1840 / 281 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ruhigem Blicke betrachten. Es ist keine Verpflichtungen eingegan⸗ gen; es braucht nicht sein letztes Wort zu sagen, bevor der Augen⸗ hück gekommen ist, und Niemand hat das Recht, es aus eigener Machtvollkommenheit auszusprechen. Die Journale der linken Seite schreiben der Regierung eine Politik der Einschuͤchterung und der Prahlerei zu, die, wenn man sie wirklich befolgt hat, schon im Laufe der Unterhandlungen oft gescheitert seyn muß. Wir aglauben und heffen nicht, daß es wirtlich die Politik des Mini⸗ steriums gewesen ist; wir sind uͤberzeugt, daß sich die große Ma⸗ jorität des Landes derselben nicht anschließen wuͤrde.“”“ Die Regierung publizirt nachstehende telegraphische De⸗ eschen: 8 „l. Marseilke, 2. Okt. Der Chef des Seedienstes an den Marine⸗Minister. Der „Dante“ kommt von Malta an; er meldet, daß er bei seiner Abfahrt das Linienschiff „Cam⸗ bridge“ daselbst zuruüͤckgelassen, welches von England gekommen war und Anstulren traf, nach der Levante abzugehen. Die Briefe aus Syrien bestätigen das Bombardemeut von Beirut. Der Capitain des „Scamandre“ schreibt mir vom 25sten von Malta, daß bei seiner Abfahrt von Konstantinopel ein im Divan gehal⸗ tener Conseil die Absetzung Mehmed Aln's ausgesprochen haͤtte. Die Botschafter Englands und Oesterreichs waren bei diesem Conseil anwesend. Die Franzoͤsische Flotte war zu Napoli. Privatbriefe melden, daß die zu Beirut gelandeten Truppen gezwungen worden seyen, sich mit einem Verluste von 2000 Mann wieder einzuschiffen.“ *) 1 „lI. Bayonne, 3. Okt. 9 Uhr Morgens. Ma drid, 29. Sept. Der Franzoͤsische Botschafter an den Con⸗ seils⸗Praͤsidenten. Espartero hat heute in einm sechsspaͤnni⸗ gen Wagen seinen Einzug in Madrid gehalten, inmitten einer un⸗ ermeßlichen Volksmenge. Er wurde fortwährend mit zahlreichen Vivats begruͤßt. Die Provinzial⸗Deputation und das Ayunta⸗ miento empfingen ihn in dem Hotel, wo die Junta ihre Sitzun⸗ gen haͤlt. Die Stadt ist illuminirt.“ 1 Die Quotidienne spricht schon von einem Ministerium, welches man fuͤr den Fall der Aufloͤsung des jetzigen gebildet habe. Der Marschall Soult wuͤrde als Kriegs⸗Minister an die Spitze desselben treten. Herr Guizot wuͤrde die auswärtigen An⸗ gelegenheiren, Herr Villemain den oͤffentlichen Unterricht, Herr Passy die Finanzen und Herr Dufaure die oͤffentlichen Bauten uͤbernehmen. 2 Der Messager widerspricht heute der Behauptung mehre⸗

reer Blaͤtter, daß die Regterung die telegraphischen Depeschen dem

Publikum eine Zeitlang vorenthalten habe. Sie waren unmit⸗ telbar nach ihrem Eingange veroͤffentlicht worden. b

Die geheimen Berathungen des Pairshofes dauern noch im⸗ mer fort. Man will indeß wissen, daß die Todes⸗ und Devpor⸗ tations⸗Strafe, welche man nach einander gegen den Prinzen Louis Bonaparte in Vorschlag gebracht haͤtte, beseitigt, und daß derselbe zu lebenslaͤnglicher Haft in einer Festung des Koͤnig⸗ reichs verurtheilt worden waͤre. Mehrere der Angeklagten sollen freigesprochen worden seyn.

Es heißt, der Marschall Soult wäre gestern in Paris ein⸗ getroffen.

In einem hiesigen Journale liest man: „Es wird heute behauptet, daß die Nachricht eingegangen sey, Ibraham Pascha habe sich, nachdem er ein Corps von 40,000 Mann unter den Befehlen Soliman Pascha's in Syrien zuruͤckgelassen, nach dem Taurus gewendet; er sey entschlossen, auf Konstantinopel zu mäarschiren, und alle glaͤubigen Muselmänner zur Vertheidigung des Vater⸗ landes, auf dessen Vernichtung die christlichen Nationen es abge⸗ sehen ha ten, aufzurufen.“ Dius Journal de Havre vrotestirt gegen das Geruͤcht, daß Franzoͤsische Matrosen die Anstifter des furchtbaren Bran⸗ des zu Devonport gewesen waͤren. Dieses Geruͤcht war in Ha⸗ vre selbst verbreitet. Jenes Journal wiederholt es nur in der zuversichtlichen Hoffnung, daß man einer solchen Angabe in der soͤrmlichsten Weise widersprechen werde. Die neuesten Englischen Journale enthalten kein Wort von einem solchen Verdachte.

Großbritanien und Irland 88

vondon, 3. Oktober. Der Herzog von Cambridge wird, wie verlautet, heute nach dem Kontinent zu seiner Gemahlin rei⸗ sen; gestern wohnte Se. Koͤnigliche Hoheir noch mit dem Prin⸗ zen Georg in Windsor dem Leichenbegaͤngniß seiner Schwester, der Prinzessin Auguste, bei; der Herzog von Susser konnte we⸗ gen Uapaͤßlichkeit nicht dabei zugegen seyn. 8 b In der Hofzeitung werden jetzt die von dem Capitain Hob⸗ son erlassenen Proclamationen, durch welche derselbe Neu⸗See⸗ land im Namen der Britischen Regierung in Besitz genommen hat, in offizteller Form veroͤffentlicht. I Sir Watkin Pell ist zum Befehlshaber des Linienschiffs „Howe“, von 120 Kanonen, ernannt worden. Die durch den Tod des Herrn Marsoribanks erledigte Stelle im Direktorium der Ostindischen Compagnie ist dem Obersten A. Gillowey zugefallen. Die Temes beruft sich in einem Artikel uͤber die Kriegs⸗ und Feriedensfrage auf die Aeußerung des Herzogs von Welling⸗ ton, daß man allerdings die Pforte beschuͤtzen, aber jeden Streit mit Frankreich vermeiden muͤsse. Sie meint, daß der Tuͤrkei an dem Besitze Syriens gar nichts gelegen seyn koͤnne, zumal da es dem Pascha ein Leichtes seyn wuͤrde, diese Provinz mit seinem großen Heere immer wieder zu uͤberschwemmen. Das wahre In⸗ teresse der Tuͤrkei erheische, daß ihr jetziger Besitzstand in Europa gegen Rußland und in Asien gegen Mehmed Ali garantirt werde In diesem Sinne solle man der Franzoͤsischen Regierung entge⸗ genkommen, ohne sich an die Franzöͤsische Presse und das junge Frankreich zu kehren, denn keine Uebereinkunft koͤnne befriedigend seyn, in welche Frankreich nicht mit eingeschlos⸗ en ware.

Der ministerielle Glohe sagt mit Hinsicht auf den Plan zur Befestigung der Stadt Paris, er bezweifle nicht, daß die Franzoͤsische Regierung recht und klug daran thue. Dies Blatt erennert daran, daß Napoleon denselben Plan nicht nach einer iederlage, sondern nach seinem Siege bei Austerlitz gefaßt habe,

*) Die Nachricht von dem Siege Ibrahim Pascha's, die ohnehin aus nicht autbentischen Quellen aigea. 1,5,52 büe- ven Erklärungen über diese teiegraphische Depesche nothwendig. Zuerst fällt cs auf, daß das Datum nicht angegeden ist, an weichem Ibrahim Pascha die in Beirut gelandeten Truppen gezwungen hätte, sich wieder emzuschiffen. Dann aber muß bemerkt werden, daß der „Pante“ am 26. September von Maltg abgegangen ist, während der „Aigie“, dessen in der gestrigen telegraphischen Depesche erwähnt wurde, einen Pag spä⸗ ter, nimlich am 27sten von Malta abgesegelt war, und nichts von je⸗ nem Erfolge Jbrahim Pascha's gemeldet hatte. Es ist daher zu ver⸗ muthen, daß jene Nachricht mit irgend einem erfolglosen Angriffe Ibrabim Pascha's, waͤhrend der Belagerung von Beirut verwechselt worden, und bis jetzt wenigstens muß man berechtigt seyn zu glauben, das noch keine neuere Nachricht als die Besetzung Beiruts durch die perbündeten Truppen in Paris eingegangen ist. 8

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I“ 12 8.

und meint, daß die Zeit kommen duͤrste, wo man auch land an Staͤdtebefestigungen denken werde, denn die Einfuͤhrung

der Kriegs⸗Dampfschiffe aͤndere wesentlich die Frage insulanischer und obwohl England noch weit über⸗ daß, wenn ein Schiff in einen Nothhafen eingelaufen gewesen daß dies im- mer so bleiben werde; mit dem Nationalgeist allein sey die Sache

auch nicht gethan, wenn dieser nicht einen Ruͤckhalt materieller

Sicherheit und maritimer Vertheidigung, jetzt im Maschinenwesen den anderen Nationen legen sep, so duͤrfe man doch nicht darauf rechnen,

Staͤrke hinter sich wisse; zwar wuͤrden weder London noch Pa⸗ ris, befestigt, eine lange Belagerung aushalten koͤnnen, aber gut moͤchte es immer seyn, wenn eine große Hauptstadt gegen einen feindlichen Handstreich geschuͤtzt waͤre. . 88

Die Bieiminen in Derbyshire sind in voller Beschaͤftigung,

da die Franzosen hier Blei in ungeheuren Quantitaͤten aufkau⸗

sen und 21 Pfd. St. fuͤr die Tonne bezahlen.

In der erwähnten Rede, welche Lord Ebrington, der Lord⸗ Lieutenant von Irland, bei der feierlichen Inauguration des Lord⸗Mayors von Dublin hielt, erklaͤrt derselbe unter Anderem, daß eingestaͤndige Repealer zu keinen

Ehrenstellen zugelassen werden sollten. Daß er uͤbrigens nicht ge⸗

gen die Repeaser einschreiten wolle, motivirte er dadurch, weil

jede gewaltsame Unterdruͤckung nur Oel ins Feuer gießen wuͤrde. In Dublin ist uͤbrigens das Geruͤcht verbreitet, daß Lord Ebring⸗

ton das Lord Lieutenants⸗Amt von Irland niederzulegen beabsich⸗ 2 tige, und daß dann das ganze Whig⸗Ministerium noch vor der als vermeintlich grundgesetzwidrig, zu beschweren, und Vorstel⸗

iedereröffnung des Parlaments auseinander fallen werde. Die Tories meinen, O'Connell wuͤrde die Repeal⸗Agitation, die zu of⸗ fenbarer Verlegenheit seine Whigistischen Freunde gereiche, nicht so lebhaft wieder erweckt haben, wenn er nicht voraus⸗ gesehen daß die Tage des Whig⸗ Ministeriums gezählt seyen. O Connell hat in einem Schreiben Darryaane⸗Abtei vom 19. September die Cinladung der Repealer von Limerick zu einem Festmahl angenommen, das am 7. Oktober in dieser Stadt vor sich gehen soll. Man wird dem Agitator in einem feierlichen Aufzuge der Stadt⸗Gewerke mit Musik und Fahnen einholen.

lung auf der Kornboͤrse zu Dublin, bei welcher Herr John

O Connell den Vorsitz fuͤhrte, verlas dieser ein Schreiben seines

Vaters, das in Bezug auf die Repeal⸗Uniform Folgendes ent⸗ hielt: „Mein Sohn, ich schicke Euch das Tuch. Ich habe das

damit Anderen nichts vorschreiben.

Landes erlaubt, diesen Fabrikzweig zu ermuntern” Am 30sten v. M. ging zu Dublin das

Wohnsitz vom Schlage getroffen worden.

Ein Herr Watton von Hull ist der Erfinder eines neuen

See⸗Telegraphen⸗Systems, vermittelst dessen man mit Schiffen 1 bern 8 burgs Einwehuner Meiner fortwährenden Gesinnung für Sie und Mei⸗

mehrere Stunden vor ihrer Ankunft im Hafen korrespondtren kann.

bringen.

Commodore Navpier bei einem dem Admiral Codrington gegebe⸗ nen Gastmahle folgenden Toast ausgebracht: „Einen tůchtigen Krieg und wenn mit Frankreich, um so besser! Ich weiß nicht, ob er den Leuten am Ruder gefallen wird, aber ich brauche ihn.“

Einige behaupten, bei der naͤchsten Zusammenkunft der Bank⸗Direktoren, werde der Zinsfuß auf 6 pCt. erhoͤht werben. * . Sn 8

Der Standard traͤgt sich mit dem Geruͤcht, daß nach der Annaͤherung, welche in juͤngster Zeit zwischen dem Koͤnige von Neapel und der Franzosischen Regierung stattgefunden habe, im Fall eines Krieges die See⸗Streitkraͤfte Neapels zur Verfüͤgung des Köͤnigs der Franzosen wuͤrden gestellt werden; ja, er geht sogar so weit, hinzuzufuͤgen, daß man in Toulon bereits 12 Neapoli⸗ tanische Schiffe erwarte. 22—

Als ein eben nicht haͤufiges Beispiel Anglikanisch⸗bischöflicher Freigebigkeit meldet der Globe, daß der iggistische Bischof von Baͤngor in Nord⸗Irland fuͤr den Wittwen⸗ und Waisen⸗Fonds der Geistlichkeit seines Kirchsprengels 1000 Pfd. Sterl. beige⸗ steuert habe.

Das lange gesuchte Grab Dr. Miles Coverdale’s wurde die⸗ ser Tage endlich in der Bartholomaͤus⸗Kirche neben der Boͤrse entdeckt, und es sollen die irdischen Reste des ehrwuͤrdigen Bi⸗ bel⸗Uebersetzers in die alte Kirche St. Magnus des Maͤrtyrers, an welcher derselbe Pfarrer gewesen, gebracht werden.

Aus Portsmouth wird geschrieben, daß dort die groͤßte Thäͤ⸗ tigkeit herrsche und nichts vernachlassigt werde, um in gehoͤrigem Stande zu seyn, falls Ereignisse in der von Frankreich angenom⸗ menen Haltung eintreten sollten.

Niederlande.

Aus dem Haag, 5. Okt. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien hat sich erst heute f;uͤh von Soestdyk nach dem Loo begeben, von wo Höchstderselbe am Donnerstag nach dem

Haag zuruͤckkehren wird.

Der Koͤnigl. Preußische Gesandte, Graf von Wylich und Lottum ist aus Berlin hier wieder eingetroffen.

Amsterdam, 5. Okt. An der Boͤrse waren die widerspre⸗ chendsten Nachrichten uͤber deit Orient verbreitet. Ueber Paris wollte man naͤmlich erfahren haben, Ibrahim Pascha haͤtte die in Beirut unter dem Schutze der Englischen Flotten gelandeten Truppen angegrif⸗ fen, waͤhrend jedoch von der einen Seite versichert wird, er sey zuruüͤckgeschlagen worden und habe sich nach Marasch wieder hin⸗ zewandt, wird von der andern versichert, er habe die Lan⸗ dungs⸗Truppen gezwungen, sich wieder an Bord der Englischen Schiffe zu begeben. Beiderlei Versionen sind augenscheinlich un⸗ gegruͤndet, da die letzte Nachricht von der Sprischen Kuͤste vom 20. September ist und diese nichts weiter besagt, als daß Beirut genommen sey. Das Weitere kann die naͤchste in Marseille und Triest eintreffende Tuͤrkische Post erst bringen. Hier sind heute auf die ruhigere und gehaltenere Sprache der Franzoͤsischen mi⸗ nisteriellen Blaͤtter vom 3ten d. M. die Course der Fonds wieder twas gestiegen. . vad969 andelsblad enthaͤlt einen laͤngeren Artikel uͤber die Frage wegen der Neutralitaͤt Hollands im Falle eines Krieges, an dessen Schluß es als das Resultat seiner Erwägungen Fol⸗ gendes angiebt: „Unserer Ansicht nach muß zum Schutze der Neutralitaͤt ein fester Traktat, der ein Reglement fuͤr die neutrale Flagge enthaͤlt, abgeschlossen werden. Zunaͤchst geschehe dies mit den Maͤchten, mit denen wir schon Handels⸗Traktate haben oder mit denen solche Traktate abzuschließen wir im Begriffe stehen, so wie auch mit Frankreich und England, um dadurch die freie

ahrt fuͤr unsere Flagge von und nach neutralen Haͤfen zu

lchern, wobei indeß die Capitaine verantwortlich gemacht werden.

besoldeten Aemtern und

aus

In der letzten Repeal⸗Versamm⸗

graue zum Ueberrock, das welirte zu Pantalons und Weste ge⸗ befriedigen kann.

waͤhlt. Ich nehme das graue, weil es unserer Irlaͤndischen Lan⸗ destracht von grauem Fries am aͤhnlichsten sieht; doch will ich Tom Arkins, mein Schnei⸗ der, soll zwei Anzuͤge fuͤr mich machen. Auf jedem Repealer⸗Rock sollte ein Sammet⸗Kragen seyn, um, insoweit es die Armuth des

erücht, O Connell sey auf seinem

Es haben sich bereies mehrere Gesellschaften gebildet, um diese noch nicht naͤher angegebene Erfindung in Aussuͤhrung zu

Der Courier erzaͤhlt, vor einiger Zeit habe Capitain, jetzt

muüssen, den geradesten Cours zur Erreichung eines solchen erlaub⸗

ten Bestimmungsortes einzuschlagen, unter Androhung des Ver⸗ botes der Flagge oder anderer dem gleich zu achtender Strasen im Uebertretungsfalle. Zugleich kann dabei festgesetzt werden,

ist, man darauf zu sehen hat, ob die Ladung unberuͤhrt geblieben ist, wogegen auf der andern Seite ausbedungen werden muß, daß nur die Schiffe, welche nach einem der kriegfuͤhrenden Länder bestimmt sind oder von dort herkommen, der eventuelten Durch⸗ suchung nach Contrebande oder feindlichem Eigenthum unterwor⸗ fen und deswegen aufgebracht werden duͤrfen, in welchem Falle

die Capitains ausgeliefert werden muͤssen, um hier zu Lande vor

die kompetenten Tribunale gestellt zu werden; woraus denn auch folgt, daß der Traktat selbst ein genaues Verzeichniß der Contre⸗ bande⸗Artikel enthalten muß. Erst wenn wir derartige Ueberem⸗ kuͤnfte abgeschlossen gesehen haben, werden wir glauben, daß unser Land im Falle eines Seekrieges eine leidliche Neutralitaͤt zu be⸗ haupten im Stande ist.“

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 29. Sept. Gestern hatte eine Deputation der Handwerker⸗Klasse in Gothenburg Audienz bei Sr. Magestut, um sich durch eine Adresse uͤber die seit mehreren Jahren nach und nach eingetretenen Beeintraͤchtigungen ihrer Zunft⸗Vorrechte

lungen wider alle ferneren Milderungen der Restrictions⸗, Schutz⸗

zoll⸗ und Prohibitiv⸗Gesetze, welche zum Vortheil ihrer Gewerbe

bestehen, zu machen. Wir theilen hier die Königliche Ant⸗

wort mit: . „Meine Herren, schon seit meiner Ankunft in Schweden, hahe Ich erkannt, daß Aderbau, Gewerhe und Handel so unentbebrlich für

das Känigreich find, als die Luft für den Menschen ist Die Indnstrie

schafft, und, was mehr ist, sie aicht ctwas zum Austausch für das, was sie erbält. Wenn wir an den Ausländer weniger abzulassen haben, als wir von ibm empfangen, so werden unsere Hülfsquellen bald er⸗ schöpft, da metallische Münze das einzige Mittel ist, das übrig bleibt, um uns die Waaren zu verschaffen, die wir aus anderen Ländern bedürfen. Es ist dieses eine Sache, die zu ernstlichen Betrachtungen führt. Ich

gestehe Ihnen, daß, obwehl ich sie 20 Jahre ergründet, Ich noch nicht

dabin gelangt beu, Mir selbst eine Antwert zu geben, die Mein Ge⸗ wissen beruligt, oder dee Politik, welche die Einbildung so Vieler quält, Diese Politik, die ein jeder für soe leicht hält, führt den Staatsmaun zu der lieberzeugung, daß jeder Tag hm elwas Neucs zu lernen darbietet, das sich üngesucht der gesunden Vernunst und der einfachsten Berechnung aufdringt. Die sinanziellen Bewegungen, welche Schweden beimgesucht und Vieler Weblstand gestürzt baben, sind ein sprechender Beweis davon. Um die Handels⸗Balance einer Nation zu ermitteln, bedarf es nur einer Gegeneinanderstellung dessen, was sie vom Ausländer erbält, zu dem, was ihm im Tausch dafür edagee ben kann; dasselbe Verbältnis tritt für jeden Kaufmann un Gewerh⸗ treibenden, selbst für jeden Prirvatmann, der ein auter Hausvater ist, ein. Seyn Sie überzeuat, daß Ich Ihre Rechte nicht übersehrn, son⸗ dern sie mit demseiben Eisfer nnd der Vorsicht beschützen werde, woven Sie bisher die wohlthuenden Felgen erfahren. Versichern Sie Gotben⸗

ner wohlwollenden Erinnerung. Ich wünsche Ihnen, meine Herreb, eine glückliche Zurückkunft zu den Ihrigen“

Gestern Abend fand die angesetzte Konferenz aller vier Stände uͤber die Repraͤsentations⸗Frage statt. Es haben von den, in der Hauptstadt anwesenden Reichstaas⸗Mitgliedern vielleicht nur 20 bis 30 gefeh’t; auch die Galerie war ganz voll. Hingegen schien es mit der Berathung anfangs nicht recht fort

zu wollen, auch hat von den drei nichtadeligen Staͤnden allein

Professor Thomander gesprochen, obgleich der Land⸗Marschall als Vorsitzender nach jeder Rede eine aute Stunde wartete, damit neue Vortraͤge angekuͤndigt werden koͤnnten Zuerst verlas Graf Froͤhlich eine lange und hoͤchst anziehende schriftliche Aeußerung; dann sorachen Freiherr Boye, General⸗Mazor Lefrén (der eine transitorische und Experimental⸗Repraͤsentation wuͤnschte), Kammer⸗ herr von Quanten, und Freiherr Hugo Hamilton, welcher sich einsach fuͤr ein Zweikammersystem durch Wahl gebildet, erklärte. Die glanzende Improvisation des Dr. Thomander (den eine Zei⸗ tung Sheridan an die Seite stellt) waͤhrte fast anderthalb Stunden; er opponirte dagegen, daß die Wahlen ausschließlich distriktsweise und nach dem Census geschehen sollten, er wollte die Lebensberzfe als solche auch repraͤsentirt haben, jedech üͤbrigens direkte Wahlen und nur eine Kammer. Mit vieler Waͤrme ließ sich alsdann noch Frhr. Sprengtporten uͤber die allgemeine Nothwendigkeir einer Repraͤsentations Aenderung vernehmen. Man schloß um 9 ½ Uhr und bestimmte die Fortsetzung auf Freitag.

Heute hat nun eine der wichtiasten Handlungen des Reicht⸗ tages stattgehabt. Der verstärkte Staats⸗Ausschuß war versam⸗ melt, und beharrte in allen streitigen Fragen uͤber Ausgaben bei den niedrigeren Ansätzen, mit Ausnahme dessen, was das Kam⸗ mer⸗Kollegium und die Hosgerichte betrifft. In der Frage we⸗ gen Herablassung der MinisterGehalte fielen 71 Stimmen gegen 48 fuͤr die niedrigeren, vom Staats⸗Ausschusse vorgeschlagenen, vom Buͤrger und vom Bauernstande angenommenen Summen. Die Abstimmungen werden diesen Nachmittag fortgesetzt. Das Aftonblad stellt es nach allem diesem in Zweifel, ob die jetzi⸗ gen Koͤniglichen Rathgeber sich werden halten koͤnnen.

1“ Daͤnemark.

Kopenhagen, 2. Okt. Der Alt. Merkur theilt von der langen Rede, welche der Königl. Kommissarius am Schluß der Session der Roeskilder Staͤnde Versammlung hielt, Nachstehen⸗

es mit: 1

88 „Wie ich mich äußerte, als ich die Ehre hatte, diese Versammlung zu eröffnen, war es nur in Felge des hohen Begriffs, den der König⸗ von den früheren Versammlungen her von dem Willen und der Krast, zu arbeiten, die sich in diesem Verein sinden, hatte, daß er darauf rechnete, Sie wuüͤrden Zeit finden, die Aufgaben zu le⸗ sen, die Ihnen gestellt wurden. Sie haben dieser Voraussetzung des Königs zu entsprechen gewußt. Sie haben alle diese Arbeiten been⸗ digt und sie mit der Sorgfalt, der Einsicht, dem praktischen Blick be⸗ handelt, die man in den Dänischen Provinzial⸗Ständen zu finden ge⸗ wohnt ist. Es wird dem Könige besonders angenehm seyn, daß von den vorgelegten Gesetz⸗Entwürsen gerade diejenigen, die mit Rücssicht auf bürgerliche Sicherheit, auf die Entwickelung des Volkslebens und die Verbesserung wichtiger öffentlicher Einrichtungen die hedeutendsten und dabei die schwierigsten find, so vielen Beifall in der Versammlüng gefunden haben; aber nicht weniger angenehm wird der Stoff seyn, den die von Ihnen gemachten Bemerkungen enthalten, um diesen und an⸗ deren Ihnen vorgelegten Gesetz⸗Entwürfen eine größere Vollkommenheit zu verleihen. Dieser Stoff wird sicherlich sorgfältig benutzt werden. Unter den vielen der Versammlung vorgelegten Privat⸗Anträgen haben Sie man⸗ che abgewiesen, die entweder für zu wenig begründet befunden wurden, oder die man als außerhalb der Wirisamkeit der Stände liegend an⸗ sah. Sie baben sich aber dennoch verschiedener jener Anträge ange⸗ nommen, und unter diesen ist einer von der eingreifendsten Wichtig⸗ krit. Die große Bewegung in den Meinungen, die auf so manche Weise sich seit der Thronbesteigung des Königs geäußert hat, kagnte sbrer, Natur nach dieser Versammlung nicht fremd bleiben. E hat sich gezeigt⸗ daß sie den Wunsch hinsichtlich einer freieren Entwickelung unserer bürgerlichen Verhältnisse theilt, daß sie in ihrer Mehrheit meint, daß die Stände⸗Institution in ihrer jetzigen Gestalt nicht ge⸗†

8 * 2 8 2

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nicht benutzt zu haben, nicht n

nüge, weder diese Entwickelung zu befördern, noch derselben eine hin⸗ reichend gegen Abweichungen schützende Richtung n geben, sondern daß sie annimmt. eine größere oder geringere Umbildung der Institu⸗ tion sev nothwendig. Sie hat inzm ischen keinesweges die großen Schwierigkeiten übersehen, die sich einer solchen Umbildung in den Weg siellen. Diese Schwierigkeiten sind sowohl von den einsichtsvollen und freisinnigen Maͤnnern, denen die Versammlung die vorläufige Prüfung dieses großen Gegenstandes anvertraut hat, als während der Verhand⸗ lung dieser Sache in der Versammlung selbst flar beleuchtet worden. Während ein nicht ganz geringer Theil der Versammlung deshalb die Bedenklichkeiten so überwiegend fand, daß er glaubte, sich der Förderung der Sache widersetzen zu müssen, hat die Mehrheit dieselbe zwar für zu wichtig crachtet, um sie ganz beiseite zu setzen, aber sich doch darauf beschräͤnkt, jenen Wunsch in seiner Allgemeinheit vor den Thron zu bringen, begleitet von einer auch allgemeinen Andeutung einiger Punkie, die mit Rücksicht darauf vorzugsweise in Erwägung zu ziehen sevn dürften, ohne 2 wagen, eine bestimmte Meinung darüber auszusprechen, auf welche Weise und wann die Umbildung der Institution, worauf die Wünsche sich beziehen, zu bewirken seyn könnten. Dieses hat man voll Zuver⸗ sicht der pruͤfenden Erwägung und der entgegenkommenden Weisheit des Landesvaters anbeimgestellt. Was für Wünsche auch genährt, was für verschiedene Meinungen sich auch in Betreff desjenigen, was dazu dienen könnte, unseren Rechtszustand zu entwickeln und zu befestigen, gegußert haben mögen; so sind doch Alle voll des ungeheucheltsten, unerschütterlichsten Vertrauens zum Könige, als demjenigen, der allein zu durchschauen und durchzuführen vermag, was dazu dienen kann, die Ehre und das Glück des Velkes zu befriedigen und zu schirmen, und der keinen anderen Willen hat als auszuführen, was er in seiner Weisheit für das Rechte erkennt. Was in diesem Ständesaal vorge⸗ gangen ist, steht auf diese Weise in starkem Widerspruch mit dem Leichtsinn, womit jene große Frage sonst so oft behandelt worden ist. Aus den Stände⸗Verhandlungen wird man erfahren, daß, so natür⸗ lich man den Wunsch in seiner Allgemeinheit auch finden dürfte, es doch unendlich Vieles giebt, was genau zu überlegen ist, manche harte Knoten, die zu lösen sind, bevor derselbe mit Fug als ein bestimmter Wunsch nach Etwas hervortreten kann, das zu einer bestimmten Zeit und auf eine bestimmte Weise ausgeführt werden kann. Der König wird sicher auf das sorgfältigste erwägen, was seine treuen Provinzial⸗Stände ihm vortragen, und in seiner Weisheit und väter⸗ lichen Liebe zu seinem Volke die Beschlüsse fassen, die dazu dienen kön⸗ nen; dessen Glück zu befördern und zu bewahren. Jeder weiß, daß die Entwickelung aller geistigen und materiellen Kräfte des Volks, nu⸗ ter dem Schutze gerechter und richtig gehandhabter Gesetze, seines Le⸗ bens Zweck sind, und man kann sich darauf verlassen, daß er nichts versagen werde, was in Wahrheit eine derartige Entwickelung beför⸗ dern kann, ohne die Güter, in deren Besitz das Volk schon ist, der Ge⸗ fahr und der Zerstörung auszusetzen. Man wird daher mit Geduld und Vertrauen seinen Beschlüß abwarten.“ Die Verlinasche Zeitung giebt sich viel Muͤhe, die Be⸗ hauptung der „Ksoͤbenhavnspost“, daß der Dänische Handel sich so gut als voͤllig in den Haͤnden und in der Gewalt der Ham⸗ burger befinde, zu widerlegen. Hinfuͤro soll hier im Herbst kein Wollmarkt mehr gehalten werden, der naͤchste Sommer⸗Wollmarkt dagegen im naͤchsten Juni. 1“] Deutsche Bundesstaaten.

1 Muͤnchen, 4. Okt. (A. Z.) Diesen Morgen nach 8 Uhr ging, von zwei Lokomotiven in Bewegung gesetzt, die erste Passa⸗ ierfahrt (28 Wagen sammt einigen Reservewagen) mit Musik⸗ egleitung nach Augsburg ab. Der Zudrang der Zuschauer war rößer als jener der Theilnehmer; auch aus Ihrer Stadt sind seur nicht so viele Gäͤste (800) angekommen 3 8 vermuthet

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atten. E“ 1“ A 1 8 86

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Florenz, 29. Sept. (A. Z.) Kaum sind vier Wochen seit

Dr. Gaye’'s Tod verflossen, und schon wieder haben wir den Tod eines namhaften Deutschen anzuzeigen. Am 2ö6sten sstarb hier⸗ der als Klavier ⸗Virtuos und Compositeur ruͤhmlichst bekannte Leidesdorf, der bei seinem langjaͤhrigen Aufenthalt in Florenz sich die Achtung und Liebe aller Kreise der hiesigen Gesellschaft zu erwerben gewußt hatte.

Briefen aus Modena zufolge, hatte daselbst am 19ten der fejerliche Leicher zug der seligen Herzogin statt.

Die Kunst⸗Ausstellung ist seit einer Woche in den Saͤlen der Großherzoglichen Akademie dem Publikum geoͤffnet. In der Malerei waltet die vaterlaͤndische Historie vor, und ☚2Q zip waͤre nur unbedingt zu loben, wenn die Florentiner Maler gluͤcklicher in der Wahl ihres Stoffes wäͤren und weniger jene Mord⸗ und Graͤuel⸗Scenen, an denen die Italtaͤnische Geschichte eben so reich ist, als an Zuͤgen der erhabensten und schoͤnsten Tu⸗ genden, mit besonderer Vorliebe bearbeiteten. Die Skulptur hat Vortreffliches geliefert, wie denn uͤberhaupt dieselbe im Allgemei⸗ nen in Italien viel hoͤher steht als die Schwesterkunst.

Tuͤrkei. 1

Ein Korrespondent der Leipz. A. Z. in Konstantinopel iebt uͤber die Verbindungen, in denen Mehmed Ali mit dieser Haupistadt stehen soll, folgende allerdings unverbuͤrgte Aufschluͤsse: „Weder die Schlacht von Koniah noch die von Risib ist durch das Feldherrn⸗Talent Ibrahim und Soliman⸗Pascha's allein ge⸗ wonnen; die hiesige geistlich⸗politische Propaganda hat einen guten Theil zum Gelingen beigetragen, indem der oberste Feldherr und mehrere hoͤhere Tuͤrkische Offiziere nach dem von ihr erhaltenen Impuls handelten. Denn Hafis Pascha, der bei Nisib komman⸗ dirte, ist ein hoͤchst frommer Mann, der Geistlichkeit ganz erge⸗ ben, und obwohl er dem Sultan ebenfalls sehr zugethan seyn mag, so gehen ihm doch, wenn Befehle von seinem Herrn und von der geistlichen Propaganda zugleich kommen, letztere uͤber Alles. Dies weiß man jetzt, und haͤtte man nicht vermeiden wol⸗ len, der Geistlichkeit noch mehr Anlaß zum Mißvergnuͤgen zu ge⸗ ben, so waͤre der Pascha von Erzerum nach seiner Niederlage nicht so naͤdig davongekommen, sondern laͤngst in Unagnade gefallen

danz auf dieselbe Weise verhaͤlt es sich mit der Flotte. Wenn man Frankreich allein diesen treulosen Uebergang zuschreibt, so irrt man sehr. Nur das ist wahr, daß durch ein merkwuͤrdiges Zusammentreffen der Wille der Franzosen mit den Absichten und den Instructionen der Propaganda an den Tuͤrkischen Admiral üͤbereinstimmend war. Was fuͤr Gruͤnde Mehmed Alt bewo⸗ een haben koͤnnten, nach der Schlacht bei Nisib nicht nach Kon⸗ antinopel vorzudringen, wollte der muhammedanischen Propa⸗ ganda, die doch schon so lange fuͤr ihn wirkt, nicht recht einleuch⸗ ten. Unmöͤglich aber vermochte man sich zu uͤberzeugen, daß die Vorstellungen Frankreichs oder gar die Furcht vor Ruß⸗ land Einfluß darauf gehabt haͤtten. Denn Ibrahim ist und war durch seine Agenten in Konstantinopel von Al⸗ lem, was daselbst vorgeht, genau unterrichtet; er weiß demnach, daß er auf den Beistand einer einflußreichen und bedeutenden Partei im Reiche zaͤhlen kann. Daher sein Trot, sein unerschuͤtterliche Wille, nicht nachzugeben; denn der Rath und selbst die Aufforderung zum Widerstand ist ihm zu wiederholtenmalen von hier aus zugekommen. Mehmed Ali, als ein hoͤchst kluger und vorsichtiger Mann, wollte auf den Vor⸗ wurf, den ihm die geistliche Partei machte, den Sieg bei Nisib prache heraus. Er

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hatte eine arriere pensée, welche die Partei aͤngstigte, und um die zu erforschen, sie Alles anwenden mußte, damit sie ihr fer⸗ neres Wirken darnach einrichten koͤnnte. Endlich kam man so weit, ihm die bedeutungsvollen Worte zu entlocken: „Ich werde nach Stambul kommen, wenn die dortigen Muselmanner mich laut und thaͤtlich dazu auffordern werden und mich der Ver⸗ theidigung des bedrohten Glaubens fuͤr wuͤrdig erachten. Fruͤher aber nicht. Dies mein einziges, mein letztes Wort!“ Dieser Wink war bedeutungsvoll und druͤckte mehr als hinreichend Meh⸗ med All's Wuͤnsche aus. Die Propaganda glaubte nun nichts Besseres thun zu koͤnnen, als in diesem Sinne kraͤftiger und of⸗ fener zu wirken. Demnach wurden Emissaire durch ganz Rume⸗ lien und Klein⸗Asien ausgeschickt, die dem Volke das Reich und den Glauben in hoͤchster Gefahr schilderten; und weil der jetzige Sultan vom Propheten abgesallen sey, sich auch durch die Un⸗ glaͤubigen beherrschen ließe, ja selbst im Divan solche Ketzer säßen, die ihren Einfluß auf ihn ausuͤbten, so ließe sich nur von Meh⸗ med Ali Heil und Rettung hoffen; dieser sey der wahre oberste Chalif und habe auch bis jetzt nur in diesem Sinne gehandelt. Die Europaͤischen Maͤchte wuͤßten dies sehr gut, und weil sie be⸗ fuͤrchteten, daß er Stambul und das Osmanische Reich, folglich auch den Glauben retten koͤnnte, was nicht in ihrem Wil⸗ len liege, so wollten sie ihn mit Krieg uͤüberziehen, damit die unglaͤubigen Moskowiten die muhammedanische Religion un⸗ terdruͤcken und das Osmanische Reich desto leichter erobern koͤnn⸗ ten. Jeder wahre und glaͤubige Muselmann werde daher aufge⸗ fordert, seine Gebete an Gott zu richten, damit der Prophet seine Fahne in die Haͤnde Mehmed Ali's uͤberliefere, der sie al⸗ lein vor Besudelunz bewahren, sie allein wieder mäͤchtig und siegreich wie in fruͤheren Zeiten uͤber das Kreuz der Ungläubigen wehen lassen koͤnne; daß S zur Ehre seiner Fahne dem Sultan Mehmed Ali den Sieg üuͤber die innern und aͤußern Feinde des Glaubens verleihen moͤge, damit er kommen koͤnne, sich das Schwert des großen Osman in Ejub umguͤrten zu las⸗

sen ꝛc. Solche Proclamationen, die viel Eingang fanden, werden

irrthuͤmlicherweise Mehmed Ali zugeschrieben. Obgleich die Pforte nun wohl weiß, wer diese Bolzen wirft, so glaubt sie zu ihrer eigenen Erhaltung es nicht bestrafen zu duͤrfen, und um jede Wirkung so viel wie moͤglich zu schwaͤchen, gibt sie dem Ehrgeiz

ihres Vasallen diese Ausfwiegelung Schuld.“

8 Syrien. 1““

Der Bericht, welchen Dr. Bowring uͤber Mission nach Syrien erstattet hat, ist so eben in England im Druck erschienen und vertheilt worden; er erregt natuͤrlich gerade jetzt um so mehr Interesse, da die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Begebenheiten gerichtet ist, welche sich in jenem Lande entwickeln. Die Morning Chronicle theilt daher auch so⸗

gleich einen Auszug aus diesem Berichte mit.

„Svrien“, sagt das genannte Blatt, „enthält, nach Dr. Bowrings

Schätzung ungefähr 50,000 Englische Nuadratmeilen; die Bevölkerung

beträgt etwas weniger als 1 ½ Millienen Seelen. Die Einkünfte be⸗

liefen sich im Jahre 1835 auf etwa 642,000 Pfd. Sterling, und die Ausgaben überstiegen die Einnahnte um 500,000 Pfd. Dc. Bowring sagt: „„Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Besitz von Spvrien in pecuniairer Hinsicht für dem Pascha sehr lästig ist. Man nimmt ge⸗ wöhnlich an, daß die als Tribut an die Plorte zu entrichtenden 35,000 Beutel (175,000 Pfd.), welche in der voneder e mitgetheilten Uebersicht nicht enthalten sind, von Aegypten bezahlt werden. Ein großer Theil der überschüͤssigen Einkünfte, welche der Pascha aus seinen Afeikanischen Ländern bezieht, werden somit von seinen Astatischen Besitzungen verschlungen.““ Alle Berichte stimmen darin überein, daß die Bevölkerung in Folge der Consckiption uind der Zwangsarbeiten, denen die industriösen Klassen unterworfen sind, abnimmt „„Herr Moore““, beißt es in dem Berichte, „„schätzt die Streitkräfte Spriens auf 430— 50,000 Mann: die letzte Conscriprtion hat die Armee um etwa 15,000) Mann vermehrt, und aus Aegvpten sind 7.—8600 Mann angekommen. Seit der Eroberung durch die Aegypter haben drei Conscriplionen stattgefunden, die auf eine höchst unregelmäßige Weise, durch eine Art ven allgemeiner Verhaftung auf den Straßen, auf dem Felde und in den Wohnungen, ausgeführt werden.

lassen; doch sind die Letzteren nicht sicher davor, daß sie bei einer spä⸗ teren Conscription wieder aufgegriffen werden. Jede neue Conscriptien vermehrt die Schwierigkeiten von Seiten der Regierung und die Furcht von Seiten des Volks. Die Sprier perabscheuen fast alle den Mili⸗ tairdienst, der gewöhnlich lebenslänglich ist und die Verbannung aus dem Vaterlande zur Folge hat. Wie in allen Ländern des Orients, so verhindert auch hier die Erschöpfung der Bevölkerung durch stets wie⸗ derkehrende Conscriptionen jede Hinneigung zur Verbesserung. Es giebt kaum einen einzigen Ackerbau⸗Distrikt, in welchem Hände genung zur Bestellung des Bodens vorhanden wären. Fast die gesammte junge und kräftige männliche Bevölkerung ist unter die Miliz gesteckt worden. Nichts lastet in der That so schwer auf der muselmännischen Bevöl⸗ kerung Spriens, als die Conscription, die mit Gewalt ausgeführt wird. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob die jungen Leute ihren Familien nothwendig sind, wählt man die kräftigsten und tüchtigsten zum Mili⸗ tairdienst, der keine bestimmte Dauer hat. Man erhaͤlt die ten nur mit großer Schwierigkeit und gegen den Willen der Masse des Volks. Seit dem Anfange des Winters im Jahre 1835 hat bis zu der allgemeinen Conscription in diesem Jahre keine stattgehabt. Bei jener im Jahre 1835 wurden 45,000 Mann ausgeho⸗ ben. Was die Frage über die Zunahme oder Abnahme der Bevölke⸗ rung, so wie über die Ursachen davon betrifft, so ergiebt sich aus dem Ferdeh⸗Register, daß die Bevölkerung der großen Städte und Dörfer abnimmt. Die Haupt⸗Ursache hiervon ist 88 Conscription, so wie die Auswanderung. Wäre dies nicht, so hätte die Bevölferung gewiß zu⸗ genommen; aber wenn man erwägt, daß die Mehrzayhl der jungen und kräftigsten männlichen Bewohner zum Militairdienst genomnimmen wird, und die, welche der Conscription entgehen, größtentheils auswandern, so erklärt sich hieraus schon allein die Abnahme der Bevölkerung.““ Der folgende Auszug aus einer Vorstellung der Britischen Kaufleute in Aleppo beweist mehr, als ganze Bände es vermöchten, melches Elend durch die eiserne Herrschaft des Pascha's in Sprien verursacht worden ist. Unter den Beschwerden werden aufgezählt: „„Die Wegnahme der Kameele und Maulthiere für den Dienst der Regierung, ohne die Be⸗ sitzer davon in Kenntniß zu setzen, oder ihnen einige zur Betreidung des Handels zu lassen, und ohne die geringste Entschädigung. Die Folge hiervon ist, daß die Kameel⸗ und Maulthier⸗Treiber, welche auf diese Weise gezwungen werden, so viel umsonst zu thun, sich für die Verluste, die sie durch die Regierung erleiden, dadurch zu entschädigen suchen, daß sie von den Kaufleuten einen höheren Lohn fordern. Diese Beschlagnahme findet oft statt, wenn große, an der Küste gelandete Waaren⸗Vorräthe nach Aleppo transportirt werden sollen, so daß die⸗ selben aus Mangel an Transportmitteln liegen bleiben und wir nicht nur einen Verlust an Ziusen erleiden, sondern auch oft den ganzen Absatz verlieren. Umgekehrt wird dieses Beschlagnahme⸗System dadurch noch drückender, daß die Kameele und Maulthiere, welche von Briti⸗ schen Handlungshäusern gemiethet worden sind, um Waaren zur Ver⸗ schiffung von hier nach der Küste zu transportiren, weggenommen wer⸗ den, selbst wenn sie bereits mit Britischem Eigenthum beladen sind. Das Svstem, die Konstribirteuausallen Klassen der Bevölkerung mit Gewaltund für eine unbestimmte Dienstzeit in fremdem Lande zu nehmen hat für uns den Nachtheil, daß Schuldner, welche die Flucht ergreifen, um sich zu ver⸗ bergen, oft zu Soldaten genommen werden, wodurch nnser Geld oft verloren geht oder die Zahlung wenigstens verzögert wird. Dadurch.

seine Handels⸗

des Landes und somit auch der Absatz Britischer Waaren sich vermin⸗ dern. Aber das Uebel dieses Svstems ist weiter und niefer verbreitet. Die Schuldner fliehen, und die Schuld geht verloren; das Einkommen 1- wird vermindert, indem man ihre Ernährer zu Soldaten macht. die beauftragt sind, die jungen Leute aufzugreifen, und die, wenn sie was häufig geschieht, mit Gewalt in die Häuser dringen, die Weiber rauben und die Ruhe und Sicherheit vernichten, so daß viele Famtlien aus den Städten und Dörfern auswandern und nicht das Herz haden, Ankäufe zu machen Wirfinden, daß die Türkische Bevölkerung ünter diesen Umstän⸗ den es unterläßt, ihre Personen und ihre Häuser zu schmücken, und sie für die bessere Sorte der Britischen Waaren unsere besten Abnehmer sind. so wird der Absatz dieser Einfuhr⸗Artikel durch die Conscriptionen auf beklagenswerthe Weise vermindert.’“ Es wäre ein endloses Unternch⸗ men, wenn man alle die Uebel aufzählen wellte, die Mehmed Ali durch sein Bestreben, sich eu einem mächtigen Herrscher zu machen, dem Lande 1 zugefügt hat. Die gerühmten Verbesserungen des Pascha's scheinen 1616“¹M darauf zu beschränken, daß, da er eine starke und gut organisirte e mee bat, kein Fleck vor seiner Unterdrückung sicher ist. Bei dem frü⸗ beren Zustande der Dinge fand allerdings manches Ungehörige statt, und die Ruhe des Landes wurde oft durch die Streitigkeiten der ri⸗ valisirenden Häuptlinge gestert; aber das Volk war daran gewöhnt und hatte mancherlei Mittel, um sich zu schützen: G

sind Alle gleich wehrlos gegen die vernichtende Unterdrückung Mehmed Ali's. Die Herrschaft Mehmed Ali's ist nicht wohlthätig für die Syrier und ihm selbst entschieden nachtheilig Die Hülfsmitte Aegpptens werden in Sorien und seinen übrigen Asiatischen Erobe⸗ rungen verschwendet. Wir können daher nicht begreifen, wie die Fran⸗ zösischen Blätter zu behaupten im Stande sind, die Dinge würden da-«. durch schlechter werden, wenn man den Pascha zwinge, Sprien abzu⸗ treten. Schlechter kann es für die Bewohner Spriens nicht werden, als es jetzt ist, und was den Pascha selbst betrifft, so kann Syrien nur insofern wichtig für ihn seyn, als es seine Absichten auf die kei unterstützt. Wenn er in Ruhe zu leben wünscht, so würde er dies weit besser mit Aegypten allein vermögen, als mit Aegypten und Sp⸗ rien zusammen. Die Bewohner Syriens scheinen unter ihren früberen Regierungen, so schlecht dieselben auch waren, einen beträchtlichen Grad von Glück genossen zu haben. Dr. Bowring sagt über die arbeitenden Klassen daselbst: „„Der Zustand der arbeitenden Klassen ist, im Vergleich mit denen in Engtand, behaglich und gut. Sie essen mehrmals in d Woche Hammelfleische zu à³ Piastern die Ofa, täglich Brod, zuweile Reis⸗Pillaus und immer Bulgur⸗Pillaus. Bulgur wird aus zerstoße⸗ nem oder gemahlenem Weizen gemacht. Ihre Pillaus werden mit Butter, Oliven⸗ oder Sesam⸗Oel zubereitert. Außerdem haben sie Eier Käse, Oliven, verschiedene getrocknete Früchte, und einen Ueberfluß an Vegetabilien, die sie zum Theil in Weinessig oder Salzwasser für den Winter aufbewahren. Ihre Kleidung ist nicht ganz grob; das schöne Klima gestattet ihnen, leichte baumwollene Zeuge zu tragen, und in dem kurzen Winter sind sie gewöhnlich gut gekleidet. Ihre Wohnun⸗ gen sind gut; gewöhnlich hat jede Familie ein besonderes Haus oder mehrere Zimmer. Die Miethpreise sind nach der Lokalität verschieden, ader im Allgemeinen sind sie niedriger, als ver⸗ hältnißmäßig in vielen anderen Ländern.“”“ Der Zustand der Bewohner des Libanon scheint namentlich beneidenswerth gewesen zu sevn. „„Sie sind““, sagt Dr. Bowring, „„ein lebhafter und arbeitsa⸗

mer Menschenschlag, die den kulturfähigen Zoden eifrig anbauen. Sie

sind weit stolzer und unabhängiger als die Sprier im Allgemeinen. In einigen Theilen des Gebirges ist die Terrassen⸗Kultur eingeführt und gleicht der Garten⸗Kultur in Toscana und Lucca. Nirgends in Sy⸗ rien herrscht eine solche Tyätigkeit, und nirgends sind die Bewehner so wohlhabend oder so glücklich’“ In Aegypten haben die Bewohner stets unter der Zuchtruthe gestanden, und eine sehr geringe Macht kann sie im Jaume halten. Aber Svrien kann niemals nach demselben Svpstem regiert werden, und der Versuch, mit Hülse der Einkünste Aegvptens dies System dort einzuführen, kann wohl unaussprechliches Elend hervorrusen, muß aber doch mißlingen. Blätter sprechen von der Unfähigkeit des Sultans. die Unterwerfung Spriens zun erzwingen. Die Franzosen verwechsein beständig Stärke der Regierungen mit Wohlfahrt der Nationen. Was liegt daran, wenn nun auch die Reaterung des Sultans in Zukunft nicht stärker wäre, als sie es gewesen ist? Ein Land, dessen arbeitende

. Spodann findet eine ärztliche Untersuchung statt, die tauglichen Individuen werden zurückbehalien und die übrigen ent⸗

onstkribir⸗

Klassen besser daran find, als dieselben Kkaffen in England, das Ge⸗ dirge wie den Libanon enthält, das durch eine industriöse und ledhafte Bevölkerung gut angebaut wird, befand sich wohl nicht in einem de⸗ mitleidenswerthen Zustande. Auch würden die Sprier gern wieder zu dem alten Zustande der Dinge zurückkehren, der ihnen besser gestel, als das eiserne Joch des Pascha’s.“

ien

Wir theilen in Nachstehendem die Wohnungen der Herren

Ober ⸗Praͤsidenten mit, zur Kenntnißnahme der hier eintreffenden Herren Huldigungs⸗Deputirten:

Der Herr Staats⸗Minister und Ober⸗Praͤsident von Schön wohnt Linden Nr. 59;

das Ober⸗Praͤsidial⸗Buͤreau der Provinz Brandenburg ist Haus⸗ voigtei⸗Platz Nr. I;

der v. Ober⸗Praͤsident von Bonin wohnt Wilhelms⸗ Straße Nr. 74;

der Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Präasident von Merckel wohnt Burg⸗Straße Nr. 20, im Hotel de Saxre;

der Herr Ober⸗Praͤsident Graf von Stolberg wohnt Mauer⸗ Straße Nr. 36;

der 8 Wirkliche Geheime Rath und Ober⸗Präasident von

incke wohnt Wilhelms⸗Straße Nr. 60; der Herr Ober⸗Prasident von Bodelschwingh wohnt Leip⸗

daß ein großer Theil der arbeitsfähigen Jugend den Städten und Dör⸗ fern wird, muß nothwendig die 8n

.

88 4 8 1 b 8 2*

dustrie und die Production 8 11“ . 1 8

ziger Straße Nr. 65. 8 Telegraphische Nachrichten. Köln, 9. Okt. Nachrichten aus Paris vom 6. Oktober zufolge, hat der Pairshof an diesem Tage Leuis Napolecon zur Gefaͤngnißstrafe in einer auf dem Kontinent des Staats gelege⸗ nen Festung verurtheilt. 1

Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am §. Oktober.

Abgang Zeitdauer Abdgang von S pF. von HSali n. St. M. Potsdam.

Um 8 Udr Morgens. 5 [um 6 ½ Uhr Hegcns.

2 i 8 2 1 1 achmitt. 1 ——

V N Abends

1

Abends.... V

Meteorologische Beobachtungen. Moczear Nsernas⸗ AdendaàZdach 2 Un⸗ 10 e

18 ¼0. 8. Okroder. 6 ud

Lufedeug. 290 1 p m. 136 2à2 ven. 297 f Vn. n,n 5.33 88 Lafem rm —] +. 5.3 ° . + 81*°) . + 4.429 X 3. Besee 89* Taupunkt- *. 37 ° . 5 2 X*¼. 539 *

Duustfattezung 80 vEr. SI ruen 9t vee

Wetter. reguig. tcanta. dolodeite.

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Aber die Türken leiden mehr durch die Unverschämtheit derer.,.