seiner Anhaͤnger zu entgehen, und von seiner Prahlerei, daß er die Koͤnigin binnen sechs Wochen zu konservativen Grundsaͤtzen bekehren wolle, ging er auf die bekannte Adresse Lord John Russels an die Waͤhler der City uͤber.
„Dieses Manifest,“ sagte er, „giebt sich das Ansehen, eine Schilderung der gegenwaͤrtigen Lage der Dinge oder vielmehr der Lage der Dinge in der Vergangenheit liefern zu wollen, und berich tet mit der groͤßten Selbstgefaͤlligkeit uͤber die Siege, welche die jetzigen Rathgeber Ihrer Majestaͤt davongetragen. Auch von der Gewandtheit spricht dieses Dokument, welche die Gegner der Re⸗ gierung in der Erfindung von Thatsachen gezeigt haͤtten; aber ich muß gestehen, daß, wie groß unsere Geschicklichkeit in dieser Be⸗ ziehung auch gewesen seyn mag, die Geschicklichkeit, mit welcher der edle Lord Thatsachen zu vergessen weiß, die unsrige noch weit uͤbertrifft. g 1
„Beruhte diese lange Reihe von Thatsachen auf sicherem Grunde, so hätte ich vielleicht Recht, uͤber den triumphirenden Ton gegen be⸗ siegte Gegner Beschwerde zu fuͤhren. Aber waͤre es eine wahre und gekreue Schilderung des Zustandes der Dinge, dann wuͤrde das Re⸗
sultat der neulichen Berufung an das Volk wunderbarer seyn⸗ als es jetzt ist. Es ist staunenderregend, daß das Ministerium Ihrer Maje staͤt, welches sechs Jahre lang im Machtbesitze gewesen ist⸗ das, wie es sich fortwaͤhrend ruͤhmt, das vollkommene Vertrauen der Souve rainin besitzt, deren Anhaͤnger bei den Wahlen den Ramen ihrer Souverainin oft auf sehr ungeeignete Weise benutzt haben; daß trotz alledem und trotz der Berufung an den weiblichen Theil der Bevoͤl kerung mit Bezug auf wohlfeilen Zucker, so wie der Verhei ßung großen Brodtes an die arbeitenden Klassen, die Waͤhler⸗ schaften und das Volk im Allgemeinen die Entscheidung des letzten Unterhauses ratifizirt haben, daß näamlich die gegenwaͤrtigen Rathgeber Ihrer Majestaͤt nicht das Vertrauen des Unterhauses besitzen, und daß ihr Beharren im Amte unter diesen Umstaͤnden der Verfassung widerstreitet. Nicht die Chandos⸗Klausel in der Reform⸗Akte (vecgl. die Adresse Lord J. Russell's) hat die ses Resultat hervorgebracht. Man kann allerdings darauf hinweisen, daß insbesondere die Grafschaften sich gegen das jetzige Ministerium erklaͤrt haben, und kann behaupten, daß einige Grafschaften, in denen das Agrikultur⸗Interesse besonders vorherescht, ihren Eifer gegen das Ministerium wegen der ihre Interessen bedrohenden Gefahr vorzuͤglich undgegeben haben; aber nicht die Chandos⸗Klausel war es, welche die Wahl zweier konservativer Mitglieder fuͤr die City von London entschied; nicht die Chandos⸗Klausel war es, der man es verdankt, daß zum ersten Male seit der Reform Akte ein konservati⸗ ves Mitglied fuͤr Westminster erwaͤhlt worden ist; auch war nicht die Chandos Klausel, welche der Gegenpartei einen Sitz in der großen Manufaktur⸗Stadt Leeds entzogen hat. Auch war es etwas mehr als die Chandos⸗Klausel, was zwei konservative Mit glieder in Hull, zwei in der City von Dublin, zwei fuͤr Belfast und zwei fuͤr Liverpool erwaͤhlt hat. Nicht die Chandos Klausel war es, was vier konservative Mitglieder fuͤr die große Grafschaft Lancaster erwaͤhlt und jeden ministeriellen Kandidaten von der Bekaͤmpfung Lord Stanley’'s, Lord F. Egerton’s, der Herren Wilson Platten und Wilbraham zuruͤckgeschreckt hat. Nicht die Chandos Klausel hat zwei Mitglieder fuͤr den so uͤberaus wichtigen, mit den Manufaktur⸗- In teressen des Landes so eng verknuͤpften Bezirk der westlichen Abthei⸗ lung von Yorkshire erwaͤhlt, in welchem ein Edelmann seines Sitzes beraubt wurde, der seiner mit Verdienst verknuͤpften Talente wegen nicht anders als mit hoher Achtung genannt werden kann, ich meine Lord Morpeth. Nein, meine Herren, es muß eine andere Ursache ge wesen seyn, als der Einfluß des Grundherrn auf seine Paͤchter, welche zu dieser Aeußerung der dffentlichen Meinung gefuͤhrt hat.“ „Allerdings haben die Grafschaften eine groͤßere Zahl dem Mi⸗ nisterium unguͤnstiger Vertreter gewaͤhlt, aber wenn man auf die Staͤdte und Flecken hinblickt, deren Bevdlkerung 10,000 Einwohner kbersteigt, so hat das Geschrei nach wohlfeilem Brodte und wohlfei⸗ lem Zucker selbst da, wo das Agrikultur⸗Interesse nur wenig in Be⸗ tracht kommt, durchaus nichts ausgerichtet. Die Wahlen an jenen Orten sind fuͤr die Minister unguͤnstiger ausgefallen, als im vorigen Parlamente. Wie, frage ich nun, laͤßt sich das erklaͤren? Es kommt nur daher, daß die Waͤhlerschaften des Reiches, welche das Volk des Reiches repraͤsentiren, kein Vertrauen zu dem Ministerium hegen. S ie ha⸗ ben mit Vernunft die ganze Laufbahn dieser Regierung uͤberblickt, von dem Beginne ihrer Macht bis zur Beendigung derselben — von der Appro⸗ priations⸗Klausel an, welche mich aus dem Amte vertrieb, bis zu dem Votum, das auf meinen Antrag durchging und erklaͤrte, daß das Mi⸗ nisterium das Vertrauen des Landes nicht besitze. Nicht das politische System der Regierung in einzelnen Punkten wurde, von dem Volke verdammt, nicht die Frage wegen der Korngesetze uͤbte Einfluß auf sein Urtheil; das Volk von England war vielmehr der Ansicht, daß kein Ministerium im Amte bleiben darf, ohne das Vertrauen der Nation zu besitzen, daß, wenn dies geschaͤhe, das repraͤsentative Prin⸗ zip darunter leiden und die ganze constitutionelle Doktrin dadurch verletzt werden wuͤrde, und das Resultat ist die entschiedene Erklaͤrung der mit dem Votum des Unterhauses uͤbereinstimmenden Waͤhlerschaf ten gewesen, daß das gegenwaͤrtige Ministerium das Vertrauen des Volkes nicht verdiene.“
„Wenn man an das Jahr 1834 zuruͤckdenkt, so wird man sich erinnern, daß damals eine Uebereinkunft abgeschlossen wurde mit den jenigen, welche die Haupt⸗Verfechter der Aufhebung der legislativen Union mit Irland sind, und daß darauf ein Beschluß im Unterhause durchgesetzt wurde, dem gemaͤß keine Regulirung dece kirchlichen Ver haͤltnisse in Irland stattfinden sollte, der nicht die Verwendung eines Theiles der Kirchen⸗Revenuͤen zur Foͤrderung weltlicher Zwecke zum Grunde gelegt wuͤrde. Die Waͤhlerschaften haben diese Uebereinkunft nicht vergessen. Eben so wenig haben sie vergessen, daß die Regie⸗ rung eine Bill zur Aufhebung der Verfassung der so wichtigen Ko⸗ lonie Jamaika eingebracht hat. Sie haben nicht vergessen, daß jener Versuch durch die Gegner des Ministeriums vereitelt worden ist; sie haben nicht vergessen, daß die Minister erklaͤrten, die Autoritaͤt der Regierung werde leiden, wenn die Opposition obsiege. Sie siegte dennoch, und das Ministerium zog sich zuruͤck, in Folge des die Sache entscheidenden Votums und mit dem Eingestaͤndniffe, daß es das Ver⸗ trauen des Unterhauses nicht besitze.“
„Das Volk hat gesehen, wie die Minister zwei Jahre lang im Amte geblieben sind, ohne Macht zu besitzen, und nachdem sie eine Reihe von Konzessionen gemacht hatten, welche ihrem Charakter als
Staatsmänner nicht weniger als den Interessen des Landes nach⸗ theilig waren, und die Erinerung an diese Thatsachen, vereint mit der eigenen Erklaͤrung der Minister selbst uͤber ihren Verlust des Vertrauens des Parlaments und uͤber die daraus fuͤr die Verwal⸗ tung zu befuͤrchtenden Nachtheile, — die Erinnerung an diese Hand⸗ Iunge n Minister ist es gewesen, welche die Waͤhlerschaften des Landes bewogen hat, das constitutionelle Prinziv geltend zu machen und mit vereinter Stimme den Beschluß zu bestaͤtigen, den das Un terhaus vor kurzem gefaßt hat’⸗, ö“
(Diese Sicherung des constitutionellen Prinzivs verdanken wir nur den Wahlkoͤrperschaften des Reiches. Ihnen gebuͤhrt das Verdienst, denn sie haben den Sieg durch beispiellose Anstrengung a dErshne cht durch die Mandver der Partei⸗Chefs davongetragen worden “ factiose Vereinigung mit Maͤnnern von entgegenstehenden Meinun gen. Es ist unmoͤglich, die Anstrengungen, welche im ganzen Lande gemacht worden sind, zu hoch anzuschlagen. Sie sind von 8. 1 ö losen Individuen ausgegaugen, die fuͤr sich selbst keine ebe. suchten, sondern nur durch Patriotismus veranlaßt wurden üre Bequemlichkeit und uͤberhaupt Alles, was das Leben angenehm B8 chen kann, dem oͤffentlichen Wohle zu opfern. Ich wage es zu be⸗ haupten, daß tausend, ja zehntausend Faͤlle waͤhrend der letzten
Wahl vorgekommen sind, in denen einzelne Privatleute groͤßere An⸗
strengungen gemacht haben als vordem die Kandidaten selbst zu machen pflegten. Ich hoffe nur, daß sie nicht auf ihren Lorbeeren ruhen, sondern sich durch den Sieg zu erneuerter Anstrengung ver⸗ anlaßt finden werden.“
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Peel die Konservativen auf, daß sie nichts bei der Einregistri⸗ rung ihrer Stimmrechte versäumen moͤchten, da, wie er schon fruͤher wiederholt gesagt habe, der Sieg der konservativen Partei in den Registrirungs⸗Buͤreaus erfochten und auch in ihnen be⸗ hauptet werden muͤsse. 4
Diese Rede Sir R. Peel's wird von den ministeriellen Blaͤt⸗ tern sehr spoͤttisch behandelt. „Der sehr ehrenwerthe Baronet“, sagt der Globe, „laͤßt uns fast hoffen, daß, statt unsere Koͤnigin von ihm zum Toryismus bekehrt zu sehen, wir vielleicht die Ehre haben duͤrften, seine Bekehrung zum Liberalismus zu erleben. Nichts in seiner Rede hindert ihn, mit einer Tamworth⸗Ausgabe der Whigistischen Fiskal⸗Reformen im Unterhause zu erscheinen und zu erklaͤren, daß Minister, die das oͤffentliche Vertrauen ein⸗ gebuͤßt, mit solchen Reformen nichts zu thun haͤtten, sondern daß er, der es gewonnen, der Mann dazu sey, die Initiative darin zu ergreifen. Die einzige Frage, um die es sich zwischen Sir R. Peel und seiner Parteihandelt, ist nun, welcher von Beiden den Anderen zuerst uͤber Bord werfen wird.“ Die Morning Chroniele haͤngt sich an den Vergleich, welchen Sir R. Peel zwischen sich selbst und einem Arzte angestellt, indem sie bemerkt: „In Tamworth scheint es nicht zu heißen: „Keine Kur, keine Bezahlung““, sondern erst Be⸗ zahlung, dann der Arzt, und die Kur, wenn es dem Himmel ge⸗ faͤllt. Es ist wenig Aussicht auf Heilung durch eine Arzenei, welche der Tamworther Doktor dem Lande verschreibt. Es mag ihm gelingen, seinen Patienten zu Konvulsionen zu bringen und ihm so fuͤr einige Augenblicke kuͤnstliche Staͤrke zu geben, wie Dr. Sangrado im Gilblas mit seinen Quacksalbereien; wenn aber ein Ruͤckfall kommt, so werden die Folgen hoͤchst verderblich seyn.“ Der Sun giebt hierzu noch Folgendes zum Besten: „Der Tam⸗ worther Quacksalber. Ein neues Aushaͤngeschild fuͤr das Unter⸗ haus. Premier⸗Doktor Peel. Ilic venditur Catharticum, Eme- licum, Narcoticum. Et omne quod exit in (h) um praeter Remwedium.““
Die Morning Post meint, die wahrscheinliche Konserva— tiv⸗Verwaltung werde nirgends bessere und gewissere Unterstuͤ⸗ tzung finden als bei der Kirche von England.
Der radikale Morning Avertiser haͤlt es fuͤr nicht un— wahrscheinlich, daß die Frage uͤber die geheime Abstimmung die Klippe seyn wird, auf welche die Peelsche Administration stoͤßen und an der sie zerschellen wuͤrde.
Das Sherborne Journal empsiehlt Sir R. Peel eine Vermoͤgens⸗Steuer von 2½ — 5 pCt., welche ihm jaͤhrlich 5 Millionen bringen wuͤrde, so daß er die Fenster⸗ und Haus⸗ steuer abschaffen koͤnnte.
Der Globe giebt jetzt eine Wahlliste, nach welcher die Ma⸗ joritaͤt der Tories sich auf 75 reduzirt.
Bei der am 26sten gehaltenen woͤchentlichen Versammlung der Irlaͤndischen Repealer zu Dublin klagte O'Connell uͤber den Haß den die Tories gegen die Irlaͤnder selbst bei ihren Englischen Glaubensbruͤdern zu erregen vermocht haͤtten, und las eine Anzeige aus einem Blatte vor, in welchem von einem Englischen Katholi⸗ ken ein Koch verlangt, aber dabei bemerkt wird, es solle sich kein Irlaͤnder dazu melden.
Die Morning Chronicle belobt die von Herrn Guizot in den Spanischen Angelegenheiten beobachtete Neutralitaͤt und vertheidigt die Franzoͤsische Regierung gegen den Verdacht, als ob dieselbe in Spanien zu Gunsten der Koͤnigin Christine intriguire.
Der sechswoͤchentliche Durchschnittspreis von Weizen ist auf 64 Sh. 2 Pee. gestiegen und der Einfuhrzoll auf 22 Sh. 8 Pre. zuruͤckgegangen. Die Getraide⸗Spekulanten sprechen, wie der Globe m seinem Boͤrsen⸗Artikel meldet, mit der groͤßten Sicher⸗ heit davon, daß der letztere innerhalb der naͤchsten zehn Wochen auf das Minimum der Skala sinken werde, und das genannte Blatt meint, daß die beim Getraide⸗Handel interessirten Parteien alle möͤgliche Manoͤver ins Wert setzen wuͤrden, um dieses Re— sultat herbeizufuͤhren. Die bis jetzt eingegangenen Berichte aus den Provinzen sind verschieden, stimmen aber alle darin uͤberein, daß der unaufhoͤrliche Regen viel geschadet hat. Hier war die Zufuhr von Weizen heute nur unbedeutend, und rother wurde 1 Sh. hoͤher als am Montage, weißer zu denselben Preisen ver⸗ kauft. Unverzollter fremder ist in einzelnen Faͤllen 1 bis 2 Sh. hoͤher als am Montage bezahlt worden, obschon die Kaͤufer im Ganzen nicht hoͤhere Preise bewilligen wollten. Verzollter stand wie am Montage.
Die Morning Post giebt heute in ihrem Boͤrsen⸗Artikel guͤnstige Nachrichten in Bezug auf die Zahlung der Schuld⸗Di⸗ videnden einiger Suͤdamerikanischen Staͤaten. Die fuͤr die Chi⸗ lischen Dividenden noͤthigen Summen, welche im September aus⸗ bezahlt werden sollen, sind bereits in Europa eingetroffen: die Dividenden werden zum vollen Werthe von 6 pCt. ausbezahlt; uͤber die ruͤckstaͤndigen Dividenden sind Unterhandlungen im Gange. Auch von Neu⸗-Granada sind zu gleichem Zwecke Gelder remit⸗ tirt, und 300,000 Dollars befinden sich schon zur Disposition des Gesandten von Neu⸗Granada, General Mosquera, in der Bank deponirt.
Aus einem Schreiben des Gouverneurs des Britischen Guiana's, Henry Light, an den Gouverneur von Sierra Leone, datirt Demerara vom 6. Juni, welches der „Globe“ mittheilt, ersieht man, daß in letzterer Kolonie eine Anzahl schwarzer Aus⸗ wanderer von der Afrikanischen Kuͤste angekommen waren, die sich saͤmmtlich wohl befanden und auf den Plantagen als Arbeiter zu einem Arbeitslohn von zehn und zwoͤlf Dollars monatlich, nebst einer taͤglichen Ration von gesalznen Fischen und Pisangs, vertheilt worden waren. Hier in England dauern die Auswan⸗ derungen nach Amerika fort. Gestern ging hier ein Schiff mit 200 Auswanderern, hauptsaͤchlich aus Ackerbauern und ihren Familien bestehend, nach Neu⸗York ab. Es sind mehrere Land⸗ leute darunter, die ein kleines Kapital besitzen, und auch einige solide Handwerker.
Aus Buenos⸗Ayres wird vom 17. Mai gemeldet, daß sowohl von Seiten der Argentinischen Republik als von Seiten Uruguay's eifrig geruͤstet werde; beide Theile kaufen Schiffe an, um sich die Herrschaft auf dem Platastrome streitig zu machen. In Buenos⸗Ayres sind bereits 30,000 Dollars zu den Kriegsko⸗ sten subskribirt worden. Admiral Brown war am 11. Mai mit 5 Kriegsschiffen von Buenos⸗Ayres nach Montevideo gegangen, um seine Operationen gegen diese Stadt zu beginnen. b
Die neue Verwickelung der Macleodschen Angelegenheit in den Vereinigten Staaten giebt den hiesigen Tory⸗Blaͤttern wie⸗ derum Anlaß zu heftigen Angriffen auf Lord Palmerston's Poli⸗ tik. „Wir lenken,“ sagt der heutige Courier mit offenbarer Uebertreibung der Gefahr, in welcher Mac Leod schwebt, „die Aufmerksamkeit des Publikums auf ein neues diplomatisches Meisterstuͤck Lord Palmerston's. Mac Leod wird zur Strafe da⸗ fuͤr, daß Se. Herrlichkeit ihn in Schutz nahm, gehaͤngt werden.“
In der neuen Legislatur von Ka nada ist noch nichts von Bedeutung vorgekommen. Im Versammlungshause hatte ein Faustkampf zwischen einem Herrn Hamilton und einem Herrn Chester stattgehabt, welcher zu einer Herausforderung fuͤhrte, die
Dringend forderte nun am Schluß seiner Rede Sir Robert aber von dem Geforderten nicht angenommen wurde, weshalb die
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Sache vor das Haus kommen sollte. Der Grund des Streites war die Behauptung des Herrn Chester, daß ein Richter des Di⸗ striktes Gaspe in der Regel betrunken zu Gericht sitze; er wurde fuͤr diese Behauptung von Herrn Hamilton zu Boden geschlagen 3 Nach Berichten aus Manchester haben am Ende der vorigen Woche daselbst 13 Haͤuser mit 300,000 Pfd. St. ihre Zahlungen eingestellt.
Am 16ten hat in Dublin die Vermaͤhlung des Lord⸗Lieute⸗ nants von Irland, Grafen Fortescue, stattgefunden.
London, 390. Juli. Zwei und achtzig Stimmen, die Zahl, welche die Whig⸗Journalisten selbst den Tories zugestehen ist heutzutage eine große Majoritaͤt, womit sich, besonders mit der Gewißheit der Zustimmung des Oberhauses, Wunder thun las⸗ sen, wenn die Partei unter sich einig bleibt. Auch wird Pees Kabinet fuͤrs erste sich wohl huͤten, etwas vorzuschlagen, was sei⸗ nen Tory⸗Anhang zu sehr aufregen koͤnnte; und im Anfange blei⸗ ben auch diesem die Gefahren eines Zwiespaltes noch zu lebhaft im Andenken, als daß sie ihrem Unwillen Luft machen sollten. Aher immer bleiben sie nicht so klug, als die „Times“ es wuͤnscht. Man lese nur im letzten Hefte des „British Critiec“ einen Aufsatz uͤber die Briefe des „Catholicus“ an Sir Robert Peel uͤber dessen Rede bei der Eroͤffnung des literarischen Insti⸗ tuts zu Tamworth, welche bekanntlich zuerst in der „Times“ ab⸗ gedruckt erschienen, spaͤter aber besonders herausgegeben und weit verbreitet worden sind. Catholicus behandelte Peel persoͤnlich noch hoͤflich, obgleich mit ziemlich schneidender Ironie. In jener Zeitschrift aber wird er als ein erbaͤrmlicher, selbstischer, hohler Mensch hingestellt, welcher keiner Idee, keines Grundsatzes faͤhig, nichts Anderes verstehe, als die Berechnung der Stimmen im Unterhause. In allen seinen Reden stehe sein Ich, meine Verwaltung, die Partei, womit Ich die Ehre habe, verbunden zu seyn, immer voran; da sey nichts Großes, nichts Umfassendes, nichts fuͤr die Ewigkeit Berechnetes — Alles sey Klugheit, Mo⸗ mentanes, Gefaͤlligkeit, Nachgiebigkeit. Kurz, man koͤnne ihm nicht vertrauen; und fuͤr die Kirche seyen ihre erklaͤrten Gegner nicht halb so gefaͤhrlich, als dieser ihr angeblicher Freund und Be⸗ schuͤtzer. Und alles dieses wird in der Voraussetzung gesagt, daß die konservative Partei auf dem Punkt stehe, sich aufs neue der Staatsgewalt zu bemaͤchtigen, und dieser Mann dabei nothwen⸗ dig deren Haupt und Fuͤhrer werden muͤsse.
Seitdem sind nun die Wahlen zu Ende gekommen, und die unerwartet große Majoöritaͤt der Partei ist bekannt; und was sagt uns ein anderes Tory⸗Organ, die „Morning Post“, noch heute? Wenn die Hochkirche sich ihren Staatsmann machen duͤrfte, so wuͤrde er nicht gerade so ausfallen wie Peell Was die „Times“ selbst? Die Bewilligung der Emancipation der Ka⸗ tholiken von denen, welche sich derselben aus Grundsaͤtzen so lange entgegengestellt haͤtten, habe die Tory-Partei aus einander gesprengt, zu Grunde gerichtet. Freilich hat es Peel jetzt beque⸗ mer, da von Grundsaͤtzen eigentlich gar keine Rede mehr ist, außer in allgemeinen Ausdruͤcken, welche Melbourne und Russell eben⸗ falls oft gebraucht haben, die Erhaltung der Monarchie und der Kirche. Wenn er also in seiner so eben bei einem Festmahle zu Tamworth gehaltenen Rede sagt, je mehr diese Grundvesten ge⸗ sichert waͤren, desto kuͤhner duͤrfe man sich an die Umgestaltung von Dingen wagen, welche zeitgemaͤß nicht mehr zu erhalten seyen; so darf man sich darauf gefaßt machen, daß er in seinen Refor⸗ men weiter zu gehen versuͤchen wird, als die Whigs es je gedurft, und man wird finden, daß seine Verwaltung, wie Herr Tharles Buller sich einst ausdruͤckte, aus preßbarerem Stoffe zu⸗ sammengesetzt seyn wird, als es selbst die Whigs waren.
Dann aber reißt sich auch die Hochkirche von ihm los, und es treten die Whigs aufs neue ans Ruder, oder es muß sich aus den wirklichen Konservativen aller Parteien eine Coalition bilden, welche den Ertremen die Wage halte. Der Durchgang hierzu wird jedoch nicht leicht seyn. Nicht zu reden von den sinanziellen Schwierigkeiten, welche unmittelbar zu uͤberwinden sind, bieten Irland und die Kolonieen einer ruhigen Verwaltung eine Aufgabe, welche viel schwerer zu loͤsen seyn duͤrfte. Die furchtbaren Auftritte, welche in Irland bei den Wahlen stattge⸗ funden, deuten dort auf eine traurige Zukunft hin. Die Exeesse waren besonders empoͤrend auf der Seite der Katholiken und lassen sich zwar durch deren Furcht vor der Ruͤckkehr des Druckes und Hohns, worunter sie so lange geschmachtet, erklaͤren, aber nicht entschuldigen. Die alte Orangisten⸗Partei, welche zum Theil durch ihre Drohungen und unaufhoͤrlichen Schmaͤhungen jene barbarischen Ausbruͤche einer wilden Selbsthuͤlfe hervorgerufen, ist inzwischen durch diese Begebenheiten schrecklich aufgeregt. Man spricht von gegenseitiger Bewaffnung, und eines der ersten Schritte des Peel'schen Ministeriums duͤrfte wohl die Verstaͤr⸗ kung des Heeres in Irland seyn muͤssen, um sowohl seine Anhaͤn⸗ ger als seine Gegner im Zaum zu halten — ein Umstand, wel⸗ cher bei den obwaltenden finanziellen Verhaͤltnissen, und der zu⸗ nehmenden Gefahr eines Krieges mit den Vereinigten Staaten, hoͤchst bedeutsam wird. Und es liegt offenbar in O'Connell's Be⸗ rechnung, daß es so komme, wenn es ihm auch dabei mit allen seinen hochtrabenden Reden nicht im entferntesten Ernst ist.
Eben so schlimm ist es in den Kolonieen. Eines der groͤß⸗ ten Uebel der langen Tory-Herrschaft war bekanntlich die Zu⸗ lassung von Betrug und Unterschleifen in fast allen Zweigen der Verwaltung, oͤffentlichen Anstalten, Innungen u. s. w. Je wei⸗ ter dieselben vom Hauptsitze der Regierung entfernt waren, desto kuͤhner durften sich die Mißbraͤuche in denselben zeigen, vor allem also in den Kolonieen. Spaͤt erst lernten die Whigs einsehen, wie viel hier wegzuraͤumen und zu reinigen war; und so wie sich ihnen die zunehmende Wichtigkeit der Kolonieen und die Gefah⸗ ren laͤngerer Vernachlaͤssigung derselben ausdraͤngte, zeigten sie sich auch bereit den langbestandenen Uebeln abzuhelfen. Beson⸗ ders war dieses der Fall seitdem es dem tief blickenden Auge Lord J. Russell's vergoͤnnt war, als Kolonial⸗Minister das Unwesen zu uͤberschauen. “
In Kanada namentlich ist das Verhaͤltniß um so ernsthafter, da der Streit mit den Vereinigten Staaten immer verwickelter wird. Denn bei der Gelegenheit von Mac Leod ist der. Krankheitsstoff, welcher im innersten Mark der Republik sitzt, naͤmlich die Eifersucht der Staaten⸗Regierung gegen die Central⸗Regierung abermal zum Ausbruch gekommen, und es scheint beinahe unvermeidlich, daß, wenn der Kongreß fuͤr die Freilassung dieses Mannes entschiede, der Staat New⸗York sich widersetzen wuͤrde. Wird derselbe aber vor Gericht gebracht, so duͤrfte es eine Jury bei der obwaltenden Auf⸗ regung der Gemuͤther vielleicht nicht wagen ihn freizusprechen, wenn er auch noch so unschuldig waͤre. Wuͤrde er aber zum Tode verurtheilt, so sind freilich Maßregeln von Britischer Seite getroffen, ihn mit gewaffneter Hand zu befreien, oder, sollte die Wuth des Poͤbels unsern Truppen zuvorkommen, dessen Tod furchtbar zu ghnden. Aber alsdann ist es Krieg, wobei freilich die alten Pluͤnderer fich leicht wieder in den Gattel schwingen koͤnnten, aber auch in der Folge der Regierung im Mutterlande die Wahl gufzwingen, den Nord⸗Amerikgnischen Provinzen eing
sammlung vom
ganz unabhaͤngige Verfassung zu gestatten, oder sie als Rebellen zu bekaͤmpfen. Dagegen aber haben die Whigs sich die Ost⸗In⸗ dischen Kolonieen freilich zu unversoͤhnlichen Feinden gemacht, und ein Tory⸗Ministerium koͤnnte große Kraͤfte daraus ziehen, wenn jenes Voͤlkchen von beschwerlichen Anhaͤngern es Aulhche
Niederlande. Amsterdam, 31. Juli. Der Koͤnig und die Koͤnigin, so wie der Prinz Alerander und die Prinzessin Sophie, sind gestern Abend mit dem Dampfboote „Friso“ von ihrer Reise nach Fries⸗ land hier eingetroffen und heute nach dem Haag weiter gereist.
Belgien.
Brüssel, 30. Juli. Der Belgische Moniteur macht be⸗ merklich, daß im vorigen Jahre mehrere Hollaͤndische Schiffe mit Erzeugnissen, die auch in Belgien gewonnen werden, nach Algier gegangen seyen und dort gute Geschaͤfte gemacht haͤtten, waͤhrend der Belgische Handelstand keine Unternehmung dieser. Art gewagt habe. Das offizielle Blatt scheint damit unserm Handelsstande eine gewisse Lauheit und Mangel an Unternehmungsgeist vorwer⸗ fen zu wollen. 8 8 3
Der Niederlaͤndische Gesandte, Herr von Falk, ist von hier nach den Baͤdern von Aachen abgereist.
Dänemark.
Kopenhagen, 30. Juli. Der Professor und Herausgeber der „Flora Danica“, Etatsrath Hornemann, ist mit Tode abge⸗ gangen.
Gestern Nachmittag kam die Kaiserlich Russische Escadre unter Admiral Luͤtke, mit dem jungen Großfuͤrsten Konstantin an Bord, auf ihrer Ruͤckfahrt hier vorbei.
Eine Konigliche Franzoͤsische Fregatte von 54 Kanonen, welche dem Vernehmen nach den neuen Franzoͤsischen Gesandten, Herrn Cas. Pdrier, nach St. Peterburg bringt, ist von Cherbourg hier ange ommen.
Man schreibt aus Schweden, daß die hier kuͤrzlich vorbei⸗ gekommene Koͤnigliche Sardinische Corvette jetzt bei Nykoping liege, um Kanonen aus Finspang zu laden.
Deutsche Bundesstaaten.
München, 30. Juli. Das Regierungsblatt bringt eine Bekanntmachung „den Schutz musikalischer und dramatischer Werke“ betreffend. Es wird naͤmlich von dem Ministerium des Innern die in der zehnten Sitzung der Deutschen Bundesver⸗ 22 April d. J. beschlossene Uebereinkunft in Be⸗ treff des Schutzes musikalischer und dramatischer Werke mit dem Beifuͤgen bekannt gemacht, daß dieselbe unter Anwendung der Bestimmungen des Gesetzes vom 15 April v. J. den Schutz des Eigenthums an Erzeugnissen der Litteratur und Kunst gegen Ver⸗ offentlichung, Nachbildung und Nachdruck betreffend, und nach Maabßstab dieser gesetzlichen Bestimmungen in Vollzug zu setzen si Ueber die Verheerungen, die der Orkan in den juͤngsten Ta— gen, namentlich am 18 angerichtet, gochen aus verschiedenen Ge⸗ genden des Koͤnigreichs traurige Berichte ein.
Hannover, 31. Juli. (Hamb. Korr.) Se. Majestaͤt der Koͤnig wird morgen zur Kur nach Ems abreisen. Se. Ma⸗ jestaͤt gedachten schon fruͤher diese Reise anzutreten, es war jedoch das fuͤr Sie in Ems bestimmte Hotel bis jetzt von einem ande⸗ ren hohen Gaste eingenommen.
Der Kabinets⸗Minister von Schele befindet sich seit einigen Tagen auf seinem Gute Schelenburg. Waͤhrend seiner Abwesen⸗ heit unterzeichnet der Justiz-Minister von Stralenheim, als alte- ster Staats-Minister, die aus dem Kabinet kommenden Erlasse, Resolutionen ꝛc.
—— Dobberan, 2. Aug. Mit dem gestrigen Tage begann die 2te Section der hiesigen Bade⸗Saison, die noch bis zum 1. Ok⸗ tober dauert. Das Verzeichniß der bis jetzt hier gewesenen Fremden belaͤuft sich auf circa 650. Der Großherzogliche Hof ist bereits 44 Tage hier anwesend. Auch die allverehrte Frau Fuͤrstin von Liegnitz verweilt ihres Gesundheitszustandes wegen wiederum hier in der Mitte des hiesigen Hofes. Naͤchstens wird der Großher⸗ zog von Augustenberg erwartet. Wird die Witterung nur etwas guͤnstiger, als sie zeither war, so duͤrften wohl 7 bis 800. auswaͤr⸗ rige und inlaͤndische Gaͤste noch in dieser Gaison entgegenzusehen seyn, da hier in den ersten Tagen des naͤchsten Septembers die Versammlung der Nord⸗Deutschen Forst⸗ und Landwirthe statthaben wird, und geraͤde dieser Kulturzweig der wichtigste und segensreichste des Landes ist. Wie uͤberall, so ist auch im Mecklenburg⸗Schwerin⸗ schen Herzogthume der Gemeinsinn in neuester Zeit sehr rege geworden, und wie die wissenschaftliche Thaͤtigkeit der naturforschenden Ge⸗ sellschaft des Landes, die ihren Sitz in der benachbarten Univer⸗ sitaͤts⸗Stadt Rostock hat, immer mehr zunimmt, waͤchst auch die der jaͤhrlich sich versammelnden Aerzte und Pharmaceuten, deren diesjaͤhrige Zusammenkunft vor 14 Tagen in Guͤstrow stattfand, und die ihre Bestrebungen durch ein eigenes journalistisches Organ veröͤffentlichen, das auch im Auslande sehr geschaͤtzt wird. — Im hiesigen nunmehr bald ein halbes Jahrhundert alten See⸗ Bade⸗ orte scheint der rege schaffende und immer weiter sich entwickelnde Geist des verstorbenen edlen Begruͤnders segnend fortzuleben, denn es treten unter dem jetzigen, so aͤußerst humanen Landesherrn fort⸗ dauernd neue Verbesserungen hervor, sowohl zur zweckmaͤßigen Benutzung des Seebades in allen moͤglichen Formen, als zur mannigfachsten Annehmlichkeit der Kurgaͤste. Die Stadt selbst hat weniger den Charakter eines Badeortes, als den einer recht huͤbschen Fuͤrstlichen Sommer⸗Residenz, und durch die von der Na⸗ tur so aͤußerst wohlthaͤtig hier unterhaltenen Schwefel⸗ und Stahl⸗ quellen sind hier die vielseitigsten Anstalten fuͤr Heilzwecke, zu wel⸗ chen sich noch eine private Kaltwasser⸗Heilanstalt des hiesigen Arztes, Dr. Doͤbbereiner, gesellt, in der auch schon einige huͤbsche Kuren erlangt worden sind. Der soziale Verkehr gewinnt nunmehr durch die seit einigen Jahren so trefflich einge⸗ richteten großen Logier⸗Haͤuser auf dem Heiligendamm, dicht an der See, eine anziehende Seite, die bekanntlich fruͤher sehr un⸗ gern vermißt ward. Waͤhrend Dobberan neben seinen anmuthi⸗ gen Gaͤrten und Promenaden ein groͤßeres Gesellschaftsleben mit⸗ telst der Salon⸗Vergnuͤgungen, des Hoftheaters, des Lese⸗Kabinets, der Großherzoglichen Musik⸗Unterhaltungen und des oͤffentlichen Spieltisches (bei dem die Gewinne und Verluste uͤbrigens selten jene in den Kasinos großer Staͤdte uͤbersteigt) darbietet, finden diejenigen, welche Einsamkeit und behagliche Läandlichkeit lieben und besonders fuͤr ihre Kur gern die Salubritaͤt der Seeluft genießen moͤgen, dies Alles durch das Bewohnen der Logier⸗Haͤu⸗ ser am Strande Stunde von hier, und wobei die Communica⸗ tion zwischen beiden Orten auf einem auch fuͤr Fußgaͤnger sehr angenehmem Wege zu allen Tageszeiten fuͤr einen aͤußerst billigen Preis unterhalten ist. Spazierfahrten auf Dampfschiffen von
en be ⸗Badeorten Warnemuͤnde, R 5. den benachbarten See⸗Badeo nemuͤnde, Rosiock und Tra⸗
2847 und wieder vice versa von hier nach dort
emuͤnde nach hier unternommen worden.
sind auch schon mehrmals
Detmold, 28. Juli. Es ist hier an das Comité fuͤr das Hermanns⸗Denkmal folgende offizielle Mittheilung aus Wien er⸗ gangen, welche gewiß nicht verfehlen wird, auf alle Freunde und Befoörderer dieses großartigen National⸗Unternehmens einen guͤn⸗ stigen Eindruck hervorzubringen: „Se. Majestaͤt der Kaiser von Oesterreich haben Allergnäͤdigst genehmigt, daß in den Deutschen Provinzen der Oesterreichischen Monarchie Beitraͤge fuͤr das im Teutoburger Walde bei Detmold zu errichtende Hermanns⸗Denk⸗ mal gesammelt werden; und es ist bereits an die Kaiserl. Königl. Handels⸗Gubernien von Nieder⸗Oesterreich, von Ober-⸗Oesterreich, von Boͤhmen, von Maͤhren und Schlesien, von Tyrol und Vor⸗ arlberg, von Steyermark, von Illyrien und an das kuͤstenlaͤndi— sche Gubernium zu Triest die Allerhoͤchste Weisung ergangen, die Anforderungen zu Beitraͤgen fuͤr dies D
Denkmal in die Provinzial⸗ Zeitungen aufzunehmen, die Behoͤrden zu bestimmen, bei welchen die Beitraͤge abgegeben werden koͤnnen, und die Beitraͤge selbst mit Ende des laufenden Jahres einzusammeln und zur Weiterbe⸗ foͤrderung nach Wien zu uͤbermachen.“ 8
— — Frankfurt a. M., 1. Aug. Die Bundes⸗Ver⸗ sammlung hat noch nicht ihre Ferien angetreten, sondern wird naͤchsten Doͤnnerstag noch eine Sitzung halten, in welcher der neue Königlich Preußische Bundestags⸗Gesandte, Herr Baron von Buͤlow, eingefuͤhrt werden wird. Se. Excellenz wird uͤber⸗ morgen hier eintreffen. 1
Oesterreich. 8 Wien, 31. Juli. Am 26. Juli Nachmittags kamen Se. Majestaͤt der Koͤnig von Sachsen, im strengsten Inkognito, auf einer wissenschaftlichen Reise von Gastein uͤber die Alpen in Kla— genfurt an. Am folgenden Tage fruͤh um 4 Uhr wurde die Reise uͤber den Loibl nach Ottock in Krain fortgesetzt. 8 * Marienbad, 31. Juli. Unsere Saison wird mit jedem Tage brillanter, obgleich der Monat Juli, waͤhrend welchem dieser Baͤdeort gewoͤhnlich am besuchtesten ist, zu Ende geht.
Morgen wird Erzherzog Stephan, welcher auf einer Rundreise in Boͤhmen begriffen ist, von Eger kommend hier eintreffen, und am Wege hieher den Fuͤrsten Metternich auf seinem Schlosse Koͤnigs⸗ wart mit einem Besuche beehren. Gegenwärtig halten sich dort außer dem Fuͤrsten und seiner Familie mehrere Gaͤste von Bedeu⸗ tung auf, darunter der Englische Bothschafter in Wien, Lord
Beauvale mit seiner Gemalin, der Oesterreichische Gesandte am Turiner Hofe, Fuͤrst Schwarzenberg, der Russische Gesandte in Stuttgart, Graf Medem, und der Saͤnger der Todtenkraͤnze, Freiherr von Zedlitz. 8 v
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Freiburg. Der Orkan, der vorletzten Sonntag die ganze Eidgenossenschaft durchtobt hat, hat sich hier die ehrwuͤrdige Linde, die gleich nach der Schlacht von Murten gepflanzt wurde, und die waͤhrend 365 Jahren Zeuge so vieler bald frohen, bald ernsten Ereignisse gewesen ist, zum Opfer auserkohren. Der alte Riesen⸗ baum wurde mitten entzwei gebrochen. Jedermann eilte, einen Zweig aus den gloörreichen Truͤmmern zu erhaschen, und die Buͤr⸗ ger schmuͤckten ihre Huͤte damit. 8 Hie Haͤngebruͤcke von Frei⸗ burg schwankte beim gleichen Anlaß wie ein auf dem Meere vom Sturm gepeischtes Schiff.
5. Juli fand hier die feierliche Grund—
Schwyz. Am 2 8 Jesuitenkirche durch den Abt Coͤstelin von
steinlegung der neuen
Einsiedeln statt.
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Rhbüen, 28. Mli.
Die Verheerungen, welche der starke Suͤd⸗ wind am 15. und 16. d. und die darauf folgende Hitze von 33 ½ Grad R. am 17. angerichtet haben, werden als bedeutend geschildert. Er soll Baͤume in der Umgegend niedergerissen und in den Weingaͤrten die unreifen Trauben vom Stock gerissen haben. Auf dem Monte Pincio hatten mehrexe Baͤume ihr Laub abgeschuͤttelt wie im spaͤten Herbst. Jener Suͤdorkan fuͤhrte Heu— schrecken mit sich, die in den Straßen von Rom niederfielen. Die Hitze von 33 ½ Grad R. wird als enorm bezeichnet. In der That ergibt die Vergleichungstafel, welche das roͤmische Tags⸗ notizenblatt vom 22. Juli mittheilt, daß der hoͤchste Thermometer⸗ stand, den man in den letzten zehn Jahren auf der Sternwarte des römischen Collegs beobachtete, 29½ Grad R. war, welchen dasselbe in den Jahren 1832 am 14. Juli, und 1839 am 21. Juli erreichte. Diese Waͤrmegrade sind mit einem hundert Fuß uͤber dem Boden gegen Norden und im Schatten angebrachten In— strument gemessen. In den darunter gelegenen bewohnten Districten wird die Hitze daher wegen des Reflexes und anderer hinzutreten⸗ der Umstaͤnde um einige Grade hoͤher angeschlagen. Dießmal scheint indeß diese Berechnung zu taͤuschen; die obern Luftschichten waren vielleicht staͤrker erwaͤrmt als die untern. Wenigstens fuͤhren andere Messungen, die sonst immer der von der genannten Stern⸗ warte parallel gehen, einen geringern Waͤrmegrad an. Türkei. “ Konstantinopel, 14. Juli. (A. Z.) Said Bey und Sami Bevy, welche sich beide noch in Quarantaine besinden, wer⸗ den von der Pforte mit der groͤßten Aufmerksamkeit und Auszeich⸗ nung behandelt. Der Sultan hat bei seinen Juwelieren die An⸗ fertigung von vielen kostbaren Geschenken, namentlich großen bril⸗ lanten Decorationen fuͤr alle Mitglieder der Familie Mehmed Ali's anbefohlen. Auch spricht man von einer baldigen Vermäaͤh⸗ lung Said Bey's mit einer Schwester des Großherrn. Die Par⸗ tei Mehmed Ali's hat im Serxail und im Divan bedeutend zuge⸗ nommen. Es herrscht die guͤnstigste Stimmung fuͤr ihn. Die Ursache davon sind nicht allein die vielen Geschenke, womit seine hiesigen Agenten die tuͤrkischen Hof⸗ und Staatsmaͤnner uͤber⸗ haͤufen, sondern auch die seit einiger Zeit bei allen Großen vor⸗ herrschend gewordene Ueberzeugung, daß das einzige und letzte Rettungsmittel der Tuͤrkei in einer engen Verbindung derselben mit Aegypten zu suchen sey. „Wir beide vereint, sind stark und koͤnnen uns gegen ganz Europa vertheidigen. Getrennt aber werden wir beide untergehen!“ Es hat sich naͤmlich bei diesen Leuten die Meinung festgesetzt, als beabsichtigten die verbuͤndeten Maͤchte eine Theilung der Tuͤrkei, worin sie noch mehr durch die in Franzoͤsischen Journalen (thoͤricht genug) als gewiß aus⸗ gesprochene Uebereinkunft Englands und Rußlands in Betreff der Zerstuͤckelung und Theilung des Osmanischen Reichs bestaͤrkt wur⸗ den. Sie ahnen allenthalben Verrath und Gefahr, und sehen den einzigen Ausweg aus dieser Bedraͤngniß in der Freundschaft Mehmed Aldhs und der Verbindung seiner Macht mit der Tuͤr⸗
kischen. Von den hierher beorderten 6 Landwehr⸗Regimentern ist bereits das von Jomid (Nikomedien), welches ziemlie vollstaͤndig — ¹“ .“ 8 8 1 6
ist, eingetroffen. Gegen Ende dieser Woche wird auch das von Bolo ankommen — schon ist die Kaserne im alten Serail fuͤr dasselbe eingerichtet. Nebst diesen 6 hat man kuͤrzlich wieder 4 andere Landwehr⸗Regimenter Klein⸗Astens einberufen, so daß auf diese Weise die Garnison Konstantinopels um beinahe 40,000 Mann vermehrt wuͤrde, d. h. um 10 Regimenter. Jedoch zwei⸗ feln wir, daß es gelingen wird, alle diese Truppen, namentlich die im Innern Klein⸗Asiens, unter die Waffen zu versammeln. — Auf die Frage, wozu diese ungewoͤhnliche Konzentrirung von Truppen in Konstantinopel, antworten die Paschas, man wolle die Landwehr einexerziren, um im Herbste in den Ebenen von Skutari ein großes Uebungs⸗Lager zu halten.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗York, 17. Juli. Das Schicksal der verschiedenen dem Kongresse vorliegenden Maßregeln ist noch immer nicht ent⸗ schieden; der Praͤsident hat sich der Annahme eines allgemeinen Bankeroͤtt⸗Gesetzes guͤnstig erklaͤrt.
Der Preis des Mehls ist hier in Folge der guͤnstigen Aerndte gefallen, und man zweifelt nicht, daß Amerika bei de Rs Englands mit Getraide werde mit Europa konkurriren koͤnnen.
Im Repraͤsentantenhause von New⸗Hampshire ist wieder ein⸗ mal die Graͤnzangelegenheit zur Sprache gebracht und es sind mehrere Beschluͤsse gefaßt worden, durch welche das Recht des Staates Maine auf das bestrittene Territorium als uͤber allen Zweifel erhoben dargestellt wird.
Gegen Herrn Biddle, den fruͤheren Direktor der Bank der Vereinigten Staaten, ist wegen angeblicher Unterschlagung von Geldern der Bank ein Prozeß anhaͤngig gemacht.
Nach Berichten aus Texas hatte der Kriegsschooner „Gan Bernard“ den Richter Webb, der als Unterhaͤndler wegen An⸗ erkennung der Unabhäͤngigkeit von Texas nach Mexiko abgesandt worden war, nach Galveston zuruͤckgebracht, weil die Mexika⸗ nische Regierung sich in keine Unterhaͤndlungen einlassen wollte.
Die Entscheidung des obersten Gerichtshofes von New⸗York in der Sache Mac Leod's ist nun erfolgt. Der Gerichtshof hat sich geweigert, dem Antrag von Mac Leod's Anwalt zu willfah⸗ ren und den Gefangenen in Freiheit zu setzen; die Entscheidung lautet dahin, daß derselbe ordnungsmaͤßig wegen der gegen ihn erhobenen Anklage auf Mordbrennerei vor die kompetenten Gerichte zu stellen sey. Man glaubte anfangs, dieser Ausspruch des ober⸗ sten Gerichtshofes des Staates New⸗York werde der Sache eine so entscheidende Wendung geben, daß dem Britischen Gesandten, Herrn Fox, nichts Anderes uͤbrig bliebe, als seine Paͤsse zu verlangen, und daß es moͤglicherweise doch noch zu Feindseligkeiten zwischen Eng land und den Bereinigten Staaten dieser Sache wegen kommenkoͤnne. Der hiesige Enquirer bemerkt aber, daß noch keinesweges alle In zen erschopft seyen, daß vielmehr der Anwalt Mac Leods 8 stanzen erschopft seyen, 6 hr 8 . Stagats auf Revision des Urtheils bei dem Revisions⸗Hofe des Stae antragen werde, und daß, falls dessen Entscheidung gleichlautend
falle 09 Berufung an den obersten Gerichtshof der Ver⸗ ausfalle, noch die Berufung a 8 ee einigten Staaten selbst freistehe. Nach einem aneren Ber icht 6 haͤtte der Anwalt Mac Leod's, angeblich in Folge einer Vereinba⸗ rung zwischen Herrn Fox und dem Staats⸗Secretair. fuͤr die aus waͤrtigen Angelegenheiten, Herrn Webster, von der Appellation abgestanden, und es sollte der Prozeß so bald wie moͤglich, wie man sage, in Utica, vorgenommen werden, ein Entschluß, der sich vermuthlich durch die Gewißheit, das Alibi Mac Leod's bei der Verbrennung des Dampfboots „Karoline“ beweisen zu können,
motiviren wuͤrde.
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August. Die Koͤnigl. Universitaͤt beging heute auf den Antrag des Senats Allerhoͤchsten Orts Tages, welche von jetzt an alljaͤhrlich stattfinden wird, um der studirenden Jugend das Andenken an den erhabenen Stifter dieser Lehr-Anstalt um so
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Berlin, 3. zum erstenmal die b genehmigte Gedaͤchtnißfeier des heutigen
immer lebendig zu erhalten. Saͤmmtliche in Berlin anwesende Professoren und Dozenten, so wie die Studirenden, versammelten sich um 12 Uhr in der gewoͤhnlichen feierlichen Weise in dem gro⸗ ßen Hoͤrsale. Ihre Excellenzen die Herren Minister von Boyen, von Ladenberg und Eichhorn und viele andere hohe Staats⸗Beam⸗ ten beehrten das Fest mit ihrer Gegenwart. Nach einer einlei⸗ tenden Musik hielt der derzeitige Rektor, Herr Geh. Med. Rath Professor Dr. Lichtenstein, die Lateinische Festrede, an deren Schluß . 8 : or 8 ge. 8 ½ ¶—½
den Studirenden die von den vier Fakultaͤten fuͤr das naͤchste Jahr gestellten Preisfragen bekannt gemacht wurden. Preise waren in diesem Jahre nicht zu vertheilen, da die allgemeine Trauer die Verkuͤndung der Fragen in dem vorigen verhindert hatte. Zum Ersatz haben mehrere der Fakultaͤten diesmal doppelte Fragen gestellt.
Die Aula war an diesem Tage zum erstenmal mit den Mar⸗ morbuͤsten der verstorbenen Professoren Fichte, Schleierma⸗ cher, Hufeland und Rudolphi geschmuͤckt, welchen demnaͤchst auch die Buͤste von Hegel hinzugefuͤgt werden wird. Indem der Redner darauf aufmerksam machte, verkuͤndete er den Ver— sammelten zugleich die von Sr. Majestaͤt abermals der Univer⸗ sitaͤt bewiesene Gnade, nach welcher Allerhoͤchstdieselben geruht haben, die Marmorbuͤsten der Koͤnige Friedrichs des Zweiten und Friedrich Wilhelms des Dritten, von welchen, bis der Professor Rauch die Arbeit vollendet haben wird, einstweiten nur die Mo⸗ delle aufgestellt sind, zur Zierde des großen Hoͤrsaales zu schen⸗ ken. Den Schluß der Feier machte abermals eine von dem Chor der Studirenden unter Leitung des Herrn Prof. Marx ausge⸗ fuͤhrte Musik. Die Composition dieser wie der einleitenden Musik war von Herrn G. Haufer.
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In dem Artikel der allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung vom 31. Jult „die Berlin⸗Anhalt'sche Eisenbahn“, spricht der Verfasser die Ansicht aus, die Berlin⸗Potsdamer Eisenbahn sey „hauptsäaͤchlich zu Vergnuͤgungs⸗Fahrten“ zwischen den beiden Residenz⸗Staͤdten angelegt worden, und habe nicht, wie die Berlin⸗Anhalt'sche Eisenbahn, den gewerblichen Zweck im Auge ge⸗ habt. Dies ist ein Irrthum, der der Berichtigung bedarf. 1 Nicht die in Potsdam Vergnuͤgen Suchenden allein, sondern die große uͤber Potsdam gehende Ferquenz, von Beclin nach Dresden, Leipzig, Halle, Magdeburg und den dahinter liegenden Gegenden, war bei der Gruͤndung dieser Bahn als Basis fuͤr das Unternehmen. angenommen worden. 1 Wer erwaͤgt, daß Potsdam den Straßenknoten der wichtigsten und lebhaftesten Chausseen der Preußischen Monarchie enthielt, die von hier sämmtlich vereint nach Berlin fuͤhrten,⸗ wird die Wahrheit obiger Behauptung nicht bezweifeln, namentlich da dieser durch ge werbliche Zwecke bedingte Verkehr nicht vom Wetter⸗ abhäͤngt 888 durch die von Potsdam abgehenden zahlreichen Posten und erso⸗ nen⸗Wagen jeder Art berechenbar war. auch die Schloͤsser und So zahlreich das Berliner Publikum aguch, Sf Sommer⸗ Potsdam besuchte, so beschraͤnkte sich dies b0, ngteg⸗ vgr. die Monate, und hier auch nur auf einzelne schoͤne Tage af ditß