1841 / 177 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sieht nur auf das Resultat; er sagt: fuͤr den Neger ist es ganz

vermiethet wird, auch abgesehen von der Leichtigkeit, durch falsche

verurthelt. Man wollte nun, wie es scheint, einen Versuch ma⸗

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dasselbe, ob er hier als Sklave verkauft oder als freier Arbeiter

Todtenscheine diese Freiheit in Sklaverei zu verwandeln; nur der Sklavenhaͤndler verliert, und die Regierung gewinnt; denn fuͤr se sind die freien Neger (die Afrikaner, wie sie amtlich genannt werden, um sie als Fremde zu bezeichnen) eine sehr bequeme und zugleich anständige Muͤnze, um Freunde zu kaufen und zu beloh⸗ nen; denn die Miethe steht in gar keinem Verhaͤltniß zum Werthe der Arbeit, und stirbt oder slieht der Neger, so ist immer kein Kaufs⸗Kapital dabei verloren; ja selbst, wenn ein Minister, wie es Vasconcellos gethan, sich 100 bis 200 Milreis fuͤr jede solche

Gnaden⸗Bewilligung geben laͤßt, ist das immer noch nicht der halbe Werth dessen, was ein Neger auf dem Markte kostet, so daß noch immer Gunst genug dabei uͤbrig bleibt. Diesem Uebel⸗ stande vorzubeugen, waͤre vielleicht oͤffentliche Licitation ein gutes

selbst damit zu handeln. Ein anderes Auskunftsmittel bietet ein Vorschlag, den England schon seit längerer Zeit gemacht hat, und aͤber den auch noch unterhandelt wird: es verlangt von Brastilien Erlaubniß, diese freien, schwarzen Arbeiter nach Westindien fuͤh⸗ ren zu duͤrfen; wuͤrde aber dies nicht denen einen neuen Anhalt geben, welche behaupten, daß sich hinter angeblicher Humanitaͤt nur eine eigennuͤtzige Handels Politik verstecke?

Bei dieser Gelegenheit erwaͤhne ich eines Vorfalls, der hier einen sehr unangenehmen Eindruck gemacht hat und jedenfalls Reclamationen in Europa veranlassen duͤrfte: die Wegnahme der Hamburger Barke „Louise“. Die Englaͤnder naͤmlich uͤberwachen nicht nur die Schiffe, die von der Kuͤste von üfrika kommen, sondern, so wie ein Portugiesisches Schiff von hier nach Afrika geht, ist es sicher, vor der Barre, nur eben aus dem Bereich der Brasilianischen Kanonen, einen Englischen Kreuzer zu sinden und visitirt zu werden; die meisten werden dann aufgebracht und

v

chen, inwiefern die Englaͤnder gegen andere Flaggen nachsichtiger seyn wuͤrden; viele Capitaine wiesen die glaͤnzendsten Anerbietun⸗

gen zuruͤck, der Hamburger jedoch wagte es, er nahm öͤffentlich seine Ladung und verließ den Hafen, bestimmt nach den Kap Verdeschen Inseln und der Kuͤste von Afrika; ihm zur Seite se⸗

gelte die Kriegsbrigg „Grecian“, die ihn denn auch einige Mei⸗ len von dem Hafen sofort anhielt und visitirte; die Untersuchung dauerte lange; zwei Tage waren beide Schiffe bei einander zu se⸗- hen, dann segelte die „Louise“ weiter, und der „Grecian“ kam zuruͤck; allein, was man gefunden und wohin man die „Louise“ geschickt habe, daruͤber wird das strengste Geheimniß beobachtet, und was besonders sehr mißfoͤllig bemerkt worden ist, man hat dem Hamburger Konsul durchaus keine Anzeige gemacht und ihm selbst eine konfidenzielle Mittheilung uͤber die Bestimmung des Schiffes verweigert. So viel weiß man, daß der Capitain und einige der Passagiere als Gefangene noch England geschickt worden sind.

Die Vorbereitungen zur Kroͤnung werden immer lebhafter; das große Gebaͤude auf dem Schloßplatze, wo der Kaiser die Huldigung annehmen wird, ruͤckt seiner Vollendung entgegen. Der Graf St. Martin, Sardinischer Geschaͤftstraͤger, ist kuͤrzlich angekommen, der Spanische, Chevalter Delavat y Rincon, ist zum Minister⸗Residenten, und Baron Daiser⸗Sylbach, Oesterreichischer Minister⸗Resident, zum außerordentlichen Gesandten und bevollmäͤch⸗ tigten Minister ernannt worden; dieselbe Befoͤrderung fuͤr den Paͤpstlichen Geschaͤftstraͤger, Abbate Tabbrini, traf einige Tage

Mittel; aber freilich, dann konfiszirt der Staat die Neger, um

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Recitative darin gewollt hätte. Da Herr Berlioz viele Gegner und Feinde hat, so schien durch diesen Angriff das Unternehmen gefährdet, und ein Deutscher Kritiker, befreundet mit Berlioz, glaubte demselben in der „Gazette musicale“ zu Hülfe kommen zu müssen, durch einen Aufsatz, der noch heute in der musikalischen Welt oft besprochen wird. Er wies darin nach, daß der hier rein durch zufällige Theater⸗Privile⸗ gien hervorgerufene Unterschied zwischen ernster und komischer Oper, bloß weil in der letzteren gesprochen und in der ersteren nur ge⸗ sungen würde, auf das Deutsche musikalische Drama nicht im entfern⸗ testen anwendbar wäre. Die Französische Opéra-comique müsse natürlich eine Genre⸗Oper werden, weil in ihr Fabel und Dialog zum weniagsten eben so viel Entwickelung fordern, als die Musik, da in den meisten Fällen dieletz⸗ tere nur accessorische Verzierung wäre, so daß in der Partitur ernste und tragische Charaktere und Situationen durchaus nicht entwickelt werden

fönnten, und namentlich neben diesem Hervortreten des gewöbnlichen

durch den Sprach⸗Dialog ausgedrückten Lebens das Wunderbare gar nicht Platz sinden könne. Deshalb habe der „Freischütz“ gerade für die Opera-comique entstellt werden müssen, weil man dem Dialog evne solche Ausdehnung zu geben genöthigt gewesen, daß die Musik in den Hintergrund getreten sey und dabei mancher wesentliche Charakter, ja

sogar ein wesentliches Ensemble⸗Stück, wie der Eremit, der Fürst und

das Schluß⸗Sexrtett habe ausgelassen werden müssen. In der Deut⸗ schen Oper dagegen sey der Dialog nie etwas Anderes, als ein Noth⸗ bebelf, zur Verbindung der Mustkstücke und zum nothwendigen Ver⸗ ständniß der Situationen; er fände sich daher in den tragischsten Opern, wie im „Don Juan“ selbst, uübe nicht den geringsten Einfluß auf den Charakter der Mnsik aus und sey eigentlich nichts, als ein Resultat Deutscher Unbebolfenheit in dramatischer Compeosition überhaupt; auch bestimme das Recitativ überall so wenig an sich den Charakter eines

mustkalischen Dramas, daß die scherzbaftesten und burleskesten Opern

der Italiäner dessen mie ermangelten. Der, Freischütz“ werde in Deutsch⸗

land an die Seite der ernstesten und erhabensten Compositionen gestellt,

die Charaktere in ihm von denselben Sängern und Sängerinnen, welche alle heroischen Partien sängen, ausgewählt, und die Hinzu⸗ fügung passender Reritative können ihn daher überhaupt nur an seinen wahren Platz bringen, und nur die Sänger der großen Oper, an die Darstellung von Meisterwerfen gewöhnt, ihn in sein wahres Licht stel⸗

len. Am Schluß erklärte sich jener Aufsatz überbaupt gegen jede Oper mit Sprach⸗Dialog, der, als eine monströse Bastard⸗Gattung, jede

Einheit und Illusion vernichte und vorzüglich die fernere Entwickelung der dramatischen Musik, die Empfänglichkeit für dieselbe und ihr wah⸗ res Verständniß hindere.

Der Erfolg hat die Wahrheit dieser Bemerkungen in der Weise, wie sie Berlioz auf den Freischütz anwandte, bestätigt, und zwar so, daß die meisten hier lebenden Deutschen Musiker der Meinung sind,

man werde früher oder später in Deutschland selbst dies Werk mit den Recitativen von Berlioz in Scene setzen, da diese Recitative nichts, als die treueste musikalische Uebersetzung des Deutschen Dialogs sind, wäh⸗ rend deren einfache Justrumentation von Zeit zu Zeit ganz in Weber'’s

Weise charafteristische Reminiscenzen hineinbringt. Durch diese Re⸗

citative erbält sich das Werk jeden Augeublick auf derselben Höhe. Dies zeigt sich besonders gleich im Anfange auf eine hervorspringende Weise

durch die Introduktion und in dem Uebergana von ihr zu dem ernsten Terzett müt Chor: „o diese Sonne“ Die Charaktere werden überall so zu sagen um einige Töne höher gestimmt, ohne von ührer Eigen⸗ thümlichkeit zu verlieren, wie denn z. B. Kilian auf den Deut⸗ schen Bühnen meist zu einem übertriebenen Buffo gemacht wird. Von außerordentlicher ergreifender Wirkung aber ist das Berliozsche Recitativ ni der Verführungs⸗Scene zwischen Kaspar und Max. Die Schwächen in der Französischen Darstellung, die sich bei den Rollen der Aennchen und der Agathe bemerkbar machen, liegen nur in der Individnalität der Darstellerinnen und bei weitem mehr in dem Vortrag der Weber⸗ schen Arien selbst, als in dem ihrer Recitative.

Die Darstellung des „Freischütz“ aber ist in der großen Oper viel⸗ leicht unerreichbar durch den Vortrag der so reichen und charakteristi⸗ schen Instrumentation des Werks. Hier hat das Orchester der großen Oper für Weber gethan, was das Konservatorium der Musik für die Beethovenschen Symphonieen thut. Außerordentlich überraschend waren

nach seinem Tode hier ein, und so duͤrfte der Papst nur durch die zahlreich besetzten Chöre, bekanntlich sonst die schwächste Seite der

seinen Vice ⸗Konsul vertreten werden. Ein Englischer Gesandter wird noch erwartet. Kuͤrzlich hat auch der Kaiser das Großkreuz der Ehrenlegion erhalten; das Herkommen hatte es, wie gesagt wurde, bisher nicht erlaubt, ihm, als Minorennen, diesen Orden

zu ertheilen. E

Trier, 21. Juni. Se. Majestaͤt der Koͤnig der Nieder⸗ lande verweilten gestern in unserer Stadt und verließen dieselbe mit Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Prinzen Alexander der Niederlande, um sich nach Luxemburg zu begeben, wo zum feierlichen Empfange Sr. Majestaͤt des Koͤnigs große Vorbereitungen gemacht worden sind. Se. Excellenz der kommandirende General in der Rhein⸗ Provinz, Herr General⸗Lieutenant von Thile, und der Praͤsident der Koͤnigl. Regierung, Herr von Schaper, sind gleichfalis nach Luxremburg abgereist.

—— ——

Wissenschaft, Kunst und Literatur. Der „Freischuͤtz“ in der großen Oper zu Paris.

x Paris, 19. Juni. Der Zulauf, mit dem sich in der jetzt ungünstigen Epoche für die Theater die Elite des Pariser Publikums zu der bereits fünften Vorstellung des den Gesetzen der Acanémie royale de musique angepaßten Meisterwerks Weber'’'s drängt, ist außerordentlich. Es ist dies ein Ereigniß, das um so mehr eine Be⸗ sprechung in diesen Blättern verdient, als hiermit ein sehr wichtiger Anknüpfungsvunkt der Vermittelung des geistigen Verständnisses zwi⸗ schen beiden Ländern gefunden zu seyn scheint. Der „Freischütz“ ist so durch und durch Deutsch in seiner Fabel, in seinen Charakteren und in seiner musikalischen Behandlung, und doch hat nie selbst Mozart's „Don Juan“, selbst bei der letzten glücklicheren Besetzung, und bei jedem neuen Versuche, ihn in das Repertoir einzubürgern, mehr als drei bis vier Vorstellungen hintereinander erlebt, während der „Freischütz“ wahrscheinlich den ganzen Sommer hindurch auf dem Revertoir blei⸗ ben wird.

Man weiß, daß diese Oper bei den früheren Versuchen, sie in Pa⸗ ris heimisch zu machen, im 0dé6on wie im Theater der Opéra-comique durchaus nicht ansprach, und selbst die Darstellung derselben durch die Deutsche Truppe hatte so wenig Eindruck zurückgelassen, daß im Grunde Weber bis jetzt, selbst für das musikalisch⸗gebildete Publikum, unbekannt geblieben war. Dies beweist schon hinlänglich, daß die neuen Unter⸗ nehmer in ihrer Art die Oper zu behandeln durchaus das Rechte ge⸗ troffen haben. Dem „Freischütz“ konnte nur auf der Bühne der großen Oper sein volles Recht geschehen, d. h. die Partitur in einer Weise vorgeführt werden, daß man sie vollständig vernahm und daß ihr in der Vorstellung die Beachtung wurde, die sie verdient. Damit er aber

so auf die Bühne der großen Oper gebracht werden konnte, war nach

den Gesetzen des Instituts unumgänglich nöthig, daß der Deutsche Sprach⸗Dialog in Musik übersetzt würde. Diese Aufgabe übertrug man dem als Kunstkritiker, wie als Komponisten, gleich bekannten Berlioz, einem Manne, der zugleich von allen lebenden Franzosen der aufrichtigste Verehrer und Kenner der großen Meister aller Na⸗ ionen ist. G

stenh bloße Bekanntwerden dieses Vorhabens der Direction der Académie-royale de musique rief zugleich eine Polemik hervor. Der Sohn des bekannten Herrn Castel⸗Blaze, welcher Letzterer den Freischttz“ fuͤr die Oera- comique arrangirt hatte, beschuldigte in der

Revue des deux mondes“ Herrn Berlioz eines Sakrilegiums gegen

Weber. Er behauptet nämlich, daß das Hinzufügen der Recitative ein

Frauzösisch mustkalischen Aufführungen, so daß das Publikum sich ge⸗

rade für sie am meisten enthusiasmirte. Die größte Schwierigkeit, die Herr Berlioz zu besiegen hatte, war das von der Sitte unumgänglich nothwendig gebotene Ballet. In der ersten Vorstellung war auch der Mißgriff begangen worden, daß man Solo⸗Ballets, wenn auch ein⸗ fache, eingelegt hatte; doch sie verschwanden später, und es bleiben jetzt nur noch einfache Massentänze und Gruppirungen übrig, zu deren Be⸗ gleitung Herr Berlioz sehr passend die meisterhaft einfach von ihm in⸗ strumentirte Einladung zum Tanze von Weber gemählt hat. 1

Dauer der Eisenbahn⸗Fahrten am 25. Juni.

Abgang Zeitdauer Adgaung Zeitdauer von ö“ von C111 St. M. Potsdam. St. M.

Um 8 Uhr Morgens. V 45 Um 6 ½ Uhr Morgens.. 42 - 11 - Vormitt... 40 - 9]3 Vormitt.. 40 2 - Nachmitt.. 166 2 Nachmitt. 42 - 8 1 43 - 4 - 44 60 Abends... 4383 1 272 Abends. 41

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. Pr. Cour. Brief. Geld.

FC. Schuld-Sch. 4 104 ⁄12 103712 Actien.

Pr. Engl. Obl. 30.] 4 1017 1013/[1˖ Brl. Pots. Eisenb. do. do- Prior. Act.

Präm. Sch. der, Seehandlang. Mgd. Lpz. Eisenb.—

Kurm. u. Neum. do. do. Prior. Act.

Schuldversehr. 21 102 101 3 ¾24 Berl. Anh. Eisenb.

Berl. Stadt-Obl. 4 1031 2 103 do. do. Prior. Act.

Elbinger do. 2r 100 Düss. Elb. Eis.

Danz. do. in Th.- 48 do. do. Prior. Act.

Westp. Pfandbr. 2 ¼ 102 Rheiu.

Grofssh. Pos. 40.] 4 1061 10531

Ostpr. Pfandbr. 3 101 à Gold al marco Pomm. do- 1031 4 102³ 2 Friedrichsd'or 13 Kur- u. Neum. do. 3⁸ 102 ⁄3 b1e And. Goldmün- Schlesische do. 102 ren à 5 Th. 1 8 s

Hiscçonto

dur. 1X Sea-- 138 ¾ 138 1

20 8 Kurz 250 Fl. Ee „2 21 8 4 Kurz 148 ½ ““ 14718 L. 8 3 Mt. 6 18 1 6 18 ZTT“ At. 79 18 1.“ 3 2 02 Wien in 20 N . 1 89 V 10151 2 . 8 . Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuza 100 E 99 1

Frankfurt a. M. W7. .. . 100 Fl. t. V 103 Petersburg.. 1 S ti aeb. 1 a EEE11““ Amsterdam, 22,. Juni W Niederl. wirkl. Schuld 5111⁄¼1 ½. 5 % 40. 991 5/16. E 8 d6. 5 % Span. 20 1. Passive —. Ausg. —. Zinsl. —. Preuss. Präm.

Amzterdam .. do

i 2 1 d deshalb, weil kganz entstellen müsse, das eine Genre⸗Oper wäre und deshalb, :8 LSh cen würde, der Opéra-comique angehöre, und daß Weber durch⸗ aus ganz anders komponirt haben würde, wenn er, wie in der „Eurpanthe“,

1“ v

Famnaale ,e. n..

Sch. —. Pol. —. Oesterr. 104 ½¼.

Antwerpen, 21. Juni. insl. 53⁄121. Neue Anl. 21 G. 8 Frankfurt a. M., 23. Juni. Oesterr. 5 %, Met. 105 ¾ G. 4 % 97 ½¼ G. 2 ½ % 56 Br.

1 % 24 1 Br. Bank-Act. 2010. 2008. Partial-Obl. —. Loose zu

Preuss. Präm. Sch. 83 G. do. 4 % Anl. 101 G. Poln. Loose 717 ⁄1 G. 5 % Span. Aul. 22 ¼. 221 2¹⁄½ % Holl. 505 ¶. 509,186. Eizenbahn-Actien. St. Germain —. Versailles rechtes Ufer do. linkes —. München-Augsburg —. Strafsburg-Basel Leipzig-Dresden 99 ¾ ,G. Köla-Aacheu 991 UÜr

500 Fl. 134 ¾. 134 ½. Loose zu 100 Fl. —.

Hamburg, 24. Juni Zuank-Actien 1660. Engl. Russ. 107, London, 19. Juni. 8

Couns. 3 % 89 1. Belg. —. Neue Anl. 22. L'assive 4 %. Sch. 10 %. 2 % Holl. 52 . 5 % 99 ½. 5 %, Port. 83. 19 3 ¾. Engl. Russ. —. Bras. 07 ½. Columb. 20 ½. Mex. 26 ⁄1⸗

1 8 Peru 14 ½. Chili —.

Pariza, 21. Juni. 8 5 % Kente fin cour. 114. 70. 3 % Rente fin cour. 76 70. 8 X 1. 2.27 zan Neapl. au compt. 102.25. 50 % Span. Reante 222 s. Passive 5 ⁄18.

Port.

. Wien, 21 Juni. Bank-Actien 1658 Anl. de 1832

9

3 1, 72 *ℛ * 98 133 ¾. de 1839 107 ⁄.

Meteorologische Beobachtungen. 1841. Morgens - Nachmitlags Abends Nach einmaliger

1, 6 Uhr. 2 Uhr. Beobachtung.

Luftdruck...335,02 “„Par. 335 29“ Pat. 335,36“ Par. Quellwärme 8,30 R.

Luftwaͤrme..ü.. + 11,4 R. + 19,10 R. + 14,2 9 R. Flußwarme 15,90 R.

+ 90° R. + 91° R. + 10,7° R. Beodenwärme 15,20 R.

Thaupunkt 8 8 Ausdünstung 0,042“ Rh.

Dunstsattigung 83 pECt. 47 pCt. 76 pCt.

Wetter. ... E11’ halbdeiter. Heiter. N .

Wind WSW SW. ScW. Wärmewechsel + 20,3 0

Wolkenzug.. SW. SW. v“ Tagesmittel⸗ 335.26“ Par. + 1499 N.. + 9 00 R. 69 vCt. SW.

E3III b66 Sonntag, 27. Juni. Im Overnhause: Der Liebestrank. (Mad. Spatzer⸗Gentiluomo, vom K. Hoftheater zu Hannover: Adine, als Gastrolle.) Hierauf: Der Polterabend.

Zu dieser Vorstellung werden Opernhaus⸗Billets, mit Sonn⸗

ezeichnet, verkauft. 8618 Das Raͤthsel. Hierauf: Die beiden Klingsberg. (Hr. Hoͤfler vom Hoftheater zu Braunschweig: den fuͤngeren Klingsberg, als letzte Gastrolle.) 1 Montag, 28. Juni. Im Schauspielhause: Das Glas Wasser.

Koͤnigsstädtisches Theater. Sonntag, 27. Juni. Der Talisman. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. Musik von A. Muͤller. (Herr und

Mad. Beckmann werden vor dem Antritt ihrer sechswoͤchentlichen

Urlaubsreise hierin zum vorletztenmale auftreten.) In Potsdam: (Italiaͤnische Opern⸗Vorstellung.) Auf Aller⸗

hoͤchsten Befehl: Lucia di Lammermoor. Opera in 3 Atti.

Poesia del Signor Salvatore Cammerano. Musica del Maestro

Gaetano Donizetti.

Der Anfang dieser Vorstellung ist um 6 ½ Uhr. Die Kasse wird um 5 ⁄½ Uhr geoͤffnet. 1

Montag, 28. Juni. (Sechsundzwanzigste Italiaͤnische Opern⸗

Vorstellung.) Zum erstenmale wiederholt: I Matrimonio Segreto.

(Die heimliche Ehe). Opera buffa in 2 Atti. Musica del Muaestro Domenico Cimarosa.

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in der Orchester⸗Loge 1 Rthlr.

10 Sgr. Ein Paatz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

Es wird Jedermann vor dem Ankaufe solcher Theater⸗Einlaß⸗ Billets gewarnt, welche nicht unmittelbar entweder in dem Billet⸗ Verkaufs⸗Buͤreau, oder aber am Abend der Vorstellung selbst an der Tageskasse angekauft sind.

Markt⸗Preise vom Getraide. Berlin, den 24. Juni 1841.

Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rtblr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 10 Sar; große Gerste 27 Sar. 6 Pes. Hafer 27 Sgr. 6 Pf., auch 23 Sgr. 9 Pf. Eingegangen sind 34 Wisper.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 2 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rihlr. 8 Sgr. 9 Pf. und 2 Rihlr. 5 Sgr.; Reggen 1 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 8 Sgr. 9 Pf.; Haser 26 Sgr. 3 Pf., auch 22 Sgr. 6 Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 11 Sgr. 3 Pf. (schlechte Sorte.) Eingegangen sind 452 Wispel 5 Scheffel.

Mittwoch, den 23. Juni 1841.

Das Schock Stroh 7 Rthlr., auch 6 Rthir. 1 Rthlr. 10 Sgr., auch 1 Rthlr.

Branntwein⸗Preise vom 18. Juni bis incl. 24. Juni 1841.

Das Faß von 200 Ort., nach Tralles 54 pECt., nach Richter 40 pCt., gegen baare Zablung und sofortige Ablieferung, nach Angabe: Korn⸗ branntwein 10 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf. Kartoffel⸗Branntwein 19 Rthlr. auch 18 Rthlr. 15 Sgr. . Kartoffel⸗Preise. Der Scheffel Kartoffeln 20 Sgr., auch 15 Sgr.

An die Leser.

Die vierteljährliche Pränumeration der Staats⸗Zeitung beträgt 2 Rthlr. Preuß⸗ Cour. für das Inland. Bestellungen für Berlin werden in der Expedition selbst (Friedrichs⸗Straße Nr. 72) gemacht und jeder innerhalb der Ring⸗ mauer der Stadt wohnende Pränumerant erhält das Blatt durch die Stadtpost, schon den Abend vor dem angegebenen Datum, frei ins Haus gesandt. Auswärtige, des In⸗ oder Auslandes, bewirken ihre Bestellungen rechtzeitig bei den resp. Post⸗ Aemtern; wer dies versäumt, kann nicht mit Gewißheit die Nummern erwarten, die vor der hier eingegange⸗ nen Anmeldung erschienen sind.

Für einzelne Nummern des Blattes ist der Preis

Der Centner Heu

BVerantmwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. 8

—yxe

Gedruckt bei A. W. Hayn. 8 8

Berlin, Montag den 28sten Juni

Amtl. Nachr.

Frankreich. Pairs⸗Kammer. Erläuterung in Bezug auf die Franz. Dampf⸗Marine. Das Gesetz über die außerordentlichen öffentlichen Arbeiten. Paris. Bevorstehende Vermählungs⸗Feier in der Königlichen Familie. Volkszählung. Die Petition des Handelsstandes an die Pairs⸗Kammer gegen den Holländ. Vertrag. Karlistische Umtriebe in den Baskischen Provinzen. Nachrichten aus Algier. Vermischtes. Briefe aus Paris. (Der „Temps“ und sein neues Allianzsystem. Karlistische Umtriebe in den Baskischen Provinzen. Nähere Aufklärungen über das zur Unterstützung der Christen im Orient gebildete Comité.)

Großbrit. u. Irland. Oberh. Königl. Bestätig. von Bills.

Unterh. Warner's Kriegs⸗Maschine. Dän. Forderungen. Schluß⸗Sitzung d. Parlaments. Thron⸗Rede. Lonvon. Ministerial⸗Veränderungen. Nachrichten von La Plata. Zustand von Neu⸗Granada. Vermischtes. Brief aus London. (Zur Charakteristik der Parteistellung bei den bevorstehenden Wahlen.)

Dänem. Kopenh. Einzug des Kronprinzen u. der Kronprinzessin.

Dentsche Bundesstaaten. Augsburg. Ankunft der K. Familie. Luxemb. Ankunft des Königs der Niederlande. Karlsruhe. Zweite Kammer. Welcker will vor Erled. der Urlaubs⸗Frage nicht in der Kammer erscheinen.

Oesterreich. Wien. Eröffnung der Wien⸗Raaber Eisenb.

Italien. Modena. Lord Holland Engl. Gesandter b. hiesigen Hofe.

Portugal. Neues Ministerium.

b““ Konst. Nachträgliches über die Absetzung des Griech. Pa⸗ riarchen.

Aegypten. Alexand. Der Hattischerif u. der Tribut.

Statistische Uebersicht der in Frankreich in Thätigkeit befindlichen Dampf⸗ maschinen.

Wiss., K. n. Lit. Berlin. Königl. Theater: Neue Oper von Huth. Köͤnigstädt. Theat. Cimarosa's Matrimonio segreto.

Beilage. Deutsche Bundesst. Hannover. General⸗Kassen⸗ Uebersicht. Jena. Zahl der Studirenden. Hamburg. Skla⸗ venhandel. Türkei. Von der Türkischen Gränze. Ein Denkmal für Gen. Kisseleffin Bucharest. Preis⸗Tabelle des Ge⸗ traide⸗Marktes für Monat Mai.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben Allergnaͤdigst geruht:

Dem Geheimen Post⸗ und Kammergerichts⸗-Rath Nau⸗ mann den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub, so wie dem Kuͤchenmeister Schroͤder zu Potsdam den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife zu verleihen; und

Dem Akademiker Jakob Grimm die Anlegung des ihm von des Koͤnigs der Franzosen Majestaͤt verliehenen Ritterkreuzes der Ehrenlegion zu gestatten.

Abgereist: Der General⸗Major und Commandeur der 10ten Kavallerie⸗Brigade, von Wedell, nach Posen.

Der Wirkliche Geheime Ober⸗Justizrath und Direktor im Justiz⸗Ministerium, Ruppenthal, nach der Rhein⸗Provinz.

Der Kammerherr und Geschaͤftstraͤger am Paͤpstlichen Pefe, von Buch, nach Breslau.

Zeitungs⸗Nachrichten 11““

1ö1ö.

Pairs⸗Kammer. Sitzung vom 21. Juni. Graf Tirlet verlangte das Wort, um eine irrthuͤmliche Behauptung des Marine⸗Ministers zu berichtigen, naͤmlich, daß die Franzoͤsi⸗ sche Dampf⸗Marine zahlreicher sey als die Englische. Es ergebe sich aus offiziellen Aktenstuͤcken, daß Frankreich nur 41 Dampf⸗ schiffe besaͤße, welche flott seyen, waͤhrend die Englische deren 75 zaͤhle. Admiral Duperré erwiederte: „Ich hatte Unrecht, zu behaupten, daß die Englische Dampf⸗Marine weniger zahlreich sey als die Franzoͤsische. Der Irrthum ruͤhrt daher, daß ich zu der Franzoͤsischen Marine 34 Schiffe hinzuzaͤhlte, welche im Bau be⸗ griffen sind, und fuͤr welche die Kammern Kredite bewilligt haben“

Die Kammer beschaͤftigte sich hierauf mit dem Gesetz⸗Ent⸗ wurf uͤber die außerordentlichen oͤffentlichen Arbeiten. Der Mar⸗ schall Soult gab hierbei die Erklaͤrung ab, daß das Ministerium sich jedes Jahr an die Kammer wenden werde, um sich die in jedem Jahre zu den Befestigungs⸗Arbeiten erforderlichen Sum⸗ men bewilligen zu lassen. „Die Regierung“, sagte er, „giebt eine solche Erklaͤrung um so bereitwilliger ab, als dieselbe auf ei⸗ nem unbestreitbaren Prinzipe beruht, also in jedem Jahre wird die Regierung sich mit neuen Kreditforderungen, sowohl fuͤr die

efestigungen, als fuͤr die Kriegs⸗Marine an die Kammer wen⸗ den muͤssen, und die Kammer wird die vollkommene Freiheit be⸗ halten, die Nuͤtzlichkeit dieser Forder in Er

y 1 gkeit dieser Forderungen in Erwaͤgung zu zie⸗ en.“ Auch der Finan Minister aͤußerte sich uͤber das System

der Resterh,. sagte: „Als das Kabinet vom 29. Okt. seine Verwal⸗ ens 14 ven schon Verpflichtungen fuͤr bedeutende Ausgaben. enn es nicht Alles verderben wollte, mußte es sie uͤbernehmen.

Die Frage der Befestigung von Paris war z. B. schon ent⸗ schieden. Andererseits waren seit vielen Jahren bedeutende Aus⸗ gaben fuͤr Kasernirungen, Stäͤlle u. s. w. noͤthig geworden. Unter solchen Umstaͤnden war es nicht gut moͤglich, von Spar⸗ samkeit zu sprechen. Die Regierung hat also den Kammern eine vollständige Abschäͤtzung der auszufuͤhrenden Arbeiten vorge⸗

legt. Wenn aber in der Folge es sich herausstellen sollte, daß

dringendere Ausgaben bestritten werden muͤssen, wenn die Um⸗ staͤnde es erfordern, daß manche Arbeiten beschleunigt, andere vertagt werden muͤssen, so muͤssen die Kammern ihr erstes Votum modificiren koͤnnen.“ Der Gesetz⸗Entwurf wurde uͤbrigens an⸗ genommen.

Paris, 22. Juni. Paris wird, wie man in hiesigen Krei⸗ sen erzaͤhlt, bald wieder der Schauplatz von Festlichkeiten, in Folge der Vermaͤhlung eines Mitgliedes der Koͤnigl. Familie werden. Es ist aber nicht die Rede von der Vermaͤhlung des Prinzen von Joinville mit einer Prinzessin der Niederlande, sondern von der Verbindung der Prinzessin Clementine mit dem Bruder des Prin⸗ zen Albert, des Gemahls der Koͤnigi von England. Der Koͤnig

und die Koͤnigin der Belgier werden bei der Vermaͤhlung anwe⸗

send seyn. Ihre Majestaͤten werden in etwa einem Monate in

Paris erwartet. In den Tuilericen werden bereits Vorbereitun⸗

gen zu ihrem Empfange getroffen.

Es verbreitet sich das Geruͤcht, der Finanz⸗Minister habe die

fiskalischen Maßregeln, welche mit der Volkszaͤhlung in Verbin⸗ dung gebracht wurden, in Folge des allgemeinen Widerstandes, auf den dieselben gestoßen, aufgegeben. In ungefaͤhr 20 Staͤdten ist die Volkszaͤhlung schon beendet; im Allgemeinen hat sich die Bevoͤlkerung seit der letzten Zaͤhlung, die vor fuͤnf Jahren stattfand, von einem Achtel bis zu einem Viertel vermehrt.

Folgendes ist die gestern erwaͤhnte Bittschrift, welche der Pariser Handelsstand gegen den Handels⸗Traktat mit Holland bei der Pairs⸗Kammer eingereicht hat:

„Der Handels⸗Traktat mit Holland, den die Deputirten⸗Kammer sanctionirt hat, fügt durch einige seiner Bestimmungen den Interessen des Pariser Handelsstandes bedeutenden Nachtheil zu. Die fortlaufen⸗ den Beziehungen desselben zu den östlichen Departements werden da⸗ durch benachtheiligt. Mehrere Judustriezweige, welche sich durch exo⸗ tische Erzeugnisse erhalten, werden gleichfalls dadurch bedroht. Die Repräsentanten dieser eben so wesentlichen, wie wichtigen Juteressen, haben es daher für unerläßlich gehalten, sich an den Handels⸗Minister zu wenden, um ihn zu bitten, ihre Bemerkungen der Deputirten⸗Kam⸗ mer vorzulegen. Sie hofften, so vor dem Schlusse der Session die Annahme der Maßregeln zu erlangen, welche nothwendig sind, um er⸗ M Rechte zu schützen und eine unheilvolle Verwirrung zu ver⸗

en.

Diese wohlbegründeten Reclamationen, welche wir den Herrn Mi⸗ nister bitten, Ihnen vorzulegen, verdienen Ihre ganze Aufmerksamkeit, und wir haben das Vertrauen, daß Sie dieselben in Erwägung ziehen werden. Wir können es nicht oft genug wiederholen, die vor dem 25. Juli 1840 gemachten Erfahrungen geben uns aber die Gewißheit, daß die Folgen des Traktats, wie er votirt worden ist, nachtheilig für die Interessen der Seehäfen, nachtheilig für unsere Industrie, nach⸗ theilig für die gemeinschaftlichen maritimen Interessen Frankreichs sind.

Dieser im Namen des gemeinen Rechts votirte Traktat begründete einen Vorzug zu Gunsten der östlichen Städte, da es sich doch nur darum handelte, das richtige Gleichgewicht zu finden. Der im Jahre 1826 abgeschlossene Reciprozitäts⸗Vertrag zwischen England und Frank⸗ reich verbietet nicht nur den nationalen Flaggen, sondern allen Flag⸗ gen die Einfuhr der Produkte Asiens, Afrika's und Amerika's, wenn sie aus England für die Consumtion Frankreichs kommen. Der Nie⸗ derländische Traktat umgeht diese Bestimmungen, indem er gestattet diese Produkte direkt durch die Holländischen Häfen und auf dem Rhein und der Mosel einzuführen. Dadurch stellt er eine Begünstigung der Holländischen Häfen vor unseren eigenen fest; denn in diesen läßt er fremde Schiffe nicht zu. Die Resultate solcher Konzessionen sind leicht zu erkennen, und wir übergeben sie Ihren Betrachtungen.

Indem die Deputirten⸗Kammer das eingereichte Gesetz und den Traktat votirte, hat sie zugegeben, daß nur eine legislative Maßregel nothwendig gewesen seyv, um das Verbot aufzuheben, welches die im Artifel 22 des Gesetzes vom 28. April 1816 bezeichneten Artikel trifft so wie zur Herabsetzung des Tarifs auf Bleiweis und Käse. Sie war der Ansicht, daß die Prärogative, welche die Krone durch den Artikel 13 der Charte erhält, die Bedingungen der ahnderen Artifel des Trak⸗ tates, welche nicht in den Gesetz⸗Entwurf begriffen sind, hinlänglich verbürge. Diese Entscheidung ist wichtig; sie giebt den Artikeln 1. 5. 7. 8. und anderen des Traktats Gesetzeskraft, welche Erklärungen die 1 darüber hätte geben können.

Seeit fast einem Jahre erwartet dieser unter der Befangenbeit d Zeit abgeschlossene Traktat Ihre Sanction, ehne daß 1 Untersuchung stattgefunden, ohne daß die Handels⸗Kammer, der oberste Handelsrath, oder die General⸗Conseils der Manufakturen zu Ratbe gezogen worden wären. Da er am Ende der Sessieon diskutirt wurde, so konnte dies nicht mit der Bedächtigkeit geschehen, welche eine Frage von so hober Wichtigkeit verlangt. Ihn ohne Modiffcation annehmen, würde heißen, begründete Interessen aufs Spiel stellen, und die Lösung noch schwieriger machen, da in 3 Jahren, welche Zeit zur Vermehrung unserer Klagen festgesetzt ist, neue Interessen die Fragen verwickeln wer⸗ den. Seine Modisication veranlassen, würde nunütz seyn, da die De⸗ putirten⸗Kammer nicht mehr in hinreichender Anzahl versammelt ist. Demgemäß bitten wir Sie, Ihre Sanction bis zur nächsten Ses⸗ sion zu vertagen. Sie werden sich nicht durch das Bedenken abhalten lassen, daß die Vertagung die Vernichtung des Vertrages sev. Hol⸗ land wird trotz des Zusatz⸗Artikels immer bereit seyn, die Bedin⸗ gungen und Vortheile anzunehmen, welche derselbe ihm bietet, und diese Zeit kann benutzt werden, um eine Abfassung zu berichtigen, welche in mehreren Punkten höchst mangelhaft seyn muß, da man gezwungen war, von Helland selbst die Zusicherung entgegenzunehmen, daß es den wörtlichen Sinn dieser Artikel nicht geltend machen wolle“ (Folgen die Unterschriften.)

Nach dem Temps hat die Regierung Gewißheit daruͤber

gerhalten, daß die Geruͤchte, welche uͤber den Plan einer neuen Insurrection in den Baskischen Provinzen verbreitet worden,

nicht ungegruͤndet sind. Die Franzoͤsischen Graͤnz⸗Douanen haben Waffen, Munitionen und Uniformen in Beschlag genommen, die

von Agenten des Don Carlos nach Spanien hinuͤbergeschafft erden sollten. Am 7ten wurde der General Aroyo und ein berst in einem Graͤnzdorfe, wo sie sich verkleidet aufhielten, erhaftet. (Vergl. unten Schreiben aus Paris.) Der Moniteur algerien vom 14. Juni berichtet: „Eine

telegraphische Depesche aus Blidah, von heute datirt, meldet, daß

gm 12ten die Garnison von Medeah mit der auf Miliana mar⸗ schirenden Kolonne kommunizirte. Die Operationen des Generals schienen nicht auf Hindernisse gestoßen zu eyn. 1

Die heutigen Blaͤtter veroͤffentlichen eine zwischen Frankreich

und Oesterreich abgeschlossene Convention, nach welcher vom 1 Juni d. J. an, Oesterreichische Schiffe, im Falle des gezwunge⸗ nen Einlaufens in einen Franzoͤsischen Hafen, unter der Bedin⸗ gung der Reciprocitaͤt, von allen Hafen⸗ und Schifffahrts⸗Abgaben befreit seyn sollen.

Elf Franzoͤsische Diplomaten sind jetzt hier anwesend, theils auf Urlaub, theils weil sie von ihren Posten abberufen sind, naͤmlich: die Herren St. Aulaire von Wien, Bresson von Ber⸗ lin, der Marquis von Dalmatien von Turin, Bussiêeres von Dresden, Varennes von Lissabon, St. Priest von Kopenhagen, Fontenay von Stuttgart, Eyragues von Karlsruhe, Sercy von Ispahan, Bois⸗le⸗Comte vom Haag, Rochefoucault von Darm⸗ stadt. Die Herren Barante und Pontois werden aus St. Pe⸗ tersburg und Konstantinopel in Paris erwartet. 1

Der Abgeordnete der Franzoͤsischen Bevoͤlkerung auf dem linken Ufer des La Plata⸗Stromes hat an die Pairs⸗Kammer eine Bittschrift gerichtet, in welcher er die Beschwerden seiner Kommittenten gegen den Traktat mit Buenos⸗Ayres auseinander⸗ setzt und darauf antraͤgt, denselben nicht zu ratifiziren. Der fuͤr die Ratification festgesetzte Termin geht mit dem 20ͤsten d. M. zu Ende.

It Paris, 22. Juni. Der „Temps“, welcher seit einiger Zeit im Namen mehrerer einflußreichen dem Ministerium nahe stehenden Maͤnner spricht, bringt ein neues System der Allianzen in Vorschlag, von dem er sich die Vermeidung aller Nachtheile verspricht, die mit dem sofortigen Wiedereintritt Frankreichs in den Verein der fuͤnf Maͤchte auf der einen, oder mit seinem fort⸗ dauernden Alleinstehen auf der anderen Seite verbunden seyn koͤnnten. Das Organ der Herren Passy und Dufaure erkennt an, daß Frankreich politische Freunde noͤthig habe, aber es ver⸗ langt, daß man die großen Maͤchte vorlaͤufig unberuͤcksichtigt lasse, und vielmehr die kleinen Nachbarlaͤnder, Belgien, Holland, die Schweiz und die Deutschen Staaten zweiten und dritten Ran⸗ ges an sich heranzuziehen suche. Dies System laͤuft, wie man sieht, auf nichts Anderes hinaus, als auf die Erneuerung der di⸗ plomatischen Taktik des alten Frankreichs, wie sie von Richelieu zur hoͤchsten Ausbildung gebracht wurde. Die politische Uneinig⸗ keit unter den Nachbarn schuͤren, uͤberall die Sonderinteressen naͤhren und, wenn sie nicht da sind, sie kuͤnstlich schaffen, uͤberall Leute halten, die sich mit Leib und Seele einem fremden Einflusse hingeben: das ist die Politik, welche Frank⸗ reich ehemals mit so großem Erfolge in den Staaten⸗Systemen Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande gehandhabt hat, und die man ihm jetzt von neuem empfiehlt, ohne gleichwohl de Sache bei ihrem eigentlichen Namen zu nennen. Ein einzige Blick auf die Landkarte ist hinreichend, um zu zeigen, wie ein⸗ traͤglich dem alten Frankreich jene Taktik gewesen, und jede Seite unserer Geschichte bewahrt Spuren des Schadens, den wir durch dieselbe erlitten. Liegt in diesen Erfahrungen, in diesen allgegen⸗

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waͤrtigen Erinnerungen wenigstens eine Garantie fuͤr die Zukunft? Die gegenwaͤrtigen Welt⸗Verhaͤltnisse uͤberhaupt bringen es aller⸗ dings mit sich, daß Frankreich bei einem etwaigen Versuche seine althistorische diplomatische Rolle wieder aufzunehmen, augenblick⸗ lich auf groͤßere Schwierigkeiten stoßen wuͤrde, als je, und daß jene Politik namentlich in Deutschland fuͤr jetzt keinen Eingang finden koͤnnte. Das Vorhandenseyn dieser Thatsache verbuͤrgt aber noch nicht ihre ewige Dauer. Deutschland hat noch immer viele Thore, welche dem Fremden offen stehen, wenn es auch eine große Beruhigung ist, daß treue Waͤchter an jenen Thoren stehen, welche besser auf immer geschlossen waͤren. Es scheint gewiß, daß die Karlisten einen neuen Aufstand in den Baskischen Provinzen vorbereiten. Da es wahrscheinlich ist daß die Cortes die Anspruͤche der Koͤnigin Christine auf die Vor⸗ mundschaft uͤber ihre Tochter beseitigen werden, so steht zu besor⸗ gen, daß diese Entscheidung einen laͤhmenden Einfluß auf den Antheil Frankreichs an der Ruhe und dem Frieden Spaniens aͤußern duͤrfte. Das Interesse, welches die Franzoͤsische Regie⸗ rung an jenen Anspruͤchen der Wittwe Ferdinand's nimmt, ist sehr lebhaft, und ohne seine Befriedigung wird sich Frankreich vielleicht nicht so bereitwillig zum zweitenmale den Opfern unter⸗ ziehen, welche mit der strengen Graͤnzsperre an den Pyrenzen ge⸗ gen die Karlistische Insurrection verbunden waren. 8

1 . Paris, 22. Juni. Neue Zwischen⸗Ereignisse stehen im Begriff, die orientalische Frage abermals zu verwickeltt. Der

Aufstand der Christen auf verschiedenen Punkten des Osmanischen

Reichs ist eine Diversion, die man hier auf eine fuͤr Frankreich durchaus guͤnstige Weise auslegt; wir glauben, daß die Regierung selbst in der stattsindenden Bewegung ein Mittel erblickt, wo⸗

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durch sie ihrer Politik in der orientalischen Frage etwas me Konsistenz geben koͤnne.

* Man raisonnirt hier folgendermaßen. Zu allen Zeiten war Frankreich der natuͤrliche Beschuͤtzer der Christen im Orient; sie kennen gewissermaßen nur die Franzoͤsische Flagge; sie sprechen saäͤmmtlich die Lingua franca; mit Frankreich unterhalten sie die lebhaftesten Verbindungen; mit einem Worte, ihre Sympathieen und ihre Neigungen ziehen sie vorzugsweise vor allen anderen Europaͤischen Nationen zu uns hin. Wir wollen nicht untersuchen, bis wie weit diese Fakta und Argumente richtig sind, es ist hin⸗

reichend, darzuthun, daß sie einer Art Kreuzzug, der in diesem

Augenblicke mit der Feder beginnt und dessen Ende unmoͤglich vorherzusehen ist, als Ausgangspunkt dienen. 1

Schon vor laͤngerer Zeit bildete sich in Paris ein legitimt⸗

stisches Comité, an dessen Spitze der Marquis von Pastoret stand, und das den Zweck hatte, den unterdruͤckten Christen Bei⸗ stand zu leisten. Aber dies Comité war außerdem, daß die Na⸗ tur seiner politischen Meinungen es auffallend isolirte, auch kei⸗ nesweges im Stande, die noͤthigen Mittel aufzubringen, um eine merkliche Wirkung auf die ausbrechende Bewegung üben zu koͤnnen, mochte es nun bloß den Christen zu Huͤlfe kommen wollen, oder mochte es geneigt seyn, die Insurrection zu unter⸗ stuͤtzen.

Man hat es daher unternommen