1840 / 258 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 16 Sep 1840 18:00:01 GMT) scan diff

die den Traktat unterzeichnet haben, in offene Feind⸗ eligkeit treten. Die hohe Wichtigkeit und die Kraft einer feierlichen Conventsion wird Mehmed Ali nicht unbekannt sepn. Das politische Spstem des ganzen Europas beruht nur auf Treu und Glauben und der gewissenhaften Ausführung der Verträge. Nur auf diese Weise aben die mit so großen Schwierigkeiten verknüpften Fragen in Betreff riechenlands, Belgiens und Spantens ihre Lösung gefunden, ohgleich die Interessen der Europälschen Mächte in dieser Beziehung nicht stets identisch waren. Es hieße, sich eitlen Hoffnuugen hingeben, wenn man noch an die Möglichkeit einer Aenderung oder Modifizirung der Be⸗ dingungen der Convention vom 15. Juli oder der Separat⸗Akte glau⸗ ben wollte. Diese Stipulationen sind unveränderlich und unwiderruf⸗ lich, und die zu ihrer Annahme bestimmten peremptorischen Termene sind der bese Beweis von der Unmöglichkeit einer späteren Aenderung. Wir wollen jetzt untersuchen, welche Alternative sich Mehmed Ali darbietet, im Falle er die genannte Convention annimmt oder verwirft. Nimmt er die ihm vorgelegten Bedingungen an, so beweist er dadurch dem ganzen Europa und der Nachwelt, daß er nicht nur ein glücklicher Er⸗ oberer war, wie so viele Andere vor ihm, die nicht bei Zeiten aufzu⸗ hören und ihre Eroberungen zu hefestigen wußten, sondern daß er auch zugleich ein Staatsmann und tüchtiger Politiker ist. Was kann ruhm⸗ voller seyn, als eine neue Donastie zu gründen und sie von seinem Souverain und dem ganzen Eurepa anerkannt zu sehen! Welcher Trost, am Ziele einer glänzenden Laufbahn sagen zu können: „Was ich geschaffen habe, geht auf meine Nachkommen, auf meine Kinder über, denen Niemand es entreißen kann!“ In unseren Ta⸗ gen ist es nicht mehr die bloße Gebiets⸗Ausdehnung eines Staats, oder seine materielle die das Glück und

roßen Mäͤchte,

Kraft, die Sicherheit desselben begründen, es sind die solideren Garantieen der Verträge, weiche die Integrität desselben bilden, indem sie ihn in das polülische System Europa’'s aufnehmen. Auf diese Weise sindet man, f die Karte wirft, viele kleine Staaten ohne

wenn man die Augen auf die . . Hülssmittel nehen den mächtigsten Reichen; sie haben keine Ungerech⸗ denn ganz Europa wacht über

sgkeit oder Unterdrückung zu fürchten, idre Ehre und Sicherheit. Hat Mehmed Ali einmal ähnlsche Garan⸗ tieen erlangt, was kann ihm oder seinen Nachkommen dann gan eini⸗ gen Distrikten liegen, die ihm bisher von keinem Nutzen gewesen sind, deren —1 1eêN ihre eigene Hülssmitrel, so wie den größten Theil derjenigen Aegpptens erschöpft hat Der Vice⸗König weiß besser, als irgend Jemand, wie viel ihm die Besetzung Spriens und Arabiens an Menschen und Geld gekostet hat. Das ist noch nicht Alles. An die Sielle der Differenzen, die leider zwischen der Ottomanischen Pforte Ind Sr. Hoheit bestanden haben, würde eine aufrichtige Freundschaft und eine auf gemeinsame politische Interessen und den gemeinsamen Glauben gegründete Verbindung treten und die muselmänntische Nation würde ihre ehemalige Stärke und Wohlfahrt wieder erlangen. Wenn semals, was Gott verhüte, die Integrität des Ottomanischen Keiches von Außen bedroht würde, so könnte zur Vertheidigung des gemeinsamen Vaterlandes die Türkei auf den Beistand Aegyptens, und dieses auf den Beistand der Türkei zählen. Das persönliche Inter⸗ esse Mehmed Ali's das Interesse seiner Familie, das Schichsal der Bewohner Aegvptens und der ganzen muselmännischen Nation, seine Wünsche für dre Integrität und das Gedeihen des Ottomanischen Reichs, für dessen ei⸗ srigsten Vertheidiger er sichl stets erklärt hat, dies Alles gebietet dem Vice⸗König, die Annahme der ihm angetragenen chrenvollen Bedin⸗ als eine bloße Vergrößerung durch ein

zungen, die vortheilhafter sind, eine b 1 cäres und kostspieliges Gebiet. Es würde sich dann für Mehmed Völlig

1 eine noch ruhmvollere und glänzendere Laufbahn eröffnen. uhigt über das Schicksal seiner Besitzungen, könnte er seine ganze ergie auf die Befestigung der von ihm in Aegypten geschaffenen In⸗ itionen richten. Die weiten Landstrecken in Nubien, dem Sudan Sennaar bieten ein weites Feld dar für die Wissenschaften und Eivilisation. Mehmed Ali könnte sich auf diese Weise den Namen eines Wiederherstellers Aeapptens, dieser alten Wiege des Wissens, er⸗ werben. Gehen wir jetzt zu dem anderen Falle ühber, wenn Mehmed Ali sich weigert, die Bedingungen der Couvention anzunehmen. Eine unmittelbare Folge solcher Weigerung wäre die Anwendung von Zwangs⸗ Maßregeln. Der Vice⸗König ist zu ausgeklärt und kennt zu gut die Hülfsmittel, welche den vier großen Mächten zu Gebote stehen, als daß er sich auch nur einen Augenblick schmeicheln dürfte, durch seine schwachen Mittel selbm nur der einen oder anderen dieser Mächte widersichen zu können. Es hieße, sich einer sehr eitlen Hoffnung hin⸗ geben, wenn er unter den gegenwärtigen Umständen darauf rechnen wollte, daß durch eine auswärtige Hülfe die Beschlüsse der vier großen Mächte vereitelt werden könnten. Wer würde es wagen, ihnen zu trotzen! Wer würde wohl seine eigenen Interessen denen eines Ande⸗ ren aufopfern und aus bloßer Sympathie für Mehmed Ali seine eigene Sicherheit aufs Spiel setzen? Welchen reellen Nutzen sollte dies übri⸗ gens auch haben? Es würde einen allgemeinen Konflikt herbeisühren, in welchem der Vice⸗König unvermeidlich als das erste Opfer fallen würde. Weit emtfernt, ihm nützlich zu seyn, würde eine solche Inter⸗ vention seinen dann ganz sicheren Untergang beschleunigen. Die vier großen Mächte werden Streitkräfte entwickeln, die mehr als hinreichend sind, um Alles, was sich der Ausführung der Convention entgegenstel⸗ jen könnte, zu besiegen. Die ganze Verantwortlichkeit für einen Krieg würde auf Mehmed Ali fallen; er allein würde die Ursache der Inerven⸗ tion und der Anwesenheit Europäischer Truppen in Aegypten und Asien seyn. Die muselmännischen Völker wissen, daß er allein der Urheber aller der Uebel eines Krieges ist, der nur ihn perfönlich betrifft. Mehmed Ali hat gedroht, es werde viel Blut fließen, ehe er nachgebe. Die Europäischen Mächte wünschen dagegen, das Blut der Muselmänner und der Unter der Fahne der Hohen Pforte dienenden Christen so viel wie möglich zu schonen. Man wird da, wo es ist, hinreichende Streitkräfte aufstellen, um jeden Widerstand unmöglich zu machen und ihn mit einem Schlage zu vernichten. Kann man an dem Untergang des Vice⸗Königs zweifeln? Und würde er mit Ruhm fallen? Nein, denn es ist nicht ruhmvoll, durch seine eigenen Fehler, in Folge einer blinden Verwegenbeit unterzugehen. Dagegen ist es ruhmvoll und weise, der Nothwendigkeit und, um so mehr, der Gewalt der Umstände nachzuge⸗ ben. Und wenn Mehmed Ali untergeht, wird sein Name auf die Nachwelt kommen? Nein, denn seine Eroberungen haben nicht die Welt in Bewegung gesetzt, wie die des Alexander, des Dschingischan, Tamerlan's und Napoleon’s.

Die Geschichte wird sagen: Unter der

Regierung des Sultans Mahmnd gab es einen Pascha von Aegppten, einen Mann von großem Geist und Muth; er gewann einige Vortheile gegen seinen Souverain. Der junge Nachfolger Mahmud'’s reichte in dem Augenblick, als er den Thron seiner Vor⸗ fahren bestieg, dem Pascha die Hand, um ihm die höchsten Ehrenstellen des Landes, so wie Frieden und Eintracht anzubicten. Der Pascha verwarf dies Anerbiceten mit Stolz; darauf erklärte sich Europa egen ihn und er siel. Sein Name wird mit denen der übrigen Pa⸗ schas, die wie er sich empörten und gestürzt wurden, untergehen. Meh⸗ med Ali wiegt sich bei seiner Weigerung wielleicht mit der chimärischen Hoffnung, daß die Mächte die zur Ausführung der Convention nöthi⸗ sen Maßregein nicht mit Energie zur Anwendung bringen werden. ngenommen, dies wäre der Fall, obwohl es unmöglich ist, was-würde daraus folgen? Schmeichelt sich der Vice⸗König, die Fortdauer des status quo zu erlangen? Mehmed Alf kann seine Interessen und die seiner Familie einer maßlosen Eigenliebe und unbegränztem Ehrgeize aufopfern; er kann das Innere von Klein⸗Asien mit Feuer und Schwert überzieben, die muselmännische Nation in Trauer ver⸗ setzen, die Integrität des Ottomanischen Reichs bedrohen und so die Interventton der Europäischen Truppen herbeiführen; er fann sei⸗

welches die Nationen

Joch des Letzteren so lange geduldig getragen, mit Undank gelohnt, und die ihm zu Gunsten der Syrischen voͤlkerung gegebenen Versprechungen nicht gehalten worden seyen, den Beschluß ankuͤndigen,

zusammenkomme und als Raths⸗Versammlung

sten unserer Helden auszuwählen,

gungs⸗Corps für Unser

nen Sohn nach Konstantinopel marschiren lassen, allein er wird dies nicht ungestraft thun. Geht Ibrahim Pascha vorwärts, so wird ihm der Rückweg für immer versperrt werden; er wird in Natolien gewiß

herbeiführen.

tergang Mehmed Ali's und seiner ganzen Familie 3 beklagens⸗

ropa wird den Krieg nur mit Widerstreben und als eine werthe aber gebieterische Nothwendigkeit annehmen. welche den Vertrag von London unterzeichnet haben, stehen zu hoch, um sich von Gefühlen des Hasses und der Rache leiten zu lassen; die Convention ist nur auf die Billigkeit, die Convenienz und die Festellung der Zukunft gegründet; der einzige

ischen Reichs; man verlangt von Mehmed Ali

1“

eine Niederiage erleiden und vielleicht sein Grab finden und den Un⸗ unerträglich.

Eu⸗

Die Mächte,

Zweck derselben ist die Befestigung nichts

1038

Unbilliges, nichts, was seinen eigenen Interessen und seiner Würde zu⸗ wider ware, sondern nur, was zur Erhaltung des allgemeinen Frie⸗ dens nöthig ist. Dies ist eine Wahrheit, von der der Vice⸗König sich durchdrungen fühlen sollte. Er möge daber dem Gebote der Nothwen⸗ digkeit nachgeben und aus der Hand seines jungen und großherzigen

Souverains und des ganzen Europa’'s dankbar den Ruhm annehmen,

unter der schützenden Aegide desselben eine neue Dvnastie gegründet zu

haben. Auf diese Art wird er seine

von seinen Nachkommen gesegnet werden und seinen Namen auf eh⸗

renwerthe Weise in der Geschichte verzeichnet finden.“ (Folgen die Un⸗ terschriften.)

Englische Blaͤtter theilen eine Art von Manifest mit, und Bewohner des Berges Libanon und worin sie mit Hinsicht auf

und Syriens erlassen haben, 1 All's Herrschaft ausgesetzt

den Druck, dem sie unter Mehmed

gewesen, und daß selbst dem Emir Beschir, der dem Vice⸗Koͤnig

dessenwillen sie selbst das harte von diesem stets Be⸗

so treue Dienste geleistet, und um

diese Sklaverei abzuschuͤtteln und sich

insgesammt zur Wiedererlangung ihrer Freiheit zu erheben. „Wir wollen“, heißt es in dem Manisest unter Anderem, „eine

Versammlung von weisen Männern bilden, die an einem gelegenen Ort

wir nach ihren Rathschlägen und unter ihrer

gewählt werden, fünf oder weniger aus jeder Stadt und Dorfschaft, je nach den Umständen und Erfordernissen; und nach der vollständigen Organisirung dieser Raths⸗Versammlung erhalten, seldst 10,000, wenn sie so viel für nöthig bält, aus den tapfer⸗ die den Krieg lieben und sich gern

EIn perilih.

8 Um s Uhr Morgens.. Werke der Nachwelt überliefern, Uhr Morgens

konstituirt werde, dammt 1 Leitung handeln können. Diese Männer mögen aus unseren verschiedenen Nationen oder Stämme Wetter. möge dieselbe die Befugniß

Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 14. September. 8

Abgang von Potsdam.

i A b gaung

32 eitdauer

Zeitdaner St. M.

42 [um 6 ½ Uhr Morgens. 41 [ v.. 41 [ 12½ „» Mittags.. 41 1 » Nachmitt. 41 Abends .. 58 8 *„ 5 8

43 41 42 40

57

2 3

10

Vormitt.... Nachmitt. .

.. 2

.

In der Woche vom 8. bis 14. September sind auf der Ber⸗ lin⸗Potsdamer Eisenbahn zwischen Berlin und Potsdam 10,866, zwischen Berlin und Steglitz 2743, zusammen 13,609. Personen gefahren.

Meteorologische Beobachtungen. Morgens. Nachmittage Abends Nach einmaliger

1840. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Utr. Beobachtung.

1A. Sepr.

2 Luftdruc 342,41 „par. 331 91“ „Par. 331 24 „vor. Luftwarme.... 8 8 9 R. 10 9 R. + 9,490 R. Thaupunkt + 27,0 9 N. + 7,4 ° R. +† 72 Dunstsatugung 81 „Ct. 72 vECr. 78 „Ct. auedunstung 0 82 8. Nbd. trübe. tegnig trüͤbe Niederschlag 0,049 ⸗“ Rgv. W. W. Meerwewechtet †+ 1410 9 811 [4 710 331,95"par. + 97 R.. 4+ 7.2 N..

Flukwarm 11 90 NA. godenwarmt 12,49 .

Wolkenzug. e

Tagesmitten 77 “Ct. 28

dem Tode unterziehen, und die durch Muth und kühne Thaten berühmt-28288

sind; aus ihnen möge dann ein permanentes Schutz⸗ und Vertheidi⸗

Volk und Land gebildet werden, welches man,

siatt unfer Geld, durch die uns täglich von dem Pvranuen Mehmed

Kli auferlegten Zwangs⸗Contributienen uns abpreßeen zu lassen, mit Munition und Waffen versorgen möge. der Raths⸗Versammlung aller Orte sich mit einander in Verbindung

setzen, und wenn eine unserer Nationen ein Unglück trifft, so wollen wir alle es theilen und aufrichtig zu einander Verirauen begen und auf die Hülfe des allmächtigen Goltes bauen. Wir haben das Beispiel der Griechen vor uns, und wir wollen nicht verzweifeln, mit uns. ö“ 88 uu“ eee C h n g. 1 Macao, 20. Mai. Die Chinesischen Behoͤrden erheben jetzt einen Zusatz⸗Zoll von einem Tael auf die Ausfuhr von Thee. Die nach Großbritanien ausgefuͤhrte Quantitaͤt belaͤuft sich, mit Einschluß des noch in Tunku befindlichen Vorraths, auf 20 % Mil⸗

lionen Pfd., und man glaubt nicht, daß sie selbst unter den guͤn⸗

4

lionen Pfd. betragen werde. Der Commissair Lin soll von Allem, was gegen China von Seiten der Englaͤnder im Werke ist, vollkommen unterrichtet

seyn; er affektirt jedoch den groͤßten Gleichmuth und giebt

sich das Ansehen, als halte er die wirkliche Gefahr einer Briti⸗ schen Invasion fuͤr unmoͤglich. Die Maßregeln, die er trifft, be⸗ schränken sich darauf, Edikte zu erlassen, welche die strengste Be⸗ wachung der Kuͤstenpunkte, auf welche ein Angriff erfolgen koͤnnte, zur Pflicht machen. Zugleich dauern die Zusammenziehungen der Truppen in den Kuͤsten⸗Provinzen fort, und was man nur im Innern an Truppen enthehren kann, wird dorthin gerichtet.ü In

Macae selbst herrscht seit den letzten kriegerischen Demonstratio⸗

nen von Seiten der Chinesen die groͤßte Ruhe, und selbst die hier ansaͤssigen Englaͤnder bleiben vöͤllig unbelaͤstigt.

In Canton ist ein neues Edikt gegen den Genuß des Opiums und gegen den Handel mit diesem Artikel publizirt worden, in welchem der Uebertreter mit einsamem Gefanzniß gedroht wird. Der Schleichhandel dauert indeß trotzdem noch immer fort, und in Kalkutta ist das Opium sogar bedeutend im Preise gestiegen, da mehrere Fahrzeuge mit ansehnlichem Gewinn von den Chine⸗ sischen Kuͤsten dorthin zuruͤckgekehrt waren und sich zu neuen Expeditionen anschickten.

CL1N16 8

8

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Breslau, 10. Sept. Die Schulden der Städte Schlesiens betrugen am Schlusse des Jahres 1838 2,937,005 Rthlr. 21 Sgr. 9 Pf. Hierzu treten 763 6 » 2 » zu wenig angegebene Schulden,

daher sich Anfang des Jahres 1839 die Schulden⸗Summe auf

feststellte. Hierauf wurden im Laufe des Jahres 1839 ge⸗ tilgt und mußten

abgesetzt werden, weil sich, daß selbige schon abgebuͤrdet waren, fand, daher

2,810,103 Rrhlr. 18 Sgr. 9 Pf. in das Jahr 1810 üuͤbetragen wurden. Die Zinsen, welche im Jahre 1838 eine Summe von 120,188 Rthlr. 20 Sgr. 3 Pf. in Anspruch genommen hatten, betrugen im Jahre 1839 nur 114,511 Rthlr. 5 Sgr. 6 Pf.

1“

n,XRchir. I Sar. Pf. 118,699 24 11

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Koblenz, 10. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Frie⸗ drich von Preußen ist gestern Nachmittag um 4 ¾ Uhr vom Manzverplatz bei Kelberg nach Burg Rheinstein hier durchgereist.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

8 Wien. Der Herzog Paul Wilhelm von Württemberg ist über

Konstantinopel nach Wien gereist und bereits daselbst eingetrosfen.

Der Herzog hat vom Fazoglu aus die reichen Gold⸗Minen des Bertat 1 Drama in 1 Akt,

und Kamamil besucht und ist mit der ihn begleitenden Expedition un⸗ ter Ferhad Bey bis in die bisher völlig unbekannten Gebirae von Fa⸗ karno und Sude eingedrungen. Der Herzog hat den Reichthum der Cascalhos dieser Gegend durchaus nicht übertrieben gefunden, und schließt sich in dieser Hinsicht vollkommen der Meinung von Ruffegger und Boriani an, in deren Berichten an den Vice⸗König keinesweges zu viel gesagt ist. Nicht genug kann der Reisende die üppige Vege⸗ tation dieser mit Urwäldern bedeckten Länder Central⸗Afrikas, so wie überhaupt den Reichthum derselben, in allen Klassen des Thierreichs preisen. Seinen Rückweg nahm der Herzog meist zu Land, und be⸗ schreibt die Hitze während der Monate April und Mai Er traf mit der Expedition des Selim Kapitang zusam⸗ men, deren glückliche Resultate bei Erforschung des Bahr al Ar (des weißen Stroms) schen bekannt sind, und war so glücklich einen großen Theil der naturhistorischen und eihnographischen Sammlung derselben zu acquiriren. Der Herzog besuchte die von Caillaud enrdeck⸗ ten Truͤmmer von Masnarat und die Pyramiren von Asffur, deren Aehnlichkeit mit den alt⸗Aegypptischen nicht zu verkennen ist.

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Und mögen die Mitglieder b

denn Gott ist

Neumk. Schaldv. 3 ½

1 Grofab. Pos. 40. 4

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Pr. Eugl. 0bl. 20. 4

stigsten Umstaͤnden am Schlusse der Jahreszeit mehr als 25 ½ Mil 2— ö.

Sevilla, komische Oper Scharpff, vom Stadt⸗Theater zu Danzig: rolle.

1““

LL. oose zu 50 Fl. 137 ¾ Br. Loose zu 100 Fl. —.

Berliner Börsc. Den 15. September 1840. Fonds- u³d ,½119—- Coure-Z2144

Fr. Covsf. Driet. Seld.

103 ¼

88 dHmtlicher

r. UCour. 81 SInrier. 1. Cal. Coup. and Zin n

Bus. d. K. u. N.“ 95 2

St. -Schuld Seh., 4

Präm. Bch. d. Sech

Kurmk. Schuldv. 32 dcIitens.

* Bri. Ptad. Kisenb. 58 128 do. do. Prior. Aet. 4 ½

Mgd. 1.pz. Eisenb. He 107 ½ 40, do. Prior. Aet. 4 1s Gold al maroo 8 210 Neue Dukaten 17 ²½ Friedrtechsdor 13 ½l

- agr Holdmün- nebh à 5 Tul.

Berl. Staut-Obl. 4 Elbinger do. 324 Danz. do. in Th.— Westp. Prandbr.

Ostpr. Pfandbr. 31 Pomm. do. 2⁄ Kur.-u. Neum. do. 3 ½

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Pr. Coar. Tpl. au 30 Sgr. Briek. Geld.

139 ½

4

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Kurz

2 Mr. Kurz

2 Mi. 3 MAr. 2 Ar. 2 Mex. 2 Mr. 2 Mr. N Tage 2 Mt. 2 Woch.

Amsterdam do. Hamburg do. London

791912 Wien in 20 Xr. 1 00 2 Augsburg

wenginug .. Leipzis W. Z2. Frankturt a. M. M. Z.

Petersburg-

150 Fl. 1 Sübl

Auswürti gege Börscn. Amsterdam, 11. September. Niederl. wirbl. Schuld 49 ⅛. 5 , % ⁴o. 97 %⅓.

5 %, Spau. 1971. Passive. —. Ausg. —. Präm. Sch. 136. Pol. —. Oesterr. Met. 1021½ Autwerpen, 10. September. 11“ Ziecsl. 6. Neue Anl. 19 ⁄⁄ 1 .ns 819 Prankfurt a. M., 12 September. CRaf Oesterr. 5 % Mert. 104 1⁄ G. 4 99 Br. 2 ½¼ % 57 Br. 242 Br. Bank-Actien 1962 Br. Partial- Obl. 159 Br. . Preuss. Prüm. Sch. 765 8 Br. 4do. 4 % Aul. 103 Br. Poln. Loose 701 ¾. Br.

50%̃ Spun. Aul. 1 %¼. 1¹⁄2. 2 ½ % Holl. 481 4* 48] 8

Eisenbahn-Actien. St. Gerumin 570 Br. Versailles rech- tes Uter 440 Br. do. linkes 280 Br. München-Augsh. 941 ½ Br. 325 Br. Lecipzig-Dresden 103 ½ Br. Kölu-Aachen 93 ¾% Br.

Kanz-Bill. 21 ⁄¼. Zinsli. Preu d 8 88.

1⁰%

London, 1I1. September.

Cons. 3 %, 87 ½1 Belg. 100. Neue Anl. 21. Passive 5 ⁄%. Ausg. Sch. 10 ½. 2 ½ % Holl. 48 ¼. 5 % 99 ¼. 5 % Port. 21. d93 3 % 21. Engl. KRuss. —. Bras. 80. Columb. 22. Mez. beru —. Chili —.

Paris, 10. September.

. 85 % Kente ün cour. 104. 75. 3 % Keunte ün cour. 72.75. 5 % Nekpl. au compt. 95. 5 % Span. Kente 22 . Passive 5 ½¼. 3 ⁄% Port. 20.

1 % b.

2 2*

Wien, 10. September. 8 % Met. 107. 4 % 100 ¼. 3 % 81. 2, ½ % Belk-Actien 1737. Aul. de 1834 138 ⁄½. de 1839 12224.

1 Koͤnigliche Schauspiele Mittwoch, 16. Sept. Im Schauspielhause: Haß allen Frauen, Lustspiel in 1 Att, nach dem Franzoͤsischen, von Castelli. Hisrauf: Laßt die Todten ruhen, Lustspiel in 3 Abth., von E. Raupach.

Donnerstag, 17. Sept⸗ in 2 Abth.

Im Opernhause: Der Barbier von Musik von Rossini. (Herr Figaro, als Gast⸗ Ille. Loͤwe wird im 2ren Akte eine Arie aus der Oper: Der Zweikampf, singen.) . 1

Freitag, 18. Sept. Im Schauspielhause: Der Bettler, von E. Raupach. Hierauf, zum erstenmale:

Der Heiraths⸗Antrag auf Helgoland, lebendes Bild in 2 Abth⸗, von L. Schneider.

als beinahe

Koͤnigsstaͤdtisches Theater.

dittwoch, 16. Sept. Zampa, oder:

Oper in 3 Akten, nach dem Franzoͤsischen. Musik von Herold. Donnerstag, 17. Sept. Zum erstenmale; Dienstbotenwirth⸗ schaft, oder: Chatoulle und Uhr, Komisches Lokal⸗Charakter⸗Bild mit Gesang in 2 Akten, von Friedrich Kalser. Musik vom Ka⸗

Freitag, 18. Sept. Auf Begehren: Endlich hat er es doch gut gemacht, Lustspiel in 3 Akten, von Albini. Hierauf: Die Wiener in Berlin. Posse mit Gesang in 1 Akt, von K. v. Holtei.

Verantworilicher Redacteur Arnold. 1. Gedruckt bei A. W. Hayn. 1 Beilage

itr

Die Marmorbraut,

hr al Abiad pellmeister Hebenstreit.

Quelworme 8,2“9 R. 4

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Ar

—qxxxV—

5

258.

(Aus Mangel an Raum haben die nachstehenden Artikel aus dem gestrigen Blatte der St. Ztg. zuruͤckbleiben muͤssen und wer⸗ den als ein Supplement zu derselben hier nachgeliefert.)

Frankreich.

Prozeß der Madame Lafarge. Sitzung vom 6. Sep⸗ tember. (Fortsetzung.) Nachdem die Instruction für die Ausgra⸗ bung der Leiche des Herrn Lafarge ertheilt worden war, ward das Zeu⸗ gen⸗Verhör fortgesetzt. Zuerst trat ein Herr von Ch. auffailles auf, welcher über das Immoblltar⸗Vermögen des Verstorbenen befragt wurde. Er hielt dasselbe für bedeutend, wisse aber nicht, in wie weit es belastet sev. Der General⸗Adookat: „Ich stelle diese Frage, weil ich die Mittel der Vertheidigung nicht voraussehen kann. Sie hält 20 Zeugen in Reserve und ich weiß nicht, was sie aussagen werden. Man hat viel von einer Anklage gesprochen, die man gegen die Familie Lafarge richten wolle. Man hat sogar gesagt, daß Lafarge gedrängt durch seine Bedürfnisse. Schritte gethan habe, die mit der Ehre und einem zarten (Kewissen im Widerspruch ständen. Wir wissen nicht, ob die Verthei⸗ digung dergleichen Recriminattonen machen wird.“ Herr Paillet: „Es wäre möglich, aber dazu ist die Zeit noch nicht ge⸗ kommen.“ Der General⸗Advokat Gzu dem Zeugen): „Haben Sie nicht daven gehört, daß man die Vergiftungs⸗Anktage gegen die Mutter richten wolle!“ Antw.: „Ja.“ Fr.: „Was haben Sie von einer solchen Anklage gehalten! Was würden Sie gedacht haben, wenn man sie vorgebracht hätte? Antw.: „Ich würde eine solche Anklage für eine Verleumdung und füür eine Uuwürdigkeit gehalten daben. Ich habe die Mutter des Herrn Lafarge stets für eine höchst nugendhaste und achtungswerthe Frau gehalten.“ Herr Paillet: „Es sind uns schon recht oft dergleichen Insinnationen in Vezug auf das Syvstem der Vertheidigung vorgebracht worden. Die Vertheidigung ist Herrin ihrer Mittel und behält sich den freien Gebrauch derselben vor; aber sie kann durchaus nicht verantwortlich gemacht werden für Gerüchte, deren man auf so seltsame Weise und so oft erwähnt. Was würde wohl daraus werden, wenn wir uns hier über alle diejenigen Gerüchte beklagten, die gegen die Anklage vorgebracht worden sind? Wenn wir ; die Zeugen fragten, ob sie nicht hätten sagen bören, daß eine ehrenwerthe Familie, welche hierher getom⸗ men ist, um die Angeklagte mit Beweisen der

Liebe zu umgeben,

nur in der verbrecherischen Absicht gekommen wäre, die Quellen der Gerechtigkeit zu verfälschen? Glauben Sie mir, Herr Ge⸗ neral⸗Advokat, auch wir würden ernsten Stosf zu Interpellationen ha⸗ den; aber ich halte es für meine Pflicht, alles das zu unterdrücken, was den Debatten fremd ist.“ Der General⸗Advokat: „Von dem Augendlicke an, wo ich die Vertheidigung in so reine Hände, wie die, denen sie jetzt auvertraut worden ist, habe übergehen sehen, bin ich überzeugt gewesen, daß dergleichen Anschuldigungen nicht vorgebracht werden würden. Aber als ich die Zeugen vorladen ließ, hatte ich Grund, das Gegentheil zu glauben. So hat z. B. Herr Corali, als er vor nicht gar langer Zeit dem damaligen Vertheidiger der Madame La⸗ farge erklärte, daß er interveniren würde, wenn man ein solches Syv⸗ stem befelge, die Antwort erhalten: „„Wohlan, Herr Kollege, als⸗ dann werden Sie interveniren müssen.’“”“ Unter diesen Um⸗ ständen mußten wir auf Alles gefaßt seyn.’“ Herr Pail⸗ let: „Ich bekenne, daß wenn mich schon die Insinuationen des öffentlichen Ministeriums überraschten, ich jetzt doppelt überrascht bin über die Buelle, aus der es sie schöpft. Wie! Es sind Beziehun⸗ gen von Kollege zu Kollege, die bis zu den Ohren des General⸗Advo⸗ faten gelangt wären, und in seinen Händen das Mittel zu dergleichen Anklagen würden! Ich habe dabei nichts zu bedauern, als daß der Advokat, der solchen üngerechten Angriffen ausgesetzt ist, sich nicht hier befindet.“ Die nächsten Zeugen waren die Herrn Laffosse und Evffartier, Avpolheker, der Erste in Brives, der Andere in Uzerches. Ersterer hatte dem Herrn Denps, Commis des Herrn Lafarge, der An⸗ dere dem Herrn Magneaur, ebenfalls Commis des Herrn Lafarge, und zwar Letzterem auf das Rezept des Herrn Vardou, Arsenik verabfolgen „Fen. Magneaur hatte auch dem Herrn Evpvssartier die Hüh⸗ erbrühe gebracht und ihn gebeten, das auf derselben schwim⸗ mende weiße Pulver zu untersuchen. Er babe cs für Arse⸗ nik erkannt; er habe nur etwas von der Brühe zurückhalten wollen, aber Magneaux habe ihm gesagt, er möge Alles behalten; man habe noch andere Speisen und namentlich eine Penadensuppe. Der nächste und einer der wichtigsten Zeugen war Jean Denys Barbier. Derselbe sagte aus, daß Madame Lafarge ihn am 8. Jannar habe rufen lassen und ihn beauftragt hätte, Arsenik zu kaufen, dessen sie sich zur Vertreibung der Raitten bedienen wolle. Anfänglich habe er Anstand genommen, aber auf eine wiederholte Aufforderung babe er sich zu dem Ankaufe bereit gefunden. Er habe gleich zu seiner Frau gesagt: „Ich fürchte sehr, daß dieses Arsenik dazu dienen wird, Herru Lafarge um Leben zu bringen.“ Er habe dies gesagt, weil Madame Lafarge, in Gegenwart des Herrn Magneaur (Commis), geäußert hätte, daß, wenn sie wolle, ihr Maͤnn in 24 Stunden nicht mehr am Leben sevn würde. Sie hätte auch gesagt, daß sie, wenn ihr Mann stürbe, nach dein Pariser Gebrauche nur ein Jahr lang trauern würde. Fr. „Ueber⸗ gaben Sie gleich nach Ihrer Ankunft in Glandier der Madame Lasarge das Arsenik!“ —- Antw. „Nein.“ Fr. „Warum nicht?“ —,Autw. „Weil Herr Lafarge kranf war, und well ich fürchtete, man würde sich des Arseniks gegen ihn bedienen.“ Fr. „Was gab Ihnen Grund zu dieser Besorgniß!“ Antw. „Die Aeußerung der Madame La⸗ farge, daß wenn sie wolle, ihr Mann in 24 Stunden nicht mehr le⸗ ben werde.’“ Fr. 1 Sie diese Aeußerung selbst aus dem Munde der Madame Lafarge gehört? Antw. „Nein; Herr Magneaur hörte sie, und hat sie mir wieder erzählt. Ein Ge⸗ schworner: „Wie geht es zu, daß Sie trotz Ihres Verdachtes, der Angeklagten das Arsenik gegeben haben! Antw. „Ich fürchtete ihr zu mißfallen, und dann meine Stelle zu⸗ verlieren. Herr Pail⸗ let? „Wie ist Ihr wahrer Namet, Autw. „Ich heiße Denys Varbier.“ Fr. „Ist Barbier wirklich Ihr Name!“ Antw. „Ja.“ Fr. „Warum naännten Sie sich in Glandier Denvs!" Antw. „Aus Gefälligkeit für Herrn Lafarge.⸗ Fr. „Was war für ein Grund vor⸗ handen, diese Gefälligkeit von Ihnen zu verlangen“ —Autw. Es geschah, damit die Banquiers nicht wüßten, daß ich es war, der Barbier hieß.“ —Fr. „Wo haden Sie Herrn Lafarge kennen gelernt?’ Antw. „In Paris, in dem Augenblicke, wo Herr Hautier eine Heirath für ihn unterhandelte. Ich fand ihn in einem Heiraths⸗Büreau, wir ent⸗ fernten uns zusammen und ich sagte ihm: „„Trauen Sie nicht den Heiraths⸗Agenien; sie werden Sie zu Grunde richten.““ Er hat sich aber einem Agenten anvertraut, bei dem Marie Capelle notirt war. (Bewegung. Die Angeklagte zuckt verächtlich die Achselu); und er ist au Grunde gerichtet worden. Sie müssen wissen, daß er bei Herrn Defoy war, der nicht sagt... (Der Zeuge bielt inne.) Herr Paillet: „Der nicht sagt. .. Was (Der Zeuge schweigt.) Voll⸗ enden Sie, was sagt er nicht? (Der Zeuge schweigt.) Auch gut, voll⸗ enden Sie nicht, das ist noch besser.“ b-. „Was hatten Sie bei jenem Agenten zu thun!“ Antw. „Ich richtete einen Auftrag aus. bls ich mit Herrn Lafarge sortging, sagte ich ihm, daß ich ein junges Mädchen, die Tochter des Herrn Patris, kennte, die 100,000 Fr. besäße. Herr Lafarge, der ein gewandter Mann war, ließ sich bei Herrn Patris einführen, und dieser war es, der mich ihm als einen pünktlichen und arbeitsamen Menschen empfabl, und darauf nahm mich Herr Lafarge in seine Dienste.“ Fr. „Haben Sie jemals aus Gefälligkeit für ihn Wechsel unterschricbent⸗ —, Antw. „Ja.“ Fr. „Geschah dies häufig 4 S— A 4 w. v Siemlich häufig?“ Fr. „Wie unterzeichneten Sie diese Wechsel!“ Antw. „Ich unter⸗ zeichnete sie Barbier, und deshalb wünschte Herr Lafarge, daß man znich in Glandier nur unter dem Namen Denyvs kennen sollte.“ Paillet zeigte nun eine Art von Kontrakt vor, der zwischen Bar⸗ ier, Heren Lafarge und einem Herrn Dufoure in Paris ahgeschlossen war, aus welchem hervorgeht, daß 5 Wechsel, im Belaufe von 8000

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von Barbier auf Dufoure gezogen und an Lafarge indossirt worden waren. Es ward in dem Kontrakt erklärt, daß die Unterschriften des Tras⸗ santen keine Verantwortlichkeit ausdrücken, daß er gar keine Valuta erhalten habe, obgleich es in dem Wechsel angegeben worden sey, und daß Herr Lafarge allein die Deckung übernähme. Herr Paillet zeigte nun wei⸗

ter ein Schreiben auf, welches Herr v Violaine, ein Schwager des Herrn

Lafarge, an diesen gerichtet halte, und worin sich dieser zu einer Schuld von 4000 Fr. bekannte. Dieses Schreiben, welches für unecht erkannt worden ist, hatte dazu gedient, einen Gläubiger des Herrn Lafarge zu beschwichtigen. Herr Paillet; „Ich frage den Zeugen, ob jener fal⸗ sche Brief von ihm ausgeht?“ Antw.: „Nein.“ Der Präf: „Wo waren Sie an 28. November 18397% Antw.: „Ich war in Glandier.“ Fr.: „Und in den ersten Tagen des Dezember?“ Autw.: „Da war ich in Paris; aber ich habe jenen Brief nicht ge⸗ schrieben, man kann ihn mit meiner Handschrift vergleichen.“ Herr Paillet: „Das werden wir nicht unterlassen. Alse siebt jetzt fen Sie in Paris Barbier und in Glandier Denys waren? Wie viel Wechsel haben Sie unter dem Namen Barbier für Herrn Lafarge unterschrieben?“ Antw.: „Das weiß ich nicht genau. Ich verheimliche nichts; ich bin genbthigt, die Wahrheit zu sagen, und ich sage sie rein herans. Als Herr Lafarge

Paris befand, schrieb er mir nach Glandier: „„Ich bedarf Ih⸗ rer S. de zum Laufen; ich will lieber 400 Fr. Reisekosten ausgeben, als mich der Gefahr aussetzen, 20,000 Fr. zu verlieren.““% Ich reift⸗ daber ab, aber insgeheim, wie mir Herr Lafarge befohlen hatte. Ih sagte in Glandier, daß ich wegen Fabrik⸗Angelegenheiten nach Gueret ginge.“ Fr. „Welche Kommissionen richteten Sie in Paris sür Herrn Lafarge aus!“ Antw. „Ich trug Briefe sfür ihn herum Fr. „Was veranlaßte Herrn Lafarge, seiner Familie Ihre Reite nach Paris zu verbergen?“ Antw. „Er hat mir seine Gründe nicht gesagt.“ Im weiteren Verlaufe dieses Verhörs sagte der Zeuge aus, daß Madame Lafarge ihm nicht gesagt habe, wieviel Arsenik er kaufen solle, und auf die Bemerkung des Vertheidigers, daß es alsdann bei dem Verdachte, den er ohnehin gehabt hätte, seltsam sey, daß er so bedeutende Duantitäten gekauft habe, erwiederte er: „Ich kannte den Werth des Arseniks nicht; aber ich sagte mir, wenn sie alle Ratten vergiften will, die in Glandier sind, so muß ich wohl für 20 Sous kaufen.“ Herr Paillet: „Ich mache die Herren Geschworenen darauf aufmerksam, wie unglaublich das Alles ist. Der Zeuge fürchtet, daß man seinen Herrn vergiften will, und er kauft dennoch das Arsenik dazu. Damit nicht genug, er kauft eine so große Quantität, daß man nicht allein alle Ratten in Glandier, sondern noch zehnmal mehr Personen als hier im Saale sind, vergiften kann. Ich frage nun den Zeugen, ob er es nicht war, der Herrn Lafarge zuerst sagte, seine Frau bringe ihm Gist bei, und cb er nicht zu anderen Zeugen gesagt hat, er werde Madame Lafarge bis zum Fuße des Schaffots verfolgen? Der Zeuge erwiederte jene beiden Fragen verneinend. Zuletzt ward er noch mit Madame Lafarge Mutter konfrontirt, und es ergab sich, daß diese nicht, wie er behaup⸗ tet hatte, von ihm, sondern von Magnreaux den Ankauf des Arseniks erfabren habe. Der nächste Zeuge war Herr von Chauveron, derselbe Freund der Familie Lafarge, der nach dem ersten Schreiben der Madame Lafarge zu Rathe gezogen ward, und vermittelnd eintrat. Seine übrigens sehr ausführliche Aussage steht mit den eigentlichen Thatsachen des Prozesses, wie er sich jetzt gestaltet hat, nicht in direkter Beziehung. Die deklamatorische und pathetische Weise, mit der er aus⸗ sagte, war so ungemein komisch, daß nicht allein das Publikum, son⸗ dern auch die Geschworenen, der Gerichtehof und selbst die Angeklagte ein förmlich krampfhaftes Lachen bei vielen Stellen nicht unterdrücken konnten. Die Sitzung ward aufgehoben.

Der Kriegs⸗Minister hat einen Bericht des Marschalls Va⸗ löee aus Algier vom 30. August b. In der Provinz Algier herrschte vollkommene Ruhe. agegen hat bei Medeah wieder ein heftiges Gefecht zwischen den Truppen des Generals Duvivier, welche 1000 Mann stark waren, und 5000 Araber stattgefunden. Die Letzteren haben mit großem Ungestuͤm ange⸗ griffen, wurden aber zuletzt mit einem Verlust von 500 Mann zuruͤckgetrieben. Der erlust der Franzosen an Todten und Ver⸗ wundeten wird auf etwa 150 Mann angegeben.

Großbritanien und Irland

Die Times erklaͤrt wiederholentlich, wenn es irgend eine Frage gebe, uͤber welche das Englische Volk vollkommen einver⸗ standen sey, so sey es gewiß die uͤber Krieg oder Frieden, und wenn der Vorschlag gemacht wuͤrde, Krieg anzufangen, so duͤrf⸗ ten sich schwerlich mehr als Fuͤnf dafuͤr erklaͤren, und diese Fuͤnf wuͤrden vermuthlich von den Aerzten wahnsinnig befunden wer⸗ den. Der ministerielle Globe bemerkt hierzu zwar, daß gedach⸗ tes Blatt noch vor kurzem selbst sich in Betreff der Kriegs⸗ und Friedens⸗Fragen wie ein Tollhaͤusler geberdet habe, theilt aber im Uebrigen ganz dessen Wuͤnsche und Hoffnungen, welche, wie der „Globe“ hinzufuͤgt, durch die, dem Vernehmen nach, von Lord Granville der Franzoͤsischen Regierung uͤbergebene neue Note nur bestaͤtigt werden koͤnnten.

Die neuesten aus Neu⸗Suͤd⸗Wales und Vandiemensland eingetroffenen Nachrichten reichen aus Sydney bis zum 3. Mai, aus Hobarttown bis zum 25. April und vom Schwanen⸗ fluß bis zum 11. April. Sowohl in Neu⸗Suͤd⸗Wales als Van⸗ diemensland hatten Versammlungen stattgefunden, um an ihre oberste Behoͤrde Petitionen zu richten gegen die ungesetzliche Ver⸗ wendung der Laͤndereien zu Zwecken, die durchaus mit der Aus⸗ wanderung nichts zu thun haͤtten, wozu sie eingestandenermaßen bestimmt wurden, als man das System der freien Ueberlassung durch den Verkauf der Laͤndereien ersetzte. Ein Australisches Blatt veroͤffentlicht ein Schreiben des Commandeur des „Peagle vom Schwanenflusse, datirt vom 24. Februar, worin derselbe meldet, daß er auf seiner Fahrt an der Nordwest⸗Kuͤste Austra⸗ liens drei große Stroͤme entdeckt habe, auf deren einem er 500 Englische Meilen in das Innere dieses Kontinents eingedrun⸗ gen sey.

Portugal.

Lissabon, 31. Aug. Vorgestern brachten die Portugiesi⸗ schen Minister die Militair⸗Emeute 8 Castello⸗Branco, bei An⸗ wesenheit einer großen Menge von zhuhoͤrern, hauptsaͤchlich Se⸗ natoren, die auf authentische Nachrichten von den geruͤchtweise bekannt gewordenen Ereignissen gespannt waren, in der Deputir⸗ ten⸗Kammer zur Sprache. Der Kriegs⸗Minister erhob sich und

zerte sich folgendermaßen:

ege, 8 aeen die Ehre hatte, der Kammer das ehrenwerthe Benehmen der Garnisen, bei der heklagenswerthen Gelegen⸗ heit, welche alle Portugiesen in Betrübniß versetzt hat, mitzutheilen, er⸗ wartete ich nicht, daß ich wenige Tage nachher eine Mittheilung zu machen haben würde, die sehr unehrenhaft ist, nicht für die Armee im Allgemeinen, sondern für das Corps, welches auf entgegengesetzte Weise gehandelt hat. Die Regierung hat heute durch den Telegraphen Nach⸗ richt erhalten, daß das ö6te Infanterie⸗Bataillon, 206 oder 207 Mann stark, das furchtbare Verbrechen verübt hat, sich gegen die Regierung u erheben. Wir können uns nicht schmeicheln, daß dies einer der

äde ist, wo in den telegraphischen Mittheilungen Irrthümer vorgefal⸗ en sind. 88 würde mich freuen, wenn ich glauben könnte, daß dies

zZaber es sind auch andere Umflände bekannt geworden.“

Innern,

6 Uhr, nachdem sich die

seyn wird, taͤglich sich mehren, waͤhrend gar mancher Theilnehmer, auf den mit Sicherheit zu rechnen ist, Entscheidung nicht eher,

serer verehrten

Der Minister erwaͤhnte dann der getroffenen Sicherheils⸗ Maßregeln und Truppen⸗Zusammenziehungen, verlas die der Re⸗ gierung zugekommenen telegraphischen Depeschen, verwies dann auf die zu erwartende Rede seines Kollegen, des Ministers des der die von der Regierung in dieser Krisis als unver⸗ meidlich betrachteten Maßnahmen beantragen werde, und schloß mit der Versicherung, die Regierung sey uͤberzeugt, daß sie eine genuͤgende Truppenmacht zur Unterdruͤckung der Insurrection besitze und sie setze Vertrauen in die Cortes, daß sie von densel⸗ ben, so wie von der ganzen Nation unterstuͤtzt zu werden erwarte, und daß daher nichts zu fuͤrchten sey. Nun erhob sich der Mi⸗ nister des Innern, verlas einen langen Bericht uͤber die Vor⸗ faͤlle und beantragte alsdann einen Gesetz⸗Entwurf in Be⸗ zug auf die dem Ministerium zu verleihende unumschraͤnkte Gewalt. Die Kammer beschloß, den Gesetz⸗Entwurf so leich an einen Ausschuß zu verweisen und noch an demselben gvr den Bericht desselben zu vernehmen. Dieser Bericht wurde um 8 Kammer auf zwei Stunden vertagt hatte, erstattet. Der Ausschuß erklaͤrte das Gesetz an sich fuͤr dringend, beantragte aber mehrere Modifsicationen, und so erhielt das Gesetz eine etwas andere Form. (S. das gestr. Bl. der St. Z.) Bei der Berathung des Berichts erklaͤrte Herr Cam⸗ pos, daß er zwar gegen das Gesetz selbst wenig einwenden koͤnne, 1 da die Umstaͤnde es noͤthig machten, daß er aber von seiner ein⸗ mal beschlossenen systematischen Opposition gegen das Ministerium nicht abgehen werde; er machte indeß darauf aufmerksam, daß der Ausschuß der Regierung mehr bewilligt als diese erbeten habe, denn in dem urspruͤnglichen Gesetz⸗Entwurfe faͤnden sich die Worte „unumschraͤnkte Gewalt“ gar nicht. Heftiger opponirte Herr Celestino, der geradezu erklaͤrte, daß jetzt die Regierung eine rein despotische sey, und Unter vielem Lärm seine Rede mit dem Ausrufe, auf die Minister zeigend, schloß: „Dort sitzen Verraͤ⸗ ther von Profession“. Der Laäͤrm wurde dadurch noch vermehrt, und nachdem Herr Seabra erklaͤrt hatte, daß er, obgleich ge⸗ woͤhnlich ein Opponent der Regierung, sich doch dem vorigen Redner anzuschließen nicht geneigt seyn koͤnne, erregte der Mini⸗ ster des Innern neuen Tumult durch seine heftige Erwiederun auf die Rede des Herrn Celestino, in welcher er ihn als eine niedertraͤchtigen und schaͤndlichen Verleumder bezeichnete, die Schnellschreiber auffordernd, seine Worte genau zu notiren. Nach⸗ dem sich der Laͤrm etwas gelegt hatte, gelang es den Gegnern der Minister, die Streichung der Worte „unumschraͤnkte Ge⸗ walt“ und „Regierungs⸗Gewalt“ durchzusetzen, und das Gesetz wurde darauf angenommen. . Heute zeigte der Kriegs⸗ Minister den Cortes an, daß, zu- einer so eben von ihm erhaltenen telegraphischen Depesche, um Castello Branco ruhig sey, und daß die Insur⸗ genten diese Stadt nicht verlassen haͤtten.

Das heute ausgegebene Diario do Governo enthaͤlt ver⸗ schiedene Berichte des Gouverneurs der siebenten Militair⸗Divi⸗ sion und ein Schreiben des Gouverneurs von Marvao, in wel⸗ chem er einen Brief des Chefs der Insurgenten, Oberst⸗Lieute⸗ nant Miguel Augusto da Sousa, mittheilt, der ihn auffordert, sich ihnen anzuschließen, und in dem er zugleich anzeigt, daß er bereits das 9te und 13te Infanterie⸗Regiment zur Verwendung gegen die Rebellen bei sich habe.

Major Cabreira, der das 2te Jaͤger⸗Regiment kommandirt, hat darauf angetragen, in Nicht⸗Aktivitaͤt versetzt zn werden, da er es nicht uͤber sich gewinnen koͤnne, gegen seine affengenossen zu fechten.

Herr Kavanagh, ten, hat Lissabon am

folge die Gegend

der Geschaͤftstraͤger der Vereinigten Staa⸗ 28. August verlassen.

Deutsche Bundesstaaten. 8

11. Sept. (Goth. Z.) Immer näͤher ruͤckt die wo der Philologen⸗Verein in unserer Stadt zusammentreten

Es laͤßt sich vorhersagen, daß seine Frequenz bedeutend da schon jetzt zahlreiche Anmeldungen erfolgt sind, die

Gotha, Zeit,

wird.

seinen Entschluß noch nicht mitge⸗ welche eine sichere als in den letzten Tagen vor dem Be⸗ Versammlung gestattet. Es duͤrfen daher diejenigen un⸗ Mitbuͤrger, welche sich zur Beherbergung der Phi⸗ lologen freundlich bereit erklaͤrt haben, wohl erwarten, daß die gewuͤnschten Gaͤste am 28sten, zum Theil auch schon am 27sten dieses Monats bei ihnen einsprechen werden. Das staͤdtische Comité wird dafuͤr Sorge tragen, daß jeder Gast mit einem schriftlichen Ausweis versehen sich in der fuͤr ihn bestimmten Wohnung einfindet. Am 29sten d. M. fruͤh 8 Uhr beginnt die erste Sitzung, in welcher der Verein sich konstituirt und den Ge⸗ schaͤftsgang fuͤr die diesjaͤhrige Versammlung bespricht und ordnet. Diese Sitzung bietet nur fuͤr die Mitglieder des Vereins ein In⸗ teresse dar und deshalb ist auch dem Publicum der Zutritt bei derselben nicht gestattet. Die drei oͤffentlichen Sitzungen dagegen, welche am 30. Sept. und den beiden folgenden Tagen fruͤh um 9 Uhr beginnen, sind fuͤr Jedermann aus dem gebildeten Publi⸗ kum zugaͤnglich, so weit der Platz des Schießhaussaales ausreicht. Beim Beginn der Sitzung am 30. Sept. wird der Geh. Hof⸗ rath Jacobs die Eroͤffnungs⸗Rede halten. 66“

theilt hat, viele auch wohl in einer Lage sind,

ginn der

1

1u“

Naumburg, 12. Sept. In den Morgenstunden des Ulten d. M., endigte ein Schlagfluß das Leben des Chef⸗Praͤsidenten des Koͤnigl. Ober⸗Landesgerichts, des Freiherrn von Gaͤrtner. Es hat derselbe seit beinahe fuͤnf und zwanzig Jahren sich große Verdienste um die Organisation und Pflege der Justiz in dem ihm seit dem Jahre 1816 anvertrauten Departement erworben, und in allen Verhaͤltnissen sich als ein dem Koͤnigl. Hause und den Interessen des Vaterlandes treu ergebenen Diener bewaͤhrt. Den Bewohnern der Stadt Naumburg hat er in der langen Zeit seines Aufenthalts unter ihnen vielfache Gelegenheit gegeben, seine Herzensguͤte und Mildthaͤtigkeit gegen Huͤlfsbeduͤrftige zu erkennen, so daß sein Andenken bei ihnen fuͤr lange Zeit in Se⸗

en bleiben wird. Wenige Stunden vor ihm war der Ober⸗ andesgerichts⸗Vice⸗Praͤsident a. D., Herr von Wahdorf, auf seinem Rittergute Meineweh unweit Naumburg in einem Alter von 83 Jahren verschieden. Ihm folgt der ehrenvolle Ruf eines in den Verhaältnissen der fruͤher Saͤchsischen Landesthetle wohlunterrichteten Beamten nd hoͤchst redlichen Mannes.

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