1841 / 211 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

den. Das Gesetz vom 27. Maͤrz 1824 bestimme im Art. 46 der Abdruck der Landtags⸗Protokolle sum eigenen Gebrauch der ausdruͤcklich, daß die Mitglieder aller Staͤnde eine ungetheilte

Einheit bilden, und daß sie alle Gegenstaͤnde gemeinschaft⸗

lich verhandeln sollen. Nur bei Gegenstaͤnden, bei denen das

Interesse der Staͤnde gegen einander geschieden sey, solle nach

Art. 47 desselben Gesetzes eine Sonderung in 15 stattfinden,

ich durch einen

Beschluß der Mehrheit verletzt glaubt, darauf dringen. Diese einzige gesetzliche Ausnahme von der ungetheilten Einheit scheine aber nicht anwendbar auf die Wahl eines Ausschusses,

der nicht uͤber abgesonderte Interessen einzelner Staͤnde, sondern

sobald zwei Drittheile eines Standes, welcher

uͤber allgemeine Interessen der Provinz oder uͤber allgemeine Lan⸗ des⸗Angelegenheiten gehoͤrt werden solle. Eine Sonderung der Staͤnde sey in der Rhein⸗Provinz eine sehr unangenehme Erschei⸗ nung, das Gesetz selbst habe sie in dem einzigen zulaͤssigen Falle sehr erschwert, das Resultat einer Wahl nach Staͤnden koͤnne moglicherweise nur⸗ die Minoritaͤt des Landtages repraͤsentiren, und in diesem Falle wuͤrde der Ausschuß nicht als Organ des Landtages, respektive der Provinz zu betrachten seyn. Es wird da⸗ her auf Weglassung der Bestimmung, daß die Wahlen von jedem Stande in sich vorzunehmen seyen, aus dem §. 3. der Verord⸗ nung angetragen. b ac ieah

Zu den §g. 4, 5 und 6 wird nichts erinnert. Schließlich wuͤnschen die Staͤnde auch fernerweit die Befugniß zu behalten, zur Ausrichtung besonderer Geschaͤfte, die mit den etwa dem Ausschusse uͤberwiesenen Vexwaltungs⸗Angelegenheiten nicht in nothwendiger Verbindung stehen, z. B. zur Beaufsichtigung ein⸗ zelner Provinzial⸗Institute, wie bisher, Spezial⸗Kommissionen oder einzelne staͤndische Kommissarien beauftragen zu duͤrfen.

4. Allerhoͤchster Bescheid.

Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden Koͤnig von Preußen ꝛc.

Entbieten Unsern zum Provinzial⸗Landtage der Rhein⸗Provinz versammelten getreuen Staͤnden Unsern gnaͤdigen Gruß und er⸗ theilen denselben auf ihre Erklaͤrung uͤber den mittelst der Propo⸗ sition I. D. Unseres Propositions⸗Dekrets vom 30. April d. J. dem Landtage vorgelegten Entwurf einer Verordnung, wegen Ein⸗ richtung eines staͤndischen Ausschusses, nachstehenden gnaͤdigen Bescheid:

Der Eingang des vorgelegten Entwurfs bezeichnet die Be⸗ stimmung des Ausschusses mit hinlaͤnglicher Deutlichkeit und be⸗ darf eines Zusatzes nicht. Wenn Wir in Aussicht nehmen, Uns in Angelegenheiten von allgemeinerer Bedeutung des Rathes der Ausschuͤsse mehrerer oder aller Provinzen zu bedienen, so kann die Beurtheilung des Beduͤrfnisses, wie der Art und Weise, diese Ab⸗ sicht zu verfolgen, nur Uns Selbst vorbehalten bleiben und sind mithin Bestimmungen hieruͤber nicht erforderlich.

Auf die zum §. 3 vorgeschlagene Modisfication, daß die aus den eimelnen Staͤnden zu dem Ausschusse zu ernennenden Ab⸗ geordneten nicht von den betreffenden Staͤnden selbst, sondern von der ganzen Landtags⸗Versammlung gewaͤhlt werden moͤchten, koͤn⸗ nen Wir nicht eingehen, da das Prinzip der Gliederung in ver⸗ schiedene Staͤnde, welches der staͤndischen Verfassung Unserer

Provinzen durchgehends und wesentlich zum Grunde liegt, und die Selbststaͤndigkeit der einzelnen Staͤnde dadurch verletzt werden wuͤrde. Mit dieser ist die Einheit des Provinzial⸗Landtages sehr wohl zu vereinigen, und vermoͤgen Wir die in dieser Beziehung von Unsern getreuen Staͤnden geaͤußerten Bedenken um so weni⸗ ger als begruͤndet anzuerkennen, als die verfassungsmäaͤzige Stel⸗ ung der verschiedenen Staͤnde vor Allem aufrecht erhalten werden mnuß und Wir gewillet sind, ihnen die Befugniß, ihre besonderen Rechte und Interessen wahrzunehmen, unter allen Umstaͤnden zu sichern. L . Da Wir die Theilnahme der Herren Fuͤrsten an dem Aus⸗ schusse von ihrem Wunsche abhaͤngig gemacht haben, eine Erklaͤrung derselben aber zur Zeit nicht vorliegt, so muͤssen Wir Uns weitere Bestimmungen bis zu einem etwanigen kuͤnftigen Antrage vorbe⸗ halten. Sofern von jener Verguͤnstigung Gebrauch gemacht wer⸗ den sollte, wird indeß die Theilnahme der erwaͤhnten beiden Mit— glieder an den Verhandlungen des Ausschusses nur dann statt⸗ finden, wenn derselbe fuͤr sich allein zusammentritt, wohingegen Wir in dem Falle, daß Wir die Ausschuͤsse mehrerer Provinzen zu einer gemeinsamen Berathung berufen sollten, wegen der Kon— kurrenz der ehemaligen Reichsstaͤnde dabei, besondere Anordnung treffen werden. Wenn etwa die Theilnahme der Herren Fuͤrsten am Ausschusse in der erwaͤhnten Art nicht ins Leben treten mochte, Wir aber den Landtags⸗Marschall aus denselben ernennen soll⸗ ten, so tritt dieser dem Ausschusse als dreizehntes Mitglied hinzu; wohingegen er dann bei etwaniger Vereinigung des Ausschusses mit den Ausschuͤssen anderer Provinzen ganz ausscheidet und durch ein von Uns zum Vorsitzenden zu ernennendes Mitglied ersezt wird. Wenn Wir Unsern getreuen Staͤnden gestattet ha⸗ ben, dem zu bestellenden Ausschusse auch Geschaͤfte der staͤndi⸗ schen Verwaltung zu uͤbertragen, so hat es keinesweges in Unse⸗ ver Absicht gelegen, in dieser Beziehung ihre bieherigen Befug⸗ nisse zu beschraͤnken, und bleibt es daher auch fuͤr den Fall, daß sie von dem erwaͤhnten Zugestaͤndniß Gebrauch machen sollten, als in welchem Falle Wir, wie dies im § 5. des Entwurfs vor⸗ gesehen ist, ihre weiteren Antraͤge erwarten wuͤrden, ihrer Beschluß⸗ nahme uͤberlassen, ob sie außerdem mit Beaufsichtigung von Pro⸗ vinzial⸗Instituten Spezial⸗Kommissionen oder einzelne staͤndische Kommissarien beauftragen wollen. Die Verordnung wegen der Einrichtung eines Ausschusses der Staͤnde der Rhein⸗Provinz werden Wir nach den hier gege⸗ benen Grundzuͤgen ehestens erlassen, und ergeht fuͤr jetzt an Un⸗ sere getreuen Staͤnde Unsere gnaͤdige Aufforderung, die noͤthigen

Weahlen in Gemaͤßheit der obigen Bestimmungen unverzuͤglich

vorzunehmen und Uns zur Bestaͤtigung anzuzeigen. Wiir bleiben Unsern getreuen Staͤnden in Gnaden gewogen. Gegeben Berlin, den 14. Juli 1841. (gez.) Friedrich Wilhelm. 8. (gez.) Prinz von Preußen. 9 (gez.) von Boyen. Muͤhler. von Rochow. von Nagler.

von Ladenberg. von Alvensleben. Eichhorn. 2 von Thile. Graf zu Stolberg. 8 n

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die zum Provinzial⸗Landtage der Rhein⸗Provinz 878 versammelten Staͤnde.

5. Auszug aus der Petitions⸗Schrift des Rheini⸗ schen Provinzial⸗Landtages de dato Dusseldorf, den xn2 14. Juüͤni 1841. 4

Die Staͤnde bemerken: nach dem Allerhoͤchsten Propositions⸗ Dekret vom 30. April d. J. sey der Abdruck der Protokolle, welche die Beschluͤsse des Landtages enthalten, gestattet; eine Mit⸗ theilung des Landtags⸗Kommissars vom 24. Mai habe jedoch die Staͤnde⸗Versammlung des Weiteren in Kenntniß gesetzt, daß auch mümn mmöattese EEenn hastemeee IHHHEEK b Htre Het Fin aeems.

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928 Mitglieder hoͤheren Orts gestattet, da

Proposition eine

derzusfinden, so werde gebeten:

zu gestatten, daß zunaͤchst in den zum eigenen Gebrauch der Landtags⸗Mitglieder bestimmten, dann aber auch in den dem⸗ naͤchst zu veroͤffentlichenden Abdruͤcken, die Protokolle, so wie sie gefuͤhrt worden, mit Beibehaltung der Namen der redend auf⸗

tretenden Landtags⸗Mitglieder erscheinen duͤrfen. 6. Allerhoͤchster Bescheid.

Wir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden, Koͤnig von

Preußen ꝛc.

Entbieten Unsern zum Provinzial⸗Landtage der Rhein⸗Provinz versammelten getreuen Staͤnden Unsern gnaͤdigen Gruß und geben denselben auf ihren wegen des Abdruckes der Landtags⸗Pro⸗

Fokolle gemachten Antrag Nachstehendes zu erkennen.

Die dem Landtage durch Unsern Kommissarius, in Auftrag nseres Ministers des Innern und der Polizei, mitgetheilte Be⸗ immung, wonach in den abzudruckenden Landtags⸗Protokollen

die Namen der redend einzufuͤhrenden oder sonst zu bezeichnenden Mitglieder der Staͤnde⸗Versammlung nicht genannt werden sollen, gruͤndet sich auf Unsere Allerhoͤchste Bestimmung. Da solche bei den bereits geschlossenen Landtagen in Anwendung gekommen ist, sso werden Unsere getreuen Staͤnde sich bescheiden, daß ein ab⸗

weichendes Verfahren fuͤr Sie nicht nachgelassen werden kann.

Wir bleiben uͤbrigens Unsern getreuen Staͤnden in Gnaden

gewogen. Gegeben, Berlin den 21. Juli 1841.

(gez.) Prinz von Preußen.

(gez.) von Boyen. Muͤhler. von Rochow. von Nagler.

von Ladenberg. von Alvensleben. von Werther. Eichhorn. von Thile. Graf zu Stolberg. An ““ die zum Provinzial⸗Landtage der Rhein⸗Provinz versammelten Staͤnde. 41

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Zeitungs-Uachrichten. h“ 8 Frankreichh.

Paris, 26. Juli. Der Messager maldet: „Der Ger Rulhibres musterte vorgestern die 8000 Mann starke Garnison von Toulouse. Die Haltung und das Benehmen der Truppen waren musterhaft. Alle waͤhrend der Unruhen von der National⸗ Garde besetzten Posten sind den Linien⸗Truppen wieder uͤbergeben worden. Zu Toulouse und in den benachbarten Departements ist Alles ruhig. Die gerichtliche Instruction wird fortgesetzt. Der neue General⸗-Prokurator, Herr Niciais Gaillard, wurde am 25sten d. in Toulouse erwartet.“

Seit etwa 10 Tagen hat nun auch die Registrirung in Pa⸗ ris begonnen. Der Finanz⸗Minister hat fuͤr die Hauptstadt ei⸗ nen andern Zaͤhlungsmodus als fuͤr die Departements angeord⸗ net. Die Steuer⸗Beamten beschraͤnken sich darauf, ihre Fragen an die Portiers zu richten. Die Operation geht nichtsdestoweni⸗ ger nur sehr langsam vorwaͤrts. Das Journal du Peuple und einige andere Blaͤtter versichern, der Munizipal-Rath der Stadt Paris habe in seiner vorgestrigen Sitzung den Praͤfekten aufgefordert, durch alle ihm zu Gebote stehenden gesetzlichen Mit⸗ tel, das von dem Finanz⸗Minister angeordnete Zaͤhlungs⸗System zu modisiziren. Die staͤdtische Behoͤrde haͤtte, sagt man, jenes System unerträaͤglich und anti⸗munizipalistisch genannt.

Das Programm fuͤr die Juli⸗Feierlichkeiten ist heute erschie⸗ nen. Am 27sten werden Unterstuͤtzungen an die Armen vertheilt; am 28sten wird ein Trauer⸗Gottesdienst fuͤr die im Jahre 1830 Gefallenen gehalten; am Losten finden die uͤblichen Volks-Belu⸗ stigungen statt.

Herr Decazes, Sohn, hat die Nachricht uͤberbracht, daß Herr von Barante St. Petersburg am 1. August verlassen werde, um einen zwei⸗ oder dreimonatlichen Urlaub in Frankreich zu verleben.

Die Korvette „la Triomphante“ ist am 15. Juni, mit Herrn Gourbeyre, dem neuen Gouverneur, am Bord, in Guadeloupe eingetroffen.

Boͤrse vom 26. Juli. Die Rente war heute schwach, ohne daß die Course ein bedeutendes Sinken erfuhren. Man sprach viel von einer Protestation des hiesigen Munizipal⸗Rathes gegen die siskalischen Maßregeln des Herrn Humann; indeß wuͤrde, wenn ernstlich etwas an der Sache waͤre, eine starke ruͤck⸗ gaͤngige Bewegung in den Coursen nicht ausgeblieben seyn.

†I Paris, 25. Juli. Man wartet mit einiger Spannung auf den Ausgang der Schach⸗Partie, welche der Finanz⸗Minister

mit der Boͤrse spielt. Herr Humann hofft sich mit den regel⸗

maͤßigen Huͤlfsquellen des Schatzes so lange hinhalten zu koͤnnen, bis die Bank, endlich erschoͤpft von dem gewaltsamen Drucke, den

sie seit mehreren Monaten auf die oͤffentlichen Fonds ausuͤbt, die Rente zu ihrer natuͤrlichen Hoͤhe aufsteigen lassen muß. Die

Kapitalisten selbst scheinen zu fuͤrchten, daß die Kraͤfte des Mini⸗ sters diesen zu einer Ausdauer befaͤhigen, der sie es nicht gleich thun koͤnnen, und sie rufen daher den Journalismus zu Huͤlfe, Dum Herrn Humann einzuschuͤchtern. Drei oder vier Oppositions⸗ Blaͤtter bieten ihre deklamatorische Beredtsamkeit auf, um darzu⸗ thun, daß die Verzöͤgerung des Abschlusses der Anleihe eine wahre Landesgefahr herbeifuͤhren kann, und daß Herr Humann also dadurch eine unermeßliche Verantwortlichkeit auf sich nimmt, ja, man giebt sogar zu verstehen, daß der Finanz⸗Minister sich durch seinen Ungehorsam gegen den die Anleihe betreffenden Beschluß der Kammern einer Kapital⸗Anklage aussetze. So verschwoͤren sich also die Waͤchter des oͤffentlichen Vortheils mit den Geld⸗ maͤnnern, um die Regierung zu einem Finanz⸗Geschaͤfte auf die unguͤnstigsten Bedingungen hinzudraͤngen, zu einem Geschaͤfte, bei dessen verzbgertem Abschlusse die Regierung doch wahrlich kein anderes Interesse, als das des Staates, im Auge haben kann, und dessen Dringlichkeit sie offenbar am besten beurtheilen muß.

Ist es in der That denkbar, daß die vollziehende Gewalt die ihr anvertrauten Finanz⸗Vollmachten unbenutzt lassen werde, um sich selbst und den Staat in Verlegenheiten oder gar Gefahren zu

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stuͤrzen? Es waͤre dies wenigstens das erstemal in der Ge daß eine Regierung durch uͤbertriebene Sparsamkeit

oͤffentlichen Kredit den Staat in Gefahr gebracht haͤtte daß Herr Humann zur Zeit des Ministeriums vom 11 Oktober von der ihm gegehenen Autorisation zum Abschlusse ei⸗ ner Anleihe keinen Gebrauch gemacht hat, aber 8 gehoͤrt, daß dadurch irgend einer Landesnoth die Bahn gebres chen worden sey, und so ist denn der Finanz⸗Minister auch dem Pairshofe 89 entgangen,

aber in diesen Abdruͤcken die Namen der redend einzufuͤhrenden oder sonst zu bezeichnenden Mitglieder nicht genannt werden sollten. Da einmal die Allerhoͤchste

- olche Beschraͤnkung nicht enthalte, die Fuͤhrung der Protokolle aber bei Weglassung der nur ad marginem zu no⸗ tirenden Namen der Redenden sehr erschwert werde und es end⸗ lich auch fuͤr die Mitglieder der Versammlung wie fuͤr ihre Kom⸗ mittenten von Interesse sey, diese Namen in den Abdruͤcken wie⸗

man hat nicht

der Anklage Unterlassung 1 diese Justiz⸗Versaͤumung beklagt haͤtte. Herr Humann in der Reserve des gen Mittel, um die kostspielige Huͤlfe und wenn er jetzt, wie man ihm von gewissen Sei im To des Vorwurfs zuschreibt, darauf C“ öb. aͤhnliches Manover 12—15 Millionen zu ersparen, so ist e schwer, in diesem Vorhaben etwas Verbrecherisches zu 3 e b eweis dafuͤr, daß die Rente durch einen kuͤnst⸗ lichen Einfluß darniedergehalten wird, und zugleich ein Zeichen von der Staͤrke dieses Einflusses liegt in dem Umstande, daß die Nach⸗ richt von der Unterzeichnung des Traktats vom 13. Juli keine namhafte Wirkung auf sie hervorgebracht hat. 1 Publikum wird dies Ereigniß nach wie vor mit vie tigkeit betrachtet. Auch die Opposition spricht davon mit ziemlicher Resignation. Aber es wird jetzt ein Umstand zur Sprache he⸗ bracht, der die politische Kontroverse uͤber diesen Punkt von neue el 2. Es findet sich naͤmlich, daß Herr Thiers in einer Sitzung der Kammer den bevorstehenden Abschluß des am 13. Juli unterzeichneten Traktats vorausgesagt, und damals ven Seiten des Ministeriums einen Widerspruch gefunden hat, den der Erfolg nicht bestaͤtigt zu haben scheint. —.* n Herr Gutzot in den heutigen Blaͤttern scharf angegriffen, und es haͤngt großen Theils von der Art und Weise seiner Vertheidigung ab, ob uͤber diesem Nebenpunkte nicht vielleicht auch die Haupt⸗ sache noch nachtraͤglich Gegenstand einer leidenschaftlichen Anfech⸗ den lgemeinen stehen indessen die Anzeichen dahin, daß die vor einem Jahre durch die Thiers'sche Politik auf⸗ geregte Fluth in fortwaͤhrendem Abnehmen jetzt bald in ihr Nor⸗ malbett zuruͤcksinken werde. 8 3 Die Koͤnigin Christine, die anfangs ganz zuruͤckgezogen lebte, faͤngt an, einen kleinen Hof um sich zu bilden. tion gegen die Ernennung des Herrn Arguelles zum Vormund Zeranlassung oder zum Vorwande eines feier⸗ lie alle hier anwesende Spanier, die noch an den Stern der Wittwe Ferdinands glau⸗ Nichtsdestoweniger will .

Amortissement⸗Fonds die noͤthi⸗ der Kapitalisten zu umgehen 2 7

dem Lande durch ein

Der sicherst

Im groͤßeren ler Gleichgüͤl⸗

neuem beleben koͤnnte.

Hieruͤber wird nun

tung werden wird.

Ihre Protesta—

Isabella's ist zur lichen Handkusses

ben, zugelassen wurden. dert bezweifeln, daß die Koͤnigin Christine ernstlich damit umgehe, wieder zu Macht und Einfluß in Madrid zu gelangen, und man glaubt selbst, daß ihre juͤngste Protestation mehr durch Ruͤcksichten der Schicklichkeit, als durch das Bewußtseyn von Rechten oder Pflichten eingegeben sey, auf welche die Mutter der jungen Isa— bella in der That durch ihre freiwillige Entfernung aus Spal verzichtet zu haben scheint.

an hier und

Großbritanien und Irland.ʒ 2 Sir Robert Peel kam vorgestern nach der Stadt und wird heute Abend wieder auf seinen Landsitz 8 Dem Geruͤcht, daß derselbe vor der Eroͤffnung des Parlaments noch eine Reise nach dem Konti⸗ nent machen wolle, wird vom „Standard“ auss entschiedenste wi⸗ dersprochen. Mit Hinsicht auf die neuen Kabinets⸗Combinationen sagt die „Jetzt, wo die Wahlen beendigt sind, im neuen Parlament mit

London, 24. Juli.

Drayton Manor zuruͤckkehren.

Morning Chronicle: man die Staͤrke der Parteien Sicherheit berechnen kann, richtet sich natuͤrlich die Aufmerksam— keit des Publikums auf die politischen Uebereinkuͤnfte, welche fol⸗ Wir trauen weder Sir R. Peel, noch dem Herzoge von Wellington, denen doch die Besorgung dieser Angelegenheiten waͤhrscheinlich zufallen wird, die Absicht zu, die Schwierigkei⸗ ten ihrer kitzlichen Aufgabe dadurch, daß sie voreilig zur Ver⸗ b Ministerlisten 9 So lange man noch in der Opposition ist, faͤllt es nicht schwer, die Leute in guter Eintracht zu erhalten; aber nach dem Kampfe erwachsen die Verlegenheiten, indem die nebenbuhlerischen Anspruüͤche offen zu Tage treten. buhlerschaften in Einklang zu bringen, wird die Arbeit des ersten Ministers von jetzt an bis zur Eroͤffnung der Session seyn. Da⸗ her legen wir auf die Minister-Liste im „Morning-Herald“ nur

in so weit Werth, als sie die Ansicht des Herzogs von Bu⸗ ckingham auszusprechen scheint, der wahrscheinlich im neuen Ka⸗ binet einen Sitz einnehmen wird.“

Die Wahl fuͤr Wexford ist nun auch beendigt, und es haben dort, wie man erwartete, die Liberalen den Sieg davongetragen. Die konservative Majoritaͤt im neuen Parlamente bleibt daher vorlaͤufig, wenn nicht Wahlen angefochten werden und einzelne Mitglieder noch ihre Farbe wechseln, auf 78 Stimmen stehen, wie neulich angegeben worden.

In Wales sind nicht weniger als neun Besitzer von Eisen— haͤmmern zu Parlaments⸗Mitgliedern gewaͤhlt worden.

Belgien. Nach dem Moniteur haben saͤmmt⸗ Einnahmen fuͤr das erste Quartal dieses Jahres 33,135,435 Fr. betragen, waͤhrend sie sich fuͤr das korrespondirende Quartal im vorigen Jahr auf 31,248,178 Fr. belaufen.

x* Brüssel

gen werden.

oͤffentlichung ermaͤchtigen,

Diese Anspruͤche und Neben⸗

Brüssel, WS liche Staats

Juli. Die Sitzungen saͤmmtlicher Pro— vinzial⸗Staͤnde des Landes sind jetzt geschlossen. handelten Gegenstaͤnden verdient vor allem der zuerst in den Pro⸗ vinzial⸗Staͤnden von Ostflandern gestellte und darauf in den Staͤn⸗ den von drei anderen Provinzen, Namur, Luͤttich und Luxemburg, gleichfalls vorgebrachte Antrag auf eine Zoll⸗Vereinigung Belgiens mit Frankreich in naͤhere Erwaͤgung gezogen zu werden. So sehr es im Anfange den Anschein hatte, daß die verschiedenen Provinzial⸗ Staͤnde, bei dieser Frage das allgemeine Interesse des Landes aus dem Auge verlierend, sich einer einseitigen Richtung hingeben und an die Regierung ganz unpraktische und in mancher selbst gefaͤhrliche Forderungen stellen wuͤrden, so hat doch die öffentliche Meinung die zurechtweisende Sprache Journale und vor allem der Einfluß der Gouverneure als Or⸗

gane der Regierung bei den Staͤnden eine besonnene Berathung und Beschlußnahme zur Folge gehabt. Die Staͤnde mußten sich

bald uͤberzeugen, daß die so gestellte Zollfrage zugleich fuͤr die po⸗ litische Unabhaͤngigkeit des Landes von der groͤßten W

angesehener

In den Staͤnden von Namur und Luxemburg wurde der von mehreren Mitgliedern gestellte Antrag auf einen vollstaͤndi⸗ gen Zollverein mit Frankreich in ein Gesuch fuͤr einen Handels⸗ vertrag umgeaͤndert, wodurch das Eisen, die Steinkohlen und das Schlachtvieh einen groͤßeren Absatz in Frankreich faͤnden. 2 81⅔ 7½½ mimnnc;. 111

oenünshsn ½h Füihhm.

man aber gewohnlich bei einseitigen Auffassungen auf Irrwege

geraͤth, davon giebt auch das Gesuch von Namur den Be⸗ weis, indem diese Staͤnde die Regierung ersuchen, einen Handels⸗

Traktat mit Frankreich zu schließen, aber so, daß der Eingangs⸗ zoll der Franzosischen Produkte in Belgien nicht veraͤndert wuͤrde; als wenn nicht die erste Bedingung bei einem solchen Traktate die Gegenseitigkeit der Konzessionen waͤre. Die Staͤnde von Isflandern, wo der Antrag zuerst gestellt wurde, haben denselben zur weiteren Dis⸗

kussion auf das naͤchste Jahr verlegt. Einige Handels⸗Kammern und

die Agrikultur⸗Kommission, an welche der Vorschlag zur Begutach⸗ tung uͤberwiesen wurde, hatten zwar ein beifaͤlliges Urtheil abge⸗ geben, allein die Staͤnde uͤberzeugten sich leicht, daß eine so wich⸗ tige Frage eine reifere Ueberlegung verlange. Der in den Pro⸗ vinzial⸗Staͤnden von Luͤttich allgemeiner gestellte Antrag um Auf⸗ nahme in den Zoll⸗Verband von einem der großen Nachbarstaaten

weurde nach kurzer Berathung angenommen. Die Staͤnde von

Hennegau endlich haben ihren Ausschuß beauftragt, Schritte bei

der Regierung zu thun, und durch Handels⸗Vertraͤge, vermittelst

gegenseitiger Konzessionen, die Aufhebung oder wensgstens die Es. maͤßigung der Zoͤlle zu erlangen, welche auf der Einfuͤhrung der Belgischen Erzeugniffe haften. Die Staͤnde haben sich mit Absicht so allgemein und ohne auf ein besonderes Land hinweisend, ausgedruͤckt, was auch, wenn einmal ein Wunsch ausgesprochen werdeß sollte, am angemessensten war. Die Provinzial⸗GStaͤnde von Brabant, Antwerpen, Limburg und Westflandern haben die Handelsfrage gar nicht eroͤrtert, gewiß nicht wegen sehlenden Interesses, sondern wohl in der Ueberzeugung, daß die Regierung, welche wie sie viel⸗ fach bewiesen, eifrig auf die Mittel bedacht ist, wodurch die in⸗ dustrielle und kommerzielle Wohlfahrt des Landes erhoͤht werden kann, auch am besten zu beurtheilen im Stande ist, welches die angemessen⸗ sten auf die Gesammtlage des Landes berechneten Handels⸗Ver⸗ traͤge sind. aSe 8 Betrachten wir nun die in den Staͤnden eroͤrterte Frage aus rein kommerziellen Gesichtspunkte, so ist nicht in Abrede zu

stellen, daß mehrere Haupt⸗Industrieen Belgiens, der Eisen⸗,

e. . .

Steinkohlen⸗ und Leinwand⸗Handel, durch eine Zollverhindung mit Frankreich bedeutend gewinnen wuͤrden; andererseits wuͤrde es aber auch durch die Einfuͤhrung des Franzoͤsischen Zollsystems bedeu⸗ tend in seinen Zucker⸗Raffinerieen, Zucker⸗Ausfuhr, Tabacks⸗Han⸗ del und selbst im Tuchhandel beeintraͤchtigt werden, und Frank⸗ reich wuͤrde gleichfalls noch einen groͤßeren Absatz fuͤr seine Weine, Seidenstoffe und uͤberhaupt seine Mode⸗Waaren in dem wohlha⸗ benden, wenn auch nur aus vier Millionen Einwohnern bestehen⸗ den Belgien erhalten. Ein anderer bei dieser Frage wohl zu be⸗ ruͤcksichtigender Umstand ist auch der, daß Belgien durch eine An- schließung an Frankreich die Ausfuhrorte groͤßtentheils wieder verlieren wuͤrde, die es allmaͤlig seit 6— 7 Jahren unter großen Anstrengungen gewonnen hat. Der Belgische Han⸗ del noch Suͤd⸗Amerika, so wie nach dem Orient, ist im Wachsen, der Franzöoͤsische im Gegentheil ist bekanntlich seit laͤngerer Zeit in diesen Gegenden im Abnehmen. Die Gewissenlosigkeit, die Waaren⸗-Verfaͤlschungen der Franzöͤsischen Kaufleute haben diesem Handel den groͤßten Schlag versetzt. Es wuͤrde daher gewiß ver⸗ kehrt seyn, wenn Belgien sich diese immer wichtiger werdenden Haändelswege versperren wollte. Haändeie ea Journale haben waͤhrend der Zeit der Provinzial⸗Versammlungen nicht unterlassen, tuͤchtig in die Se⸗ gel zu blasen, um das Belgische S chiff in ihren Haffn zu treiben. Selbst einige ministerielle Blaͤtter, wie das „Journal des D ebats und die „Presse“ haben einige Tage hindurch eine Zollvereinigung mit Belgien, als fuͤr beide Theile wuͤnschenswerth dargestellt, lenkten aber doch bald ein um die Schwierigkeiten hervorzuheben, die sie im ersten Augenblick nicht bemerkt zu haben schienen. Man könnte sich zu dieser, von den Franzoͤsischen Journalen fast einstimmig guͤnstigen Aufnahme,. des Vorschlane⸗ Hle. engeren Handels⸗Verbindung beider Laͤnder Gluͤck 8 W“ wenn man die Meinung dieser Blaͤtter als ein Zeichen Fort⸗ schrittes betrachten duͤrfte, welche die Ideen büher ausgedehnteren Handels⸗Freiheit in Frankreich gemacht haben. Fleich nicht zu verkennen ist, daß der Fortschritt und dgfcg hn Eriß kungen des Deutschen Zoll⸗Verbandes in neuester Zeit in Frank⸗ reich die Aufmerksamkeit erregt und in einigen Koͤpfen ses de Idee eines Franzosischen die Nachbarlaͤnder in sich aufnehmenden Zoll⸗Verbandes hervorgerufen hat, so darf man doch nicht die Ruͤcksichten außer Acht lassen, von welchen seit Leinem Jahre fast bei allen Fragen die von den Journalen unterhaltene offentliche Meigzbelg in Frankreich beherrscht wird. Seitdem man die Gefahr den Ver⸗ einzelung gefuͤhlt, denkt man mehr als je an Fehauafe sche Vereinigung mit Nachbarlaͤndern, und sichersich ist die bien angeregte Handels⸗Frage von den Franzoͤsischen Blaͤttern aus dem vorwaltenden politischen Gesichtspunkte betrachte t worden; denn wir erinnern uns noch sehr gut, wie vor⸗ kaum 1 ½ Jahren dieselben Blaͤtter sich zu Organen von ganz anderen Stimmen gemacht hat⸗ ten. Aber gerade eine solche politische, wenn auch verdeckte, Ver⸗ einigung mit Frankreich ist es, welche Belgien nicht will und nicht wollen kann. Es weiß sehr wohl, wie wenig der Französische Geist den selbststaͤndigen Charakter als die Unabhaͤngigkeit ande⸗ rer Laͤnder aufzufassen und zu achten weiß, und man darf behaup⸗ ten, daß, wenn es auf einen wirklichen Zollverband ankaͤme, Bel⸗ gien sich eher Deutschland als Frankreich anschließen wuͤrde, weil, im Fall auch die Handelsvortheile nicht ganz so bedeutend seyn sollten, was wir noch dahingestellt seyn lassen, doch seine politische Unabhaͤngigkeit durch sein Anschließen an den Deutschen Staaten- bund nicht gefaͤhrdet seyn wuͤrde. 1

Uebrigens kann Belgien durch Handels⸗Traktate mit seinen Nachbaren, worunter auch Holland nicht zu vergessen, durch ge⸗ genseitige Konzessionen alle die Vortheile ertheilen, welche fuͤr das Gesammtwohl des Landes ersprießlich sind. Erfreulich ist es, daß auch der Handel mit Holland seit einigen Jahren wieder lebhaf⸗ ter wird. So hat sich z. B. die Steinkohlen⸗Ausfuhr seit 1838 von 7000 bis zu 60,000 Tonnen erhoöht und um diese Ausfuhr zu beguͤnstigen, hat so eben die Belgische Regierung die von den Fahrzeugen auf den inneren Gewaͤssern zu erlegenden, Zoͤlle auf die Haͤlfte herabgesetzt. Die Vortheile, welche Deutschland durch groͤßere Annaͤherung an Belgien erhalten kann, sind schon mehr⸗ mals zur Sprache gekommen. Deutschland hat ein großes In⸗ teresse, seine Schifffahrt auszudehnen, und die Belgischen Haͤfen sind dazu bedeutende Aussuhrorte.

Streitfragen zwischen der katholischen und liberalen Partei sind im Allgemeinen in den Provinzial⸗Staͤnden nicht vorgekom⸗ men. Nur Luͤttich hat eine Petition an die Kammer gegen den Antrag der katholischen Universitaͤt gemacht, um als sogenannte Civilperson anerkannt zu werden. Die Provinzial⸗Staͤnde von

Brabant haben auch dieses Jahr, trotz der Opposition der katho⸗ lischen Partei, der hiesigen freien Universitaͤt das gewoͤhnliche

Subsidium mit einer ansehnlichen Majoritaͤt bewilligt.

Deutsche Bundesstaaten. m Dresden, 28. Juli. Ein sehr bedauerlicher Unfall er⸗ eignete sich dieser Tage hier, indem einer der angesehensten und

geaͤußerten Meinung uͤbereinf

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hochgeachtetsten Hof⸗ und Staats⸗Beamten der Geheime Rath von Langenn, Oberst⸗Hofmeister und Erzieher des Prinzen Albert, bekannt durch mehrere Biographieen aus der Ge⸗ schichte Sachsens, Abends beim Nachhausefahren umgeworfen ward, und dabei den einen Arm brach, den andern sich ausrenkte. Doch zweifelt man nicht an einer zwar langwierigen aber voll⸗ ständigen Herstellung. Seit der Abreise des Koͤnigs und der Koͤnigin ist das hiesige Hoflager ziemlich verwaist, da fast alle uͤbrige hohe Herrschaften die Sommer⸗Schloͤsser bewohnen. Das vom Genre⸗Maler Herrn von Leyser erfundene dioptrische Instru⸗ ment, im Atelier des Mechanikus Postel aufgestellt, erregt große Auf⸗ merksamkeit, und erscheint als ein neues, hoͤchst gluͤckliches Resultat von Bemuͤhungen, die mit denen Daguerre's im Zusammenhange ste⸗ hen, theilweise sie noch uͤbertreffen. Denn waͤhrend das Da⸗ guerreotyp die Natur⸗Gegenstaͤnde nur immer von links zeigt, fal⸗ jen sie hier gerade von rechts ins Auge, und dabei mit großer Deutlichkeit und Schaͤrfe, ein fuͤr den Landschaftsmaler hoͤchst bedeu⸗ tender Vorzug. Das Kriegs⸗Ministerium geht ernstlich damit um, saͤmmtlichen Offizieren aller Grade das Tragen von Civil⸗ kleidern zu untersagen. So unbequem diese Maßregel seyn mag, so nothwendig erscheint sie, um dem großen Kleider⸗Luxus und dem in Folge davon uͤberhandnehmenden Schuldenmachen gruͤnd⸗ lich vorzubeugen. Die erzgebirgische Stadt Zschopau, deren schoͤne Bruͤcke bei dem letzten Eisgange so bedeutend beschaͤdigt wurde, hat wieder ein großes Ungluͤck erlitten, indem vorige Woche 18 Haͤuser abbrannten. Man veranstaltet in Dresden eine Samm⸗ lung deshalb.;

X Leipzig, 27. Juli. Gestern Abend wurde dem hier allgemein gefeierten und geliebten Mendelssohn Bartholdy vor sei⸗ ner Abreise nach Berlin von seinen zahlreichen Verehrern eine glaͤnzende Huldigung dargebracht. Ein starkes, wohl eingeuͤbtes Saͤngerchor, aus den verschiedenen Gesang⸗Vereinen zusammen⸗ gesetzt, versammelte sich mit Fackeln und Musik vor der Woh⸗ nung des Meisters, und brachte ihm, unter dem Zudrange eines zahlreichen Publikums, ein großartiges Staͤndchen, an dessen Schlusse, nach einem dem Kuͤnstler zugerufenen dreimaligen Lebe⸗ hoch, das von ihm komponirte wunderschoͤne „Lebewohl“ gesungen ward, in dessen Refrain: Auf Wiedersehen! der unterdessen in die Mitte der Saͤnger eingetretene Komponist lebhaft einstimmte, zur großen Freude und Beruhigung Aller der, welche gefuͤrchtet hat⸗ ken, er moͤchte Leipzig fuͤr immer verlassen.

Auf unserer Buͤhne giebt jetzt Herr Doͤring vom Hoftheater zu Stuttgart einen Cyklus von Gastrollen und aͤrntet einen fast ungetheilten, und, wie es scheint, sehr verdienten Beifall. Unter die bedeutendsten Darstellungen, welche wir zu sehen Gelegenheit hatten, rechne ich: Don Carlos im Clavigo, Mephistopheles, Lear, Tartuͤffe, Nathan, Schewa und Shylock. Doͤring's Spiel ist vielleicht weniger großartig, als das eines Anschuͤtz, weniger origi⸗ nell und uͤberraschend, als das eines Seydelmann, aber es zeich⸗ net sich aus durch große Wahrheit, Einfachheit und gruͤndlich durchdachte Auffassung des Stoffs. Auch im Lustspiel machte er Gluͤck.

Weimar, 28. Juli. Auch hier ist (so wie gleichzeitig im Großherzogthum Baden) das im vorigen Herbst erlassene Verbot der Pferde⸗Aussuhr wieder aufgehoben worden.

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Koblenz, 27. Juli. (Rhein. u. Mos. Ztg.) Ihre Kö⸗ nigl. Hoheit die Prinzessin von Preußen ist gestern Nachmittag mit dem Koöͤlner Dampfboote „Biktoria“ von Mainz hier ange⸗ kommen und im Gasthofe „Zum Riesen“ abgestiegen, wo auch die Prinzefsin von Oldenburg ihr Absteige⸗Quartier genommen hatte. Ihre Koͤnigl. Hoheit machte gestern Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin Jon Griechenland in Ems einen Besuch und kehrte Abends hier⸗ her zuruͤck. Heute Mittag ist Ihre Koͤnigl. Hoheit mit dem Dampfboote „Cöckerill“ nach Bingen gefahren, um sich nach Kreuz⸗ nach zu begeben.

Thiers und die orientalische Frage.

La vérité sur la question - Orient ex ur Thiers, par le Comte d'Anger ille, ancien cier de marine, Député de P'Ain. Paris, Mai 1841.

(Schluß. Vergl. Staats⸗Ztg. Nr. 209 u. 210.

Nach dem Verfasser hatte die Sendung des Herrn von Walewsky den Zweck, den Vice⸗Koͤnig zu bewegen, auf Konstan⸗ tinopel zu marschiren. Nach ihm haͤtte der Pascha sich damals schon unbedingt unterworfen und sich so St. Jean d'Acre geret⸗ tet, wenn der Franzoͤsische Abgeordnete nur Ein Wort in diesem Sinne zu ihm gesprochen haͤtte. Der Pascha wollte dem Rathe des Herrn von Walewosky gar nicht folgen, so wie die Pforte spaͤter die Vorschlaͤge, die ihr Herr von Walewoky im Namen Mehmed Ali's brachte, entschieden zuruͤckwies. Man bezeichnet diese Sendung als einen der groͤßten diplomatischen Fehler, den Herr Thiers gemacht, denn es war vorauszusehen, daß die Psorte die angebotene Vermittelung Frankreichs nicht annehmen wuͤrde, wo sie der unbedingten Unterstuͤtzung, der vier anderen Maͤchte gewiß war und diese Maͤchte die Ausfuͤhrung des Londoner Ver⸗ trages keinesweges verschieben konnten, zumal da jene Vermitte⸗ lungs⸗Antraͤge von einem Abgesandten kamen, der gar keinen offiziellen Charakter hatte. 8 1 5

Hierauf schildert der Verfasser⸗ mit lebendigen Zuͤgen die Ge⸗ genwirkung dieser Ereignisse auf den inneren Zustand von Frankreich und erwaͤhnt, wie, nach dem Bombardement von Beirut, Herr Thiers dem Kabinet vorschlug, die Franzoͤsische Flotte nach Alexandrien zu schicken und sich im Fruͤhsahr zum Kriege vorzu⸗ bereiten, Vorschlaͤge, welche der Koͤnig, so wie der Minister des Krieges, der Marine und der Finanzen (Cubières, Duperré und

e.

Pelek de la Lozbre) zuruͤckwiesen.

Die Darstellung dieser letzten Phase fuͤhrt den Verfasser auf

die Persoͤnlichkeit des Herrn Thiers und die Wuͤrdigung seiner Politik. Er geht dabei auf sein Benehmen in seinem ersten Ka⸗ binet vom 22. Februar 1835 zuruͤck und zeigt, wie er als Mini⸗ ster der auswaͤrtigen Angelegenheiten, in Bezug auf England, Spanien und Oesterreich verfuhr. Da diese geistreiche Untersu⸗ chung zugleich die Politik Lord Palmerston's vortrefflich kennen lehrt, so glauben wir r besseres thun zu koͤnnen, als das Kapitel woͤrtlich wiederzugeben:

8 „Den Sto , den die Pokitt Frankreichs im Orient erhielt“, heißt es da S. 322, „baͤtte man sollen vorhersehen; denn das Benehmen Engag⸗ lands in der Spanischen Fragf war in allen Punkten mit der von mir

immend, daß naͤmlich diese Macht Frank⸗

1 8 46 2 ie-9 11 1 t reic nuͤber handelte, als wenn es gewiß waͤre, daß die Allianz nicht Aatee werden konnte. Man wird sehen, daß das Englische Ka⸗ bünet in der That den Traktat der Quadrupel⸗Alliant so interpre⸗ tirt hat, daß wir je nach den Launen feiner Politik entweder gar nicht, oder nur zu Gunsten der Koͤnigin interveniren sollten. Hechen

Dies veranlaßt mich, von dem von Herrn Thiers praͤsidirte Ministerium vom 22. Februar 1836 zu sprechen. Man wjed sehen, oh sich dieser Minister damals einsichtsvoller, konsequenter. und be⸗ sonders geschickter, als im Jahre 1840, gezeigt hat. Ich fuͤhre eine Reihe von Thatsachen an, die dem Vertrage der Quaͤdrupel⸗Allianz vorhergingen. b

bexn 89. September 1833 stirbt der Koͤnig Ferdinand vII., und der Moniteur vom 7. Oktober zeigt seinen Tod an. Einige Tage nachher expedirte das Franzosische Kabinet, zum Rachtheil des Don Carlos, der Anspruͤche auf den erledigten Thron erhob, einen Abge⸗ fandten, und der Herzog von Broglie ließ fast unmittelbar darauf seine erste diplomatische Depesche abgehen. Diese Depesche ist vom

29. Oktober. Es heißt darin: „wir sagen nicht, daß wir die gegen⸗ waͤrtige Spanische Regierung aufrecht erhalten wollen, was sie auch

immer thue, was auch immer geschehe.... wir sind bereit, die Wuͤnsche die ste an uns richten wird, geneigt anzuhoͤren, ohne uns des Rechtes, das jeder Regierung zusteht, zu begeben, naͤmlich das Recht, ihre Zweckmaͤßigkeit, ihre Natur und ihre Wichtigkeit gehoͤ⸗

rig zu erwaͤgen.’ . 1b . . . 8 V Man sieht, daß sich Frankreich gleich bei dem Beginn der

Unterhandlungen das Recht vorbehalten hat, selbst zu beurtheilen, nicht bloß ob eine Intervention stattfinden solle und ob sie an der Zeit sey, sondern auch alle anderen Forderungen, die von Seiten der Spanischen Regierung gemacht werden duͤrften. Die am 13. No⸗ vember 1833, den 16. Juli 1834, den 12. Dezember desselben Jah⸗ res, und endlich den 28. Januar 1836 aufs neue an den Franzoͤft⸗ schen Gesandten gerichteten Depeschen waren saͤmmtlich in demsel⸗ ben Sinne redigirt, und man kann daher behauvten, daß unser Ka⸗ binet die Frage immer nur auf Eine Weise betrachtete. b Im Januar 1834 ward Don Carlos aus Spanien vertrieben, worauf er sich nach Portugal zu Don Miguel begab. Da kam der Vertrag dazwischen, den man die „Quadrupel Allianz“ genannt hat. Er wurde den 22. April von Frankreich, England, Spanien und Portugal unterzeichnet, die ihre Kraͤfte vereinten, um Don Carlos und den Infanten Don Miguel zu zwingen, sich aus den Portu⸗ giesischen Staaten zu entfernen. . 8 Kurze Zeit darauf wurden diese beiden Kron⸗Praͤtendenten wirk⸗ lich aus Portugal vertrieben. Don Carlos begab sich nach Eng⸗ land, verließ ader dieses Land schnell wieder, reiste mit falschen Paͤs⸗ sen durch Frankreich und kam nach Navarra, wo er den langen Buͤrgerkrieg entzuͤndete, der Spanien in einen so trostlosen Zustand

V versetzt hat. Die Unterzeichner des Vertrags der Quadrupel⸗Allianz

kamen damals wieder zusammen. Es handelte sich um eine nene Thatsache, die ganz außer dem Bereiche dessen lag, was man beim Vertrag vom 22. April hatte vorhersehen koͤnnen; man unterzeich⸗ nete damals, den 22. August 1834, einen Anhang zum Hauptvertrag, durch welchen sich Frankreich verpflichtete, die zweckmäͤßigsten Maß⸗ regeln zu ergreifen, um zu verhindern, daß vom Franzosischen Ge⸗ biete aus, den Spanischen Insurgenten irgend eine Art von Huͤlfe, sey es an Mannschaft, Waffen oder Munition, zukomme. b Das war der Sinn und die Bedeutung der diplomatischen Ak⸗ V ten und der Deveschen in dieser Sache. Wie hat sie aber nun Frankreich in der Anwendung ausgelegt? Hier ist die Antwort: Im Mai 1835 war Spanien noch auf dem Wege der Maͤßigung und Ordnung, den es seitdem leider verlassen hat. Herr Martinez de la Rosa, damals Premier⸗Minister, forderte Frankreich guf, in Ravarra zu interveniren. Der Herzog von Broglie, Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten, befand sich in aͤußerster Verlegenheit. Man sagte ihm von London aus, daß, wenn er interventre, man dem Whig⸗Ministerium eine ungeheure Verlegenheit hervorrufen wuͤrde, daß in Folge dessen die Allianz von Frankreich und England bedeutend geschwaͤcht werden wuͤrde, daß die oͤffentliche Meinung in e so schon von dem Gedanken lebhaft beunruhigt sey, Frank⸗

8 reich wuͤrde unter allen Umstaͤnden den geringsten Vorwand be⸗

nutzen, um mit den Waffen in der Halbinfel zu interveniren. Was that nun der Herzog von Broglie; Ehe er einen Ent⸗ schluß faßte, wollte er sich mit dem Englischen Kabinet berathen, und in den ersten Tagen des Juni 1835 stellte er ihm folgende Dop⸗ pelfrage: 1 1r 9,J der Moment zur Intervention in Spanien nicht gekom⸗ men? und kann Frankreich in dem Falle, daß es zu handeln fuͤr noͤthig halten wuͤrde, fuͤr alle Eventuglitaͤten, die aus der Inter⸗ veniion entstehen koͤnnten, auf Englands Unterstuͤtzung rechnen?““ Herr Thiers war damals Minister des Innern, und in der Sitzung vom 14. Januar 1837 gab er uns die Antwort Englands

„„England ist der Meinung, do

V in folgenden Ausdruͤcken: .

ß der Augenblick zur Inter⸗ vention in Spanien nicht gekommen ist, es widersetzt sich gerade nicht dem Willen Frankreichs, wenn es interveniren will, es wird dasselbe aber allein handeln lassen.““

In Folge dieser Weigerung Englands, waͤre die Intervention ein wahrhafter Fehler gewesen. Frankreich nahm damals ein System an, das man die Cooperation genannt hat. Die Fremden⸗Legion unter dem Kommando des braven Obersten Conrad ward nach Spa⸗ nien geschickt, die Mitwirkung unserer Marine versprochen, die Re⸗ krutirungen in den Franzoͤsischen Corvs angeordnet und ein stren⸗ ger Kordon laͤngs der Pyrenaen gezogen. Das war die Gesamunet⸗

heit der Maßregeln des im Jahre 1835 unter dem Ministerinea des

Herzogs von Broglie adoptirten Cooperations Systems, und Jeder⸗ mann, selbst das Spanische Kabinet, hat anerkannt, daß wir durch den Traktat der Quadrupel⸗Allianz nicht dazu verpflichtet waren. Nun wendet sich die Englische Politik, sonderbar genug, auf eine Weise, die man wohl erwaͤgen muß. Im Juni 1836 wollte das Lon doner Kabinet keine Intervention, ploͤtzlich im Maͤrz 1830 proponirt uns aber dasselbe Kabinet, unter dem Namen einer Trauslimita⸗ tion, eine wirkliche Intervention. Was war denn in der Zwischen⸗ zeit geschehen, und welche Gruͤnde konnte man anfuͤhren, um eine solche Veraͤnderung zu erklaͤren? Im Jahre 1835 naͤmlich herrschte der Buͤrgeckrieg nur in den Baskischen Provinzen, die Spanische RNegierung beobachtete noch einen regelmaͤßigen Gang, sie hielt um eine Intervention an. 8 Haͤtte man sie zu dieser Zeit versucht, so ist es moͤglich, daß sie wenig Schwierigkeiten dargeboten haͤtte. Im Jahre 1836 hingegen stellte sich diese Frage unter so verwickelten Umstaͤnden dar, daß, sich auf eine Intervention einlassen, so viel gewesen ware, als das Land in eine der schwierigsten und bedeutungsvollsten Unternehmungen ver wickeln. Zumalacarreguy war vor Bilbao gefallen, aber trotz dieses Unglucks, hatte der Buͤrgerkrieg sich uͤber alle Maßen entwickelt. Er dehnte sich nun uͤber Catalonien, Aragonien, Asturien und selbst urber das Köͤnigreich Valencia aus. Junten hatten sich gebildet, um die Fortschritte der Faction des Don Carlos zu bekaͤmpfen. Ungluͤck licherweise verloren aber diese Junten ihren Zweck bald aus den Augen und wurden revolutionnair; sie hoben Truppen aus; diese Truppen marschirten auf Madrid, und unter dem Vorwand, die Re⸗ gierung handle nicht mit hinlaͤnglicher Kraft gegen die Karlisten, suͤrzten sie die gemaͤßigte Partei und brachten die Partei der Oppo⸗ sition und das Ministecium Mendizabal, das unverzuͤglich gegen jede Idee der Intervention protestirte, ans Ruder. Der beklagens werthe Mord von Tortosa, furchtbare Metzeleien und Anarchie folg⸗ ten dem Triumph der Junten uͤber die Regierung der Koͤnigin. Man befand sich also im Jahre 1835 einer gemaͤßigten None⸗ rung, welche die Intervention forderte, und einer Karlistischen Sns on Fnw, ve, in zins Minkel S us konzentrirt war. tion gegenuͤber, die in einem Winkel Spaniens m Jahre 1836 England wollte damals keine Intervention., Jin Jahee weir 8 99 44 über. Der Buͤrgerkrieg halte so wei stand man der Anarchie gegenuͤber. Der Thnee Provinzen erstreckte um sich gegriffen, daß er sich schon uͤber mehress nerte Armee, un der Kron⸗Pratendent hatte eine regelmaͤßig organg 52 -ss. Spani inisteri che nur nicht die Interven das Spanische vFeegeng. verlangte nich I gns ngland zu tion, sondern protestirle dagegen. Da w V 8. 8 .

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