1841 / 250 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

tende Haͤuser ihre Zahlungen eingestellt; an ersterem Orte unter Anderen die Herren J. Manry und Soͤhne mit 60,000 Pfd., von denen indeß 20,000 Pfd. völlig gedeckt sind, und Anderson, Garrow und Compagnie.

London, 4. Sept. (H. B. H.) Im Palast von Clare⸗ mont wurde gestern eine Geheimeraths⸗Versammlung gehalten, nachdem folgende Mitglieder des abgehenden Ministeriums ihre Amts⸗Siegel in die Haͤnde der Koͤnigin niedergelegt hatten: Lord Cottenham, Lord Normanby, Lord Palmerston, Lord John Rus⸗ sell, Lord Clarendon, Herr Baring, Sir George Grey und Graf von Minto. Lord Melbourne war nicht zugegen, da sein Amt es nicht von ihm erforderte. Graf von Urbridge, Graf von Sur⸗ rey, Graf von Belfast, Graf Errol, Lord Marius Hill, Graf Bel⸗ ford und Lord Hill legten bei derselben Gelegenheit die Stellen nieder, die sie bisher in der Koͤniglichen Hofhaltung be⸗ kleideten. Der Geheime Rath versammelte sich um 1 ½ Uhr in Gegenwart Ihrer Majestaͤt. Prinz Albrecht, Sir Robert Peel und die Mitglieder des neuen Kabinets waren anwesend, welche, nach⸗ dem sie die verschiedenen Amtssiegel aus den Haͤnden der Koöͤni⸗ gin empfangen hatten, zur Ehre des Handkusses zugelassen wur⸗ den. Von der neuen Administration und Hofhaltung waren fol⸗ gende Mitglieder gegenwaͤrtig: Sir Rob. Peel, Herzog von Wel⸗ lington, Lord Wharncliffe, Herzog von Buckingham, Graf de Grey, Lord Stanley, Sir J. Graham, Graf von Aberdeen, Lord Ellenberough, Graf von Ripon, Graf von Haddingten, Herr Goulburn, Lord Lyndhurst, Sir H. Hardinge, Sir E. Knatch⸗ bull, Lord Elliot, Graf von Liverpool, Graf von Jersey, Lord Granville Somerset, Graf von Lincoln, Herr W. E. Gladstone, Lord Ernest Bruce und Sir George Clerk. Sir R. Peel wurde zum Handkusse zugelassen, als erster Lord des Schatz⸗Amtes, Graf von Liverpool als Ober⸗Haushofmeister. Uebrigens ent⸗ haͤlt die Hofzeitung von gestern Abend schon folgende amtliche Ernennungen: die des Grafen Wharncliffe, als Praͤsi⸗ denten des Geheimen Rathes; Lord Lyndhursv's als Lord Kanzlers; des Herzogs von Buckingham, als Großsiegelbewahrers; des Grafen Aberdeen, Lord Stanley's und Sir James Graham's, als Staats⸗Secretaire der auswaͤrtigen Angelegenheiten, der Ko⸗ lonieen und des Innern; des Grafen von Ripon, als Praͤsiden⸗ ten, und des Herrn W. E. Gladstone, als Vice⸗Praͤsidenten der Handels⸗Kammer; des Lord Somerset, als Kanzlers des Xer⸗ zogthums Lancaster, und des Grafen de Grey, als Lord⸗Lieutenants von Irland. Nach dem Geheimen Rathe wurde den neuen Mi⸗ nistern ein Dejeuner servirt. Sie hielten sich indeß nur eine kurze Zeit in Claremont auf und waren Alle schon vor drei Uhr auf ihrem Ruͤckwege nach der Stadt. Lord Aberdeen begab sich nach seiner Ankunft sogleich in das auswaͤrtige Ministerium, wo er sich mit Amts⸗Angelegenheiten beschaͤftigte. Dasselbe that Sir J. Gra⸗ ham im Ministerium des Innern.

Sir Edward Sugden hatte gestern fruͤh eine lange Audienz bei Sir R. Peel vor dessen Abreise nach Claremont. Zur selben Zeit hatten auch folgende Staatsmaͤnner bei dem neuen Premier⸗ Minister Audienz und werden von der bͤffentlichen Meinung als Mitglieder der neuen Verwaltung bezeichnet: Sir Th. Fremantle, Lord Castlereagh, Graf von Morton, Graf von Dalhousie. Nach dem Marquis von Exeter und dem Admiral Sir W. H. Gage sind gestern Regierungs⸗Boten abgeschickt worden.

Nachdem wir gestern bis drei Uhr das schoͤnste Wetter gehabt hatten, fing es ploͤtzlich an zu regnen⸗ und bis gegen 7 Uhr reg⸗ nete es fast ununterbrochen fort, was wahrscheinlich dem Aerndte⸗ Einbringen sehr schaͤdlich gewesen ist. Uebrigens ist der Gang des Getraidemarktes jetzt ziemlich gewiß vorauszusehen. Raͤchsten Donnerstag wird der Zoll gewiß auf 2 Sh. 8 Pece. reduzirt werden, und in der darauf folgenden Woche laͤßt es sich kaum bezwei⸗ feln, daß der Zoll auf den niedrigsten Punkt herabsin⸗ ken wird. Indessen ist es hier ziemlich wohl bekannt, daß die jetzigen hohen Durchschnitts⸗Preise des Weizens kuͤnst⸗ lich verursacht worden sind, um die Million Quarters, die unter Schloß liegen, zum niedrigsten Zoll einfuͤhren zu koͤnnen. Wenn die hiesigen Korn⸗Maͤkler sich zu einer solchen Operation gemein— schaftlich verstehen, so ist es ihnen nicht schwer, ihr Ziel zu errei⸗ chen. Sobald fie es aber erreicht haben, werden unsere Korn⸗ preise gleich sehr da man alsdann keine Mittel mehr ins Spiel setzen wird, die Durchschnittspreise hoch zu hal⸗ ten. Dieser Wink kann vielleicht Manchem nuͤtzlich seyn. Im Monat Oktober werden wir auf unseren Maͤrkten, im Vergleich zu den heutigen Weizen⸗Preisen, sehr niedrige Preise sehen.

Der Herzog von Devonshire und unser jetziger Gesandter in Paris, Lord Grenville, sollen die Absicht haben, den Winter in Italten zuzubringen. Lord Morpeth will eine Reise nach Kanada unternehmen.

Deutsche Bundesstaaten. EStuttgart, 2. Sept. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin hat mit Ihren Koͤnigl. Hoheiten den Prinzessinnen Katharine und Auguste, nach Beendigung der Brunnen⸗Kur in Kissingen, bei Ihren Koͤnigl. Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin von Oranien im Haag einen Besuch abgestattet und ist von da zuruͤck gestern in erwuͤnschtem Wohlseyn wieder in Stuttgart eingetroffen.

Hannover, 30. Aug. (A. Z.) Bereits unterm 28sten d. M. hat der Staats⸗Anwalt auf Befehl des Justiz⸗Ministers bei der Justiz⸗Kanzlei das Rechtsmittel der Revision gegen das Erkenntniß in der Untersuchungssache wider die Mitglieder des hiesigen Magistrats eingelegt, um bei dem Ober⸗Apellationsge⸗ richt auf Strafschaͤrfung anzutragen. Bekanntlich war dies fruͤ⸗ herhin bei Kriminal⸗Straferkenntnissen nicht moͤglich; das Insti⸗ tut der Strafschaͤrfung ist erst seit kurzem eingerichtet, und kommt nun zum erstenmal zur Anwendung.

Hamburg, 6. Sept. (B. H.) Das Handels⸗Gericht hat heute in der Angelegenheit des Schiffes „Louise“ folgendes Er⸗ kenntniß erlassen:

In Sachen 18 der von der Koͤniglich Großbritanischen Sloop „Grecian“, Commander Smyth, aufgebrachten Hamburger Bark „Louise“, Capitain C. H. Boye, und deren Ladung

Erkennt das Handels⸗Gericht nach Anhdrung ꝛc. auf Grund der Akten und nach gepftogener Deliberation:

Da das Hamburger Barkschiff „Louise“, Cavitain C. H. Bovye, welches von der Hamburgischerseits dazu gehdrigen autorisirten Koͤ⸗ niglichen Großbritanischen Sloop „Grecian“, Commander Smyth, am 25. Februar 1841 in einem der traktatenmaͤßig bestimmten Di⸗ strikte als des Sklavenhandels verdaͤchtig angehalten, dann durchsucht und nach Euxhaven aufgebracht worden ist, weder Sklavenhandel be⸗ trieben hat, noch zur Betreibung dieses Handels ausgeruͤstet gewesen ist, also keiner der Faͤlle vorliegt, von denen die Traktate zwischen Frankreich und Großbritanien vom 30. Rovember 1831 und 22. Maͤrz 1833, denen Hamburg durch den Vertrag vom 9. Junt 1837 beige treten ist, voraussetzen, daß die speziellen Landesgesetze der kontrahi⸗ renden oder accedirenden Staaten sie mit Confiscation belegen,

nun zwar unsere Gesetzgebung in dieser Materie, welche nach

Maßgabe

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1112 8 der Convention von 1831, Art. 7. 1833, Art. 1. 3. 5. Instruction fuͤr die Kreuzer Nr. 3. als die Entscheidungs⸗Norm gelten muß, außer den in den Trak⸗ taten bedachten Faͤllen auch eine der Ausruͤstung eines zum Sklaven⸗ handel destinirten und desfalls aufgebrachten Schiffes mittelbar gelei⸗ stete Beihuͤlfe verpoͤnt Strafgesetz vom 19. Juni 1837 ddieser Fall aber, da das aufgebrachte Schiff „Louise“ nicht zum Sklavenhandel bestimmt gewesen, hier gleichfalls nicht vorliegt, hiernach also der vorliegende Confrscations⸗-Antrag selbst dann wuͤrde unstatthaft seyn, wenn auch nicht in unserer Legislation, so weit solche fuͤr die gegenwaͤrtige Entscheidung in Betracht kommt, n.gchulich gesetzlicher Bestimmung einer Confiscation sich eine Luͤcke ande, indem naͤmlich das erwaͤhnte Gesetz vom 19. Juni 1837 nichts von einer Confiscation oder der Anwendbarkeit prisenrechtlicher Grundsaͤtze oder davon, daß solche den Traktaten zu Grunde liegen, enthaͤlt, G das Gesetz vom 3. Juni 1841 aber, so gewiß es auch die Norm fuͤr das Prozeß⸗Verfahren abgiebt, fuͤr das Innere der Rechts⸗ eine ruͤckwirkende Kraft in keinerlei Beziehung zu aͤußern endlich aber das Reglement vom 18. September 1778, welches auch nur von temporairer Guͤltigkeit gewesen ist, nicht hierher gehoͤrt, * daß der Antrag des Herrn Fiskals in civilibus, das Schiff „Louise“ und dessen Ladung, eventualiter Theile dessen Ladung, zu kondemniren, zuruͤckzuweisen; b daß. aber, was die gegen den Kaptor in Anspruch genommene Entschaͤdigung betrifft, solchem Antrage keine Statt zu geben sey; und zwar auf Grund der Art. 6 und 7 der Convention vom 22. Maͤrz 1833, indem die vorgefundenen Planken, der Kessel und der Wasser⸗ Vorrath (welcher letztere groͤßer war, als das von Rio der Janeiro zunaͤchst nur nach Benguela, an welchem Octe die vollstaͤndige Ent⸗ loͤschung stattfinden sollte, bestimmte Schiff ohne behufige Autorisa⸗ tion am Bord haben durfte) jedenfalls zusammengenommen mit der Natur eines großen Theils der Ladung und der in der Declaration des Capitain Smyth erwaͤhnten, aktenkundig stattgehabten Beseitigung von Papieren hier als prima sacie evidentes erscheinen: Sa. daß ferner die dem Captor gemachten Vorwuͤrfe in Bezug auf die Ausfuͤhrung der Anhaltung, der Durchsuchung und Aufbringung, da hierauf keine Schadens⸗Anspruͤche haben gegruͤndet werden koͤnnen, und daher solche angebliche Unregelmaͤßigkeiten etwa nur zur Anstel lung von Beschwecden bei der Regierung Veranlassung geben koͤnn⸗ ten, hier nicht weiter zu beruͤcksichtigen seyen; 8 deaß endlich, da die Entschuldigung, welche der Capitain Boye, fuͤr den die Unkenntniß der hier publizirten Traktate an und fuͤr sich kein Exkusationsgrund ist, aus dem allerdings bedauerlichen Umstande ableiten will, daß derzeit in unserem Konsulate in Rio de Janeiro der Accessions⸗Vertrag Hamburgs zu den Traktaten vom 30. November 1831 und 22. Maͤrz 1833 nicht bekannt gewesen, des⸗ falls einer weiteren Eroͤrterung nicht unterliegt, weil Capitain Boye sich des Schutzes aus diesem sonst hier, wo der Staat als Partei auftrilt, billigerweise auf den Kostenpunkt influirenden Momente durch das Verbrennen zweier Briefe verlustig gemacht hat, die Kosten der Untersuchung und des Prozesses aus dem Schiffe „Louise“ und dessen Zubehoͤr dem Herrn Fiskal zu ersetzen seyen, und bleiben der Rhederei eines etwaigen Regresses wegen, so wie uͤberhaupt den Betreffenden unter einander und contra quem et quoscunquc, so weit Rechtens, quaevis competentia reservirt. Es werden demnach Salvo jure tertiorum sowohl das aufgebrachte Barkschiff „Louise“ sammt Zubehoͤr nachdem obgedachtermaßen Kostenersatz wird ge⸗ leistet seyn als auch die Ladung, respektive das Provenuͤ, freige geben, und sind der Personal⸗Arrest des Domingo Jozeé Gonzalez Penna, so wie die Cautions⸗Arreste des Capitains Karl Heinrich Boye, des ersten Steuermanns Cheistian Andresen und des zweiten Steuermanns John William Bernhard Alfred Harris aufgehoben. So publizirt im Handels⸗-Gerichte, Montag, 6. September 1841.

Hesterreich.

Wien, 41. Sept. Am 30sten d. M. verließen Ihre Kaiserl.

Majestaͤten die Staͤdt Graͤtz, die sie durch einen fast zwoͤlftaͤgigen Aufenthalt begluͤckt hatten. Von den Chefs der hoͤheren Behoͤr⸗ den und dem Fuͤrstbischofe von Seckau noch einmal ehrfurchtsvoll begruͤßt, reisten die Allerhoͤchsten Herrschaften in Begleitung des Landes⸗Gouverneurs um 9 Uhr Morgens nach Vordernberg ab. Einer Abtheilung der buͤrgerlichen Kavallerie ward die Ehre zu Theil, bis uͤber die Graͤnze des Weichbildes hinaus die Eskorte zu bilden. 8

Nach Berichten aus Temeswar ist der Erzbischof und Me— tropolit der Griechisch nicht-unirten Kirche zu Carlowitz, Kaiserl. Koͤnigl. Wirklicher Geheimer Rath von Sztankovits daselbst, nach kurzer Krankheit gestorben. 82

Gestern haben hier die gewoͤhnlichen Herbstuͤbungen begon— nen, wozu das in der Nachbarschaft gelegene Infanterie⸗Regiment „Erzherzog Karl“ hierher beordert worden ist. 1

Vom 1. bis zum 31. August sind auf der Wien⸗Raaber Eisen⸗ bahn (nach Moͤdling, Baden und Wiener⸗Reustadt) 197,061 Men⸗ schen befoͤrdert worden, was eine Gesammt-Einnahme von 92,508 Fl. 36 Kr. gewaͤhrte.

Die Wiener Zeitung vom 3. September enthaͤlt einen Nekro⸗ log des in den letzten Tagen des vorigen Monats zu Prag ver⸗ storbenen Schulraths und ehemaligen Ober⸗Aufsehers der juͤdischen Schulen, Herz Homberg, der im Jahre 1749 geboren und ein Schuͤler Moses Mendelssohn's war.

Der Magistrat zu Graͤtz hat dem Hof⸗Bildhauer und Pro⸗ fessor der Skuͤlptur an der Akademie der schoͤnen Kuͤnste zu Mai⸗ land, Ritter Pompeo Marchesi, welcher den Entwurf und das Modell des Franzens⸗Monumentes lieferte, das Ehren⸗Buͤrgerrecht der Provinzial⸗Hauptstadt verliehen.

Wien, 2. Sept. Der ehemalige Minister Karl's X., Graf Montbel, kam vor einigen Tagen von Kirchberg hier an und setzte nach kurzem Verweilen die Reise nach seiner Vaterstadt Toulouse fort, wohin er sich in Familien⸗Angelegenheiten begiebt. Der Herzog von Bordeaur befindet sich, den letzten Nachrichten aus Kirchberg zufolge, in fortschreitender Besserung. Die Aerzte des Prinzen, Dr. Bougon, vormaliger Professor an der medizini⸗ schen Schule von Paris, Dr. von Wattmann, Regierungsrath und Professor der Chirurgie, und der Operateur Ludwig Ruß, haben gemeinschaftlich eine Darstellung des Unfalles Sr. Koͤnigl. Hoheit entworfen und unterzeichnet, um damit allen Geruͤchten zu begegnen, die daruͤber verbreitet waren. Man erwartet hier in dieser Woche die Ankunft des Herrn Thiers. Schon vor einigen Tagen hatte sich das Geruͤcht verbreitet, er befinde sich hier und sey im Gasthofe „zum Lamm“ in der Leopoldstadt abge⸗ stiegen, doch zeigte sich bald der Ungrund dieses Geruͤchtes.

Prag, 3. Sept. Hier sowohl wie auf den Landstraßen trifft man bereits auf zahlreiche Haufen von militairischen Ur⸗ laubs⸗Maͤnnern, die zu den beginnenden Herbst⸗Uebungen einberu⸗ fen werden. Letztere werden in diesem Jahre, der auf einem Punkte vereinigten Massen wegen, ein groͤßeres Interesse darbieten, denn mit Ausnahme von ungefaͤhr 2500 Mann Infanterie, die in den bestimmten Garnisonsstaͤdten zur Bestreitung des Dien⸗

stens verbleiben muͤssen, wird die uͤbrige etatsmaͤßige Truppen⸗ macht des Landes, nach erfolgter Konzentrirung in den ihren Sta⸗ tionen sich bei Kollin (Schlacht am 18. Juni 1757) wñaͤhrend der ersten Haͤlfte des Monats September vereinigen, und die Infanterie dort, die Kavallerie aben bei dem nahen Lissa Lager beziehen, von wo aus die Ausfuͤhrung mehrerer großartigen Manoͤvers statt⸗ finden wird. Se. Koͤnigl. Hoheit den Prinzen von Preußen, wel⸗ cher zur Inspizirung dieses Theils unseres Bundes⸗Kontingents das Lager besuchen und den Hauptmandvers beiwohnen wird, werden nicht nur mehrere Militairs von hohem Range, sondern dem Ver⸗ nehmen nach auch einige Prinzen unseres Kaiserhauses dahin be⸗ gleiten. Die in den genannten Lagern vom 19. September bis 2. Oktober versammelten Truppen werden eine Militairmacht von mehr denn 25,000 Mann bilden, da sie aus 20 Batalllons Infanterie, 3 Grenadier⸗ und 4 Jaͤgerbataillons, ferner 2 Kuͤ⸗ rassier⸗, 1 Dragoner⸗ und 1 Uhlanen⸗Regiment bestehen wird nebst 1 Kavallerie⸗, 8 Brigade⸗ und 4 Reserve⸗Batterieen. 8

2. Schweiz.

b Man liest in der Basler Zeitung: Als mit dem Anfang des Jahres 1840 im Kanton Aargau die Revision der Verfassung be⸗ gonnen hatte und wuͤrdige, gemaͤßigte Maͤnner Garantie für deren befriedigende Beendigung zu bieten schienen, da wurde auf einmal durch die Volks⸗Versammlung von Mellingen der ruhige Gang ge⸗ stoͤrt; vergebens suchten einsichtsvolle Vaterlands⸗Freunde zu ver⸗ mitteln, zu beruhigen; der von den Freiaͤmtern so unuͤberlegt hin⸗ geworfene Handschuh wurde auf eben so unuüͤberlegte Art von der Versammlung in Entfelden aufgegriffen und ein in der Geschichte Aargau's in den letzten zehn Jahren nur zu oft genannter Mensch hatte den teuflischen Gedanken, die re⸗ formirte Masse zum Konfessionshasse zu entflammen. Sie hat gewuchert diese fluchwuͤrdige Saat! Im Januar 1841 stehen sich die beiden Konfessionen des Aargau's bewaffnet gegenuͤber, und uͤbermuͤthig ob dem leichten Siege, fuͤhlt sich die Regierung nicht mehr als solche, sie handelt als Partei, macht durch den Beschluß vom 13. Januar die Versoͤhnung unmöͤglich und verletzt im Sie⸗ gesrausche den beschworenen Bundes-Vertrag. Das sind fuͤr Aargau die Fruͤchte des ausgesaͤeten Konfessionshasses. Die ka⸗ tholischen Staͤnde verlangen Genugthuung fuͤr den verletzten Bund und die Tagsatzung pflegt daruͤber Berathung. Da geschieht es, daß aufs neue der Gang der ruhigen Berathung durch Aufhetzung des Volkes unterbrochen wird. Vergebens hatte man in Bern frechen Trotz laut werden lassen, die Tagsatzung war ruhig geblie⸗ ben. Da wird ein anderes Mittel ergriffen, um ihr Furcht ein⸗ zufloͤßen. Das reformirte Volk von Zuͤrich wird unter dem Vor⸗ wande, die Reformation sey in Gefahr, zusammengetrieben, damit nicht die Sprache des Rechts und des Bundes herrsche, damit wilder Konfessionshaß entflammt werde. Wir hoffen, das Volk von Zuͤrich werde sich nicht so leicht betruͤgen lassen, es werde das veraͤchtliche Mittel, die heuchlerische List durchschauen, seine Regierung werde durch ruhige und verstaͤndige Belehrung, (waͤre es auch durch Rathsboten von Bezirk zu Bezirk, wie vor 300 Jahren) es vor unseliger Verblendung zu bewahren wissen. Denn wichtig ist der Augenblick. Wird in Zuͤrich konfessio⸗ nelle Leidenschaft an die Stelle der Bundestreue treten, wer wird dann die katholischen Fuͤhrer hindern, auch ihrerseits Volks⸗Ver⸗ sammlungen zu veranstalten, um auch den katholischen Fanatis⸗ mus zu wecken? Wenn die Mellinger Versammlung die Entfel⸗ der nach sich zog, warum sollte die von Schwamendingen nicht eine entgegengesetzte zur Folge haben? Und wenn jene beiden das traurige Zusammenstoßen bei Villmergen herbeifuͤhrten, was sollen diese fuͤr Folgen haben? So wird in der Schweiz daran gear⸗ beitet, Konfession gegen Konfession aufzuregen, und leichtsinnig fuͤhren die Waͤhler das groͤßte Uebel uͤber dieselbe herbei!

Ostindien. Bombagy, 19. Juli. Aus Central⸗-Asien hat man hier we⸗ nig Nachrichten von Bedeutung, außer daß Schach Kamram von Herat, wie der Bombay Times aus dem Persischen Golf vom 12. Juni gemeldet wird, nachdem er eben erst durch Englische Ver⸗ mittelung die Bergfestung Gorian von Persien zuruͤck erhalten hatte, ploͤtzlich zu den Persern uͤbergegangen sey, denselben Go⸗ rian zuruͤckgegeben, Herat selbst, das Erbtheil seiner Vaͤter, an die Perser ausgeliefert und sich zum Persischen Vasallen erklaͤrt habe. Der neue Befehlshaber der Ostindischen Flotten⸗Station Contre⸗Admiral Parker, kam in Begleitung des Obersten Sir Henry Pottinger schon am 7. Juli in Bombay an, konnte aber unguͤnstiger Witterung wegen, erst vorgestern auf dem Dampf⸗ schiffe „Sesostris“ seine Reise nach China fortsetzen. Vorher be⸗ sichtigte er noch die hiesigen Schiffswerften, um sich zu uͤberzeu⸗ gen, daß seine Schiffe in Bombay noͤthigenfalls reparirt werden koͤnnten, wenn sie waͤhrend der Feindseligkeiten, deren Dauer er auf ein bis zwei Jahre zu veranschlagen scheint, beschaͤdigt wuͤr⸗ den. Aehnliche Untersuchungen hat er sofort auch in Madras und Trincomali anstellen lassen.

China. 8

Macao, 20. Mai. Es bestaͤtigt sich, daß der Commissair Kischin, und zwar, wie es heißt, auf Anstiften des bekannten Lin, in Ketten nach Peking abgefuͤhrt worden, wo er unter den grau— samsten Martern hingerichtet werden sollte. Seine Familie sollte ausgerottet und das Land meilenweit um seinen Geburtsort herum wuͤst gelegt werden. Kischin suchte den Kaiserlichen Zorn durch eine Denkschrift zu entwaffnen, in welcher er die Mangelhaftigkeit der Huͤlfsquellen des Landes im Streite gegen die Macht Eng⸗ lands darlegte, veranlaßte aber dadurch nur noch groͤßeren Un⸗ willen beim Kaiser, der ihm bei seiner Ankunft vor Peking nur die Wahl ließ, ob er gehaͤngt oder erschossen werden wolle, worauf Kischin das Erstere waͤhlte. An seine Stelle wurde Lin zum Gouverneur der beiden Provinzen Kwang ernannt.

Zu gleicher Zeit erließ der Kaiser ein Edikt, in welchem er erklaͤrt, daß die Frechheit und Suͤnde, welche sich die Briten durch die Zerstoörung der Forts der Bocca Tigris schuldig ge⸗ macht, nicht durch alle Wogen des oͤstlichen Oceans weggewaschen werden koͤnne; er befiehlt daher, daß sein juͤngerer Bruder und sein oberster Minister ein Heer von 50,000 Mann in aller Eile nach Canton fuͤhren sollen, um zu verhindern, daß auch nur ein einziges Britisches Schiff den Weg der Ruͤckkehr sinde. Jeden Gedanken an Frieden weist dieses Edikt zuruͤck. „Laßt die beiden Worte: Frieden schließen“, so heißt es darin „fortan niemals ei⸗ nen Platz mehr finden in Euren Herzen und gebt ihnen auch nicht einmal Gestalt dadurch, daß Ihr sie niederschreibt.“ Zugleich er⸗ klaͤrt der Kaiser, sich selbst an die Spitze des Heeres stellen zu wollen, wenn sich sein Bruder saͤumig erweise, und uͤberdies will er ein Heer im Norden sammeln, um die Nester und Hoͤhlen der Englaͤnder in Indien und England von Grund aus zu zerstoͤren.

Mittlerweile ist indeß der Handels⸗Verkehr in Kanton in Folge der am 20. Maͤrz zwischen dem Capitain Elliot und den Behoͤrden abgeschlossenen Uebereinkunft wieder eroͤffnet worden; die Britischen Kaufleute haben wieder Besitz von den Fakto⸗

fanntschaften zu machen.

reien genommen, auf welchen die Britische Flagge aufgezogen

wurde, und welche eine Schutzwache von 50 Marine⸗Soldaten erhielten; aber der Handel schlug fast nur zum Vortheil der Chinesen aus, da sie fuͤr ihre Waaren die hoͤchsten Preise stellten und sich weigerten, Britische Waaren in Austausch zu nehmen, zu so niedrigen Preisen ihnen dieselben auch angeboten wurden. Dabei zogen sich immer groͤßere Truppenmassen in der Naͤhe von Canton zu⸗ sammen, so daß der neue Gouverneur der beiden Kwang⸗Provinzen sich veranlaßt fand, am 16. April eine Proclamation zur Beruhigung der Britischen Kaufleute zu erlassen, in welcher er ihnen anzeigte, daß sie nichts zu befuͤrchten haͤtten, so lange sie sich ruhig verhielten. In Erwiderung darauf erließ Capitain Elliot an demselben Tage eine Proclamation an die ruhigen und gewerbfleißigen Bewohner von Canton und erklaͤrte ihnen, daß keine militairischen Operatio⸗ nen gegen Canton unternommen werden sollten, so lange die Chi⸗ nesischen Behoͤrden der Uebereinkunft vom 20. Maͤrz treu blieben. In den ersten Tagen des Monat Mai zeigten sich bei den Man⸗ darinen in Canton abermals Symptome arger Boͤswilligkeit. Sie legten den Kaufleuten jedes mögliche Hinderniß in den Weg, ver⸗ langten offen die Auslieferung aller von den Englaͤndern besetzten Punkte und erklaͤrten, daß an keinen Frieden zu denken sey, so lange die Englaͤnder auch nur einen Fuß Chinesischen Landes besetzt hielten. Die Zuversichtlichkeit dieser Sprache erklaͤrte man sich durch die immer staͤrker werdende Truppenmacht in der Naͤhe von Canton, unter deren Schutz man auch begann, ein neues Fort bei der Stadt zu errichten, welches dazu bestimmt schien, die Schiffe und die Faktoreien zu belaͤstigen. Die Kaufleute geriethen daher von neuem in Besorgniß, und zu ihrem Schutze wurden mehrere der kleineren Britischen Kriegsschisse vorgestern den Fluß aufwaͤrts nach Canton beordert; Capitain Elliot segelte auf dem Dampf⸗ schiffe „Nemesis“ vorauf, in der Absicht, durch guͤtliche Vorstel⸗ lungen die Sachen wieder ins Geleis zu bringen. Die Britischen Kriegsschiffe „Algerine“ und „Modeste“ haben vor den Faktoreien Posto gefaßt. 15 Daß uͤbrigens die feindselige Stimmung gegen die Englaͤn⸗ der uͤberall verbreitet ist, beweist der Eifer, mit dem auch in Tschusan, welches bekanntlich nach Abschluß der ersten Ueberein⸗ kunft mit Kischin in Canton von den Briten gleich graͤumt wurde, Vorkehrungen zur Vertheidigung gemacht werden. Das Britische Schiff, „Columbine“ war dorthin gesandt worden, um Erkundigungen uͤber die Ermordung des Lieutenants Stead ein⸗ zuüziehen, der am 20. Maͤrz, als er aus dem von ihm befehligten Schiffe „Pestondschi Bomandschi“ ans Land stieg, in der Mei⸗ nung, die Insel sey noch im Besitze der Briten, von den Man— darinen zu Tode gesteinigt wurde. Die Boͤte der „Columbine“

wurden gar nicht an das Land gelassen und fanden uͤberall Ver⸗ schanzungen aufgeworfen, von denen aus Kanonen auf sie gerich⸗ tet wurden; erst nach vieler Muͤhe gelang es dem Missionair Guͤtzlaff, den vorstehenden Bericht uͤber den Tod des Lieutenants zu erhalten. Aehnliche Vorkehrungen, wie in Tschusan, werden laͤngs der ganzen Nordost⸗Kuͤste von China getroffen.

Die Ueberzeugung von den unveraͤndert feindlichen Absichten der Chinesen scheint endlich auch den Capitain Elliot zu entschie⸗ denerem Auftreten veranlaßt zu haben. Er hat Hong Kong wie⸗ der besetzen lassen, hat einen Capitain Caine vom 25sten Insan⸗ terie⸗Regiment zum Gouverneur der Insel eingesetzt und die Be— dingungen bekannt gemacht, unter denen Laͤndereien auf derselben zu erstehen sind, und soll mit einem Plane zu einer regelmaͤßigen Befestigung der ganzen Insel umgehen, der indeß, wie man be⸗

hauptet, nicht weniger als 500,000 Pfd. St. kosten und nicht

gleichen Schutz gewaͤhren wuͤrde, wie ein paar tuͤchtige, vor der Insel stationirte Fregatten. ,

Bis zum 15. Mai sind, in Folge der Uebereinkunft vom 20. Maͤrz, bereits 16 Millionen Pfund Thee verschifft worden, und man hat Schiffe genug, um noch 0 bis 8 Millionen Pfund nach England zu schaffen. Da indeß die Britischen Waaren kei⸗ nen Absatz sfinden und das baare Geld, welches bisher den aus— zufuͤhrenden Thee bezahlen mußte, selten wird, eine bedeutend groͤßere Ausfuhr wohl nicht mehr rechnen, zumal da die immer mehr gesteigerte Truppenmacht um Canton und die Aufforderung der Behoͤrden, daß die Englaͤnder das Land raͤu⸗ men sollen, ein baldiges Abbrechen allen Verkehrs erwarten lassen und bereits einen Theil der Bewohner Cantons vermocht haben, sich zu entfernen.

In Betreff des von dem erwarteten neuen Befehlshaber der Expedition, Admiral Parker, zu befolgenden Systems der, Krieg⸗

fuͤhrung erfaͤhrt man, daß er eine strenge Blokade der suͤdlichen

und westlichen Kuͤste von China anordnen und den Krieg auf das

ernstlichste betreiben wolle, jedoch mit moͤglichster Schoönung der vewohner von Canton, die im Ganzen gegen die Englaͤnder freund⸗ lich gesinnt seyn sollen. Die Expedition wird dann nordwaͤrts se⸗ geln und die schoͤne Insel Amoy besetzen, welche der Insel For⸗ mosa gegenuͤberliegt. Von dort begiebt sie sich nach Tschusan, das jedoch erst nach mehreren Monaten besetzt werden wird, da man jetzt Kunde von der ungesunden Beschaffenheit der Insel in den Herbst⸗ moönaten hat. Dagegen wird Ningpo, auf dem Festlande, Tschusan ge⸗ genuͤber belegen, besetzt werden, da es gute Verbindung mit dem unern besitzt, Lebensmittel in reichlichem Maße liefern kann und einen zweckmaͤßigen Stuͤtzpunkt fuͤr die Unternehmung gegen Tschu⸗ san bildet. Dort und in Amoy bleibt die Expedition ein halbes Jahr lang. Wenn dann die gelbe See schiffbar wird, nachdem die dort herrschenden Stuͤrme voruͤber sind, begiebt sich der Bri⸗ ische Bevollmaͤchtigte in Person nach Peking, begleitet von dem Theil der Flotte, und wird vermuthlich seine erste Kon⸗ ferenz mit dem Kaiser unter den Batterieen der achtundsechzig⸗ pfuͤndigen Geschuͤtze der Englischen Dampfschiffe abhalten. Die Absicht geht dabei natuͤrlich auf vollstaͤndige Entschaͤdigung fuͤr Privat⸗ und öͤffentliche Verluste und fuͤr die Kriegskosten. Außer⸗ dem wird Sicherstellung des Handels⸗Verkehrs und als Garantie dafuͤr die Einraͤumung einer festen Stellung in China gefordert werden.

Breslau, 5. Sept. (Schles. Z.) Wir koͤnnen unserer

in Nr. 206 dieser Zeitung veroͤffentlichten Nachricht, daß Se.

Majestaͤt der Koͤnig Allergnaͤdigst erthaͤni F. geruht haben, die unterthaͤnige Einladung der staͤdtischen Behoͤrden zu einem Festmahl anzuneh⸗

men, noch die jedem hiesigen Einwohner gewiß hoͤchst begluͤckende Mittheilung hinzufuͤgen: daß Se. Köͤnigl. Majestaͤt Sich nicht

nur uͤberhaupt auf das Allerhuldreichste mit den staͤdtischen De⸗ putirten unterhielten, sondern auch zu erkennen gaben, wie Aller⸗ hoͤchstderselben Wuͤnschen nur entgegengekommen wuͤrde und Sie Sich freueten, alte Bekannte wieder zu finden und neue Be⸗ hen. Koͤnigliche Worte! Sie sind der

schonste Dolmetscher der Huld, welcher die Stadt Breslau sich erfreut, die ihrerseits Alles aufbieten wird, um den Ausdruck der

s treuen Anhaͤnglichkeit und der festgewurzelten Liebe an das Ko⸗

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nigshaus, dem unsere Stadt so vieles zu danken hat, auf eine sie

selbst ehrende Weise darzulegen. -

Am 3. September fruͤh 9 Uhr trafen Se. Majestaͤt der Ko⸗ nig bei dem 6ten Armee⸗Corps in Kapsdorf ein und ließen die Truppen auf dem Plateau von Borganie ein großes Mandover ausfuͤhren. Selten wird ein gleich schoͤnes großartiges Schlach⸗ tenbild gesehen worden seyn. Se. Majestaͤt sprachen die Aller⸗ hoͤchste Zufriedenheit auf das Gnaͤdigste aus. Dem Breslauer Landwehr⸗Bataillon wurde die Ehre zu Theil, daß Se. Majestaͤt die Mannschaft desselben auf das Herablassendste anredete. Mit⸗ tags war große Tafel in Kapsdorf, zu der auch alle in der Land⸗ wehr dienenden Gutsbesitzer befehlen waren.

Liegnitz, 4. Sept. (Bresl. 3.) Bei dem Ihren Ma⸗ jestaͤten von den Staͤnden und der Ritterschaft vorgestern Abends in der Ressource gegebenen Ball verweilten Allerhoͤchstdieselben ge⸗ gen 2 Stunden, bis nach 10 Uhr. An diesem Tage wurde Sr. Majestaͤt dem Koͤnige auch ein 105 Jahre alter Krieger aus der Zeit Friedrich's des Großen mit seinem 70 jaͤhrigen Sohne vorge⸗ stellt; Beide wurden beschenkt. 8 1

Gestern fruͤh fuhren Se. Majestaͤt mit Ihren Koͤnigl. Ho⸗ heiten dem Prinzen von Preußen und den Koͤnigl. Prinzen zur Besichtigung des 6ten Armee⸗Corps nach Kapsdorf, von wo Al⸗ lerhoͤchstdieselben Abends gegen 9 Uhr hierher zuruͤckkehrten. Ihre Majestaͤt die Konigin hatten Kenntniß von einer hier unter Lei⸗ tung der Frau Regierungs⸗Praͤsidentin Graͤfin zu Stolberg⸗Wer⸗ nigerode in Verbindung des Frauen⸗Vereins bestehenden Kleinkin⸗ der⸗Bewahr⸗Anstalt genommen und begnadigten diese im Schlosse befindliche Anstalt durch Allerhoͤchstihren Besuch.

Ihre Kaiserl. und Koͤnigl. Hoheiten die Erzherzoge und der Kurprinz von Hessen mit dem Prinzen Karl von Bayern waren Vormittags zur Ansicht des Lagers nach Koischwitz gefahren.

so kann pean auf

Bei angetretener Ruͤckfahrt wurden die Pferde an der Equipage Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kurprinzen von Hessen wild, jedoch der gewandten Lenkung des Kutschers, welcher mit dem von beiden Prinzen und zwei Preußischen Generalen besetzten Wagen mehr⸗ mals im Kreise umher fuhr, und den aus den Zelten herbeieilen— den Soldaten, die den Vorderpferden in die Zuͤgel fielen und die Thiere niederrissen, gelang es, die den hoͤchsten Personen drohende Gefahr zu beseitigen; Hoͤchstdieselben fuhren darauf in einer an⸗ deren Equipage nach Liegnitz zuruͤck.

Am Abend wurde im Lager unerwartet die Ankunft Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin gemeldet; schnell eilte das Militair aus seinen Zelten und stellte sich in Gruppen an der Straße auf. In dem Augenblick, als Ihre Majestaͤt, von dem Kommandanten des Lagers, General⸗Major von Bockelmann, zu Pferde begleitet, anlangten, wurden Allerhoͤchstdieselben mit einem freudigen „Hur⸗ rah!“ begruͤßt, und dieser Ausruf toͤnte so lange durch das Lager, bis Ihre Majestaͤt dasselbe umfahren und das Dorf Koischwitz zur Ruͤckkehr nach Liegnitz erreicht hatten. .

Gestern Morgens ist das hier kantonnirende 6te Infanterie⸗ Regiment und das Lissaer Garde⸗Landwehr⸗Bataillon ausgeruͤckt, ersteres kommt in die Gegend von Rohnstock, letzteres in und bei Kolbnitz, dem Hauptquartier Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, zu stehen. Heute fruͤh haben die uͤbrigen Truppen des 5ten Armee⸗Corps ihre Kantonnirungen im Lager bei Koischwitz und der Umgegend von Liegnitz verlassen und sind bereits nach der neuen Formation in Avantgarde, Gros und Reserve zum Beginn der Felddienst⸗ Uebungen auf dem Marsche nach der Gegend von Striegau. Der Gesundheits⸗Zustand der Corps ist bisher ausgezeichnet gut ge⸗ wesen.

Das Lager des 6sten Armee⸗Corps liegt in einer Entfernung von 3 ½ Meile von Breslau auf der schoͤnen Ebene hinter dem Dorfe Beilau, und zieht sich von da am Schweidnitzer Wasser hin bis zu dem Dorfe Fuͤrstenau. Das Lager des 5ten Armee⸗ Corps zieht sich von dem Dorfe Koischwitz bis zu dem eine halbe Stunde weit entfernten Dorf Klemmerwitz, nach Wahlstatt zu, eine Meile von Liegnitz hin.

ndustrielle und kommerzielle Zustände Belgiens. 5

Fabriken. Großhandel. Eisenbahnen. late. Schifffahrt. Banken.

* Brüssel, im Aug. Um den industriellen Zustand Bel⸗ giens richtig aufzufassen und die dadurch gebotenen Maßregeln zu wuͤrdigen, darf man seine politische Vergangenheit nicht aus dem Auge verlieren. Belgien ist erst seit kurzem ein unabhaͤngiger Staat geworden. Fruͤher mit Spanien, Oesterreich und zuletzt mit Holland vereinigt, hat es auch mehr oder minder die Vor⸗ theile und Nachtheile einer solchen Verbindung zu tragen. Die Vereinigung mit Holland war seinen materiellen Interessen durch⸗ aus foͤrderlich gewesen. Holland brachte freilich in die Gemein⸗ schaft eine bedeutende Schuldenlast, dafuͤr arbeiteten aber die Bel⸗ gischen Fabriken fuͤr die, wenn auch unter bedeutenden Kosten, immer mehr aufbluͤhenden reichen Kolonieen. Der Großhandel, besonders in Antwerpen, erhielt dadurch seine reichste Nahrung. Die Revolution zerriß diese Bande und versetzte dem Handel und der Industrie den haͤrtesten Schlag. Die Fabriken stockten und der Großhandel war fuͤr lange Zeit ruinirt. Man hoͤrte durch das ganze Land nur ein und dieselbe Klage uͤber den Verlust der Kolonieen und, einige eifrige Patrioten abgerechnet, wagte wohl Keine, der neuen Unabhaͤngigkeit eine lange Dauer zu versprechen. Es ist daͤher ein Beweis von der inneren Kraft und den reichen Lebensquellen des Landes, so wie von der Thaͤtigkeit der Regie⸗ rung, daß eine Krisis, wie die Revolution sie herbeifuͤhrte, hat uͤberstanden werden koͤnnen.

Belgien war nun aber auf sich allein verwiesen, mußte sich neue Wege bahnen, neue Huͤlfsquellen, neue Handelswege eroͤff⸗ nen, was bekanntlich nicht das Werk einiger Jahre seyn kann. Koͤnig Wilhelm hatte jede Art der Industrie im Lande durch Ermunterung und Unterstuͤtzung zu heben gesucht, und der Erfolg war gluͤcklich gewesen, da die Kolonieen groͤßtentheils einen siche⸗ ren Absatz darboten. Allein durch diese einseitige, wenngleich sichere, Ausfuhr waren zwei bedeutende Nachtheile entstanden. Einestheils hat sich die Fabrication einem gemaͤchlichen Gange uͤberlassen, ohne auf die Verbesserungen zu achten, die man besonders in England seit Jahren gefaͤhrt hatte; denn der Stachel der Konkur⸗ renz fehlte, da der Absatz gewiß war. Anderntheils hatte sich auch der Antwerpener Großhandel um keine anderen Handelswege be⸗ kuͤmmert, da die geöffnete Straße ihm genuͤgte. Um so rathloser war daher der Zustand, welchen die Revolution herbeifuͤhrte. Auf der einen Seite eine stationair gewordene Industrie, die fast keine Konkurrenz bestehen konnte, auf der anderen ein Handel, dem nur der schoͤne Hafen zuruͤckgeblieben war. Wenn wir von der In⸗ dustrie dieser Zeit reden, so haͤben wir besonders die von Koͤnig Wilhelm gepflegte und in Gent sehr ausgedehnte Kattun⸗Fabri⸗ cation im Auge. Als in diesem Zweige nach der Repolution die Arbeit wieder begann, fuhren die Fabriken fort, in der Art und

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nach den Mustern zu arbeiten, die wohl Indianern in Java und Sumatra genuͤgen und gefallen konnten, aber auf anderen Maͤrk⸗ ten, wo auch die Produkte der Nachbaren ausgelegt wurden, wie Schatten gegen Licht erscheinen mußten. Eine Krisis war daher unausbleiblich und war im Jahre 1835 am hoͤchsten gestiegen. Die Fabrikanten hatten sich aber eingebildet, 882 ihnen allein durch die Erhoͤhung der Eingangszoͤllle auf die gus andischen Pro⸗ dukte geholfen werden koͤnnte und fuͤr diese Maßregel die Flan⸗ drischen Deputirten gewonnen.

Die Angelegenheit wurde in den Kammern lebhaft diskutirt, wo man, um das Einschmuggeln zu verhindern, zugleich darauf antrug, daß allen Waaren ein Stempel aufgepraͤgt Und Haussu⸗ chungen bei den Kaufleuten erlaubt werden sollten, um einge⸗ schmuggelte Waaren ausfindig machen zu koͤnnen. Die Regie⸗ rung widersetzte sich standhaft solchen siskalischen und schaͤdlichen Maßregeln, sie gab den Fabrikherren zu verstehen, wo die Quelle des Uebels liege, die Krsis ging weiter, die Fabrication besserte sich und die Ausfuhr hob sich bedeutend. Der Erfolg rechtfertigte also vollkommen das durch eine weise Handels⸗Polltik gebotene Be⸗ tragen der Regierung. Vor zwei Jahren trat freilich wieder eine Krisis ein, die selbst von bedenklichen Unruhen der Arbeiter in Gent begleitet war; allein diese hatte vornehmlich in der unmaͤßi⸗ gen Production ihren Grund, die bekanntlich uͤberall und zwar periodisch mit einer gezwungenen Stagnation endigt.

Was nun anderenseits den Großhandel betrifft, so hat sich dieser nur aͤußerst langsam wieder etwas heben koͤnnen. Der Großhan⸗ del muß von Unternehmungsgeist beseelt seyn, Expeditionen selbst auf manche Gefahr hin wagen, mannigfache Versuche machten, wiederholte Anlaͤufe nehmen, um neue Handels⸗Straßen anzubah⸗ nen. Leider hatte dies Alles der Antwerpener Großhandel bei dem ausschließlichen Kolonial⸗System verlernt. Nach der Revolution uͤberließ er sich daher nur steten Klagen; kleinmuͤthig und furcht⸗ sam zehrte er von erworbenem Reichthum, nur noch kleinem und sicherem Gewinn nachgehend. Gewiß ist es auch leichter, die Indu⸗ strie neu zu beleben, als einem Handelsstande Unternehmungsgeist einzufloͤßen. Daß aber dieses Urtheil dem Handel von Antwerpen nicht zu nahe tritt, beweist ein konfidenzielles Schreiben vom J. 1839, des Belgischen Gesandten am Londoner Hofe, Herrn van de Weyer, welches vom damaligen Minister des Innern, Herrn de Theux, den Handels⸗Kammern vertraulich mitgetheilt und auf diese Weise. wie leicht vorauszusehen, zur öffentlichen Kenntniß gebracht wurde, Herr van de Weyer bezeichnete ohne Hehl die Quelle des Uebels als in dem herrschend gewordenen kleinlichen Geiste des Belgischen Handels liegend und erbot sich Verbindungen zwischen Belgischen und einigen namhaft gemachten Englischen Handelshaͤusern anzu⸗ knuͤpfen. Der Minister mußte damals von den Journalen und in der Kammer heftige Vorwuͤrfe vernehmen, Anlaß zur Verdf⸗ fentlichung dieses Schreibens gegeben zu haben. Allein es ist ge⸗ wiß gut, daß die Wahrheit einmal offen gesagt ward.

Aus diesen Vorgaͤngen ist, glauben wir, hinlaͤnglich ersichtlich,

daß das ausschließliche Kolonial⸗System sehr ungluͤcklich auf das abgesonderte Belgien gewirkt hat. Aber welche positive Schluß⸗ folgerungen soll man daraus fuͤr seinen jetzigen Zustand ziehen?2 Wir glauben diese sehr bedeutende Folgerung, daß sich Belgien keiner einzelnen Richtung weder uͤberlassen, in keinem ausschließli chen Markte, so lockend und gewinnbringend er auch scheinen koͤnnte, sein Heil setzen, sondern uͤberall Handels⸗Verbindungen anknuͤpfen, sich, jung und kraͤftig wie es ist, einmal in der Welt versuchen und, seine historischen Erinnerungen zu Huͤlfe nehmend, den echten großartigen Handelsgeist wieder beleben soll. Freilich klingt ein solcher Rath den augenblicklich Leidenden und nur die naͤchste Gegenwart Beruͤcksichtigenden wie eine bloße Phrase; al⸗ lein eine Regierung, welche uͤber den Einzelnen steht, sich eine wei⸗ tere Aussicht ungetruͤbt erhaͤlt und die Politik nicht blos nach momentanen Verhaͤltnissen bemißt, muß auch an die Zukunft den⸗ ken und sich durch die Vergangenheit belehren lassen. Schlosse sich daher Belgien Frankreich an, in der Art, wie es eine kurz⸗ sichtige Handels⸗Politik gerathen hat, so wuͤrde es sich dadurch in eine aͤhnliche und um so groͤßere Gefahr begeben, als die indu⸗ striellen Verhaͤltnisse der Voͤlker immer mannigfacher und verwik⸗ kelter werden. Welche Folgen wuͤrden nicht daraus entspringen, wenn bei einem Kriege, wo Belgien nicht das Franzoͤsische In⸗ teresse theilen, oder ganz neutral bleiben wollte, ploͤtzlich die beste⸗ henden Handels⸗Verhaͤltnisse aufgeldst wuͤrden? Wuͤrde sich nicht das Land in einem klaͤglicheren Zustande befinden, als wodurch es durch die Revolution versetzt ist? Liegt daher Belgien etwas an seiner Unabhaͤngigkeit, will es nicht ein Spielball seyn, den sich die anderen Laͤnder periodisch gegenseitig zuwerfen, so muß es diese Unabhaͤngigkeit auf industriellem und kommerziellem Wege so gut wie auf dem politischen zu erhalten suchen. In einem Volksleben ist nichts isolirt, das Eine haͤlt und stuͤtzt das Andere. Aus dieser allgemeinen Handels⸗Politik ergeben sich nun auch die einzelnen Maßregeln, die Belgien ergreifen kann und die wir noch etwas naͤher besprechen wollen.

Die Handelsfrage, welche immer mehr eine Lebensfrage der aus ihrer Vereinzelung heraustretenden Nationen wird, stellt sich

um so komplizirter fuͤr die kleineren Staaten dar, als diese, we⸗

niger sich selbst genuͤgend, nothgedrungen sind, Handels⸗Verbindun⸗ gen zu suchen, dabei aber, um ihre politische Unabhaͤngigkeit zu er⸗

halten, vielfaͤltigere Ruͤcksichten nehmen muͤssen, als dies die grd⸗

ßeren Staaten noͤthig haben. Haben doch neuere Staats⸗Oekono⸗ men den kleineren Staaten die Moͤglichkeit der Selbsterhaltung abgesprochen. Allein ist nicht die Schweiz seit langer Zeit ein reiches Land, wo Handel und Industrie beharrlich fortschreitet, und zwar unter einem Systeme, dem der Handels⸗Freiheit, wel⸗ ches anderwaͤrts als der Ruin der nationalen Industrie angese⸗ hen wird? Man hat Belgien, die Niederlande uͤberhaupt, nicht ohne einigen Grund mit der Schweiz verglichen und einige Theo retiker haben die Schweizerische Handels⸗Freiheit Belgien zum Muster aufstellen wollen. Allein man vergißt bei diesen Theorieen gemeiniglich, daß es sich nicht um die kommerzielle Konstituirung eines Staates ab ovo handelt, sondern um historisch vorliegende Zu staͤnde, die zu beruͤcksichtigen sind, so wie um industrielle und kommer⸗ zielle Eigenthums⸗Verhaͤltnisse, die sich unter diesem Zustande gebildet haben. Die Handels⸗Freiheit muß immer das anzustrebende Ziel bleiben, das auch erreichbar ist; es muß sich diese Freiheit allmaͤ⸗ lig auf die verschiedenen internationalen Handels⸗Artikel. ausdeh⸗ nen, allein keine verstaͤndige Regierung kann daran denken, sie mit einemmale zur Ausfuͤhrung zu bringen. Wenn man auch nach den Ansichten, welche sich haͤufig in den Kammern bei den Zoll⸗ Diskussionen ausgesprochen haben, wuͤnschen muß, daß Belgien sich nicht dem entgegengesetzten Systeme uͤberlaͤßt, so kann es doch in der obigen Theorie keine Abhuͤlfe fuͤr seinen Handels⸗Zustand finden. Belgien befindet sich aber jetzt in einem der entscheidenden Augenblicke, woes den Beweis liefern muß, ob es die Weisheit und die Kraft besitzt, die errungene politische Unabhaͤngigkeit im Innern in .se e wea und kommerzieller Hinsicht durchzufuͤhren. Nach unserer Ueber⸗ jeugung hat die Regierung den richtigen Weg betreten, der allein 22