1841 / 181 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

kormel des dem Könige geleisteten Huldigungs⸗Eides, die entschiedenste Aufferderung, dem Könige frei und unverhohlen über eine Be⸗ drückung zu sprechen, die wie das Referat selbst eingesteht den größten Theil der Bewohner der Provinz in tiefste Trauer, in höchste Beängstigung versetzt hat; denn, nebst dem Schwure unver⸗ brüchlicher Treue, haben wir Huldigungs⸗Deputirten ja auch dem Kbö⸗ nige aus ganzer Seele geschworen, alles Schädliche vom Staate nach Kräften abzuhalten; was ist aber wohl Schädlicheres, was die Gemü⸗ ther Beunruhigenderes, als Gesetzes⸗Verletzungen, und wer es mit sei⸗ nem lieben Könige redlich meint, wer, wie ich meinerseits hier noch⸗ mals betheuere, für seinen König leben und sterben will, dem gebietet es die Pflicht, Wahrheit zu sprechen, sie zu sprechen, mit offener Stirn und reinem Gewissen, wie es sich ziemt und wie unser König es wünscht und will, und keine Bitten, keine Wünsche dem Königlichen Vaterherzen vorzuenthalten, überzeugt, daß unser weiser, einsichtsvoller Landesvater mit eben demselben tiefen Forscherblicke auf uns hinblicken wird, ob wir in dieser epinösen Angelegenheit durch freie und wahre Darlegung aller unserer Bitten und Wünsche, unsere Pflicht erfüllen werden, als der Erhabene auch auf uns schauen wird, ob dieses mit Anstand und der dem Throne gebührenden Ehrfurcht geschehen wird, welche beiden Rücksichten gewiß keiner von uns unbeachtet lassen wird. Wir werden daher unserem lieben Könige am besten, am redlichsten dienen, werden unseren großen Monarchen am würdigsten ehren, wenn wir eingedenk, unseres Huldigungs⸗Eides, ohne Furcht und Zagen, mit der Liebe und Anhänglichkeit wahrer Landeskinder zu unserem liebevollen Landesvater, mit reinem, kindlichem Gemüthe hinaufblicken, und gerade dadurch das unbegränzte Vertrauen bethätigen, das wir in unseren guten Landes⸗ vater setzen, da gerade aus dem gemüthlichen Sprechen, aus dem gäuß⸗ lichen Aufdecken aller Falten des Herzens, aus dem freimüthigen Aus⸗ sprechen aller Bitten und Wünsche, der Beweis des höchsten Vertrau⸗ ens unbezweifelter hervorgeht, während dumpfes, hoffnungsloses Dahin⸗ brüten und feiges, unzeitiges Schweigen vorhandenes Mißtrauen ver⸗ rathen. Einen Hauptangriff macht nun das Referat auf meine Bit⸗ ten um Rückkehr des Erzbischofs, oder um Stellung vor Gericht; diese Bitten sind aber durch die Auffassung des Ganzen, wie solche von mir geschehen, nothwendig bedingt, und enthalten nicht das mindeste Anstößige oder Verfängliche; denn da ich in meinem Antrage den Staat nicht im geringsten inkulpire, nicht einmal Irrthum Seitens des Staates voraussetze, was blieb mir nun wohl übrig, als mich auf den Standpunkt zu stellen, als wäre die Sache erst gestern ge⸗ schehen, und dann um gemeines Recht, also entweder um Freilassung und Wiedereinsetzung ins Amt, oder aber um gerichtliche Untersuchung u bitten. Diese Bitte ging ganz natürlich aus der Stellung meines ntrages hervor, sie ist folgerecht, streng logisch, und geschah ganz arg⸗ los und mit reinem Gewissen; es schließt diese Fassung aber keineswe⸗ es anderweitige Bestimmungen in Folge von Verhandlungen mit dem Papst oder Erzbischofe aus; denn weit entfernt, wie das Referat sich ausdrückt, katholischer seyvn zu wollen, als der Papst selbst, werden alle wahren Katholiken sich dem Willen des Oberhauptes der Kirche un⸗ bedingt unterwerfen, sobald sie die mit dem Papste regulirte Ausglei⸗ chung aller Differenzen werden vernommen haben, worauf auch alle mit höchster Sehnsucht fortwährend harren. Soll ich nun schließlich noch der Aufforderung des Referats zum Gebete, zur Treue, zum Ge⸗ Vöscn. zum Vertrauen erwähnen, so muß ich in Beziehung auf die rmahnung zum Gebete sehr bedauern, daß man, während man, womit ich ganz einverstanden bin, zum Gebete, zur Vitte an Gott auffordert, es mir nicht hat gestatten wollen, gleich⸗

zeitig den natürlichen Instanzenzug einzuhalten, und vorher oder König, der von 1 8 tet. Jene Beschuldigung des Hochverraths lastet dagegen noch auf dem Haupte des ehrwürdigen Mannes, und wir sehen noch fortwäh⸗

Eee auch eine Bitte an meinen lieben ottes Gnaden und in dessen Namen uns regiert, mit kindlichem Gemüthe zu richten; in Hinsicht der Hinverweisung auf Treue, Ge⸗

M

olcher Ermahnungen an die Stände⸗Versammlung nicht bedarf, da

1“ 788

erblicken; ein Beweis dafür geben die vielen aus allen Städten und Landgemeinden der Rheinprovinz an des Königs Majestät ergangenen und noch täglich einlaufenden Bitten und Petitionen für die baldige Rück⸗ kehr desselben. Dann muß ich schließlich noch darauf zurückkommen, daß der Berichterstatter des 1. Ausschusses von dem falschen Grund⸗ satze ausgeht, dieser unheilvolle Streit zwischen Staat und Kirche könne auf dem Wege der Unterhandlungen zwischen Berlin und Rom geschlichtet werden; hiese dauern aber schon Jahre lang, ohne daß sie ihrem Ziele näher gerückt seven, und können und werden dasselbe auch nie erreichen, so lange der Erzbischof selbst nicht damit einverstanden ist, man wende sich daher lieber an den Erzbischof direkt, da jeder katholische Bischof selbstständig in seiner Diözese dasteht und selbst der Papst die Gewalt nicht hat, denselben in seinen Rechten zu beschränken. Wir wissen ferner, daß der bochgestellte Prälat keine Gnade, sondern nur Recht verlangt, man ihm dies also angedeihen, entweder durch Be⸗ willigung seiner ungehinderten Rückkehr auf Bischofssitz nach Köln, oder man stelle ihn wegen der ihm Schuld gegebenen, seine vor⸗ läufige Amts⸗Suspension zur Folge gehabten Handlungen vor seinen ordent⸗ lichen Richter. Nur dadurch kann der katholische Theil der Rhein⸗Provinz in seinen täglich steigenden Besorgnissen beruhigt und das erschütterte Vertrauen, so derselbe in die landesväterlichen, wohlwollenden Absich⸗ ten verehrten Monarchen setzt, wieder vollkommen hergestellt und erhalten werden. Beten wir daher vielmehr, daß die langjährigen Leiden, so schöne Früchte sie auch (wie der Herr Referent sich ausdrückt) tragen mögen, endlich ihr Ziel und Ende dadurch erreichen, daß Se.

Antrage baldmöglichst zu willfahren.“ Auf die anderer Seits aufgeworfene Frage, ob der Redner

er nicht bloß nach Koͤln zuruͤckkehre, sondern auch den erzbischoͤf⸗

Antwort. Ein Abgeordneter aus dem 3. Stande verlangt hier⸗ auf das Wort und bemerkt:

„Auch ich kann mich mit dem Referate des Aten Ausschusses nicht einverstanden erklären, da es mir nicht geeignet erscheint, den Frieden und die Einigkeit in der Provinz wieder herzustellen. Um dieses Frie⸗ dens willen möchte ich aber auch eine Modification des ursprünglichen Antrages wünschen, die alle Theile befriedigen könnte. Zu diesem Zwecke scheint es mir vor Allem nothwendig, genau den Standpunkt ins Auge zu fassen, auf welchem wir uns der erzbischöflichen Frage gegenüber befinden; das unglückliche Ereigniß vom 20. November 1837 verletzte die sämmtlichen Bewohner der Rheinprovinz, weil einer ihrer hochgeachtetsten Mitbürger unter der Last einer schweren Be⸗ schuldigung seinem ordentlichen Richter entzogen, eine Rechtfer⸗ tigung ihm nicht gestattet und er seiner Freiheit veraubt wurde. Er verletzte aber die Katholiken insbesondere, weil dieser ihr Mitbürger ihre höchste geistliche Obrigkeit in der Provinz war, und seine Hinwegführung, abgesehen von jenen schweren Anschuldigungen, wenig⸗ stens theilweise als die Folge seiner Amtshandlungen erschien. Sie glaubten daher die ihnen zugesicherte Freiheit ihres Kultus dadurch beeinträchtigt. Für diese ist das Oberhaupt der Kirche in die Schran⸗ ken getreten, und freundschaftliche Verhältnisse, welche in der letzten Zeit in Berlin und Rom wieder angeknüpft sind, der lebhafte Wunsch un⸗ seres geliebten Königs, die geistlichen Wirren überall auszugleichen,

2

ein Allerhöchstes Wort dürfen uns Bürge seyn, daß diese Differenzen

aldigst geschlichtet seyn werden. Sie sind aber dadurch nicht unseren Wünschen und Hoffnungen, wohl aber unserer unmittelbaren thätigen Theilnahme entzogen, und der Diplomatie zur Entwirrung überantwor⸗

wenn wir an die Gerechtigkeit Sr. Maj. uns wenden, und auch hier

orsam und Vertrauen finde ich aber nöthig zu erklären, daß es wohl rend seine bürgerliche Freiheit beschränkt, darum ziemt es uns wohl, 1 z

hier wohl Jeder seiner Unterthans⸗ und Christenpflichten sich bewußt ist, und daher auch wohl die Anspielung auf die Vorschriften des Evangeliums hier nicht am rechten Platze war. Referent entgegnete, das Referat habe sich selbstredend nur über den gegenwärtigen Zustand des Herrn Erzbischofs erstrecken und sich die Frage stellen können, ob in demselben eine fortwährende Beschrän⸗ kung der gesetzlichen und persönlichen Freiheit des Herrn Erzbischofs anzunehmen sey; so viel bekannt geworden, sev es demselben gestattet, seinen Aufenthalt an jedem beliebigen Orte in und außerhalb der Preußischen Monarchie, ja sogar in Köln zu wählen, sobald er die Versicherung abgebe, sich der Verwaltung der Erz⸗Diözese zu enthalten. Referent traue sich die tiefe Kunde weder der kirchlichen noch der Ci⸗ vil⸗Gesetzgebung zu, um beurtheilen zu können, welcher Koder hier zum Grunde gelegt werden solle, und wie die Frage zu entscheiden sey; ob es dem Regenten, namentlich einem evangelischen Landesherrn, recht⸗ lich gestattet werden müsse, das einem katholischen Erzbischof einmal ertheilte Placet zurüͤckzunehmen oder wenigstens zu suspendiren, je⸗ denfalls sev aber ein katholischer Erzbischof zugleich Staatsbeamter, und es müsse dem König gestattet seyn, ihn als solchen in seiner Amtswirk⸗ samkeit zu suspendiren; handele es sich hier nun von einer Rechtsver⸗ letzung, so bleibe immer die schwer zu lösende Frage, vor welcher Be⸗ hörde darüber entschieden werden solle. Finde der Herr Antragsteller die Aufforderung im Schlusse des Referats, diese Angelegenheit im vertrauungsvollen Gebete der Entscheidung des Himmels anheimzu⸗ stellen, unangemessen, so könne Referent nur versichern, daß er in be⸗ denklichen Lebensverhältnissen stets nur zu diesem Mittel seine Zu⸗ flucht zu nehmen gewußt habe.

Hierauf gab ein Mitglied aus dem Stande der Staͤdte fol⸗ gende Erklaͤrung ab:

„Ich kann mich mit dem eben vorgetragenen Referate des 4. Aus⸗ schusfes, die erzbischöfliche Angelegenheit betreffend, durchaus nicht ein⸗ verstanden erklären, und zwar aus folgenden Gründen: Zuerst will Referent uns glauben machen, der Erzbischof sey wirklich frei, indem er sich im Schoße seiner amilie befinde, und sich dort frei bewegen könne; allerdings ist demselben jetzt eine größere Freiheit gestattet, als es früher der Fall war, jedoch noch keine volle unbeschränkte, wie sie dem freien Staatsbürger durch das Gesetz gesichert und garantirt ist. Will man, wie der Referent sich ausdrückt, den Herrn Erzbischof seiner Familie zurückgeben, so lasse man ihn ungehindert zu seiner ihm als Oberhirten anvertrauten und nun verwaisten Heerde zurückkehren, dann erst befindet er sich im Schoße seiner Familie. So lange ihm dieses verwehrt wird, wird Niemand abstreiten, daß er fortwährend seiner Freiheit beraubt ist. Dann stellt Referent die Frage auf, ob es in dem Berufe oder in der Befugniß des Landtages liege. Sr. Maje⸗ stät die Bitte vorzutragen, über den Grund jener angeblich ungesetzli⸗ chen Beraubung der persönlichen Freiheit des Herrn Erzbischofs durch ein richterliches Erkenntniß entscheiden zu lassen? ich glaube, daß über die Lösung dieser Frage wohl kein Zweifel obwalten kann denn wir nehmen hier für den Herrn Erzbischof das nämliche Recht in Anspruch was jedem anderen unter dem Schutze des Gesetzes stehenden Bürger

zusteht, oder soll etwa dem Herrn von Droste als Erzbischof dieser Schutz, den jeder andere Kölner Bürger für sich in Anspruch neh⸗ men kann, und der auch dem geringsten unter ihnen nicht versagt wird, verweigert und entzogen werden? Ferner, meine Herren, wissen wir, daß der Herr Erzbischof und wiederholt den Wunsch ausgespro⸗ chen hat, daß nach dem Rechte und Gesetze über die ihm zur Last ge⸗ legten Anschuldigungen erkannt werde. Auch kann kein Zweifel ob⸗ walten, daß die gewöhnlichen Gerichtshöfe kompetent sind, darüber zu erkennen, da das Französische Gesetz keinen Unterschied der Stände kennt und der Erzbischof in diesem zalle als Kölner Bürger vor die ewöhnlichen Gerichte gehört. Was nun den übrigen Theil des Re⸗ erats betrifft, so komme ich darauf nicht weiter zurück, und will mir nur noch die Bemerkung erlauben, daß, wenn auch einzelne den ge⸗ stellten Antrag keiner Unterstützung werth halten, und sich von der falschen Ansicht leiten lassen, man müsse sich da, wo die heiligsten In⸗ teressen des Volks, nämlich persönliche und gesetzliche Freiheit auf so unerhörte Weise wie in dem vorliegenden Falle verletzt worden sind, hohern Rücksichten, so die sogenannte Staats⸗Raison gebietet, unter⸗ werfen, so kann ich doch die feierliche Erklärung abgeben, daß die Städte, so ich sn. vertreten die Ehre habe, gleich mir dem Antrage in allen Fheilen eipflichten und in der fortdauernden Hemmung der Amtsthätigkeit unseres verehrten Erzbischofs die größte Rechtskränkung

1

voll innigem Vertrauen und gedenkend der Worte, die er mit so inniger Liebe zu uns gesprochen, die Bitte am Throne niederlegen, daß Er ge⸗

ruhen wolle, die geeigneten Maßregeln zu veranlassen, damit dieser . 8* 8 9 mit dem Finanz⸗Minister einverstanden erklaͤrt.

Zustand aufhöre, die Anklage, die sich als unbegründet herausgestellt, zurückgenommen, und dem Erzbischof seine bürgerliche Freiheit und Ehre förmlich zurückgegeben werde. So glaube ich, entsprechen wir ganz dem Gelöbniß⸗ was wir in der feierlichen Stunde der Huldigung gegeben haben.“

Ein Abgeordneter aus dem Stande der Staͤdte wiederholt den im Antragsteller ersucht werden moͤge, die Worte zu wie⸗ derholen, welche er selbst aus dem Munde des Koͤnigs uͤber diese Angelegenheit gehoͤrt zu eh oft habe; er bemerkte dabei, der geehrte 2 viel mir bekannt, in Berlin wegen eines gleichen Antrags in der erzbischoͤflichen Angelegenheit bei Sr. Majestaͤt dem Koͤ⸗ nige Audienz gehabt, die Worte, welche der Koͤnig ihm hierauf erwiedert, sind, wie ich solche damals vom Herrn Antragsteller vernommen, so bestimmt und beruhigend, daß ich deren Wie⸗ derholung hier wuͤnschen muß und deshalb den Herrn Landtags⸗ Marschall bitte, den geehrten Antragsteller um deren Wieder⸗ holung zu ersuchen.

Der Herr Antragsteller erwiedert, Se. Majestaͤt haben ihm damals Folgendes zu eroͤffnen geruht: „Sagen Sie Allen, welche sich wegen des Herrn Erzbischofs interessiren, daß ich ortwaͤhrend daran daͤchte, einen Ausgleichungspunkt auszumit⸗ eln, daß bereits einige freundliche Worte zwischen der Roͤmi⸗

schen Kurie und meinem Staate gewechselt worden, daß ich Se.

Heiligkeit persoͤnlich schaͤtze, wenngleich Se. Heiligkeit mir hier und da weh gethan haben, ich auch Sr. Heiligkeit Ansichten

nicht uͤberall theilen kann, und daß ich fest hoffe, daß die Vor⸗ sehung mir recht bald ein Mittel an die Hand geben werde,

diese Angelegenheit zur allgemeinen Zufriedenheit auszugleichen;

sagen Sie aber auch Ihren Freunden unter den Deputirten,

daß ich sehr wuͤnsche, daß am feierlichen Huldigungstage oͤffent⸗ lich keine derartigen Petiten vorgetragen werden moͤgen“ und fuhr fort, ich begreife den Beweggrund der Frage des fruͤ⸗

Mißbilligung meines Antrages sinde, der doch nicht vorhanden ist, da ich hier nur meine damals schon an Se. Maj. gerichtete Bitte erneuert habe.

Der fruͤhere Redner entgegnete, er muͤsse jede fremde Deu⸗ tung seiner Fragestellung auf das Bestimmteste abweisen. Es habe die in den Zeitungen bekannt gemachte Verhandlung der erzbischoͤflichen Angelegenheit eine ufregung in der Provinz hervorgebracht, die er durch die ihm von Seiten des Herrn An⸗ tragstellers in Berlin mitgetheilten beruhigenden Worte Sr. Maj. des Koͤnigs wiederum zu beschwichtigen glaubte, weshalb er um deren weitere Bekanntmachung gebeten.

Ein anderer Ageordneter aus dem dritten Stande entgeg⸗ nete hierauf, nach den beruhigenden Versicherungen, welche uns der Herr Antragsteller so eben versichert, aus dem Munde Sr. Majestaͤt des Koͤnigs vernommen zu haben, ist es so viel unbe⸗ greiflicher, wie er einen solchen Antrag hat stellen koͤnnen. Der⸗

elbe hat nun so oft versichert, er habe volles Vertrauen zu seinem Koͤnige, daß es noͤthig ist, ihm zu erwiedern, daß er sich einer Selbsttaäuschung nersgc.

„Sie der Antragsteller wollen, daß der Landtag

heit werde! wohlan denn! die Hand aufs Herz und Niemand wird it Aufrichtigkeit und Wahrheit sagen können: daß man durch eine olche die Gemüther aufregende und die Persicherungen in der Adresse an Se. Mazestät entkräftende Motion Liebe und Vertrauen zu sei⸗ nem Könige beweise. Im Englischen Parlamente würde die Erklä⸗ ung eines Ministers, daß noch Verhandlungen obschweben, welche efährdet werden könnten, hinreichen, den Antragsteller zu bewegen,

18

Majestät sich Allergnädigst bewogen finden möge, dem vorliegenden 88 1529 zags der Gerechte für die Restitution des Kirchenstaats gethan hat. Klü⸗ bers Annalen des Wiener Kongresses haben es der Geschichte aufbe⸗

die gesetzliche Freiheit des Erzbischofs nur darin erkenne, wenn

lichen Sitz wieder einnehmen koͤnne, erfolgte eine bejahende

Ausschuß bereits gestellten Antrag, daß der Herr

erklaͤrt ntragsteller hat, so

heren Redners nicht; ob derselbe vielleicht in den vom Koͤnige mir Allergnaͤdigst gegebenen Aeußerungen einen Grund zur

eine Wahr⸗

seine Motion zurückzunehmen. Uns hat der Landesherr selbst die aller⸗ beruhigendsten Königl. Zusicherungen gerade in der angeregten Ange⸗ legenheit gegeben, wobei nicht eine Konfession allein, sondern auch die andere hinsichtlich der gemischten Ehen schwer betheiligt ist. Es wird in Rom unterhandelt, was so leicht nicht ist, wie die Geschichte lehrt. Man verlangt, daß der König öffentlich mißbillige und redressire⸗ was sein Königlicher Vater auszuführen als eine schmerzliche Noth⸗ wendigkeit erachtet hat. Sollte der Herr Antragsteller wohl das Gewicht einer solchen Manifestation von Seiten der Rheinischen Stände erwogen haben; man scheint die Sache aus dem kirchli⸗ cen Gebtet in ein gesetzliches Labyrinth herüber ziehen zu wollen. Ich unternehme es nicht, den Antrag der damaligen Minister, zur Ab⸗

fuͤhrung des Prälaten, gegen diejenigen zu vertheidigen, welche zu milde⸗ ren Maßregeln mögen gerathen haben, ich weiß aber, daß durch starres Festhalten am abstraften Recht das Glück der Provinz nicht gefördert wird. Wir haben das Glück, einen König zu haben, dem Gott den Thron in einer verhängnißvollen Zeit zum Schutz und Heil aller Deutschen gege⸗ ben. Alle Deutsche haben gewisse Rechte an ihn, ganz Deutschland preist mit Bewunderung die ersten Thaten unseres Königs, es sieht aber auch auf die versammelten Rheinischen Stände, ob diese die schwere Ver⸗ antwortlichkeit auf sich laden werden, einen solchen König zue betrü⸗ ben, und ihn in seinem treuen Bestreben für allgemeines Volks⸗ wohl zu entmuthigen. Man wird unsere Namen aufzeichnen, und der Antragsteller wird sich vielleicht den falschen Ruhm einer ganz rücksichtslosen Liberalität, aber wahrlich keine Bürger⸗Krone erwerben. Der Papst weiß es und die ganze Welt, was Friedrich Wilhelm

18157 Wie war sie gefesselt und beraubt durch die Zwangsherrschaft! Wer hat sie losgebunden? Wer hat ihr Vermögen restituirt? Wer hat das Bisthum Trier und das Erzbisthum Köln eingesetzt? Wer die zu Magazinen herabgewürdigten Kirchen und Klöster dem Gottesdienst und ÜUnterricht zurückgegeben? Wer hat dreimal 30,000 Rthlr. bewilligt zur Verbesserung der Pfarrgehälter, wovon ₰, wenn nicht 45, auf die Katholischen kommen? Und für alles das könnte man sich un⸗ dankbar bezeigen! Nein, ich habe das feste Vertrauen, man wird durch Annnahme einer so heillosen Motion das Grabgewölbe eines Königs nicht eentweihen, der das Volk beglückt, ihm einen ehrenvollen Frieden gesichert und Preußen

wahrt. Wie stand es um die katholische Kirche am Rhein im Jahre

stark und mächtig gemacht hat. Möge kein fremdartiger, sondern der biedere Deutsche Geist uns alle beseelen. Dann werden wir auch keine Veranlassung geben, die gieri⸗ gen Blicke des Nachbars wieder auf den Rhein zu ziehen, sondern dem König ganz vertrauen, der alle Unterthanen mit gleicher christli⸗ cher väterlicher Liebe umfaßt.“ (Fortsetzung folgt.)

r- Ae

Zeitungs⸗-Nachrichten.

Ausland. Frankreich.

Paris, 26. Juni. Die von Herrn Humann in der Pairs⸗Kam⸗ mer gegebenen Erlaͤuterungen uͤber die Volkszaͤhlung und manche damit verbundene Maßregeln haben ihren Eindruck aufeinen Theil der hiesigen Presse nicht verfehlt. Der Constitutionneltritt den Vorschlaͤgen des Finanz⸗Ministers bei, weil dieselben gesetzlich seyen, weil sie zu einer besseren Vertheilung der direkten Ab⸗ gaben fuͤhrten, und weil sie alle Geschaͤftsleute und Handeltret⸗ bende, die bis jetzt der Patentsteuer entgangen seyen, derselben unterwuͤrfen. In Bezug auf den letzteren Punkt erhebt das Journal des Débats einige Einwuͤrfe, obschon es sich sonst Es sagt: „Es steht fest, daß, wenn das Gesetz uͤber die Patent⸗Steuer strenge ausgefuͤhrt wuͤrde, man sich eine schreiende Ungerechtigkeit wuͤrde zu Schulden kommen lassen. Man wuͤrde das Recht bis zu einem Punkte treiben, wo es seinen Namen nicht mehr verdienen wuͤrde, sondern eine Plackerei genannt wer⸗ den muͤßte. Man wuͤrde dann unter die Patent⸗ pflichtigen Leute aufnehmen muͤssen, welche nur mit Muͤhe durch ihre Arbeit ihren Unterhalt und den ihrer Familie erwer⸗ ben. Man wuͤrde dann aus einer Menge armer Handwerker, welche vor anderen nur das voraus haben, daß sie im Hause ihr Handwerk treiben, zu Gewerbsleuten machen. Die Ver⸗ mehrung der Einnahme, welche sich fuͤr den Staat daraus er⸗ geben koͤnnte, wuͤrde durch die Unzufriedenheit, die eine solche bis jetzt unerhoͤrte Strenge unter den arbeitenden Klassen ver⸗ breiten wuͤrde, zu theuer erkauft werden. Waͤre die Maßregel auch vom fiskalischen Standpunkte aus gut, so waͤre sie doch vom politischen aus abscheulich. Das bestehende Gesetz uͤber die Patentsteuer ist schlecht, das erkennen wir mit dem Finanz⸗Mi⸗ nister an, aber es wuͤrde noch weit schlechter seyn, wenn man die Milderungen, die es seit den 40 Jahren seines Bestehens ertraͤglich gemacht haben, daraus weglassen wollte. Die Strenge, wenn sie auch unter noch so vielen Personen vertheilt wird, bleibt immer Strenge.“

Außer dem „Journal des Débats“, welches in einer Reihe von Briefen aus London die letzten Vorgaͤnge in England be⸗ leuchtet, wenden auch die meisten andern Blaͤtter demselben ihre Aufmerksamkeit zu. Der Courrier francais stimmt der Ansicht Hume's bei, daß das Englische Volk sich gegenwaͤrtig in einer aͤhnlichen Lage befinde, wie die, in welcher sich das Fran⸗ zoͤsische Volk im Jahre 1789 befunden habe, wo der Adel frei von allen Abgaben gewesen sey, und wo die Arbeit des Buͤr⸗ gers und des Handwerkers allein alle Staatsausgaben haͤtte tragen muͤssen. Seit 1816, fuͤgt das genannte Blatt hinzu, waͤren alle Abgaben, welche in Großbritanien auf dem Land⸗ besitze gelastet, allmaͤlig von der Steuerliste verschwunden; die Grundeigenthuͤmer bezahlten kaum ihren Antheil an den direk⸗ ten Steuern, und das sey verhaͤltnißmaͤßig nur ein sehr kleiner Theil. Die Steuer dagegen, welche ihnen der uͤbrige Theil des Volkes in Form der Schutzzoͤlle zahle, sey ungeheuer. Uls eine Eigenthuͤmlichkeit der Englischen Verhältnisse hebt dieses Blatt noch hervor, daß, wo man sonst die Aristokratie ange⸗ griffen habe, man auf ihre Zerstoͤrung ausgegangen sey. Nicht so in England, wo die oͤffentliche Meinung sich schwerlich an eine andere Regierungsform, als an die der Aristokratie gewoͤh⸗ nen wuͤrde. Freilich gehe man in der Hitze des Gefechts oft uͤber das anfaͤngliche Ziel hinaus. Der Constitutionnel will aus den Vorgaͤngen in England eine wichtige Lehre fuͤr die Franzosen schoͤpfen. Diese, sagt er, haͤtten die ganze Aristokra⸗ tie zerstoͤrt, und daran haͤtten sie wohl gethan. Aber nun faͤn⸗ den sich in Frankreich Staatsmaͤnner, welche daruͤber betruͤbt waͤren, und den unsinnigen Traum hegten, sie wieder herzustel⸗ len. Diese moͤchten nur bedenken, welcher Kampf sich jetzt in England eroͤffne, wo die Koͤnigin und das Volk auf der einen die Aristokratie auf der anderen Seite stehe. In einem solchen ,1 der Dinge laͤgen die Keime der schrecklichsten Revo⸗

ion.

Nach Galignani's Messenger z irbechn Kabinet den uͤbrigen Großmachte ger. hat das Oesterreichische

b hten vorgeschlagen, sich gemein⸗ schaftlich dahin zu verwenden, daß ein Waffenstillstand zwischen den Truppen Mustapha Pascha's und den insurgirten Kandioten zu Stande gebracht werde; waͤhrend dieses Wassenstillstandes

wuͤrden die Großmaͤchte bei der Pforte fuͤr die Verbesserung der Lage der christlichen Unterthanen interveniren. Das ge⸗ nannte Journal fuͤgt hinzu, diese Frage werde gegenwaͤrtig von der Londoner Konferenz erwogen.

Die Regierung veroͤffentlicht folgende telegraphische De⸗ pesche, datirt aus Perpignan vom 27. Juni: „Der Gene⸗ ral⸗Kommandant der 2lsten Militair⸗Division an den Kriegs⸗Minister. Die Arbeiter von Sabadel, einer Stadt der Provinz Barcelona, haben die Werkstuͤhle und die Maschinen der Manufakturen zertruͤmmert, weil ihnen eine Er⸗ hoͤhung ihres Lohns nicht zugestanden worden war.“

Hiesige Blaͤtter berichten, Lord Granville sey schon seit laͤn⸗ ger als einem Monat beim Englischen Ministerium um seine Abberufung aus Paris eingekommen, da aber Lord Palmerston fuͤrchte, daß die Verwaltung, deren Mitglied er sey, duͤrfte ge⸗ wungen werden, von den Geschaͤften abzutreten, so habe er

ord Granville aufgefordert, den Ausgang des Kampfes zwischen dem Ministerium und den Konservativen abzuwarten. .

Der Herzog von Montpensier traf am 2’sten auf der Reise nach den Baͤdern von Barege in Pau ein; der Prinz reist im strengsten Inkognito. Er stieg im Stammschlosse Heinrich's 1V. ab, ohne Jemand zu empfangen.

Das Journal des Débats berichtet, daß die gegen den

Englaͤnder Lillicrap anhaͤngig gemachte Untersuchung mit Thaͤ⸗ tigkeit betrieben wird. Wie man vernimmt, hat der Marine⸗Minister in den letz⸗ ten Tagen neue Instructionen nach saͤmmtlichen See⸗Haͤfen der Koͤnigl. Marine abgeschickt, um den Bau der auf den Werften befindlichen Schiffe und die Ausruͤstung mehrerer Fahrzeuge, die nach den Gewaͤssern der Levante bestimmt sind, zu beschleu⸗ nigen.

1 Boͤrse vom 26. Juni. Es wurden so gut wie keine Ge⸗ schaͤfte gemacht, und die Fonds waren sogar waͤhrend der gan⸗ en Boͤrse sehr ausgeboten. Wie es scheint, wollen sich die

ekulanten auf keine Geschaͤfte einlassen, ehe nicht die An⸗ leihe zu Stande gekommen ist.

Toulon, 22 Juni. In unserer Stadt haben sich neuer⸗ dings Kriegsgeruͤchte verbreitet. Es heißt, der Vice⸗Admiral Hugon werde in Kurzem den Befehl erhalten, mit der Flotte uruͤckzukehren. Saͤmmtliche Schiffe wuͤrden ihre Vorraͤthe an ebensmitteln fuͤr sechs Monate ergaͤnzen und unmittelbar dar⸗ auf nach den Gewaͤssern der Levante unter Segel gehen. Fer⸗ ner wird behauptet, der Contre⸗Admiral Lalande wuͤrde zum Vice⸗Admiral ernannt und Vice⸗Admiral Hugon, welcher die See Praͤfektur von Toulon erhalten wuͤrde, im Kommando der Franzoͤsischen Flotte in der Levante ersetzen. Endlich wird noch versichert, der Contre⸗Admiral de la Susse werde am 25sten d. mit der unter seinem Besehl stehenden Schiffs⸗Division ab⸗ gehen.

Marseille, 23. Juni. Der zwischen Marseille und Nea⸗ pel fahrende „Pollux“, eines der schoͤnsten Dampfboͤte des Mittellaͤndischen Meeres, ist mit seiner ganzen Ladung in dem Kanal der Insel Elba zwischen Longono und Piombino unter⸗ gegangen. Es hatte dieses ungluͤckliche Ereigniß am 17ten um I11 Uhr Abends statt. Auf dem „Pollux“ befanden sich eine etwa funfzig Koͤpfe starke Bemannung und 46 Passagiere. Gluͤcklicher Weise wurden alle auf dem Schiffe befindlichen In⸗ dividuen gerettet, mit Ausnahme eines alten Neapolitanischen Capitains, der in den Fluthen umkam. Es wurde diese Kata⸗ strophe durch einen Zusammenstoß des „Pollux“ mit einem an⸗ deren Dampfboote, dem „Montegibello“ veranlaßt. Der „Po⸗ lur“”“ versank in weniger als zehn Minuten; nichts konnte ge⸗ rettet werden, nicht einmal die Schiffspapiere und das Brief⸗ Felleisen. Der Werth der untergegangenen Waaren und Effek⸗ ten ist noch nicht ermittelt. Eine Dame, die sich unter den Passagieren befand, verlor allein Juwelen im Werth von 60,000 Fr.

* Paris, 26. Juni. Gestern fand der formelle Schluß der Session statt, und das veranlaßt uns, noch einmal einen Blick auf den letzten Monat derselben zuruͤckzuwerfen. Wäͤh⸗

rend dieser Zeit ist die Pairs⸗Kammer allein thaͤtig gewesen

8

nd hat ein Verfahren gezeigt, welches der Session eine große

Bedeutung giebt, wenn auch ihre eigentlichen Resultate der Aufmerksamkeit der Masse entgehen. Kammer zum erstenmal ein Gesetz in einer Weise und unter Umstaͤnden zuruͤckgewiesen, welche das bestehende Ministerium auf einige Tage hin erschuͤtterten. Zwar hat sie in der vorletzten Session ebenfalls das von der Deputirten⸗Kammer angenommene Renten⸗Reductions⸗Gesetz zuruͤckgewiesen; doch wußte sie, daß damit dem Hofe und dem damaligen Kabinet ein Gefallen geschah. Denn dem einen wie dem anderen war es mit dieser Maßregel kein Ernst, auch hatte sich diejenige Minoritaͤt in der Deputir⸗ ten⸗Kammer dagegen erklaͤrt, von der vorauszusehen war, daß sie bald wieder die Majoritaͤt werden wuͤrde. Die Pairs glau⸗ ben daher, daß nun die Zeit gekommen sey, wo sie mit Erfolg Oppositionen machen koͤnnen, ohne zu befuͤrchten, daß die jetzt fester begruͤndeten konservativen Elemente im Lande eben durch jene Oppositionen gefaͤhrdet werden konnten.

Auch ist die von Herrn Guizot in der letzten Sitzung der Pairs⸗Kammer gegebene Erklaͤrung von dem bevorstehenden Wechsel der Franzoͤsischen Agenten mit der Republik La Plata zu bemerken. Man spricht naͤmlich schon seit laͤngerer Zeit davon, daß das jetzige Kabinet solche Veraͤnderungen in den meisten entfernten Punkten vornehmen werde und auch Maͤn⸗ ner vom Fach dorthin senden will, um an Ort und Stelle die eingesandten Berichte pruͤfen zu lassen. Denn nach sorgfaͤltiger Pruͤfung aller dieser Berichte, wie sie seit zehn Jahren einge⸗ gangen, soll es sich gezeigt haben, daß die Regierung durch die u partetische Darstellung derselben von Seiten ihrer eigenen

genten in manche unnuͤtze Haͤndel verwickelt worden sey. So bezeichnet man auch die Sendung des Herrn Piscatory nach Griechenland und behauptet, daß sie, außer diesem, keinen ande⸗ ren Zweck habe.

Die Brief⸗Angelegenheit ist in der vergangenen Woche wie⸗ der zur Sprache gekommen, und zwar F8t eine Weise, welche den Urheber dieser Umtriebe noch veraͤchtlicher macht. Man bezeich⸗ nete dabei den Redacteur eines in London erscheinenden Fran⸗ zoͤsischen Journals, des „Courrier de l'Europe“, Herrn Bohain, als einen Helfershelfer in der Geschichte, der Herrn Laroche⸗ v Frau von St. Edme eingefuͤhrt habe. Dieser

IEt seit einiger Zeit die Contemporaine zu wiederholten Malen auf, sie moͤchte auf seinem Buͤreau erschei⸗ nen und ihm die Originale jener Briefe vorzeigen, mit welchen sie, nach der Angabe des Herrn Berryer, sich in London vor dem Gehenktwerden schuͤtzen zu muͤssen geglaubt habe. Da die Contemporaine nichts dagegen vorbri so se 8 tese

ich 8 ingt, so setzen sich diese Leute durch ihr gegenseitiges Benehmen in dieser Sache von selbst der Verachtung der oͤffentlichen Meinung aus.

Seit 1830 hat die Pairs-

rt Paris, 26. Juni.

789

Das Leichen⸗Begaͤngniß des Herrn Garnier⸗Pages hät, trotz des unsicheren Wetters, einen sehr starken Andrang des Volks nach den Boulevards gezogen, uͤber welche sich der Zug in diesem Augenblicke fast ihrer ganzen Laͤnge nach, von der Straße Lafitte bis nach dem Bastilleplatze, bewegt. Obgleich er schon um 12 Uhr aufgebrochen ist, wird er den Friedhof des Pere Lachaise doch kaum vor 4 Uhr erreichen, und es ist daher nicht wahrscheinlich, daß die Nachricht von dem Ende der Ceremonie noch mit der heutigen Post abgehen koͤnne. Es ist indessen nicht zu fuͤrchten, daß dieselbe durch unruhige Auftritte gestoͤrt werde, wie aͤngstliche Gemuͤther voraussehen zu duͤrfen glaubten. Die Regierung selbst hat die Gefahrlosigkeit der oͤffentlichen Stimmung dadurch anerkannt, daß sie, ihren sonstigen Gewohnheiten ganz zuwider, so gut wie gar keine, wenigstens keine in die Augen fallenden polizeilichen Vorkeh⸗ rungen gegen einen etwaigen Ausbruch der Volksleiden⸗ schaften getroffen. Der Zug hat den Charakter demo⸗ kratischer Einfachheit, die in einigen Punkten etwas ge⸗ sucht erscheinen kann. Der schmucklose zweispaͤnnige Trauer⸗ wagen ist von einer Deputation der Kammer und von einigen Notabilitaͤten der Partei umgeben, welche in Herrn Garnier Pages ihr politisches Haupt verloren hat. Unmittelbar an sie

schließt sich ein unermeßliches Gefolge, in bunter Mischung aus Maͤnnern der hoͤhern Staͤnde, Offizieren und Soldaten der

Nationalgarde, Studenten und Handwerkern bestehend. Unter den verschiedenen Kostuͤmen der Leidtragenden machen sich die blauen Blousen der Arbeiter durch ihre auffallend große Zahl

bemerklich. Nach einer ungefaͤhren Schaͤtzung zaͤhlt das Gefolge

wenigstens 25,000 Koͤpfe, groͤßtentheils Leute in dem rüͤstigsten Alter. Ihre Haltung ist jedoch durchaus friedlich, und man sieht es ihnen auf den ersten Blick an, daß sie nicht daran den⸗ ken, die Scenen zu erneuern, zu denen das Begraͤbniß des Ge⸗ nerals Lamarque Veranlassung gab. Heute Abend wird viel⸗ leicht, in Folge der Nachfeier des Begraͤbnisses, hier oder dort ein kleiner Tumult stattfinden, allein die Ruhe der Stadt wird dadurch keinesweges ernstlich gefaͤhrdet werden.

Gestern starb Herr Berryer, der Vater des großen Redners, und, wie sein Sohn, ein eifriger Verfechter der Sache der alten Monarchie. Die legitimistische Partei wird seine Leichenfeier ohne Zweifel mit großem Glanze begehen, aber die Huldigung der Menge, die doch heutiges Tages von so großer Bedeutung ist, wird dabei fehlen.

Das Projekt der Anlegung einer Schweizer⸗Kolonie bei Bona wartet nur noch auf die Koͤnigl. Bestaͤtigung, zu welcher es schon seit mehreren Wochen vorliegt. Die Gruͤnde ihrer Zoͤgerung muͤssen dahin gestellt bleiben, doch duͤrften sie immer⸗ hin wenigstens theilweise mit den allgemein bekannten Ruͤck⸗ sichten zusammenfallen, welche die Regierung bisher uͤberhaupt abgehalten haben, mit rechtem Eifer und mit wahrer Freudig⸗ keit auf das National⸗Verlangen der eigentlichen Colonisation Al⸗ geriens einzugehen. Die Regierung kann unmoͤglich, wie die kurz⸗ sichtige Volksleidenschaft, uͤber die schweren Gefahren hinwegsehen, von denen die Franzoͤsische Niederlassung in Afrika durch gewisse, noch durch die Ereignisse des vorigen Jahres so nahe geruͤckte Even⸗ tualitaͤten bedroht ist, und es ist daher sehr natürlich, daß sie an⸗ steht, die schwere Verantwortlichkeit auf sich zu nehmen, welche das kuͤnftige Schicksal der projektirten Kolonie fuͤr deren Gruͤn⸗ der mit sich bringen kann. Was aber auch das Kabinet der Tuilerieen endlich beschließen mag, so moͤchte man doch wuͤnschen, daß die etwaigen Aufforderungen zur Auswanderung nach Afrika wenigstens in Deutschland kein zu williges Ohr finden, und daß man doch jedenfalls die Gesthꝛan, denen man sich durch die Ansiedelung in dem Lande der Beduinen aussetzen duͤrfte, gegen die gebotenen Vortheile und Beguͤnstigungen gewissenhaft auf die Wage lege.

Herr Alfred de Muͤsset hat als Antwort auf sein Schmaͤh⸗ edicht eine Menge von Herausforderungen, sowohl von hier ebenden Deutschen, als aus Deutschland erhalten, sich aber da— hin erklaͤrt, daß er keine derselben annehmen werde.

Großbritanien und Irland.

London. 26. Juni. Gestern ertheilte die Koͤnigin dem Koͤnigl. Preußischen Gesandten bei der Schweizer Eidgenossen⸗ schaft, Herrn Bunsen, der, wie das H 11 sagt, mit einer speziellen Mission von Seiten Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Preußen hier eingetroffen ist, eine Audienz, worauf der⸗ selbe auch dem Prinzen Albrecht vorgestellt wurde.

Außer den schon erwähnten Ernennungen meldet die Hof⸗ Zeitung noch die des Oberst George Anson zum Sekretair des Feldzeugamts, des Capitain James Plumridge zum Magazineur dieses Departements, des Herrn William Cooper zu einem der Lords des Schatzes und des Herrn Alexander Bannerman zu einem der Kommissarien des Greenwich⸗Hospitals.

In der Adresse, welche Herr J. L. Goldsmid an die Juden der City gerichtet hat, um sie aufzufordern, Lord J. Russell's Wahl zu unterstuͤtzen, lenkt derselbe die Aufmerksamkeit zunaͤchst auf die im Oberhause verworfene Maßregel zu Gunsten der Juden und faͤhrt dann fort:

Ihr werdet euch gewiß des beständigen und gleichförmigen Bei⸗ standes erinnern, den dieser Minister unseren Angelegenheiten gewehrt bat: ihr werdet bedenken, daß er noch neuerlich, als er für eine Maß⸗ regel sprach, welche die Juden von allen gesetzlichen Schwierigkeiten be⸗ freien sollte, im Falle sie zu Munizipal⸗Aemtern erwählt würden, zu denen manche von euch gerade in Dieser Stadt gewühlt werden dürf⸗ ten, und die einige unserer Glaubensgenossen durch besondere Begun⸗ stigung jetzt in Provinzial⸗Städten bekleiden, erklärte, er sey bereit nicht bloß diese Bill, sondern jede Maßregel zu unterstützen, welche die üb⸗ sicht habe, bürgerliche Unterschiede wegen Glaubens⸗Verschiedenheit zu entfernen. Ihr werdet euch erinnern, daß er als Minister der Krone euch und die Dissenters im Allgemeinen durch die Errichtung der Uusver⸗ sität zu London unterstützte, wo ihr für eure Kinder die höchsten Ebren erlangen könnt, welche ein vorzüglicher Unterricht zn geben vermag, von welcher Wohlthat auch bereits viele von euch, wie ich weiß, Ge⸗ brauch gemacht haben. Ihr werdet auch nicht vergessen daß der edle Lord uns doppelt werthvoll ist in diesem Angenblicke nachdem die Hand des Todes uns in kurzer Zeit zwei unserer mächtigsten und thätigsten Freunde genommen hat. Lord Holland und Sir R. Graunt, deren Be⸗ mühungen fortwährend dahin gerichtet waren, Gerechtigkeit für ibre jüdischen Landsleute zu erhalten.

Fuͤr den Fall, daß Lord John Russell bei den Wahlen der City nicht durchdringen sollte, meint man, daß er sich fuͤr Rich⸗ mond melden wuͤrde. In Westminster meldet sich Herr Rous gegen Herrn Leader oder General Evans. Als Hauptverfech⸗ ter der konservativen Interessen erscheint dort Sir Francis Bur⸗ dett. Der Kanzler der Schatzkammer hat sich bereits zu Ports⸗ mouth seinen bisherigen Konstituenten vorgestellt, wo er ein scharfes Examen zu bestehen hatte. Besonders wurde die Frage an ihn gestellt, ob er die von der großen Mehrheit des Volks verabscheuten Armen⸗Gesetze unterstuͤtzen wolle. Der Minister antwortete ziemlich entschieden, die Regierung koͤnne sich nicht dotch en Wechsel der oͤffentlichen Meinung bestimmen lassen. Niach Berichten vom Vorgebirge der guten Hoff⸗

nung bis zum 21. April herrschte unter den ausgewanderten ,8 zu Port⸗Natal die groͤßte Bewegung, weil sich ein nglisches Wachtschiff, der „Phlegethon“, dicht an der Kuͤste gezeigt hatte. Man schloß daraus auf nahe bevorstehende Feind⸗ seligkeiten von Seiten der Englischen Regierung, und alle dort ansassigen Englaͤnder waren unter Aufsicht gestellt. Im Ganzen wird die Lage der Ausgewanderten als sehr unguͤnstig geschil⸗ dert, da sie sehr viel Vieh verloren haben. Als ein Beispiel, wie ungesund das Klima von Jamaika fuͤr Europoͤer sey, wird angefuͤhrt, daß am 19. Dezember 2 Ar⸗

tillerie⸗Compagnieen, jede aus 3 Offizieren und 77 Soldaten

bestehend, von Woolwich nach Jamaika abgingen, die jetzt be⸗ reits 3 Offiziere und 31 Soldaten dort am Fieber verloren haben.

Nach alter Sitte wird die Taufe der Kriegsschiffe gewoͤhn⸗ lich dem vornehmsten der anwesenden Zuschauer uͤbertragen, und sie gebuͤhrte also bei der Taufe des Dreideckers „Trafalgar“ zu Woolwich der Koͤnigin, welche sich auch bereit erklärt hatte. Als sie jedoch erfuhr, daß Lady Bridport, Nichte Nelson's, zum Zerschlagen auf dem Bug eine Flasche von dem Wein gesendet habe, den der große Seeheld auf dem „Victory“ bei sich ge⸗ fuͤhrt hatte, so erklaͤrte sie sogleich, daß dieser ebenfalls anwe⸗ senden Dame die Ehre der Taufe vor ihr gebuͤhre und dersel⸗

ben demnach, wie auch geschah, uͤbertragen werden muͤsse.

Deutsche Bundesstaaten.

Hannover, 29. Juni. Gestern Abend hat sich leider das Befinden der Koͤnigin dermaßen verschlimmert, daß Il re Majestaͤt in der heutigen Nacht verschieden sind, nachdem Al lerhoͤchstdieselben noch gestern mit Sr. Majestaͤt dem Koͤnige das heilige Abendmahl empfangen. Ihre Majestaͤt waren am 2. Maͤrz 1778 geboren und haben mithin ein Alter von Jahren erreicht.

Muünchen, 26. Juni. (A. Z.). Diesen Morgen feierte die Ludwigs⸗Maximilians⸗Universitaͤt in der akademischen Aula ihren 369sten Stiftungstag, welchem Akt der Minister des In⸗ nern, Herr von Abel, beiwohnte. Nach einer kurzen Einlei⸗ tung uͤber die Schicksale der hohen Schule seit jener Zeit ver⸗ las der Rector, Professor Dr. Zenger, einen Bericht uͤber die

Veraͤnderungen, welche sich im Laufe des verflossenen Jahres bei der Universitaͤt ergeben haben. Im Verlaufe dieses Be⸗ richts erfuhr man, daß unsre Universitaͤt in Betreff der Anzahl der Studirenden bloß hinter Berlin zuruͤckstehe. Es wurde zu⸗ gleich das Resultat der vorjaͤhrigen Preisaufgaben bekannt ge⸗ macht und die neuen Ausgaben fuͤr das naͤchste Jahr verlesen. In den letzten Tagen hat Professor von Goͤrres ein Kolle⸗ gium uͤber Mythologie begonnen. —Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Griechenland wird, dem Vernehmen nach, am 2. Juli unsere Hauptstadt verlassen, um sich nach dem Bade Ems zu begeben, von wo aus Ihre Ma⸗ jestaͤt nach gebrauchter Kur 6 Wochen in Ihrer Vaterstadt Ol⸗ denburg zubringen wird. Zum Oktoberfest trifft Dieselbe wieder in Muͤnchen ein, und kehrt von hier aus nach Athen zuruͤck.

Leipzig, 27. Juli. Vor kurzem ward dem Herrn Hof⸗

rath )r. Samuel Hahnemann von seiner Vaterstadt Meißen

das Ehrenbuͤrgerrecht ertheilt. Der Koͤnigl. Saͤchsische Gesandte

in Paris, Herr von Koͤnnerit, erfreute daher den dort lebenden

Greis an seinem Sösten Geburtstage durch Ueberreichung des

von dem Buͤrgermeister zu Meißen, Herrn Zschucke, daruͤber ausgestellten Diploms.

Wiesbaden, 24. Juni. (A. Z.) Aus glaubhafter Auelle vernimmt man, daß die Paͤpstliche Curie in Rom die Wahl des Dekans Mohr zu Niederwalluf zum katholischen Bischof in Limburg als nicht kanonisch verworfen hat. Von Seiten der Herzoglich Nassauischen Landes⸗Regierung sind von neuem Schritte zur Aufrechthaltung dieser Wahl geschehen. Sollten sie erfolglos seyn, so wird, da die Regierung ihren

Wahl⸗Kandidaten nicht fallen lassen will, vielleicht der Bischoss⸗

stuhl in Limburg einstweilen unbesetzt bleiben. Wie es heißt, soll der Staats⸗Minister von Walderdorff, welcher der katholi⸗ schen Kirche angehoͤrt und streng auf den Ritus derselben haͤlt, sich jeder Einwirkung auf diese vielfach besprochene Angelegen⸗ heit enthalten.

Hamburg, 23. Juni. Das Frankfurter Journal berichtet aus Hamburg: „Die vielbesprochene Angelegenheit wegen des heimlichen Sklavenhandels und des betreffenden Sklavenschiffes unter Hamburger Flagge ist nun von unserem Handelsgerichte dahin entschieden, daß das Schiff „Louise“ oͤf⸗ fentlich versteigert und der hiesige Kaufmann zu einer schweren Geldbuße verurtheilt ist.“

Luxemburg, 25. Juni. Der Koͤnig, Großherzog und Prinz Alexander haben gestern Abend um 11 Uhr die hiesige Stadt verlassen und sind nach Holland zuruͤckgekehrt. Se. Ma⸗ jestät waren mit ihrem Aufenthalt im Großherzogthum sehr zu⸗ frieden und haben dies zu wiederholten Malen ausgesprochen. Das Amsterdamer Handelsblad fuͤgt hinzu: „Ueber die Un⸗ terhandlungen mit Preußen, wegen Anschließung des eeaeg zogthums an den Deutschen Zollverband hat der Koͤnig sehr zufriedenstellende Versicherungen ertheilt und mehreren Depu⸗ tationen ist von Sr. Majestͤt gesagt worden, daß die Unter⸗ handlungen bereits sehr weit gediehen seyen.“

Oesterreich.

Wien, 25. Juni. Der Oesterr. Beob. bringt Folgen⸗ des uͤber die Herabsetzung der Contumazperiode gegen die Eu⸗ ropaͤisch⸗tuͤrkischen Provinzen. „In Folge der seit laͤngerer Zeit ununterbrochen guͤnstig lautenden Sanitaͤtsnachrichten aus den europeͤisch tuͤrkischen Provinzen, welche das Nichtbestehen der orientalischen Pest in diesen Provinzen uͤbereinstimmend bestaͤtigen, ist in dem Banate und Siebenbuͤrgen die bestan⸗ dene Kontumazperiode auf den ersten Grad herabgesetzt wor⸗ den. Diesem nach sind die aus den europaͤisch⸗tuͤrkischen Pro⸗ vinzen in die K K. Staaten unmittelbar kommenden Personen in den an der K. K. Graͤnze befindlichen Kontumazanstalten,

waͤhrend der Dauer des ersten Grades, keiner Kontumazirung, so wie ganz neue, noch nie gebrauchte Kleidungsstuͤcke und Waͤsche, welche im ganz reinen Zustande im Gepaͤck sich be⸗ finden, der contumaz aͤmtlichen Behandlung ebenfalls nicht unterworfen. Nur getragene Waͤsche, schon gebrauchte Klei⸗ dungsstuͤcke, Bettgewand und Effekten von Schaf —38½ 755 wolle, unterliegen der Kontumaz und Retnigung. Se 4 fenden General⸗Kommandanten haben uͤbrigens den Auf a.

2 eitsuist 1 en jenseitigen Provinzen halten, den Gesundheitszustand in den jenssae⸗ Fall, daß ir⸗ auf das sorgfaͤltigste zu beobachten, und in dem .

dr. eehe ie Pest neuer⸗ gendwo in den europ isch ⸗tuͤrkischen

dings ausbrechen sollte, wie solches