1840 / 261 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

8 ch gen Resultaten beigewohnt.

haben, ich raͤume es ein, ernsten un

Man hat den Körper des Herrn Lafarge ausgegraben und ihn der

strengsten chemischen Analyse unterworfen. Diese Analyse ward von

rechtlichen und aufgeklärten Chemikern vorgenommen, die unser ganzes

Vertrauen, unsere ganze Achtung besitzen. In dieser Lage

sind wir von denselben Gefühlen durchdrungen, wie

Sie, Vertheidiger der Angeklagten. (Der General⸗Advo⸗

kat war dei dieser Stelle so erschüttert, daß er in Thränen

ausbrach und nur mit Mühe so viel Fassung erlangte, um seinen Vor trag fortzusetzen.) Wenn die Angeklagte nicht schuldig ist, so muß sie nicht allein ihre Freiheit, sondern die glänzendste Genugthunng erhal⸗ ten. Ihre Erinnerungen und ihre Leiden müssen verwischt werden. Wir sagen es, und wir sagen es laut, unsere Ansichten haben sich auf eine seltsame Weise verändert. Es ist seit gestern eine Nacht verflossen und ich habe Zeit gehaht, nachzudenken; denn glauben Sie mir, m. H., diese Nacht war für mich keine Nacht des Schlafes und der Ruhe, sondern eine Nacht der Verwirrung und Aufregung. Ich babe überlegt, ich habe nachgedacht, ich habe alle Umstände, die be den öffentlichen Sitzungen zum Vorschein gekommen sind, mit einander ver⸗ güches und ich empfinde das Bedürfniß, es auszusprechen: Mein Geist efindet sich gegenwärtig in einem Zustande des Zweifels. Damit die⸗ ser ganz beseitigt werde, bedarf es einer neuen Untersuchung und diese wird den drei berühmtesten Chemikern Frankreichs anvertraut werden. Möge nun die Angeklagte schuldig seyn oder nicht, es liegt in dieser Sache etwas Finsteres und Geheimnißvolles, was entdeckt werden muß. Die Vertheidigung wird, ich bin es überzeugt, darin mit mir überein⸗ stimmen, 88 es ein großes soziales Bedürfniß ist, jene Dunkelhett auf⸗ zuhellen. Wir müssen nachforschen, woher jene Anklage kommt, wir müssen die Hand auffinden, welche die Angeklagte hat ins Verderben stürzen wollen. Es ist Gift im Spiele gewesen, viel Gift; denn man hat in den Flanel’, in den Getränken und in den Gefäßen Arsenik aufgefunden. (Siehe die Siz⸗ ung vom Ilten, worin dies durch eine neue Expertise bestätigt wird.)

Zit werden nichts vernachlässigen, um den Urheber der gegen die An⸗ geklagte gerichteten Machinationen zu entdecken; denn wenn jene Frau unschuldig ist, so gab es in ihrer Umgebun . der sie verder⸗ ben wollte. Herr Paillet: „Was ’2 ich auf die Worte des Herrn General⸗Advokaten autworten? Man will eine neue Expertise vornehmen, nachdem man gestern neun Chemiker gehört hat, in die das offentliche Ministerium das größte Vertrauen zu setzen erklärt. In der That, ich habe nichts mehr zu sagen, und wollte ich auch protesti⸗ ren, die Chemiker sind bereits herbeigerufen worden. Was wuürde man aber wohl gesagt haben, wenn die Resultate gegen die Angeklagte aus⸗ gefallen wären, und wir auf eine neue Untersuchung gedrungen hät⸗ ten? Das Zeugen⸗Verhör ward hierauf fortgesetzt und schloß mit der Vernehmung eines der Hauptzeugen gegen die Angeklagte, der Anna Brun, welche die Madame Lafarge portraitirt hatte und wäh⸗ rend der Krankhbeit des Herrn Lafarge im Hause gewesen war.

Sitzung vom 11. September. Durch außerordentliche Ge⸗ legenheit.) Die heutige Sitzung war wiederum reich an merkwürdigen Incidenzfällen und führte unter Anderem dahin, daß der General⸗Ad vokat gegen die Kammerjungfer der Angeklagten, Clementine Ser vat, Anträge stellte, die ihre angenblickliche Verhaftung zur Folge ge⸗ habt haben werden. Die Vertheidigung verzichtete in dieser Sitzung auf 12 bis 15 Entlastungs⸗Zeugen. Am Schlusse der Sitzung erstatte⸗ ten die Chemiker Bericht über die nunmehr auch mit den verschiedenen Getränken angestellten chemischen Analyse. In einigen derselben fand sich Arsenik vor, in anderen nicht. (Vergleiche oben die Aeußerun⸗ gen des General⸗Advokaten.)

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Großbritanien und Irland.

London, 13. Sept. In Woolwich trifft man Anstalten, eine An⸗ zahl Artillerie⸗Soldaten vondem kuͤrzlich aus Spanien zuruͤckgekehrten Corps unter dem Befehl des Ibert Zieneenanee Colquhoun nach Kon⸗ stantinopel zu senden, wo sie mehrere Tuͤrklsche Artillerie⸗Briga⸗ den in den militairischen Bewegungen dieser Waffengattung un⸗ terrichten sollen. Eine bedeutende Zahl großer Kanonen ist seit kurzem aus dem Arsenal von Woolwich abgeliefert und groͤßten⸗ theils nach der Britischen Station im Mittellandischen Meere abgesendet worden. Naͤchstens soll daselbst eine große Menge eherner Kanonen gegossen werden.

Die Morning Chronicle bedauert Herrn Thiers, daß er in eine so kritische Lage versetzt sey, indem die republikanische und die ultrakonservative Partei gleich sehr gegen ihn anstuͤrmten. Bald werde er angegriffen, daß er nicht streng genug gegen die Gährung im Innern, bald, daß er zu zaghaft nach Außen handle.

Der Sun ruͤgt das knechtische Verhaͤltniß der Franzoͤsischen Zeitungen, indem keine es wage, die oͤffentliche Meinung daruͤber aufzuklaͤren, daß Frankreichs Ehre von England gar nicht gekraͤnkt worden, sondern vielmehr in das Geschrei uͤber diese angebliche Ehrenkraͤnkung einstimme, obgleich unter hundert gebildeten Fran⸗ zosen gewiß nicht Einer an solche Thorheit glaube.

Der Globe kommt wieder darauf zuruͤck, daß noch nirgends bewiesen worden, inwiefern es von so großem Interesse fuͤr Frank⸗ reich sey, daß Syrien mit Aegypten vereinigt bliebe. Wenn Frankreich nicht an dem Traktat Theil nehmen wolle, sagt das genannte Blatt, so sey es keine Beleidigung gegen dasselbe, wenn die anderen Maͤchte allein handelten, denn unmoͤglich koͤnne die Majoritaͤt sich von der Minoritäaͤt die Haͤnde binden lassen. Wenn Frankreich nicht in Gemeinschaft mit den anderen Maͤchten han⸗ deln wolle, sollten darum die anderen gar nicht handeln duͤrfen? Das waͤre eine Erneuerung des Kontinental⸗Systems ohne das Schwerdt Napoleon's.

Unter den einflußreicheren Mitgliedern der bischoͤflichen Kirche in Schottland ist der Plan im Werke, in Edinburg ein bischoͤf⸗ liches Kollegium zu begruͤnden, in welchem ein den Englischen Universitaͤten aͤhnliches Studien⸗System eingefuͤhrt werden soll. Kuͤrzlich wurde dieserhalb eine Versammlung von Bischoͤfen ge⸗ halten, und bereits werden die nöͤthigen Maßregeln zur Begruͤn⸗ dung dieser neuen geistlichen Lehr⸗Anstalt getroffen.

Lord J. Russell hat, wie neulich erwähnt, die Einladungen Edinburgs und einiger anderer Schottischen Staͤdte zu Festmah⸗ len, dringender Geschäfte wegen, abgelehnt. Der Spectator bemerkt daxuͤber: „Es gab eine Zeit, wo die Whig⸗Minister eine Sehnsucht fuͤhlten und sich beeiferten, vor zahlreiche oͤffent⸗ liche Versammlungen zu treten und den Volks⸗Beifall zu der von ihnen befolgten Politik einzuholen. Das war in dem Ho⸗ nigmond der Ehe zwischen dem Whigismus und der oͤffentlichen Meinung. Diese phantastischen Tage des jungen Liebestraums sind nun voruͤber. Lord J. Russell, welcher Ruße findet, den Toryistischen Herzog von Buccleugh, seinen weitlaͤuftigen Herrn Better, auf der Nordseite des Tweed zu besuchen, hat keine Zeit, mit den Reformern von Edinburg zu speisen. Es war eine Zeit wo Lord John oder einer seiner Kollegen einen Umweg gemacht v 29„ Gelegenheit Lö.215 die er jetzt, wo

ie sich von se anbietet, aus der Hand schlü⸗ 5 aändern sich die Zeiten.“ seee

Zu der bevorstehenden Versammlung des Britischen Gelehr⸗ ten⸗Vereins, die in diesem Jahre zu Glasgow stattfindet, werden daselbst große Empfangs⸗Anstalten getroffen. Unter den ausge⸗ zeichneten Fremden, die derselben beiwohnen werden, nennt man den Herzog Decazes.

Niederlande.

Aus dem Haag, 13. Sept. Durch eine vom Aten d. pu⸗ blizirte Königliche Verfuͤgung werden die von den Generalstaa⸗

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genehmigten Abaͤnderungen und Nachtraͤge des Grundgesetzes bekannt gemacht, welche demgemaͤß dieselbe Kraft haben sollen, wie das Grundgesetz selbst. Diese Koͤnigl. Publication wird dem⸗ naͤchst in einer hehrüchen öffentlichen Sitzung des hohen Raths der Niederlande, so wie aller Provinzial⸗Gerichtshoͤfe und Ma⸗ gistraͤte zu allgemeiner Kenntniß werden.

Ueber das Befinden der Erbprinzessin werden keine Buͤlle⸗ tins mehr ausgegeben, da dieselbe in fortschreitender Besserung ist.

Der General⸗Major Brade, Platz⸗Kommandant von Mastricht, ist auf sein Ansuchen in den Ruhestand versetzt worden.

Amsterdam, 14. Sept. Wir haben hier jetzt taͤglich durch die Taubenpost Nachrichten aus Paris und die auf diese Weise erhaltene Verbindung ist fast regelmäßiger als die durch eine Te⸗ legraphen⸗Linie, da keinerlei Witterung die Tauben in ihrem Fluge auf⸗ oder zuruͤckhaͤlt, es muͤßte denn seyn, daß sie gegen starken Sturm zu fliegen haben. Heute bereits theilen unsere Blͤtter die in den Pariser Zeitungen vom 13. September enthaltenen Neuigkeiten mit. Die vom Moniteur parisien gebrachte Be⸗ staͤtigung der Nachricht uͤber die Fortification von Paris hat auch hier die Fonds⸗Course wieder geworfen, da man die Befestigung der Hauptstadt natuͤrlich nicht als eine bloße Maßregel der De⸗ fensive, sondern als die Vorläuferin einer aggressiven Politik be⸗ trachtet. Holländische Fonds waren heute von allen Seiten aus⸗ eboten, ohne daß sich viele Käufer fanden. 2 ½ proc. wirkliche

chuld ist bis 483/16 und 5proc. bis 94 ½ gefallen.

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 11. Sept. Die Stats⸗Tidning meldet, daß gestern in einer außerordentlichen, vom Koöͤnige praͤsidirten Sitzung des Staats⸗Rathes der Professor an der Universitaͤt Up⸗ sala, Samuel Grubbe, zum Staatsrath und interimistischen Chef des kirchlichen Departements ernannt worden sey.

Der Kaiserl. Russische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf Matuszewitz, begiebt sich auf eine Urlaubsreise und hatte vorge⸗ stern seine Abschieds⸗Audienz beim Koͤnige. Bei dieser Gelegen⸗ heit wurde der Legations⸗Secretair Glinka, als Russischer Ge⸗ schaͤftstraͤger fuͤr die Dauer der Abwesenheit des Gesandten, Ih⸗ ren Majestäaͤten vorgestellt.

Der Kaiserlich Brasilianische Geschaͤftstraͤger und General⸗ Konsul in Stockholm, Herr Carvalho, ist gleichzeitig mit dem Grafen Matuszewitz von hier nach Kopenhagen abgereist. Letz⸗ terer begiebt sich auf seine Guͤter in Rußland und Polen.

Deutsche Bundesstaaten.

Lager bei Falckenburg (im Großherzogthum Olden⸗ burg), 7. Sept. Die alle drei Jahre wiederkehrende Vereini⸗ gung der Oldenburg⸗hanseatischen Brigade zu einem gemeinsa⸗ men Uebungslager findet in diesem Jahre zum zweitenmale seit jener Verbindung statt. Das Lager befindet sich auf einem hier⸗ zu gut geeigneten Terrain zwischen Oldenburg und Bremen bei Falckenburg, hart an der chaussee, welche beide Staͤdte mit ein⸗ ander verbindet, und ist en ordre de hataille alle sechs Ba⸗ taillons in einer Linie eingerichtet: die beiden Bataillons des er⸗ sten Oldenburgischen Regiments, die beiden Bataillons des zwei⸗ ten Oldenburgischen Regiments auf dem linken Fluͤgel, die beiden hanseatischen Bataillons, so wie das Hamburger Jaͤger⸗Detasche⸗ ment in der Mitte. Seit dem 2ten d. ist die ganze Brigade beisammen und ein reges Lebenherrscht vom fruͤhen Morgen nis zum spaͤten Abend im Lager, welches von Fremden aus der Unqegend recht fleißig besucht wird. Was die Eintheilung der Zeit waͤhrend der Ver⸗ einigung der Brigade anbetrifft, so ist der Zeitraum bis zum 9ten d. der Ausbildung der verschiedenen Truppen⸗Corps in sich uͤberlassen; am 10ten d. beginnt das Exerzieren in Treffen, in der Division und battterieweise, und wird bis zum 15ten d. fort⸗ esetzt, waͤhrend welcher Zeit auch Felddienst⸗llebungen stattfinden sollen. Vom l6ten bis zum 20sten d. sollen die sogenannten Schul⸗Manoͤver stattfinden, ihnen folgen vom 2üsten bis zum 2östen d. die Feld⸗Manoͤver, bei welchen alle Truppen⸗Gattungen unter freiem Himmel bivuakiren werden. Zum L’osten d. ist die Schluß⸗Parade festgesetzt, nach welcher die wex vexenh Kontin⸗ gente in ihre Garnisonen zuruͤckkehren. 8

Schweiz.

Schaffhausen, 10. Sept. Dem Entlassungs⸗Begehren des Herrn Antistes Hurter aus dem Kantons⸗Schulrathe hat der Große Rath nicht entsprechen wollen, weil einerseits dasselbe in dem diesfaͤlligen Schreiben an die oberste Kantons⸗Behoͤrde nicht ganz bestimmt ausgedruͤckt, mithin gegen die uͤbliche Form sey, ander⸗ seits der Herr Antistes um das gesammte Kantonal⸗Schulwesen sich solche Verdieste erworben habe, daß der Große Rath seinen Austritt aus dem Schulrath nur mit Bedauern sehen moͤchte.

Oesterreich.

Lemberg, 8. Sept. (L. A. Z.) Nach den fuͤr dieses Jahr veröffentlichen Tabellen belief sich die Einwohnerzahl von Gali⸗ zien auf 4,763,661 Personen, von denen 32,212 Edelleute und 4783 Geistliche waren. Die Anzahl der Roͤmisch⸗katholischen be⸗ trug 2,094,443, der unirten Griechen 2,077,995, der nichtunirten Griechen, die aber fast nur in der weag-rn finden sind, 269,327, der Evangelischen 28,128, der Juden 283,345.

1 Spanien.

Madrid, 5. Sept. Die von der provisorischen Regierungs⸗ Junta an die Koͤnigin⸗Regentin gerichtete Adresse lautet folgen⸗ dermaßen: 2

„Sesiora! Als das Spanische Volk die im Jahre 1837 von den konstituirenden Cortes euntworfene und von Ew. Majestät freiwillig an⸗ genommene Constitution gegen jeden Feind zu vertheidigen beschwor, da geschah dies in der Ueberzeugung, daß dieselbe nicht ein leeres Scheinbild, sondern die wahrhafte Garantie seiner Rechte und die Grundlage seines Ruhmes und seiner künftigen Wohlsahrt sev. Eben so sehr ein Feind des Despotismus, als der Zügellosigkeit, hat die große Mehrheit des Spanischen Volkes stets die constitutionellen Prärogative der Krone geachtet, und seine Ergebenheit für den auf die Volks⸗ Souverainetät gegründeten Thron Jsabella's II. und die erhabene Per⸗ son Ew. Majestät mit seinem Blute besiegelt. Bei einem freien Volke hat der Gehorsam seine Gränzen, die durch das Gesetz bestimmt wer⸗ den, und nichts schadet so sehr der Würde der Krone, nichts trägt so sehr dazu bei, ihre Macht, ihr Ansehen, ja selbst ihre Existenz 8 e⸗ fährden, als das ungesetzliche Bestreben, sich über das Gese 22 9 einzigen und wahrhaften Ausdruck des allgemeinen Willens, ste⸗ aih wollen. Indem die treulosen Rathgeber Ew. Majestät diese Prinzi⸗

1 5 nahmen pien, deren getreue Beobachtung die Macht befestigt, vergaßen, 7 8 sie keinen Anstand, die Stimme der öffentlichen Petaag. s 8.JSSJn den. Indem sie unsere Geduld und, Nachgiebigkeit e in stim⸗ mühteQn sie sich, Ew. Mazestät für ein System de

Spani ssirt werden kann, men, das in Spanien niemals realisi erdennen Abgrund von Elend

Maschine zu erschüttern und das Vaterland ir - die Freiheit der Presse, über zu stürzen. Verrathen die Gesetze über die 5 e e

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das Wahlrecht, ü 1 erwaltung nicht einen des Iöhngeceg 12 dies nicht die unheilvollen Pläne dieser

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Partei, die sich die konservative nennt und ihre Böswilligkeit unter der Maske einer verstellten Mäßigung verbirgt? Gewissenlos und ohne politische Rechtlichkeit haben diese Menschen keinen anderen Zweck, als sich auf Kosten des Blutes des unglücklichen Spaniens durch im Fin⸗ stern Hvenn⸗ Unterhandlungen zu bereichern. Die Einen he 4.2 Wunsch, die in der Kindheit der Monarchie entstandenen mißbräuch⸗ lichen Privilegien aufrecht zu erhalten; Andere dagegen haben einen unersättlichen Durst nach Herrschaft. Unter fremdem Einflusse stehend, wollen sie jetzt, wo die Nation, von dem Bürgerkriege befreit, sich den Weg zu ihrer künftigen Größe hahnt, die Armee, die dem Vaterlande so großen Ruhm erworben, auflösen, um die seit langer Zeit beschlos⸗ sene Zerstückelung der Monarchie herbeizuführen und ihr den hohen Rang zu rauben, der ihr in dem Suropälschen Staaten⸗System gebuͤhrt. Nicht zufrieden damit, das Land demoralisirt zu haben, indem sie durch Anwendung aller möglichen Mittel, Gewalt, Verführung, Schrecken, sich eine Bastard⸗Masjorität in den Cortes verschaffen, hatten sie die Kühnheit, das unheilbare Gesetz über die Avuntamiento’s verhilegm. welches durch seinen Geist und Buchstaben das, nach dem Beispiele Ew. Majestät, von uns Allen beschwornen Fundamental Gesetz in sei⸗ nen Grundlagen untergräbt. Die Apuntamiento’'s, Sesiora, bestehen nicht bloß aus Individuen; das, was sie konstituirt, sind die Functio⸗ nen der Alkalden, Regidoren und der Syndifats⸗Prokuradoren. Das Volk hat kraft des Fundamental⸗Gesetzes das unbestreitbare Recht, seine Rathgeber zu ernennen, indem es ihnen diejenigen Functionen über⸗ trägt, die ihrem Charakter, ihren Fähigkeiten und ihrer gesellschaftlichen Stellung am angemessendsten sind. Das neue Gesetz giebt der Krone das Recht, die Mkalden zu ernennen; dies ist aber, außerdem, daß es den Interessen des Volks, nachtheilig und seinen Fueros und Gewohn⸗ heiten entgegen ist, auch in direktem Widerspruch mit der Constitution und ein Angriff gegen die Freiheit. Die Cortes konnten ein so ver⸗ haßtes Gesetz nicht annehmen, ohne einen Meineid zu begehen, und von dem Augenblick an, wo sie dies thaten, verloren sie ihren Charakter der Unperiezüschkeit. In allen Ländern, in denen ein Repräsentativ⸗ Sobstem besteht, kann, sobald der Kongreß ohne besondere Erlaubniß des Volkes, die Constitution verletzt, nur zweterlei geschehen: entweder wird die Constitution annullirt, und dann ist das Gesetz nichts mehr als eine Laune einer tvrannischen Versammlung, die aus eben so vie⸗ len Decemviren als Mitgliedern besteht; oder die Versammlung geht unter, und da sie danm ihren Charakter verloren hat, so dürfen ihre Beschlüsse nicht sanctionirt und nicht ausgeführt werden, verpflichten daher auch nicht zum Gehorsam. Die erste dieser beiden Bedingungen kann, Dank der Achtung und Liebe, die alle gute Spanier gegen den constitutionellen Thron hegen, nicht eintreten. Seitdem ist die Noth⸗ wendigkeit eingetreten, daß das Volk durch eine patriotische Manifeste⸗

tion zu erkennen gebe, daß es fest entschlossen sev, die Constitutton und

die Gesetze aufrecht zu erhalten. Dies hat die Hauptstadt gechan.

da die Wünsche der Armee nicht angehört, die Adressen der angesehen⸗ sten Abuntamsento’'s des Königreichs verkannt, die Stimmen der öffent⸗ lichen Meinung nicht beachtet wurden, mithin jeder Hoffnung die Thür verschlassfen war, so ergriffen das Volk und die National⸗Garde Waffen, und haben, unterstützt von der tapferen Garnison, geschworen, dieselben nicht eher niederzulegen, als bis Ew. Ma⸗ jestät, überzeugt von dem Willen der großen Mehrzahl der Spa⸗ nier, geruhen, die Bekanntmachung des unbeilvollen Avuntamiento⸗Ge⸗ setzes zu suspendiren, die gegenwärtigen Cortes, die keinesweges die Nation repräsentiren, aufzulösen, ein aus entschlossenen Män⸗ nern bestehendes Ministerium, deren früheres Leben Vertrauen einflößt und die Gemüther beruhigt, zu ernennen, und endlich die Minister, die ihre Macht so treuloserweise gemißbraucht haben, zur Verantwortung zu ziehen. Die durch die Provinzial⸗De⸗ putation und das Avuntamiento ernannte und mit der provisorischen Re⸗ gierung der Provinz Madrid beauftragte Junta will nicht, wie die um Ew. Majestät befindlichen Verräther behaupten, die Ordnung um⸗ stürzen und die Anarchie an deren Stelle setzen; ihr einziger Zweck ist, den Thron, die Constitution von 1837 und die mit so vielem Blute und so großen Opfern erkaufte Unabhängigkeit auf dauernde Weise zu sichern. Die Mitglieder der Junta, welche sich wenig auf Schmeiche⸗

leien verstehen, bitten Ew. Majestät, Ihnen diese, vielleicht starke, aber

von der Ergebenheit vorgeschriebene Sprache zu gestatten, da es zu keiner Zeit, am wenigsten aber unter so schwierigen und gefahrvollen Umständen, erlaubt ist, die Könige zu betrügen. Gott erhalte Ew. Ma⸗ jestät!“ (Folgen die Unterschriften.)

Aus Alcaüix in Aragonien schreibt man, daß am Zten der Blitz in das dortige Pulver⸗Magazin geschlagen habe. Ganze Straßen bilden nur einen Schutthaufen und man schaͤtzt die Zahl der umgekommenen Personen auf 400.

Konstantinopel, 1. Sept. (Oest. Beob.). Auch hier hat man aus Alexandrien vom 26. August die Anzeige erhalten, daß sich, nachdem an diesem Tage die erste zehntaͤgige, dem Pa scha von Aegypten gesetzte Frist verstrichen war, der Bevollmaͤch tigte der Pforte, Riast Bei, in Begleitung der General⸗Kon suln von Großbritanien, Oesterreich, Rußland und Preußen, zu

Rehmed Ali verfuͤgt habe, um seine definitive Antwort auf die ihm im Namen der Pforte am 16ten gedachten Monats gemach ten Antraͤge zu vernehmen. Diese Antwort fiel dahin aus, daß Mehmed Ali sich kategorisch weigerte, die ihm gestellten Bedin gungen anzunehmen.

Der Englische Commodore Napier hat, den hier eingegange⸗ nen Nachrichten zufolge, vor Beirut drei Aegyptische Fahrzeug mit Kriegs⸗Munition und Geschuͤtz angehalten.

Die aus dem Hafen von Konstantinopel ausgelaufene, aus einem Linienschiffe, zwei Fregatten und zwei Korvecten bestehende Tuͤrkische Escadre, war in Cypern angelangt und hatte 6000 Mann Landungs⸗Truppen auf dieser Insel ausgeschifft

Das Tuͤrkische Linienschiff vereinigte sich hierauf mit der vor

Alexandrien unter den Befehlen des Admirals Stopford lichen Englisch⸗Oesterreichischen Flotte.

Aegypten.

Alexandrien, 22. Aug. (Times.) Abbas Pascha der Gouverneur von Beirut, hatte nach Napier's Aufforderung, die Stadt u raͤumen, eine Beschwerde gegen den Britischen Vice⸗Konsul Moore, welchen er der in Gemeinschaft mit den uͤbri⸗ gen Konsuln gegen die ascha’'s beschuldigte, an

egierung des Pasch . gte, Mehmed Ali geschickt. Mehmed Alt ließ augenblicklich Rifaat Bey rufen, theilte ihm den Inhalt

befind⸗

der Depesche mit und be⸗

ich uͤber das Benehmen der Pforte. Zugleich schickte e, zu dem Obersten Hodges, um die Abbe⸗ rufung des Herrn Moore zu verlangen. Oberst Hodges hielt eine Konferenz mit der Rifaat Bei und den Konsuln Rußlands, Oesterreichs und Preußens, und beauftragte hierauf seinen Dol⸗ metscher, dem Vice⸗Koͤnig zu erklaͤren, daß, da Beirut nach dem Vertrag vom 15. Juli dem Sultan gehoͤre und die Konsuln in Syrien sich mit Erlaubniß des Sultans dort befaͤnden, Mehmed Ali, diesen gegenuͤber, kein Recht habe. Der Pascha erwiederte, er sey Herr in seinen Landen; man koͤnne ihm keinen Schritt des Angriffs vorwerfen, und obwohl er den Obersten Hodges von dem benachrichtigt habe, was er in Betreff des Herrn Moore zu thun gedenke, so habe er doch dazu keine Erlaubniß von ihm verlangt. „Ich bin an⸗ gegriffen worden“, fuhr er fort, „und was auch komme, ich werde mich vertheidigen.“ In der Konferenz, welche er mit den Konsuln der vier Maͤchte hatte, als dieselben ihm die gefaßten Beschluͤsse meldeten, erklaͤrte Mehmed Ali, er habe seine Inten⸗ tionen bereits dem Rifaat Bei mitgetheilt und direkt nach Kon⸗

Ih

hen⸗ „„Ich schwoͤre bei Gott,

Es lautet dieses Schreiben folgenderma⸗ ich werde keinen Zoll Landes ab⸗ treten; und wenn man mir den Krieg erklaäͤrt, werde ich das Reich uͤber den Haufen stuͤrzen und mich unter seinen Truͤmmern be⸗ graben. behmed Ali.’“ Ibrahim und. Abbas Pascha haben von dem Vice⸗Koͤnig den Befehl erhalten, Vertheidigungs⸗Maß⸗ regeln zu treffen. Im Hafen von Alexandrien sind die Linien⸗ schiffe in einer einzigen Linie aufgestellt, um die Einfahrt zu be⸗ wachen. Die Kauffahrer werden, bevor man sie in den alten Hafen einfahren laͤßt, genoͤthigt, ihre Ladung im neuen Hafen

auszuschiffen-⸗. 9 1““ 93 ö 11“1“

—7 2 2 2. 2 igsberg, 14. Sept. Die hiesige Zeitung berichtigt ihre beee dese ertes der t (s. St. Z. Nr. 7) dahin, daß es nicht Psalm 88, sondern Psalm 85 heißen

muͤsse.

Danzig, 14. Sept. Vorgestern Abend gegen 9 Uhr trafen Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin hier ein. Allerhöchstdieselben wurden von einer Deputation des Magistrats und der Stadtverordneten empfangen, waͤhrend die Gewerke mit Fahnen und Insignien ein Spalier bildeten. Nur langsam konn⸗ ten die Wagen sich durch die unzählbare Menge und zwischen den glänzend erleuchteten, mit Festons geschmuͤckten Straßen fort⸗ bewegen. Am Eingange Langgartens wurden Ihre Majestaͤten von sungen Maͤdchen begruͤßt, mit denen Sie Sich sehr huld⸗ reich unterhielten. Nach der Ankunft im Gouvernements⸗Hause erfolgte noch die Aufwartung der Militair⸗ und Civil⸗Behoͤrden. Gestern Morgen besuchten die Allerhoͤchsten Herrschaften die Ma⸗ rien⸗Kirche zur Fruͤhpredigt um 7 Uhr. Ihre Majestaͤt die Koͤ⸗ nigin setzte die Reise daranf sogleich fort. In Oliwa erwarteten Jungfrauen die allverehrte Landesmutter bei einer Ehrenpforte, wo 1” ein Gedicht und Fruͤchte uͤberreichten, was sche Zmad. aufgenommen wurde. Das Schloß, die Kirche und den Schloß⸗

arten geruhten Ihre Majestaͤt noch in Augenschein zu nehmen. Be Majestät der Koͤnig fuhren aber zunaͤchst noch nach Neu⸗ fähr, um den Durchbruch zu besichtigen, und verließen, von dort urüͤckgekehrt, in Begleitung Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Kart um 10 Uhr die Stadt.

inopel geschrieben.

Danzig, 14. Sept. (Danz. Z.) Gestern Nachmittags hallte an einer anderen Stelle unserer Stadt der Jubel in der frohen Erinnerung an die eben verflossenen schoͤnen Stunden wie⸗ der. Es lief ein Schiff ab, welches mit Allerhoͤchster Genehmi⸗ gung den Namen Friedrich Wilhelm IV. fuͤhren darf. Die Taufe weckte einen allgemeinen Jubelruf, der dem Hoͤchsten Pathen galt, welcher durch den Wirklichen Geheimen Rath Herrn von Hum⸗ boldt und unseren Gouverneur, General⸗Lieutenant von Ruͤchel Kleist, vertreten ward. Dem Erstgenannten giebt heute Nachmittag die hiesige naturforschende Gesellschaft ein solennes Mahl in Zop⸗ pot zur Feier seines Geburtstages. Fruͤh Morgens brachten F bsen Gymnasiasten dem beruͤhmten Manne eine Morgen⸗

usik.

Koͤslin, 8. Sept. Die Einaͤrndtung des Winter⸗ korns ist gänzlich und die des Sommer⸗Getraides zum groͤßten Theile beendigt. Die diesjaͤhrige Aerndte gehoͤrt zu den gesegne⸗ ten, indem durchschnittlich saͤmmtliche Kornarten, desgleichen Flachs und Hanf, sehr gut gerathen sind. Auf mehreren Guͤtern ge⸗ bricht es sogar an Raum zur Einscheuerung. Auf die Kartoffeln und den Graswuchs hat die Duͤrre nachtheilig eingewirkt, erstere duͤrften nur klein bleiben und nicht besonders lohnen und der weite Heuschnitt nicht ergiebig ausfallen. In den Hͤfen des

egierungs⸗Departements und auf der Rhede bei Leba sind im verflossenen Monate 75 Schiffe und 24 Boͤte angekommen, da⸗ egen gingen 77 Schiffe und 51 B;ote von dort in See. Der

erth der seewaͤrts eingegangenen Waaren betrug 93,386 Rthlr. (einschließlich 38,169 Rthlr. vom Auslande), derjenige der expor tirten Waaren 81, 459 sn. wovon 13,713 Rihlr. dem Aus⸗ lande sesgezen Die Seebaͤder waren im vorigen Monate

noch sehr besucht.

Berichtigung. In Nr. 260 der St. Ztg., S. 1, Sp. 2, Z. A von oben statt: „Unterhandlungen“ lies: Handlungen.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. Verhandlungen der Akademie der Wissenschaf⸗ ten im Monat Juli. Gesammt⸗Sitzung der Akademie am 2. Juli. 25 Dove las über die aus der relativen Lage des Meeres gegen die

ontinente entstehenden Unterschiede in den meteorologischen Verhält⸗ nissen der Ostküste Nord⸗Amerika's oder Westküste der alten Welt. Die unspmmetrische Vertheilung des Festen und Flüssigen an der Oberfläche der Erde wird 18eea allgemein als Grund der Erscheinung anerkannt, daß die klimatologischen Verhältnisse eines Ortes nicht allein durch seine geographische Breite und Höhe bestimmt werden, sondern auch von sei⸗ ner geographischen Länge abhängen. Dieser Einstuß der geographischen Länge kann aber nur durch Gegensätze hervorgerufen werden, die in Ost und West einander gegenüber liegen, er wird am ersten anerkannt werden durch Vergleichung der Orte, für welche die Lage dieser Gegen⸗ äze die umgekehrte ist. Erscheinungen, welche an solchen Orten diesel⸗ en 555 befolgen, erweisen sich dadurch als unabhängig von jenen Verhältnissen, die hingegen, welche entgegengesetzt ausfallen, als vaburch bedingt. Uebereinstimmend zu beiden Seiten des Atlantischen Oceans nd unter gleicher⸗ eographischer Breite im jährlichen Mittel: 1) Die mitt⸗ ere vorwaltend füdwestliche Windrichtung. Unter 78 Beobachtungs⸗ Stationen gaben 54 dieselbe. 2) Die Vertheilung des Druckes und der Waͤrme in der Windrose des Jahres. Daß auch hier der Nordost⸗ dafür, daß er ein nur durch die Rotation der Erde modifizirter N. Wind sey. 3) Das Drehungs Gesez in seinen Folgen für die Bewe⸗ gung des Barometers und Thermometers. Das Thermometer, steigt mit westlichen Winden, fällt mit östlichen, während das Barometer bei jenen Fls, bei diesen steigt, und zwar mit noch größerer Regelmäßig⸗ len. als in Eureya. 4) Die Wirbel⸗Bewegung der Stürme. Die von Herrn Dove bereits im Jahre 1828 (in einer Abhandlung über baro⸗ metrische Minima in Poggendorff’s Annalen der Phpsik, Bd. 13. pag. 596) näher erörterte Thaisache, daß alle Stürme Wirbel im Großen sind, und der eben daselbst (hag. 598, ausgesprochene Satz, daß die Hrehung in diesem Wirbel auf der Südhälfte der Erde in entgegenge⸗ setzter Richtung geschehe, beides ist theils durch die von Redsield an der Amerikanischen Küste gesammelten Beläge, theils durch den Obersten Neid in seinem Werke On, the Laws of Storms, so wie durch die Beobachtungen Dumont d'Urville's vollkommen bestä⸗ tigt worden. Unter allen diesen seither bekannt gewordenen Arbeiten findet sich aber kein so speziell untersuchter Fall, als der vom Verfasser erörterte Sturm vom 24. Dezember 1821 in Europa. Die Unabhaͤn⸗ gigkeit der Erscheinung von der geographischen Länge ist also jetzt für die nördliche und füdliche Halbkugel erwiesen. 5) Die Vertheilung der Regen in der jährlichen Periode. Wie es h- der Verfasser frü⸗ her für das füdliche Europa nachgewiesen hat, so zeigt die Regenmenge auch in Amerika in der Breite des Mittelländischen Meeres zwei Maxima, im Frühling und Herbst, die weiter 2 in ein Sommer⸗ 22*

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Maximum In Amerika ist aber das erstere das be⸗ deutendste, in Europa das letztere. Entgegengesetzt sind dagegen fol⸗ gende Erscheinungen: ¹) Die in Europa im Winter auf SW. fallende mittlere Windesrichtung wird nach dem Sommer hin immer nördli⸗ cher, in Amerika hingegen die nordwestliche Richtung im Winter mehr füdwestlich im Sommer. 2) Der Kälte⸗Pol der Windrose fällt in Eu⸗ ropa im Winter auf die NO. Seite, im Sommer auf die NW. Seite; in Amerifa hingegen im Sommer auf die NO. Seite, im Winter auf die NW. Seite. 3) Die größte Regenmenge fällt in Europa mit west⸗ lichen Winden, in Amerika mit östlichen. Ueberhaupt ist die größte Trübung in Amerika bei östlichen Winden, während westliche Winde die aufheiternden sind. In Europa findet das Umgekehrte statt. 4) Die Regenmenge nimmi in Amerifa ab von O. nach W., in Eu⸗ ropa von W. nach O., in beiden Erdtheilen also mit der Entfernung von der Küste. 5) Damit übereinstimmend sind die mehr dem konti⸗ nentalen oder dem See⸗Klima sich nähernden Witterungs⸗Verhältnisse. HKierauf wurde ein Schreiben des Herrn Professor Goeppert zu Breslau vom 27. Juni vorgelegt, begleitet von zwei Arbei⸗ ten: 1) Ueber die Verbreitung der fossilen Pflanzen in der älteren Steinkohlen⸗Formation der Umgegend von Charlotten⸗ brunn, und 2) Bemerkungen über die Struktur der Sigillarien, welche in der fossilen Flora zwar sehr hänfig vorkommen, aber rücksichtlich ihres Baues nur sebr wenig bekannt sind. Beides wurde der phpsikalisch⸗mathematischen Klasse überwiesen. Ueber die öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages ist bereits in Nr. 194 der St. Z. berichtet worden. In der Sitzung der phi⸗ losophisch⸗historischen Klasse am 13. Juli und in der Gesammt⸗Sitzung der Akademse am 16. Juli fanden keine wissenschaftliche Vorträge statt. In der Gesammt⸗Sitzung der Akademie am 23. Juli las Herr von Raumer über Lord Bolingbroke und seine theologischen, politischen und philosophischen Werke. In der Sitzung der phbpsikalisch⸗mathe⸗ matischen Klasse am 27. Juli hielt Herr Weiß einen Vortrag über das Verhältniß der Oberflaächen der vier Hauptformen des regulairen Krvstall⸗Spstems, d. i. des Würfels, Oktaeders, Granatseders und Leucitoeders bei gleichem Körper⸗Inhalt, sowohl unter sich, als im Ver⸗ leich mit der Kugel, so wie über das Verhältniß ihres körperlichen

nhalts bei gleichen Grund⸗Dimensionen. Herr Crelle hielt einen Vortrag über einen Vorschlag, eine von der Schwerkraft verschiedene Naturkraft zur Unterstützung der Schwerkraft anzuwen⸗ den. Herr Ehrenberg machte der Klasse folgende Mittheilungen: 1) Ueber ausgezeichnete jetzt lebende Peruanische und Merxikanische Meeres⸗Infusorien, welche mit zur Erläuterung räthselhafter fossiler

ormen der Kreide⸗Bildung dienen. 2) Ueber das Auffinden des zum schwarzen Dvsodil vom Geistinger Walde gehörigen Polirschiefers und über die Natur beider als Infuforien⸗Schlefer. Von Herrn Pro⸗ fessor R. Göppert zu Breslau, Korrespondenten der Akademie, wa⸗ ren handschriftlich eingegangen und wurden von Herrn Weiß vorge⸗ legt: 1) Bemerkungen über die Gattung Sigillaria, begleitet von drei Tafeln mit Zeichnungen und vier Exemplaren fossiler Pflanzen. 2) Ueber Verbrei⸗ tung der fossilen Gewächse in der Steinkohlen⸗Formation. Mit 3 Zeichnungen. Die Verbreitung der fossilen Gewächse in dem Steinkohlen⸗Gebirge in der Gegend von Charlottenbrunn, einem Theile der großen Nieder⸗ Schlesischen Kohlen⸗Ablagerung, worin sich der Flötz⸗Traktus von Tann⸗ hausen über Charlottenbrunn bis in das sogenannte Zwicker⸗Thal mit etwa eilf über einander liegenden Steinkohlen⸗Flötzen verfolgen läßt, ist genau ermittelt worden. Die Resultate sind auf einer großen Karte dargestellt, welche gleichzettig in 70 Figuren die Abbildungen der auf⸗ gefundenen Pflanzen enthält. Es geht daraus hervor, daß die Flora dieses Flötz⸗Zuges rücksichtlich der Gattungen von der anderer Kohlen⸗ Formationen nicht abweicht, daß Wasser⸗Pflanzen (Fuci) nicht darin vorkommen, wohl aber Sumpf⸗ und Ufer⸗Pflanzen (Equisetaceae); kryptogamische Monokotylen (darunter auch Stigmaria) herrschen vor; von Dcotylen finden sich nur Coniferen. Der hangende und liegende Schieferthon der Kohlen⸗Flötze unterscheldet sich wesentlich durch die

Nun lesen wir aber auf dem Titel den Namen Karl Lachmanns, und

hieraus allein schon wäre zu schließen, das eewas mehr gegeben wor⸗

den, als ein bloßer Abdruck seiner Ausgade. AUnd so ist es allerdings, wiewohl uns, gleichfalls nach der Art dietes Gelehrten, darüber kein anderer Fingerzeig zu Theil geworden ist, ars die kurze Angabe des Titels: Zwanzig alte Lieder von den Nibelunsen; und auch dieser wür⸗ den den meisten Lesern unverständlich bleiben. falls das Werk sich über⸗ haupt für einen größeren Leserkreis bestimmme. Mit Einem Wort, wir haben hier ein Resultat der Forschung, uno dies hängt wesentlich sa⸗ sammen mit den Ansichten üͤber die volksvoer’sche Natur und Entste⸗ hung des großen National⸗Epos, welche ebenfalls Lachmann verdankt werden. fehlt es noch immer nicht ganz an Ungläubigen, und von Zeit zu Zeit meinen diese sogar Beweise getunden zu haben, das Ge⸗ dicht dem einen oder anderen Dichter des dreizehnten Jahrhunderts zuzuweisen, denn keiner wird von der Ueberkeferung genannt. Allein alle diese vermeintlichen Beweise beruhen me etwa auf der Entdeckung neuer Momente, sondern vielmehr auf der Untenntniß der vorhandenen und eigentlich der ganzen Sachlage, und es darf nur gesagt werden, daß unter denen, welche über diese Frage fur dompetent zu halten sind, kein Zweifel weiter stattfindet. Die Nibelungen sind in ihrem Inneren und Aeußeren völlig abweichend von allen Werken, welche einen ein⸗ elnen Verfasser haben. Die poetische Oberflache, um so zu reden, ent⸗ ppricht keinesweges dem poetischen Inhalt: Hter ist Tiefe, Zartheit, Reich⸗ thum, Durchbildung, dort Roheit, Ungeschick. Hürftigkeit und manches Kunstlose, was um so mehr auffallen muß, ais man die hösische Fein⸗ heit, die Sprachgewandheit und die an Wendungen unerschöpfliche Kunst der gleichzeitigen Oberdeutschen Dicter schätzen lernt. Nun weichen aber auch die einzelnen Theile auf das Wesentlichste in. Ton und Art von einander ab, mindestens eben w sichtbar, als es z. B. in der Homerschen Ilas der Fall ist, von weiche doch der berühmte Fr. A. Wolf die ähnliche Ansicht geltend gemacht. Diese Abweichung erstreckt sich aber auch auf den Inhalt, den wir im fortwährenden Flusse sehen, so daß in verschiedenen Thenen ganz andere Anschauun⸗ gen und die Charaktere verschiedener Zeiten derrschen. In dem Keru des Gedichtes waltet durchaus eine heldnische Ansicht vor, in allen den Strophen dagegen, welche mehr zur äußeren Berzierung des Gedichtes dienen, haben wir das Christenthum des Jadrdunderts, in welchem der jevige Text sich gebildet hat. Eben so gres ist nun aber auch die Variante der Handschriften, und sie bestebt dier nicht bloß, wie sonst, in einzelnen Worten, sondern zugleich in ganzen Strophen, deren die eine Handschrift mehr enthält, als die andere. Pevor noch die Kritik sich ges herrlichen Epos bemächtigt hatte, dier man diejenige Handschrift füͤr die beste, welche die meisten Stropden varbietet; Lachmann sah dagegen ein, daß man nach der ältesten sumen müsse, und daß in dieser der Mangel gewisser Strophen vielmehr em Gewinn für das Ganze sey, weil die später hinzugekommenen, im Sian der hoͤfischen Poeste aus⸗ schmückenden, vielmehr von dem Faden des Ganzen und von dem Geist desselben entfernen. Die älteste Handschrift war die Heohenemser, jetzt Münchener, nach welcher die Lachmannsche Ausgabe gedruckt worden. Sie unterscheidet sich von allen uͤbrigen Handschriften sehr bedeutend, indem ihr viele Strophen fehlen, welche durm die Hand von Ueberar⸗ beitern mehr oder weniger in die andere aerommen sind. Aber auch selbst diese Münchener Handschrift enthält schon Fremdartiges und auch bier schen beginnt die später immer weiterardende Ueberarbeitung und Ausschmückung im Geschmack der Ritter⸗Peene. Es kam nun darauf an, jenen Heg, den die Abweichuns zer Handschriften selbst schon angiebt, auch noch über diese hinaus en verfelgen, und haupt⸗ fächlich an der Hand einer inneren Kritik (außere Kennzeichen für in⸗ terpolirte Strophen fehlen wenigstens nicht aauz, z. B. der Mitteireim) das Gedicht seiner ursprünglichen Gestaul noch näher bringen, in welcher es herumziehende Sänger gesunaen haben. Es bandet sich hier aber nicht um ein gelehrtes Exrverimra, sondern es ist vielmehr das Interesse an dem Inhalt, die Thellnavme an der poetischen Schön⸗ heit, welche einen solchen Versuch nahe legr. eingiedt und gebietet.

darin vorkommenden Pflanzen; in dem Liegenden asler Flötze ist die Stigmaria in Quantität des Umfanges und der Verbreitüng vorberr⸗ schend, während mit Ausnahme des Calamites ramosus fast alle andere Formen zurücktreten; im Hangenden aller Flötze ist Calamites Cisti, Jagenaria aculeata, &spidites aeutus herrschend, we hrend die übrigen Formen nur vereinzelk und sparsam, und nur auf einzelnen, nicht auf allen Flötzen vorkommen. Häufig finden sich die zu einander gehören⸗ den gheile derselben Pflanzen nicht zu weit von einander, Blätter und Stämme, Wurzeln und Früchte bei den Lepidodendron- und Calamiten- Arten, woraus sich ergiebt, daß sich dieselben in ihrer jetzigen Lage nicht weit von dem Orte befinden, wo sie gewachsen sind; dafür spricht auch der aufrechtstehende Calamites decoratus, dessen Aeste sich sogar in ihrer natürlichen Lage erhalten haben. Der zwischen der Steinkohle selbst in dünnen Lagen vorkommende fasrige Anthracit zeigt die einer Kraucaria ähnliche Struktur. Herr Goeppert wird diesen für die⸗ Geognosie interessanten und wichtigen Gegenstand weiter verfolgen.

In der Gesammt⸗Sitzung der Akademie am 30. Juli las Herr Pog⸗ gendorf über die Einrichtung und den Gebrauch einiger Werkzeuge zum Messen der Stärke elektrischer Ströme und der dieselben bedin⸗ genden Elemente. Hierauf wurde ein Reskript des Königlichen Mi⸗ nisteriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten, die Benutzung der der Akademie gehörigen Matrizen zum Gusse einer Zendschrift für die Universität Bonn betreffend, vorgelegt und die Be⸗ nutzung von der Akademie zugestanden.

Zwanzig alte Lieder von den Nibelungen, herausgege⸗ ben von Karl Lachmann. Zur vierhundertjaͤhrigen Jubel⸗ feier der Erfindung der Buchdruckerkunst gedruckt bei Ru⸗ dolph Ludwig Decker, Koͤnigl. Geh. Ober⸗Hof⸗Buch⸗ drucker. Berlin 1840. Gr. Fol.

Die Jubelfeter des Guttenbergfestes hat mancherlei Prachtwerke der tvpogkaphischen Kunst in Deutschland hervorgerufen und die er⸗ freuliche Ueberzeugung befestigt, daß wir auch endlich an Sauberkeit und Eleganz unseren reicheren Nachbarn darin nicht mehr nachstehen, so wie denn das Bedürfniß nach einem anständigen Aeußeren der Schriftwerke in den letzten Dezennien auch in Deutschland so groß und all⸗ gemein geworden ist, daß sich auch die säumigsten Verlags⸗Handlungen haben bequemen müssen, und daß ein Rückfall nicht wohl zu fürch⸗ ten steht. 3

Wenn auf der einen Seite mancherlei geistige Kräfte aufgeboten worden, um das Jubiläͤum der Erfindung würdig zu feiern, welche mit dem heileren Geist der neueren Zeit einen so wesentlichen Zusammen⸗ bang hat, und wenn auf der anderen Seite die bilbenden Künste ver⸗ schiedentlich zum Schmuck mitwirken mußten, so hat das Werf, dem diese Anzeige gewidmet ist, sich rein auf das Typographische beschränkt; und in der That ist die Leistung um so ausgezeichneter. Wir glauben nicht zu viel zu sagen, wenn wir den Abdruck der Nibelungen, welcher bier in Berlin aus der Offizin des Königl. Geheimen Ober⸗Hof⸗Buch⸗ druckers Herrn Decker hervorgegangen ist, für das Prachtvollste hal⸗ ten, was die Tppographie seit den 400 Jahren ihrer Erfindung in Deutschland geleistet hat, und unseres Wissens wird dies Werk von feinem erreicht, so viel ihrer auch aus derselben festlichen Veranlassung erschienen sind. Es sind nur hundert Eremplare abgezogen worden und keines davon ist in den Buchhandel 727 Sämmtliche Lettern sind dazu eigens geschnitten worden, die Schrift ist die Deutsche, mit einer gewissen mäßigen und geschmackvollen Annäherung an die Gothische, und von einem sehr wohl getroffenen Verhältniß der Höhe zu der Breite. Auch die großen verzierten Lettern der Titel sind sämmtlich wirkliche bewegliche Typen, deren ganze Alphabete vorhanden send, wäͤd⸗ rend man sich fonst in solchen Fällen wohl mit Holzschnitt zu helsen pflegt. Der Druck, von einer tiefen, man⸗ möchte sagen absoluten Schwärze, läßt nirgend eine Lücke, auch nicht die kleinste, und eden so wenig greift er irgendwo über, Alles erscheint scharf, rein und nuver⸗ sehrt. Das * ist das größte Folio und das Papier von einer Weiße, Reinheit und einer pergamentartigen Dicke, ja das Pergament felbst wüͤrde davon beschämt, wenn dieses nicht, wie man meuerdings Uebt, einen Ueberzug erhalten hätte. Auf solchem Pergament näͤmlich sind zwei Exemplare für Ihre Majestäten den König und die Königin

ahgezogen worden, das Werk ist noch Sr. Hochseligen Maje⸗ stät König Friedrich enn III. zugeeignet.

welchem Recht und mit welchen Mitteln dies im Sinzelnen geschehen sev dier⸗ über noch einiges Nähere beizubringer, urie es arwiß das allgemein Deutsche Interesse des Gegenstandes selbst an diesem Drt rechtfertigt, wird uns nächstens noch eine desondere Gelegenheit werren; für jezt genügt es. die glückliche Wahl zu rühmen, welche zum Inhalt einer der Indelfeier gewidmeten Pracht⸗Ausgabe gerade die Srsprüngliche Gestalt des alten nationalen Epos genommen hat, dietes Werkes, das, wenn es auch dem Homer nicht in gleichem Werth an die Seite gestellt werden kann, doch einen Schatz unseres Bolkes ausmacht, wie ihn kein anderes besitzt. Aber welch ein Kontrast zwischen erg blinden Sängern, die auf den Straßen einst diese Lieder sangen uns die wohl gar die Ger ag⸗ schätzung ihrer mehr böfischen Zunftgenoßen erfahren mußten, und wie⸗ derum dieser glänzenden 5— einer —,— splendiden Aussta . Welch ein Kontrast überhaupt schon zwischen der im Scheß des Bol⸗ kes getragenen und reif gewordenen, nur zwiychen Mund und Ohr und im Herzen lebenden Poesie, und jetzt nach wchs Jahrhunderten dieser Aufzeichnung mit allen Mitteln der neueren Typograpdie! Wenn es aber die Erfindung der Buchdruckerkunst danptsschlich ist, welche der Deutschen Volks⸗Poesie unheilbare Wunden geschlagen hat, so es eine milde Vergektung sepn, die hier von teme en dieser icih, gesher. r.

Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 17. Septembher.

Abgang Zeitdauer Ungans . von 8 n. St. M. PoI 4 bam.

Um 8 Uhr Morgens.. V 45 [Um 61 Ber Mergens.

11 5 Vormitt.. 431 * *

2 Nachmitt.. 44 124 Mittags. “” 47 2*½ Nachmitt.

Abends.... 44 7.⸗ Adends ..

8* 58 2* *

A1 rFbhnzst

Meteorologische Beobegatungen. Meorgens Nachtmaags*) —— 6 Uhr. 2 Uhr. In w.

1840. 17. Sevr.

Lufidtuck. 330,68“ Par. 333 67. TPar. 3218 & Dar. wraamn 82 ° R. Luftwörne. *h 9,60 RN. + 13 2* R. + 25 * R. Bekwler 10,82 K. Thaurunet—. *- 17 ° R. + 620 R. +. 222* X.Bederrnh 12.122 K. Dausssattigung 67 pGt. 58 vet. S v ursdarnan . aemne beiter. dczogen. daandeenn. NeurdereAns . Wind.— S SS. gmu* WBotk’nzug.. b W. +-5 2*. Tagesmittel: 333.26 dar. +. 1032 . 229— 8 &.

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84.-I8a 884s2b Ev. Raat. Obb. . 4¹h10 11 2 WEI1““ * Kenn. 8b8v 82 101 Neemkb. Sebeber 23 10 1 Marl. Sra4 l41059⁄½ Midinger 40. ,,n. 40. b D. g682 we eghe 8a 1018 n., . 14—b— -r. dr. 2,1 109 1⁄2 Pemmn. oe⸗ 2; 102 Ker-.Nevwm.

Seblesische de.