1841 / 255 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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nn sind, eine Menge Schwierigkeiten und Nachtheile ei der fraglichen Association sieht, an die es zuvor nicht dachte.“ In Suͤd⸗Amerika ist der Franzoͤsische Einfluß durch die un⸗

gluͤcklichen Haͤndel mit Mexiko und Rio de la Plata vollig zu

Grunde gerichtet. „Weun es traurig ist, sich einen boͤsen Handel zuzuziehen, so ist es doch noch viel trauriger, ihn nicht bis zum Ende durchzusetzen; die einzige Idee, die wir in jenen un⸗ ermeßlichen Ländern zuruͤckgelassen haben, ist, daß Frankreich das erste Mal nach einer glaͤnzenden Waffenthat, das zweite Mal ohne Kampf, gewichen ist, und den groͤßten Theil seiner An⸗ spruͤche aufgegeben hat. Ist es noͤthig zu sagen, welchen Eindruck eine solche Idee auf Voͤlker machen muß, die, wie die Orientalen, das Recht nicht ohne die Gewalt begreifen, und die gern die Entscheidung dem anheimstellen, was man ehemals das Gottes⸗ Urtheil nannte? In der gegenwaͤrtigen Lage der Sachen mag Frankreich welche Agenten es will, nach Suͤd⸗Amerika schicken, es wird keinen einzigen finden, dessen Versprechungen oder Dro⸗ hungen Vertrauen oder Furcht einfloͤßen, nicht einen einzigen, der im Stande ist, die Personen und die Sachen, die seiner Obhut anvertraut sind, nachdruͤcklich zu schuͤtzen. Unthaͤtigkeit oder Ohnmacht, das ist die Alternative, die ihnen gelassen ist, das Schick⸗ sal, welches sie erwartet.“ 1 In Griechenland hat Rußland eine religioͤse, England eine politische, die ultraliberale, Partei fuͤr sich; der Einfluß Frankreichs st in dem jungen Staate seit einigen Jahren todt. Die Grie⸗ chen, mit ihrem scharfen Verstande und ihrer lebhaften Auffassung, sehen recht gut ein, daß Rußland, wie England nur eigennuͤtzige Absichten haben, und daß Frankreich allein ihnen wohl will; allein sie koͤnnen natuͤrlich nicht auf eine Regierung rechnen, die unthaͤtig und stumm dem Treiben jener anderen beiden Maͤchte zusieht. Indessen scheint eine vortreffliche Gelegenheit zur Wieder⸗ herstellung des Franzoͤsischen Einflusses in Griechenland nahe zu seyn. „Der Praͤsident des Griechischen Kabinets, Herr Mauro⸗ cordato, der anerkannt Chef der Englischen Partei, ist bereits mit Lord Palmerston uneinig uͤber die Natur und die Ausdehnung der Griechenland zu gebenden constitutionellen Institutionen ge⸗ worden. Man fuͤgt hinzu, daß er bei seiner Durchreise durch Paris sich Herrn Coletti (dessen Sympathieen fuͤr Frankreich be— kannt sind, und fuͤr welchen die Gesandtschaft in Paris eine Art ehrenvolles Exil ist) genaͤhert, und diesem die ehrenwerthesten Ge⸗ sinnungen zu erkennen gegeben habe. Wenn dem so ist, so hat die Franzoͤsische Regierung die beste Aussicht, ihre fruͤheren Fehler wenigstens theilweise wieder gut machen zu koͤnnen. In Grie⸗ chenland, ich wiederhole es, sind die Geister und die Herzen Frank⸗

reich zugewandt, und es handelt sich nur darum, sie durch ein

gewandtes Verfahren in dieser Richtung zu erhalten.“

Aus dem Französischen Einflusse in Alexandrien und in Kon⸗ stantinopel ist geworden, was bei der in der orientalischen Sache verfolgten Politik Frankreichs daraus werden mußte; er ist von Grund aus zerstort. Wenn gewisse auslaͤndische Blaͤtter von dem Ansehen reden, zu welchem der Französische Gesandte seit einigen Monaten wieder bei dem Divan gelangt sey, so kann man darin nur Ironie oder eine laͤcherliche Höoflichkeit sehen.

Seitdem Herr Pontois Alles unterschreibt, was ihm die vier Maͤchte und der Divan vorlegen, behandelt man ihn natuͤrlich

mit mehr Wohlwollen als zu der Zeit, wo er Opposition machte. Darin liegt aber kein Vortheil fuͤr Frankreich, und noch weniger darf man stolz darauf seyn. Daß in Alexandrien das Interesse fuͤr Frankreich durch eine lebhafte Sympathie fuͤr England ver⸗ draͤngt ist, weiß Jedermann. b

So hatte Frankreich im Laufe einiger Jaͤhre unermeßlich viel verloren, aber es blieb ihm doch noch eine wahre Kraft, seine Un⸗ zufriedenheit. Europa mußte sich sagen: Frankreich zuͤrnt, Frank⸗ reich waffnet, Frankreich wird und will nicht weiter nachgeben, und dadurch wurde die Stellung Frankreichs noch immer zu einer imposanten, Respekt gebietenden. Der Vertrag vom 13. Juli hat Frankreich aus dieser letzten Verschanzung verdraͤngt. Jetzt ist Furopa berechtigt, zu glauben, daß, wenn Frankreich leicht boͤse wird, es sich auch eben so leicht wieder beschwichtigen laͤßt, daß Frankreich seine Diplomatie nur hat, um Noten zu schreiben, und daß seine Armee ihm zu weiter nichts dienen soll, als die Araber zu schlagen, und die politische Polizei im Innern zu handhaben. Hier das Schlußwort des Herrn Duvergier: ‚Die Repraͤsentanten des Landes werden nicht immer der Meinung seyn, daß die Regierung keine andere Aufgabe in der Welt habe, als den Krieg zu verhindern, und die Menschheit vor den Gefahren und den Leiden desselben zu bewahren. In ihrem eigenen und in unserem Interesse wird die Regierung wohl thun, dies zu bedenken. Frankreich hat nicht mehr den Platz unter den Nationen, der ihm gebuͤhrt, und es muß ihn wiedergewinnen; die, welche dem Lande dazu behuͤlflich sind, wer sie auch seyen, werden sich die oͤffentliche Liebe und Dankbarkeit sichern. Ich brauche nicht zu sagen, welche Gefuͤhle Frankreich gegen die hegen

wuͤrde, die es an der Erreichung jenes Zweckes verhinderten.“

—— E ————— 2 S 7 ——— y—

Das Fest der Schließung des Grundstein⸗Gewölbes des Hermans⸗Denkmals am 8. September auf der Grotenburg.

Auf eine wahrhaft wuͤrdige und erhebende Weise wurde das große Volksfest, die Schließung des Grundstein⸗Gewoͤlbes des Hermans⸗ Denkmals bei Detmold auf der Grotenburg am 8. September begangen. Es war ein gluͤcklicher Gedanke, daß dieses Fest nicht fruͤher angeordnet war; denn jetzt, wo der Bau zur Haͤlfte vollendet ist, konnten alle die Tau⸗ sende der Festgenossen aus Nah und Fern selbst ersehen, wie groß⸗ artig dieses Deutsche Volks⸗Denkmal angefangen ist, und wie es in gleichem Sinne ausgefuͤhrt wird. Schon am 7ten hatten sich die ver⸗ schiedenen Deputationen der benachbarten und entfernteren Staͤdte, die Festgenossen aus entfernteren Gegenden in Detmold eingefunden, namentlich auch Deputationen der Schuͤtzen⸗Gesellschaften und Schuͤtzen⸗ Compagnieen der benachbarten Staͤdte, worunter sich besonders die

8 Literarische Anzeigen. gSo eben sind erschienen und in allen Buchhand- lungen zu haben:

Linderer. Handbuch der Zahnheilkunde, enthaltend Anatomie und Physiologie, materia medica dentaria und Chirurgie. gr. 8. Mit 18 lith. Taseln. 2te verm. u. verb. Aufl. 1841. 3 Thlr.

Die erste Auflage hat die günstigste Aufnahme ge- EE

sunden, die Kritik erklärt, dals durch dieses Hand- III. Chansons de Be ranger, choisies à l'usage

des Dames. ¼ Thlr.

Reform unterworsen worden sey. Die zweite Auflage Di Fag Iben zum Sch vlgehrauch à Vol. 10Sgr.

enthält viele neue Beobachtungen und Verbesserun- II. Poszies de Delavigne sind unter der Presae.

gen, die Aerzte und Zahnärzte gewils mit grolsem Diese Auswah! nung sicher seyn, kein ausgezeichnetes und werthvol-

IIEEel 1811.8. eleg. sel. Ies Gedicht ist ausgelassen, die Ausstattung höchst

buch die Zahnheilkunde einer grolsen wissenschaftl.

Interesse ausnehmen werden.

Allgemeiner Anzeiger für die Pr⸗

Odes et Ballades, Orientales, Chants du eré- somi puscule, Feuilles d'automne, Voix intérieures, Rayons et Ombres. 1 Thlr.

Poésies Méditations poétiques, Harmonies poét. et re- ligieuses, Ebitres, Jocelyn, la mort de Socrate, ser Sammlung. Harold, Chuͤte d'un a ige, Marseillaise de la paix.

1136

Bielefelder Schuͤtzen auszeichneten, die gegen 150 an der Zahl mit ihrem ganzen Musik⸗Corps einzogen. Die Lemgoer Buͤrgerschaft hatte eine zahlreiche Deputation gesandt mit den zehn Fahnen der Stadt und die beiden Buͤegermeister an der Spitze des Zuges. Die Stadt Lippstadt hat ebenfalls eine zahl eiche Deputation ihrer Buͤrgerschuͤtzen abgeschickt, darunter sieben Schuͤtzenkoͤnige. Die Staͤdte Salzuflen, Horn, Blomberg, Bernburg und die Flecken Lage u. m. a. waren durch Deputationen ihrer Obrigkeiten und Schuͤtzen⸗Gesellschaften vertre⸗ ten. Die Liedertafeln von Bielefeld, Herford und Salzuflen hat⸗ ten sich mit der Liedertafel in Detmold zur Ausfuͤhrung der Fest⸗ gesaͤnge vereinigt. Die Gutsbesitzer und Meier, namentlich aus den Aemtern Lage, Derlinghausen und Schoͤttmar hatten ein berittenes Corps gebildet, ihre Huͤte mit den Baͤndern in den Landes⸗Farben geschmuͤckt. b

Am Morgen fruͤh des Festtages selbst stroͤmten zu allen Thoren von Detmold die Festgenossen ein. Ein Regenwetter, was am fruͤ⸗ hen Morgen bedrohlich eintrat, hatte sich nach 8 Uhr zu heiterem Himmel aufgeklaͤrt, und nun bestrahlte die Sonne den Tag des er⸗ hebenden Festes. Auf dem Schloßplatze ordnete sich der 8 aller der verschiedenen Deputationen unter der Leitung des Herrn Haupt⸗ mann Runnenberg, der mit der groͤßesten Umsicht die Fuͤhrung desselben leitete. Die berittenen Gutsbesitzer und Meier des Lan⸗ des eroͤffneten mit ihrem Musik⸗Corps den Zug, dann die Deputa⸗ tionen der Staͤdte und Schuͤtzen⸗Gesellschaften in bekraͤnzten Wa⸗ gen und mit fliegenden Fahnen, die Schuͤtzen von Bielefeld und die saͤmmtlichen Schuͤtzen von Detmold bildeten weiter den Zug, dem sich die Liedertafeln mit ihren Fahnen und die Festgenossen zu Wagen und zu Fuß anschlossen. So bewegte sich der Zug in einer kaum ab⸗ sehbaren Reihe von vielen Tausenden durch die mit Blumen und Guirlanden reich und festlich geschmuͤckte Stadt zu der waldumkraͤnz⸗ ten herrlichen Hoͤhe der Grotenburg, wo derselbe um 10 Uhr anlangte, und um das festlich geschmuͤckte Denkmal sich ordnete. Tausende von Zuschauern bedeckten den weiten Raum umher. Das Denkmal war sinnvoll und trefflich geschmuͤckt. Ein hohes Portal war vor demsel⸗ ben aufgefuͤhrt, aus umkraͤnzten Eichenstaͤmmen. Oben auf diesem stand ein Haufen Speere mit den Farben der saͤmmtlichen Deutschen Bundesstaaten geschmuͤckt. Oben auf dem Denkmal standen die Ka⸗ nonen, deren Donner den Zug begruͤßte und den Anfang des Festes verkuͤndete. Tiefer am Berge, in der Raͤhe des Steinbruchs war ein Zelt aufgefuͤhrt, worin alle die fuͤr das Grundstein-⸗Gewoͤlbe bestimm ten und nah und fern eingesandten Einlagen aufgestellt waren. Diese Einlagen wurden von Schuͤlern des Gymnasiums getragen, die mit schwarzen Barets und weißen Federn, mit Schaͤrpen in Landesfarben roth und gelb, in Altdeutscher Kleidung erschienen.

Der Verein fuͤr das Hermans-Denkmal und die Schuͤler, die Einlagen tragend, zogen nun zu dem Denkmale heran, wo der treffliche Kuͤnstler, der Schoͤpfer des Denkmales, Herr von Bandel, diesen Zug empfing. Als einen Beweis seiner hohen Theilnahme hatte der allgeliebte Fuͤrst des Landes seine Prinzen zu der Feier ge⸗ sandt. Links vom Denkmale waren Tribuͤnen fuͤr die Damen auf⸗ gerichtet, rechts vom Denkmale waren die Plaͤtze fuͤr die Liederta⸗ feln; die Deputationen und Schuͤtzen bildeten um das Portal einen Kreis und zu seinen beiden Seiten prangten die vielen Fahnen derselben.

Die saͤmmtlichen Handwerker und Arbeiter an dem Denkmale schlossen einen weiten Kreis um dasselbe.

Der Kanzleirath Petri trat darauf unter das Portal und hielt die treffliche inhaltsreiche und bedeutungsvolle Festrede, der Wich⸗ tigkeit des Gegenstandes in edlem Ernste durchaus angemessen. Wir enthalten uns, hier davon weiter Nachricht zu geben, da wir mit Grund hoffen duͤrfen, daß diese schoͤne Weihrede bald oͤffentlich wird bekannt werden. Es wurden dann die verschiedenen Einlagen be⸗ kannt gemacht und dem Grundstein⸗Gewoͤlbe uͤbergeben und mit den uͤblichen Feierlichkeiten in dasselbe versenkt. Ein schoͤner und ergreifender Anblick war es hierbei, wie die Sieben Schüutzenkoͤnige von Lippstadt ihre Koͤnigszeichen von der Brust abbanden und solche

dem Grundsteine uͤbergaben.

Darauf wurden theils unter Begleitung der Musikchoͤre von den Liedertafeln die Festgesaͤnge aufgefuͤhrt, zuerst: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ von Arndt, nach jedem Verse wurden die Kanonen geloͤst; dann das Lied: „Stehe fest o Vaterland“, und hierauf ein Gedicht vom Pastor Stockmeyer in Meinberg „Teuto⸗ burger Siegestage.“ Von dem Comité wurden darauf Hochs ge⸗ weihet: dem Helden und Befreier Herman, dessen Ruhm das Denk⸗ mal ankuͤnden soll, dem gemeinsamen Vaterlande, dem Fuͤrsten u. s. w., worauf die Liedertafeln zusammentraten, der Hofrath Brandes mit kurzen Worten der Leiden der Vorzeit gedachte, denen hierauf von den Saͤngern ein harmonisches Hoch geweihet wurde. Ein Blatt mit Hermans⸗Gedichten vom Hofrath Brandes war in tausend Exemplaren zum Andenken an das erste Hermans⸗Fest unter das Voöolk vertheilt worden. Damit schloß sich die Hauptfeier gegen 1 Uhr. Ein Fest, dem Andenken der Vorzeit, dem Befreier des Vater⸗ landes, dem Ruhme seines ersten Helden geweihet; aber auch der Gegenwart geheiligt, der Eintracht, der Liebe, der Hingebung fuͤr das ganze gemeinsame Vaterland, fuͤr seine Regenten, fuͤr sein Volk, ein Festmahl heiliger patriotischer Gefuͤhle. Und wessen Herz haͤtte auch kalt bleiben koͤnnen? Vom Fuße des Denkmals herunter sah man von der Berghoͤhe herab auf das schoͤne und gluͤckliche Land, das wie ein großer Garten ausgebreitet dalag, gegenuͤber ihm der schoͤne Wald mit seinen herrlichen Eichen und Buchen. Und hoch nun auf der Hoͤhe das bis zur Haͤlfte aufgebaute herrliche Denkmal in seinem Festschmucke, umlagert von mehr als zehntausend Menschen, erfuͤllt von dem inneren Hochgefüͤhle jenes heiligen jenes geweihten Patriotismus, der den wahren Deutschen beseelt, dem die Vorzuͤge seines Vaterlandes, dem schoͤne Stellung desselben und seine Entwik⸗ kelung am Herzen liegen, dem die Liebe zum Vaterlande und zu den angestammten Regenten zu allem Großen, zu allem Edlen beseelt. Davon hat lautes Zeugniß gegeben dieses Fest, ein Fest der Eintracht, der Erhebung, der Weihe des edlen Geistes.

Die heiteren Stunden des Nachmittags waren geselligen Ver⸗ gnuͤgungen auf dem Berge und im Walde gewidmet. Ueberall sammelten sich frohe Gruppen, bei einfach froͤhlichem Mahl, zu Spaziergaͤngen und freundlichem Gespraͤch. Die Liedertafeln belebten das Ganze mit patriotischen Gesaͤngen und edlen Lie⸗ dern. Die Liedertafeln von Hersord und Salzuflen hielten dann noch einen Umzug mit ihren Fahnen um das Denkmal, und am Schlusse desselben sprach der Hofrath Brandes noch einige Worte uͤber die Be⸗ deutung dieses Denkmals und uͤber den Geist, in und durch welchen es gegruͤndet, dem es geweiht sey und den es verkuͤnden soll, der Ein⸗ tracht der saͤmmtlichen Deutschen Staͤmme, der Liebe, der Treue und Hingebung fuͤr unsern Regenten und fuͤr das gemeinsame Vaterland und der Kraft nach innen und außen. Ein harmonisches Hoch schloß

I. Poésies de Victor Hugo. Choix tiré des elegant, der Einband in goldgedrucktem Pergament, t zu Geschenken besonders zu empsehlen. 88 gr. 8. Burns, Robert Select Poems and Songs. With

a glossary. geb. 1 Thlr.

de Lamartine. Choix tiré des

gebrauch. 5 Sgr. därste der allgemeinsten Anerken-

und Franz. 2i Sgr.

eußzischen Staaten.

Drei Deutsche Uebersetzungen erschienen im vo- rigen Jahre, der grölste Beweis für den Werth die-

Hillert, der Kikerikihahn. Die beste Fibel zum Lesenlernen nach Stephani's Lautirmethode, nebst Liedern, Fabeln, Geburtstags⸗ und Neujahrs⸗ wuͤnschen, Gebeten und 100 Bildern. geb. 5 Sgr.

Lamartine. La mort de Socrate. Zum Schal-

Das Rheinlied; seine Freunde und Gegner in Frankreich von Lamartine, Musset ꝛc. Deutschh .“ . .

sich diesem an. Nach und nach bewegten sich die Zuͤge den Berg herunter und vereinten sich zu Festmahlen, die in verschiedenen Gast⸗ haͤusern in Detmold stattfanden. Das Haupt⸗Festmahl war in der Reitbahn veranstaltet, wo uͤber 400 Personen sich versammelt hatten.

So endete dieses National⸗Fest. Ueberall herrschte der groͤßte Anstand, kein Unfall stoͤrte die wuͤrdige Feier, und zum Ruhme unseres Volkes darf man es sagen, Jeder fuͤhlte die Bedeutung des Tages. Die Regierung kannte so sehr auch den Sinn des Volkes, daß sie ausdruͤcklich kein Militair und keine Polizei zur Auf⸗ rechthaltung der Ordnung abgeordnet hatte.

So steht nun zur Haͤlfte das Denkmal da. Der Kuͤnstler, dem es sein Entstehen verdankt, hat mit der reinsten Aufopferung dafuͤr gewirkt. Es stehet zur Haͤlfte da, reichet neue Gaben, Vaterlands⸗ Genossen, daß es bald vollendet werde! Lasset uns ferner unser Scherflein zusammenthun, damit in dem Geiste, worin das Denkmal begruͤndet wurde, es auch vollendet werde, daß es ein Ruhm sey, eine Zier des ganzen Vaterlandes, ein Zeichen seines Helden, ein Zeichen der Treue, der Hingebung fuͤr Alles, was uns im Vaterlande theuer ist, fuͤr die Kronen unserer angestammten Re⸗ genten, fuͤr den Heerd unserer Huͤtten, fuͤr Recht und Gesetz; daß es ein Zeichen sey der Eintracht, der Einigkeit der Deutschen Vol⸗ ker, ihrer Kraft und ihrer Staͤrke.

I“ Den 13. September 1841.

Pr. Cour. 8 Pr. Cour. Brief.] Geld. Brief. Geld.

104* 104 ½ Actien. 102 10¹½ Brl. Pots. Eisenb. do. do. Prior. Act. 80 ½ 79 ¼ Mgd Lpz. Eisenb. 102 ¾⅔ do. do. Prior. Act. 103 ½ Berl. Anh. Eisenb. 100 99 ½ do. do. Prior. Act. 48 Düss. Elb. Eisenb. 102 ½⅔ do. do. Prior. Aet. 103 ½ 106 5 ½ Rhein. Eisenb. 97 103 Gold al marco 211 103; Friedrichsd'or 13 ½ 102 Andre Goldmün- 102 ½⅔ zen à 5 Th. Disconto

St. Schuld-Sch. Pr. Engl. Obl. 30. Präm. Sch. der Seehandlung. Kurm. Schuldv. Berl. Stadt-Obl. Elbinger do. Danz. do. in Th. Westp. Pfandbr. Grossh. Pos. do. Ostpr. Pfandbr. Pomm. do.

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Kur- u. Neum. do. Schlesische do.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 9. Sept. Niederl. wirkl. Schuld 51 ⁄3.,. 5 % do. 100 ⁸4. Kanz. Bill. 25 ¼. 5 % Span. 18 8. Passtve. 5. Ausg. —. Zinsl. 5. Preuss.

Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 105 ½.

Frankfurt a. M., 10. Sept. Oesterr. 5 % Met. 108 ¼ G. 4 9 98 ¾ G. 2 ½ % 55 G. 15½ 241 ¼ Br. Bank-Act. 1919. 1917. Partial-Obl. —. Loose zu 500 Fl. 137 ½. 137 ¼. Loose zu 100 Fl. —. Preuss. Präm. Sch. 80 ¼ 6. do. 4 ¼ Anl. 102 8 G. Poln. Loose 74 6G. 5 % Span. Anl. 20 ½. 20 ½. Holl. 50 1. 50 ⅓.

Eisenbahn -Actien. St. Germain —. Versailles rechtes Ufer —. do. linkes —. München-Augsburg —. Strassburg -Basel 245 Br. Leipzig- Dresden 100 ½ G. Köln-Aachen 100 ½ G.

Hamburg, 11. Sept. Bank-Actien 1600 G. Fngl. Russ. 108 ½.

Paris, 8. Sept. 5 Rente fin eour. I114. 70. 3 % Rente fin ecouf. 77.50. 5 ½ Neapl. fhin cour. 105. 5 ½ Span. Rente 22 ½. 3 ½ Port. —.

Passive —.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 14. Sept. Im Opernhause: Auf Begehren: Wil⸗ helm Tell, Schauspiel in 5 Abchl. 88

Mittwoch, 15. Sept. Im Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt: Werner, oder: Herz und Welt, Schauspiel in 5 Abth., von 1

onnerstag, 1. Sept. Im Schauspielhause: Der i⸗ schuͤtz, Oper in 3 Abth., Musik von 6 hrnha 88 8.,gre-

Freitag, 17. Sept. Im Schauspielhause: Die Laͤsterschule, Lustspiel in 5 Abth., nach Sheridan, von Leonhardi.

Sonntag, 19. Sept. Im Opernhause: Der Feensee, große Oper in 5 Abth., Musik von Auber. Ballets von dem Koͤnigl. Hoguet.

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen de Ranges 1 Rthlr. 10 Sa. u. s. 89 1

Im Schauspielhause: Capitain Firnewald, Lustspiel in 5 Abth., vom Verfasser von „Luͤge und Wahrheit“. (Herr von Lavallade: Capitain Firnewald.) Hierauf: Das Landhaus an der Heerstraße Posse in 1 Akt, von Kotzebue.

.

Königsstädtisches Theater.

Dienstag, 14. Sept. Der Talismann. Posse mit Gesang in 3 Akten, von J. Nestroy. (Dlle. Fischer, vom Stadttheater zu Hamburg: Salome, als Gastrolle.)

Nach dem ersten Akt wird Herr Adlmann aus Muͤnchen auf der Alpen⸗Zitter Variationen von Poisel mit Klavier⸗Begleitung und nach dem zweiten Akt Alpen-Lieder eigener Composition vor⸗ tragen.

Mittwoch, 15. Sept. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Lucia di Lammermoor. Opera in 3 Atti. Musica del Maestro Gaetano Donizelti.

Donnerstag, 16. Sept. Der politische Zinngießer. Vaudeville⸗ Posse in 3 Akten. (Herr Beckmann: den Heinrich.)

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

₰—

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.

Répertoire duthéatre français à Berlin.

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Wörterbuch der in der Musik vorkommenden Ausdrücke und Bezeichnungen, Ital., Franz. und Deutsch 5 Sgr.

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Beilage

Corps des Bundes und sprachen uns damals uͤber das 6 Beziehung Erfreuliche, Zeitgemaͤße und Nuͤtzliche solcher groͤ

Schlesinge rsche Buch- u. Musikhdlg.

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u

2 Dänemark. Kopenhagen, 7. Sept. (Alt. M.) Waͤhrend Thor⸗ waldsen immer weiter nach Suͤden eilt, macht sein Museum hier große Fortschritte, und auf dem an die Christiansburger Schloß⸗ kirche graͤnzenden Theil ist schon die Grundlage des Daches ge⸗ legt. Es erhaͤlt eine herrliche Fronte; nur Schade, daß es an keiner der Hauptstraßen oder Plaͤtze der Stadt, sondern an einem kleinen Seiten⸗Kanal liegt, aus dem freilich, wenn dessen Aus⸗ daͤmmung, des Wasserflusses wegen, moͤglich waͤre, ein schoͤner freier Platz gebildet werden koͤnnte, auf dem das Museum einen imposanten Anblick gewaͤhren wuͤrde. Auch mit einem anderen offentlichen Bau, der katholischen Kapelle in der Breitenstraße zwischen der chirurgischen Akademie und der Koͤniglichen Apotheke, geht es rasch vorwaͤrts.

b Deutsche Bundesstaaten.

armstadt, 6. Sept. (Hes. Ztg.) Mit großer Zufrie⸗ denheit und Beruhigung sieht der Deutsche Vaterlandsfreund auf die mannigfachen erfreulichen Erscheinungen, welche in neuester Zeit immer mehr die Erstarkung eines echt Deutschen National⸗ geistes und eine kraͤftige, des großen Gesammtvaterlandes wuͤrdige Haltung beurkunden, die sicherste Basis der Fortdauer des Frie⸗ dens und der steigenden Kultur Europa's, also der kraͤftigsten

Foͤrderung der Interessen der Civilisation und Humanitaͤt. Un⸗

ter diesen erfreulichen Erscheinungen nimmt die immer groͤßere

Vervollkommnung der Militair⸗Institutionen des Bundes, das

Streben, die Einheit und Schlagfertigkeit des Bundesheeres im Ganzen und in allen seinen einzelnen Theilen moͤglichst zu foͤr—

dern, eine der ersten, wohl die erste Stelle ein; denn

. . 8 Sonie wer den Frieden will, muß auf den Krieg geruͤstet, und

wohl geruͤstet seyn! Im verflossenen Jahre hatten wir zum er—

stenmale den Anblick gemeinschaftlicher groͤßerer Kriegsuͤbungen

eines aus den Truppen dreier Staaten zusammengesetzten Armee⸗

eren Feldmanoͤver aus, welche, trefflich ausgefuͤhrt, nicht wenig dazu

beitrugen, den kriegerischen Geist und das Selbstvertrauen der Truppen zu heben und die Achtung des Auslandes vor einer so tüͤchtigen Bundes⸗Armee zu mehren. diesem Jahr⸗ eene andere, nicht minder erfreuliche und zweckmaͤßige Einrichtung ins Leben. Generale der verschiedenen Staaten des Bundes inspizi⸗ ren in Auftrag der hoͤchsten Bundes⸗Militair⸗Behoͤrde gegenseitig die

Bestandtheile der Bundes⸗Armee, die vorhandenen Kriegsvorraͤthe ꝛc.

In diesem Jahre tritt

in allen Einzelheiten und berichten daruͤber jener hohen Stelle.

Diese vortreffliche Einrichtung muß maͤchtig dazu beitragen, die

Einheit und den kameradschaͤftlichen Geist durch die ganze große

Bundes-⸗Armee zu foͤrdern, das einzelne Gute immer mehr zum Gesammt⸗Eigenthum des Ganzen zu machen, etwa noch bestehende

Mißbraͤuche abzuschaffen, alle Glieder des großen Ganzen immer vertrauter mit einander und so zur Erreichung des großen gemein⸗ samen Zweckes geeigneter zu machen. In Folge dieser Verfuͤ⸗ gung des Bundes werden sich auch zwei Großherzoglich Hessische Generale zur Mitinspizirung anderer Bundes⸗Kontingente wie man vernimmt, General⸗Major von Lyncker nach Muͤnchen und Gene⸗ ral⸗Major von Stosch nach Dresden begeben. Eben so waren zu diesem Zwecke gegen Ende des vorigen Monats der Oesterreichische General⸗Major von Wissiak, der Hannoversche General⸗Major von Baring und der Kurfuͤrstl. Hessische General⸗Major Schmidt, hier eingetroffen. Am 30. August ruͤckte das ste Bataillon des isten Infanterie⸗Regiments, 1 Schwadron des Garde⸗Chevaurle⸗ gers⸗Regiments, 1 Batterie von 6 Geschuͤtzen Fuß⸗Artillerie und

2 Piscen reitender Artillerie, in großer Parade, vor dieser Bun—

des⸗Militair⸗Kommission zur Revue aus. Am 31. August fuͤhrte eine aͤhnliche, aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie bestehende Truppen⸗Abtheilung ein Feld⸗Mandver auf durchschnittenem Ter⸗

rain im Feuer aus. Am 1. Sept. fand ein scharfes Schießen

der Artillerie aus Belagerungs⸗ und Feld⸗Geschuͤtz in den verschiede—

nen Schuß- und Wurf⸗Arten, dann Scheibenschießen der Infanterie statt. Am 2. September wohnten die Herren Generale dem Exerziren der hier garnisonirenden zwei Divisionen Garde⸗Chevaurlegers bei.

Auch besichtigten diese Herren im Laufe der Woche alle hiesigen

Militair⸗Etablissements, die Kasernen, die Zeughaͤuser, die Labora⸗ torien ic. Wie man vernimmt, sollen sie uͤber die schoͤne Haltung der Truppen, die uͤberraschende Wirkung des scharfen Feuers un⸗ 5 . 1 . ; e. . n.,; 3 eg serer Artillerie, die Tuͤchtigkeit unserer Waffen⸗ und Militair⸗ Vorraͤthe sich aͤußerst beifaͤllig geaͤußert haben. Am 4. Septem⸗ ber fruͤh verließen sie Darmstadt wieder, um auch die Garnison Offenbach zu besuchen.

i 11 Aenndchwer nrhn 1“ 8. v“ 1 11 ö

Münster, 8. Sept. Gestern kehrte der Herr Erzbischof von Koͤln, Freiherr Droste zu Vischering, von dem Bade Lipp⸗ springe in bester Gesundheit in unsere Stadt zuruͤck.

——

Ueber die Erziehung der Armenkinder in England.

in Cn W1“ 1 11

g n (Vergl. Staats⸗Ztg.

ö1“ Zweiter Artikel.

Dr. Kay uͤber die Einrichtung der Britischen Arbeits⸗

haus⸗Schulen und die gezwungene Vertheilung der Ar⸗ menkinder unter die Kirchspiels⸗Bewohner.

Unter den verschiedenen, in dem Report on the training of pauper children enthaltenen einzelnen Berichten zeichnen sich eben sowohl durch Schaͤrfe der Beobachtung, Reichthum an That⸗ sachen und anschauliche Darstellung vor allen anderen die zweier um das Britische Armenwesen sehr verdienter Maͤnner aus, naͤm— lich der Herren James P hillip's Kay Esq. (Assistant Poor Law Commissioner and Secretary to the Committee of coun- cil on education) und Edward Carleton Tufnell Esq. (Assistant Poor Law Commissioner). Die uͤbrigen Aktenstuͤcke geben zwar. mancherlei schaͤtzenswerthe statistische Notizen, welche zur Unterstuͤtzung der gewonnenen neuen Ansichten sich sehr nuͤtz- lich erweisen, behandeln aber den Gegenstand mehr von einem partikularen und lokalen Standpunkte.

In dem ersten Aktenstuͤcke, welches die Reihe der Berichte eroͤffnet und eine Art von Einleitung bildet, sind in Form eines von dem Secretair der Armengesetz⸗Kommission Edwin Chad⸗ wick Esq. aufgenommenen Protokolls mehrere sehr wichtige, ver⸗ schiedenen bedeutenden Fabrik-Unternehmern vorgelegte Fragen mehr oder minder gruͤndlich beantwortet. Es geht aus den hier mitgetheilten Erfahrungen auf das evidenteste hervor, welchen be⸗

deutenden Einfluß eine zweckmaͤßige Erziehung der Arbei⸗ ter auf Qualitaͤt und Werth der Arbeit ausuͤbe, und wes⸗ halb daher von Seiten der Entrepreneurs den wohlerzogenen Ar⸗ beitern vor den schlecht erzogenen bei der Auswahl ein so großer Vorzug eingeraͤumt werde. Vor allen Dingen nehmen die in die⸗ sem Aufsatze enthaltenen Pephestutgen uͤber die Beziehungen, in denen die verschiedenen Kationalitaͤten zum In⸗ dustrialismus stehen, uͤber die groͤßere oder geringere natuͤr⸗ liche Einsicht und Anstelligkeit, so wie uͤber die verschiedenen Grade von Auffassungskraft und Ausdauer der Mitglieder der einzelnen Volks⸗Familien ein hohes Interesse in Anspruch.

Ein sehr wichtiger Bericht ist der zweite, von Dr. Kay, wel⸗ cher sich mit der Erziehung von Armenkindern und mit den Distrikts⸗Schulen beschaͤftigt und den Gegenstand in umfassender Weise von allen Seiten beleuchtet. Es wird zuvoͤr⸗ derst nachgewiesen, in wie hohem Grade die Unwissen⸗ heit als eine Quelle des Pauperismus, und wie als das vorzuͤglichste und wirksamste Mittel zur Beseitigung des letzteren allein eine sorgfaͤltige, religioͤse und industrielle Errieza anzusehen sey. Es wird sodann als ein unbestreitbares Faktum offen anerkannt, daß England das Land sey, in welchem die kuͤnstliche Verarmung den hoͤchsten Grad erreicht habe (that Eng- land is the most pauperished country of Europe), und daß hier bisher von Seiten des Gouvernements wenig oder nichts fuͤr die Erziehung der aͤrmeren Klassen geschehen sey, waͤhrend fast alle uͤbrigen protestantischen Staaten in unserem Jahrhundert mit Weisheit und Anstrengung ihre besten Kraͤfte auf die Elementar⸗ Bildung der Masse der Bevoͤlkerung gewandt haͤtten. Deshalb, weil England in dieser Beziehung hinter anderen Laͤndern so weit zuruͤckstehe, duͤrse von oben herab keine Muͤhe gespart werden, endlich mit Kraft einzugreifen.

Zur Begruͤndung der Nothwendigkeit, die bisherige Einrichtung des Schulwesens in den Arbeits⸗Haͤu⸗ sern aufzuheben, so wie der groͤßeren Zweckmaͤßigkeit der Distrikts-Schulen fuͤhrt der Verfasser Folgendes an: Die so wuͤnfchenswerthe Scheidung der Kinder von den Erwach⸗ senen, wenn dieselbe auch theilweise in den Werkhaͤusern von Nor⸗ folk und Suffolk mit Sorgfalt vollzogen sey, finde in solchen Haͤusern im Allgemeinen immer groͤßere Schwierigkeit, sie koͤnne nicht vollkommen in den Werkhaͤusern durchgefuͤhrt werden, wie dieselben groͤßtentheils heutiges Tages organisirt seyen. Und doch seyen gerade in dergleichen Anstalten die Erwachsenen von solcher Qualitaͤt, daß den Kindern aus der Vereinigung nur Uebeles er⸗ wachsen koͤnne. Die Weiber seyen meist Personen, deren Cha— rakter sie fuͤr jede andere Art von Unterkommen untauglich mache, und die Maͤnner seyen fast immer Gegenstaͤnde der Furcht und des Argwohns fuͤr Diejenigen, durch welche sie beschaͤftigt wuͤr⸗ den, oder Personen, deren Indolenz und Mangel an gewerblicher Geschicklichkeit ihre Arbeit werthlos mache. Mit solchen Men⸗ schen kaͤmen die Kinder, wenn sie in Arbeitshaͤusern erzogen wuͤr⸗ den, mehr oder weniger stets in Beruͤhrung; jede solche Beruͤh— rung aber beflecke sie. Die Erziehung von Kindern solle aber nicht durch den bestaͤndigen Anblick von Zwang und Strafe bewirkt werden, vielmehr dadurch, daß man ihnen Liebe zu Fleiß und Kenntnissen einzuhauchen suche, und es sey gewiß ein großer Vor⸗ zug der Distrikts⸗Schulen, daß eine solche Sorge ihnen hier weit eher gewidmet werden koͤnne, als in den Werkhaͤusern. Ueberdies solle ein zartes Kind nicht dadurch in seiner eigenen Achtung her— abgesetzt werden, daß man es zum Mitcgliede einer verworfenen Klasse mache. Ein Kind sey nicht im gewoͤhnlichen Sinne des Wortes als ein Armer zu betrachten, es sey nicht durch seine Schuld in eine so beklagenswerthe Abhaͤngigkeit gerathen; darum sey es nicht angemessen, dasselbe dahin zu bringen, daß es sich selbst verachte. Die Abhaͤngigkeit der Armen-⸗Kinder sey offenbar fast durchaus die natuͤrliche Folge der Verbrechen oder Thorheiten der Aeltern; es liege demnach in dem Interesse der Gesellschaft, daß die Kinder nicht die Schande, das Laster und das Ungluͤck der Aeltern ererbten. Noch sey der Kostenpunkt zu erwaͤhnen. Die Gehalte fuͤr das Lehrer⸗Personal in den Arbeitshaͤusern seyen aus nahe liegenden Gruͤnden meistentheils nicht hinreichend, um fuͤr solche Stellen tuͤchtige Subjekte zu gewinnen und zu bewah— ren, weshalb Lehrer von einigermaßen besserer Qualitaͤt, die in London oder in Schottland ihre Bildung erhalten, immer einen so entschiedenen Widerwillen gegen eine derartige Wirksamkeit zeigten.

Sehr lehrreich ist das, was uͤber die spezielle Einrichtung der Distrikts⸗Schulen gesagt wird. Jede derartige Anstalt, wird von Dr. Kay gefordert, muͤsse mit einem Garten von wenigstens 6—10 Acres Umfang umgeben seyn, und es muͤßten hier die Kinder von Anfang an in dem Technischen der Gaͤrtnerei unterrichtet wer⸗ den, etwa nach einem Systeme, wie dasselbe in der beruͤhmten, von Lady Byron dotirten Schule zu Ealing und in dem Fellen⸗ bergschen Institute in Hofwyl eingefuͤhrt worden sey. Auch seyen die nothwendigen Materialien, Apparate und Instrumente anzuschaffen, um die Kinder in den gewoͤhnlichen Handwerken und Gewerks⸗Arbeiten, z. B. in der Zimmermannskunst, in dem Ge⸗ werbe des Schneiders, Schusters u. s. w. unterrichten lassen zu koͤnnen. Sodann sey durchaus erforderlich, daß jede Distrikts— Schule in drei von einander geschiedene Abtheilungen zerfalle, naͤmlich: a) in eine insant school fuͤr die ganz kleinen Kinder, in welcher es vorzuͤglich auf die sorgfaͤltige Aufbewahrung ankomme; b) in eine Schule fuͤr die mehr erwachsenen Knaben, und c) in eine andere fuͤr die erwachseneren Maͤdchen. Auch alles das, was uͤber die Anlage und innere Einrichtung der noͤthigen Ge⸗ baͤude, uͤber Umfang und Qualitaͤt der Apparate und uͤber die Composition des Verwaltungsraths geaͤußert wird, zeugt von eben so viel Umsicht, wie Sachkenntniß. 5

In den Arbeitshaus⸗Schulen, gesteht Dr. Kay zu, seyen neuerdings zwar hie und da mancherlei Verbesserungen eingefuͤhrt worden. Man habe sich z. B. von verschiedenen Seiten her theil⸗ weise bessere Lehrer und Lehrerinnen zu verschaffen gewußt, als fruͤher, an manchen Orten auch sowohl fuͤr Knaben, wie Maͤd⸗ chen verschiedene passende Beschaͤftigungen eingefuͤhrt, fuͤr Bibeln, Testamente, Gebetbuͤcher und gute Schulbuͤcher gesorgt, auch wohl kleine Bibliotheken angelegt, das Lehrer⸗Personal mit verschiedenen guten und instruktiven Werken, auch die Anstalt selbst mit passen⸗ den Apparaten versehen. Aber die meisten kleineren Schulen der laͤndlichen Arbeitshaͤuser ermangelten fast noch saͤmmtlich solcher verbesserten Einrichtungen, und auch die groͤßeren, deren Organi⸗ sation man zweckmaͤßiger eingerichtet, boͤten der Anwendung ge⸗ sunder Prinzipien viele und große Schwierigkeiten dar. Diese Schwierigkeiten, die in der Sache selbst laͤgen und die den Haupt⸗ Rechtfertigungsgrund fuͤr die Einfuͤhrung von Distrikts⸗Schulen darboͤten, werden zum Schlusse resumirt und bestehen in Fol⸗ endem:

Zuerst in dem Mangel einer hinreichend großen Anzahl von

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Kindern in den Schulen der meisten Werkhaͤuser, durch welchen die Lehrer verhindert wuͤrden, eine scharfe Trennung der Schuͤler nach Alter, Geschlecht, Faͤhigkeit u. s. w. vorzunehmen, in den Unterbrechungen, die durch das bestaͤndige Zustroͤmen und Abge⸗ hen der Kinder bewirkt wuͤrden, in der gelegentlichen Commu⸗ nication der Kinder mit den in den Arbeitshaͤufern befindlichen er⸗ wachsenen Armen, ferner in dem Verluste der Selbstachtung bei den Kindern, in der Unmoͤglichkeit, eine hinreichende An⸗ zaͤhl von wohl qualifizirten Lehrern zu erhalten und die letzteren durch das Mittel des angebotenen Gehalts dauernd an die An⸗ stalt zu fesseln, und endlich in der vergleichsweise groͤßeren Ausgabe, welche, im Verhaͤltnisse zu einer einzigen, mit einer gro⸗ ßen Anzahl von Kindern versehenen Schule, die Einfuͤhrung wirk⸗ samer Anordnungen fuͤr verschiedene, wenig besuchte Gchulen verursache.

Nach diesen Auseinandersetzungen uͤber die Nachtheile der Er⸗ ziehung der Armenkinder in den Arbeitshaͤusern unterwirft Dr. Kay in einem anderen Berichte (Nr. 3.) eine fruͤher in mehre⸗ ren Gegenden Englands vorkommende Einrichtung einer naͤheren Pruͤfung, nach welcher die vorhandenen Kinder der Armen ei⸗ nes Kirchspiels unter die Bewohner desselben durch das Loos vertheilt werden, um in der Familie derselben fuͤr einen kuͤnftigen Lebens⸗Beruf vorbereitet zu werden. Die Vertheilung geschah nach der Hoͤhe des Steuer⸗Betrages, den die beguͤterten Einsassen entrichteten. Wer viel an Abgaben bezahlte, bekam nach einem gewissen Verhaͤltnisse mehrere, wer den geringsten Satz zahlte, nur ein Kind. Niemand durfte sich einer solchen Zuweisung von Ar⸗ menkindern entziehen, jeder war vielmehr gezwungen, dieselben anzunehmen oder, wenn er sich dessen weigerte, eine gewisse Summe als Buße zu entrichten. Von diesen Bußgeldern wurden sodann, hin und wieder noch mit einem Zuschusse von Seiten der Ge⸗ meinde⸗Kasse, Praͤmien gebildet und mit diesen die zuruͤckgewiese⸗ nen Kinder oͤffentlich an diejenigen ausgeboten, die zur Annahme derselben nicht verpflichtet waren. Unter solchen Umstaͤnden erbo⸗ ten sich denn freilich viele Hausvaͤter, vorzuͤglich im Hinblick auf die Praͤmien, solche Kinder bei sich aufzunehmen und zu erziehen.

Diese Einrichtung, in England mit dem Namen the system of compulsory apprenticeship bezeichnet, unterwirft nun Dr. Kay⸗ mit Recht einem strengen Tadel. Er weist auf das evidenteste nach, daß, waͤhrend dieselbe fuͤr die unbemittelten Steuerpflichti⸗ gen eine druͤckende Last in sich schließe und auf deren Verarmung hinwirke, die Kinder mittelst derselben fast mit Nothwendigkeit zu allerlei Schlechtigkeiten und Verbrechen hingetrieben wuͤrden, weil es so natuͤrlich erscheine, daß sie unter solchen Umstaͤnden, da sie bestaͤndig hin und her geworfen und ein Gegenstand spekulirender Gewinnsucht wuͤrden, fast nirgends Liebe faͤnden und erwuͤrben und schon in fruͤher Jugend aller moralischen Eindruͤcke entbehren

muͤßten, welche das Aeltern⸗Verhaͤltniß ihnen gewaͤhre. Es wird mit Fug bemerkt, daß die Sorge fuͤr den Unterhalt und die Er⸗ ziehung solcher Kinder, fuͤr Kleidung, Wohnung und Heranbil⸗ dung derselben zu einem nuͤtzlichen Gewerbe eine Verantwortlich⸗ keit sey, welche die Natur den Aeltern auferlegt habe, und in welche zu sehr einzugreifen immer schaͤdlich sey. Denn eine zu ausgedehnte Uebertragung dieser Verantwortlichkeit von den un⸗ bemittelten Aeltern auf das Publikum ermuntere, wie nur zu leicht bemerkt werden koͤnne, die aͤrmeren Individuen zu allzu fruͤ⸗ hen und unuͤberlegten Heirathen und wirke auf eine Verminde⸗ rung der natuͤrlichen Gefuͤhle zwischen Aeltern und Kindern hin, indem sich ergebe, daß die Aeltern mehr und mehr aufhoͤrten, die Begruͤnder der Wohlfahrt ihrer Kinder zu seyn, und in den Ar⸗ men uͤberhaupt die Tendenz beguͤnstigt und vermehrt werde, die Sorge fuͤr den Unterhalt ihrer Familien auf das Publikum zu waͤlzen, statt dahin zu trachten, durch eigene Anstrengung densel⸗

ben zu erwerben. Vor allen Dingen aber sey dieses System

ein Unrecht gegen die Kinder, welche durch dasselbe zu begluͤcken

man doch die Absicht gehabt habe. Denn die Fuͤrsorge, welche

eine Corporation dem irdischen Wohl und der geistigen Ausbil⸗

dung der Kinder widme und widmen koͤnne, sey auch im guͤn⸗

stigsten Falle immer weniger, als was die Eltern, durch die Bande

des Bluts getrieben, fuͤr das Wohlseyn der Ihrigen thaͤten.

Daher finde man denn auch, daß die dergestalt unmittelbar un⸗

ter den Schutz des Publikums gestellten Kinder uͤberall in mo⸗

ralischer und sozialer Beziehung auf einen Standpunkt hinabge⸗

sunken seyen, der weit niedriger erscheine, als derjenige, auf dem

sie gestanden haben wuͤrden, wenn die Aeltern ihre natuͤrlichen

Pflichten gegen sie haͤtten erfuͤllen koͤnnen.

Aus den angefuͤhrten Gruͤnden haͤlt Dr. Kay es daher in je⸗ dem Betracht fuͤr schaͤdlich, in zu großer Ausdehnung ohne Wei⸗ teres den Schutz des Publikums an die Stelle des Aelternschutzes zu setzen, und er spricht daher schließlich die Ansicht aus, daß das Publikum jene Fuͤrsorge und jenen Schutz nur Waisen und sol⸗ chen Kindern gegenuͤber uͤbernehmen solle, die ohne alle Angehoͤ⸗ rigen seyen, welche fuͤr ihren Unterhalt sorgen koͤnnten, also z. B. wenn beim Tode des Vaters oder der Mutter der uͤberlebende Theil imbezill oder wahnsinnig, oder wegen Uebertretung der Ge⸗ setze auf eine Reihe von Jahren der Freiheit beraubt, oder zur Deportation verurtheilt, oder verschwunden sey und nicht wieder aufge⸗ funden werden koͤnne, oder endlich wenn beide Aeltern sich in der Lage befaͤnden, durchaus nichts fuͤr den Unterhalt und die Erzie⸗ hung ihrer Kinder thun zu koͤnnen.

In einem vierten Report (on the Norwood school of Industry) zeigt Dr. Kay an einem Beispiele, nachdem er die in⸗ nere Einrichtung der genannten vortrefflichen Industrieschule aus⸗ einandergesetzt und zugleich darauf aufmerksam gemacht hat, wie viele Verbesserungen bereits nach dem Muster derselben ander⸗ waͤrts vorgenommen worden seyen, welche Resultate die Beseiti⸗ gung der vielen Uebel und Maͤngel, die aus der Arbeitshaus⸗ Schuleinrichtung und aus einer gezwungenen Vertheilung der Armenkinder hervorgehen, so wie die Errichtung von Distrikts⸗ schulen in einem gegebenen Falle hervorgebracht. Dieser mit vie⸗ ler Waͤrme geschriebene Aufsatz bildet einen glaänzenden Beleg fuͤr die Wahrheit der in den beiden vorhergehenden Reports in um⸗ fassender Weise dargelegten Prinzipien. g.

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——

Wiclenschalt, Kuntt und Literatur.

Der Preußische Soldat nach dem Ausmarsche. Von J. L. Vogel, Hauptmann der Garde⸗Artillerie⸗Bri 8

8 Berlin, Posen, Bromberg. Druck und Verlag von E. S.

G Mittler. 1841

Sagt selber: kommt'’s nicht dem Heere

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