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seyn, diese Instructionen abzuwarten, wenn er vor dem Courier in Toulouse eintreffen sollte. In diesen Depeschen soll zugleich eine Ordonnanz wegen Zusammenberufung der National⸗Garde fuͤr den ersten des naͤchsten Monats enthalten seyn, mit der Auf⸗ forderung an dieselbe, jetzt auseinanderzugehen, da sie auf eine ungesetzliche Weise e ⸗e worden. Auch, heißt es ferner, habe Herr Duval den Befehl, einstweilen nichts gegen den Munizipal⸗Rath zu verfuͤgen, ehe nicht Verstaͤrkungen ein⸗ getroffen. Die Zahl der nach das Departement der obern Ga⸗ ronne beorderten Truppen soll sich auf mehr als 15,000 Mann belaufen, was mit der Garnison von Toulouse ein Corps von 25,000 Mann ergeben wuͤrde. Man versichert, daß vorzuͤglich die telegraphischen Depeschen, welche dem Ministerium nach der An⸗ abe des Herrn Plongoulm nach dessen Entfernung zugegangen sind, den ersten Entschluß des Ministeriums modifizirt haben. Herr Plongoulm soll darin die Befuͤrchtung ausgesprochen haben, daß auch in andern, hoͤchst aufgeregten Staͤdten leicht Unruhen ausbrechen koͤnnten, wenn man die Strenge zu weit treiben wollte. Die Nachricht von der Abreise Herrn Plongoulm's soll das Mi⸗ nisterium hoͤchst unangenehm affizirt haben, und es soll sogar der Antrag gemacht worden seyn, ihn zu ersetzen. Es wird behaup⸗ tet, der Herzog von Orleans habe sich erboten, nach Toulouse zu gehen, aber sein Anerbieten sey abgelehnt worden; indeß ist man der Ansicht, daß der Kronprinz nach Wiederherstellung der Ruhe sich nach Toulouse begeben und das Geschaͤft des Vermittlers uͤbernehmen werde. 8
Der Moniteur Parisien meldet, daß Herr Bocher, Praͤ⸗ fekt des Departements du Gers Befehl erhalten erhalten hat, sich nach Toulouse zu begeben, um dort die Leitung der Verwaltung bis zur Ankunft von Herrn M. Duval zu uͤbernehmen.
Die Unruhen in Toulouse und der Haltung welche die Opposi⸗ tions⸗Blaͤtter dabei beobachtet haben, veranlassen das Journal des Débats zu folgenden Bemerkungen: „Es wuͤrde dem Aufruhr von Toulouse etwasgefehlt haben, wenn die parlamentarische Opposition ihn nicht un⸗ter ihren Schutz genommen haͤtte. Es scheint, daß je ern⸗ ster ein Aufruhr ist, er desto achtbarer in den Augen der Opposition erscheint. In den ersten Augenblicken tadelte sie die Unordnung aber jetzt werden schon die Unruhestifter weniger hart angelassen, und sicherlich traͤgt die Regierung die meiste Schuld. So macht es die Opposition immer; sie verlaͤugnet den Aufruhr, und am Ende entschuldigt sie ihn doch. Immer ist sie damit beschaͤftigt, das Unrecht derjenigen, welche mit bewaffneter Hand angreifen, von dem vermeintlichen Unrechte der Regierung zu unterscheiden, und dieser wird natuͤrlich immer der groͤßte Antheil zugesprochen. Die Maͤnner der Linken, die Frankreich acht Monate beherrscht haben, begreifen noch nicht, daß ein Angriff mit bewaffneter Hand immer ein Verbrechen ist, daß Gewaltthaten nicht zu entschuldi⸗ gen sind, und daß dem öffentlichen Tumulte und Aufruhr gegen⸗ üͤber es nur eine gesetzliche Opposition giebt, die, welche die Ge⸗ setze und die Gesellschaft vertheidigt.“
Der Koͤnig besuchte gestern, begleitet von der Koͤniglichen Familie, mit Ausnahme jedoch des Herzogs von Orleans, vom Marschall Soult, vom Befestigungs⸗Ausschusse und einem ziem⸗ lich zahlreichen Generalstabe, die Befestigungslinie im Norden von Paris von unterhalb Batignolles an, bis Romainville und nahm den Weg uͤber Saint Denis zuruͤck.
Die Arbeiten am Fort von Romaniville haben begonnen. Es sind 2000 Soldaten nebst vielen Civit⸗Arbeitern bei demsel⸗ ben beschaͤftigt. Auch am Fort von Issy wird eifrig gearbeitet. Von den 14 Forts, welche die Hauptstadt schuͤtzen sollen, sind also 12 jetzt in der Ausfuͤhrung begriffen. Die Arbeiter, die an dieselben beschaͤftigt sind, betragen 18,000, wäaͤhrend an der Ring⸗ mauer, freilich nach der Angabe eines Blattes, das das groͤßte Interesse hat, die Sache so darzustellen, nur 4000 Arbeiter be⸗ schaͤftigt sind. 1 1
Dem „Courrier Frangais“ zufolge, bilden folgende Personen das Comité zur Unterstuͤtzung der Christen im Orient: Lafitte, Arago, Barrot, Mauguin, der Admiral Lalande, Bastide (Redac⸗ teur des „National“), Leon Faucher (vom „Courrier“), Lesseps (vom „Commerce“), von Montrol (vom „Temps“), Genoude und Lourdrueix (von der „Gazette de France“) und Vicomte Walsh (von der „Mode“). Praͤsident soll Herr von Chateaubriand wer⸗ den und man hofft, daß auch Marschall Clausel sich anschließen wird.
Die Regierung hat jetzt vom General Bugeaud einen aus⸗ fuͤhrlichen Bericht uͤber die Operationen des vergangenen Mo⸗ nats, datirt aus Mostaganem vom 28. Juni, so wie eine andere des General Negrier aus Konstantine vom 27. Juni erhalten. Als nicht unbedeutendes Resultat der Unternehmungen des letztern erscheint der Sturz der beiden bedeutendsten Bundesgenossen Abdel⸗Kaders in der Provinz Kostantine, naͤmlich Hadschi Mo⸗ hammed's und Farat⸗ben⸗Said's.
Großbritanien und Irland. London, 17. Juli. Von gestern bis heute sind wieder die Ergebnisse von 5 Wahlen bekannt geworden, wovon 2 zu Gun⸗ sten der Liberalen und 3 zu Gunsten der Tories ausgefallen sind. Die Majoritaͤt der Letzteren ist daher seit gestern noch um eine Stimme gestiegen und betraͤgt jetzt 81; es sind naͤmlich nunmehr 281 Liäberale und 362 Tories gewaͤhlt. Ruͤckstaͤndig bleiben noch 15 Wahlen, denn gestern waren nur noch 20 im Ruͤckstande, nicht 21, wie die „Morning Chronicle“ irrigerweise angab. Von diesen 15 kommen 14 auf Irland und 1 auf Schottland. Im vorigen Parlamente waren 10 unter den noch zu besetzenden 15 Stellen von Liberalen eingenommen; wenn ihnen also die Tory⸗ Partei auch nicht hiervon noch ein paar Sitze abgewinnt, so wuͤrde sie im neuen Parlament 367 und die liderale Partei 291 Mitglieder zaͤhlen, erstere also wenigstens eine Majoritaͤt von 76 Stimmen haben.
Zwei Siege in England, auf welche die Tories sich fortwaͤh⸗ rend viel zu Gute thun, sind die, welche in dem West⸗Bezirk von Yorkshire und in Nord⸗Northumberland hire gegen Lord Morpeth und Lord Howick errungen worden. Indessen raͤumt die Times dem Ersteren ein, daß er ein edler Feind sey, und nennt die von ibm gehaltene Rede vortrefflich und liebenswuͤrdig, wogegen sie Lord Howicks Benehmen auf dem Wahlgeruͤst nach der Erkla⸗ rung, daß er durchgefallen sey, mit dem letzten Zischen einer ster⸗ benden Klapperschlange vergleicht.
Aus allen Theilen Irlands werden Wahl⸗Tumulte gemeldet,
In Clare gab der Einzug des Toryistischen Kandidaten, Herrn Bandeleur, Veranlassung zu den heftigsten Auftritten. Mehrere seiner Begleiter wurden von den Pferden gerissen und die herren⸗ losen Pferde mitten unter die Menge losgelassen; Herr Vande⸗ leur selbst wurde durch einen Steinwurf im Gesichte beschaͤdigt. Bei der Wahl der Grafschaft Carlow, wo O' Connell, obgleich pereits in Meath gewaͤhlt, als Kandidat auftrat und ebenfalls gewaͤhlt wurde, sammelte sich ein solcher Haufen Volkes, daß die Pehörden die Aufruhr⸗Akte verlesen mußten und Kavallerie und Artillerie in Bereitschaft hielten. Auch in Clonmel, wo die Wahl 2 fhir die Grafschaft Tipperary gehalten wird, mußte das Militair *
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am 12ten zum Schutze der bedrohten Toryistischen Kandidaten einschreiten, welchen Letzteren es indeß auch am folgenden Tage noch nicht gelungen war, ihren Einzug in die Stadt zu halten.
Die Reaction, welche zu Gunsten der Tory⸗Partei im Lande stattgefunden hat, wird nun von den ministeriellen Blaͤttern in keiner Weise mehr in Abrede gestellt, indeß troͤstet sich der Globe noch immer damit, daß dieselbe ihren Grund in der Ansicht einer großen Anzahl von Liberalen habe, welche der Meinung seyen, daß Sir Robert Peel, eben um sich am Ruder zu halten, um⸗ fassendere materielle Reformen, als das nicht selten schwankende, seiner selbst nicht maͤchtige Melbournesche Ministerium vorschlagen werde. Darin aber, meint das genannte Blatt, wuͤrden diese Liberalen sich getaͤuscht finden, denn Sir Robert Peel werde thun muͤssen, was die Ultra's unter seinen Anhaͤngern wollten, die bekanntlich allen Reformen abgeneigt seyen. Dem wirderspricht indeß der Standard, der, eben so wie Sir Robert Peel selbst in seiner Rede zu Tamworth, seiner Partei den Namen der konservativen und gemaͤßigten vindicirt und alle streng Torvisti- schen Merkmale von ihr abzustreifen sucht. „Man behauptet“, sagt dieses Blatt unter Anderm, „Sir Robert Peel muͤsse nach Tory⸗Grundsaͤtzen regieren, wenn er nicht die Unterstuͤtzung seiner Partei einbuͤßen wolle. Das ist Thorheit. Will man damit sagen, Sir Robert Peel muͤsse nach den Grundsaͤtzen re⸗ gieren, welche vor der Annahme der Reform-Bill obwalteten — und wir kennen keine andere Tory⸗Grundsaͤtze — so wird die Ab⸗ surditaͤt der Behauptung dadurch von selbst klar. Er koͤnnte, selbst wenn er es wollte, nach diesen Grundsaͤtzen gar nicht regieren, und auch abgesehen von der Unmoöglichkeit, hat er bereits den Beweis vorliegen, daß, wenn er die Re⸗ gierungs⸗Prinzipien wieder aufnehmen wollte, welche in dem Ministerium von 1829 und 1830 vorherrschten, er die Un— terstuͤtzung der zahlreicheren und bessern Klasse seiner Anhaͤnger
verlieren wuͤrde. Sir Robert Peebs Verwaltung im Jahre 1835 giebt den Beweis, daß er niemals die alten Tory⸗Grundsaͤtze wieder aufnehmen wird. Will man indeß blos behaupten, daß Sir Robert Peel nach konservativen Grundsaͤtzen regieren muß, um sich in dem Machtbesitze zu erhalten, so haben wir da— gegen nichts einzuwenden. Er muß nach konservativen Prinzi⸗ pien regieren; aber was sind konservative Prinzipien? Sind sie nicht defensive Prinzipien? Die Konservativen werden refor⸗ miren, wo Reform nothwendig ist, ohne alles eigene Interesse bei der Veraͤnderung; die Whig⸗Radikalen dagegen wollen keine Veraͤn⸗ derung zugeben, von der sie selbst nicht gehoͤrigen Nutzen ziehen koͤnnen.“
Die Morning Chroniele kann jetzt nicht mehr umhin, einzuraͤumen, daß die Grund⸗Eigenthuͤmer Englands die Majori⸗ taͤt gegen jede Aenderung der gegenwaͤrtigen Krongesetze in Haͤn⸗ den haben. Die Reformbill, meint sie, zeige sich daher als ganz machtlos, und nur von einer mit der Zeit vielleicht erwachenden besseren Einsicht, welche den Gutsbesitzern zeigen duͤrfte, daß der freie Handel und die Wohlfahrt der anderen Volksklassen in letz— ter Instanz auch das hoͤchste Interesse der Agrikulturisten sey, stehe eine Besserung der Lage der arbeitenden Klassen zu erwar— ten. „Man kann jetzt“, sagt dieses Blatt unter Anderem, „die Staͤrke der Tories und Läiberalen in dem neuen Parlamente sennb genau berechnen. Die Opposition wird fuͤrcht⸗ bar seyn; aber Sir R. Peel wird gewiß eine viel gro⸗ ßere Majoritaͤt haben, als worauf wir bei der Aufloͤsung rechneten. Von Seiten der Liberalen fand bei der letzten Waͤhler⸗ Registrirung ohne Zweifel viele Nachlaͤssigkeit statt, und bei besse⸗ ren Anordnungen haͤtten wir in den Staͤdten gewonnen, statt verloren; aber keine Sorgfalt bei der Registrirung haͤtte in den Englischen Grafschaften ein wesentlich von den jetzigen Wahlen verschiedenes Resultat ergeben koͤnnen. Eine Parlaments⸗Aufloͤsung uͤber irgend eine Frage, wobei die Grund-Eigenthuͤmer in Eng— land ihre Lebens-⸗Interessen fuͤr betheiligt halten, giebt der Grund— besit⸗Repraͤsentation eine neue Kraft. Viele der eifrigsten Whigs sind auch die entschlossensten Vertheidiger des Korn⸗Monopols. Lord Westernz. B. glaubt ohne Zweifel nach bestem Gewissen, daß bei ei⸗ nem festen Zolle von 8 Sh. fuͤr den Quarter Weizen die Gutsbesitzer in England keine Pacht erhalten und alle Paͤchter ins Arbeitshaus wuͤrden getrieben werden. Insoweit also die Grundbesitz⸗Repraͤsentation bethei⸗ ligt ist, kann man sagen, daß es nur Eine Partei giebt. Von 159 Mitgliedern aus den Grafschaften sind nur 22 keine Tories; wir zweifeln aber nicht, daß auch selbst diese 22 von den Tories waͤren verdraͤngt worden, wenn ein Kampf stattgefunden haͤtte. In England repraͤsentiren die Gutsbesitzer selbst die Grafschaften; denn die Paͤchter sind nur die Werkzeuge, durch welche die Guts⸗ besitzer ihren Willen durchfuͤhren, und in den kleineren Flecken der Agrikultur-Distrikte haben die Gutsbesitzer und Pfarrer, welche in der That identisch sind, auch nothwendiger Weise vielen Einfluß.“
Ueber die Unterzeichnung des Schluß⸗Protokolls in der orien⸗ talischen Frage bemerkt die Morning-Post: „Der direkte und ausdruͤckliche Zweck dieser Convention ist, die alte Herrschaft der Pforte uͤber den Bosphorus und die Dardanellen zu sichern und zu garantiren und die Moͤglichkeit zu verhuͤten, daß irgend eine Gefahr oder ein Zweifel in Betreff dieses alten Rechtes des Groß— herrn aus den neueren Verhandlungen der Europaͤischen Diplo— matie hergeleitet werde. Aber nicht die ausdruͤcklichen Stipula— tionen dieser Convention, sofern sie darauf berechnet sind, Uebel ab⸗ zuwenden, die einer fernen Moͤglichkeit angehoͤren, geben ihr die Hauptwichtigkeit. Fuͤr Europa ist sie in dem gegenwaͤrtigen Au⸗ genblicke zunaͤchst wegen der daraus entspringenden Folgen von Interesse, oder, um deutlicher zu reden, wegen der neuen und verbesserten Verhaͤltnisse unter den Großmaͤchten, die nothwendig daraus hervorgehen muͤssen. Es ergiebt sich aus dieser Conven⸗ tion, daß Frankreich nicht laͤnger von der Europaͤlschen Voͤlker⸗ familie getrennt, daß seine Isolirung zu Ende ist, freilich ohne for⸗ melle Beendigung, wie sie denn auch keinen formellen Anfang ge⸗ habt. Aus dieser Convention geht ferner hervor, daß nichts, was in Beziehung auf die Angelegenheiten der Levante geschehen, zu einem gegenwaͤrtigen Streitpunkte oder zum Anlaß kuͤnftiger Diffe⸗ renzen gemacht werden kann. Endlich ergiebt sich daraus, daß, im Falle kuͤnftig Berathungen unter den Großmaͤchten hinsichtlich dieser Angelegenheiten erfordert wuͤrden, der jetzige status quo als Ausgangspunkt angesehen werden muͤßte, und daß Frankreich als⸗ dann das Recht erlangt und die Pflicht uͤbernommen haben wuͤrde, an allen solchen Berathungen als Europaͤische Großmacht den ge⸗ bührenden Antheil zu nehmen.“ Auch der Courier freut sich uͤber diesen Ausgang der orientalischen Angelegenheit, schreibt aber das Verdienst Herrn Guizot zu, waͤhrend das Benehmen Lord Palmerstons von diesem Blatte aufs schaͤrfste getadelt wird.
Die Morning Post meldet jetzt den Abschluß einer Con⸗ vention zwischen dem Daͤnischen Gesandten am Londoner Hofe und Lord Palmerston, der zufolge nach vorgenommener Pruͤfung des Sundzoll⸗Tarifs von 1645 durch Herrn Mac Gregor, Bri⸗ tischen Konsul in Helsingor, und die Herren Wessel und Olrick, Translateur und Controlleur auf dem Sundzoll⸗Comtoir, beschlos⸗ sen worden, daß, vom 15, Juni 1841 an, auf 10 Jahre, und von
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da weiter bis 12 Monate nach der von einer oder anderen Seite
erfolgten Kuͤndigung der Convention, die in jenem Tarif festge— stellten Zollsaͤtze, 1 pCt. ad valorem, als die einzig guͤltigen und zu erhebenden betrachtet werden sollen. Der Morning Herald berechnet den durch diese Zoll⸗Ermaͤßigung EE Aus⸗ fall in der Einnahme Daͤnemarks auf 50,000 Pf. St. jaͤhrlich.
Nach den letzten Berichten aus Kanada zeigt sich unter den Mitgliedern der neuen unirten Kolonial⸗Legislatur, welche in der bisherigen Provinz Nieder⸗Kanada gewaͤhlt sind und meistens der Franzoͤsischen Partei angehoͤren, bedeutender Oppositionsgeist, der bei den radikalen Mitgliedern aus Ober⸗Kanada Unterstuͤtzung zu finden scheint. Zu der Adresse der Legislatur an den Gouverneur ist indeß als Amendement nur die Einschaltung der Worte ange⸗ nommen worden, „daß die Unions⸗Akte in Zuͤkunft vielleicht ei⸗ nige Modisicationen erheischen duͤrfte“. Es war dies eine Art von Vergleich mit der Opposition, die ein feindseligeres Amendement vorgeschlagen hatte. Jenes Amendement ging mit einer Majoritaͤt von funßzehn Stimmen durch. Dage⸗ gen war ein Amendement, welches Bedauern daruͤber ausdruͤcken sollte, daß Nieder⸗Kanada bei der Wiedervereinignug der beiden Pro⸗ vinzen gar nicht zu Rathe gezogen worden sey, mit 50 gegen 25 Stimmen verworsen. Eben so ward ein anderes Amendement, „daß unter der jetzigen Verfassung kein dauerhafter Friede in der Provinz zu begruͤnden seyn wuͤrde“, beseitigt, und zwar mit 54 gegen 21 Stimmen. — In demjenigen Theil der Kolonie, wel⸗ cher fruͤher Ober⸗Kanada hieß, hat der General⸗Major Clitherow das Kommando uͤber die Truppen erhalten, und Capitain Brooke Taylor ist an die Stelle des nach England zuruͤckkehrenden Sir Chaͤrles O'Donnell zum Militair⸗Secretair des General⸗ Gouverneurs Lord Sydenham ernannt worden. In dem an den Niagara⸗Faͤllen stehenden Züsten Britischen Regiment waren haͤu⸗ sige Desertirungen nach den Vereinigten Staaten vorgekommen. Als ein Beweis, daß die Regierung in Kanada sehr mild gegen Staatsvergehen verfahre, wird angefuͤhrt, daß Wolfred Nelson, einer der Haupt-Anstifter der Kanadischen Unruhen, mit Vor⸗ wissen der Behoͤrde in Montreal angekommen ist.
Die Stockungen in der Handelswelt haben hier wieder auf⸗ gehoͤrt, und selbst die bedeutendste darunter, naͤmlich die von Whit⸗ more, Wells und Compagnie, wird, wie es scheint, am Ende nicht so schlimm ausfallen, als man anfaͤnglich befuͤrchtete. Die Nach⸗ richten aus dem Norden Europa's uͤber unguͤnstige Aussichten fuͤr die bevorstehende Aerndte haben auch auf die hiesigen Getreide⸗ preise bedeutenden Einfluß geaͤußert, um so mehr, da man bei dem anhaltend schlechten Wetter auch hier eine kaͤrgliche Aerndte befuͤrchtet, und am gestrigen Markte wurde Englischer Weizen 1 bis 2 Sh. hoͤher bezahlt, als am Montage. Auch fremder wird höoͤher gehalten, unverzollter 1 bis 2 Sh., und einige Posten sind in diesem Verhaͤltnisse abgeschlossen, doch zahlen die Kaͤufer die hoͤheren Preise nur zoͤgernd. Auch die uͤbrigen Getraidesor⸗ ten steigen im Preise.
Am Mittwoch fand hier die Vermaͤhlung des Vis-unt Vil⸗ liers, aͤltesten Sohnes des Grafen Jersey, mit der aͤltesten Toch— ter Sir Robert Peels statt. Bei der Trauung waren der Prinz Georg und die Prinzessin Auguste von Cambridge zugegen.
In vierzehn Tagen wird der Koͤnig der Belgier, wie ver⸗ lautet, noch einmal nach England zuruͤckkehren, um seine Familie abzuholen. .
London, 17. Juli. (B. H.) Das Parlament soll schon um die Mitte des August seine Sitzungen wieder beginnen, jedoch werden, wie man allgemein glaubt, die jetzigen Minister fruͤher resigniren, da es kaum denkbar ist, daß Lord Melbourne die Ver⸗ antwortlichkeit fuͤr die Thronrede auf sich nehmen werde, wenn er doch 8 oder 10 Tage spaͤter sich zuruͤckziehen muͤßte. Unsere Liberalen suchen gute Miene zum boͤsen Spiel zu machen, aber ihre Herrschaft ist auf mehrere Jahre verloren. Sir R. Peel hat beide Haͤuser fuͤr sich, und wenn es ihm gelingt, die Königin zu besaͤnftigen, die ihm seine fruͤhere Herbheit hinsichtlich der Kam⸗ merdamen noch nicht vergeben hat, so kann er einer dauerhaf⸗ ten Verwaltung entgegensehen. Die Liberalen rechnen auf ei⸗ nen Zwiespalt unter den Tories selbst, wenn diese einmal ihre Aemter angetreten. Diese Hoffnung ist aber wohl vergeblich; es wird freilich an haͤuslichen Zwisten nicht fehlen, aber gegen den aͤußeren Feind werden sie fest zusammenhalten, sobald eine Moͤg⸗ lichkeit da ist, daß die Whigs wieder ans Ruder kommen koͤnnten. Die Tories werden im neuen Unterhause eine feste Majoritaͤt von beinahe 60 Stimmen haben, mehr als die Zuversichtlichsten ihrer Partei gehofft, und bei einem solchen Uebergewicht können sie leicht einige Abtruͤnnige entbehren. Fuͤr die Dauer des jetzigen Parlaments also auf 6 bis 7 Jahre haben die Tories das Spiel in ihren Haͤnden und koͤnnen es nur durch eigene Ungeschicklichkeit verlieren.
ve“; Brüssel, 17. Juli. Der Konig ist gestern Abend auf dem Schlosse Laeken angekommen; die Koͤnigin wird ihm bald folgen, da sich das Befinden des jungen Herzogs von Brabant sehr ge⸗ bessert hat.
Am 21lsten d. M. werden es zehn Jahre seyn, das Koͤnig Leopold den Belgischen Thron bestiegen hat.
Staatsrath Borret und van Mesritz, die aus dem Haag hier eingetroffen, haben bereits mehrere Konferenzen in Finanz⸗ Angelegenheiten gehabt.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 15. Juli. (Schwed. Bl.) Oberst Vicomte Clary, Brudersohn Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin, der sich drei bis vier Wochen hier aufgehalten und bei der Koͤniglichen Familie die freundlichste Aufnahme fand, ist mit dem Dampfboote „Gauthiod“ nach Frankreich zuruͤckgekehrt. “
Deutsche Bundesstaͤaten.
Marimilian ist gestern Abends halb 9 Uhr in bestem Wohlseyn hier eingetroffen, und ward noch vor dem Schlusse des Schau⸗ spiels in der Loge Ihre Majestaͤt seiner Allerdurchlauchtigsten Mutter gesehen. — Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Sachsen wird in Biederstein erwartet.
Hannovver, 17. Juli. (Hamb. K.) Der Kronprinz K. H. ist seit mehreren Tagen unpaͤßlich und empfaͤngt taͤglich den Be⸗ such seines Koͤniglichen Vaters. In einigen Tagen wird sich der Prinz, wie es heißt, nach dem Seebade zu Norderney begeben.
Ein Geruͤcht, das wir jedoch nicht verbuͤrgen wollen, sagt, der Koͤnig beabsichtige, in Herrenhausen, unfern des K. Lust⸗ schlosses, ein Mausoleum erbauen zu lassen, welches die irdischen Reste der hochseligen Koͤnigin aufzunehmen, wie uͤberhaupt spaͤter als Fuͤrstengruft zu dienen bestimmt seyn solle.
Karlsruhe, 17. Juli. (Bad. Bl.) off Sitzung der zweiten Kammer. Das allgemeine Interesse an der Urlaubsfrage, gleichbedeutend den Meisten mit dem Interesse an der Verfassung, hatte auch heute, wo die Kammer ihre durch den Bericht des Abgeordneten Bader triftig motivirte letzte Erklaͤrung abgeben sollte, wie in den Sitzungen vom 2. und 22. Mai, eine Menge Zuhoͤrer auf die Gallerie und an die geoffneten Fluͤgel⸗ thuͤren des Sitzungssaales gefuͤhrt. Die vordere Reihe der Baͤnke war zum Theil von Damen besetzt. Aus Mannheim, Heidelberg, Bruchsal, Rastadt und anderen Orten waren viele Maͤnner ge⸗ kommen, um den Verhandlungen beizuwohnen. Die Tribuͤnen des diplomatischen Corps und der ersten Kammer sind ebenfalls stark besetzt. „
Bassermann uͤbergiebt eine Vorstellung von 68 Israeliten Mannheims um Abaͤnderung der sie beschraͤnkenden Bestimmun⸗ gen des Gemeinde⸗Gesetzes, also eine sehr bescheidene Bitte, mit dem Ersuchen an die Petitions⸗Kommission, noch vor der Verta⸗ gung daruͤber zu berichten. 8
Bader berichtet uͤber die in Bezug auf die Urlaubsfrage eingelaufenen Adressen. Es sind deren 6, drei aus dem Bezirk Muͤllheim, eine von Mannheim, von Freiburg und von Lahr. Die Zustimmung der Buͤrger zu den Beschluͤssen der Kammer muß dieser zur Beruhigung dienen; die Kommission schlaͤgt daher vor, die Petitionen in das Protokoll aufzunehmen. vagpe
Von Ruͤdt wiederholte die fruͤhere WBemerkung, daß die Kammern wie die Regierung nur solche Bitten der Buͤrger anhbren koͤnnen, welche ihre eigenen Interessen betreffen. Wenn die Regierung die Bestimmung des §. 67 der Verfassung bisher nicht streng genommen, so sollten doch politische Adressen, weder von den Buͤrgern eingereicht, noch von der Kammer angenommen werden. Eine Verordnung von 1822 verbietet Adressen uͤber allgemeine politische Angelegenheiten, welche auch nach der Ver⸗ fassung nicht zulaͤfsig seyen, wonach die Gesammtheit nur durch Repraͤsentanten ihre Rechte ausuͤbt. Den Abgeordneten ist die Vertretung der Interessen der Gesammtheit uͤbertragen. Wenn nun diese ausdruͤcklich angewiesen sind, keine Instructionen anzu⸗ nehmen, wenn die Wahl⸗Maͤnner ausschließlich auf das Wahl⸗Geschaͤft beschraͤnkt sind, so ist es doch klar, daß die Gesammtheit oder ein Theil derselben sich nicht mit der Berathung allgemeiner An⸗ gelegenheiten zu befassen hat. Die Verfassung kennt nur Eine Art von Adressen, die der Kammer an den Fuͤrsten des Landes. Die vorliegenden Adressen betreffen eine allgemeine politische Angelegen⸗ heit zu einem Zeitpunkt, wo sie verfassungsmaͤßig als erledigt an— zusehen ist und enthalten zum Theil heftige Vorwuͤrfe gegen die Re⸗ gierung. Sie sind hervorgerufen, woruͤber eine Menge von Data vorliegen. Die Mannheimer Adresse wurde von einem Beauftragten herumgetragen, der mit der Bemerkung zum Unterschreiben einlud, daß der Buͤrgermeister auch unterschreiben werde. Die Muͤllheimer soll vom Wahl⸗Bezirk ausgehen, aber die Wahlmaͤnner haben keinen Schritt dazu gethan. Sollen diese Adressen die Kammer in ihrer Ansicht bestaͤrken, — so bedarf es deren nicht; eben so wenig koͤnnen sie die Regierung einschuͤchtern. Uebrigens koͤnnen die Adressen kei⸗ nen nachtheiligen Eindruck bei der Regierung uͤber die Gesinnung der Staͤdte machen. Das Vertrauen auf die Regierung beruht auf der festen Grundlage. Die Aufnahme der Adressen sey un⸗ geeignet, und einige Adressen sind des Inhalts, daß die Regierung sich dabei nicht beruhigen kann.
Bader: Es handelt sich bloß um die Frage: hat der Ba⸗ dische Buͤrger das Recht, seine Meinung zu sagen oder nicht? Keine Verfassung, kein Gesetz verbietet dies. Der Abgeordnete darf allerdings nicht nach Informationen stimmen: aber daß er sie nicht annehmen duͤrfe, ist beinahe eine unsinnige Behaup⸗ tung. Diese Adresse von Muͤllheim ist von Einwohnern des Wahlbezirks, nicht vom Bezirk eingereicht. Sie haben uͤberhaupt nicht etwas thun wollen, was die Regierung beleidige. Die Adressen sind durch die Regierung hervorgerufen; wahrscheinlich haben die angeordneten Wahlen Anlaß gegeben, die nicht haͤtten stattfinden sollen, daß die Buͤrger ihre Meinung sagten, wie sie die Verfassung fuͤr bedroht halten. 1
von Blittersdorf: Allerdings hat der Badische Buͤrger das Recht, seine Meinung zu sagen, aber in der gehoͤrigen Form. Das Adressesammeln, um einen Einfluß auf die Kammer zu uͤben, ist und bleibt untersagt. Eben so war der Ausdruck „un⸗ sinnig“ nicht so abgewogen, wie er gegen die Regierung gebraucht werden sollte. Wir haben die Ueberzeugung, daß das Recht auf unserer Seite ist, daß die Anderen in schweren Irrthum verfallen sind. Eine andere Ansicht kann ausgesprochen werden, aber sie fuͤr die allgemeine Meinung auszugeben, kann wohl ein Trug⸗ schluß seyn.
Der Praͤsident erinnert, daß der gereizte Ausdruck sich nicht auf die Rede des Herrn von Ruͤdt bezogen habe, sondern auf eine Behauptung, daß die Abgeordneten keine Informationen annehmen duͤrften, wenn sie aufgestellt wuͤrden. Im andern Falle wuͤrde er den Abgeordneten Bader zur Ordnung gewiesen haben. Freiherr von Ruͤdt erlaͤutert seine fruͤheren Bemerkun- gen gegen die Auslegung des Abgeordneten Bader. Jeder koͤnne sich uͤberzeugen, daß Stellen in einigen Adressen vorkommen, die den Buͤrgern gegen die Regierung nicht geziemen.
von Itzstein: Ich bestaͤtige, was der Berichterstatter ge⸗
sprochen, und widerspreche den Behauptungen, daß die Buͤrger nicht das Recht haben, ihre Meinung zu sagen. Dies waͤre ein neuer Maulkorb den Buͤrgern angelegt. Die Kammer kann diese Er⸗ klaͤrungen nicht zuruͤckweisen, ohne sich selbst zu beschimpfen. Ich behaupte, daß die Minister Unrecht haben, wenn sie behaupten, daß die Buͤrger nicht wissen, was sie gethan haben. Es sind aber Maͤnner aus gebildeten Staͤnden, die so qut als die Minister einsehen, was die Urlaubsfrage bedeutet, daß die Verfassung ver⸗ stuͤmmelt werden solle: Sie taͤuschen sich schwer, wenn Sie glauben, das Volk nehme keinen Theil. Das zeigen ihnen die Adressen, die gefuͤllten Gallerien. Wollen Sie Gewißheit, so zie⸗ hen Sie ihre Polizei⸗Diener zuruͤck, die den Adressen nachlaufen, dann wird die allgemeine Stimme laut werden, und wird Ihnen die allgemeine Meinung und dabei auch sagen, daß die Minister die Krone in dieser Sache nicht gut berathen. Die Buͤrger wer⸗ den Ihnen danken, wenn Sie durch Wiederherstellung des al⸗ ten Zustandes den Streit beseitigen, der auf die Geschaͤfte des Landtags so schaͤdlich eingewirkt hat. Von Bittersdorf: Der Abgeordnete von Ihstein haͤlt sich fuͤr den ersten Mann der Kammer; hat im Namen der Kammer gesprochen., Weiß er, was sie beschließen wird? Er hat gesagt: Die Kammer beschimpfe fich, Traͤgt er des Ehrgefuͤhl der ganzen Kammer in sich? — Wenn die Unterzeichner wissen, was sie thaten, so ist dies nicht das Volk, die andern, die nicht unterschrieben, wissen es vielleicht noch besser. Sie sagen, wir wollen die Polizei⸗Diener zuruͤckziehen; denn, wenn Jeder machen kann, was er will, ist es freilich leichter, Unzufriedenheit zu er⸗ regen.
von Itzstein: Ich bedaure, daß der Herr Minister sich er⸗ hitzt hat; ich habe auch nicht gesagt, daß Sie die Polizei ganz aufheben sollen, sondern nur in Beziehung auf die Adressen. Ich
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25ste oͤffentliche
halte mich auch nicht fuͤr den ersten Mann. Die Abstimmung wird uͤber mich und Sie entscheiden. von Boͤckh: Der Ab⸗ geordnete von Itzstein will eine andere Verfassung und Re⸗ ierung als wir haben; er will eine Volksregierung. von Itzstein: Ich will nur, daß die Verfaffung, die wir haben, heilig gehalten werde. Freiherr von Ruͤdt wiederholt, daß das Volk nicht uͤber Landes⸗Angelegenheiten sich auszuspre⸗ chen habe. Bassermann widerspricht durchweg, daß die Adresse von Mannheim geimpft sey. Es muͤssen freilich Einige den Anfang machen. Als dieser Anfang aber gemacht war, ergab sich ein uͤberraschendes Resultat. Haͤtte sich der Herr Stadt⸗ Direktor nicht eingemischt, so waͤren noch viel mehr Unterschriften gekommen. Der Herr Buͤrgermeister habe die Adresse gelesen, gebilligt und erklaͤrt, er wuͤrde sie unterschreiben, wenn er nicht Buͤrgermeister und sein Bruder nicht Minister waͤre. Staats⸗ rath Jolly erhebt sich gegen diese Persoͤnlichkeit, welche unpas⸗ send sey. Bassermann erinnert, daß von der Regierung aus der Buͤrgermeister von Mannheim zuerst genannt wurde. Moͤr⸗ des traͤgt darauf an, die Adressen zu verlesen und erklaͤrt sich heftig gegen die beschraͤnkende Auslegung der Verfaͤssung und die Doktrinen, welche von der Regierung ausgegangen sind.
Welcker: Soll denn so ploͤtzlich und auf einmal der Rechts⸗ zustand in Baden umgeaͤndert werden? So lange die Verfas⸗ sung besteht, ist den Buͤrgern das Recht gegeben ihre Meinung zu sagen. Soll denselben, da ihnen die Presse genommen, auch noch das Wort entzogen werden? In Prenßen hoͤrt man von Adressen, Daͤnemark weist solche auf, das doch eine unumschraͤnkte Verfassung hat. In der Tuͤrkei ist Petitionsrecht eingefuͤhrt, man nehme es uns doch nicht.
von Blittersdorf: Davon ist keine Rede. Es kommen ja taͤglich Petitionen. Es handelt sich um die vorliegenden, worin das Benehmen der Regierung getadelt wird. Solche Adressen sind und bleiben verboten. Welcker: Der Thron des Großher⸗ zogs Karl ist durch solche Adressen mit befestigt worden, und als es sich um Aufhebung der Verfassung handelte, wurden sie auch angenommen. Staatsrath Jolly: Wir sind nicht in jener Zeit. Freiherr von Ruͤdt erinnert, daß in Bezug auf die Petitionen durchaus nichts Neues verfuͤgt worden ist.
Nach einigen weiteren Eroͤrterungen wird die Diskussion ge⸗ schlossen, die Adressen werden verlesen und der Antrag der Kom—- mission: die Petitionen, so weit es nicht schon geschehen, zu ver— lesen und damit in das Protokoll aufzunehmen, ist dadurch erle— digt. Zuvor war der Antrag des Abgeordneten Regenauer, zur Tages⸗Ordnung uͤberzugehen, verworfen worden. Der Praͤsident eroͤffnet die Diskussion uͤber den Bericht des Abgeordneten Ba⸗ der uͤber die Urlaubs⸗Verweigerung. — Die Debatten uͤber die Urlaubs⸗Frage dauerten bis heute Abend um auf 5 Uhr. Zum Schluß wurde der Kommissions⸗Antrag zum Kammer-⸗Beschluß erhoben, und zwar der erste Satz desselben mit allen Stimmen gegen 7, der zweite mit allen Stimmen gegen 18, und der dritte mit 34 gegen 21. Ein Gegenantrag des Herrn von Itzstein, die Kammer moͤge sich fuͤr nicht gehoͤrig konstituirt erklaͤren, war mit 34 gegen 21 Stimmen abgelehnt worden.
Schwerin, 19. Juli. Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Groß⸗ herzog und die Großherzogin und Ihre Hoheiten die Herzogin Louise und der Herzog Wilhelm sind am 17ten d. Morgens von hier nach Doberan abgereist, wo dieselben waͤhrend der Badesai⸗ son verweilen werden.
HOesterreich Wien, 17. Juli. Se. Durchlaucht der Fuͤrst von Met⸗ ernich, ist heute nach Koͤnigswart abgereist. Schweiz.
Bern, 14. Juli. In der sechsten Sitzung der Tagsatzung am 13. Juli sprachen sich 16 Staͤnde fuͤr Garantie der Verfas⸗ sung von Solothurn aus; Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Freiburg behielten sich das Protokoll offen, und Solothurn enthielt sich der Abstimmung. In Bezug auf die Garantie der Verfassung von Aargau stellte Luzern die Vorfrage des Ver⸗ schiebens, bis der Entscheid des großen Raths bekannt sey, wel— cher wegen der Kloster⸗Angelegenheit auf naͤchsten Montag einbe⸗ rufen worden. Nach laͤngerer und anfaͤnglich etwas warmer Dis⸗ kussion ward diese Vorfrage nur von 7½ Staͤnden bejaht, und nach abermaliger langer Berathung sprachen sich fuͤr die Garan⸗ tie aus die Staͤnde: Zuͤrich, Solothurn, Schaffhausen, St. Gal⸗ len, Aargau, Tessin, Wallis, Genf, Waadt, Thurgau, Graubuͤn⸗ den, Appenzell A. Rh., Baselland, Glarus und Bern. Die neue Verfassung von Luzern ward nach einiger Eroͤrterung und Be⸗ merkungen uͤber das Niederlassungsrecht und die Einbuͤrgerung von Protestanten garantirt von Zuͤrich, Uri, Unterwalden, Zug, Solothurn, Neuenburg, Appenzell, Basel Stadt, Freiburg, Gla⸗ rus und Schwyz. Die meisten uͤbrigen Staͤnde waren ohne In— struction. Eine Petition, enthaltend Beschwerden uͤber die Ver— waltungs⸗Maßregeln gegen die Kloͤster im Kanton Tessin, ward verlesen.
Vor etwa acht Tagen wurde eine Art Granate bei der Wohnung der Tagsatzungs⸗Gesandschaft von Uri angebracht, welche sich aber nicht entzuͤndete und der Polizei uͤbergeben wurde, die aber, wie es heißt und ihr oͤffentlich vorgeworfen wird, dieser Sache nicht die gehoͤrige Aufmerksamkeit geschenkt haben soll. In der Nacht vom 10. auf den 11. Juli um 11 Uhr vernahm man in der gleichen Richtung einen Knall, wie ein starker Kano— nenschuß, und es ergab sich, daß ein als Mordschlag geladenes Glaͤtteisen zersprungen war. Viele Fensterscheiben wurden zer⸗ schmettert, gluͤcklicherweise aber Niemand beschaͤdigt. Es herrscht allgemeiner Unwille uͤber diesen Schurkenstreich, dessen Urheber man noch nicht kennt.
Bern, 16. Juli. Siebente Sitzung der Tagsa zung vom 15. Juli 1841. Der Vorort theilt ein Schreiben des Staatsraths von Tessin mit, welches die Nachricht enthaͤlt, daß die Ruhe wieder hergestellt und in Erwartung der Beschluͤsse des Gr. Rathes keine Haͤndlungen der Rache vorgefallen seyen. Der Staatsrath theilt die mit der Lombardischen Regierung und der Sardinischen gepflogenen Korrespondenz mit. In Folge hieruͤber stattgefundener Umfrage wird eine Kommission von 5 Mitgliedern niedergesetzt, Herr Neuhaus mit 18, Herr von Muralt mit 19 Stimmen darein gewaͤhlt.
Die Basler Zeitung sagt: „Der Tessiner Aufstand ist voruͤber — zum erstenmale seit zehn Jahren hat eine Regierung es gewagt, gegen den Aufruhr ein Bluturtheil ergehen zu lassen — Advokat Nessi, der Hauptanstifter der Bewegung, hat sein Unternehmen mit seinem Kopfe bezahlt. Wir wollen den Aufruhr nicht beschoͤnigen, den Aufruͤhrer nicht vertheidigen. Wir wuͤrden der Revolution auch dann nicht das Wort geredet haben, wenn ihre Folgen besser ausgerechnet, wenn sie vom Gluͤcke ge⸗ kroͤnt worden waͤre. Jede Revolution geht aus dem boͤsen Prin⸗ zipe der Auflehnung gegen bestehende Rechte und Ordnungen her⸗
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siner Regierung darum wohlgethan, Blut zu vergie
lebt hat.
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vor und ist darum strafbar und verwerflich, welches Aushaͤnge⸗ schild sie auch an der Stirne fuͤhren mag. mese, gar die Tes⸗
en und mit Beseitigung aller Rechtsfoͤrmlichkeiten in summarischem regello⸗
sem Prozeß uͤber das Leben eines Verblendeten entscheiden zu
lassen? Wir fuͤrchten, aus dem Blute des Advokaten Ressii wachsen Drachenzaͤhne hervor. Seit zehn Jahren hat ein gluͤck⸗ licher Instinkt die Regierungen der Schweiz bei Bestrafung hochverraͤthischer Unternehmungen vor Blutvergießen behuͤtet. Wir leben nicht mehr in jener Zeit, wo die Regierung das von Gott anvertraute Richterschwert fuͤhrte und der Versuch zur Empoͤrung als eine Majestaͤtsverletzung der Stellvertreter Gottes angesehen wurde. Seit 10 Jahren kaͤmpfte in der Schweiz Par⸗ tei mit Partei um die Regentenstuͤhle und die staͤrkere ist bisher gewoͤhnlich Sieger geblieben. Wuͤrde ein solches Aufreibungs⸗ system, bei dem die Sieger jedesmal den Besiegten zu Grunde richteten, Eingang finden: dann saͤhen wir Tagen entgegen, wie sie Frankreich nur in den Schreckensjahren von 1793 und 94 er⸗ Wie ist denn die Tessiner Regierung zu ihren Sitzen gelangt? Wie viele Regierungen der Schweiz koͤnnen unbefleckte Legitimitaͤtsbeweise vorlegen? Ist Todesstrafe nicht wenigstens an der Tagevordnung ist und in den meisten Faͤllen mit Ehre und Ansehen belohnt wird? Die radikalen Blaͤtter wissen jetzt freilich nicht Phrasen genug aufzutreiben, um der Gewalt der Tessi⸗ ner Regierung Blumenkraͤnze daraus zu winden, dieselben Blaͤtter, die einst Zeter geschrieen haͤtten, wenn Basel, oder Schwyz, oder Schaffhausen, oder irgend ein anderer Kanton, z. B. Aargau, vor 10 Jahren seine Aufruͤhrer auf das Hochgericht haͤtte fuͤhren assen. Das ist die alte Lehre von den zwei Ellen, welche der Fluch der Gegenwart ist, die eine reactionaͤren Aufruͤhrer dem Henker uͤberliefert, und einen radicalen mit Siegesdithyramben feiert, die an dem Gegner schlechte Mittel verabscheue und der eigenen Partei sie als unerlaͤßlich anempfiehlt. Moͤgen die Radi⸗ calen uͤber das in Tessin vergossene Blut frohlocken und laͤchelnd die „befriedigenden“ Nachrichten ruͤhmen, die von dorther einge⸗ troffen sind: wir koͤnnen nur mit bangen Ahnungen die von dem einmal gegebenen Beispiele ausgehenden Folgen absehen und nim⸗ mermehr glauben, daß in einem Lande, wo die Parteien sich so getheilt und erbittert gegenuͤber stehen, Bluturtheile und Haͤuser braͤnde eine mildere Gesinnung anbahnen und das Signal zum Frieden und zur Versoͤhnung geben werden.
Italien.
Nom, 10. Juli. Man sagt, der Papst finde sich in der vor kurzem bezogenen Wohnung im Quirinal nicht recht haͤuslich, und er werde gleich nach dem uͤbermorgen zu haltenden Konsisto⸗ rium auf einige Zeit nach Castel Gandolfo ziehen, wohin zu gehen er sich fruͤher nicht entschließen wollte.
Der kuͤrzlich von der Inquisition eingezogene Roͤmische Ar ist von diesem geistlichen Tribunal zu religibsen Uebungen auf ei⸗ nige Wochen ins Kloster der Kapuziner verurtheilt worden — eine Strafe, welche milder ist, als er sich vorgestellt hatte.
V eine viel zu starke Strafe fuͤr ein Vergehen, das seit 10 Jahren
S' 8 Spanien. O Madrid, 9. Juli. In der vorigen Nacht votirte der Kongreß das ganze aus 20 Artikeln bestehende Gesetz, vermoͤge dessen alle in der fruͤheren constitutionellen Epoche in Bezug auf die Aufhebung der Masorate und Fideikommisse getroffenen Ver⸗ fuͤgungen wiederhergestellt worden, ohne die geringste Discussion. Auf diese Weise verfuͤgt man uͤber Verhaͤltnisse, von denen die Vermoͤgens⸗Zustaͤnde unzaͤhliger Familien dieses Landes abhaͤngen. Heute beantragte ein Deputirter die Unterdruͤckung des fuͤr das specielle Ordens⸗Tribunal ausgesetzten Gehaltes. Da von diesem Tribunale die geistlichen Ritter⸗Orden von Santiago, Ca⸗ latrava, Alcantara und Montesa abhaͤngen, so liegt darin die be⸗ absichtigte Unterdruͤckung dieser Orden selbst. Vergebens stellte der Justiz⸗Minister vor, daß mehr als 400 Ortschaften der Ge⸗ richtsbarkeit dieses Tribunals unterworfen waͤren, und daß viele Personen bedeutende Kosten aufgewandt haͤtten, um zu dem kuͤnftigen Besitze von Ordens⸗Pfruͤnden zu gelangen, der Antrag wurde mit 71 Stimmen gegen 37 angenommen. V Im Senaäte hielt der Minister⸗Praͤsident um die Ermaͤchti⸗ gung an, die Inseln Fernando Po und Annobon im Meerbusen voen Guinea fuͤr 60,000 Pf. Strl. an die Englische Regierung zu verkausen. Von diesem Kaufpreise wird Spanien nichts erhal⸗ ten, indem er fuͤr die Englische Huͤlfslegion zuruͤckbehalten wer den wird. England hat diese Inseln laͤngst zu besitzen gewuͤnscht. Es beabsichtigt naͤmlich, dort eine Station fuͤr seine den Sklaven handel beaufsichtigenden Schiffe anzulegen. „Aluf morgen Mittag sind beide Kammern einberufen, um dar⸗ uͤber abzustimmen, ob die Vormundschaft uͤber die Koͤnigin und deren Schwester erledigt sey, und im Fall der Bejahung den neuen Vormund zu ernennen. Den 10. Juli. Diesen Mittag versammelten sich beide Kam⸗ mern zu gemeinschaftlicher Sitzung in dem Palaste des Senats. Bei der Abzaͤhlung ergab sich, daß 239 Mitglieder zugegen wa⸗ ren. Zuerst wurde durch 235 Stimmen gegen 4 entschieden, daß die Abstimmung uͤber die Frage, ob die Bormundschaft fuͤr er⸗ ledigt zu erklaͤren sey, oder nicht, öͤffentlich und namentlich ge⸗ schehen solle. Durch 203 Stimmen gegen 36 wurde darauf die Vormundschaft fuͤr erledigt erklaͤrt. Endlich schritt man zu der Wahl des neuen Vormundes vermittelst beschriebener Zettel. Von 239 Stimmen erhielt Don Agustin Arguelles 180. 31 Zet⸗ tel waren unbeschrieben geblieben. 17 Stimmen fielen auf Herrn Quintana, eine auf die Koͤnigin Marie Christine, die uͤbrigen auf verschiedene andere Personen von keiner Bedeutung. Herr guelles wurde demnach als neuer Vormund ausgerufe Sitzung ging mit der groͤßten Ruhe vor sich.
Aegypten.
Alerandrien, 27. Juni. (L. A. Z.) Gestern traf uner⸗ wartet Ibrahim Pascha aus Kahiro hier ein. Vor der Stadt sand er die National⸗Garde mit Exerziren beschaͤftigt und aͤrgerte sich so sehr uͤber deren schlechte Haltung, daß er sie augenblicklich auszuldsen befahl, ohne Mehmed Ali vorher zu befragen. Alle Europaͤer sollen aus dem Dienste des Paschas entlassen werden. — Heute gingen Said- und Kemal⸗Efendi mit Sami⸗Bey, dem vertrauten Secretair Mehmed Ali's, in einem geheimen Auftra nach Konstantinopel ab. — Die Konsuln haben sich fammtlich genoͤthigt gesehen, das Hedschas zu verlassen. — Admiral Sir W. Parker und Oberst Pottinger sind auf der Reise nach China . hier eingetroffen. — Der in oͤffentlichen Blaͤttern oͤfter genannte Herr von Schlimmbach ist nach Europa abgereist.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Aumterika.
New⸗APork, 1. Juli. Der Antrag des 02 Seee, 80g 8 . 7. 1 „ 8 9 “ der Praͤsident wegen seiner Einmischung in die Macleodsche An⸗
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1G , General Scott an die elegenheit, da derselbe bekanntlich den Generg 8 hcgrz shhe Graͤnze und den General⸗Prokurator der Vereinigten
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