zu bilden, welches den wahren Interessen des Landes entsprechen
koͤnnte.
„Man hat freilich erklärt“, sagte der Redner, „es werde ihm ge⸗ UAlingen, eine kräftige Regierung zu bilden; was aber eine solche kräf⸗ ige Regierung im Munde der Tories bedeutet, besonders wenn von den Beziehungen zu Irland die Rede ist, davon bietet die Geschichte
der letzten Jahrhunderte der traurigen Beweise nur gar zu viele. Be⸗ fannt ist es, daß Sir Robert Peel die Absicht hat, an die Spitze der Justizverwaltung des Landes Lord Lyndhurst treten zu lassen, einen Mann, der öffentlich im Parlamente die Irländer als Fremdlinge, dem Blute, der Sprache und der Religion nach, gebrandmarft hat. Da wird sich denn freilich Irland wohl auf eine Aenderung des Svstems gefaßt machen müssen, welches die letzten Lord⸗Lientenants, die Lords Normanby und Ebrington, befolgt haben, ein System, das dem so lange durch Parteikämpfe aufgeregten Lande endlich Frieden und Ruhe brachte.“ Herr Grattan verbreitete sich dann sehr weitläuftig über die Be⸗ stechungen, welche sich die Tories bei allen während der letzten Zeit vorgenommenen Parlamentswahlen hätten zu Schulden kommen lassen, gab genaue Auskunft über mehrere einzelne Fälle und behauptete ge⸗ radezu, daß die Tories die Majorität, welche sie neuerdings bei einigen Fragen gehabt, eben nur diesen sostemastisch durchgeführten Bestechun⸗ gen verdaukten. „Aber das Volk“, fuhr er fort, „wird dies nicht län⸗ ger dulden und nicht zugeben, daß eine Partei wieder zum Machtbe⸗ sitze gelange, die zwar sechzig Jahre lang unausgesetzt das Ruder des Staates geführt, aber während dieser ganzen Zeit sich durch nichts als durch die ungünstigen Resultate aller ihrer Pläne auszeich⸗ net hat. Jedenfalls wird das Volk den Tories sein Vertrauen nicht schenken, so lange es keine bessere Garantie dafür besitzt, daß dasselbe nicht werde gemißbraucht werden, als die zwei⸗ deutigen, nichtssagenden Erklärungen, welche Sir Robert Peel über das Spstem der von ihm zu befolgenden Politik ertheilt hat.“ Schließlich hob Herr Grattan besonders die Verdienste hervor, welche sich Lord Palmerston als Repräsentant der auswärtigen Politik des etzigen Ministeriums um England und den Europäischen Frieden er⸗ worden habe, und berief sich dabei auf das Lob, welches selbst ein Franzose, Herr Berryer, der aus mehr als einer Rücksicht sein Freund nicht seyn könne, dem Britischen Minister in der Deputirten⸗Kammer gezollt, indem derselbe erklärt habe, daß die Talente dieses Ministers England an die Spitze der Europäischen Mächte gestellt hätten. Wenn solche Männer fallen“, rief Herr Grattan aus, „dann fallen sie als Ehrenmänner; sinken aber sie und ihre Grundsätze, dann kön⸗ nen wir nur den Rechten und Freiheiten des Volkes, der Ehre und en Prärogativen der Krone ein Lebewohl sagen. Für Beide indeß bin ich bereit, meine Stimme zu erheben, mein Schwert zu ziehen und mein Blut zu vergießen.“
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und ich kann daher tröstend hinzusetzen: Dabit Deus his quoque finem. Gott sey gelobt, endlich werden 19e1n e Regierung doch 8 werden.“
Die Debatte wurde darauf, wie schon berichtet, bis zum 2. Juni vertagt, nachdem Sir R. Peel mit den Ministern uͤber⸗ eingekommen war, daß sie dann allen anderen Geschaͤften voran⸗ gehen solle, wobei er sich zugleich gegen die Beschuldigung ver⸗ wahrte, als ob er seine Motion nur vorgebracht haͤtte, um die
zu naͤchstem Freitag angese s . hintertreiben. g angesetzte Diskussion uͤber die Korngesetze zu
London, 29. Mai. Der Globe bemerkt, daß Lord J. Russell die gesammte Frage wegen der Korngesetze am 4. Juni keineswegs deshalb vor das Unterhaus bringen wolle, weil er erwarte, daß der Regierungsvorschlag Annahme finden werde, sondern einzig dar⸗ um, damit das Land uͤber die hohe Wichtigkeit der vorgeschlagenen 1u“ fuͤr die Interessen des Gesammtwesens vollstaͤn⸗ dige Aufklaͤrung erhalten und sich auf das Ereigniß vorbereiten koͤnne, welches der Verwerfung des ministeriellen Antrags unver⸗ zůͤglich folgen werde, naͤmlich auf die Aufloͤsung des Parlaments und den nachfolgenden Aufruf an die Wahlkoͤrperschaften. In einem anderen Artikel sucht dasselbe Blatt ausfuͤhrlich zu beweisen, daß die Motion Sir R. Peel's, selbst wenn sie mit einer Majoritaͤt gegen die Minister angenommen werden und eine Adresse des Hauses an die Krone zur Folge haben sollte, den Tory⸗Zwecken nichts nutzen koͤnne, da Lord J. Russell entschlossen sey, jedenfalls die Korngesetz⸗Frage zur Berathung und Abstim⸗ mung zu bringen und sich nicht abhalten zu lassen, durch neue Parlamentswahlen an das Land zu appelliren. Der „Globe“ hofft uͤbrigens, daß das Haus den Antrag Sir R. Peel's, wenn auch mit geringer Majoritaͤt, verwerfen werde.
Aus der Sprache der ministeriellen Blaͤtter scheint hervorzu⸗ gehen, daß die Minister entschlossen sind, wenn sie bei dem Ver⸗ trauens⸗Votum nicht durchfallen, die Kornfrage nach Pfingsten vor das Parlament zu bringen, dann aber dasselbe, im Fall einer Verwerfung ihres Plans, aufzuloͤsen. Der ministerielle Globe eigt an, daß Lord Minto und der Staats⸗Secretair fuͤr Irland, ord Morpeth, sich in dem Westbezirke der Grafschaft York als Parlaments⸗Kandidaten gemeldet haͤtten.
weisen, daß die jetzige Englische Korn⸗Gesetzgebung ein Haupt⸗ grund sey, welcher im Amerikanischen Kongresse den Sklaven⸗
Lord Teignmouth wollte das Lob der jetzigen Verwaltung auf Lord J. Russell und auf einige Maßregeln der inneren Politik be⸗ chränkt wissen; dagegen tadelte er das schwankende Verfahren der Mi⸗ nister in vielen wichtigen Punkten. „Herr Ingham sprach gegen den Antrag Sir R. Peel's haupt⸗ ächlich aus dem Grunde, weil die Minister erst eine Gelegenheit ha⸗ ben müßten, an das Volk zu appelliren, um zu erfahren, ob sie das Ver⸗ trauen desselben noch besäßen oder nicht; zugleich äußerte er jedoch die Ansicht, daß die Minister sich in ihren Erwartungen in Betreff einer allgemeinen Varlamentswahl getäuscht sehen möchten, da man im Lande vorzugsweise solche Männer zu Repräsentanten wünsche, welche nur Ruhe und Frieden zu bewahren und die Gesetze in Kraft zu erhalten
Staaten ein Uebergewicht gebe und den Anti⸗Sklaverei⸗Verei deren sich 1650 in den Vereinigten Staaten befaͤnden, eine umfassende und durchgreifende Wirksamkeit unmoͤglich ge⸗ macht haͤtten.
Nach dem Morning Herald haben in den letzten 15 Jah⸗ ren sechs Aufloͤsungen des Parlaments stattgefunden: die erste im Dezember 1826 unter der Regierung Georgs IV.; die zweite im Juli 1830 wegen des Ablebens Georgs IV.; die dritte im April 1831 durch das Greysche Ministerium, um die Reform⸗Bill durch⸗ setzen zu koͤnnen; die vierte gegen das Ende von 1832, nach An⸗ nahme der neuen Reform⸗Akte; die fuͤnfte im Dezember 1834
beabsichtigten, aber nicht solche, die das Volk durch unausführbare Pro⸗ sekte, wie sie nur zu häufig von den Anhängern der Minister vorge⸗ bracht würden, zu verblenden suchten.
Herr Hutt meinte dagegen, daß, wenn die Minister an Popula⸗ rität eingebüßt hätten, die Ursache vielmehr nur darin zu suchen sev, daß sie so lange mit den Handels⸗Reformen gezögert; jetzt aber, wo das Volk wisse, daß sie solchen Reformen geneigt seyen, werde es nicht ermangeln, ihnen von neuem seine Zustimmung kundzugeben.
Lord Sandon, der in der Zucker⸗Frage das Amendement gegen die Minister beantragt hatte, schloß sich natürlich ganz den Argumen⸗ ten Sir R. Peel's an.
Lord Morpeth, der Secretair für Irland, der dann das Wort nahm, erkannte es an daß Sir R. Peel in der Rede, mit welcher er die Debatte eröffnet habe, große Mäßigung gezeigt. Die Resolution selbst aber, welche Sir R. Peel beantragt, hielt Lord Morpeth gewissermaßen nur für ein von demselben den Ultra's seiner Partei hingeworfenes Spielwerk, durch welches sie von gefährlicherem Thun und Treiben ab⸗ ehalten werden sollten. Im Uebrigen wiederholte dieser Minister fast anz die am Abend vorher von Sir J. Hobhouse und Herrn Macau⸗ ay vorgebrachten Argnmente zue Rechtfertigung des Verfahrens der Minister. Nur was er in Betreff der Parlaments⸗Auflösung be⸗ nerkte, verdient hervorgehoben zu werden. „Daß die Auflösung“, sagte Lord Morpetb, „nicht sofort vorgenommen wurde, erklärt sich zur Ge⸗
ge daraus, daß die laufenden Geschäfte des Parlaments, insbeson⸗ dere in Bezug auf die nöthigen Geldbewilligungen, eine solche Maßre⸗ gel nicht gestatteten, die übrigens auch zweifelsohne, wäre sie unmittel⸗ bar nach der ungünstigen Entscheidung des Hauses erfolgt, von der Opposition nur als eine gegen dieselbe ergriffene Strafmaßregel ver⸗ schrieen worden wäre. Die Absicht der Regierung konnte aber gewiß nicht mnehr verkannt werden, als der Kanzler der Schatzkammer die v machte, daß er sofort auf die Verlängerung des Zuckerzoll⸗ Gesetzes antragen wolle, und als Lord John Russell erklärte, daß er mit der Berathung des Armen⸗Gesetzes im Ausschusse nicht fortfahren werde. Daß die Minister noch eine Diskussion über die Getraidegesetze vor dem Schlusse der Session provoziren wollen, erklärt sich vollkommen dadurch, daß es bei der Wichtigkeit des Gegenstandes, der das Hauptmotiv der Berufung an die Nation abgiebt, von der größten Wichtigkeit ist, eine ordentliche Verhandlung über die Sache zu führen, bevor sie bei Gelegenheit der Wahlen den Wählern unter Einwirkung der Parteileidenschaften vorgetragen wird.“ Lord Morpeth gab schließlich zu verstehen, daß, wie auch die Entscheidung des Hauses über den Peelschen Antrag ausfallen möge, die Auflösung des Par⸗ aments nicht ausbleiben werde. Sir James Graham war der letzte Redner an diesem Abend. Er tadelte die ganze Politik der Minister, die auswärtige wie die innere. Namentlich suchte er nachzuweisen, daß in Bezug auf die inneren Ver⸗ Unisse die Minister schon lange nicht mehr ihren eigenen Weg verfolgten, ondern den Anregungen bald dieser, bald jener Partei⸗ nachzugeben oder ihre Maßregeln ganz aufzugeben gezwungen würden. Daß die Minister unter den gegenwärtigen Umständen, unmittelbar nach der Entscheidung des Hauses, nicht einen der beiden Wege eingeschlagen näͤmlich entweder zu resigniren oder das Parlament aufzulösen fand Sir James Graham besonders deshalb tadelnswerth, weil es dem Kanzler der Schatzkammer schon beim Beginn der Parlaments⸗Session bekannt gewesen seyn müsse, daß ein bedeutendes Defizit vorhanden seyn werde, und er daher schon gleich zu Anfang der Session mit seinen zur Deckung dieses Defizits bestimmten Maßnahmen hätte hervortreten müssen. Die jetzige Drohung mit der Auflösung erflärte der Redner, zumal da sie mit der Wiedervorbringung der Korngesetz⸗Frage zusam⸗ nentreffe, für höchst ungeeignet und verfassungswidrig; daß das Ministerium nach so wiederhelten Niederlagen im Amte verbleibe, erschien ihm als die Ehre des Hauses verletzend, dem Parlamente rotzbietend, alle Grundsätze der Repräsentativ⸗Verfassung über den Haufen stürzend und den Ministern ein Uebermaß von Verantwort⸗ schkeit aufbiülrdend. „Ruchlose Miethsleute“, so schloß er seine Rede, „denen der Miethsvertrag aufgesagt wird, pflegen wohl das Haus, aus dem sie vertrieben werden, in Brand zu stecken; Seeräuber, welche ihr Schiff zu vertheidigen nicht länger im Stande sind, stürzen mit Fak⸗ keln ins Pulvermagazin; man hat von Jemand gelesen, der dreihun⸗ dert Schafals mit Feuerbränden an den Schweifen in das feindliche Land jagte; gerade so verfährt auch das Ministerium, indem es die Auf⸗ sesungdes Parlaments nach vorheriger Aufregung der Gemüther durch seine sozenannten Handels⸗Reformen beschließt. Ich kannn leider dem Volke nicht zurufen: Oh passi graviora! Denn niemals hat auf diesem zande der Fluch einer schwächeren, rücksichtsloseren und efährlicheren gierung geruht; aber Gott sev gepriesen, die Minister sind jetzt von
Einwohner, die gar keine Kenntniß der Englischen Sprache besitzen, und gegen 2 Mill. Einwohner, die zwar einige Kenntniß des
durch das Peelsche Ministerium, und die sechste 1837 wegen des Ablebens Koͤnig Wilhelm's 1V. Die durchschnittliche Dauer eines Parlaments in den Jahren svon 1826 bis 1837 war danach 2 Jahre 3. I Connell hat unterm 19. Mai ein heftiges Schreiben an
das Irlaͤndische Volk erlassen, worin er 8 “ bei den bevorstehenden Wahlen zu einem neuen Parlamente anraͤth: 1) Repealer zu waͤhlen, wo sie nur koͤnnten; 2) Radikale zu waͤhlen, wo sie keine Repealer waͤhlen koͤnnten; 3) Whigs zu waͤhlen, wo sie keine Repealer und keine Radikale waͤhlen koͤnn⸗ ten; 4) den Tories uͤberall und in allen Angelegenheiten Wider⸗ stand zu leisten; 5) das Urtheil jedes Mannes zu verachten und seine Redlichkeit in Zweifel zu ziehen, der, durch Tadel der Whigs, den Interessen der Tories diene und dieselben befoͤrdere.
Die orientalische Post bringt die Nachricht, daß Admiral Stopford den Befehl erhalten habe, bis auf Weiteres in Malta zu bleiben. Es scheinen Englische Kriegsschiffe nach Candien ge⸗ schickt worden zu seyn, wo die Ereignisse einen sehr ernstlichen Charakter annehmen. Die Times fragt, warum die Europaͤi⸗ schen Maͤchte den Candioten weniger Gunst zuwenden sollten, als den Moreotischen Griechen; ohne Mitwirkung der Europaͤer aber wuͤrde der Sultan nicht im Stande seyn, seine Autoritaͤt auf Candien herzustellen.
Der Spanische Gesandte, General Alava, ist vorgestern nach dem Kontinent abgereist. Nach statistischen Berichten befinden sich in Irland 600,000
1sgcheg haben, deren eigentliche Sprache aber doch die Irlaͤn⸗ ische ist. Waͤhrend der letzten Woche fuhren auf den 29, bisher in England dem Verkehr geoͤffneten Eisenbahnen im Ganzen 222,210 Passagiere, und die Gesammt⸗Einnahme von Personen⸗ und Guͤ⸗ ter⸗Transport betrug 61,850 Pfd. St.
In diesen Tagen haben die Pferde⸗Rennen zu Epsom be⸗ gonnen.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 25. Mai. Heute ist eine lange und stuͤrmi⸗ sche Debatte beim Adel vorgefallen. Der Praͤsident, Baron Jacob Cederstroͤm, trat naͤmlich mit einer foͤrmlichen Anklage ge⸗ gen den Constitutions⸗ und Staats⸗Ausschuß auf, wegen mehre⸗ rer Handlungen waͤhrend des jetzigen Reichstages, welche, na⸗ mentlich was den Constitutions⸗Ausschuß betrifft, in offenbarem Widerspruche mit der Constitution stehen sollen. Da das Grund⸗ gesetz aber Nichts uͤber einen solchen Fall erwaäͤhnt, so beschloß der Adel nach einer ö6stuͤndigen Debatte, daß die Anklage keine Folgen haben koͤnne. Es ist dies das erste Mal, daß ein solcher Fall bei unseren Staͤnden vorgekommen ist.
Die Reichsstaͤnde sind morgen in Plenum Plenorum auf den Reichssaal berufen, wobei die Bestätigung des Koͤnigs oder dessen Veto auf die beim jetzigen Reichstage eingereichten Vorschlaͤge und Aenderungen der Constitution ausgesprochen wird.
SIIIEEb
Kopenhagen, 29. Mai. (Alt. M.) Am 24sten d. M. hat Se. Majestaͤt der Koͤnig ein Reskript wegen schnellerer Be⸗ hnns de Aemter erlassen, das folgendermaßen lautet: „Es ist
nser Allerhoͤchster Wille, daß die Aemter in Unseren Staaten, welche durch Todesfaͤlle oder auf andere Weise vacant werden, so bald es nur geschehen kann, wieder besetzt werden sollen; dem⸗ nach wollen Wir Unseren Kollegien Allergnaͤdigst aufgegeben ha⸗ ben, in Uebereinstimmung hiermit die Einsendung ihrer allerun⸗ terthaͤnigsten Vorstellungen wegen Besetzung vacanter Aemter moͤglichst zu beschleunigen, wie denn auch die betreffenden Kolle⸗ gien sowohl jetzt gleich als in Zukunft, spaͤtestens innerhalb drei Monaten von der Zeit an, wo die Vacanz eintrat, ihre allerun⸗
Ein Schreiben, welches der Globe mittheilt, sucht nachzu⸗
haben, welche in einzelnen Faͤllen ein Hinderniß fuͤr die unab —2 Gelobung dieses Unseres Allerhoͤchsten Willens sey moͤchten.“
Deutsche Bundesstaaten.
*— Darmstadt, 29. Mai. daß der Steindamm an der Petersau bei Mainz so viel an Breite und Tiefe verloren habe, daß nunmehr die Schiffe und
anlegen koͤnnen. Hierdurch ist ein Verhaͤltniß hergestellt, welches fuͤr beide Theile als richtig angesehen werden kann und dies ist auch wohl die ganze Absicht des vielbesprochenen Hessischen Un⸗ ternehmens gewesen. Denn nicht Unrecht thun wollte man dem
staätigt hat, leichter zu einer Ausgleichung des Konfliktes zu ge⸗ langen, eingenommen hatte. Gegenwaͤrtig ist die natuͤrliche Stroͤ⸗ mung des Rheins, die fruͤher durch die Nassauische Buhne ge⸗ stoͤrt worden war, Nassauischen gegenuͤber eine Hessische Buhne, die an die Pe⸗
Moͤgen nunmehr auch alle Differenzen ausgeglichen seyn!
Am 14. Juni, dem Geburtstage des verewigten Großher⸗ zogs Ludwig I. soll nunmehr der Grundstein zum Ludwigs⸗Mo⸗ nument hier gelegt werden. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog wird den Akt der Grundsteinlegung selbst vollziehen.
Oesterreich.
Wien, 25. Mai. (Schles. Ztg.) Der Bischof von Groß⸗ wardein, welcher zuerst den bekannten Hirtenbrief wegen der ge⸗ mischten Ehen erlassen hat, dem dann die Mehrzahl des katholi⸗ schen Klerus und selbst der Primas von Ungarn nachfolgte, hat in Folge der von Seiten der Regierung erhaltenen Ausstellung resignirt, obgleich sein Bisthum eine Rente von 130,000 Fl. ge⸗ waͤhrte, und sich in ein Kapuziner⸗Kloster begeben, von welchem aus er nun die kirchlichen Angelegenheiten seiner Disdzese leitet, da der Päͤpstliche Stuhl seine Resignation nicht angenommen hat.
Aus einer in der Wiener Zeitung enthaltenen statistischen Uebersicht bestand die Bevoͤlkerung der hiesigen Hauptstadt im
Jahre 1840
1 an Einheimischen aus 204,298
3 an Fremden aus. . 153,629
zusammen aus 357,27 Individuen.
Seit dem Jahre 1837 hat sich dieselbe um 23,427 Individuen vermehrt, wovon 1590 Einheimische und 21,837 Fremde sind. Dieser Zuwachs (jaͤhrlich im Durchschnitte 7809) hat jedoch nur in den Vorstaͤdten stattgefunden, da die innere Stadt (jetzt 52,593 Einwohner) in dem dreijaͤhrigen Zeitraume vielmehr eine Verminderung von 1047 Seelen erlitten hat.
Wien, 29. Mai. Ihre Majestaͤt die Kaiserin verweilte am ISten d. M. mit der Herzoglichen Familie von Modena fort⸗ waͤhrend in Reggio, wo Fest an Fest sich reihte. Am 16ten wa⸗ ren daselbst auch der Großherzog und die Großherzogin von Tos⸗ kana eingetroffen.
“
O Madrid, 22. Mai. Nach vierzehntaͤgigen Geburtswe⸗ den ist endlich das neue Ministerium Gonzalez als vollstaͤndige Mißgeburt zur Welt gekommen. Jedermann glaubte, der Her⸗ zog de la Victoria, seit lange darauf rechnend, alleiniger Regent zu werden, haͤtte auch im Voraus sich fuͤr die Personen entschie⸗ den, die ihm als Minister die Last seiner Wuͤrde tragen helfen sollten. Jedermann irrte sich, denn nun sehen wir, daß der Re⸗
inem Griffe gepackt woorden, dem sie nicht mehr entschlüpfen können,
terthaͤnigsten Berichte wegen der besonderen Umstaͤnde zu erstatten
des revolutionairen Systems;
gent das Ministerium fuͤr eine gleichguͤltige Sache hielt, in Be⸗ treff deren er keinen eignen Willen, ja kaum einen eignen Ge⸗ danken zu fassen fuͤr noͤthig befand. Vierzehn Tage hindurch blieb er der Nation die Antwort auf die Frage schuldig: durch wen willst Du uns regieren? und nun ist sie so ausgefallen, als ob die Frage lautete: durch wen willst Du uns in neue Verwirrung und Anarchie stuͤrzen? Gutmuͤthig genug hatte der Regent dem unverdrossenen Herrn Gonzalez Vollmacht ertheilt, sich selbst an die Personen zu wenden, die in der Regentschaftsfrage gegen ihn gestimmt hatten; mit bitterm Hohn wiesen sie seine Vorschlaͤge zuruͤck, mit dem Bemerken, sie, die Trinitarier, seyen durch einen bodenlosen Abgrund von den Unitariern getrennt. Endlich gestern hatte Herr Gonzalez die Leute zusammengefunden, die Muth genug haben, unter sei— nem Vorsitz die verschiedenen Ministerien zu uͤbernehmen.
Demnach ist Herr Gonzalez, fruͤherhin Advokat, 1823 nach Suͤd⸗Amerika ausgewandert, Minister⸗Praͤsident, mit dem Portefeuille der auswaͤrtigen Angelegenheiten. Justiz⸗Minister: Don José Alonzo, bis zur September⸗Revolution Advokat, dann Fiskal bei dem hoͤchsten Gerichtshofe. Kriegs⸗Minister: der General Don Evaristo San Miguel, bekannt durch seine Noten von 1823. Finanz⸗Minister: Don Pedro Surra y Rull, der durch seine abenteuerlichen Finanz 18— jekte sogar Mendizabal uͤberfluͤgelt hat. Marine- und Han⸗ dels⸗Minister: der General Lamba, war unter Calatrava Ge⸗ neral⸗Capitain der Philippinischen Inseln, wurde aber, kaum dort angekommen, wieder abberufen. Minister des Innern: der Ge⸗ neral Don Facundo Infante, bekannt unter dem Namen espada virjen, da er niemals den Degen gegen den Feind gezogen, sondern immer, und noch zuletzt in Barcelona, Civilaͤmter beklei⸗ det hat. Unter Calatraca stand er 1837 eine Zeit lang an der Spitze des Kriegs⸗Ministeriums. Fruͤher war er nach Suͤd⸗ Amerika ausgewandert, trat in die Dienste der Republik Boli⸗ via, schwang sich zum Minister empor, und erklaͤrte als solcher seinem Vaterlande Spanien den Krieg.
Der Regent hat demnach selbst die beiden seiner bisherigen Minister, die er durchaus beibehalten wollte, Cortina und Cha⸗ con, aufgegeben, oder vielmehr haben sich diese entschlossen ge⸗ weigert, an der neuen Combination Theil zu nehmen. Dagegen koͤnnen die neuen Minister gegen den Herzog de la Victoria das Verdienst geltend machen, in den Cortes zu Gunsten seiner als alleinigen Regenten gestimmt zu haben. Gerade aus diesem Umstande aber gehen die Schwierigkeiten her⸗ vor, mit denen sie den Cortes gegenuͤber zu kaͤmpfen haben werden. Die Partei naͤmlich, welche in den Cortes die Errich⸗ tung einer mehrfachen Regentschaft durchsetzen wollte, unterlag
zwar, allein durch eine kaum bemerkbare Majoritaͤt (eigentlich
nur durch ein Uebergewicht von drei Stimmen), und
seitdem nicht nur erholt, sondern vorzuͤglich See. ministeriellen Interregnums konsolidirt und verstaͤrkt. Diese Par⸗ tei ist um so erbitterter, da sie unter den neuen Ministern zwei Abtruͤnnige gewahr wird; denn der General San Miguel und Herr Surra y Rull galten fruͤherhin fuͤr eifrige Anhaͤnger der mehrfachen Regentschaft und der Erweiterung und Fortfuͤhrung ersterer war sogar im vorigen Ok⸗
Wir haben bereits gemeldet, besonders die Dampfboͤte wieder bei Bieberich voruͤberfahren oder Nachbar, sondern nur das eigene Recht vindiciren; auch wollte
man keinesweges im vollen Besitze einer Stellung bleiben, die man nur einstweilen und um dadurch, wie der Erfolg auch be⸗
vollkommen wiederhergestellt, indem dieser
tersau sich lehnt, von jenem Steindamme zuruͤckgeblieben ist.
Schauplatz tragischer Ereignisse werden.
tober entschlossen, an die Spitze der beabsichtigten Central⸗ Junta zu treten. Zwar koͤnnen sich saͤmmtliche Minister auf das Verdienst berufen, 1j
und ohne Hehl beigetreten zu seyn, allein nicht Grund machen die aufrichtigen Revolutionaͤre ihnen zum Vor⸗ wurf, daß sie die Wiederherstellung eines einigermaßen geordne⸗ ten Regierungs⸗Systems wenigstens beabsichtigen. Die bloße Absicht gilt in ihren Augen fuͤr ein verdammenswerthes Verbrechen, und da⸗ her erhebt das Organ der nie endenden Revolution, das „Eco del Commercio“, gegen das neue Kabinett noch ehe es seine Gesin⸗ nungen ausgesprochen hat, bereits solche Drohungen, wie es sie selbst im vorigen Sommer kaum gegen die Koͤnigin Christine zu richten wagte. Ein neuer Aufstand wird von ihm fuͤr unver⸗ meidlich erklaͤrt. In der That wird das Ministerium Gonza⸗ lez kaum anderswo Unterstuͤtzung finden, als von Englischer Seite; selbst der Regent scheint diesem Machwerk nicht zu trauen, denn das in seinen Buͤreaus redigirte Blatt „La Consti⸗ tution“ sagt, weder die Cortes, noch die Presse, noch die oͤffent⸗ liche Meinung wuͤrden das Ministerium unterstuͤtzen, und es wuͤrde keiner der Parteien genuͤgen. Natuͤrlich, den Moderirten ist es zu revolutionair, den Progressisten zu retrograd!; An schoͤnen Worten und Versprechungen wird dasselbe
joritaͤt entgegentreten, die einen Ruͤcktritt der Minister oder eine Aufloͤsung der Kammer unvermeidlich machen wird. Die Lage des Landes ist demnach wenig erfreulich.
Die Entfuͤhrung der Tochter des Infanten Don Francisco hat auf die hiesigen Anhaͤnger desselben ungefaͤhr denselben Ein⸗ druck gemacht, wie die Abenteuer der Herzogin von Berry in der Vendée auf die Franzoͤsischen Legitimisten.
Die neuen Minister stellten sich heute beiden Kammern vor, und Herr Gonzalez verhieß, allen Uebeln, unter denen dieses un⸗ gluͤckliche Land seufzt, unfehlbar abzuhelfen, und die jetzigen Cortes beizubehalten.
Madrid, 22. Mai. Die neuen Minister erschienen heute sowohl im Senat, wie in der Deputirten⸗Kammer. Herr Gon⸗ zales, in seiner Eigenschaft als Conseils⸗Praͤsident, legte in weit⸗ laͤuftiger Rede das Programm und den Gang des Ministeriums dar. Das Ministerium Gonzales beabsichtigt, diesen Erklaͤrungen zufolge, das Land unter Mitwirkung der gegenwaͤrtigen Cortes zu verwalten; es nimmt die Lage an, wie es dieselbe bei seiner Bildung vorgefunden, und verspricht, die vollendeten Thatsachen zu respektiren. Seine Bemuͤhungen werden darauf gerich⸗ tet seyn, den Thron Jsabella's II. zu befestigen und den nationalen Institutionen die groͤßte Stabilitaͤt zu geben. Es wird bedacht seyn, mit den alliirten Maͤchten freund⸗ schaftliche Beziehungen aufrecht zu erhalten, und sorg⸗ faͤltig daruͤber wachen, daß die nationale Unabhaͤngigkeit gesichert bleibe. Die Beziehungen zu den Amerikanischen Staa⸗ ten sollen aufrecht erhalten werden. Das Ministerium wird das Gedeihen der Kolonieen zu steigern bemuͤht seyn. Einer der ersten Gesetz⸗Entwuͤrfe, die den Cortes vorgelegt werden sollen, wird die Fuͤrsorge fuͤr den Unterhalt des Klerus zum Gegenstand haben. Diesem Entwurfe wird die Vorlage eines reglementa⸗ rischen Gesetz⸗Entwurfs fuͤr die im Jahr 1840 von den Cortes votirte Contribution folgen. Die gerichtliche Gewalt soll eine mit den Beduͤrfnissen der Zeit mehr harmonirende Organi⸗ sation und auch das Ministerium des Innern diejenigen Modificationen erhalten, welche im Interesse eines beschleu⸗ nigteren Geschaͤftsganges nothwendig erscheinen. Die Regie⸗ rung wird durch alle nur moͤglichen Mittel die Interessen des Ackerbaues, der Industrie und des Handels zu foͤrdern suchen. Das Erziehungswesen wird Gegenstand einer ganz be⸗ sonderen Sorgfalt seyn. Alle nur irgend zulaͤssigen Ersparnisse sollen verwirklicht, die oͤffentlichen Ausgaben in jeder moͤglichen Weise verringert, der Effektivbestand der Armee vermindert, der Verkauf der Nationalguͤter ermuthigt, das Finanz⸗Ministerium in einer dem Centralisations⸗System entsprechenden Weise neu organisirt werden. Wenn Geschaͤfte von der Regierung abge⸗ schlossen werden, soll dies mit aller nur wuͤnschenswerthen Oeffent⸗ lichkeit geschehen. Und endlich soll, wenn moͤglich, die Marine verstaͤrkt werden. Die Darlegung dieses Programmes wurde in beiden Kammern mit groͤßter Aufmerksamkeit angehoͤrt; die De⸗ putirten⸗Kammer, welche dem Kabinet weniger guͤnstig ist, als der Senat, nahm sie jedoch mit einiger Kaͤlte auf. Der „Castel⸗ lano“ und saͤmmtliche gemaͤßigte Journale billigen das Programm der neuen Verwaltung.
Madrid, 22. Mai. Die Hof⸗Zeitung theilt heute nach⸗ stehendes Dekret des Regenten mit:
„Da ich von den Cortes zum Regenten des Koͤnigreichs waͤhrend der Minderjaͤhrigkeit der erhabenen Koͤnigin Isabella 888 ernannt worden bin und die Ausuͤbung dieser hohen Functionen mit dem Ober⸗Kommando der Koͤniglichen Garde nicht mehr vereinbar ist, so habe ich, im Namen Ihrer Majestaͤt, dem Ge⸗ neral⸗Capitain der National⸗Armeen, Herzog von Saragossa, in Erwaͤgung seiner hohen und ausgezeichneten Verdienste diesen Titel verliehen. Der Herzog von Vitoria.
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Alexandrien, 6. Mai. (L. A. Z.) Aus Kahira erfahren wir, daß die Beduinen Syriens die Staͤdte an den Graͤnzen zu pluͤndern drohten und die Regierung uͤber El⸗Harisch sieben Re⸗ gimenter Kavallerie abgehen lassen wollte. Die Pest dauert in Kahira noch immer fort, doch mit minderer Heftigkeit als hier und in den Doͤrfern Unter⸗Aegyptens. Die paͤpstlichen Barken, die sich in Rosette befinden und mit der Einschiffung der Ala⸗ bastersäulen beschaͤftigt sind, welche der Vice⸗Koͤnig dem Pavpste zum Geschenke machte, sind ebenfalls von der Pest heimgesucht worden. Der Arzt der Expedition und ein Beamter waren ihre ersten Opfer; der Arzt starb nach 24stuͤndiger Krankheit. Hier in Alexandrien macht die Krankheit noch immer Fortschritte, und es kommen taͤglich 25 — 30 Pestfaͤlle vor. Gestern wurden jedoch nur 10—12 angegeben.
MNiachschrift. In diesem Augenblicke kommt von Canea die Franzoͤsische Kriegsbrigg Bougainville an. Die Nachrichten Sin Mai, die sie mitbringt, sind betruͤbend fuͤr die Insel Rästr Die Revolution erhaͤlt sich dort noch immer, weil die Nes8g” nichts thut in Erwartung von Truppen,⸗Verstaͤrkung.
deß organisiren sich die Griechen immer mehr; sie haben sogar eine wirkliche Regierung eingesetzt, indem sie eine Verwal⸗ en6 ernannten, deren Mitglieder sie aus dem Volke gewaͤh t, das fast ganz ohne Kenntnisse ist. Man erwartet den Kapudan Pascha mit 10,000 Mann Truppen. Die Griechen 1 Shaen trescht zu haben, den sie im Auge hatten. en den Worten entsprechen, wird Kandia der
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dem September⸗Aufstand offen ohne
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Inland.
Breslau, 30. Mai. Ueber den Wollmarkt, und zwar im⸗
mer noch uͤber dessen Praͤludien, sagt ein in beiden hiesigen Zei⸗
es nicht fehlen lassen, aber die Cortes werden ihm, allen Anschein nach, mit einer Ma⸗
Theile. Marktes ein gleiches Leben, wie es sich bisher gezeigt, erwarten
tungen enthaltner gleichlautender Bericht: „Das Geschaͤft bleibt belebt, und wenn auch zuweilen eine gewisse Stille eintritt, so ist sie immer ein Vorbote von bald darauf folgendem neuen lebhaf⸗ ten Treiben. Man kann eigentlich nicht sagen, daß eben jetzt irgend einer Qualitaͤt entschieden der Vorzug gegeben wuͤrde, obgleich die feinen Mittelwollen in den letzten beiden Tagen besonders viel gekauft wurden. Die Preis⸗Erhoͤhung gegen voriges Jahr ist bei selbigen mitunter bis auf 15 Rthlr. vom Ctr. gestiegen. So weit sich der Markt uͤbersehen laͤßt, mag wohl bei der bereits verkauften Wolle so gar viel nicht zur Haͤlfte des aufgebrachten QAuantums fehlen, und wenn gleich noch immerfort Zufuhr
stattfindet, und man deren namentlich aus dem Großherzog⸗
thume Posen und dem Koͤnigreiche Polen nicht unbedeutend er⸗ wartet, so treffen auch noch immer neue Kaͤufer ein, und es feh⸗ en unter Andern die inlaͤndischen Fabrikanten noch zum groͤßten Daraus laͤßt sich dann fuͤr den weitern Ablauf des
und es wird wohl so ziemlich alles aufgeraͤumt werden, ohne daß sich die Sache noch sehr in die Laͤnge ziehen duͤrfte.“
Bromberg, im Mai. Der vom 26. April bis 1. Mai d. J. abgehaltene St. Adalberts⸗Markt in Gnesen ist sehr be⸗ friedigend ausgefallen, indem namentlich fast eben so viel Pferde und andere Viehgattungen als im vorjaͤhrigen Markte zum Ver⸗ kauf gestellt, diese aber zu merklich hoͤheren Preisen als im vorigen Jahre verkauft worden sind. Es standen uͤberhaupt 6260 Pferde, worunter nur 130 aus Polen, feil, wovon 78 Polnische und 1120 einhei⸗ mische zum Preise von 100— 300 Rthlr. verkauft sind. Das auffal⸗ lende Ausbleiben der Polnischen Pferde (1840 erschienen 192 und 1837 400 Polnische neben 4750 einheimischen) findet darin seinen Grund, daß Polnischer Seits strengere Maßregeln gegen die un⸗ versteuerte Ausfuͤhrung von Pferden ergriffen sind. Schon meh⸗ rere Tage vor Beginn des Marktes und waͤhrend dessen Dauer war die Graͤnzbewachung verstaͤrkt und der Uebergang außer den Zollstraßen fast unmoͤglich gemacht, in Folge dessen die benachbar⸗ ten jenseitigen Pferdebesitzer die Kosten der Steuer und die Um⸗ staͤnde, sich mit Paͤssen zu versehen, scheuten, da sie mit dem ver⸗ muthlichen Gewinn in keinem Verhaͤltnisse stehen. Bei den ein⸗ heimischen und besonders bei den baͤuerlichen Arbeitspferden machte sich eine erfreuliche Verbesserung des Pferdeschlages bemerkbar. An Rindvieh kamen 1148 (im Jahre 1840 nur 963) Stuͤck und 645 Schweine (1840 nur 500) zu Markte, und ging der Schweinehandel nicht uͤber den gewoͤhnlichen Wochenmarkts⸗Ver⸗ kehr hinaus. Von den Kuͤhen und Zugochsen wurden viele un⸗ verkauft zuruͤckgenommen. Es zeigte im Allgemeinen sich wieder, daß die Rindviehzucht im Großherzogthum Posen noch auf einer sehr niedrigen Stufe steht; eigentliches gutes Racevieh ist fast gar nicht zu sfinden. Auch das zum Verkauf gestellte gehoͤrte nur dem gewoͤhnlichen schlechten Landvieh an.
Berichtigung. Die zum Sonnabend angekuͤndigte musi⸗ kalische Soiree des Herrn Prume, auf welche gestern aufmerk⸗ sam gemacht worden, findet nicht im Englischen Hause, sondern im Hotel de Russie statt.
Der Schifffahrts⸗Vertrag zwischen dem Zoll⸗Vereine und England.
Deer gestrigen Darstellung der Verhaͤltnisse des obgedachten Vertrages lassen wir die nachstehende, vom Standpunkte der Preußischen Rhederei aufgefaßte, folgen, die in den zu Stettin erscheinenden Boͤrsen⸗Nachrichten der Ostsee enthalten ist, und wobei wir nur am Schlusse des Artikels einige Stellen weggelassen, in welchen die Polemik gegen die Korrespondenten der 1 Zeitung mehr einen persoͤnlichen als sachlichen Charak⸗ ter hat.
„Man kann diesen Vertrag nicht ohne die Kenntniß des geltenden Englischen Schifffahrts⸗Rechts verstehen. Dasselbe ist vollständig in der dritten und vierten Akte Wilhelm's IV. C. 54 enthalten, die alles zu⸗ sammengefaßt hat, was von der Cromwellschen Navigationsakte und deren späteren Modificationen heute noch gilt. Der §. 2 dieser Akte sagt: Die verschiedenen, nachstehend verzeichneten Artikel, Erzeugnisse Europa's, nämlich: Schiffsmasten, Bauholz, Bretter, Theer, Talg, Hanf, Flachs, Korinthen, Rosinen, Feigen, Pflaumen, Olivenöl, Ge⸗ traide, Wein, Branntwein, Taback, Wolle, Schmack, Krapp, Krapp⸗ Wurzeln, Barilla, Schwefel, Eichenrinde, Korkholz, Orangen, Citronen, Leinsamen, Rappsamen, Kleesamen sollen nicht anders in das verei⸗ nigte Königreich zum inneren Verbrauch eingeführt werden, als in Bri⸗ tischen Schiffen, in Schiffen des Landes, wo solche Waaren erzeugt, oder in Schiffen des Landes, von woher dieselben eingebracht werden.“ Der Sinn dieser Bestimmung liegt auf der Hand: Sie will den “ anderer Nationen in Bezug auf England erschweren.
ie Navigations⸗Akte wollte ihn vernichten, denn diese enthielt noch nicht den Zusatz, „oder in Schiffen des Landes, von wo sie eingebracht werden.“ Nach ihr konnten, außer in Britischen Schiffen, jene enu. „merated articles“ nur in Schiffen der Länder, wo dieselben produzirt worden, in England eingeführt werden. Ohne Sweifel enthält jener Zusatz der Akte eine bedeutende Milderung, denn von nun an konnten jene Waaren auch auf Schiffen des Landes eingeführt werden, in welchem sie nur verladen wurden. Indessen ist diese Bedingung immer noch ein sehr bedeutendes Hemmniß fremder Rhederei und Schiff⸗ fahrt. Preußische Schiffe können danach zwar Oesterreichische Wolle, wenn sie von Preußischen Häfen aus verschifft wird, in Eng⸗ land einbringen, nicht aber Oesterreichische Wolle oder irgend einen anderen jener benannten nicht in Preußischen Ländern produzirten Ar⸗ tifel, wenn er in Hamburg oder in irgend einem anderen nicht Preu⸗ ßischen Hafen verladen wird. Hat also z. B. ein Preußisches Schiff in Hamburg gelöscht, so mögen sich ihm in jenen Artikeln auf Englische Häfen noch so vortheilhafte Fracht⸗Bedingungen darbieten, es darf nicht davon provifitiren. Diese schwere Belästigung der Deutschen Schifffahrt ist es, die durch den vorliegenden Vertrag ge⸗ hoben wird. Fortan kann jedes Schiff eines Zoll⸗Vereins⸗ Staates aus den Nord⸗ und Ostseehäfen von der Maas an bis zu Preußischen Häfen jene Artikel nach England einführen, gleich Eng⸗ lischen Schiffen selbst, ohne daß es dem Lande anzugehören brauchte, wo die Artikel produzirt oder auch nur aufgestapelt gewesen wären, und ohne daß es also noch eines Ursprungszeugnisses über die Ladung bedürfte. Alle Vereinsschiffe können also fortan zwischen jenen Häfen und England in den meisten Europäischen Erzeugnissen einen freien und vortheilhaften Zwischenhandel treiben. — Wenn man bedenkt, daß die meisten und bedeutendsten Europätschen Produkte, die England ein⸗ führt, gerade aus den benannten Häfen dahin eingeführt werden, so ist es unmöglich, die Bedeutung des Vertrages nicht zu würden.
Die Englischen Schifffahrts⸗Gesetze werden also insoweit zu allei⸗ nigen Gunsten des Zollvereins aufgehoben.“*) Sie bestehen indessen in anderer Beziehung fort. Namentlich bleibt der §. A der angeführten Akte auch für den Zollverein gültig. Er lautet: „Waaren, das Er⸗
*) Eine ähnliche Ausnahme wurde vor einiger Zeit zu Gunsten
der Oesterreichischen Schifffahrt gemacht.
xb““ V“ zeugniß von Asten, Afrika und Amerika, sollen nicht in das Königreich
zum inneren Verbrauch mit fremden Schiffen eingeführt werden, wenn solche nicht Schiffe des Landes in Asien,
Afrika und Amerika sind, wo
jene Waaren erzeugt oder von woher sie eingebracht worden.“ Dann folgen unbedeutende Ausnahmen. Da Deutschland nun nicht selbst der⸗ artige Schifffahrts⸗Gesetze hat, so ist es allerdings wahr, daß Vereins⸗ schiffe eben so gut, wie alle übrigen Europäischen Schiffe, von dem Zwi⸗ schenhandel zwischen den anderen Welttheilen und England ausge⸗ schlossen sind, während dagegen Englische Schiffe diesen Handel zwischen jenen Welttheilen und den Vereinslanden nach Belieben vermitteln können. England und die Vereinslande behandeln sich also auch nach 8 Abschluß des Vertrages immer noch nicht auf gleichem Fuß; der Grund satz der Reziprozität ist noch immer verletzt. Allein ist daran der Ver⸗ trag Schuld? So wenig, daß dies Verhältniß bisher immer existirt hat und nicht etwa durch den Vertrag entstanden ist. Im Gegentheil, der Vertrag hat das bisher hestandene Verhältniß gemildert und dem Grundsatz der Reziprozität näher gebracht. Wäre er nicht geschlossen, so wären nicht bloß Vereins⸗Schiffe von dem Zwischenhandel zwischen fremden Welttheilen und England ausgeschlossen, während Englische Schiffe solchen Handel zwischen diesen Welttheilen und den Vereinslanden hätten betreiben dürfen, sondern auch von dem Zwischenhandel in Euro päischen Produkten zwischen den benannten Häfen und England, wäh⸗ rend England auch diesen Handel zwischen ihnen und den Vereinslan⸗ den nach wie vor betrieben hätte. Nachdem der Vertrag geschlosse ist, können Vereinsschiffe eben so gut zwischen den benannten Häfe und England handeln. Wir fragen aber, wenn eine dieser beiden i §§. 2 und A der Schifffahrtsakte enthaltenen Beschränkungen für de Verein aufgehoben werden sollte, wessen Aufhebung war für unser Schifffahrt vorzuziehen? Ohne Zweifel die, welche durch den Vertra wirklich aufgehoben ist. Nur unter einer Voraussetzung würde gegen den Vertrag etwa einzuwenden seyn, nämlich, wenn die Vereinslande auch eine Naviga tions⸗Akte geben wollten, in welcher reciprociter den Englischen Schif fen der Zwischenhandel zwischen fremden Welttheilen und ihnen ver boten werden sollte. Dies nicht zu thun, verpflichten sich die Vereins lande implicite durch den dem isten Paragraph des Vertrags ange⸗ hängten Zusatz: „daß diese Privilegien auf die Schiffe Preußens und der anderen vorbesagten Staaten nur in Rücksicht auf jeden der be⸗ sagten Häfen auszudehnen sind, in welchem Britische Schiffe und ihre Ladungen bei ihrer Ankunft daselbst und der Abfahrt von da fort dauernd auf denselben Fuß gestellt werden sollen, wie die Schiffe Preußens und der anderen Vereinsstaaten.“ Um sich in dieser Beziehung freie Hand zu halten, hätte die Stelle ‚heißen müssen: „vorausgesetzt, so lange Englische Schiffe in jenen Häfen nicht unter ungünstigeren Bedingungen zugelassen werden, als Vereinsschiffe in England. Hat sich denn aber die Phantasie auch unserer kühnsten Merkantilisten schon bis zu einer Deutschen Navigations⸗Akte verstie⸗ gen? In England hat diese wenigstens den Sinn, daß sie diejenige Thätigkeit schützt und pflegt, auf welcher die politische Sicherheit und Macht Englands ruht, und bei dem Verhältniß der Englischen Bevöl⸗ kerung zur Ausdehnung ihrer Küsten war diese Pflege ohne besondere Nachtheile des National⸗Reichthums möglich. In Deutschland würde dieser Sinn zu Unsinn: nicht Segel, sondern Bajonnette sind unsere Stärke, und bei unserem Verhältniß zwischen Bevölkerung und Küsten⸗ länge würde die Deutsche Rhederei vielleicht nie (²) die Mittel haben, uns mit allen außer⸗Europäischen Waaren, die wir bedürfen, allein zu orgen. 1 S. Ingiand erhält also hinsichtlich seiner Schifffahrt durch den Ver⸗ trag nicht die geringste andere Begünstigung, als es bisher schon hatte, dagegen macht es sich im §. 2 die Einfuhr von Zucker und Reis auf demselben Fuß aus, wie bei der meistbegünstigtsten Nation. Und in diesem §. liegt das einzige Motiv des Angriffs, den der Vertrag von unseren neuen Merkantilisten erfahren hat. Ihr ganzes Streben ist, den Deutschen Zoll⸗Verein in ein Deutsches Prohibitiv⸗ Svstem umzuwandeln. Sie wissen aber selbst zu gut, daß ihr System nur in einem Lande, das Kolonieen besitzt, scheinbare Erfolge gehabt hat. In ihrer Verlegenheit, daß Deutschland sie nicht hat, werfen sie daher ihre Blicke auf Holland. Dies ist ein stammverwand⸗ tes und kein Fabrikland und besitzt große und reiche Kolonial⸗ länder. Deutschland, schließen sie also, muß sich zu Holland stellen, als ob die Holländischen Kolonieen Deutsche wären. Dabel denken sie natürlich nur an Deutsche Fabrication und vergessen Deut⸗ schen Ackerbau und Deutsche Schifffahrt. Jenen vertrösten sie auf die Zukunft: wenn Deutschland erst und bevölkert ist, so werden wir auch zu Hause gute Kornpreise haben; bei dieser be⸗ denken sie nicht, daß die Holländer die Deutschen Rheder seyn würden. — Die in dieser Art projektirte Verbindung zwischen Deutschland und Holland wird nun unmöglich, so lange der Schifffahrtsvertrag währt, so lange man im Zuckerhandel Holland nicht exelusive Begünstigun⸗ gen einräumen kann. Der Störung dieses Projekts gilt daher auch allein „der Schrei der Indtgnation“, den in der Beilage Nr. 135 der Augsburger Allgemeinen Zeitung ein Londoner Korrespondent ausstößt *), wie es scheint, der Doppelgänger
*) Die Sophismen und Trugschlüsse dieser neuen Merkantilisten gehen wirklich ins Unglaubliche. Derselbe Londoner Korrespondent strengt sich in einem späteren Artikel an, zu beweisen, daß Lord Rus⸗ sell's Kornbill die Getraidepreise in England und Deutschland zugleich herabdrücken würde. Aber, wenn man aus einem Gefäß in ein anderes gießt, werden dann beide voller? Wenn in England in Folge der Bill die Preise fallen, so geschieht dies nur, weil in Folge der Bill dort mehr Korn eingeführt werden kann. Wird aber dort mehr eingeführt, so wird von uns mehr ausgeführt, und überall hat noch das Verhältniß des Vorraths zum Bedarf den Preis bestimmt. Es werden also in England die Prais fallen und in Deutschland steigen. Um wie viel letzteres der all ist, hängt allerdings von der Höhe des firen Zolls ab. Bei 8 Sh. für den Buarter Weizen wird aber die Steigerung ganz gut zu merken seyn. Die von dem Londo⸗ ner Korrespondenten für den Gegenbeweis angeführten Data sind theils willkürlich, theils unrichtig: willkürlich, insofern die Versendungs⸗Kosten von Danzig aus berechnet werden und nicht von einem Hafen, der Deutsches und nicht Polnisches Getraide ausführt, unrichtig, insofern nicht genaue und mehrere Durchschnittspreise von Englischen und Deutschen Märkten gegenübergestellt sind. Wenn man dies von 1815, wo die Robinsonsche Korubill durchging, bis zu diesem Jahre thut und zugleich den jährlich bestandenen Einfuhrzoll dazwischen stellt, so wird man u einer leichten Entscheidung kommen, inwiesern ein sixer Zoll von 8 Sh. s Deutschland wirken wird; denn man braucht nur die Differenz zwi⸗ schen den Preisen nach Abzug des Zolles und der Versendungs⸗Kosten, in einem billigen Verhältniß zwischen England und Deutschland zu thei⸗ len. Allerdings kann England so fruchtbare Jahre haben, daß ein Zoll von 8 Sh. diese Steigerung auf nichts reduzirt, obgleich diese Fälle bei der Entwickelung der Irländischen Verhältnisse immer seltener eintreten werden. Haben wir aber in diesen Fällen etwa bei dem 30 und 40 Schillingszoll der jetzigen Bill besser einführen können! Am häufigsten steht der Zoll auf der Höhe von etwa 25 Sh., etwas mehr oder weni⸗ ger; dann ist aber immer die Differenz der Preise so bedeutend, daß ein Zoll von 8 Sh. Deutschland eine nicht geringe Preis⸗Erhöhung gewaäͤhren würde. — Wer den Zoll von 8 Sh. bezahlen würde! Derjenige, dem am meisten am Abschluß des Handels gelegen ist. In Mißjahren also England, und wir werden dann um keinen Heller geringere Preise haben, als beidem Nominal⸗Soll von 1 Sh.; in guten Jahren D eutsch⸗ land, aber dann hat Deutschland bis jetzt den Zoll selbst von 78 bezahlt. — Der Einwurf, daß bei einem festen Zoll die Länder 3 N 88 telländischen Meeres besser mit den Deutschen Produzenten köckuss he können, ist hinsichtlich unserer Produzenten alsch. so dauernd Aerndtejahre stellen sich in England immer so entschieden und iereng des heraus, daß wir, wie die Erfahrung lehrt, immer ne. Le⸗ Schwarzen Merres haben aushalten müssen. Erecgasan Flti n die culation den Zoll momentan herunter, so fällt der Geithrgens ein Ge⸗ Taschen der Produzenten, sondern der Kaufleute ic en Speculationen winn, der ein anderesmal durch Verluste bei ühnlich
mehr als aufgewogen wird. (Anmerk. der Börsen⸗Nachr.)