Was die Gesandtschafts⸗Veraͤnderungen anbelangt, so ist nur vermochten.
in Bezug auf die Sendung des Herrn von St. Aulaire nach London etwas Definitives entschieden. Auch versichert man, gegen die Angabe mancher Journale, daß eine Anfrage wegen des Mar⸗ quis von Dalmatien in Wien durchaus nicht geschehen, eine Er⸗ klaͤrung des Wiener Kabinets hieruͤber nicht erfolgt und uͤberhaupt von der Wiener Kandidatur des Marquis von Dalmatien offiziell nie die Rede gewesen sey. Die Gesandtschaft in Madrid ist aller⸗ dings Herrn von Flahaut zugedacht.
Großbritanien und Irland.
London, 16. Juli. Der Koͤnig der Belgier reiste gestern Lachmittag von Schloß Windsor nach Woolwich ab, um sich dort nach dem Kontinent einzuschiffen; seine erlauchte Gemahlin ist mit dem Herzog von Brabant, der von seiner Unpaͤßlichkeit noch nicht ganz hergestellt zu seyn scheint, noch in Windsor ge⸗ blieben.
Vorgestern war das Ergebniß der Wahlen bekanntlich: 259 Li⸗ berale und 345 Konservative, also eine Majoritaͤt von 86 Stim⸗ men zu Gunsten der Letzteren. Seitdem sind noch 34 Wahlen hinzugekommen, von denen 20 zu Gunsten der Liberalen und 14 zu Guͤnsten der Konservativen aussielen, so daß die Majoritaͤt fuͤr die Letzteren nur um 6 Stimmen gefallen ist, obgleich bekanntlich Schottland und Irland, wo die letzten Wahlen stattfanden, stets als die Hauptstuͤtze der Liberalen gegolten haben. Die konservative Majoritaͤt betraͤgt demnach jetzt, 80 Stimmen und wuͤrde, selbst den Fall gesetzt, daß die noch ruͤckstaͤndigen 21 Wahlen saͤmmtlich den Liberalen zufielen, immer noch auf 59 Stimmen sich belaufen; sie wird aber ohne Zweifel bedeutender seyn, da gewiß auch die Konservativen noch bei einem Theil der ruͤckstaͤndigen Wahlen siegen werden. Jedenfalls ist einem Peelschen Ministerium nun diejenige Majoritaͤt schon gesichert, welche die Tory⸗Blaͤtter zu einer auf rein konservative Prinzipien begruͤndeten Verwaltung und zu dauerhafter Befestigung derselben fuͤr noͤthig hielten. Die Morning Chronicle giebt folgende Analyse der bisherigen Wahlen: SsArih Reformer Englische Staͤdte und Flecken 170 Englische Grafschaftenrn ..O 22 Irland ““ 52 Schottland. „ dr Sen0
Zusammen 279
Gewonnen haben die Reformer bis jetzt nur 36 Parlaments⸗ sitze, die fruͤher von Tories eingenommen waren, darunter einen
in einer Grafschaft von Wales und zwei in Schottischen Graf⸗
585 ans z1
8
schaften; die Tories dagegen haben 75 Sitze gewonnen, die fruͤ⸗ her von Liberalen eingenommen waren, worunter 23 in Englischen, 4 in Schottischen und 2 in Irlaͤndischen Grafschaften. In Schott⸗ V
land sind die Wahlen jetzt bis auf 3 beendigt; diese drei ruͤck⸗ staͤndigen sind fuͤr die Grafschaften Wigton, Banff und Murray. In Irland sind noch 18 Wahlen im Ruͤckstande.
O'Connell wollte sich anfangs, nachdem er zu Dublin durch⸗ gefallen war, in der Grafschaft Meath waͤhlen lassen; da aber eine Aufforderung der weit groͤßeren und bedeutenderen Grafschaft Cork an ihn erging, als Kandidat im liberalen Interesse dort auf⸗ zutreten, so gab er dieser Einladung den Vorzug, und er ist da⸗ selbst am Dienstag nebst dem anderen liberalen Kandidaten, Herrn Roche, gewaͤhlt worden; die beiden Toryistischen Gegen⸗Kandida⸗ ten hatten das Ende der Abstimmung nicht abgewartet, sondern schon vorher das Feld geraͤumt. V
Die ministeriellen Blaͤtter suchen immer noch eine baldige zweite allgemeine Wahl, also eine nochmalige Appellation an das Volk, in Aussicht zu stellen. So enthaͤlt der gestrige Globe folgenden mit großen Initial⸗Buchstaben gedruckten Aufruf: „Re⸗ former! Vergeßt nicht, daß naͤchsten Dienstag, den 20sten d., der letzte Termin fuͤr die Entrichtung der Abgaben in den Staͤdten und fuͤr die Einreichung der Anspruͤche (die zur Aufnahme in die Waͤhlerlisten berechtigten) in den Grafschaften ist.“ Wer das Eine oder das Andere bis dahin versaͤumt, kann naͤmlich im Laufe des Jahres nicht mehr als Waͤhler einregistrirt werden, also auch an keiner Wahl Theil nehmen.
Die Quarterly Review, welche stets eine Gegnerin der Reformbill war, sucht darzuthun, daß diese große Maßregel voll⸗ kommen gescheitert sey, und fuͤhrt zum Beweise an, daß von den 16 Mitgliedern des Reform⸗Kabinets unter Lord Grey nicht we⸗ niger als 12 nach und nach aus Ueberdruß ausgeschieden oder wider ihren Willen ausgestoßen worden seyen.
Der Spectator erinnert daran, daß nachstehende, im Au- gust 1837 von ihm ausgegangene Prophezeiung jetzt wahr ge⸗ worden sey: „Das liberale Unterhaus ist beinahe zum Tory ge⸗ worden; die naͤchste allgemeine Wahl wird die Umwandlung voll⸗ staͤndig machen und eine offenbare Tory⸗Majoritaͤt ins Unterhaus enden.“
Als ein neues Beispiel von den Graͤueln des Sklavenhandels verbffentlichen hiesige Blaͤtter einen Auszug aus dem offiziellen Schiffstagebuche des Englischen Kreuzers „Fawn“, in welchem es heißt: „Auf See, in 220 30 Br. 400 W. L. Lieut. Comm. J. Foote, am Vord des Koͤniglichen Schooners „Fawn“. Am 19. Februar 1841 sahen wir an der Brasilianischen Kuͤste bei Cacupas eine große Brigg, welche dem Land zusteuerte; wir aͤn⸗ derten unseren Lauf, um sie abzuschneiden. Sie schien nicht im geringsten zu ahnen, daß unser Schiff ein Kreuzer sey. Wir lie⸗ ßen sie bis in den Bereich unseres Zweiunddreißigpfuͤnders kom⸗ men und gaben ihr einen Schuß uͤber das Verdeck hinweg, dem sofort ein zweiter folgte; hierauf legte die Brigg ihr Steuer um, suchte zu entkommen und schien in große Verwirrung zu gerathen. Wir fuhren fort, ihr mehrere Schuͤsse zuzusenden, nicht in der Absicht, sie zu. treffen, indem wir sicher vermutheten, daß Sklaven am Bord . e Brigg aber Vorsprung gewann, so beschloß Lieutenant Foote, ihr einen Schuß in den Schiffsraum zu geben, so leid ihm dies der Sklaven wegen auch that. Wir waren aber genobthigt, zwei Schuͤsse zu thun; erst als der dritte abgefeuert werden sollte, legte die Brigg bei. Binnen 20 Minuten waren wir am Bord. Die Sklaven befanden sich im Schiftsraume der mit Luken bedeckt war. Als wir sie öffneten, bot sih i ein graͤulicher Anblick dar, der selbst das Herz eines Portugiesischen Sklavenhaͤndlers haͤtte erweichen koͤnnen. Die lebenden, die ster⸗ benden und die todten Neger lagen in einer verworrenen Masse alle durch einander. Viele unter ihnen waren in dem abschreckendsten Zustande, vom Kopfe bis zu den Fuͤßen mit Blattern uͤberzogen;
Andere litten an entzuͤndeten Augen; Mehrere waren blind ge⸗
worden; wieder Andere glichen lebenden Skeletten und waren unfaͤhig, sich auf den Beinen zu erhalten, Muͤtter mit Saͤuglin⸗ gen an der Brust hatten keinen Tropfen mhöeuns mehr fuͤr diese, und es ist uͤberhaupt zu verwundern, wie sie dieselben bis dahin lebend erhielten. Saͤmmtliche Reger, die ohne alle Bekleidung waren, hatten sich auf der langen Reise auf den harten Planken durch⸗ gelegen. Die Luft in dem Schiffsraume war wie verpestet, und es ist fast unglaublich, wie menschliche Wesen darin auszuhalten
vern Wir segelten mit der Prise nach Rio Janeiro. Auf der Fahrt starben an den Blattern und Entkräftung 13 und im Hafen noch 12 von den Negern. Eine andere Anzahl starb auf dem Hospital⸗Schiffe „Crescent“. Nachdem der Schiffs⸗ raum der Brigg gereinigt und geraͤuchert war, sendete der Briti⸗ sche Gesandte in Rio Janeiro sie unter Leitung des Steuerman⸗ nes vom „Fawn“ nach der naͤchsten Kolonie (Berbice) zur gericht⸗ lichen Entscheidung. Wir segelten also am 19. Maͤrz mit der Brigg und 180 Regern am Bord dahin ab, mit Medizin und allem Erforderlichen wohl versehen. Aller Sorge und Pflege un⸗ geachtet, starben auf der Fahrt dennoch 20 von den Negern. Die Brigg war mit 510 Negern von Bahia Fort, auf der Kuͤste Ben⸗ guela, abgesegelt, und 13 Tage spaͤter, als sie genommen wurde, hatte sie deren nur noch 375. Der Rest, aus 160 Individuen bestehend, ist in dem jammervollsten Zustande in Neu⸗Amsterdam auf Berbice gelandet. Vier derselben sind noch seitdem gestorben, 29 ins Hospital gebra“ und 127 sind der Sorge des General⸗ Agenten, Herrn G. G. Lowenfeld, uͤbergeben, bis zur Entschei⸗ dung des Admiralitaͤts⸗Gerichts in Georgetown. Der uͤbrige Theil dieser Neger, etwa 200 an der Zahl, befindet sich noch in Rio Janeiro und soll auch nach Neu⸗Amsterdam gebracht werden. Der „Implacable“ von 74 Kanonen ist nach dem Mittel⸗ meere, der „Cornwallis“ von 72 nach China, der „Vernon“ von 50 nach dem Mittelmeere, der „Illustre“ von 72 nach West⸗In⸗ dien abzusegeln bestimmt. Der „Madagascar“ und der „Urgan“ sind bereit, mit Truppen nach Kalkutta abzugehen. 8 Aus Devonshire ist die Nachricht von dem Fallissement ei⸗ nes sehr geachteten Hauses, das in Wollenwaaren Geschaͤfte
machte, hier eingegangen; die Passiva desselben belaufen sich auf
120,000 Pfd. St.
Der Praͤsident der Handels⸗Kammer, Herr Labouchere, ist mit seiner Gemahlin nach Deutschland gereist.
Der bisherige Britische General⸗Konsul in Syrien, Oberst Hodges, der von Konstantinopel hier angekommen ist, wird nur kurze Zeit in London verweilen und sich dann auf seinen neuen Posten nach Hamburg, als Britischer Konsul daselbst, begeben. Die Edinburger Blaͤtter enthalten ausfuͤhrliche Berichte uͤber ein dem gefeierten Romandichter Dickens (Bol) in der Schotti⸗ schen Hauptstadt gegebenes Festmahl. Professor Wilson fuͤhrte den Vorsitz, und in der Lobrede, welche derselbe der schriftstelleri⸗ schen Thaͤtigkeit des Gefeierten hielt, hob er besonders die sitt⸗ liche und patriotische Tendenz seiner Novellen hervor und bemerkte, das menschliche Herz sey eins und dasselbe, es moͤge nun in den Schloͤssern der Koͤnige und des Adels, wohin andere Dichter gern den Schauplatz ihrer Erzaͤhlungen verlegten, oder in den Huͤtten der Armuth und Riedrigkeit schlagen, aus denen Dickens mit Vorliebe seine naturgetreuen Schilderungen zu nehmen pflege. Der Schriftsteller dankte in sehr bescheidenen Worten.
Aus New⸗York hat man Nachrichten bis zum 30. Juni erhalten, welche melden, daß die Diskussion uͤber die Mac Leodsche Sache im Repraͤsentanten⸗Hause von neuem aufgenommen wor⸗ den ist, aber ohne bis jetzt zu einem bestimmten Resultate zu fuͤhren.
In der vereinigten Legislatur von Kanada ist, nach Be⸗ richten aus Kingston vom 24sten v. M., das gegen die Union gestellte Amendement zur Adresse mit 54 gegen 21 Stimmen ver⸗ worfen und die Adresse dann angenommen worden. Kingston und Point Henry sollen stark befestigt werden und die Arbeiten an diesen Fortificationen bald beginnen. Lord Sydenham scheint die Kolonie mit dem hesten Erfolg zu verwalten, und man hofft, daß der Friede daselbst fuͤr die Dauer gesichert seyn wird.
Niederlande. 8 W
Amsterdam, 17. Juli. Der Großfuͤrst Constantin von Rußland, begleitet vom Kaiserlich Ruffischen Gesandten am hiesi⸗ gen Hofe, Baron von Maltitz, und vom Contre-Admiral Luͤtke, ist heute hier eingetroffen.
Dänemark.
Kopenhagen, 16. Juli. Heute Mittag sind Ihre Köͤ⸗ nigl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, so wie Se. Koͤnigl. Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg⸗Strelitz und Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog Gustav von Mecklenburg⸗Schwe⸗ rin, nach Odense abgereist.
Lißt ist hier angekommen. Er sollte gestern Abend in einem Konzert bei Ihren Majestaͤten spielen und wird morgen Abend ein Konzert in dem Koͤniglichen Schauspielhause ohne weitere Un⸗ terstuͤtzung von anderen Kuͤnstlern geben.
Deutsche Bundesstaaten. .“
München, 16. Juli. Gestern Nachmittags wurde von der hiesigen literarischen Gesellschaft der „Zwangslosen“ dem Bildnerfuͤrsten Thorwaldsen ein heiteres Festmahl gegeben, an welchem außer den Mitgliedern der Gesellschaft mehrere hochacht⸗ bare Maͤnner Antheil nahmen. Die Versammlung, nicht uͤber⸗ maͤßig groß, war um so gewaͤhlter, und vereinigte Gelehrte, Kuͤnst⸗ ler, Freunde und Kenner der Kunst in bewegter bunter Mischung, unter ihnen den Koͤniglichen Minister der Finanzen, Grafen von Seinsheim, die Geheimen Raͤthe von Schelling und Walther, den General-Secretair der Akademie der bildenden Kuͤnste von Wagner, Dr. Sulpiz, Boisserée, General⸗Major von Heideck u. A.
Mainz, 13. Juli. (A. Z.) Der gestrige Tag, der Jah⸗ restag der 25jaͤhrigen Vereinigung der Stadt Mainz mit dem Großherzogthum Hessen, ist hier auf eine wuͤrdige und glaͤnzende Weise festlich begangen worden. Am Vorabend wurde dem Re⸗ gierungs⸗Praͤsidenten von Lichtenberg, als dem ersten Verwal⸗ tungs⸗Beamten der Stadt und der Provinz, ein Fackelzug mit Mu⸗ sik⸗Begleitung gebracht. Gestern um 9 Uhr Morgens wurde von dem Bischof ein Hochamt mit Tedeum gehalten, welchem saͤmmt⸗ liche Behoͤrden der Stadt und der Festung beiwohnten. Sodann empfing der besonders hierzu beauftragte Praͤsident von Lichten⸗ berg die Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzog gewidmeten Hul⸗ digungen der verschledenen Koͤrperschaften, deren Vorstaͤnde Adres⸗ sen uͤberreichten und auf die Feier des Tages bezuͤgliche Worte sprachen. Mittags um 1 Uhr vereinigte ein großes Banket in der Fruchthalle etwa 750 Personen; am Abend war daselbst ein Ball veranstaltet, an welchem 3 bis 4000, darunter auch, viele Fremde, Theil nahmen. Der ganze Tag war ein Festtag fuͤr die Stadt und die Umgegend; die Dampfschiffe salutirten bei An⸗ kunft und Abfahrt mit Kanonenschuͤssen, auf den oͤffentlichen Gebaͤuden waren Fahnen mit den Landesfarben angebracht, und alle Schiffe im Rhein hatten ihre Flaggen aufgeogen.
„Wien, 15. Juli. Die „Gesellschaft der Musikfreunde des
1 Oesterreichischen Kaiserstaates“, unter dem Praͤsidium des Herrn
V Fuͤrsten von Lobkowi hierselbst, hat dem General⸗Musik⸗Direktor Ritter Spontini in erlin durch das demselben uͤbersandte Di⸗ plom vom 18. Mai d. J. zu ihrem Ehren⸗Mitgliede ernannt.
Salzburg, 10. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Al⸗ brecht von Preußen traf auf der Reise nach Italien, unter dem Inkognito eines Grafen von Ravensberg, am 7ten d. M. um 7½ Uhr Abends in Salzburg ein, wo Se. Koͤnigl. Hoheit das Absteige⸗Quartier in dem Gasthofe zum „Erzherzog Karl“ nahm und, nach einer kurzen Erholung, noch in derselben Nacht den Geisberg bestieg. Am folgenden Tage wurden die auf dem Mi⸗ chael⸗Platze ausgegrabenen Roͤmischen Mosaik⸗Boden und uͤbrigen Alterthuͤmer, dann die Kavallerie⸗Kaserne und Reitschule in Au⸗ genschein genommen und Nachmittags der Garten von Hellbrunn, dann der Fuͤrstenbrunn am Untersberge und die Militair⸗Schwimm⸗ schule in Leopoldskron besucht. Am 9. Juli wurde eine Exkur⸗ sion nach Berchtesgaden und dem Koͤnigs⸗See gemacht, und am 40ten fruͤh um 3 Uhr setzte Se. Koͤnigl. Hoheit, sehr vergnuͤgt uͤber den Aufenthalt in Salzburg und dessen romantischen Um⸗ gebungen, die Reise uͤber Wildbad⸗Gastein nach Tyrol fort.
Italien.
NMom, 8. Juli. (A. Z.) Portugals kirchliche Angelegen⸗ heiten sind so weit gediehen, daß man ernstlich daran denkt, einen außerordentlichen Gesandten dahin zu schicken, nur scheint man in der Wahl dieses Mannes noch keinen definitiven Beschluß gefaßt zu haben. Es heißt, Mons. Brunelli, ein Mann von ausgebrei⸗ teten Kenntnissen und die rechte Hand des Kardinals Staats⸗ Secretairs, sey zu dieser Mission bestimmt. Fruͤher wurde dem Mons. Capaccini diese Mission zugedacht, gegenwaͤrtig aber, wo sich dem Abschluß des Konkordats im Haag manche Unvorherge⸗ sehene Schwierigkeiten in den Weg stellen, ist dessen Verbleiben dort noch auf laͤngere Zeit nothwendig.
Aus Neapel sind Nachrichten von der Entdeckung eines poli⸗ tischen Komplots eingelaufen, dessen Theilnehmer eine Vereinigung von ganz Italien beabsichtigten; indessen sollen sie ohne allen Ein⸗ fluß und ohne zahlreiche Theilnehmer seyn.
Die Getraide-Aerndte ist hier uͤberall gluͤcklich und segens⸗ reich eingebracht. Dagegen scheint der Olivenbaum wieder wenige Fruͤchte liefern zu wollen. Es ist schon das dritte Jahr, daß diese Frucht mißraͤth, was besonders den Unbemittelten hart trifft,
zer diesen
dessen wahres Lebensbeduͤrfniß das Oel bildet, fuͤr das er gegen⸗ waͤrtig doppelt so viel als in gewoͤhnlichen Jahren zahlt. Der Weinstock scheint immer das Gegentheil von dem Olivenbaum zu thun: so auch jetzt, wo man mit dem Ueberfluß der letzten Jahre nicht weiß wohin und den Wein zu unerhoͤrt billigen Preisen feil bietet. 1
Spanien.
O Madrid, 8. Juli. Ich habe heute noch Einiges aus der gestrigen Sitzung des Kongresses nachzutragen. Der Mini⸗ ster⸗Praͤsident erklaͤrte, daß der Koͤnigin Christine in ihrem Hei⸗ raths⸗Kontrakte ein Wittwen⸗Gehalt von 90,00 70 Neapolitanischen Dukaten, falls sie in Spanien verbliebe, und von 180,000 falls sie im Auslande leben wolle, ausgesetzt worden sey. Einige De⸗ putirte waren der Ansicht, daß diese Summe nicht von der Na⸗ tion zu entrichten sey, sondern auf das Budget des Koͤniglichen Hau⸗ ses fallen muͤsse. Diese Frage ließ man jedoch unentschieden. Herr Pacheco, der muthige Fuͤrsprecher der Koͤnigin Christine, rich⸗ tete darauf an das Ministerium die Frage, ob in Betracht der veraͤnderten Lage der Dinge die Hoffnung vorhanden sey, daß die— jenigen Maͤchte Europa's, welche bei dem Ausbruche des Buͤrger⸗ krieges die Koͤnigin Isabella nicht anerkannt haͤtten, nunmehr da⸗ zu bereit waͤren, und ob die Regierung mit Wuͤrde und Anstand Schritte gethan haͤtte, um Spanien wieder in die Reihe der Eu⸗ ropaͤischen Maͤchte einzufuͤhren, wie so sehr zu wuͤnschen sey. Der Minister⸗P raͤside ut erwiederte darauf Folgendes: „die Re⸗ gierung fuͤhlt, wie wichtig es ist, daß Spanien von allen Maͤch⸗ ten Europas anerkannt werde. Allein sie kann nicht darum bet⸗ teln. Dies ist alles, was ich daruͤber sagen kann.“ Herr Olo⸗ zaga (Spanischer Gesandter am Franzoͤsischen Hofe) fuͤgte hinzu: „Ich glaube, es wuͤrde gut fuͤr uns seyn, wenn wir von allen Maͤchten anerkannt wuͤrden, allein ich glaube nicht, daß es der unabhaͤngigen Spanischen Nation wohl anstehe, Schritte zu thun, um anerkannt zu werden. Es wird der Tag kommen, an dem man uns mit dieser Anerkennung entgegen kommen wird, und es giebt eine Macht, die es gar sehr bereuen duͤrfte, uns nicht fruͤher anerkannt zu haben.“
Grade gestern theilen auch alle hiesigen Blaͤtter einen Ar— tikel aus dem Frankfurter Journal (ich weiß nicht ob aus dem Franzoͤsischen oder aus dem Deutschen) mit, in welchem versichertwird, die Nordischen Maͤchte wuͤrden Spanien naͤchstens anerkennen, um zu verhindern, daß Espartero den Thron Isabellens umstuͤrze, und dadurch das monarchische Prinzip zu retten. Indem ich dahin gestellt seyn lasse, in wiefern das Frankfurter Blatt gut unterrich- tet sey, draͤngt sich, hier wenigstens, doch die Vermuthung auf, daß, wenn jene Maͤchte wirklich durch die Anerkennung der Ko— nigin Isabella die Aufrechthaltung des monarchischen Prinzips in Spanien sichern zu koͤnnen glauben sollten, sie mit jener nicht so lange gezoͤgert haben wuͤrden, bis dieses in der That hier zu einem leeren Klange geworden ist. Denn von der Monarchie ist nichts uͤbrig geblieben, als ein unmuͤndiges Kind, uͤber welches das souveraine Volk einen Regenten gestellt hat, und das es ver⸗ mittelst eines Vormundes seinen weiteren Zwecken gemaͤß zu bear⸗ beiten gesonnen ist.
Man thut dem Regenten Unrecht, wenn man annimmt, daß letzten Rest der Monarchie zu beseitigen trachte. In⸗ dem er aller Vortheile eines Souverains, der keine Aussicht auf Nachkommenschaft hat, genießt, entgeht es seinem richtigen Ge⸗ fuͤhle keineswegs, daß mit dem Hinwegraͤumen jenes letzten Un⸗ terpfandes der einstigen Wiederherstellung dieser, Monarchie, fuͤr ihn selbst auch die Möglichkeit hinwegfallen wuͤrde, sich auf der schwindelnden Hoͤhe, die er erreicht hat, zu behaupten. Wenn auch nicht das uͤbrige Europa, so wuͤrde doch das Spanische Volk ihn von derselben herabstuͤrzen. Das Element zu jeinem militairi⸗ schen Despotismus schwindet durch die eingetretene Waffenruhe aus seinen Haͤnden, und eine unter ihrem wahren Namen als Republik verkuͤndete Stuatsform liegt den Ansichten der hier demzumal herrschenden Partei fern. Was sie will, ist die Repu⸗ blik dem Wesen nach, mit dem vorgeklebten Glanztitel der Mo⸗ narchie. Die Moͤglichkeit einer solchen vor Europa darzustellen, ist ihr Triumph. Damit dieser vervollstaͤndigt werde, fehlt ihnen nur das Siegel der Legitimitaͤt, welches die bisher widerstrebenden Maͤchte einem solchen ö vermittelst foͤrmlicher Anerkennung aufdruͤcken wuͤrden. Nichts koͤnnte ihnen schmeichelhafter seyn, nichts sie mehr in der Ueberzeugung von der Rechtmäͤßigkeit ihres Treibens bestaͤrken, als wenn gerade jetzt, nach Ausfuͤhrung der „glorreichen Erhebung“ vom September, Vertreter der Nor⸗ dischen Maͤchte hier eintraͤfen, um demselben Don Evaristo San Miguel, der 1823 die Gesandten eben dieser Kabinette von hier vertrieb, als Kriegs⸗Minister die Hand zu reichen, und sich vor dem der Koͤnigin zur Seite gestellten Herrn Arguelles, dem Schoͤpfer der Konstitution von 1812, zu verbeugen.
Indessen zeigen die oben angefuͤhrten Worte des Minister⸗
nung der Tuͤrken hat dieser Tage auch hier stattgefunden.
eingetroffen.
Praͤsidenten selbst, daß er erwartet, man werde ihm mit der An⸗ erkennung entgegen kommen, und dies fuͤhrt mich auf einige 888 sachen, die zu offenkundig sind, um hier nicht besprochen . en zu koͤnnen. Als noch der Buͤrgerkrieg in hellen Flammen loderte, und die Wagschale sich zu Gunsten des Praͤtendenten neigen zu koͤnnen schien, fand das Englische Kabinet es fuͤr angemessen, durch die bekannte Mission des Herrn Zea Bermudez auf die Nordischen Maͤchte einzuwirken zu versuchen, um durch ihr Hin⸗ zutreten die schwankende Schale auf die Seite der Koͤnigin Isa⸗ bella hinuͤberzuziehen. Nachdem aber durch die Entfernung des Praͤtendenten aus der Halbinsel, der konstitutionelle Thron Isabella's eine festere Grundlage erlangt hatte, aͤnderte die hiesige Englische Diplomatie ihre Sprache. Es wurde dem Spa⸗ nischen Kabinette der Rath ertheilt, keine weiteren Schritte zur Erlangung der Anerkennung zu thun. Der sehr natuͤrliche Gedanke, daß durch die Gegenwart von Vertretern großer Maͤchte der ausschließende Einfluͤß einer einzigen gar sehr beein⸗ traͤchtigt werden moͤchte, lag jenen Rathschlaͤgen zu Grunde, und diese mußten um so eher Eingang finden, da die Machthaber des Tages Augenzeuge der Begebenheiten von 1820 bis 4823 ge⸗ wesen waren. Die Behauptung, es sey fuͤr Spanien wuͤnschens⸗ werth, durch allgemeine Anerkennung wieder in die Mitte der
Europaͤischen Maͤchte eingefuͤhrt zu werden, galt damals so sehr
fuͤr ein Verbrechen, daß selbst Herr Perez de Ca stro aller
. 9 * 9 0 Wahrheit zum Trotze die dem Herrn Zea Bermudez uͤbertragene
Mission abzuleugnen suchte. die veenasgegenrin fuͤhlte das Beduͤrfniß⸗ sich mit Europa auszusoͤhnen, und sich der ausschließlichen Vormundschaft zu entledigen, unter welche zwei Maͤchte wechselseitig dieses Land gestellt hatten. Vielleicht hoffte sie durch die Einwirkung neuer, unbefangner, die Interessen und bewaͤhrten Prinzipien großer Maͤchte vertretender Rathgeber der sozialen Revolution Spaniens, einen Damm entgegenstellen zu koͤnnen; zum wenigsten hat die Boraussetzung, daß sie diese Hoffnung hege, gar sehr dazu beige⸗ tragen, ihre Entsetzung von der Regentschaft als nothwendig er⸗ scheinen zu lassen. Ein Versuch, den sie noch in Barcelona machte, sich die Theilnahme jener Kabinette zu erwerben, mißlang, und beschleunigte, da er nicht geheim blieb, den Ausbruch der Be⸗ wegung unter dem Vorwande der bedrohten National⸗Unabhaͤn⸗ igkeit. 88 Sobald Marie Christine die Halbinsel verlassen hatte, wurde der neuen Regentschaft versichert, es beduͤrfe nur eines Wortes von Seiten der Englischen Diplomatie, um Spanien die Aner⸗ kennung aller Europaͤischen Maͤchte zu verschaffen. Vermuthlich wurden einige Sylben dieses Wortes gesprochen, denn der dama⸗ lige Minister⸗Praͤsident, Herr Ferrer, erklaͤrte mehreren Mitgliedern des hiesigen diplomatischen Corps und anderen Personen, er habe die Zusicherung erhalten, daß die Nordischen Maͤchte nunmehr, da Ordnung und Ruhe in Spanien hergestellt waͤren, die Koͤni⸗ gin Isabella anerkennen wuͤrden. 5
Wie dem nun auch seyn moͤge, so kann die offne Ankuͤndi⸗ ung, daß die Anerkennung gerade die Rettung des monarchischen Prigzips zum Zweck haben solle, nur dazu beitragen, die hiesigen Patrioten mit Mißtrauen zu erfuͤllen, wie sich schon aus den Aeußerun⸗ gen des Minister⸗Praͤsidenten und Olozaga's, noch mehr aber aus einer Stelle des heute erschienenen „Eco del Comercio“, des Organs der herrschenden Partei, ergiebt.) Die moderirte Partei endlich wird durch den bloßen Gedanken an eine solche jetzt etwa erfolgende Anerkennung wahrhaft empoͤrt, und zwar aus dem Grunde, weil ein so wuͤnschenswerthes Ereigniß nicht herbeigefuͤhrt wurde, als sie das Ruder fuͤhrte. 8
Belgrad, 5. Juli. (A. Z.) Die Maßregel der Entwaff⸗ Der Pascha fand sich dazu veranlaßt durch einen Todtschlag, den ein Tuͤrke im oͤffentlichen Kaffeehause an zwei Serbischen Christen beging. Ein Streit uͤber Religion und Politik gab zu dieser un⸗ gluͤcklichen That Anlaß. Der Pascha scheint uͤbrigens durch In⸗ structionen aus Konstantinopel zur Entwaffnung der Tuͤrkischen Bevoͤlkerung Auftrag erhalten, und begierig auf eine Gelegenheit ewartet zu haben, diesen Befehl in Vollzug zu bringen. Das Verbot gegen das Tragen der Waffen ist nun kundgemacht und wird ohne Zweifel streng aufrecht erhalten werden. Von sehr unterrichteter Hand erfahre ich, daß unsere Festung binnen kur⸗ zem eine verstaͤrkte Garnison erhalten soll. Zu gleicher Zeit bemerkt man eine ungewoͤhnliche Thaͤtigkeit an den Befestigungs⸗Arbeiten: man hat in dieser Woche auf drei Seiten Reparaturen und zu⸗ leich die Ausfuͤhrung neuer Fortificationen begonnen. — Es be⸗ sinden sich gegenwaͤrtig in Serbien zwei Russen, welche geschicht⸗ liche Daten zur Verfassung einer Geschichte dieser Laͤnder sam— meln. Sie waren unlaͤngst auch in Montenegro. Es scheint, daß ihre Naͤhe von Seiten der Tuͤrkischen Behoͤrden mit eini— gem Mißtrauen angesehen und ihr Benehmen aͤngstlich beobachtet werde. Ueber die Unruhen von Koluba und ihre Motive ist noch wenig bekannt geworden; die Untersuchung hat zwar begonnen, scheint aber noch keine Resultate geliefert zu haben. Der Oheim des Fuͤrsten befindet sich noch in strengem Gewahrsam. — Mi⸗ losch wird vorerst schwerlich nach Wien gehen. Er scheint noch immer an unsere Graͤnzen gekettet zu seyn und Hoffnungen zu he⸗ gen, an deren Verwirklichung man auch in Serbien allgemein glaubt.
Ep
Imuun
* Salzbrunn, 17. Juli. Was wir hoffen durften, ist Die Zahl unserer Gaͤste vermehrt sich fortwaͤhrend auf das ansehnlichste; schon zaͤhlt unsere Liste uͤber 900 Nummern, so daß auch die meisten der den Mineralquellen entfernten Woh⸗ nungen besetzt worden. Außer den Hoͤchsten Herrschaften von Mecklenburg⸗Strelitz und Sr. Durchlaucht dem Prinzen Friedrich von Hessen⸗Kassel haben sich nun auch eine Menge Personen aus den hoͤheren Staͤnden und Verhaͤltnissen des In⸗ wie des Aus⸗ landes eingefunden. Unter vielen Andern der General⸗Lieutenant und kommandirende General des 1sten Armee⸗Corps Herr von Wrangel aus Koͤnigsberg, der General⸗Lieutenant Herr von Sohr
Eco del Comercio vom 8ten. „Wir sind durchaus der An⸗ sicht des Herrn Olozaga in dieser Frage; und moͤgen die Nachrich⸗ ten/ welche wir heute in Deutschen Zeitungen uͤber das Geruͤcht, daß die Nordischen Maͤchte nicht anstehen werden, die Regierungen der Halbinsel anzuerkennen, wahr seyen oder nicht, wir glauben, wir ha⸗ ben keine so große Eile mit dieser Anerkennung, daß wir die demü⸗ thigende Initiative nehmen muͤßten, um sie zu verlangen. Laßt uns die constitutionelle Regierung befestigen u. s. w. und mit Ruhe abwarten, daß die feindlichen oder gleichguͤltig gesinnten Rationen die Vortheile einsehen lernen, die aus der Wiederanknuͤpfung freundschaftlicher Verhaͤltnisse mit Spanien entspringen.“
rgard, der Kaiserlich Russische Genexal⸗Lieutenant Herr von Berg, die Kaiserlich Russischen Staatsraͤthe Herr von Kru⸗ senstern und Herr von Buͤtzow, der Kaiserlich Oesterreichische Praͤsident des Appellations⸗Gerichts zu Lemberg, Herr von Enzen⸗ dorffer, ferner der Praͤsident Herr von Rohr aus Verlin. Der Erb⸗Land⸗Marschall von Mecklenburg⸗Schwerin, Herr Reichs⸗ Baron von Maltzan, der Kammerherr, Graf von Wartensleben aus Prag, der General Herr von Borrwitz u. s. w. „Die Ge⸗ nerale Herr von Below aus Berlin und Herr von Froͤhlich aus Stettin treffen in diesen Tagen ein. Da⸗ taͤglich uͤber 900 Per⸗ sonen die Kur gebrauchen, so entwickelt sich um unsern Oberbrun⸗ nen ein Leben und Wogen, ein Draͤngen und Treiben, welches zu beobachten von groͤßtem Interesse ist, so daß Durchreisende, deren nun auch recht viele eintreffen, sich an die Welt⸗Mineral⸗ quellen Karlsbads versetzt glauben. Auch das gesellschaftliche Le⸗ ben entfaltet sich immer mehr, der schoͤne Kursaal ist oft erleuchtet, und außerdem gewaͤhrt das Theater d. 9 die Butenopsche Ge⸗ sellschaft seinen Freunden heitere Genüuͤsse, wozu namentlich auch reisende Kuͤnstler das Ihrige beitragen. d Wie schoͤn unsere Umgebungen sind, wie angenehm unsere Promenaden, wie uͤberhaupt der ganze hiesige Aufenthalt Leiden⸗ den Erhebung und Genesung zu verschaffen geneigt ist, sagen uns taͤglich unsere Gaͤste, namentlich solche, die aus weiter Ferne zu uns kommen, aus Laͤndern, die ein weniger milder Himmel be⸗ deckt, unter denen ein gebildeter junger Norweger nicht zu ver⸗ gessen ist. Doch nicht allein der Fremden⸗Besuch weist den Ruf unserer Mineralwaͤsser nach, sondern auch die Versendung, welche sich alljaͤhrlich weiter verbreitet, und wenn man in Bath an der Atlantischen Kuͤste nachgebildeten Salzbrunn trinkt, findet man am schwarzen Meere zu Odessa unsere Original-Brunnen. Der Gesundheits-Zustand ist in unserem ganzen Thale, wie immer, ausgezeichnet gut, vor allen unter den Fremden, obwohl deren weit uͤber 2000 Personen, Herrschaft mit Dienerschaft ein⸗ gerechnet, anwesend sind, denn nach Versicherung der Aerzte ist Niemand, das mitgebrachte Leiden abgerechnet, bedeutend erkrankt.
— — Aachen, 14. Juli. Wenn die drohende Gestaltung der politischen Verhaͤltnisse vor mehreren Monaten auf den en gros Handel der Tuchwaaren einen so schaͤdlichen Einfluß aus⸗ uͤbte, daß die Fabriken bedeutend eingeschraͤnkt werden mußten, so sind dagegen in Folge der strengen Kaͤlte des vorigen Winters die Lager der Detailhaͤndler ziemlich gelichtet worden, und es stand daher zu erwarten, daß mit dem wiederkehrenden Vertrauen zu friedlichen Zustaͤnden starke Nachfrage nach Tuch eintreten wuͤrde, wie dies denn auch der Schwung, den die Fabriken seit 6 bis 8 Wochen hier wie in Burtscheid, Eupen und Montjoije genommen, als wirklich erfolgt bekundet. Eine so rege Thaͤtigkeit, wie in fruͤheren Jahren, laͤßt sich allerdings zur jetzigen Epoche noch nicht wahrnehmen, und mehrere große Fabriken arbeiten noch immer nicht mit ihrer ganzen Kraft, was wohl darin seinen Grund haben mag, daß die Faͤbrikanten den Vorrath, den der schlechte Fruͤhjahrs⸗Verkauf liegen gelassen, fuͤr den erwarteten guten Ab⸗ satz auf dem Herbst genuͤgend erachten, auch ohne ihm durch star⸗ kes Arbeiten reicheren Zuüͤfluß zu geben. Die hoͤheren Wollpreise der diesjaͤhrigen inlaͤndischen Maͤrkte sind nicht geeignet. diesem Berhaͤltnisse eine baldige Wendung zu geben; denn die große Kon⸗ kurrenz und die Schwierigkeit, bessere Preise zu erhalten, machen es dem Fabrikanten nicht leicht, seine Wolle theuer bezahlen zu koͤnnen, und er wird sich daher so lang als moͤglich in Hoffnung auf ein Weichen der Wollpreise vor starken Einkaͤufen wahren, was natuͤrlich auch mit Beschraͤnkung der Production verknuͤpft zu seyn pflegt. 8
Wenn der in naher Aussicht liegende Anschluß des Herzog⸗ thums Braunschweig an den Zoll⸗Verein die Leder-Fabrikanten des Kreises Malmedy mit gerechten Hoffnungen erfuͤllt, so sind sie auf der anderen Seite durch die, wie behauptet wird, von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige der Niederlande bei Ihrer Anwesenheit in Luxemburgdem dortigen Handelsstande eroͤffneten Aussichten auf den wahrscheinlichen Beitritt dieses Großherzogthums zum Zoll⸗Verein vonneuen Besorgnissen ergriffen worden, indem ihnen von dieser Seite eine gefaͤhrliche Konkurrenz drohen wuͤrde.
8 — — Köln, 17. Juli. Die fruͤher erwaͤhnte Schlepp⸗ schifffahrts-Gesellschaft hat nunmehr zu guͤnstigen Bedingungen ein Schleppboot und vier eiserne Lichterkaͤhne in Verding gegeben, und soll der Dienst mit diesen Probeschiffen noch in diesem Jahre beginnen. Um die von diesem Unternehmen gefuͤrchteten nach⸗ theiligen Folgen zu beseitigen, beabsichtigt dagegen Mannheim, ei⸗ nen Dampfschifffahrts⸗Dienst bloß zum Fortschaffen der Waaren einzurichten.
Das Kollegium des hiesigen Ober⸗Landesgerichts hat durch das in Folge einer Lungen⸗Entzuͤndung am 6ten d. M. erfolgte schnelle Ableben des Ober⸗Landesgerichts⸗Rathes Roͤscher einen großen Ver⸗ lust erlitten. — Er gehoͤrte uns seit der Organisation des Ober⸗Lan⸗ desgerichts an und stand in demselben den wichtigsten Geschaͤften mit den guͤnstigsten Erfolgen vor. Seine vielseitigen Kenntnisse, sein un⸗ uͤbertrefflicher Fleiß, die Gediegenheit seines Charakters, bei edler Ge⸗ sinnung und mildem und freundlichem Wesen, hatten ihm unsere hoͤchste Achtung und Liebe zugewendet. Sein fruͤhzeitiges Dahinscheiden wird im ganzen Departement viel betrauert. ’ Mit tief bekuͤmmertem Herzen begleiteten wir gestern seine Leiche, in zahlreichem Gefolge seiner Freunde und Bekannten, zur letzten Ruhestaͤtte. Sein Andenken wird unausloͤschlich in uns fortleben! Posen, den 9. Juli 1841. 8 Die Mitglieder des Koͤniglichen Ober-⸗Landesgerichts. 818
von Frankenberg. 1
Der Pauperismus und die neuesten Systeme, ihm
zu steuern.
Nationaler Unterschied in der Behandlung der Frage.
Fourrier. — Buret. — Dégérando. 8 (Vergl. Staats⸗Ztg. No. 196 und No. 199.) De Gérando de la bienfaisance publique 4 vol. Paris chez Renouard 41839.
Buret, de la misère des classes lahorieuses en Angleterre
et en France, 2 vol. Paris et Leipz., chez Renouard,
4842. 6 Kritische Darstellung der Sozial⸗Theorie Fourrier's
ö111 Herausgegeben durch Dr. Gustav
Bacherer. Braunschweig b. Meyer 1840.
Diese Verschiedenheit der oͤffentlichen Zustaͤnde, der Gesetze und Sitten in England, Frankreich und Deutschland spiegelt sich auch natuͤrlich in den Werken der Schriftsteller ab, welche die Fuage des Pauperismus behandeln. Die deutschen Schriften uͤber diesen Gegenstand fassen vorzugsweise den philanthropischen
und polizeilichen Standpunkt ins Auge und eroͤrtern, von diesem
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aus, die Ursachen der bestehenden Armuths⸗Verhaͤltnisse und die Mittel der Abhuͤlfe mit gewohnter Gruͤndlichkeit; auch an Vor⸗ schlaͤgen zu eingreifenden Reformen des gesammten Gewerbewe⸗ sens; zu freierer Gestaltung der Industrie und des Handels fehlt es nicht; allein diese Fragen sind bei uns doch noch zu sehr mit administrativen und sogar mit privatrechtlichen Ruͤcksichten verwach⸗ sen, um unter einem umfassenderen, sozialen oder national⸗bkonomi⸗ schen Gesichtspunkte betrachtet zu werden.
In England, wo die entschiedene Richtung des gesammten Natio⸗ nallebens auf Handelsmacht und Reichthum jede andere Ruͤcksicht in den Hintergrund draͤngt, wird auch die Frage des Pauperismus mei⸗ stentheils als eine secundaire behandelt, als eine solche, deren Losung nur auf der Grundlage des einmal angenommenen und bewaͤhrten politi⸗ schen und staatswirthschaftlichen Systems erfolgen duͤrfe. Wie könnte auch von einer sozialen Reform im Großen die Rede seyn, da, wo die Vorrechte des großen Grundbesitzers, wo mannichfache Handelsmonopole im Innern wie gegen das Ausland noch in ih⸗ rer ganzen Schroffheit festgehalten werden? In England wird die Armuth als eine unvermeidliche Begleiterin des Reichthums angesehen, deren Uebelstaͤnde man zwar durch alle Mittel und mit den betraͤchtlichsten Opfern zu lindern und zu verringern suchen muͤsse, welche aber gaͤnzlich zu verbannen, etwa auf dem Wege durchgreifender, politischer und staatswirthschaftlicher Reformen, nicht moͤglich sey, ohne gleichzeitig die Verfassung und den Wohl⸗ stand des Staaͤtes zu erschuͤttern? Daher sind die neueren Er⸗ scheinungen solcher Reformversuche, — wozu wir die Bemuͤhun⸗ gen Broughams fuͤr allgemeinere Verbreitung nuͤtzlicher Kennt⸗ nisse und politischer Einsichten unter den aͤrmern Klassen, — die verschiedenen sozialistischen und chartistischen Bewegungen, ganz vorzuͤglich aber das von Owen aufgestellte und praktisch durchge⸗ fuͤhrte System rechnen — alle diese Erscheinungen, sagen wir, sind vielleicht als ein entscheidender Wendepunkt in dem Englischen Staatsleben zu betrachten, als ein Symptom, daß das Prinzip, auf welchem bisher die Groͤße und Macht der Englischen Nation ruhte, den ihn von der Natur vorgezeichneten Kreis durchlaufen hat und einer Erweiterung oder Erneuerung bedarf.
In Frankreich endlich, wo man gewohnt ist, mit den Elemen⸗ ten der Gesellschaft freier zu schalten, hat man auch die Frage des Pauperismus meistentheils sogleich zu einer sozialen Prinzip⸗Frage erhoben, sie mit der Frage einer Regeneration der Gesellschaft, ei⸗ ner Reform der Guͤter- und Verkehrsverhaͤltnisse in Verbindung gebracht. Das allgemeine Schlagwort fuͤr dergleichen Versuche ist der Ausdruck: Organisation der Arbeit. Auch in den drei Werken, deren Titel wir an die Spitze dieser Betrachtungen ge⸗ stellt haben, bildet die Idee einer Organisation der Arbeit den Ausgangs⸗ und Zielpunkt aller Untersuchungen. Wir glauben da⸗ her diese nicht besser wuͤrdigen zu konnen, als wenn wir mit ei⸗ ner Analyse jener Idee beginnen. 1 “
Die gemeinsame Vorstellung, welche diese Schriftsteller mit dem Ausdruck: Organisation der Arbeit, verbinden, scheint uns die einer moͤglichst harmonischen, möglichst leichten und moͤglichst befriedigten Entwicklung aller Theile der Gesellschaft zu seyn, ohngefaͤhr so, wie im menschlichen Organismus der gleichmaͤßige und leichte Kreislauf aller Saͤfte Leben und Gesundheit erzeugt. Wie nahe diese Frage der Organisation der Arbeit mit der Frage des Pauperismus verwandt sey, bedarf keines Nachweises, daher es denn auch nicht uͤberraschen kann, daß dieselbe zuerst von die: ser Seite angeregt worden ist, waͤhrend die national⸗bkonomischen Systeme, welche die Guͤter⸗ und Arbeitsverhaͤltnisse nur in ih⸗ ren Wirkungen auf den National-Reichthum ins Auge fassen, sich wenig oder gar nicht auf Untersuchungen jener Art eingelas⸗ sen haben.
Die angeregte Frage stellt sich uͤbrigens unter einem zweifa⸗ chen Gesichtspunkte dar, unter einem rechtlichen und einem so⸗ zialen. Der rechtliche Standpunkt wird von den drei genannten Schriftstellern mit vollkommener Uebereinstimmung und mit glei⸗ cher Waͤrme vertreten; alle drei erheben sich voll edlen Eifers gegen jede Art von Ungleichheit, welche durch Ungerechtigkeit, durch kuͤnstliche Bevorzugung des einen Theils, durch Privilegien und Monopole, welchen Namen sie auch fuͤhren moͤgen, durch Gewalt, List und Betrug herbeigefuͤhrt wird; alle drei betrachten als die einzig rechte, als die nothwendigste Grundlage der industriellen Entwicklung die natuͤrliche Freiheit des Einzelnen und sein Recht auf ungehemmten Erwerb und Besitz, ein Recht, was ihm durch keinen feudalen Frohn-⸗Zwang, durch keine ausschließenden Zunft⸗ Gerechtsame, Handels⸗Privilegien oder Staats⸗Monopole verkuͤm⸗ mert werden duͤrfe. Aber, wie wir es schon oben ausgesproche
6 qee. 8 gesp ochen haben, auch die natuͤrliche Freiheit, auch der Fortschritt erzeugt Ungleichheiten und Uebelstaͤnde mancher Art; und diese ins Auge fassend, stellt sich die Frage anders, als bei der Bekaͤmpfung der unnatuͤrlichen und rechtlosen Ungleichheit; hier gilt es die Entschei⸗ dung, ob auch die natuͤrliche Freiheit und das auf sie gegruͤndete Recht hoͤheren Ruͤcksichten weichen muͤsse, — mit andern Worten ob die Organisation der Arbeit und die Verbesserung des gesell⸗ schaftlichen Zustandes von außer her, durch eine kuͤnstliche, berech⸗ nete, systematische Gestaltung der soziglen Verhaͤltnisse, oder von innen mit den eigenen Mitteln der natuͤrlichen Freiheit zu Stande komme. Unsere drei Schriftsteller repraͤsentiren drei verschiedene Standpunkte der Entscheidung dieser Frage; den Standpunkt ei⸗ ner systematischen und totalen Sozial⸗Reform; den Standpunkt einer bloßen Reform oder Vervollstaͤndigung der Gesetzgehung berechnet auf die Ausgleichung der Ungleichheiten in den Guͤters Verhaͤltnissen; endlich den Standpunkt der natmuͤrlichen Freiheit, der Selbstorganisation der Industrie unter der bloß schüͤtzenden und foͤrdernden Einwirkung moralischer Einfluͤsse.
Wir beginnen mit dem ersten dieser Standpunkte, weil er der extremste ist, weil er, unter allen Vorschlaͤgen zur Organisa⸗ tion der Arbeit, — wenn wir die Systeme dee; welche voͤllige Guͤter⸗Gemeinschaft und voͤllige Abhaͤngigkeit der Eingebor⸗ nen von der Leitung einer obersten Central⸗Gewalt einfuͤhren wol⸗ len, — wie z. B. der St. Simonismus, — am konsequentesten das Prinzip einer moͤglichst allgemeinen und moͤglichst gleichen Gluͤckseligkeit aller Mitglieder der Gesellschaft durchfuͤhrte. Die Sozial⸗Theorie Fourrier's, welche uns hier von einem ihrer Anhaͤn⸗ ger in einer zwar kurzen aber klaren und tiefeindringenden Dar⸗ stellung geboten wird, faßt die Idee der Organisation der Arbeit unter zwei Gesichtspunkten auf, einmal in Bezug auf die Thaͤtig⸗ keit und den Erwerbfleiß der Einzelnen selbst; und zweitens, in Bezug auf den Genuß des Erworbenen. In ersterer Hinsicht stellt Fourrier als obersten Zweck einer vernuͤnftigen Einrichtung der Gesellschaft auf: Erweckung des Thaͤtigkeits⸗Triebes und Ver⸗ bannung der vorherrschenden Abneigung gegen die Arbeit; als die wirksamsten Mittel aber, um diesen Zweck zu erreichen, erstens, die freie Wahl der Arbeit, zweitens den Wechsel derselben, drittens, das Arbeiten in Gemeinschaft mit Personen gleichen Ge⸗ Diesen drei Bedingungen einer
schmacks und gleicher Gesinnung. n àng Anregung und Belebung des Arbeits⸗Fleites soll 1 Felasr oder die nach Fourrier's Grundsaͤtßen exrichtete cht 88 w. 9 schaft entsprechen. Eine solche Phalanr, aus 8. — 8 I
1500 und nicht mehr als 2000 Personen bestehend, und in einer