Freguenz der Journalieren und Personenwagen, welche nur zwischen
Berlin und Potsdam sich bewegten, nicht genuͤgend, einer Eisenbahn eine sichere Rente zu sichern, wenn die von Potsdam weiter fuͤhren⸗ den Posten und Scegenheite nicht mit in Anschlag gebracht werden durften. — Dies nicht zu thun, war bei der Gruͤndung dieser Bahn auch um so weniger Veranlassung, da es ausgesprochene Absicht war, nachdem durch Erbauung dieser ersten Section die auf vielen Seiten laut gewordenen Vorurtheile beseitigt und Vertrauen fuͤr dergleichen Unternehmen gewonnen war, die Fortsetzung der Bahn zu bewirken. Ob der Vertehr auf der Berlin⸗Potsdamer Eisenbahn wirklich bloß auf den, zwischen den beiden Residenz⸗Staͤdten stattfindenden beschraͤnkt worden, oder sie Aussicht hat, an dem Weltverkehr Theil zu nehmen, gehoͤrt nicht hierher; eben so wenig soll hier eroͤrtert werden, ob, wenn ersterer Fall wirklich eintraͤte, sich dieser Verkehr so vermehren kann, daß er die Bahn fuͤr die Verluste der Frequenz nach Dresden, Leipzig, Halle, Magdeburg, welche sie bis jetzt besessen hat, ent⸗ schaͤdigt.
8 Witsenschaft, Kunst und Literatur.
Berlin. Koͤnigliches Theater. Wenn uns dieses Jahr in der Oper an Werken noch wenig Neues gebracht hat, — es be— schraͤnkte sich bisher auf „Iphigenia in Aulis“ von Gluck und „Golo und Genoveva“ von Huth, — so bot es desto mehr faltigkeit in der Ausfuͤhrung, und so wurde manche oft wiederholte Vorstellung immer wieder mit gutem Interesse besucht. Den Saͤn⸗ gerinnen Tuczek, Dufflot⸗Maillard und Pasta, uͤber deren verschieden⸗ artig anziehende Kunstleistungen in diesen Blaͤttern fruͤher berichtet worden, folgten auf dem Koͤniglichen Theater als willkommene Gaͤste zunaͤchst die beiden Schwestern Mad. Gentiluomo und Dlle. Spatzer, welche noch vom vorigen Jahre bei den hiesigen Musik⸗ freunden in lebhaftem Andenken standen. Die goldreine Intongtion und das leichte Angeben der Stimme, beides nicht nur auf musikali⸗ scher Natur⸗Anlage, sondern zugleich auf vorzuͤglicher Schule beru⸗ hend, finden wir bei ihnen in demselben Grade wie bei Dlle. Tuczek, und diese Eigenschaften, so wie die Volubilitaͤt und der schoͤne, frische Klang der Stimme, der neben gleichem2 drei Damen seine eigene charakteristische Farbe hat, mußten eine um so staͤrkere Anziehungskraft auf das mustkalische Publikum ausuͤben, da der Verein gerade dieser Vorzuͤge in der letzten Zeit fuͤr uns ein seltener Genuß geworden war. b 8—
Wenn nun gar zwei solcher anmuthigen Stimmen und Talente zusammenwirken, wie das genannte Schwesternpaar in den Opern „Don Juan“, „Norma“, „Jessonda“ und „Othello“, so ist der Ein⸗ druck fuͤr das musikalische Ohr doppelt erquickend und aͤhnlich dem, welchen das so innig verschmolzene Quartettspiel der Gebruͤder Muͤl ler erzeugt, da ihnen zu Statten koͤmmt, daß sie sich bestaͤndig mit einander einuͤben und aufs genaueste in Uebereinstimmung setzen koͤnnen. Unver⸗ gleichlich ist daher die Reinheit und Praͤzision der Harmonie in den Duet⸗ ren, welche die beiden Damen in den drei letztgenannten Opern zu singen haben, und auch alle anderen Ensembles derselben, so wie des „Don Juan“, gewannen von Seiten des reinen Gesanges durch ihr Mitwirken die vollkommenste Ausfuͤhrung. Das Masken⸗Terzett, das Quartett und Sextett im „Don Juan“ wird man selten schoͤner hoͤ⸗ ren koͤnnen, als in den drei letzten Vorstellungen dieser Oper. Fuͤr die genauen Kenner der Mozartschen Musik war es auch eine beson⸗ dere Freude, die beiden trefflichen Saͤngerinnen jedes Stuͤck, Note fuͤr Note) ohne die mindeste Abweichung, streng so ausfuͤhren zu hoͤren, wie der große Meister es geschrieben; selbst in den schwierigen Passa⸗ gen der letzten großen Arie Donna Anna's, welche wir, seit⸗ dem eine in unserer Mitte lebende ausgezeichnete Kuͤnstlerin die Buͤhne verlassen, nie mehr in vollendeter Virtuositaͤt vernommen haben, erlaubte sich Mad. Gentiluomo keine Abaͤnderung und sang dieselben wenigstens richtig, wenn auch nicht ganz mit derjenigen Leichtigkeit und Eleganz, daß die darauf verwandte Muͤhe nicht mehr durchgeblickt haͤtte. Diese Anstrengung, welche sich bei Mad. Gen⸗ tiluomo an einzelnen Stellen in der Partie der Donna Anna vereieth, war denn auch die einzige leise Stoͤrung in ihrem Gesange; denn was ihr sonst dazu fehlt, die Rolle vollkommen auszufuͤllen, sind Maͤngel, die nicht gerade stdͤrend einwirken, wenn sie auch nicht ein
Cohllaut doch bei jeder dieser
der geistigen Intention des Tondichters durchaus entsprechendes Bild geben. Hierzu schien es indeß der sonst so trefflichen Saͤngerin an Fuͤlle der Phantasie und an Leidenschaft zu fehlen, wie denn uͤber⸗ haupt Ausdruck und Spiel die schwaͤchere Seite der Leistungen beider Schwestern ist; ihr ganzes Naturell scheint sie mehr auf bloß lyrische und konzertirende Gesangs⸗Particen hinzuweisen; die weiche⸗ ren, elegischen Empfindungen vermoͤgen sie wirkungsreicher aus zudruͤcken, als das dramatische Pathos der tragischen oder die leichte Beweglichkeit und Laune der komischen Oper. Es sind aber der Rollen so viele, namentlich auch in Mozartschen Opern und in den Werken anderer Deutschen und Italiaͤnischen Komponisten, wo schoͤnes Ebenmaß und geschmackvoller Vortrag eines in allen Theilen gleichmaͤßig ausgebildeten Gesanges und eine rein lyrische Gemuͤths⸗ stimmung, wenn sich darin nur wahre Empfindung kundgiebt, sehr wohl ausreichen, und so bleiht den beiden talentvollen Damen jeden falls ein reicher Wirkungskreis. Ganz in ihrer eigentlichen Sphaͤre waren sie unter anderen in den Partieen der Jessonda und Amazily; Desdemona und die Nachtwandlerin wurden von Mad. Gentiluomo, Elvire in der „Stummen von Portici“ und Giulietta von Dlle. Spatzer sehr schoͤn ausgefuͤhrt. .
Neben diesen beiden hoͤrten wir in zwei Opern, der „Lucrezia Borgia“ und den „Capuletti und Montecchi“, noch eine dritte, auch recht begabte fremde Saͤngerin, ebenfalls vom Theater zu Hannover, Dlle. Penz, welche als Orsini und Romeo auftrat. Ihre angenehm klingende und in der Tiefe vorzuͤglich sonore Mezzosopran⸗Stimme und ihre eindrucksvolle aͤußere Repraͤsentation beduͤrften nur noch einer freieren Entfaltung, um sie zu einer sehr tuͤchtigen dramatischen Saͤngerin zu machen. Mit geringerem Erfolge versuchte sich Dlle. Kunth vom Theater zu St. Petersburg, die schon vor einigen Jah⸗ ren als Agathe im „Freischuͤtz“ hier debuͤtirt hatte, kuͤrzlich in der Partie der Desdemona. Ihre Kunst Fortschritte entsprachen den Er⸗ wartungen noch nicht, die man von ihren natuͤrlichen Anlagen fruͤher hegte; man fand eine gewisse Routine, aber keine recht gruͤndliche Durchbildung des Gesanges, und noch mehr ließ das Spiel zu wuͤn schen uͤbrig; die junge Saͤngerin wird noch sorgfaͤltige Studien zu machen haben, che sie so bedeutenden Aufgaben, wie die einer Desde⸗ mona in Rossini's „Othello“, gewachsen ist.
In den letzten Vorstellungen der „Jessonda“ und des „Don Juan“ sah man mit Vergnuͤgen zugleich mit den Damen Genti⸗ luomo und Spatzer einen noch von seinem fruͤheren Engagement am Koͤnigstaͤdtischen Theater hier sehr beliebten Saͤnger als Gast auf der Koͤniglichen Buͤhne, den trefflichen Barytonisten Herrn Eicke, der mit einer angenehmen und besonders nach der Hoͤhe hin kraͤftigen Stimme einen feingebildeten Vortrag und ein Spiel voll Ausdruck, Anstand und Charakter verbindet. Seinem Don Juan gebuͤhrt die Anerkennung vollkommen, welche ihm in dem reichlich gespendeten Beifall des Publikums zu Theil wurde; nur etwas feu⸗ riger und daͤmonischer haͤtte er die Rolle wohl nehmen koͤnnen. Herr Eicke setzt sein Gastspiel noch fort, und mit Mad. Schroͤder⸗Devrient zusammen, die uns seit mehreren Jahren nicht durch ihre großen dramatischen Darstellungen erfreut hat, werden wir ihn wahrschein⸗ lich naͤchstens im Othello hoͤren. 10.
Dauer der Eisenbahnkahrten am 3. August 1841. Abgang
von
P5 tsd a mn
Abgang von l
Zeitdauer St. M. 42 35 40
40 40
Zeitdauer IT
42 Um 6 ½ Uhr 40 1“ 40 vA 42 2 —— 35 8 10 z
52
B e
2 Uhr
Morgens ... Morgens...
Vormittags.. Vormittags.
Vormittags. Nachmittags- — Nachmittags’- — Abends ... Abends .
Abends ...
Augqust c. sind auf der
Nachmittags
Nachmittags Abends.. . . Abends .. In der Woche vom 27. Juli bis incl. 2. Berlin⸗Potsdamer Eisenbahn gefahren: 1) Zwischen Berlin nud Potsdam
2) Zwischen Berlin und Steglitz Zusammen
12,644 Personen. 4,073 . 16,717 Personen.
Allgemeiner Anzeiger für
und die
Bekanntmachungen. 6 J 116““ Der Hausknecht Christian Friedr ich P utt. d G litz, der Veruͤbung eines gewaltsamen Diebstahls werden wird. dringend verdaͤchtig, hat sich der Verhaftung und Untersuchung durch die Flucht entzogen. Alle 1g ehrlichen Behoͤrden des In⸗ und Auslandes werden daher ergebenst ersucht, auf den unten naͤher bezeich⸗ neten Puttlitz zu vigiliren, im Betretungsfalle aber ihn verhaften, unter sicherer Begleitung hier⸗ her transportiren und mit allen bei ihm sich vorfin- denden Geldern und Effekten an die Gefaͤngniß Er⸗ pedition der Stadtvoigtei, Molken⸗Markt Nr. 1, ab⸗ jefern zu lassen. ielee versichern die ungesaͤumte Erstattung aller Kosten und den verehrlichen Behoͤrden des Auslan⸗ 2 des unsere Bereitwilligkeit zur Erweisung gleicher rechtlicher Gegendienste.] Berlin, den 3. August 18410. „ Koͤnigliches Kriminalgericht hiesiger Residenz. Bn Personsbeschreibung. Der Christian Friedrich Puttlitz, nach sei⸗ ner Mutter sich auch Gliesecke oder Gliese nen⸗ nend, ist 21 Jahre alt, aus Letschin gebuͤrtig, 5 Fuß 4 Zoll groß, von mittler Statur, hat braunes Haar, eine große Rase und ein laͤngliches Gesicht mit vie⸗ len Sommerflecken und Pickeln. Bei seiner Ent⸗
a m
ner Weste, schwarzseidenem Chemisett nebst Hals⸗ binde und mit einer dunkelgruͤnen Tuchmuͤtze mit Schirm. u.““
Avertissement. Folgende Personen: 19 de Tischlergeselle Herms, welcher, Sohn des zu Gruͤnberg bei Zehden verstorhenen Predigers Herms ist und sich zuletzt in Koniskow 8 bei Brody aufgehalten haben soll; 2) der Johann George Friedrich Wilhelm von Ku⸗ nowsky oder Kinasky, welcher ein Sohn des 1824 verstorbenen pensionirten Hauptmanns Ste⸗ 2) die am 4. phan von Kunowsky oder Kinowsky ist und zuletzt in Braunschweigschen Militair⸗Diensten gestanden n soll; 8 so 1eEv- unbekannte Erben und Erbnehmer, wer⸗ den hierdurch vorgeladen, von ihrem Leben und Aufent⸗ halte binnen 9 Monaten, spaͤtestens aber in dem agm 26. Februar 1842, Vormitt. 11 Uhr, vor dem Deputirten, Referendarius Lange, auf dem Kbnigl. Ober Landesgericht hierselbst anberaumten Ter⸗ mine versoͤnlich oder durch einen mit Information und Vollmacht versehenen Mandatarius Nachricht zu
Friedrich August Karl Franz
Identitaͤt ihrer Person nachzuweisen, widri⸗ genfalls die Verschollenen fuͤr todt erklaͤrt und das zu⸗ ruͤckgelassene Vermoͤgen unter ihre naͤchsten sich legiti⸗ mirenden Erben veckheilt oder dem Fiskus uͤberwiesen
Frankfurt, den 7. Ax Koͤnigl. Preuß. Ober⸗Landesgericht.
SDdI Nachstehende Veeschollene: 1) der am 13. Mai 1801 zu Strausberg geborene Julius Wilhelm Boͤttcher, welcher ungefaͤhr im Jahre 1820 nach Rußland gegangen und Auzsgangs des Jahres 1829 in Tula als Mechanikus gewohnt hat, waͤhrend er bis zum Jahre 1827 Handlungs diener in St. Petersburg gewesen; der am 23. August 1789 in Sellin bei Baͤrwalde i. d. N. geborene George Neumann, welchee im Jahre 1813 als Landwehr⸗Reiter in die Neumaͤr⸗ kische Landwehr eingetreten und vor dem Ueber gange uͤber den Rhein in Rheinfels bei Nieder waldau erkrankt ist; von denen aber keine weiteren Nacheichten zu erhalten gewesen, werden nebst ihren etwa zuruͤckgelassenen un⸗ bekannten Erben hierdurch vorgeladen, sich innerhalb
2
ten Erben uͤberwiesen werden wird. Schoͤnflies, den 9. April 1841.
und Stadtgericht.
Kaehne.
Knigl. Preuß. Land⸗
Ediktal⸗Citation.
Von dem unterzeichneten Stadtgerichte werden am 7. Mai 180t geboren, ein 1) der abwesende Gottlieb des hierselbst verstorbenen Schuhmachermeisters Joachim Eickstedt, geboren den 25. Mai 1788, welcher vor Kolverg geblieben seyn soll, und des⸗ sen Vermoͤgen mit 20 Thlr. 20 Sgr. 8 Pf. sich in unserem Depositorio befindet; Jaänuar veah Tochter 18 E erstorbenen Baͤckermeisters Friedrich Heitchen, st achmit welche sich 1806 von vier 8S fuͤr Saale des Englischen Hauses hierselbst, 1 Thlr. um uͤber eingegangene Vorschlaͤge des
in Gruͤneberg zu demselben Zwecke anderweit zusammengetretenen gesellschaftlichen Co⸗
welche sich in unserem Depositorio 206 14 Sgr. 5 Pf. befinden;
3) der ehemalige Musketier im Regimente Moͤllen⸗ ¹ dorff, Heinrich Wilhelm Muͤller, am 19. Okto⸗ mités Beschluß zu fassen. ber 1777 zu Neustadt⸗Eberswalde geboren, Sohn des hier verstorbenen Wilhelm Muͤller, fuͤr wel⸗D chen sich 14 Thlr 29 Sgr. 1 Pf. in unserem Depositorio befinden;
die unbekannten Erben der am
Verlassenschaft im Betrage von 9 Pf. sich in unserem Depositor April 1841. 8 1 — am im Gasthaus-Hosvpitale hiersel unverehelichten Louise Amalie Ch 1 dorff, deren Nachlaß mit 4 Thl “ sich in unserem Depositorio befi- hierselbst verstorbenen Karoline
nes Gottfried Muͤller, deren 8 Thlr. 29 Sgr. 5 Pf. betraͤgt; die unbekannten Erben des zu D
6 Pf. betraͤgt, spaͤtestens in dem vor dem Herrn Stadtgerichts⸗Rath
mit hinlaͤnglicher Information verseh
WIVvVH
Gerichtsstube an⸗ Mit den oben ad 1, 2 u. 3genannten V
r Vermoͤgen ihren bekann⸗ f C laßmassen keine Erben, oder recht nicht gehoͤrig nachweisen, G Erb⸗Anspruͤchen praͤkludirt und die herrenloses Prenzlau,
den 1. Maͤrz 1841.
Wilhelm Eickstedt, Sohn Koͤnigl. Stadtgerich
hierselbst verstorbenen, verwittweten Arbeitsmann Kolberg, Christine Sophie gebornen Butke, deren
die unbekannten Erben der am 8. Mai
zember 1832 verstorbenen Arbeitsmanns Samuel
Zobel, dessen Verlassenschaft 19 Thlr. 27 Sgr. hierdurch aufgefordert, sich binnen 9 am 5. Januar 1842, Vormittags, 11 Uhr, einer
ten Termine entweder in Person oder durch zulaͤssige,
Nö. die E nicht, so werden sie nach Befinden, bis zu 25 Thalern uüͤr todt erklaͤrt, und ihr Vermoͤgen wird ihren gesetzli⸗ 7. 3 4 EEEEET’ hen 11““ Fiskus, ra gg F gaten nicht angehbrigen Professionisten
Melden sich zu den ad 4 bis 7 aufgefuͤhrten Nach⸗ und Handwerkern ist nur waͤhrend der eigentlichen koͤnnen dieselben ihr Erb⸗ so werden sie mit ihren Nachlaßmasse als stattet Gut dem Fiskus zugesprochen werden.
Im Monat Juli c. fuhren auf der Berlin⸗Potsdamer Eisenbahn: 1) Zwischen Berlin und Potsdam 58,068 Personen.
2) Zwischen Berlin und Steglitz — Zusammen und betrug die Einnahme 19,727 Rthlr. 29 Sgr. 3 Pf.
Meteorologische Beobachtungen.
“
1841. 3. August.
Abends Nach einmaliger
Beobachtung.
Morgens 6 Uhr.
336,20 Par. 336,01 Par.]
+ 11,30 R. + 16,12 ün.
+ 82°hn. + 9,3° h. 78 pCt. 59 pCt.
trübe. trübe.
Nachmittags 2 Uhr.
Luftdruck.. Luftwärme .. Thaupunkt . .. Dunstsättigung Wetter
Quellwärme 8,3°9 R. Flusswürme 13,10 R. Bodenwürme 14,02, R. Ausdünstung 0,041, Rh. Niederschlag 0,088 Rh. Wind W. W. Wüurmewechsel † 16,3°. Wolkenzug... 1 W. + 10,0°. Tagesmittel: 336,01% Par. + 13,1° R.. +† 8,2° R. 72 Pct. w.
trübe. W.
Auswärtige Börsen.
Amsterdam, 31. Juli. Niederl. wirkl. Schuld 52. Kanz. Bill. 25 2⁄. 5 ½ Span. 19 ⅛. Paszive. —. Ausg. —. Sch. Pol. —. Oesterr. —. Ham b Surg, 2. Aug. Bank-Actien 1570. Euxgl. Russ. 108. P a ris, 30. Juli. 5 ½ Rente fin cour. 115. 45. 3 ⅔ Rente üin cour. 76. 85. 5 % Neapl. fin eour. 103. 35. 5 % Span. Reunte 20 ¼. 33 Port. —.
Petersburg, 27. Juli. Lond. 3 Met. 38⅞. Poln. à Par. 300 Fl. 68 ½. do. 500 PFl. Uhse do. 200 Fl. 25 9.
Wien, 30. Juü. 5 % Met. 105 ½. 4 ½¾ 97. 3¼ 77. 15½ —. Bank-Actien 1533. Aul. de 1834 —. de 1839 —.
5 ¼% do. 100 ½. Zinsl. 5 ½. Preuss.
Präm.
Passive 4 *¼.
Hamb. 34 ¼. Paris 406.
190 225 —
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 5. Aug. Im Opernhause. Zum erstenmale: Hans Sachs, Oper in 3 Abth., nach Deinhardstein, von Ph. Reger. Musik von A. Lortzing. Tanz von Hoguet.
Freitag, 6. Aug. Im Schauspielhause: Die Stieftochter, Lustspiel in 4 Abth., vom Verfasser von Luͤge und Wahrheit. Hierguf: Humoristische Studien, Schwank in 2 Abthl., von C. Lebruͤn.
22* * .2» *
Königsstädtisches Theater Donnerstag, 5. Aug. List und Phlegma. in 1 Akt, von L. Angely. Hierauf: Die Helden. Lustspiel in 1 Akt, von Marsano. Zum Schluß: Schuͤlerschwaͤnke, oder: Die kleinen Wilddiebe. Vaudeville-Posse in 1 Akt, nach dem Franzoͤsischen, frei bearbeitet von L. Angely.
Freitag, 6. Aug. Die eifersuͤchtige Frau. Lustspiel in 2 Ak⸗ ten, von Kotzebue. Hierauf: Sieben Maͤdchen in Uniform. Vaudeville in 1 Akt, von L. Angely.
Sonnabend, 7. Aug. (Vierunddreißigste Italiaͤnische Opern⸗ Vorstellung.) Lucia di Lammermoor. Opera in 3 Atti. Ma- sica del Maestro Gaetano Donizetti.
Preise der Plaͤtze: Ein Platz in der Orchester⸗Loge 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. u. s. w.
Textbuͤcher, in Italiaͤnischer und Deutscher Sprache, sind im Billet⸗Verkaufs⸗Buͤreau und Abends an der Kasse à 5 Sgr. zu haben. ö“
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Vaudeville Posse
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.
ie diesjaͤhrige Leipziger Michaelis⸗ beginnt den
22 Thlr. 4 Sgr. nesse 8 io befindet; V ee.
September
die unbekannten Erben der am 28. Januar 1832 und endigt mit
bst verstorbenen dem 16. Oktober.
ristine Steiners⸗ „ 1
r. 16 Sgr. 9 Pf. „2. Waͤbrend dieser drei Wochen koͤnnen alle in⸗
ndet; laͤndischen so wie die den Zollvereinsstaa⸗ 1832 ten angehdrenden Fabrikanten und Handwerker,
Sophie Muͤller, ohne einige Beschraͤnkung von Seiten der hiesigen
Tochter des hierselbst verstorbenen Arbeitsman⸗ Innungen, oͤffentlich hier feil halten und Firmen
Nnfassense aushaͤngen. Verlassenschaft arz Gleiche Berechtigung haben alle anderen auer am 30. De⸗ auslaͤndischen Fabrikanten und Handelsleute. „Außer vorgedachter dreiwoͤchentlicher Frist bleibt der Handel, so wie das Aushaͤngen von Handelsfirmen, auch aller und jeder sonstiger aͤuße⸗ Monaten und rer, die Stelle der Firmen vertretender Merkmale des Verkaufs, allen auswaͤrtigen Verkaͤufern bei Geldstrafe bis zu 50 Thalern verboten. 5. Jedoch ist zur Auspackung und Einpak⸗ kung der Waaren die Eroͤffnung der in den Haͤu⸗ sern befindlichen Meßlokalien in der Woche vor der
Siecke angesetz⸗
ene Bevollmaͤch⸗
1 .““ tigte, wozu ihnen die Herren Justiz⸗Kommissarien Boͤttcherwoche und in der Woche nach der Zahlwoche neun Monaten, spaͤlestens aber “ Fischba.), Eisleben und Boots in Vorschlag gebracht gestattet. Vormittags 11 Uhr, in der hiesigen u werden, einzufinden oder sich schriftlich zu melden. Vl ags 1 v, r rich stehenden Termine persoͤnlich oder schriftlich zu mel⸗ den auch deren e EX“ 1 eladen. sof weichung war er bekleidet mit einer grauen Som den und weitere Anweisung zu erwarten, widrigenfalls den auch deren etwanige unbekannte Erben vorgeladen. sie fuͤr todt erklaͤrt und th
6. Pede seb Festan s s⸗ 8 Ss Schlie⸗ erschollenen wer⸗ ßung eines solchen Verkaufslokals wird, außer der 86 . ortigen Schließung desselben, mit einer Geldstrafe,
Allen auslaͤndischen, den Zollvereins⸗
Meßwochc, also vom Einlauten bis zum Auslau⸗ ten der Messe, mit ihren Artikeln feil zu halten ge⸗
8. Eben so bleibt das Haufiren jeder Art und das Feilhalten der juͤdischen Kleinhaͤndler 1 auf die Meßwoche beschraͤnkt. Die juͤdischen Feier⸗
Von Seiten des unterzeichneten die Interessenten an der in der Verhandlung vom 24. Mai 1837 sedlschoft fas den 7* ierselbst ge⸗ Ka⸗ im Anschluß der JEEEEEEö und eingeladen, sich zu einer Gener am 16. August d. J.,
18. Mai d. F. Berlin, den 13. Juli 1841.
Frankfurter Bahn.
Bau einer Eisenbahn von Breslau Berlin⸗Frankfurter Bahn ersucht
as Comité fuͤr die projektirte Eisenbahn⸗Gesell⸗ schaft von Breslau in Anschluß der Berlin-
tage, welche in die Meßwoche fallen, werden durch
Comités werden Verlaͤngerung der Verkaufszeit bis in die Zahlwoche
Zusammentritts⸗ ersetzt.
projektirten Ge⸗ 9. Was endlich den auch auswaͤrtigen Spedi⸗ teurs unter gewissen Bedingungen allhier nachge⸗
b lassenen Betrieb von Meßspeditionsgeschaͤften be⸗
al-Versammlung trifft, so verweisen wir: deshalb auf das von uns
Nachmittags 4 Uhr, im unter dem 20. Oktober 1837 erlassene Regulativ,
lbst, einzufinden, die Betreibung des Speditionshandels allhier be⸗ am treffend.
V Leipzig, den 20. Juli 1841. r Rath der Stadt Leipzig. it
25385 Personen7.
*
EE
“
— Toulouse. — Eisenbahn nach
Kommittenten. — Ver⸗ Toulouse. — Des zu Gunsten der
In h
Julifeste. 1 Rollin an seine (Julifest: Comité
Amtl. Nachr. Frankreich. Paris. Bruͤssel. — Herr Ledru mischtes. — Briefe aus Paris. Kdnigs nachtlicher. Spaziergang; das rientalisch Christen.) 1 Ger gneltschen und Irland. London. Fernere Besuche der Koͤnigin. — O'Connell’s Auftreten gegen England. — Assisen⸗Aus⸗ spruͤche. — Vermischtes. Niederlande. Haag. Dänemark. Kopenhagen. Deutsche Bundesstaaten. an Thorwaldsen. — Kassel. füͤrsten. — Hannover. Abreise sen. Die Luthersbuche. Oesterreich. Wien. Die neue Anleihe. Spanien: Schreiben aus M adrid. (Feier des Namenstages der Konigin Christine; das Gesetz, welches das Eigenthum der Welt⸗ geistlichkeit fuͤr Nationalgut erklaͤrt, im Kongreß votirt; die Presse gegen England.) Türkei. Konstantinopel. Nord⸗Amerika. Erkenntniß York in Mac Leod’s Sache. — Verlauf dieser Angelegenheit. 1 Inland. Berlin. Allerhoͤchste Kabinets⸗Ordre uͤber die Verpflich⸗ tung, auf einer Landes⸗Universitaͤt zu studiren. — Besteuerung des Ruͤbenzuckers.
Begnadigung eines Preß⸗Vergehens. Sundtoll.
Muͤnchen. Schreiben des Koͤnigs Adresse des Magistrats an den Kur⸗
des Koͤnigs. — Hildburghau⸗
Bessere Aussichten fuͤr die Pforte. des Ober⸗Tribunals des Staates New⸗ Muthmaßliches uͤber den weiteren
neber den Plan einer Handels⸗Verbindung zwischen Frankreich und Belgien.
Wissenschaft, Kunst und Literatur. — Architektur in Berlin. — Roͤtscher, die Kunst der dramatischen Darstellung.
Amtliche nachrichten.
Kronik des Tages.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben Allergnaͤdigst geruht: Dem Pfarrer Bock zu Braunsberg den Rothen Adler⸗Orden dritter Klasse mit der Schleife, dem Postmeister Benemann zu Guben, den Pfarrern Lehmann zu Kossenblatt, im Regierungs⸗ Bezirk Potsdam, und Hesse zu Straach, im Regierungs-Bezirk Merseburg, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse; den Steuer⸗ Aufsehern Mehlin zu Czersk, in Westpreußen, und Selter zu Emmerich, das Allgemeine Ehrenzeichen; so wie dem Buhnenmei⸗ ster Weinert zu Sagan die Rettungs⸗Medaille mit dem Bande zu verleihen; und 8 Dem. Professor Dr. C. Ritter in Berlin die Anlegung des ihm von des Koͤnigs von Daͤnemark Majestäͤt verliehenen Dane⸗ brog⸗Ordens vierter Klasse zu gestatten.
Angekommen: Se. Erxcellenz der General-Lieutenant, General⸗Inspecteur der Festungen und Chef der Ingenieure und Pioniere, Aster, aus der Provinz Sachsen.
Zeitungs-Nachrichten. Ausland Frankreich.
Paris, 31. Juli. Telegraphische Depeschen aus Bordeaur, Lyon, Perpignan, Toulon, Marseille, Toulouse und einer großen Anzahl anderer Staͤdte melden, daß die Juli⸗Feste uͤberall inmit⸗ ten eines großen Volkszulaufes und in der vollkommensten Ord⸗ nung gefeiert worden sind.
Der Messager enthaͤlt Folgendes: „Herr Moritz Duval hat gestern in Toulouse zwei Koͤnigliche Ordonnanzen veroͤffent⸗ licht, welche die Aufloͤsung der National-Garde und des Muni⸗ zipal⸗Rathes von Toulouse aussprechen. Alles war vollkommen ruhig.“
b., hiesiges Blatt aͤußert sich uͤber die in Toulouse er— riffenen Maßregeln in folgender Weise: „Die Sachen sind in Toulouse so gegangen, wie wir es vorausgesehen hatten. Herr Mo⸗ ritz Duval hat die Beendigung der Juli⸗Feierlichkeiten abgewartet, um die National⸗Garde und den Munizipal⸗Rath aufzuloͤsen. Er hatte ohne Zweifel eingesehen, daß es einige Gefahr haben wuͤrde, dergleichen Maßregeln zu ergreifen, bevor man nicht achtunggebie— tende Streitkraͤfte um und in Toulouse zusammengezogen haͤtte. Wir sind deshalb auch nicht erstaunt, daß jene Maßregeln keine Unordnungen nach sich gezogen haben. Es ist aber zu befuͤrchten, daß Herr Duval nicht so leicht die Entwaffnung der Naiional⸗Garde wird bewerkstelligen koͤnnen. Er hat von Paris aus Befehle erhalten, ohne Verzug zu dieser Entwaffnung zu schreiten; es ist wahrscheinlich die Absicht des Ministeriums, die dortige National⸗Garde so bal nicht wieder zu reorganisiren. Was wird aber geschehen, wenn die Einwohner von Toulouse dieselben Mitglieder des Munizipal⸗
didaten fuͤr die Maire⸗ und Adjunkten⸗Stelle kein einziger befin⸗ det, der in die Ansichten des Herrn Humann eingeht? Wir wis⸗ sen wohl, daß es nicht an Intriguen fehlen wird, um die Bildung des Munizipal⸗Conseils in Leinem den fiskalischen Maßregeln guͤn⸗ stigen Sinne herbeizufuͤhren. Aber wir kennen die Einwohner rolch Tonlouse, und wir glauben, daß die Central⸗Gewalt in einem naßüch ampfe schwerlich den Sieg davontragen wird. Es ist muth⸗ 1 ich keine Emporung mehrzu befuͤrchten, aber die Einwohner werden
einen passiven E 9 18 1 Wide id begi 9 Herr H wenn von Viderstand beginnen, und was wird Herr Humaun thun,
gern, den 2 len? Der N
NKinister wird si Se. Fe. warten, bis nister wird sich dann wohl entschließen muͤssen, zu
er durch ein Gesetz autorisirt worden ist.
Neueste Fortschritte der
Conseils wieder erwaͤhlen, und wenn sich auf der Liste der Kan⸗
8
vea allen Seiten die Munizipal⸗Conseils gegen seine Re⸗ gistrirungs⸗Art protestiren, und wenn die Privatleute sich wei⸗ lgenten des Fiskus die verlangte Auskunft zu erthei⸗
Wuͤrde
die leiseste Spur zu erkennen.
Viel Staub, großes
Berlin, Freitag den 6ten
dies alsdann nicht, nach der Aufregung, die er hervorgerufen hat, ein klaͤgliches Resultat seyn? Und wuͤrde es nicht besser gewesen seyn, von Anfang an auf die Rathschlaͤge des Herrn Floret zu hoͤren, statt mit Gewalt eine Maßregel durchsetzen zu wollen, der die Autoritaͤt des Gesetzes mangelt?“
Zgwischen der Belgischen und Franzoͤsischen Regierung sind die auf den Bau der Paris⸗Bruͤsseler Eisenbahn bezuͤglichen Ueber⸗ einkuͤnfte abgeschlossen. Der Minister der oͤffentlichen Bauten, Herr Teste, reist morgen nach Bruͤssel ab, um sich mit der So⸗
ciété générale zu verstaͤndigen.
Herr Ledru⸗Rollin, der, wie gemeldet, in Mans an die Stelle des Herrn Garnier⸗Pag?s zum Deputirten ernannt worden ist, hat in einer Rede an seine Waͤhler sein politisches Programm dargelegt. Zur Charakterisirung der Partei, welche Herr Rollin in der Kammer repraͤsentiren soll, moͤgen einige Stellen aus jener Rede hier einen Platz sinden:
„Indem ich vor Ihnen, m. H., erscheine, bin ich Ihnen Rechen⸗ schaft schuldig von meinem politischen Glauben. Diesen lebhaften, unerschuͤtterlichen Glauben, ich schoͤpfe ihn zugleich aus meinem Her⸗ zen und aus meiner Vernunft. Aus meinem Herzen, das mir bei dem Anblick des die arbeitenden Klassen bedraͤngenden Elends laut zuruft, die Vorsehung koͤnne sie nicht zu ewigen Leiden, zu endloser Knechtschaft verdammt haben. Aus meiner Vernunft, die der Idee widerstrebt, daß die Gesellschaft einem Staatsangehoͤrigen Pflichten auferlegen koͤnne, ohne ihm dagegen auch irgend einen Theil der Sou verainetaͤt zu uͤbertragen. Wirklich ist auch Volks⸗Souverainetaͤt das große Prinzip, welches unsere Vaͤter vor 50 Jahren proklamirt ha⸗ ben. Was ist aber aus ihr geworden? Man hat sie in die Formeln einer Constitution gebunden, aus dem Gebiete des Thatsaͤchlichen ist sie verschwunden. Fuͤr unsere Vaͤter war das Volk die ganze Na⸗ tion; Jeder erfreute sich gleichmaͤßig politischer Rechte; sie waren wie Luft und Sonne ein Gemeingut fuͤr Alle. Jetzt ist das Volk eine Heerde, geleitet von einigen Bevorrechteten, die man Waͤhler nennt, und von einigen noch mehr Bevorzugten, die man Deputirte nennt. seine Rechte zu fordern, wird es zu Paaren getrieben. Das herr⸗ schende System hat seine Zeit verlebt; es muß geaͤndert werden, soll nicht eine gewaltsame Revolution eintreten. Um es zu aͤndern, ist die Wahl⸗Reform der erste Schritt. Ohne Wahl⸗Reform ist je⸗ des friedliche Fortschreiten unmoͤglich; jeder Buͤrger sey Waͤhler, je⸗ der Abgeordnete ein Mann der Nation, berufen in den Rath, nicht weil er Vermoͤgen hat, sondern weil er tugendhaft ist.“ — Der Redner geht hierauf auf die verschiedenen Parteien in der Kammer uͤber und wirft ihnen saͤmmtlich Gleichguͤltigkeit gegen die Leiden des Volks vor. „Fuͤr alle jene verjaͤhrten Parteien“, sagt er, „ist das Volk nur eine stumme Person auf der belebten Welt⸗ buͤhne, nur der Sklave, der bei den Alten dem Wagen des Trium⸗ phator's folgte. Fuͤr uns dagegen ist das Volk Alles; seine Lage zu verbessern, seine Leiden zu entfernen — das ist unser Ziel; Wir wollen durch die politische Reform zur sozialen gelangen! Die erste, die vorehmste Reform, worauf die demokratische Partei aus⸗ geht, ist die Reviston des Abgabe⸗Systems. Die Revolution von 1789 hat Gleichheit proklamirt; aber die Praris straft die Theorie
Spaziergange des Koͤnigs
Und wenn das Volk, das nicht reprasentirt ist, sich echebt,
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die Gemuͤther kuͤnstlich zu erwaͤrmen. Man sagt, daß der Koͤni am 29sten Abends sich in die Menge gemischt habe, um sich mit eigenen Augen von dem Zustande der oͤffentlichen Stimmung zu uͤberzeugen. Hat es mit dieser Angabe seine Richtigkeit, so hat Ludwig Philipp wenigstens gewiß keine Merkmale eines beunruhi genden Volksgeistes wahrgenommen.
Die Auflbsung der National⸗Garde und der Munizipalitaͤt von Toulouse macht, obgleich diese doppelte Maßregel leicht vor⸗ auszusehen war, ziemliches Aufsehen. Das Vorgefuͤhl dieser Ver⸗ fuͤgungen spricht sich bereits in den heute angekommenen Toulouse Blaͤttern auf eine sehr bittere Weise aus; die Emancipation
glaubt ihre Mitbuͤrger sogar auf die Wiedereinsetzung der
Herren
— Mahul und Plougoulm und auf die Einleitung eines
Prozesses gegen die abgesetzte staͤdtische Behoͤrde und gegen die Chefs der National⸗Garde vorbereiten zu muͤssen. Die Befuͤrchtung, den verjagten Praͤfekten wieder zuruͤck⸗ gefuͤhrt zu sehen, stuͤtzt sich freilich auf eine Herrn Mahul durch den Koͤnig bewilligte Audienz, allein sie scheint gleichwohl der Na⸗ tur der Sache nach eben so ungegruͤndet zu seyn, als die Besorg— niß, die Behoͤrden, denen Toulouse allein die Wiederherstellung der Ruhe verdankt, wegen dieses oder jenes Formfehlers in ihrem Verfahren gerichtlich zur Rechenschaft gezogen zu sehen.
+X Paris, 31. Juli. Was ein hiesiges Blatt von dem ar Abend des 29sten, nach beendigtem Feuerwerke, erzaͤhlt, wird vielleicht widerrufen werden, ist jedoch wahr. Der Koͤnig ging jedoch nicht bloß in Begleitung des Generals Athalin und Anderer aus den Tutile⸗ rieen zu Fuß heraus, sondern hatte auch den General-Lieutenant Rumigny und andere Personen in seiner Naͤhe. Nirgends ist im Dunkeln bei der wogenden Menge dieser Spaziergang gestoͤrt worden. Die mannigfachen Kommentare uͤber diesen ganz ein⸗ fachen Umstand sind nicht der Muͤhe werth, eroͤrtert oder wider⸗ legt zu werden. Der Koͤnig wuͤnschte vom Obelisk von Luxor aus die Byzantinische Erleuchtung zu betrachten und, da auch nicht die geringste Aufregung im Volke war, mit eigenen Augen dem BVolkstreiben zuzusehen, um also wieder nach langer Zeit gewisser⸗ maßen inkognito umherzuwandeln. Alle polizeilichen Maßregeln uͤbrigens waren der Art getroffen, daß nichts zu fuͤrchten war. Mit jedem Tage zeigt sich die Bildung eines Comité's zu Gunsten der Christen im Oriente hier wirkungsloser; Elemente, wie Chateaubriand, Genoude, die Herren Cremieur, Laffitte u. s. w. in Eins verschmolzen, koͤnnen nichts zu Stande bringen. Chateau⸗ briand ist ins Bad nach Neris abgereist.
Großbritanien und Irland. London, 31. Juli. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin und † Albrecht sind vorgestern zu Pansanger, dem Landsitze des Grafen
Cowper, eingetroffen und haben den gestrigen Tag
Luͤgen; die Steuer, mag sie direkt oder indirekt erhoben werden, er- In den Mittagsstunden besuchten sie gestern von dort aus auch den benachbarten Landsitz Lord Melbourne's, Brockett Hall, der
druͤckt vornehmlich die aͤrmeren Klassen; ihre Vertheilung muß geaͤndert werden. Die haͤrteste Staatslast, der Kriegsdienst, die Blutsteuer, wie man sie nennt, trifft nur die Soͤhne des Volks; daß sich der unter die Fahne Berufene ersetzen lassen kann, ist ein gehaͤssiges Privilegium fuͤr die Reichen; es entnervt’ die hoͤheren Klassen und schwaͤcht das Heecr.“ — Nachdem Herr Rollin nun noch in demselben Tone uͤber die Haupt⸗FEreignisse der letzten Jahre: Orientalische Angelegenheiten, Befestigung von Paris u. s. w. fein Urtheil abgegeben hat, schließt er in folgender Weise: „Wenn sich auch meine Stimme im Laͤrm des eigennuͤtzigen Widerstandes verlieren sollte, so gehoͤrt doch die Zukunft uns an; sie wird die Keime entwickeln, deren Saamen ich nach bestem Vermoͤgen auszu⸗ streuen gedenke. So begreife ich meine Mission; so hatte sie der edle Kaͤmpe begriffen, den ein zu fruͤher Tod wegraffte. Koͤnnte ich, indem ich seine Stelle einnehme, auch in der buͤrgerlichen Tugend sein Nachfolger werden! Wenn ein heißes Verlangen, sich hinzuge⸗ ben, den Erfolg zu sichern hinreichte, so wuͤrdet Ihr die Waffen ei⸗ nem Krieger gereicht haben, der nicht unwerth ist der großen Sache der Demokratie, fuͤr welche unsere Vaͤter gesiegt haben, und die wir nicht ohne Schmach untergehen lassen koͤnnen.“
Nach dem bisherigen Resultate der fiskalischen Zaͤhlung kann man annehmen, daß am Schlusse derselben etwa 400,000 Haͤuser verzeichnet seyn werden, die bisher der Besteuerung entgingen.
Der Konig ist noch nicht, wie die Journale gestern irrthuͤm— lich gemeldet hatten, nach dem Schlosse Eu abgereist, sondern wird erst am kuͤnftigen Moͤntag die Reise dorthin antreten. Der Koͤ⸗ nig und die Knigliche Familie haben sich vorerst nach Fontaine⸗ bleau begeben und bedienten sich bis Corbeil der Eisenbahn.
Der Messager erklaͤrt, daß die von mehreren Deutschen Staaten angeordnete Aufhebung des Verbots der Pferde⸗Ausfuhr nach Frankreich eines der ersten Resultate der in London abge⸗ schlossenen Convention sey. 8 ü
Es sind an der hiesigen Universitaͤt zwei neue Lehrstuͤhle er⸗ richtet worden; der eine fuͤr die Sprachen und Literaturen Ger⸗ manischen Ursprunges; der andere fuͤr die Sprachen und Litera⸗ turen des suͤdlichen Europa's.
Der erstere ist durch Herrn Phi— larete Chasles, der letztere durch Herrn Edgar Quinet besetzt worden.
Boͤrse vom 31. Juli. Die Annaͤherung der Liquidation nöͤthigte heute zu zahlreichen Ankaͤufen. Ein einziger Spekulant kaufte zur Deckung seiner Blanko-Verkaͤufe 600,000 Fr. 3 procen⸗ tiger Renten, wodurch dieses Effekt bis auf 77 getrieben wurde. Dazu wirkte auch das Geruͤcht mit, daß der Finanz⸗Minister er- klärt habe, der Betrag der neuen Anleihe werde sich statt auf 450 Millionen hoͤchstens auf 200 Millionen belaufen. *
¼ ½ Paris, 31. Juli. Die Julitage sind, wie zu erwarten stand, in gewohnter Weise und ohne Stoͤrung voruͤbergegangen. Gedraͤnge, betaͤubender Laͤrm waren auch diesmal die wesentlichen Attribute des Festes, wenn nicht das Fest selbst. Von lebendiger Erinnerung, erhoͤhter Stimmung, Enthu— siasmus, kurz von allen den moralischen Elementen, welche den Charakter eines wahren Volksfestes ausmachen, gab sich nirgends Obgleich die Regierung diesmal einen außerordentlichen Aufwand von Raketen und Lampen ge⸗ macht hatte, so war es ihr doch wohl schwerlich darum zu thun,
Schlußworte dieses Aktenstuͤcks lauten ganz anders.
wegen seines unvergleichlich schoͤnen Parks beruͤhmt ist, und nah
men dort ein Dejeuner ein, bei welcher Gelegenheit die vergolde
ten silbernen Kandelaber auf der Tafel prangten, welche Lord Melbourne von der Koͤnigin bei ihrer Vermaͤhlung zum Geschenk erhielt. Darauf begab sich das Koͤnigliche Paar wieder nach Pansanger, wo dasselbe von dem Grafen und der Graͤfin Cowper aufs glaͤnzendste bewirthet und unterhalten wurde. Der Magistrat des benachbarten Fleckens Hertford hatte auch die Ehre, der Koͤnigin und ihrem Gemahl die Aufwartung zu machen und ihnen Adressen zu uͤberreichen, welche von Beiden sehr freundlich beantwortet wurden. In der Adresse an Ihre Majestaͤt war eine Erinnerung an die Königin Elisabeth enthalten, und Ihre Majestaͤt schien diese Anspielung
sehr huldreich aufzunehmen, indem sie darauf antwortete: „Diese Gegend weckt von selbst das Andenken an die beruͤhmte Köͤnigin, auf deren Regierung und Charakter Sie hindeuten, und Ich hoffe demuͤthiglich, daß der Vergleich, welchen Sie anstellen, durch die That moͤge gerechtfertigt werden.“ Heute gegen Mittag wollten die hohen Herrschaften von Pansanger nach Windsor zuruͤckkehren.
Bei einer Beschreibung der praͤchtigen Feste, welche der Her⸗ zog von Bedford der Koͤnigin und dem Prinzen Albrecht zu Eh⸗ ren gegeben hat, erzaͤhlt eines der hiesigen Blaͤtter auch, daß die Koͤnigliche Schlafkammer mit dem glaͤnzendsten Atlas, mit Bra⸗ banter Spitzen besetzt, austapeziert und mit herrlichen Spiegein ausgeschmuͤckt war. Diese Ausstattung soll eine ungeheure Summe gekostet und dem Beschauer die Erzaͤhlungen von tausend und ei⸗ ner Nacht ins Gedaͤchtniß zuruͤckgerufen haben.
Der außerordentlich heftige Vortrag, welchen OConnell in der letzten Versammlung des Dubliner Repeal⸗Vereins gehalten hat, ist unter dem Titel: „Declaration von Beschwerden und Rechten“ in oͤffentlichen Blaͤttern erschienen. Fast noch nie hat der Agitator eine so bittere Sprache gegen England im Allgemei⸗ nen gefuͤhrt. Zwar sucht er diese Feindseligkeit durch Ausfaͤlle gegen die Peel⸗S tanleysche Partei insbesondere und durch loyale Aeußerungen in Betreff der Koͤnigin zu beschoͤnigen, allein die Er fordert alle Irlaͤnder auf, sich in den loyalen und nationalen Repeal⸗ Berein aufnehmen zu lassen, denn es gebe kein anderes Mit⸗ tel, um eine gaͤnzliche Losreißung von dem hochmuͤthigen, bigotten, tyrannischen England zu verhindern. Auch wird das Irlaͤndische Volk von O' Connell aufgefordert, durch Unterzeichnungen den schon fruͤher gebildeten „Fonds des Grafschaften⸗Bundes“ kraͤftig zu unterstuͤtzen und dadurch in den Stand zu setzen, den Waͤhlern, welche wegen ihres Stimmens
fuͤr liberale Kandidaten durch die Tories von ihren Pachthoͤfen
vertrieben, eines Theils ihrer Kundschaft beraubt oder sonst be⸗ eintraͤchtigt seyen, eine einigermaßen de zu gewaͤhren. O'Connell bemerkt zugleich, daß ihm zur⸗ Unter
stuͤzung der auf diese Weise zu Schaden gekommenen Waͤhler von Carlow 430 Pfd. St. von Personen, die nicht genannt seyn wollten, zugegangen und dem Fonds bereits einverleibt seyen.
Vor die Assisen von Wales wunde neulich ein Individuum wegen Begehung eines groben Verbrechens gestellt und bekannte
erfolgten
entsprechende Entschaͤdigung