1841 / 269 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Auf diese Ideen und Lehrsaͤtze hin, gruͤndete sich die Gesell⸗ schaft der Kommunisten, die dem individuellen Eigenthum den Krieg erklaͤrte, und zur Erreichung dieses Zweckes alle Mit⸗ tel fuͤr gut und loͤblich erklaͤrte. Koͤnigs⸗Moͤrder Darmeés war ihr Mitglied, wie Hubert ein Mitglied der Gesellschaft der Jahreszeiten, und Alibaud ein Mitglied der Gesellschaft der Men— schenrechte gewesen war. B .i

Die gegen Darmes eingeleitete Untersuchung hat der Regie- rung fast Alles in die Haͤnde geliefert, was sich auf die Drgani⸗ sation der Kommunisten⸗Gesellschaft bezieht; und auch bee Ses⸗ zweigungen in den Provinzen, wo sie, namentlich im Suͤden viel Anhaͤnger geworben hat, sind aufgefunden worden, so daß fuͤr jetzt aͤußerlich keine ernste Gefahr von den Kommunisten zu be⸗ sorgen ist. Daß ihre Lehren Anhang und Anklang unter den ar⸗ beitenden Klassen gefunden haben, ist indeß eben so wenig zu be⸗ zweifeln, als daß man in Darmes nur ihr Werkzeug, und keines⸗ weges einen ihrer Fuͤhrer ergriffen hat. Man wird aus dem Fol⸗

enden ersehen, daß die Organisation der Gesellschaft noch kuͤnst⸗ licher, als viele fruͤheren darauf berechnet ist, das Auffinden der eigentlichen Haͤupter zu erschweren. 8

Eine der bedeutendsten Fractionen der Kommunisten sind die Travailleurs égalitaires, und in Bezug auf die Organisation der⸗ selben ist bei Gelegenheit des Darmésschen Prozesses nachstehendes Aktenstuͤck aufgefunden worden:

Reglement des Vereins der Travailleurs égalitaires. Allgemeiner Organisations⸗Plan.

Art. 1. Der Verein der Travailleurs égalitaires theilt sich in Metiers, deren jedes aus 7 Buͤrgern besteht; der Chef des

Netier heißt Ouvrier.

Art. 2. Mehrere Metiers sind ein Atelier; mehrere Ateliers eine Fabrik; mehrere Fabriken eine Division.

Art. 3. Jede Division hat einen besonderen Namen; die einzelnen Fabriken, Ateliers und Metiers werden durch Nummern von einander unterschieden.

Art. 4. Ein Atelier besteht hoͤchstens aus vier Metiers. Der Chef eines Ateliers heißt Contre⸗maitre; eine Fabrik besteht hoͤchstens aus zwei Ateliers. Der Chef einer Fabrit heißt Com⸗ mis; eine Division besteht hoͤchstens aus vier Fabriken; der Chef einer Division heißt Directeur divisionnaire.

Vom Comite.

Art. 5. Das Comité hat die oberste Leitung uͤber den Verein; von ihm allein gehen alle Befehle und alle allgemeinen Instructionen aus, es hat Agenten, durch die es mit dem Verein kommunizirt. 8

Art. 6. Die Personen, aus denen das Comité besteht, sind allen Pravailleurs égalitaires, außer den Directeurs divisionnaires

D er

unbekannt. Wenn der Augenblick des Angriffes gekommen seyn wird, und dann allein, wird sich das Comité dem ganzen Verein enthuͤllen, und an der Spitze der zum Kampfe berufenen Buͤrger marschiren.

Art. 7. Das Recht, die Zahl der das Comité bildenden Personen zu vermehren oder zu vermindern, steht ausschließlich dem Comité selbst zu.

Art. 8. Die Verantwortlichkeit des Comité's ist untheilbar; es kann kein einzelnes Mitglied persoönlich im Namen des Vereins handeln.

8, HSS mene Maßreg

Jede von der Majoritaͤt des Comité's angenom⸗ el wird im Namen des ganzen Comité's ausgefuͤhrt. Von den Agenten des Comits.

Ar 10 oder der Agent des Comité; die Mission eines Agenten besteht darin. in einer Abtheilung die Central⸗Gewalt zu repraͤsentiren.

Art. 11. Das Comitbé ernennt direkt oder auf den Vor⸗ schlag der Directeurs divisionnaires die Commis und die Censo⸗ ren en Chef; es bestaͤtigt oder annullirt die provisorischen Ernen⸗ nungen der Direktoren und der Commis.

Art. 12. Der Directeur divisionnaire kann alle Beamten seiner Division entfernen oder absetzen, mit Ausnahme des Cen⸗ sor en Chef, und mit Vorbehalt der Genehmigung des Comité. Art. 13, 14 und 15 bestimmen dasselbe in Bezug auf die anderen Abtheilungen.

Art. 16. Jeder travailleur égalitaire ist nur von denjeni⸗ gen Mitgliedern des Vereins gekannt, mit denen er, dem Regle⸗ ment zufolge, in direkter Verbindung steht.

Art. 17. Jedes Atelier hat einen Censor, dessen Functionen darin bestehen, sich von der Puͤnktlichkeit der Mitglieder zu uͤber⸗ zeugen, alle Anklagen und Beschwerden zu vernehmen.

Art. 18. Jede Division hat einen Censor en Chef; er em⸗ pfaͤngt die Berichte der Censoren und traͤgt dieselben dem Direc- zeur divisionnaire vor.

Art. 19. Die Zusammenberufung eines einzelnen Metiers oder mehrerer Agenten kann nur auf Befehl des Comité ge⸗ schehen.

Art. 20 und 21 betreffen die Art der Zusammenberufung.

Art. 22. Die von dem Comité ausgehenden Manifeste und Tagesbefehle werden in jedem Metier von dem Contre -maitre verlesen.

Art. 23, 24, 25 und 26 enthalten allgemeine Bestimmungen uͤber die bei den Zusammenkuͤnften zu besbachtenden Formen.

Art. 27. Jeder travailleur traͤgt nach seinen Kraͤften zu den Ausgaben des Vereins bei; das Minimum des Beitrages wird auf 2 Fr. monatlich festgesezt. Die Verwendung der Gelder

——ö.

steht dem Comité zu.

Als Anhang zu dem vorstehenden Reglement fand man das folgende t

Glaubensbekenntniß des Comite.

„Buͤrger! Das Ziel, nach dem wir streben, ist die wirkli— che Gleichheit, erreicht durch die Gemeinschaft der Guͤter. Eine starke und redliche Volks⸗Diktatur scheint uns unum⸗ gänglich nothwendig, um unsere Sitten neu zu gestalten, um die Hindernisse hinwegzuraͤumen, und um die Wege zu ebenen, die uns zur Anwendung jenes Grundsatzes fuͤhren sollen. Die Maͤn⸗ ner, welche wir waͤhlen, um vorsichtig und geheimnißvoll ohne Ostentation und ohne prahlerische Eitelkeit die Lehrsaͤtze der Gleich⸗ heit zu verbreiten, sind moralische, verschwiegene, muthige und der Velks⸗Sache ergebene Maͤnner, welche mit Huͤlfe jener Tugenden die Erhabenheit und die Wahrheit der Grundsätze eingesehen haben die der kuͤnftigen Gesellschaft zur Grundlage dienen sollen. Wir bemuͤ⸗ hen uns, allen Maͤnnern, die gemeinschaftlich mit uns wirken, in der Vergangenheit und besonders in der Geschichte unserer Revolution diejenigen Ereignisse zu bezeichnen und der Nachahmung zu em⸗ pfehlen, welche der Sache des Volks guͤnstig waren, ihnen Liebe fuͤr die tugendhaften und Verachtung gegen die jaͤmmerlichen Maͤnner jener Epoche einzufloͤßen. Was die Gegenwart betrifft, so ermahnen wir sie zum Haß gegen alles Bestehende; wir rathen ihnen, sich von jenen angeblichen Demokraten zu ent⸗ fernen, die nur eine politische Reform wollen, ohne daran zu denken, das Wesen der Gesellschaft zu veraͤndern. In diesem Sinne

Jeder Beamte des Vereins ist der Mandatarius

““

haben wir seit langer Zeit gehandelt. Die Erfahrung hat uns die Weisheit unserer Organisation bestaͤtigt. Inmitten aller Er⸗ schuͤtterungen sind wir fest und unbekannk geblieben. Die feind⸗ liche Gewalt hat uns niemals erreicht. Der Erfolg hat unsere Beharrlichkeit gekroͤnt, und die Lehrsaͤtze der Gemeinschaft, deren einzige und erste Verkuͤnder wir sind, haben sich jetzt der Welt bemaͤchtigt.“ Die Kommunisten haben es uͤbrigens bei diesem allgemeinen Glaubensbekenntnisse nicht bewenden lassen, sondern sie haben auch einen vollstaͤndig ausgearbeiteten Plan entworfen, in welchem alle diejenigen Maßregeln entwickelt werden, welche ergriffen wer⸗ den sollen, falls ein Umsturz des Bestehenden gelaͤnge. 1. Das Pariser Comité hat naͤmlich an die in London residi⸗ rende Französische demokratische Gesellschaft, deren Mitglieder groͤßtentheils politische Fluͤchtlinge sind, eine Reihe von Fragen gerichtet, die sich auf eine kuͤnftige praktische Verwirk⸗

lichung der kommunistischen Grundsaͤtze beziehen. Die Beant⸗ wortung dieser Fragen werfen ein helles Licht auf das ganze Streben und zu gleicher Zeit auf die gaͤnzliche Flachheit, Unhalt⸗ barkeit und Excentricitaͤt der Factionen, die, unter dem schnoͤden Vorwand des Philantropismus, Frankreich in Flammen zu setzen suchen, um sich durch Verwirrung, Raub und Mord diejenigen Guͤter und Genuͤsse zu sichern, die sie durch Fleiß und Arbeit zu erlangen unfaͤhig sind.

Einige Abschnitte aus dem ebenerwaͤhnten Dokumente sollen hier als charakteristische Zuͤge der Kommunisten-Grundsaͤtze noch eine Stelle finden.

Die Frage: Welches soll die Organisation der Ar⸗ beit und der Arbeiter im Allgemeinen seyn? wird von London aus folgendermaßen beantwortet:

„Wir sind vor allen Dingen der Meinung, daß die Re⸗ gierung (natuͤrlich die neueingerichtete republifanische Regierung) sich zu Gunsten der Nation zum ersten Fabrikanten, zum ober⸗ sten Leiter aller Industrieen machen; daß sie eine einzige Kasse fuͤr alle Gewerbszweige haben; daß sie große Magazine errich— ten muß, wo saͤmmtliche Fabrikate des Landes deponirt und verkauft werden. Um den Arbeitern vollstaͤndiger und schneller das Wohlbefinden zu verschaffen, welches sie von der Revolu— tion zu erwarten berechtigt sind, muͤssen National⸗Werkstaͤtten errichtet werden, in welchen die Arbeiter taͤglich eine angemessene Zeit lang, etwa acht Stunden, Beschaͤftigung finden. In den⸗ selben Haͤusern muͤssen die Arbeiter, außer der Geld⸗Verguͤti⸗ gung, welche sie erhalten, fuͤr sich und ihre Familie beherbergt und bekoͤstigt werden.“ Fuͤr die ackerbautreibenden Klassen wird eine aͤhnliche Einrichtung vorgeschlagen.

Welches werden die ersten Handlungen der proviso⸗ rischen Regierung seyn?

„In der ersten Zeit nach der Insurrection wird sich das Volk ohne Arbeit und ohne Brod auf den Straßen befinden. Der Handel wird vernichtet, oder wenigstens gehemmt seyn. Viele Reichen, alle Adeligen und die obersten Beamten werden ihr Heil in der Flucht suchen; die Fanatischsten derselben werden indeß ohne Zweifel in Frankreich bleiben, um wo moöͤglich eine Contre⸗Revolution zu bewerkstelligen. Die ehrgeizigen Intri⸗ ganten, und diese sind am meisten zu fuͤrchten, weil sie alle Masken vornehmen, werden versuchen, zur Gewalt zu gelangen,

und die ersten Resultate der Insurrection zu ihrem Vortheil

auszubeuten; die fremden Regierungen werden sich zum Kriege ggegen uns raͤsten u. s. w.

„Diesen Zustand vor Augen habend, sind wir der Meinung, daß die Regierung zuerst eine Proclamation an das Volk er⸗ lassen muß, in welcher sie ihm erklaͤrt, daß sie die Worte:

nimmt; daß sie sich verpflichtet, Alles aufzubieten, um das Volk

Gleichheit, Bruͤderschaft, Freiheit! zu ihrem Symbol

in den Stand zu setzen, dasjenige Wohlbefinden zu erlangen, welches die Anwendung jener Grundsaͤtze hervorbringt. Als- dann muß die Regierung die Abschaffung der Monarchie dekre⸗ tiren und die Republik proklamiren; sie muß ferner dekretiren, daß jeder Mensch ein Recht auf die Existenz habe, und sie muß die noͤthigen Maßregeln ergreifen, um diese zu sichern. Das momentane Verbot der Getraide-Ausfuhr muß die erste dieser Maßregeln seyn. Die Regierung muß die Abschaffung der Consumtions-Steuer auf diejenigen Artikel, welche zur Nahrung des Volkes dienen, und ein Maximum fuͤr diese Ar— tikel dekretiren. Sie muß, falls es nothwendig seyn sollte, das Vaterland in Gefahr erklaͤren, worauf Jeder, der im Stande ist, Waffen zu tragen, Soldat wird. Die Armee und die National⸗Garde muͤssen neu organisirt werden.“

Welches wird die Haltung der Repubik den fremden Regierungen gegenuͤber seyn?

„Die Republik muß unverzuͤglich den Koͤnigen den Krieg erklaͤ⸗ ren, ihre Gesandten aus der Hauptstadt verweisen, allen Voͤl— kern ein kraͤftiges Manifest zusenden, in welchem sie ihnen er— klaͤrt, daß sie den festen Entschluß habe, sich alle Opfer aufzuer— legen, um an ihrer Befreiung zu arbeiten, und sie auffordern, der Republik den Weg zu bahnen, der zu einer moͤglichst schnel— len und möͤglichst vollstaͤndigen Insurrection fuͤhren kann. Die

Regierung muß endlich diejenigen auslaͤndischen Republikaner, welche sich zur Zeit in Frankreich befinden, bewaffnen, um sie zur Verbreitung der Insurrection in ihren resp. Laͤndern zu verwenden.“

Man ersieht aus Vorstehendem zur Genuͤge, daß die Kom— munisten im Wesentlichen nichts Anderes wollen, als was alle republikanischen Koterieen seit 1793 gewollt haben. Der Koͤder der Guͤter⸗Gemeinschaft verdeckt ungeschickt genug den Haken, an dem sich das Volk fangen soll. Das kommunistische System wird eine Zeit lang die unruhigen Koͤpfe und die Arbeitsscheuen beschaͤf⸗ tigen und dann, verdraͤngt durch eine neue Thorheit, zu den un— fruchtbaren Theorteen geworfen werden, durch die man seit so vie— len Jahren Frankreich aufzuwiegeln versucht hat. Ein empfind- licher Streich ist den Kommunisten dadurch versetzt worden, daß Lamennais, auf den sie sich haͤufig beriefen, und der in seiner Schrift: „Le pays et le gouvernement mit ihnen zu harmoniren schien, sich oͤffentlich von ihnen losgesagt hat.

Wissenschaft, Kuntt und Literatur.

8 Braunschweig, 24. Sept. Bei uns ward, fast gleichzeitig mit Fr. Versammlung der Naturforscher, auch die diestjaͤhrige Versamm ““ Apotheker⸗Vereins fuͤr Nord-Deutschland am 20. Septem . Der Sitzungssaal war mit dem bekraͤnzten Bilde “] s, dessen Gedaͤchtniß die Versammlung ge Vice-Dueckos schmuͤckt, außerdem hatte Herr Apotheker Dr. Herzog, guen 9 Vr nes, Vereins, eine interessante Sammlung von Dro große Zahl 48 in dem Saale aufgestellt. Nicht nur eine I“ on Mitgliedern des Vereins hatte sich dazu eingefun den, sondern auch viele fremde Naturforscher und Aerzte beehrten dieselbe mit ihrer Gegenwart. 1 Der Ober⸗Direktor des Vereins, Herr Hofrath Dr. Brandes, er⸗

öffnete die Versammlung mit einer Rede, in welcher er diese als

eine dem Andenken Geiger's gewidmete bezeichnete und das Wirken

Geigers fuͤr die Pharmacie und dessen Einfluß auf dieselbe hervor⸗

hob; er sprach dann uͤber den Zustand des Vereins und legte einen

summarischen Bericht daruͤber vor, aus welchem die stete Erweite rung des Institutes hervorging, das nach dem Tode des verewigten

Ministers von Altenstein nunmehr unter Protection Sr. Excel

lenz des Wirklichen Geheimen Staats⸗Ministers Herrn Eichhorn steht.

Es wurde dann die General⸗Rechnung des Vereins von 1810 mit

ihren Belaͤgen zum Abschluß vorgelegt. Herr Dr. Bley aus Bam⸗

berg, Vice-Direktor des Vereins, hielt die Festrede auf Geiger.

Herr Dr. Geiseler aus Koͤniasberg in der Neumark sprach uͤber

die Ausbildung der Pharmacie und uͤber die Bearbeitung der Pharmako

poͤen. Herr Professor Dr. Plieninger von Stuttgart theilte eine aus

Meriko erhaltene neue Arznei⸗Pflanze Athanasia amara mit, und sprach

uͤber deren arzeneiliche Kraͤfte. Herr Apotheker Dr. Simon aus Ber

lin legte eine Reihe neuer interessanter Praͤparate von Styrax, Sty⸗ racin, Styracon, Zimmetsaͤure, Senfoͤl u. s. w. vor, und sprach uͤber deren Darstellung und chemischen Verhaͤltnisse. Herr Dr. Herzog trug eine geschichtliche Darstellung der Ausmittelungs⸗-Methoden des Aesens bei Vergiftungsfaͤllen vor, und sprach uͤber den neuesten Zu⸗ stand dieser Angelegenheit, namentlich in Bezug auf die neuesten Ver suche Orfila's und den Mars'schen Apparat, Herr Dr. Herzog ha gegen die Angaben Orfila's keinen Arsenikgehalt in den Knochen nachweisen können. Herr Apotheker Kind aus Bremen sprach uͤbe denselben Gegenstand. Herr Geheimer Medizinal⸗Rath Dr. Fische aus Erfurt sprach uͤber die Bestimmung der Zeit, der noch moͤgli⸗ chen Nachweisung des Arseniks in bereits begrabenen Leichen, woruͤber auch vom Geh. Hofrath Herrn Dr. Doͤbereiner und Herrn Hofrath Dr. Wackenroder, so wie von Herrn Dr. Buek aus Hamburg u. A. Mittheilungen gemacht wurden. Herr Dr. Meurer, Vice⸗ Direktor des Vereins aus Dresden, sprach uͤber die Auffindung des Aesens in den zweiten Magen, nach Versuchen die derselbe an, ab sichtlich mit Arsenik vergifteten Pferden, angestellt hatte. Herr Dr. Aschoff aus Bielefeld, Assessor des Vereins, hielt einen Vortra uͤber einen merkwuͤrdigen Fall einer angeblichen Arsenik⸗Vergiftung und Herr Oberlehrer Dr. Kuͤtzing aus Nordhausen, uͤber mikros kopische Untersuchungen und uͤber Muscus corallinas und Lapis Spongiae

Der Hofrath Herr Dr. Brandes referirte uͤber mehrere eingegan⸗ gene pharmaceutische und naturhistorische Werke und theilte den Mitglie⸗ dern die gedruckten Kataloge mit, uͤber die große und interessante Droquen-Ausstellung, welche die Buschmannsche Droquerie⸗Handlung in Braunschweig fuͤr die Mitglieder des Vereins in ihrem Waaren⸗ Lager effektuirt hatte, er lud zum Besuch dieser interessanten und reichen Ausstellung ein, die den Mitgliedern zu jeder Stunde gebfnet sey. Die Kahlensche Droquerie⸗Handlung ließ ebenfalls zur Besich⸗ tigung ihres Waaren⸗Lagers und trefflich eingerichteten Lokals ein⸗ aden.

Der Ober-Direktor des Vereins ging hierauf zur Vertheilung der Preise der Hagen-Bucholzschen Stiftung uͤber, als deren Mit⸗ vorstand auch der Geheime Medizinal⸗Rath u. Professor Herr Dr. Mit⸗ scherlich von Berlin die Versammlung mit seiner Gegenwart er⸗ freute. Als Verfasser der praͤmiirten Abhandlungen ergaben sich Herr Otto Eder aus Leipzig, dessen Arbeit mit dem ersten Preise der goldenen Medaille der Stiftung gekroͤnt worden war; Herr C. F. Capaun aus Buͤckeburg, Herr Hugo Schmidt aus Pasewalk, Herr Chr. L. Heß aus Landau, denen die silberne Medaille, und Herr W. Becker aus Hofgeismar und Herr Schmidt aus Berg⸗ heim, denen die bronzene Medaille der Stiftung zuerkannt war.

Herr Medizinal⸗Rath Dr. Muͤller aus Marbach legte eine Ab⸗ handlung uͤber die Ausbildung der Pharmacie in Nord⸗Deutschland vor, worauf der Hofrath Herr Dr. Brandes die Sitzung schloß, fuͤr die erfreuliche Theilnahme an deren Institute dankend und

dasselbe der ferneren Beachtung und Foͤrderung empfehlend.

V Nach der Sitzung und Besichtigung der von Herrn Dr. Her⸗ zog aufgestellten Sammlung, vereinigten sich die Mitglieder zu ei⸗ nem Festmahle, an welchem gegen hundert Personen Theil nahmen

Es fanden an den folgenden Tagen noch zwei Privat— Sitzun⸗

gen statt, Berathungen der inneren Vereins⸗Angelegenheiten ge⸗

widmet, aus welcher wir nur hier hervorheben wollen, daß der Ober⸗Direktor Herr Dr. Brandes die erfreuliche Anzeige machte, daß der

Geheime Medizinal⸗Rath Herr Dr. Fischer aus Erfurt, als einen Beweis

seiner Theilnahme an den Verein, der Gehuͤlfen⸗Unterstuͤtzungs⸗

Kasse, der Bucholz⸗Gehlen⸗Trommsdorffschen Stiftung, ein Kavital

. 6. 4 1 1 2 Kapital

von 100 Thalern geschenkt habe, und daß vielfach der Wunsch ge⸗

außert worden sey, die General-Versammlung moͤge im nachste

Jahre in Potsdam stattfinden. 8

Meteorologische Beobachtungen.

1841. 25. Sept.

Morgens Nachmittags 6 Uhr. 2 Uhr

10 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

336,12 8 Par. 335,0 1 + 9,8 0 R. + 7,3° R. Dunstsättigung 81 pCt. 74 pCt. W“ trübe. bezogen, I 58 8 8 Wolkenzug . .. 1I

Par. 11,982 R. †. 7,80 H. 79 pct. W.

Luftdruck .... Par. 334,81 + 14,49 R. + 8,20 R.

Par.

+ 10,10° n.

+ 8,00° . 83 pCt.

Quellwärme 8,209 R. Flusswäeme 10,89* . 12,4° R. Rh. Niedersechlag 0 066 Rh. Warmew echsel†! 4,7⁰°

Luftwärme ..

Thaupunkt . . . 8 1 G Bodenwärme

Ausdünstung 0,043 trübe. W.

Tagesmittel: 335,31

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 22. Sept. Niederl. wirkl. Schuld 5] EEöEööö Kanz. Bill. 25 7. 5% Span. 19 ½. Passive. 5 ⅛. 8 Präm. Sch. Pol. Oesterr. 105 Hamburg, 24. Sept. Bank-Actien 1610 Br. 1 L on, 21. Con.. 3 % 89 ½. Belg. 102 ½. Neue Anl. 21¼. assive 5. Ausg. Sch. 10 ¾. 2 ½ Holl. 51 5. 5 Port. 30 ½. 3 5 8 ⅞. Engl. Russ. 112 8½. Hras. 67. Columb. 20 ½. Mex. 25 ½. Peru 15 ½. Chib 69. Paris, M Sept. 5 G Rente fin cour. 114. 85. 39. Rente fin ü 79. 20. 5 9 Neapl. ün cour. 105. 70. 5 9% Span. Rento 222 1 1 1 5 pan. nte 22 ½. 35 Port. —. Wien, 21. Sept. 5 % Met. 106 ½. 49 98 ½. 3 9 75 ⁄. 9. —. Bank-Actien 1569. Anl. de 1834 137 ½. de 1839 110.

101 ½.

Preuss.

Ausg. —. Zinl. 5.

Engl. Russ. 108 8

cour.

841 Passive 5 %.

0

Königliche Schauspiele. Mgontag, 27. Sept. Im Schauspielhause: Kabale Liebe. (Dlle. Reichel, vom Großherzoglichen Hof⸗Theater Schwerin: Louise, als letzte Gastrolle.) Dienstag, 28. Sept. Im Opernhause: Zum erstenmale wie— derholt: Hans Sachs, Oper in 3 Abth., nach Deinhardstein von Ph. Reger. Musik von A. Lortzing. Tanz von Hoguet (Dlle Gruͤnbaum: Cordula; Herr Boͤtticher: Hans Sachs; gen Blume: Meister Steffen.) 8 MMittwoch, 29. Sept. Im Opernhause: Macbeth Trauer⸗ piel in 5 Abth., von Shakespeare, uͤbersetzt vom Dr. Spiker

Königsstädtisches Theater. Montag, 27. Sept. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) crezia Borgia. Opera in 3 Atti. 1 c. Donizetti. Dienstag, 28. Sept. Der Postillon von Vogelsdorf. dirende Posse mit Gesang in 3 Akten.

Verantwortlichen Redacteur Hr. ϑ

und zu

Musica del Maestro Gaetano

Paro

. W. Zinkeisen.

Ober Hofbuchdruckerei. Beilag

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen

haben den bisherigen

chen

nhalt.

Amtliche Nachrichten. Rußland und Polen. St. 6 g. Mer 1 e 9 -* 24 8 88 r 9 Reschng. ge dergestellt. Neue Gesetz⸗Vor⸗ Frankreich. Paris. Die Ruh ö1’“ schlaͤge fuͤr die kuͤnftige Session. Politische Tribunale. Mi nister Teste und die Eisenbahnen. Brief aus Paris. (Die

Belgischen Verhandlungen; der Herbst Feldzug in Afrika.) Grosibritauien und Irland. Parla ments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Besetzung der ersten. Admiralitaͤts⸗ Stelle. Be⸗ richtforderung uͤber die Besteuerung des Grundeigenthums im Aus⸗ lande. Wahlausschreiben wegen Annahme eines Amtes. Ueber⸗ die Parlaments⸗Prorogirung. Gefaͤhrlichkeit der Teiche in den Londoner Parks. Bill zur Verlaͤngerung des Armengesetzes. London. Muthmaßliche Dauer der jetzigen Parlaments⸗Session. Tadel der auswärtigen Politik des vorigen Ministeriums. Vermischtes.. Belgien. Bruͤssel.

Neuer Gesandter in

Aufhebung der Reserve⸗Regimenter. 1 Deutsche Bundesstaaten. M uͤnchen. Ruͤckkehr der Herzogin von Leuchtenberg. Stuttgart. Vorbereitungen zum Koͤnigli⸗ chen Jubelfeste. Karlsruhe. Truppen⸗Uebungen. Braun⸗ schweig. Mainz, der Versammlungs⸗Ort der Naturforscher im Jahre 1842. Hamburg. Englische Opposition gegen⸗ die Han⸗ scatische Dampfschifffahrt. Schreiben aus Frankfurt. (Per⸗ sonal⸗Nacheichten; Eisenbahn zwischen Frankfurt und Hanau; Bde. sc. 2 1 1 SOeebweich. Schreiben aus Prag. (Durchreise Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin von Preußen.) Schweiz. Zuͤrich. d no Adresse hinsichtlich der konfessionellen Zwiste. 8 Italien. Neapel. Piedigrotten⸗Fest. Polizeipraͤfekt Wechsel. Inland. Berlin. Beruhigende Nachricht uͤber die Verwundung JSr. Kdnigl. Hoheit des Prinzen von Preußen. Bevorstehende Eroffnung des Kommunal⸗Landtages. Duͤsseldorf. Eisen⸗ bahn⸗Frequenz. Aachen. Kanonikus Schumacher †.

Die Republik Texas. (Erster Artikell)

Kronik des Tages.

Die Ziehung der 4ten Klasse Süster Koͤnigl. Klassen⸗Lotterie wird den 5. Oktober d. J., Morgens 8 Uhr, im Ziehungssaale des Lotteriehauses ihren Anfang nehmen.

Berlin, den 27. September 1841. Koͤbnigl. Preuß. General⸗Lotterie⸗Direction.

Angekommen: Der General⸗Major und Direktor der Ober⸗Militair⸗Eraminations⸗Kommission, von Selasinski, von Marienbad. b

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 21. Sept. Se. Majestaͤt der Kaiser Gesandten in Neapel, Grafen Guriew, auf sein Gesuch, zuruͤckberufen und den Geheimrath Grafen Potocki 8 F W“ ve v. zu seinem Nachfolger ernannt. 8

Die Handels⸗Zeitung giebt folgende. Uebersicht der Waagren⸗Quantitaͤten, die in diesem und im vorigen Jahre nach der Messe von Nischny⸗-Nowgorod gebracht wurden:

1840. 18 4fl. 29,922,493 R. S. 35,179,685 R. S.

2,086,407⸗ 8,425,626 ⸗⸗

45,691,718 R. S

Russische Waaren.....

Auslaͤndische und Kolonial⸗ Waaren

Asiatische Waaren

2,019,421 8 WTTWDTT

39,421,677 R. S.

Frankreich. Paris, 22. Sept. Die Aufregung zu hat fuͤr dieses⸗ mal ihr Ende erreicht. Gestern Abend hatten die Zusammenrotti- rungen gaͤnzlich aufgehoͤrt, und auf allen Punkten der Hauptstadt

herrschte vollkommene Ruhe. ““ 3 Die Gazette des Tribunaur, deren Mittheilungen uͤber

Alles, was die Gesetzgebung betrifft, als halboffiziell betrachtet

werden koͤnnen, enthaͤlt heute Folgendes: „Einige Journale haben gesagt, daß das Ministerium in Folge der letzten Ereignisse meh⸗ rere Gesetz⸗Entwuͤrfe fuͤr die naͤchste Session vorbereite. Es scheint in der That, daß das Ministerium die Absicht zu erkennen gegeben hat, den Kammern zwei Gesetz⸗Entwuͤrfe vorlegen zu wollen; den einen, um in unseren Afrikanischen Kolonieen, den Bestimmungen

des 17ten Artikel des Strafgesetzes gemaͤß, einen Ort zur Depor⸗

tation einzurichten; den anderen, um die Modificationen zuruͤckzu⸗ nehmen, welche durch das Gesetz vom 18. April 1832 mit den Artikeln 88 und 89 des Strafgesetzbuches uͤber das Attentat und das Komplott vorgenommen worden waren, und den urspruͤngli⸗ Text dieser Artikel wieder herzustellen.“

Der in Lyon erscheinende Courrier, ein ministerielles Blatt, enthaͤlt uͤber die gegenwaͤrtige Lage der Dinge einen Artikel, der großes Aufsehen erregt, und in dem man versteckte Plͤne des Ministeriums erblicken will. „Wir beduͤrfen politischer Tribunale“, sagt jenes Journal. „Sie muͤssen unabhaͤngig genug seyn, um sich nicht blindlings dem Willen der Regierung zu beugen; aber

besonders muͤssen sie aufgeklaͤrt genug seyn, um die ganze Bedeu

Antwort des Regierungs⸗Raths auf die Gegen⸗

ur der Sache. Frankreich besitzt eine Menge von

stag

tung ihrer Mission zu begreifen, und fest genug, um den Dro⸗ hungen der Parteien zu widerstehen. Wir haben gesehen, daß die Jury in ihrer jetzigen Organisation nicht im Stande ist, der⸗ gleichen Functionen auszufuͤllen, und es hat große Uebelstaände, die Pairs⸗Kammer zu oft damit zu bekleiden. Anderer⸗ seits verlangt aber die Charte, daß die Verbrechen je— ner Art der Jury zugewiesen werden; was ist daher zu thun? Es giebt ein erstes Mittel, welches darin bestehen wuͤrde, das Gesetz uͤber die Organisation der Jury so zu modifiziren, daß ihre Zusammensetzung der öͤffentlichen Ordnung sicherere Buͤrgschaften darboͤten. Sollte aber dieses Mittel nicht zulaͤnglich seyn, so wuͤrde sich die Gesellschaft, durch die gebieteri⸗ schen Vorschriften einer Charte, deren strenge Beobachtung das Uebel vermehren und vielleicht zu einer Revolution, d. h. zum voll⸗ staͤndigen Untergang der Charte selbst fuͤhren koͤnnte, in eine un— leidliche Lage versetzt sehen. Wir wissen nicht, welchen Rath wir in dieser Lage ertheilen wuͤrden. Man darf indeß nicht aus dem Gesichte verlieren, daß, wenn die Könige fuͤr die Voͤlker und nicht die Voͤlker fuͤr die Koͤnige da sind, wie Fenelon gesagt, und wie man seitdem so oft wiederholt hat, es eben so wahr ist, daß die Gesetze fuͤr die Voͤlker und nicht die Voͤlker fuͤr die Gesetze da sind, und daß, wenn eine Gesellschaft sich in die Alternative ver⸗ setzt sieht, unterzugehen oder ein Gesetz zu modifiziren, sie wohl das Recht zum Letzteren hat, wenn es sich selbst um das Grundgesetz handelte.“

Die Straßburger Bläaͤtter berichten, daß Herr Teste, der Minister der oͤffentlichen Bauten, angekommen sey, um der Ein⸗ weihung der Eisenbahn von Straßburg nach Basel beizuwohnen. Er empfing am 18ten September den Maire und die Mitglieder des Gemeinderaths, denen er die Versicherung ertheilte, daß die

Regierung damit einverstanden sey, die Eisenbahn ins Innere der;

Stadt zu fuͤhren; die Kosten der dadurch herbeigefuͤhrten Befesti—

gungs⸗Arbeiten werde sie uͤbernehmen. Der Maire beruͤhrte nach⸗

her die Frage wegen der direkten Eisenhahn von Paris nach

Straßburg. Er drang darauf, daß die Regierung sich ernstlich damit beschaͤftigen sollte. Straßburg sey immer eine Handels⸗- und Durchgangsstadt gewesen; man koͤnne es nicht ohne Ungerechtigkeit dieser rechtmaͤßigen Frucht seiner Lage berauben. Der Minister ant⸗ wortete, es sey noch nicht entschieden, ob der Eisenbahn von Paris nach Dijon oder derjenigen von Paris nach Straßburg der Vorzug zu geben sey; die Untersuchungen seyen noch nicht beendigt, es sey noch nichts fertig. Strategische Gruͤnde, setzte er hinzu, schie— nen hauptsaͤchlich fuͤr die Eisenbahn nach Dijon zu sprechen, die das mittaͤgliche Frankreich an das bstliche knuͤpfen und also er— lauben wuͤrde, schnell große Armee-Corps von einem Orte der Graͤnze an den anderen zu fuͤhren; in diesem Bezug sey von einer kreisfoͤrmigen Eisenbahn die Rede gewesen, die alle Graͤnzen un⸗ ter sich verbinden wuͤrde. Der Praͤfekt des Niederrheins nahm seinerseits das Wort und unterstuͤtzte die Bemerkungen des Maire. Er sagte, in strategischer Hinsicht hauptsaͤchlich sey es noͤthig, Straß⸗ burg und Metz, diese beiden Bollwerke der nordoͤstlichen Graͤnze, gerade mit dem mittleren Frankreich, mit Paris, zu verbinden. In sedem Kriege Frankreichs sey diese Graͤnze der verwundbare, den Angrif⸗ fen des Feindes ausgesetzte Punkt; man muͤsse sie daher mit der Haupt⸗ stadt verknuͤpfen; der Suͤden sey weit weniger ausgesetzt, er habe keinen Feindes⸗Einfall zu fuͤrchten, als im Fall eines Krieges mit Oester⸗ reich. Die kommerziellen Ruͤcksichten seyen nicht minder erheb-— lich, sowohl fuͤr die Erhaltung des Transits zu Straßburg, als guch um Havre fuͤr die Verluste zu entschaͤdigen, die es in Folge des Handels⸗Vertrages mit Holland leide. Zum Schluß sagte er, Straßburg fordere nicht, daß die Eisenbahn von Paris nach Dijon nicht angelegt werde, es begehre nur den Vorrang fuͤr die von Paris nach Straßburg. Der Maire nahm von neuem das Wort und sagte, die strategischen Gruͤnde, auf welche man die Nothwendigkeit der Eisenbahn von Paris nach Dijon, vor⸗ zugsweise vor der von Paris nach Straßburg, stuͤtze, schienen nicht ernstlich, sondern schienen eher Orts-Interessen zu verber—

gen. Die Regierung habe in diesen letzten Zeiten viel fuͤr un⸗

sere Gegenden gethan; das Elsaß erkenne dies mit Vergnuͤgen

an, und es freue uns, ihr unsere volle Erkenntlichkeit dafuͤr bezeu⸗ gen zu koͤnnen, gleichwie auch ihr zu sagen, daß wir in der Zu⸗ kunft auf die Fortdauer dieses wohlwollenden Schutzes zaͤhlen. Der Minister erwiederte, die Regierung werde alle angefuͤhrten Gruͤnde in Betracht ziehen, sie reiflich erwaͤgen; es sey noch nichts entschieden, aber seiner Ansicht nach muͤsse die Eisenbahn von Pa⸗ ris an die Belgische Graͤnze zuerst gebaut werden, nachher muͤsse jene von Marseille an die Rhone kommen; im dritten Range aber und vor jeder anderen werde gewiß die Bahn von Paris nach Straßburg sich darbieten. Zum Schlusse sagte er: „Elsaß ist ein schoͤnes, ein vortreffliches Land; was man auch thun mag, so kann man nie genug fuͤr dasselbe thun.“

Die Gazette des Tribunaux meldet, daß am Montag bei einer Portieère in der Rue de Charonne eine Haussuchung ge⸗ halten und eine Anzahl von Waffen, so wie eine starke Quantitaͤt Kriegs⸗Munition, in Beschlag genommen worden sey. Die Frau, in deren Besitz sich diese Gegenstaͤnde befanden, ward verhaftet und unter Anschuldigung der Theilnahme on dem Attentate vom 13. September nach der Conciergerie gebracht.

Boͤrse vom 22. September. An der heutigen Boͤrse trat ein sehr starkes Steigen der 3proc. Rente ein, welches aber ganz unabhaͤngig von der neuen Anleihe und von politischen Nach⸗ richten war. Einer der bedeutendsten Wechsel⸗Agenten, der große Massen 3 proc. Renten zu liefern hatte, ist insolvent geworden und hat die Flucht ergriffen. Da sich hierdurch ein starkes Beduͤrf⸗ niß in 3proc. Rente fuͤhlbax machte, so stieg dieselbe von 79.20. .“ 1

½ Paris, 22. Sept. Die Verhandlungen uͤber den Fran⸗ sisch⸗Belgischen Zoll⸗Vertrag haben wenig Fortgang. Die Bel⸗ ischen Bevollmaͤchtigten sind zwar bereit, Frankreich bedeutende ugestaͤndnisse zu machen, aber die Franzoͤsischen Commissaire ihrer⸗ feits wollen sich zu keinen Gegenkonzessionen verstehen, wie die

elgier sie erwartet haben und verlangen. Dies liegt in der Na⸗ zeugnissen,

R. Peelh) sich einem

groͤßten Theils Natur⸗Produkte, deren Konkurrenz Belgien nicht zu fuͤrchten hat, waͤhrend dagegen alle Belgischen Erzeugnisse in Frankreich ein Aehnliches finden, das ihnen den Markt streitig macht. Die aus diesem Doppelverhaͤltniß hervorgehenden Ruͤck⸗ sichten haben sich bei den Konferenzen der Bevollmaͤchtigten beider Staaten mit so vieler Schaͤrfe geltend gemacht, daß nicht allein eine große Verstimmung mehrerer Mitglieder der Kommission ge⸗ gen einander eingetreten ist, sondern daß vorgestern die Verhandlungen in Folge einer sehr lebhaften Scene sogar beinahe, etwas tumul⸗ tuagrisch, abgebrochen worden waͤren. Hat sich nun gleich Ruhe und Besonnenheit noch zeitig genug wieder eingestellt, um einen aͤrgerlichen Bruch zu vermeiden, so hofft man doch keinen guͤnsti⸗ gen Ausgang mehr fuͤr diese Negociation, der jetzt die sehr wesent⸗ liche Bedingung des Gelingens fehlt, welche in dem persoͤnlichen Verhaͤltnisse der Unterhaͤndler zu einander liegt. Dagegen scheint in einer gewissen Sphaͤre die eine Zeit lang verdunkelte Idee einer gaͤnzlichen Zoll⸗Vereinigung zwischen Frankreich und Belgien wieder hervorzutreten; man scheint zu hoffen, daß die Schwierig⸗ keiten, welche im Einzelnen so viele Muͤhe machen, ja fast unuͤber⸗ windlich sind, sich in Masse genommen leichter bewaͤltigen lassen werden. Man weiß, daß die Koͤnige Ludwig Philipp und Leopold beide der Idee des engeren kommerziellen Anschlusses der fragli⸗ chen Laͤnder persoͤnlich sehr zugethan sind, und es ist daher schon aus diesem Grunde anzunehmen, daß dieselbe durch das wahr⸗ scheinliche Scheitern der jetzt schwebenden Unterhandlungen nicht ganz beseitigt werden wird.

Der Herbstfeldzug gegen Abd el Kader hat in diesen Tagen begonnen. Die Franzoͤsischen Bewohner von Algerien sehen dem

Ausgange desselben in einer angstvollen Spannung entgegen; sie sind uͤberzeugt, daß derselbe auf das Schicksal der Kolonie von un⸗

ermeßlichem Einflusse seyn werde. Ein Brief aus Algier versichert, daß der General Bugeaud gesagt habe: wenn nicht spaͤte⸗ stens durch den Fruͤhlings-Feldzug des kuͤnftigen Jahres ein entscheidendes Resultat herbeigefuͤhrt werde, so sey nichts mehr fuͤr die Kolonie zu hoffen. In der That begreift es sich, daß man nicht lange mehr Algier zum Grabe fuͤr die Bluͤthe der Französischen Jugend und fuͤr Hunderte von Millionen werden lassen kann. Auch scheint es keinem Zweifel unterworfen, daß das Kabinet der Tuilerieen nur auf eine Gelegenheit wartet, um sich dem National-⸗Vorurtheil zu entziehen, welches die Eroberung von Afrika um jeden Preis will. Fuͤhrten daher auch die uner⸗ meßlichen Anstrengungen dieses Jahres zu keinem zuverlaͤssigen Ergebnisse, und zeigte es sich, daß man selbst im kuͤnftigen Fruͤh⸗ linge nur eine Danaiden-Arbeit von neuem anfinge, so ist wohl möͤglich, daß Frankreich von dem Unternehmen der Vernichtung der Eingeborenen ahstehen wuͤrde. Es scheint uͤbrigens, daß Ge— neral Bugeaud bei seiner bevorstehenden Expedition neben der Macht des Eisens auch auf die des Goldes rechnet, welche schon mehrmals mit Erfolg nicht allein gegen die Chefs einzelner Staͤmme, sondern auch gegen die Statthalter Abd el Kader's angewendet worden seyn mag.

Großbritanien und Irland. Parlaments⸗Verhandlungen. Unterhaus. Sitzung vom 21. September. (B. H.) Die heutige Sitzung zeichnete sich, wie die vorhergehende, wieder mehr durch die Mannichfaltig⸗ keit als durch die Bedeutsamkeit der verhandelten Gegenstaͤnde aus. Nachdem zu Anfang der Sitzung Sir Charles Napier einen Antrag zur naͤchsten Session angekuͤndigt hatte, des Inhalts, daß fortan ein See-Offizier an die Spitze des Admiralitaͤts⸗ Kollegiums gestellt werde, und nachdem Dr. Bowring eine von dem Hause genehmigte Adresse an die Koͤnigin beantragt hatte, durch welche Ihre Majestaͤt gebeten werden soll, mittelst der di⸗ plomatischen Agenten Englands im Auslande Bericht uͤber den Betrag der direkt vom Grund und Boden in Europa erhobenen Steuern und uͤber das Verhaͤltniß derselben zum Boden⸗ Ertrage abstatten und diesen Bericht dem Parlament vorle⸗ gen zu lassen, entspann sich abermals auf Anregung von Seiten Sir Thomas Wilde's eine Diskussion uͤber die Frage, ob nicht ein neues Wahlausschreiben fuͤr Ripon, welches Sir E. Sugden im Parlamente vertritt, erlassen werden muͤsse, da das diesen Wahlort repraͤsentirende Parlaments⸗Mitglied zum Kanzler von Irland ernannt worden sey. Sir Robert Peel bemerkte, daß es zu manchen Ungelegenheiten fuͤhren koͤnnte, wenn man Parlaments⸗Mitglieder zwingen wolle, ihre Stellen nieder⸗ zulegen, bevor noch alle Foͤrmlichkeiten wegen Uebernahme des Amtes, zu dem sie gewaͤhlt worden, beendigt seyen, da doch, so lange dies nicht geschehen, immer noch ein Widerruf der Bestal⸗. lung stattfinden koͤnne und alsdann das betreffende Parlaments Mitglied unnbthigerweise seines S in dem Hause be⸗ raubt worden seyn wuͤrde. ebrigens seyen in dem vorlie⸗ genden Falle alle Formalitaͤten so weit beendigt, daß er (Sir 1 etwaigen Antrage auf Erlassung ei⸗ nes neuen Wahlausschreibens fuͤr Ripon nicht wißzersetzen wolle. (Als Grund Verzögerung in der Ernennung Sir E. Sugden's zum Ka e

¹ nzler von Irland wird vom Globe an⸗

gegeben, daß derselbe seine Koͤchin geheirathet habe, und daß der neue Lord-Lieutenant von Irland, Graf de Grey, dem auf Be⸗ fragen auch die Koͤnigin Wittwe mit ihrer Ansicht beigetreten sey, die Hoffaͤhigkeit dieser Dame in dem Dubliner Schlosse nicht anerkennen wolle.) Sir Thomas Wilde beantragte daß das neue Wahl⸗Ausschreiben fuͤr Ripon erlassen werde, n dem er in laͤngerer Rede darzuthun gesucht hatte, daß, dem Gei der betreffenden gesetzlichen Bestimmung gemaͤß, die Annahme nes Amtes von Seiten eines Parlaments⸗Mitgliedes, wenn de selbe bona fde erfolgt sey, und nicht etwa erst die Uebergabe sei⸗ ner Amts⸗Bestallung, es ihm zur Pflicht mache, seinen Parla⸗ mentssitz zu raͤumen. Der Antrag wurde genehmigt. nachdem mehrere Whigs, unter Anderen Herr Wood und Lerd John Russell, sich sehr entschieden fuͤr das von Sir Tdomar⸗ Wude aufgeste te Prinzip ausgesprochen und Sir R. Peel eme Ansicht noch einmal zu vertheidigen gesucht. 8

Herr Villiers fragte an, wie lange die demnächst zu er⸗ wartende Prorogirung des Parlaments dauern werde, und derief

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