jetzt sind diese nur noch in kleiner Zahl vorhanden; die Masse der Arbeiter besteht in diesem Augenblicke aus Leuten, die aus der Provinz und aus dem Auslande herbeigesteoͤmt sind. Die
Maurer sind groͤßtentheils Limousiner. Die Erdarbeiter und Tagelöhner kommen aus Belgien und aus den noͤrdlichen und oͤstlichen Departements; sie kommen in foͤrmlich organisirten Ge⸗ sellschaften an, welche „bricoles“ heißen und frei gewaͤhlten Fuͤh⸗ rern gehorchen, die mit den Entrepreneurs unterhandeln, und die Werkstaͤtten einrichten. Wir haben sogar in einem Ate⸗ lier bei Montrouge eine Frau von 68 Jahren bemerkt, die leinene Hosen und eine leinene Weste trug, und trotz dem juͤngsten Arbeiter den Karren zog. Die Arbeiten werden gewoͤhnlich in Akkord gegeben. Manche Tageloͤhner ar⸗ beiten von 3 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends, aber die meisten arbeiten von 5 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends. Zwei Stun⸗ den werden fuͤr die Mahlzeit bewilliat. Die Maurer machen käͤg⸗ lich 3 Kubik⸗Metres und verdienen 3 Fr.; ein guter Erdarbeiter ver⸗ dient 2 Fr. bis 2 Fr. 50 Cent. Trotz des gewaltigen Impulses, den die Arbeiten erhalten haben, glaubt man doch, daß es schwer seyn wird, die 42 Millionen zu verausgaben, welche fuͤr dieses Jahr angewiesen sind, mit Inbegriff der 7 Millionen, welche von dem urspruͤnglichen Kredit uͤbrig bleiben, der durch die Koͤnigliche Ordonnanz vom 7. September bewilligt worden ist, und in der Voraus⸗ setzung, daß 15 Millionen zu den Terrain⸗Ankaͤufen verwendet werden. Der Grund ist kein anderer, als daß die Arbeiten erst drei Monate nach dem J. Januar d. J. begonnen worden sind, und daß sie vorzuͤglich in Erdarbeiten bestehen, welche nicht so kostspielig sind, wie Mauerwerk. Vorausgesetzt, daß in diesem Jahre nur 30 Millionen verausgabt wuüͤrden, so blieben noch 12 Millionen fuͤr das naͤchste Jahr, welche zu den 20 Millionen gerechnet, die fuͤr dieses bewilligt sind, 32 Millionen ausmachen wuͤrden. Indeß ist zu fuͤrchten, daß dtese Summe nicht genuͤgen werde, denn die Maͤuerarbeiten werden zu gleicher Zeit auf mindestens zwei Drittheilen der Ringmauer und in allen außeren Forts betrieben werden muͤssen.“
Das Geruͤcht, welches wir gestern in unserem Boͤrsen⸗Be⸗ richt uͤber den Plan mittheilten, welchen Herr Humann fuͤr die Regoztrung des neuen Anlehens definitiv entworfen haben soll, hat heute auf dem Café de Paris, wo Sonntags die Boͤrsen⸗ Spekutanten zusammenkommen, einige Konsistenz erhalten. Es scheint in der That, daß der Finanz⸗Minister, da er sich mit den Bankhausern nicht vereinbaren konnte, an welche er sich bisher gewendet, den Beschluß gefaßt hat, eine direkte Emission zu be⸗ werkstelligen; er wuͤrde den Darleihern gewisse Gewinnst Chancen darbieten, um sie diesen neuen Fonds geneigt zu machen. Das Anlehen von 450 Mill. soll auf einmal negozirt werden; es wuüͤrde in Zproc. Rente zum Cours von 80 Fr., von Jahr zu Jahr in Serien ul pari ruͤckzahlbar, emittirt werden. Es wird behauptet, Herr Humann habe sich zu dieser Combination erst dann entschlossen, nachdem er sich überzeugt habe, daß die von den Banquiers vorgeschlagenen Bedingungen nicht annehmbar seyen. Es war sogar, wie es heißt, der Versuch gemacht worden, mit Londoner Haͤusern Unterhandlungen anzuknuͤpfen; ste wollten sich aber ebenfalls zu keinen besseren Bedinqungen verstehen.
Der Schluüß der gestern erwaͤhnten telegraphischen Depesche aus Touldn vom lIten, welche die bereits gestern gegebene Nachricht über die beabsichtigte Ruͤckkehr des Herzogs von Ne⸗ mours nach Frankreich bestaͤtigt, lautet: „Der Herzog von Ne⸗ mours ist aus Mostaganem am 6ten in Algier eingetroffen; er gedachte, am llten nach Marseille abzureisen.“
Aus Mostaganem schreibt man: „Abdel⸗Kader hat seine saäͤmmtlichen Streirkraͤfte an der Macta zusammengezogen. Er folgt den Bewegungen der Franzoͤsischen Armee im Westen. Zwei seiner Kalifen, Ben⸗Hamedy und Ben⸗Thamy, an der Spitze von 5000 Reitern, 2000 Mann regulairer Infanterie und einer großen Anzahl Kabylen, haben thre Vereinigung bewerk⸗ stelligt. Ein dritter Kalifa, Sidi⸗em⸗Bareck, ist het dem Emir an der Macta. Die Expeditions⸗Kolonne ist, nachdem sie die Ebenen des Sig und des Habra durchzogen, am l5ten im An⸗ gesichte von Mostaganem eingetroffen. Ihr Marsch wurde fast gar nicht gestoͤrt, außer am Meder, wo sich einige feindliche Schwadronen zeigten, die aber durch eine Artillerie⸗Salve zer⸗ sprenagt wurden. 8
Der Marschall Soult ist zwar von seinem Unwohlseyn voͤllig wiederhergestellt, er soll aber erklaͤrt haben, er werde sich erst nach dem offtziellen Schluß der Session wieder mit den Angelegen⸗ heiten seines Departements beschaͤftigen.
Der Englische Botschafter, Lord Granville, welcher sich aufs Land begeben, um setne Gesundheit wiederherzustellen, hat seit acht Tagen keinerlei Communication mit den Ministern gehabt, obschön er mehrere Couriere mit Depeschen seiner Regierung erhalten und Estafetten nach Wien, Berlin und St. Petersburg abgeschickt.
TLoulon, 10. Juni. Der Contre⸗Admiral Baron de la Susse, welcher nach Paris beschieden worden war, um Instruc⸗ tionen in Bezug auf seine Sendung nach der Levante entgegenzu⸗ nehmen, ist vor einigen Tagen hier wieder eingetroffen. — Die Flotte des Vice⸗Admirals Hugon, 12 Linienschiffe, 1 Fregatte und ein Dampfbvot („le Papin“) stark wird morgen in See gehen, (ist bereits geschehen) wofern die Witterung es gestattet, Vum große Evolutiönen in den Gewaͤssern zwischen Sardinien und den Balearischen Inseln zu machen; Palma ist zu ihrem Sam⸗. melplatz bestimmt. Wir haben kaum noͤthig, zu bemerken, daß die Geruͤchte, welche in der Stadt uͤber die angebliche diplomatische oder militatrische Mission dieser Flotte verbreitet waren, keinerlei Grund haben. Die Division de la Susse wird im Kurzen nach der 888 untet Segel gehen; die haͤufigen Insurrectionen haben ernste
Segeenenhe * eie Zörleaßt dieser Gegenden hervorgerufen und vhreglichen T. 89 zugenblick zum anderen die Sicherheit der
” evgkefungen, welche dieselben bewohnen, gefahrden.
11 Paris, 12. Junti. Me rere der hiesigen Blaͤtter wie⸗ derholen mit Affectation eine Senhe aus i9⸗ 8 der Augsbur⸗ ger „Allgemeinen Zeitung“ veröͤfsentlichten Todtengespraͤche zwi⸗ schen F. von Gentz und I. von Muͤller, in welchen der Schatten des Geschichtschretbers die Donau den Strom Deutschlands nennt dessen Uferlaͤnder germanisitt werden mäͤßten, wenn unser Vater⸗ land nicht den größten Gefahren preisgegeben Ferben solle Dies⸗ Anfuhrung ist unter der Feder und im Sinne des Franzoͤsischen Journaltsmus nichts Anderes, als eine Anweisung auf die Do⸗ nauländer als Ersatz fuͤr die Rhein⸗Provinzen. Man bietet uns eigemlich nur einen Tausch an, bei dem wir an Auadrat⸗Meilen und Seelen bioß gewinnen können. Freilich hat Herr Cdgor Quimnet diesen Vergleiche⸗Vorschlag schon vor einiger Zeit ohne sonderlichen Erfolg gemacht, aber setzt, wo man ihn mit der im⸗
ponibenden Autoritaͤr Joh. von Muͤller's erneut, verdient er doch eine ernstere Beachtung. Ich weiß nicht, ob Joh, von Muͤller jemals im Sinne der ihm vom Luctan der Augsburger „Allge⸗ meinen Zeitung“ beigelegten Aeußerungen geschrieben oder gespro⸗ chenz weng dies aber wirklich der Fall gewesen, so wuͤrde kaum
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1 1
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sein großer Name diese Ansicht rechtfertigen. Staͤrkung der eige⸗
liche Doppel⸗Aufgabe, welche Deutschland zur Wahrung seiner
seinen großen Traditionen gegen einen Landstrich einzutauschen, den wir nur aus der Geographie kennen, dessen Geschichte nicht
einer Befangenheit der politischen Ansichten, welche mindestens gesagt ein Anachronismus ist, und die man am wenigsten in dem Mutterlande der politischen Speculation erwarten sollte. wohl scheint den Franzosen nichts unbedenklicher, als dieser Ent⸗ schaͤdigungs⸗Vorschlag. Der wesentliche Punkt fuͤr sie ist, sich das linke Rhein⸗Ufer zuzueignen, und um zu diesem Zwecke zu
gelangen, kommt es ihnen auf eine kleine Inkonsequenz nicht an.
Denn da die Franzosen sich einmal nicht scheuen, die Verstuͤm
melung Deutschlands als ihre unabweisliche Aufgabe geltend zu V
machen, so brauchen sie allerdings auch keinen Anstand zu neh⸗
men, uns eine dritte Nationalitäͤt zum Opfer bringen zu wollen.
Großbritanien und Iriand. 90 5 88 . . . 2 8 London, 12 Juni. Die Times giebt folgenden Bericht
uͤber die Zahl der neuen konservativen und liberalen Parlaments⸗
Kandidaten, die sich fuͤr die bevorstehenden Wahlen in verschie⸗ denen Grafschaften und Orten bereits gemeldet haben, so wie der⸗
jenigen Konservativen und Liberalen, die sich ganz aus dem Par⸗
lament zuruͤckziehen: . Neue konservative Kandidaten Neue liberale Kandidaten .. ...
Majoritaͤt zu Gunsten der Konservativen
Zuruͤcktretende Konservative .... Zuruͤcktretende Liberale 9 Majoritaͤt zu Gunsten der Konservativen 38
Hieraus ergaͤbe sich also zusammen schon fuͤr das naͤchste Parlament die natuͤrlich noch sehr problematische Aussicht auf einen Gewinn von 91 Stimmen mehr fuͤr die Konservativen, als sie im jetzigen Parlamente besitzen.
Ueber die Volkszaͤhlung, welche dieser Tage in England statt⸗ gefunden hat, berichtet der Morning Herald: „An dem Tage, der zur Aufnahme der Zahl der Personen bestimmt war, welche in den Häusern jedes Kirchspiels in England und Wales in der Nacht vom Sonntage, den 6. Juni, geschlafen hatten, waren die von den Kommissarien ernannten Zaͤhler vom fruͤhen Morgen an bis zum Sonnen⸗Untergange eifrig beschaͤftigt, aus den Haͤusern die Formulare abzuholen, welche in der vorigen Woche zum Aus⸗ fuͤllen vertheilt worden waren, und dieselben mit der Hausnummer, dem Vor⸗ und Familien⸗Namen jeder Person, die in der Nacht vom 6. Junt in dem Hause schlief, mit der Angabe des Geschlechts, des Alters, des Standes und Geschaͤfts und bei denen, die von eigenen Mitteln leben, mit der Angabe, ob sie in England, Schottland oder Irland geboren worden, in die Register einzu⸗ tragen. Auf jedem Formular las man die gedruckte Anzeige, daß Jeder, der salsche Angaben mache oder sich weigere, uͤber⸗ haupt Angaben zu machen, eine Geldstrafe von nicht unter 40 Sh. und nicht uͤber 5 Pfd. St. zu zahlen haben wuͤrde, so wie daß Jeder, der sich weigere, auf die Fragen der Zaͤhler zu antworten, oder denselben falsche Antworten gebe, auf gleiche Weise bestraft werden solle.“
Zu den mancherlei Partei⸗Manoͤvern, die jetzt in vollem Gange sind, gehoͤrte auch das ausgestreute leere Geruͤcht, Lord J. Russell und Sir Robert Peel seyen in Folge der anstrengen⸗ den letzten Debatten beide schwer erkrankt; ja, Sir Robert wurde sogar todt gesaat.
Der alte Lord Fortescue Ebrington liegt sehr krank danieder. Sein Sohn, der jetzige Lord⸗Lieutenant von Irland, hat Dublin am Dienstag Abend mit dem Dampfbote verlassen, um bei den letzten Stunden seines Vaters noch zugegen zu seyn.
Die Morning Post berichtigt ihre neuliche Angabe uͤber die Braut des jungen Fuͤrsten Nikolaus Esterhazy, Lady Sarah Villiers, Tochter des verstorbenen Lord Jersey, dahin, daß die⸗ selbe nicht 28, sondern 18 Jahre alt sey.
Die Marquise von Lansdowne hat, um dem unmaͤßigen Genuß des Branntweins zu steuern, in der bevoͤlkerten Ortschaft Studley und in der Stadt Calne mehrere Kaffeehaͤuser errich⸗ ten lassen
Rüeder Lande.
Amsterdam, 11. Juni. (L. A. Z.) Fast alle unsere Jour⸗ nale enthalten seit einigen Tagen sehr weitlaͤuftige Angaben uber einen Prozeß, der vor vierzehn Tagen vor dem Gerichtshofe zu Amsterdam verhandelt wurde und seines Gegenstandes wegen die Neugierde des Publikums sehr reizte. Es war wirklich komisch, vor Gericht verhandeln zu sehen, ob der Mantel, den die Koͤnt⸗ gin bei Gelegenheit der Huldigung trug, von echtem Harmelin war oder nicht. Ein Pelzhaͤndler der Stadt hatte diesen Man⸗ tel geliefert und ein anderer, der auf die einem Kollegen zuge⸗ wendete Gunst neidisch war, ließ in den Journalen anzeigen, jener Lieferant lasse sehr mit Unrecht oͤffentlich den angeblichen Her⸗ melin ruͤhmen, den er der Koͤnigin verkauft, da Das, was er fur Hermelin ausgegeben, weiter nichts als Wiesel waͤre. Darum wurde er wegen Verleumdung verklagt und vor das Gericht citirt, um Ehrenerklaͤrung zu geben. Der Vertheidiger erbot sich durch Sachverstaͤndige zu beweisen, daß der Mantel der Koͤnigin wirk«! lich nicht von Hermelin sey, das Gericht sah aber ein, daß, um diese Untersuchung anstellen zu lassen, der Mantel der Koͤnigin vor Gericht gebracht werden muͤsse und daß dieselbe dies sehr wohl verweigern koͤnnte. Auf der anderen Seite sah aber auch das Gericht in den Anzeigen des neidischen Pelzhaͤndlers keines⸗ wegs etwas Verleumderisches und der, welcher den Mantel lie⸗ ferte, konnte also die Ehrenerklaͤrung nicht erlangen, auf die er angetragen hatte.
Die Nachrichten aus Ostindien lauten in kommerzieller Hin⸗ sicht fortwaͤhrend traurig. Privatbriefe aus Batavia entwerfen eine beklagenswerthe Schilderung. Die unagluͤckliche Lage scheint besonders durch den Mangel an baarem Gelde herbeigefuͤhrt zu werden. Allerdings schickt die Regierung fortwaͤhrend und in ungeheuren Summen Kupfergeld dahin ab, aber es laͤßt sich denken, daß dieses Geld dem Bedarf des Handelsstandes fuͤr die großen Zahlungen nicht genuͤgen kann. Um eine Vorstellung von der Seltenheit oder vielmehr von dem hohen Preise des Goldes zu geben, erzaͤhlen die Privatbriefe, welche diese Nachrich⸗ ten mittheilen, es sey nicht selten, daß man 16 Fl. in Kupfer oder in Billets der Bank von Java fuͤr ein Niederlaͤn⸗ disches Zehnguldenstuͤck gebe. Man kann sich denken, daß viele Hollaͤndische Haͤuser, die mit unserem Ostindien in Verbindung stehen, diesen so außerordentlichen Zustand zu benutzen gesucht und bedeutende Gold⸗Sendungen nach Java gemacht haben. Diese Speculation gluͤckte indeß bei weitem nicht in dem Grade,
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nen und Achtung fremder Nationalitaͤt, das ist die Unzertrenn⸗
aͤußeren Sicherheit zu erfuͤllen hat. Die Idee, ein paar Millio⸗ nen Deutsche am Rhein gegen eine aͤhnliche Zahl von Serben, Wallachen u. s. w., ein althistorisches Deutsches Gebiet mit allen
das mindeste mit der unsrigen gemein hat, diese Idee zeigt von
8 Sb S 9,6908,545 Fl. 30 Kr.
nen Bestimmungen heißt es:
auftragten Behoͤrden es erlauben, stellten Bedingungen. — §. 51. und unzuͤnftige Gewerbe gleich wie die christlichen Landes⸗Ein⸗ wohner erlernen und betreiben, auch in Zuͤnfte aufgenommen werden Gewerben erforderlichen Hand⸗Arbeiten vorzugsweise juͤdische Arbeiter zu verwenden ꝛc. — Verhaͤltnisse zu Braunschweig, so heißt es, dem Vernehmen nach, in der auf das Budget bezuͤglichen Proposition, es sey zwar nicht zu verkennen, daß in Folge des mit dem 1. Januar k. J. Lande aus dem hiesigen Steuervereine der Ertrag der indirekten Ausgaben einigermaßen ungewiß werde und durch die zu ergrei⸗ senden Maßregeln moͤglichst gesichert werden muͤsse; nichtsdestowe⸗ niger werde das Bestreben dahin zu richten seyn, denselben Rein⸗ ertrag zur Landes⸗Kasse zu erhalten, und es sey deshalb der An⸗ schlag der Steuer⸗Einnahmen fuͤr jetzt noch auf den bisherigen Zustand gegruͤndet, zumal da die Erfuͤllung der Bundespflichten eine Mehr⸗Ausgabe fuͤr das Heer unerlaͤßlich machen werde.
nen Figur,
wie die Spekulanten erwarten konnten. die Noten der Bank von Java, die man ihnen fuͤr ihr Gold gab, haben nirgends als in Indien einen Werth. Man mußte also entweder Waaren oder Wechsel dafuͤr nach Europa schicken Aber beide waren außerordentlich theuer, ließen Verluste er⸗ warten nnd zehrten den Gewinn ganz auf, den die Gold⸗Sen⸗ dungen gewaͤhrten, waͤhrend der Ankauf von in Europa zahlba⸗ ren Wechseln noch den großen Uebelstand hatte, daß man wegen der Soliditat einiger Haͤuser, die auf Europa zogen, ernstlich be⸗ sorat war. Diese Besorgnisse waren denn auch leider nicht un⸗ gegruͤndet, denn man erfaͤhrt jetzt, daß einige der einflußreichsten Indischen Hzuser ploͤtzlich ihre Zahlungen eingestellt haben, die sammtlich sehr bedeutende Wechsel⸗Geschaͤfte machten und von de⸗ nen noch viele von den Bezogenen nicht acceptirte Papiere in Circulation sind.
Das Kupfer⸗Geld und
533 1ö
8 Bruͤssel, 13. Juni. Der Oberhofmarschall, Graf von Aerschot, ist mit einem besondern Auftrage des Koͤnigs nach Deutsch⸗ land abgereist.
1 Die Luͤtticher Handelskammer hat sich in Folge einer vom Minister des Innern an sie gerichteten Anfrage, gegen die Errich⸗ tung einer allgemeinen Handels⸗Gesellschaft, nach Art der Nieder⸗ landischen, ausgesprochen, indem sie die Besorgniß heat, daß in Belgien, das keine Kolonien besitzt, eine solche Gesellschaft nur der Privat⸗Industrie und Speculation Eintrag thun wuͤrde.
Ein Papierfabrikant in Gent, Namens Dierckr, verfertigt jetzt aus dem Abfall des Spargels, den er in allen Speisehaͤu⸗
sern u. s. w. sammeln laͤßt, ein sehr festes und brauchbares Papier, das nicht die Hälfte des aus Lumpen gefertigten Papiers kostet.
Deutsche Bundesstaaren Sruttgart, 11. Juni. Nach einem mehrmonatlichen Be⸗
such bei der Koͤniglichen Familte hier haben der Prinz und die Frau Prinzessin von Oranien, die Ruͤckreise nach dem Haag angetreten.
mit dem Erbprinzen, heute fruͤh Der bekannte Herausgeber der „Paͤdagogischen Revue“, Dr. Mager, wurde vom Fürsten zu Schwarzburg⸗Sondershausen zum Educations⸗Rath ernannt. 8 Dcer staͤndische Ausschuß hat kuͤrzlich den abwesenden Staͤnde⸗ Mitgliedern eine Uebersicht uüͤber die Ergebnisse der Staats⸗Fi⸗ nanz⸗Verwaltung von dem Etatsjahre 1. Juli 1839 bis 30. Juni 1840 im Druck uͤbergeben. In dem genannten Etatsjahre ha⸗ ben die Staats⸗Einnahmen einen Ueberschuß uͤber die Staats⸗ Ausgaben gewaͤhrt von 1,484,320 Fl. 51 Kr. Es war naͤmlich in dem mit den Staͤnden verabschiedeten Finanz⸗Etat der muth⸗ maßliche Betrag der Einnahmen berechnet auf 9,713,834 Fl. 49 Kr. In der Wirklichkeit aber haben solche betragen 11,392,172 Fl. 28 Kr., somit gegen den Voranschlag mehr 1,678,337 Fl. 39 Kr. Die Ausgaben waren bei der Verabschie⸗ dung mit den Stäͤnden in dem muthmaͤßlichen Betrage von angenommen worden, die Summe der wirklichen Ausgaben aber erlief sich auf 9,907,851 Fl. 37 Kr. und uͤberschritt hiernach den Voranschlag um 239,306 Fl. 7 Kr., wodurch sich der wirkliche Ueberschuß auf die oben erwaͤhnte Summe von 1,484,320 Fl. 51 Kr. stellte. Die hoͤhere Ein⸗
nahme gewaͤhrten hauptsaͤchlich: der Ertrag der Staats⸗Domai⸗ nen, in der Verwaltung der Kameral⸗Aemter, wegen der hoͤheren Fruchtpreise mit 585,862 Fl. 6 Kr., der Er⸗ trag der Forst⸗Verwaltung 322,608 Fl. 55 Kr., indirekte Steuern 722,721 Fl. 24 Kr.
besonders auch
Hannover, 11. Juni. (H. C.) Ueber die landesherr⸗ liche Proposition in Betreff der Juden erfaͤhrt man einiges Naͤ⸗ here. Selbige beantragt, den Ausfall von 4144 Rthlr. 19 Gr., welcher der General⸗Kasse durch Aufhebung des Schutzgeldes entsteht, auf die Landes⸗Kasse zu uͤbernehmen. Unter den einzel⸗ § 6. Die Juden sind von der Ausuͤbung politischer Rechte, sowohl in Beziehung auf den Staat, als auf die Gemeinde ausgeschlossen. Sie koͤnnen daher auch zu den Wahlen der Gemeinde, Beamten und der Gemeinde ⸗Vertreter nicht mitwirken. §. 7. Sie blei⸗ ben ebenfalls von Staats⸗- und Gemeinde⸗Aemtern ausge⸗ schlossen. Zu anderen oͤffentlichen Functionen koͤnnen sie nur
mit besonderer Genehmigung des betreffenden Ministeriums zu⸗ gelassen werden. — §. 49.
Die Juden koͤnnen Grundeigenthum
nicht anders erwerben, als wenn Wir oder die von Uns dazu be⸗ und nur unter den dabei ge⸗ Die Juden koͤnnen zuͤnftige
§. 55. Die Juden sind verpflichtet, zu den in ihren
Anlangend die Steuer⸗Vereins⸗
bevorstehenden Austrirts der Herzogl. Braunschweigischen
X Leipzig, 16. Juni. Unsere Buͤhne wird jetzt von Gaͤsten
nicht leer, ein Zeichen, daß Leipzig den alten und wohlbegruͤndeten Ruf eines kompetenten Kunsturtheils nicht verloren hat, so wenig demselben auch der Zustand unseres heimischen Kuͤnstlerpersonals und seiner Leistungen entspricht. Nachdem die Damen Crelinger und Stich uns verlassen, sehen wir zuerst eine junge Saͤngerin, Fraͤulein Kreutzer, die Tochter Conradin Kreutzer's, ein vielversprechendes Talent und eine angenehme Erscheinung voll Grazie und Leben. Man hefft, Noch Groͤteres, ja ich moͤchte sagen, ungewoͤhnliches Aufsehen erregte Mad. Peroni⸗Glasbrenner, welche uns neuerdings durch mehrere Gastrollen erfreute. nicht nur gleich nach der ersten ihrer Darstellungen und zwar bei ziemlich leerem Hause (der gewoͤhnliche Fall waͤhrend des Sommers) herausgerufen zu werden, sondern auch zu mehrseiti⸗ gen und lebhaften Besprechungen in den Lokalblaͤttern Veran⸗ lassung zu geben den schriftstellerischen Beziehungen ihres Mannes verdankte, will ich nicht untersuchen; wenigstens deuteten einzelne Antikritiken auf so Etwas hin. — Allein jedenfalls verdienten ihre kuͤnstle⸗ rischen Leistungen eine anerkennende und ehrende Erwaͤhnung.
daß sie fuͤr unsere Buͤhne gewonnen werden wird.
Sie hatte das, hier seltene, Gluͤck,
Ob sie diese Kritiken nicht auch zum Theil
Madame Peroni besitzt bei reichen aͤußeren Mitteln einer schoͤ⸗ sprechenden Zuͤgen, einer klangvollen und biegsamen
v“ beond 7. 489 689,1
Stimme, auch unverkennbar ein nicht gewoͤhnliches Talent fuͤr Charakterzeichnung, eine große Kraft und Erregtheit schoͤpferischer
Phantasie, welche sich in der plastischen Vollendung, der unbe⸗ fangenen und doch ausdrucksvollen Wahrheit ihrer Darstellungen
kund giebt. Ihr Spiel ist ein aͤußerst fein berechnetes und durch⸗ gebildetes, daher es sich in allen Parthieen gleich bleibt, nie uͤber⸗ trieben, aber auch nie nachlaͤssig oder gemein wird; — und doch ist auch die Berechnung bei ihr wieder Natur geworden; so we⸗ nig ist Kunst oder Absicht bemerkbar. Man kann sagen, daß sie das Oesterreichische Naturell und die geistige Beweglichkeit Nord⸗ deutscher Bildung in gluͤcklichster Mischung in sich vereinigte. Ersteres ward z. B. sichtbar in den „Erziehungs⸗Resultaten“,
und half ihr uͤber die Klippen der etwas gewagten Rolle hinweg; in
dem „Tagebuch“ dagegen und in der „Mirandolina“ entfaltet sie alle Reize gewandter, feinberechneter Koketterie und Verstellung. Nicht minder gut gelang ihr die Darstellung des jugendliche von Liebes⸗ und Dichtergluth entflammten „Voltaire“ und de liebenswuͤrdigen „Taugenichts“. Nur in zwei Rollen, als „Ca priciosa“ und als „Giulielmina“ im „Hirsch“, mußte sie fuͤr die Ungunst der gewaͤhlten Stuͤcke durch einige Lauheit des Pu blikums buͤßen. — Gleichzeitig mit Mad. Peroni eroͤffnete auch
eine Franzoͤsische Schauspieler⸗Gesellschaft einen Cyklus von Gastet in gleichem Sinne,
freuen, wozu allerdings der Name der Mlle. Georges, welche an der Spitze der Gesellschaft stand, nicht wenig beitrug. Wa⸗ ren auch die Leistungen dieser Kuͤnstler nicht alle gleich befriedi⸗ gend — wie denn besonders das Damen ⸗Personal, außer der doch auch schon etwas uͤberlebten Mile. Geoorges, Manches zu
wuͤnschen uͤbrig ließ — so machten doch ihre Darstellungen im Ganzen meistens einen guͤnstigen Eindruck, wozu das besondere
Interesse kam, daß uns hier auch groͤßere Dramen, zum Theil
von der neueren Schule, vorgefuͤhrt wurden.
8 nisterium, wenn es anders die Cortes nicht auflöst, in dem Fall, mit einem Kongresse zu regieren, der gegen die Grundsäͤtze des
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ihre Aemter nicht beziehen sollten. Als Vorwand wurde angege⸗ ben, daß die Beamten keine Bezahlung verdienten, wenn sie anderen Beschaͤftigungen, als den aus ihren Aemtern hervorge⸗ henden, oblägen. Im Grunde wird damit aber bezweckt, den Beamten den Eingang in die Cortes und damit den Ministern ihr kraͤftigstes Mittel, Einfluß auf diese auszuuͤben, abzuschnei⸗ den. Der Minister⸗Praͤsident Herr Gonzalez erkannte sogleich die Gefahr und trieb die Aufrichtigkeit so weit, zu gestehen, daß kein Beamter die Wahl zum Deputirten oder Senator anneh⸗ men wuͤede, falls man ihmn senen Theil seines Gehaltes entziehen wolle. „Wie viele Senatoren giebt es wohl“, fraagte er, „welche das erforderliche Einkommen von 1500 Piastern nachweisen koͤnnen,
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rollen und hatte sich eines ziemlich lebhaften Interesses zu er⸗hh
wenn man ihnen einen Theil des Gehalts nimmt, den sie als Beamte beziehen?“ Ein solches Gestaäͤndniß thut am Besten dar,
auf wie schwachen Saͤulen das Spanische Repraͤsentativ⸗System
ruht, da sich keine Vertreter finden, wenn sie nicht von der Re⸗
gierung bezahlt werden, und wiederum die Beamten derselben 1 vat⸗Docenten, in der medizinischen Fakultät 10 ordentliche und
als eine den Interessen der Nation feindliche Klasse betrachtet werden. Mit duͤrren Worten erklaͤrte der Minister Gonzalez den Antrag fuͤr eine Verletzung des Rechts, der gesunden Vernunft und sogar der Constitution. fuͤgte jedoch vorsichngerweise hinzu, die Frage sey keine Kabinetsfrage. Da nun der Antrag mit 82 Stimmen gegen 52 angenommen wurde, so befindet sich das Mi⸗
Rechts, der gesunden Vernunft und der Constitution verfahrt.
Auch am ö3ten bot die Sitzung des Kongresses ein lehrreiches
Schauspiel von der Sinnesart der Volksvertreter dar. Waͤhrend
der September⸗Revolution war es eines der ersten Geschäͤfte der Patrioten, die geheimen Papiere der Staats⸗Kanzlei und der
Ministerien durchzusuchen, und vorzuͤglich auch in den innersten Gemaͤchern des Koͤnigl. Palastes Nachforschungen anzustellen.
Hamburg, 9. Juni. (A. Z ) Als Nachricht von in diesem Auf diese Weise fand man in verborgenen Schränken eine Menge Augenblick hoher Bedeutung melde ich Ihnen, daß ein Schreiben längst vergessener Papiere, die auf die Verfolaungen Bezug haben,
Lord Palmerston's die Ratification des Vertrags mit den Hanse⸗ denen die Mitalieder der Cortes von Cabix, oder der aus den weil die Minister in ihrer jetzigen Lage eine — 1
staͤdten verweigert, solche Aenderung in der Navigation duͤrften.
eres Spaäanlen.
3 Paris, 13. Juni. Die Regierung veroͤffentlicht folgende telegraphische Depesche, datirt aus Perpignan vom 11. Juni: „Der Praͤfekt der oͤstlichen Pyrenaͤen an den Minister des Innern. Zu Barcelona brachen am isten in Folge einer Ankuͤndigung des Zollamtes, welches eine oͤffentliche Versteigerung konfiszirter Gegenstaͤnde anzeigte, Unruhen aus. Drei⸗ bis vier⸗ tausend Weber⸗Arbeiter begaben sich gruppenweise nach dem Paatze, wo der Verkauf stattfinden sollte, um sich der Waaren zu bemaͤch⸗ tigen und dieselben zu verbrennen. Der Iefe Politico und das Apuntamiento sollen nach vergeblichen Ueberredungs⸗Versuchen
kte nicht auf sich nehmen
die Waaren gekauft und sie den Webern uͤberltefert haben, die sie vor dem Stadthause, das zu diesem Ende erleuchtet worden
war, verbrannten.“
O Madrid, 7. Juni. Die an der streitigen Graͤnze von
Navarra vorgefallenen Haͤndel sehen, allem Anscheine nach, ihrer
friedlichen Beilegung entgegen. In dem Traktate von 1785 war allerdings das streitige Gebiet den Spanischen Unterthanen zuer⸗ kannt worden, allein dieser Traktat wurde, als unausführbar, nie⸗ mals in Vollziehung gesetzt, und zwar um so weniger, als die Spanische Regierung der von ihr darin eingegangenen Bedin⸗ gung, ein gewisses Dorf abzutreten, nicht nachkam. Auch war in dem Traktate die Festsetzung eines zur Ausfuͤhrung desselben dienen sollenden Reglements verabredet worden, dieses aber nie
zu Stande gekommen. Zu wiederholten Malen hatte die Franzoͤsi⸗ 2 80 à 95 Rthlr.
sche Regierung bei der diesseitigen Schritte gethan, um die defi⸗ nitive Festsetzung zu erlangen, jedoch immer vergebens. Nun lie⸗ ßen ploͤtzlich vor wenigen Wochen die Alkalden (Dorfschulzen) des Spanischen Bastanthals den Franzoͤsischen Bauern der Al⸗ duiden anzeigen, daß sie, die Spanier, am 25sten v. M. das streitige Gebiet in Besitz nehmen wuͤrden. Der Praͤfekt des De⸗ partements der Nieder⸗Pyrenaͤen, so wie der kommandirende General der zwanzigsten Division berichteten diese Drohungen den hiesigen Franzoͤsischen Geschaͤftstraͤger, Herrn Pageot, der darauf in einer an den Minister⸗Praͤsidenten Herrn Gonzalez gerichteten Note die Nothwendigkeit darthat, einem von den Alkalden einseitig zu unternehmenden Gewaltschritte vorzubeugen Herr Gonzalez gestand nicht nur in sehr versoͤhnlichen Ausdruͤcken diese Noth⸗ wendigkeit zu, sondern versprach auch die erforderlichen Befehle in diesem Sinne an die Graͤnzbehoͤrden ahgehen zu lassen. Ehe diese noch dort eintreffen konnten, zogen die Franzoͤsischen Bauern auf das streitige Gebiet, um darzuthun, daß sie der Aufforde⸗ rung der Alkalden nicht Folge leisten wuͤrden. Nach der Sitzung des Kongresses vom Isten d. uͤberreichte Herr Gonzalez dem Fran⸗ zoͤsischen Geschaͤftstraͤger seinerseits eine Note, und dieser ferrigte vor vier Tagen einen außerordentlichen Kourier nach Paris ab.
Der Schleichhandel an der Spanischen Kuͤste des Mittel⸗ meeres unter Englischer Flagge und unter dem Schutze Engli⸗ scher Kriegs⸗Fahrzeuge nimmt auf eine furchtbare Weise zu, seitdem der Gouverneur von Gibraltar den Schiffen aller Natio⸗ nen gestattet, unter Enalischer Flagge von dort auszulaufen, um Englische Waaren, Taback ꝛc. an den Spanischen Küsten abzu⸗ setzen. Um diesen Uebelstand abzuhelfen, sind die Freunde der Spanischen Unabhaͤngigkeit auf den Einfall gerathen, die Abtre⸗
Jahren 1820 bis 1823 ausgesetzt waren. Gestern nun verlangte Herr Arguölles im Kongresse, die Regierung solle alle diese Pa⸗ piere durch den Druck veroͤffentlichen. Gewiß setzt er damit den Spaniern seiner Epoche ein glorreiches Denkmal; es wird davon zeugen, wie die Einen bestaͤndig gegen Gesetz, bestehende Einrich⸗ tungen und den Thron in Verschwoͤrung waren, und die Anderen
zu blinden Werkzeugen einer durch nichts zu baͤndigenden Reaction
dienten. Man muß dem Minister Gonzalez Gerechtigkeit wider⸗ kahren lassen. Er erklaͤrte, jene Papiere seyen meistens so per⸗
soͤnlicher und verhaßter Natur, daß sie nur Verachtung verdien⸗. ten. Herr Arguölles aber sagte rund heraus, er habe die Papiere
zum Theil abschreiben lassen u d Niemand solle ihn an der Her⸗
ausgabe verhindern. 8
ö“ Stettin, 16. Juni. (Boͤrsen⸗Nachr.) Im Ganzen
waren bis gestern Abend 25,281 Ctr. 84 Pfd. Wolle zugefuͤhrt, wogegen heute (bis auf etwa einzelne Posten) nichts mehr zu er⸗
warten ist. Das Geschaͤft hat schon in den vorhergegangenen Tagen un⸗
angenehme Stoͤrungen und Unterbrechungen durch Regenwetter er halten, und heute ist dies ganz besonders der Fall; doch war bis gestern
Abend der groͤßte Theil der Wolle bereits verkauft, und der Markt wird heute jedenfalls zu Ende gehen.
Das Preis⸗Verhaͤltniß ist dasselbe geblieben, wie schon gemeldet, naͤmlich 5 à 10 Rthlr., in einzelnen Fällen 12 à 15 Rthlr. pr. Ctr. mehr als im vorigen Jahre. Fein mittel Wollen sind verhaͤltnißmaͤßig am theuersten bezahlt worden: im vorigen Jahre 52 ½ 3 65 Rthlr., in diesem 60 à 80 Rthlr., mittel im v. J. 47 ½ à 50 Rthlr., in diesem 52 ½ à 57 ½ Rthlr., feine im v. J. 75 à 85 Rthlr., in diesem Gute Waͤsche und sonstige gute Condition der Wolle haben in vielen Faͤllen bei sonst gleicher Guͤte eine beson⸗ dere Erhoͤhung von 5 à & Rthlr. pr. Ctr. bedungen.
Stralsund, 15. Juni. Die Pferderennen von Neu⸗Vor⸗
im Druck erschienen.
bahn⸗Gesellschaft besitzt gegenwaͤrtig 15 Lokomotiven und 12 Ten⸗ der, 6 Personenwagen erster, 21 zweiter und 62 dritter Klasse, 6 Bagagewagen, 2 achtraͤdrige Guͤterwagen, jeder zu 200 — 250 Ctr., 100 vierraͤdrige, 12 Fuß lange und 26 kleinere Guͤterwa⸗ gen. Das Feuerungs⸗Material wird in 1§ Cokeoͤfen aus Eng⸗ lischen Steinkohlen bereitet, da die auf anderen Bahnen versuchte Heizung mit Holz oder mit Cokes aus inlandischen Steinkohlen fuͤr die Verhaͤltnisse dieser Bahn nicht anwendbar gefunden wor⸗ den ist. Die Zahl der fest angestellten Beamten belaͤuft sich auf 236. Außerdem werden in den Werkstaͤtten, bet der Guͤterver⸗
tung der Philippinischen Inseln an England gegen die Eintau⸗
schung von Gibraltar und die Zahlung einer bedeutenden Geld⸗
summe in Vorschlag zu bringen, vermuthlich mehr scherzweise, als
im Ernst. 1 — sahen sich die Manufakturen Cataloniens, in denen ein Kapital von 50 Millionen Piastern angelegt ist, und mehr als 50,000 Ar⸗
beiter beschaͤftigt werden, durch eine hier niedergesetzte Kommission bedroht, welche die von der Regierung beabsichtigte neue Zollge⸗
setzgebung zu begutachten hatte. Diese Kommission war geneigt, sich fuͤr die gegen eine geringe Abgabe freizugebende Einfuhr Eng⸗ lischer Baumwollenzeuge zu entscheiden, wodurch die Manufaktu ren Cataloniens den Todesstreich erhalten haben wuͤrden. Nun hat der Regent ploͤtzlich befohlen, diese Kommission solle ihre Ar⸗
beiten einstellen, so daß es mit dem Verbote der Einfuhr der Eng⸗
lischen Baumwollen⸗Waaren beim Alten bleibt. Diese Nachricht erregte in Barcelona solche Freude, daß man mit allen Glocken laͤutete.
Das neue Ministerium hat im Kongreß eine Niederlage
scheidung ein helles Licht auf dasjenige wirft, was man hier Repraͤsentativ⸗System nennt. Die Mitglieder der aͤußersten Lin⸗ ken, diejenigen, welchen durchaus daran gelegen ist, daß gar keine Regierung moͤglich sey, brachten in Antrag, daß die Mitalieder des Senates und des Kongresses, welche Beamte waͤren, fuͤr die
sie am Sitze der Cortes zubraͤchten, den Gehalt fuͤr
Noch mehr, als durch den Englischen Schleichhandel,
ladung u. s. w. fortwährend 230—240 Arbeiter beschaͤftigt. Im Jahre 1840 wurde die Bahn, welche bekanntlich erst am IISten August in ihrer ganzen Laͤnge von Magdeburg bis Leipzig eroͤffnet wurde, im Ganzen von 353,201, und vom lI. Januar bis loöten Mai d. J. von 132,058 Personen befahren. Der Guͤter⸗Ver⸗ kehr auf der Bahn nahm erst im Oktober v. J. seinen Anfang, und es sind seitdem, bis zum 15. Mai d. J., 240,3 k4 ¼ Centner und außerdem 346 Equipagen befoͤr⸗ dert worden. Die Einnahmen betrugen im Jahre 18430 176,396 Rthlr. 20 Sgr. 11 Pf., und vom 1. Januar bis 15. Mai d. J. 111,979 Rthlr. 5 Sgr. 6 Pf. Die Gesammt⸗Aus⸗ gaben sind fuͤr das Jahr 1841 zu 265,656 Rthlr. 15 Sgr. ver⸗ anschlagt. Auf die Stamm⸗Actien wurde pro 1870 fuͤr die Zeit vom 1. April ab eine Dividende von 3 Rthlr., oder 4 Rthlr. pro Jahr, gegahlt. Eine sehr bedeutende Vermehrung des Per⸗ sonen und Guͤter⸗Verkehrs auf der Bahn verspricht man sich von der im August d. J. bevorstehenden Eroͤffnung der Berlin⸗ Anhaltschen Eisenbahn in ihrer ganzen Laͤnge. Bereits im vori⸗
gen Jahre sind mit der Direction dieser Bahn die nöͤthigen Ver⸗
abredungen üͤber die gegenseitigen, in einander eingreifenden Be⸗ triebs⸗Einrichtungen getroffen worden. Hiernach werden suͤr die
auf beiden Bahnen zu befoͤrdernden Guͤter, so wie fuͤr das Reise⸗
Gepäck der von Berlin nach Leipzig oder Maadeburg und um⸗ gekehrt reisenden Passagiere besondere gemeinschaftliche Transport⸗ Wagen angefertigt.
Endlich ist auch ein Fahrplan ver⸗
derung von Maadeburg und Leipzig nach Berlin und umgekehrt in 7 bis §8 Stunden stattfinden wird.
Breslau, 15. Juni. Bei der hiesigen Universitäaͤt, welche V
von Michaelis 1840 bis Ostern 1841 von 631 Studirenden be⸗
sucht wurde, von denen 109 abgingen, sonach 522 verblieben waren,
Der Minister des Innern sorach
pommern haben hier am 21. und 22. Mai stattgefunden, und ist daruͤber ein besonderer ausfuͤhrlicher Bericht auf einem Bogen
Magdeburg, 11. Juni. Die Magdeburg⸗Leipziger Eisen⸗
fritisirenden und weniges nur gründlich
Gesundheit und des Wohlbefindens.
Ebenso werden besondere, fuͤr die ganze Strecke von Berlin nach Leipzig und Magdeburg und umgekehrt guͤltige Fahr⸗Billets gedruckt. erlitten, und zwar in einer Frage, deren Verhandlung und Ent⸗ abredet worden, wonach täglich eine zweimalige Personen⸗Befoͤr⸗
brechen, und von 121 zwischen 1825 und 1833 aus der S
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sind in diesem Semester 90 immatrikulirt worden, so daß die Gesammtzahl der die Universitaͤt im laufenden Sommer⸗Halbjahr besuchenden Studirenden 612 betraͤgt. Von diesen zaͤhlt die ka⸗ tholisch⸗theologische Fakultäaͤt 173, die evangelisch⸗theologische Fa⸗ kultat 108. die juristische Fakultät 103, die medizinische 118, die philosophische 110 Studirende, somit uͤberhaupt 612, ur diesen 7 Auslaͤnder. Außer diesen besuchen die Univer⸗ siaͤt, als zum Hoͤren der Vorlesungen berechtiget: 2, deren Immatriculation noch in suspenso ist, ferner 48 Eleven der m
dizinisch⸗chirurgischen Lehr⸗Anstalt und 15 Pharmaceuten und
Oekonomen, wonach uͤberhaupt 677 an den Vorlesungen theil⸗
nehmen. Was das Lehrer⸗Personal der Universitaͤt anbelangt, so wirken gegenwaͤrtig an derselben: in der katholisch⸗theologischen Fakultaͤt 4 ordentliche Professoren und 1 Privat⸗Docent, in der evangelisch theologischen Fakultaͤt 4 ordentliche und 1 außerordent⸗ licher Professor und 4 Privat⸗Docenten, in der juristischen Fa⸗ kultaͤt ordentliche und 1 außerordentlicher Professor und 3 Pri⸗
haußerordentlicher Professor und 7 Privat⸗Docenten, in der phi⸗ losophischen Fakultaͤt 16 ordentliche und 7 außerordentliche Pro⸗ fessoren und 10 Privat⸗Docenten. Außerdem ertheilen noch 5 Lek⸗ toren und 7 Lehrer Sprach⸗ und Kunst⸗Unterricht.
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Wissenschaft, Kunst und Literatur. 8
Berlin. Königliches Theater. Mit der Rolle der Magda⸗
lene im „Postillon von Lonjumeau“ hat Dlle. Tuczeck gestern ihr Gastspiel geschlossen, viel zu früh für die Wünsche des Publitums, die sich bei ihren letzten Darstellungen immer lauter und allgemeiner kund⸗ gaben. Es hat sich bewährt, was in diesen Blättern gieich am Abend nach dem ersten hiesigen Debüt dieser jungen Künstlerin in Aussicht gestelli wurde: das Interesse an ihren Leistungen ist in sortschreitender Zunahme geblieben, bis es in der „Gesandtin“ und im „Postillon“, wo man nicht minder durch ihre anziehende geistige Lebhaftigkeit und Gewandheit im Spiel, als durch ihren seelenvollen, lieblichen und fein⸗ aebüdelen Gesang eingenommen und bewegt wurde, zum wiederholten Rufe: Hierbleiben! sich steigerte, der, in solcher Einstimmigkeit und von so auhaltendem Applans begleitet, mehr sagen will, als die Kränze und Blumen, welche vor der Sängerin niederfielen, als sie mit cinigen Dankesworten von dem hiesigen Publifum Aoschied nahm. Leider hatte man nur zweimal Gelegenheit, sie mit Herrn Mantinus zusäammen zu hören, zuerst in der Nachtwandlerin und dann, nach der Rückkehr dieses trefflichen Sängers von seiner Kunstreise, auf welcher er überall enthustiastischen Beifall geärndtet hat, gestern zum letzten⸗ mal im, Postillon“. Die beiden zarten und wohlklingenden Stimmen mit ihrer so goldreinen Intonation, ihrem edlen Vortrage, ihren geschmack⸗ vollen, von aller Ueberladung freien Gesangs⸗Verzierungen bilden eine Harmense, wie man sie selten finden wird. In schönster Wirkung zeigte sich dies namentlich in der großen Cadenz des Duettes im zweiten Akte des „Postillon“, deren Triller von beiden Seiten mit vollendeter Vir⸗ tuosität und wahrhaft mustergültig ausgeführt wurden. Aber auch in der bei aller Kunst doch der gesunden, einfachen Naturfrische nicht ent⸗ behrenden Anmuth und Wahrheit des Sviels, in der leichten Behen⸗ digkeit ihrer Bewegungen, in dem Wechsel von Schalkhaftigkeit und Gemüth besteht ein seltener Einklang zwischen diesem Künstlerpaar. Sollte die Hoffnung sich erfüllen, Dlle. Tuczek bald für längere Zeit wieder in unserer Mitte zu sehen, so würde besonders die komische Oper, in der uns jetzt eine Primadonna fehlt, neues Leben gewinnen;
doch auch für den elegischen Gesang würden wir an ihr und Herrn Mantius
ein vortreffliches Duo haben. An fleißigem Vorwärtsstreben hat es die
Sängerin selbst in der Zeit, die sie hier zubrachte, nicht fehlen laffen;
ihre Aussprache, die anfangs noch an Unrdeutlichkeit litt, war in den
letzten Vorstellungen fast durchweg klar und vernehmlich; auch läßt sie
im Gesange den Ton schon riel welcher ausklingen, als früher, wo er
zuweilen etwas spröde abbrach. Während ihres hiesigen Aufent⸗ haltes hat Dlle. Tuczek, da sie hier ein ganz anderes Revpertoir vorfand, als das, auf welches sie in Wien eingeübt war, unter zehn
Rollen sechs erst hier einstudirt; in Folge der vielen Uebungen und
Proben war es daher nicht zu verwundern, wenn ihr einmal ein Ton
nicht ganz klar angeben wollte, wie gestern in der Arie des zweiten
Akts, und doch war die Sängerin so bescheiden, dem lebhaften Bei⸗
fall, den ein solcher Zufall natürlich der sonst so trefftichen Ausführung
auch dieser Arie nicht entziehen konnte, mit einer ablehnenden Vernei⸗ gung zu begegnen.
Schließlich kann noch bemerkt werden, daß Dlle. Tuczek auf dem Königlichen Theater zu Berlin sechzehnmal und auf dem zu Potsdam dreimal aufgetreten ist, und zwar in folgenden Opern: Capuleti und Montecchi, Fra Diavolo, Robert der Teufel, Hochzeit des Figaro, Fidelio, Nachtwandlerin, Lottonummern, Johann von Paris, Gesandtin und Postillon von Lonjumeau.
Für die nächste Woche ist uns in der Königl. Oper ein neuer, interessanter Kunstgenuß bereitet; die berühmte Pasta, eine der He⸗ roinen des Italtänischen Gesanges, mit den Namen Catalani, Mali⸗
dran, Grifi auf gleicher Linie stehend, wird am Donnerstag im Opern⸗
hause, theils allein, theils von hiesigen Theater⸗Mitgliedern und von dem Italtäner Gamberint unterstützt, mehrere Scenen in Kostüm aus⸗ führen, unter anderen den ganzen letzten Akt von Rossini's „Othello“. Man wird daher Gelegenheit haben, das plastische Spiel dieser Sän⸗ gerin, welches während ihrer früheren Künstlerlaufbahn in Italien, Frankreich und England fast nicht minder bewundert wurde als ihr Gesang, ebenfalls kennen zu lernen. 10.
Ueber Strafe und Straf⸗Anstalten, von Sr. Koͤnigl. Hoheit Oskar, Kronprinzen von Schweden und Nor⸗ wegen. Aus dem Schywedischen uͤbersetzt von A. von Treskow. Mit Einleitung und Anmerkungen von Ur. N. H. Julius. Leipzig, Brockhaus, 1841, 8. S. XVI. und 156.
Seit einigen Decennien ist mannigfach die Rede von „Gefängniß⸗ Verbesserung“. Es lastet auf diesem Begriffe eine, in unserer Alles zu erforschen geneigten Zeit, sehr bäufige Ungunst; die nämlich, daß sonst ganz verständige Leute sich etwas ganz Anderes dabei denken, als was wirklich darunter zu verstehen ist. an bildet sich nämlich ein, ein falscher Philanthropis⸗ mus gehe darauf aus, den Gefangenen in den Straf⸗Anstalten idre
Lage während der Detention so behaglich zu machen, daß die Strafe
aufbören würde, Strafe, vielmehr beginnen, eine Annehmlichkeit zu werden, im Vergleich mit den Verhältnissen, in welchen sich der gemeine Mann, der genöthigt ist, sich durch schwere Arbrit seinen Lebensunter⸗ halt zu verschaffen, in der Regel befindet. Es gehört in der That kein boder Grad von Weisheit dazu, um einzuseben, daß ein derartiges Be⸗ ginnen höchst widersinnig seyn würde, und dennoch läßt sich nicht leugnen, daß Beispiele davon vorgekommen sind. Ein Bericht über den Zustand der Gefangenen in dem Correctionshause zu Genf vom Jahre 1832, den unser erlauchter Autor anführt, sagt: „Die Züchtlinge hatten vergnügte Gesichter und ihr Aussehen trägt den Stempel der Sie haben keine Klage zu füh⸗ ren, und worüber hätten sie sich auch hbeklagen können? Sie sind gut genährt, gut gekleidet, liegen in guten Betten, wohnen in gutgeheizten Zimmern; sie arbeiten weit weniger, als die Freien ihres Gleichen shun müssen, um ihren und der Ihrigen Unterhalt zu verdienen, und
haben außerdem zum Zeitvertreib noch das Vergnügen, eine Menge Besgriffe
u erwerben, die ihnen früher gänzlich unbekannt waren.“ Die Folgen eines so augenfälligen Mißgriffs traten bald hervor.
8 si inigen? n ei twährendes Steigen der Ver Es ergab sich nach einigen Jahren ein fortwäh Saraf⸗Anstalt
Entlassenen kehrten 34, also fast ein Drittheil, wegen neuer Verbrechen
in das Gefängniß zurück. Vestigia Seeebes wird jeder Besonnene ausrufen. In der That
sindet sich aber auch nicht, daß in neuester Zeit äbnliche Verirrungen
unter