ähn⸗ lichem Verfahren mit einer Majoritaͤt von 38 Stimmen annahm. Am 14ten erfolgte die Sanction der Koͤnigin, und am folgenden Tage wurde das Gesetz im „Diario do Go⸗ verno“ publizirt. (Vergl. den Artikel Lissabon im vor gestr. Bl. der St. Züg.. Die bereits ernannten drei Militair⸗Commissaire sind merkwuͤrdiger Weise alle drei Septembristen. Den Truppen wurde fuͤr ihre Anhaͤnglichkeit an die bestehende Ordnung de Dank beider Kammern der Cortes einstimmig votirt; nur Ein Deputirter, Herr Mendez Leite, ein Septembrist, widersetzte sich weil die Truppen nichts als ihre Pflicht gethan haͤtten. Ein vom 16. August datirter Tagesbefehl des General⸗Lieutenants Visconde de Villa Nova de Gaia (Sir Thomas William Stubbs) interimistischen Befehlshabers der ersten Militair⸗Divi sion, theilt den Truppen die Lobeserhebungen der Militair⸗Be⸗ hoͤrde mit. Die Meuterer haben, wie es scheint, keinen anderen Unfug angerichtet, als daß sie mehrere Civil⸗Beamte und Militairs verhafteten; zu Schaden ist Niemand gekommen. Es sind hier allerlei Geruͤchte uͤber die Absichten der Insurgenten im Umlaufe, die indeß wenig Glauben finden. Unter Anderem sollen die Aufruͤhrer die Absicht gehabt haben, die Verfassung von 1820, welche der Spanischen von 1812 analog ist, zu proklamiren, die Koͤnigin, ihren Gemahl und die Prinzen fuͤr Fremde zu er⸗ klaren und zu verbannen und den ältesten Sohn der Prinzessin Donna Anna, von dem Marquis von Loulé, unter einer Regent⸗ schaft zum Koͤnige auszurufen. Man scheint uͤbrigens nicht ohne Besorgniß die absolute Macht, welche den Ministern jetzt zusteht, in ihre Haͤnde gelegt zu davon, besonders in den Provinzen, zu Unruhen Veranlassung geben moͤchte, um so mehr, da durch die Unterdruͤckung der Preß⸗ freiheit etwa 2 3000 Menschen außer Brod kommen duͤrften. Es scheint, daß die Meuterer am 11ten Abends weiter keine Ge⸗ waltthaͤtigkeiten ausgeuͤbt haben, als daß sie das Militair⸗Arsenal erbrachen, den Oberst⸗Lieutenant de Mello, den beim Schatz⸗Amt angestellt gewesenen Deputirten Gomez de Castro und Herrn Rio Tinte, Eigenthuͤmer des „National“, auf kurze Zeit anhielten. Die Emeute soll uͤbrigens schon lange vorbereitet gewesen seyn, und auch das Ministerium soll schon seine Maßregeln dagegen und den Entwurf zu den Gesetzen, welche sie den Cortes vorge⸗ legt, in Bereitschaft gehabt haben. Was die gewöͤhnlichen Ge⸗ schaͤfte der Cortes betrifft, so hat der Senat endlich die Bera thungen uͤber die Adresse auf die Thron⸗Rede geschlossen und die

selbe der Koͤnigin in Cintra am I4ten d. uͤüberrelcht.

Griechenland.

Athen, II. Aug. (A. Z.) Hier wird wieder eine leb⸗ hafte kirchliche Polemik gefuͤhrt. Kurz nach der Erscheinung der Apologie des Professors Theokletos Pharmakides, welche durch ihre Gruͤndlichkeit, die Klarheit ihrer Beweisfuͤhrung und die Un⸗ umwundenheit ihrer Sprache den Anhaͤngern der alten Synode und des Priesters Oekonomos ein schmerzlicher Pfahl im Fleische ist, trat ein durch Geruͤchte schon lange vorherverkuͤndigtes dickes und von krasser Bigotterie strotzendes Buch ans Licht, das Ur⸗ kundenbuch (Kr0οι oder HIooœvurn ñον) des beruͤhmten Klo⸗ sters Mega Spilaͤon. Es hat, wie Jedermann weiß, und wie obendrein die frommen aber einfaͤltigen Vaͤter in Mega Spiläaͤon laut ausplau⸗ dern, den bekannten Oekonomos zum Verfasser; doch scheint der Mann selbst sich seines Werkes zuschaͤmen, weil er sich auf keine Weise zur Au⸗ torschaft bekennen will. Pharmakides denunciirte sogleich, in ei⸗ ner auch in den Zeitungen abgedruckten Eingabe an die Synode, den ungenannten Verfasser wegen einiger groͤblichen Verstoͤße ge⸗ gen die anatolischen Dogmen, und verlangte, daß er zur Rechen⸗ schaft und zum Widerruf angehalten werde; die Synode aber, die bisher bekanntlich ganz unter dem Einflusse des Oekonomos stand, ließ sich noch am Vorabend ihrer Aufloͤsung (22. Jule a. St.) von dem geaͤngstigten anonymen Autor bewegen, anstatt wie gegen den armen Kairis eine Untersuchung anzustellen, in einem bloßen (dem Vernehmen nach von Oekonomos selbst abgefaß⸗ ten) Antwortschreiben an Pharmakides zu erklären, daß sie in jenen Aeußerungen nichts Dogmenwidriges finde, und vielmehr jedenfalls am ganz ungehoͤrigen Orte einige Beschuldigungen gegen den Kläͤger selbst emfließen zu lassen. Dieser droht jetzt, das Antwort⸗ Schreiben mit einer kritischen Beleuchtung zu veroͤffentlichen, und wird gewiß Wort halten. Inzwischen ist am gesetzlichen Tage (23. Juli a. St.) der Wechsel der Synode ersolgt; der biehe⸗ rige Praͤsident, Dionysios von Kynurien, auf dem die Anklage lastet, daß er seiner Zeit die Excommunication des Griechischen Aufstandes mit unterschrieben, ohne diesen Akt je zu widerrufen, ist nebst zwei anderen Mitgliedern ausgeschieden, und an ihre Stelle der Bischof Kyrillos von Argos zum P äsidenten, und die Bischoͤfe von Thera und Phokis zu Mitaliedern ernannt worden. Die Zeitungen, mit Ausnahme des Aon, geben dieser Zusammensetzung des heiligen Koͤrpers ihren Veifall.

8 Tuͤrkei.

Von der Tuͤrkischen Graͤnze, 15 Aug. (A. Z)) Es hatte sich das Geruͤcht verbreitet, daß d: Montenegriner eine neue militairische Erpedition in die angraä zenden Tuͤrkischen Pa⸗ schaliks beabsichtigen. Veranlassung zu oiesem Geruͤchte hatten unter Anderem auch die Ruͤstungen geg den, die man in letzterer Zeit im Montenegrinischen Gebiete de zerkt haben wollte. De Vladika beeilte sich nun, jenes Gerüͤch⸗ zu widerlegen und erklarre daß die Montenegriner durchaus nechts Aehnliches im fuͤhrten, indem sie sich wohl huͤten wuͤrden, erwas zu⸗ ee⸗ 8 men, was den Wuͤnschen ihres e dabenen Sescha 8 sers Mikolaus) entgegen sepn konnte.

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sehen und fuͤrchtet, daß die Nachricht 1