des Wolle⸗ und des Kornhandels erregt gleichfalls großes Miß⸗ vergnuͤgen, vorzuͤglich in den Binnenstaͤdten, wo man in regelmaͤ⸗ ßigem Verkehre mit den Arabern steht, und mit der Speculation
auf jene beiden wichtigen Handelszweige gute Geschaͤfte zu machen
gewohnt war. Daher denn jetzt wieder viele bittere Klagen uͤber
den General⸗Gouverneur, der zwar das Wort Kolonisirung be⸗ staͤndig im Munde fuͤhre, aber nichtsdestoweniger den Bewohnern von Algerien selbst die bisherigen Fruͤchte des Anbaues und der gewerblichen Thaͤtigkeit verkuͤmmere.
Großbritanien und Irland. London, 12. Okt. Die Konigin fuͤhlte sich am Sonntag Abend etwas unwohl, die beiden Aerzte Dr. Locock und Sir James Clarke wurden daher sogleich nach Windsor berufen. Es besserte sich aber bald mit ihrem Befinden, und gestern konnte Ihre Ma⸗ jestaͤt mit Prinz Albrecht schon wieder ausfahren.
Wie der Courier meldet, sind die neuen Botschafter an den bedeutendsten Europaͤischen Hoͤfen gestern endlich definitiv bestimmt worden. Lord Cowley geht nach Paris, Sir Robert Gordon nach Wien, Lord Stuart de Rothesay nach St. Petersburg und Sir S. Canning nach Konstantinopel. Herr Fox bleibt wahrscheinlich in Washington, und eben so wird in Madrid und auf den ande⸗ ren Botschafter⸗Posten vorlaͤufig kein Wechsel stattfinden.
Aus der am vorigen Sonnabend aufgemachten Berechnung der Staatseinnahme geht hervor, daß dieselbe in den vier letzten Quartalen 248,148 Pfd. mehr betragen hat als in den korrespon⸗ direnden Quartalen von 1810. Die Einnahme des letzten Quar⸗ tals bietet, mit dem korrespondirenden Quartal 1841 verglichen, eine Zunahme von 241,741 Pfd. dar. Die Zoͤlle betragen in den vier letzten Quartalen 667,522 Pfd. und die Post⸗Einnahmen 268,000 Pfd. weniger als in den korrespondirenden Quartalen von 1840, die Accise zeigt dagegen eine Zunahme von 872,547 Pfd. uͤber das letzte Jahr. 1
Ueber die Ereignisse in Spanien laͤßt sich die Morning Chronicle folgendermaßen vernehmen: „In der City glaubt man allgemein, daß das Geheimniß des thoͤrichten Versuchs, die Flamme des Buͤrgerkrieges in den Baskischen Provinzen von neuem zu entzuͤnden, den Wuͤnschen Frankreichs nicht zuwider ist. Der neue Spanische Tarif oder die Zoll⸗Regulirungen treten am 1. November in Kraft, und es wird dadurch dem gewinnreichen unerlaubten Handel ein Ziel gesetzt, den die Franzosen bisher mit Bilbao und anderen Fueros⸗Staͤdten trieben, indem sie ihre Fa⸗ brikate zollfrei in diese Provinzen einfuͤhrten. Espartero hat An⸗ stalten zur Errichtung von Zollhaͤusern an der Franzoͤsischen Graͤnze entlang getroffen, um die Fortdauer dieses Schleichhandels zu verhindern, und es ist daher Franzosischer Einflüuß und Franzöͤsi⸗ sches Geld in Requisition gesetzt worden, um dieses lobenswerthe Stre⸗ ben nach Fiskal⸗Reformen zu vereiteln. Die Franzosen wissen sehr wohl, daß sie unter natuͤrlichen und gemäaͤßigten Handelsgrundsaͤtzen mit den Englischen Fabrikanten nicht konkurriren koͤnnen; sie leihen sich also zu einer Christinischen oder Karlistischen Intrigue her, in der schmaͤhlichen Absicht, fuͤr ihren eigenen Vortheil zu wirken
und einen fuür Spanien verderblichen und mit der Herstellung der Ordnung und guten Verwaltung in jenem ungluͤcklichen Lande unvereinbaren Schleichhandel aufrecht zu erhalten. Wir haͤtten niemals geglaubt, daß sich in Spanien ein Offizier oder eine Par⸗ tei finden koͤnnten, faͤhig, ein so ungereimtes Verbrechen zu bege⸗ hen wie das, die Fahne des Buͤrgerkrieges zu Gunsten der Köni⸗ gin Marie Christine zu erheben. Sie selbst hat, wie man weiß, die Regentschaft nicht allein zu Valencia, sondern auch zu Mar⸗ seille, wo sie voͤllig frei war, freiwillig niedergelegt. Die Moderados Se die zweimal gesenkte Staͤndarte Christinens wieder erhoben, was an die taͤglichen Aufstaͤnde jedes kleinen Bandenfuͤhrers in Suͤd⸗ Amerika erinnert. Findet die jetzige Erhebung wirklich nur zu Gun⸗ sten Christinens statt, so ist sie eine Thorheit, und zwar die straf⸗ harste Thorheit. Der Name Christinens ist kein Prinzip, er ist das Symbol der Habsucht und der Bestechung. Ein ehrgeiziger Lieutenant kann ihn gebrauchen, um diejenigen Soldaten um sich zu vereinigen, welche Espartero's Nebenbuhler im Kriegsruhme waren, aber nur das verbrannteste Gehirn kann den Glauben oder die Hoffnung hegen, daß mit einer solchen Erhebung nicht zugleich die Karlistische Partei erweckt werde. Die Partei des Don Car⸗ los also spielt jetzt unter der Maske Christinens, die naturlich nicht gleich im Anfange die Fahne des Despotismus zeigen kann. Der Karlismus wird sich gewiß in Biscayag dicht neben den Fahnen O'Donnell's in Navarra zeigen. Nach der Stellung, die Marie Christine in Paris und am Franzoͤsischen Hof ein⸗ nimmt, indem sie Geld an die Narvaez und O' Donnell!'s unter den Augen der Franzöͤsischen Polizei austheilt, ist es unmoglich, daß der Französische Hof diesem Unternehmen fremd sey. Dieser Hof faͤngt wieder seine alte Taktik an, nicht allein um die Ange— legenheiten Spaniens zu verwickeln und die patriotischen Bestrebungen der liberalen Paxtei zu neutralisiren, indem er die Schrecken des Buͤrgerkrieges von neuem herbeifuͤhrt, sondern auch weil Frank⸗
reich glaube, wenn es die gemaͤßigte und die Karlistische Partei vereinige, koͤnne es sich die Gunst und Freundschaft Oesterreichs sichern und zugleich die Spanischen Angelegenheiten so ordnen, daß ihre Leitung mehr unter Französischen Einfluß kaͤme. Wir beschuldigen Herrn Guizot nicht, Theil hieran zu haben. Er hat schon lange erklaͤrt: Ueberlaßt die Halbinsel sich selbst! Aber Herr Guizot ist nicht Premier⸗Minister. Die Journale melden die Absendung von Linienschiffen nach Tunis und der Levante in feindlicher Absicht, und Herr Guizot weiß nichts da von. Die Ex⸗ pedition O' Donnell's kann in Paris ohne seine Billigung vor⸗ bereitet worden seyn. Pampelona ist von O'Donnell gewaͤhlt wor⸗ den, wie vor 20 Jahren Seu d'Urgel von einer Franzoösischen Partei in Spanien gewaͤhlt wurde, wegen der Naͤhe einer be⸗ freundeten Graͤnze. Die Citadelle von Pampelona ist stark ge⸗ nug, um eine Belagerung auszuhalten und den Karlisten in Bis⸗ caya Zeit zu geben, eine Diversion zu machen. Die Meinung der Navarresen selbst hat man gar nicht erforscht. Die Navarreser haben ein Abkommen mit der konstitutionellen Regierung unter⸗ zeichnet und auf ihre Fueros verzichtet. Dieses Abkommen hat ihren Weinen und anderen Produkten den reichen Markt des Ebro eroöffnet. Es hat ihnen, was sie nie gehabt haben, San Seba— stian als freien Hafen nach dem Ocean gegeben. Die Moderados, die sogenannte Partei O'Donnell's, waren, wie alle Karlisten, je⸗ dem Vertrage mit den privilegirten Provinzen entgegen. Sie ha⸗ ben ohne Bedingungen die Fueros sanctionirt; sie wollten die alte Trennung beibehalten, sey es aus Gefaͤlligkeit gegen Frank⸗ reich, sey es, um die Priester und Karlisten des Landes zu gewin⸗ nen. Aber in Navarra koͤnnen sie nur bei bestochenen und betro— genen Militairs Stuͤtze finden. Wie auch in Biscaya und Guipuzcoa die Meinung des Priesterstandes und der Offiziere seyn mag, die unter Don Carlos gedient haben: der Buͤrgerstand ist nicht ge⸗ neigt, den alten Streit zu erneuern. Ood onnell, der vor seiner Ruͤckkehr nach Spanien sein Wort gegeben hatte, sich in bins bhg. litischen Intriguen zu mischen, hat sich S Güchen lona aufgehalten, um die Garnison mit Christinens Gelde zu be⸗ stechen. Ribeiro haͤtte ihm nicht gestatten sollen, dort zu verwei⸗
len. Die Garnison bestand aus zwei Bataillonen, die nicht V mehr als 1700 Mann zaͤhlen sollen. Die allgemeine Meinung der Spanischen Liberalen ist, daß, selbst wenn dieser wahnsinnige Ver⸗ such in Pampelona einen theilweisen Erfolg haben sollte, er zu Gunsten Espartero's ausfallen werde. Der neue Regent befand sich an der Spitze einer reinen Cioil⸗Regierung nicht ganz wohl; gequaͤlt von der Presse, unfaͤhig, die Finanzen zu ordnen, und nicht geschaffen, sich Volksgunst zu erwerben. An der Spitze eines Heeres, das, da er jetzt einen Vorwand hat, er wohl nicht mehr reduziren duͤrfte, wird Espartero wieder er selbst werden. Die Minister koͤnnen ihrerseits von den Unruhen Gewinn ziehen, um sinanzielle Einrichtungen zu treffen.“” “ Die Verhaͤltnisse zwischen Frankreich und England im Mit⸗ tellaͤndischen Meere haben schon seit einiger Zeit lebhafte Aufmerk⸗ samkeit in der City erregt, und der Courier sagt in dieser Hin⸗ sicht: „Die Bemerkungen der gegen England feindlich gesinnten Franzoͤsischen Journale lassen deutlich die Eifersucht sehen, womit man in Frankreich die Ausdehnung des Englischen Einflusses am Littoral des Mittelmeeres betrachtet. Wie schon fruͤher bemerkt,
haben die Franzoͤsischen Manufakturen durch die Politik des Herrn Thiers ziemlich gelitten; denn ihre Waaren, welche vordem auf den Maͤrkten am Mittelmeer, namentlich auf den Aegyptischen, den Vorrang hatten, haben jetzt eine staͤrkere Konkurrenz der Englischen Fabrikate auszuhalten. Die Franzoͤsischen Ultra's beschuldigen une, wie gewoͤhnlich, der Absicht, wir suchten uͤberall festen Fuß zu gewinnen, wo sie ihre Herrschaft ausgedehnt haben, und Tunis, sagen sie, sey jetzt der Zielpunkt unserer Wuoͤnsche. Eine Afrika⸗ nische Kolonie, meinen sie, wuͤrde eben so unser Lieblings⸗Stecken⸗ pferd werden, wie sie das ihrige geworden ist; und so weissagen sie denn in nicht sehr langer Zeit einen Zusammenstoß der rivali⸗ sirenden Flotten Frankreichs und Englands. An die unverdauten Speculationen Franzoͤsischer Publizisten gewoͤhnt, wuͤrden wir den vorliegenden nur geringes Interesse betlegen, wenn sie nicht einige Andeütungen uͤber Franzoͤsische Gesinnung an die Hand gaͤben und zugleich bewiesen, daß im Mittelmeer nicht Alles geheuer ist. Kurz, den Franzosen ist es mehr um Tunis zu thun, als uns, und die Britische Regierung thüut wohl daran, daß sie auf diesen Kuͤstenpunkt des Mittelmeeres ein wachsames Auge richtet.“
An der hiesigen Boͤrse herrschte in den letzten Tagen große Bewequng, welche schon am 9ten durch die neuesten Nachrichten aus New⸗York, die der „Great Western“ mitgebracht hatte, einge⸗ leitet, gestern durch die neueren Berichte uͤber den Aufstand in Spanien und, wie der Morning Herald wissen will, durch schlimmere Nachrichten in Betreff der Differenzen wegen Tunis verstaͤrkt wurde und auch heute noch nicht wieder beschwichtigt war. Man sprach von der Absendung mehrerer Schiffe nach Amerika, der Mac Leodschen Sache wegen; indeß wird es fuͤr wahrscheinlicher gehalten, daß diese Schiffe nach dem Mittel⸗ meere bestimmt seyen. Geld zu Fonds⸗Geschaͤften war heute nur zu 6 bis 8 pCt. Diskonto zu haben. Mehrere Haͤuser haben ihre Zahlungen eingestellt, am gten Smith und Marshall, und John Marshall und Sohne, gestern die Haͤuser von Howe, D. Cohen und M. J. Soares; Letzteres hat die Agentur fuͤr die Lissaboner Bank, und seine Passiva betragen 45,000 Pfd., fuͤr welche, nach dem Globe, 50 pCt. in liquider Deckung vorhanden sind, außer mehreren ausstehenden guten Schulden.
Zur Zahlung der Mexikanischen Dividenden sind in London wieder 16,000 Dollars angekommen, auch hat man erfahren, daß ein Dekret des Mexikanischen Kongresses die Konsolidirung der faͤlligen Coupons und die Anweisung von einem Fuͤnftel, statt, wie bisher, eines Sechstels, der Zoll⸗Einnahme fuͤr die Dividenden verfuͤgt. 2
Der gestrige Getyaidemarkt wurde mit Zufuhr von Weizen aus den Provinzen wohl persorgt, und ungeachtet des nassen Wet⸗ ters war die Qualitaͤt besser als neulich; fuͤr beste Waare wurden 2 Sh. und fuͤr minder gute 1 Sh. hoͤhere Preise bewilligt. In fremdem Weizen war der Umsatz zu den Freitagspreisen, 1 Sh. höher als vorigen Montag, nicht bedeutend.
Herr Jaudon, der bekannte Agent der Vereinigten Staaten⸗ Bank ist kuͤrzlich wieder von Amerika hier angekommen und seit⸗ dem nach Paris gegangen, um dort mit den Glaͤubigern der Bank, welche auf Amerikanische Staatspapiere derselben Vvr⸗ schuͤsse geleistet haben, Vereinbarungen zu treffen. Im Ganzen sind am 15ten d. 500,000 Pfd. von der Anleihe, die im Jahre 1839 durch Vermittelung des Herrn Rothschild hier und in Pa⸗ ris fuͤr die Bank gemacht wurde, wozu aber Pariser Kapitalisten vohl das Meiste hergeschossen haben, faͤllig, und wie es scheint, ist noch keine Deckung angelangt.
Nachrichten aus Cape Coast Castle vom 28. Juli melden, daß die Niger⸗Expedition dort von Sierra Leone ange ommen war.
Nieberlande.
Aus dem Haag, 13. Okt. Die Staats⸗Courant enthaͤlt in Bezug auf die (gestern von uns gemeldete) Ankunft Sr. Majestaͤt des Grafen von Nassau folgenden amtlichen Arti⸗ kel: „Am letzten Sonntag Abend gegen 9 Uhr ist Se. Majestaͤt Koͤnig Wilhelm Friedrich Graf von Nassau mit einem Gefolge von vier Wagen uͤber Deventer auf dem Loo angekommen. Man hatte bisher Gruͤnde gehabt, zu bezweifeln, ob es der greise Fuͤrst, der uns 27 Jahre lang regierte, wohl fuͤr angemessen halten werde, jetzt die Reise nach dem Vaterlande zu unternehmen, und man ist auch in diesem Augenblicke noch in Zweifel, ob Hoͤchstdesselben Aufenthalt hier zu Lande von langer Dauer seyn werde.“
Auf dem hiesigen Palais Sr. Majestaͤt des Grafen von Nassau werden Vorbereitungen getroffen, um Hoͤchstdenselben und seine Gemahlin in den naͤchsten Tagen zu empfangen.
Deutsche Bundesstaaten.
München, 11. Okt. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben an
die Stelle des verstorbenen von Dillis den bisherigen General⸗ E11““ —seademie der bildenden Kuͤnste, Martin? Waa⸗ Secretair der Akademie der bildenden Kuͤnste, Martin von Wag⸗ ner, zum Central⸗Gemaͤlde⸗Galerie⸗Direktor ernannt.
Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Karl von Baiern, der meh⸗ rere Tage unwohl war, ist wieder gaͤnzlich hergestellt, und diesen
Mittag nach Tegernsee abgereist. b v
Hesterreich.
Pesth, 7. Okt. (A. Z.) Ueber den guͤnstigen Erfolg des letzten Versuchs einer Union der lutherischen und der reformirten Kirche in Ungarn liest man in einem Artikel der Augsb. Allg. Zeitung Nachstehendes: „Als die Reformation nach Ungarn und Sieben⸗ buͤrgen eindrang, da war es das starre Benehmen der Lutheraner, das die Kalvinisten bei der Csepregher Synobe zur Trennung zwang, und als ob diese historische Schuld abgetragen werden sollte, erhoben sich, nach mehreren verungluͤckten Unions⸗Versuchen in den vergangenen zwei Jahrhunderten, jetzt wieder, gerade von Geite der Evangelischen, viele gewichtige Stimmen fuͤr die Kirchen⸗Eini⸗ gung, vor allen die des Grafen Zay, die Reformirten aber nah⸗ men diese Aufforderungen anfangs kalt auf, was zum Theil aus ihrer verschiedenen, auf andern Basen ruhenden Kirchen⸗
Verfassung erklaͤrlich ist. Doch als bei dem heurigen evangeli⸗ schen Generalconvent einstimmig erkannt wurde, wie heilsam die Vereinigung der getrennten verwandten Kirchen sey, und eine Aufforderung dazu an den gleichzeitig versammelten Convent der vier reformirten Superintendenzen abgesandt wurde, da nahmen die Reformirten die Worte der Einigung mit gleicher Waͤrme auf und ein Ausschuß wurde beiderseitig ernannt, um uͤber die Ausfuͤhrung der von beiden Theilen im Prinzip gebilligten Ver⸗ einigung zu verhandeln, ohne das religioͤse Gefuͤhl mancher noch ungebildeten Gemeinden zu verletzen. So ward der Grundstein zu einem folgenreichen Ereigniß gelegt, unter dem Jubelruf beider Convente, der in der Brust jedes Baterlands⸗Freundes ein Echo findet, als Symptom jenes immer mehr gefuͤhlten Beduͤrfnisses der Einheit, die unser durch so viel Sprachen, Religionen und privilegirte Klassen zerrissenes Vaterland staͤrken soll.“
Italien.
Nonm, 5. Okt. (A. Z.) Es wird immer wahrscheinlicher, daß Mons. Capaccini mit einer außerordentlichen Mission zur Regulirung der kirchlichen Angelegenheiten nach Lissabon geht. Gleich nach der Ruͤckkunft des Papstes, der morgen seinen feier⸗ lichen Einzug hier halten wird, und wozu man großartige Vor— bereitung trifft, duͤrfte hinsichtlich Portugals eine Resolution er⸗ folgen. Die Stadt nimmt heute schon ein festliches Ansehen an, viele Leute zu Wagen und zu Fuß ziehen umher, um die getroffe⸗ nen Anstalten und Vorbereitungen in Augenschein zu nehmen. Fest⸗Prograutme sind an den Straßen⸗Ecken zu lesen und die Spar⸗Kasse hat aus ihren Fonds zu den schon bestimmten noch 14 Heiraths⸗Aussteuern fuür arme Maͤdchen ausgesetzt. Wenn nur das Wetter den guten Leuten nicht ihre Freude verdirbt; der Himmel laͤßt drohend schwere Wolken uͤber uns schweben, die ihren wasserschweren Inhalt leicht zu Boden schicken koͤnnten, wo⸗ durch Putz, Beleuchtung und Feuerwerk gefaͤhrdet wuͤrden.
Der Oberst des Oesterreichischen General⸗Quartiermeister⸗ Stabs von Skribanek, welchem die Oberleitung der großen Ver⸗ messungen in Italien anvertraut ist, und der Franzoͤsische Bild⸗ hauer Pradier sind hier eingetroffen.
Die artige Erzaͤhlung von der Einholung des Papstes mit acht reich geschmuͤckten Schimmeln, welche die Peruginer beabsich⸗
en sollen, hat sich nicht bewahrheite
Die gestern nach der Leipziger Allgemeinen Zeitung mitge⸗ theilten Nachrichten aus Madrid vom 8ten waren Bruchstuͤcke einer telegraphischen Depesche, welche, ihrem ganzen Inhalte nach, folgendermaßen lautet: „Ein Empoͤrungs⸗Versuch, der, wie man sagt, mit einem Plan zur Entfuͤhrung der Koͤnigin und der In⸗ fantin in Verbindung stand, hat in der gestrigen Nacht hier statt⸗ gefunden; die Absetzung von 88 Offizieren der Garde und der der Regierung zugeschriebene Plan, die Garde entwaffnen zu wollen, haben die Veranlassung dazu gegeben. Das Gefecht entspann sich im Palaste zwischen der Garde und den Hellebardiren, welche von einigen Bataillöonen der Garnison unterstuͤtzt wurden. Die Re⸗ gierung hat den Sieg davongetragen. Die Koͤnigin und die In⸗ fantin besinden sich wohl.“
Der Constitutionnel enthaͤlt folgendes Schreiben aus Bayonne vom 9. Oktober:
„Es sind heut neue Nachrichten aus Catalonien und Arago— nien angekommen, denen man begreiflicherweise mit großer Span⸗ nung entgegensah. Alle große Staͤdte, wie Barcelona, Saragossa u. s. w. haben sich gegen die reactionaire Bewegung ausgespro⸗ chen. Der General Ribero in Pampelona hat eine Verstaͤrkung von 2000 Mann erhalten. Die in Bayonne befindlichen Christi⸗ nischen Agenten, welche regelmaͤßig ihre Depeschen nach Spanien und Paris absenden, sind sehr bestuͤrzt uͤber die Haltung des Ge⸗ nerals Ribero, auf den man glaubte rechnen zu koͤnnen. Auch auf den Abfall des Generals Concha hatte man gerechnet, obwohl dieser Offizier ein Verwandter Espartero's ist; bekanntlich hatte man sich auch in dieser Beziehung geirrt. Aus allen Berichten von den verschiedenen Punkten Spaniens geht uͤbrigens hervor, daß die militairische Bewegung die Baskischen Provinzen nicht uͤberschritten hat.“
„Unsere Nachrichten aus Madrid gehen bis zum 6. Okto⸗ ber. An saͤmmtliche Truppen war der Befehl ergangen, sich marschfertig zu halten. Die dem Regenten befreundeten Generale hatten die Soldaten besucht. Mehrere Offiziere und Soldaten der aufgeloͤsten Koͤniglichen Garde waren verhaftet worden. Die Spanischen Granden, von denen es bekannt ist, daß sie die Reac⸗ tion beguͤnstigen, werden bewacht. Wie viel und welche Truppen⸗ Corps gegen O'Donnell marschiren wuͤrden, wußte man nicht. Die National⸗Garde, welche sich auf energische Weise fuͤr die be— stehende Regierung ausgesprochen, hat den groͤßten Theil der Posten in der Hauptstadt besetzt. Die Regentschaft hat eine Pro⸗ clamation erlassen und in zahlreichen Exemplaren in den benach⸗ barten Provinzen vertheilen lassen. In dem ganzen Suͤden Spa⸗ niens, so wie in Estremadura, herrscht die groͤßte Ruhe. Es ist wahrscheinlich, daß Espartero im voraus gewarnt und von dem Unternehmen in Pampelona bei Zeiten in Kenntniß gesetzt wor— den ist, so daß daher die Anhaͤnger des Komplots in Madrid sich nicht ruͤhren werden. Geschieht das Gegentheil,⸗so duͤrfte das Resultat traurig fuͤr sie ausfallen.“ 8
„Die hier befindlichen Agenten des Pariser Comité's rechne⸗ ten auf einen schnellen Erfolg; jetzt, da die Bewegung stationair bleibt, sind sie in großer Bestuͤrzung. Auch die hiesigen Behoͤrden, welche bisher diese Umtriebe zu beguͤnstigen schienen, sind jetzt zu⸗ ruͤckhaltender in ihrem Verkehr mit den Christinischen Agenten. Ein Besehl des Praͤfekten und eine Entscheidung des Generals Harispe machen es den Christinischen Agenten jetzt schwieriger, den Insurgenten Unterstüͤtzung zukommen zu lassen Die emi⸗ grixten Karlistischen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten wer⸗ den in den verschiedenen Orten militairisch bewacht. Man schreibt diese Maßregeln den Reclamationen des Spanischen Konsuls und des Herrn von Olozaga zu. Alle kom⸗ petente Personen sfind der Meinung, daß man in kurzer Zeit eine Menge Christinischer Fluͤchtlinge auf Französischem Ge⸗ biete wuͤrde ankommen sehen. Die Baskische und Navarresische Bevoͤlkerung ist erschoͤpft, sie will keinen neuen Buͤrgerkrieg und bleibt neutral und fast gleichguͤltig bei dem, was in diesem Au⸗ genblicke vorgeht. Die Verbindung O'Donnell's mit Madrid ist unterbrochen; die Anhaͤnger der Reaction in der Hauptstadt wis⸗ sen daher nicht, wie es in den Baskischen Provinzen steht. Ge⸗ stern Abend versicherte man, daß ein Truppen⸗Corps, unter dem Befehl Espartero's, am ôten Morgens bereits sechs Leguas von Madrid auf dem Wege nach Aranda gewesen sey. Die Engli⸗ schen Couriere sagen aus, daß die Garnison von Saragossa uͤber Tudela nach Pampelona marschire.“
Die Koͤnigin Isabella, 1830 geboren, trat am 10. Oktober in ihr zwoͤlftes Jahr
O Madrid, 3. Okt. Wir stehen hier auf einem Vulkan, und eine Explosion scheint mir unvermeidlich zu seyn. Eine weit verbreitete Militair⸗Verschwoͤrung, deren naͤhere Details ich dem Papier nicht anvertrauen kann, beabsichtigt den Sturz des Re⸗ genten und die Wiederherstellung der Koͤnigin Christine mit un⸗ umschraͤnkter Regierungsgewalt. Gelaͤnge dieses, so wuͤrde zu⸗ gleich das von England ausgegangene und vorzuͤglich von Arguülles und Gonzalez unterstuͤtzte Heiraths⸗Projekt zwischen dem aͤltesten Sohn des Infanten Francisco und der Koͤnigin Isabella ruͤck⸗ gaͤngig werden. Die Verschwornen scheinen ihrer Sache so ge⸗ wiß zu seyn, daß sie kaum ein Geheimniß daraus machten. Die Regierung hat daher Kenntniß davon erhalten, wagt aber bis jetzt nichts zu unternehmen. Von dem gegenwaͤrtigen Zustande der hiesigen Ange⸗ legenheiten eine befriedigende Schilderung zu entwerfen, duͤrfte die Graͤnzen der Moͤglichkeit uͤberschreiten. Denn selbst die Personen, welche leitend an den Ereignissen Theil nehmen, wissen sich keine Rechenschaft von dem Gang und der Rich⸗ tung derselben zu geben. Jedermann tappt im Finstern umher, und wird durch ein plötzlich aufgehendes Licht mehr geblendet, s aufgeklaͤrt. Leute, die nach einer gemeinschaftlichen Richtung zu arbeiten glaubten, oder doch zu arbeiten vorgaben, gewahren ploͤtzlich, daß die von ihnen angelegten Intriguen einander durch⸗ kreuzen, und die so fein angesponnenen Faͤden sich zu einem un⸗ aufloͤsbaren Knoten verwickeln. Es fraͤgt sich nun, ob einem und velchem Schwerdte es gelingen werde, diesen zu durchhauen. Bisher wurde es hier amtlich fuͤr Ketzerei erklaͤrt, wenn man aran zweifeln wollte, daß zwischen dem Regenten des Reiches und seinen Ministern das aufrichtigste Einverstaͤndniß herrsche. Nun ergiebt sich ploͤtzlich, daß der Regent im Stillen den Wunsch hegte, sich des Minister⸗Praͤsidenten Gonzalez auf eine schickliche Weise zu entledigen, und daß Herr Onis deshalb hierher gerufen wurde, um an der Stelle des Herrn Gonzalez den Vorsitz im Ka⸗ binet einzunehmen. Herr Onis hat sich naͤmlich immer als einen Staatsmann von sehr biegsamen Grundsaͤtzen gezeigt, stets bereit, sich von dem Willen eines hoͤheren leiten zu lassen, waͤhrend Herr Gonzalez, von dem Gefuͤhl seiner eigenen Unfehlbarkeit durchdrun⸗ gen, die Miene annahm, den Herrn spielen und hoͤher stehende meistern zu wollen. Der Regent rief demnach Herrn Onis von Salamanca hierher, indem er ihm wissen ließ, er solle zum Ge— sandten in London ernannt werden, und Herr Onis machte bei
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seiner Ankunft hierselbst aus diesem Umstande durchaus kein Ge⸗
heimniß. Herr Gonzalez aber, der inzwischen erfahren hatte, daß Herr Onis nur nach London gehen solle, um nach kurzer Zeit als Minister⸗Praͤsident hierher zuruͤckzukehren, begriff seine eigene Lage, und weigerte sich, die Ernennung jenes Diplomaten fuͤr den Londoner Gesandtschafts⸗Posten zu unterzeichnen. Dagegen trug er ihm die Geschaͤftstraͤger⸗Stelle in Washington an, uͤberzeugt, daß er dieselbe nicht annehmen werde. Herr Onis fuͤhlte sich in der That so sehr beleidigt, daß er dem Minister-Praͤsidenten in Gegenwart mehrerer Personen erklaͤrte, er koͤnne keine Achtung vor ihm haben, und werde nunmehr in Opposition gegen ihn tre⸗ ten. Gestern Abend wollte Herr Onis sich auf seine Guͤter bei Salamanca zuruͤckbegeben.
Dem Publikum ist auf diese Weise klar geworden, daß es mit dem vielbesprochenen Einverstaͤndniß, welches zwischen dem Regenten und seinen Ministern herrschen soll, etwas seltsam aussehen muß, und daß ersterer wenig geneigt oder geeignet zu seyn scheint, seinen eigenen Willen geltend zu machen. Noch mehr hat sich dieses, wie ich Ihnen bereits neulich andeu⸗ tete, bei Gelegenheit der Frage uͤber die Anherkunft des Infanten Don Francisco de Paula zu erkennen gegeben. Diese Frage ist bekanntlich gegen den Willen des Regenten, durch das Conseil der Minister zu Gunsten des Infanten entschieden worden. Das einzige Zugestaͤndniß, welches man dem Regenten gemacht hat, ist die von dem Infanten eingegangene Bedingung, dem Regenten den Vorrang zu lassen, und nicht in dem Koͤniglichen Palaste, sondern in einem Privathause seine Wohnung zu nehmen. Der Infant wandte sich deshalb an den Herzog von Osunag mit dem Ansuchen, ihm einen seiner Palaͤste (den, welcher der verstorbenen Herzogin von Benavente gehoͤrte) miethsweise zu uͤberlassen, allein da der Herzog dies Gesuch ablehnte, so hat der Infant eine Pri⸗ vatwohnung in der Calle de la Luna miethen lassen. Der Graf von Parsent, Chef seines Hof⸗Staates, wird, dem Verlangen der diesseitigen Regierung gemaͤß, in Frankreich zuruͤckbleiben.
Daß das gegenwaͤrtige Ministerium im Ernst beabsichtige, die Einleitungen zu einer dereinstigen Vermaͤhlung zwischen der Königin Isabella und dem aͤltesten Sohne des Infanten Don Francisco zu treffen, wird hier kaum von irgend Jemand bezwei⸗ felt. Natuͤrlich muͤßte fuͤr diesen Fall eine Unterhandlung mit dem Papste eroͤffnet werden, damit er die fuͤr Geschwisterkinder erfor— derliche Dispensation ertheile. Herr Arguölles, der uͤbrigens seit einigen Tagen ernstlich krank ist, wird es uͤbernehmen, den jungen Prinzen, dem er die Hand der Koͤnigin bestimmt, in solchen Grundsaͤtzen zu erziehen, daß das eingefuͤhrte constitutionelle Sy⸗ stem an ihm eine feste Stuͤtze gewinne. Der Infant Don Fran⸗ cisco selbst hat laͤngst die constitutionelle Feuerprobe bestanden. Er hat sich als den erbittertsten Feind der Koͤnigin Christine gezeigt, sich mit seinen erlauchten Verwandten in Paris foͤrmlich uͤber⸗ worfen, und trotzdem, daß er von der Regentschaft und Vor⸗ mundschaft ausgeschlossen wurde, der Insurrection und dem neuen Regenten demuͤthigst gehuldigt.
Seit gestern berichten uns die ministeriellen Blaͤtter, daß die Regierung einer Militair-Verschwoͤrung auf der Spur sey, die nicht nur den Umsturz des Ministeriums, sondern den des Regen⸗ ten selbst zum Ziel habe. Da man uͤbrigens nichts von Verhaf⸗ tungen oder aͤhnlichen vorbeugenden Maßregeln wahrnimmt, so erblickt man in jener Angabe eher eine Drohung, als eine wirk⸗ liche Thatsache.
Noch immer wissen wir nicht, ob Herr Aston uns verlassen
EEEI1I1“ tün . Okt. Der Senat ist noch immer mit Bera⸗ Passos, die beschaͤftigt; ein Antrag des Herrn Manoel duziren, wie Donk 1.c. 00 Pfd. St.) zu re⸗ Anklang. edro es beabsichtigt hatte, fand keinen
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8„ Der e. ern fuͤr die Zahlung der Kosten, welche die Expedition des Generals Clinton im Jahre 1827 verursacht hat war am 1sten d. M. faͤllig, er ist ricdi⸗ 2 caen . 1 8 8 sem Behufe die Summe von 53,652 f 49Sg 6 pa. . So 5 dor . io Gsrüs o . 8 8 . .— der Portugiesischen Regierung nach London remittirt 18 Der General⸗Lieutenant, Marquis von Sampayo 30. September gestorben. 68
Man glaubt, daß die Schließung der Cortes am 16. Oktober erfolgen wird. Die Kreditoren des Hauses Corpas, Garcia und Compagnie
ist am
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sind daher unter Siegel genommen und die Herrn W. Payant und Roberts von dem Handels⸗Gerichte zu Kuratoren der Masse ernannt worden; den Verlust, den dieselbe erzeugen wird, und der hauptsaͤchlich zwölf Englische Haͤuser trifft, schaͤtzt man auf 60,000 Pfd. Drei dieser Haͤuser haben sich genoͤthigt gesehen, Arrange⸗ ments mit ihren Glaͤubigern einzugehen, naͤmlich die Herren C. Payant, Shannon und Appleton.
Die Ernennung des Bruders des Marquis von Saldanha zum Gesandten in Turin ist auf Vorstellung des diplomatischen Corps widerrusen worden. Er war Gesandter in Turin unter Don Miguel.
Im Suͤden nimmt der Guerilla⸗Krieg zu und verbreitet Schrecken und Entsetzen unter den Einwohnern.
TEürkei. 1
In Uebereinstimmung mit der bereits fruͤher von uns gegebe⸗ nen Nachricht meldet der Oesterr. Beob. aus Konstantinopel vom 29. September: „Durch das am 23sten hier angekommene Aegyp⸗ tische Dampfboot „Nil“ hat die Pforte die Nachricht erhalten, daß Mehmed Ali eingewilligt habe, den von Sr. Hoheit dem Sul⸗ tan auf 60,000 Beutel herabgesetzten Tribut zu entrichten. Ge⸗ dachter Statthalter hat mit obiger Schiffs⸗Gelegenheit die Summe von 10,000 Beuteln oder fuͤnf Millionen Piaster auf Abschlag des ruͤckstaͤndigen Tributs hierher gesendet.“
Se. Hoheit haben sowohl wegen der bevorstehenden Entbin⸗ dung einer Sultanin, als wegen der Annaͤherung des Fastenmon⸗ des Ramazan bereits vorgestern den Pallast von Tschiragan ver⸗ lassen, und Ihre Winterresidenz zu Beschicktasch bezogen.
Am 25sten d. M. sind durch den Koͤnigl. Daͤnischen Mini⸗ ster⸗Residenten, Freiherrn von Huͤbsch, die Ratificationen des zwi⸗ schen seinem Hofe und der hohen Pforte abgeschlossenen neuen Handels⸗Traktats ausgewechselt worden.“
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Beirut, 7. Sept. (A. Z.) Wir sind hier noch ganz und gar in derselben Lage wie fruͤher. Sie wissen, daß vor zwei Monaten die Maroniten erklaͤrten, gar nichts an das Tuͤrkische Gouvernement zahlen zu wollen, ja, sie machten Anspruͤche auf 300,000 T haler, die ihnen dieses Gouvernement zu verguͤten habe. Durch die Bemuͤhungen des jetzt an der Spitze der Gebirgs⸗ Bewohner stehenden Emirs Cassem Beschir, der auch Emir Be⸗ schir al Scheir (im Gegensatz zu dem sich in Malta aufhaltenden Emir Beschir al Kbir) genannt wird, hatten sie jedoch von den letzteren Praͤtentionen abgelassen, und erwarteten mit Geduld die Entscheidung aus Konstantinopel. Dies ist, man muß es gestehen, so billig als moͤglich ausgefallen: der ganze Libanon soll nicht mehr zahlen als 3000 Beutel, wovon 1500 fupr den Sultan, der Rest fuͤr die Verwaltung, die Emirs und Priester. Ein Theil der Maroniten und Drusen schienen sich dieser Anordnung fuͤgen zu wollen, als ploͤtzlich die Bewohner des Kesruan erklaͤrten, waͤhrend der folgenden zwei Jahre keinen Para zu zahlen. Sie stuͤtzten diese Erklaͤrung nicht nur auf muͤndliche Versprechungen der im vorigen Jahre um diese Zeit gelandeten Tuͤrkischen Pascha's, auf drei Jahre von allen Ab⸗ gaben befreit zu seyn, sobald sie die Waffen gegen die Aegypter ergreifen wuͤrden — sie beriefen sich vor allem auf einen Brief Selim Paschaͤ's, jetzigen Seriaskiers von Syrien, worin dasselbe Versprechen wiederholt wird. Selim Pascha antwortete jedoch, daß er niemals einen solchen Brief geschrieben, und daß, wenn wirklich ein aͤhnliches Schreiben existire, dasselbe nur falsch seyn könne. Hierauf begaben sich, auf den Rath der dortigen Europaͤi⸗ schen Emissaire, die Haͤuptlinge des Kesruan nach Beirut, ließen dort den Brief von vier ihnen guͤnstigen Konsuln verificiren, machten darauf ebenfalls eine verifizirte Kopte und schicktenr diese Kopie an Selim Pascha. So stehen die Sachen in diesem Augenblick; erst spaͤter werden wir erfahren, was Selim Pascha darauf antwortet. Die Englaͤnder sehen diese Dinge im Libanon mit dem hoͤchsten Mißvergnuͤgen; schon seit langer Zeit haben sie ihren Einfluß dort gaͤnzlich verloren, und als sie vor einem Monat die den Ge— birgsleuten im vorigen Jahre gelieferten Gewehre unter dem Vor⸗ wand zuruͤck verlangten, daß sie ihnen nur geborgt worden seyen, um sie gegen die Aegyptier zu gebrauchen, ward ihnen geantwor⸗ tet, man habe diese Gewehre mit Blut und Anstrengungen theuer genug bezahlt und wuͤrde sie daher nicht herausgeben. Auch das Tuͤrkische Gouvernement faͤngt an, die Englaͤnder mit Mißtrauen
haben jeden Vergleich zuruͤckgewiesen, die Effekten des Hauses
in Syrien zu sehen; man wuͤnscht sie hinaus, da man ihre Ruͤck⸗ gedanken fuͤrchtet. Den Tuͤrken, die ihre Schwaͤche sehr genau fuͤhlen, bleibt unter solchen Umstaͤnden, den Syrern gegenuͤber, nichts Anderes uͤbrig, als nach alter hergebrachter Sitte unter den verschiedenen Staͤmmen Eifersucht und Streit anzufachen, damit sie sich selbst die Haͤnde binden, waͤhren die Tuͤrken im Truͤben fischen.
Aus Jerusalem wird berichtet, daß der dortige Englische Konsul, ein eingeborener Christ, seine Flagge eingezogen und sich damit nach Jaffa begeben habe. Der Grund ist, daß ein Musel⸗ mann, der sich unter Frauen⸗Verkleidung in einen Harem ge⸗ schlichen und dort ein Maͤdchen geschaͤndet, auf entstandenen Laͤrm und unter Verfolgung einer großen Menschenmenge ins Englische Konsulat fluͤchtete und daselbst vom Konsul in Schutz genommen ward. Mit Muͤhe konnte der Konsul selbst sich retten, da die zur hoͤchsten Wuth entflammten Muselmaͤnner ein solch unerhoͤrtes Attentat an den muselmaͤnnischen Sitten und Gesetzen mit der Erstuͤrmung des Konsulats und dem Mord des Konsuls, wie des von ihm geschuͤtzten Verbrechers, bestrafen wollten. Das Eng⸗
V V diesem Jahre nicht mehr nach Peking gehen, sondern sich auf
lische General-Konsulat ist mit dieser unzeitigen Schutz⸗Ertheilung
sehr unzufrieden, man vermuthet, daß der Konsul von Jerusalem abgesetzt werde.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗Bork, 25. Sept. Die Whig⸗Partei hat nach dem Schluß des Kongresses eine Adresse verdffentlicht, worin sie zu erkennen giebt, daß sie Willens ist, durch andere neue Maßregeln eine Einschraͤnkung in der Ausuͤbung des dem Praͤsidenten zuste⸗ henden Veto vorzuschlagen.
Die Instructionen des Britischen Gesandten, Herrn Fox, sol⸗ len dahin lauten, die Vereinigten Staaten sogleich zu verlassen, falls Herr Mac Leod verurtheilt wuͤrde.
Merikv.
Veraernz, 2. Sept. An der Spitze des Aufstandes, wel⸗ cher in Guadalaxara ausgebrochen ist, steht General Paredes, der verlangt, daß die unter dem Namen des Consumo bekannte Ab⸗ gabe ermaͤßigt, die jetzige Regierung abgesetzt, ein Kongreß zur Revision der Verfassung zusammenberufen und mittlerweile ein Diktator ernannt werde. General Santana, der in Beracruz kommandirte und, wie man glaubt, Lust zur Diktatur hegt, hat der Regierung erklaͤrt, daß er sich dem Ganeral Paredes anschlie⸗ ßen werde, wenn sie dessen gerechten Forderungen nicht bewillige. In Folge dieser Erklaͤrung sind die Civil-Behoͤrden von Ve⸗ racruz dem Aufstande beigetreten und Santana hat sich in Marsch gesetzt, um die Festung Peroto, auf dem Wege
nach Mexiko, einzunehmen. Sein erster Schritt war, sich der Zollgelder und Tabacks⸗Einkuͤnfte in Veracruz zu versichern. Er will sich zunaͤchst mit Cortazan vereinigen, der ein bedeutendes Corps Infanterie und etwa 1000 Mann Kavallerie befehligt und in der Naͤhe von Mexiko zu den Truppen des General Paredes zu stoßen gedachte. Man glaubt nicht, daß der Umsturz der R gierung vielen Menschen das Leben kosten werde, da sich ein all⸗ gemeiner Enthusiasmus zu Gunsten der sogenannten Patrioten zeigte. Arista und Bustamente wollten sich an die Spitze der Regierungs⸗Truppen stellen, doch war ihnen gerathen worden, sich ruhig zu verhalten, da es an Geld und Interesse fuͤr die Regie⸗ rung beim Volke fehlte. Alle betraͤchtliche Staͤdte im Suͤden dieses Landes haben sich gegen die Regierung erklaͤrt, und ein in Guadalaxara am 4. August erschienenes Manifest, welches die Ein⸗ fuhr⸗Zolle herabsetzt, ist in allen groͤßeren Staͤdten jener Provinz angenommen worden.
Ostindien.
Bombay, 1. Sept. Der junge Haͤuptling Nussir Chan, der sich kuͤrzlich den Englaͤndern ergeben hat, war in der letzten Zeit an verschiedenen Orten in der Nachbarschaft von Kelat ge⸗ wesen, und zwar, wie man glaubt, in der Absicht, um Erkundi⸗ gungen einzuziehen, ob die Compagnie, wenn er sich ihr unter⸗ wurfe, wohl geneigt waͤre, ihn in seines Vaters Besitzungen ein⸗ zusetzen, oder aber ihn als Staatsgefangenen zu halten. Am 21. Juli empfing sein Britischer Freund, Oberst Stacey, einen Brief von ihm, worin er diesen mit Vater anredete und ihm meldete, er sey in Radenjo, 14 Englische Meilen von Kelat, und bitte den Obersten, ihn am folgenden Tage nach Kelat abzuholen. Der politische Agent verlor keine Zeit, dieser Einladung Folge zu leisten. Nussir Chan ist fuͤrs erste ein sogenannter Gast der Re⸗ gierung. „Wir wissen nicht“, sagt eine Indische Zei⸗ tung, „was fuͤr Bedingungen dem Nussir Than angebo ten worden sind, seit der Zeit, da er sich wieder seiner Haupt⸗ stadt bemaͤchtigte und den Niwas Chan von dem Thron stuͤrzte, auf den er ihn gesetzt hatte; aber gewiß ist, Niemand hat bisher anders gedacht, als daß wir Englaͤnder des jungen Haͤuptlings nur darum habhaft zu werden wuͤnschten, um ihn auf den Thron zu setzen und mit seiner Huͤlfe jenen unruhigen Volksstamm zu beruhigen. Sollte man, wie wir fast den Verdacht hegen, diese Aussicht ihm als Koͤder vorgehalten haben, waͤhrend man ganz Anderes mit ihm beabsichtigte, so waͤre, die Wahrheit zu sagen, eine Art von Betrug an ihm veruͤbt worden. Der junge Chan ist ein huͤbscher munterer Bursche von 16 Jahren, sehr schlank gebaut und wie alle Brahus kein Freund von uͤberfluͤssigen Wa⸗ schungen. Eben jetzt leidet er gar sehr an kaltem Fieber, aber 1 ihm beigegebene Englische Arzt wird ihn wohl bald hergestellt haben.
Das Wichtigste aus dem Sind ist die Nachricht von dem Tode des dortigen politischen Agenten Herrn Roß Bell. Er starb am 1. August zu Quettah in der Bluͤthe seiner Jahre an einem Gallensieber. Er wurde nicht aͤlter als 33 Jahre. Die Com⸗ pagnie hat an ihm einen trefflichen Beamten verloren. Sein Nachfolger ist Major Outram, bisheriger Resident in Hyderabad, der ein ganz anderes politisches System befolgen duͤrfte. Im
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Uebrigen ist der Stand der Dinge im Sind so ziemlich der alte. 1 China. Macav, 29. Juni. In den letzten zehn Tagen hat sich der Stand der Dinge hier wenig veraͤndert. Alles ist ruhig ge⸗ blieben, und obschon Capitain Elliot erklaͤrt hat, daß es fuͤr Bri⸗ tische Schiffe unsicher sey, zu Whampoa zu bleiben, so haben doch verschiedene Schiffe ihre Ladungen geloͤscht, und die Chinefen be⸗ willigten den Britischen Schiffen eben so bereitwillig, als allen anderen, Erlaubnißscheine zum Handel.
ere Es halten sich auch noch verschiedene Britische Unterthanen in Canton auf. In Macao glaubt man allgemein, daß die Expedition des Capitain Elliot in
Emoy und Ningpo beschraͤnken wird.
Auf Hong⸗kong haben die vorgenommenen Bauten Fortschritte gemacht, auch hat man schon Bauͤmwolle aufgespeichert, die Chi⸗ nesen sagen aber, kein vermoͤgender Mann unter ihnen werde da— hin kommen, weil der Kaiser die Abtretung der Insel mißbillige und er denjenigen, der dort Handel triebe, und seine Familie des⸗ gleichen scharf zuͤchtigen wuͤrde, so daß fuͤrs erste Hong⸗kong wohl nur ein Schmuggelplatz fuͤr Opium werden duͤrste.“ 1 mehrere mit Tode abgegangen, naͤmlich Capitain Brodie vom Schiffe „Rattlesnake“ am Schlagfluß, ein Wundarzt, ein Adju⸗ tant und Lieutenant Fitzgerald vom Schiffe „Modeste“, der Letz⸗ tere an den Folgen einer am 24. Mai erhaltenen Wunde im Bein.
Ueber die Fortschritte, welche die Chinesen in der Artillerie machen, ist man von Englischer Seite sehr erstaunt.
V Außer den neulich angegebenen Englischen Offizieren sind noch
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Magdeburg, 15. Okt. (M. Z.) Heute, 5 ½ Uhr Mor⸗ gens, verkuͤndeten die Kanonen der Citadelle das Jahresfest der Geburt Sr. Mafestaͤt unseres allergnaͤdigsten Koͤnigs und Herrn. Tief ergriffen von den Segnungen und Wohlthaten der allbegluͤk⸗ kenden Regierung Sr. Majestaͤt, begruͤßte die Einwohnerschaft dieser Stadt, welche in Deutscher Treue und ehrfurchtsvoller Liebe ihrem Aller Herzen gewinnenden Koͤnige zugethan ist, mit den innigsten Gefuͤhlen diesen Tag, den heute 14 Millionen Preußen festlich begehen. Flehend um Segen fuͤr unseren hohen Herrscher und, was damit eins ist, fuͤr unser ganzes Vaterland, hatte sich bei dem Militair⸗Gottesdienst in den Raͤumen der Domkirche eine zahlreiche Versammlung eingefunden, deren Te Deum laudamus von den Wellen der Festung herab der Donner der Kanonen be⸗ gleitete. Derselbe ertoͤnte zu Ehren des Festes Nachmittags 4 ½ Uhr zum drittenmale. Weit mehr aber noch als durch aͤuße⸗ res Gepraͤnge begingen die Einwohner still, im Herzen, diesen Tag, so theuer allen Preußen, und gedachte die große Mehrzahl der hier bestehenden geselligen Vereine in festlichem und frohlichem Zusammenseyn dankbar der Gnade, die der Himmel uns in so reichem Maße durch die Regierung Sr. Majestaͤt, Friedrich Wil⸗ helms IV., gespendet hat. Gott segne und erhalte den Koͤnig!
Halle, 15. Okt. (Hall. Cour.) Nachdem am gestrigen Abend eine Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestaͤt unseres ver⸗ ehrten Koͤnigs von Seiten der hiesigen Freimaurer⸗Loge stattge⸗ funden, erfolgte heute die festliche Begehung des Tages selbst. Die Koͤnigliche Friedrichs⸗Universitaͤt hatte in der Aula des Uni⸗ versitaͤts⸗Gebaͤudes eine akademische Feierlichkeit veranstaltet, die Zoͤglinge der Frankischen Stiftungen erhielten 8— füglchh Ber wirthung, und in dem Lokale der vereinigten Berg⸗Gesellschaft fand eine große Mittagstafel, an welcher Koͤnigliche und staͤdtische