1840 / 268 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von 11 ½ bis 1 Uhr im Saale der Sing⸗Akademte von

den Mitgliedern dieses Instituts die Auffuͤhrung des Oratoriums „Guttenberg“ von Löͤwe, unter des Komponisten eigener Leitung, aer. Die Sole⸗Partieen hatten Dlle. A. Loͤwe und die Herren

schiesche, Mantius und Bouillon uͤbernommen. Auf den Nach⸗

mittag und Abend ist ein großes Fest mit Feuerwerk und Ball

eim Tivoli arrangirt.

Bonn, 22. Sept. (Koöln. Z.) Die Detail⸗Verhandlungen mirzutheilen, welche bei der gestern hier (im Ermekeil'schen Saale) stattgefundenen General⸗Versammlung der Actionaire der Bonn⸗ Koöͤlner Eisenbahn vorgekommen sind, kann nur dem Vorstande vorbehalten seyn: aber mit Freude berichte ich es gern, daß bei dieser Versammlung sich ein ausgezeichneter Geist des tuͤchtigen, gemeinsamen Strebens der Bewohner der beiden wichtigen Rhein⸗ Staͤdte, welche durch die Bahn⸗Verbindung eine einzige große Stadt werden sollen, kund gegeben hat; daß auch nicht ein Fun⸗ ken von senem Neide oder jener Scheelsucht aufgetaucht ist, welche sich sonst gerade in solchen Fällen gern ergeben, wo die materiellen Interessen benachbarter Stäͤdte in Konflikt treten; daß es sich nur handelte von einem einzigen großen Interesse, demjenigen nännlich fuͤr Köln⸗VBonn oder fuͤr Bonn⸗Koͤln, denn die integri⸗ renden Theile des großen Ganzen traten nicht einmal getrennt in den Verhandlungen hervor, und dem der näaͤheren Verhaͤltnisse unkundigen Zuhoͤrer haͤtte es unbestimmt bleiben muͤssen, welchem Theilganzen in irgend einer Beziehung der Vorrang gebuͤhre. Die Versammlung waͤhrte den ganzen Tag bis spaͤt Abends. Die Verhandlungen leitete sehr sachkundig und sprachgewandt Per⸗ Muͤlhens von Bonn. Es galt zunaͤchst die von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige, bei der erfolgten Allerhoͤchsten Geneh⸗ migung der Bahn mit der Expropriations⸗Befugniß, noch befoh⸗ lene neue Redaction der Statuten zu bewirken, dann die be⸗ reits gezeichnete Kapital⸗Summe zu vergroͤßern. Das erste Ge⸗ schäft nahm beinahe den ganzen Tag in Anspruch; das zweite war weniger zeitraubend und nur dadurch schwierig, daß nicht alle Wuͤnsche der Anwesenden, welche sich noch weiter betheiligen wollten, im ganzen Umfange befriedigt werden konnten. Man blieh hinsichtlich der Richtung der Bahn bei der fruͤhern Fest⸗ setzung, daß sie zu Bonn beginne, sich dem Vorgebirge bei Rois⸗ dorf, Bornheim und Bruͤhl naͤhere und von da in thunlichst ge⸗ rader Richtung nach Koͤln gehe, wo sie in der Stadt an einem Punkte ausmuͤnde, welcher nach den bisherigen Verhandlungen von der Staats⸗Regierung festgesetzt werden wird.

Koblen;z, 19. Sept. Die nunmehr beendigate Aerndte der Koͤrnerfruͤchte ist fast in allen Kreisen des hiesigen Regierungs⸗ Bezirks befriedigend ausgefallen und auch die Obst⸗Aerndte derspricht einen reichlichen Ertrag; dagegen ist die Hoffnung auf ein mittelmäͤßi⸗ ges Wein⸗Produkt durch die anhaltende naßkalte Witterung sehr getruüͤbt worden. Die Bade⸗Saison zu Kreuznach war auch noch im verflossenen Monate August sehr lebhaft und glaͤnzend. Die Kurliste zaͤhlte am 21. August 1895 Nummern, waͤhrend im vorigen Jahre am 22sten desselben Monats nur 1592 nachwies.

Duͤsseldorf, 19. Sept. Auf den Eisenhuͤtten und Gießereien, so wie in den Maschinen⸗Fabriken des hiesigen Re⸗ gierungs⸗Bezirks, wird ohne Unterbrechung mit großer Lebhaftig⸗ keit gearbeitet und die Eisen⸗ und Stahlwaaren⸗Fabriken im Kreise Solingen erfreuen sich ebenfalls fortwaͤhrend einer großen Thätig⸗ keit, wozu in neuester Zeit die ansehnlichen Waaren⸗Sendungen nach der Messe zu Frankfurt a. M. viel beigetragen haben.

Fuͤr die Tuch⸗Manufakturen ist die Braunschweiger Messe guͤnstig gewesen, und sie werden deshalb gegenwaͤrtig sehr lebhaft betrieben, während in baumwollenen Zeugen, meil es gegen den Winter geht, weniger fabrizirt wird, als zu anderen Zeiten des

Jahres.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berliu, 26. Sept. Es sind hier aus der Loosschen Medail⸗ ten⸗Münze zwei neue Kunst⸗Erzeugnisse hervorgegangen, die sich auf das hochwichtige Ereigniß beziehen, welches in jüngster Zeit den Preu⸗ zischen Staat betroffen. Die eine Denkmünze ist der „Erinnerung an den Todestag Sr. Majestät des Hochseligen Königs Friedrich Wil⸗ delm III.“ geweiht, die andere ist eine „Bildniß⸗Deukmünze Sr. Ma⸗ estät des Königs Friedrich Wilhbelm 1V. und zum Andenken an an ensecen Thronbesteigung“. Die Bildnisse sind sehr wohl ge⸗ troffen und die Ausführung überall, wie man es hier gewohnt ist, trefflich. Gezeichnet sind sie von Herrn Loeos und gravirt von Herrn. König. Im Durchmesser halten sie 20 Linien. Eine nähere Beschrei⸗ bung ist ihnen beigegeben. Die der ersteren Denkmünze lautet: 1—

Die Hauptseite zeigt das Bildniß Sr. Höchstseligen Majestät, mit der Umschrift: „Friedrich Wil belmlII., König von Preussen, gebo- ren den 3. August 1770.“ Auf der Kehrseite erblickt man den ernst⸗ schönen Engel, der zur Heimath abruft. Dieser, den Blick nach oben

8. 1080

u jener Hetmath gerichter, löscht mit der Rechten die Fackel des irdi⸗ 4 Lebens, mit 2421 8 er, in dem Buche der persönlich dargestellten Geschichte, zu weicher er getreten ist, das Blatt um, auf welchem man „Friedrich Wilhelm III. König von Preussen liest. Er schließt die irdische den Segen foripflanzende Arheit und führt zur böheren; für die irdische Krone die bimmliche bietend. Die Um⸗ schrift drückt dies mit den Worten aus: Vollendet ist sein Thun unendlich bleibt der Segen.“ und im Abschnitt liest man: „IHeimge-

gangen den 7. Juni 1840.“ 1 Die Beschreibung der zweiten aber ist folgende: „Die Hauptseite geigt das Bildniß Sr. Majestät des Königs. Auf der Kehrseite sieht man auf reichen Kissen die Königlich Preußischen Haupt⸗Kron⸗Jusig⸗ nien, nämlich: die Königl. Krone, das Reichs⸗Scepter, den Reichs⸗ apfel und das Reichsschwert. Sie sind den im Königl. Schatze auf⸗ bewahrten wirklichen Insignien ganz getreu nachgebildet und ganz so gestattet wie diese. Die Krone von sehr ansehnlicher Größe ist in Wirk⸗ lichkeit aus lauter höchst kostbaren Diamanten und Brillanten zusam⸗ mengesetzt, deren einer, ein Brillant von bedeutender Größe, die über⸗ aus seltene Farbe des lichten Amethist zeigt; ihr Reichsapfel aber, auf welchem ein Christuskreuz ruht, wird durch einen sehr bedentend gro⸗ ßen runden Saphir gebildet. Das goldene Scepter ist azurblau emaillirt, kannelirt und der Länge nach mit Reihen von Rubinen be⸗ setzt, oben mit dem Königl. Adler aus Brillanten geschmückt. Der Reichsapfel ist ebenfalls golden, blau emaillirt, mit einem Bande von Rubinen und Brillanten und oben mit einem ordenförmig gestalteten Kreuze geschmückt. Das Reichsschwert hat goldenen Griff und die Scheide, welche reich au künsilicher Zierarbeit ist, läßt auf rautenför⸗ migen Schilden der Scheide die Prorinzial⸗Wappen sehen. Das Kis⸗ sen ruht auf einem behangenen, auf dem Behauge mit dem Könial. Adler geschmückten Kubus, als dem Bilde der Festigkeit und Dauer. Die Umschrift der Hauptseite giebt oben herum den Namen Sr. Ma⸗ jestät: „Friedrich Wilhelm 1V.“ unten herum: „geboren den 15. Ge- tober 1795.“ und im Zusammenhange damit liest man auf der Kchr⸗ 28 als Umschrift: „König von Preussen“ und im Abschullt: „Seit 7. Juni 1840“.

.

Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 25. September.

Abgang Abgang Zeitdauer von von —— Berlin. Potsdam. St. M.

Zeitdauer [St. M.

45

Um 8 Uhr Morgens. 45 [Um 6 ½ Uhr Morgens. 48

11 Vormilt. 412 „» 9 ½ 8 Mittags..

16 12 4 E 16 4 Nachmitt. 42 Abends 43 Abends.. 57 II . 8* 56

2 Nachmitt. . 3

60

““

——

Berliner Börs e. Den 26. September 1840 8-

AImtlicher- Fonds- und eld-Cours-Zettel. 8 Fr. Toaar. 3 Cour. Rrtet. Geld. Briek. Celd. St.-Sehuld-Seh. 4 1041 2 103 Covp. unn Lius- Pr. Engl. Obl. 20. 4 1017/1 101 ek. d. K. u. N. Pram. Sch. d. Seeh— 781⁄12 Kurmk. Schuldv. 38 Neumk. Sehaldv. 2 ½ 101 ¼ Berl. Stadt-Obl. 4 102 Elbinger do. 33 FPeass Danz. do. in Th.— 47 ½ Westp. Pfandbr. 22† 100 Grossb. Poz. do. 4 1953⁄4 Ostpr. Pfandbr. 3] Pomm. do. 3 ½ Kur.-a. Neum. do. 23 Schlesaisehe da. 122

8. 2 101 ⁄¾ 127 ½ 126 ½ do. do. Prior Act. s- w RM̃gd. L.pz. Eisenb. 107 ½ 100 ½ do. do. Prior. Act. 4 I1I“ 1

101 ¾

Golad al margo Neue Dakaten Friecrichsd'or haud. CGoldmwmün-— zeu à 5 Thr. l'isconto

Tul. 20 20 Sgr. Brief. Celd. 139 ⁄hG¼ 1385 8 1491¼G½

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Amsterdant 230 Fl. Kurz do. E- 250 Fl. 2 Mt. Hamburg 200 Mk. Kurz 2 4e. 200 Mk. 2 Mt. 13485⁄1¶ 148 % Loudon 1 LSt. 2 Mte. 6 17 6 16 ¼ . 300 Fr. 2 Me. 791 5h2 150 FI. 2 Me. 100¾ 150 Fl. 2 Me. 99 ½1

149 ¼

Wien in 20 Xr

Augsburg

Brestau

Leipzig

Frankfurt a. M. WZz.

Petersharg... E4““

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 22. September.

Niederl. wirkl. Schuld 50 1. 5 % do 97 ⁄11. Kanz-Rill. 21 15⁄19.

Neue Aul. 20.

101 100 Thl. 2 Mt. 88 100 Tul.8 Tage 101 % 150 Wl. 2 Mt. 101

1 RRHRhHI.] 2 Woeh. I 2

2½272

Antwerpen, 21. September.

Zinsl. —. Neue Aul. 20 ¼. 8

Frankfurt a. M., 23 Sepiember.

Oesterr. 5 % Met. 103 ¾¼ G. 4 % 98 ½ G. 2 ½ % 57 Br.

„8

1 % 25 Br. Bank-Actien Loose au 500 Fl. 136 ½ G. Loose zu 100 Fl. —. Preues. Prüm Sch. 76 G. do. 4 % Anl. 103 Br. Pola. Loose 70 ¼. 70. 5 % Span. Anl. —. 2 ½ % Holl. 48 ¾. 48 %. Eisenbahn-Actien. St. Germain 555 Br. Versailles rech-. tes Ufer 410 Br. do. linkes 205 Br. München-Augsb. 94 ½ Ur. Strafsburg-Basel 330 Br. Leipzig-Dresden 1031⁄½¶ Dr. Küln-Aachen 90 G. Hamburg, 24. September Bank Act. 1680. Kngl. Kuss. 107. 8 Parin, 21. September. 5 % Kente fin cour. 106. 30. 29%G Kente e. üee 7 ½. 8. 80⸗ Neapl. au compt. 97. 50. 5 % Span. Rente 23. Pasasive —. ³ % Port. —. Wien, 21. September. 5 % Met 106 4 % —. 3 % —. 2 ½ % —. Ranl-Actien 1700. Anl. de 183 138 e 1839 120.

Meteorologische Beobachtungen. Morgen? Nachmittags Abends Rach einmallger 6 Udr. 2 Uhr. 10 Ube Beebachtung.

1 % aa.]

1840.

24 Sevt.

Luftdruch 330,20 „Par. 235,28“Par. 335 29 ⁄Par. Queuwdeme 8,02 Lufrwarme + 1129 N. +. 17 20 R. + 10,9 R. Slußwaͤrme 11 K. Tdaupunkt. - 9,1 * A. +. 9,2 9 A. + 9,00 N. Bodenwäͤrme 12,5 9 R. Dunstsättigung 84 ⸗„Ct. V 54 „vCt. 82 vEt. Ausdünftung 0,0.7 Atb. Wetter.. 8 trul e. heiter. beiter. Niederschlag 0 ZFö SW. Sd. SO. Waͤrmewechfel +. 18 4“. Welkenzug. .. 20 gA. 101°. raneamittel 335 72 „hat 13 20 ., +.- 9,20 N. 73 vEr. 80 Koͤnigliche Schauspitele Sonntag, 27. Sept. Im Opernhause: Strudelkoͤpschen, Lustspiel in 1 Akt, von Th. Hell. Hierauf: Der Seeraͤuber, großes Ballet in 3 Abth., von P. Taglioni. Musik von Gahrich. Im Schauspielhause: Der [E auf Helgoland, lebendes Bild in 2 Abth., von k. Schneider. Hierauf: Der Platzregen als Ehe⸗Prokurator, dramatisirte Anckdete in 2 Abth., von E. Raupach. Montag, 28. Sept. Im Schausplelhause: Goͤtz von Berlichin⸗ gen mit der eisernen Hand, Schauspiel in 5 Abth., von Goethe.

Koͤnigsstadtisches Theater. Montag, 28. Sept. Zampa, oder: Die Marmorbraut Oper in 3 Akten. Musik von Herold. Dienstag, 29. Febr. Historlsche Theaterschau von Erfindung der Buchdruckerkunst bis auf unsere Zeiten; bestehend in Stuüͤcken und Scenen aus den Werken der vorzuͤglichsten Deutschen Dichter

Markt⸗Preise vom Getraide. 8 Berlin, den 24. Septeumber 18 40. Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 20 Sgr. 3 Pf., auch 2 Riblr. 10 Sgr.; Roggen 1 Riblr. 18 Sgr. 9 Pf., auch 1 Räblr. 16 Sgr.; große Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr. 8 Pf.; kleine Gerste 1 Rthlr. 5 Sgr.: Hafer 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 2 Sgr. 9 Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 25 Sgr. Eingegangen sind 52 Wispel. Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rihlr. 27 Sgr. 6 Pf.; auch 2 Riblr. 25 Sgr.; Roggen 1 Rihlr. 18 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rlblr. 18 Sgr.; Hafer 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf. Eingegangen sind 18 Wispel. Mittwech, den 23. September 1840. Das Schock Streh § Rthlr. 5 Sgr., auch 7 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf. Der Centner Heu 1 Rtblr. 10 Sgr., auch 25 Sgr. Branntwein⸗Preise vom 18. bis incl. 24. September 1840. Das Faß von 200 Quart, nach Tralles 5„ pCt., nach Richter 40 pCt., gegen baare Zahlung und sofortige Ablieferung, nach Angabe: Kern⸗Branntwein 20 Rthlr.; Kartoffel⸗Branntwein 18 Rthkr. 15 Tgr, auch 18 Rthlr. 8

An die Leser.

Die vierteljaͤhrliche Praͤnumeration der Staats⸗Zeitung betraͤgt 2 Rthlr. Preuß. Cour. fuͤr das Inland. Bestellungen fuͤr Berlin werden in der Expedirtion selbst (Friedrichs⸗Straße Nr. 72) gemacht und jeder Pranumerant erhält das Blatt durch die Stadrpost, schon den Abend vor dem angegebenen Datum, frei ins Haus gesandt. Auswaͤrtige, des In⸗ oder Aueslandes, bewirken ihre Bestellungen rechtzeitig bei den resp. Pest⸗ Aemtern; wer dies versaͤumt, kann nicht mit Gewiß⸗ heit die Nummern erwarten, die vor der hier einge⸗ gangenen Anmeldung erschienen sind. ““

VPerantworillcher Redacteur Arnold. Gedruckt bei A. W. Hapn.

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Allgemeiner Anzeiger fuͤr die Preußischen Staaten.

Tare und Hvpothekenschein liegen in der Registratur Bekan ntmachungen zur Einsicht bereit.

Glogau, den 15. September 1840. Königl. Ober⸗Landesgericht.

Das Königliche Domainenamt Querfurth aus dem Sitzvorwerke Querfurth und dem Vorwerke Weidenbach 1 bestehend, ½à Meilen von Halle und 2 Meilen von (1. S.) Eisleben belegen, welches Johannis 1841 pachtlos wird, d9 soll von da ab auf 24 Jahre, unter Feststellung des geringsten jährlichen Pacstgeldes von 7555 Thlr. 10 sgr., einschließlich 1660 Thlr. Gold, im Wegg der Submis⸗ sion verpachtet werden. Es wird demgenläß der 25. No⸗

vember d. J. als der Endtermin, bis zu welchem die den Methfesselschen Eheleuten zugehörige Grundstück, achtofferten dem mit deren Annahme beauftragten taxirt zu 6962 Thlr. 11 sgr. 6 pf., soll wegen nicht be⸗ ustitiar unsers Kollegiums, Herrn Regierungs⸗Asses⸗[legter Kaufgelder anderweitig

or Niemann, von den Pachtbewerbern persönlich zu,; am 23. Mär

übergeben sind, festgesetzt und dabei noch bemerkt, daß an der Gerichtsstelle subhastirt werden. ei Uebergabe ihrer Submissio⸗ Hypothekenschein sind in der Registratur einzusehen. EsII. 1.

die Submittenten sich nen gegen unsern Kommissar zugleich über ihre Qua⸗

Resuthastatiso,n.. Stadtgericht zu Berliu, den 22. Juli 1840. Das in der Dresdnerstraße Nr. 14 und 15 belegene, Be k

Erster Senat. Oels, den 29. Mai 1840.

8 richt.

8 **

„123

Sollte dies nicht geschehen, so wird der Gottlieb Matheus Fries für todt erklärt und sein Vermögen seinen sich legitimirten Erben überwiesen werden.

I. Abtheilung.

Literarische Anzeigen b

Kunst-Anzeige. Anfangs Oktober d J. erscheinen in unserem Ver

Kuno w. Herzogl. Braunschweig Oelssches Fürstenthums⸗Ge⸗ lage die ganz neuen Bdniese 8 Seiner Majestät des Königs

g

1841, Vormittags 11 Uhr,

lisication und Vermögens⸗Verhältnisse auszuweisen ha⸗ ben, und daß das Weitere über diese Verpachtung aus Der b den Anzeigern zu den Amtsblättern der Königl. Re⸗ borene

eehen ist. 8 Merseburg, den 18. September 1840.

91

der direkten 11 Nobbe. 1

lieb Matheus

Subhastations⸗patent. 8i 8

Das Rittergut Scheibau, Freistädter Kreises, land⸗ chaftlich auf 23.230 Thlr. 17 sgr. 7 pf. abgeschätzt, soll am 7. Abril 18à1, Vormittags um 11 Uhr, auf dem hiesigen Schioß im Wege der nothwendigen Sudbastatton verkauft werdeu.

mino der neten

zu melden.

Oels in Schlesien den 4. Juni 1745 ge⸗ ottlieb Matheus Fries, Sohn des Matheus e jerungen hier, zu Magdeburg und zu Erfurt zu er⸗ Fries, gewesenen Regiments⸗Sattlers, welcher angeb⸗ die ganze Summe für das Ja

lliich nach Petersburg gewandert und bei der Kaiser⸗

Eee 25 2 eeise -1e selben Zeit üb 900, und bekanntlich be

1 Hübh gile 82 tung un züchsenmacher gewesen seyn soll, hat seit dem selben Zeit nur⸗ etwas über 14,000, un eene 1

Königl. Regierun Aeg. Oktober 1799 keine Nachricht von seinem Leben lief sich die Anzahl der Einlagen pro 1839 überhaupt und Aufenthalt gegeben.

Auf den Antrag einiger Erben des zu London ver⸗

storbenen Sebastian Gottlob Kleinert wird der Gott⸗

26,082 Einlagen.

auf 26,214.

Anstalt. Herrn Fürstenthums⸗

8

Preußische Renten⸗Versicherungs⸗Anstalt. anntmachung.

Mit dem 2. September ist der erste Abschnitt der Sammelperiode dieses Jahres geschlossen worden, und wenn gleich noch nicht alle Abrechnungen der Llgeu⸗ turen eingehen konnten, sind bereits in den Büchern Taxe und der Anstalt folgende Einlagen eingetragen:

V. VI

9581 4871 2056 1304 672 265 = 18,809 Einlagen, mit 5609,924 Thlr. Einlage Kapital.

Noch nicht eingetragen, aber bereits hier eingetref⸗ Fer

fen sind die Declarationen von 1273 Einlagen, so daß und bei W. Logier in Berlin, Fridrichsstr. 161 zu

hr 1840 jetzt beträgt: st

Im Jahr 1839 war die Zahl der Einlagen zu der⸗

Vom 2. September ab kann nur noch statutenmäßig mit einem Aufgelde von 6 pf. pro Thlr. der Beitritt ries, als Miterbe, nebsi seinen etwa⸗ stattfinden, und wird die Jahresgesellschaft 1840 defi⸗ nigen Erben und Erbnehmern, hierdurch vorgeladen: nitiv am 2. November geschlossen.

sich innerhalb 9 Monaten und spätestens in Ter. ten Funfzehnten Juni 1841, Vorm. Die Direction der Preußischen Renten⸗Versicherungs⸗

10 Uhr, in dem Geschäfts⸗Lokale des unterzeichhae

n Gerichts vor dem Gerichts⸗Rath Fischer güee Ene ahs hee e

Berlin, den 23. September 1840.

und lIhrer Majestüät der Königin Elisaheth, nach dem Leben gemalt vom Prot. Wach, lith. von Jentzen. Der Preis jedes klattes auf Chines.

Berlin, den 23. September 1840. 8 C. GC. Lüderitzsche Kunst-Verlagshandlung.

Bei W. Lauffer in Leipzig sind neu erschienen

haben:

Preußens Huldigung an Se. Majestät den Friedrich Wilhelm IV.; geheftet

2 ½ sgr. Eine in staatswirthschaftlicher Hinsicht sehr in⸗ teressante Schrift.

Einleitung in das academische Studium der Rechtswissenschaft. Von Dr. E. F. Vogel. gr. 8. 1 Thlr. 5 Sgr.

Kunst die Französische Sprache in 4 Wo⸗ chen gründlich zu erlernen. 6te umgearbei⸗ tete Auflage. geheftet: 10 sgr.

Erzählung von W. v. Gersdorf. Enth.: Natalie, eine Novelle. 1 Thlr.

1968. 1983. Partial Obl. 159 Dr.

Friedrich Wilhelm IIV.

Papier ist 1 Phlr.

28r BdH.

89

Agenglhag. angaf vn l eme ieen, ganmeßs wn dr

82

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung o

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VWiissenschaft, Kunst und Literatur. mbaim mmn⸗ iaus

Karl Lebrecht Immermann. Immermann's vloglicher frühzeitiger Tod, den wir jetzt beklagen⸗ ist schon an sich durch ie Umstände, welche ihn begleiten, tief erschüt⸗ ternd. Die Deutsche Literatur verliert an ihm einen Dichter, der schon Bedeutendes geleistet hatte, und zu noch größeren Hoffnungen berech⸗ ugt. Seine amtliche Stellung gab ihm zwar nicht, wie den meisten der Männer, deren Lebens⸗Schicksale in diesen Blättern besprochen wer⸗ den, einen unmittelbaren und namhaften Antheil an der Leitung des Staats, sondern war die unscheinbare eines Richters auf den mittleren Stufen der juridischen Hierarchie. Aber wie überhaupt die Schicksale des Volks sich in denen jedes Einzelnen spiegeln, um so mehr je bedeu⸗ tender seine⸗Natur ist, so brachte es Inmmermann’s reger Patriottsmus hervor, daß die Geschichte feiner persönlichen und literarischen Entwicke⸗ lung aufs Innigste mit der öffentlichen Geschichte des Staats verbun⸗ den ist. Iemermann war am 24. April 1796 zu Magdeburg geboren, sein Vater, Königl. Kriege⸗ und Domainen⸗Rath, hatte sich erst in späte⸗ rem Lebensalter verheirathet, und brachte daher seine Kinder mit dem Charakter einer früheren Vergangenheit in Berührung. Er gehörte zu jenen echt Preußischen Beamtennaturen, bei denen die strenge Diszi⸗ plin, welche die Regierung Friedrich Wilhelm's 1. charakterisirt, mit der Begeisterung, die durch Friedrich den Großen erzeugt worden, sich zu einer festen Persoönlichkeit verbunden hatte. Unumschränkte Herr⸗ schaft des Vaters in seinem Hause, wie des Monarchen in seinem Reiche, pünttlicher, schweigender, vertrauender, aber doch reglements mäaßiger Gehyorsam der Seinigen gehörten zu seinem Sosteme. Wider⸗ spruch wurde überbaupt nicht geduldet, ein überflüssiges Wort selten gestattet. Bei alle dem war ex aber ein höchst zärtlicher Vater, der neben der Last seiner Amtsgeschäfte den ersten Unterricht, nicht bloß bei diesem seinen Erstgeborenen, sondern auch bei seinen folgenden 5 Kin⸗ dern übernahm, und sich überhaupt eben so sehr ihre Liebe, wie ihre Ehrfurcht erwarb. Die entschiedene dichterische Anlage seines Sohnes blieb von ihm unbemerkt, oder doch underücksichtigt, wie denn überhaupt nach seinen Ansichten die schöne Literatur in die Kategorie des Ueber⸗ flüssigen gehörte, und daher, als dem Nützlichen gefährlich, in seinem 129 verpönt war. Nicht selten üben die Eigenthümlichkeiten der eltern auf die Kinder gleichzeitig eine zwiefache Wirkung aus, indem sie theilweise auf sie übergehen, thellweise aber durch den Widerspruch ihren Gegensatz hervorrufen. So gab auch hier, bei aller Verschieden⸗ heit der Naturen, dennoch der Vater dem Charakter des Sohnes das bleibende Gepräge einer fast schroffen Festigkeit und Regelrechtigkeit, die mit unerschütterlicher Rechtlichkeit und einem tiefen patriotischen Ge⸗ fühle verbunden war, während schon frühe seine Phantasie in dem verbotenen Genusse der Dichter schwelgend, eine ganz andere Richtung zu. nehmen begann. In dem verhängnißvollen Jahre 1806 war der 0jährige Knabe gereift und empfünalich genug, um die begeisterte Ver⸗ ehrung, welche der gerechteste König und die geliebte huldvolle Königin in der Provinzialstadt empfingen, und um bald darauf, nach der trau⸗ rigen Katastrophe, die Bestürzung und den Schmerz der Erwachsenen mit zu empfinden. In den darauf folgenden Jahren, nachdem die Va⸗ terstadt und sein eigener Vater von Preußen abgetrennt waren, nahm die Strenge des Hauses einen noch trüberen Charakter an. Die Liebe für Preußens Regentenhaus und Regierung bildete sich vielleicht in den abgetrennten Provinzen, wo es gefährlich war, sie zu äußern, noch inniger und stärker aus, als selbst in denen, welche das Glück hatten, an der stillen aber mächtigen Umgestaltung des Staats in jenen Jah⸗

ren der Prüͤfung Theil zu nehmen. 8 2 Immermann hatte seine Vorbildung auf dem Gymnasium des

Klossers u. l. Frauen zu Magdeburg erhalten. Durch des Vaters Willen zum juristischen Studium bestimmt, bezog er zwar im Früh⸗ jahr 1813 die Universität zu Halle, vrrließ sie aber sogleich wieder, um em Königlichen Aufrufe der Preußischen Jugend Folge zu leisten. Mit höchster Begeisterung ergriff er die Waffen gegen die Unterdrücker des Baterlandes, ward aber bald von einem Nervensteber befallen, das ihn an den Rand des Grabes brachte, und ihm erst dann gestattete u seinem Detachement zu stoßen, als der Feldzug bereits beendet war. 8 sah dies als ein großes Unglück an und verfiel⸗ darüber in einen Zustand von Schwermuth, der an Verzweiflung gränzte, und die Besorgniß seiner Mntter und Geschwister (der Vater war inzwi⸗ schen gestorben) in so hohem Grade erregte, daß der Wiederbeginn des Krieges nach Napoleon’s Rückkehr von Elba ihnen fast als ein Glück für ihn erschien. Dieser zweite Feldzug war ihm denn auch günsti⸗ ger, er focht in dem blutigen und entscheidenden Kampfe von Belle alliance mit, wohnte dem Einzuge in Paris be,i und kehrte, als Offi zier entlassen, mit einem Schatze von Erfahrungen bereichert nach Halle urück. Die Berussstudien gestatteten ihm nebenher, sich an den Dich⸗ ve alter und neller Zeit zu ergötzen, in Lauchstädt an den Darstellun⸗ gen der Weimarschen, unter Goethe's Leitung gebildeten trefflichen Schauspieler sich zu höchster Begeisterung zu entzünden, und in den Ferientagen sich in dem Hause eines lebenslustigen Oheims im benach⸗ barten irg⸗ in eigenem phantastischem Scherze zu versuchen. Die durch die Kriege ohnehin sehr verkürzte Zeit seiner Studienjahre wurde durch ein Ereigniß unterbrochen, welches zu charakteristisch ist, um über⸗ gangen zu werden. Eine Sindentenverbindung, Teutonia, welche da⸗ mals in Halle mächtig und despotisch herrschte, hatte einen armen Stu⸗ direnden, der ihren Vorschriften sich nicht fügen wollte, öffentlich und schmählich gemißhandelt. Dieser Akt der Ungerechtigkeit veranlaßte Im⸗ mermann, die Gleichgesinnten unter seinen Kommilitonen zu einer feierlich erklärten Mißbilligung des Vergefallenen, und zu entschiedener Protestation gegen verjährte Mißbräuche auf den Deutschen Hochschu⸗ len zu vereinigen, Die Folgen dieses Schrittes waren weitere Dro⸗ hungen dieser Machthaber gegen ihn, deren Ausführung zu verhindern, die Maßregeln des akademischen Senates nicht ausreichend oder nicht kräftig genng schienen. Da faßte der 22jährige Jüngling den kuüͤhnen Eutschluß, sich zur Aufrechthaltung des Gesetzes unmittelbar an den böchsten Vertreter desselben zu wenden. Er eilte nach Berlin, über⸗ reichte eine, von ihm und zwei Kommilitonen unterzeichnete Vorstellung dem Könige selbst, und erlangte durch eine anerkennende Kabinetsordre kräftigeres Einschreiten der Behörden. Eine kleine Schrift in welcher er diesen Vorfall, der in der damaligen Studentenwelt das größte Auf⸗ sehen erregte, öffentlich referirte, wurde auf dem Wartburgfeste „er⸗ brannt; zum deutlichen Beweise, wie wenig die Wortführer dieser 2.⸗ sammlung, obgleich sie selbst eine neue Gestaltung des Burschenwesens beabsichtigten, sich in die Neuheit dieser Gründe sinden konnten.

Bald darauf, noch im Jahre 1817 ging er in den Staatsdienst über, arbeitete bis 1819 als Auskultator und Referendar iu Magde⸗ durg und Groß Aschersleben, dann bis 182 3 als Auditeur in Münster. In dieser Perisde war es, wo sich in ihm die früh erwachte Liebe zur

. * 2 7f 2 4 2 Dichtkünst als Beruf eutschled. Schon als Knabe hatte er sich in ein⸗ zeinen Gedichten versucht, auf der Universitär Pläne zu Trauerspielen entworfen und anszuführen begonnen. Jetzt in Münster in einer feste⸗ ren äußerlichen Stellung wurden sie vollendet, und er wagte es, öffent⸗ lich aufzulreten. Zuerst erschienen im Fonqueschen Frauen⸗Taschen⸗ buche für 1820 zwei Gedichte (Jung Osrik und das Requiem), dann in rascher Folge das Lustspiel, die Prinzen von Spracus, (1821) drei Trauerspiele: das Thal von Ronceval, Edwin, Petrarca, der Roman: die Papierfenster eines Eremiten, und eine Sammlung von Gedichten. (1822) Um diese Zeit war es, wo die falschen Wanderjahre Wilhelm Meisters in Deutschland Aufseben erregten, und einer kleinlichen Ver⸗ ketzerung unseres größten Dichters, die sich damals in gewissen Kreisen u’ regen begann, das Wort liehen. Diese Verkümmerung unferes edel⸗ sien Schatzes erregte Immermanns Unwillen; in zwei Schriften „Ein ganz schön Trauerspiek vom Pater Brey“ und „Brief an einen Freund über die falschen Wanderjahre“ (beides 1823), trat er ihr in Scherz und im Ernst entgegen. Auch das Trauerspiel: König . und sein Haus (1823), das schöne Lustspiel: das Auge der Liebe (1824) und

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die Erzählung: der neue Ppgmalion (im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen Fh 1825) sind in dieser Zeit entstanden. Im Anfang des Jahres 1824 erlangte er die Versetzung in seine

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Gesundheit machte ihm Unerwartetes möglich. Die Kleinbeit des Orts

sabettete Wiederholungen nur in den seltensten Fällen, fast jede Aus⸗

Vaterstadt, 5gbeSng⸗ als Kriminal⸗Richter beim Inauisitoriate, später bei

auch als Assessor

m SI Sein neues Amt, beson⸗ ders die pspchologische Seite des Krit

ninal⸗Rechts, interessirte und be⸗

schäftigte ihn lebendig, wie dies die Mittheilung eines Kriminal⸗Falles

in Hitzig's Jahrbüchern 52. len setzung von Jvauhoe und hearbeitete den alten Steff des Gryphius: Cardenio und Celinde (1826). Eine aesthetische Abhandlung: Ueber den rasenden Ajax des Sophofles, die in demselben Jahre erschien, ist reich an feinen Bemerkungen und fand zum Theil selbst bei dem schwer zu befriedigenden philologischen Publikum Anerkennung. Eine zufällige Veranlassung, der Gesang der Gebrüder Rainer, erzeugte in ihm den Gedanken, den hochherzigen Andreas Hofer zum Helden eines drama⸗ tischen Werkes zu machen, mit solcher Begeisterung, daß in vier Wochen das: Trauerspiel in Tvrol (1828) vollendet war. Unbezweifelt das Bedeutendste seiner damaligen Dichtungen.

Im Jahre 1827 wurde er als Landgerichts⸗Rath nach Düsseldors in die Stelle versetzt, die er bis zu seinem Tode bekleidete. Hier eröff⸗ neten sich ihm neue und bedeutendere Verhältnisse. Der Welt⸗Verkehr des Rheins, das regere Leben, der Zufluß von mehr oder weniger be⸗ deutenden Fremden, der Umgang mit den höheren Ständen am Hofe des dort residirenden Prinzen Friedrich von Preußen, vor Allem aber die enge Verbindung, in die er mit der durch Wilhelm Schadow ge stifteten und frisch aufblühenden Malerschule trat, gaben ihm vielfältige Anregung und neue Anschauungen. Zu den Bekanntschaften, welche eine tiefere Einwirkung auf ibn ausübten, gehörte die von Michael Beer, wie dessen später erschienener Briefwechsel (1837) bezeugt.

Neben diesen erfreulichen und erhebenden Erfahrungen sollte er nun aber auch bittere machen. Die Fruchtbarkeit des jungen Dichters

hatte die Aufmerksamkeit auf ihn gezogen, die Eigenthümlichkeit und Allein

Frische seines Talents war nicht ohne Anerkennung geblieben. der Mangel einer gleichbleihenden Richtung, das Schwankende, Herbe

und Gewaltsame, welches bei tieferen Geistern in ihrer Entwickelungs⸗

Periode so häufig erscheint, weil es ihnen mehr darauf ankommt, einen Ausdruck ihrer innersten Empfindung zu sinden, als leichte Erfolge zu suchen, machten das größere Publikum irre und begünstigten eine feind⸗ selige, oft unbillige Kritik. wenig berührt haben; die Fehler seiner Werke anzuerkennen, wenn sie vollendet und von ihm abgelöst waren, wurde ihm nicht schwer, und die Verschiedenheit des Standpunktes der Kritik und des Dichters leuchtete von selbst ein.

Daneben vollendete er die Ueber⸗

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Alles dieses würde Immermann indessen v—

Tiefkränkend war ihm aber der bittere und

unverschuldete Angriff eines Dichters, dem er sonst seine Achtung nicht

versagt hatte. .

Es ist wahr, daß die Auffassung der eigenen Kunst bei Graf Pla⸗ ten und bei Immermann eine höchst verschiedene, fast diametral entge⸗ gengesetzte war. Jeuner glaubte an eine ideale Form, opferte ihr mit dem Stolze des berufenen und geweihten Priesters, der seiner Gottheit gewiß ist. Dieser war durchaus Strebender, es kam ihm überall nur auf die Tiefe und Fülle des dichterischen Gedaukens an, der die Form sich nothwendig neu erzeugen müsse und werde. Immerhin konnte aber dies Platen nicht berechtigen, die Ebenbürtigkeit seines Kunstge⸗ nossen zu verkennen und ihn im romantischen Oedipus mit dem bitter⸗ sten, ungerechtesten Spotte anzugreifen. Immermann antwortete so⸗ fort mit gleicher Münze (der im Irrgarten der Metrik herumtaumelnde Kavalier [ 1829]), aber die Wunde, die ihm dadurch geschlagen war, heilte nicht so bald. Oft hörte man von ihm die Klagen über die Gleichgültigkeit des Publikums und der Großen gegen die Dicht⸗ kunst, die Willkür und Grundlosigkeit parteiischer Kritik, die materielle oder scholastische Richtung der Zeit, in denen sich Wahres mit phantastischer Uebertreibung mischte, und aus denen sich eine Bitterkeit erzeugte, über die er erst wieder in den letzten Jahren seines Lebens Herr werden konnte. Nur dann empfand er sie nicht, wenn der Ge⸗ danke einer neuen Production ihn begeisterte, was niemals lange aus⸗ blieb. Das Trauerspiel: Kaiser Friedrich II. (1828), welches bei gro⸗ ßen Schönheiten eine Unsicherheit des poetischen Standpunktes durch⸗ fühlen läßt, die kleinen Lustspiele: die Verkleidungen und die schelmische Gräfin (1828) waren noch vor dem Erscheinen des Oedipus geschrie⸗ ben. Bald darauf folgte das Lustspiel: die Schule der Frommen (1829), eine nene Folge der Gedichte, eine Sammlung Miscellen, worin die geistreiche Novelle: das Karneval und die Somnambüle, und endlich das reizende komische Heldengedicht: Tulifäntchen (1830). Jener krän⸗ kende Angriff hatte indessen vielleicht die gute Folge, ihn mehr auf das ihm eigenthüͤmliche Gebiet zurückzudrängen, auf das Gebiet des Ge⸗ dankens und der Beobachtung. Die Abwehr des Angriffs, die Reflexion über das Wahre und Falsche, das darin liegen mochte, der Umgang mit zwei strebenden Freunden, mit Uechtriz und mit mir, endlich die großen politischen Ereignisse des Jahres 1830 mochten gleichmäßig dazu beitragen. Die Frucht dieser neuen Richtung waren zwei Werke in dramatischer Form. Merlin, ein tiefes gedankenvolles Gedicht, voll der größten poetischen Schönheiten, dem aber das Schwervperständliche des Inhalts nur ein kleines Publikum gewährte. Aleris, eine Trilogie, deren beide erste Theile dem Verfasser einen bedeutenden Rang unter den tragischen Dichtern sichern. Die Erscheinung dieses Trauerspiels fällt zusammen mit der Zeit, in welcher er in nähere Berührung mit der Bühne trat. G

Schon der Umgang mit den Malern hatte ihm Gelegenheit gege⸗ ben, dramatische Auffübrungen zu leiten. Das mimische Talent der Künstler, ihr feines, leicht erregtes Gefühl für poetische Schönheiten, ihre Lust an heiteren, farbenreichen Darstellungen kamen ihm hierbei zu statten und regten die alte Neigung für das Theater mächtig an.

Jene Unzufriedenheit mit seiner Stellung als Dichter dem kum gegenüber verband sich damit. Er glaubte die Wirkungslosigkeit der Poesie, die laue Theilnahme, welche ihr gezollt wurde, den Man⸗ gel fester kritischer Regeln daraus zu erklären, daß ihr die volle Er⸗ scheinung, die poetische Wirklichkeit fehle, welche sie auf der Bühne er⸗ halten könne. schaffen sev, wo man nur einen flüchtigen Sinnenreiz und eine ober⸗ flächliche Unterhaltung der Zuschauer beabsichtige, sondern bei künstle⸗ rischer Leitung, der es Ernst damit sev, die poetische Absicht des Dra⸗ mas zur volleren Anschauung zu bringen. Als eine Vorbereitung und ein Surrogat für eine solche Bühne waren die Vorlesungen dramati⸗ scher Werke anzusehen, welche er mehrere Winter vor größeren Ver⸗ sammlungen hielt. Diese Art der Mittheilung, zuerst von Tieck einge⸗ führt und mit großer Meisterschaft geübt, hat nicht bloß vor dem ein⸗ famen Lesen, sondern selbst vor den gewöhnlichen Darstellungen auf der Bühne den unbestrittenen Vorzug, daß sie das Gedicht mehr kon⸗ zentrirt und den inneren Geranken desselben in seiner Einheit und Ganzheit anschaulicher macht. Immermann war durch die Kraft und Biegsamkeit seines Organs, wie durch seine lebendige Phantasie und sein mimisches Talent, zu dieser Kunst sehr wohl geeignet, und eine

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ührung war daher eine vollstänoig neue. Dennoch war keine oberflächlich einstudirt, Immermann'’s eifer und Fleiß riß auch die Schauspieler fort. Manche bedeutende Talent fanden sich unter diesen, aber das Ausgezeichnete dieser Bühne bestand weniger in den Leistungen einzelner Herven der mimischen Kunst, als in dem Gesammtsviel und in dem vollständigen Eingehen in das Dich terwerk. In diesem Sinne keonnte sie sich mit jeder Deutschen Bühn messen, übertraf sie vielleicht alle. Unvergeßlich werden manche ihrer Darstellungen allen bleiben, die sie sahen, z. B. die Stella, der Blau bart von Tiek, mehrere Calderonische und Shakespearsche Stücke, viele Lustspiele. Dennoch war das Institut nicht von Bestand. Das Pu⸗ blikum, mehrere der reichen Gönuer und Actienzeichner selbst, wollten auf die Oper nicht verzichten, deren Kesten mit der geringen Einnahme doch nicht in Verhältniß zu bringen waren. Dazu kam, daß der Sommer (wollte man nicht alle Schausvieler entlassen und die Arbeit des Einstudixens stets von neuem beainnen) ohne erhebliche Einnahme die volle Zah⸗ lung der Gagen forderte. So zehrten sich die vorhandenen Mittel mehr und mehr auf und nach Verlauf dreier Jahre mußte das Unter⸗ uehmen aus Mangel an Fonds eingestellt werden. Immermann'’s Eifer für die Sache war unverändert geblieben. Ungeachtet aller Kräu⸗ kungen und Aufregungrn, die von dem Geschäfte, namentlich unter 9— diesen Verbältnissen untreunbar waren, ungeachtet der unaufhörli⸗ chen körperlichen und geistigen Anstrengungen, die er sich zumuthen mußte, würde er seine Kräfte fortwährend dem Institute gewidmet ha-⸗ ben, wenn es sich hätte hatten lassen. So lange dieser Ausgang sich vorhersehen ließ hatte iyn die Hoffnung, daß die Reichen und Großen sich aufs neue für die Sache erwärmen, daß irgend ein Gönner sich zeigen werde, der einen Ausweg biete, nicht verlassen. Mit einem Schmerze, den er nie ganz überwinden konnte, trat er davon zurück. Mültelbar mit seinen Leistungen für das Theater war ein anderes Ereigniß verbunden, das seine bittere Stimmung erhöhen mußte. Ein Kunstgenosse von bedeutendem aber regetlosem Talent, Grabbe, wendete sich in völlig zerstörten Lebens Verhältnissen an ihn. Mit der eifrig⸗ sten Bereitwilligkeit nahm er sich seiner an, schaffte ihm Mittel nach Düsseldorf zu kommen, suchte seinen krankhaften Geisteszustand durch geregelte Thätigkeit wieder zu heilen, ermuthigte ihn zu neuen dichte⸗ rischen Productionen. Aber die Anfangs feurige und überschwängliche Dankbarkeit dieses wunderlichen Charakters verwandelte sich bald, sey es durch eigene Unbeständigkeit oder durch fremde Einflüsterungen, in Mißtrauen und Zorn. Andere Schriftsteller ließen sich dadurch ver leiten, Immermann's ganzer Handlungsweise gegen Grabbe unlautere Motive unterzulegen. Jeder, der die Verhältnisse in der Nähe beob⸗ achtet hat, kann über die Grundlosigkeit dieser Anschuldigungen nicht

im Zweifel seyvn. Immermann selbst hat in einem Aufsatze über Grabbe

Publi⸗

Aber nicht auf dem Theater, wie es jetzt meistens be⸗

große Wirkung bei den Zuhörern blieb nicht aus. In ihm selbst wurde

aber dabei die Sehnsucht nach einer noch vollkommenern Wirklichkeit, nach einer Bühne, wie er sie sich dachte, nur noch immer reger. Er begann daher, mit Bewilligung des Direktors der Düsseldorfer Truppe, den Schauspielern derselben einzelne Darstellungen sorgfältig einzustu⸗ diren und als „Mustervorstellungen“ aufzuführen. Eine derselben war eine Darstellung des Clavigo, welche in Verbindung mit einem von ihm gedichteten Epilog eine Todtenfeier Goethe’'s wurde. Das Publi⸗ kum fand Geschmack an dem vollendeteren Spiel, und der Gedanke, eine von ihm geleitete Bühne einzurichten, wurde besprochen. Eine nicht unbeträchtliche Summe wurde durch Actien gedeckt, einjähriger Urlaub, mit der Erlaubniß, während desselben die Inspection des städ⸗ tischen Theaters zu übernehmen, Allerhöchsten Orts bewilligt, das Pro⸗ jekt trat ins Leben. Die Schwierigkeiten waren groß, aber Immer⸗ mann'’s Begeisterung und Beharrlichkeit scheute keine Opfer und An⸗ strengung, und die S. poetischen Talents mit praktischem Ge⸗ chiae moralischer Energie und einer damals dauerhaften körperlichen

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im Wiener Taschenbuche) das Nähere fast aktenmäßig veröffentlicht 1 Seine schriftstellerische Thätigkeit war zwar während dieser Zeit

minder fruchtbar, aber nicht ganz gehemmt.

Der Buchhändler Schaub in Düsseldorf beabsichtigte eine Samm lung von Immermann's Schriften, in welche freilich nachher seine strenge Selbstkritik nur äußerst wenig von seinen älteren Werken auf nahm. In dieselbe kam außer „Merlin“ und „Aleris“ das „Reise⸗ Journal0 (1833), in welchem er zuerst seine Ansichten über manche Erscheinungen der Gegenwart in freier kühner Sprache hervortreten ließ, und wenn auch mancher Haß dadurch angeregt wurde im Ganzen eine bessere offenere Stellung der Kritik gegenüber einnahn Außerdem redigirte er seine Gedichte aufs neue, und gab dem Trauer⸗ spiel in Tyrol, unter dem Titel: Andreas Hofer, manche erhebliche Abänderungen. Seitdem beschäftigte ihn die Fortsetzung und Vollen⸗ dung eines Romans, dessen Plan schon vor Jahren in ihm entstanden war. Er erschien gegen das Ende der Theaterperiode, unter dem Ti⸗ tel: die Epigonen. Dies ausgezeichnete Buch, das selbst bei strengen Anforderungen als ein wahres poetisches Kunstwerk erscheint, und mit einer Fülle von lebensvollen Gestalten einen großen Reichthum von Gedanken und eine Schönheit der Prosa, wie wenige Deutsche Schrif⸗ ten, vereinigt, würde gewiß noch größeren Anklang, als es erhielt, ge funden haben, wenn nicht die herbe Weltansicht, welche den Versasser während dieser Zeit beherrschte, stellenweise allzu sehr hervorleuchtete. Der Schluß sollte zwar die Hoffnung einer einfachen Umgestaltung un⸗ serer verkünstelten Lustäͤnde andeuten; wenige Leser aber fühlten dies stark genug, um dadurch, besonders da es sich um eine künstlerische Darstellung der Gegenwart handelte, beruhigt zu werden. Immerhin war jedoch der Dichter dadurch auf den Boden übergetreten, für wel⸗ chen er vorzugsweise begabt war, auf den Boden des modernen Epos und der poetischen Reflexion. Er fühlte dies selbst, nnd nur noch ein mal versuchte er sich auf dem dramatischen Felde mit den: „Opfern des Schweigens“ (abgedruckt im Wiener Taschenbuche für 1839) wäh rend er schon an einer anderen größeren prosaischen Schrift, und zwar ganz anderer Haltung, aber ähnlicher Tendenz wie die Epigonen, ar⸗ beitete am: Münchhausen. Diese originelle Dichtung bewegt sich bekannt lich in zwei verschiedenen Kreisen von Gestalten, die erstgegen den Schluf des Werkes in nähere Berührung kommen und von denen der eine hu⸗ moristisch⸗satyrisch behandelt ist, der andere aber ein Lebensbild von schönem und reinem Charakter in fester und ausgeführter Zeichnun giebt. Für die geistige Entwicketung des Dichters und seiner Stim mung war dies von der höchsten Wichtigkeit. Denn während sich i den Schilderungen und Reden des ersten Kreises alles absetzte, wa noch von bitteren Gefühlen gegen die Verzerrungen der Gegenwart oder der nächsten Vergangenheit in ihm übrig geblieben war, fand er in der Schilderung des „Oberhofs“ und der dazu gebörigen Gestalten die beruhigende Ueberzeugung, daß die Elemente Deutschen Lebens und mit ihnen die Hoffnung eines bleibenden besseren Zustandes noch ung zerstört vorhanden seven. Er bemühte sich dabei, die eigenthümlichen Sitten der Westphälischen Bauernwelt nach eigener Anschauung und eingezogenen Nachrichten möglichst tren zu schildern, und gianbte auch indem er das Bild einer einfachen warmen jugendlichen Liebe mit Be⸗ geisterung malte, die Tiefe und Innigkeit des Dentschen Gefühls, die solche Erscheinungen schafft, als noch egenwärtig zu empfinden. In der That ist der Oberhof im Münchhaufen vielleicht die schönste Demsche Idplle, welche unsere Literarur besitzt der bisterische Roman, wie er unserem National⸗Charakter entspricht Immermann's tief patriotisches Gefübl fand darin, was er lange unbewußt gesucht hatte, die recht unverkümmerte freudige Zuversicht des Deutschen Volkslebens. Jene frühere Bitterkeit war nur ein Zorn der Liebe gewesen, der die Hinder nisse des Verstehens ungeduldig wegzuränmen strebte. 3 1

Noch während er an diesem Buche schrieb, gab ein Ereigniß seinen vaterländischen Gefühlen den höchsten Schwung. Es war die Feier des 25jährigen Jubilänms des Befreiungs⸗Krieges. Der Enthusiasmus, welcher sich bei den Vorbereitungen und bei dem Feste in Köln, dem er beiwohnte, aussprach, versetzte ihn in die jugendliche Begeisterung des Jahres 18¹3 zurück und gab ihm die Ueberzengung, daß der Geist jener Zeiten in Deutschland noch lebe, daß er nur geweckt und erhalten zu werden brauche. Ein Gedicht, in welchem er die „Kameraden“ an- redete, fand Auflang. Er erhielt den Auftrag, „das Fest der Freiwilli⸗ gen“ zu beschreiben. Die kleine Schrift, in welcher dies geschah, ist ein köstliches Dokument seines vaterläudischen Sinnes und verdient nähere Betrachtung, als ihr zu Theil geworden. Der Gedanke, dieses Ekin⸗ nerungsfest von Zeit zu Zeit zu erneuen, auch die späteren Generatio⸗ nen hinzuzuziehen, und so jene Begeisterung auf sie zu vererben, ver⸗ ließ ihn seitdem nicht, und würde gewiß zur Ausführung gekommen

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Ungefähr gleichzeitig erhielt er eine Anerkennung, welche ihn hoch erfreute. Die philosophische Fakultät der Universntät Jena ertheilte ibm die Doktor⸗Würde. Dies war für ihn um so wichtiger, als er die Fakultäts⸗Gelehrten als seine Gegner angesehen hatte, und von diesem Wahn befreit wurde. Seine Untversitäts⸗Studfen, zn sch bei der Unterbrechung der Kriege und der Aufreheng gg⸗ d28. ʒJe⸗ bewegten Gemuüths nicht anhaltend und gründlich g b

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