1841 / 224 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

lauf setzen. Er fuͤgte hinzu, die Koͤnigin Christine haͤtte, von fal⸗ schen Rathgebern in der Fremde umgeben, einen uͤbereilten Schritt gethan.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

Washington. Ein Korrespondent der Allg. Zeitung berichtet aus den Vereinigten Staaten: „Die Mormonen, eine von Joseph Schmidt gestiftete Sekte, die sich den Ehrennamen von Latter day Saints beilegt, und von Missouri, wo sie zuerst Wurzel faßte, auf ziemlich rohe, wo nicht grausame Art vertrie⸗ ben wurde, haben sich auf der Westseite des Mississippistroms niedergelassen und bilden jetzt eine wahrhaft streitende Kirche. Ihr Prophet, Joe Smith, hat seine Anhaͤnger militairisch disziplinirt, haͤlt Gottesdienst in Begleitung von 2000 Mann einexerzirter Truppen, die ihm alle auf Tod und Leben ergeben sind, und er⸗ laͤßt einen Tages⸗Befehl wenn er seine Juͤnger in die Predigt ruft. Eines seiner letzten Ermahnungsschreiben lautet ungefaͤhr so: „Morgen werden „die Neueren Heiligen“ einen feierlichen Gottesdienst beiwohnen, der um Uhr in dieser oder jener Nie⸗ derlassung stattfinden soll. Der Prophet Joe Smith wird dabei anwesend seyn, und Gott um Gnade fuͤr die Glaͤubigen anflehen. Die erste Brigade wird sich daher bereit halten. Die Reiterei wird am Ausgange des Waldes Posten fassen. Zuerst die Dragoner, dann die Freiwilligen und zuletzt die fliegende Batterie. Hin⸗ der letzteren wird sich das leichte Fußvolk aufstellen und die Jaͤger und Scharfschuͤtzen bilden die Reserve. Mannszucht ist die erste Pflicht eines Christen; der Prophet erwartet daher die puͤnkt— lichste Vollziehung seiner Befehle.“ Sie sehen, daß es dieser neuen Sekte nicht an einem Vorkaͤmpfer fehlt, der wohl auch im Stande ist, dieselbe mit dem Schwert oder mit Kanonen zu vertheidigen. Uebrigens ist Joe Smith durchaus kein Fanatiker. Im Gegen⸗ theil sind seine Grundsaͤtze aͤußerst liberal, und besonders seine Theorie des Himmels und der Holle viel bescheidener, als die der Presbyterianer und anderer aͤhnlichen Sekten. Die Anzahl seiner Anhaͤnger vermehrt sich mit jedem Tage, und es ist leicht moͤglich, daß sie einst auf Eroberungen ausgeht und sich ein Stuͤckchen Land, ungefaͤhr so groß wie Texas, zur Ausuͤbung ihrer religibsen Gebraͤuche irgendwo aussucht, oder wohl gar den Fluß hinunter nach Texas und Mexiko zieht, um die Spanier und Mestizen zu bekehren und sich fuͤr die Rettung so vieler Seelen mit ein paar Provinzen schadlos zu halten.“

VCEIad.

Stralsund, 7. Aug. Auf den in diesem Jahre im Stralsunder Regierungs⸗Bezirk abgehaltenen Remonte⸗Maͤrkten vurden zum Verkauf gestellt: 305 Pferde, gekauft wurden 113 Stuͤck, also fast das Drittheil fuͤr die Summe von 11,100 Rthlr. Der gezahlte hoͤchste Preis war 130 Rthlr.; der Durchschnitts⸗ Preis 98 ½ Rthlr.

2 Koblenz, 8. Aug. Bei dem am 15ten, 46ten und 17ten

„M. stattgehabten Wollmarkte wurden 1000 Ctr. angebracht und bis auf 169 Ctr. verkauft. Im Allgemeinen waren die Preise etwas niedriger als im vorigen Jahre, wiewohl gut gewaschene Waare willige Abnahme fand. Der gerinagste Preis war 7 Sgr., nittlerer 11 Sgr., hoͤchster 17 Sgr. pro Pfund.

Prozeß Laffarge. Diamanten⸗Diebstahl.

Pulle, 5. Aug. Obgleich die Sitzung erst um 8 Uhr eroͤffnet vurde, so waren doch schon um 4 Uhr Morgens alle Zugaͤnge zu dem Fustiz-Palaste mit Neugierigen besetzt. Als um 7 Uhr die Thuͤren gedffnet wurden, war in einem Augenblickh der Sitzungssaal dergestalt angefuͤllt, daß die Advokaten und die Zeugen nur durch Vermittelung

der bewaffneten Macht zu ihren Plaͤtzen gelangen koönnten; die Mehr heit der Versammlung bestand, wie gewoͤhnlich bei solchen Gelegen heiten, aus Damen. Herr Odilon Barrot und Herr Corali nahmen den Platz der Civil⸗Partei ein. Um 8 Uhr kuͤndigte der dienstthuende Huisster den Gerichtshof an, der alsbald eintrat und seine Sitze ein— nahm. Der Koͤnigliche Prokurgator Soutrebost nahm den Sitz des dffentlichen Ministeriums ein. Wenige Minuten darauf erscholl von außen das Geschrei der Menge, welche sich laͤngs den Quaäis und den Thuͤren des Justiz Palastes draͤngte. Ein Wagen, in welchem Mad. Laffarge mit Heren Lachaud, ihrem Advokaten, saß und den eine Abtheilung Gendarmerie in die Mitte genommen hatte, machte sich muͤhsam durch die dichten Volksmassen Platz. In dem Saale trat ploͤtzlich tiefe Stille ein; alle Blicke richteten sich nach er Thuͤr, durch welche die Angeklagte eintreten mußle. T. iese Thüͤr oͤfnet sich, und Marie Cappelle erscheint in tiefe Trauer gekleidet. Die nimmt auf dem Lehnstuhle Platz, der fuͤr sie hingestellt worden ist. Ihre aͤußere Erscheinung hat sich seit dem Vergiflungs Prozesse sehr geaͤndert; sie ist staͤrker geworden und ihr Aussehen ist bei wei⸗ rem gesunder. Als nunmehr zur Berichterstattung uber die Horlie⸗ gende Sache geschritten werden sollte, erhob sich Herr Lacha ud und sagt: Ehe der Berichterstatter des Gerichtshofes das Wort nimmt, verlange ich, daß in dem Protokolle verzeichnet werde, daß wir nicht die Absicht haben, uns cgh die Vorlesung des Berichtes in eine kontradiktorische Debatte einzulassen. 1 Font ge cr eipn. genuͤgte diesem Verlangen, setzte darauf den Gang, den dieser Prozeß in seinen verschiedenen Instanzen genommen. habe, mit kurzen Worten auseinander, und ertheilte dem Herrn La chaud auf sein Verlangen das Wort.

Herr Lachaud sagte, daß man, als er allein an dieser Barre er⸗ schienen sey, schon habe voraus wissen koͤnnen, daß heute keine kon⸗ tradiktoresche Debatten stattfinden werden; denn in diesem Falle wuͤrde Herr Pailler, der die Angeklagte bisher mit seinem Talente und mit seinem anerkangten Charakter der Rechtlichkeit unterstuͤtzt habe, hier zu ihrer Vertheto;gung erschienen sey. Ich verlange, sagte er, ei⸗ nen neuen Aufschub. Dieses Wort allein wird viele tho richte Recriminationen, viele Voraussetzungen hervorrufen, welche ich im voraus verlaͤumderisch zu nennen, mich nicht scheue. Wenn es sich nur darum handelte, jene leidenschaftlichen oder durch Interesse geleiteten Personen zu überzeugen, so wuͤrden wir es nicht der Muͤhe werth halten, in diesem Augenblicke das Wort zu neh men; aber es handelt sich nur in diesem Augenblick Gerechtigkeit zu erlangen, die Wahrheit zu proklamiren und deshalb erheben wir unsere Stimme. Es ist etwas merkwuͤrdig Seltsames in diesem Prozesse. Man hat, und ich will gern glauben, daß 8 ungluͤckliche Zufaͤlle sind, man hat Marie Cappelle in eine jener Lagen vexsetzt, wo sie den Kampf nicht annehmen kann; man macht es ihr unmdg⸗ lich, sich zu vertheidigen und dann ruft man ihr zu⸗ daß sie die Debatte scheue. Herr Lachaud setzte nunmehr auseinander, wie erlich nothwendig fuͤr die Vertheidigung der Madame unumgaͤnglich not Eä1e“ Laffarge die Anwesenheit des Herrn Felir Clave er sich in Meriko befinde. Der Advokat erinnerte in kurzen Worten an das

Peltnitz, welches zwischen dem Herrn Clavet und Marie von Verhaͤltniß, zen Prau I Lwotaud bestanden habe und wie, um Nicolai, jetzigen Frau von Lsotaud b Ersteren zu beschwichtigen, Marie Cappelle Diamanten erhalten habe, die ausmachen.

Die Anwesenheit d

LaFa ege, sie ist nothwendig fuͤr Frau von Leotaud.

gleich alle gerichtlichen

Marie Nicolai die den Gegenstand des jetzigen Prozesses

. 8 8 8 2 Herrn Clavet ist nothwendig fuͤr Madame es Hen Und welches Hin⸗

1

V I V

schen ein verneinendes

982

derniß koͤnnte sich seiner Hierherkunft entgegenstellen? Wuͤrde er viel⸗ leicht nicht kommen? Wohlan! Dann muͤßte man in die Akten ver⸗ zeichnen, daß Herr Clavet ein Elender ist. 8

Der Koͤnigliche Prokurator: Sie hoͤren nicht auf, zu dif— famiren. .

Der Praͤsident: das Wort zu entziehen.

Herr Lachaud: Das Tribunal wird handeln, wie es ihm gut⸗ duͤnkt; ich erfuͤlle eine Pflicht. Wenn ich die Moralitäaͤt des Zeugen Clavet angegriffen habe, so geschah es, weil ich im Stande bin, meine Worte zu beweisen. Wir haben Briefe von Clavet, Briefe, welche beweisen, was an diesem in Brives so geruͤhmten Mann wirklich ist, hier sind diese Briefe! (Herr Lachaud zeigte dem Tribunale ein Pa⸗ ket Briefe und schickt sich an, sie zu lesen.

Herr Coralli widersetzt sich der Vorlesung dieser Briefe, da dieselben bisher weder dem oͤffentlichen Ministerium noch der Civil⸗ Partei mitgetheilt worden waͤren.

Herr dilon⸗Barrot bemerkte, daß diese ganze Debatte vor eilig sey, da man gesetzlich noch gar nicht wissen koͤnne, ob die An wesenheit des Herrn Clavet wirklich nothwendig sey. Erst im Ver laufe der Debatte koͤnnte sich die Wichtigkeit dieses oder jenes Zeug⸗ nisses herausstellen. Man solle daher die Reihe der Beweise, welche sowohl von dem oͤffentlichen Ministerium als von den Zeugen vorge⸗ bracht werden wuͤrden, sich entwickeln lassen, und dann, wenn es sich herausstelle, daß jener lange Aufschub, den man schon bewilligt habe, nicht genuͤge, so werde er der erste seyn, dies anzuerkennen.

Herr Lachaud erwiederte, daß Herr Clavet so innig in dem Gange des Prozesses verwickelt sey, daß man an der Wichtigkeit seines Zeugnisses und besonders an der Feststellung seiner Moralitaͤt nicht zweifeln koͤnne. Wenn der Aufschub verweigert wird, sagte er, so wuͤrde die Vertheidigungzu ihrem Bedauern sich in die Nothwendigkeit versetzt sehen, die Debatte nicht anzunehmen. Herr Paillet, der ei⸗ gentliche Vertheidiger der Angeklagten habe diesen Rath ertheilt, und er werde nicht von diesem Wege abweichen. Er verlangte schließlich einen Aufschub von 20 Wochen.

Der Koͤnigliche Prokurator ergriff demnaͤchst das Wort, um die ganze hinlaͤnglich bekannte Diamanten Angelegenheit noch einmal auseinanderzusetzen und bekaͤmpfte alsdann den von Heren⸗ Lachaud ge⸗ stellten Antrag auf einen nochmaligen Aufschub.

Der Gerichtshof zog sich darauf in seine Berathungs-Zimmer zuruͤck, und erließ nach kurzer Besprechung ein Urtheil, wonach die Debatten eroͤffnet und die Zeugen verhoͤrt werden sollten, da man erst im Laufe der Unterhandlungen sich davon uͤberzeugen koͤnne, ob ein nochmaliger Aufschüub wirklich nothwendig sey.

Herr Larchaud: Bevor zum Aufruf der Zeugen geschritten wird, erklaͤre ich, daß Marie Cappelle nicht die Absicht hat sich zu vertheidigen und zu entfernen.

Der Praͤsident: Hat die Civil Partei irgend eine Bemer⸗ kung zu machen? Die Herren Odilon Barrot und Coralli ma Zeichen. Der Praͤsident ertheilt Madame Laffarge die Erlaubniß, den Saal zu verlassen. Die Sitzung wird auf eine Stunde unterbrochen.

Um 1 Uhr wird die Sitzung wieder aufgenommen. Obgleich die Angeklagte sich entfernt hat, vermindert sich der Zudrang der Reugierigen nicht. Auf allen Punkten des Saales werden lebhafte Unterhalkungen gefuͤhrt, und man spricht besonders von den neu vorgebrachten Briefen des Zeugen Clavet, von deren Inhalt einige Personen Kenntniß zu haben scheinen. Der erste Zeuge der hierauf vernommen ward, war

Mlle. Delvaur, die fruͤhere Gouvernante der Marie von Nico⸗ lai; ihre sehr ausfuͤhrliche Aussage ging hauptsaͤchlich darauf hinaus, das Verhältniß zwischen Herrn Clavet und der Marie von Nicolai als ein sehr kurzes und bald voruͤbergegangenes, lediglich durch das Zureden der Marie Cappelle entstandenes, darzustellen.

Die Marquise von Rilolai, Mutter der Frau von Leotaud, erzaͤhlte, wie bald nach dem auf ihrem Schlosse stattgehabten Dia⸗ manten Diebstahl der Verdacht aller Haus Bewohner auf Marie Cappelle gefallen sey und wie die Tante derselben, Madame Garrat, an die man sich wendete, eine Menge kleiner Diebstaͤhle erzaͤhlte, die in ihrem Hause begangen worden waͤren. Ihr Schwiegersohn, Herr von Leotaud habe, um einer so angeschenen und geachteten Familie wie die Garatsche, nicht Schmach und Verlegenheiten zu bereiten, so Nachforschungen einstellen lassen. So sey die Sache hingegangen, bis zu dem Augenblicke, wo Marie Cappelle we⸗ gen Vergiftung ihres Gatten angeklagt und bei der Durchsuchung Glandiers die Diamanten bei ihr gefunden worden waͤrea. Damals sey Herr Bac, Advokat der Madame Laffarge, nach Paris gekommen und habe die Léotaudsche Familie von dem Vertheidigungs System der Madame Laffarge in Kenntniß gesetzt. Diese hatte damals zuerst behauptet, daß Marie von Nicolai ihr die Diamanten gege ben habe, um die Habgier des Herrn Clavet zu beschwichtigen, der Briefe von Marie Nikolai besitze, von denen er sonst einen indis⸗ kreten Gebrauch machen wuͤrde. „Ich war“, sagte die Zeugin bei dieser Unterredung nicht zugegen, aber ich weiß, daß in dersel⸗ ben beschlossen wurde, daß Herr Baec und mein Schwiegersohn ijeder besonders Erkundigungen uͤber Herrn Clavet einziehen wollten. Herr von Léotaud schrieb am 3. April an Herrn Baec, daß er ihm Auf⸗ schluͤsse zu geben habe. Ich war bei ihrer Unterredung zugegen. „Wohlan mein Herr, sagte Herr von Léotaud, Herr Clavet ist gar nicht in Frankreich, er hat es seit dem Jahre 1836 verlassen und ist erst im Jahre 1839 im Monat Dezember von Afrika zuruͤckgekehrt.“ „Ich wei es, sagte Hervx Bge mit betretener und uͤberzeügter Miene.“ —., „Wissen Ste auth, daß er nut sehr kurze Zeit in Paris geblieben und dann mit seinem Schwager, einem reichen und achtungswerthen Mann nach Meriko gegangen ist.“ „Ich weiß es, erwiederte Herr Bac. „So wissen Sie auch, daß Herr Clavet sich durchaus nicht in einer irgend beduͤrftigen Lage befand.“ „Ich weiß es,“ war abermals die Ant⸗ wort des Herrn Bac. „Herr Clavet ist als ein Mann von chren⸗ werthem Charakter bekannt, der unfaͤhig ist, einen so niedertraͤchtigen Handel zu treiben, wie Madame Laffarge von ihm angiebt.“ „Ich weiß es“, sagte Herr Bac abermals. Sie sehen also“, sagte ich darauf, „daß Madame Laffarge die abscheulichste Verleumdung gegen Herrn Clavet und meine Tochter erfunden hat, da Herr Clavet gar nicht in Paris war.“ „Das ist wahr“, erwiederte Herr Bac, „und ich bekenne Ihnen, daß ich, seitdem ich in Paris bin und Erkundi⸗ gungen eingezogen habe, die Sache aus einem ganz verschiedenen Lichte betrachtete. Ich werde zu Madame Laffarge zuruͤckkehren und sie bitten, nicht zu dergleichen Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen.“ „Einige Tage darauf erhielt ich ein Schreiben des Herrn Lachaud, des ande ren Advokaten der Mad. Laffarge, der ebenfalls eine Untercedung ver langte; sie fand am 14ten statt. Herr Lachaud stellte sich auf die demuthigste Weise bei uns ein; er erbat von uns eine Erklarung, welche er im Interesse der Marie Cappelle fuͤr hoͤchst wichtig hielt; er wuͤnschte, daͤß wir die Identitaͤt der Diamanten nicht anerkennten. Wir kennen, sagte er, die Verleumdungen, die man gegen Sie vorge bracht hat; aber wir bitten Sie, Mad. Laffarge zu retten. Ihre Rich ter, sagte er, waͤren sehr geneigt, sie freizusprechen; ein Wort von uns wüͤrde sie retten. Wenn wir diese Erklaͤrung verweigerten, so wuͤrde man zu skandaldsen Debatten gezwungen seyn. Wohlan, mein Herr, erwiederte ich ihm, wir werden durch Ertragung jenes Skandals das

Unglüͤck bezahlen, Mad. Laffarge gekannt zu haben.“ 1

Der naͤchste Zeuge war Denis Barbier. Das Erscheinen dieses Zeugen erregte große Aufmerksamkeit, da es derselbe ist, den Madame Laffarge wegen falscher Aussagen in dem Vergiftungs⸗ Prozesse gerichtlich belangen ließ. Er will die Diamanten im Besitz der Madame Laffarge gesehen und von Herrn. Laffarge selbst erfah⸗ ren haben, daß seine Frau ihm bei⸗ seiner Reise nach Paris die Edelsteine haͤtte mitgeben wollen, um dieselben zu verkaufen, falls er des Geldes beduͤrftig sey. Aehnliches wil Philippe Magnan von

Herrn Laffarge gehoͤrt haben. 1

Herr Lecointe, Juwelier aus Paris, stehenden Diamanten gekauft worden waren, diesenigen der Frau von Léotaud, und giebt den

Das Tribunal wird genoͤthigt seyn, Ihnen

von dem die in Rede erkennt dieselben als

Werth derselben auf

ungefahr 8000 Fr. an. (Bei Abgang des Couriers, der die Debat⸗ ten nach Paris uͤberbracht hat, dauerte das Zeugenverhoͤr noch fort.⸗)0

August 1841. Abgang

von Potsdam.

Dauer der Eisenbahnkahrten am 11.

Abgang 1 8 8 Zeitdauer

St.

Zeitdauer

40 Uam 40 2 40 8 40 8 54 2

von

EP111““

8 Uhr Morgens... Vormittags-.

6 ½ Ubr Morgens.. . 2

12 ½ - 1

I . bends... 8 ½ -

Vormittags. Nachmittags Nachmittags Nachmittags Abends... Abends...

Nachmittags

Abends..

Meteorologische Beobachtungen.

1841.

Angust.

Abends

10 Uhr.

Morgens Nachmittags Nach einmaliger

11. 6 Uhr.

Beobachtung.

. + 12,4° R. .+ 10,0° .

84 pCt.

+ 9,72 R. + 8,3 ün. 89 pCt.

heiter.

Luftdrueck... Luftwärme... Thaupunkt Dunstsättigung Wetter beiter. halbheiter. Wind S. 80. S.

8

Quellwärme R. Flusswärme 15,6“9 R.

Bodenwärme 15,90 mn. Ausdünstung 0,039 Rh. Niederschlag 0.

Wärmewechsel + 20,1 8 P 11 *.

R. 275 pCt. SSo.

Wolkenzug. .. §. .“ Tagesmittel: 337,32 Par. + 13,72 n... + 9,70

B8 868 1841.

IIITSö Den 12. August Pr. Cour. Geld. 103 ½ 101⁷¼

Pr. Cour. Brief. CGeld.

zrief.

104 101

Acvtien. Brl. Pots. Eisenb. do. do. Prior. Act. 42½ Mgd Lpz. Eisenb. do. do. Prior. Act. Berl. Anh. Eisenb. do. do. Prior Act. Düss. Elb. Eisenb. do. do. Prior. Act. Rhein.

St. Schuld-Schb. Pr. Engl. Obl. 30. Sch. der Seehandlung. Kurm. Schuldv. . Stadt-Obl. Eihinger do. Danz. do. in Th. Westp. Pfandbre. Pos.

Ostpr. Pfandhr.

123 102 ½⅔ 109 ½ 102 103

Präm. 102⅔ 1035 100 48 102 9 106 103 ½ 102 102 ½

79

Borl

Grossh. do. EBisenb. G0ld

Friedrichsd'or

al mareo Pomm. do. 1 . Kur- u. Neum. do.

Schlesische

Andre Goldmün-

do. zen à 5 Th.

Disconto

Thlr. zu 30 Sg Brief. Geld. 138 1b 18

Kurz

2 Mt. Kurz Mt. Mt. Alt. Mt. Mt. Mt. Tage Mt. Woch.

Amsterdam do.

Hamburg

& to & teotbWãnhWðsshʒ

do. 11 785⁵¹.

London.

Wien in 20 Augsburg

FI.

Fl. Pblr. 100 Thle.

100 Fl. 1 ShRbl.

Breslaus-. Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss.. Frankfurt a. M. Whl.. . ..

Petersburg

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 8. Aug. Niederl. wirkl. Schuld 52 17. 59 Span. 18 8. 3 Antwerpen, 7. Aug. SEIIb9 2 ½ 55 Br. 18 24 ¼ Br. zu 500 Fl. 133 ½. 133. do. 4 Anl. 101 ½ G. 2 ½ 6 Holl. 50 ¹35. 50 ½. Eisenbahn -Actien. st. do. linkes —. Dresden 99 ¼ G. Hamburg, TT 80. 6 Port. Wien, 7. Aug. 5 % Met. 105 ¼. Bauk-Actien 1543.

Kanz. Bill, 25 2*

Ziusl. Neue Aul. 18 %.

Aag. Oesterr. 5 9 Met. 106 ½ G. 1 98 671. BanmkAat. 1881 1878 1. 100 Fl.

791 2 Loose 72 G.

I.0090 Loose

Poln.

zu Preuss. Präm. Sch. 79G G.

5 ½% Span. Aul. 19 ½. 19 ½. 1110,1

Leipzig-

rechtes Strassburg - Basel 250 Br.

Germain Versailles München-Augsburg —. Köln -Aachen 99 ½ Br. 10. Aug. Bank-Actien 1575. Engl. Russ. 108 ½. Aug. Rente fin cour. 116. 75.

8 Neapl. fin cour. 104. 25. 5 ½

3 Rente fin cour. Span. Rente 20 ¼. .

——

77.

220 3%

Passive w 49 97.

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91 0. 8 2 ½

0. 1 0

Königliche Schauspiele.

Freitag, 13. Aug. Im Opernhause. Semiramis. (In Italienischer Sprache.) Große Oper in 2 Abth., mit Tanz, Musik von Rossini. (Mad. Pasta: Semiramis, Dlle. Haͤhnel: Arsazes, Herr Krause: Assur und Herr Gamberini: Hidrenus, als Gast⸗ rollen.)

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Platz in den Logen des zweiten Ranges 20 Sgr. Ein Platz in den Parquet⸗Logen 1 Rthlr.

Textbuͤcher in Italienischer und Deutscher Sprache sind am Abend der Vorstellung bei der Kasse zu haben.

Sonnabend, 14. Aug. Im Schauspielhause: Zum ersten⸗ male: Die Kadetten, Lustspiel in 3 Abth., von A. P. Hierauf: Der Kammerdiener, Posse in 4 Abth., von Leitershofen.

Königsstädtisches Theater.

Freitag, 13. Aug. Nummer 777, Posse in 1 Akt, von Lebruͤn. Hierauf: Schneider Fips, oder: Die gefaͤhrliche Nach⸗ barschaft, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Zum Schluß: Sie⸗ ben Maͤdchen in Uniform, Vaudeville⸗Posse in 1 Akt, von L. Angely.

Sonnabend, 14. Aug. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Zum erstenmale: La prova di un' opera seria (Die Opernprobe). Opera buffa in 2. Xtti. Musica del Maestro Francesco Gnecco.

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in der Orchester⸗Loge 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. u. s. w.

Der Anfang der Italiaͤnischen Opern⸗Vorstellungen ist um halb 7 Uhr. Die Kasse wird um halb 6 Uhr geoͤffnet.

Sonntag, 15. Aug. Zum erstenmale: Kritik und Antikritik. Lustspiel in 4 Akten, von Raupach. Hierauf: Paris in Pom⸗ mern, oder: die seltsame Testaments⸗Klausel. Vaudeville⸗Posse in 1 Akt, von Louis Angely. (Herr Plock, vom Stadttheater zu Hamburg, im ersten Stuͤck: Loͤwenklau, im zweiten: Heimann Levi, als Gastrollen.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckeret. Beilage

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Amtliche Nachrichten. 1 ““ Landtags⸗Angelegenheiten. Provinz Sa chsen.

Abschied. I 3 1 1 Fr Fei js. Die Anleihe. Toulouse; Weigerung des SS den ihm bestimmten Ehren⸗Degen anzunch⸗ men. Libourne. Fortdauernder Widerstand gegen die Volks⸗ ihlung. Brief aus Paris. (Berichtigung der Ansichten uͤber zun politischen Charakter der Toulouser Unruhen; die Rede des Herrn Ledru⸗-Rollin zu Mans.) rosibritanien und Irland. London. Angebliche Absicht der Koͤnigin in Betreff des Parlaments und Ministeriums. Ueber die Kollision Spanischer und Englischer Schiffe. Untergang eines Englischen Schiffes. Deutsche Bundesstaaten.

Landtags⸗

Darmstadt. Finanz⸗Minister Frei⸗ herr von Hofmann †. Detmold. Aufenthalt des Erzbischofs von Koͤln. Frankfurt a. M. Gesetzgebender Koͤrper. Beilage. Grostbritanien und Irland. London. Politisches Diner zu Ehren konservativer Parlaments⸗Mitglieder. Ver mischtes. Dänemark. Helsingdr. Konferenzen, den Sund⸗ zoll betreffend. Deutsche Bundesstaaten. Muͤnchen. von EEb1’ Karlsruhe. Prinz von Wasa. Schweiz. Basel. Die Jesuiten in Freiburg. Italien. Rom. Graf von Bruͤhl. Dr. Wilhelm Smets. Wiss., Kunst u. Lit. Ueber die Roͤmer⸗Denkmale von Trier und seiner Umgegend. Sternschnuppen.

Amtliche Nachrichten

Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben Allergnaͤdigst geruht:

Allerhoͤchstihrem Bevollmaͤchtigten bei der Militair⸗Kommission am Bundestage, dem Obersten vom Generalstabe, von Radowitz, den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub zu verlei⸗ hen; so wie

Den Post⸗Amts⸗Vorsteher Kramer in Merseburg zum Post⸗ Direktor, und

Den Tuch⸗Fabrikanten Johann Friedrich Bilz jun. zu Salzwedel zum Kommerzien⸗Rath zu ernennen.

Ihre Konigliche Hoheit die Prinzessin Karl ist von Kreuznach hier wieder eingetroffen.

Heute wird das 14te Stuͤck der Gesetz⸗Sammlung ausgege⸗ ben, welches enthaͤlt: unter dr. 2186. den Vertrag zwischen Preußen, Bayern, Sachsen, Wuͤrttemberg, Baden, Kurhessen, dem Großherzog⸗ thum Hessen, den zum Thuͤringischen Zoll⸗ und Han⸗ dels⸗Vereine gehorigen Staaten, Nassau und der freien Stadt Frankfurt a. M., die Fortdauer des Zoll⸗ und Handels⸗Vereines betreffend. Vom 8. Mai 1841 und den Vertrag zwischen Preußen, Sachsen und dem zu dem Thuͤringischen Zoll⸗ und Handels⸗Vereine ver⸗ bundenen Staaten wegen Fortsetzung der Vertraͤge vom 30. März und 11. Mai 1833 uͤber die gleiche Besteuerung innerer Erzeugnisse. Von demselben Tage. Berlin, den 14. August 1841. Gesetz⸗Sammlungs⸗Debits⸗Comtoir.

Dem Mechaniker Thomas Borroughs zu Duͤren ist unter dem 10. August 1841 ein Patent auf einen Vor⸗Condensations⸗ und Waͤrme⸗Apparat fuͤr Dampfmaschinen in der durch Zeichnung und Beschrei— bung nachgewiesenen Ausfuͤhrung den Zeitraum von Sechs Jahren, von jenem Tage an ge⸗

ge. fuͤr 1 Monarchie ertheilt worden.

rechnet, und den Umfang der Angekommen: Der Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath und Direktor im Justiz⸗Ministerium, Dr. Ruppenthal, aus der Rhein⸗Provinz. qböö Koͤniglich Schwedische General⸗Postmei⸗ ster, General⸗-Major Peyron, nach Stockholm.

1u“

Landtags-Angelegenheiten.

Provinz Sachsen. TqPPöbchhed fuͤr die Provinzial⸗Staͤnde der Provinz Sachsen.

Wir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden, Koͤnig von Preußen ꝛc. ꝛc.

Entbieten Unsern zum sechsten Saͤchsischen T111“ versammelt gewesenen getreuen Staͤnden Unsern gnaͤdigen Gruß. Durch die Uns uͤberreichten Denkschriften Unserer getreuen Staͤnde und durch den in denselben, wie in den gesammten Ver⸗ handlungen des Landtags, sich aussprechenden patriotischen und verstaͤndigen Sinn hat sich in Uns die laͤngst gehegte, Unserm landesvaͤterlichen Herzen wohlthuende Ueberzeugung befestigt, daß das Band zwischen allen Theilen der Provinz, und der gesammten Monarchie sich mit jedem Jahre enger knuͤpfe, daß eine der Bildung und der Gesinnung der Bewohner der Provinz ent— sprechende richtige Ansicht der Dinge dort vorherrschend sey und in solcher auch die Eintracht der verschiedenen Staͤnde unter sich ihre festeste Stuͤtze sinde; und daß die treue Liebe und Anhaͤng⸗ lichkeit, welche die Provinz Unserm unvergeßlichen Vater, dem hochseligen Koͤnige Friedrich Wilhelm III. Majestaͤt, unwandelbar gewidmet hat, auch auf Uns als ein köͤstliches Erbtheil uͤber⸗ gegangen sey, so daß Wir auf selbige in Zeiten des Gluͤcks und der Bedraͤngniß, in Rath und That mit festem Vertrauen rechnen duͤrfen. Wir Unsererseits werden mit ent prechender Liebe und Sorgfalt Alles anwenden, um ein so schoͤnes Verhaͤltniß immer

fester zu gestalten und immer erfreulicher zu entwickeln.

Sonnabend den ldte

8

8 8 8 8 Auf die verschiedenen Uns vorgelegten Erklaͤrungen ertheilen Wir Unsern getreuen Staͤnden folgende Bescheide:

I. Die dem Landtage vorgelegten Propositionen betreffend. Staͤndische Ausschuͤsse. 8

9 zunaͤchst die Erklaͤrung Unserer getreuen Staͤnde auf die erste Proposition Unseres Dekrets vom 23. Februar d. J. betrifft, so eroͤffnen Wir ihnen

zu A. auf die Bedenken, welche wegen der Ausdehnung der Arbeiten der vorbereitenden Ausschuͤsse angeregt sind, daß Unsere Absicht dahin geht, nicht alle, sondern nur diejenigen Proposi⸗ tionen, welche einer umfassenden Vorarbeit beduͤrfen, den gedach— ten Ausschuͤssen zu uͤberweisen.

Dem Antrage, Unsere Propositionen den einzelnen Mitglie⸗ dern des Landtages vor ihrer Einberufung mitzutheilen, werden Wir insoweit entsprechen, als dies in Ansehung der einzelnen Gegenstaͤnde zweckmaͤßig erscheint und in der Natur derselben begruͤndete Bedenken nicht entgegen stehen.

Zu B. und C. haben Wir aus der Erklaͤrung Unserer ge⸗ treuen Staͤnde gern ersehen, wie dieselben in den getroffenen Bestimmungen und in der proponirten Einberufung der Landtage nach kuͤrzeren Zwischenraͤumen Unsere landesvaͤterliche Absicht, die staͤndische Wirksamkeit zu beleben und die Zwecke derselben zu foͤrdern, dankbar annehmen, und beabsichtigen Wir demgemaͤß, Unsere getreuen Staͤnde kuͤnftig, sofern hinreichende Veranlassung dazu vorhanden seyn wird, alle zwei Jahre zu versammeln.

Zu D. hat die staͤndische Erklaͤrung bereits durch Unseren gnaͤdigsten Bescheid vom 6. April d. J. ihre Erledigung gefunden. Den hiernach erfolgten, Uns unterm 23sten ejusdem angezeigten Wahlen ertheilen Wir hierdurch Unsere Bestaͤtigung und werden die in Gemaͤßheit Unseres vorangefuͤhrten Bescheides zu emani⸗ rende Verordnung zu seiner Zeit publiziren lassen.

Wahl⸗Reglement.

2) Die zu dem Entwurfe eines Reglements fuͤr die Wahlen der Landtags⸗Abgeordneten und deren Stellvertreter, namentlich ruͤcksichtlich der Reihefolge der Letzteren, gemachten Bemerkungen werden bei der weiteren Verathung in sorgfaͤltige Erwaͤgung ge⸗ zogen werden.

Die Erklaͤrungen uͤber die Gesetzes⸗-, Verordnungs⸗ und Reglements⸗Entwuͤrfe:

Forst⸗ und Jagd⸗Polizei⸗Ordnung. 3) wegen einer allgemeinen Forst- und Jagd⸗Polizei⸗Ordnung; Waldstreu⸗Berechtigung. 4) wegen der Waldstreu⸗Berechtigung; Holz⸗Diebstahl.

5) wegen Bestrafung des Diebstahls an Holz und anderen

Wald⸗Produkten;

Was

Jagd⸗Vergehen.

6) wegen der Jagdvergehen;

Werthberechnung landemialpflichtiger Grundstuͤcke.

7) wegen Abrechnung der fuͤr Abloͤsung von Diensten ꝛc. vorbedungenen Kapital⸗-Zahlungen von dem Laudemial⸗Werthe der pflichtigen Grundstuͤcke;

Pensions⸗Reglement fuͤr die hoͤheren Lehr⸗Anstalten. 8) wegen der den Beamten der hoͤheren Lehr⸗Anstalten aus⸗ zusetzenden Pensionen, werden bei der Berathung, uͤber die von saͤmmtlichen Staͤnden abgegebenen Erklaͤrungen uͤber diese Gegenstaͤnde in sorgfaͤltige Erwaͤgung gezogen werden. Legitimations⸗Atteste beim Pferdehandel.

9) Aus dem von Unsern getreuen Staͤnden abgegebenen Gutachten uͤber den ihnen vorgelegten Entwurf wegen Einfuͤhrung von Legitimations⸗Attesten beim Pferdeverkauf haben Wir zwar entnommen, daß in der Provinz Sachsen ein dringendes Beduͤrf⸗ niß der beabsichteten Kontrolle nicht vorhanden ist. Da jedoch die Nothwendigkeit der gleichmaͤßigen Durchfuͤhrung der in den uͤbrigen Provinzen fuͤr unentbehrlich erachteten Einrichtung auch deren Einfuͤhrung in der Provinz Sachsen erfordert, so werden die eventuellen Vorschlaͤge Unserer getreuen Staͤnde bei der Re⸗ daction des Gesetzes beruͤcksichtigt, außerdem aber auch diejenigen speciellen Anordnuͤngen getroffen werden, welche die eigenthuͤmliche Lage der Provinz in Beziehung auf das nachbarliche Ausland nothwendig macht.

Deich⸗Ordnung. Ferner sollen die Bemerkungen 10) üuͤber den Entwurf einer Deich-Ordnung, und Strom⸗ und Ufer⸗Ordnung.

11) einer Strom- und Ufer⸗Ordnung, bei der weitern Berathung in Erwaͤgung kommen, wogegen Wir wegen des mit dem letzten Gegenstande in Verbindung gebrachten Antrags hinsichtlich der Untersagung der Floͤßerei uͤber die Muͤhl⸗ wehre des Saalstroms, wegen der hierbei im Gegensatz stehenden Interessen des Holzhandels und der Muͤhlenwehr⸗Besitzer, noch eine besondere Untersuchung angeordnet haben.

Bergrecht. v

12) Die von Unsern getreuen Staͤnden aufgestellten Be⸗ merkungen uͤber den Entwurf des gemeinen Bergrechts, nebst den Instructionen uͤber die Verwaltung desselben, und der als provin—⸗ zialrechtlich beizubehaltenden bergrechtlichen Bestimmungen sollen

bei den ferneren Berathungen uͤber denselben ebenfalls der reif⸗ lichsten Pruͤfung und Erwaͤgung unterworfen werden, so wie auch die Entscheidung uͤber den Antrag, in die Stelle der §§. 15. und 16. der als provinzialrechtlich beizubehaltenden Bestimmungen ein besonderes Regulativ zur Verwaltung des Kohlenbaues in den ehe⸗ mals Saͤchsischen Landestheilen entwerfen zu lassen, vorbehalten bleibt. Ober⸗Appellations⸗Gerichte.

13) Eben so werden die Bemerkungen Unserer getreuen Staͤnde uͤber die Frage wegen Errichtung von Ober⸗Appellations⸗Gerichten bei den weiteren Berathungen uͤber diesen wichtigen, einer mehr⸗

vinzial⸗Irren⸗Heil⸗ und Pflege⸗

Gaaemeeeme

seitigen Pruͤfung beduͤrfenden Gegenstand in Erwaͤgung genom⸗ men werden. Provinzial⸗Irren⸗Anstalt. 14) Auf die Uns in Betreff der Irren⸗Anstalt vorgelegten Erklaͤrungen und Bitten ertheilen Wir folgenden Bescheid. A. Obgleich Unsere getreuen Staͤnde sich uͤber die der Pro⸗ Anstalt zu gebende Ausdehnun noch nicht haben vereinigen koͤnnen, so genehmigen Wir denno den Antrag: daß, mit Zugrundelegung der neuesten Bauplaͤne und Anschlaͤge, vorlaͤufig diesenigen (von den Staͤnden sub A. B. C. D. naͤher bezeichneten Gebaͤude aufgefuͤhrt werden, welche hinreichenden Raum darbieten zur zweckmaͤßigen, wenn auch mit einigen Un bequemlichkeiten verbundenen Aufnahme des groͤßten Theils der auf 400 normirten Anzahl der Geisteskranken, sowohl der praͤ⸗ sumtiv Heilbaren als Unheilbaren, indem der Bau, dessen Aus⸗ fuͤhrung an sich sehr dringend ist, in dem bezeichneten Umfange aus den Mitteln des vorhandenen Fonds bestritten und mit der Zeit, je nach dem eintretenden Beduͤrfnisse, erweitert wer⸗ den kann.

Der fuͤr diese Angelegenheit gewaͤhlte Ausschuß wird hiermit von

Uns bestaͤtigt.

Hinsichtlich des Vorschusses, welchen wir fuͤr den Fall ver— heißen haben, daß der Bau der Anstalt nach dem vorgelegten, auf 400 Kranke berechneten Plane ausgefuͤhrt werden und einen die jetzt vorhandenen Mittel uͤberschreitenden Kosten⸗Aufwand noͤthig machen sollte, sehen Wir, wenn der Fall eintritt, weitern Antraͤ gen entgegen.

Was som

B. die Antraͤge des Landtags in Betreff der Beitrags⸗Ver⸗ haͤltnisse der verschiedenen Landestheile der Provinz zu den ver⸗ schiedenen Kosten⸗Aufwaͤnden fuͤr die fragliche Anstalt anlangt, so sind

a) die von den vormals Saͤchsischen Landestheilen ausgegan⸗ genen und von den Provinzial⸗Staͤnden befuͤrworteten An⸗ träͤge auf gaͤnzliche Befreiung jener von den auf sie treffen⸗ den Beitraͤgen zu den Bau⸗- und Unterhaltungs⸗Kosten der neuen Irren-Anstalt bereits aus Anlaß fruͤherer staͤndischen Petitionen einer sorgfaͤltigen Eroͤrterung unterworfen und es ist daruͤber in dem Landtags-Abschiede vom 31. Dezem⸗ ber 1838 der Bescheid ertheilt worden, daß sowohl die in

Folge der noch bestehenden Steuer-Verfassung mit den ge⸗ woͤhnlichen Steuern fuͤr die Unterhaltung der Land⸗Armen⸗ und Irren-⸗Anstalten aufgebrachten Beitraͤge, als auch die fuͤr diese ZSwecke aus Staats⸗Kassen bewilligten Zuschuͤsse, letztere im Betrage von 2000 Rthlr. jaͤhrlich zur Kasse der Anstalt in Zeitz fließen und die Ueberschuͤsse bei letzterer Kasse fuͤr Rechnung der ehemals Saͤchsischen Landestheile an die Provinzial⸗Irren⸗-Anstalt abgefuͤhrt werden sollen.

Hierbei muͤssen wir es bewenden lassen und koͤnnen den Antrag, daß unbedingt, auch wenn bei der bezweckten noth wendigen Verbesserung der bestehenden Einrichtungen ein hoͤherer Beitrag als der bisherige erforderlich waͤre, dieser aus Staats⸗Kassen uͤbertragen werden moͤge, nicht genehmi— gen, da solches mit den Grundsaͤtzen im Widerspruche steht, nach welchen die Verbesserung der hier in Rede stehenden, hauptsaͤchlich das provinzielle Interesse beruͤhrenden Anstal ten in allen anderen Provinzen eingeleitet ist, und nach welchen auch in dortiger Provinz verfahren werden muß. Der hiermit in Verbindung stehende weitere Antrag:

daß der zur Errichtung der Provinzial-Irren-Anstalt

uͤberwiesene Fonds den uͤbrigen Landestheilen, aus schließlich des ehemals Saͤchsischen Theils, allein angehoͤren und fuͤr diese verwendet werden moͤge, erledigt sich durch Unsere Bestimmung ad 2 a von selbst.

Es tritt noch hinzu, daß jener Fonds, zum Theil wenig—

stens, auf Unkosten der Staats-Kassen der Provinz Sach-

sen im Allgemeinen zugewendet worden, auch noch ein

Vorschuß fuͤr denselben Zweck der ganzen Provinz ver⸗

heißen ist. .

Die wiederholt angebrachte Protestation der Stadt Erfurt

gegen jeden Beitrag zu der neu zu errichtenden Provinzial⸗

Irren⸗Anstalt koͤnnen Wir auch diesmal um so weniger be⸗

ruͤcksichtigen, als keine erheblichen Gruͤnde fuͤr die Ableh⸗

nung des Beitritts zum allgemeinen Verbande angefuͤhrt sind.

Denn selbst abgesehen davon, daß die Vermehrung der

Kosten fuͤr den Neubau des Instituts den Austritt aus dem

Verbande auch fuͤr die Stadt Erfurt nicht rechtfertigt, so

sind einige im dortigen evangelischen Krankenhause zur vor⸗

laͤufigen Aufnahme von Irren bestimmte Zimmer als eine den Erfordernissen einer stationairen Irren⸗, Heil⸗ und

Pflege⸗Anstalt entsprechende Einrichtung nicht anzusehen.

Auf das zu Gunsten der Eichsfeldischen Kreise gestellte Gesuch:

denselben, wenn kuͤnftig nach Eroͤffnung der neuen An⸗

stalt die ihnen im Landtags⸗Abschiede vom 31. Dezember

1838 bewilligten 713 Rthlr. fuͤr Verpflegung von Ge⸗

muͤthskranken nicht ausreichen sollten, auch das nach dem

Beduͤrfniß erhoͤhte Quantum zu gewaͤhren,

weiter einzugehen, muͤssen Wir nach den in den fruͤheren

Landtags⸗Abschieden schon entwickelten Gruͤnden Uns ver⸗

sagen.

C. Wir werden veranlassen, daß die Deputirten der Alt⸗ mark mit den jetzt gefaßten Beschluͤssen der Staͤnde bekannt ge⸗ macht werden, damit dieselben der gewaͤhlten Deputation in Ge⸗ maͤßheit der Festsetzung des Landtags⸗Abschiedes vom 31. Dezem⸗ ber 1838 zutreten.

D. Hinsichtlich der Stempel⸗Freiheit werden der zu errich tenden Anstalt alle diejenigen Bestimmungen zu Statten kommen,

welche Wir zu Gunsten aͤhnlicher Anstalten uͤberhaupt zu erlassen

die Niederschlagung des zur Ur⸗

beabsichtigen. Auch haben Wir Weinberge gebrauchten

kunde uͤber die Erwerbung der Schiffschen Stempels verordnet. Wenn endlich 1 1 E. Unsere getreuen Staͤnde noch Unserer Entschließung an⸗ heimstellen: