assiren, dann wuͤrde Herr Guizot sich nicht uͤber Mangel an
8 Gegner zu beklagen gehabt haben. selbe; denn daß die Regierung sich nicht verpflichtet haͤtte, Algier
aufzugeben, habe sie schon mehr als einmal in offiziellen Blaͤt⸗
tern erklärt.“ Der jetzige Augenblick scheint den Parteien besonders guͤn⸗
sig. um alte Beschuldigungen und alte Verdaͤchtigungen, die ge⸗ waͤren, dem Koͤnige in der oͤffentlichen Meinung zu scha⸗ den, wieder ans Licht zu ziehen So ward von einem Provin⸗ zial⸗Blatte, der Gazette du Dauphine, vor einiger Zeit die Behauptung wiederholt, daß bei der bekannten Verschwoͤrung in Grenoble, die unter der Restauration stattfand, einer der Haupt⸗ Angeklagten, der bekannte Didier, der auf dem Schaffotte starb, im Interesse und mit Wissen des damaligen Herzogs von Or⸗ leans an jener Verschwoͤrung Theil genommen habe. Die Ga⸗ zette du Dauphiné ist wegen jener Artikel in Untersuchung gezogen worden, und man sprach wenig von dieser Sache. Jetzt trut aber ein Sohn des Didier mit einem langen Briefe in den Journalen auf, und giebt sehr deutlich zu verste⸗ hen, daß seiner Ansicht nach ein wirkliches Einverstaͤnd⸗ niß zwischen seinem Vater und dem damaligen Herzog von Or⸗ leans stattgefunden habe. Er beklagt sich mit duͤrren Worten daruͤber, daß die jetzige Regierung undankbar gegen das Anden⸗ ken eines Mannes handle, der dem Wohle der gegenwaͤrtigen Dynastie Gut und Leben geopfert habe. Dieses Schreiben des Herrn Didier Sohn ging in mehrere hiesige Journale über, die deshalb heute auf der Post und in ihren Bureaus mit Beschlag belegt worden sind. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die gerichtliche Untersuchung den Ungrund so unwuͤrdiger Ver⸗ leumdungen vollstaͤndig darthue.
Mit dem Darmes'schen Prozesse beschaͤftigt sich weder die Presse noch das Publikum. Die Attentate gegen das Leben des Koͤnigs erregen nur noch Verachtung und die totale Gleichguͤltig⸗ keit, welche das Publikum den Koͤnigsmoͤrdern bezeugt, ist gewiß eins der besten Mittel, um jenen fluchwuͤrdigen die nur zu oft von der Eitelkeit, und dem Wunsche als Helden zu figuriren, eingegeben werden, ein Ende zu machen. Die ganze heutige Sitzung des Pairshofes des General⸗Advokalten und der Vertheidiger ausgefuͤllt, und in dieser Nacht oder im Laufe der morgenden Sitzung wird das Urtheil gefaͤllt werden. Der Vertheidiger des Darmes hat dar⸗ auf angetragen, seinen Klienten als einen Wahnsinnigen zu be⸗ handeln und ihn in's Irrenhaus zu sperren; der Pairshof wird es indessen schwerlich bei einer solchen Strafe bewenden lassen.
Herr Cochelet ist seit seiner Ankunft in Paris haͤufig von dem Herzoge von Orleans empfangen worden, und hat dem Herrn Thiers mehrere Besuche abgestattet. Es scheint, daß die Mitglieder des jetzigen Kabinets ihn sehr kalt empfangen haben.
Man meldet aus Havre, daß das vorgestern daselbst ein⸗
Die Sache bleibe ganz die⸗
ward noch mit den Repliken
gelaufene Dampfschiff „Le Morlesien“ in See der Preußischen Goölette „Fortuna“ begegnet sey, vnd daß der Capitain dersel⸗ ben ihm erzaͤhlt habe, daß er in der Nacht bei sehr starkem Nebel das Ungluͤck gehabt haͤtte, mit einem Hollaͤndischen Gal⸗ liot zusammenzustoßen und ihn
Matrosen des Hollaͤndischen Schiffes zu retten, welche die
„Fortuna“ am Bord hatte.
in den Grund zu bohren. Es
war den Bemuͤhungen der Preußischen Mannschaft nur gelungen, voraussetzen, denn da er die Zölle für das laufende Jahr nicht höher
Das Preußische Schiff selbst hatte V
bedeutende Havarie erlitten, und wollte bei der Insel Jersey an⸗
legen, um die Beschaͤdigungen auszubessern.
Gestern wurden drei junge Leute, welche der Ausgabe fal⸗ schen Papiergeldes verdaͤchtig waren, auf Befehl des Polizei⸗ Praͤfekten verhaftet. Man fand in ihrer Wohnung falsche Spa⸗ nische Bankbillets im Belauf von 1,300,000 Fr. G
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Sitzung vom 27. Mai. Der Zudrang zum Unterhause war gestern sehr bedeutend, da bekanntlich Sir Robert Peel's Antrag auf einen Beschluß des Hauses, daß das Ministerium nicht mehr das Ver⸗ trauen desselben besitze, an der Tagesordnung war. Sir Robert Peel begann seine Rede zur Motivirung dieses Antrages bald nach Eroͤffnung der Sitzung.
Der Redner erinnerte zuerst an die entschiedene Niederlage, welche die Minister vor kurzem erlitten, und bezeichnete dies als die nächste Veraulassung zu seiner Motion, die er so frühzeitig nach dieser Nieder⸗ lage vorgebracht habe, als es das Reglement des Hauses ihm gestattet habe. Dann rechnete er es sich zum Verdienst an, daß er zur Errei⸗ chung seiner Absicht, eine Erklärung des Hauses über dessen Mangel an Vertrauen zu den Ministern zu erlangen, nicht ein indirektes Mit⸗ tel, wie z. B. die Bekämpfung von ministeriellen, im Interesse des Handels vor eschte enen Maßregeln oder eine Subsidien⸗Verweigerung, gewählt habe, sondern eine direkte Appellation an das Haus, welche die Sache ohne Umschweife und Schwierigkeiten entscheiden müsse. Ferner hob er hervor, daß seine Resolution in zwei abgesonderte Theile zerfalle, indem sie erklären solle, erstens, daß die Minister das Ver⸗ trauen des Hauses nicht in hinreichendem Maße besäßen, um die von ihnen beantragten Maßregeln durchsetzen zu können, und zweitens, daß unter solchen Umständen ihr Verbleiben im Amte als demn Geiste der Verfassung widersprechend erscheinen müsse. „Daß die Minister“, fuhr der Redner fort, „nicht im Stande sind, ihre Maßregeln durch⸗ zusetzen, ist nicht etwa bloß durch das Resultat der Abstimmung über die Zuckerzoll⸗Frage, sondern durch die Erfahrung der ganzen letzten Zeit erwiesen und durch das Schicksal einer großen Anzahl von Maß⸗ regeln, welche die Minister entweder zurücknehmen oder so sehr zu mo⸗ difiziren gezwungen wurden, daß sich ihre ursprüngliche Gestalt an ih⸗ nen nicht mehr erkennen ließ. Wenn ich aber einen solchen Zustand der Dinge als dem Geiste der Verfassung widerstrebend bezeichne, so habe ich
natürlich nicht diejenigen Verfassungs⸗Theorieen im Sinne, denen zufolge eine Combination widerstrebender Elemente der Monarchie, Aristokratie und Demokratie, — ein jedes mit Schutz⸗ und Trutz⸗Waffen ver⸗ sehen, um die andere im Zaume zu halten, — als das Endziel alles Verfassungs⸗Wesens angesehen wird; ich spreche vielmehr von demjeni⸗ gen Svstem parlamentarischer Regierung, welches seit der Thron⸗Be⸗ steigung des Hauses Hannover vorgeherrscht hat, und welches voraus⸗ setzt, daß das Ministerium das Vertrauen des Unterhauses besitze, von dem Svstem, welches, wie Lord John Russell selbst in seiner Schilde⸗ rung der Britischen Verfassung erwähnt, in der nachaymungswürdigen Periode der Britischen Geschichte bestand, als der Schwerpunkt des Staates im Unterhause war, — von dem Svstem endlich, welches das Gleichgewicht zwischen Monarchie und Demokratie erhalten, den Einfluß dieser anscheinend einander widerstrebenden Elemente in Uebereinstim⸗ mung gebracht und durch die Einwirkung einer fortwährenden, unsichtbaren, kaum empfundenen Kontrolle die Nothwendigkeit zu äußersten Mitteln zu greifen, und den Zusammenstoß feindlicher Parteienferngehalten hat. Die⸗ sem Svstem zufolge, haben stets die Minister ihre Stellen aufgeben müssen, sobald das Unterhaus ihnen sein Vertranen entzog; so Sir Robert Walpole im Jahre 1742, Lord North 1782, Lord Sidmouth 1804, Lord Liverpool 1812, der Herzog von Wellington 1830 und ich selbst 1835. Daß Herr Pitt im Jahre 178 3 diesem Beispiele nicht folgte, ungeachtet sich wiederholt große Mojoritäten des Unterhauses gegen ihn aussprachen, batte seinen Grund in besonderen Verhältnissen, nämlich darin, daß schon gleich nach seinem Amtsantritt und bevor er noch seinen Sitz im Unterhause hatte einnehmen können, das Haus sich gegen ihn aussprach, woraus klar hervorging, daß die Opposition nicht gegen die von ihm vorgebrachten Maßregeln, sondern nur gegen die Art und ee.dnn seine Ernennung zum Minister bewerkstelligt worden, hauptsächlich aber gegen
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den dabei vorgekommenen Mißbrauch des Königl. Namens gerichtet war.
reilich könnte man sagen, daß, wenn auch die jetzigen Minister nicht das
ertrauen des Hauses besäßen, doch das Land ihnen sein Vertrauen schenke, aber diese unter allen Umständen überaus gefährliche Doktrin findet gegenwärtig nicht einmal in den Thatsachen ihre Unterstützung, denn bekanntlich sind fast alle einzelnen Parlamentswahlen neuerdings zum Nachtheile der Minister ausgefallen. — Nachdem nun Sir Robert Peel noch einzeln mehrere Fragen der inneren und äußeren Politik durchgegangen hatte, bei denen die Minister, seiner Ansicht nach, durch ihr schwankendes System, welches namentlich von dem Mangel an Vertrauen des Hauses zu ihrer Politik herrühre, die Interessen des Landes gefährdet haben, bemerkte er in Bezug auf sich selbst, daß er zwar, wie er schon einmal erklärt habe, sich, für den Fall, daß er zum Amte berufen werde, seine Entscheidung über die sinanziellen Angele⸗ genheiten des Landes vorbebalten müsse, in allen übrigen Beziehungen aber, insbesondere so weit es sich um Fragen handle, die eine Umge⸗ staltung der Verfassung beträfen, wie Erweiterung des Wahlrechts, Kür⸗ zung der Parlamentsdauer u. dergl., bei seinen früher darüber geäußerten Ansichten beharren werde. Er tadelte die Minister, daß sie sich der Korngesetze als Mittel bedienten, um das Land aufzuregen, und daß sie überhaupt Maßregeln vorbrächten, von denen sie selbst überzeugt seyen, daß sie nie⸗ mals durchzusetzen seyn würden. „Wenn ich also auch“, sagte der Redner weiter, „die vollkommene Gewißheit hätte, die man mir nicht geben kann, daß es die Absicht der Minister wäre, das Parlament auf Grund der Korngesetz⸗Frage aufzulösen, so würde mich dies keineswe⸗ ges bestimmen, nicht auf Abstimmung über meine heutige Motion zu dringen, sondern es würde im Gegentheil noch ein Grund mehr für mich seyn, dies zu thun, denn eine Appellation an das Land auf sol⸗ cher Grundlage wird, weit entfernt, dem gedrückten Zustand des Han⸗ dels abzuhelfen, die Aufregung auf den öffentlichen Märkten zu be⸗ schwichtigen und das Vertrauen des Publikums neu zu beleben, vielmehr alle gwöhnlichen Detailgeschäfte in der Hauptstadt ins Stocken bringen und der Wiederbelebung des Handels das größte Hinderniß in den Weg legen, weil das Land dann Monate lang über die Entscheidung des Unterhauses in Betreff der Korngesetze in Ungewißheit bleiben würde. Aber alle Finanz⸗Verlegenhetten der Minister, welche sie jetzt zu solchen Maßregeln treiben, sind nur daraus entsprungen, daß sie es unternahmen, die Angelegenbeiten des Landes zu verwalten, ohne das Vertrauen des Unterhauses zu besitzen, und darum stütze ich meine Moition allein jetzt auf dieses constitutionelle Prinzip, obgleich ich noch andere Gründe dazu hätte, auf die ich aber gegenwärtig nicht weiter eingehen will. Hätte das Ministerium das Vertrauen des Unterhauses besessen, so würde es schwerlich, einer abnehmenden Staats⸗Einnahme gegenüber, sich dem sicheren Uebel ausgesetzt haben, durch seine Briefporto⸗Bill jährlich 1,600,000 Pfd. zu verlieren. Ich glaube, daß derselbe Grund, der es jetzt bewegt, zu den Auskunftsmitteln dieses Augenblicks seine Zuflucht zu nehmen, damals dasselbe auch zur Verzichtleistung auf die Post⸗Einnahme veranlaßte. Ich glaube, daß seine Schwäche dieser Grund war, sein beständiges Schwanken zwischen den konservativen Grundsätzen und den Grundsätzen der entgegengesetzten Seite. Wann gab es die Pest⸗Revenüe auf? Nachdem es bei der Jamaika⸗Frage eine Niederlage erlitten hatte. Ich widersetzte mich jener Maßregel, nicht weil mir die Vortheile entgängen wären, die in mancher Hinsicht aus einer Reduction des Briefporto's entspringen könnten, sondern weil ich glaubte, daß der Ausfall von 1,600,000 Pfd. sich ohne Erhöhung anderer Abgaben nicht würde decken lassen, und daß eine solche Erhöhung nicht sehr willkommen seyn würde, wenn jene Reduction einmal bewerkstel⸗ ligt wäre. Auch hat uns der Kanzler der Schatzkammer noch nicht gefagt, ob er die im Postwesen verlorenen 1,600,000 oder 1,400,000 Pfd. durch einen festen Getraidezoll ersetzen zu können glaubt; einen solchen Zuwachs der Einnahme müßte er aber von dieser Maßregel
anschlägt, wie für das vorige, und da 1,100,000 oder 1,200,000 Pfd. von diesen Zöllen im vorigen Jahre auf das eingeführte Getraide kommen, so wären noch 1,600,000 Pfd. mehr an Zoll⸗Ertrag vom Getraide nöthig, um jenes Defizit durch die vorgeschlagene Maßregel zu decken. Was die Bauholz⸗Zölle betrifft, so schreibt Lord Sydenham selb st,
daß bei einer Aenderung derselben auf alle bestehenden Interessen Rücksicht genommen werden und daß man den Kanadiern Zeit lassen müsse, ihre
in diesem Handel angelegten Kapitalien auf einen anderen Geschäfts⸗ zweig zu übertragen, wenn man nicht große Unzufriedenheit in Kanada erregen wolle. Wenn dies nun der Fall ist, wenn der General⸗Gou⸗ verneur von Kanada dies für eine gebieterische Pflicht hält, wie will man dann im Lauf dieses Jahres schon die von einer Aenderung in den Baubolzzöllen erwartete Revenüe ziehen? Doch ich will jetzt nicht in solche Details eingehen und nur noch hinzufügen, daß auch die aus⸗ wärtige Politik des Ministeriums demselben keinen Anspruch auf mein Vertrauen giebt. Ich kann mir keine besorglichere Lage für Englands moralischen Einfluß denken, als die, welche es jetzt nicht nur in China, sondern im ganzen Indischen Reiche einnimmt, so weit ich davon Kenntniß habe. Eben so sah ich mit tiefem Bedauern,
wie uns Frankreich entfremdet wurde, und ungeachtet der glänzenden hege ich die Ansicht, daß
Waffenthaten unserer Flotten und Armeen es möglich gewesen wäre, Alles zu erreichen, was die Britischen und Kontinental⸗Interessen erheischten, ohne in Frankreich eine so bittere
Stimmung gegen England zu erregen, die nur zur Folge gehabt hat,
daß wir große Geldsummen auf Kriegs⸗Rüstungen verwenden mußten,
und daß sich in den Gemüthern der Franzosen Gefühle erzeugt haben, die noch eine Zeitlang die Wiederherstellung jener freundschaftlichen Verhältnisse
zwischen Frankreich und England verhindern dürften, denen ich aufrichtig eine immerwährende Dauer wünsche, und die ich für eine der wesentlichsten Grundlagen eines permanenten Europäischen Friedens halte.“ (Beifall.) Schließlich machte Sir R. Peel⸗ noch dem Sprecher ein Kompliment über sein Benehmen am Dienstag Abend, wo derselbe durch seine Stimme zu Gunsten der Aufrechthaltung einer wesentlichen Prärogative der Krone, der Begnadigungs⸗Prärogative, entschieden habe. „Wenn ich aber sehe“, fügte er hinzu, „in welcher drohenden Gefahr sich diese Prä⸗ rogative befand (indem die Stimmen auf beiden Seiten gleichstanden), so muß ich nur um so mehr in meinem Glauben befestigt werden, daß die Prärogativen der Krone bei ihren gegenwärtigen Bewahrern nicht in sicheren Händen sind.“ 8
Nach Sir R. Peel nahm Lord Worslev das Wort und er⸗ klärte, daß er in dieser Frage für die Minister stimmen werde, wenn⸗ gleich er in der Zucker⸗Frage gegen sie habe stimmen müssen. Er bil⸗ ligte die allgemeine Politik der Minister und glaubte daher nicht, sie wegen einzelner Maßregeln als des Vertrauens des Unterhauses ver⸗ lustig erklären zu dürfen. Auch meinte er, daß die Agrikulturisten gar keinen Grund hätten, auf Sir R Peel größeres Vertrauen zu setzen, als auf Lord J. Russell, denn der Erstere sey zwar einem festen Ge⸗ traidezoll entgegen, aber doch offenhar bereit, die jetzige fluktuirende Zoll⸗Skala zu verändern, und Niemand könne wissen, wie weit er in einer folchen Veränderung gehen würde. “
Sir John Hobhouse, der Präsident der Ostindischen Kontrolle, ging in eine Vertheidigung der Verwaltung des jetzigen Ministeriums ein und suchte darzuthun, daß dasselbe im Ganzen durchaus nicht außer Stande gewesen sev, die Maßregeln durchzuführen, die ihm für das Wohl des Landes angemessen erschienen. „Das Ministerium“, sagte der Redner unter Anderem, „hatte mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Als es zuerst ans Ruder gelangte, sagte ihm Sir R. Peel, es besitze das Vertrauen der Krone (Wilhelm's 1V.) nicht, und es ist jetzt eine historische Thatsache geworden, die man nicht mehr zu ver—
ehlen braucht, — die Sachen standen wirklich so. Dessenungeachtet und trotz der unbemäntelten Feindschaft des Oberhauses setzte es im ersten Jahre seiner Verwaltung die Englische und die Schottische Munizival⸗Bill durch, im Jahre 1836 die Umwandlung des Englischen Zehnten in eine Grundrente und die Registrirung der Geburten, Trauungen und Todesfälle; 1837 ver⸗ hinderte der Thronwechsel die Durchführung bedeutender Maßregeln, aber 1838 wurde die Fünaanch Zehnten⸗Bill, wenn auch ohne Appropriations⸗ — Klausel durchgesetzt, 1839 die Bill über die ländliche Polizei und die Reduction des Brief⸗Porto's, und 1840 die Irländische unizipal⸗ Bill und die Bill über die Union von Kanada.“ Sir J. Hobbouse rühmte dann die Art und Weise, wie Lord Palmerston die auswärtige Politik geleitet habe, und auf die dem Hause vorliegende Motion über⸗ gehend, wies erzUngenauigkeiten in Sir R. Peel's historischen Citaten nach, indem er denselben an die Maloritäten erinnerte, welche das Li⸗
verpoolsche Ministerium bei der Eigenthums⸗Steuer und bei der Auf⸗ . hebung der Test⸗ und der Corporations⸗Akte gegen sich gehabt, so wie
an Sir Robert Peel's eigene wiederholte Niederlagen, die der⸗ selbe 1835 im Unterhause bei der Sprecher⸗Wahl, bei dem Amendement zur Adresse, bei der Frage in Betreff der Londoner Universität und bei anderen Gelegenheiten erlitten habe, ohne daß er
sogleich seine Entlassung genommen. Wenn freilich, fügte er hinzu, bet einem Vertrauens⸗Votum ein Ministerium unterliege, so dürfe es nicht
fünf Minuten länger im Amte bleiben, ohne ein anderes Verfahren einzuschlagen. Der Minister wälzte dann den Vorwurf eines schwan⸗
kenden Benehmens auf Sir R. Peel zurück, der oft genöthigt gewesen
sey, sich den Maßregeln und Ansichten seiner Gegner anzuschließen. Das jetzige Ministerium aber, behauptete er schließlich, habe mit den
von ihm vorgeschlagenen Finanzplänen nur seine Pflicht erfüllt, da die Zeit gekommen sev, wo diese Maßregeln sich nicht länger ver⸗ schieben ließen.
Herr d'Israeli sprach zu Gunsten der Motion und gegen die ganze Politik der Minister.
Herr J. Hobhouse dagegen schloß sich der Ansicht Lord Wors⸗ ley's an, daß man füglich gegen Sir R. Peel's Antrag stimmen könne, öhne damit eine Billigung der letzten ministeriellen Vorschläge auszu⸗ drücken.
Herr Liddell unterstützte die Motion Sir R. Peel's, weil das Ministerium zu schwach sey, seine eigenen Vorschläge auszuführen.
Sir H. Fleetwood, obgleich ein bedeutender Grundbesitzer, der, wie er sagte, sein ganzes Einkommen aus dem Getraidebau bezöge, er⸗
klärte doch, daß er sich keinem Vorschlag gegen die bestehenden Korn⸗
gesetze widersetzen und also dem jetzigen Ministerium sein Vertrauen am
wenigsten gerade in dem Augenblick entziehen würde, wo es sich zum
erstenmal in dem Kampf zwischen den pri Volf offen auf die Seite des letzteren stelle.
vilegirten Klassen und dem
Herr Walter, der bekannte, kürzlich wieder ins Parlament ge⸗
wählte Haupt⸗Actionair der „Times“, wollte sich zwar nicht zu Gun⸗ sten der gegenwärtigen Korngesetze erklären, aber doch wegen der allge⸗ meinen Politik des Ministeriums, namentlich wegen Gesetzes, gegen dasselbe stimmen.
seines Armen⸗
Herr Macaulav, der Kriegs⸗Secretair, stellte den Antrag Sir R. Peel's, da derselbe eine so umfassende Erklärung über den Geist
der Verfassung, also eine deklaratorische Auslegung derselben nach ab⸗ strakten Prinzipien, in sich schließen solle, Präcedenzbeispiel dar, welches er nimmermehr unterstützen würde, selbst wenn er sich in dem Fall befände, ein Ministerium vom Ruder ver⸗ treiben zu wollen. Mit einem Unterhause, meinte dieser Minister, in welchem sich die beiden Parteien so nahe das Gleichgewicht hielten, wie indem jetzigen, würde es jeder Partei von Staatsmännern unmöglich seyn, die Re⸗ gierung des Landes zu führen, wenn streng nach dem in der Resolution Sir Sir R Peel's aufgestellten Grundsatz gehandelt werden sollte. Aber er müsse auch die Richtigkeit dieses Grundsatzes durchaus bestreiten denn ehe ein Ministerium sich zurückziehe, müsse es sich fragen dürfem ob seine muthmaßlichen Nachfolger wohl das Vertrauen des Parla⸗ ments in höherem Grade genießen würden. Die Reform⸗Bill, dies sey zu bedenken, habe eine große Veränderung in der Zusammensetzung dieses Hauses hervorgebracht, eine Veränderung, die man bei den De⸗
batten über jene Bill hinlänglich habe voraussehen können, denn es sey
damals immer von neuem wiederholt worden, daß in einem reformir⸗ ten Parlament kein Ministerium je wieder auf eine so ent⸗ schiedene Unterstützung in allen seinen Maßregeln, wie früher werde rechnen können. Der Redner schloß mit einer Aufforderung an beide Seiten des Hauses, daß sie darüber entscheiden möchten, ob di auswärtige Politik des jetzigen Ministeriums eine schwache gewesen sey und ob es nicht im Innern die Unzufriedenheit unterdrückt und di Ordnung wiederhergestellt habe, ohne eine einzige der Garantieen für die öffentliche Freiheit zu schmälern. „Ich räume ein“, fügte er hinzu, „daß wir an einer Krisis angelangt sind. Ich gestehe auch, daß ich die Durchbringung des ganzen Budgets nicht erwartete, aber ich glaubte, das Zucker⸗ und das Bauholz⸗Monopol würden gestürzt und die Korn
gesetze wenigstens auf einen befriedigenderen Fuß gebracht werden. Di Minister haben das Ihrige gethan; es ist nun Sache des Volks, das
Seinige zu thun.“
Hierauf wurde die Debatte bis zum naͤchsten Abend vertagt Kurz vor dem Schlusse der Sitzung erklaͤrte Lord Stanley daß er seine Irlaͤndische Registrirungs⸗Bill zuruͤcknehme, da unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden keine Aussicht vorhanden sey, sie in dieser Session durchzubringen.
— Aus dem Berichte des Londoner Korrespondenten der Boͤrsen⸗Halle vom 29sten Morgens ergiebt sich, daß die De⸗ batte uͤber Sir Robert Peel's Antrag auch in der Sitzung vom 28sten noch nicht zu Ende gekommen, sondern auf den 2. Juni, also bis nach dem Pfingstfeste, vertagt worden ist.
London, 28. Mai. Gestern ist die Herzogin von Ken mit dem Fuͤrsten und der Fuͤrstin von Leiningen nach dem Kon⸗ tinent abgereist. Ihre Majestäͤt die Koͤnigen und Prinz Albrecht begleiteten ihre erlauchten Verwandten bis Woolwich, wo diesel⸗ ben sich nach Ostende einschifften. Die es 50 wird, dem Ver nehmen nach, zwei bis drei Monate in eutschland bleiben.
Lord Brougham wird in der zweiten Woche des Juni wie der in England zuruͤck erwartet.
Die hiesigen Zeitungen sind jetzt fast nur mit Betrachtungen uͤber die parlamentarische Krisis und mit Berichten uͤber die Vor bereitungen zu den allgemeinen Wahlen in allen Theilen des Lan des, so wie uͤber Versammlungen der Vereine gegen die Kornge etze, angefuͤllt.
8 Sis Henry Pottinger, der an Capitain Elliot's Stelle als Ober⸗Handels⸗Intendant in China treten soll, wird mit der naͤch sten Post nach seiner Bestimmung abgehen.
Die Morning Chroniele findet die gestern von Sir R. Peel gehaltene Rede sehr schwach, und glaubt daraus abnehmen zu koͤnnen, daß der sehr ehrenwerthe Baronet selbst die falsche Richtung fuͤhle, die er durch seine direkte Motion gegen das nisterium eingeschlagen habe.
Aus dem Haag, 28. Mai. Se. Durchlaucht der Herzo
von Massau ist gestern hier eingetroffen.
Ein Dampfboot, das jetzt zu Fyenoort bei Rotterdam gebau wird, wird zur Erinnerung an den Besuch, den der Prinz von Joinville daselbst abgestattet, den Namen desselben erhalten.
Belgien. Bruͤssel, 28. Mai. Die Herzogin von Kent ist heute au⸗ London hier eingetroffen und im Koͤnigl. Palast abgestiegen, wo bereits der Koͤnig aus Ardenne angekommen war, um seine er lauchte Schwester zu empfangen. Das Kriegs⸗Ministerium hat an die Corps⸗Chefs ein Rund⸗
schreiben erlassen, wonach, da die Zahl der verheiratheten Offiziere
bereits groͤßer ist, als die Puͤnktlichkeit des Dienstes gestattet, bis auf Weiteres keine Erlaubnisse zur Verheirathung von Offizieren unter Hauptmanns⸗Rang mehr ertheilt werden sollen.
Deutsche Bundesstaaten.
Muͤnchen, 28. Mai. Eine heute erschienene Nummer des Regierungsblattes bringt eine Koͤnigl. Verordnung, „die Adels⸗Matrikel betreffend.“ Diese Verordnung bezweckt die He bung des haͤufig vorkommenden Mißbrauchs, daß Buͤrgerlich das Adels⸗Praͤdikat, oder Adelige einen hoͤhern Adels⸗Grad sich widerrechtlich beilegen, und enthaͤlt die wiederholte Aufforderun
als ein höchst gefährliches
an jeden adeligen Familienvater, die durch Geburten, Trauungen
und Sterbefälle, unter genauer Angabe der Namen und des Da⸗ tums, bei Neugebornen der Namen beider Eltern und der Zahl der Geburt, vorkommenden Veraͤnderungen (bis zum letzten De⸗ zember d. J.) unfehlbar beizubringen. genen wohlverstandenen Interesse einer jeden einzelnen adeligen Familie liegt, so ist es auch nur auf diese Weise moͤglich, daß
in der Adels⸗Matrikel der Ueberblick der zur Ausuͤbung adeliger
Rechte befugten Familien und aller ihrer Angehoͤrigen stets evi⸗ dent erhalten werde. Karlsruhe, 27. Mai. (Bad. Z.) versammelte zweite Kammer bis zum 21. Juni vertagt. Die Mitglieder der Kommissionen setzen inzwischen ihre Arbeiten fort, so daß bei Wiedereroͤffnung der Sitzungen die Berichte vorgelegt und die Berathungen eroͤffnet werden koͤnnen. Der Zoll⸗Vertrag wird zuerst an die Reihe kommen, da die Ratificationen bis zum 28sten August ausgewechselt seyn muͤssen; dann folgt die Verhandlung uͤber das Vertheidigungs⸗System Deutschlands; auch die Bud⸗ get⸗Kommission wird mit einigen Berichten bis zum 21. Juni bereit seyn. — Nach der heute ertheilten Auskunft uͤber die Ver⸗ laͤngerung der Dienstzeit um ein Jahr durch bloße Militair⸗Ordre haͤlt die Regierung (wie bereits erwaͤhnt) die Maßregel durch die Nothwendigkeit geboten und durch das Gesetz gerechtfertigt. Die Kammer glaubte, daß der Gegenstand einer naͤheren Pruͤ⸗ fung beduͤrfe, und verwies denselben an die Kommission zur Auf⸗ oͤsung der provisorischen Gesetze. Mai.
— Frankfurt a. M., 30. Dem Vernehmen
nach wird Se. Durchl. der Herzog von Sachsen⸗Koburg⸗Gotha
in den ersten Tagen des Juni von Wiesbaden in seine Residenz zuruͤckkehren und daselbst demnaͤchst den Besuch hoher Anver⸗ wandten zu gewaͤrtigen haben.
Die Sitzungen der Bundes⸗Versammlung erleiden durch die eingetretenen Pfingstfeiertage eine kurze Unterbrechung.
Der Fuͤrstl. Thurn⸗ und Taxissche Ober⸗Postmeister, Baron von Vrints⸗Treuenfeld, ist vor einigen Tagen von seiner Reise nach Frankreich, England und Belgien wieder hier eingetroffen.
Berichten aus London zufolge, wird Se. Durchl. der Her⸗ zog von Nassau Ende dieser Woche dort erwartet; es hieß auch, Se. Durchl. werde von dem Prinzen Moritz von Nassau be⸗ gleitet werden.
Fuͤrst Felixr Lichnowsky wird diesen Sommer wieder in un⸗ serer Stadt verbringen und deshalb London, wo er eben jetzt verweilt, bald verlassen.
Der jetzige Aufenthalt unseres J. P. Wagner wird durch⸗ aus geheim gehalten. Dies geschieht wohl, damit derselbe um so rascher und ungestoͤrter zur praktischen Ausfuͤhrung seiner Er⸗ findung der elektronmagnetischen Triebkraft gelangen koͤnne. Herr Wagner hat in der letzten Zeit in oͤffentlichen Blaͤttern manchen Angriff erdulden muͤssen; er wird aber erst antworten, wenn der Bau seiner ersten großen Maschine vollendet ist und dann duͤrfte es sich klar herausstellen, daß er wirklich ein Geheimniß zu bewahren hatte. Die kompetentesten Richter zweifeln freilich schon jetzt nicht daran.
Unsere Boͤrse zeigte im Laufe der letzten Woche keine sehr merkliche Bewegung; nur in den Taunusbahn-Actien war die Speculation rege und die Kauflust taͤglich zunehmend. Bei der Boͤrsen⸗Abrechnung fuͤr den Monat Mai war die Cours⸗Differenz dieser Actien sehr ansehnlich. Dennoch ging die Liquidation leicht voruͤber, da das baare Geld abondant ist und der Disconto kaum 2 ¾ pCt. steht. Heute notirten Taunusbahn⸗Actien 380 à 380 ½ Geld (also circa 130 Guld. Agio pro Stuͤck.
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Wien, 28. Mai. Der Aufenthalt der erlauchten Gaͤste in Schoͤnbrunn wird durch verschiedene Belustigungen, welche jedoch nur im engen Familienkreise begangen werden, bezeichnet. In verflossener Woche hatten die Hof⸗Schauspieler des Burg⸗ Theaters die Ehre, im Schloß⸗Theater zu Schoͤnbrunn vor der versammelten Kaiserl. Familie eine Vorstellung zu geben. Außer den Mitgliedern des Erzhauses und ihrem Hofstaate wohnten nur der Fuͤrst Staats⸗Kanzler und Graf Collowrat mit ihren Gemahlinnen dieser Abend⸗Unterhaltung bei.
Fuͤrst Karl Liechtenstein ist von seiner Begluͤckwuͤnschungs⸗ Mission am Kaiserl. Russischen Hofe gestern Morgens zuruͤckge⸗ kehrt; der Fuͤrst legte den Weg von Petersburg hierher in der kurzen Zeit von sieben Tagen und etlichen Stunden zuruͤck. Waͤhrend seines Aufenthaltes in der Russischen Hauptstadt hatte er sich der ehrenvollsten und schmeichelhaftesten Auszeichnungen zu erfreuen. — Graf Franz von Colloredo, unser Gesandter am Bayerischen Hofe, ist mit Urlaub hier eingetroffen. — Baron Salomon von Rothschild ist gleichfalls nach laͤngerer Abwesenheit aus Paris angekommen.
Aus Mailand wird geschrieben, daß Dlle. Taglioni den Cy⸗ klus ihrer Vorstellungen in der Scala mit ungeheurem Beifalle begonnen hat. Ein minder guͤnstiges Geschick traf unsere Lutzer, 85 Saͤngerin der Deutschen Oper im Kaͤrnthnerthor⸗Theater, welche bei ihrem ersten Auftreten in Mailand kalt empfangen und an den folgenden Abenden foͤrmlich ausgepfiffen wurde. Das Publikum der Scala ist bekanntlich das schwierigste, launenhaf⸗ teste und von allen Gesang⸗Kuͤnstlern mit Recht am meisten ge⸗ fuͤrchtete Italiens.
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Rom, 21. Mai. (A. Z.) Die neuesten Verfolgungen der Geistlichen in Spanien, so wie die freche Erwiederung auf die Päͤpstliche Allocution, haben hier das groͤßte Erstaunen erregt. Man fuͤrchtet, wenn das so fortgeht, daß der Papst zuletzt den Bannstrahl gegen Spanien ausspreche. Der vertriebene Bischof von Pamplona, Monsignore Saverio Andriani, wird uͤber Frank⸗ reich hierher kommen.
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Nauplia, 6. Mai. (L. A. Z.) Die Unruhen in Thessa⸗ ves einen ernsten Charakter an. Viele Haͤuptlinge, 1- Pee⸗ 98 Einfluß haben, schließen sich denselben an. Ein gewisser Eö1 Hzͤuptling in Thessalien, der in Griechischen I 889 sich fuͤr seine Verdienste von der Griechischen esssbee 8g Fcchr belohnt hielt, die Ehren und Belohnungen, Cig Hecfülhgte, verschmäaͤhte, deshalb fuͤr verdaͤchtig 5 nzufriedenen gehalten und hierher gebracht v ewahrsam gehalten und gerichtet zu werden, ist
nd hat verschiedene andere seiner Anhaͤnger mit sich T Die Kandioten eilen von allen Seiten herbei, um Meenn,s aterlande zu dienen, und sie zeigen großen Muth und hohe Begeisterung. Trotz den strengen Beschraͤnkungen und Ver⸗ folgungen der Griechischen Regierung haͤlt sie nichts zuruͤck. — In dem Golfe von Thessalien wurde kuͤrzlich ein Fahrzeug ge⸗
Wie solches in dem ei⸗
Nach 15 oͤffentlichen und fuͤnf geheimen Sitzungen hat sich die seit dem 19. April
rigkeiten unterliegen.
Vorsteher Justiz⸗Rath Kette, der Konsul Morgenstern, der Di⸗
sehen, das einen Griechischen Kutter angriff und ihm 3000 Drach⸗ men an Geld und Anderes abnahm. Das Koͤnigl. Kriegsdampf⸗ boot „Otto“ wurde dem Seeraͤuber nachgeschickt.
Moldau und Wallachei.
Nach Berichten aus Bucharest (in der A. Z.) haben die zwei vereinigten Divans, welchen die gerichtliche Prozedur uͤber die im Oktober v. J. entdeckte Verschwoͤrung uͤbertragen worden war, ihr Urtheil gefaͤllt; die Schuldigen wurden in Kategorieen eingetheilt und die der ersten Angehoͤrigen zu zehnjaͤhriger Zwangs⸗ Arbeit in den Salinen, die der zweiten zu achtjaͤhriger Einsper⸗ rung, die der dritten Kategorie Zugetheilten (das sind solche, welche die Großjaͤhrigkeit noch nicht erreicht haben) zu dreijaͤhri⸗ ger Einsperrung verurtheilt. Das Urtheil ist nun dem Fuͤrsten zur Bestaͤtigung vorgelegt. Ein weiterer Paragraoh handelt von den zwei in die Verschwoͤrung verwickelten Auslaͤndern: Vail⸗ lart, einem Franzosen, und Murgo, einem Siebenbuͤrgen. Die Anwendung eines Strafverfahrens gegen diese duͤrfte aber Schwie⸗
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Konstantinopel, 12. Mai. (A. Z.) Obwohl die Pforte die von den Maͤchten gewuͤnschten Modificationen des Investitur⸗ Fermans hat eintreten lassen, so treffen doch die noch immer hier anwesenden Europaͤischen Konsuln fuͤr Alexandrien durchaus keine Anstalt, auf ihre Posten zuruͤckzukehren, ein Beweis, daß man noch einige Chancen in diesen Angelegenheiten gewaͤrtigt. Herr von Medem, der sich jetzt auf Halki — einer der Prinzen⸗In⸗ seln — befindet, ist, wie ich bereits gemeldet, zum Russischen Gesandten in Teheran ernannt worden; er wird sich jedoch nicht unmittelbar auf seinen Posten nach Persien begeben, sondern vor⸗ erst warten, bis Herr von Cremer, der ihm auf dem Posten von Alexandrien nachfolgen soll, hier angekommen seyn wird. Sollte bis dahin die Aegyptische Streitsache geschlichtet seyn, so scheint Herr von Medem seinem Nachfolger die Leitung seiner Konsu⸗
Mer
lar⸗Geschaͤfte in Aegypten persoͤnlich uͤbergeben zu sollen. Die Familie des Oesterreichischen General⸗Konsuls Laurin ist dieser Tage von Alexandrien hier angelangt. Riza Pascha, des Sultans Hofmarschall, hat das Paschalik von Bursa und Dependenzien erhalten. Das Geruͤcht von einer Wiederanstellung Chosrew Pascha's scheint ungegruͤndet, wenig⸗ stens ist dieser Tage ein Befehl ergangen, der fast keinen Zwei⸗ fel uͤbrig laͤßt, daß Chosrew seine zwei Jahre Exil, auf die sein Urtheil lautete, wird aushalten muͤssen. Der Großbritanische Botschafter, Lord Ponsonby, hat zwar von London die Erlaub⸗ niß erhalten, einen Urlaub anzutreten, der Lord wird aber keinen Gebrauch davon machen. Eine aͤußerst wichtige Reaction gegen eine kaum ins Leben getretene Reform ist nun mit Erfolg gekroͤnt worden. Sie wis⸗ sen, daß es vorzuͤglich Reschid Pascha in den letzten Jahren ge⸗ b lungen war, eine vollstaͤndige Ausscheidung der Finanz⸗Geschaͤfte aus dem Ressort der Paschas der Provinzen geltend zu machen und fast im ganzen Reiche durchzufuͤhren. Streng ward dieses System noch unlaͤngst bei Besetzung der Paschaliks von Syrien
und bei einigen stattgehabten neueren Erneuerungen bis zu den
letzten Tagen befolgt. Ueberall waren die Defterdare und Mu⸗ hassils unabhaͤngig von den Gouverneuren ernannt. Nun benutz⸗ ten Hussein Pascha von Widdin, Mustapha Pascha von Nissa, die Revolte der Bulgaren, um die neue Einrichtung als die ein⸗ zige Schuld an den Unruhen der Christen darzustellen und beide wußten es zu veranstalten, daß die meisten Paschas der Euro⸗ paͤischen Tuͤrkei in aͤhnlichem Geist nach Konstantinopel berich⸗ teten. Mit Hast ergriffen nun die Mitglieder des Divans die willkommene Gelegenheit, fuͤr sich und die andern Paschas des Reichs die Finanz⸗Verwaltung zu revindiciren, was ihnen voll⸗ staͤndig gelungen ist. In ihrem Vortrage an den Sultan ruͤh⸗
men diese unersaͤttlichen Vampyre das alte Finanz⸗System, dem
eigentlich nichts fehle, als eine strengere Responsabilitaͤt der Gou⸗
verneure. Dies fand man nun hoͤheren Orts gegruͤndet und den
eben neu ernannten Paschas von Aldin, Angora, Koniah, Siwas
d. Frclls ist die Finanz⸗Verwaltung ungeschmaͤlert anvertraut orden.
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Magdeburg, 30. Mai. Ueber den Aufenthalt Sr. Ma⸗ jestaͤt des Koͤnigs in Magdeburg berichtet die hiesige Zeitung nachtraͤglich: „Von Abends sechs Uhr an erwartete man die An⸗ kunft Sr. Majestaͤt. Der bei weitem groͤßte Theil der Bevoͤl⸗ kerung versammelte sich auf dem Breitenwege und neuen Markte. Obgleich der ersehnte Augenblick der Ankunft sich bis gegen neun Uhr verzoͤgerte, so herrschte doch uͤberall eine so anstaͤndige Oednung, wie man sie zum Ruhme der Magdeburger bei aͤhn⸗ lichen Veranlassungen schon immer bemerkt hat. Am Kroͤken⸗ thore reihete sich Kopf an Kopf, und fuͤr den langsam fahrenden Wagen Sr. Majfestaͤt blieb kaum der noͤthige Raum zur Durch⸗ fahrt. In der vordersten Reihe der Zuschauer standen anstaͤndig gekleidete Frauen. Der naͤchsten am Wagen reichten Se. Ma⸗ sestaͤt die Hand, worauf wir alle stolz sind. Es war ein Zeichen der Huld des Landesvaters fuͤr alle Bewohner der Stadt. Ein lauter Jubel der gedraͤngten Reihen und aus allen Fenstern der Haͤuser begleitete den Koͤnig bis zu seinem Palais, wo Se. Majestaͤt sich bald der versammelten Menge zeigte, sich sodann die saͤmmtlichen Militair⸗ und die Civil⸗Be⸗ hoͤrden vorstellen ließen, und hierauf zur Abend⸗Tafel gingen, zu welcher die Chefs der Koͤnigl. Militair⸗ und Civil⸗ Behoͤrden, der Ober⸗Buͤrgermeister Francke, der Stadtverordneten⸗
rektor der Magdeburg⸗Leipziger Eisenbahn und Vorsteher der Kaufmannschaft Stadtrath Cuny und der Direktor der Dampf⸗ schifffahrt Kaufmann Holzapfel, welcher Letztere die Ehre gehabt hatte, Se. Mafestaͤt auf dem neuerbauten Dampfschiffe, „Koͤnigin Elisabeth“, bei Tangermuͤnde uͤber die Elbe zu begleiten, zugezo⸗ gen wurden. Abends war die Stadt bis in die entlegensten Gas⸗ sen zum Theil glaͤnzend erleuchtet. Besonders zeichnete sich die hoͤchst gelungene Erleuchtung des Rathhauses aus. Se. Maje⸗ stat haben sich gegen den Ober-⸗Buͤrgermeister Francke mit so viel Gnade, Milde und Zufriedenheit uͤber Ihren Empfang in Mag⸗ deburg ausgesprochen, daß wir uns dadurch hoͤchst begluͤckt fuͤhlen muͤssen. Auch uͤber die ganze Provinz, insbesondere uͤber die durch Deren Allerhoͤchste Gegenwart so hoch begluͤckte Altmark, haben sich Se. Majestaͤt mit so viel Gnade geaͤußert, daß jedes “ treuen Sachsenlande sich dadurch hoch erhoben fuͤhlen muß.
Memel, 27. Mai. Das Dampfboot „Friedrich Wilhelm der Vierte“ hat seine Fahrten zwischen Memel und Tilsit ein⸗ stellen muͤssen, da der Memelstrom an vielen Stellen so sehr ver⸗ sandet und der Wasserstand so niedrig ist, daß eine Vertiefung
recht, Mathematik u. s. w.
steht aus einer Reihe von Thatsachen und Erfahrungen,
des Flußbettes erst erfolgen muß, bevor die Dampfschifffahrt wie⸗ der in Gang kommen kann.
Koͤln, 26. Mai. (K. Z.) Nachdem unseres Koͤnigs Ma⸗ jesaͤt bereits im Januar d. J. die Composition des Beckerschen Rheinliedes von Dr. Arnold hier durch Verleihung der goldenen Huldigungs⸗Medaille vorzugsweise ausgezeichnet hatten, wurde demselben Komponisten von Sr. Maͤjestaͤt dem Koͤnige von Bayern durch Uebersendung einer goldenen Medaille und folgen⸗ den Allergnaͤdigsten Kabinetsschreibens eine aͤhnliche huldvolle An⸗ erkennung zu Theil: . 8
„Ich habe die mit Ihrem Schreiben vom 6. März Mir über⸗ sandte Partitur des Beckerschen Rheinliedes empfangen. Von Ken⸗ nern geprüft, ward sie für die gelungenste erklärt unter den vielen, die über dieses Lied bisher erschienen sind. Beikommende goldene Denk⸗ manse mit Meinem Bildniß diene Ihnen zum Andenken und als ein
mal Meines Königl. Wohlwollens. 111“ — 1 München, 11. Mai 1841. Iü
Der Unterricht der National⸗Oekonomie in Frankreich.
J. B. Say. — Rossi und Blanqui. — Michel Chevalier. Die Lehren St. Simon's und Ch. Fourrier’'s.
‧ Paris, im Mai. Es giebt nur zwei Lehrstuͤhle fuͤr die National⸗Oekonomie in Frankreich. Der eine, im Konservatorium der Kuͤnste und Handwerke, ist unter der Restauration durch Herrn Decazes gegruͤndet worden, der andere, im College de France, da⸗ tirt erst von der gegenwaͤrtigen Regierung her. Beide wurden zu gleicher Zeit durch Jean Baptiste Sagy besetzt. Nach dem Tode desselben im November 1832 erhielt Herr Blanqui, bekannt durch einige staatswirthschaftliche Schriften, den Lehrstuhl im Konser⸗ vatorium der Kuͤnste und Handwerke, und Herr Rossi, damals Professor der Rechte in Genf, wurde nach Paris berufen, um den Lehrstuhl im Colléege de France einzunehmen. 8
Der Unterricht ist in diesen beiden Schulen sehr verschieden und verlangt daher auch Lehrer von sehr verschiedenen Faͤhigkei⸗ ten. Im College de France sind die Vortraͤge wissenschaftlicher Natur und beschraͤnken sich auf das rein Theoretische; man lehrt daher dort Astronomie, allgemeine Physik, Physiologie, Voͤlker⸗ Es ist dies ein Vortrag, der das Besondere und Thatsaͤchliche, insofern es nicht zum Verstaͤndniß des Theoretischen nothwendig ist, ausschließt; es ist mit einem Worte ein hoͤherer Unterricht, der die Prinzipien in ihrer groͤßten Allgemeinheit darstellt.
Im Konservatorium der Kuͤnste und Handwerke dagegen hat der Unterricht einen wesentlich praktischen Charakter; er 82
au denen man dann eben mehr oder weniger genaue Theorieen ab⸗ leitet. Hier laͤuft Alles auf die praktische Anwendung und Er⸗ fahrung hinaus. In dieser Schule handelt es sich vornehmlich darum, Geschaͤftsmaͤnner und Gewerbtreibende zu bilden, waͤhrend
im Collège de France Alles aus einem hoͤheren und allgemeine⸗
ren Gesichtspunkte betrachtet wird.
Jean Baptiste Say, welcher gleichzeitig auf beiden Lehr⸗ stuͤhlen unterrichtete, nahm keine Ruͤcksicht auf diesen Unterschied. Er pflegte seine Vortraͤge groͤßtentheils abzulesen und hatte ge⸗ woͤhnlich dasselbe Programm fuͤr beide Schulen. Dieses Pro⸗ gramm paßte aber weder fuͤr die eine, noch fuͤr die andere. Say hatte eine Art von Mittelweg gewaͤhlt, indem er der Wissenschaft jene zusammengesetzte Form gab, wo der Empirismus sich mit den Prinzipien vermischt.
Als die Herren Rossi und Blanqui von ihren Lehrstuͤhlen
Besitz nahmen, erhielten beide Schulen in der That einen ihrer Bestimmung angemessenen Unterricht Der Erstere dieser beiden Professoren war durch die Natur seiner Studien und durch die Eigenthuͤmlichkeit seines Geistes ganz dazu geeignet, die National⸗ Oekonomie in einer streng wissenschaftlichen Form vorzutragen, und in diesem Sinne hat er auch seit sechs Jahren am Colleège de France gewirkt. Als ausgezeichneter Denker hat er vorzuͤglich dazu beigetragen, die Fragen in Bezug auf Werth und Aus⸗ tausch der Guͤter, so wie den Ertrag des Grundeigenthums auf⸗ Ueber diesen letzteren Punkt hat er einige neue An⸗ ichten aufgestellt, uͤber welche die gelehrte Welt wird urtheilen koͤnnen, sobald der seit langer Zeit versprochene zweite Band sei⸗ nes „Cours d'écouomie politique“ erschienen seyn wird.
Herr Blanqui dagegen drang in die Geheimnisse der Indu⸗ strie und der Arbeit, so wie in den Mechanismus der Produc⸗ tion ein, und seine Vortraͤge zeigten und zeigen noch eine Aufein⸗ anderfolge von Thatsachen, die der praktische Ausdruck der Wis⸗ senschaft sind. Sein leichter Vortrag und sein ausgezeichnetes Gedaͤchtniß kommen ihm bei der Aufgabe, die er zu loͤsen hat, außerordentlich zu statten; die große Anzahl seiner r. die seit sechs Jahren immer zugenommen hat, liefert den besten Be⸗ weis fuͤr das Treffliche seines Unterrichts.
Wir wollen jedoch hiermit keinesweges sagen, daß wir den Unterricht in der einen oder der anderen Schule fuͤr durchaus vollendet hielten. Die Englischen Prinzipien sind in Frankreich eingedrungen und haben bei uns, wie jenseits des Kanals, die Wissenschaft in zu enge Graͤnzen eingeschlossen. Man sieht in der socialen Oekonomie nur die Wissenschaft der Reichthuͤmer und den Codex der Gesetze, deren Anwendung jene Reichthuͤmer am schnellsten vermehrt; man nimmt nicht genug Ruͤcksicht auf ihre Vertheilung und man abstrahirt so zu sagen von gewissen, ob⸗ wohl sehr maͤchtigen, Einfluͤssen auf die Production: wir meinen von der Einwirkung der Regierung auf die materiellen Interessen. Herr Rossi hat diese Einwirkung wohl bezeichnet, aber er hat die administrativen Wissenschaften nicht mit in die National⸗Oekono⸗ mie hineingezogen, und kaum den Einfluß angedeutet, den gewisse Steuern auf den Gang und die Entwickelung des Reichthums haben. Herr Blanqui hat sich fast auf denselben Standpunkt versetzt, indem er sich auf den Kreis beschraͤnkt, den J. B. Say der National⸗Oekonomie angewiesen hat.
Ungeachtet dieser Luͤcke figurirten solche Vortraͤge uͤber diesen Zweig des Wissens mit Ehren in dem Kreise des hoͤheren Unter⸗ richts. Die Kritik war fest und doch gemaͤßigt; die Neuerungen wurden mit Unparteilichkeit gepruͤft und man bezeichnete mit Frei⸗ muͤthigkeit die Mißbraͤuche des oͤkonomischen Regimes sowohl in Frankreich als im Auslande. Man bewahrte allerdings gewisse Traditionen, die nicht nach dem Geschmack der Neuerungen sind und ordnete die Production gewissen Prinzipien unter, die alle guten Menschen ewig als die Haupt⸗Grundlagen der Gesellschaft betrachten werden. b
Durch das Ausscheiden des Herrn Rossi aus dem Collége de France wurde dieser Lehrstuhl vakant. Die Schwierigkeit, ihn zu ersetzen, war groß und wenig Maͤnner in Frankreich waͤren im Stande gewesen, ihm zu folgen. Auch ist nach unserer An⸗ sicht die neue Wahl keine gluͤckliche gewesen, obwohl man sie zu