2 e . 5 8 3 haͤtte, so wuͤrde er vielleicht nicht all' die Fehler begangen haben, die man seiner letzten Verwaltung mit Recht vorwirft.“
Der Koͤnig und die Koͤnigliche Familie sind gestern wieder
in St. Cloud eingetroffen. Der Herzog von Nemours hat sich
gestern Abend nach dem Lager von Campiègne begeben, uͤber
welches er den Oberbefehl fuͤhren wird.
Gestern ging ein Adjutant des Marschalls Soult mit neuen Instructionen fuͤr den General Bugeaud nach Algier ab. Es heißt, der General⸗Gouverneur, welcher im September abermals eine Expedition nach Mascara unternehmen will, habe verlangt, daß man ihm einige Truppen, Verstaͤrkungen und namentlich die neu gebildeten Bataillone der Tirailleurs von Vincennes schicke. Der Kriegs⸗Minister aber haͤtte auf dieses Gesuch erwiedert, daß er in diesem Augenblicke alle Truppen im Innern Frankreichs be⸗ halten muͤsse, um die Ruhestorer im Zaum zu halten. Doch soll er eingewilligt haben, einige der in Afrika befindlichen Regimenter durch frische Mannschaften zu ersetzen. ¹“
In der großen Oper wird jetzt ‚der Maltheserritter“ von George Sand, Musik von Halévy, einstudirt.
8 örse am 30. August. Die hoͤhere Notirung der Kon⸗ sols aus London veranlaßte heute an der hiesigen Boͤrse eine stei⸗ gende Bewegung, sowohl in den Franzoͤsischen Renten als in allen anderen Fonds.
Vom Französischen Oberrheine, 30. Aug. (F. J.) Binnen wenigen Wochen wird nunmehr das Europaͤische Gleich⸗ gewicht in den diplomatischen Verhandlungen voͤllig wiederherge⸗ stellt seyn. Frankreich ist wieder in den Bund der Großmaͤchte eingetreten und wird alsbald die Entwaffnung vornehmen, die mit so vielem Rechte von so vielen Seiten begehrt wird. Hoffentlich wird auch der Kampf im Innern des Landes bald sein Ende er⸗ reicht haben, so wie das nach Außen hin der Fall ist. Die Census⸗Frage wird gewiß ihre praktische Loͤsung erhalten, wenn das Ministerium in kraͤftiger Weise so fortfaͤhrt, wie es begonnen. Die Stimmung unserer Provinzen ist durchaus nicht gegen eine Maßregel, die eine gleichmaͤ⸗ ßige Vertheilung der Steuern und Auflagen bezweckt. — Das Leben und die Regsamkeit in unseren Departementen vermehrt sich von Tag zu Tag, seitdem unsere Eisenbahn dem allgemeinen Verkehre Preis gegeben. Die Schweizer machen nunmehr Spa⸗ zierfahrten zu uns, wie wir zu ihnen, und wir durcheilen ein Terrain von 17 Deutschen Meilen in wenigen Stunden. Man haͤtte glauben sollen, die Dampfschifffahrt leide durch dieses neue Unternehmen; dem ist aber nicht so, denn in dem Maße, als sich die Frequenz auf der Eisenbahn vermehrt, nimmt dieselbe auch bei den Fahrten auf dem lieblichen Rheinstrome zu.
1 † Paris, 30. Aug. Indem die Englische Presse der in Lisieur gehaltenen Rede des Herrn Guizot den vollsten Beifall zollt, giebt sie nur den Eindruck wieder, den jene neue Kundge⸗ bung der die Politik des jetzigen Ministeriums leitenden Grund⸗ saͤtze auf jeden einigermaßen verstaͤndigen Sinn, auf jeden durch Par⸗
teileidenschaft und politisches Vorurtheil nicht gaͤnzlich geblendeten Geist gemacht hat. Gleichwohl wollen die systematischen Gegner der Regierung in dem Britischen Beifalle nur einen neuen Be⸗ weis der Unwuͤrdigkeit und des antinationalen Charakters des Ministeriums sehen. Herr Guizot aͤrndtet das Lob der Englaͤn⸗ der, rufen sie aus, weil er die Verwuͤnschungen Frankreichs ver⸗ dient. Diese Folgerung haͤngt mit dem falschen National⸗In⸗ stinkte zusammen, welcher die Franzosen in allem fremden Gedei⸗ hen eine Beeintraͤchtigung des eigenen Staatswohls befuͤrchten laͤßt, als ob Macht, Wohlstand, inneres Wachsthum nicht meh⸗ reren Laͤndern zugleich beschieden seyn koͤnnten. Dieses mehr oder weniger stark in dem gesammten National⸗Bewußtseyn wallende Vorurtheil macht es der gemeinen Meinung wirklich fast un⸗ moͤglich, eine Politik zu begreifen, welche fuͤr sich nicht mehr fordert, als sie den Andern zugesteht, welche an die Versoͤhn⸗ barkeit der verschiedenen Europaͤischen Staats⸗Interessen glaubt, welche die politischen Verhaͤltnisse, die gewoͤhnlich durch die sie⸗ gende Gewalt oder Intrigue bestimmt werden, nach einem Ge⸗ setze der inneren Harmonie ordnen moͤchte. Es wird leider wohl noch lange dauern, bis die Franzosen in Masse es sich abgewoͤh⸗ nen, eine solche Politik fuͤr einen Verrath am Vaterlande nicht allein auszugeben, sondern auch, was weit schlimmer ist, sie guten Glaubens dafuͤr zu halten. Daß nichts desto weniger eine in jenem Sinne aufgefaßte Politik sich mit wenigen Unterbrechun⸗ gen seit einer ziemlichen Reihe von Jahren an der Spitze des Franzöͤsischen Staats⸗Wesens gehalten und ungeachtet der wilde⸗ sten Aufregung der ehrgeizigen Volksleidenschaften ihre Richtung im Großen immer behauptet hat, das ist eine Erscheinung, deren Groͤße wenigstens bei der Zukunft Anerkennung sinden wird.
Nachdem die gegen den Census gerichtete Opposition einige
eben so ungluͤckliche als ungeschickte Versuche gemacht hat, die ein⸗ muͤthige Billigung der Regierungs⸗Maßregeln durch die General⸗ Consells hinwegzulaͤugnen, haͤlt sie es fuͤr das Gerathenste, sich in ein kluges Schweigen uͤber jene schlagenden Zeugnisse zu Gun⸗ sten des Herrn Humann zuruͤckziehen, Es versteht sich von selbst, daß sie darum nicht aufhoͤrt, den Census eben so unbedingt zu verdammen als vorher, und ihr Hauptargument: daß derselbe auf eine Erhoͤhung der Steuern hinauslaufen werde, mit unerschuͤtter- licher Zuversicht auf dessen unwiderstehliche Kraft aber und aber zu wiederholen. In der That, das Ministerium ist sehr strafbar, Angesichts des von der kriegerischen Opposition theils erzwunge⸗ nen, theils wenigstens beklatschten Defizits, an eine Vermehrung der oͤffentlichen Einnahmen zu denken. Gegen die Guͤltigkeit der von Amtswegen angestellten Schaͤtzungen, an den Orten, wo die Zaͤhlungen wegen des Widerstandes der Einwohner nicht vollzogen werden konnten, walten große Zweifel ob. Durch eine gesetzliche Bestimmung scheinen dieselben nicht gerechtfertigt wer⸗ den zu koͤnnen, und daß sie in den discretionairen Befugnissen der Steuer⸗Verwaltung liegen, wird stark bestritten. Diese Frage wird im weiteren Verlause der Sache ganz gewiß vor die Tri⸗ bunale oder vor den Staats⸗Rath gebracht werden, deren Aus⸗ spruch möglicher Weise die ganze siskalische Operation in ihren Wirkungen vernichten kann. Leider laͤßt es sich nicht bezweifeln, daß die Beamten des Fiskus an manchen Orten uͤbertriebene An⸗ schlaͤge, namentlich des Miethwerthes der Wohnungen, machen. Angaben, die aus unverdaͤchtiger Auelle kommen, versichern, daß die Steuer⸗Verwaltung, uͤberzeugt, daß die bisherigen An⸗ schlaͤge im Allgemeinen weit unter dem wirklichen Werthe sind,, ihren Agenten unter Drohungen auferlegt hat, durch ihre diesjaͤh⸗ rigen Arbeiten ein der Wahrheit besser entsprechendes Resultat, das heißt hoͤhere Zahlen, zu liefern. Die Folge einer solchen Ein⸗ schuͤchterung mußte denn freilich wohl seyn, daß die Unterbeamten vielmehr gher den wirklichen Werth der zu schaͤtzenden Gebaͤude hinausgehen, als unter demselben bleiben. “
Die Reise des Bischofs von Algier nach Frankreich ist wohl nur eine halb freiwillige Selbstverbannung dieses Praͤlaten, dessen Einmischung in die weltlichen Angelegenheiten des eroberten Lan⸗ des anfing, dem General⸗Gouverneur laͤstig zu werden. Es scheint
naͤmlich, daß Abd el Kader seine Unterhandlungen mit dem Bi⸗ schof zur Auswechselung der Gefangenen, nicht allein seinem Volke gegenuͤber mit großem Erfolge ausgebeutet, sondern daß er auch von dem Chef der Alaierischen Kirche Versprechun⸗ gen erhalten hat, die dieser nicht die Macht hatte, zu erfuͤllen, die aber gleichwohl die Franzöosische Autoritäaͤt uͤberhaupt in ihren Verhaͤltnissen zu den Arabern kompromittirten. In dieser Lage der Sachen hat der General Bugeaud auf die temporaire Entfer⸗ nung des Bischofs gedrungen, und dieser hat eingewilligt, auf einige Monate ins Bad nach Cauterets zu reisen, wo ihn wenig⸗ stens die Mahnungen und Vorwuͤrfe Abd el Kader's nicht errei⸗ chen werden. Ein mit Auftraͤgen an den Praͤlaten versehener Agent des Emirs befindet sich in Algier, wo man ihn mit Beru⸗ sung auf die Abwesenheit des Bischofs abzufertigen sucht. Der General⸗Gouverneuer soll entschlossen seyn, kuͤnftig keine Gefan⸗ genen mehr auswechseln zu lassen. 1 ** Paris, 30. Aug. Die Art und Weise, -ge1 zffentliche Halten der Ga zette de France in den Kirchenstaaten von der Paͤpstlichen Regierung untersagt wurde, war von dem Augenblicke an vorauszusehen, als der jetzige Erzbischof von Paris Herrn von Genoude die Kanzel verboten hatte. Bei der letzten Reise, welche der Abbé de Genoude in kirchlichen und politischen Angelegenheiten nach Rom machte, wurde demselben bereits von dem Kardinal Staats⸗Secretair eroͤffnet, daß ein Verbot gegen die Gazetted e, Trance bevorstehe und zur oͤffentlichen Kenntniß ge⸗ bracht werden muͤsse, wenn sich der Ton und die Tendenz des Blattes nicht in kurzem aͤndere. Die Einwendungen, welche Herr von Genoude dagegen machte, verfehlten jedoch ihren Zweck. Namentlich fand die Paͤpstliche Regierung das rein Gallikanische System des Ober⸗Redac⸗ teurs der Gazette de France fuͤr den Roͤmischen Stuhl beun⸗ ruhigend, waͤhrend die politische Farbe der Gazette nicht wegen ihrer monarchischen Grundsaͤtze, sondern wegen der revolu⸗ tionairen Mittel zu deren Aufrechthaltung, wie z. B. des allgemei⸗ nen Wahlrechtes u. s. w. getadelt wurde. Den Freunden des Herrn von Genoude gelang es, in Rom vergangenes Jahr das zerbot noch verzoͤgern zu lassen, da jedoch die Gazette de France von der einmal betretenen Bahn nicht mehr zuruͤck⸗ treten kann, da sie solche fuͤr die Kluͤgste haͤlt, um zu ihren Zwecken zu gelangen, so fuhr dieses Blatt fort, Gallikanisches Kirchenrecht und allgemeines Stimmrecht zu predigen, wurde des⸗ halb also auch vor kurzem von dem Erzbischofe von Paris ofsiziell benachrichtigt, der Roͤmische Stuhl werde den Eingang der Ga⸗ zette in die Roͤmischen Staaten nicht ferner gestatten. Mit be— sonderer Bewilligung koͤnnen einzelne Personen die Gazette fer⸗ ner beziehen, aber oöͤffentliche Orte duͤrfen dieselbe nicht mehr auslegen. 1
Insofern ist das Verbot bedeutsam, als die Gazette sich dadurch immer mehr der Sprachweise der Franzoͤsischen Linken naͤhert und Rom in Sachen des allgemeinen religiösen Dogma's nicht mehr zur Seite stehen wird. Die Ga⸗ zette kann durch dies Verbot einige Leser verlieren und bei den Orthodoxen allerdings auch an Kredit einbuͤßen, dagegen wird zu den Zwecken, welche die Gazette de France befolgt, dieses Verbot in Frankreich auf die Massen eher vortheil⸗ haft als nachtheilig fuͤr Herrn von Genoude wirken. Daß die Regierung das Verbot der Gazette nicht ungern sieht, ist nicht unwahrscheinlich. Man wuͤnschte hier vielleicht, daß Herr von Genoude sich zu einem offenen Schisma gegen Rom hinreißen lassen moͤge; indeß ist er dazu viel zu vorsichtig, und das traurige Beispiel des Herrn von Laͤmmennais liegt ihm hier viel zu nahe vor Augen, um zu solchen Mißgriffen offener Em— poͤrung seine Zuflucht zu nehmen.
Herr von Genoude hat im Gegentheil bereits ein Schreihen an den Papst gerichtet, worin er sich mit der gröͤßten Unterwuͤr⸗ sigkeit ausspricht, seine Grundsaͤtze aber zu rechtfertigen sucht. Gedruckt wird es schwerlich werden.
Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung
vom 30. August. Tiefe Stille trat ein, als Lord Melbourne sich erhob und Folgendes erklaͤrte: „Mylords, es ist nun meine Pflicht, Ew. Herrlichkeiten anzuzeigen, daß in Folge des Votums, welches das andere Parlamentshaus am Sonnabend Morgen ab⸗ gegeben, und das ganz gleichlautend war mit dem, welches Ew. Herrlichkeiten schon zu Anfang der Woche abgegeben hatten, ich in dem Namen meiner Kollegen und in dem meinigen Ihre Ma⸗ jestät um die Entlassung von den Aemtern ersucht habe, welche wir einnahmen und daß Ihre Majestaͤt diese Entlassung anzuneh⸗ men geruht hat; wir haben daher jetzt diese Aemter nur noch so lange inne, bis unsere Nachfolger ernannt seyn werden.“ Das Haus vertagte sich dann auf den Antrag der Minister bis zum naͤchsten Montage.
Unterhaus. Sitzung vom 28. August. Der Sprecher nahm um 12 Uhr seinen Stuhl ein, und Herr Stuart Wort⸗ ley erstattete Bericht uͤber das Amendement zur Antworts⸗Adresse auf die Thronrede, welches bekanntlich mit dem des Oberhauses vollkommend gleichlautend ist. Herr T. Duncombe wuͤnschte zu wissen, ob es die Absicht sey, durch den letzten Satz des Amen⸗ dements das Vorherrschen allgemeiner Roth anzuerkennen. Er war der Meinung, daß die Worte dieses Satzes nicht so ehrer⸗ bietig gegen die Krone oder gegen das Volk seyen wie der letzte Satz der von den Ministern vorgeschlagenen Adresse. Sir R. Peel dagegen haͤlt das Amendement sogar fuͤr noch ehrerbietiger als die ministerielle Adresse. Hierauf erhob sich Herr Shar— man Trawford und beantragte wunderlicher Weise noch die Aufnahme eines Zusatzes in der Adresse, in welchem um Ausdehnung des Wahlrechts gebeten werden sollte. General Johnson, ein anderer Radikaler, unterstuͤtzt das Amendement. Herr Ward aber, ebenfalls ein Radikaler, hielt es fuͤr hoͤchst un⸗ passend, eine so wichtige Frage auf solche Weise zur Sprache zu bringen. Ihm stimmte auch Herr Roebuck bei. Es sey zwar recht und billig, daß man Sir R. Peel, der nun schon fuͤr den Minister dieses Landes gelten koͤnne, bald nach dem Antritt seiner Verwaltung auf den Zahn fuͤhle, ehe er aber jetzt, am Schluß ei⸗ ner langen ermuͤdenden Debatte an der Eroͤrterung solcher Fra— gen, wie die oben angeregte, Theil naͤhme, eher wuͤrden erx und seine Freunde ihren Hut nehmen und das Haus verlassen. Uebri⸗ gens wolle er Sir R. Peel prophezeihen, daß derselbe nicht lange Minister seyn werde. Es nahmen hierauf wirklich mehrere Mit⸗ glieder ihren Hut und entfernten sich unter schallendem Gelaͤchter aus dem Hause. Herr T. Duncombe aber sprach fuͤr das Amendement. Auch Dr. Bowring unterstuͤtzte dasselbe. „Ich moͤchte gern,“ sagte er, „einen Tropfen Suͤßigkeit in den bitteren Kelch fallen lassen, der den Ministeriellen in der letzten Debatte gereicht wor⸗ den.“ Nach einigen weiteren Bemerkungen wurde zur Abstim⸗ mung geschritten und das Amendement mit 283 gegen 39 Stim⸗ men verworfen. Sir R. Peel erklaͤrte sodann, er wolle, nach dem gewöͤhnlichen Gebrauch in Faͤllen wie der gegenwaͤrtige dar⸗
auf antragen, daß naͤchsten Montag die Thron⸗Rede in Bera⸗ thung gezogen werde. Nach Genehmigung dieses Antrages ver⸗ tagte sich das Haus.
Unterhaus. Sitzung vom 30. August. Das Haus war an diesem Abend sehr gefuͤllt, weil man auch hier, wie im Oberhause, eine Erklaͤrung der Minister uͤber den von ihnen ge⸗ faßten Entschluß erwartete. Nach Ueberreichung mehrerer Peti⸗ lionen gegen Wahlen zeigte zuvoͤrderst Herr Wallace an, er wolle auf Niedersetzung einer Kommission zur Untersuchung der Post⸗Verwaltung und auf Abschaffung des Amtes eines General⸗ Postmeisters antragen, dessen Functionen fuͤglich von einer Kom⸗ mission verwaltet werden koͤnnten. „Diesen Antrag“, sagte er, „werde ich zu Anfang der naͤchsten Session stellen, wenn es naͤm⸗ lich dann ein General⸗Postmeister⸗-Amt giebt.“ (Gelaͤchter von Seiten der Tories.) Hierauf uͤbergab Lord Hill im Namen der Köͤnigin die Antwort Ihrer Majestaͤt auf die Adresse des Unter⸗ hauses; sie lautete ganz eben so, wie die dem Oberhaus am Frei⸗ tag ertheilte, nur daß sie mit den Worten schloß: „Ihre Majestäͤt werde unverzuͤglich Maßregeln zur Bildung einer neuen Verwal⸗ tung treffen.“ Jetzt nahm Lord J. Russell unter dem tiefsten Schweigen das Wort und machte ganz dieselbe Anzeige wie Lord Melbourne im Oberhause, der er noch eine kurze Rechtfertigung des Ministeriums hinzufuͤgte, indem er versicherte, daß nur die Ueberzeugung, man sey dem Volke solche Handels⸗Reformen schul⸗ dig, die Minister zur Anempfehlung derselben und zur Fortfuͤh⸗ rung des Kampfes daruͤber bis auf diesen Augenblick veranlaßt habe. Lord Stanley beantwortete die Abschieds⸗Rede Lord J. Russell's und ließ demselben und seinen Kollegen in Bezug auf ihre redlichen Absichten alle Gerechtigkeit widerfahren. Auch das Unterhaus vertagte sich dann bis zum naͤchsten Montage.
London, 31. Aug. Am Sonnabend Nachmittag versammelten
sich die Minister zu einem Kabinets⸗Rath, in welchem die Art und Weise, wie die amendirte Adresse des Unterhauses Ihrer Majestaͤt uͤberreicht werden soll, bestimmt und die anderen Anord⸗ nungen, welche durch die gestrige Abstimmung noͤthig geworden sind, getroffen wurden. Lord Melbourne begab sich nach dieser Kabinets⸗Versammlung zu Ihrer Majestaͤt nach Windsor, um seine und seiner Kollegen Entlassung einzureichen, und am Abend gab der Marquis von Lansdowne den anderen Ministern bereits einen Abschieds⸗Schmaus, welchem blos Lord Melbourne nicht bei⸗ wohnen konnte, da derselbe bis gestern Mittag in Schloß Windsor blieb. Vorgestern Abend nun empfing Sir R. Peel, als er gerade beim Grafen de Grey am St. James⸗Square zum Besuch war, durch Erpres sen von Windsor eine Mittheilung der Koͤnigin, durch welche ihn Ihre Majestaͤt auf den anderen Tag zu sich beschied. Nachdem er darauf gestern in seiner Wohnung in Whitehall⸗Gardens eine Konferenz mit mehreren ausgezeichneten Mitgliedern der konser⸗ vativen Partei gehabt, unter denen sich Graf Haddington, Lord Elliot, Sir Thomas Fremantle und Herr Henry Goulburn be⸗ fanden, besuchte er noch den Herzog von Wellington in Apsley⸗ House, berieth sich uͤber eine halbe Stunde mit demselben und fuhr dann in einem Phaeton mit Postpferden nach Windsor, wo er kurz vor 4 Uhr, zwei Stunden nach Lord Melbourne's Abreise, anlangte. Es war von Ihrer Majestaͤt Befehl ertheilt, den Wa⸗ gen Sir R. Peel's durch die große Einfahrt des Haupthofes her⸗ einzulassen, und als Sir Robert abgestiegen war, wurde er so— gleich zur Audienz vor die Koͤnigin gefuͤhrt, Ihre Majestaͤt em⸗ pfing den ausgezeichneten Staatsmann sehr huldreich und, wie die Tory⸗Blaͤtter sagen, in jeder Hinsicht auf solche Weise, daß er mit freudigem Muth und Vertrauen das ihm uͤbertragene wichtige Amt uͤbernehmen kann. Er ist nun schon als Premier⸗Minister zu be⸗ trachten, den die Koͤnigin mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt und, wie es heißt, mit den unbeschraͤnkten Vollmachten zur Erfuͤllung dieser Aufgabe versehen hat. Nachdem Sir R. Peel fast eine Stunde mit Ihrer Mafestaͤt konferirt hatte, kehrte er nach London zuruͤck und hatte hier eine abermalige Zusammen⸗ kunft mit den ausgezeichnetsten Personen, welche Mitgglieder fruͤherer konservativen Ministerien gewesen, namentlich mit dem Herzoge von Wellington, dem Grafen Aberdeen, Lord Stanley, Sir James Graham, Herrn Goulburn, dem Gra⸗ fen Wharncliffe, Lord F. Egerton, Lord Elliot und Sir T. Fre⸗ mantle. Von dem Inhalte der Unterredung zwischen Ihrer Ma⸗ jestaͤt und Sir R. Peel verlautet nichts; eben so wenig weiß man bis jetzt etwas Bestimmtes uͤber die Zusammensetzung seines Kabinets, doch glaubt man, daß die Ministerliste im Laufe des heutigen Tages entworfen seyn und baldigst Ihrer Majestaͤt zur Genehmigqung uͤbersandt werden duͤrfte. Am Freitage schon hat auch die Herzogin von Sutherland der Koͤnigin ihre Ent⸗ lassung als Ober-Garderoben⸗Meisterin eingereicht, und diese ist von Ihrer Majestaͤt angenommen worden. Vermuthlich werden die anderen Hofdamen diesem Beispiele folgen, und so waͤre denn auch die Streitfrage uͤber den weiblichen Hofstaat der Koͤnigin beseitigt. Ihre Majestaͤt hat diesmal in diesem Punkt nachgegeben, und die Toryblaͤtter melden, daß Sir R. Peel und der Herzog von Wellington die neue Koͤnigliche Hofhaltung wahr⸗ scheinlich spaͤtestens uͤbermorgen zusammengestellt haben wuͤrden.
Der Globe behauptet, daß Sir Robert Peel bisher in sei— nen Bemuͤhungen, die verschiedenartigen Elemente, welche er als seine Partei bezeichne, in wenigstens anscheinende Uebereinstim⸗ mung zu bringen, nicht sonderlich gluͤcklich gewesen sey. Zuerst habe er den Herzog von Buckingham bei Seite setzen muͤssen, weil derselbe auch von der kleinsten Abaͤnderung der Korngesetze nichts wissen wolle. Der Herzog sey hieruͤber sehr aufgebracht und stoße laute Drohungen aus; das Anerbieten Peel's, ihm und dem Herzoge von Beaufort, der sich ebenfalls beleidigt fuͤhle, die ersten erledigten Insignien des Hosenband-Ordens zu geben, habe ihn nicht beschwichtigen koͤnnen. So sey also Peel schon mit zwei Haͤuptern seiner Partei zerfallen.
Die Times findet in der Thron⸗Rede, welche die Whig⸗ Minister am Vorabend ihres Sturzes entworfen, zwei Punkte geradezu frevelhaft: erstens, daß sie, nachdem sie Jahre lang, als sie noch eine bedeutende Majoritaͤt gehabt, selbst nach den schlech⸗ testen Aerndten, nicht an eine Aenderung der Korngesetze gedacht, nun gerade in dem Augenblick, wo die Ausfuͤhrung ihrer Vor⸗ schlaͤge als unmoͤglich erwiesen sey und die Nation bei den Wah⸗ len sich gegen sie ausgesprochen habe, zum erstenmal den Namen der Koͤnigin mit der Anempfehlung einer solchen Maßregel in Verbindung gebrncht; zweitens daß sie dem Privilegium des Un⸗ terhauses vorgegriffen und die Art und Weise bezeichnet haͤtten, wiesdie Mittel zur Deckung des Defizits aufzubringen seyen. „Hat es je ein Ministerium gegeben“ sagt das genannte Blatt, „welches so ver⸗ fahren konnte, als eben das, welches zusammengesetzt ist aus den Leuten, die 1833 dem Koͤnig Wilhelm IV. rathen konnten, Da⸗ niel O'Connell vom Throne aus zu denunziren, und 1835 mit eben diesem Daniel O'Connell einen Bund schlossen, um sich dem Souverain als Minister wieder aufzunbthigen? Wer weiß nicht, daß es dem Uuterhause ausschließlich zukommt, zu beurtheilen, in welcher Weise die fuͤr den Staatsdienst erforderlichen Summen
chen aber nur das erste stark besetzt war.
aufgebracht werden sollen, und wie die Einzelheiten der Steuer⸗ Erhebung zu reguliren sind. Die mindeste Einmischung des Oberhauses in eine Geldbill wird stets durch vöͤllige Verwerfung der betreffenden Maßregel geahndet. Wenn es nun aber unpas⸗ send ist, daß die Lords den Repraͤsentanten des Volkes etwas vorschreiben in Sachen des oöffentlichen Einkommens so ist es sicher noch weit verfassungswidriger fuͤr Minister, den Einfluß und das Ansehen der Krone bei solchen Gegenstaͤnden geldend machen zu wollen. Das Unterhaus erwartet von der Regierung die Angabe der Staats⸗Beduͤrfnisse, behaͤlt sich aber vor, die Auellen der Einnahme und die Verwendung der bewil⸗ ligten Subsidien zu bezeichnen. Die Thronrede vom 21. August 1841 hat zum erstenmal, wie wir glauben, seit 1688, nach An⸗ fuͤhrung, daß die Kriege, in welche die Whig⸗Verwaltung das Land verwickelt hat, eine Vermehrung der Einkuͤnfte erforderten, auch eine Meinung der Krone ausgesprochen uͤber die Art und Weise, wie der Bedarf des Staates aufgebracht werden soll.
Die Uebereinstimmung der beiden Parlamentshaͤuser in Be⸗ zug auf die Adresse, indem bekanntlich beide ein und dasselbe Amendement annahmen, veranlaßt die Times, dem Lande Gluͤck zu wuͤnschen zur Herstellung einer einmuͤthigen Handlungsweise und eines aufrichtigen Zusammenwirkens zwischen Ober⸗ und Un⸗ terhaus, wovon man sich die gluͤcklichsten Folgen versprechen koͤnne.
Nach den auf Befehl des Unterhauses kuͤrzlich bekannt ge⸗ machten Berichten uͤber die Englische Staatsschuld betrug das nicht zuruͤckgezahlte Kapital der fundirten Staatsschuld am 5. Januar 1828: 777,476,892 Pfd. St.; im Jahre 1831: 757,486,996 Pfd. St. und im Jahre 1841: 700,371,725 Pfd. St.; die Summe der Schatzkammer⸗Scheine in denselben Jahren 27,546,850, 27,271,650 und 22,271,050 Pfd. St.; ferner die
Summe von ablaufenden Renten, fuͤr das ganze Leben oder auf
bestimmte Jahre, 2,610,754, 3,297,375 und 4,1 14,021 Pfd. St.; die zur Bezahlung der Zinsen und der Kosten der Verwaltung der permanenten Staatsschuld erforderliche Summe in denselben Jahren 25,779,115, 24,377,379 und 24,442,303 Pfd. St., so wie die zur Einloͤsung und Verzinsung der Schatzkammer⸗Scheine noͤthige Summe 873,246, 675,000 und 818,046 Pfd. St. Der Betrag aller anderen Zahlungen, außer den fuͤr Zinsen und die Verwaltung drr Nationalschuld und der Civilliste, aus dem konso⸗ lidirten Fonds belief sich am 5. Januar 1828 auf 1,853,172, 1831 auf 1,625,941 und 1841 auf 2,552,791 Pfd. St.
im 56sten Jahre seines Alters geflorben. —
Der bekannte Schriftsteller Theodor Hook ist dieser Tage
Deutsche Bundesstaaten. 88
München, 30. Aug. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von
Sachsen tritt morgen die Ruͤckreise nach Dresden an, wogegen in diesen Tagen ihre Schwester, die Prinzessin Johann von Sachsen, zum Besuͤche der Koͤniglichen Mutter in Biederstein eintreffen wird. Ihre Majestaͤt die verwittwete Koͤnigin wird sich, wenn nicht anders verfuͤgt wird, Mitte dieses Monats nach Tegernsee begeben, wo um dieselbe Zeit Ihre Majestaͤt die Koͤnigin von Preußen erwartet wird.
8 Hannover, 26. Aug. (A. Z.) Gestern Mittag ist den reizehn in die bekannte Kriminal⸗Untersuchung wegen Beleidigung der Regierung verwickelten Mitgliedern des hiesigen Magistrats as Erkenntniß von der Justiz⸗Kanzlei publizirt worden. Das⸗ selbe bestimmt eine kriminelle Gefaͤngniß⸗Strafe, die jedoch mit Geld zu reluiren ist, und zwar in verschiedenen Abstufungen der Schuldbarkeit. „Es ist naͤmlich erkannt: 1) gegen den Stadt⸗Di⸗ rektor Rumann auf eine Gefaͤngniß⸗Strafe von 8 Wochen oder eine Geldstrafe von 400 Rthlrn., 2) gegen den Stadt⸗Syndikus Evers und Stadtrichter Meyer Gefaͤngniß von 5 Wochen oder Geldstrafe von 250 Rthlrn., 3) gegen den Stadtrichter Kern⸗ Hefaͤngniß von 4 ½ Wochen oder 225 Rthlrn., 4) gegen den Stadtrichter Oeltzen und Stadt⸗Secretair Baldenius Gefaͤngniß von 4 Wochen oder Geldstrafe von 200 Rthlrn., 5) gegen den Stadtgerichts⸗Assessor Meißner, so wie gegen die Senatoren Deicke, Taͤnzel, Roese, Blum, Winter und Mithoff Gefaͤngniß von vier⸗ ehn Tagen oder 100 Rthlrn. Geldstrafe. Die Kosten sollen un— ter solidarischer Verpflichtung fuͤr das Ganze von den Einzelnen pro rata getragen werden.
Braunschweig, 31. Aug. (Magd. Z.) Unsere fuͤngst beendete Messe ist, wie man auch richtig im voraus vermuthete, eine sehr gute gewesen. Es waren bedeutende Lager von Tuchen und wollenen Waaren am Markte und in den beiden ersten Ta— gen des Großhandels wurde sehr bedeutend gekauft; dann aber stockte der Handel etwas, bis am Montag und Dienstag der zwei⸗ ten Woche von den Tuchlagern viele gaͤnzlich geraͤumt wurden. Wollene und baumwollene Manufaktur- und Strumpfwaaren wurden viele abgesetzt, da einerseits die Hannoverschen Einkaͤufer den Meßrabatt noch einmal genießen wollten und andererseits die Braunschweiger der spaͤterhin bedeutenden Steuer wegen, welchen dann diese Artikel unterworfen seyn werden, sich große Vorräaͤthe einkauften.
— — Frankfurt a. M., 1. Sept. Nach der neuesten Mittheilungen vom Johannisberg ist Se. Durchlaucht der Fuͤrst von Metternich, welcher am 27sten v. M. mit seiner Familie, dem Herrn Grafen von Muͤnch⸗Bellinghausen, dem Kaiserl. Russischen Geesandten am Kaiserl. Oesterreichischen Hoflager, Herrn von Tatitscheff u. s. w. eine Rhein⸗Reise antrat, in bestem Wohl⸗ seyn auf den Johannisberg zuruͤckgekehrt. Die Erscheinung des hohen Diplomaten, dessen ganzes Streben die Erhaltung des Weltfriedens, und dadurch der wahren Befoͤrderung des Gemein⸗ vohls der Europaͤischen Voͤlker gilt, erregte uͤberall lebhafte Sen⸗ ation. Das Bad Ems wurde von dem Herrn Fuͤrsten auch be⸗ sucht und es duͤrfte Se. Durchlaucht wohl diese Veranlassung be⸗
nutzt haben, dort Sr. Majestaͤt dem Koͤnige Ernst August aufzu⸗ warten. Der Herr Fuͤrst wird wahrscheinlich noch den ganzen Monat auf dem Johannisberg verweilen und zuvor in Begleitung
des Herrn Grafen von Muͤnch⸗Bellinghausen an einigen nahen Hoͤfen Besuche ablegen; wenigstens wurde dies fruͤher behauptet. Der Herr Graf von Muͤnch⸗Bellinghausen begiebt sich im naͤch⸗ sten Monat, wenn nicht mit dem Herrn Fuͤrsten, auch nach Wien und die Zeit wird nun nicht mehr fern seyn, wo diesem einsichts⸗ 8 Staatsmanne ein hoher Wirkungskreis zu Wien zu Theil wird.
Von unserer Herbstmesse laͤßt sich noch nichts sagen; es ist zwar recht lebhaft, allein es fehlt noch sehr an Kaͤufern. Die Verkaͤufer klagen sehr.
Franz Lißt gab im hiesigen Theater zwei Konzerte, von wel⸗
Es bedarf nicht der Bemerkung, daß die eminente Virtuositaͤt des 1“ enthusiastischen Beifall erhaͤlt. In dem ersten Konzert wurde Lißt von der jungen Saͤngerin Dlle. Pauline Unald, welche na⸗ mentlich im tragenden Gesang Bedeutendes leistet, im letzteren
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von Miß Adelaide Kemble, einer großen Bravour⸗Saͤngerin, die morgen als Norma auftritt, wuͤrdig unterstuͤtzt.
Hamburg, 31. Aug. (Hamb. N. 3.) Herr Professor Ranke, neuernannter Historiograph Preußens, ist, nachdem er hier seine gelehrten Freunde, Archivar Dr. Lappenberg und Pro⸗ fessor Altmayer aus Bruͤssel aufgesucht, mit dem Dampfboot nach Amsterdam und weiter zu seinen verdienstvollen Forschungen nach Bruͤfsel und Mecheln abgegangen. Es war ein schoͤner Zu⸗
fall, daß Se. Koͤnigl. Hoheit, der den Wissenschaften so rastlos zugewendete Kronprinz von Bayern, verflossenen Sonntags an der Tafel seine beiden Lehrer in der Geschichte an seiner Seite hatte, den hiesigen Koͤniglich Bayerischen Gesandten Freiherrn
von Hormayr⸗Hortenburg und den Professor Ranke aus Berlin.
Spanien.
Madrid, 21. Aug. Die Hof⸗Zeitung enthaͤlt in ihrem vorgestrigen Blatte das Gesetz uͤber die Fueros von Navarra; es lautet folgendermaßen: 5 6
„Donna Isabella II., von Gottes Gnaden und kraft der Consti tution Koͤnigin von Spanien und in ihrem Koͤniglichen Namen Don Baldomero Espartero, Herzog von Vittoria und Morella, Regent des Koͤnigreichs, unseren Gruß Allen, die dieses sehen und hoͤren. Die Cortes haben beschlossen und wir genehmigt, wie folgt: Art. 1. Der rein militairische Ober⸗Befehl steht in Navarra, wie in den anderen Provinzen der Monarchie, einer von der Regierung ernannten Ober Behoͤrde zu, und zwar ganz mit denselben Befugnissen, wie sie die General⸗Kommandanten der anderen Provinzen haben, ohne daß der Person des Ober⸗Befehlshabers jemals Titel und Befugnisse eines Vice⸗Koͤnigs uͤbertragen werden koͤnnen. Art. 2. Die Gerichts⸗
pflege wird in Navarra in Gemaͤßheit der Spezial⸗Gesetzgebung auf
die bisherige Weise geuͤbt, bis unter Beruͤcksichtigung der ver⸗ schiedenen Partikular⸗Gesetze aller Provinzen des Reichs ein allge⸗ meines Gesetzbuch fuͤr die ganze Monarchie zu Stande gebracht seyn wird. Art. 3. Der organische Theil oder die Prozeß⸗Ordnung soll in Uebereinstimmung seyn mit dem jetzigen oder kuͤnftigen Verfahren bei den andern Gerichtshoͤfen des Koͤnigreichs. Der Sitz des Ge⸗ richts befindet sich in der Provinzial⸗Hauptstadt. Art. 4. Das oberste Reichs⸗Tribunal uͤbt uͤber die Navarresischen Justizstellen, wo diese sich befinden moͤgen, dieselben Befugnisse und Gerichts⸗ barkeit, wie uͤber die anderen Tribunale des Koͤnigreichs, in Gemaͤß⸗ heit der bestehenden oder zu erlassenden Gesetze. Art. 5. Die Wahl und Organisation der Orts⸗Behoͤrden Ayuntamientos) fin⸗ det nach den bisherigen allgemeinen Grundsaͤtzen oder nach den spaͤter daruͤber zu erlassenden statt. Art. 6. Die Befugnisse der Munizipal⸗Behoͤrden, bezuͤglich der Verwaltung des Gemeinde⸗Ver⸗ moͤgens, der Rechte und des Besitzthums der Einwohner, werden ausgeuͤbt unter Aufsicht der Provinzial⸗Deputation in Gemaͤßheit der speziellen Gesetzgebung. Art. 7. In jeder anderen Beziehung sind die Ortsbehoͤrden dem allgemeinen Gesetz unterworfen. Art. 8. Es wird eine Provinzial⸗Deputation gebildet, bestehend aus sieben durch die fuͤnf Aemter ernannten Mitgliedern, naͤmlich je eines fuͤr die drei klei⸗ neren und zwei fuͤr die Aemter Pamplona und Estellg, unter Vorbe⸗ halt der Modificationen, die spaͤter in Folge der Justiz⸗Organisation der Provinz gemacht werden koͤnnten. Art. 9. Die Wahl der Mit⸗ glieder soͤll vorgenommen werden in Gemaͤßheit der bestehenden Ge⸗ setze, ohne daß sie irgend eine Gehuͤhr oder Verguͤtung fuͤr die Aus⸗ uͤbung ihrer Functionen anzusprechen haben. Art. 10. Bezuͤglich der Verwaltung der Erzeugnisse, Renten, Taren und des Eigenthums der Buͤrger stehen der Provinzial⸗Deputation dieselben Befugnisse zu, die sie im Rathe von Navarra und in der Deputgtion des Koͤnigreichs hatte, uͤberdies, so weit es vertraͤglich, auch noch diejenigen, deren die uͤbrigen Provinzial⸗ Deputationen genossen. Art. 11. Den Vorsitz in der Provinzial⸗Deputation fuͤhrt der von der Staats⸗Regierung ernannte oberste Civil-Chef. Art. 12. Die Vice-⸗Praͤsidentschaft gebuͤhrt dem aͤltesten Mitgliede. Art. 13. Es wird ein oberster Civil⸗Chef fuͤr Navarra ernannt, mit denselben Befugnissen, die den Civil⸗Chefs der anderen Provinzen zustehen, jedoch mit den in den vorhergehenden Artikeln aufgefuͤhrten Modificationen, und ohne daß ihm ein militairisches Kommando uͤbertragen werden kann. Art. 14. Im Genuß und der Benutzung der Berge und Weiden von Cendia, Urbasa, Bardenot und anderer Plaͤtze fündet keine Aende⸗ rung in dem statt, was die Gesetze von Navarra und die Vorrechte der Bewohner daruͤber bestimmen. Art. 15. Da alle Spanier ge⸗
halten sind, das Vaterland auf den ergangenen Ruf mit den Waffen zu vertheidigen, so ist auch Navarra, wie die uͤbrigen Provinzen, im Fall einer Conscription oder einer ordentlichen oder außerordentlichen Rekrutirung der Armee, zu Stellung seines Kontingents verpflichtet. Wir uͤberlassen der Weisheit seiner Deputationen die Wahl der zweck
maͤßigsten Mittel. Art. 16. Die Douanen an der Pyrenaͤen- Graͤnze
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werden auf den Tarif zuruͤckgefuͤhrt, wie er bei den uͤbrigen Douanen
des Koͤnigreichs besteht, und zwar unter folgenden Bestimmungen:
1) an der direkten Abgabe wird abgezogen und zu Verfuͤgung der
Provinzial⸗Deputation gestellt die erforderliche Summe zu Abzahlung der Schuld und anderen Verbindlichkeiten zu einem bestimmten jaäͤhr lichen Prozent nach Maßgabe, wie sich die Einnahme aus den Regi⸗ stern der Etatsjahre 1829—1833 herausstellt; 2) ohne Praͤludiz fuͤr kuͤnf⸗ tige Bestimmungen hinsichtlich der Dougnen⸗Verlegung an die Kuͤsten und Graͤnzen der Baskischen Provinzen sollen die Haͤfen von St. Seba⸗ stian und Los Passages vorlaͤufig fortwaͤhrend zur Ausfuhr von National⸗ Erzeugnissen und zur Einfuhr fremder Erzeugnisse ermaͤchtigt seyn, und zwarnach dem bestehenden Tarif; 3) die Buͤreaus der Gegenregister werden vier bis fuͤnf Meilen von der Graͤnze angebracht, der innere Handel aber wird ganz freigegeben, ohne Aufstellung von Schutzwachen oder Faͤh⸗ rung von Registeen, wie es dem allgemeinen Zoll⸗System gemaͤß ist. Art. 17. Der Tabacks⸗Vexkauf findet auf Rechnung der Regierung statt, wie in den anderen Provinzen des Koͤnigreichs. Die Provin⸗ zial⸗Deputation bekommt von diesem Verkauf auf Abrechnung der di⸗ rekten Steuer die jaͤhrliche Summe von 87,537 Realen. Art. 18. Da sich der freie Salzverschleiß nach Verlegung der Donanen an die Graͤnze nicht halten kann, so wird dieser Handels⸗Artikel auf Rech⸗ nung der Regierung verkguft, welche die Navarresischen Salinen ge⸗ gen vorausgegange‚ne Entschaͤdigung der Eigenthuͤmer uͤbernehmen wird. Art. 19. Nach Maßgabe ihres Bedarfs wird die Regie⸗ rung den Gemeinden das Salz zu bagren Preisen und auf deren Kosten liefern. Art. 20. Sollte der Bedarf das angewiesene Maß uͤberschreiten, so erhalten die Gemeinden das Abgehende nach den Depotpreisen in den zur Bequemlichkeit der Bevoͤlkerung errichteten Reserve Magazinen. Art. 21. Was die Salz⸗Ausfuhr ins Ausland betrifft, so geniefft Navarra derseiben Befugnisse, wie die anderen Provinzen, gegen Unterwerfung unter die vorgeschriebenen Foͤrmlichkeiten. Art. 22. Navarra behaͤlt seine bisherige Befreiung vom Stempelpapier. Art. 23. Das Pulver⸗ und Schwefel⸗Depot soll seine bisherige Einrichtung behalten. Art. 4. Die Provinzial⸗ und Munizipal⸗Einnahmen und die Thorgelder sollen nicht auf Navarra ausgedehnt werden, so lange nicht der neue Tarif eingefuͤhrt und so lange nicht beschlossen ist, daß die Verbrauchssteuer auf Waaren an der Douane erhoben wird. Art. 25. Auster den oben erwaͤhnten Ab⸗ gaben bezahlt Ravarra als einzige direkte Steuer die jaäͤhrliche Summe
von 1,800,000 Realen, davon erhaͤlt die Provinzial⸗Deputation, als
Entschaͤdigung fuͤr die Erhebungskosten, 300,000 Realen. Art. 26. Die Dotation des Gottesdienstes und des Klerus in Navarra wird in Gemaͤßheit des allgemeinen Gesetzes und der von der Regierung er⸗ lassenen Instructionen regulirt. 8 . So Zeschehen ꝛc. Madrid, 16. Aug. 1841. Der Herzog von Vittoria, Regent des Koͤnigreichs. .“ A. M. Facundo Infante.’⸗”“.
Niederländisches Indien. Surabeya, 2. Mai. Durch die seit einigen Jahren
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auf Java so sehr vermehrten Zucker⸗, Kaffee⸗, Thee⸗, Zimmet⸗
und Indigo⸗Plantagen hat der Reisbau in einigen Gegenden des hiesigen Hochlandes fast ganz aufgehoͤrt, indem viele Reisfelder ausgetrocknet und anstatt mit Reis, mit Zuckerrohrn⸗, Indigo⸗ oder Thee⸗Pflanzen bepflanzt wurden. Viele Tausend Menschen sind von den Bali⸗Inseln, von Madura und dem westlichen Theile Java's nach dem oͤstlichen Theile dieser Insel ausgewandert, und suchen und finden dort in den zahlreichen Plantagen ihren Unter⸗ halt. Daß durch die Einwanderung so vieler Fremden in den Re⸗ sidenzen (Regierungs⸗Bezirken): Bagleen, Bonjumaas, Surabeya, Djocja, Solo, Tagal, Cheribon u. a. m. ebenso wie durch die Verminderung der Reis⸗ und Mais⸗Felder die Lebensmittel be⸗ deutend im Preise gestiegen sind, ist ganz natuͤrlich, denn waͤhrend 8 man vor zwei Jahren dort die Pikol (à 125 Pfd.) Reis noch fuͤr 80 Cent. Kupfer (16 Sgagr.) kaufte, muß man dagegen jetzt 2 Fl. Silber fuͤr die Pikol Reis bezahlen. Allein nicht nur daß der Reis, Mais und das Cocosol — welches bei den Javanern nicht nur die Stelle des Lein-, Ruͤb⸗ und Baumoͤls, sondern auch die der Butter und des Fetts vertreten muß — seit den letztverflossenen zwei Jahren hier um 1 bis 200 pCt. theuerer geworden ist, son⸗ dern es findet doch auch ein gleiches Verhaͤltniß hinsichtlich des Fleisches, der Fische und des Gefluͤgels statt; so daß man z. B. gegenwaͤrtig 25 — 30 Cent. fuͤr ein Huhn und 16 Cent. fuͤr ein Pfund Karbau⸗ (Buͤffelhfleisch geben muß, waͤhrend im Jahre 1839 ein fettes Huhn hier nur mit 8 — 10 Cent. (1— 1 ½ Sgr.), und das Pfund Fleisch nur mit 7—9 Cent. bezahlt wurde. Ungeachtet nun aber die Lebensmittel so bedeutend im Preise gestiegen sind, so bekommt der Kuli (Tagloͤhner) hier doch immer nicht mehr Taglohn wie fruͤher, und es muß derselbe immer noch fuͤr 15 bis 20 Cent. zwoͤlf Stunden lang arbeiten. Richtsdestoweniger nimmt aber der Wohlstand unter der aͤrmeren Klasse der Eingebornen hier sichtbar zu, und es wuͤrde sich derselbe zweifelsohne gar bald noch vermehren, wenn unsere Obrigkeit darauf bedacht waͤre, dem zuͤgellosen Hange zu Hazardspielen und Wetten, dem die Javaner sehr folgen, ein Ziel zu setzen, und die Veranlasser solcher Geld⸗ verschwendungen gesetzlich zu bestrafen. Denn fast alle Abende kann man es hier mit ansehen, wie hunderte von Kulis ihren verdienten Tagelohn in Hazardspielen und Wetten muthwillig ver⸗ geuden. „Durch die im Februar d. J. im Padang'schen, auf der West⸗ kuͤste Sumatras, ausgebrochenen Insurection — welche durch die Entschlossenheit und den Muth des Obersten Michils und unse⸗ rer Truppen in einigen Tagen unterdruͤckt worden ist — aufge⸗ schreckt, laͤßt unsere Regierung an den schon seit einigen Jahren im Bau begriffenen Fortificationen auf Java jetzt mit erneuter Kraft arbeiten, denn seit 3—4 Wochen sind an den Festungs⸗ werken bei Djilatjap, Padjatang und Weinkoopersbai, an der Suͤdkuͤste Java's und an dem Fort van den Bosch, bei Ngawi, Fort Frederik bei Samarang und den Festungswerken bei Am⸗ barawa an 15— 20,000 Menschen taͤglich beschaͤftigt.
Es hat sich hier seit kurzem eine Gesellschaft gebildet, Welche auf einigen Gebirgen zwischen hier und Surakarta Klee uUnd Eu⸗ ropaͤische Graͤser anpflanzen zu lassen, beabsichtigt. Die Weiden sind naͤmlich auf Java — ungeachtet daß diese Insel eines der fruchtbarsten Laͤnder der Erde ist — sehr schlecht und es wachsen hier meist nur sehr trockene und duͤrre Graͤser, so daß das Rind⸗ vieh, die Schafe und Ziegen gewöͤhnlich sehr magere Kost be⸗ kommen und diese Thiere deshalb gewöhnlich auch selbst sehr mager sind; denn ein Rind, welches 200 Pfund wiegt, wird hie schon fuͤr schwer und fett gehalten, und eine Melk-Kuh oder Ziege giebt, selbst wenn sie taͤglich nur einmal gemolken wird nur ½ Quart schlechte Milch. Daher ist aber auch die Milch auf Java sehr theuer, und es kostet hier die Bouteille Sahne 1. Fl. Silber. Ratuͤrlich ist die hier erzeugte Butter auch sehr theuer und es kostet ein Pfund derselben gegenwaͤrtig 4—5 Fl. Hoffentlich werden die mit Europaͤischen Graͤfern und Klee zu bepflanzenden Weiden hier recht bald gedeihen und unsere Oeko⸗ nomen dadurch in den Stand gesetzt werden, uns Butter und Milch zu billigen Preisen liefern zu koͤnnen.
Von allen Seiten her, wird jetzt uͤber die Afrikanischen Sol⸗ daten — die zu Georg del Mina, in Guinea fuͤr die hiesige Armee engagirt wurden — geklagt; dieselben behandeln die Malayen oft sehr groͤblich, hier auf Java, eben sowohl als auf Sumatra. Auch die bei den Afrikanischen Kompagnieen dienenden Europaͤi⸗ schen Offiziere und Unteroffiziere sind mit diesen Negern keines⸗ weges zufrieden, denn die Afrikaner sind nicht nur dem Trunke sehr ergeben, sondern sie begehen auch oft Insubordinatiorgfehler und zetteln Komplotte an, die nichts anderes bezwecken als alle Europaͤer zu ermorden. Unter solchen Umstaͤnden werden uns die Afrikaner hier gefaͤhrlicher als die Malayen. 8
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RIah H. 8 1“ 2 11“ “ Lieguitz, 1. Sept. Gestern gegen Abend um halb 7 Uhr sind Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin im erwuͤnschten Wohlseyn hier eingetroffen und haben Allerhoͤchstihre Wohnung im Koͤniglichen Schlosse genommen. Ihre Majestaͤten wurden in einer am Glogauer Thor errichteten Ehrenpforte von Seiten des Magistrats und der Stadtverordneten empfangen, dann von 70 Jungfrauen im Kostuͤm von Fischerinnen, Schnitterinnen, Gaͤrt⸗ nerinnen, Kraͤuterinnen und in staͤdtischem Fest⸗Anzuge ehrfurchts⸗ voll begruͤßt und mit Blumengewinden umgeben. Ihre Majestaͤ⸗ ten geruhten Allergnaͤdigst, diese Zeichen von Verehrung und Liebe buldreichst aufzunehmen und Sich daruͤber beifaͤllig auszusprechen Bei einbrechender Dunkelheit erscheint unsere Stadt durch die herrliche Illumination im schoͤnsten Glanze. Noch vor Ihre Majestaͤten waren Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Prinz von Preußen, Prinz Karl, Prinz und Prinzessin Al⸗ brecht, so wie die Prinzen Wilhelm, Adalbert, Waldemar und
August hier eingetroffen.
Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Karl Ferdinand (Sohn des Erzherzogs Karl) und Ihre Kaiserl. Hoheiten der Erzherzog Ferdinand, Kaiserl. General⸗Feldmaͤrschall, Eivil⸗ und Militair⸗ Gouverneur von Galizien und Erzherzog Maximilian, Hoch⸗ und Deutschmeister, sind hier angekommen.
Ferner sind hier eingetroffen: Ihre Köͤnigl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich der Niederlande, Prinz Karl von Bayern, der Kurprinz von Hessen, der Erb⸗Großherzog von Sachsen⸗Weimar und Prinz Friedrich von Hessen.
Unter den hier anwesenden hohen Militairs des Auslandes bemerkt man den Kaiserl. Oesterreichischen Feldmarschall⸗Lieute⸗ nant Grafen Desfour, den Kaiserl. Russischen General⸗Lieute⸗ nant von Mansuroff, den König Franzoͤsischen General⸗Lieute⸗ nant Grafen von Rumigny, den Koͤnigl. Wuͤrttembergischen Gene⸗ ral⸗Lieutenant Grafen von Bismark, so wie viele Britische und Deutsche Offiziere von Rang. 8 8
Nachdem heute fruͤh auf der Hoͤhe von Wahlstatt eine glaͤn⸗ zende Parade vor Sr. Majestaͤt dem Köͤnige und den hier ver⸗ sammelten hohen Herrschaften stattgefunden, ist die Infanterie in