vorgestern in der Gießerei der Herren Soyer und Inge in Erz gegossen worden. Diese Statue war durch den Muntzipalrath der Stadt Brives (Correze) votirt worden, um das Andenken des Marschalls zu ehren, der in ihren Mauern am 13. Mai 1763 geboren ward. Die Operation ist vollkommen gelungen.
Die Magdalenen⸗Kirche wird Ende dieses Monats ganz beendet worden, und soll zur Feier der Juli⸗Tage eingeweiht .“ vom 16. Juni. Die Franzoͤsischen Renten fuhren
auch heute zu sinken fort. Man unterhielt sich waͤhrend der gan⸗ en Dauer der Boͤrse fast ausschließlich von dem neuen Anlehen, welches Oesterreich zu negoziren im Begriffe steht, und man be⸗ sorgt, daß daraus neue Hindernisse fuͤr die Negozirung des Franzoͤsischen Anlehens entspringen koͤnnten. Die Spekulanten a la haisse setzten waͤhrend der ganzen Boͤrse ihre Verkaͤufe fort.
△ Paris, 16. Juni. Es wird jetzt allgemein fuͤr gewiß
angenommen, daß die Journale, welche den Didierschen Brief
erbreitet hatten, vor die Assisen kommen werden. Doch wird es em gegenwaͤrtigen Kabinet von mehreren Seiten uͤberhaupt als ein Fehler vorgeworfen, daß es jene Journale mit Beschlag belegt habe. So viel ist klar, daß es die Verbreitung des Briefes nicht hat hindern wollen, weil gerade diese Maßregel einen Prozeß zur Folge hat, in welchem der Brief der Jury vorgelesen wer⸗ den muß, und so durch die Journale zur Kenntniß des ganzen Landes gelangt. Warum handelte aber die Regierung also? Sie wollte den kuͤnftigen Machinationen der Art ein Ziel setzen und durch die Tribunale einen Punkt des Franzoͤsischen Staats⸗ rechts, welcher von der Opposition bestritten wurde, feststellen, daß naͤmlich die Unverletzlichkeit des Koͤnigs sich auch auf den fruͤheren Herzog von Orleans erstrecke. Die Journale, wie der „Messager“, die „Débats“ und die „Presse“ intervenirten in dieser Diskussion und scheinen bestimmt zu seyn, die Jury auf den rechten Gesichtspunkt zu richten. Demnach wird ihr diesmal die Frage vorgelegt werden, nicht ob man den Herzog von Orleans behandeln koͤnne wie eine Person, welche schon der Ge⸗ schichte angehoͤre, sondern ob diejenigen, welche den Herzog von Orleans in seiner Vergangenheit angegriffen haben, auch die Ab⸗ sicht gehabt, zum Haß und Unwillen gegen die Person des Koͤ⸗ nigs aufzureitzen, eine Frage, die sie dann nur mit ja wird beant worten muͤssen.
Von mehreren Seiten wurde die Anregung dieser Diskus⸗ sion als ein großes Uebel dargestellt, doch laͤßt sich dagegen ein⸗ wenden, daß in Frankreich das Koͤnigthum ohne die Autoritet, welche Tradition, Glauben und angeborne Ehrfurcht geben, sich auf die raisonirende Ueberzeugung stützt, daß es unentbehrlich sey, und man beruft sich daher in solchen Fällen auf den gesun den Sinn derjenigen Klassen, welche durch Besitz und gesellschaft liche Stellung bei der Aufrechterhaltung des Bestehenden bethei⸗ ligt sind.
Die unter dem Ministerium des Grafen Gasparin begon⸗ nenen Verbesserungen der inneren Verwaltung der Gefaͤngnisse haben in der neuesten Zeit einen betraͤchtlichen Fortschritt gemacht. Die immer fuͤhlbarer werdende Schwierigkeit, fuͤr die gering be⸗ zahlten Stellen der am meisten mit den Gefangenen in Verkehr tretenden Aufseher und Warter, zuverlaͤssige und christlich gesinnte Maͤnner zu finden, hat das Ministerium auf einen in Lyon wie in den Belgischen Gefaͤngnissen mit Erfolg betretenen Weg ge⸗ leitet. In saͤmmtlichen vier, ausschließlich fuͤr Weiber bestimm⸗ ten großen Zuchthaͤusern, in Codillac, Clermont, Hagenou und Montvellier, ist die naͤchste Aufsicht der weiblichen Straͤflinge den Schwostorn doe heiligen Joseph anvertraut worden. Diese mit solchen Verrichtungen seit drei Jahren in Lyon mit dem besten Erfolge beauftragte Schwesterschaft hat auch in den genannten Zuchthaͤusern gleich nuͤtzliche Wirkungen hervorgebracht. Eben so in den drei Zuchthaͤusern in Fontevrault, Loos und Rennes, die noch Straͤflinge beiderlei Geschlechts enthalten. Da alle üͤbri⸗ gen Zuchthaͤuser bis auf zwei, in Beaulieu und Clairvaux, bloß
Maͤnner enthalten, so soll die ebengedachte Maßregel auch auf Durch ein Reglement ist fest⸗
diese beiden angewendet werden gesetzt, daß die Pflichten der Beaufsichtigung und Wartung, der Liebe und des Unterrichts von den Schwestern erfuͤllt werden, deren jede in Lyon jährlich 140 Fr. (35 Thaler) erhaͤlt, wofüur ihre Congregation den ganzen Unterhalt derselben uͤbernimmt. Das Gelingen der ebengedachten Maßregel hat deren Anwen⸗ dung auf die Zuchthaͤuser fuͤr Maͤnner nach sich gezogen. Schon sind auf aͤhnliche Weise im Zuchthause zu Nimes die bisher die Volksschulen leitenden Bruͤder der christlichen Lehre als Ge⸗ fangenwaͤrter angestellt, und man dentt daran, die naͤmliche Ein⸗ richtung in die uͤbrigen Zuchthaͤuser fuͤr Maͤnner einzufuͤhren.
Die nach dem Muster des Hamburgischen Rettungshauses von Herrn Demetz und Baron Bretignieres in Mettroy errich⸗ tete Anstalt fuͤr verbrecherische und verwahrlosete Knaben zaͤhlt schon 160 Kinder. Sie verspricht das schoͤnste Gedeihen. 8
B“ 1
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung vom 15. Juni. (B. H.) Lord Aberdeen brachte eine Pe⸗ tition von den sieben Predigern des Kirchspiels Strathbogte in
Schottland ein, welche sich uͤber die Tyrannei der General⸗Ver⸗ sammlung der Schottischen Kirche beschwerten, die sie eigenmach tig abgesetzt habe. Der Lord beklagte sich sehr uͤber den Indtf⸗ serentismus, den die Regierung in den haufigen Konflikten jener
ersammiung mit den Predigern beweise, und Lord Melbourne gab zu, daß die Tyrannei jener obersten Kirchen⸗Behoͤrde ara genug sey, glaubte aber behaupten zu duͤrfen, daß die Regierung — Recht die Sache den Parteien selbst zur Entscheidung uͤber⸗ s. dg ste nur mittelst einer Parlaments⸗Akte wuͤrde einschret⸗ r koͤnnen, was der Verfassung der Schottischen Kirche an die Wurzel greifen wuͤrde.
Unterhaus. Sitzung vom 15. 1 . der bestrittenen Wahlen wurde um eieJunc. Sh l Wüen brachte Herr Sholefield den Antras auf eine Resolution vor des Inhalts, daß das große Elend, welches jetzt in den Fabrik⸗ Distrikten herrsche, das Einschreiten des Parlaments dringend noͤthig mache. Es wurden mehrere Reden uͤber die Sache ge⸗ halten, die Motion fand indeß so wenig Anklang, daß sich alle
Kitglieder des Hauses bis auf vierundzwanzig nach und nach entfernten und demnach, da die beschlußfaͤhige Zahl (4 nicht mehr vorhanden war, die Sitzung aufgehoben werden mußte.
London, 15. Juni. (B. H.) Die Wahlen in den Haupt⸗
staädten des Landes haben freilich insofern keine besondere Bedeu⸗
tung, daß sie etwa den Ausschlag geben oder auch nur einen be⸗ deutenden Einfluß auf das Resultat der Wahlen ausuͤben koͤnnten; die öͤffentliche Meinung — wenn anders derselben uͤberhaupt die Entscheidung beigemessen werden kann, wo sich meistens Alles auf die Wirkung perfoͤnlichen Einflusses, wo nicht gar nur der Pfunde und Shillinge reduzirt — stellt sich in sedem Wahl⸗Be⸗
742 zirk isolirt dar, und ob in London oder in Liverpool die Minister 8* die Tories gesiegt haben, uͤbt in der Regel keine oder doch eine Berkshire. Indeß stellt sich die waͤrtigen Umstaͤnden etwas anders, nen, daß, wenn die Majoritaͤt bei den⸗ Wahlen sich auch jetzt wieder gegen die Minister aussprechen sollte, dennoch wohl die oͤffentliche Meinung des ganzen Landes die⸗ Entscheidung definitiv in die Hand nehmen koͤnnte, da die allgemeinen In⸗ teressen desselben ganz unzweifelhaft in Frage stehen, und in diesem Falle wuͤrde natuͤrlich die Stimmung, welche sich in den groͤßeren Staͤdten kundgiebt und besonders jetzt bei den Wahlen und den Vorbereitungen zu denselben kundgeben wird, von großem Ge⸗ wichte seyn. eigentlich um dustriellen dererseits zwischen Stadt und Land — handelt, Und daß also schon deshalb die Entscheidung der groͤßeren Staͤdte bei der be⸗ vorstehenden Parlamentswahl von groͤßerem woͤhnlich. Aus diesem Grunde darf man denn auch wohl an⸗ nehmen, daß die liberale Partei der Majoritaͤt wenigstens in der Lity von London ziemlich gewiß ist, denn sonst wuͤrde Lord John Russell, ein Mitglied des Ministertums, dessen charakteristisches, unter den gegebenen Umstaͤnden vielleicht sehr lobenswerthes Merk⸗
denn es ist nicht zu leug⸗
einen Streit zwischen dem kommerziellen und in⸗
mal es ist, nichts auf einen kuͤhnen Wurf ankommen zu lassen,
in der City ange⸗
schwerlich die Kandidatur nommen haben. , Kandidaten koͤnnten in der City nur auf etwa 2500, die konser⸗
vativen dagegen auf 6000 Stimmen rechnen.
ihm angebotene
London, 16. Juni. Orford dem Stiftungsfest der dortigen Universität bei, das mit vielem Gepraͤnge gefeiert wurde; Se. Koͤnigliche Hoheit empfing Adressen von der Universitaͤt und der Muntzipal⸗Behoͤrde der
Stadt. 1 “ Die Versammlung, in welcher der Minister Lord J. Russell
—
sich gestern seinen Waͤhlern vorstellte, war sehr zahlreich besucht;
eine Menge liberaler Parlaments⸗Mitglieder war zugegen, und Den Vorsitz der in einer laͤngeren Rede die vier †
auch Sir Charles Napier hatte sich eingefunden. fuͤhrte Herr Jones Lloyd, Kandidaten der liberalen Partei den Waͤhlern empfahl und dabei vorzugsweise die Verdienste Lord John Russell's und die von den Ministern beantragten kommerziellen Reform Maßregeln hervor⸗ hob. Sir J. Guest beantragte dann eine Resolution, des In⸗ halts: die Versammlung habe mit großem Vergnuͤgen erfahren, daß Lord John Russell die Kandidatur angenommen; als diese Resolution von Herrn Breadton unterstuͤtzt worden war, erhob sich Lvord John Russell, um sich uͤber sein Verfahren vor den Waͤhlern auszusprechen.
„Nach Empfang der mit 5000 Unterschriften versebenen Aufforde⸗ rung an mich“, sagte der Minister unter Anderem, worin man mich mit dem Antrage der Kandidatur für die Stadt London beehrt, würde ich es für feig gehalten haben, dieser Aufforderung nicht nachzukommen.
Ich habe derselben aber um so lieber Folge geleistet, da kein Wahlbe⸗ in den großen kommerziellen
zirk des ganzen Landes so geeignet ist, Fragen, welche zur Entscheidung stehen, ein Urtheil abzugeben, als die Citv von London. Jene Fragen aber zur Entscheidung zu bringen, dazu sind die Minister eben sowohl dieser Fragen selbst wegen, als in Betracht der finanziellen Lage des Landes, genöthigt worden. Die Ausgaben haben sich vermehrt, weil man es nicht ruhig mit ansehen konnte, daß England in Bezug auf den Hauptbestandtheil seiner Stärke, seine Seemacht hinter anderen Völkern zurückbleibe. Die Französische Seemacht ist in den letzten Jahren auf 23 bis 24, die Russische auf 27 Linienschiffe gebracht worden; Englands Seemacht wurde daher ebenfalls auf 25 oder 26 Linienschiffe vermehrt, und wenn man berücksichtigt, daß dieselbe in allen Theilen der Welt verwendet werden muß, so wird man nicht behaupten können, daß diese Vermehrung das vorhandene Bedürfniß übersteige. UUm den durch diese vermehrten Ausgaben ent⸗ standenen Ausfall zu decken, hätte man nun freilich neue Steuern ein⸗ führen können, und es wäre unzweiferhaft gewesen, daß das Unterhaus diese Steuern genehmigt haben würde; aber bei genauer Erwägung aller Umstände fand man, daß es außer den schon vorhandenen Steuern noch andere im Interesse gewisser bevorrechteten Klassen eingeführte Be⸗
lastungen gebe, durch deren Verminderung man nicht nur den durch
Steuern hauptsächlich beschwerten Theil des Volkes erleichtern, sondern auch die Deckung jenes Ausfalles in den Finanzen würde beschaffen können. Daß die bevorrechteten Klassen große An⸗
strengungen zur Behauptung ihrer Vorrechte machen würden, entging den Ministern nicht, indeß hielten sie sich im Interesse des ganzen Landes für verpflichtet, lieber diesem Widerstande entgegenzutreten, als durch das für sie bequemere Mittel neuer Bestenerung des Volkes dem ent⸗ standnen Bedürfnisse abzuhelfen. Man darf jedoch nicht vergessen, daß 1
die jetzt auf dem Volte ruhenden Lasten aus den kostspieligen Kriegen
der früheren Zeit herrühren, welche eine große Nationalschuld und deren durch Treu und Glauben garantirte Verzinsung veraulaßt haben, so daß, wie sehr man auch bemüht sevn mag, das Volk zu entlasten, diese Entlastung doch niemals einen gewissen Grad übersteigen könnte, ohne
daß dadurch der Staats⸗Kredit vernichtet würde. Das Streben der Minister ging daher bis jetzt dahin, hauptsächlich diejenigen Steuern
abzuschaffen oder zu vermindern, welche auf den Paupt⸗ Lebensbe⸗ behinderten,
freien Handels⸗Verkehr 8 wie z. B. das Porto. Ihr nächstes Ziel ist jetzt, den Wohl⸗ stand des Laͤndes im Allgemeinen zu heben, um dadurch die Beisteuerung zu den Staats Abgaben jedem Einzelnen zu erleichtern; aus diesem Streben sind die neuesten von uns vorgeschlagenen Maß regeln bervorgegangen, und daß diese Maßregeln in ihren Prinzipien nicht angefochten werden können, geht aus der Art und Welse hervor
dürfnissen lasteten und den
in welcher die Gegner ihre Opposition gegen dieselben im Unterhause zu be⸗ gründen versuchten, und aus dem Stillschweigen, mit dem eine große Anzahl
derseiben sie aufnahmen. Was iusbesondere die beantragten Verände⸗ rungen in den Korngesetzen betrifft, so darf man nicht vergessen, daß dieselben, wenn auch dem Anscheme nach gegen das Agrikultur⸗In⸗
teresse gerichtet, doch schon aus dem Grunce direft zum Vortheil des⸗
seiben gereichen weil dasselbe nur blühen kann wenn es einen pohlha⸗ benden Handelsstand und eine starkbeschäftigte indnstrielle Bevölkerung als Konfumenten zur Seste hat Ueberdies sind viele der größten Landwirthe Englands ganz entschieden für eine Veränderung der Korn⸗ gesetze. sind sie nicht geneigt, dieselben ins Leben treten zu lassen, gleich Büchersammler, der ein altes Buch nur schätzt, so lange es noch un⸗ aufgeschnitten und also nicht zu gebrauchen isi. 4 3 Volk
Der Minister schloß dann mit der Erklaͤrung, daß das Vol durch seine Entscheidung bet der bevorstehenden Wahl zu bestim⸗
Die Times behauptet uͤbrigens, die liberalen
Prinz Albrecht wohnte gestern in
merkliche Einwirkung auf die Wahlen in Yorkshire oder I Sache doch unter den gegen⸗
Gewichte ist, als ge⸗
Auch haben die Tories selbst den Grundfätzen des freien Han⸗
deis als solchen wiederbolte Anerkennung zu Theil werden lassen, es emn
men habe, ob England seinen hohen Rang unter den Nationen
behaupten, oder ob es auf eine eben so wunderbare Weise versin⸗ ken solle, wie es emporgestiegen sey. d 1
sprachen noch die uͤbrigen drei Kandidaten, Alderman Wood, Herr Crawford und Herr Pattison, im Sinne des Ministers. Herr
Hawes beantragte darauf die Resolution, daß die Versammlung
Nach Lord John Russell zu 1b freilich fuͤr den Augenblick die Lust benommen, ihre Theorieen
sich verpflichte, alle Kraͤfte daran zu setzen, um die Wahl der vier liberalen Kandidaten zu sichern, und es wurde dieselbe einstimmig
angenommen. Nach einigen Worten Sir Charles Napier's, der an den Ministern nur zu tadeln fand, daß sie die Seemacht nicht schon fruͤher vermehrt haͤtten, und nachdem noch einige üng reiche Kaufleute aus der City gesprochen hatten, brach die Ver⸗ sammlung um 4 Uhr auf. Eine Menge Individuen, welche sich
Zugleich darf man nicht vergessen, daß es sich jetzt
Interessen einerseits und dem Agrikultur⸗Interesse an⸗
zu derselben hatten einfinden wollen, waren des mangelnden Rau⸗ mes wegen genoͤthigt gewesen, sich wieder zu entfernen.
Herr Hume behauptete vorgestern im Unterhause / daß seit 1816 mehr als 20 Millionen Pfd. an Steuern zu Gunsten des Aarikultur⸗Interesses aufgehoben seyen, und daß die uͤbrigen Klassen des Volkes demselben in Folge der Korngesetze alljaͤhrlich die Summe von 50 Millionen Pfd. zu bezahlen haͤtten.
Bekanntlich hatte Sir Francis Burdett fuͤr die vorgestrige Sitzung des Unterhauses einen Antrag in Betreff der auswaäͤrti⸗ gen Angelegenheiten angekuͤndigt, der aber ausblieb.
Am 26. April erklaͤrte der Gouverneur von Neufundland die gesetzgebende Versammlung dieser Kolonie fuͤr aufgeloͤst, weil das Unterhaus einen Ausschuß ernannt habe, um die Lage Neufund⸗ land's zu pruͤfen und er selbst vor diesem Comité erscheinen muͤsse.
Nach Angabe der United⸗Service⸗Gazetre zaͤhlt die Franzoͤsische Flotte 23 Linienschiffe, 28 Fregatten, 31 Korvetten, 24 Briggs, 70 kleinere Fahrzeuge und 35 Dampfschiffe. Auf den Werften liegen noch 23 Linienschiffe, 10 Fregatten, 14 Briggs und 28 Dampfschiffe, unter den letzteren zwei von 450 und zwei von 320 Pferdekraft.
Als eine neue Art von Kompliment fuͤr den Herzog von Wellington theilt der Standard mit, daß ein Bierbrauer neu⸗ lich am Jahresfeste dieses Gewerks, dessen Ehrenpraͤsident der Herzog von Wellington ist, unter Anderem eine Fahne aufgestellt hatte, an welcher hundert Flaschen Bier hingen, und auf der man die Inschrift las: „Dem Helden von 100% — es war undeutlich ob „battles“ oder „bottles“ (Schlachten oder Flaschen).
² London, 15. Juni. Will man der Wahrheit die Ehre geben, so muß man eingestehen, daß es nur einige uͤberspannte Tories sind, die da reden und schreiben, wie wuͤnschenswerth es sey, den Ge⸗ werbfteiß in England zu vernichten, das Fabrikwesen auszurotten, Li⸗ verpool, Manchester, Birmingham, Sheffield, halb London zu schlei⸗
fen, und ihre Bewohner der harmlosen Beschaͤftigung des Acker⸗
baues, dem sanften Joch des Gutsherrn und des Dorfpfarrers zuruͤckzugeben. Eben so sind es auf der anderen Seite nur die
tcollsten Chartisten, die es sich traͤumen lassen, Koͤnigthum, Adel,
Kirche, Guͤterbesitz jeder Art zu vernichten, und alles zu der groben Jacke und harten Hand des Arbeiters herab zu nivelliren. Die Masse der Tories will nichts, als daß man, wie sie sich ausdruͤk⸗
ken, das Gute gut seyn lasse, waͤhrend die Mittelklassen, geplagt und
gedraͤngt durch Steuern, Zoͤlle, Armentaxen, und vor allem durch Kon⸗ kurrenz von innen und außen, gegen die Schranken anstreben, wo⸗ mit Monopole und Bevorrechtungen mancherlei Art sie auf allen Seiten einengen. Wie nun diese Schranken mancherlei Art sind, sosind auch die Bestrebungen dagegen mannigfaltig. Meh⸗ rere derselben sind so genau mit der Landes⸗Verfassung verwebrt, und mit so manchen Vortheilen verknuͤpft, daß man im Gan⸗ zen wenig geneigagt ist, dieselben einzureißen. Andere druͤcken nur besondere Klassen, und werden demnach von denen vertheidigt, denen sie nuͤtzen. So ist es mit der Kirchen⸗Steuer, dem hohen Zoll auf nicht Britischen Zucker, Bauholz und anderen Erzeug⸗ nissen. Die hohen Getraide⸗Zoͤlle lasten freilich auf jedermann außer den Grund-Eigenthuͤmern. Aber ungerechnet, daß diese mittelst ihres Reichthumes in ihren Umgebungen einen ungeheuren Einfluß ausuͤben, haben sie auch fast alle Päͤchter und deren Ar⸗ beiter, so wie alle Kaufleute und Handwerker, welche unmittelbar von diesen leben, fast die ganze Geistlichkeit der Staatskirche, den groͤßten Theil der Rechtsgelehrten, nebst allen anderen Klassen, die irgend ein Monopol vertheidigen zu muͤssen glauben, auf ihrer Seite. Selbst die zahlreiche Sekte der Methodisten, obgleich sie sich nicht selten uͤber die Bevorrechtung der Staatskirche bekla⸗ gen, halten es, aus Furcht, den Katholiken zu vielen Einfluß ge⸗ winnen zu sehen, mit den Gutsherren. Die Mittelklassen sind also getheilt. Aber die Gutsherren sind es ebenfalls. Die Whigs, welche als Vorkaͤmpfer gegen di Monopole auftreten, zaͤhlen den aͤltesten Adel und die reichsten Gutsbesitzer unter sich. Die Sutherland, Bedford, Norfeolk Devonshire, Fitzwilliam u. A. sind Eigenthuͤmer fast ganzer Provinzen. Und so wie viele Kaufleute und Fabrikherren Gutsbesitzer sind, oder als das hoͤchste Ziel ihres Ehrgeizes es zu werden hoffen, so sind viele von der Territorial⸗Ari⸗ stokratie Theilhaber an Handels⸗Unternehmungen und Besitzer von Actien in allen großen Anstalten, deren Gedeihen vom Ge⸗ deihen der Gewerbe abhaͤngt. Wie also allgemein angenommen wird, daß die Tories, wenn sie ans Ruder kommen, im Sinne der Whigs regieren und alle Monopole, wo nicht abschaffen (was diese doch auch weder koͤnnen noch moͤ⸗ gen) doch modifiziren muͤssen, so darf man auch unbe⸗ dingt annehmen, daß die so vornehmen Whigs mit ihrem reichen Anhang gewiß nichts Verderbliches gegen die Verfassung bezwecken. Aber dennoch ists ein Kampf, und zwar ein sehr ernst⸗ licher, zwischen dem beweglichen, aber beengten kommerziellen In⸗ teresse und dem stabilen und breiten Grundbesitze. Indessen wuͤrde jenes, bei aller Unbehaglichkeit, wahrscheinlich noch laͤngere Zeit ruhig geblieben, und jeder Einzelne an seiner Stelle gegen seine eigenen unbequemen Verhaͤltnisse fortgekaͤmpft haben, wenn die Chartisten⸗Bewegung, besonders in Manchester und der Um⸗ gegend, nicht jeden einzelnen Fabrikherrn bedroht haͤtte. Die arbeiten⸗ den Klassen, welche allenthalben viele Entbehrungen erdulden und selren Eigenthum genug besitzen, um fuͤr die Zukunft besorgt zu seyn, lassen sich immer leicht aufregen; am leichtesten aber in Eng⸗ land, wo der tägliche Anblick der unermeßlichen Reichthuͤmer und des graͤnzenlosen Lurus zu den Schmerzen der Entbehrung den Stachel des Neides fuͤgt. Es ist also nicht zu verwundern, daß diese nach den getaͤuschten Hoffnungen, die sie irrigerweise von der großen Parlaments⸗Reform fuͤr die Besserung ihres indivi⸗ duellen Wohlstandes erwartet hatten, sich Kopf uͤber in die ver⸗ zweifelten Plaͤne stuͤrzten, welche einige Demagogen ihnen vorhiel⸗ ten, da dieselben ihnen nicht nur die ganze Gewalt der Regierung, sondern auch die Herrschaft uͤber alles Eigenthum verheißen. Viel⸗ leicht aber haͤtten diese unseligen Theorteen, so lockend sie auch fuͤr die Herrsch⸗ und Habsucht des Poͤbels waren, nicht in die Gemuͤther einzugreifen vermocht, haͤtten nicht die einflußreich⸗ sten Tory⸗Journale mit den gemeinsten Winkelzeitungen, durch falsche Angaben, Entstellung und Uebertreibung von Thatsachen, den Unwillen des gemeineren Volks uͤber die neue Einrichtung der Armenpflege noch gesteigert. Dieses fuͤhrte zu den be⸗ kannten heimlichen Bewaffnungen, naͤchtlichen Zusammenkuͤnften und endlich zu dem Gefechte zu Newport, welches den Chartisten
durch Waffengewalt zu verwirklichen, dagegen aber bei den Fabrikanten Besorgnisse zuruͤckgelassen hat, die sie zu entschiede⸗ nen Schritten trieben Hieraus der freilich mißlungene Versuch in der bekannten Versammlung zu Leeds, die arbeitenden Klassen durch die Fordexrung einer weiteren Parlaments⸗Reform an sich zu ziehen und damit aufs neue ihre Leitung zu gewinnen, so wie die viel gluͤcklichere Verbindung gegen die Getraide⸗Gesetze (Anti⸗ corn-law-league). Diese Verbindung, obgleich geraͤuschlos, ge⸗ wann immer mehr Boden im Lande, und wuͤrde sich auch bald
im Parlamente ein guͤnstiges Gehoͤr zu verschaffen gewußt haben, wenn der Kampf zwischen Tories und Whigs nicht die Wendung genommen haͤtte, welche letztere gezwungen hat, sich in die Arme der Mittelklassen zu werfen, und durch Concentration der verein⸗ zelten Kraͤfte Aller, welche sich unter den bestehenden Verhaͤltnissen unbehaglich fuͤhlen, ihrer Partei aufs neue ein Uebergewicht zu verschaffen, das ihnen allmäaͤlig entschluͤpft war.
Lord John Russell hat den Vorwurf, welcher dem Ministe⸗ rium gemacht worden, das es die Reform der Korngesetze nicht in Vorschlag gebracht haben wuͤrde, wenn ihm in dem Kampfe mit den Tories uͤber das Registrationssystem der Waͤhler in Ir⸗ land der Sieg geblieben waͤre, feierlich abgelehnt, und wir muͤssen ihm glauben. So viel ist aber gewiß: haͤtten die Minister sich bloß auf die Veraͤnderung der Zucker⸗ und Holzzoͤlle beschraͤnkt, so haͤtten sie die Tories ohne Muͤhe vom Ruder getrteben, und die Nation haͤtte sich nicht in Athem gesetzt, sie an dasselbe zuruͤckzu⸗ bringen Um sich aber bei den Gutsherren der eigenen Partei wegen ihres Angriffes auf deren Monopole zu rechtfertigen, mußte es zu einem solchen Schritt kommen, welcher allein die Massen fuͤr sie in Bewegung setzen, ja selbst vielleicht die Chartisten mit sortreißen konnte. Selbst dies aber hat nicht alle auszusoͤhnen vermocht, wie es sich bei der Abstimmung uͤber den Zucker⸗ zoll bewies, wo mehrere Whigs zu den Tories uͤbergingen und denselben eine Mehrheit von 36 Stimmen verschafften. Und wenn dieselben auch spaͤter wieder zu ihren alten Freunden zuruͤck⸗ kehrten, so geschah es nur, weil sie einzusehen glaubten, Peel wuüͤrde ebenfalls ihrem Interesse erwas zu opfern bereit seyn, wenn tolches ihm zur Macht zu verhelfen, oder ihn dabei zu erhalten vermoͤge. Doch werden diese Herren sich darum gewiß keine große Muͤhe geben, ihrer Partei bei den bevorstehenden Wahlen eine
Mehrheit zu verschaffen. Deswegen in auch das Resultat der Wah⸗ en noch hoͤchst zweifelhaft. In den Englischen Grafschaften verlie⸗ ren die Whigs zuverlässig. UUm also eine Mehrheit zu erlangen, muͤßten sie die Vertretung sehr vieler Staͤdte in England gewin⸗ nen, und auch in Irland und Schorttland einen Zuwachs erlan⸗ gen. Aber in vielen Staͤdten sind die Chartisten mäaͤchtig, welche entschlossen sind, zur Vernichtung der Whig⸗Partei ihr Moͤglich⸗ stes zu thun, in der Hoffnung, daß die Tories die Mittelklassen zur Verzweiflung treiben und dann in der Verwirrung sie selbst fuͤr sich zu gewinnen suchen moͤchten; und um des augenblicklichen Vortheils willen duͤrften allerdings die Tories geneigt seyn, sich den Beistand dieser gefaͤhrlichen Menschen gefallen zu lassen.
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Aus dem Haag, 16. Juni. Der Koͤnig hielt vorgestern zu Pferde seinen feierlichen Einzug in Mastricht und wurde von den zahlreich herbeigestroͤmten Einwohnern, so wie von einer Eh⸗ ren⸗Garde, die aus den Buͤrgern der Stadt zusammengetreten var, auf das Freudigste empfangen. Hoͤchstderselbe wollte am Dienstag und Mittwoch in Mastricht bleiben, Donnerstag uͤber Sittard einen Ausflug nach Kerkrade machen, Abends wieder zuruͤckkommen und Freitag fruͤh uͤber Vaels und Aachen nach Luxemburg reisen, von wo Se. Majestaͤt am 28sten auf demsel⸗ und dann uͤber Grave nach dem Haag zuruͤckkehren wird.
Schweden und Norwegen. b8 *% — Stockholm, 14. Juni. Eins der schwierigsten Pro⸗ bleme ist endlich geloͤst werden, welches von allen in den letzteren Zeiten gemachten Entdeckungen wohl zu denen gerechnet werden
rann, wodurch die Welt am meisten in Erstaunen gesetzt werden muß: naͤmlich das Problem, auf dem Wasser in aufrechter Stel⸗ lung, voͤllig gekleidet, mit Stiefel und Sporen, wie man zu sa— gen pflegt, herumzuspazieren, und dieses anscheinend mit eben so großer Leichtigkeit, als wenn man auf ebenem Boden ginge.
Tausende von Zuschauern haben heute gesehen, wie ein
Mann in aufrechter Stellung, in eleganter Sommer⸗Kleidung, im Munde eine Cigarre, in der Hand einen langen Stab gleich einem Ruder, und an jedem Fuße ein kleines schmales Boot von 6 bis 7 Ellen (Schwedisch) Laͤnge und ungefaͤhr 4 Zoll Breite auf dem Maͤlar⸗ See, da wo er in den vom Meeres⸗Wasser gebildeten Hafen von Stockholm mit hefti⸗ gem Strome faͤllt, spazieren gegangen ist. Die kleinen Boͤte, V worauf die Fuͤße des Verwegenen ruhten, gleichen den in den noͤrdlichen Polar⸗Kreisen von deren Bewohnern gebrauchten hoͤl⸗ zernen Schnee⸗Schlittschuhen (skidor auf Schwedisch), um uͤber die mit Schnee und Eis belegten Moraͤste und Berge gehen zu koͤnnen. Das Reisen der Lapplaͤnder auf diesen Schnee⸗Schlitt⸗ schuhen mit einem langen Stabe in der Hand, welcher gleichsam als Steuerruder dient, ist natuͤrlich allgemein bekannt hier und wird von der Jugend in der Umgegend von Stockholm, so wie von den im Norden stehenden Truppen⸗Abtheilungen haͤufig geuͤbt. Diese Art, auf truͤglichem Elemente fortschreiten zu koͤnnen, hat wahrscheinlich auf die Idee gefuͤhrt, auch auf offenem Wasser ein Aehnliches zu versuchen und dem Verwegenen ist dies kuͤhne Un⸗ ternehmen voͤllig gelungen. Der Erfinder dieser Art Wasser⸗Pro⸗ menaden ist der schon lange hier durch mancherlei sinnreiche Inven⸗ tionen bekannte Lieutenant Hoͤokenberg. Ihm gebuͤhrt jedoch nur die Ehre der Erfindung. Die Ausfuͤhrung derselben gehoͤrt dem bei der hiesigen Schwimm⸗Anstalt fungirenden Lehrer Gjoͤrke, welcher jedoch gleich bei dem ersten Versuche einen Mitbewerber in einem Offizier Namens Benzelstjerna erhielt. Der Anblick dieser auf dem Wasser Einherschreitenden, sobald man in etwas weiter Ent⸗ fernung steht und die Wasser⸗Schlittschuhe nicht sehen kann, hat wirklich etwas im hoͤchsten Grade Ueberraschendes. Der Erfinder hat bei der hiesigen Regierung um ein Patent auf seine Erfin dung nachgesucht.
Morgen den 15. Juni wird der Schluß des Reichstages von den Reichsherolden oͤffentlich verkuͤndet und werden die Reichs staͤnde aufgefordert, nach Beiwohnung der gottesdienstlichen Feter sich Mittwoch den 16ten Vormittags in corpore im Reichssaale, auf dem Roͤniglichen Schlosse einzufinden, um aus Koͤniglichem Munde den Reichstags⸗Abschied zu vernehmen. Bei dieser Gelegen⸗ heit wird Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von Schonen, aͤltester Sohn des Kronprinzen, den Huldigunags⸗Eid leisten, nachdem er kuͤrzlich von dem Erzbischof zu Upsala die Weiye der Confirma⸗ tion erhalten und darauf dem Genuß des heiligen Abendmahles beigewohnt hat.
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16. Juni.
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Kopenhagen, die heutige Berlingsche Zeitung Folgendes; „Da die Koͤnigl Schwedische Regterung im Jahre 1839 Reclamationen hinsicht⸗
lich des Zollbetrages gemacht hatte, der bisher im Sunde von
den in dem Christianopelschen Traktat von 1645 nicht specifizir⸗ ten Waaren erhoben, ‚zund diese Reclamationen im verwichenen Sommer von der Koͤnigl. Großbritanischen Regierung unterstuütz worden waren, so fanden Se. Majestaͤt es noͤthig, nachdem U terhandlungen von Daͤnischer, Englischer und Schwedischer Seite in London eingeleitet worden waren, den Tarif der oben anges
2 haͤltnisse Europa's, namentlich Ueber den Sundzoll meldet
falls noch obschwebenden Differenzen
fuͤhrten Waaren durch von der Daͤnischen und Englischen Regie⸗ rung ernannte Commissaire untersuchen zu lassen, wonach ein, mit Ruͤcksicht auf die im Laufe des Jahres veraͤnderten Waarenpreise, bestimmter Tarif von diesen Bevollmaͤchtigten ausgearbeitet wurde, der den Allerhoͤchsten Veifall Sr. Maj. gefunden hat; und es ist be⸗ fohlen worden, daß dieser, in Uebereinstimmung mit der gesche⸗ henen Uebereinkunft, vom 15ten d. M. an gerechnet, in Kraft trete, mit der beigefuͤgten Bestimmung, daß dieselbe fuͤrs erste während 10 Jahren unveraͤndert guͤltig sey, so wie auch ferner⸗ hin, insofern nach Verlauf der 10 Jahre von einer der beiden Seiten keine Aufsagung stattfindet. (Folgt der Tarif, den die Berlingsche Zeitung der Handelszeitung entnommen.) Aus die⸗ sem Tarif ersieht man, welche bedeutende Veraͤnderungen in den verschiedenen Zollansaͤtzen stattgefunden haben, und es kann wohl nicht bezweifelt werden, daß die direkte Schifffahrt auf der Ost⸗ see von den transatlantischen Laͤndern mit Ladungen von Kolo⸗ nialwaaren, vohrnemlich Zucker, Kaffee u. s w. bedeutend zuneh⸗ men werde. Dieses aber wird nicht bloß der Fall mit Kolonial⸗ waaren seyn. Mit Manufakturwaaren, vornehmlich mit Twist, wird dasselbe der Fall seyn. Die Kaufleute werden nun sicher den natuͤrlichsten Weg von den urspruͤnglichen Einschiffungsplaͤtzen direkt nach den Haupthestimmungs⸗Platzen waͤhlen, und nicht die indirekten Wege, sey es nun uͤber die Elbe oder irgend eine Eisenbahn, die mehrere Umladungen und die Dazwischenkunft mehrerer Spediteure erfordern. Man kann versichert seyn, daß die Kaufleute suchen werden, diesen Inkonvenienzen zu enrgehen, selbst dann, wenn der Transport durch den Sund mit etwas hoͤheren Ausgaben verbunden seyn wird, welcher Fall inzwischen kaum eintreten duͤrfte. Man muß bei dieser Gelegenheit nicht vergessen, in Anschlag zu bringen, daß sowohl Seefrachten, als See⸗ssekuranzen durch zwei verschiedene Seereisen, anstatt einer üunausgesetzten, vertheuert werden. Auf den Kopenhagenschen Handel wird die getroffene Veraͤnderung einen wesentlich verbes⸗ sernden Einfluß haben, und wir hoffen, daß die Herabsetzung der Zollsaͤtze auf verschiedene Kolonialwaaren, vornehmlich auf Kaffee, unsere Kaufleute veranlassen wird, sich mehr auf direkte Expedi⸗ tionen einzulassen und die transatlanttschen sich ebenfalls dadurch ermuntert finden werden, ihre Consignationen an die hiesigen Kaufleute zu vergroͤßern.“
In dem Tarife ist unter Anderm der Zoll auf Cacao und Kaffee von 24 Stuͤber auf 6, auf rohe Zucker von 9 St. auf 5 pro 100 Pfd, von Reis auf 6 St. pro 4 0 Pfd., und auf Baum⸗ wollenwaren, mit einigen Ausnahmen, auf I pCt vom Werthe herabgesetzt worden. Hiebei ist zu bemerken, daß 18 St. auf
n Species (1 ½ Thlr. Preuß.) gehen. . . 1 Deutsche Bundesstaaten. Muͤnchen, 16. Juni. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Grie⸗ chenland, welche in Mittenwald uͤbernachtet hatte, ist diesen Abend in hiesiger Residenz in erwuͤnschtem Wohlseyn eingetroffen. In ihrem Gefolge befindet sich die Oberst⸗Hofmeisterin Frau von Pluͤskow, die Hofdame Fraͤulein Bozzaris und der Hofmarschall Oberst⸗Lieutenant Suzzo. Da groͤßere Empfangs⸗Feierlichkeiten verbeten waren, wurde die Fuͤrstin von Sr. Majestaͤt dem Koͤnig in Begleitung des kleinen Dienstes empfangen. Sie bewohnt die Appartements, die fruͤher ihre Majestaͤt die verwittwete Koͤ⸗ nigin inne hatte. Morgen ist große Familientafel.
eine
Neu⸗Strelitz, 19. Juni. So eben Morgens 10 Uhr haben Ihre Koͤniglichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Daͤnemark nebst zahlreichem Gefolge und viele von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige von “ eingeladenen Gaͤste, worunter auch der Erb⸗Großherzog, uns verlassen. Das auf der Warnemuͤnder Rhede sie erwartende Daͤnische Linienschiff „Chri⸗ stian VIII.“ wird sie morgen aufnehmen, und werden sie so Gott will, uͤbermorgen Vormittags Kopenhagen erreichen.
Unsere Straßen, waͤhrend der festlichen Tage so außerordent⸗ lich belebt, von Einheimischen und Fremden, waren es bei der Ab⸗ fahrt der hohen Reisenden in derselben Weise. Jeder wollte noch einmal die verehrte scheidende Tochter unseres geliebten Großher⸗ zoglichen Hauses sehen, noch einmal ihr Liebe und Anhaͤng⸗ lichkeit beweisen. Jetzt ist die Stadt oͤde und still, der Tren⸗ nung Schmerz wild tief empfunden in jedem Hause, wie im Schlosse; dort aber wie hier steigen Gebete empor um Gluͤck und Segen fuͤr das hohe Paar, das selbst tief bewegt, uns heute verließ.
Nachtraͤglich zu meinem Berichte vom 12ten d. M. muß ich erwaͤhnen, daß die von 24 prachtvoll geschmuͤckten Herren im Ritter⸗Costuͤme gerittene Quadrille allgemein sehr gefallen hat. Das unbestaͤndige Wetter war gluͤcklicherweise waͤhrend der Auf⸗ fuührung trocken, und mehr als 5000 Zuschauer erfreuten sich die— ses hier seit 24 Jahren nicht gesehenen Schauspiels. Am Abend dieses Tages fand ein sinnvolles Festspiel, aus trefflich gesungenen Romanzen und sehr schoͤnen lebenden Bildern bestehend, im neu erbauten Saale statt, das gewiß keinen Anwesenden unbefriedigt gelassen hat. Folgenden Tages war in diesem Saale die unmas⸗
war damit der Cyklus der Vermaͤhlungs⸗Feierlichkeiten geschlossen. Ueber dieselben und ihre Ausfuͤhrung hat man von allen Seiten die guͤnstigsten Urtheile vernommen, was dem hohen Festgeber sehr erfreulich seyn muß. Zur groͤßeren Freude und wahren Be⸗ friedigung aber gereichte ihm gewiß, wie dem ganzen Großher⸗ zoglichen Hause, vor allen aber der jetzigen Kronprinzessin von
auch hier, auf die Fonds, und namentlich auf die Oesterreichischen, momentan einen unguͤnstigen Einfluß uͤbt; es liegt dies in der Natur der Sache selbst. Wiewohl man nun aber behauptete, diese Anleihe sey schon abgeschlossen, scheint dies, nach den neuesten von Wien eingetroffenen Nachrichten, noch nicht der Fall zu seyn. Doch will man bemerken, daß das hiesige Haus Rothschild even⸗ tuell fuͤr die Realisirung derselben durch das Anziehen der Muͤnze Fuͤrsorge treffe, und es ist auch keinem Zweifel unterworfen, daß Baron Salomon von Rothschild deshalb seine Ruͤckreise nach Wien beschleunigt hatte. 8
Nicht aber bloß die ersteren, sondern auch die Hollaͤndischen,
wie alle uͤbrigen Fonds verkehren an unserer Boͤrse in flauer Hal⸗ tung, da zu Paris und Amsterdam ein Sinken der Course ein⸗ getreten ist, das aber nur in Lokal⸗ und nicht allgemeinen Ursa⸗
chen seinen Grund findet. Die Taunus⸗Eisenbahn⸗Actien hielten sich seither allein fest, wichen aber auch heute auf 370 ¾ Fl., werden also immer noch mit 120 ¾ Fl. Agio bezahlt. Der Dis⸗ konto haͤlt sich noch auf 3 pCt. “
In dem Waarenhandel herrscht fortdauernd Stille, doch hofft man, daß diese nach den Ergebnissen der bereits stattgehab⸗ ten großen Wollmaͤrkte im Wollhandel bald aufhoͤren werde. 1
Die Reise⸗Saison ist noch nicht so lebhaft, wie es unsere Detaillisten wuͤnschen, und namentlich vermissen diese noch das Eintreffen der reichen Russischen Familten. Doch ist die Zahl der hier anwesenden Fremden nicht unbedeutend und bei der nun dem Anschein nach wieder eintretenden warmen Witterung wer⸗
den diese groͤßtentheils den Baͤdern zueilen.
Se. Koͤnigliche Hoheit der Prinz Waldemar von Preußen traf in den letzteren Tagen in unserer Stadt ein. Ihre Koͤnig⸗ liche Hoheit die Frau Herzogin von Nassau verweilt seit einigen Tagen in dem nahen Soden und wird dieses laͤndliche Bad wahr⸗ scheinlich erst Ende Juli wieder verlassen.
Bekanntlich setzte die Bundes⸗Versammlung der damaligen politischen Verhaͤltnisse wegen, im vorigen Herbste ihre gewohn⸗ ten Ferien aus. Wie man vernimmt, werden sie aber von der hohen Versammlung demnaͤchst nachgeholt werden und es findet wahrscheinlich nur noch eine Sitzung statt. Daß auch der Herr Graf von Muͤnch⸗Bellinghausen auf laͤngere Zeit unsere Stadt verlassen werde, ist vorerst nicht wahrscheinlich. 1
Der Koͤnigl. Belgische Minister des Innern, Herr Nothomb, wird in Kuͤrze hier erwartet, um sein Abberufungs⸗Schreiben als Köͤnigl. Belgischer Gesandter am Bundestag zu uͤberreichen. Sein Nachfolger scheint noch nicht bekannt zu seyn.
Oeffentliche Blaͤtter berichteten, daß die Vorlesungen, welche J. Kuranda uͤber Deutsche Literatur im vorigen Winter in Bruͤs⸗ sel gehalten, vielen Anklang dort gefunden. Dadurch aufgemun⸗ tert und unterstuͤtzt von einer Zahl reicher Privaten, welche Freunde Deutscher Geistesbildung sind und einen Wechseltausch Deutscher und Belgischer Kunst- und Literatur⸗Bestrebungen wuͤnschen, giebt Kuranda in Bruͤssel eine Deutsche Zeitschrift heraus, welcher auch von Deutschland aus die beste Unterstuͤtzung zu Theil werden wird.
8o Smyrna, 29. Mai. In dem hiesigen Journal liest man: „Die Unruhen, welche in der letzten Zeit in einigen Pro⸗ vinzen des Reichs ausgebrochen sind, und die Symptome der Aufregung, welche sich in einigen anderen zu erkennen geben, deuten auf eine Unbehaglichkeit, eine Unzufriedenheit hin, deren Ursache man aufzufinden bemuͤht seyn muß, um ihnen abhelfen
zu koͤnnen. Wir unsererseits glauben, daß dieser Zustand der Dinge, welcher allen Uebergangs⸗Epochen in allen Laͤndern eigen
hoffen „
ist, hier noch von Maͤngeln in der Verwaltung herruͤhrt, und daß es die Pflicht der Presse ist, die Regierung auf dieselben aufmerksam zu machen. Diese Maͤngel liegen weder in den neuen Institutionen, noch in den Reformen, welche sie vorschreiben, und deren Prinzip allgemein anerkannt worden, sondern groͤßtentheils in dem boͤsen Willen und der Unfaͤhigkeit der Personen, die mit der Ausfuͤhrung der Regenerations⸗Pläne des Sou⸗ verains beauftragt sind. Man konnte allerdings kaum daß eine so radikale Umgestaltung, wie die versuchte, welche zugleich die Gesetze, die Gewohnheiten, die Sitten und die Vorurtheile einer Nation beruͤhrt, ohne Bewegung und ohne Erschuͤtterung in dem sozialen Koͤrper zur Ausfuͤhrung kommen werde. Wir erwarteten ganz andere Dinge, und da unsere Be⸗ sorgnisse sich auf das Studium der Geschichte und aller Voͤlker gruͤndeten, wuͤrden wir mehr betruͤbt, als uͤberrascht seyn, wenn die durch die Weisheit der Regierung unternommenen Neuerungen von den unwissenden Klassen mit unuͤberlegtem Wi⸗ derstreben aufgenommen und die Veranlassung zu blutigen Emeu⸗ ten geworden waͤren. Unsere Besorgnisse sind gluͤcklicherweise
nicht in Erfuͤllung gegangen, und man wuͤrde kein anderes Land
anfuͤhren koͤnnen, das eine solche Umgestaltung auf eine so fried⸗ liche und scheinbar so gleichguͤltige Weise ausgefuͤhrt haͤtte.“
Man schreibrk aus Damaskus vom 6. Mai. „In dem Personal
kirte Re b 8 des Divan Maschuerat (Stadt⸗Verwaltung, haben einige Veraͤnde⸗ irte Redoute, welche bis Tages⸗Anbruch die Gaͤste fesselte, und
rungen stattgefunden. Vier muselmaͤnnische Sekretaͤre, unter denen
Muhammed Nakal, ehemaliger Zoll⸗Inspektor unter der Aegyptischen
ster Saraf der Regierung verlor,
Verwaltung, und ein reicher juͤdischer Banquier, Moallen Ra⸗ phael, welcher zur Zeit der Angelegenheit des Pater Thomas, wobei man ihn etwas kompromittirt hatte, seinen Posten als er⸗ sind in denselben aufgenommen
worden.
Daͤnemark, die Gesinnung, welche ganz unverkennbar allgemein
herrschte. Seit Wochen schon waren aus allen Staͤnden, hohen und niederen, solche sprechende Zeichen wahrer treuer und innigster Verehrung in selbstgefertigten oder sinnig er⸗ dachten Arbeiten und Gaben der mannigfaltigsten Art, eine Weise dargebracht, die dem Geschenke einen unvergaͤnglichen Werth verleihen. Alle Kraͤfte und Talente wurden angestrenagt, üum etwas zu leisten, das die innewohnende Gesinnung ausdruͤcken konnte, und wer die Liebe, Treue und Ehrfurcht, von denen je der hier im Lande gegen das Großherzogliche Haus erfuͤllt ist,
Creta, Liebe, seiner Flotille angekommen, und auf wurde ein Befehl,
Namen
Sultans kund.
noch nicht kannte, wird sie in dieser Zeit erkannt haben, wie sie
vom Großherzoge und seinem hohen Hause gewiß
auch kannt ist.
aher⸗ 8
Pg Frankfurt, 18. Juni. Die oͤffentlichen Organe zum Theil die augenblickliche Lage der politischen Ver⸗ 1 in Bezug auf die orientalische rage, als die allgemeine Ruhe von neuem bedrohend zu schildern.
scheinen
Anzeichen truͤgen, wird ein vollkommenes Arrangement der allen⸗ 1 w nicht lange mehr auf sich warten lassen. Schon der Umstand, daß die eine oder die andere Großmacht im Begriffe steht, nahmhafte finanzielle Operattonen zu unternehmen, die gewiß an den Haupt⸗Geld⸗Maͤrkten Unter⸗
stuͤtzung finden, darf dafuͤr sprechen, daß der Friede sichere Grundla⸗
gen erhalten hat. Dessenungeachtet kann es nicht befremden, daß ojektirte neue Oesterreichische Anlehn an allen Boͤrsen und so
strengungen, bliebenen Tuͤrken vor einem grausamen Tode zu bewahren. 62 entsetzlichen Excesse, die in Bulgarien von der muselmaͤnnischen
Bewaffnung der gesammten Cret. Bevöͤlkerung an.
Der Moniteur parisien enthaͤlt folgende Nachrichten aus die uͤber Monembasia und Ancona eingetroffen sind und bis zum 23. Mai reichen: „Tahir Pascha, welcher am 16ten mit ließ alsbald etwa 5000 Mann und einen starken Artillerie Park landen. Schon zwei Tage darauf die Waffen zu strecken, den christlichen Be— hoͤrden von Seiten Mustapha Pascha's und Tahir Pascha's im des Großherrn zugestellt. Eine diesem Befehl beige⸗ fuͤgte Proclamation machte den Christen die Konzessionen des Die Europaͤischen Konsuln forderten die Kreter auf, sich zu unterwerfen, sie versichernd, daß sie keinerlei Unter⸗ stuͤtzung von den Europaͤischen Maͤchten zu erwarten haͤtten. Das Direktorium von Agokoroma ertheilte sofort die Antwort:
seiner Meinung nach muͤßten die Propositionen des Sultans geradezu verworfen werden; in diesem Falle aber wolle es nicht handeln, ohne den legislativen Koͤrper, den gesetzlichen Repraͤ⸗ sentanten der christlichen Bevoͤlkerung von Creta, 1 8 88 1 haben. — Auf allen Punkten der Insel herrschte eine furchtbare Gewiß sind diese Besorgnisse unbegruͤndet und wenn nicht alle 8 9
befragt zu Erbitterung gegen die Tuͤrken, und es bedurfte großer An⸗
um die unter den christlichen Einwohnerschaften 1 e
Soldateska veruͤbt worden, regen die christichen Massen, v. e auf. Ei 2 irektoriums vom b Rache auf. Ein Befehl des Direktorium Viele Palika⸗
ingetroffen, so
reffliche Kriegs von Griechenland e ren, treffliche Kriegsleute, sind
wie auch mehrere Abtheilungen regulairer Truppen.