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1 selbst 1 Thl. II. die §§. 633, 634 und 689 ebendase
ter ian 82 XPhr. II. ibidem als eine offenbare Zuruͤcksetzung 1.ä aufgehoben werden. Hierauf erhob
enthaltend 1 . 8 . eneen. 2 — Diskussion, — viele Stimmen lieten 8 far und gegen den Antrag vernehmen, bis endlich zur Voti⸗
— Zefeten wurde, — 22 Stimmen erklaͤrten sich zwar gegen rung gcscg der Petition selbst, jedoch fuͤr die darin enthaltenen Aneraͤge, und 15 Stimmen gegen die ganze wogegen Ezriminen verlangten, daß davon in der Verhandlung keine Erwaͤhnung geschehe⸗ so wurde dann die Petition mit 23 gegen 22 Stimmen verworfen. 52 55 Ausschuß verlas demnaͤchst einen Bericht, das Taub⸗ zummen⸗Institut betreffend, und traͤgt an: daß der Unterricht den Taybstummen beiderlei Abkunft, in der Sprache ihres Volks⸗ Scammes ertheilt werde, daß die Kinder nach zuruͤckgelegtem 9. Jahre ihres Alters, und 10 taubstumme Maͤdchen, 5 frei und 5 gegen Zahlung in das Institut aufgenommen werden und endlich daß dem Lehrer der Polnischen Sprache, Sikorski, eine Gehalts⸗ zulage von 100 Thlr. oder, wenn er vom Schullehrer⸗Seminarium an das Tauastummen⸗Institut ganz uͤbergehen sollte, ein Gehalt von 500 Thlr. jäͤhrlich bewilligt werde. Alle diese Artraͤge geneh⸗ migt die Versammlung einstimmig.
Eine von einigen Deputirten, wegen Aufhebung der Di⸗ strikts⸗Kommissarien uͤbergebene Petition wurde zur Berathung gezogen. Einer der Deputirten des Ritterstandes macht darauf aufmerksam: daß das Institut weder dem Staate noch den Re⸗ gierten Vortheil bringe, und daß dadurch eine neue, in der Ver⸗ waltungs⸗Hierarchie ganz uͤberfluͤssige Behoͤrde eingefuͤhrt werde. Die durch deren Errichtung beabsichtigten Zwecke sind dadurch zu erreichen, wenn dem Landrathe ein berittener Gehuͤlfe, mit ange⸗
messener Besoldung zugeordnet wird, der alle Auftraͤge des Land⸗ Stelle vollzoͤge, wodurch der Kosten⸗Aufwand
rathes an Ort und zu zahlreichen Buͤreaus, die Anhaͤufung von Akten, Belaͤstigung der Boten und Zeitversaͤumniß vermieden, und die Verwaltung dennoch zweckmaͤßig werden wuͤrde, weil die Landraͤthe in einer fortwaͤhrenden Beruͤhrung mit den Kreis⸗Einsassen bleiben wer⸗ den, waͤhrend sie jetzt unvollstaͤndige, haͤufig unrichtige Anzeigen erhalten, wodurch Arbeit vermehrt, Geschaͤfte verzoͤgert und be⸗ traͤchtliche Kosten verursacht werden. ter bemuͤhte sich dies Institut zu vertheidigen, als indeß zur Ab⸗ stimmung geschritten wurde, erklaͤrten sich 30 gegen 15 Stimmen für die Bitte bei Sr. Majestaͤt, dieses Institut aufzuheben und in Stelle der Kommissarien den Landraͤthen nur einen Gehuͤlfen beizuordnen.
Provinz Sachsen.
Merseburg, 30. April. In der fuͤnfundzwanzigsten Ple⸗ nar⸗Sitzung referirte zuvoͤrderst der Herr Abgeordnete des Dom⸗ Kapituls zu Merseburg uͤber 11 von den Stadtbehoͤrden zu Magdeburg, Halle, Halberstadt, Quedlinburg, Aschersleben und Straßfurth u. a. so wie von mehreren Handelsherren und Guts⸗ besitzern ausgegangene Petition, wegen Beschuͤtzung und Foͤrde⸗ rung der inlaͤndischen Zucker⸗Raffinerie und Fabrication des Ruͤben⸗ Zuckers. 1 rathung, da sich auch außer wichtige Stimmen zu Gunsten dieser Einschreitung des Staats erklärt haben.
fuͤr Landwirthschaft, Belebung des inneren Handels⸗Verkehrs, fuͤr Verstaͤrkung des National⸗Kapitals und der National⸗Kraͤfte. — Es leuchtete ein, daß die fraglichen Gewerbe durch den Handels⸗ vertrag zwischen den Deutschen Zollvereins⸗Staaten und den Nie⸗ derlanden vom 21. Januar 1839, den man uͤbrigens zu beur⸗ theilen sich nicht fuͤr berufen hielt, um deswillen hochgefaͤhrdet sind, weil es dadurch den Hollaͤndischen, ohnehin durch hohe
Praͤmien beguͤnstigten Handels⸗Haͤusern moͤglich wird, unter dem
Vorwande, Lumpenzucker zum Gebrauch inlaͤndischer Siedereien einzufuͤhren, wirkliche Raffinade in Stuͤcken mit einiger An⸗ schwaͤrzung zu dem Zollsatze von nur 5 Rthr. 15 Sgr. ins Land u bringen, wobei es nur einer leichten Umkochung bedarf, den schönsten raffinirten Zucker zu einem so billigen Preise herzustel⸗ len, den weder inlaͤndische Rafinerien noch Ruͤbenzucker⸗Fabriken gleich wohlfeil zu liefern im Stande sind. Mehrere derartige Fabriken haben bereits aufgehoͤrt thaͤtig zu seyn, andere bestehen nur noch in der Erwartung guͤnstigerer Verhaͤltnisse, und jene Zucker⸗Einschwaͤrzung nutzt hoͤchstens nur dem Reichen und Wohlhabenden, da die Preise der geringeren Zucker und der Sy⸗ rupe, die zum Bedarfe der Aermeren gehoͤren, im Gegentheile gestiegen sind. Proben der, von den Niederlaͤndern unter der Benennung Lumpenzucker eingefuͤhrten raffinirten Zucker, welche vorgezeigt wurden, machten es erklaͤrlich, wie es fuͤr die Steuer⸗Verwaltung, so lange die Bestimmungen des Handels⸗ Vertrags bestehen, uͤberaus schwer seyn muͤsse, Umgehungen die⸗ ser Art zu verhindern. Indem nun einestheils wohl erwogen worden, durch welche Zollsaͤtze (abweichend von denen des Zoll⸗ Tarifs fuͤr 1840, 1841 und 1842) den inlaͤndischen Zucker⸗Fa⸗ brikanten zu helfen sey, anderntheils, daß die Abhuͤlfe hoͤchst dringend scheine, soll nicht der Schade fast unheilbar werden, vereinte man sich zu folgenden Beschluͤssen: 1) Se. Majestaͤt den Koͤnig unter ausfuͤhrlicher Darlegung der Wichtigkeit des Gegenstandes fuͤr die Provinz, allerunterthaͤnigst zu bitten: den fraglichen Handels⸗Traktat in diesem Punkte, so b8 8 irgend geschehen kann, außer Kraft zu setzen; 29gde ei su missest anzutragen, den Zoll⸗Tarif vom 24. Oktober 1839 schon vor dessen Ablauf und spaͤtestens mit Anfang kom⸗ menden Jahres huldreichst dahin abändern zu lassen, daß nach Maßgabe des Tarifs von 1827 “) fuͤnf Thaler fuͤr den Centner ungedeckten gelben und braunen Jucker (wovon an jedem Grenz⸗ Zollamt eine Probe niederzulegen), b) acht Thaler fuͤr den Cent⸗ ner weißen und grauweißen Zucker, zerschlagen und geschwaͤrzt (die Sorten unter a und b zum Gebrauch der Siedereien) c) zehn Thaler fuͤr den Zucker in Broden, und zwar von allem, mithin auch niederlaͤndischem Zucker, entrichtet werden muͤssen. Endlich beschloß man, zu beantragen, daß, wenn kuͤnstig die Nothwendigkeit einer Besteuerung der Nuͤbenzucker⸗Fabrication eintreten sollte, der Provinzial⸗Landtag oder der permanente Aus⸗ schuß wegen des Tarifs und dessen Erhebungsweise gehoͤrt wer⸗ den moͤchte, so wie dann allerunterthaͤnigst anheim zu geben, ob nicht die hoͤchste Huld und Weisheit es fuͤr zweckdienlich finde, in allen Angelegenheiten der indirekten Besteuerung, wobei Lan⸗ deskultur, Gewerbe und Handel so sehr interessirt sind, kuͤnftig das allerunterthaͤnigste Gutachten der Provinzial⸗Staͤnde zu foͤr⸗ dern, wie dies in einigen Faͤllen schon fruͤher geschehen sey. Noch kim zur Frage: Ob nicht zur Erleichterung der Ruͤbenzucker⸗Fa⸗ brikanten auf die Aufhebung der Central⸗Abgabe von 3 Rthlr. pro Centner Ruͤben zu beantragen sey? Man hielt jedoch dafuͤr, daß sie wohl das beste Mittel fuͤr den Staat darbiete, sich vom Umfange dieses Gewerbbetriebes zu unterrichten und da sie ohne⸗ hin nur gering sey, ihr Fortbestehen nicht in Frage zu stellen.
Nur ein einziger Deputir⸗
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Man nahm diesen Gegenstand in um so ernstere Be⸗- diesen B zahlreiche und
ewerbe und desfallsige Man vergegenwaͤrtigte sich vor Allem die hohe Wichtigkeit der Ruͤbenzucker⸗Bereitung
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Beim Schlusse der Diskussion wurde noch beantragt: „die Pe⸗ tition bei ihrer hohen Wichtigkeit in besonderer Schrift an des Koͤnigs Majestät zu bringen“ womit sich die Versammlung ein⸗ verstanden erklaͤrte. .
Der Herr Landtags⸗Marschall eroͤffnete hierauf dem Land⸗ tage, daß nach so eben eingegangenem Schreiben des Herrn Landtags⸗Kommissarius vom 18. April, des Koͤnigs Majestät sich dahin auszusprechen geruht habe, daß es genuͤgend sey, wenn jeder Landtags⸗Adgeordnete einen Abdruck der Protokolle erhalte, so daß im Ganzen etwa 100 Abdruͤcke der hiesigen Landtags⸗ Protokolle zu veranstalten seyen; wodurch sich denn die in gestri⸗ ger Sitzung formirten Antraͤge erledigten.
Hierauf ward ein Vortrag uͤber eine Petition der Abgeord⸗ neten der Ritterschaft, Staͤdte und Landgemeinden des Eichsfel⸗ dischen Wahlbezirks von foͤlgendem Inhalte gehalten: „der Land⸗ tag moͤge bei des Koͤnigs Majestaͤt dahin allerunterthaͤnigst an⸗ tragen, daß 1) die in den Erkenntnissen der Liquidations⸗Kom⸗ mission vom 13. August 1832 und vom 13. Oktober 1833 aus⸗ gesprochene Praͤklusion des Eichsfelder Bezirks auf Verguͤtung der Franzoͤsischen Kriegs⸗Contribution aus hoͤchsten Gnaden wie⸗ der aufgehoben und denjenigen Liquidanten, die ihre Forderun⸗ gen nachgewiesen haben, Entschaͤdigung werde. 2) Im Fall aber ein Aufruf noch nicht geschehen seyn sollte, allergnaͤdigst verwil⸗ ligt werde, daß die Eichsfelder Kriegs⸗Contribution gleich der neuen Kriegsschuld der Altmark zur Liquidation ge⸗ bracht werde. — Es ward vom Referenten dargethan: „daß die im November 1806 ausgeschriebene Contribu⸗ tion ausdruͤcklich als Staatsschuld des vormaligen Koͤnig⸗ reichs Westphalen anerkannt und auch zu deren Verificirung und Umschreibung in Westphaͤlische Staats⸗Obligationen eine Kom⸗ mission bestellt worden sey, die jedoch bei der baldigen Aufloͤsung des Koͤnigreichs ihre Operation nicht habe beendigen koͤnnen. Daß ferner, nachdem die Krone Preußen nach Regulirung des Staatsschulden⸗Wesens alle aͤhnliche Forderungen in ihren Staats⸗ schulden⸗Etat aufgenommen habe, der Eichsfelder Bezirk nur auf Veranlassung hoͤherer Behoͤrden die Liquidirung der Contribution unterlassen habe; daß nichts desto minder, als Seitens des Be⸗ zirks im Verfolg der Allerhoͤchsten Kabinets⸗Ordre vom 31. Ja⸗ nuar 1827 die Anmeldung und Liquidation noch erfolgt sey, von der Koͤnigl. Liquidations⸗Kommission im Jahre 1832 die schon erfolgte Praͤklusion der uͤbrigens als ganz begruͤndet erkannten Anspruͤche ausgesprochen worden sey, und daß auf den eingelegten Rekurs die zur Entscheidung uͤber dergleichen Reclamationen verordnete schiedsrichterliche Kommission in einem im Jahre 1830 ertheilten Bescheide gedachte Praͤklusion bestaͤtigt, jedoch auch beigefuͤgt habe, daß die angebrachten Forderungen durch Allerhoͤchste Kabinets⸗ Ordre von 1827 gar nicht aufgerufen worden seyen. Wenn nun andere ganz aͤhnliche Anforderungen in der Provinz, namentlich in der Altmark, die der obige Bescheid der Liquidations⸗Kom⸗ mission ganz in eine Linie mit denen des Eichfelds gestellt habe, befriedigt worden seyen; so duͤrfe der jetzt noch erhobene Anspruch um so beruͤcksichtigungswerther erscheinen, als zumal das Eichs⸗ feld notorisch als aͤrmster Theil der Provinz abzuschaͤtzen sey.“ — Der Landtag, in Uebereinstimmung mit dem Ausschusse, be⸗ schloß, diese Petition an des Koͤnigs Majestaͤt nebst der aller⸗ unterthaͤnigsten Bitte zu foͤrdern: „die unter den zureichend dar⸗ gelegten Gruͤnden aͤls wirklich praͤgravirend erscheinende Praͤklu⸗ sion der Anspruͤche des Eichsfeldischen Bezirks huldreichst aufzu⸗ heben und den Bittstellern noch die Liquidation zu verstatten.“ — Der Abgeordnete der Stadt Erfurt bemerkte noch, daß das dortige Fuͤrstenthum wegen der von ihm gestellten Franzoͤsischen Kriegs⸗Contribution in gleicher Lage sey und ein desfallsiger An⸗ trag von seiner Seite anzuschließen seyn moͤchte. Da es indeß an allen Unterlagen und Beweisstuͤcken dieses Antrages fehlte, konnte der Landtag nicht darauf eingehen.
Zuletzt ward die Verwendung des Landtags durch ein Gesuch eines Ortsrichters wegen des hohen Salz⸗Preises, den der Inlaͤnder im Vergleich gegen den Auslaͤnder zu entrichten habe und wegen Quantitaͤt und Qualitaͤt des Viehsalzes in
Anspruch genommen, doch von der Versammlung deshalb abgelehnt: weil bereits eine Verminderung des Preises des Koch⸗ salzes beim allgemeinen Steuer⸗Erlaß in Aussicht gestellt und weil das Debits⸗Quantum an Viehsalz aufs laufende Jahr zu 8 Pfund fuͤr ein Stuͤck Rindvieh und 1 Pfund fuͤr ein Schaaf normirt sey, wodurch Erleichterung und Befriedigung gewaͤhrt werden solle. “
Zeitungs⸗Nachrichten Aus land.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 4. Mai. Am 30sten v. M. starb hier zum allgemeinen Bedauern die Schauspielerin Barbara Nikola⸗ jewna Assenkowa im 23sten Jahre ihres Lebens und im sechsten ihres kuͤnstlerischen Wirkens. Die Russische Buͤhne verliert in ihr eine ihrer ersten Zierden.
Laut Kaiserlichem Tagesbefehl an die Flotte sind am 21. April befoͤrdert worden: Zu Admiralen die Vice⸗Admirale Ogilvy,
Mitglied des Admiralitaͤts⸗Conseils, Matschakoff, Praͤsident des General⸗Auditoriats der Flotte, und von Krusenstern, Direktor des See⸗Kadetten⸗Corps, alle drei mit Verbleibung in ihren ge⸗ genwaͤrtigen Aemtern. — 8
Der Kaiser hat sein mit Brillanten eingefaßtes Portrait zum
r am Knopfioche dem General der Kavallerie, Fuͤrsten Kä Tragen pfioch . 8 üuͤber die Religion und die Philosophie“ erschienen ist.
Waßiltschikoff, Praͤsidenten des Reichs⸗Rathes, verliehen.
Frankreiich.
Paris, 7. Mai. Gestern Abend fand als Nachfeier der Taufe des Grafen von Paris das mehrerwaͤhnte große Konzert in der Gemaͤlde⸗Galerie des Louvre statt. re diplomatischen Corps und den politischen Notabilitaͤten, nur die Kuͤnstler der Hauptstadt eingeladen worden. Der Koͤnig und die
Koͤnigl. Familie erschienen um 8 Uhr und unterhielten sich in den Zwischenpausen des Konzertes auf das freundlichste mit dem
groͤßten Theil der Anwesenden. 2 ; Die Deputirten⸗Kammer hat in ihrer gestrigen Sitzung
dels ohne bemerkenswerthe Debatten votirt.
den neuesten Nachrichten aus dem Orient zufolge, den auf Mehmed Ali⸗ vezugkiche Hattischerif in der Weise veraͤndert, wie es die Lendoner Konferenz wuͤnschte. Der neue Ferman verleiht Mehmed Alt die direkte Erblichkeit und das Recht, selbst die Offiziere seiner Land⸗ und See⸗Armee zu ernennen. Ist das der
bitten, sich nichts darauf einzubilden. Jenes Zugestaͤndniß, wenn man dasselbe als von einiger Wichtigkeit betrachten kann, ist dem Uebergewichte Englands in dem Conseil der Pforte zu danken, und die Mitwirkung des Herrn Guizot in dieser Sache dient nur dazu, den uͤberwiegenden Einfluß des Britischen Kabinets im Orient in ein helles Licht zu stellen. Als Frankreich von der Pforte ein Zugeständniß fuͤr den Pascha verlangte, da waren die Verbuͤndeten nicht weit davon entfernt, unsere Reclamation als einen Eingriff in den freien Willen eines unabhaͤngigen Staates zu betrachten. Heute verlangt England etwas und Alles fuͤgt sich seinen Wuͤnschen. Die Tuͤrkischen Fermans werden jetzt im aus⸗ waͤrtigen Amte zu London entworfen. Es handelt sich in diesem Falle, wir vergessen es nicht, um die Verbesserung in dem Zu⸗ stande eines Fuͤrsten, dessen Sache wir stets vertheidigt haben. Wir sind weit davon entfernt, uns uͤber das erlangte Resultat zu beklagen. Aber es ist uns nicht erlaubt, auf die Widerspruͤche jener Englischen Politik aufmerksam zu machen, die je nach der Lage und den Verhältnissen die entgegengesetztesten Grundsaͤtze aufstellt? Alles was England mit Gewalt gegen den Pascha un⸗ ternehmen konnte, hat es gethan, und zwar im Namen und an⸗ geblich auf Verlangen und im Dienste des Sultans, seines Ver⸗ buͤndeten. Jetzt dreht es die Sache um, und wirft sich zum Be⸗ schuͤtzer der Macht auf, welche es zerstoͤrt hat, und zwar gegen den Willen jenes Verbuͤndeten, fuͤr den es eine so tiefe und innige Theilnahme heuchelte. England lehrt auf diese Weise den Pascha, daß die Gewalten im Orient von ihm abhaͤngen, und daß, wenn er noch einige Ueberreste seiner vorigen Macht behaͤlt, er es dem Schutze und der Vermitteluug Englands zu denken hat. Und Herr Guizot, der sich im Gefolge der Englaͤnder befindet, hilft ihnen noch, sich Anspruͤche auf die Dankbarkeit Mehmed Alt's zu erwerben. Das ist eine Rolle, die ihn niemand beneiden wird. Wenn wir jetzt die Modificationen des ersten Hattischerifs pruͤ⸗ fen, so sind wir weit davon entfernt, die Wichtigkeit und den Werth derselben zu uͤbertreiben. Wir haben bereits fruͤher unsere Meinung uͤber jene Erblichkeit ausgesprochen, die einer Gewalt verliehen wird, welche ihrer wesentlichen Attribute beraubt ist. Ein ande⸗ rer Punkt ist allerdings jetzt zugestanden worden. Der Hatti⸗ scherif verweigerte dem Pascha das Recht, die Offiziere seiner Armee zu ernennen. Dieses Recht hat man ihm zuruͤckgegeben. Dem Anscheine nach ist dies etwas; aber wir fuͤrchten, daß es in Wirklichkeit nichts ist, wenn sich darauf die Zugestaͤndnisse be⸗ schraͤnken. Dem Pascha die Wahl seiner Offiziere untersagen, hieß ihm gleichsam die Armee aus den Haͤnden nehmen, und viel⸗ leicht gegen ihn organisiren. Er hat jetzt nicht mehr zu fuͤrchten, daß seine persoͤnlichen Feinde die obersten Stellen in seiner Ar⸗ mee erhalten. Aber seine Armee und seine Flotte wer⸗ den doch nichts anderes seyn, als was der Sultan will, wenn der Hattischerif uͤber diesen Punkt nicht mooddifizirt wird. Das Recht, die Offiziere zu ernennen, wuͤrde seine Macht um nichts vermehren, wenn er nicht das Recht erhielte, seine Flotte und seine Armee auf einen Achtung gebietenden Fuß zu erhalten. Und eben so, wie die Erblichkeit der Gewalt nichts ist, wenn die Gewalt selbst ein Schatten ist, so ist das Recht, die Offiziere der Armee zu ernennen, keine Staͤrke, wenn die Armee selbst nicht auf einen Effektiv⸗Bestand gebracht werden darf, die eine Staͤrke ausmacht. Wenn der Pascha wirklich ein maͤchtiger Vasall werden soll, so muß das System des Hatti⸗ scherifs vollstaͤndig geaͤndert werden. Einige Theile desselben mo⸗ difiziren, heißt anscheinende Zugestaͤndnisse machen, aber in der Wirklichkeit nichts geben. Wenn alle Gesetze des Tuͤrkischen Rei⸗ ches auf Aegypten angewendet, wenn das System der Aegyptischen Verwaltung mit dem System der Tuͤrkischen Verwaltung in Einklang gebracht werden soll; wenn der Sultan die Zahl der Truppen und der Schiffe festsetzt, die Mehmed Ali besitzen darf, so giebt es keine Aegyptische Macht mehr. Man sagt zu dem Pascha, deine Macht soll auf nichts zuruͤckgefuͤhrt werden, aber sie wird erblich seyn; du sollst eine Armee haben, die zu deiner Verthei⸗ digung nicht hinreicht, dagegen aber wird dir das Recht zuerkannnt, die Offiziere in derselben zu ernennen. Wenn sich wirklich die Veraͤnderungen des Hattischerifs darauf beschraͤnken, so sehen wir in den angeblichen Zugestaͤndnissen nichts Ernstliches, sondern wir erblicken darin nur eine Luͤge mehr.“
Gestern wurden die detaschirten Forts auf dem linken Seine⸗ Ufer, naͤmlich die von Ivry, Arcueil, Montrouge, Vanvres und Meudon dem Mindestfordernden zugesprochen. Mit dem Fort von Jvry ward der Anfang gemacht. Es hatten sich zu diesem Unternehmen, welches im Durchschnitt auf 10 Millionen Fr. an⸗ geschlagen wird, 10 Konkurrenten gemeldet. Die Gebote variir⸗ ten zwischen 8 pCt. uͤber und 15 pCt. unter dem Anschlage. Das letztere Gebot war von dem Architekten Barizon gemacht, dem dann auch die an dem Fort von Jvry waͤhrend der Jahre 18il, 18412 und 1813 auszufuͤhrenden Bauten zugeschlagen wurden. Dieses Fort besteht, dem Plane zufolge, aus 5 ungeheueren Bastionen, welche jede mit einer kasemattirten Courtine flankirt werden soll. Im Innern dieses bastionirten Mauerguͤrtels soll eine mit Kanonen krenelirte Citadelle erbaut werden, welche sich 7 Metres uͤber die Bastionen erheben wird. Die Mauern dieser Festung werden 3 Metres dick seyn. 18
Der Kanzler von Frankreich hat jetzt auf offizielle Weise den Pairshof auf naͤchsten Montag um 12 Uhr Mittags zusam⸗ menberufen, um den Bericht der Instructions⸗Kommission uͤber den Darmés'schen Prozeß zu hoͤren. Man vermuthet noch immer, daß die gerichtlichen Verhandlungen am 26sten d. beginnen wer⸗ 8 I wird in “ 9ten Uamn 10ten nach den
efaͤngnissen des Palastes Luxembourg gebracht werden. ö vardnchs 1 die Muße seines Gefaͤngnisses benutzt,
um die letzte Hoht⸗ an ein Werk zu legen,
Es waren außer dem
das Budget fuͤr das Ministerium des Ackerbaus und des Han⸗
Der Constitutionnel zußert sich heute uͤber die orientalie 3 schen Angelegenheiten in ulg Weise: „Der Sultan hat,
theidigern mit großer Lebhaftigkeit fortzesetzt.
geriethen in eine so gereizte Stimmung, daß Herr Coraly seinen Vor⸗ trag mit folgenden Worten schloß: Was mich betrifft, ich mache keine
welches heute unter
dem Titel: „Britische Eroͤrterungen und verschiedene Gedanken
Herr Macintosh, Geschaͤftstraͤger des Texas in Paris, hat
ein Schreiben an den Moniteur parisien gerichtet, worin er
dem durch Amerikanische Blaͤtter verbreiteten Geruͤchte, daß 8000 Mexikaner im Begriff waͤren, in Texas einzufallen, widerspricht Er bemerkt, daß schon der Umstand, daß Großbritanien die Vei⸗ mittlung 1ee Mexiko und Texas angenommen habe, mit je⸗ nem Geruͤchte unvertraͤglich sey.
Börse vom 7. Mai. An der heutigen Boͤrse war das Geschaͤft im Ganzen sehr still. Man bemerkt indeß, daß viele Spekulanten suchten, ihre 3proc. gegen 3proc. Rente umzutau⸗
schen, weil man vermuthet, daß der neuen Anleihe die Bedingung
wegen Nichtkonvertirung der 5proc. Rente angehaͤngt werden wird. Die 5proc. Rente stieg heute auf 115, waͤhrend die 3 proc. u 79. 75 ausgeboten blieb.
„Tulle, 4. Mai. Prozeß Laffarge. Die Debatten über die Kompetenzfrage wurden auch heute noch zwischen den beiden Verthei⸗ Die beiden Gegner
eitle Drohungen. Ich werde beweisen, Marie Capelle, ich werde be⸗
hziere v- . der weisen, hören Sie, daß auß itel ei ziftmischeri große Erfolg, den sich Herr Guizot versprach? Wir moͤchten Ibnen. außer dem Fitel einer Gäktmischerin
uch noch der einer Diebin gebührt.
und die alten zu reformiren
Durch diese letzten Worte ward Madame Laffarge lebhaft erschüt⸗ tert ihr Auge belebte sich, ihre Züge zogen sich krampfhaft zusammen; sie erhob sich, streckte die Arme aus und rief mit bebender Stimme: Herr Präsident Herr Coral Das ist nicht wahr. das ist unwürdig! (Anhaltende Bewegung.)
Herr Coraly: „Ja, den Titel einer Diebin und einer Verleum⸗ derin. Das ist mein Recht, und ich werde mich desselben bedienen. (Abermalige Bewegung.)
Madame Lafsarge blickt Herrn Corali fest an und ruft ihm zu: „Sie reden unwahr und handeln numwürdig.“
Herr Lachaud ersucht die Angellagte, sich zu beruhigen.
Der Präsident: „Die Debatten sind geschlossen.“
Herr Lachaud mit großer Lebhaftigkeit: „Ich will gehört seyn. Das Gesetz sagt, daß der Angeklagte das letzte Wort haben soll; ich werde Anträge stellen, wenn man sich weigert. mich zu hören.“
Der Präsident: „Reden Sie, Herr Lachaud.“
Herr Lachaud: „Ich bin nicht mehr ruhig; die aufreizenden Worie des Herrn Coraly verleiten mich zu einer Heftigkeit, die ich be⸗ klage; Ehre sev Ihnen, Herr Coralp, Sie haben einen großen Muth und eine edle Hochherzigkeit gezeigt! Es ist eine Diebin und eine Ver⸗ leumderin sagen Sie; von wem wissen Sie das? Ich erkläre, daß, wenn es eine Diebin und eine Verleumderin in dieser Sache giebt, es Frau von Clautand ist; sie hat ihren Gatten bestohlen, nachdem sie ihn betrogen hatte; sie hat die selbstgewählte Freundin verleumder! Aber ich halte inne, der Augenhlick wird kommen, wo wir und die Welt die Schmähungen Ihnen zurückgeben werden, die Sie auf uns häufen.“
Der Präsident: „Die Debatten sind geschlossen.“
Der Gerichtshof zog sich hierauf in sein Berathungs⸗Zimmer zu⸗ rück, und in dem Saale, den die Angeklagte alsbald verlteß, herrschte eine lebhafte Aufregung. Nach einer Viertelstunde ward die Sitzung wieder eröffnet und der Präsident verlas ein sehr ausführliches mo⸗ tivirtes Urtheil, durch welches sich der Gerichtshof für fompetent er⸗ kiärte, und die Vernehmung der Zeugen, so wie den Beginn der De⸗ balten, auf Donnerstag, 5. August, festsetzte. Die Angeklagte ward hierauf wieder in ihr Gesängniß zurückgeführt.
& Paris, 6. Mai. in der gegenwaͤrtigen Session vorgelegt worden sind, duͤrfte keins mehr bestimmt seyn, einen groͤßeren Einfluß auf die Zukunft
Frankreichs auszuuͤben, als das Gesetz üuͤber die Freiheit des Dies Gesetz ist in den Kammern noch nicht diskutirt, es ist noch nicht einmal daruͤber Bericht erstattet worden, und schon hat es die Geistlichkeit in Bewegung versetzt und beschaͤftigt lebhaft die mit Der Gegenstand
Gymnasial⸗Unterrichts (l'enseignement secondairc).
einiger politischen Voraussicht begabten Leute. ist allerdings von Wichtigkeit und ziemlich schwierig; denn es
handelt sich dabei um das Schicksal der kommenden Geschlechter.
Die im Jahre 1830 revidirte Charte hatte Freiheit des Un⸗ terrichts versprochen; dies Versprechen soll das Gesetz erfuͤllen. Im ersten Augenblick ist man versucht, sich zu fragen, ob, ab⸗
gesehen von der gesetzlichen Nothwendigkeit, die aus dem Ver⸗ sprechen hervorgeht, die Freiheit, des Unterrichts, ich will nicht sagen dringend, sondern vernuͤnftig und, nach unseren Franzoͤsi⸗ schen Begriffen von Centralisation, mit einem geregelten und mit einigem Vertrauen zu sich selbst begabten, politischen Zu⸗ stande vereinhar ist. Duͤrfen der Staat, die Gesellschaft, welche ein so maͤchtiges Interesse an der guten schen und gewerblichen Beziehung der Buͤrger haben, die sich durch ihre Tugenden staͤrken, durch ihre Einsicht und ihre
durch ihre Unwissenheit und ihr Elend verarmen, duͤrfen sie das
geheiligte Geschaͤft der Volkserziehung dem Zufall, dem ersten Besten uͤberlassen? Darf man dem Charlatanismus, der Spe⸗ culation gestatten, die Familien zu betruͤgen und die Jugend mit
ihrer verfaͤlschten Waare zu vergiften? Es ist dies ein Punkt,
der gehoͤrig erwogen werden muß und der aus dem Hesichts⸗
punkte der Moral nicht weniger bestreitbar scheint, als aus dem Gesichtspunkte einer gesunden Politik. Man kann in Wahrheit sagen, daß die Freiheit des Unterrichts, wie sie in die Charte von 1830 aufgenommen wurde, zu einer Zelt, wo durch die Kaͤmpfe der Restauration das Mißtrauen gegen die Gewalt eine in den Gemuͤthern eingewurzelte Gewohnheit war, heutzutage nicht mehr den Ansichten des aufgeklaͤrten Theiles der Nation entspricht und daß die Regierung nur etwas mehr Entschiedenheit beduͤrfte, um sich mit Zustimmung aller Aufgeklaͤrten von diesem Vermaͤchtnisse des Oppositions⸗Geistes der Restauration zu befreien.
Welches Motiv stellt man auf zu Gunsten der Freiheit des Unterrichts? Man sagt, die Universitaͤt entspreche heut zu Tage durch ihre Verfassung, durch das Programm ihrer Studien nicht mehr allen Beduͤrfnissen der Zeit. Im Jahre 1802 durch einen Konsulats⸗Beschluß wiederhergestellt, wurde die Universttaͤt aus⸗ schließlich in die Hände der Regierung gelegt; aber der Gedanke, welcher bei der Wiederherstellung dieses wichtigen Instituts vor⸗ geherrscht zu haben scheint, war vornaͤmlich die Wiederbelebung der klassischen Studien, die durch den Tumult der Revolutionszeit verscheucht worden waren. Dieser Zweck wurde durch die Kai⸗ serliche Universitaͤt erreicht, allein seirtdem sind neue Beduͤrfnisse aufgetaucht. Der durch das Genie Napoleon's expaltirte militai⸗ rische Geist wuͤnscht vor dem zunehmenden friedlichen und indi⸗ striellen Geist toͤglich mehr zuruͤck. Die Armee ist nicht mehr eine fuͤr die Thatkraft der Jugend genuͤgende Lauf⸗ bahn; der Primair-Unterricht hat in den untersten Klassen der Bevoͤlkerung das Streben nach Gluͤck und Wohlseyn, so wie die nuͤtzlichen Faͤhigkeiten, die dazu fuͤhren koͤnnen, geweckt. Der Unterricht, der Handel, die Schifffahrt sind wieder in Aufnahme gekommen; man wendet sich dem Ackerbau zu, dem ersten von allen Gewerben, und man fragt sich, warum wir so wenig Vor⸗ theil ziehen aus der unerschoͤpflichen Mannigfaltigkeit von Huͤlfs⸗ quellen, welche die Natur Frankreich in so reichem Maaße ge⸗ spendet hat; mit einem Worte, es bemaͤchtigt sich taͤglich ein neuer Geist unseres Landes, und Jedermann fuͤhlt, daß, wenn der klas⸗ sische Unterricht zwischen unseren Voraͤltern und uns eine nicht unterbrochene Verbindung unterhalten soll, doch jene neue Nation welche die Franzoͤsische Revolution in die Welt gesetzt hat, un⸗ moͤglich bloß nach der Tradition leben kann, und daß es fuͤr sie folglich ein gebieterisches Gesetz ist, ihre materielle Zukunft zu sichern und von dem Ackerbau, der Industrie, den angewandten Wissenschaften das taͤgliche Brod jener wachsenden Bevoͤlkerung zu verlangen, die sich alle drei bis vier Jahre um eine Million Seelen vermehrt.
Im Allgemeinen ist man daher daruͤber einig, daß er oͤffent⸗ liche Unterricht in Frankreich einer Reform bedarf; es sind sogar schon mehrere gluͤckliche Versuche dazu gemacht worden. In mehreren wichtigen Staͤdten, wie in Lyon, Nantes, Angers, un⸗ ter Aufsicht der General-Conseils, sind sogenannte hoͤhere Pri⸗ mairschulen (6colis primaires superieures) eroͤffnet worden, und es werden bald tuͤchtige Kaufleute und unterrichtete Gewerbtrei⸗ bende daraus hervorgehen. Eine Primair⸗Schule zur Bildung von Leitern und Aufsehern der Werkstaͤtten, so wie geschickten Handwerkern ist im Konservatorium der Kuͤnste und Handwerke zu Paris eroͤffnet worden. Der Impuls ist gegeben und nichts waͤre der Regierung leichter gewesen, als sich an die Spitze der Bewegung zu stellen, uͤberall neue Anstalten ins Leben zu rufen die im Allgemeinen nach einem
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Von allen Gesetzen, die den Kammern selben nicht genehm halten und der Koͤnigin nicht rathen werde,
morali⸗
sehen.
Reichthuͤmern bereichern, wie sie durch ihre Laster leiden, und
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zu gleichfoͤrmigen Typus eingerichtet sind und deren Un⸗ terricht, weil er zu universell seyn will, sehr haͤufig ober⸗ flaͤchlich wird und zuweilen die Intelligenz der Kinder er⸗ schlafft. Was uns betrifft, so waͤre es uns lieb gewesen, wenn die Regierung ganz allein die Verantwortlichkeit fuͤr dies große Werk uͤbernommen haͤtte, das sie allein gut zu leiten im Stande ist. Ein solcher Entschluß waͤre jenem Geiste der Einheit und der Centralisation, der allein in Frankreich große Dinge zu bewirken vermag, angemessener gewesen, und haͤtte zu⸗ gleich mehr Garantieen fuͤr die gute Ausfuͤhrung dargeboten. Allein die Freiheit des Unterrichts war durch die Charte ver⸗ sprochen. Auf der anderen Seite machten fuͤglich auch die ewigen Minister⸗Wechsel, eine Frucht unserer letzten großen Erschuͤtte⸗ rung, die Sorgen, welche die Angelegenheiten einer noch unvoll⸗ kommen beruhiaten Gesellschaft der Regierung verursachen, so wie die viele Zeit, die sie in Anspruch nahmen, das Werk der Reform, wenigstens in den ersten Jahren, fuͤr die Regierung sehr schwer. Endlich hat sich nun das Ministerium entschlossen, durch Herrn Villemain, Minister des oͤffentlichen Unterrichts, den Kammern einen Gesetz⸗Entwurf uͤber die Freiheit des Gym⸗ nasial⸗Unterrichts vorzulegen, den ich in meinem naͤchsten Schrei⸗ ben einer naͤheren Pruͤfung unterwerfen will.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 7. Mai. (B. H.) Nachdem viele Petitionen gegen eine Reduction der Zucker⸗Zoͤlle eingebracht worden waren, antwortete auf eine Frage Lord Ellenborough's in Betreff des Praͤlimi⸗ nar⸗Traktats mit China der Premier⸗Minister, Lord Melbourne, noch etwas bestimmter, als am Abend vorher Lord J. Russell im Unterhause; er sagte, es sey die Anzeige nach China abge⸗ sandt, daß, wenn ein Definitiv⸗Traktat nach Maßgabe der Praͤ— liminar⸗Artikel abgeschlossen sey, das Britische Ministerium den⸗
nachdrücklich erklärt habe, daß Monopole bezüglichen Fragen der Berathung der Regierung schon lange
denselben zu ratifiziren. Er fuͤgte hinzu, dieser Beschluß sey in England und nicht von dem General-Gouverneur von Indien gefaßt. Auf die Frage Lord Ellenborough's, ob Tschusan ge⸗-⸗ raͤumt sey, antwortete Lord Melbourne, er wisse dies nicht; sollte es aber geschehen seyn, so werde es, den nach China abge⸗ sandten Befehlen gemaͤß, wieder besetzt werden. Unterhaus. Sitzung vom 6. Mai. Obgleich der An- trag des Herrn Hume auf Vorlegung der uͤber die Vernichtung des Amerikanischen Dampfboots „Caroline“ gefuͤhrten Korrespon⸗ denz durchfiel, so veranlaßte er doch einige naͤhere Erklaͤrungen Lord J. Russell's uͤber den Stand der Angelegenheit Mac Leod's. Der Minister sagte naͤmlich, die ganze Sache, auf welche sich jene Papiere bezoͤgen, wuͤrde in Vergessenheit gerathen seyn, wenn nicht die Verhaftung des Herrn Mac Leod sie von neuem zur Sprache gebracht haͤtte; was nun diese letztere Angelegenheit betreffe, so habe, in Folge einer Aufforderung des Herrn Fox,
die Regierung der Vereinigten Staaten versprochen, ihren Gene⸗
ral⸗Prokurator nach dem Prozeß⸗Orte abzusenden und mit In⸗ structionen uͤber das von ihm zu beobachtende Verfahren zu ver⸗ Der Anwalt des Herrn Mac Leod habe unter Anderem seine Vertheidigung darauf begruͤndet, daß das demselben Schuld gegebene Vergehen eine von der Britischen Regierung autorisirte Handlung sey, und habe deshalb auf Verweisung der Sache vor einen Unions⸗Gerichtshof angetragen; Hiesem Begehren sey Folge gegeben worden, und der Prozeß des Herrn Mac Leod werde also von einem Gerichtshofe der Vereinigten Staaten, nicht des Staates New⸗York, entschieden werden. Dort werde ohne Zwei⸗ fel der General⸗Prokurator so einschreiten koͤnnen, wie er vor einem Gerichtshöofe des Staats New-York es nicht vermocht ha— ben wuͤrde.
Unterhaus. Sitzung vom 7. Mai. (B. H.) Zu Anfang der Sitzung wurde eine große Menge von Petitionen fuͤr und gegen die Reduction der Zucker⸗Zoͤlle eingebracht und von den sie einbringenden Mitgliedern des Hauses mit Angaben des Inhalts derselben begleitet. Unter Anderen brachte O'Connell eine Petition des Magistrats von Dublin gegen die Reduction ein und zeigte an, daß er selbst im Ausschusse darauf antragen werde, die Reduction solle nur dem Zucker zu Gute kommen, der in solchen fremden Laͤndern und Kolonieen gewonnen werde, in denen die Sklaverei abgeschafft sey. Nachdem diese Petitio— nen vorgelegt waren, zeigte Lord John Russell auf eine an ihn gerichtete Frage an, die Regierung beabsichtige, die Ge⸗ traide⸗Zoͤlle in folgender Weise festzustellen: Waizen §8 Sh. fuͤr den Auarter, Roggen 5 Sh., Gerste 4 Sh. 6 Pence, und Hafer 3 Sh. 4 Pence; die uͤbrigen Getraide⸗Sorten und Saat im Verhaͤltniß hierzu. Die Rede, mit welcher der Minister sodann dem Angriff Lord Sandon’s in der Zuckerfrage zuvorzukommen suchte, wird als eine der glaͤnzendsten betrachtet, die jemals gehalten worden; aber dessenungeachtet glaubt man, daß die Tories mit bedeutender Majoritaͤt den Sieg davon tragen werden. Die Minister selbst berechnen diese Majoritaͤt auf 10 bis 12 Stim⸗ men; doch ist man ziemlich allgemein der Ansicht, daß sie viel staͤrker seyn wird. Indeß wird diese Niederlage weder zu einer Resignation der Minister, noch zu einer Aufloͤsung des Parla⸗ ments fuͤhren, denn die Minister haben beschlossen, wo moͤglich eine Abstimmung uͤber die Getraide⸗Gesetze herbeizufuͤhren, bevor sie es zu einer allgemeinen Parlaments⸗Wahl kommen lassen. Die Koͤnigin zeigt sich mittlerweile unerschuͤtterlich fest, und hat Lord Melbourne die Versicherung gegeben, daß sie bereit sey, jedes constitutionelle Mittel in Anwendung zu bringen, das ihr vorge⸗ schlagen werden koͤnne, um die Tory⸗Partei von der Regierung fern zu halten. Die erwaͤhnte Rede Lord John Russel's dauerte zwei Stunden lang und begann mit folgender Vertheidigung der Minister gegen den Vorwurf selbstsuͤchtiger Absichten bei der Beantragung der Zoll⸗Reductionen.
„Ich bin ganz einverstanden mit der so eben vorgelegten Petition aus Bath, daß diese Frage nicht bloß aus einem kommerjziel⸗ len und finanziellen Gesichtspunkte betrachtet werden muß, sondern als eine wichtige, die Nation im Allgemeinen betreffende Angelegenheit. Niemals vielleicht ist dem Parlamente eine Frage vorgelegt worden, die nicht nur in Betreff der Finanzen des Reichs oder der kommerziel⸗ len Einrichtungen der Gegeuwart, sondern in Bezug auf die Leitung der sinanziellen und kommerziellen Angelegenheiten des Landes auf eine lange Zeit hinaus, wichtiger wäre, als die Frage, welche ich jetzt vorzu⸗ bringen im Begriff stehe. Ich kann indeß meine Bemerkungen über diesen Gegenstand nicht beginnen, ohne auf das Rücksicht zu nehmen, was, wie ich weiß, im Gerede der Leute gewesen ist, und was nur die eingefleischteste Feindseligkeit gegen die Regierung und vollstän⸗ dige Unkenntniß der Charaktere der Mitglieder dieser Regierung entschuldigen kann. (Hört! hört! von Seiten der Opposition und lauter Zuruf von den ministeriellen Mitgliedern des Hauses.) Ich kann meine Bemerkungen nicht beginnen, ohne der Behauptung zu er⸗ wähnen, daß diese Maßregel im Drange des Augenblicks erst an dem Tage vorher, ehe sie von meinem sehr ehrenwerthen Freunde (dem Kanz⸗
maͤßigem Seine Resolution fand in Herrn Hogg, einem der Direktoren der Ostindischen Compagnie, 1— indischen Verhaͤltnisse hervorhob, einen sehr geschickten Verthei⸗
ler der Schatzkammer) angekündigt wurde, beschlossen worden seyv. Ich ebe zu, daß langgewohnte feindselige Gesinnungen gegen die Regierun
und völlige Unfenntniß des Charakters meines sehr ehrenwerthen Freun⸗ des (des Kanzlers der Schatzkammer) einige Beschönigung für folche Behauptungen darbieten fönnen, sage aber doch, daß sie nichtsdestowe⸗ niger niemals hätten vorgebracht werden sellen. Die Regierung wußte sehr wohl, daß dieser Gegenstand das höchste Interesse errege. Es war ihr vom Beginn des Jahres an vollkommen bewußt, daß der Finanz⸗ Zustand des Landes die Ergreifung einer Maßnahme außerordentlicher Art erfordere, bei der nur darauf zu sehen sev, daß sie in anderer Hinsicht der Ruhe des Landes entspreche und die Stabilität unserer Handels⸗
und Kolonial⸗Interessen nicht antaste. Diese Frage nahm natürlich
einen großen Theil unserer Zeit und unserer Berathungen in Anspruch, die Schwierigkeiten, die Einwendungen, wie sie in vielen der heute Abend eingebrachten Petitionen dargelegt worden sind, wurden sorg⸗ fältig und vollständig erwogen; sie brachten auf einige Mitglieder der Regierung und auf mich selbst einen bedeutenden Eindruck hervor; aber nach Verlauf einiger Zeit erschien es als nöthig, zu einem ünt⸗ schlusse zu kommen, und der allgemeine Entschluß wurde aus Gründen,
die ich später darbringen werde, dahin gefaßt, daß die beiden wichtigen Fragen über den Zucker⸗ und den Bauholz⸗Zoll als siskalische Fragen
von dem Kanzler der Schatzkammer vorgebracht werden, und daß ich dem Hause eine Anzeige über eine Veränderung der Getraidegesetze
als eine abgesonderte, den Schutz der Interessen des Ackerbaues betreffende Frage machen solle. Der Beschluß wurde gefaßt, bevor mein sehr ehrenwerther Freund, der Präsident der Handels⸗Kammer, seine Anzeige über Herabsetzung der Einfuhr⸗Zölle in den Kolonicen machte, und diese Anzeige ist, laut den Protokollen des Hauses, am 11. März gemacht worden. Ich hielt es allerdings nicht für recht, die Frage we⸗ gen Reduction der Zucker⸗, Bauholz⸗ und Getraide⸗Zölle vorzubringen, bevor wir am Ende des Finanz⸗Jahres eine klare Uebersicht über das Verhältniß der Einnahme zur Ausgabe besäßen; aber sch hielt es zu⸗ gleich für meine Pflicht, zu erklären, was ich auch, als jene auf die Einfuhr⸗Zölle in den Kolonieen bezügliche Diskussion votirt wurde, alle auf Handelsbeschränkungen und
vorlägen, daß die Regierung in Bezug auf dieselben einig sev, und daß die Maßregel vorgebracht werden solle, sobald sich die Nothwendigkeit dazu zeige.“
Nach dieser Einleitung ging Lord John Russell auf die Vertheidigung der ministeriellen Antraͤge im Einzelnen uͤber. Lord Sandon beantragte darauf seine (gestern mitgetheilte) Re⸗ solution, schien indeß von der Rede Lord John Russell's so uͤber⸗ rascht, daß er nur wenig und, wie er selbst bemerkte, in unrege“ und zerrissenem Vortrage vorzubringen vermochte.
der auch hauptsaͤchlich die Oft⸗
Herr Hawes dagegen und Herr, James, Letzterer bedeutender Plantagen in Westindien, verthei⸗ digten die ministeriehe Politik. Sehr beredt sprach darauf Sir Steyphen Lushington, der sich von jeher durch seine Bemuüͤhungen zu Gunsten der Sklaven⸗Emancipation ausgezeich⸗ net hat, fuͤr Lord Sandon's Resolution⸗ Mitten unter lautem Rufen nach Abstimmung und anderen Zeichen der Ungeduld er⸗ hob sich Herr Ewart, um zu reden, beantragte aber, als er nicht zu Worte kommen konnte, die Vertagung der Debatte, die auch genehmigt wurde, und der gleich darauf die Vertagung des Hauses selbst folgte. Die Tories schienen besonders zu wuͤnschen, daß es zur Abstimmung kommen solle, waͤhrend die liberale Par⸗ tei, um die vorliegenden Gegenstaͤnde durch Diskussion noch gruͤndlicher zu beleuchten, fuͤr die Vertagung war.
diger.. ein Besitzer
London, 7 Mai. Als Lord J. Russell gestern im Unterhause die Absicht zu erkennen gab, daß er am 17ten d. M. mit der Bill uͤber das neue Armengesetz weiter vorschreiten wolle, erklaͤrte Herr Walter, das neue Parlaments⸗Mitglied fuͤr Nottingham, er werde an demselben Tage durch eine Motion die weitere Foͤrderung dieser Maßregel zu hemmen suchen. So werden denn von allen Sei⸗ ten und bei allen Fragen die Minister von den Tories in die Enge getrieben, und es scheint, daß diese Partei glaubt, es sey jetzt die Zeit gekommen, wo es gelte, einen Hauptsturm gegen das Ministerium zu unternehmen. Die Toryblaͤtter suchen die oͤffentliche Meinung von den Korngesetzen vorlaͤufig abzulenken und sprechen nur von den Zucker-Zoͤllen, welche die Tories zu ihrem ersten Schlachtfelde gewaͤhlt haben. Sie bearbeiten die oͤffentliche Meinung mit dem Argumente, daß die Herab⸗ setzung der Zuckerzoͤlle nicht nur der Ruin der Britischen Ko⸗ lonieen, sondern auch eine Foͤrderung der Sklaverei in Cuba, Brasilien und den suͤdlichen Staaten Nord⸗Amerika's seyn wuͤrde. Die ministeriellen Blaͤtter weisen darauf hin, daß die Tories bis⸗ her immer die Gegner der Abschaffung der Sklaverei gewesen seyen. Die Morning Chronicle sagt in ihrem heutigen Boͤr⸗ sen⸗Bericht: „Die von Lord J. Russell gemachte Anzeige von seinem Amendement zu Lord Sandon's Resolution, im Fall das Haus uͤber den Zuckerzoll nicht in den Ausschuß gehen will, hat die Fonds gehoben, da man an der Boͤrse sogleich fuͤhlte, daß das Prinzip, nach welchem dies Amendement gestellt wird, das richtige ist, und man glaubt nicht mehr an die nahe Aufloͤsung des Parlaments.
Der Contre⸗Admiral Elliot, welcher bisher das Geschwader in China befehligte, ist auf der Fregatte „Volage“ vom Vorge⸗ birge der guten Hoffnung in England angekommen.
Commodore Napier wird nicht, wie es fruͤher hieß, nach dem Stillen Ocean gehen, sondern nach dem Mitttellaͤndischen Meere zuruͤckkehren.
Am 2ten d. M. gab der Franzoͤsische Geschaͤftstraͤger, Ba⸗ ron Bourqueney, zu Ehren des Namenstages seines Koͤnigs ein großes Diner, dem das diplomatische Corps, die meisten Mini⸗ ster, der Herzog von Wellington, Sir R. Peel und mehrere andere ausgezeichnete Personen beiwohnten. Baron Bourqueney brachte seinen zweiten Toast den mit Frankreich in Buͤndniß und Freundschaft befindlichen Souverainen, worauf Fuͤrst Esterhazy mit einigen entsprechenden Worten antwortete.
Der Herausgeber der „Times“, Sir Th. Barnes, ist heute an den Folgen einer Stein⸗Operation im 56sten Jahre seines Al⸗ ters gestorben. b
Die Versicherungen fuͤr den „Praͤsident“ sind jetzt auf 90 pCt. gestiegen. Der Werth dieses Schiffes wird auf 80,000 Pfd. Sterl. angegeben.
Aus Panama wird vom 16. Maͤrz von einer neuen Insur⸗ rection in Suͤd⸗Peru berichtet, an deren Spitze der Oberst Biranco steht. Der Praͤsident Gamarra soll bis zum Abgange der letzten Nachrichten noch nichts gegen die Insurgenten haben ausrichten koͤnnen. Die revolutionaire Partei wird als guͤnstig gesinnt gegen die Auslaͤnder dargestellt, was bei der jetzt bestehen⸗ den Regierung nicht der Fall ist. In Panama ist ein beereog. von Deputirten aus den verschiedenen Distrikten des Isthenu⸗ versammelt, der entschlossen scheint, sich der „ deea 55ͤd Granada nur unter der Bedingung anzuschließen, daß ein E rativ⸗System angenommen wuͤrde. . 738 1 “
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aa n. Bruͤssel, 6. Mat.
Der Eisenbahn⸗Ingenieur, Pr de Ridder, ist vom Herzog von
Sachsen⸗Koburg mit der eitung