1841 / 111 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

——

111““

8

sten, ausgefallen sind. zweite Kammer, soll 84 Mitglieder zaͤhlen; von diesen waren

8 igen Monates heftige Stuͤrme an der

Fnzen letzten e iwuͤrhet haben, die öFeezresacen merlkantschen⸗ anderen Theils darauf, daß sich große Eismassen eit suͤdwaͤrts gezogen. die 1*2 geringere schädi efuͤgt und es ebenfalls zum Einlaufen in einen

B.sc ecgang nzchis haben koͤnnten. Die „Caledonia“ war auf hrer letzten Fahrt von England nach Halifax von solchen Eis⸗

b assen heimgesucht und das vor kurzem von England abgegangene Dampfbvot „British Queen“ von denselben so eingeengt worden, daß es Schaden an den Naͤdern litt und am 30sten v. M. in Halifax einlaufen mußte, um Ausbesserungen vorzunehmen, bevor s seine Reise nach New⸗York fortsetzen konnte. An politischen Neuigkeiten bieten die Berichte aus den Vereinigten Staaten nicht viel dar, außer der allerdings wichtigen Nachricht, daß, dem Ver⸗ nehmen nach, der Prozeß des Herrn Mac Leod, der sich noch zu Lockvort in Haft befand, bis zum Oktober ausgesetzt sey, und da, wie es heißt, die Lokal⸗Behoͤrden des Staates New⸗York jetzt ge⸗ neigt seyn sollen, sich den Wuͤnschen der Central⸗Regierung zu fuͤgen, so glaubt man, daß die Unterhandlungen zwischen Herrn Webster und Herrn For die Befreiung des Herrn Mac Leod her⸗ beifuͤhren werden, dessen Alibi in Bezug auf die Zerstoͤrung der „Caroline“ nach den Aeußerungen des General⸗Prokurators, Herrn Crittenden, keinem Zweifel zu unterliegen scheint. Die finanziellen Angelegenheiten in den Vereinigten Staaten bvieten keine Veraͤnderung dar. Man sprach von einer baldigen 5 proc. Anleihe der Central⸗Regierung zum Belaufe von 5 bis 6 Millio⸗ nen. Auf den Stand der Actien der Bank der Vereinigten Staaten hatte die Nachricht, daß ihre Tratten in London accep⸗ tirt seyen, nur momentan guͤnstig gewirkt. Sie standen am lsten in New⸗York auf 11 zu 12. Am 5ten sollte einer General⸗Ver⸗ sammlung der Actiongire abermals Bericht uͤber die Bilanz er⸗ stattet werden. Ein Beschluß der Legislatur von Pennsylvanien hatte das statutenmaͤßige Kapital der Bank auf 14 Millionen re⸗ uzirt und sie von der Verpflichtung zu Staats⸗Anleihen gegen den in dem Privilegium bedungenen niedrigen Zinsfuß befreit. Die Berichte aus Kanada beziehen sich fast nur auf die Wahlen zu dem neuen unirten Parlament, welche, so weit sie bekannt, zu Gunsten der Unions⸗Partei, der sogenannten Loyali⸗ Das Versammlungs⸗Haus, d. h. die

haben koͤnnten, uͤbergewoͤhnlich w

bereits 55 gewaͤhlt, und unter ihnen befanden sich 36 Loyalisten. Es hatte an sehr ernsthaften Haͤndeln bei den Wahlen nicht ge⸗ fehlt. Sir R. Jackson, Befehlshaber der Truppen in Kanada, hat durch einen Tagesbefehl die Organisation des Koͤnigl. Kana⸗ dischen Regiments angeordnet, welches aus Veteranen bestehen soll, die 15 Jahre gedient haben.

Aus Lissabon erfaͤhrt man durch die neuesten Berichte, die vom 6ten d. M. sind, nichts Neues von Bedeutung; 600 Arse⸗ nab-Arbeiter hatten, weil ihnen seit 21 Wochen kein Lohn bezahlt worden war, die Arbeit niedergelegt; sie wurden durch einen Wo⸗ chenlohn, den man mit Muͤhe zusammenbrachte, beschwichtigt. Der Herzog von Palmella, Praͤsident des außerordentlichen Fi nanz⸗Ausschusses, soll den Vorschlag gemacht haben, bei den be absichtigten Ersparnissen mit der Civil⸗Liste zu beginnen. Die Geldverlegenheit der Regierung dauert fort; die Bank, die Con⸗ fiancça⸗Compagnie und die Kapitalisten von Lissabon hatten sich saͤmmtlich geweigert, mit der Regierung in Unterhandlung zu tre ten. Am 5ten war der Marine⸗Minister Miranda gestorben, dessen Functionen der Baron Bomfim schon am 1. April uͤber⸗ nommen hatte.

Die Zahlung der Schuldscheine der Vereinigten Staaten⸗ Bank, welche 400,000 Dollars betragen und gestern in London faͤllig waren, ist vorlaͤufig durch Leistung weiterer Sicherheit auf⸗ geschoben, die Zinsen sind jedoch bezahlt worden; der noch eben 5 große Rest der Schuldscheine ist am 28sten d. M. faͤllig.

In dem New⸗Orleans Bulletin befinden sich Nachrich⸗— ten aus Vera⸗Cruz vom 27. Januar, denen zufolge eine hef⸗ tige Kanonade zwischen der Stadt und dem Fort San Juan de Ulloa in Folge einer Insurrection stattgefunden haben soll. Diese Nachricht scheint jedoch nicht gegruͤndet, oder das Datum muß unrichtig seyn, denn die letzten in London eingegangenen Berichte aus Vera⸗Cruz vom 8. Februar erwaͤhnten nichts davon.

Die Legislatur von Neu⸗Braunschweig hat dem bisheri⸗ gen Gouverneur dieser Provinz, Sir John Harvey, mit 20 ge⸗ gen 9 Stimmen bei seinem Ruͤcktritt von der Verwaltung ein kostbares Silber⸗Service votirt.

Dieser Tage besuchten die Aschanti⸗Prinzen, welche auf einem Schiffe der Niger⸗Expedition in ihr Vaterland zuruͤckfahren wer⸗ den, mit ihrem Gefolge den zoologischen Garten, wo sie saͤmmt⸗ 18 Merkwuͤrdigkeiten mit sichtbarem Interesse in Augenschein nahmen.

Auf dem Werft zu Pembroke wurde neulich das seit Ende vorigen Jahres erbaute große Kriegs⸗Dampfschiff „Geyser“ von 1050 Tonnen gluͤcklich vom Stapel gelassen; dasselbe soll sogleich seefertig gemacht werden und Kanonen vom groͤßten Kaliber er halten. Die Admiralltät hat zu Pembroke noch vier Kriegs⸗ Dampfschiffe von aͤhnlicher Groͤße bestellt.

Am 12ten d. hielten die Chartisten wieder eine Zusammen⸗ kunft, um Abgeordnete zu ernennen, die mit den 10 Abgeordne⸗ ten der Chartisten in der Provinz einen Konvent bilden sollen. Die Letzteren haben sich aber nicht eingefunden. Indessen votirten die Anwesenden Londoner Abgeordneten eine Bittschrift an das Parlament. Die Versammlung war kaum 400 Personen stark; es wurden 3 Abgeordnete ernannt. Mit naͤchstem Monat beginnt eine neue Zusammenkunft. Prinz Albrecht hat dem Comité fuͤr Nesson's Denkmal einen Beitrag von 1000 Guineen uͤbersandt.

Der Lord⸗Mayor gab am 12ten d. im Mansion⸗House das gewoͤhnliche glaͤnzende Oster⸗Diner, dem der Herzog vom Cambridge und viele angesehene Gaͤste beiwohnten.

Die schnellste Fahrt zwischen London und Boulogne hat die⸗ ser Tage, dem Standard zufolge, das Dampfschiff „Magnet“ naͤmlich in 9 Stunden 40 Minuten, gemacht. 8

Die Stadt Hull sendet dieses Jahr nur zwei Schiffe auf den Wallfischfang, woͤhrend sie in den Jahren 1815 und 1816 auf diese gewagte und oft sehr unergiebige Speculation 64 Schiffe verwendete. Seitdem hat die Zahl von Jahr zu Jahr abgenom⸗ men. Das Hull Journal sieht hierin einen Beweis, daß der

Handel dieser Stadt andere und mehr lohnende Kanzaͤle gefun⸗

den habe.

2 Waterford Chroniecle zeigt an, daß die Anlage von Eisenbahnen in Irland endlich mit Ernst betrieben werden solle; eine Anzahl von Kapitalisten, die Herren Barring obenan, haͤt⸗ zon die noͤthigen Fonds unterzeichnet, waͤhrend ihnen von der Re⸗ gierung ein gewisser Zins fuͤr ihre Kapitalien gesichert wer⸗ den solle. b

Die Malta⸗Zeitungen melden, daß der General⸗Lieute⸗ nant Woodford, nach Vollendung seiner sechsjaͤhrigen Dienstzeit zu Gibraltar, von dort abberufen worden sey und durch Admi⸗ ral Adam ersetzt werden solle.

An der hiesigen Boͤrse haben die Nachrichten aus den Ver⸗ einigten Staaten keinen sehr guͤnstigen Eindruck gemacht, weil sie Alles in suspenso lassen, und die Fonds, welche dieser Tage im Steigen beg riffe waren, sind darauf eher wieder etwas gewichen.

stebetlahd 6

Amsterdam, 17. April. Das Handelsblad enthaͤlt die Nachricht, es sey dem gegenwaͤrtigen Finanz⸗Minister, Herrn Rochussen gegluͤckt, es durch Ordnung und Sparsamkeit dahin zu bringen, daß von der durch die Generalstaaten ihm zugestan⸗ denen Befugniß, neue Staatspapiere zu kreiren, in diesem Jahre gar kein Gebrauch zu machen nöthig sey. Hoͤchstens wuͤrde man eine kleine Anzahl von Schatz⸗Billeis emittiren; dies wuͤrde aber auch Alles seyn, was im Jahre 184l das Finanz⸗Ministerium fuͤr nothwendig halte, um unvorhergesehene Ausgaben zu decken. Dcer Finanz⸗Minister, Herr Rochussen, befindet sich jetzt hier, um die Angelegenheiten des Amortisations⸗Syndikats zu ordnen, das mit dem 1. Mai d. J. gaͤnzlich aufhoͤrt

““

Bruͤssel, 16. April. Der Indépendant giebt folgende Notizen uͤber das Kabinet vom 18. April: Herr von Meule⸗ naere wird zum dritten Mal Minister des Auswaͤrtigen. Er war schon beim ersten Ministerium des Koͤnigs seit dem 24. Juli 1831. Nach der Votirung der 24 Artikel gab er seine Demission im November desselben Jahres ein. Am 4. August 1834 mit Herrn de Theux ins Kabinet zuruͤckgekehrt, zog er sich am 13. Dezember 1836 in Folge innerer Spaltungen im Minister⸗Rath zum zweiten Mal zuruͤck. Minister oder nicht, hat er stets die Stelle eines Gouverneurs von Westflandern, wozu ihm schon die provisorische

Regieruug berief, und den Posten eines Abgeordneten der Stadt Cour⸗ tray beibehalten. Herrn Nothombss oͤffentliches Leben ist eben

so bekannt. Waͤhrend der sechs ersten Jahre nach 1830 General⸗ Secretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten, wurde er am 13. Januar 1837 zum neu geschaffenen Ministerium der oͤffentlichen Arbeiten berufen, aus dem er sich am 19. April v. J. mit Herrn de Theur zuruͤckzog. Er ist seit 1830 Abgeordneter von Arlon.

Herr Desmaisieères, Abgeordneter von Gent, ist Finanz⸗ Minister waͤhrend des letzten Jahres des Kabinets de Theux ge⸗ wesen. Herr van Volxem, Schoͤffe von Bruͤssel seit 1836, Repraͤsentant dieser Stadt seit 1837, wurde vor einigen Mona⸗ ten zu deren Buͤrgermeister ernannt. Graf Briey ist das am wenigsten bekannte Mitglied des neuen Kabinets. Erst seit 1839, wo er zum Senator ernannt worden, hat er die po⸗ litische Laufbahn betreten. Er ging (wie bereits erwaͤhnt) fruͤher ohne Autorisation des Koͤnigs der Niederlande in Franzoͤsische Dienste, und diente der Restauration bis zu den Julitagen, die ihn als Garde⸗du⸗Corps Karl's X. fanden. 1832 kehrte er nach seinem Geburtslande Luxemburg zuruͤck, wo er in der Gemeinde Ethe Guͤter und Eisenwerke besitzt. 1836 erlangte er durch die große Naturalisation seine Eigenschaft als Belgier wieder, die er durch den Eintritt in fremde Dienste verloren hatte.

Herr van Volxvem hat das Ministerium nur unter der Be⸗ dingung angenommen, Buͤrgermeister zu Bruͤssel zu bleiben und hat daher den ersten Schöͤffen, Herrn Verhulst, interimistisch mit seinen bisherigen Funktionen beauftragt.

Im Maͤrz d. J. hat die Eisenbahn 445,184 Fr. eingebracht; im Maͤrz 1840 nur 316,844. Von ersterer Summe koͤmmt auf die Reisenden 285,496 Fr., auf die Bagage 10,601 und auf die Waaren 149,086.

Durch mehrere Beschluͤsse des Ministers Rogier ist eine Kommission zur Untersuchung der Post⸗Tarife in Belgien und der Zweckmaͤßigkeit eines dem Englischen System aͤhnlichen ein⸗ gesetzt und die Tarife fuͤr Reisende und Waaren auf der Eisen⸗ bahn provisorisch herabgesetzt worden. Der Unterschied zwischen Convois erster und zweiter Klasse ist aufgehoben.

Bruͤssel, 17. April. Der heutige Moniteur widerspricht der von einigen anderen Blaͤttern gegebenen Nachricht, daß am

Abende des 14. April, an welchem bekanntlich das neue Ministe⸗

rium proklamirt worden war, die Truppen der hiesigen Garnison in ihren Kasernen konsignirt gewesen seyen.

Die Minister Nothomb, von Muelenaere und van Volxem sind Mitglieder der Repraͤsentanten-⸗Kammer und muͤssen sich nun einer neuen Wahl unterziehen. Inzwischen haben ihre

Wahlkollegien ohnehin im Juni neue Mitglieder zu wäͤhlen; es

fraͤgt sich nun, ob sie bis dahin warten wollen, obgleich die Con— stitution vorschreibt, daß jede eingetretene Vacanz binnen einem

Monate wieder ausgefuͤllt seyn muͤsse.

Deutsche Bundesstaaten. Muͤnchen, 16. April. (A. Z) In der heutigen Fremdenliste

lesen wir unter den gestern hier Angekommenen den Namen des Herrn Dr. Hurter aus Schaffhausen Eine am letzten Montag in der Vorstadt Au zwischen einigen betrunkenen Studenten und

Unteroffizieren vorgefallene Schlaͤgerei ist zwar sehr beklagens⸗ werth, doch keinesweges so bedeutend, als sie geschildert wird, denn wie wir aus guter Quelle vernehmen, wurde keiner der Schlaͤger gefaͤhrlich verletzt.

Leipzig, 19. April. (L. A. Z.) Obgleich unsere Messe erst mit dem 26. April gesetzlich beginnt, so faͤngt heute doch schon der Grossohandel an, und diese Woche ist fuͤr die Hauptgeschäfte die entscheidende. An Fremden und Verkaͤufern fehlt es auch diesmal nicht, es zeigen sich sogar mehrere, die seit einigen Jah⸗ ren nicht hier waren, doch hegt man fuͤr das Waarengeschaͤft im Allgemeinen keine großen Erwartungen. Die Konkurrenz ist in allen Branchen zu groß und fast erdruͤckend, dazu kommen noch durch ernste Verlegenheiten einiger Fabrikanten veranlaßte Manipulationen, so daß der Platz mehr als je mit Waare uͤber⸗ fuͤhrt ist, obschon zum Theil die Beduͤrfnisse bereits eben durch jene Manipulationen befriedigt sind. Fuͤr Tuche und Leder moͤch⸗ ten auch diesmal die Aussichten am guͤnstigsten seyn, doch laͤßt sich daruͤber wie uͤberhaupt uͤber den Produktenhandel jetzt noch nichts Bestimmtes sagen, da die Geschaͤfte in diesen Branchen erst hauptsaͤchlich in naͤchster Woche beginnen.

Karlsruhe, 16. April. (K. 3.) Vorbereitende Sitzung der zweiten Kammer am 14. April. Vormittags um 10 Uhr versammelten sich die dermalen anwesenden Mitglieder der zwei⸗ ten Kammer zu einer vorbereitenden Sitzung. Herr Staatsrath von Ruͤdt eroͤffnete dieselbe mit einigen herzlichen Worten der Begruͤßung, und druͤckte die Hoffnung und den Wunsch aus, daß die Kammer in Eintracht mit der Regierung die ihr bevor⸗ stehenden Arbeiten zu einem gluͤcklichen Ziele fuͤhren moͤge. Er lud hierauf den Abgeordneten von Itzstein, als aͤltestes Mitglied der Versammlung, ein, als Alters⸗Praͤsident bis zur Wahl eines Praͤsidenten den Vorsitz in der Kammer und die Leitung der Diskussionen zu uͤbernehmen. Der Abgeordnete von Itztein nahm den Proͤstdenraeh Stuhl ein und richtete folgende

Worte an die Versammlung: „Die Geschaͤfts⸗Ordnung dieses Hauses ruft mich heute, als den Aeltesten dieser Versammlung, fuͤr einige Tage auf den Praͤsidentenstuhl. Ich betrete mit einigem Zagen diesen Platz, denn eine vieljaͤhrige Er⸗ fahrung sagt mir, daß die wuͤrdige, volle und kraͤftige Ausfuͤllung dieser eben so ehrenvollen als wichtigen Stelle Eigenschaften vor⸗ aussetzt, die man selten mehr vereinigt findet bei dem Mann, den die Reihe der Jahre auf diesen Platz setzt. Indessen werde ich mein Moͤglichstes thun, und die gefaͤllige Nachsicht der Kammer, um die ich sie freundlich bitte, wird zum Ziele fuͤhren koͤnnen.“ Der Herr Staatsrath von Ruͤdt eroͤffnete hierauf weiter, daß nach der Geschaͤfts⸗Ordnung die drei juͤngsten Mitglieder der Kammer die Functionen als provisorische Secretaire zu uͤberneh⸗ men haͤtten, und bezeichnete als solche die Abgeordnete Blankenhorn, Vogelmann und Waitzel, welche sofort ihre Plaͤtze einnahmen. Der Alterspraͤsident machte hierauf der Kammer bekannt, daß Se. Koͤnigliche Hoheit der Großherzog geruht habe, den morgenden Tag zur feierlichen Eroͤffnung der diesjaͤhrigen Sitzung der Staͤnde⸗Versammlung zu bestimmen, und daß daher zunaͤchst zum Empfang Sr. Koͤniglichen Hoheit eine Deputation von 5 Mit⸗ gliedern durch das Loos zu erwaͤhlen sey. Als solche wurden durch das Loos genannt die Abgeordneten Kuenzer, Fingado, Hoffmann, Waag, Deimling. Die Mitglieder der katholischen Konfession wurden eingeladen, sich um 9 Uhr zum Gottesdienst in der katholischen, die der protestantischen um 10 Uhr zum Got⸗ tesdienste in der Schloßkirche zu versammeln. Weiter eroͤffnete der Praͤsident, daß Se. Koͤnigliche Hoheit der Großherzog um halb 1 Uhr die Mitglieder der Kammer in einer Audienz zu empfangen und nach derselben zur Tafel zu ziehen geruht habe.

J8e

Rom, Seecretairs, Monsigneur Capaccini, nach Deutschland, ist einge⸗ tretener Hindernisse wegen auf einige Tage verschoben worden. Monsigneur Laurent ist jetzt definitiv von der ihm zugedach⸗ ten Stelle entbunden und der Weihbischof zu Osnabruͤck, Luͤpke, mit dem apostolischen Vikariat des Nordens vom heiligen Stuhl beauftragt worden. Der verstorbene Kaiserl. Russische Staats⸗ rath Fuhrmann hatte in Auftrag seines Kabinets die Abberufung des Bischofs von Podlachien Gutkorowski nach Rom beantragt, wozu man sich hier durchaus nicht geneigt gezeigt hat.

Alexandrien, 27. Maͤrz. (L. A. Z) Die Ruͤstungen des Pascha dauern mit unablaͤssigem Eifer fort. Die Flotte, deren Vermehrung der Belehnungs⸗Ferman verbietet, soll durch fuͤnf Fregatten, jede von 60 Kanonen, deren Bau begonnen hat, ver⸗ staͤrkt werden. Die Pest richtet hier immer noch große Ver⸗ heerungen an. Auch in Syrien dauert diese Krankheit mit sol⸗

cher Heftigkeit fort, daß die Verbindungen dadurch sehr selten und beschwerlich werden.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 31. Maͤrz. Den hiesigen Blaͤttern zufolge, ist das Verhoͤr des Herrn Mac Leod bis zum naͤchsten Oktober ausgesetzt und wird am ersten Montage des gedachten Monats stattfinden. Wie der Herald wissen will, hat ein Versehen welches der Distriktsschreiber gemacht, diesen Aufschub veranlaßt. Er hat vergessen, die legale Anzeige wegen Bildung der Jury zu machen, und dieser Irrthum wird von gedachtem Blatte als absichtlich bezeichnet, welches auch wahrscheinlich der Fall ist. De heutige Albany Argus enthaͤlt daruͤber Folgendes: „Der Maͤrz⸗Termin des Gerichtshofes sollte diesen Morgen beginnen. Bei Eroͤffnung der Session befahl aber der Richter Dayton dem Gerichtsschreiber, nicht die Jury zu berufen, und beschloß zugleich, das Gericht nicht zu halten, in Folge eines Formfehlers oder viel⸗ mehr eines wesentlichen Irrthums des Schreibers, der die Aufnahme der Jury nur 5 statt 6 Tage zuvor ausgeschrieben hatte. Herr Mac Leod erschien indessen und erklaͤrte sich der gegen ihn erhobenen An⸗ klage gegenuͤber fuͤr nicht schuldig. Auf den Antrag seiner Rechts⸗ beistaͤnde, der Herren Gardner und Bradley, bewilligte der Ge⸗ richtshof, daß der Staatssecretair, Herr Webster, der Britische Gesandte, Herr Fox, so wie Herr Mac Nab und mehrere Per⸗ sonen in Kanada vernommen wuͤrden. Der New⸗York Sun, der ebenfalls des Aufschubs erwähnt, bedauert, daß derselbe statt⸗ finde, sowohl mit Bezug auf die dem Gefangenen schuldige Ge⸗ rechtigkeit, der, wenn unschuldig, nicht gefangen gehalten werden duͤrfe, wie auch hinsichtlich der oͤffentlichen Interessen und Mei⸗ nungen, welche durch den Aufschub nicht wuͤrden gefoͤrdert werden. Die Sache betreffe einen kitzlichen Punkt zwischen den beiden Laͤndern, und es gebe wenig Leute, die nicht wuͤnschten, sie bald⸗ moͤglichst entschieden zu sehen.

Der Globe meldet, daß der neue Praͤsident unpaͤßlich ge⸗ wesen sey, doch habe es sich mit seinem Befinden gebessert, nach dem er sich habe schroͤpfen lassen.

General Scott ist nun nach der Niagara⸗Graͤnze abgereist. Das Fort Niagara soll, dem Lockport Courier zufolge, in vollstaͤndigen Vertheidigungs⸗Zustand gesetzt werden.

Nach Briefen aus Salem hatte ein Britischer Kreuzer wie⸗ der ein Amerikanisches, in Salem zu Hause gehoͤriges Schiff un⸗ tersucht; es ist das fuͤnfte Schiff aus jenem Orte, uͤber welches die Britischen Kreuzer sich diese Art von Jurisdiction erlaubt haben.

CCTIld.

Bromberg, 15. April. Die neuerdings erlangte Uebersicht von der juͤdischen Bevoͤlkerung und dem Schul⸗ besuch der juͤdischen Kinder im hiesigen Regierungs⸗Bezirk fuͤr das Jahr 1840 ergiebt, daß bei einer Seelenzahl von 23, 888 Juden 3688 juͤdische Kinder im schulpflichtigen Alter sind. Von diesen besuchten 1147 die christlichen und 2250 die juͤdischen Schu⸗ len. 3397 juͤdische Kinder erhielten daher den noͤthigen Elemen⸗ tar⸗Unterricht, wogegen ihn nur 291 nicht genossen. Gegen das Jahr 1839 ergiebt sich fuͤr 1840 ein Zuwachs der juͤdischen Be⸗ doͤlkerung von 384 Seelen, der schulpflichtigen Kinder von 146, und von 121 solcher, die die Schulen besucht haben. Es sind

jetzt 19 böffentliche juͤdische Schulen, wovon eine 1840 neu ge⸗ gruͤndet worden, im Departement vorhanden, welche mit Aus⸗ nahme deren in Inowraclaw, Margonin und Fyin, welche das

Comité zur Befoͤrderung des Christenthums unter den Juden in der Provinz Posen unterhaͤlt, ihre besonderen von der Regierung

V V

bestaͤtigten Schul⸗Etats, Lehrplaͤne und Schul⸗Vorstaͤnde haben und deren Lehrer nach ihrer vorschriftsmaͤßigen Pruͤfung von den Schul⸗Vorstaͤnden soͤrmlich vereidet und im Amte konfir mirt sind.

Ueberhaupt geboren sind im verflossenen Jahre im hiesigen Departement 18,875 Kinder, worunter 179 Zwillings⸗Geburten und eine Drillings⸗Geburt und 1070 uneheliche Kinder sich be⸗ fanden. Es gehoͤrten evangelischen Aeltern 6924, katholischen 11,021 und juͤdischen 930 Kinde n davon an. Getraut wur⸗

9. April. (A. Z.) Die Abreise des Unter⸗Staats⸗

den 4385 Paare, und zwar 133 Paare mehr als 1839. Ge⸗ storben sind 12,107 Personen, worunter 157 Personen uͤber 80, 81 uͤber 85 und 77 Wvber 90 Jahre alt waren. Gegen bc sind im letzten Jahre 1023 Personen weniger gestorben. Die Zahl der Gebornen uͤbersteigt die Zahl der Gestorbenen um 6768.

Trier, 15. April. Die Schifffahrt hat nach dem Eis⸗ Abgange und nach wieder eingetretener Benutzungs Faͤhigkeit der Leinpfade lebhaften Aufschwung, vornehmlich zum Steinkohlen⸗ Absatz, gewonnen. Binnen kurzem steht eine regelmaͤßige Be⸗ fahrung der Mosel mit Dampfschiffen von Metz bis Koblenz zu erwarten. Die Dampfschiffe der Franzoͤsischen Gesellschaft de bonnaire zu Metz haben in der letzten Haͤlfte des Monats Maͤrz eine regelmäßige Fahrt zwischen Metz und Trier woͤchentlich 3 mal begonnen, ohne jedoch bisher viele Reisende befoͤrdert zu haben. Das Metzer Dampfschiff legt die Strecke von Metz bis Trier in 8 Stunden zuruͤck, den Aufenthalt bei den Zollstaͤtten einge⸗ rechnet. Ein der Koͤlner Dampfschiffs⸗Gesellschaft gehoͤriges, ur⸗ spruͤnglich fuͤr die Befahrung der Maas bestimmt gewesenes Dampfschiff, „die Stadt Strasburg“ genannt, von 30 Pferde⸗ kraft, hat eine Probefahrt auf der Mosel bis Trier gemacht und bei widrigem Winde den Weg von Koblenz bis Trier in 2 Ta⸗ gen, die Ruͤckfahrt von Trier nach Koblenz dagegen in 11 ½ Stun⸗ den zuruͤckgelegt.

Aachen, 17. April. Der Bau unserer Eisenbahn wird mit dem groͤßten Eifer betrieben. Die nicht unbedeutenden Erdarbeiten an dem hiesigen Stationshofe sind bereits der Voll⸗ endung nahe. Einige Gebaͤude des Stationshofes sind ganz fer⸗ tig, andere in der Ausfuͤhrung begriffen. Die Strecke von hier zur Belgischen Graͤnze ist an vielen Stellen angegriffen, sie be⸗ schaͤftigt gegenwaͤrtig mindestens bei 500 Arbeiter, von denen 350. auf den Kreis Eupen kommen, und die Uebrigen bei dem Tun⸗ nel in den Einschnitten im Aachener Busche beschaͤftigt sind.

Koblenz, 16. April. In einem Tufsteinbruche bei Burgbrohl (Kreis Mayen) hat man unter der Dammerde alte Graͤber entdeckt, und zwar in solcher Menge, daß die Vermuthung entsteht, es sey hier ein oͤffentlicher Begraͤbnißort gewesen. Die vorgefundenen Urnen ꝛc. liegen in einer Strecke von geringer Breite der Reihe nach hinter einander. Sie enthalten Gebein⸗ reste, und sind oben mit eingesetzten Gefaͤßen oder auch mit Schalen zugedeckt. Angelehnt an sie sind Geraͤthe des gewoͤhn⸗ lichen haͤuslichen Lebens, Schalen, Teller u. s. w. Nicht immer sind Knochenreste in den Urnen vorhanden; dagegen finden sich dergleichen auch in einer Art Saͤrge, die aus Tufsteinquadern von etwa 15 Zoll Laͤnge und Breite und1 Fuß Hoͤhe bestehen. Die⸗ selben sind so ausgehoͤhlt, daß sich eine Oeffnung etwa 8 bis 10 Zoll im Quadrat und 7 Zoll tief darin befindet. Dieser Saͤrge sind bis jetzt vier zum Vorschein gekommen. Muͤnzen von Kupfer haben sich nur in einer Urne und in einem Sarge gefunden. Sie trugen die Bildnisse der Kaiser Hadrian und Antonin.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Die Elemente des Staatsverbandes, von Georg Siemens. Leipzig, F. A. Brockhaus. 1841. 230 S. 8. Diese in vielfachem Betracht nicht uninteressante Schrift bemüht

sich, eine erschöpfende Untersuchung über die Natur und die Ursachen der Hauptgebrechen, durch welche die Gegenwart heimgesucht wird, so wie über die zweckmaßigsten Mittel, durch welche denselben zu begegnen sey, anzustellen. Die acht Abschnitte, in welche dieselbe zerfällt, sind überschrieben: die Erkenntniß, die Sitte, der Pöbel, die Verfeinerung, die Vornehmen, der Mittelstand, der Staat, die Gesetzgebung.

Bedienen wir uns der eigenen Worte des Verfassers, so will der⸗ selbe eine vorurtheilsfreie Erörterung darüber anstellen: welcher Zustand der Dinge in den Staaten dieselben feststehend und glücklich machen, welcher Zustand vagegen ihr Bestehen den Zu fällen aussetzen und ihnen die echte duftende Blüthe nehmen werde.

Um den vielen Uebelu und Zerrüttungen der Jetztzeit abzuhelfen, wird Rath als die sicherste Hülfe bezeichnet. Fast alle Tage sehe man die Menschen um die äußeren Mittel bekümmert, ihre Absichten durchzuführen; aber selten bekümmerten sie sich um die Kenntniß der richtigen Mittel, noch seltener um die Kunde der richtigen Zwecke. Und dennoch sey dies das bei weitem Wichtigere. Man gelange sehr weit, wenn man frühzeitig wisse, wohin man zu gelangen habe, und wenn man keinen verkehrten und keinen müßigen Schritt thue, der dem Ziele nicht näher bringe. Erkenntniß und Macht schaffe aus dem wilden Chaos eine Welt. Nur Rath sey nöthig, der mit einfachen Mitteln helfe, der die getrennten Willen vereinige, fortschaffe, was nicht nöthig sey, Sittlichkeit und vorsichtige Weisheit herbeiführe; eine uneingenommene Untersuchung, die finden möge: welche Umstände die Menschen unruhig, vorschnell, ehrgeizig, feindselig, ungerecht und thörigt machen, und welche wiederum ruhigen Wohl⸗ stand, hervorbringenden Fleiß mit Sittlichkeit und Weisheit, deren Reich zu uns kommen möge, herbeiführen. 8

Als die Hauptquellen der Wohlfahrt der Gesellschaft werden Sitte und Erkenntniß angesehen. Nun gebe es aber, heißt es, äußere Lagen, welche der Klugheit und Sittlichkeit widerstrebten, und auf der anderen Seite erxistirten Verhältnisse, welche vie Erwerbung richtiger Erkenntniß und die Ausübung guter Sitten erleichterten, und die Gewöhnung zur Tugend unterstützten, indem sie solche mit dem nahe liegenden Vortheil in Verbindung brächten, Wenn eine solche Lage gefunden, wenn es dem Staatsmann möglich sev, dieselbe im Allgemeinen herzustellen, so müßten sich auch die Gefahren vermeiden lassen, mit denen eine falsche Erkenntniß und verdorbene Sitte die im Staat vereinten Menschen und durch diese die Staaten be⸗ drohten.

Indem der Verfasser sodann auf die zu vermeidenden äußeren

Lagen näher eingeht, erwähnt er zuerst des Pöbels und danach der

Verfeinerung. Die Schilderung des Pöbels ist im Ganzen scharf

und richtig, und bleibt nur dann nicht wahr, wenn sie, wie es hie und

da geschieht, zu allgemein gehalten ist. Als vorzugsweise tresflich muß hervorgehoben werden, was über die Einwirkung des Industrialis-⸗ mus und der Presse auf die Gestaltung der modernen Gesellschafts⸗ Eben so sind diejenigen Stellen sehr zu beher⸗

Verhältnisse gesagt ist. zigen, welche sich mit den Mitteln gegen die Vermehrung des Pöbels beschäftigen. Was den Unterricht betreffe, so vermöge der⸗ selbe diesen Sklaven der Noth keine Zufriedenheit einzuflößen; denn denselben zu benutzen bleibe fast keine Zeit, auch würde derselbe in sol⸗

cher Lage nur wenig fruchtbringend seyn können. Die Unterstützung

ferner, so groß sie auch sev, lindern das Elend nur für kurze Zeit, ohne es zu heben, und, wenn dieselbe in Folge von Umständen aufhöre, ver⸗ mehre sie vielmehr nur die Nolh. Die Heeilmittel seven daher auf anderen Seiten zu suchen, und zwar, ehe die Größe des Uebels die Heilung unmöglich mache. Staatsmänner, die die Zukunft im Auge hätten, würden, wie die alten Gesetzgeber, hierher ihr Augenmerk zu wenden und vor allen Dingen den schlechten

Baustoff zu entfernen haben, mit welc . F19 - SMaa. aben, welchem die Auflösung eines der Zeit

und den Stürmen trotzenden Gebäudes nicht möglich seyv. Im Ge⸗

gensatze zu diesem Zustande der Erniedrigung sey es die Verfeine⸗

Trung aller Gefühle des ganzen Menschen, die dem Pöbel durch⸗

gängig abgehe; die Vernachlässigung der sittlichen Verfeine⸗

rung erscheine gewöhnlich als Folge des Ueb f

sich zwischen den durch dauernde Noth ee b“ zwischen den durch gehäuftes VBergnügen und Vernachlässigung sittlicher Triebe Abgestumpften manche Aehnlichkeit. Dem Pöbel

2

473 werden auf der anderen Seite nun die Vornehmen als Ertrem ent⸗ gegengesetzt, und dazu diejenigen gerechnet, welche, ohne den Fleiß und eine wirthschaftliche Aufmerksamkeit nöthig zu haben, dennoch die Mit⸗ tel besitzen, allen Verlangungen einer ausgebildeten Sinnlichkeit sofort zu genügen, und welche außerdem nach den Verfassungen der Staaten einen vorzüglich hohen Rang in der menschlichen Gesellschaft einneh⸗ men. Bei dieser Gelegenheit wird als die besonders üble, an dem Lurus noch weniger aufgedeckte Seite hervorgeheben: daß er die richtige Schätzung des Werthes der Dinge außerordent⸗ lich verrücke, und daß er, einen so starken sinnlichen Unter⸗ schied unter den Menschen bildend, die Begriffe verwirre und auüch hierdurch die Sittlichteit beeinträchtige. Alle wesentlichen Dinge, wie Verdienst, Gerechtigkeit, Wohlwollen, Dankbarkeit, Mäßig⸗ feit und Uneigennützigkeit, freiwillige Achtung der Gesetze, Fleiß, Ein⸗ V sicht und Unverdressenheit würden über andere schimmernde Dinge leicht hintenangesetzt. Die Endsumme aller gegebenen Lehren ist: daß, wenn die äußerlich Beglückten der Gleichheit der Rechte eingedenk sind, die Niedrigen dieselbe vergessen; wenn die Mächtigen von ihrer Macht einen guten Gebrauch machen, die Gemeinen sich durch deren Macht glücklich preisen; wenn die Reichen von ihrem Ueberflusse d

der Noth mittheilen, die Armen deren größeren Vorrath segnen; wenn die Hohen sich nicht blähen, die Niedrigen sie nicht beneiden.

Alles das, was bisher über Pöbel, Verfeinerung und Vornehm⸗ heit vorgebracht worden ist, dient nur dazu, auf die Schilderung des⸗ jenigen Zustandes vorzubetreiten, welcher vorzugsweise wünschenswerth in den Staaten erscheint, nämlich des Mittelstandes. Nachdem die Eigenthümlichkeit desselben näher charakterisirt und die Scheidelinie bezeichnet worden, welche denselben von den ober⸗ und unterhalb be⸗ findlichen Extremen trennt, wird derselbe als das Hauptmittel, die Menschen zur Erkenntniß und zur Sitte zu führen, wird er als die⸗ jenige Lage hervorgehoben, die den Sitten günstig ist, die Fleiß und Enthaltsamkeit nöthig macht, und das erwärmte volle Herz mit ver⸗ stärkten Empfindungen an nabe Personen bindet, wodurch Wohlwollen überhaupt herrschend wird, als eine Lage, welche Leiden und Freuden mische, in welcher man durch nachdrückliche Erfahrungen den Werth der Gerechtigkeit fühlen lerne und angehalten werde, Gerechtigkeit zu üben, eine Lage, in welcher weder durch drückende Ent⸗ behrung des Nothwendigen, noch durch Zerstreuungen und übertriebene sinnliche Genüsse das angeborene Gefühl der Sittlichkeit nnuterdrückt werde.

So weit nun, nämlich bis zu dem Punkte, bis zu welchem sih die Schrift mit der Untersuchung und Darstellung der Gebrechen der modernen Zeit, so wie mit der Hervorhebung des Zieles, dem das le⸗ bende Geschlecht sich zuwenden müsse, beschäftigt, enthält dieselbe viel Tref⸗ fendes und Beherzigungswerthes. Könnte auch im Ganzen die Disposition der einzelnen Abschnitte schärfer und strenger, die ganze Argumentation folgerichtiger, die Darstellung weniger breit, der Inhalt mehr ein Re⸗ sultat der Anschauung konkreter Zustände seyn, so wird man doch an⸗ dererseits nicht selten durch sehr feine und glückliche Beobachtungen, durch einzelne vortrefflich ausgedrückte Stellen, durch neue und wahre Abstractionen überrascht. Dasselbe aber kann leider nicht über den Inhalt der beiden letzten Kapitel, überschrieben der Staat und die Gesetz⸗ gebung, in denen die Frage beantwortet werden soll: was zur Errei⸗ chung des vorgesetzten Zwecks nöthig seyp, wo der Weg nach dem Ziele laufe, gesagt werden. Der erste der beiden genannten Abschnitte be⸗ wegt sich fast nur in Gemeinplätzen. Was über die Form der Staa⸗ ten beigebracht wird, ist von geringer Bedeutung, das Wahre nicht neu; am schwächsten erscheint indessen die Ansicht über die Aristo⸗ kratie, von der der Verfasser sich ein merkwürdiges Nebelbild erschaf⸗ fen hat, welches zu verscheuchen ihm denn auch nicht schwer wird. Der Rath, welcher am Ende des Abschnittes gegeben wird, damit die Uebel vermieden würden und ein beglückterer Zustand erschaffen werde, wird in die Worte zusammengefaßt: Schaffei eine Mehrheit der ein⸗ sichtsvollen, genügsamen, ihre mäßigen Vortheile innig empfindenden, in nützlichen Geschäften fleißigen Menschen herbei.

Wie und wodurch aber kann das geschehen, wird man neugierig seyn zu erfahren. Dadurch, meint der Verfasser im letzten Kapitel, daß man möglichste Sorgfalt auf Unterricht und Erziehung verwende, daß man die Erkenntniß zu verbreiten und die Sittlichkeit zu verstär⸗ ken suche, namentlich durch gutes Beispiel von oben, daß man der Presse möglichst freien Lauf lasse, daß man nach den Prinzipien der Gerechtigkeit eine möglichst gleiche Vertheilung der öffentlichen Lasten zu bewirken, so wie Stand, Ehre und Orden nur dem wirklichen Ver⸗ dienste ertheile, und zuletzt, daß man möglichst ausgedehnte bürgerliche Freiheit gewähre.

Mit einem solchen Rathe ist denn allerdings sehr wenig gewonnen; er ist zu allgemein gehalten, und wiederum zu dürftig, wenn wir den⸗ selben mit der Schilderung der Uebel und Gebrechen selbst zusammen⸗ halten. Es ist mit dieser Schrift, wie mit manchem Strome, der aus geringen Anfängen rasch anwächst und in majestätischer Breite dahin fluthet, dann aber plötzlich sich im Sande verliert. Das rührt daher, daß es weit schwerer ist, universelle und kräftige Heilmittel an die Hand zu geben, als die Natur vorhandener Uebel erforschen und im Gegen⸗ satze zu denselben zu zeigen, welches der Zustand der Gesundheit des normalen Lebens sep. g.

Architektonisches Album. Redigirt vom Architekten⸗Verein zu Berlin durch Stuͤler, Knoblauch, Salzenberg, Strack. Erster Band. Potsdam 1840. Verlag von Fer⸗ dinand Riegel.

Berlin ist der Ort, wo jede Art geistigen Treibens auch sogleich äußerlich in die Geselligkeit hervortritt, wo jeder Beschäftigung Zirkel und Vereine entsprechen, die, unserer nordischen Sitte gemäß, dann mit dem Geistigen auch das Leibliche verbinden. Wenn das Zurücktreten der Zünfte die Bestrebungen trennt und vollends der Schwindel der Zeit alles zu emanzipiren, mit Zersplitterung und Ver⸗ einzelung der Kräfte droht, so hat hier die Sitte nachzuhelfen gewußt. In Kunst und Wissenschaft zumal können Wetteifer und Rivalität manche Entfremdung herbeiführen: solche beständige gesellige Berührungen sind darum für die Kunstgenossen sicherlich von den wohlthätigsten Folgen. Unter den vielen Vereinen unserer Hauptstadt verdient nun aber der Archi⸗ tekten⸗Verein als etwas besonders Eigenthümliches genannt zu werden wegen der Zahl seiner thätigen Mitglieder, wegen des darin herrschen⸗ den Geistes, und wegen der Früchte, die er trägt. Angehende Künst⸗ ler und schon durch Erfahrung gereifte stehen hier in dem unbefangen⸗ sten Verkehr, und der Austausch wird um so leichter, als der Geist eines großen Meisters unter allen die Verbindung macht. Mitglieder, welche einst dem Verein angehört haben, bleiben demselben auch noch treu, wenn das Leben sie in seine Reihen ruft, und eben durch diese Mischung der Jüngeren mit den Aelteren erwächst bei aller äußeren Ungezwungenheit ein Institut von der bildendsten Art. Jeder steuert bei von seinem Wissen und Können. Der Eingang werthvoller Arbeiten und der Wunsch auswärtiger Architekten, von diesen sehr achtbaren Bestrebungen Kunde zu erhalten, hat die Herausgabe des dazu würdig Befundenen veranlaßt; der Umstand aber, daß sich ein überaus betriebsamer Kunsthändler den Verlag angelegen seyn läßt, hat dem Unternehmen auch das äußere Gedeihen gesichert, worauf es mit Recht Ansprüche macht.

Es liegt nunmehr der aus 6 Hesten bestehende erste Band vor uns. Ein sehr zeitgemäßer Gegenstand nimmt die beiden ersten Hefte ein, Entwürfe für die verschiedenen Baulichkeiten der Eisenbahn von St. Petersburg nach Pawlowsk, von Stüler und Strack. Diese Arbeiten sind in Folge einer besonderen Aufforderung zur Konkurrenz entstanden, auch für die besten anerkannt worden, dennoch aber aus ver⸗ schiedenen Gründen nicht zur Ausführung gekommen. Um so erwünschter ist hier ihre Publikation, so wie dieselbe denn auch bereits bei der An⸗ lage mehrerer Eisenbahnen ihren vortheilhaften Einfluß gezeigt hat. Es kam darauf an, für ein eben so neues als ausgedehntes Bedürfniß die entsprechende Form zu finden, und dies ist den beiden rühmlich bekannten Architekten in hohem Grade gelungen. Wenn immerhin die besonderen Bedingungen für Rußland in Anlage und Construction manches Eigenthümliche erforderten, so bleibt doch noch viel Allge⸗

Veranügungs⸗Lokale, welche zum Theil am Ende der Eisenbahn im Groß⸗ fürsilichen Park von Pawlowsk und zum Theil näher der Stadt er⸗ baut werden sollten; zweitens der Bahnhof selbst, so wie auch die Stations⸗Gebäude. Bei der Lösung der ersten Aufgabe sind die Künstler mit vielem Sinn in dasjenige eingegangen, was die verschiedenen Stände für ihre Belustigung brauchen und was ihren vielleicht unbe⸗ wußten Wünschen entgegenkommt; über das Ganze aber haben sie eine

gefällige Anmuth und Heiterkeit zu verbreiten gewußt; endlich sind schöne Details beigegeben, welche die in Rußland sehr beliebte Holz⸗ Construction in Griechischem Geist behandeln.

Bei der zweiten Auf⸗ gabe dagegen zeigen sie eine genaue Kenntniß alles dessen, was die Austalt nöthig macht, und da sie in diesen der Industrie gewidmeten Räumen mit Recht der Schönheit und Symmetrie nur eine bedingte Geltung zugestehen, so haben sie meistens auf dem einfachsten, und mithin auch am wenigsten kostspleligen Wege die entsprechende Form gefunden; ihr Geschmack aber hat sie auch hier nicht verlassen, und nirgend spricht sich in diesen Gebäuden das nackte Bedürfniß aus.

Es folgt im dritten Heft ein bürgerliches Wohnhaus, von Kno⸗

blauch entworfen, das sich im Aeußeren durch seine edlen, einfach scho⸗

nen Verhältnisse und im Innern durch die sparsame, höchst sinnreiche

Raumbenutzung, so wie auch durch die geschmackvolle Einrichtung der

Flure, Treppen u. s. w. auszeichnet und wohl geeignet ist, als Muster

u dienen. Für Architekten werden die beigegebenen Details sehr schaͤtz⸗

ar seyvn. Um die Abwechselung recht groß zu machen, folgt hier der

Entwurf einer Kirche von Stüler und Schadow. Das Projekt

wird durch die Oertlichkeit, für die es bestimmt ist, noch anzie⸗

bender; auf einer waldigen Höhe an dem breiten Strom der Havel, der

Pfaueninsel gegenüber, erhebt sich die Kirche mit ihrem zierlichen Thürm⸗

chen, das auf besonderen Befehl Sr. Hochseligen Majestät der Russi⸗

schen Kuppelform angenähert ist. Die beiden nächsten Arbeiten sind

dem Ziegelbau gewidmet, der, von Schinkel zuerst angeregt, sich einer

immer weiteren Verbreitung erfreut. Ein eigenthümlicher Stvl, ge⸗

stützt auf die besonderen Bedingnisse des Materials, fängt an sich zu

bilden, und er ist für die heimische Architektur um so interessanter und

wichtiger, als hier das Material in seiner Reinheit ohne Uebertünchung,

also ohne ein anderes Material nachzuahmen, auftritt, und mithin die

Gliederung sich offen und anschaulich aus der Construction selbst her⸗

leitet. Massenhafte und dennoch belebte Flächen, Knappheit der Aus⸗

ladungen auf der einen Seite und auf der anderen eine starke Profi⸗

lirung der einzelnen Glieder, die sich sonst schon wegen der dunkleren

Farbe nicht genugsam hervorheben würden, macht hauptsächlich den

Charakter dieses Ziegelbaustvyls aus; die Fortschritte der Töpferkunst

helfen durch besondere Formsteine der bequemeren und schöneren Con⸗

struction, so wie auch der reicheren Verzierung immer besser auf. Das

eine Projekt dieser Art ist von Chateauneuf in Hamburg, ein Museum

darstellend, das andere ein Magazin von Gustav Stier, beide angemes⸗

sen und charakteristisch behandelt. Die folgenden Pläne sind wieder der Eleganz und dem Genuß des Lebens gewidmet. Strack giebt ein gefälliges Bondoir, und ist hier ganz in seinem Element; das Bestreben geht auf sehr anerkennenswerthe Weise dahin, reich ohne geschmacklos zu sevn, d. h. das beliebte Rococco ganz zu verschmähen, und sich mit Griechischem Geist dem sogenannten Renaissancestvl anzunähern. Schep⸗ pig, gegenwärtig in Sondershausen, giebt in Gemeinschaft mit Eckert eine ganze Gartenanlage, mit den dazu gehörigen Salons, der Musik⸗ halle, den Springbrunnen, Gartenlauben, Treppenanlagen und Brücken; von demselben ist auch die Restauration des stattlichen Schlos⸗ ses von Sondershaufen in alterthümlichem Styl mit Zinnen mitge⸗ theilt worden; diesem Schloß aber schließt sich der Park selbst an, und es bilden also alle diese Entwürfe ein großes Ganze.

Es spricht uns mithin ein großer Reichthum aus diesen Entwürfen an: fast alle Seiten des Lebens sind umfaßt, und jeder hat man mit gebildetem Geist neue Formen der Kunst anzueignen gestrebt. Dem frischen Streben wird die verdiente Anerkennung nicht entgehen können, und die Ausführung der Blätter in Kupferstich und zum Theil in far⸗ bigem Steindruck muß in hohem Grade gerühmt werden, so wie denn überhaupt die ganze Ausstattung.

Die Fortsetzung wird ein sehr interessantes Werk von Schinkel bringen, die versuchte Restauration der beiden von Plinius beschriebe⸗ nen Villen, Laurentinum und Tusculum; das gegenwärtige Heft enthält schon das Werk eines fremden Architekten und nach der Vorrede sind auch fernerhin auswärtige Künstler zur Beisteuer freundlichst aufge⸗ fordert. Gr.

meines, welches bei jeder ähnlichen Anlage zu berücksichtigen ist. Das Projekt zerfällt in zwei Abtheilungen, erstlich mehrere Gesellschafts⸗ und

Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 20. April.

Abgang von Potsdam.

Abgang eitdauer

Zeitdauer von 11 St. M.

St. M.

Um 8 Uhr Morgens . 42 [Um 6 Uhr Morgens.. lTl 44 Vormitt... Nachmitt.. 45 Nachmitt.. Abends .... 42 4 1 bu6 52 Abends...

2

C.11“ E90

Meteorologische Beobachtungen.

Abends 10 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

1841.

Morgens Nachmittags 20. April.

6 Uhr. 2 Uhr.

Luftdruck 334,81“ Par. 335,79“ Par. 336,01“ Par. Quellwärme 6,890 R. Luftwärme.... +. 5,1 ° R. + 11,7 0 R. +. 7,9 0 R. Flußwärme 7,090 R. Fhaupunkt 4,10 R. + 8,0 0 R. +. 5,8 0 R. Bodenwärme 6,90 R. Dunstsättigung 80 xrCt. 66 vCt. 79 pCt. Ausdünstung 0,025“ Rbd. Wetter regnig. trübe. bezogen. Niederschlag 0,019“ Rh. Wind W NW. Wärmewechsel +. 12,19 Wolkenzug NW. + 5,09.

335,87“ Par. + 8,20 R.. +. 6,090 R.. 75 pCt. NW

Tagezmittel:

Aus wvärtige B8. Amsterdam, 17. April.

Niederl. wirkl. Schuld 512⁄8. 5 % do. 99 ½. Kanz-Bill. 24 ⅛.

19 ⅜. Passive. —. Ausg. —. Zinsl. —. Preuss.

590% Span. Pol. —. Oesterr. —.

Prmn. Sch. —. Antwerpen, 16. April. Linsl. 5 ⁄à. Neue Anl. 19 3 1 G.

Frankfurt a. M., 18. April. 2 ½20 % Holl. 505/16. 501 14. Bank 8 Act. 1983. 1981. 5 % Span. 21 ⅞. 21 ¼. Poln. Loose 71 ྠG. Taunusb. Act. 54 ⁄½. 3641, Hamb urg, 19. April. Bank-Actien 1660 G. Engl! Kuss. 108.

London. 16. April. Belg. 102. Neue Anl. 23. Columb. 22 1.

Passive 55 ⁄8. 5 %, Port. 33/2. Mex.

Cons. 3 % 90 ⁄⅛. Ausg. Sch. 12 1. 2 ½ % Holl. 52. 3 %, 20. Engl. Russ. 113. Bras. 69 ½. 30 ½. Peru 17 ½2. Chili 59.

Paris, 15. April.

5 % Rente fin cour. 113. 80. 3 % Kente Neapl. au compt. 103. 95. 5 % Span. Rente 23 %8

hin cour. 78. 90. 55 Passive 5 ⁄½. 3 %