Es heißtt, Herr Orfila beabsichtige, gegen Herrn Raspail eine Diffamanonoklage einzubringen. Er soll zu gleicher Zeit A das Buͤüreau der medizinischen Akademie mehrere verstegelte Pak⸗ kete niedergelegt haben, in denen sich die verschiedenen Reagen⸗ tien befinden, mit denen er in Tulle operirt hat. S
Man beschaͤftgt sich in Paris mit dem Cassationsgesuche der Madame Laffarge. In einer so langen und verwickelten Procedur werden sich wahrscheinlich einige Cassationsmirtel auf⸗ finden lassen. Eines derselben wird darin bestehen, daß Madame Laffarge Mutter und Madame Bufieres, als Verwandte der Angeklagten, nicht vereidigt worden sind, da doch durch den Tod des Herrn Laffarge ohne Leibeserben jedes verwandtschaftliche Hand aufgehoͤrt hatte.
Boͤrse vom 2. Okt. Die heute fruͤh publizirte telegraphi⸗ sche Depesche hat, wie es sich leicht denken laͤßt, einen erschuͤttern⸗ den Eindruck auf die Boͤrse gemacht, und der Schreck war groͤ⸗ ßer, als an irgend einem der fruͤheren Tage. Die Z proc. Rente, welche gestern zu 70. 80. geschlossen hatte, fiel auf 66. 25. und schloß zu 66. 80., also ein Fall von 4 Fr.! Die 5 proc. Rente, welche gestern zu 10 ¾ schloß, ist bis auf 101 gefallen. Die Actien der Franzoͤsischen Bank stehen 2600, die 3 proc. Belgische Rente 57. 75.; die 5proc. Reapolitanische 95. 50. Die Actien der St. Germainer Eisenbahn wurden zu Pari ausgeboten; Versailles rechtes Ufer steht 350, linkes Ufer 230. I
Großbritanien und Irland.
London, 2. Okt. Gestern sind Ihre Majestaͤt die Koͤnigin und Prinz Albrecht von Windsor nach Claremont abgereist, wo der Hof bleiben wird, bis die Beisetzung der irdischen Huͤlle der Prinzessin Auguste, die gestern Abend nach Windsor gebracht wurde, voruͤber ist. Da die Prinzessin Auguste kein Testament hinterlassen, so wird ihr Vermoͤgen, welches ziemlich bedeutend seym soll, zwischen den Bruͤdern und Schwestern der Verstorbenen, Koͤnig von Hannover, den Herzogen von Sussex und Cambridge, der Herzogin von Gloucester und der Prinzessin Sophie, getheilt werden. Frogmore⸗House, der Wohnsitz der Prinzessin Auguste, geht nach einer unter Georg llI. angenommenen Parlamente⸗ Akte auf die aͤlteste unverheirathete Schwester der Verewigten, die Prinzessin Sophie, uͤber.
Die verwitt vete Koͤnigin Adelaide hat am Montag London verlassen, um sich nach Sudbury⸗Hall, in der Grafschaft Derby, zu begeben. Die Fuͤrstin von Hohenlohe⸗Langenburg, die Fuͤrstin Therese und der Fuͤrst Philipp Ernst von Hohenlohe⸗Schillingsfuͤrst sind am Dienstag nach Deutschland zuruͤckgereist.
Das Parlament ist vorlaͤufig von neuem bis Mitte naͤchsten Monats prorogirt worden.
Die Behauptungen des Franzoͤsischen „Capitole“ in Bezug auf den Zweck des am Montag in London gehaltenen Kabinets⸗ Raths und die angeblich in demselben gefaßten Beschluͤsse veran⸗ lassen den heutigen ministeriellen Globe zu folgender Erwiede⸗ rung: „Wir koͤnnnen nicht mit der Zuversicht des „Capitole“ über die „bekannten Resultate“ des Englischen Kabinets⸗Raths vom Montag berichten. Nichtsdestoweniger glauben wir, daß die Gesammt⸗Ergebnisse der in England oder anderwaͤrts gepflo⸗ genen Berathungen zur Erhaltung des Weltfriedens beitragen werden. Wir zweifeln nicht daran; England hat keine verdeckten oder besondere Zwecke, um deren willen es den Weltfrieden zu stoͤren wuͤnschen sollte; sein Interesse ist, ungeregelte Vergroͤßerungs⸗Zwecke zu hemmen, wo irgend solche Zwecke die Entwickelung des Verkehrs und der Huͤlfsquel⸗ len des Friedens durchkreuzen. Es freut uns indeß, in cinigen Franzoͤsischen Organen der oͤffentlichen Meinung einen etwas veraͤnderten Ton zu bemerken. Wo die Grund⸗An⸗ sichten unter den einsichtsvollen Personen in zwei Laͤndern so we⸗ nig von einander abweichen, wie in diesem Augenblick in Frank⸗ reich und England, da wird ein feindseliger Entschluß auf beiden Seiten hoͤchst unwahrscheinlich Wir koͤnnen, wie gesagt, nicht auf Autoritaten gestuͤtzt von Kabinets⸗„Resultaten“ sprechen; aber so veel wir daruͤber haben aͤußern hoͤren, ist das friedlichste Ergebniß das wahrscheinlichste. Was wir fuͤr das Unwahrscheinlichste hal⸗ ten, ist dies, daß, ohne daß ein Englisches Interesse auf dem Spiel stehe, welches nicht allen friedfertigen Mächten Europa's gemeinsam waͤre, und ohne ein Franzoͤsisches Interesse, welches die Gefahr einer feindlichen Entscheidungs⸗Weise werth waͤre, Frankreich und Englands der Welt das Signal zum Kriege geben sollten.’“ Die Morning Chroniele spricht sich bestimm⸗ ter aus; sie sagt in Betreff desselben Artikels des „Capi⸗ tole’“ Folgendes: „Der Beschluß, daß der Traktat vom 15. Juli vollstaͤndig ausgefuͤhrt werden solle, involvirt natuͤrlich die Verwerfung der Vorschlaͤge Mehmed Ali's. Worauf liefen diese Vorschlaͤge hinaus? Auf die Abtretung von Kandien und Adana. Kandien tritt er ab, weil er weiß, daß er es nicht be⸗ haupten kann; und es ist laͤcherlich, zu glauben, daß eine so ge⸗ ringfuͤgige Abtretung, wie die von Adana, im mindesten beruͤck⸗ sichtigt werden duͤrfte. Es bedarf keines Zauberers, um auszu⸗ mitteln, daß kein Englischer Kabinets⸗Rath durch den Beschluß, die Ausfuͤhrung des Traktats vom 15. Juli aufzugeben, seine oͤnigin und ihre Allüirten verrathen und sein Vaterland entehren wuͤrde. Dieser Traktat wird sicherlich in Ausfuͤhrung gebracht werden. Man wird Mehmed Ali nicht im Besitz von Syrien und Kandien lassen. Man wird jeden vernuͤnftigen Wunsch zei⸗ gen, Frankreich zu versoͤhnen; und wenn es ihm dann beliedt, sich den Verbuͤndeten wieder anzuschließen, von denen es sich ohne triftigen Grund getrennt hat, so wird
es mit Freuden in die Allianz aufgenommen werden. Man wird unserem maͤchtigen und aufgeklärten Nachbar alle vernuͤnftige Zugeständnisse machen. Aber so weit kann England die Versoͤhn⸗ lichkeit nicht treiben, daß es ohne Ursach von einem feierlichen Traktat zuruͤcktreten sollte. Dies wuͤrde eine Schmach fuͤr uns seyn. Wir haben alle Achtung vor dem Franzoͤsischen Volk, eine hohe Meinung von seiner Tapferkeit, wir wissen, daß ihre mili⸗ rairischen Huͤlfsquellen furchtbar sind, und wir wuͤnschen vor al⸗ len Dingen, auf freundschaftlichem Fuß mit ihm zu bleiben. Wollten aber die vier Maͤchte sich deshalb von ihrem guten Zweck abbringen lassen, weil das Franzoͤsische Volk entweder aus einer
undegreiflichen Versessenheit fuͤr den Pascha, oder aus einer Ab⸗ ssicht auf Aegypten, die sich nicht eingestehen laͤßt, entscylos⸗
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sen ist, einen rebellischen Unterthan des Sultans in Plaͤ⸗ nen zu unterstuͤtzen, die, wenn sie nicht bekaͤmpft wuͤrden, ie Integritäͤt des Tuͤrkischen Reichs vernichten müͤßten, so wuͤr⸗
sen sie dadurch geradezu vor der Welt bekennen, daß sie sich ge⸗
Sthigt fuͤhlten, vor Frankreich sich zu beugen. Wuͤrde Europa n so demuͤthiges Benehmen nicht als Eingestaͤndniß der Unfaͤ⸗ gkeit betrachten, ihre Ehre und ihr gutes Recht zu behaupten? ürde nicht das Franzoͤsische Volk zu allererst Verachtung gegen gtionen und Regierungen empfinden, die sich so erniedrigten? Fürde dieses Nachgeben, nicht dem guten Recht Frankreichs, undern der unvernüüͤnftigsten Laune, der Zaͤrtlichkeit fuͤr einen klei⸗ hen Tyrannen gegenuͤber, viel dazu beitragen, eine Nation, di
hier eingegangen,
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jederzeit von ihrem eigenen Gewicht sehr eingenommen und an⸗ deren Nationen nur zu wenig Gewicht beizulegen geneigat ist, ge⸗ maͤßigter zu stimmen? Wie lange wuͤrde Frankreich nach einem so demuͤthigenden Schauspiel ruhig bleiben, am Rhein sowohl wie an der Afrikanischen Kuͤste? Gewiß, es ist mit Nationen ganz sowie mit Individuen; wer den Frieden der Schmach vor⸗ zieht, der brinat Schmach uͤber sich, ohne den Frieden zu e⸗ langen. Der sichere Weg, in Krieg verwickelt zu werden, ist, wenn man sich uUnvernuͤnftigen und demuͤthigenden Forderungen Die Lord⸗Mayors⸗Wahl ist noch immer nicht beendigt; die Stimmensammlung dauert nun bereits drei Tage unter heftiger Aufregung fort, die zuweilen in lauten Tumult ausbricht. Alder⸗ man Harmer hat keine Aussicht mehr, gewaͤhlt zu werden; es ist der Tory⸗Partei gelungen, den Alderman Pirie und Johnson ei⸗ nem Jeden mehr Stämmen zu verschaffen, als jenem, der an⸗ fangs an der Spitze der Stimmliste stand. Beim gestrigen Schluß der Abstimmung hatte Herr Pirie 1904, Herr Johnson 1882 und Herr Harmer 1565 Stimmen. Unterdessen dauert die Polemik uͤber diese Wahl noch immer aufs lebhafteste fort. Außer den radikalen Sonntagsblaͤttern haben sich zwei liberale Tages Zeitungen, der Sun und der unter dem Londoner Buͤr⸗ gerstande vielverbreitete Morning Advertiser, des Herrn Har⸗ mer angenommen, und dieser selbst hat an die Aldermaͤnner, den Gemeinde⸗Rath und die Wahl⸗Burgerschaft von Lendon ein Schreiben gerichtet, worin er seine politischen und religioͤsen Ansichten zu rechtfertigen sucht und versichert, er sey ein war⸗ mer Freund der Staats⸗Kirche, des Thrones und der Verfassung zugleich aber ein Freund gesetzlicher Reform und der freiesten Pruͤfung aller auf Staat und Kirche bezuͤglichen Fragen, wie denn dies ein integrirendes Recht freier und muͤndiger Menschen sey; er sey zwar Eigenthuͤmer, aber nicht Herausgeber des „Wee⸗ kly Dispatch“, koͤnne also nicht fuͤr einzelne uͤbertriebene Aeuße⸗ rungen in demselben verantwortlich gemait werden. Am Z.. September war auch in dem Golden Croß⸗Hotel von einer Ver⸗ sammlung von Wahl⸗Buͤrgern folgender Beschluß gefaßt worden: „Die Opposition gegen Herrn Harmers Erwaͤhnung zum Lord⸗ Mayor ruͤhrt aus politischen Beweggruͤnden her und ist ganz unstatthaft; gegenwaͤrtige Versammlung ist daher entschlossen, die⸗ sen um das Gemeindewesen hochverdienten Herrn bei der bevor⸗ stehenden Wahl durch alle ihr zu Gebote stehenden Mittel zu unterstuͤtzen.’“ Ueberdies will die Stadt Rochester Herrn Har⸗ mer einladen, bei der naͤchsten Erledigung sich um ihre Vertre⸗ tung im Parlament zu bewerben. b b Pater Mathew befindet sich jetzt in Dublin, wo am Mon
tag und Dienstag an 50,000 Personen das Maͤßigkeits⸗Geluͤbde in seine Haͤnde abgelegt haben sollen.
Es soll eine strenge⸗Untersuchung aͤber den Ursprung des Feuers in den Docks von Devonport eingeleitet werden und ein
oder zwei Lords der Admiralitaͤt dabei den Vorsitz fuͤhren; doch ist, ministeriellen Blaͤttern zufolge, die Meinung, daß das Feuer angelegt worden, nicht die wahrscheinlichste, vielmehr glaubt man, daß es durch Selbstentzuͤndung entstanden sey. Ieest
Aus Liverpool wird geschrieben: „Das anhaltend regnichte Wetter in Nord⸗Amerika hat, nach mehrseitig eingegangenen Be⸗ richten, der Baumwollenpflanze bereits erheblichen Schaden zu⸗ gefuͤgt und unsere Spekulanten so sehr angeregt, daß sie im Lause dieser Woche an 10,000 Ballen zu Penny hoͤheren Preisen aufkauften. Wenn die Wittekung in den Vereinigten Staaten mit der hiesigen uͤbereinstimmt, dann wird beim Ein⸗ sammeln der Baumwolle ein bedeutender Ausfall gegen die vor⸗ jaͤhrige Aerndte sich ergeben.“ 2 .
Zwei Fregatten werden dieser Tage mit Linientruppen an Bord von Chatham nach Fedes abgehen, dessen Besatzung ansehnlich verstaͤrkt werden soll. ür
“ 22 Mayor von Newport, Sir Th. Philipps, welcher bei dem Ueberfall der Chartisten im November vorigen Jahres eine so große Thaͤtigkeit entfaltet hatte, ist in diesen Ta⸗ gen ein Silbergefäß von 1000 Pfd. St., dessen Kosten durch Subscriptionen waren zusammengebracht worden, uͤberreicht worden.
Der Globe meldet, die lange schwebenden Verhandlungen uͤber die Gruͤndung einer Bank fuͤr Asien in England seyen, dem Vernehmen nach, nun zu einem befriedigenden Schlusse gelangt, und die Regierung und der Rath der Direktoren der Ostindischen Compagnie, haͤtten den Grundsatz anerkannt, daß ein Freibrief fuͤr eine solche Bank erlassen werden solle. 9
Herr A. M. Skene von Durham hatte beantragt, daß die Stempel, mit denen jetzt die Briefe frankirt werden, nicht auf die Adreßseite, sondern auf die entgegengesetzte Seite des Briefes gesetzt und zugleich als Siegel gebraucht werden moͤchten. Die General⸗Post⸗Direction hat dies jedoch fuͤr unzweckmaͤßig erklaͤrt, indem bei der Eile, mit welcher das Annehmen und Ausgeben der Briefe bei den Posten geschehe, Stempel auf der Ruͤckseite leicht uͤbersehen und also frankirte Briefe mit Porto belegt wer⸗ den koͤnnten.
Die Dublin Evening Post sagt uͤber die Aerndte in Ir⸗ and: „Zwei Dinge sind ganz gewiß, erstens daß die Roggen⸗ und die Kartoffeln⸗Aerndte seit Menschengedenken in Irland nicht so reich war, als dieses Jahr. Es ist jedoch fast unnoͤthig, hin⸗ zuzufuͤgen, daß die Weizen⸗Aerndte, wenn auch nicht ganz fehlge⸗ schlagen, doch außerordentlich mangelhaft ist.
Aus New⸗York sind Nachrichten bis zum 7. September die indeß aus den Vereinigten Staaten nichts Wichtiges enthalten. In New⸗Orleans hatte man mit dem Schoo⸗ ner „Atrevida“ Berichte aus Campeach y vom 15. August em⸗ pfangen. Es herrschte dort beim Abgange dieses Schiffs vollkom⸗ mene Ruhe. Zwei Texianische Schiffe lagen dort vor Anker. Das New⸗Orleans Bulletin meldet:
„Wir haben bereits der Einnahme Tobasco's durch die Foͤderalisten erwaͤhnt. Nach den Aussagen des Capitains des „Atrevida“ hatte ein Theil der Centralisten⸗ Armee, aus 200 Mann bestehend, der genoͤthigt gewe⸗ sen war, die Stadt zu verlassen, spaͤterhin Verstaͤrkungen erhalten und war auf Tobasco marschirt, dessen Wiedereinnahme ihm ge⸗ lang. Die Ohnmacht ihrer Feinde benutzend, die an Krankheiten litten, hatten jene Truppen die empoͤrendsten Grausamkeiten ver⸗ uͤbet. Nichts wurde verschont, und alle Einwohner, die sich zu Gunsten der Foͤderalisten erklaͤrt hatten, wurden ohne Unterschied
niedergemacht und ihr Eigenthum gepluͤndert’“.. g HILR““ Aus dem Haag, 2. Okt. Die Hollaͤndischen Blaͤtter berichten: „Se. Majestaͤt der Koͤnig haben durch eine anf dem Loo erlassene Verordnung Se. Koͤnigl. Hoheit den Prchen Irze⸗ drich auf Hoͤchstdessen Ansuchen, seine Functionen eines Umsrals der Flotte und Chefs des Artillerie⸗Departements, unter Danbe⸗ zeugungen fuͤr die dem Lande in diesen Aemtern erwiesenen Dienste,
allergnaͤdigst entlassen.“ 5 8 Die allgemeine Rechenkammer soll sich mit dem Entwurf
eines Gesetzes beschäͤftigen, durch welches eine Garantie fuͤr die herwaltung der Finanzen dargeboten wird. Auch in der Orga⸗
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nisation der verschiedenen Verwaltungs⸗Departements werden meh⸗ rere Veraͤnderungen vorgenommen, welche die Reformen des Grundgesetzes nothwendig gemacht haben. Der Prinz von Wra⸗ nien soll in seinem Verhaͤltniß zuin Kriegs⸗Ministerium, nach Einigen durch den General de Kock, nach Anderen durch den GeneraleLieutenant Trip ersetzt werden. —
Der General⸗Gouverneur des Niederlandischen Ostindiens, General⸗Lieutenant Eerens ist am 30. Mat in dem Alter von 59 Jahren in Batavia gestorben. Er wird interimistisch durch den Grafen von Hogendorp ersett.
Schweden und Norwegen Stockholm, 29. Sept. Gestern varen alle Reichsstaände im Ritterhause versammelt, um uͤber die Repraͤsentations⸗Frage zu uͤberlegen. Die Sesston wurde von dem Landmarschall eroͤff⸗ net, welcher an die Wichtigkeit der Sache und die noch wichti⸗ geren Folgen eines Beschlusses in dieser Frage erinnerte. Meh⸗ rere unserer ausgezeichnetsten Redner aͤußerten sich alle fuͤr Ver⸗ aͤnderung der jetzigen Repraͤentation, doch Keiner fuͤr Annahme des in dieser Hinsicht von dem Constitutions⸗Comite gemachten Vorschlages. Die Ueberlegungen werden Ende dieser Woche fort⸗ gesetzt. Große Sensation erregte der Vortrag des Herrn To⸗ mander, Professer bei der Universitaͤt in Lund. Er redete 1 % Stunde mit einem ungewoͤhnlichen Talent und gab eine Uebersicht aller jetzigen Verfassungen, ihrer Vortheile und Fehler. Die Reden der Barone Hamilton und Sprengporten waren auch sehr gut abgefaßt. — Heute sind die Votirungen des ver⸗ staͤrkten Staats⸗Ausschusses vorgenommen. Mit wenigen Aus⸗ nahmen hat die Meinunzg gesiegt, welche fuͤr Ersparungen sich geaͤußert. 8 b Daͤnemark. Kopenhagen, 2. Okt. Die Stände⸗Versammlung hat mit 50 gegen 5 Stimmen beschlossen, von den ihr vorgelegten Ge⸗ setz⸗Entwuͤrfen in Beziehung auf die Aufhebung der Zahlen⸗Lotte⸗ rie abzurathen. 8. 8 In Betreff der Anlegung von Eisenbahnen in den Herzog⸗ thuͤmern hat ste mit 50 gegen 4 Stimmen beschlossen, den dar⸗ uͤber gemachten Antrag (aus Flensburg) der Regierung, ohne besondere Empfehlung und mit dem Gesuch einzusenden, daß die Meinung saͤmmtlicher Provinzialstaͤnde eingezogen werde, ehe eine Erlaubniß zur Anlegung einer Eisenbahn zwischen der Nord⸗ und Ostsee ertheilt wuͤrde. 8s daüntsche Sunbeestaaken Stuttgart, 2. Okt. Se. Koͤnigl. Masestaͤt sind, von der
Reise nach dem Haag zuruͤckkommend, gestern Abend in er⸗ wuͤnschtem Wohlseyn hier wieder eingetroffen. 1
Schwerin, . gl. Schwerinsche Wochenblatt“ enthaͤlt solgenden Erlaß: „Se. Koͤ⸗ nigl. Hoheit der Großherzog haben Allergnaͤdigst beschlossen, auf den 12. November d. J. einen allgemeinen Landtag in der Stadt Malchin anzusetzen und dazu nachstehendes Landtags⸗Ausschreiben an alle Behoͤrden und einzelne Gutsbesitzer, welche auf dem Landtage zu erscheinen berechtigt sind, erlassen. Schwerin, am 30. September 1840. Die Capita proponenda sind: J. Die or⸗ dinaire Landes⸗Contribution. II. Die Beduͤrfnisse der allgemeinen Landes⸗Receptur⸗Kasse. I11. Weitere Berathung uͤber angemessene Verbesserung der Krimina!⸗Rechtspflege. 1V. Maßregeln zur Be⸗ rathung von Eisenbahn⸗Anlagen. V. Berathung über die Gen⸗ darmerie⸗Ordnung und Sicherheits⸗Polizei“. “
Oesterreich.
Wien, 29. Sept. (A. Z.) Der Ungarische Bischof, Herr von Lonovics, befindet sich seit einigen Tagen in Wien und be⸗ reitet sich zu seiner Abreise nach Rom, wohin er im Interesse der Ungarischen Kirchen⸗Angelegenheiten gesendet wird. Diese beduͤrfen einer Ausgleichung um so mehr, da die Gemuͤther ohne endliche Entscheidung taͤglich heftiger aufgeregt werden, und das Verhaͤltniß zwischei dem Klerus und dem Lande immer unhalt⸗ barer zu werden droht. Ein Machtspruch „ von wo immer er ausginge, wuͤrde bet der etgenthuͤmlichen Stellung des Landes durchaus zu keinem Ziele fuͤhren, wohl aber eine billige Beruͤck⸗ sichtigung dieser Stellung. Herr von Lonovics ist eine Zierde des Ungarischen Episkopats, ein eben so gelehrter Theolog, als gewandter Landtags⸗Redner, ein guter Priester und ein milder Mann. Von ihm laͤßt sich erwarten, daß er als wahrer Frie⸗ dens⸗Vermittler in Rom erscheinen werde, gleich bedacht, die Satzungen der Kirche, wie die Ruhe der Laien zu bewahren.
Spanien.
Madrid, 21. Sep. (Morning Chroniele.) Alle große Staͤdte, so wie die meisten kleinen Staͤdte und bedeutenderen Doͤrfer haben sich der Bewegung angeschlossen. Selbst die von dem politischen Einflusse der Hauptstadt entfernte Insel Mayorca, der ruhigste Theil des ganzen Spanischen Gebiets, ist dem Bei⸗ spiele von Madrid gefolgt. Ueberall sind Junta's gebildet wor⸗ den und einige derselben haben Abgeorduete ernannt, die sich nach Madrid begeben sollen, wo sie indeß gegenwaͤrtig wohl nicht mehr so ausgedehnte Functionen auszuuüben haben duͤrften, wie es fruͤ⸗ her beabsichtigt wurde, indem man allgemein der Meinung ist, daß, da Espartero die Bildung eines Ministeriums und die Vermit⸗ telung zwischen der Krone und dem Volke uͤbernommen, die schwe⸗ bende Frage auf diese Weise und ohne Einschreiten einer Central⸗ Junta entschieden werden koͤnne.
Die provisorische Regierungs⸗Junta beschaͤftigt sich noch im⸗ mer mit der Absetzung oͤffentlicher Beamten; andererseits sorgt sie aber auch fuͤr die Beduͤrfnisse der Armee, und hat zu diesem Zweck gestern eine bedeutende Summe nach Barcelona gesandt und den hiesigen Offizteren und Soldaten die Haͤlfte ihres ruͤckstaͤndigen Soldes und den Wittwen die Hälfte der ruͤckstaͤndigen Pensionen ausgezahlt. In allen Geld⸗Angelegenheiten beobachtet sie die strengste Sparsamkeit und Oeffentlichkeitkt.
Es hat hier großes Aufsehen erregt, daß die Koͤnigin Herrn Cabello in Valencia zum Minister des Innern ernannt hat, ohne den Herzog von Vitoria, den sie selbst mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragte, zu Rathe zu ziehen. Ein Rund⸗ schreiben dieses Ministers an die politischen Chefs von Madrid und des uͤbrigen Spaniens wurde gestern in Gegenwart der provisorischen Junta geoͤffnet und die Bekanntmachung desselben, als ungesetzlich verweigert.
Die zur Vertheidigung der Stadt in den Straßen aufge⸗ worfenen Graͤben sind wieder zugeschuͤttet worden, damit sie den Einzug des Herzogs von Vitoria nicht behindern.
Barcelona, 25. Sept. Der Herzog von Vitoria ist mit einer starken Abtheilung seiner besten Truppen nach Valencia ab⸗ gegangen. Er hat eine Manifest erlassen, worin er erklaͤrt, daß die einzige Regentin, die Spanien haben koͤnne, die Koͤnigin
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Christine sey.
kann, moͤchte spaͤter mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Okt. Das „Großherzogl. Mecklenburg⸗
Als Kandidaten fuͤr das Ministerium nennt man die Herren Sancho, Olozaga, Chacon und Cortina. Es heißt, der Herzog von Vitoria werde, sobald er in Madrid den neuen Zustand der Dinge geordnet, sich nach Navarra und den Baskischen Provin⸗
zen begeben, um dort die Verhaͤltnisse zu reguliren. ot 8 Korrespondenz⸗Nachrichten aus Semlin vom 17. September, in der Agramer politischen Zeitung, melden uͤber die Serbischen Angelegenheiten Folgendes: „Aus Kragusewatz, wo gegen⸗ waͤrtig Fuͤrst Michael mit allen Dicasterien regidirt. wird gemel⸗ det, daß aus vielen Kreisen Serbiens einige Tausend Menschen, darunter viele der Angesehensten des Landes, sich versammelt, und an den jungen Fuͤrsten das Verlangen gestellt haben: unbedingt alle Jene, die fuͤr das Wohl des Vaterlandes und zur Erlangung des Ustaws (Landes⸗Verfassung) am meisten gethan, auch unei⸗ gennüͤtzig viele Opfer gebracht haben, gegenwaͤrtig aber in der Festung Belgrad eingekerkert sitzen, unverweilt freizulassen, und in ihre fruͤheren Anstellungen einzusetzen.“”) 1
TLürket.
KFKonstantinopel, 16. Sept. (A. Z.) Am Ilten d. hatte Baron Lieven eine Audienz beim Sultan, in welcher der Russische Abgesandte im Namen Sr. Majestaͤt des Kaisers von Rußland dem Padischah jede Unterstuͤtzung anbot. Der Sultan erklaͤrte, wie sehr er sich den Maͤchten, namentlich Rußland, zu Dank ver⸗ pflichtet fuͤhle, und sprach ferner von der Huͤlfe, die er, im Falle der Taurus von den Aegyptiern uͤberschritten werden sollte, von der Russischen Land⸗Armee erwarte, worauf Herr von Lieven im Auftrag des Kaisers Nikolaus die Erklaͤrung gab, daß es nur von dem Befehl des Sultans abhänge, wann und wie dies ge⸗ schehen solle. Vorsichtig waͤre es ohne Zweifel, noch bevor die Zeit der Stuͤrme auf dem Schwarzen Meere eintritt, wenigstens ein kleines Russisches Corps in Asien kampiren zu lassen, denn die Ueberfahrt, die jetzt binnen acht Tagen bewerkstelligt werden
Der Bann ist bekanntlich uͤber Mehmed Ali bereits ausge⸗ sprochen. Bei der großen Versammlung der Ulemas, unter dem Vorsitz des Mufti, zeigte sich fast gar keine dissentirende Mei⸗ nung; nur zwei Stimmen erhoben ein Bedenken, erklaͤrten sich jedoch bei den lakonischen Antworten, die der Koͤrper der Mu⸗ hammedanischen Rechtsgelehrten auf die gestellten Fragen zu ge⸗ ben pflegt, uͤbereinstimmend mit den uͤbrigen. Dann erst schritt die Pforte zur Ernennung des Pascha's fuͤr Syrien. Izzet Meh⸗ med Pascha ward zum Gouverneur von St. Jean d'Acre, als dem wichtigsten Punkt in ganz Syrien, ernannt. Diese Ernen⸗ nung wurde jedoch im Verfolg der Verfuͤgung uͤber die uͤbrigen Besitzungen des Vice⸗Koͤnigs abgeaͤndert, und der genannte Pascha, der sich eines großen Vertrauens bei der Pforte erfreut, zum pro⸗ visorischen Gouverneur von Aegypten und zum Seriasker in den Sy⸗ rischen Paschaliks erhoben. Dies duͤrfte zur Folge haben, daß Izzet Mehmed Pascha das Kommando uüͤver die Osmanische Armee am Taurus an der Stelle Hafis Pascha's uͤbernimmt, oder im Fall die Armee des Taurus nicht zu aktiven Operationen gegen Ibrahim bestimmt waͤre, das Kommando saͤmmtlicher Tuͤrkischen Expeditions⸗Truppen in Syrien erhielte. Izzet Mehmed Pascha ist aus der Zeit des Russischen Krieges als ein tapferer und um⸗ sichtiger Mann bekannt. Nach diesen Maßregeln der hohen Pferte ward vorgestern von hier aus den Konsuln der vier Maͤchte in Aegypten die Weisung zageschickt Alexandrien sogleich zu ver⸗ lassen, und sich vor ihrer Abreise mit Mehmed Ali in keine wei⸗ tere Communication einzulassen. Die Berichte aus Aegypten melden, daß Herr Hodges bereits am 8ten sich zu einer Reise nach der Syrischen Kuͤste anschickte, um sich mit dem komman⸗ direnden Admiral uͤber die zu treffenden Maßregeln zu bespre⸗ chen. Man glaubte hier, daß Herr Hodges diesen Vorwand bloß nahm, um ohne Aufsehen fortzukommen.
Baron Lieven hat sich dieser Tage mit Reschid Mehmed Pascha, dem hiesigen General⸗Genie⸗Inspektor, nach Asien bege⸗ ben, um das Terrain zu rekognosciren, und die zu einem Lager guͤnstigsten Plaͤtze aufzjunehmen. Man glaubt, die Umgegend von Nicomedien duͤrfte sich zu diesem Zweck als die vorzuͤglichste Ge⸗ gend sowohl in taktischer als in Ruͤcksicht der Gesundheit der Lage erweisen.
In einem von der Morning Chroniele mitgetheilten Schreiben aus Konstantinopel vom 9. September heißt es:
„Der erste Theil des großen Experiments, wie es hier von den so⸗ genannten Politikern genannt wird, ist bereits ausgeführt; der Sultan muß bereits im Besitz von Sprien seyn und die Blokirung von St. Jean d'Acre und Alexandrien muß begonnen haben. Die nächsten Nachrichten werden unstreitig darthun, wie sehr jene Leute den zu überwindenden Widerstand überschätzt haben, und wie falsch alle ihre Argumente gegen die Politik der Quintupel⸗Allianz gewesen sind „Rußland! Rußland!“ war ihr beständiges Geschrei. Die Türkei bieß es, werde den Russen überliefert; ein Britischer Minister ser des Hochverraths schuldig; Asien werde von den Truüppen des Kai⸗ sers überschwemmt werden, das Türkische Reich werde aufhören zu eristiren und die Hauptstadt desselben zur Hauptstadt des Russischen Reiches erhoben werden. Und jetzt, da Ibrahim in vollem Rückzuge und eine Russische Macht, um sein Vordringen aufzuhalten, nicht n⸗ nöthig ist, so ist an die Stelle des obigen Geschreis ein S:. ew. ähnlicher Art getreten. Die kombinirten Streitkräfte des Sultans 88s seiner Verbündeten, sagt man, seven unzureichend, die Türkisch 58 tte werde vor den Augen derselben verbrannt, die Britischen Seohcr vn 1 Meere hinweggeblasen werden und Mehmed Ali trotz Allen mir sei om Arabischen Soldaten seine Sache durchführen; Trank genad g5.
ee9 ügos · ; Frankreich werde die Blokade von Aegypten durchbrechen, und ein Krieg zwischen Frankreich und England sev daher unvermeidlich. Auf Sb. e mente ctwas zu erwiedern, wäre um so mehr eine unnütz aint 2 e Papier⸗Verschwendung, als sie schon am nächsten Ta 8 Iire, üune sachen widerlegt werden köunen Die ganze 8rg. 5 That⸗ vom Anfange bis zum Ende in wenigen Worten usazegac lißt sich Pascha der Pforte rebellirt, und bietet, indem er einen en Schwäche benutzt, den Befehlen eines Herrn, dos Seissece 84 schlägt die gegen ihn abgesandten Truppen und sucht sich veri e” machen. Unfähig, allein ihn zum Gehorsam zurückzubringen⸗ bangig zu Sultan die Hülfe Englands in Anspruch; aber die Streitkräfte Enmen b. waren in jenem Angenblick anderweitig beschäftigt, oder die Hülfe — durch einen Irrthum des Ministerinms nicht gewährt. S nde wandte sichsodann an Rußland und diellnterstützung wurde sogleich de ten ligt. Rußland erbot sich, dem Sultan bei jeder Gelegenheit bei Lee wenn er ihm besondere Vortheile bewillige und einen Vertrag F. abschließe; der Sultan willigte in seiner damaligen schwierigen L. ihm Alles ein und schloß den Traktat von Chunkiar Eskelessi ab. dis Ban günstigungen, welche dieser Vertrag enthält, sind aber natürlich d 8 übrigen Europa nachtheilig und die Mächte protestirten baces gogen denselben und behielten sich dadurch die reiheit E sich demselben zu widersetzen, wenn sie es für nöthig fänden. Endlich tritt der Casus focderis ein; der Pascha befindet sich abermals I in offener Empörung; der Sultan ist jetzt entschlossen, ihn zu demüthi⸗ gen und begehrt Hülfe von seinem alten Verbündeten. Um den von ihnen vorhergesehenen Folgen vorzubeugen, treten die übrigen Mächte inzu und bieten dem Sultan auch ihren Beistand an, damit Nsemand ein ausschließliches? 2 h ürli e. schließliches Vorrecht besitze. Hierauf geht natürlich der Sultan
gefundenen Sitzungen des Vereins Deutscher Philologen und Schul⸗
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So ward die gegenwärtige Convention unterzeichnet, durch welche die vier Mächte sich auf gleiche Weise anheischig machten, dem Sul⸗ tan den Beistand zu leisten, den er begehrt, und die Integrität seines Reiches unverletzt zu erhalten. Mit Hülse dieser Mächte ist jetzt der Sultan beschäftigt, seinen Zweck zu crreichen. Was ist nun England in dieser Angelegenheit mehr, als ein bloßer Beistand der Pforte, im Vereine mit Rußland, Oesterreich und Preußen? Warum also sollte England gezwungen sevn Frankreich den Krieg zu erklären wenn dieses die Blokade verletzt? Die Pforte allein ist der beleidigte Theil, und wenn die Pforte die Verletzung erwiedert, so entsteht dann natürlich erst die Frage, ob die Mächte den Sultan in einem Franzö⸗ sischen Kriege unterstützen wollen, und da die Wahrscheinlichkeit dafür ist, so ist anzunehmen, daß Frankreich nicht so leicht einschreiten und den Gefahren eines solchen Schrittes trotzen werde.“ “
Aegypten 1
Alexandrien, 9. Sept. CEngl. Bl.) Nachstehendes ist der Wortlaut des seinem Hauptinhalte nach bereits bekannten Schreibens Mehmed Alt's an den Sultan:
„Heheit! Die Entscherdung der vier großen Mächte, Rußland, Preußen, England und Oesterreich, in Betreff der orientalischen Frage ist mir, wie sie von den vier Gesandten in London verfaßt wurde, mit einem Befehle des Wesirs durch Ihren Diener Rifaat Bei, einen der Minister der Hohen Pforte und gegenwärtig mit einer Mission an mei⸗ nen Hof beauftragt, mitgetheilt worden. Ich habe diese Mutheilung mit der größten Ehrerbietung empfangen. Da in dieser Entscheidung nur der erbliche Besitz des Paschaliks Aegypten mir gewährt wurde, so nahm ich dies mit Dankbarkeit gegen die hohen Mächte und mit dem schuldigen Gehersam gegen Ihren göttlichen Schatten an. Ich habe nicht erst den Ablauf der Frist von zwanzig Tagen abgewarket, um diese Gunst anzunehmen, da es nothwendig ist, daß ich mich der Entscheidung der hehen Mächte und den Besehlen meines erhabenen Herrn und Gebieters unterwerfe. Noch ehe diese zwanzigtä⸗ gige Frist verstrichen war, nahm ich den Traktat mit dem aufrichtigsten Danke an. Se. Excellenz Rifaat Bei war dabei zuge⸗ gen. Möge die staltgehabte Zögerung nicht falsch ausgelegt, oder ei⸗ ner Abgeneigtheit, den Willen der hohen Mächte und meines erhabe⸗ nen Herrn zu erfüllen, zugeschrieben werden. Diese Zögerung fand nur statt, weil ich von dem Edelmuthe der hohen Mächte, vor denen ich die größte Achtung habe, die Annahme meiner Vorschläge zu erlan⸗ gen hoffte. Wenn dies Alles zu den Ohren Ew. Hoheit kommt, so bitte ich, als ein alter Diener und Sklave unseres erhabenen Herrn, die Verwaltung von Sprien für die Dauer meines Lebens mir und keinem Anderen zu übertragen. Ich verspreche, die Lage desselben zu verbessern; im ganzen Lande soll Ruhe herrschen, das Volk, Groß und Klein, soll glücklich werden und ich werde mich bemühen, meinem Herrn, meinem Padischah in dieser Beziehung große Dienste zu leisten. Diese Gunst erwarte ich von meinem Gebieter und von den hohen Mächten, für die ich Gebete zu Gott emporsende. Indem dies zur Kenntniß Ew. Hoheit gelangt, wird Alles von den erhabenen Befchlen abhängen. Mehmed Ali.“
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— — Stralsund, 30. Sept. In dem nun verflossenen September⸗Monat sind 126 Seeschiffe von 55 durchschnittlichen Lasten, wovon 42 beladen, 8âgeballastet in die Neu⸗Vorpommerschen Seehaͤfen eingelaufen; ausgegangen dagegen 98 Schiffe von 36 durchschnittlichen Lasten, wovon 77 beladen, und mit diesen sind ausgefuͤhrt, 1546 Wispel 15 Scheffel Getraide, 246 1 Wis⸗ pel Malz, 850*1 Wispel Rapp, 4361 Ctr. Oelkuchen, 1251 Klaf⸗ ter Holz und 204 Tonnen Heringe.
Breslau, 4. Okt. (Bresl. Z.) Die zu dem feierlichen Akt der Huldigung in Berlin angeordnete Deputirten⸗Wahl der Provinz Schlesien ist nunmehr beendigt, und ist die Abreise der Huldigungs⸗Deputirten in der Art bestimmt, daß selbige am 9ten d. M. in Berlin eintreffen. Uebrigens hat die Wahl der Hutl⸗ digungs⸗Deputirten nachtraͤglich in Folge Allerhoͤchster Entschlie⸗ bung dadurch eine Ausdehnung erhalten, daß den Magistraten derjenigen Städte, welche Viril⸗ oder alternirende Stimmen auf dem Landtage fuͤhren, freigelassen worden ist, re p. den Ober⸗Buͤr⸗ germeister oder Buͤrgermeister (falls solche nicht zur Wahl ge⸗ kommen) neben den gewaͤhlten Abgeordneten zur Zusvis uas ab⸗ zusenden. — Zur Vertretung der Geistlichkeit beider Konfessionen bei dem Huldigungs⸗Akt sind ebenfalls Repraͤsentanten fuͤr hiesige Provinz ernannt worden, und zwar naͤchst dem Herrn Fuͤrstbischof Grafen von Sedlnitzky und dem Herrn General⸗Superintenden⸗ ten Ribbeck von jeder Konfession 6 Abgeordnete. Aus hiesiger Stadt werden daher, als zur Huldigung gewaͤhlt, wie man ver⸗ nimmt, der Herr Weihbischof Latusseck, der Herr Superintendent 244 und der Herr Praͤlat Domherr Neander nach Berlin ab⸗ gehen.
— — Brieg, 5. Okt. Es wurden auf dem am lsten d. M. hierselbst abgehaltenen Herbst⸗Wollmarkt von den Rustikal⸗Be⸗ sitzern uͤberhaupt 181 Centner 97 Pfund Wolle zum Verkauf auf⸗ gelagert; im vorigen Jahre wurden dagegen nur 121 Centner 71 Pfund, mithin diesjaͤhrig 61 Centner 18 Pfund mehr, einge⸗ bracht. Die Preise waren der Centner der besten Sorte zu 55 Rthlr. — 53 Rthlr. 5 Sgr.; der mittleren Sorte zu 51 Rthir. 10 Sgr. — 49 Rthlr. 15 Sar., und der geringeren Sorte zu 47 Rthlr. 20 Sgr. — 45 Rthlr. 25 Sgr. Im Durchschnitt kommt daher der Centner auf 50 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., mithin gegen den vorjaͤhrigen Herbst⸗Wollmarkt um 2 Rthlr. 4 Sgr. 2 Pf. wohlfeiler zu stehen.
Wir theilen in Nachstehendem die Wohnungen der Herren Ober ⸗Praͤsidenten mit, zur Kenntnißnahme der hier eintreffenden Herren Huldigungs⸗Deputirten:
Der Herr Staats⸗Minister und Ober Praͤsident von Schoͤn
wohnt Linden Nr. 59; das Ober⸗Praͤsidial⸗Buͤreau der Provinz Brandenburg ist Haus⸗
voigtei⸗Platz Nr. I1; — der Herr Ober⸗Praͤsident von Bonin wohnt Wilhelms⸗
Straße Nr. 74; der Herr Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Praͤsident von
Merckel wohnt Burg⸗Straße Nr. 20, im Hotel de Saxe; der Herr Ober⸗Praͤsident Graf von Stolberg wohnt Mauer⸗
Straße Nr. 36; der 1* Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Präaͤsident von
incke wohnt Wilhelms⸗Straße Nr. 60; der Herr Ober⸗Praͤsident von Bodelschwingh wohnt Leip⸗ ziger Straße Nr. 65.
4 „ Wissenschaft, Kunst und Literatur. 1“ Gotha, 3. Okt. Die in den letzten drei Tagen hier statt⸗
männer haben nicht allein in der Stadt selbst Lehen und Bewegung verbreitet, sondern sind auch eine Veranlassung interessanter Debatten und Vorträge geworden. Die erste Sitzung (am 30. September) eröff⸗ nete, in Gegenwart Sr. Durchlaucht des Herzogs von Sachsen⸗Koburg⸗
ein, und Rußland entschließt sich, den übrigen Mächten beizutreten. 111“
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angesehener Männer, so wie vieler Damen, Fr. Jacobs mit einer Rede Üüber die ethische Kraft des Alterthums und die Wichtigkeit die⸗ ses Bildungsmittels bei der Erziehung der Jugend; sie war vortreff⸗ lich, wie Alles, was aus diesem Munde kömmt. Hierauf reoeie l)c. Günther aus Halle über die Theilnahme der gelehrten Schulen an der Wiederherstellung der öffentlichen Beredtsamleit, der Vice⸗Präsident, Professor Roß, empfahl das ausgelegte Probeblatt des Stademann⸗ schen Rundgemäldes von Athen zur Subscription, Professor Ritschl aus Bonn berichtete über eine technische Erfinoung von größtter Wich⸗ tigkeit. Es hat nämlich der Buchdrucker Uckermann in Erfurt ein Mittel erfunden, alte Handschriften mit der größten Genauigkeit und Wiedergebung jeglichen Zuges oder Fehlers in derselben so zu verviel⸗ fältigen, daß die benutzte Handschrift hierdurch nicht den mindesten
Schaden ecrleide. Die vorgelegte Probe einer Arabischen Hand schrif aus der Gothaischen Bibliothek geennse die .. Su chan ene. nete der Vortragende dem Vereine, daß er in Verbindunz mit dem ge⸗ nannten Uckermann entschlossen sey, einen cedex halseographieus zum Selbststudium für Philologen herauszugeben, der, mit den mannigfal⸗ tigsten Schriftproben der berühmtesten Handschriften ausgestattet, etwa 50 Bogen in Quart stark seyn nud, nicht über 5 Rthlr. kosten solle. Auf seinen Wunsch svrach nicht allein der Verein sein durchaus bei⸗ fälliges Gutachten über die Anwendbarkeit der Sache aus, sondern er⸗ klärte sich auch auf jede Weise zur Förderung und Unterstützung der⸗ selben bereit. Jetzt redete Hofrath Thiersch über die Entwerfung eines allgemeinen Schulplaus für Deutschland, worüber der Verein nach der ihm im Jahre 1839 zu Mannheim gestellten Aufgabe zu entscheiden batte. Er erklärte sich entschieden gegen einen selchen mit durchgängi⸗ ger Bestimmung der Versammelten, sprach sodann weiter uüͤber verschle⸗ dene Gegenstände des Govmnasial⸗Unterrichts, worüber an diesem und am folgenden Tage lebhafte Diekussionen herbeigeführt wurden, die auch der oben erwähnte Günthersche Autrag durch Professer Her⸗ 2 aus Marburg und Direktor Weber aus Bremen veranlaßt atle.
In der weiten Sitzung (1. Oktober) wurde die bereits in der vor⸗ bereitenden Sitzung am 29. September beantragte und vom Professor Ritschl im edelsten Lapidarstol verfaßte Votiv⸗Tafel an Gottfried Hermann durch treffliche Anreden des Präsidenten und Vice⸗Präsiden⸗ ten übergeben. Man ging dann zur Besprechung mehrerer Anträge über: wir erwähnen hier nur, daß der Vorschlag des Vereins Nord⸗ Deutscher Schulmäunner zu einer näheren Vereinigung mit demselben aus wichtigen Gründen abgelehnt wurde, und daß für den Ort der nächsten Versammlung zwischen den Städten Augsburg und Bonn man sich aus den bisher befolgten geographischen Rücksichten für Bonn ent⸗ schied. Auf der heutigen Tagesordnung waren die Verträge des Dr. Geppert aus Berlin über den jetzigen Standpunlt der Homerischen Kritif, der Professer Gerlach aus Basel über die historische Darstel⸗ lung in Tacitus Germania und der Professer Hermann aus Mar⸗ burg über die Hesiodeische Sage von den vier Weltaltern. Unter ih⸗ nen gab der erste dem Professor Lachmann aus Berlin und Profes⸗ ser Nitzsch aus Kiel zu längeren Debatten Veranlassung. Den Be⸗ schluß machte Gottfried Hermann mit einem edeln Nachrufe au Ottfr. Müller, der zwar im Leben sein nicht immer gerechter Geuner gewesen sey, dessen Verdienste er aber hier die ungeschmückteste Hoch⸗ achtung weihte.
Die dritte Sitzung war zuerst der Anhörung und Besprechung ver⸗ schiedener an den Verein gerichteter Anträge gewidmet. Es vergingen beinahe zwei Stunden, ehe die Vorträge beginnen konnten. Dann redete Konsistorialrath Bach aus Ohrdruff über die Einrichtung eines Lehrbuchs der christlichen Religion für die oberen Gymnasial⸗Klassen. Direktor Rothert aus Lingen theilte sehr interessante und aus mehr⸗ jähriger Erfahrung geschöpfte Bemerkungen über einen successiven Un⸗ terricht in den auf Schulen zu lehrenden Sprachen mit, dessen über⸗ raschende Erfolge Ober⸗Schulrath Kohlrausch als Vorgesetzter des Redenden durch sein Zeugniß bestätigte. Hierauf sprach Prof. Rein aus Eisenach über die Staats⸗Weisheit der Römer, wie sie sich im Strafrechte offenbart hat. Dr. Gräfenhan aus Eisleben schilderte
Gotha, des Herrn Erbprinzen, des Ministers von Stein und anderer
den Aristophanes als ästhetischen Kritiker und Prof. Ohm aus Berlin schloß mit einem Vortrage über seine Methode des mathematischen Un⸗ terrichts. Unter den debattirenden Anwesenden waren Prof. Schnitzer aus Heilbronn, die Direktoren Peter und Hartung aus. Meiningen und Schleusingen und Hofrath Kries aus Gotha. Hierauf sprach Prof. Roß Worte des Abschiedes und des Dankes für das ihm ge⸗ schenkte Vertrauen. Hofrath Thiersch brachte im Namen des Vereins Sr. Durchlaucht dem Herzoge, den Staats⸗Behörden, den Bürzern und Vorstehern der Stadt den Dank dar. Prbf. Hermann aus Marburg bean⸗ tragte eine schriftliche Dank⸗Adresse an den Durchlauchtigsten Herzog und den Stadtrath zu Gotha; beides ward durch Acclamation beschlossen. Rüh⸗ rend und erhebend waren die Schlußworte des ehrwürdigen Fr. Ja⸗ cobs, durch welche er die Sitzungen des Vereins für beendigt erkläͤrte.
Von den Anträgen ist noch der des Prof. Haase in Breslau zu erwähnen, daß ein Verein sich bilden solle, um durch Geld⸗Beiträge von 1200 — 1500 Thalern zwei junge Phitologen zur Vergleichung der besten Handschriften in den Bibitotheken auszurüsten. Zur Ausführung desselben wurden Prof. Haase selbst, die Professoren Walz in Tübin⸗ gen, Ritschl in Bonn, Lachmann in Berlin, Thiersch in München vom Verein bestätigt; auch sind bereits bedeutende Summen unterzeich⸗ net. Der Antrag einer Müller⸗Stiftung, um Ottfr. Müller's großen Namen noch im Tode zu ehren, so wie der Vorschlag des Hofrath Thiersch, sich mit Herstellung einer Deutsch⸗Lateinisch⸗Griechischen Grammatik zu beschäftigen, die eine Vorbereitung für jede spätere spe⸗ zielle Grammatik sevn sollte, wurden der nächsten vierten Versammlung zur Regulirung zugetheilt. b
„Hiermit endeten diese Versammlungen, die durch Würde, Huma⸗ nität und freie Diskussion sich durchweg auszeichneten und allen Theil⸗ nehmern noch lange zur wohlthuenden Erinnerung gereichen werden. Die gemeinsamen Mittags⸗Mahlzeiten und die Abend⸗Uunterhaltungen waren zahlreich besucht, und die ersteren durch ernste und heitere Trint⸗ sprüche auf die heutige Philologie und ihre edelsten Vertreter vielfach gewürzt. Die Zahl der zusammengefommenen Philologen und Schul⸗ männer war 214.
Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 6. Oktober.
1ne 8 ng Zeitdauer Abgang Zeirdauer
vo G von EEEE1 St. M. Potsdam. St.
Um 8 Uhr Morgens . — 41 sum 6 ½ Uhr Morgens. ö199ö. „ Nachmitt.. 47 2½ „ 8 — 43 „ Abends. — 11 . 5 —189
Mittags.. Nachmitt. Abends ..
—52-2ö;
Meteorologische Beobachtungen.
1830. Merpens
6. Oktover. Luftdruck..336,61„„sar. 336 71 Luftwärme. +. 440 R. + 88 Thaupunkt +. 35 9 K +t. 42
Danstsaneizung 93 vG 72 p;H
Abends 10 ubrr
Fataanger
eoba htung.
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Naa⸗,
6 Uhr. 2 Uh:
pur. 336,88“ “„ P ꝛzr. Qucuwärnie 8.0 * 1. ++ 6,5 0b Fnatnärm 9,0 N. [+ 4,10 Bodeuwerme 10,00 v. 882 „Ct. a9edüunstung 0.227 N. Emim neblig. regnig. bewölkt. ederckag 0,021 Rt. miad. SW SSW WSu. Waäͤrrewechfel *. 9,2 Wotkenzug. — SSM. Wewm. 4-5 °“. Tagesmittel: 336,72 "„p . 6609.. 1,10 7. 82 Cr. WMEW.
Auswärtige HBörse n. f AImsterdam, 3. October Niederl. wirkl. Schuld 48 . 5 % do. 95274. 5 % Span. 19 1. Passive. —. Ausg. — Ziusl. Sch. —. Pol. —. Oesterr. Met. 1
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