scheinlich, daß der Pairshof nur die zehn oder zwoͤlf Angeklagten zu richten haben wird, die der Aussage Quenissets zufolge mit diesem zur Ermordung der Soͤhne des Koͤnigs verschworen waren. Auch heute sind wir hier fuͤr die Spanischen Ereignisse, bei dem Ausbleiben der Madrider Post, auf die an der Graͤnze um⸗ laufenden Geruͤchte beschraͤnkt. Die Lage O'Donnell's und seiner Anhaͤnger scheint sich keinesweges verbessert zu haben. Es heißt, er sey in der Citadelle von Pampelona durch Ribero mit zehn Bataillonen eng eingeschlossen. Die Bevoͤlkerung der Basken⸗ laͤnder bleibt fortwaͤhrend unthaͤtig, und man hoͤrt nicht, daß das Beispiel der Ayuntamientos von Bilbao und Vitoria irgend wo Nachahmung gefunden haͤtte. Es scheint sich zu bestaͤtigen, daß die Truppen in Madrid nach Besiegung des durch den General Don Diego Leon geleiteten Aufstandes mehrere gefangene Chefs niedergemacht haben. Unter den in Folge dieser vereitelten Empo⸗ rung Verhafteten wird auch der Herzog von Frias, ehemaliger Gefandter in Paris, genannt. Man versichert auf das Bestimm⸗ teste, daß Hr. Salvandy Befehl erhalten habe, auf seinen Posten nach Madrid abzugehen, und man erklaͤrt diese Maßregel fuͤr die Befriedigung eines dringenden Verlangens des Herrn Olozaga, dessen Gruͤnden und dessen Beredtsamkeit das Cabinet der Tui⸗ lerieen nicht widerstehen koͤnnen. Die Schwierigkeiten, welche in Bayonne der Weiterreise des Infanten Don Francisco de Paula entgegengestellt wurden, sind gehoben, und der Prinz ist nach Pau aufgebrochen. Die Regierung laͤßt zwar die uͤber die An⸗ haltung des Infanten von den gestern eingetroffenen Bayonner Blaͤttern gemachten Mittheilungen in Abrede stellen, allein aus der Fassung des offiziellen Dementi's geht ziemlich deutlich hervor, daß jene Journale sich weniger in der Sache selbst, als vielleicht in ihrer Darstellung der Einzelnheiten derselben geirrt haben. Bestimmteres werden wir uͤber diesen Punkt morgen erfahren.
Großbritanien und Irland.
London, 13. Okt. Die Hofzeitung meldet, daß die Koͤnigin die Ernennung des Herrn Otto Burchard zum Preußi⸗ schen Konsul in Liverpool genehmigt habe. b
In der naͤchsten Session des Unterhauses wird Herr Lyall einen wichtigen Antrag stellen; er will naͤmlich die Ernennung eines Ausschusses verlangen, der die durch mancherlei umfassende Abaͤn⸗ derungen der Navigations⸗Akte auf Englands Schifffahrt, Handel und Kolonicen hervorgebrachten Wirkungen untersuchen und zu⸗ gleich begutachten soll, ob die durch jene Akte urspruͤnglich beab⸗ sichtigten Zwecke nicht einige weitere Abaͤnderungen derselben rath⸗
sam machen duͤrften. 1—
Die ministeriellen Blaͤtter sprechen sich uͤber den Aufstand in Spanien nicht entschieden aus, doch erklaͤren sie, daß Espartero, den der Standard einen unloyalen Abenteurer nennt, auf keine Sympathie von Seiten der Britischen Regiernng zu rechnen habe. Was die liberalen Blaͤtter betrifft, so nehmen dieselben zwar, wie aus einem bereits, mitgetheilten Artikel der Morning
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Die Tory⸗Blaͤtter fahren noch immer fort, den Capitain Elliot und sein Verfahren auf das heftigste anzugreifen. Die Times unter anderem fordert, daß er vor ein Kriegsgericht ge⸗ stellt werde. Vertheidigt wird der Britische Bevollmaͤchtigte vom Globe und von der Morning Chronicle. Ersteres Blatt verlangt, daß man Beweise abwarte, ehe man verurtheile, und er⸗ innert bei dieser Gelegenheit an die Schmach, mit welcher die Verurtheilung und Hinrichtung des Armirals Byng, wegen sei⸗ nes Benehmens vor Minorka, den Britischen National⸗Charak⸗ ter bedeckt habe, da diese Verurtheilung nur das Resultat politi- scher Intrigue gewesen sey, eben so wie jetzt die Tories den Ca⸗ pitain Elliot verfolgten, um die Blicke des Volks von dem trau⸗ rigen Zustande der Dinge im Innern des Landes, dem die To⸗ ries, um sich am Ruder halten zu koͤnnen, nicht unverweilte Ab⸗ huͤlfe gewaͤhren wollte, abzulenken. Die Morning Chronicle welche zugiebt, daß Capitain Elliot fruͤher Fehler begangen habe, denn daraus allein koͤnne man seine Abberufung von Seiten des vorigen Ministeriums erklaͤren, nimmt dennoch sein neuestes Be⸗ nehmen in Betreff der Capitulation Cantons in Schutz, und zwar einestheils, weil diese Capitulation doch wenigstens eine Abschlags⸗ Summe der fuͤr das vernichtete Opium zu fordernden Enkschaͤdi⸗ gungsgelder erpreßt habe, und anderentheils, weil eine Erstuͤrmung und Besetzung Cantons nur dann von Nutzen gewesen seyn wuͤrde, wenn die Britische Regierung die Absicht hegte, sich auf dem festen Lande von China festzusetzen; da aber die Regierung dies nicht beabsichtige, vielmehr vor Allem eine Expedition nach dem Norden auszufuͤhren gedenke, so habe Capitain Elliot vollkommen Recht gehabt, als er vermittelst der Capitulation nicht nur verhindert, daß das ohnehin so geringe Expeditions⸗Corps noch mehr ge⸗ schwaͤcht wuͤrde, sondern auch, daß dasselbe beisammen und zur unverweilten Verwendung fuͤr den Zug nach dem Norden bereit bliebe.
Reulich wurde in einer Versammlung der angesehensten Ban⸗ quiers von London, welche im Mansion⸗House unter dem Vor⸗ sitze des Lord⸗Mayor stattfand, eine Entschaͤdigung der Times fuͤr die sehr bedeutenden Geldopfer beschlossen, welche dieses Blatt aufgewendet hat, um das weit verzweigte, der Englischen Handels⸗ welt, wie den Banquiers des Kontinents so gefaͤhrliche Komplot der bekannten Schwindler- und Betruͤger-Bande zu entdecken, welche im vorigen Jahre in Belgien, Deutschland und anderen Laͤndern ihr Wesen trieb. Die Times hat fuͤr das Erbieten ih⸗ ren waͤrmsten Dank erstattet, zugleich aber erklaͤrt, daß ihr Zei—⸗ tungs⸗-Institut keinen Heller Entschaͤdigung annehmen werde, weil es nur seine Schuldigkeit gethan habe und sich von jeder pecu⸗ niairen Verpflichtung unabhaͤngig erhalten muͤsse.
Am Donnerstag kam eine Klage des Herrn Robert Henry Mitford gegen Herrn Francis George Molyneur, den juͤngsten Sohn des verstorbenen Grafen Sefton, wegen Entfuͤhrung der Gattin des Klaͤgers, Lady Georgina Mitford, einer Tochter des Grafen Aschburnham, vor Gericht zur Enrscheidung. Der Klaͤ⸗
Chronicle hervorgeht, fuͤr Espartero's Regierung und gegen den durch Franzoͤsische Intriguen unterstuͤtzten Aufstand Partei, weisen aber dabei die Behauptung einiger Französischen Blaͤtter zuruͤck, daß dies in der Absicht geschehe, um Englands eigenes Interesse in Spanien zu sichern, da Espartero an der Spitze der Englischen Partei in Spanien stehe. Dieser Behauptung wider⸗ spricht besondes entschieden die Morning Chronicle und stimmt in dieser Hinsicht, daß naͤmlich Espartero keinesweges Englisch gesinnt sei, mit den Tory⸗Blaͤttern uͤberein. „England“, sagt dieselbe, „hat nichts von der Regierung der Exaltados erlangt und auch nichts erlangen wollen. Unter Espartero und Gonzalez hat sich in Spanien, ein lebhaftes Gefuͤhl des Nationalstolzes und der Unabhaͤngigkeit entwsckelt, 98 aͤhnlich dem, welches in Frankreich herrscht, der Wunsch naͤm⸗ lich, als Nation groß dazustehen, den Nachbaren gleich oder viel— mehr hoͤher als sie. Eifersucht gegen alle andere Maͤchte ist die Folge davon gewesen, wie das denn immer der Fall seyn muß bei jeder sehr freien und demokratischen Regierung. So weit also Englands besondere Interessen in Betracht kommen, hat es wenig Ursache gehabt, sich der Macht der Exaltados zu erfreuen. Und wenn wir jetzt Espatero's Regiernng Vorschub thun, so geschieht es wegen der Nationalitaͤt derselben, wegen ihrer Unabhängigkest, wegen ihrer Begruͤndung auf freien Institutionen und auf Vor⸗ jiebe fuͤr dieselben. England beschuͤtzt keine Partei in Spanien. Es ist zufrieden damit, der großen liberalen Partei, der nationalen Partei in Spanien seinen Beifull zu schenken. England hat es von jeher bedauert, daß sich die große liberale Partei in Modera⸗ dos und Exaltados gespalten hat, mehr noch, daß die Moderados, den falschen Rathschlaͤgen Toreno's folgend, sich denationalisirt haben und, statt Spanier zu bleiben, Ludwig⸗Philippisten gewor⸗ en sind.“ ““ 5 sor. Times spricht in einem ihrer gestrigen Artikel die Mei— nung aus, daß ungeachtet alles Laͤrmens, welches einzelne Ameri⸗
ger hatte auf 5000 Pfd. St. Entschaͤdigung angetragen, die Jury erkannte ihm jedoch nur 1000 Pfd. zu. u“
Niederlande.
Aus dem Haag, 13. Okt. Se. Majestaͤt der Koͤnig ha⸗ ben heute den Staats⸗Secretair, Baron van Doorn, nach dem Loo gesandt, um Se. Majestaͤt den Grafen von Nassau in Hoͤchst⸗ ihrem Namen zu bewillkommnen.
Heute ist hier die neuerbaute sehr schoͤne katholische Kirche durch den Bischof von Curium feierlich eingeweiht worden.
Aus dem Haag, 14. Okt. Das Journal de la Haye erklaͤrt heute, es sey ungegruͤndet, daß der Koͤnig⸗Großherzog (wie das Journal du Luxemboung gemeldet) Kommissarxien er⸗ nanne habe, um einen Handels⸗Vertrag zwischen dem Großherzog⸗ V thum Luxemburg und Belgien abzuschliezen. “
. Belgien. Brüssel, 13. Okt. Hiesigen Blaͤttern zusolge sind die Her⸗ ren Dujardin und Barlet am Sonntag nach dem Haag gereist, um der Niederlaͤndischen Regierung Vorschlaͤge in Bezug auf die Zoll⸗Verhaͤltnisse des Großherzogihums Luxemburg zu machen.
Der Moniteur veroͤffentlicht die unterm 7. Okt. von dem Koͤnige genehmigten Statuten einer belgischen Colonisations⸗ gesellschaft. Zu den Urhebern des Planes einer belgischen Colonisation in Amerika gehoͤrt Graf Felix de Merode, der hierin ein Mittel erblickte, dem Nachtheil eines Uebermaßes von Bevoͤl⸗ kerung zu steuern, Velgischen Kunstfleiß und Ackerbau in fremden Welttheilen zum Wohle der Colonisation sowie des Mutterlandes zu benutzen, und besonders auch dem Belgischen Handel nach Amerika dort sichere Stuͤtzpunkte zu verschaffen. Ihren Sta⸗ tuten gemaͤß hat die Gesellschaft den Zweck: in den verschiedenen Staaten von Mittel⸗Amerika und an andern Orten Nieder⸗ lassungen fuͤr Ackerbau, Gewerbe und Handel zu schaffen; Grund⸗
kanische Blaͤtter erhöbben, und ungeachtet der drohenden Anzeichen an der Graͤnze der Vereinigten Staaten, Mac Leod nicht werde verurtheilt, sondern freigesprochen werden, fuͤgt jedoch hinzu, daß, wenn auch ein solches Resultat erfolge, doch Genugthunng von den Vereinigten Staaten fuͤr ihr Benehmen in dieser Angelegenheit gefordert werden muͤsse, um die National⸗Ehre Englands vor aͤhn⸗ Uichen Bedrohungen zu sichern. Sie meint, Lord Aberdeen sey der Mann dazu, diese Genugthuung zu verlangen, ohne daß es zum Aeußersten zu kommen brauche. In demselben Blatte der Times befindet sich aber ein langes Schreiben, welches derselben eingesandt worden ist, und dessen Verfasser meint, daß ein Krieg mit den Vereinigten Staaten uͤber kurz oder lang, aus irgend einer zufaͤlligen Kollision, an der Kanadischen Graͤnze entstehen muͤsse; er giebt daher fuͤr diesen Fall den Operations⸗ Plan an, den England, seinen Ansichten nach, zu befolgen haben wuͤrde. England, sagt er, haͤtte sein Haupt⸗Augenmerk darauf zu richten: 1¹) die Union der Vereinigten Staaten zu vernichten durch Trennung der noͤrdlichen von den suͤdlichen Staaten, und 2) die Huͤlfsquellen der noͤrdlichen und mittleren Staaten zu zerstoören. Zu diesem Zwecke schlaͤgt der Verfasser vor, daß gleich beim Ausbruch des Krieges England erklaͤren solle, es habe nur mit den noͤrdlichen Staaten der Union zu schaffen und wolle mit den suͤdlichen im Frieden leben; England soll sich dann selbst durch Provocationen der letzteren nicht zu Feindseligkeiten
eigenthum anzukaufen, zu verkaufen und urbar zu machen: end⸗ llch zwischen diesen Laͤndern und Belgien Handels⸗Verbindungen anzuknuͤpfen. Um dies bewerkstelligen zu koͤnnen, hat die Com⸗ pagnie am 30. Januar d. J. von der Londoner Gesellschaft fuͤr Handel und Ackerbau auf der Ostkuͤste des mittleren Amerika ge⸗ gen eine Summe von 4000 Pfd. St. einen Theil der Gerecht⸗ same angekauft, weiche dieser letztern im August 1834 von den verbuͤndeten Republiken von Mittel⸗Amerika in dem Staate Gua⸗ temala durch foͤrmliche Urkunden abgetreten worden. Die Belgische Gesellschaft hat hiernach das Recht, 404,660 Hektaren Grundeigen⸗
thum auszuwaͤhlen und anzukaufen, und erwirbt durch diesen An⸗ kauf das ausschließliche Eigenthumsrecht auf die Bergwerke in diesem Distrikte sowie auf die Waldungen, Jagd und Fischerei, nebst dem Miteigenthume des Privilegiums der Dampfschiffahrt, das bisher der Englischen Gesellschaft allein zugehoͤrte, welches Alles sich auch spaͤter auf den Distrikt und Hafen von St. Thomas ausdehnen soll. Daneben sind den Kolonisten auf 20 Jahre Be⸗ freiung mancherlei Art von Steuern und oͤffentlichen Lasten zu⸗ gesichert. Dieser erste Fonds der Gesellschaft wird durch 110 Actien repraͤsentirt, von denen die funfzehn S tifter derselben jeder zwei als Aequivalent fuͤr ihren Einsatz erhalten. Die anderen 80 Actien vertheilt die Gesellschaft nach 1““
Dänemark.
† 1
gegen dieselben hinreißen lassen, sondern sich damit begnuͤgen, eine Blokade von der Graͤnze von Neu⸗Schottland bis zum Po⸗ tomac anzuordnen. Durch diese Maßregel wuͤrden alle Fabriken im Norden der Union ruinirt, die Fracht den Amerikanischen Schiffen geraubt und auf die Britischen uͤbertragen und die suͤd⸗ lichen Staaten von der Union getrennt werden; denn diese suͤdli⸗ chen Staaten, die ganz auf den Absatz ihrer Produkte, besonders Baumwolle, angewiesen seyen, wuͤrden bei Erhaltung des direkten Verkehrs mit England, und da sie vom Kriege verschont blieben, ihre Interessen gewahrt finden, waͤhrend die der noͤrdlichen Staa⸗ ten zu Grunde gingen, was dann die fuͤdlichen Staaten siothwen⸗ dig erst zu einer Neutralitaͤts⸗Erklaͤrung und dann zu ihrem Ab⸗ all vom Bunde veranlassen wuͤrde,
114*
Kopenhagen, 14. Okt. In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch um 3 Uhr kehrten Se. Majestaͤt der Koönig von Sei⸗ ner Reise hierher zuruͤck, hielten gestern Morgen schon Staats⸗ rach und werden Sich heute wieder nach Sorgenfrei hinaus⸗ begeben.
8 .
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Deutsche Bundesstaaten.
’ & Leipzig, 16. Okt. Die Messe geht nun zu Ende und unsere Stadt, welche waͤhrend dieser letzten drei Wochen von ei⸗
nem unabsehbaren und stets sich erneuenden Schwarm fremder
Besucher, theils muͤßiger Beschauer, theils emsiger Kaͤufer und
Verkaͤufer, angefuͤllt war, wird bald wieder in das gewohnte Maß
ihres alltaͤglichen immer auch hinlaͤnglich bewegten Verkehrlebens
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zuruͤckkehren. Ueber die Resultate der Messe scheinen sich die An⸗
sichten denn doch noch etwas guͤnstiger zu gestalten, als die an⸗
faͤnglichen uͤbertriebenen Klagen vermuthen ließen, und wenn auch
nicht in allen Artikeln lebhafte Geschaͤfte gemacht wurden, und in vielen die Preise den Anforderungen nicht entsprachen, so hat es doch an Umsatz wohl in keinem gefehlt. Gegen das Ende der Messe machte sich ein Mangel an baarem Gelde fuͤhlbar, wie man sagt, noch immer eine Folge der großen Wiener Bankerotte, doch ist trotzdem der Zahltag, diese Feuerprobe des hiesigen Platzes, ohne Ungluͤck voruͤbergegangen. Unter den Sehenswuͤrdigkeiten der Messe war das Diorama von Gropius das einzige Bedeutende und erfreute sich deshalb auch eines großen Zudranges. Unterdessen haben auch die Abonnements⸗Konzerte wieder ih⸗ ren Anfang genommen, diesmal unter der Leitung Davids, da der hochgefeierte Mendelsohn, welcher waͤhrend der letzten Jahre die Seele derselben war, uns fuͤr die naͤchste Zeit entruͤckt ist. Doch hat er in David einen nicht unwerthen Stellvertreter erhalten, und auch die Direction scheint alles thun zu wollen, um den alten Glanz jener Konzerte, durch welche Leipzig sich unter allen Deut⸗ schen Staͤdten auszeichnet, nicht erloͤschen zu lassen. Eine junge
Saͤngerin, Dlle. Meerti, deren Talent schon vor zwei Jahren hier
große Anerkennung fand, ist aufs Neue fuͤr eine Anzahl von Kon⸗ zerten gewonnen worden.
Der gestrige Tag, als der Geburtstag Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Preußen, ist auch hier von einer Anzahl Preußischer Unterthanen durch ein Festmahl im Hotel de Bavidère gefeiert worden.
Die Uebervoͤlkerung unseres Vaterlandes und besonders der nahrungsarmen Gegenden des Voigtlandes und des Erzgebirges hat schon mehrfach den Gedanken an Auswanderungen im Veszen und nach einem festen Plane angeregt, und selbst Regierung und Staͤnde wurden wiederholt um Unterstuͤtznng solcher Plaͤne ange⸗ gangen, nahmen jedoch Anstand, selbstthaͤtig in ein Unternehmen einzugreifen, bei welchem nicht vorauszusehen war, ob nicht die aufgewendeten Mittel verloren seyn und uͤberdies die Auswanderer selbst einem noch schlimmeren Loose entgegengehen moͤchten, als das ist, welchem sie zu entfliehen wuͤnschen. Dennoch ist jener Plan einer Auswanderung im Großen jetzt wieder aufgenommen worden und zwar von dem Advokaten A. Schaͤfer, bisherigem Herausgeber der „Vaterlands⸗Blaͤtter.“ Dieser will selbst nach Nord⸗Amerika reisen, um den Ankauf von Laͤndereien und die
uͤbrigen vorlaͤufigen Einrichtungen fuͤr eine Ansiedelung von eini⸗
gen kausend Familien zu besorgen, und fordert in einer öffentlichen Ankuͤndigung, welcher ein ausfuͤhrliches Gesellschafts⸗Statut bei⸗— gefuͤgt ist, Auswanderungslustige, besonders Handwerker und Ackerbauer, zur Zeichnung von Actien oder Kaufscheinen auf. Ein⸗ zelne Theile jener Laͤndereien auf dieser Ansiedelung sollen den Namen fuͤhren: „Kolonie Wettin.“
Hamburg, 16. Okt. (Bors. H.) Der hiesige Koͤnigl. Preußische Gesandte, Herr von Haenlein, hatte gestern zur Feier des Geburtstages Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Preußen einen Theil der Mitglieder des Senats, das hiesige diplomatische Corps und mehrere Honoratioren unserer Stadt zu einem glaͤnzenden Festmahl bei sich versammelt. Herr Syndikus Sieveking brachte, nach einer dem Gegenstande angemessenen Einleitung, das Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs, Herr Syndikus Banks das Wohl Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin aus, welche Toaste der Gesandte durch Trinkspruͤche auf das Wohl des Hamburger Senates und der Souveraine, deren Repraͤsentanten sich anwesend fanden, erwiederte. Ein ausgezeich⸗ netes Musik⸗Corps spielte waͤhrend der Tafel mehrere angemessene Musikstuͤcke, welche dazu beitrugen, die festliche Freude zu erhoͤhen.
Italien.
Florenz, 9. Okt. Die hiesige Zeitung meldet das am 5ten d. M. erfolgte Ableben der Erzherzogin Maria Carolina, aͤlteste Tochter unseres Großherzogs. Die Verstorbene war am 19. November 1822 geboren, und eine seit mehreren Monaten eingetretene Krankheit ließ bereits laͤngere Zeit einen so schmerz⸗ lichen Ausgang befuͤrchten. C
Der Papst hat am 6ten d. M. Einzug in Rom gehalten.
Abends seinen feierlichen
PBN 82 Spanien.
Der Messager publizirt nachstehende telegraphische Depe⸗ sche aus Bayonne vom 11ten d.: „Keine ferneren Nachrichten aus Madrid. Die gewoͤhnlichen Posten fehlen noch immer. Pam- pelona und Bilbao waren am 9ten in derselben Lage.... (durch die einbrechende Dunkelheit unterbrochen.)“
Der Moniteur parisien enthaͤlt außerdem Folgendes: „Am 9ten ist die Ruhe in Madrid nicht weiter gestoͤrt worden. Es wurden auf Befehl der Regierung sehr viele Personen ver⸗ haftet, von denen man vermuthet, daß sie an dem Komplott, wel⸗ ches am 8ten d. ausgebrochen ist, Theil genommen haben.
Madrid, 7. Okt. Die Hofzeitung enthaͤlt in ihren heutigen Blatte folgende Proclamation des Regenten:
„Spanier! Ernste Umstaͤnde, von den Feinden des durch die Na⸗ tion sanctionirten gegenwaͤrtigen Zustandes der Dinge herbeigefuͤhrt, erfordern energische Maßregeln, welche die Regierung anzunehmen entschlossen ist. Durch den freien Willen des Volks an die Spitze der Nation gestellt und verfassungsmaͤßig den Rathgebern der Krone beigesellt, bin ich verpflichtet, die Constitution, die Koͤnigin Isa bella II. und die anerkannten Peinzipien um jeden Preis zu unter stuͤtzen und zu vertheidigen. Diejenigen Personen, welche durch ihr Benehmen die ernsten Exeignisse des vorigen Jahres herbeifuͤhrten, suchen zur Empoͤrung aufzureizen, indem sie gegen die Verfassung, die Gesetze und die offentliche Oednung konspiriren. In Navarra ist der General O'Donnell als ein verbrecherischer Rebell aufgetre⸗ ten, hat eine Anzahl verirrter Leute um sich versammelt und sich mit ihnen in dice Eitadelle von Pampelong geworfen. Die treuen Trup⸗ pen der Garnison und die National⸗Gaͤede halten ihn eingeschlossen und von allen Seiten eilen bedeutende Streitkraͤfte herbei, um dies furchtbare Attentat im Keime zu eesticken. Der General Piquero hat in Vitoria zur Empoͤrung aufgerufen, die Fueros der Baskischen Provinzen proklamirt und sich dadurch in offene Feindseligkeit gegen das Gesetz und die Interessen des Vaterlandes gesetzt. In denselben Provinzen bietet eine Handvoll verfuͤhrter Personen der Macht der Nation und der Gesetze Trotz, um das Vaterland in einen Abgrund von Uebeln zu stuͤrzen. Man entfaltet ein luͤgnerisches Banner im Namen der Koͤnigin Mutter, um die Leidenschaften der Unzufrie⸗ denen und der Reformen aufzuregen und verderbliche Projekte aus⸗ zufuͤhren.
Unter so ernsten Umstaͤnden hat die Regierung alle diejeniget Maßregeln ergriffen, die sie fuͤr angemessen hielt, um den Verbrechen zuvorzukommen, die sie nach der ganzen Strenge der Gesetze bestrafen wird. Sie beschaͤftigt sich unausgesetzt mit jenen heilsamen Maßre⸗ geln, ohne welche die Staaten gefaährdet werden; sie wird dieselben mit Umsicht und Energie zur Ausfuͤhrung bringen; sie sind eben so kraͤftig, als gerecht und werden durch eine tapfere Armee, eine ent⸗ schlossene National⸗Garde und endlich durch die Interessen und den Willen des Volkes unterstuͤtzt. 1 1““
Das Gesetz uͤber die Komplotte wird streng auf alle Diejenigen angewendet werden, die aus strafbarem Egoismus und eigennuͤtzigem
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Ehrgeiz sich versammeln, verschwoͤren und aufruͤhrerische Projekte he⸗ en. Die Urtheile werden schnell erfolgen und das Schwert des Ge⸗ etzes wird die Schuldigen treffen. Die exekutive Gewalt wird ohne
erzug einschreiten, um sie zu unterdruͤcken und vor Gericht zu stellen.
Spanier gebt Euch dem Vertrauen hin, daß die Regierung fuͤr Eure Sicherheit, Eure Freiheit, die oͤffentliche Wohlfahrt und Eure theuersten Interessen wacht. 82.
8 Ich habe Vertrauen zu Eurem Patriotismus und ich rechne auf
die Loyalitaͤt Aller, welche die Prinzipien und das politische System,
welche heutzutage in Kraft sind, aufrichtig proklamirt haben.
Mit Euch identifizirt, werdet Ihr mich stets bereit finden, das Letzte fuͤr das Vaterland zu opfern, dem Euer Landsmann, der Re⸗ gent des Koͤnigreichs, fuͤr immer seine Ruhe, seine Dienste geweiht hat.
Der Herzog von Vitoria. Der Minister des Innern, Don Facundo Infante.“
Paris, 13. Okt. Auf außerordentlichem Wege sind hier folgende Nachrichten aus Madrid eingegangen:
Madrid, 7. Okt. In allen Straßen wird Rappell ge⸗ schlagen. Die Koͤnigliche Garde, welche den Dienst im Palast hat, hat sich fuͤr die Regentin erklaͤrt. Saͤmmtliche Kaffeehaͤuser sind geschlossen. Man vernimmt Flintenschuͤsse vom Palast her. Das Gewehrfeuer haͤlt an.
Madrid, 8. Okt. 1 ½ Uhr Morgens. Die Generale Diego
Leon*) und Concha, erkennend, daß die Partie fuͤr sie verloren ist,
sind mit 40 Reitern nach den (noͤrdlichen2) Provinzen abgegan⸗ gen, wohin sie die Koͤnigin fuͤhren wollten. Zahlreiche Verhaf⸗ tungen sind bewerkstelligt worden; unter den Verhafteten ist der Brigadier Neza Queray, welcher mit den Waffen in der Hand ergriffen wurde.
Mittags. Die Truppen standen die ganze Nacht hindurch unter den Waffen; der Herzog von Vitoria befand sich bei ihnen. Es hatte ein blutiges Handgemenge zwischen den Verschworenen und den Hellebardirern statt; auf beiden Seiten blieben mehrere todt auf dem Platz. Nach dieser stuͤrmischen Nacht desilirten die Truppen und die National-Garde mit Enthusiasmus vor dem Balkon der Koͤnigin voruͤber, bei welcher sich die Infantin, der Regent und die Minister befanden.
Dem Constitutionnel wird aus Bayonne vom 10. Ok⸗ tober unter Anderem Folgendes gemeldet:
„Der Versuch, die Koͤnigin Isabella und ihre Schwester zu entfuͤhren, ist mißlungen. Herr Arguëlles, von dieser Verschwoͤ⸗ rung in Kenntniß gesetzt, verließ die Zimmer der Koͤnigin nicht, vaͤhrend die Posten im Schlosse durch treue Truppen und durch Kanonen verstaͤrkt wurden. Es war indeß nicht noͤthig, die Ar⸗ tillerie anzuwenden. Die Hellebardierer, welche aus 7 Offizieren
nd 150 Soldaten bestehen, hielten sich tapfer; sie haben einige Verwundete. Die Bewegung konnte nicht gelingen, denn sogleich bei dem ersten Angriffe auf das Schloß eilte ein Theil der Gar⸗ nison zur Vertheidigung desselben herbei.“
„In der Nacht vom 7ten zum Sten haben viele Verhaftungen, amentlich unter den empoͤrten Soldaten, stattgefunden; mehrere von den Letzteren sind in den Straßen durch die treugebliebenen Truppen niedergehauen worden. Die Thore werden streng be⸗ wacht. Don Diego Leon ist nebst einigen anderen Anfuͤhrern ge⸗ fangen worden.“
„Der Regent hat die Truppen in Person kommandirt und waͤre fast durch eine Kugel, die einer der Empoͤrer auf ihn ab⸗ schoß, getoͤdtet worden. Das naͤchtliche Komplot ist, nicht durch das geringste Geschrei von Seiten des Volkes unterstuͤtzt worden, obgleich man an der Puerta del Sol und an anderen verdaͤchti⸗ gen Orten das Geld nicht gespart hatte. Es bestaͤtigt sich, daß Espartero mit einem Theil der Garnison nach den Baskischen Provinzen und Navarra aufbrechen wird, da unter der National⸗ Garde der beste Geist herrscht und sie einstimmig ihre Entruͤstung uͤber dies Unternehmen zu erkennen giebt.“
In ad
Breslau, 15. Oktbr. Das allbegluͤckende Geburtsfest des Konigs erhielt fuͤr die hiesige Koͤnigliche Regierung noch eine be⸗ sondere tief ergreifende Weihe durch eine feierliche Handlung. Se. Majfestaͤt der Koͤnig haben huldreichst geruht, die Regierung auf ihr unterthaͤnigstes Gesuch mit dem wohlgetroffenen lebens-⸗ großen Bildnisse des verewigten Monarchen Friedrich Wilhelms III. Majestaͤt zu begnadigen. Der heutige Festtag des Preußischen Volkes ward zur feierlichen Enthuͤllung dieses unschaͤtzbaren Denk⸗ mals Koͤniglicher Gnade bestimmt, wozu Se. Excellenz der Wirk⸗ liche Geheime Rath und Ober-Praͤsident der Provinz Herr Dr. von Merckel alle Mitglieder und Beamten der Regierung in ihrem großen erneuerten Sitzungs-Saale versammelt hatte und mit tief ergreisender Rede, welche an die großen Tage der Ver⸗ gangenheit erinnerte, und den erfreulichen Empfindungen in der Gegenwart Worte gab, den erhebenden Akt vollzog.
Von Seiten unserer Garnison, so wie in der Koͤnigl. Uni⸗ versitaͤt und auf den Gymnasien, fanden ebenfalls erhebende Fest⸗ lichkeiten zur Feier des Tages statt. Von der Universitaͤt wurden bei dieser Gelegenheit die Namen derjenigen fuͤnf Studirenden verkuͤndet, von denen die vorjaͤhrigen akademischen Preis⸗Aufgaben gluͤcklich geloͤst worden. Zwei Studirende wurden außerdem we⸗ gen der von ihnen eingesandten Arbeiten belobigend erwaͤhnt.
— — Guesen, 15. Okt. Das Geburtsfest Sr. Majestaͤt des Koͤnigs wurde in unserer Stadt, der alten Residenz der Koͤnige Polens, mit inniger erhebender Freude gefeiert. Schon um 5 Uhr fruͤh verkuͤndigte das Abfeuern der Moͤrser und das Ge⸗ laͤute aller Glocken den sestlichen Tag. Um 9 Uhr versamwelten sich saͤmmtliche Beamten und ein großer Theil der Buͤrger, ohne Ruͤcksicht auf Konfession und Nationalitaͤt, im Rathhaus⸗Lokale, von wo man sich, im feierlichen Zuge, nach der evangelischen Kirche begab, um dort der Fest⸗Andacht beizuwohnen, zu welcher sich Nach dcs Militair eingefunden hatte. Nach Beendigung die⸗ J begab man sich auf den Marktplatz, wo das Mili⸗ 7eg aufmarschirte und dem allgeliebten Koͤnig und Hersammluktzh eaes Hurrah ausbrachte, in welches die ganze sich das Ofs sreudig und lebhaft einstimmte. Sodann begaben ich as L ffizier⸗Corps, saͤmmtliche Soo te die 6 elischet Geistliche 8g 86, lammtliche Beamten, die evangelischen Beistlichen un ein großer Th l der Büͤr m die Waphhzab „8r er Theil der Buͤrger, denen sich auch ie Vorstaͤnde der jaͤdischen ] 2 A 12 die ehmbwbüördicge Karhede orporation anschlossen, in die ehrwuͤrdige Kathedrale, wo der Herr Weihbischof von Bro dziszewski ein feierliches H EEen Dro⸗ 3 f ches Hochamt, unter Entfaltung des groͤßten üs anstimmte, bei wel⸗
Pompes, abhielt und das Tedeum laudam Paukenschall, die Geistlichkeit und Herr von Brodziszewski, welcher
chem, unter Trompeten⸗ und die Versammlung sich anschloß.
zum erstenmale seit der Erhebung zum Bischof in der hiesigen Kathedrale celebrirte, war eigends zu dieser Feier von seiner 89 4 92
*) Anderen Nachrichten zufolge ist der General Diego Leon ge⸗
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fangen worden, Siehe das Schreiben aus Bayonne.
11“ “ “
1289 nonischen Reise hierher zuruͤckgekehrt. Ein Festmahl und am Abend ein Ball, so wie eine Speisung der Armen auf Kosten der staͤd⸗ tischen Behoͤrden, schlossen sich der Feier wuͤrdig an. Und so war der heutige Tag ein Tag der Freude und der Vereinigung der verschiedenen Elemente unserer Bevoͤlkerung, und die Ueberzeugung, daß unser allgeliebter Koͤnig und Herr alle seine Volksstaͤmme mit gleicher Liebe umfasse, Aller Rechte mit gleich starker Hand schirme, ließ aus allen Herzen den Wunsch entquellen: Gott er⸗ halte uns den Koͤnig!
Danzig, 15. Okt. (Danz. Z.) Die Feier des erfreulichen Geburtstages Sr. Majestaͤt unseres allgeliebten Koͤnigs ward schon gestern Abends durch einen solennen Zapfenstreich, den die Musikchoͤre der hiesigen Garnison begleiteten, eingeleitet. Heute kuͤndigte Kanonendonner den anbrechenden Tag an, der vor 46 Jahren der Begiun so großen Segens fuͤr unser Vaterland ge⸗ wesen ist. In der Haupt⸗Pfarrkirche zu St. Marien ward ein Militair⸗Gottesdienst gehalten, dem die Behoͤrden dieser Stadt, Militair und Buͤrger sehr zahlreich beiwohnten. Der Divi⸗ sions⸗Prediger Herr Herke wies in der Predigt auf das Ver⸗ haͤltniß zwischen Fuͤrst und Volk hin, namentlich in Bezug auf Preußen und gedachte des vielen Guten, das in der bisherigen kurzen Regierung unseres gegenwaͤrtigen Koͤnigs schon vollbracht und das uns ein Pfand ist seines innigsten Wunsches, sein Volk zu begluͤcken. Gleichzeitig fand eine Feier in der Johanniskirche Statt, die von der St. Johannis⸗Schule in Gegenwart vieler
theilnehmenden Buͤrger begangen ward. Um 11 Uhr war Parade⸗ marsch auf dem Holz⸗Markte, wo Sr. Majestaͤt ein dreimal wiederholtes Lebehoch gebracht wurde. Mittags ward im Hoͤrsaale des Gymnasiums von der ersten Gesangklasse unter Mitwirkung mehrer Musikfreunde das Utrechter Tedeum von Haͤndel ganz vor⸗ zuͤglich ausgefuͤhrt. Sodann vereinigt die Notabilitaͤten der Stadt ein Mittagsmahl bei Sr. Excellenz dem Herrn Gouverneur, Ge⸗ neral⸗Lieutenant von Ruͤchel Kleist. Abends wird im Schauspiel⸗ hause zum erstenmale die Oper Belisar gegeben, der ein zur Aller— hoͤchsten Geburtsfeier gedichteter Prolog vorangeht. In den Straͤßen sieht man von vielen Haͤusern Flaggen wehen, ebenso von allen Schiffen, von welchen sich zwei ganz besonders durch eine reiche Beflaggung auszeichnen: „die Stadt Berlin“, welches Schiff nahe dem gruͤnen Thore und „Alexander von Humboldt“, welches vor dem Koͤniglichen Regierungs⸗Gebaͤude stationirt ist.
— — Erfurt, 16. Okt. Das Geburtsfest Sr. Majestaͤt des Koͤnigs wurde gestern auch hier mit herzlicher Theilnahme gefeiert. Schon vorgestern gegen Abend fuͤhrte der Sollersche Musik⸗Verein das wohl einstudirte und gut ausgefuͤhrte Aleran⸗ derfest, bei gefuͤlltem Hause, auf. Gestern Morgen zwischen 6 und 7 Uhr sangen 400 Schuüͤler aller Staͤnde mehrere geistliche Lieder, mit Begleitung von 16 Posaunen, von der Erhoͤhung vor dem Dome. Zwischen 7 und 8 Uhr hatte das Gymnasium eine Schulfeierlichkeit veranstaltet, wobei der Direktor die Rede hielt. Um 9 Uhr wurde im festlich dekorirten Schauspielhause vom Erfurter Musik-Verein eine zu dem Feste gedichtete Kantate, die des Vereines Dirigent komponirt hatte, eben so geschmackvoll als praͤcis vor einem zahlreich versammelten Publikum vorgetragen. 5 10 Uhr war der Militair⸗Gottesdienst und die festliche Pa⸗ rade.
Vortrag uͤber das Verhaͤltniß der Musik zur Paͤdagogik gehalten wurde.
Herr Duvergier de Hauranne, das Ministerium vom cL. Oktober und der Vertrag vom 132. Juli.
Der letzte von Herrn Duvergier de Hauranne in der Revue des deux Mondes mitgetheilte Artikel (Vergl. Staats⸗Zeitung Nr. 255 und 256.) hat in Frankreich einen ungeheuren Anklang gefunden und die Anhaͤnger des gestuͤrzten Ministeriums, so wie die Journale der Opposition, haben denselben tuͤchtig zur Unter⸗ stuͤtzung ihrer Sache und ihrer Anspruͤche benutzt. Alle Parteien sind dadurch aufgeregt worden und Herr Guizot hat es fuͤr noͤthig gehalten, die Wirkung des Artikels dadurch zu schwaͤchen, daß er eine Erwiderung an Herrn Duvergier richten ließ. Diese Erwi⸗ derung ist aus der Feder eines unserer ausgezeichnetsten Publizisten hervorgegangen und wir finden, daß er sich des ihm gewordenen ziemlich schwierigen Auftrages mit Gluͤck entledigt hat. Herr Du⸗ vergier, der sich von seinen alten Freunden, den Doktrinairs, ge⸗ trennt hat, ist ein stets fertiger Kaͤmpfer; seine Stellung in der Kammer, der Einfluß seines Namens, sein Talent und seine grüͤnd⸗ liche Kenntniß der parlamentarischen Taktik machen ihn zu einem furchtbaren Gegner fuͤr das jetzge Kabinet. Eine Antwort auf sein letztes Manifest erschien um so nothwendiger, da er beabsich⸗ tigt, das Ministerium durch einen zweiten, eben so energischen Ar⸗ tikel wie der erste war, anzugreifen, und da spaͤter die ganze Adreß⸗ Debatte bei Eroͤffnung der Kammern sich um die Frage drehen wird, die er besprochen hat und die sich, außer einigen Allgemein⸗ heiten, fast ausschließlich auf die orientalischen Angelegenheiten bezieht. 8
Sein Ausganaspunkt war, wie man sich erinnern wird, die Convention vom 13. Juli, von der er zu der gegenwaͤrtigen Stel⸗ lung Frankreichs uͤbergeht. Bei der Vertheidigung der Politik des Kabinets vom 1. Maͤrz stuͤtzt er sich auf die Manifestationen der Kammer zu Anfang der letzten Session, auf die Note vom 8. Oktober, auf die Interessen Frankreichs und schließt daraus daß die Isolirung besser gewesen waͤre, als die Ruͤckkehr in den Europaͤischen Rath unter den Bedingungen, unter welchen sie staͤtt⸗ gesunden, Bedingungen, die, wie er sagt, uns nur Demuͤthigung und Mißkredit zu Wege gebracht haben, waͤhrend sie den Einfluß der vier Maͤchte vermehrten. Die Behauptung ist alt, wie man sieht, und wenn Herr Duvergier de Hauranne sie nur mit ge⸗ woͤhnlichen Worten wiederholt haͤtte, so wuͤrde sie keinen großen Erfolg gehabt haben; aber sein leidenschaftlicher Angriff und die Autoritaͤt seines Talents verleihen seinen Artikel Wichtigkeit und aus diesem Grunde veranlaßte das Ministerium eine Erwiederung desselben.
Sein Gegner hat die Briefform gewaͤhlt.“ Nachdem er einen Ruͤckblick auf die Politik seit dem Jahre 1836 geworfen, laͤßt er schnell die verschiedenen Phasen der orientalischen Frage die Revue passiren. Indem er der eigenen Beweisfüͤhrung des Herrn Duvergier selbst folgt, stellt er fest, daß das Uebel, moͤge es wahr oder falsch seyn, groͤßtentheils bereits vor der Ernennung nnnen nhübnramgnnnnns
*) Der Titel der Broschuͤre ist: Lettre à Mr. Duvergier de Tlau-
Um 12 Uhr hielt die Koͤnigliche Akademie gemeinnuͤtziger Wissenschaften ihre oͤffentliche Siitz t elcher ein belehrender Wissenschaften ihre oͤffentliche Sitzung, in welcher ein belehrender
ranne sur la Convention du 13. Jaillet et la situation ackuelle de la France. 35 Seiten in 8vo. Die Broschuͤre ist in 3000 Exemplaren gedruckt worden und wird an alle Pairs und Deputirte vertheilt werden. Wir haben dieselbe noch vor ihrem Erscheinen in Paris durch besondere Gelegenheit erhalten.
Anmerk. d. Red.
des Ministeriums vom 29. Oktober vollendet gewesen und es sey schwer zu begreifen, wie das, was nach dem Verfasser den ge⸗ ringsten Antheil an dem Unrecht habe, einen groͤßeren Antheil an den Angriffen haben koͤnne. Was hat das gegenwaͤrtige Mi⸗ nisterium in der orientalischen Frage gethan, um auf solche Weise behandelt zu werden? Es hat der Isolirung Frankreichs und da⸗ mit seinem Unwillen ein Ende gemacht. Aber, sagt Herr Duver⸗ gier, das Ministerium ist hinter den von der ee. ausge⸗ sprochenen Wuͤnschen zuruͤckgeblieben, die etwas mehr verlangte als das, was die Note vom 8. Oktober enthaͤlt. Nun, dieses „mehr“ hat Niemand genauer bezeichnet, außer Herr von Lamar⸗ tine, der darunter die Unabhaͤngigkeit oder Emancipation Sy⸗ riens verstand. Die Kammer hat sich auf keine Weise daruͤber ausgesprochen, was sie noch außer der Note vom 8. Oktober zu erlangen wuͤnschte und die Politik, die das Kabinet Guizot's be⸗ folgte, welcher erklaͤrte, daß jene Note mit Ruͤcksicht auf Frank⸗ reich ausgefuͤhrt worden sey, war von der Kammer wenigstens stillschweigend gut geheißen worden, durch den Bericht des Herrn Jouffroy uͤber die geheimen Fonds, ein Bericht, welcher erklaͤrte, daß die Isolirungs⸗Politik zur Genuͤge durchgefuͤhrt und ausgebeutet worden sey, weil sie ihren Zweck d. h. die Voll⸗ ziehung der Bedingungen der Note, erreicht habe. . Indem der Verfasser des Briefes umstaͤndlicher in die Er⸗ oͤrterungen der Convpention vom 13. Juli eingeht, die so sehr den Zorn des Herrn Duvergier de Hauranne erregt hat, behandelt er diesen Gegenstand in extenso und wir wollen die darauf sich beziehende Argumentation ausfuͤhrlich mittheilen. Es ist dies der
Haupttheil der Broschuͤre und man kann daraus bereits im Vor⸗ aus ersehen, welcher Vertheidigungsmittel das Ministerium bei der Diskussion der Adresse sich gegen die Angriffe der Opposi⸗ tion bedienen wird. . Ich gehe Pruͤß or C Ss. IsSeee, . „ Ich gehe zur Pruͤsung der Convention uͤber ,faͤhrt der Ver⸗ fasser fort; Der Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten hatte vorausgesehen, daß die in Aegypten zur Zufriedenheit Frankreichs gefuͤhrte Unterhandlung bei vielen Personen bei uns und in Europa die Idee einer Annaͤherung erzeugen wuͤrde. In Folge dieser Vor⸗ aussicht hatte er seinen gewandten Agenten in London mit sehr bestimmten Instructionen fuͤr den Fall versehen, wo die Frage sich darbieten wuͤrde. Man wird sehen, welche Haltung dieser so sehr angegriffene Minister seine Regierung annehmen ließ. Folgendes ist der Inhalt der drei Bedingungen, von denen nicht abzugehen Herr von Bourqueney ausdruͤcklichen Befehl erhalten hatte. Sie bestimmten die Stellung Frankreichs bei jeder etwa vorkommen den Unterhandlung: „ 1) Frankreich, gegenwaͤrtig isolirt, bietet sich Niemand an; es erwartet, daß man ihm entgegen⸗ komme. Wenn man seine Theilnahme verlangt, so
wird es dies in Erwaͤgung ziehen. 8
„ 2) Frankreich erklaͤrt, daß, wenn es in Folge einer an dasselbe gerichteten Aufforderung in den Rath Europa's wieder eintreten zu muͤssen glaubt es sich dazu nur verstehen wuͤrde, ohne sich irgend eine Bedingung auferlegen zu lassen.
„3) Frankreich erwartet, daß, ehe es sich in Un terhandlungen einlaͤßt, der Juli⸗Traktat fuͤr er⸗ loschen erklaͤrt wird und nicht mehr existirt.
„Diese Sprache fuͤhrte man. Ich frage Sie, mein Herr, ist das die Sprache einer Regierung, die nicht das Bewußtseyn hat und Anderen keine große Idee von dem giebt, was fie werth ist?2 Und die Dinge sind so gekommen, wie sie vorgeschrieben waren. Europa ist zu uns gekommen. Der Minister hatte vorhergesehen, daß man die Entwaffnung von uns verlangen werde. Er will. daß es unserem Lande freistehe, nach Gefallen die Staͤrke seiner Land⸗ Armee und seiner Flotte beizubehalten oder zu veraͤndern Er nimmt keine Bedingung an, und man macht ihm keine Er⸗ 8 stellt Bedingungen, und man nimmt sie an. Bevor irgend eine Unterhandlung eroͤffnet wird, vereinigen sich die vier Kabinette und erklaͤren, daß der Juli⸗Traktat aufgehoben sey.
- „Der Juli⸗Traktat existirt nicht mehr: dieser Vertrag, in wel chem man zugleich eine Verfolgung gegen unseren Verbuͤndeten und eine Coalition gegen Frankreich sah; dieser Traktat, mit des sen Ausfuͤhrung die vier Urheber desselben vor dem Ultimatum eines einzigen Opponenten inne hielten; dieser Vertrag, der nicht vollzogen wurde, weil er modifizirt worden ist; denn die Maͤchte erklaͤrten ihn, auf unser Verlangen, fuͤr erfuͤllt, was er nicht ist. Und, mein Herr, ist dies nicht ein Zugestaͤndniß fuͤr Frankreich? Ein Zugestäͤndniß! rufen Sie aus. Es ist eine neue Schmach! Das, was das Ministerium fuͤr eine Genugthuung ausgiebt, ist
eine Beleidigung! Aber dieser Traktat, der zwei Zwecke hatte naͤmlich den Orient zu pacifiziren und Frankreich zu demuͤthigen, indem man den Pascha, seinen Verbuͤndeten, demuͤthigte, hat nur diesen letzteren Zweck erreicht, und somit bedeutet jene Erklaͤrung daß der Traktat erfuͤllt sey, nichts weiter, als daß die Demuͤthi⸗ gung Frankreichs erreicht worden sey, und am Ende legt uns das Kabinet vom 29. Oktober als einen Ehrentitel nur die Bescheini⸗ gung der ihm zugefuͤgten Schmach vor. 4 „So, mein Herr, interpretiren Sie jene Erklaͤrung, die den Juli⸗Traktat vernichtet. Niemals hat das Interpretations⸗ Genie eines Judas sich bis zu solcher Kuͤhnheit verstiegen! Es ist in diesem Sophismus eine Ersindungskraft der Anschwaͤrzung die Einen vernichtet. Eine Erfindungskraft sagte ich? Die Er⸗ findung liegt jedoch nur in der Form. Im Grunde ist es immer dasselbe alte, hundertmal durch alle Dokumente und alle Thatsa⸗ chen widerlegte Thema der Anklagen. Es wird Einem schwer, ih⸗ nen durch alle diese Wiederholungen hindurch zu folgen und den⸗ noch folgt man ihnen. Noch einmal also, ich wiederhole es: Nein, wir sind nicht gedemuͤthigt worden, denn wir waren allein gegen Vier und man hat auf unsere Stimme Halt gemacht Nein, wir sind nicht gedemuͤthigt worden, denn wir haben dem Uitimatum, fuͤr dessen Unterstuͤtzung Sie 900,000 Mann verlang⸗ ten, Achtung verschafft. Nein, wir sind nicht gedemuͤthigt 5 den, denn Mehmed Ali ist weder gedemuͤthigt, noch schwach, wie Sie glauben. Und in dieser Beziehung wuͤrde ich zu Ihnen nicht sagen, daß Sie mehr Aegyptisch seyen, als der Pascha von Ae⸗ gypten selbst, sondern ich wuͤrde Ihnen sagen, daß der Pascha von Aegypten mehr Franzoͤsisch sey, als viele Franzosen, wenig⸗ stens in dem Sinne, daß er Frankreich mehr Gerechtigkeit wider⸗ fahren laͤßt. Ich, der ich zu Ihnen fpreche, habe seine Briefe, seine vertraulichen Briefe gesehen; ich versichere Ihnen, er behan⸗ delt die Franzoͤsische Regierung ganz anders, als Sie. „Kommen wir auf die aufrichtige und loyale Auslegung der wichtigen, von den vier Maͤchten unterzeichneten Erklaͤrung zu⸗ Füg. der Juli⸗Traktat ist erschoͤpft, erloschen; er existirt nicht mehr. „Ich will zuerst dies bemerken: Die durch die Note vom
8. Oktober erlangte ehrenvolle Verhandlung hatte elne gruͤndliche Modification des Traktats vom 15. Juli herbeigeführt, aber fie hatte ihn nicht perstoͤrt. th. halten, als ein Mittel fuͤr kuͤnftige Eventualltaͤten.
Die Maͤchte konnten ihn in Reserve be⸗ Frankreich
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haͤtte sich dann ohne Zweifel den Gedanken und die Mittel des