1840 / 272 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Konferenz: Auwesend: 1 1 der reichs Preußens,Rußlands und der Türlei. „Die Bevollmaäͤchtigten der Höfe

zu äbersenden.“

niß trahirender Theil bei gierung Ibrer Majestät hegt das Vertrauen, däß das Kabinet der KLullerieen in den Bestimmungen dieser Conrention unbrstreitbare Be⸗ weise erblicken wird, daß die vier Mächte, indem sie die Verpflichtun⸗ gen übernehmen, welche dieselbe enthält, von dem uneigennü igen Ver⸗

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durch welche Lord Palmerston dem Französischen Botschafter die ecfolgte Auswechselung der Ratificationen des Traktats offiziell anzeigte. Diese drei Aktenstuͤcke lauten folgendermaßen:

1) Spaͤter in den Traktat eingeschaltete Klausel: „Sec⸗ tion 7 der Separat⸗Akte. Wenn nach Verlauf von zwanzig Tagen, nachdem ihm, den Bestimmungen der Section 2 gemäß die Mittheilung gemacht worden. Mehmed Ali der vorgeschlagenen Anordnung nicht bei⸗ trutt und den erblichen Besitz des Paschaliks von Aegyppten nicht an⸗ nimmt, so steht es dem Sultan frei, jenes Anerhieten zurückzunehmen und dasjenige fernere Verfahren zu befolgen, welches seine eigenen In⸗

8 teressen und die Rathschläge seiner Verdündeten ihm an die Hand ge⸗

ben dürften.“ 2) Protokoll einer am 17. Sept. zu London gehaltenen die Bevollmächtigten Großbrftaniens, Oester⸗

von Großbritanten, Oesterreich, Preußen und Rußland haben, nach

Answechselung der Ratificationen der am 15. Juli abgeschtossenen Ue⸗

bereinkunft und um die Uneigennützigkeit, welche ihre Höfe bei Abschlir⸗

pung jener Cenvention geleitet, in ihrem wahren Lichie zu zeigen, be⸗ scchlossen, daß bei Ausführung der Verpflichtungen, welche für die kon⸗ trabirenden Mächte aus jener Convention hervorgehen, jene Mäͤchte

keine Gebiets⸗Vergrößerung, keinen ausschließlichen Einfluß und keine

Handels⸗Vontheile für ihre Untertdanen, die nicht auch andere Natie⸗

nen erlangen könnten, suchen wollen. Die Bevollmächtigten der er⸗ wähnten Höfe haben ferner beschlossen, daß diese Erklärung in das ge⸗ genwärtige Protokoll aufgenommen werden soll. Der Bevollmächtigtt

der Ottomanischen Pforte, welcher der Redlichkeit und der nneigennützi⸗

gen Politik der verbündeten Mächte die gebührende Anerkennung

jellt, hat von der in dem gegenwärtigen Protokoll enthaltenen Erklä⸗

rung Kenntniß genommen unsd sich bereit erklärt, dieselbe seinem Hose

Unterzeichnet: Palmerston, Neumann, Schlei uitz, Brunow. Schekib.

3) Note Lord Palmerston's an Herrn Guizot vom

16. September. „Der Unterzeichnete hat die Ehre gehabt, Se. Ex⸗

cellenz Herru Guzzot am 17. Juli davon in Kenntniß zu setzen, daß

eine auf die Türkischen Angelegenheiten bezuͤgliche Convention zwischen den Bevollmächtigten Oesterreichs, Großbritaniens, Preußens und Ruß⸗ lands einerseits und dem Bevollmächtigten der Pforte andererseits am lbten jenes Momats unterzeichnet worden. Da die Ratificationen die⸗ ser Conveution nunmehr ausgewechselt worden sind, so hat der Unter⸗

reichnete die Ehre, Sr. Excellenz Herrn Guizot, zur Information des Französischen Kadinets, die Abschrift dieser Convention und ihrer An⸗ Fhinac einzuhändigen. Der Unterzeichnete kann diese Mittheilung Sr.

Excellenz Herrn Guizot nicht machen, ohne ihm von neuem das auf⸗ richtigste Bedauern der Regierung Ihrer Majestät darüber an den Tag zu legen, daß die Einwürse, welche die Französische Regierung von jedweder Theilnahme an den Maßregeln zurückhielten, deren Voll⸗ ziehung die gegenwärtige Convention vorgesehen hat, ein Hinder⸗ bervorgerufen haben, welches Frankreich abhielt, ein kon⸗ diesem Vertrage zu seyn. Aber die Re⸗

langen erfüllt sind, in Bezug auf die Türkei die politischen Prinzipien zu erbalten, von denen Frantreich bei mehr als einer Gelegenheit be⸗ stimmt und seierlich erklärt hat, daß sie die seinigen seyen; so wie, daß sie durch die von ihnen bezweckten Anordnungen keinen ausschließlichen Vortbeil für sich selbst zu erreichen suchen, und daß das große Ziel ih⸗ res Strebens ist, das bestehende Gleichgewicht der Gewalt in Furopa ausfrecht zu erhalten und alle Ereignisse abzuwenden, die den Frieden

e. Ker-veg Auswärtiges Amt, den 16. September 180. Pal⸗ merston.“

Der Morning Chronicle wird unterm 21. September aus Paris geschrieben: „Die orientalische Frage hat ernstliche Diskusstonen im Franzoͤsischen Kabinet veranlaßt. Verschiedene Minister haben die Meinung ausgesprochen, man muͤsse mit Ener⸗ gie handeln, wenn die vier Maͤchte die Konzessionen des Pascha’s verwerfen sollten. Eine andere Partei, die friedlich gesinnt ist, war fuͤr die Zusammenberufung der Kammern. Dieser Vor⸗

schlag wurde indeß von der kriegerischen Partei uͤberstimmt. Es

iebt hier viele hochgestellte Leute, die, obschon sie heuchlerisch die Lohlthaten des Friedens predigen, im Geheimen den Krieg wuͤn⸗ schen. Man fuͤrchtet fortwaͤhrend eine Kollision im Mittellän⸗ dischen Meere.“

In einer dritten Auflage ihres gestrigen Blattes theilte die Times nach ihrer Pariser Korrespondenz das Geruͤcht mit, daß Beirut von Commodore Napier eingenommen sey, und daß die Blokade der Aegyptischen Kuͤste angefangen habe; der erste Theil des Gerüͤchts fand selbst in Paris keinen Glauben.

Auf die Behauptung der Franzoͤsischen Blaͤtter, daß es der Englischen Regierung schwer falle, die noͤthige Zahl von See⸗ leuten aufzubringen, erwiedert die Morning Chronicle, daß die Regierung freilich weder zum Pressen noch zur Conscription ihre Zuflucht nehmen koͤnne, und daß in jetziger Jahreszeit die gesammte Handelsflotte in voller Thaͤtigkeit sey; dennoch aber traͤten taͤglich Seeleute in Dienst, und nach der Ruͤckkehr der jetzt auf weiten Reisen abwesenden Schiffe werde es deren in Ueberfluß geben.

Die Mitglieder der Admiralität haben dieser Tage die bei⸗ den Inseln Jersey und Guernsey besucht und in genauesten Au⸗ genschein genommen; noch weiß man nicht, ob dies geschah, um dieselben in Vertheidigungszustand zu setzen, oder um dort mit enis Kosten einen Hafen zum Schutze der Dampsschiffe anzu⸗

egen.

Die Times hoͤrt nicht auf, die Mangelhaftigkeit der Flotte 8 beklagen, sie weist durch detaillirte Angaben nach, wie die Französische Flotte, zum ersten Male in der Geschichte, der Eng⸗ lischen im Mittelmeere uͤberlegen sey. b

b Der ministerielle Globe enthaͤlt in seinem heutigen Blatte folgende Erklärung: „Es ist keine offizielle Anzeige von dem Ab⸗ segeln der Russischen Flotte bei der Admiralitaͤt eingetroffen, wie einige Bläͤtter behauptet haben; auch wird dies Geruͤcht nicht fuͤr

glaubhaft, noch wahrscheinlich gehalten.“ Die verstorbene Prinzessin Auqguste war das sechste Kind und

die zweite Tochter Koͤnig Georg's III. und der Koͤnigin Charlotte und am §. November 1768 geboren, harte also das 7 2ste Jahr ihres Alters erreicht.

Ihre Koͤnigl. Hoheit hat sich durch die Liebenswuͤrdigkeit ihres Charakters ein bleivendes Denkmal in dem Kreise ihrer sie uͤberlebenden Verwandten und Bekannten gestiftet.

Der Schottische Pair Viscount Kenmure ist am Asten d.

vererben auf seinen Neffen. . O Connell genießt seit einiger Zeit zu Derrynane der Land⸗ luft, um Gesundheit und Kraft fuͤr den bevorstehenden Repeal⸗ Feldzug zu sammeln. Der Verein zu Dublin hat inzwischen unter der Obhut seines Sohnes, des Unterhaus⸗Mitgliedes John O Tonnell, seinen Fortgang. Doch sind die Versammlungen und Unterzeichnungen minder lebhaft, als waͤhrend der Anwesenheit O Connell's des Vaters. Neulich aͤußerte der juͤngere O'Connell in einer Rede, daß sein Vater ernstlich entschlossen sey, die Re⸗ peal⸗Frage aufs nachdruͤcklichste zu betreiben, und setzte hinzu: Seollte er dieselbe aufgeben, so wuͤrde ich mich sicherlich aus bem öffentlichen Leben zuruͤckziehen.“ Diese Erklaͤrung machte geblich .3 Eindruck auf die Versammlung. ingriffe der Tory⸗Blaͤtter auf die Minister, weil die⸗

selben O'Connell unterstuͤtzten und dadurch der Repeal⸗Bewegung Vorschub leisteten, veranlassen die Morning Chronicle aufs neue, die Aussichten der Repealer zu beleuchten, namentlich die Drohung O Connell's mit dem Beisviel der Trennung Belgiens von Holland. Das genannte Blatt meint, daß, so lange die Re⸗ gierung unpartetisch gegen Protestanten und Katholiken zugleich verfahre, der Repeal⸗Ruf in Irland keine Bedeutung gewinnen werde, daß aber, sobald Sektengeist als Prinzip der Regierung auftrete, d. h. sobald eine Tory⸗Verwaltung ans Ruder gelange, die Aufgeklärten und Einslußreichen sich den niederen Klassen anschließen wuͤrden, unter denen allein jetzt die Repeal⸗ Frage souke. Die Drohung O Connell's mit dem Verlust der Unter⸗ stutzung Irlands bei einem ausbrechenden Kriege, den Groß⸗ britanien etwa zu fuͤhren haͤtt, koͤnne jetzt noch keiner Beachtung werth gehalten werden, aber sobald man anfange, Irland unge⸗ recht und parteiisch zu regieren, koͤnne man unmdzͤglich mehr die Ausdehnung der Gefahr fuͤr England in kritischen Zeiten berechnen. Die Morning⸗Post widerspricht nachdruͤcklich dem Ge⸗ ruͤcht, daß Graf d'Orsay, der Freund der Lady Blessington, dem Prinzen Louis Napoleon zu seinem wahnsinnigen Handstreich auf Boulogne gerathen haͤtie. 8 8 Der Courter ist unzufrieden mit dem Franzoͤsischen Kri⸗ minalverfahren in dem Prozesse der Lasarge. Arsenik, bemerkt er, sey von Herrn Orfila allerdings in der Leiche gefunden wor⸗ den, und die Vergiftung unterliege hiernach keinem Zweifel; aber die Frage, wie das Gift in den Koͤrper gebracht worden, ob von der Angeklagten, ober durch einen Mißgriff oder einen Selbstmordsversuch des Lafarge selbst, diese Frage habe man nicht gebuͤhrend erwogen. Ein Englischer Gerichtshof wuͤrde der Angeschuldigten die Wohlthat dieses Zweifels haben zu Theil wer⸗ den lassen. Das genannte Blatt schlteßt mit dem Ausspruch: „Was uns betrifft, so sind wir erstaunt, daß ein so barbarisches Kriminalverfahren heutzutage noch in irgend einem Theile des civilisirten Europa’'s besteht.“ Glasgow, der diesjahrige Versammlungsort des Britischen Naturforscher⸗Vereins, hat sich, nach den letzten Berichten aus dieser ersten Handelsstadt Schottlands, mit Gelehrten und vor⸗ nehmen Goͤnnern der Wissenschaft von nah und fern gefuͤllt. Unter den Notabilitaͤten, die den Versammlungen beiwohnen woll⸗ ten, nennt ber Glasgow Herald den Franzoͤsischen Borschaf⸗ ter, Herrn Guizot, der auch im Gedraͤnge diplomatischer Noten und SeL.S. einige Tage fuͤr die Wissenschaft zu eruͤbrigen wisse; den General Tscheffkin, Chef der Bergwerks⸗Ingenieure in Rußland; den Preußischen Geheimen Rath Dr. Otto aus Schle⸗

sien; den Russischen Konsul Herrn Benkhausen; den Mineralogen

Espy aus Philadelphia; den beruͤhmten Wundarzt Sir C. Bell; Herrn Griffith, den Praͤsidenten der Dubliner geologischen Ge⸗

sellschaft und viele Andere. Der hohe Adel der Umgegend, be⸗ sonders die Herzogliche Familie Hamilton, desgleichen die Stadt⸗ Behoͤrden von Gaͤsten den Aufenthalt so angenehm zu machen, als immer moͤg⸗ lich; der Gemeinde⸗Rath wollte ein geben.

Morning Chronicle folgendermaßen: 8 seres Madrider Korrespondenten vom 15ten laͤßt uns fuͤrchten, daß die Central⸗Junta von Madrid sich zu thoͤrichten Handlun⸗ gen wird hinreißen lassen. Man spricht von der Einberufung eines Konvents und Entfernung der Koͤnigin Regentin von der Regentschaft. Dies waͤre, um nicht mehr zu sagen, eine thoͤrichte Handlung. Die Koͤnigin Christine mag den Läiberalen nicht ge⸗ wogen, zu Intriguen geneigt und falsch seyn. Alles dieses mag agegruͤndet seyn, aber es giebt constitutionelle Mittel, um ihre Königliche Launen zu uͤberwinden. Man ernenne ein liberales Ministerium, lasse es die Cortes aufloͤsen und dafuͤr sorgen, daß im ganzen Lande die Wahl neuer Cortes auf redliche Weise statt⸗ sinde. ie erwaͤhlte liberale Majoritaͤt wird dann hinreichend seyn, um jede Boͤswilligkeit von Seiten des Hofes oder einer Camarilla in Schach zu halten. Moͤge die Junta nicht hoffen, den Koͤniglichen Widerstand auf andere Weise zu besiegen. Thut sie es, so wird sie unfehlbar eine weit aͤrgere Anarchie hervorru⸗ fen, als es jemals ein Ministerium der Moderados oder Anhaͤn⸗ ger der Koͤnigin im Stande seyn wuͤrde. Spanien eignet sich nicht zu einer Republik, und sollte es den Versuch machen, so wuͤrde es in die Haͤnde eines militairischen Diktators und spaͤter in die des Don Carlos fallen. Unser Korrespondent schreibt, daß die Moderados die wahnsinnige und strafbare Idee haͤtten, die Koͤnigin solle sich nach der Insel Minorka oder nach den Baski⸗ schen Provinzen begeben und dort die Fahne eines Quasi⸗Abso⸗ lutismus aufpflanzen. Aber wenn ein Versuch gemacht wird,

sich der Koͤniginnen zu entledigen, haben diese dann nicht einen

uͤltigen Vorwand zu solchen extremen Handlungen? Wir bedauern sehr, daß die Junta nicht abermals, noͤthigenfalls durch Espartero, gleichzeitig mit der Ernennung eines neuen Ministeriums auch auf die Aufloͤsung der Cortes drang. Die Koͤnigin mag entruͤ⸗ stet seyn, was ganz natuͤrlich waͤre; aber dies sollte man verzei⸗ hen, und es sollte die ernsten Mitalieder der Madrider Junta nicht veranlassen, Gereiztheit und Uebereilung zu zeigen. Wir haben das Vertrauen, Espartero durch sein Einschreiten die Fort⸗ dauer der Thorheiten auf beiden Seiten verhindern zu sehen. Es ist nur zu wahrscheinlich, daß die verbrecherische Unbesonnen⸗ heit der Moderados ein ähnliches Benehmen von Seiten ihrer Nebenbuhler hervorrufen wird. Unser Pariser Korrespondent meldet uns, daß die Königin Espartero ermäͤchtigt habe, in ihrem Namen zu handeln, eine Uebereinkunft zu treffen, ein Ministe⸗ rium zu ernennen und Maßregeln zu ergreifen, wie es ihm be⸗ liebe. Dies wäare weise und klug, und Espartero wuͤrde das Vertrauen der Regentin nicht mißbrauchen. 1

Herzees aus Lissabon in der Times versichern, daß daselbst große Besorgniß wegen eines Aufstandes in Algarbien herrsche, weil man wisse, daß der Lissaboner revolutionaire Klub etwa 300 Pf. St. an seine dortigen Agenten gesandt habe. Die Hofinung auf Erhaltung der Ruhe stütze sich einzig und allein auf die Kriegsschiffe, welche am 11. September dahin abgeschickt worden seyen, um die verdaͤchtigen Truppen an Bord zu nehmen.

Blätter aus Montevideo bis zum 6. Juli melden, daß sich nichts Bemerkenswerthes zwischen Rosas und der gegen ihn operirenden Befreiungs⸗Armee zugetragen habe, daß aber die strei⸗ tenden Parteien in der Mitte Junt's einander gegenuͤberstanden, und daß binnen kurzem eine Schlacht erwartet wurde. In Monte⸗ video soll es traurig aussehen. Naub und Mord war an der Tages⸗Ordnung, und die Regierung verabsaͤumte es, fuͤr die oͤffentliche Sicherheit zu sorgen. Der Proͤsident Rivera wurde binnen kurzem vom Kriegs⸗Schauplate zuruͤck erwartet.

Der Standard theilt abermals einen Brief aus Bom⸗ bay mit, welchem zufolge, nachdem die Englische Expedition die Forts der Bocca⸗Tigris zerstoͤrt hätte, was bekanntlich schon vor einigen Tagen vom „Standard“ und von der „Times“ gemel⸗ det wurde, Truppen und Matrosen ans Land gesetzt worden seyen,

285 Fl. nach Güte. lasgow, haben alle Anstalten getroffen, um den

estmahl von 200 Gedecken dicker 120 Fl.

Ueber die letzten Nachrichten aus Spanien aͤußert sich die „Das Schreiben un⸗

um jene Forts gegen die Chinesen in Bertheidigungsstand zu setzen, worauf die Flotte nach Whampoa weiter gesegelt waͤre, aber bei der zweiten Barre habe ankern muͤssen, well die Chine⸗ sen dort mehrere Dschunken versenkt haätten. Doch sollten die kleineren Schiffe weiter vordringen und Truppen mitnehmen, um Canton zu ö was nach der „Times“ auch schon gesche⸗ hen seyn sollte. Die Morning Post haͤlt jedoch dies Alles fuͤr eine in Bombay verfertigte Erdichtung, die auf den Theemarkt Einfluß zu uͤben bestimmt sey. Zwei bewaffnete Dampfschiffe sol⸗ len dieser Tage mit versiegelten Befehlen angeblich nach China abgehen. 5

Zu Bouloagne ist dieser Tage das Franzoͤsische Dampf.⸗Paket⸗ boot mit dem Englischen zusammengestohen, wobet letzteres bedeu⸗ tenden Schaden gelitten hat.

Der Zustand der hiesigen Boͤrse ist noch immer fieberh ft, was man theils der neuen Belgischen Anleihe, theils dem Ge⸗ ruͤchte zuschreibt, daß die Englische Bank naͤchstens ihre Vorschuͤsse auf Unterpfand, die sich auf ungefahr 1,300,000 Pfd. belaufen, einfordern und ihre Wechsel⸗Operattonen auf fremden Plaͤtze wien der beginnen werde.

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““ Niederlande.

Amsterdam, 26. Sept. Die Course der Holländischen Staats. Papiere haben diese Woche wieder mehrere Schwankungen erlitten, wozu die Berichte über den Preisestand an den Börsen zu Paris und London die Veranlassung gegeben vaben. Die flaue Stimmung, welche gegen Ende der vorigen Woche bereits eintrat, behielt nach einer gerin⸗ gen Abwechselung an der Montag⸗Börse die Ueberhand und ohne daß eben bedeutende Verkäufe gemacht wurden, gingen fast alle Course ber⸗ unter bis vorgestern, wo sich wieder einige ansehnliche Käufer meldeten und den Markt unterstützten; die Preis⸗Verbesserung konnte sich indeß gestern nicht behaupten, wovon das Sinken der Spanischen Schuld⸗

Dokumente die nächste Ursache zu seyn schien. Integrale sielen vo 505% auf 50 vECt., gingen dann wieder ½¼ pCt. höher und blieben gestern 501 1 Ct.; öproc. wirtliche Schuld schwankte zwischen 97 ¾ und 97 ½¼ pCt.; deren letzter Cours war 97 ¾ pCt.; Ostindische Schuld stand am höchsten auf 94 ¾, schwankte dann zwischen 937 und 94 ¼9 Ct. und galt gestern nur 94 pCt. Auch die Preise von den Actien der Handels⸗Gesellschaft felgten dem Ganpe aller übrigen, indem dieselben allmälig his 102 58 pCt. fielen, sich plötzlich um 1 Ct. erhoben und 88 letzt 163 pCt. blieben. Russische ö6proc. Infcriptton ist von 68 bis 685⁄161 heruntergegangen; bproc. Wiener Metall. variirte zwischen 1023 und 101 ¾ pEt. Außer mit Integralen beschäftigten sich die Spekulanten auch hauptsächlich mit Ardoin⸗ Obligationen, die von 2151 , auf 1912⁄ Ct. wichen, dann wieder 20 ½ pCt. erreichten und estern bis 20 ½⅛ pCt. ftelen. 8 1 28 88 Am gestrigen Garkaise⸗ Markr wurden mehrere Partieen diessäh⸗ rigen Rheinischen Weizens ausgebeten, wodurch eine flauere Süm⸗ mung hervorgebracht wurde; Verbraucher zahlten für alten 128pfünd. weißbunten Polnischen Weizen 360 Fl.; 128pfünd. Rostocker 350 Fl.; 128pfünd. Pommerschen 342 Fl. Neuer 132pfünd. schöner deher Rhein⸗ Weizen wurde zu 302 Fl vergeben; 129 pfünd. Klevischer zu 281 und Schöner Reoggen kommt weniger vor und war fest im Preise. 120. 121. 122 pfünd. Preußischer galt 107. 168. 174 Fl.; 1lopfünd. dito 162 Fl.; 123 pfünd. Restocker 185 Fl.; 118pfünd. Cour⸗ scher Roggen 190 Fl. Alter Hafer war preishaltend: S8pfünd. feiner 130 Fl.; 78pfünd. zuner⸗Hafer 120 Fl. Neuer war billiger: 88pfünd. Der Getraide⸗Zoll für Oktober ist für Weizen unver⸗ ändert geblleben; übrigens wie folgt festgesetzt: eingehend für Roggen 9 Fl., Buchweizen 9 Fl., Gerste 7 ½ Fl., Hafer und ungeschälten Spelz 9 Fl.; ausgehend: alle diese Sorten frei von 8

Peigtioen. 8 8 Bruͤssel, 26. Sept. Der Franzoͤsische Botschafter, Mar⸗ quis von Rumigny, ist nach Paris abgereist, um dem Prozesse uͤber Ludwig Bonaparte beizuwohnen, welcher vor dem Pairs⸗ hose verhandelt wird. Der Legations⸗Secretair, Herzog von Bassana, wird in des Ersteren Abwesenheit die Functionen eines Geschäaͤftstraͤgers versehen. 1 Einige unserer Blärter fahren fort, uͤber die Frage zu dis⸗ kutiren, was Belgien im Falle eines allgemeinen Krieget fuͤr eine Stellung anzunehmen habe. Diesenigen, welche ihre Sher. pathie auf die Seite Frankreichs hinuͤberzieht, greifen den „In⸗ dépendent“, der auf einer strikten Neutraliraͤt besteht, mit man⸗ chen Sophismen an, unrd entstellen sogar seine Argumente, um sich den Schein des Rechts zu geben. Der „Independent“ hatte sich auf die Erklarung berufen, die Dänemark im Jahre 1780 den kriegfuͤhrenden Maͤchten uͤber die Grundsaͤtze der Neutralitaͤt, bei denen es waͤhrend des Krieges beharren werde, uͤberreichte; ein aͤhnlicher Schritt schien ihm jetzt von Seite Belgiens passend. Man antwortet ihm darauf, dies habe nicht verhindert, daß Daͤnemarks Neutralitaͤt im Jahre 1793 verletzt worden, und England im Jahre 1807 die Daͤnische Flotte vor Kopenhagen verbrannte. Der „Indépendent“ erwie⸗ dert, gegen solche Gewaltthaten koͤnne sich freilich nie eine schwaͤ⸗ chere Nation schuͤtzen, darum sey aber das Recht nicht min⸗ der Recht, und muͤsse die einzig halrbare Grundlage, auf die man zuletzt immer wieder zuruͤckkomme, bleiben. Dasselbe Jvur⸗ nal hatte an die Schweiz im Jahre 1813 erinnert, und eine Stelle aus dem damaligen Manifest der verbuͤnderen Maͤchte angefuͤhrt. Man antwortet darauf, eben der Durchzug der Ver⸗ buͤndeten durch die sich neutral halten wollende Schweiz beweise wieder, was es mit einer solchen Neutralttaͤt fuͤr ein Bewenden habe, worauf der „Independent⸗ erwiedert: ja wohl habe man damals die Neutralitat der Schweiz nicht geachtet, aber weil die Schweiz nur dem Namen, nicht dem We en nach neutral, son⸗ dern vielmehr ganz in das Interesse Frankreichs verstrickt gewe⸗ sen sey. Belgien solle sich vor einer aͤhnlichen falschen Stellung huͤten. Und doch sey der Schweiz, ungeachtet sie selbst zuerst aus einer neutralen Haltung herausgetreten, nach Beendigung des Feldzugs wieder der volle Genuß ihrer Unabhaͤngigkeit ge⸗ stattet worden, dessen sie sich auch noch erfreue. In einem letzten Artikel kommt nun der Independent dringender noch als bisher auf die Nothwendigkeit einer absoluten Neutralitaͤt zuruͤck, und ruft alle Belgier auf, sie zum Losungsworte zu nehmen, damit im Fall eines Kriegs die Drangsale desselben vom Vaterlande entfernt und seine Unabhaͤngigkeit, die man kaum erst mit großen Opfern errungen, nicht wieder ein Spiel des Zufalls werde.

Deutsche Bundesstaaten. .

Muͤnchen, 25. Sept. (Muͤnch. pol. Z.) Aus sicherer Auelle koͤnnen wir die von einigen hiesigen Blaͤttern gegebene Nachricht, daß schon am naͤchsten Sonntag am 27sten d. M. eine Probefahrt auf der Eisenbahn bis Augsburg stattfinden werde, als voreilig und unwahr bezeichnen. Eben so wenig ist uͤber den Tag der Eroͤffnung der Bahn bis jetzt etwas Sicheres bekannt, und alle Mittheilungen hieruͤber in oͤffentlichen Blaͤttern muͤssen so lange als unbegruͤndet gelten, als nicht eine offtzielle desfall⸗ sige Bekanntmachung von Seiten des Direktoriums erschlenen ist.

Mergentheim, 22. Sept. (Schwäaäb. M.) Heute Abend erfolgte die Ruͤckkunft Sr. Hoheit des Herrn Herzogs Paul Wilhelm von Wuͤrttemberg aus den sernen Gegenden des Orients in seine hiesige Residenz. Sichtbar geruͤhrt war er durch

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den ihm bereiteten feierlichen Empfang und durch die herzlichen Glückwuͤnsche zu den muthig uͤberwundenen Gefahren einer Reise, die dem Zwecke der Bereicherung der Naturwissenschaften galt. Die gelehrte Welt wird deshalb auch in ihren Erwartungen nicht lange unbefriedigt bleiben, inzwischen aber wird sie sich durch die Schäͤtze, die der Prinz auf seinen fruͤheren Reisen in Amerika und nun auch in Afrika sammelte, von neuem angezogen finden, in einem Naturalien⸗Kabinet zu verweilen, das als eines der in⸗ teressantesten in Deutschland bezeichnet zu werden verdient.

Einem Schreiben der Augsburger Allgemeinen Zei⸗ tung. aus Schwetzigen vom 21. September entnehmen wir Nachstehendes: „Der letzte Akt der Kriegs⸗Uebungen, die große Heerschau des Eten Armee⸗Corps, ist vor uns voruͤbergegangen, und hat einen eben so großartigen und erhebenden Eindruck auf alle Zuschauer ausgeuͤbt. Die vereinigten Truppen der drei Staaten waren am 20sten Mittags 12 Uhr auf der werten Ebene zwischen Plankstadt und Oftersheim in drei Treffen aufgestellt, deren erstes durch die Infanterie in Bataillons⸗Massen, das zweite durch die Ar⸗ tillerie und Pionniere in Linie, das dritte durch die Reiterei gleichfalls in Linte, gebildet wurden. Die Treffen waren der Schlachtordnung des Corps gemäͤß also geordnet, daß die Wuͤrttemberger den rechten, die Badener den linken Fluͤgel, die Hessen die Mitte hielten. Die Infanterie wurde divisionsweise von ihren Divisions⸗Generalen v. Bangold, v. Brand, Prinz Wittgenstein, v. Kuhn), die ge⸗ sammte Artillerie und die Pioniere von dem Großherzogl. Badi⸗ schen General⸗Major v. Lassolaye, das Reitertreffen von dem Koͤnigl. Waͤrttembergischen General⸗Lieutenant Grafen v. Bismark befehligt, das ganze Armee⸗Corps aber interimistisch von dem Großherzogl. Badischen General Lieutenant v. Stockhorn komman⸗ dirt, als dessen Chef vom Generalstab der Koͤnigl. Wuͤrttember⸗ gische General⸗Major v. Muͤller functionirte. Das Corps ruͤckte in der Stäͤrke von nahe an 25,000 Mann mit 34 Bataillonen, 36 Es⸗ kadronen, 50 Geschüͤtzen, 3 Pionier⸗Compagnieen mit Lauf⸗ und Bockbruͤcken aus. Um 12 Uhr, als die Aufstellung eben beendigt war, ritten Se. Majestaͤt der Koͤnig von Wuͤrtemberg und Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Großherzog von Baden und der Erbgroß⸗ berzog von Hessen, umgeben von der zahlreichen Schaar frem⸗ der Fuͤrsten, Generale und Offiziere auf das Revuefeld von der Seite von Schwetzingen ein, und zogen hierauf langsam an den drei Treffen hin. Nachdem diese erste Besichtigung vorgenommen war, sprengten die hoͤchsten Souveraine nach dem vor der Mitte der Aufstellung bezeichneten Difilirpunkt, dessen ganze Umge⸗ bung durch Badische Veteranen, mit gelb und rothen Faͤhnchen, vor dem Zudrange der unabsehbaren Zuschauermenge geschuͤtzt ward. Die Truppen setzten sich indessen in Kolonne, und der Vorbeimarsch derselben, waffenweise, Infanterie, Pionniere, rei⸗ tende Artillerie, Fuß⸗Artillerie, Reiterei begann In schoͤnster Hal⸗ tung und mit dem freudigsten Muthe zogen diese Deutschen Krie⸗ ger an ihren Fuͤrsten voruͤber, und ließen in dem Herzen jedes Anwesenden das Gefuͤhl des Vertrauens und der Kraft zuruͤck. Fragen wir uns nun nach dem Total⸗Eindruck des Ganzen, nach den Resultaten, die wir aus unsrer Betrachtung der Truppen zie⸗ hen, so muͤssen wir dieselben wie folgt bezeichnen: Der Gedanke, die Divisionen des Sten Armee⸗Corps zu gemeinsamen Kriegs⸗Uebun⸗ gen zu vereinigen, ist ein großer, schoͤner, äͤcht deutscher; die Ver⸗ wirklichung dieser patriotischen Idee, trotz der obwaltenden Schwie⸗ rigkeiten, gereicht den betheiligten Fuͤrsten und ihren Regierungen ur hoͤchsten Ehre, sie bildet eine wichtige Epoche in dem Deutschen taatenleben und zeigt, daß die Wehr⸗Verfassung des Deutschen Bundes eine Wahrhelt ist. Die Ausfuͤhrung der Uebungen selbst entsprach dem Rufe, den die militairischen Institutionen der drei Staaten von jeher im Einzelnen genossen, nur daß sich hier Alles als ein hoͤher potenzirtes Ganzes erwies, in welchem die verschiedenen Formen nach einem und demselben hohen Zweck hinwirkten. Und gerade dieses moͤchte die erfreulichste Wahrnehmung seyn, daß trotz der Eigenthuͤmlichkeit jedes Ein⸗ zelnen dennoch die operirenden Truppen in der Hand ihrer Fuͤhrer als aus einem Gusse bestehend erschienen, ja daß man wirklich glauben durfte, nur Ein Corps, nicht drei Divisionen, fuͤhren diese Bewegungen aus. Sollten wir aber die Vor⸗ zuͤge erwähnen, welche bei den einzelnen Divisionen sich be⸗ merkbar machten, so moͤchten wir bei den Badenern die ausge⸗ Fee schoͤne Haltung der Mannschaft, bei den Hessen große uhe und Praͤzision, bei den Wuͤrttembergern Raschheit in allen Bewegungen hervorheben, namentlich bei letzteren ihres Schuͤtzen⸗ Systems ruͤhmend gedenken, welches große Selbststaͤndigkeit der Plänkler bei ausnehmend schneller und zweckmaͤßiger Deckung der Truppen selbst gewaͤhrt. Noch haben wir der glaͤnzenden Feste u erwähnen, welche Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog von aden in Schwetzingen seinen hohen Gaͤsten und den Truppen bereitete. Vier Tage lang fanden große Mittagstafeln zu 200 bis 400 Gedecken in den weiten Raͤumen der Orangerie statt, denen Theater⸗Vorstellungen auf dem geschmackvoll eingerichteten Schloß⸗Theater folgten, zu welchen alle Offiziere geladen waren. Nach der Revue wurde die groͤßte Tafel gegeben, zu der alle fremden, jetzt gegen 300, und ein großer Theil der Offiziere des Ften Armee⸗Corps eingeladen wurden; nach dem auf die Tafel folgenden Schauspiele zeigte sich den herausgehenden Schauern der herrliche Garten im wundervollsten Glanze einer feenartigen

Beleuchtung.“ G Oesterreich.

1SSe Wien, 23. Sept. In verflossener Nacht ist Se. D rch⸗

laucht der Staatskanzler Fuͤrst von Metternich in Begleitung sei⸗ ner Familie von Koͤnigswart zuruͤck im besten Wohlseyn wieder hier 28 ee I er fruͤher in Bruͤssel als Geschäͤftsträͤger beglaubi sene Graf von Rechberg ist hier aneseEices b Neuere Briefe aus Serajewo melden, daß der Statthalter von Bosnien, Wedschihi Pascha, nach der Besitznahme dieser Bb 5 Haͤuser, welche den fluͤchtigen Urhebern des letzten usstandes gehoͤrten, darunter namentlich das des nach Ragusa gefluͤchteten reichen Moscheen⸗Inspektors, habe niederbrennen las⸗ sen, mit den uͤbrigen Bewohnern Serajewo's aber einen Ver⸗ gleich geschlossen habe, kraft dessen bis zum Eintreffen einer Groß⸗ herrlichen Entscheidung nichts gegen sie unternommen werden darf.

8 Italien. 8—

Rom, 18. Sept. (A. Z.) Gestern gegen Abend ist der Papst mit Gefolge von Castel Gandolfo zuruͤckgekommen, und hat den Palast des Quitrinals auf Monte cavallo bezogen, wel⸗ cher er, der gesuͤndern Lage wegen, statt des Vaticans, zu seiner beständigen Residenz ausersehen haben soll. Tausende von Men⸗ schen, zu Wagen und zu Fuß, waren dem Papst entgegengegan⸗ en oder erwarteten ihn am Thor von S. Giovanni, wo in palier das Linien- und Buͤrger⸗Militair mit ihren Musikchoͤren aufgestellt war. Unter dem Zuͤbel der versammelten Menge, dem Donner der Kanonen von der Engelsburg und dem Geläute der

8

Glocken hielt er seinen Einzug. Das Publikum war besonders

erfreut üͤber das gesunde und kräaͤftige Aussehen des Papstes. Als gebraͤuchlicher Gnadenakt bei der Ruͤckkehr nach längerer Ab⸗ wesenheit des Papstes ist diesmal eine Verordnung erschienen, nach welcher den kleineren Grundbesitzern eine Steuer⸗Ermaäßi⸗ gung zu gut kommt. Auch werden da die Armen nie vergessen. Der Niederlaͤndische Gesandte beim heiligen Stuhl, Graf von Liedekerke⸗Beaufort, ist nach einer mehrmonatlichen Abwesen⸗ heit hier auf seinem Posten wieder eingetrof’en.

Spanten

Madrid, 18. Sep. Die „Hofzeitung“ enthäͤlt ein von der provisorischen Regierungs⸗Junta an die Provinzial⸗Junten er⸗ lassenes Cirkular⸗Screiben, welches dieselben in Kenntniß setzt, daß, um ein Exempel zu statuiren und den Personen Schrecken einzujagen, welche versucht seyn koͤnnten, die Constitution und die Gesetze zu verletzen, sie dem politischen Chef vor. Madrid befoh⸗ len habe, die Minister Perez de Castro, Arrazola, Santillan, Soto, Graf Clonard, Armendariz und Sotele, welche der Koͤni⸗ gin zur Sanctionirung des Ayuntamiento⸗Gesetzes gerathen, zu verhaften und in Gewahrsam zu halten, bis die neu einzuberu⸗ fenden Cortes sie uͤber ihr Verfahren zur Verantwortung zoͤgen.

Briefen aus Valencia zufolge, hat der General O'Donnell seine Entlassung eingereicht und Paͤsse nach Frankreich verlangt. Ob die Entlassung angenommen worden, wird nicht gesagt.

Der General Iriarte, welcher von Vatencia hier angekom⸗ men ist, soll auf Befehl der Junta verhaftet worden seyn.

Die meisten Staͤdte Galiziens haben sich der Bewegung an⸗ geschlossen. Der General Sanz hat mit den wenigen ihm treu gebliebenen Truppen Santiago verlassen muͤsten.

Barcelona, 18. Sept. Der Herzog von Vitoria hat die hiesige Handelskammer aufgefordert, ihm 421 q Millionen Realen zur Bestreitung der Beduͤrfnisse der Nord⸗Armee vorzuschießen. Er bietet als Garantie verschiedene Contributionen, seine Unter⸗ schrift, das Vermoöͤgen seiner Gemahlln und die Unterschrift des Handlungshauses Santa Cruz in Logrono. Die Handelskam⸗

mer hat in ihrer heutigen Versammlung beschlossen, dem Verlan⸗ gen des Herzogs zu genuͤgen, jedoch keine Zinsen zu nehmen.

98 Serbien.

Fuͤrst Michael ist in Kragujevatz mit Jubel empfangen wor⸗ den; doch soll dort schon wieder ein neuer Volksauflauf statt⸗ gefunden haben. Die Serben verlangten die Ruͤckkehr des Fuͤr⸗ sten Miiosch an die Seite seines Sohnes und wollen, daß von den Tuͤrken die Auslieferung der abgesetzten Raͤthe und ihres An⸗ hanges selbst mit Gewalt gefordert werde. Fuͤrst Michael be⸗ schwichtigte auch diesen Aufstand, indessen duͤrfte ihm dasselbe nicht immer gelingen, es ist hohe Zeit, daß die Pforte sich zu irgend einem Schritte entschließt, der die Serbische Nation uͤberzeugt, daß man dem Rechte ihrer innern Selbststän⸗ digkeit nicht zu nahe treten will, und dadurch einer neuen allgemeinen Empoͤrung der Serben vorbeugt. Der kleine Anhang der Partei Wuesitsch ist in Verzweiflung uͤber die surcht⸗ bare Einstimmigkeit der ganzen Nation; diese Partei, welche die Einmischung der Pforte veranlaßt, und dadurch die mit so vielen Opfern erworbenen Rechte Serbiens so sehr gefaͤhrdet hat, sieht ihre einzige Rettung nunmehr in einer bewaffneten Inter⸗ vention und hegt jetzt die Hoffnung, Rußland und die Pforte werden, um ihr zu 7 usurpirten Rechten zu verhelfen, eine Armee nach Serbien schicken.

8 Taaükrkesi. 73

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den letzten Tagen hier eingegangenen Briefen zufol e, herrscht groͤßte Gaͤhrung unter den Tuͤrken in Ieenzzu & 5 2* ten Ibrahim Pascha als denjenigen, der sie von der Herrschaft der Ungläubigen befreien werde. Ist dies nicht uͤbertrieben, so duͤrfte sich der Empoͤrung der Syrischen Provinzen leicht eine andere gegenuͤberstellen und das veee eesen beider koͤnnte gefaͤhrliche Folgen haben. Bis jetzt hat sich jedoch, mit Aus⸗ nahme der bereits wieder unterdruͤckten Unruhen, in der Provinz Tocat kein bestimmtes Symptom eines nahen Ausbruches einer Empoͤrung gezeigt, und es ist fuͤr die Ruhe der Tuͤrkei aufrichtig zn. hoffen, daß die von der Regierung ergriffenen energischen Maßregeln zu diesem Zwecke hinreichend seyn moͤgen. Das am Sonntag angekommene Dampfboot hatte 30 Personen an Bord, die bei den erwaͤhnten Unruhen betheiligt sind und nun hier ihre Strafe erhalten sollen. Mit demselben Dampfbote kamen auch 1 ½ Bataillone regusairer Truppen hier an, die nach Cypern eingeschifft werden sollen, wo ein großes Depot gebildet wird. 50 kleine nach Syrien bestimmte Kanonen, worunter auch eini⸗ ges Berggeschuͤtz, sind bereits nach Cypern gesandt worden. Das Tuͤrkische Geschwader unter Capitain Walker hatte, wahrscheinlich widriger Winde wegen, die Kuͤste von Troja noch nicht verlas⸗

sen, als die „Hydra“ am Sonntag Abend dort voruͤberfuhr.“ Aus Konstantinopelschreibt ein Korrespondent mehrerer Deutschen Blaͤtter, daß, seit die verbuͤndeten Maͤchte ernstlich zur Ausfuͤhrung der Convention vom 15. Juli geschritten seyen, die forte sichtbar immer kaͤlter werde gegen den Franzoͤsischen Bot⸗ chafter Herrn von Pontois. Unter mehreren Beispielen, die zum Beleg dieser Behauptung angefuͤhrt werden, wird besonders her⸗ ausgehoben, daß die Pforte den Statthalter von Tunis, Achmed Bs. fuͤr seine Anhaͤnglichkeit und seine treu geleisteten guten Dienste zur Wuͤrde eines Muschirs erhoben habe. Da dieser Statthalter bekanntlich schon seit geraumer Zeit der Gegenstand heftiger Beschwerden von Seiten Frankreichs ist, welches seinem Einflusse einen großen Theil der Schwierigkeiten, welche die Fran⸗ zoͤsische Armee in Algier findet, zuschreibt, so will man hieraus einen Beweis folgern, daß die Pforte nicht nur kalt, sondern so⸗ gar herausfordernd und trotzend Frankreich gegenuͤber auftrete. Der Kiaja Achmed Pascha's ist von Konstantinopel mit wichtigen Auftraͤgen der Pforte nach Tunis abgesandt worden, und es hiet, daß diese auf die Stellung des Statthalters, Frankreich und Mehmed Ali gegenuͤber, Bezug haben und keinesweges freund⸗

liche Gesinnungen gegen Beide beurkundaean.

1““ a EeEE111““ Ueber di erhandlungen des Herru Cremieux und des Sir Moses Montefiore mit Mehmed Ali theilt die Leipziger Allge⸗ meine Zeitung nachstehenden Bericht aus einem Schreiben des Herrn Cremieux aus Alexandrien vom 26. August mit: Die Re⸗ viston des Prozesses der Juden in Damaskus ward durch ge⸗ wisse Umtriebe unmöͤglich gemacht, da man den Pascha zu uͤber⸗ reden gewußt hatte, man duͤrfe sich um keinen Preis zu Maßre⸗ geln herbeilassen, durch deren Erfolg der Agent einer noch be⸗ freundeten Macht kompromittirt werden koͤnnte. Schon verzwei⸗ felten wir, zu irgend einem Resultate zu gelangen, als ich auf den Gedanken gerieth, eine, die Freilassung der Juden betreffende Bittschrift von allen Konsuln, deren Beitritt zu erlangen seyn werde, unterzeichnen zu lassen. Neun Konsuln unterzeichneten

Konstantinopel, .2 Sept. (Morn. Chron.) Den 8

zu erklären.

Mexiko’s ausge beschränkt. Der

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sich wirklich; der Pascha erhielt Nachricht davon, und um den Schein, als handle er aus Nachgiebigkeit gegen das Einschreiten derselben, zu vermeiden, ertheilte er aus freien Stuͤcken den Be⸗ fehl zur Freilassung der Gefangenen, noch ehe ihm das Gesuch vorgelegt worden war. Auf diese Nachricht begab ich mich so⸗ gleich zu Mehmed Alt, den ich jedoch nicht in seinem Divan traf t sein Kommen erwartenè, knuͤpfte ich ein Gespraͤch mit Boghos VBe i an. Nach einigen Minuten trat der Pascha ein, bemerkte mich

und naͤherte sich mir laͤchelnd. Nun? fraate er, wie fuͤhlen Sie sich heute?

„Heute fuͤhle ich mich gluͤcklich, Ew. Hoheit sey's gedankt!“ Das freut mich, ich bin froh, erwas fuͤr Sie gethan zu haben. „Ich glaube den Worten Ew. Hoheit; jede Handlung der Gerechtigkeit muß Den, der ste vollzieht, eben so bealuüͤcken, wie Jenen, zu ves⸗ sen Gunsten sie vollzogen wird.“ Iy habe bercets befoblen, meine Beschlüͤsse in Wirksamkeir treten zu lassen. „Der Zweck meines Kommens ist, Ew. Heoheit mein tefes Dankgefühl aus

zudruͤcken: obwohl ich einsehe, daß meine persoöͤnliche Dankbarkeit Ihnen gleichguͤltig seyn muß, so —“ Im Gegentheil! Eie machen mir großes Vergnuͤgen. „So moͤgen Ew. Hoheit, „fuhr ich fort, „bedenken, das sechs Millionen Ifraeliten sich mit mir vereinen, die, uͤber die ganze Erde zerstreut, fortan ihre Wuͤnsche und Gebete fuͤr Sie gen Himmel schicken werden; und der Himmel pflegt das Flehen der Dankbarkeit zu erhoͤren.“ Gott wolle es. „Er wird es wollen! Beweist uns nicht die Geschichte, daß Gott inmer jene Fuͤrsten beschuͤhle, die den Juden Schutz gewaͤhrten? Er wird in dieser ernsten Zeit uͤber Ew. Hoheit wachen.“ Ich hoffe und wouͤnsche es.

„Die Beschraͤnktheit meiner Sphaäͤre raubt mir fast den Muth,

Ew. Hoheit meiner innigen Ergebenheit zu versichern; meine Fe⸗ der ist das Einzige, was ich anzubicten habe, und —“ O ich

weiß, wie gut Ihre Feder geht! „Darf ich die freudige Nach⸗ richt den Juden von Alexandrien und unseren arnien Bruͤdern von Damaskus mittheilen?“ Gewiß, meine Befehle sind bereits gegeben, und auch die Konsuln sellen davon in Kenntniß gesetzt werden. Laͤnast durchschaute ich diese Angelegenheit; gleich im An⸗ fange befahl ich die Tortur einzustellen, und seit dem Tag Ihrer Ankunft hat mich diese Sache ost beschaͤftigt. Die Wuͤrde, mit welcher der Pascha dies sagte, ließ mich ihn mit lebhafter Bewe⸗ gung betrachten; er bemerkte es und richtete seinerseits seine scharfen durchdringenden Augen auf mich. „Eine historische Erinnerung, so nahm ich das Wort, bietet sich meinem Geiste dar. Kleber sagte eines Tages zu Napoleon: Sie sind groß wie die Welt. Ew. Hoheit sind in diesem Augenblicke groß wie Napoleon.“ Die Ankunst Rifaat Bei's, des Tuͤrkischen Gesandten, verhinderte uns, dieses Gespraͤch weiter fortzufuͤhren. Als ich mich gruͤßend zuruͤckzog, rief mir der Pascha nach: Leben Sie wohl! Auf Wiedersehen. Mein Herz war voll Freude. Am Sonnabend Morgen wider⸗ hallten die drei Synagogen Alexandriens von Segenswuͤnschen fuͤr Mehmed Ali und Alle, die uns waͤhrend dieser unseligen Verfolgung eine huͤlfreiche Hand geboten hatten. Oesterreichs war dabei insbesondere gedacht, Cem Kaiser, dem Fuͤrsten Met⸗ ternich, so wie den Herren Laurin und Merlato ward der Zell unserer Dankbarkeit entrichtet. Fuͤrst Metternich hat sich in die⸗ ser Angelegenheit mit edelster Liberalitat benommen und bewiesen, wie hoch er uͤber allen Vorurtheilen steht. Ihm und Lord Pal⸗ merston, England und Oesterreich sind wir aufs tiefste verpflich⸗ tet. Auch Oberst Hodges, der Englische General⸗Konsul in Alexandrien, foͤrderte unsere Sache durch sein eifriges Zusammen⸗ wirken mit Herrn Laurin, dem General⸗Konsul Oesterreichs, wie

[denn uͤberhaupt alle Agenten dieser letzteren Macht uns auf be⸗

wunderungswuͤrdige Weise unterstuͤtzt haben. Gegen 3 Uhr Nachmittags erhielt ich vom Palast aus ein Exemplar von Meh⸗ med Ali''s Befehl, in Tuͤrkischer Sprache mit beigefuͤgter Franzoͤsischer Uebersetzung. Nichts kam meinem Erstau⸗ nen gleich, als ich darin auf die Worte stieß: „Die Herren Mo⸗ ses Montefiore und Cremieux haben mich gebeten, die gefangenen Juden zu begnadigen und in Freiheit zu setzen.“ Der Ausdruck „begnadigen“ versetzte mich in sieberhafte Aufregung. Ohne einen Augenblick zu verlieren eilte ich zum Pascha hin, den ich eben so guͤnstig gestimmt fand wie am Tage vorher. Nach den gewöhn⸗ lichen Begruͤßungen sagte ich ihm: „Ew. Hoheit sehen mich von einem lebhaften Schmerz durchdrungen, dem nur Sie Einhalt thun koͤnnen.“ Was ists? „Eine Wohlthat macht die andere nothwendig. Der Akt der Gerechtigkeit, den Ew. Hoheit vollzo⸗ gen, ist eine unermeßliche Wohlthat, doch muͤßte sie erfolglos blei⸗ ben, wenn Sie ihm nicht eine zweite folgen lassen.“ Erklaͤren Sie sich. „Ein Satz in dem Befehl Ew. Hoheit an Scherif Pascha lautet folgendermaßen: Die Herren Montefiore und Cremieur haben mich gebeten, die Gefangenen zu begnadigen. Bei uns in Europa versteht man unter Begnadigung die Vergebung, die man Schuldigen gewaͤhrt. Nun hat aber weder Sir Moses noch habe ich jemals gesagt, unsere ungluͤcklichen Bruͤder von Damaskus seyen schuldig.“ Mein Ferman nennt sie ja auch nicht schuldig! „Vergebung, Ew. Hoheit! es wird darin gesagt, wir haͤtten um ihre Begnadigung nachgesucht. Um diese zu er⸗ langen, haͤtten wir sie erst fuͤr schuldig halten muͤssen, sie sind

aber schuldlos in meinen wie in Sir Moses' Augen. Ew. Ho⸗

heit werden nicht wollen, daß eine Handlung, die uns erst so

viele Freude verursachte, nun zum Gegenstande bitterer Trauer

fuͤr uns werde!“ Nein, gewis nicht, versetzte der Pascha mit

einem Läacheln voll unbeschreiblicher Guͤte, was wollen Sie in

meinen Erlaß veraͤndert wissen? „Nichts, Ew Hoheit, als nur

das einzige Wort Afou (Gnade).“ So mag man es weglassen.

„Jetzt erst sind wir vollkommen gluͤcklich. Heute erheben sich in

allen Synagogen Alexandriens Segenswuͤnsche fuͤr Ew Hoheit; in weniger als einem Monat wird man in allen Israeltrichen Tempeln Europa's die Wohlthaten des Himmels auf Sie herad⸗ schwoͤren, und in zwei Monaten wird Ihr Name auf dem Er⸗ denrunde gesegnet und gepriesen werden.“ Um se desser, versetzte Mehmed Ali, ich wuͤnsche die Juden jufrieden zu, stellen. Unser Gespraͤch ging dann auf ander

Dinge uͤber. Im Fortgehen entschuldigte ich mich dei dem Pasch

daruͤber, daß ich ihn so oft belaͤstige. Kommen Sie wenn Sie wollen“, antwortete er, „und seven Sie immer der desten Auf⸗ nahme gewiß.“ Der Triumph, diese Ehren⸗Erklärung erwirkr zu haben, ist noch groͤßer als der, mit dem uns die Freilassung un⸗ serer Glaubens⸗ Genossen erfuͤllt. Die Nachricht hat unseren Feinden eben so viel Bestuͤrzung, wie unseren Freunden Freude

verursacht. Noch wollen wir den Pascha dirten, in einem Fer⸗

man die auf Blurschuld lautende Anktage füͤr emne Berieumdungz Erlangen wir dies, so agedenke ich auch zum die schaffung der Tortur nachzusuchen. Unsere projekrirte Reise nach Damaskus ist leider durch die politischen Verhältnisse unm baltch geworden, uͤdrigens ist sie, seitdem die Gesangenen sich auf freiem

Fuß befinden, nicht mehr eigentlich nöthig.“ Bergeruz. 2. Aug. Die am 13.

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