1841 / 253 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ner Functionen an das Departement des Innern, so wie an ei⸗ nem anderen Tage auf Vorlegung aller dem Britischen Gesand⸗ ten in den Vereinigten Staaten in Bezug auf die Sache Mac Leod's ertheilten Instructionen antragen werde. Dr. Bowring will in den naͤchsten Tagen auf Abschriften aller fremden Zoll⸗ Tarife, auf Abschaffung des Verbots der Einsuhr von fremdem Vieh und auf Erwaͤgung der in anderen Laͤndern auf dem Grund und Boden lastenden Abgaben antragen.

Der erste Kabinets⸗Rath der Verwaltung Sir Robert Peel's wurde am Sonnabend um 3 Uhr im auswaͤrtigen Amte gehal⸗ ten. Die Mehrzahl der neuen Minister arbeiteten bereits diesen Morgen in ihren respektiven Departements. Am Freitag, Abend gab der Herzog von Wellington den Mitgliedern des Ka⸗ binets ein Diner in Apsley⸗House.

Die kleine Kronprinzessin war ein paar Tage so unwohl, daß ihr Befinden einige Besorgniß erregte. Die beiden Koͤniglichen Leibaͤrzte, Sir James Clark und Dr. Locock waren abwechselnd in Claremont, indeß ist jetzt schon wieder Besserung eingetreten.

Der Herzog von Devonshire wird in der naͤchsten Woche von Deutschland nach Italien reisen; er beabsichtigt, den Winter zu Neapel oder Venedig zuzubringen. 1

Das Haus Molines und Compagnie zu Liverpool hat, nach dem Sun, mit einer Passivsumme von 300,000 Pfd. St. fallirt. 88 Deutsche Bundesstaaten.

Leipzig, 9. Sept. Im Koͤnigreiche Sachsen wurden nach Einfuͤhrung des neuen Muͤnzfußes zweimal (unterm 15. Januar und 16. April) sogenannte „Muͤnzscheine“ ausgegeben. Diese sind jetzt fuͤr den 30. September dergestalt gekuͤndigt worden, daß ihre Verzinsung nur bis dahin stattfindet.

X Leipzig, 9. Sept. In einer meiner letzten Mittheilun⸗ gen (vergl. Schreiben aus Leipzig vom 23. August, Staats⸗ Zeitung Nr. 237) ist ein Ausdruck enthalten, welcher leicht miß⸗ verstanden werden koͤnnte; ich beeile mich daher, nachtraͤglich eine berichtigende Erlaͤuterung daruͤber zugeben. Wenn ich naͤmlich dort, bei Gelegenheit der Anzeige vom Tode des pensionirten Obersten von Leonhardi neben der ruͤhmlichst bekannten Tapferkeit der Koͤnigl. Saͤchsischen Schuͤtzen, welche unter den Befehlen des genannten Obersten standen, auch „ihre Rohheit“ in fruͤheren Zeiten erwaͤhnt habe, so ist dieser Ausdruck keinesweges in einem Sinne zu nehmen, welcher dem bewaͤhrten Rufe jener in aller Beziehung ausgezeichneten Truppe irgend Abbruch thun duͤrfte. Er kann in

dieser Verbindung einzig und allein von dem mit der geruͤhmten Tapferkeit in Verbindung stehenden Kriegsmuthe verstanden werden. Jede andere Deutung des in der Eile hingeschriebenen Wortes wuͤrde ja als eine eben so unwuͤrdige als ungerechte Beschul⸗ digung gegen fenes Corps erscheinen, an welche ich meinerseits nicht im Entferntesten denken konnte. Ebenso sind die dort herausgehobenen Verdienste des verstorbenen Obersten von Leonhardi um das ge⸗ dachte Corps keinesweges in dem Sinne namhaft gemacht worden, als ob dadurch die fruͤheren Befehlshaber desselben in S atten gestellt werden koͤnnten. Denn bekanntlich wurden unsere Schuͤtzen zu allen Zeiten von den ausgezeichnetsten Offizieren der Saͤchsi⸗ schen Armee befehligt, deren Verdienste um dieses Corps ebenso allgemein anerkannt sind, wie die des verstorbenen Obersten von Leonhardi. Noch gegenwaͤrtig gehoͤrt das Offizier⸗Corps unserer Schuͤtzen uͤberhaupt zu den ausgezeichnetsten und bewaͤhrtesten der Saͤchsischen Armee.

Leipzig, 10. Sept. (L. A. Z.) Gestern und heute wurde eine Ausstellung von landwirthschaftlichen Nutzthieren, Maschinen, Ackergeraͤthen, Modellen, Saͤmereien und anderen Industrie⸗Er⸗ zeugnissen bei dem landwirthschaftlichen Verein in Eutritzsch bei Leipzig abgehalten. Das Ministerium des Innern hatte dazu nicht nur seine Zustimmung gegeben, sondern auch eine nicht unbedeu— tende Geldbewilligung aus der Staats⸗Kasse bewilligt.

Oesterreich. Prag, 7. Sept. (L. . S.) Herr Thiers traf ganz un— unvermuthet uͤber Karlsbad kommend gestern Abend hier ein. Der Gasthof zu den drei Linden, wo er abstieg, war bereits heute Morgen sehr zeitig von Neugierigen umstellt, um den beruͤhmten Reisenden zu sehen, der schon um 6 Uhr auf den Hradschin fuhr. Er war blos von seinem Diener begleitet, da Madame Thiers bei ihrer Mutter in Ems zuruͤckgeblieben ist. Bei seiner Ruͤck⸗ fahrt vom Hradschin trat Herr Thiers in die Haagsesche Buch⸗ handlung, verließ dieselbe jedoch schon nach einigen Minuten wie⸗ der, dem Vernehmen nach der Unbescheidenheit eines Anwesenden wegen, der auf eine etwas zudringliche Art seine fruͤhere Bekannt⸗ schaft mit Herrn Thiers Portrait versteht sich, zu erkennen zu geben bemuͤht gewesen seyn soll. Dieser Umstand kann jedoch, wie jeder Vernuͤnftige sich uͤberzeugt haͤlt, unmoͤglich Ursache seyn daß Herr Thiers sich sofort in sein Hotel begab, Postpferde be⸗ stellte und schon vor 12 Uhr nach Wien abreiste. Wahrscheinlicher ist es, daß er die fuͤr morgen bevorstehende Hierherkunft der Her⸗ zogin von Angouleème erfahren haben mochte, welche auf der Ruͤck⸗ reise von Teplitz nach Kirchberg einen Tag hier verweilen und ebenfalls im Gasthofe zu den drei Linden absteigen wird.

Italien.

Neapel, 28. Aug. Das heutige Regierungs⸗Blatt enthaͤlt folgende Ernennungen: Der Staatsrath Don Giuseppe Lanza, Fuͤrst von Trabia, zum Minister der kirchlichen Angelegen⸗ heiten mit 6000 Ducati Gehalt. Der Praͤsident des Rechnungs⸗ hofes, provisorischer Direktor des Finanz⸗Departements, Don Ferdinando Ferri, zum Finanz⸗Minister mit 6000 Dti. Gehalt. Der Gehalt des Herzogs von Laurenzano, Staats⸗Minister ohne Portefeuille, wurde in Anerkennung seiner Verdienste von 2400 Dti. auf 3600 Dti. erhoͤht. Ferner wurden folgende Staatsraͤthe zu Ministern ohne Portefeuille ernannt, um im Minister⸗Rath eine Stimme zu erhalten (mit dem jaͤhrlichen Gehalt von 3000 Dti.), der General⸗Prokurater des Ober⸗Rechnungshofes, Cavalier G. Fortunato; der General⸗Advokat des Ober⸗Tribunals, Don Nicola Nicolini, und Don Michele Gravina, Fuͤrst von Comitini.

Aegypten.

Alerandrien, 21. Aug. (L. A. Z.) Der Englische und der Russische General⸗Konsul haben den Pascha aufs aͤußerste gebracht. Sie erklaͤrten, ihre Beglaubigungsschreiben nicht eher uͤbergeben zu wollen, bis Mehmed Ali alle Bedingungen des Be⸗ lehnungsfermans ohne irgend eine Ausnahme erfüͤllt habe. Unter diesen Umstaͤnden hat Mehmed Ali denn alles versprochen, und gestern ist das Paketboot „Nil“ mit Depeschen fuͤr Sami Bey nach Konstantinopel abgegangen, damit dieser Rifaat Pascha be⸗ nachrichtige, daß Mehmed Ali die Syrier losgeben wolle, aber dann auch den Zug nach Arabien nicht unkernehmen koͤnne. Gestern hatte denn auch der Englische General⸗Konsul Barnett seine feierliche Antritts⸗Audienz. Die Garde eroͤffnete den Zug;

ihr folgten die Kabasse und saͤmmtliche Konsulats⸗Janitscharen;

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vor dem Wagen des General⸗Konsuls trugen zwei Tuͤrkische Of⸗ fiziere einen Stab mit silbernen Glocken, eine nur den hoͤchsten

Wuͤrdentraͤgern zukommende hierauf folgten die

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Befehlshaber der Englischen Kriegsschiffe mit den Offiziren ihres Stabes, Oberst Napier und alle hier wohnenden Englaͤnder. Als die Englische Konsulatsflagge wieder aufgezogen wurde, begruͤßten saäͤmmtliche Englische Kriegsschiffe, wie die Forts sie mit 21 Ka⸗ nonenschuͤssen und flaggten bis zum Abend.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 15. Aug. Der Praͤsident der Vereinigten Staaten hat dem Kongresse auf dessen ausdruͤcklichen Wunsch die Denkschrift mitgetheilt, welche der Franzoͤsische Gesandte zu Washington, Herr von Bacourt, in Betreff der beabsichtigten Zoll⸗Erhoͤhung auf die Einfuhr gewisser Franzoͤsischer Artikel dem Schatz⸗Secretair uͤbergeben hat. Am Schlusse heißt es darin, daß Frankreich, falls Nord⸗Amerika den gedrohten Schritt wirk⸗ lich thue, seinerseits den Anforderungen seiner dadurch stark benachthei⸗ ligten Rheder, Kaufleute und Fabrikanten werde nachgeben muͤs⸗ sen und sich, so lieb ihm auch die Beibehaltung freundlicher Ver⸗ haͤltnisse mit Amerika sey, in die unangenehme Nothwendigkeit versetzt sehen wuͤrde, den Schifffahrts⸗Vertrag von 1822 und die der Nerd⸗Amerikanischen Baumwolle bewilligte Zoll⸗Herabsetzung von 50 pCt. aufzuheben.

China.

Macao, 20. Mai. Die erwaͤhnte Denkschrift, durch welche der Kommissar Kischin sein Benehmen in Canton zu rechtferti⸗ gen und dem Kaiser die Mangelhaftigkeit der Huͤlfsquellen des Landes darzulegen suchte, ist mit der gewoͤhnlichen Chinesischen Weitschweifigkeit abgefaßt und berichtet auch in seinem ersten Theile, der die Unterhandlungen und Gefechte zwischen den Eng⸗ laͤndern und Chinesen betrifft, meist bekannte Dinge. Es wird daher hinreichen, aus diesem Theil nur ein paar Stellen hervor⸗ zuheben und dann einige ausfuͤhrlichere Auszuͤge aus der letzten, die Zustaͤnde der Chinesen schildernden Haͤlfte des Berichts mit⸗ zutheilen. In ersterer Beziehung sagt Kischin unter Anderem: „Von dem Augenblicke an, da ich nach Canton herabgekommen bin, habe ich mich der List und den Raͤnken dieser frechen Auslaͤn⸗ der preisgegeben gesehen, unter allen Umstaͤnden sind sie ganz un⸗ lenksam, so daß mir der Kopf schmerzt und mein Herz zerrissen ist und meine Morgen⸗Mahlzeit mich ohne Eßlust findet! So haben wir z. B. bei einer Gelegenheit den Fremden eine Schlacht gelie fert, aber unsere Leute zeigten wenig Festigkeit; wir baten dann, daß eine Manifestation der himmlischen Majestaͤt zu ihrer Vernich⸗ tung vorgenommen werden moͤge. Aber ach! die Lage der Dinge und die Wuͤnsche meines Herzens stehen in starrem Widerstreite zu einander!“

Es wird dann uͤber eine Zusammenkunft berichtet, welche Kischin am 25. Januar mit Capitain Elliot hatte, und der er, wie er sagt, nicht habe ausweichen wollen, um ihm nicht Anlaß zu Argwohn zu geben und nicht eine voreilige Kollision herbeizu⸗ fuͤhren. Elliot's Sprache und Benehmen bei dieser Gelegenheit wird als achtungsvoll bezeichnet. In Betreff der von ihm ge⸗ machten Forderungen versichert Kischin ihm gesagt zu haben, es muͤsse Alles erst dem Kaiser zur Pruͤfung vorgelegt werden. Nach dieser Unterredung nahm der Kommissar eine Inspection der Bocca⸗Forts vor, deren Lage und Zustand er folgendermaßen schildert:

„Man kann nicht sagen, daß sie auf allen vier Seiten gaͤnzlich isolirt sind, dennoch aber stehen sie allein mitten im Ocean, sind uͤber die aͤußersten Punkte der Huͤgel vom Lande hinausgelegen, und man kann ihnen von der See, aug poͤllig nahe kommen; wenn sie umzin⸗ gelt und blokirt wuͤrden, so wuͤrde man nicht einmal Lebensmittel fuͤr die Truppen hineinschaffen koͤnnen. Euer Sklave (so nennt Ki⸗ schin sich, dem Kaiser gegenuͤber) schritt dann dazu, die Tiefe des Wassers zu messen, bei der Boecca Tigris anfangend und bis nach Canton hinauf sondirend, und er fand es zur Fluthzeit von zwei bis sechs und acht Faden tief, jedoch mit steter Veraͤnderung. Nun wissen wir alle, daß die Hauptursache die Errichtung dieser Forts die ist, den Kauffahrteischiffen, welche tiefer gehen, zur Schranke zu dienen und, was in Friedenszeiten auch geschehen kann, sie zu ver⸗ hindern, daß sie die Schranken uͤberschreiten oder rund herum fahren; wenn sie aber in Kriegszeiten Truppen transportiren wollen, in der Absicht, Rebellion anzustiften, so koͤnnen sie sich heimlich durch jeden Winkel und jedes Loch schleichen; sie haben nicht noͤthig, die Forts zu passtren, und koͤnnen so gerades Weges nach der Provinzjal⸗Haupt

stadt selbst hinaufsegeln. Wollten wir nun auch oberhalb der Bocca Tigris ein Hinderniß nach dem anderen anlegen, so ist doch die Be⸗ schaffenheit des Landes der Art, daß kein bedeutender Punkt zu finden ist, den wir besetzt halten koͤnnten.“ 8

Hieran schließt sich folgende interessante Darstellung des Zu⸗ standes der Artillerie und der Militairmacht uͤberhaupt:

„Was die in den besagten Forts aufgestellten Kanonen betrifft, so betraͤgt ihre Anzahl kaum mehr als 200 und genuͤgt nur eben zur Vertheidigung der Fronte, waͤhrend die Seiten ganz unbeschuͤtzt bleiben. Ueberdies ist die Jahl derjenigen unter ihnen, welche so⸗ fort gebraucht werden koͤnnen, gering, denn sowohl in Betreff ihrer Haltbarkeit als ihrer Fabrication herrschen große Maͤngel vor. Der Rumpf der Kanonen ist ungeheuer groß, aber die Bohrloͤcher sehr eng, und da die See in jenen Gegenden sehr breit ist, to tra⸗ gen sie kaum bis in die Mitte derselben; wenn man also ihre Zahl in Betracht zieht, so ist dieselbe geringer als die der Kanonen auf den auslaͤndischen Schiffen, und wenn wir von ihrer Wirksamkeit reden, so koͤnnen wir sie ebenfalls denen nicht vergleichen, welche die auslaͤndischen Schiffe fuͤhren. Ueberdies sind die Schießschar⸗ ten an den Forts so breit wie Thuͤren, breit genug, um mehreren Menschen zugleich zu gestatten, hinein⸗ und hinauszukriechen, und wenn wir eine volle Lage erhalten sollten, so wuͤrden sie unserer Mannschaft gar keinen Schutz gewaͤhren und koͤnnen mit einem Worte fuͤr durchaus unbrauchbar erklaͤrt werden. Wir sind jetzt gerade in der Nachforschung nach einem Geschuͤtz⸗Gießer begriffen, um zu sehen,

ob ein solcher zu finden ist, der Kanonen nach einem besseren Modell

gießen kann, in welchem Falle wir solche gießen lassen werden; aber wenn wir sie auch wirklich in dieser Weise gegossen bekommen koͤnnen, so wird das doch nur als eine Schutzmaßregel fuͤr die Zukunft die⸗ nen, aber fuͤr den gegenwaͤrtigen Fall nicht mehr zur rechten Zeit ge⸗ schehen koͤnnen; wir haben demnach jetzt durchaus nichts Gutes in unserem militairischen Ruͤstzeuge, worauf wir uns verlassen koͤnnten.“

„Ferner, was unsere Truppenmacht betrifft, so finde ich, daß, wenn die Auslaͤnder zuruͤckgetrieben werden sollen, dies nur durch Gefechte zur See geschehen kann, und um gut zur, See zu fechten, muͤssen wir gute Marine⸗Soldaten haben. Ich habe jetzt Ew. Ma⸗ jestät dankbar dafuͤr zu seyn, daß Landtruppen aus verschiedenen Provinzen speziell abgesandt worden sind; das beweist den großen und heiligen Eifer, den Ew. Majestaͤt fuͤr die Sache hegt. Nun aber muͤssen diese Truppen an Bord unserer Seeschiffe gehen, bevor sie mit den Auslaͤndern ins Gefecht kommen koͤnnen, und wenn sie da nicht fest sind, oder nicht gewoͤhnt an Wind und Wetter, so koͤnnte uns das Unheil einer Niederlage bevorstehen. Sie sind nun aber nicht gewoͤhnt, an Bord von Schiffen zu gehen, und verstehen nicht, mit Schiffen zu manͤvriren, so daß wir keine anderen als die schon vorhandenen Marine⸗Soldaten gebrauchen koͤnnen. Die Marine⸗Truppen der Provinz Canton werden durch Werbung von der Seekuͤste her rekrutirt, und wie sie beschaffen sind, beruht auf unsicheren und schwankenden Grundlagen. Ich hatte ein Geruͤcht vernommen, dem zuͤfolge am 15ten Tage des 12ten Monats (7. Ja⸗

nugr 1841) nach der Schlacht diese Soldaten in Masse sich zu ih⸗

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rem Tetuh (General) begaben und unter falschen Vorwaͤnden Geld

von ihm erpreßten, wobei sie die Drohung aussprachen, sich zer⸗ streuen zu wollen, wenn sie nicht bezahlt wuͤrden. Ich begab mich daher zu dem besagten Tetuh und fragte ihn persoͤnlich in Betreff dieses Geruͤchtes, und da sagte er mir, es sey vollkommen wahr, und er habe sich genoͤthigt gesehen, da er ohne Geldmittel gewe⸗ sen sey, seine Kleider und andere Habseligkeiten zu versetzen, wo⸗ durch er in den Stand gesetzt worden sey, einem jeden seiner Sol⸗ daten aus der Provinz Canton eine Gratification von ein paar Dol lars zukommen zu lassen und sie dadurch bis jetzt auf ihren Posten zu halten. Wenn demnach die Truppen so gestimmt sind, so ist das sehr zu beklagen, denn es waͤre moͤglich, daß gerade im kritischen Momente, wo wir eine Schlacht liefern sollten, diese Marine⸗Solda⸗ ten schwach und ohne Kraft befunden wuͤrden, was zu den verderb⸗ lichsten Folgen fuͤhren koͤnnte; und wenn wir auch noch sonst gediente Truppen besitzen, so giebt es doch kein Mittel, diesen die Geschick⸗ lichkeit und Staͤtigkeit jener anzueignen. Uebrigens sind unsere Kriegsschiffe weder groß noch stark, sie sind außer Stande, schwere Kanonen zu fuͤhren, und vermoͤgen deshalb auch nicht, diese Auslaͤnder zuruͤckzutreiben. Dies sind die Bemerkungen, welche ich in Bezug auf die Schwaͤche unserer Militgir⸗Anstalten darzulegen habe.“ b dicht minder interessant sind folgende Bemerkungen Kischin's uͤber den Geist der Bevoͤlkerung in der Provinz Canton:

„Bei einer genaueren Pruͤfung habe ich auch gefunden, daß die charakteristischen Merkmale des Volkes der Provinz Canton Falsch⸗ heit, Undankbarkeit und Gierigkeit sind, wobei diejenigen gar nicht in Betracht kommen, welche bereits zu Verräthern geworden und von denen keine Veranlassung zu reden ist. Aber auch alle Uebrigen sind, vermischt mit den Auslaͤndern, an demselben Ort geboren und wohn⸗ haft; sie sind fortwaͤhrend daran gewoͤhnt, sie zu sehen, und seit Jah⸗ ren so vertraut mit ihnen, als waͤren es ihre Bruͤder; sie gleichen durchaus nicht den Bewohnern von Tinghae, welche, nie daran gewoͤhnt, mit den Auslaͤndern zu verkehren, sie soqleich als eine besondere Gattung erkannt haben. Aber wenn wir annehmen, daß die Auslaͤnder hier gethan haͤtten, was sie dort gethan, wenn sie truͤgerischerweise ihre jaͤmmerli⸗ chen Geschenke vertheilt und die Maschinerie ihrer Raͤnke in Be⸗ wegung gesetzt haͤtten, so fuͤrchte ich in der That, daß die gesammte Bevoͤlkerung dieser Provinz von ihnen verfuͤhrt worden waͤre; sie wuͤrden gewiß nicht die unbeugsame Festigkeit gezeigt haben, welche von den Bewohnern von Tinghae jetzt bewiesen worden ist. Dies sind die Bemerkungen, welche ich darzulegen habe uͤber die biegsame Gesinnung des Volkes von Canton, welcher Umstand uns noch groͤ⸗ ßeren Gruͤnd zur Besorgniß giebt.“ .

„Fruͤhere Berichte uͤberblickend, finde ich in Bezug auf die Auf⸗ hebung der sogenannten Ladronen, daß diese nichts Anderes gewesen sind, als Diebe und Raͤuber; die Schiffe, auf welchen sie sich befan⸗ den, sind Chinesische Schiffe, und die Kanonen, deren sie sich be⸗ dienen, in China verfertigte Kanonen, und dennoch wurde diese Sache mehrere Jahre hindurch fortgesponnen und erst dadurch zu Ende ge⸗ bracht, daß man sie unter dem Versprechen einer Amnestie aufforderte, sich zu ergeben. Unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden ist zu befuͤrch⸗ ten, daß der Stich dieser Wespen noch toͤdtlicher werden kann.

Hiernach gelangt Kischin zu dem Resultat, daß man sich auf die vorhandenen Vertheidigungswerke nicht verlassen könne, und daß in der Schlacht die Truppen nicht Stand halten wuͤrden. „Ueberdies“, fuͤgt er hinzu, „bedarf es noch der Zeit, bis die von Ew. Majestaͤt aus den verschiedenen Provinzen herbeorderten Truppen ankommen koͤnnen, auch koͤnnen sie nicht alle zugleich da seyn, und die Zusammenbringung einer großen Masse von Trup⸗ pen ist nicht eine Sache, die sich in aller Ruhe bewerkstelligen laͤßt; die eingeborenen Verraͤther werden ohne Zweifel zeitig da⸗ von Kunde geben und die Auslaͤnder dann ohne Weiteres ihre Tollheit und ihren Uebermuth ausbrechen lassen.“ Nachdem er endlich noch um Verzeihung gefleht, daß er es gewagt, sich auf eine Schlacht einzulassen, ohne daß er im Stande gewesen, das Schicksal zu zwingen, und daß er sich unterstehe, dem Kaiser eine solche Schilderung von der Lage der Dinge zu machen, erklaͤrt er offen und muthig, daß ihm die Wahrheit und das Heil des Landes theurer sey als Alles, und daß keine persoͤnliche Furcht ihn haͤtte zuruͤckhalten koͤnnen, dem Kaiser vorzustellen, was die hoͤchsten Interessen ihm zu erheischen schienen. Er bittet schließlich, daß Se. Majestaͤt einen anderen hohen Beamten mit besonderer Voll⸗ macht absenden wolle, um die Wahrheit seiner Berichte an den Tag zu bringen.

Die Kaiserliche Antwort hierauf, welche unterm 16. Februar, „mit dem rothen Pinsel geschrieben“, in Canton einging, lautete folgendermaßen:

„Wir koͤnnen unter keiner Bedingung die Beleidigungen dieser Auslaͤnder ruhig hinnehmen und uns bethoͤren lassen, wie du gethan hast. Blind und verblendet, wie du bist, darfst du es wagen, die Frechheit zu haben, unseren Befehlen den Ruͤcken zu kehren, fort⸗ waͤhrend die Dokumente der Auslaͤnder hinzunehmen und sogar Bit⸗ ten zu ihren Gunsten an uns zu richten? Solch' ein Verfahren uͤber⸗ schreitet die Graͤnzen der Vernunft. Kraftlos und unwuͤrdig wie du bist, was fuͤr eine Art von Herz kann in deiner Brust enthalten seyn? Nicht nur nimmst du ihre Drohungen und Beleidigungen gutwillig. hin, sondern du wagst es selbst, einige Bemerkungen zu machen, in der Absicht, uns in Schrecken zu setzen! Wisse aber, daß wir keine feige Furcht haben! Wir werden unsere ferneren Befehle demnaͤchst verkuͤnden. Achte dies.“

Die ferneren Befehle gegen Kischin bestanden nun in einem am 26. Maͤrz in Canton eingetroffenen Kaiserlichen Edikt, in wel⸗ chem die bereits erwaͤhnte Wiedereinsetzung Lin's verkuͤndet und verfuͤgt wird, daß Kischin, weil er sich von den Englaͤndern habe bestechen lassen, verhaftet, sein Haus versiegelt, seine Familie in Eisen gelegt und er sowohl wie seine Familie nach Peking gebracht und dort an dem Tage ihrer Ankunft hingerichtet werden sollen. Diese Strafe scheint jedoch dem Kaiserlichen Zorn noch nicht ge— nuͤgt zu haben, denn am 30. Maͤrz traf in Canton folgendes ge⸗ gen Kischin und einige andere Beamte erlassenes Straf⸗Edikt ein, welches indeß nach einigen Berichten bis jetzt noch nicht zur Aus⸗ fuͤhrung gekommen seyn soll, so daß an der Hinrichtung Kischin's noch gezweifelt werden darf:

„Kischin hat sich bestechen lassen und unsere Truppen bestochen, damit sie nicht fechten; ich befehle daher, daß er sofort in der Mitte des Leibes auseinandergeschnitten werde. Auch sollen alle diejeni⸗ gen, welche ihm in seinem Amte beigegeben sind, Große oder Kleine, alle seine Verwandten und Alle, die ihm angehboͤren, nebst denen, welche Geschaͤfte mit ihm betreiben, ohne allen Unterschied enthaup⸗ tet werden. Auch soll Paoutsung, der sich hochverraͤtherischerweise in dieser Sache mit den Englaͤndern verbunden hat, eines lang⸗ samen und schmachvollen Todes sterben, indem man ihm das Fleisch stuͤckweise von den Knochen schneidet; sein Geburtsort soll auf hundert Li (27 Englische Meilen) in der Runde wuͤst gelegt und seine Verwandte deportirt werden. Es soll die Pfauenfeder von der Muͤtze Rihschans genommen werden, wegen seiner Schwaͤche und seines Zöͤgerns, als er die Truppen ins Gefecht fuͤhren sollte; Lung⸗ wang soll um zwei Rangstufen degradirt und Hanghang des Ranges Hau, der den wahrhaft Tapferen zukommt, entsetzt werden. Auch soll jeder Beamte der Provinz Canton, ob hoch oder niedrig, seines Amt⸗Knopfes beraubt werden, bis er sein Versehen durch kraͤftige Anstrengung gut macht. Achtet dies.“

Inland.

Jauer, 8. Sept. (Bresl. Z.) Am 5. September fing das Manbver des öten und 6ten Armee⸗Corps statt um 8 Uhr

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bei Striegau, erst Nachmittag um 4 Uhr bei Herzogswaldau an. Diese bereits den Tag vorher von Sr. Majestaͤt befohlene Abaͤn⸗ derung war den Truppen sehr guͤnstig, weil es früͤh bis gegen Mit⸗ tag sehr heftig regnete, Abends aber das Wetter sich voͤllig auf⸗ klaͤrte. Se. Masestaͤt der Koͤnig, alle Prinzen des Koͤnigl. Hauses, so wie die Hoͤchsten und hohen fremden Gaͤste wohnten diesen und den an den folgenden Tagen stattfindenden Feldmanoͤvers bei, welche ein treues Bild des Krieges gaben und sich die Allerhoͤchste Zufrie⸗ denheit erworben haben sollen. Auf dem Wege von Liegnitz pas⸗ sirten Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Koͤnigin einzein die festlich geschmuͤckte Stadt Jauer und wurden an einer Ehrenpforte von den Behoͤrden der Stadt und 30. weiß gekleideten Maͤdchen begruͤßt. Ihre Majestaͤt die Koͤnigin setzte dann ihren Weg nach Domanze fort. Se. Majestaͤt der Koͤnig ritt nach dem Mandver, etwa um 7 Uhr Abends, durch die ganze Stadt und nahm dann in Kolbitz auf dem Schlosse des Landraths von Zedlitz Quartier, wo sich Allerhoͤchstderselbe noch aufhaͤlt.

Kreuznach, 5. Sept. (Duͤsseld. Z.) Lgager ist dem hiesigen Gymnasium eine seltene Auszeichnung zu Theil geworden. hre Königl. Hoheit die Prinzessin von Preußen ge⸗ ruhten zuerst am 30. August die öffentliche Pruͤfung, als die Pri⸗ maner und ö vee Erxen

it Ihrer hohen egenwar DPie acs he Phin begluͤckten Pehrer und Schuͤler durch die ge⸗ spannteste Aufmerksamkeit und durch gnaͤdige e. Hoͤchstihrer Zufriedenheit, und zogen ang diesem un am fol⸗ genden Tage, wo Hoͤchstdieselben auch dem Rede⸗Aktus beiwohn⸗ ten, die genauesten Nachrichten uͤber den Zustand die Lehrweise und uͤber einzelne, sich trgendwvie auszeichnende Schuͤler ein. Einen Schuͤler, welcher eine selbstverfertigte Lebens⸗ Charakteristik des Hochseligen Koͤnigs vortrug, ließ die hohe Frau spaͤter besonders zu sich kommen, und bezeigte ihm Hochstihren gnaͤdigen Beifall. Am 3. September endlich geruhten Ihre Koͤnigliche Hoheit auch noch beinahe zwei Stunden lang dem Eramen der Vorbereitungs⸗Schule beizuwohnen und legten Ihr freudiges Wohlgefallen uͤber das bestimmte Antworten und das frische aufgeweckte Wesen der Kleinen den Lehrern an den Tag.

Paderborn, 6. Sept. (Westph. Merk.) Nach Inhalt der letztwilligen Verordnung des verewigten Bischofs von Pader⸗ born erbt das hiesige katholische Waisenhaus aus seinem Nachlasse eine Summe von fast 65,000 Rthlrn. mit der Bestimmung, daß an den Revenuͤen dieses Fonds die katholischen Waisen aus der Preußischen Provinz Westphalen, in so weit solche zur bischoͤfli chen Didzese Paderborn gehoͤrt, Theil nehmen sollen. Congregation der hiesigen barmherzigen Schwestern ist eine jaͤhrliche Rente von 400 Rthlrn. und der hiesigen Sonn⸗ tagsschule fuͤr Gewerbtreibende ein Kapital von 2000 Rthlrn vermacht. Zur Unterstuͤtzung huͤlfsbeduͤrftiger katho⸗ lischer Schulkinder fuͤr den ganzen Bereich des bischoͤfli⸗ chen Sprengels Paderborn ist ein Fonds von 10,000 Rthlrn. aus⸗ gesetzt worden. Außerdem kommen noch, mehrere andere Legate zu milden Zwecken vor, welche wir der Kuͤrze halber hier uͤberge⸗ hen muͤssen. Das Aufgezaͤhlte genuͤgt, um die Frage zu stellen, ob das Andenken des in Gott ruhenden Bischofs durch ein schoͤ⸗ neres Denkmal in Erz und Schrift geehrt werden kann, als er sich selbst in diesem Testamente fuͤr ewige Zeit gesetzt hat?

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Eröffnung der Berlin⸗Anhaltischen Eisenbahn. Berlin, 11. Sept. Mit der am gestrigen Tage eroffneten Eisenbahn⸗Verbindung zwischen Berlin und Coͤthen ist fuͤr unsere

Hauptstadt der Anfang einer neuen Epoche eingetreten. Denn was jetzt nur ein Mittel scheint, den Reisenden von und nach

dem westlichen und suͤdlichen Deutschland einen Tag oder eine Naͤcht unterweges zu ersparen, das wird bald als ein wichtiger

Theil des großen Eisenbahn⸗Retzes hervortreten, welches die aͤußer⸗ sten Punkte des gemeinsamen Deutschen Vaterlandes, vom Balti⸗ schen bis zum Adriatischen Meere, in die naͤchste Beruͤhrung und in einen fruͤher nie geahnten wechselseitigen Verkehr bringen, und dessen Mittelpunkt, allem Anscheine nach, Berlin werden wird. Schon jetzt liefert die 51 ½ Meilen lange Linie, welche Berlin mit Cöthen, Chthen mit Magdeburg⸗Leipzig und Leipzig mit Dresden verbindet, den Beweis, wie sehr die Zahl der Reisenden und der Verkehr mit Guͤtern waͤchst, wenn die Gelegenheit, die Einen und die Anderen zu befoͤrdern, so außerordentlich erleichtert und ver⸗ vielfaͤltigt ist, wie dies auch auf einem anderen Punkte unseres Vaterlandes durch die Rhein⸗Dampfschifffahrt taͤglich dargethan wird.

Die gestrige Eroͤffnung, mit welcher in Berlin, da dieselbe in die Zeit der Abwesenheit Sr. Majestaͤt des Koͤnigs fiel, keine besondere Feier verbunden war, wurde besonders dadurch verschoͤ⸗ nert, daß Ihre Koͤnigl. Hoheit die Prinzessin Karl die Gnade hatte, den ersten Eisenbahnzug zu einer Reise zu benutzen, die Hoͤchstdieselbe nach Weimar unternahm, wo Ihre Koͤnigl. Hoheit, obwohl der Zug erst um 7 ½ Uhr Morgens von Berlin abging, doch noch am gestrigen Abend ankam, da in Halle, beim Ein⸗ treffen des Eisenbahnzuges aus Coͤthen, die Extrapost⸗Pferde be⸗ reit standen, um die hohe Reisende nebst ihrem Gefolge weiter zu befördern. In Cöͤthen wurde Ihre Koͤnigl. Hoheit durch Se. Durchlaucht den aͤltestregierenden Herzog von Anhalt begruͤßt, Hoͤchstwelcher auch Ihre Koͤnigl. Hoheit, nachdem in der kurzen

eit des Wechselns der beiden Eisenbahnzuͤge ein Dejeuner ein⸗ genommen worden war, an den Reisewagen zuruͤckbegleitete.

Der Bahnhof in Coͤthen gewaͤhrte uͤbrigens gestern einen ungemein uͤberraschenden imposanten Anblick. Das Großherzog⸗ liche Restaurations⸗Gebaͤude war mit Blumen-⸗Festons und mit den Fahnen der Preußischen und der Anhaltischen Farben geschmuͤckt.

Die Direction der vh gdtrceeabaza0 Eisenbahn⸗Gesellschaft hatte

ihren Theil des Bahnhofes zur Begruͤßung des ersten vollstaͤndigen Convois der Schwester⸗Gesellschaft ebenfalls mit Blumengewinden und hohen Saͤulen geschmuͤckt, welche die Farben Preußens, Sachsens und Anhalts trugen. Bollerschuͤsse begruͤßten sowohl

den ersten aus Berlin ankommenden Zug, als auch den zweiten,

der unmittelbar nach jenem befoͤrdert werden mußte, da die Zahl von 600 700 Reisenden, die sich gemeldet hatten, so wie das zahlreiche Gepaͤck derselben und sechs Equipagen, nicht mit einem Train befoͤrdert werden konnte. Auf dem Cöothener Bahn⸗ hofe, wo nun außerdem noch die beiden Zuͤge aus Magde⸗ burg und Leipzig eingetroffen waren, und wo sich eine große Volksmenge aus der Stadt und Umgegend versammelt hatte, war in Folge dessen ein so buntes Gewuͤhl und Treiben entstanden wie man es kaum in den volkreichsten Staͤdten groͤßer zu sehen pflegt. Allerdings ward dadurch auch einige Unordnung bei dem Aus⸗ und Einstroͤmen der Reisenden von und nach den Berliner Mag⸗ deburger und Halle⸗Leipziger Wagenzuͤgen, so wie bei den Expedi⸗ rungen des Gepaͤcks, herbeigefuͤhrt, doch ist diese wohl in der ersten Zeit unvermeidlich und wird in der Folge, bei groͤßerer Geuͤbt⸗

In diesen Tagen

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heit des Dienst⸗Personals, gewiß ganz vermieden werden. Schon kordates wird der Spanischen Krone das ihr zustehende allge⸗

jetzt ist zum Theil dadurch Vorsorge getragen, daß in Berlin be⸗ sondere Gepaͤckwagen fuͤr die nach Magdeburg und Leipzig gehen⸗ den Reisekoffer ꝛc. bestimmt sind, welche in Cöͤthen umgepackt werden, sondern direkt weiter gehen. Aber

nicht Einsetzungsbullen wie zuvor bewilligt. De b auch maͤß, ernennt demnach die Krone saͤmmtliche Bischoͤfe und Erz⸗

meine Patronatrecht aufs neue von Seiten des Papstes an⸗ erkannt und diesem dagegen das Recht der Ausfertigung der

Der heutigen Praxis ge⸗

fuͤr die Station Halle muͤßte nothwendig ein solcher besonderer bischoͤfe, und der Papst hat dieselben durch besondere zu

Wagen bestimmt seyn, da wir schon gestern bemerkt haben, daß ein großer Theil der Reisenden, die nach den Saͤchsischen Herzog⸗ thuͤmern, nach Hessen und Frankfurt a. M. gehen, seinen Weg nicht uͤber Magdeburg oder Leipzig, sondern uͤber Halle nimmt,

konfirmiren. Zufolge der ley. 11. tit. 16 libr. 1 Nueyva cion werden diese Bullen, ehe sie in Kraft treten koͤnnen, dem Consejo de la Cämara, das jetzt durch das hoöchste Tribunal er⸗

setzt worden ist, vorgelegt, um zu untersuchen, ob sich irgend eine

ecopila-

welcher Ort den doppelten Vorzug gewäͤhrt, erstlich auf der direk⸗ das Koͤnigliche Patronatrecht beeintraͤchtigende Klausel darin be⸗

ten Route nach jenen Gegenden zu liegen und zweitens auch auf V dem kleinsten Umwege, durch die Eisenbahn erreicht zu werden,

faͤnde. werden die Exekutoriales ausgefertigt, damit der ernannte und

sach erfolgter Untersuchung und Anerkennung der Bulle

denn Halle, welches auf der Chaussee 22 Meilen von Berlin ent⸗ konfirmirte Praͤlat Besitz von seinem Sprengel naͤhme. Zu be⸗

fernt ist, hat auf der Eisenbahn eine nur um zwei Meilen groͤßere Entfernung und wird in sechs Stunden bequem erreicht.

merken ist noch, daß der Papst sich in jenem Konkordate die Vergebung von 52 besonders bezeichneten Benefizien vorbehielt,

Der erste Zug hatte jedoch gestern eine unerwartete Verzoͤge⸗ die jedoch nur an verdiente Spanische Geistliche verliehen wer⸗

rung zu erleiden. Dadurch naͤmlich, daß der Morgens um 8 Uhr von Coͤthen abgegangene, eine große Menge von Reisenden nach Berlin fuͤhrende Train von einer Lokomotive (dem „Hirsch“) ge⸗ füͤhrt wurde, welche seit dem vorjaͤhrigen Herbst den Dienst zwi⸗ schen Deßau und Coͤthen verrichtet und dadurch schon etwas ge⸗ litten hatte, verspaͤtete sich dieser um drei Viertelstunden, und der Berliner Zug war in Folge dessen genoͤthigt, auf der Auswei⸗ chungs⸗Station Zahna eben so lange still zu stehen und zu warten. Abgesehen hiervon wurde jedoch der Weg, sowohl hin als zuruͤck, mit Einschluß des zum Abgehen und Aufneh⸗ men von Reisenden bestimmten Aufenthaltes auf saͤmmtlichen Zwi⸗ schenstationen, in fuͤnf Stunden zuruͤckgelegt. Einige Reisende, zu denen der Referent gehoͤrt, die nur die Bahn zum erstenmale

mit befahren wollten und von Coͤthen wieder nach Berlin zuruͤck—

kehrten, hatten den Weg von 40 ½ Meilen in zehn Fahrstunden,

oder mit Einschluß des Aufenthaltes in Coͤthen und Zahna in 11 Stunden gemacht, denn kurz vor 7 Uhr fuhren sie bereits wieder in den Bahnhof von Berlin ein, der diesesmal eben so wie die Bahnhoͤfe auf den Zwischenstationen von einer sehr großen Men⸗ schenmenge, die das neue Schauspiel herbeigelockt hatte, ange⸗ fuͤllt war.

Von diesen Zwischenstationen sind es besonders Juͤterbogk und Wittenberg, welche auch in der Folge, wegen ihrer Lage an zwei großen Chausseen, wichtige Punkte fuͤr die Eisenbahn bleiben werden. Bei Wittenberg hat die letztere ein eigenes Geleise nach der Elbe legen lassen, um Guͤter zu befoͤrdern, die auf diesem Strome ankommen oder abgehen. Juͤterbogk aber wird vorlaͤufig auch fernerhin eine Hauptstation fuͤr die Befoͤrderung von Reisen⸗ den nach Dresden bleiben, da in Leipzig noch nicht die Einrichtung getroffen ist, diese bald nach ihrer Ankunft weiter zu befoͤrdern und sie vielmehr in jener Stadt eine Nacht zubringen muͤßten. Dagegen ist, wie sie gestern auch bereits von vielen Reisenden benutzt worden, die Gelegenheit gegeben, in einem Tage, von Mor⸗ gens um 6 Uhr bis Nachmittags um 55 Uhr, von Dresden uͤber Leipzig und Coͤthen nach Berlin zu gelangen, wobei man noch uͤber eine Stunde in Leipzig und uͤber eine halbe Stunde in Coͤthen verweilt. Denjenigen, die von Berlin aus noch in diesem Herbste einen Ausflug nach den schoͤnen Harz⸗Gegenden unternehmen wol⸗

len, ist durch die Preußischen Post⸗Einrichtungen, welche sich in

Coͤthen der Eisenbahn unmittelbar anschließen, die beste Gelegen⸗ heit gegeben, indem von Coͤthen aus taͤglich Personenposten nach Bernburg, Ballenstaͤdt, Quedlinburg und anderen Richtungen ab⸗ gehen. So koͤmmt eine dieser dem oͤffentlichen Verkehr so nuͤtz⸗ lichen Institutionen der anderenentgegen, und beide werden ge⸗ wiß neben einander zum Wohl des Landes immer mehr sich ent⸗ wickeln.

Der Direction der Berlin⸗Anhaltischen Eisenbahn muͤssen wir jedoch die Anerkennung zu Theil werden lassen, daß sie ein groß⸗ artiges Unternehmen in der kuͤrzesten Frist, in welcher bisher eine Eisenbahn von dieser Ausdehnung auf dem Kontinente gebaut worden, zu Stande gebracht hat. Am 1. April 1839 wurde zwar bereits der erste Spatenstich unternommen, aber erst im November dessel⸗ ben Jahres konnte man die definitive Linie der ganzen Bahn be⸗ stimmen und die letzten Grundstuͤcke in der Naͤhe von Berlin er— werben. Also in einem Zeitraume von weniger als zwei Jahren sind 20 ¼ Meilen Eisenbahn, von welcher 15 Meilen aus mehr oder minder hohen Durchstichen und Aufschuͤttungen bestehen, her⸗ gestellt worden. Besonders interessant ist in dieser Beziehung der Bau zwischen den Stationen Roslau und Deßau, wo die große Elbbruͤcke und die fuͤnf uͤber die Mulde und deren Arme gebau⸗ ten Ueberbruͤckungen, verbunden mit der fruchtbaren Landschaft, einen sehr schoͤnen Anblick gewaͤhrten. Moͤge das ganze Unter— nehmen in demselben Geiste stets geleitet werden, in welchem es bisher zur Zufriedenstellung der Betheiligten fortgefuͤhrt worden!

Die Spanische Kirche seit dem Absterben Ferdinand's VII.

Dies glaubte

O Madrid, im August. Kurz vor dem Absterben Ferdi⸗ nand's VII. rief der Papst den zum Kardinal ernannten Nuntius Tiberi aus Spanien zuruͤck und ernannte statt seiner den Erz⸗ bischof von Nicaea, Monsgngre Amat de San Felipe e Sorfo, zum Nuntius am Spanischen Hofe. Als der Rath von Casti⸗ lien sein Gutachten uͤber das Breve abgab, kraft dessen der neue Nuntius seine Zulassung verlangte, war Ferdinand VII. bereits gestorben, und die Spanische Regierung setzte die Anerkennung des Nuntius, dessen Beglaubigungsschreiben auf jenen Koͤnig lautete, auf so lange aus, bis er bei der Koͤnigin Isabella beglau⸗ bigt seyn wuͤrde. Die Regierung ersuchte zugleich den noch in Madrid verweilenden Kardinal Tiberi mittlerweile die Ausuͤbung seiner Befugnisse nicht einzustellen, wozu dieser sich auch verstand. Es kam indessen zu Eroͤrterungen, in deren Folge der Papst dem Kardinal befahl, Spanien zu verlassen. Bevor dieser abreiste, erwirkte er von der Spanischen Regierung fuͤr den Assessor der Nuntiatur, Don Francesco Fernandez de Campoma⸗ nes, die Ermaͤchtigung, vorlaͤufig die der Nuntiatur obliegen⸗ den Geschaͤfte wahrzunehmen, damit deren Erledigung keine Ver⸗ zoͤgerung erlitte. .

Mittlerweile bemuͤhte sich der Erzbischof von Nicaea, abge⸗ sehen von allem diplomatischen und politischen Charakter, blos als apostolischer Nuntius, zur Ausuͤbung der ihm als solchem zustehenden öe Befugnisse zugelassen zu werden und des⸗ halb das Koͤnigliche Exequatur fuͤr das ihn einsetzende Breve zu erhalten. Da es nun der damaligen Spanischen Regierung daran lag, daß die Beduͤrfnisse der Glaͤubigen befriedigt wuͤrden, so beschloß sie, die kirchliche Frage von der politischen zu trennen, und die Zulassung des Erzbischofes von Nicgea als Paͤpstlichen Luntius einstweilen unentschieden zu lassen. Die wichtigste Frage aber war, welche Formen bei der Einsetzung neu zu ernennender Bischoͤfe zu beobachten waͤren.

Zufolge des Ichen dem Koͤnige Ferdinand VI. und dem Papste Benedikt XIV, am 20. Februar 1753 abgeschlossenen Kon⸗

den sollten. 3

Die Spanische Regierung kam nun mit dem Erzbischofe von Nicaea, ohne ihn als Nuntius anzuerkennen, dahin uͤberein, daß die ernannten oder zu ernennenden Bischoͤfe praͤkonisirt, in den Einsetzungsbullen jedoch die gebräͤuchlichen Klauseln, aus denen eine Anerkennung der Koͤnigin Isabella von Seiten des Paͤpst⸗ lichen Stuhls hervorgehen koͤnnte, auf so lange, bis die politi⸗ schen Verhaͤltnisse es dem Papste gestatten wuͤrden, seine neutrale Stellung aufzugeben, unterdruͤckt werden sollten. Die Spanische Regierung brachte die Klauseln in Vorschlag, durch welche die wegfallenden zu ersetzen waͤren, und der designirte Nuntius hielt sie fuͤr annehmbar. Der Roͤmische Hof aber beharrte auf den bereits erhobenen Schwierigkeiten und stuͤtzte sich auf gewisse Ausdruͤcke, welche, wie er vorgab, die Note des Spanischen Ge⸗ schaͤftstraͤgers in Rom enthielt, und auf die Behauptung, die

Klauseln seyen unzulaͤssig, weil aus ihnen implicite die Anerken⸗

nung der Koͤnigin hervorginge, die man doch gerade vermeiden wolle. Dagegen schlug der Papst vor, alle auf das Patronatrecht und die Koͤnigliche Praͤsentation Bezug habenden Klauseln ganz zu unterdruͤcken, und daß Sr. Heiligkeit motu proprio benigni- tate Sedis Apostolicae die ihm fuͤr Besetzung der erledigten Sprengel zu designirenden Personen zu bestaͤtigen und daber eine separate amtliche Erklaͤrung in Bezug auf das der Spanischen Krone zustehende Patronatrecht auszustellen haͤtte. jedoch die Spanische Regierung nicht zuge⸗ ben zu koͤnnen, und nach langen Verhandlungen zwischen beiden Hoͤfen zeigte endlich der Graf Toreno, als Mi⸗ nister-Praͤsident, am 23. August 1835 dem designirten Duntius an, daß es der Wuͤrde der Koͤnigin von Spanien nicht anstaͤnde, in eine offenbare Verletzung des Koͤniglichen Patronat⸗ Rechtes, selbst neben einem separaten Vorbehalte, einzuwilligen. Zugleich wurden dem designirten Nuntius die Paͤsse zugestellt, die er fuͤr den Fall, daß keine Uebereinkunft zu Stande kaͤme, gefor⸗ dert hatte. Bei Uebersendung derselben bemerkte ihm die Regie⸗ rung, daß die aus der Nichtbesetzung der bischoͤflichen Stuͤhle er⸗ folgenden geistlichen Bedraͤngnisse nicht der Spanischen Krone zur Last fallen koͤnnten. 8

Da nun eine Menge Bisthuͤmer erledigt waren, und die von der Spanischen Regierung neu ernannten Bischoͤfe die Einsetzungs Bullen von Rom nicht erhalten, also auch die vollen bischöͤflichen Befugnisse nicht ausuͤben konnten, so ergriff die Regierung einen⸗ Ausweg, der nur zu neuen Verwickelungen gefuͤhrt hat. Si uͤbertrug naͤmlich den designirten Bischoͤfen die Verwaltung ihrer Sprengel, indem sie die Kapitel, denen bei Erledigung der Stuͤhle die Jurisdiction zusteht, bittweise veranlaßte, diese jenen anzuvertrauen. Die meisten Kapitel entsprachen bereitwillig die⸗ sem Ansinnen, und selbst das von Toledo uͤbergab sogleich dem ernannten Erzbischofe (fruͤheren Bischofe von Mallorca) die Ju⸗ risdiction als Gubernator sede vacante. Einige Kapitel zoͤger⸗ ten jedoch, und das von Oviedo weigerte sich geradezu, bis die Regierung sechs widerspenstige Kapitulare verbannen ließ und darauf die Ernennung erfolgte.

Natuͤrlich konnte der Papst in dieser Maßregel nur das Be⸗ streben der Spanischen Regierung erkennen, alle Bisthuͤmer mit ihr gaͤnzlich ergebenen, dem Roͤmischen Stuhl abgeneigten Präͤ⸗ laten zu besetzen, und da in den Faͤllen, wo die Kapitel sich wei⸗ gerten, den designirten Bischoͤfen die Jurisdiction zu uͤbertragen gewaltthaͤtig gegen sie eingeschritten wurde, so durfte der Papst allerdings in seiner Allocution vom 1. Maͤrz d. J. sich auf Kap 5. de Electione in VI. berufen, um die Uebertragung des Am⸗ tes eines Vicarius capitularis auf die von der Regierung ernann⸗ ten Bischoͤfe als unkanonisch zu verurtheilen. Auch haben sich sogleich die Kapitel von Toledo und Saragossa geweigert, jenes die geistliche Gerichtsbarkeit des von der Regierung ernannten Erzbischofes, dieses die Befugnisse des sede impedita von dem Kapitel selbst auf den Wunsch der Regierung ernannten Vicarii capitularis, laͤnger anzuerkennen.

Um ein recht deutliches Bild von der Zerruͤttung, in welche die Hierarchie der Spanischen Kirche versunken ist, zu geben sey es mir erlaubt, dieselbe in folgende Klassen zu theilen:

1) Erzbischoͤfe und Bischoͤfe, welche von dem Papste bestaͤtigt und im wirklichen Besitze ihrer Sprengel sind. Hierher ge⸗ hoͤren nur die Bischoͤfe von Cordova, Cuenca, Valladold

Cadix, Canaria, Tenerife, Ceuta, Salamanca, Tuy, Coriag,

Astorga, Badajoz, Guadix, Santander, Tudela, Huesca,

Jaca, Mallorca, Barcellona und Iviza. 8

Erzbischoͤfe und Bischoöͤfe, die von dem Papste bestaͤtigt sind

sich aber nicht im Besitz ihrer Sprengel befinden. Hierher dder Erzbischof von Sevilla, von der Regierung nach Ali⸗

cante verwiesen;

der Erzbischof von Santiago, von der Regierung nach Mallorca verwiesen; 1“]

der Erzbischof von Burgos;

der Erzbischof von Saragossa, als Karlist des Landes ver⸗ wiesen, haͤlt sich in Frankreich auf;

der Erzbischof von Tarragona, erklaͤrte sich fuͤr Don Car⸗ los, und wanderte nach Frankreich aus;

der Bischof von Leon, erklaͤrte sich bereits vor dem Ab⸗ sterben Ferdinands VII. süͤr Don Carlos, fluͤchtete nach Portugal, und begleitete spaͤterhin den Praͤtendenten als apostolischer Delegirter in den Nord⸗Provinzen. Als solcher subdelegirte er waͤhrend des Buͤrgerkrieges den Don Lorenzo Cala y Valcarcel in Valencia, und Don Bartolomé Torrabadella in Catalonien. Diese Subde⸗ legirten ruͤckten in ihre Ausfertigungen ein Breve ein. in welchen der Papst sie ermaͤchtigte, fuͤr die geistlichen Beduͤrfnisse solcher Ortschaften zu sorgen, die mit 2 rechtmaͤßigen Praͤlaten nicht ungehindert verkehren

econnten; .

die Bischdfe von Orihuela und Mondostedo, begleiteten ebenfalls die Karlistischen Truppen als Paͤpstliche De⸗

legirte;

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