1841 / 292 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

auch im Begriff, in eine aͤhnliche Compagnie mit Rußland zu treten, um China zu regieren. Die Gesandten der föns vne in Pera sind die wahren Beherrscher der Tuͤrkei, der S e und sein Divan sind nur ihre Puppen, die mit mehr oder i eniggr Widerwillen sich bewegen lassen. Die Aufmerksamkeit des Bri⸗ tischen Kabinets wird von seinen eigenen Angelegenheiten abge⸗ zogen, und die Staats⸗Einkuͤnfte werden zu Zwecken verwendet, die nicht national sind, nicht blos durch die Intriguen und Häͤndel in Konstantinopel, sondern auch durch diejenigen, welche aus jenem Mittelpunkt durch das ganze Europa ihre Aeste und Zweige ausdehnen. Und jetzt soll dasselbe Spiel wieder in China gespielt werden. Ein Artikel der Times spricht von den Instruc⸗ tionen, die durch das vorige Kabinet an Sir H. Pottinger er⸗ theilt worden, mit einem Vertrauen, welches nur die Kenntniß ihres Inhalts geben kann, und in einem Tone der Billigung, der uns glauben laͤßt, das neue Kabinet wolle sie zu den seinigen machen. Anstatt eines einzigen Ober⸗Aufsehers sollen wir einen solchen in jedem Hafen China's erhalten, und diese Personen sol⸗ jen in regelmaͤßiger Korrespondenz mit dem Gesandten in Peking stehen. Jeder Streit zwischen einem Britischen Kaufmann und einem Eingeborenen wird Gelegenheit zu einem Streite zwischen dem Britischen Beamten und den Chinesischen Magistrats⸗Personen geben, und jeder solcher Streit wird zu Vorstellungen und Gegenvorstellungen vei dem Kaiser und seinem geheimen Rath und den Britischen Residenten in Peking fuͤhren. Die direkte Communication zwischen den fort⸗ dauernd in Peking residirenden Englischen Gesandten und dem Kaiser wird ein fortdauernder Kampf werden, ob die Polizei der Chinesischen Seehaͤfen durch den Einfluß einer Englischen oder Chinesischen Partei kontrolirt werden soll. Der Besitz von Hong⸗ Kong und das Herbeistroͤmen von eifrigen Missionairen, welche, gleich Herrn Guͤtzlaff, nur bedacht sind, dem Evangelium in China Eingang zu verschaffen, wird dieses fortdauernde Einschreiten der Englaͤnder in die inneren Angelegenheiten China's noch verwickel⸗ ter und verwirrter machen. Dann wird Rußland, das eine Kolonie Griechischer Christen unter seinem Schutz in Peking hat, die alle zehn Jahre eine Gesandtschaft dorthin sendet, eben⸗ falls darauf bestehen, einen in Peking residirenden Gesandten zu erhalten. Eine Russische Partei wird im Gegensatze zur Engli⸗ schen sich erheben, und die Chinesischen Angelegenheiten werden durch die Eifersucht Russischer und Englischer Missionaͤre und durch die Intriguen Chinesischer Staatsmaͤnner verwickelt wer⸗ den, die ihre ehrgeizigen Absichten zu befoͤrdern suchen, indem sie sich der Englischen oder Russischen Partei anschließen, wie es ih⸗ ren Plaͤnen entspricht. Eine Welt von Geschaͤften wird auf diese Weise geschaffen werden, von der man nicht halb die Wahrheit sagt, wenn man behauptet, Britannien habe kein Interesse daran; kein Mensch hat daran ein Interesse, sie ist nur ersonnen wor⸗ den, um fuͤr diplomatische Aspiranten Beschaͤftigung zu finden, die sonst gendthigt seyn moͤchten, sich auf andere nuͤtzlichere Weise zu beschaͤftigen.“ 1

Der Themse⸗Tunnel schreitet rasch seiner Vollendung entge⸗ gen; doch hat man es noͤthig gefunden, den Schacht auf der Nord⸗ seite noch etwas laͤnger zu um dadurch einen bequemeren Zugang zu gewinnen. 9 n.

Varon Brunow hat am Dienstag Abend ein glaͤnzendes di⸗ plomatisches Diner gegeben, bei welchem Sir R. Peel, Graf Aberdeen, Lord Stuart de Rothesay, Graf St. Aulaire, Baron Neumann, Baron Dedel und Graf Stroganoff zugegen waren.

Nach Berichten aus Jamaika vom 27. August wuͤthete daselbst unter den Europaͤern das gelbe Fieber in furchtbarem Grade. Das 60ste Regiment hatte den Oberst Ellis an dieser Epidemie verloren und bezog darauf Kantonirungen im Gebirge, wo sein Gesundheits⸗Zustand sich besserte.

Auf den großen Plaͤtzen des Westendes der Hauptstadt hat man jetzt angefangen, Bude⸗Lichter an die Stelle der Gaslampen zu setzen; je ein Bude⸗Licht vertritt drei Gaslampen.

Niederlande. 8 Aus dem Haag, 15. Okt. Heute ist die bisherige Session der Generalstaaten durch den Minister des Innern mit einer Rede geschlossen worden, worin die diesjaͤhrigen Arbeiten der bei⸗ den Kammern rekapitulirt wurden, und es demnaͤchst heißt: „Es ist der ernstliche Wille der Regierung, auf dem eingeschlagenen Wege fortschreitend, in der naͤchsten Session noch verschiedene neue Gesetz⸗Entwuͤrfe zur weiteren Besriedigung vorhanderer Be⸗ duͤrfnisse, den Generalstaaten vorzulegen. Die Untersuchung soll fortgesetzt werden, inwiefern man durch groͤßere Vereinfachung und Einschraͤnkung die Einnahmen und Ausgaben des Staates, ge⸗ nuͤgender noch als bisher in wuͤnschenswerthe Uebereinstimmung bringen kann.“ 1

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Deutsche Bundesstaaten. München, 14. Okt. (A. Z.) Gestern fand die erste Pro⸗ befahrt mit der ersten in Bayern erbauten Lokomotive „der Muͤn⸗ chener“ bis zur Eisenbahn⸗Station Lochhausen statt. Den Namen hat Se. Majestaͤt der Koͤnig selbst geruht dieser Maschine zu ge⸗ ben, indem dieselbe in der naͤchsten Umgebung von Hirschau ver⸗ fertigt worden war. Fruͤher war diese Fabrik ein einfaches Hammer⸗ und Walzwerk, und wurde erst in den letzten Jahren zu der Aus⸗ dehnung und Vollkommenheit durch seinen jetzigen Besitzer, Herrn J. von Maffei, empor gebracht, mit welcher es jetzt mit den be⸗ iten Etablissements dieser Art rivalisiren kann. Als Anerken⸗ nung der Wichtigkeit, welche die Erbauung des ersten Werkes in dieser industriellen Richtung fuͤr das vaterlaͤndische Interesse hat, darf wohl angefuͤhrt werden, daß die Herren Minister von Abel und Graf von Seinsheim, Herr Regierungs⸗Praͤsident von Hormann, viele Mitglieder der hoͤheren Landes⸗Behoͤrden und des Militairs, der Magistrat der Stadt und die Gemeinde⸗Bevoll⸗ maͤchtigten, so wie das Direktorium der hiesigen Eisenbahn per⸗ soͤnlich Theil an dieser erfreulichen Festlichkeit nahmen, bei welcher auch der Gelehrten⸗ und Handelsstand so wie die Techniker unserer Stadt repraäͤsentirt waren. Die Lokomotive langte, obwohl gegen aͤußerst starken Gegenwind kämpfend, in weniger als 24 Minuten auf der 3 ½ Stunden entfernten Station an. Zur vollstaͤndigen Erprobung ihrer Dienstesleistung wurde der heutige Vormittags⸗Train, aus zwoͤlf ganz besetzten Wagen bestehend, von dem „Muͤnchener“ bis Augsburg gebracht, woselbst er incl. achtmaligen Aufenthaltes an

den Zwischenstationen in 2 Stunden 45 Minuten anlangte.

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Stuttgart, 15. Okt. Nach einem laͤngeren Besuche bei der Koͤniglichen Familie hat Ihre Koͤnigliche Hoheit die Prinzes⸗ sin von Oranien heute die Ruͤckreise nach dem Haag angetreten.

esden, 17. Okt. (L. A. Z.) Seit dem Tode des Pa⸗ Bfss F die hiesige reformirte Kirche verwaist, indem und da namentlich vorher der Haöng. Kohl⸗ evangelisch⸗lutherischen Glaubens) die zweite Predige 1— 8 den odentlich angestellten Geistlichen hatte. Bei vischen beiden evangelischen Konfes⸗ sionen stattfindet, fehlte es zwar nicht an Predigern, welche gast

stors Girardet war sie seit dieser Zeit, schuͤtter (evo stelle verlassen, der großen Toleranz, welche z1

200 ] ] freundlich aushalfen, allein das unterscheidende Sakrament hatte kei⸗ nen Spender, da wohl mit Ruͤcksicht auf hoͤhere Bedenken kein lutheri⸗ scher Geistlicher Brodt und Wein unter der Bedeutuug des Leibes und Blutes Christi austheilen wollte. Die gegenseitige Zuneigung bej⸗ der Konfession, um dies nochmals zu wiederholen, beurkundete sich jedoch fortwaͤhrend, theils durch den zahlreichen Besuch der re⸗ fermirten Kirche von Seiten der Protestanten, theils durch die Zuziehung lutherischer Prediger von Seiten der Reformirten. Heute nun wurde endlich nach langer Wahl ein erster reformir⸗ ter Prediger in der Person des Pastors Howard aus Frankfurt g. M. ordinirt und eingefuͤhrt; die zweite noch immer unbesetzte Predigerstelle dagegen, wird sicherem Vernehmen nach einem luthe⸗ rischen Geistlichen konferirt werden. Ist daher zwar vor der Hand noch keine Union zu erwarten, so steht doch jedenfalls auch fernerhin ein gutes Einvernehmen zwischen beiden Konfessionen in sicherer Aussicht.

-₰½ Leipzig, 18. Okt. In dem Personal unserer Uni⸗ versitaͤt sind einige Veräaͤnderungen eingetreten, andere ste⸗ hen noch bevor. An die Stelle des nach Hamburg ab⸗ gegangenen Professors Redslob ist als außerordentlicher Pro⸗ fessor der Theologie Dr. Tuch aus Halle berufen wor⸗ den; daneben hat man aber fuͤr das Fach der orientalischen Sprachen auch noch den Dr. H. Brockhaus, bisherigen außeror⸗ dentlichen Professor zu Jena, gewonnen, so daß also die⸗ ser Zweig des Sprachstudiums jetzt hier sehr stark be⸗ setzt ist. In die medizinische Fakultaͤt ist an die Stelle des verstorbenen Professors Kuhl Dr. Guͤnther aus Kiel eingetre⸗ ten. Demnaäͤchst soll auch die Berufung eines auswaͤrtigen Ge⸗ lehrten fuͤr das Fach der Staats⸗Wissenschaften oder der Staats⸗ Wirthschafts⸗Lehre im Werke seyn, ein Fach, welches allerdings zeither hier noch wenig angebaut wurde, trotzdem, daß sowohl Pöolitz als Buͤlau eines nicht unbedeutenden Rufes als Staats⸗Wirth⸗ schafts⸗Lehrer genossen. Wie man sagt, ist Professor Harten⸗ stein waͤhrend dieser Ferien in Goͤttingen gewesen, um den litera⸗ rischen Nachlaß seines Meisters Herbart zu ordnen. Demnach staͤnde zu vermuthen, daß Hartenstein vielleicht in Verbindung mit Drobisch die Herausgabe dieses Nachlasses uͤbernehmen werde. Das Rektorat der Universitaͤt geht in den naͤchsten Tagen von dem Professor der Mathematik, Drobisch, auf den Professor der Theologie, Winer, uͤber. Es ist ziemlich lange her, daß diese Stelle von keinem Theologen bekleidet wurde.

Frankfurt a. M., 16. Okt. Die neuesten Ereignisse in Spanien nehmen die Aufmerksamkeit der Boͤrsenwelt sehr in An⸗ spruch und beruͤhren sie um so unangenehmer, da sie sich der Hoff⸗ nung uͤbergeben hatte, es werde sich die neue Ordnung der Dinge in Spanien mehr und mehr befestigen und dadurch dieser Staat in den Stand gesetzt werden, etwas fuͤr seine Glaͤubiger zu thun. Die Realisirung dieser Hoffnung ist nun vorerst wieder hinausge⸗ schoben, wuͤrde aber auch ohne die Militair⸗Insurrection gewiß nicht nahe gewesen seyn. Indessen geht die Ansicht unserer Spe⸗ kulanten dahin, daß die Unternehmung O'Donnell's als gescheitert anzusehen ist, und dadurch bleiben die Spanischen Ardoins auf dem allerdings immer noch hohen Cours von 18 ½ pCt. stehen. Ob uͤbri⸗ gens die Spanische Regierung wirklich einmal ihre Schulden be⸗ zahlt, oder nicht, kuͤmmert im Grunde die Boͤrse wenig; sie naͤhrt nur diese Hoffnung, um die Speculation in diesen Fonds rege zu erhalten. Der Umsatz in Spanische Ardoins war in dieser Woche auch sehr bedeutend, die neueste Pariser Notirung ist an der Boͤrse meistens bekannt, obgleich die Franzoͤösische Post erst meh⸗ rere Stunden nach der Boͤrsenzeit hier eintrifft; es ist mithin unzweifelhaft eine Taubenpost eingerichtet worden, die indessen nur von einer Zwischenstation hier eintrifft. Die Hollaͤndischen Fonds nahmen auf ihren starken Ruͤckgang zu Amsterdam auch hier eine sehr flaue Haltung an, blieben heute indessen doch fester, als man nach ihrem neuen Fallen an der einheimischen Börse erwarten konnte. Auch die Oesterreichischen Effekten sind hier stark angeboten, da die Wiener-Boͤrse fortdauernd schwach ist. Taunus⸗Eisenbahn⸗Aktien halten sich auf-319 Fl.; die Einnahme der Bahn wird aber in diesem Monat bedeutend geringer seyn, als im vorigen, da die Witterung sehr unguͤnstig ist. Das Geld ist etwas abondanter, der Diskonto 3 ½ pCt. 1

Der Koͤnigl. Franzoͤsische General⸗Lieutenant Herr Graf von Rumigny ist auf seiner Ruͤckreise von Berlin hier eingetroffen.

Neuerdings spricht man davon, daß der Bundes⸗Praͤfidial⸗ Gesandte, Herr Graf von Muͤnch⸗Bellinghausen, sich zu vermaͤh len beabsichtige und es scheint das Geruͤcht diesmal gegruͤndeter zu seyn.

Der Koͤnigl. Preußische Bundestags⸗Gesandte, Herr Baron von Buͤlow, wird Ende d. M. hier zuruͤckerwartet.

Bei den anfangs dieser Woche hier stattgehabten Urwahlen fuͤr die gesetzgebende Versammlung zeigte sich in der Buͤrgerschaft wieder nur geringe Theilnahme, denn es haben nicht ganz 800. Buͤrger von mehr als 6000 abgestimmt. Die Zahl wuͤrde aber noch um einige Hundert geringer gewesen seyn, wenn nicht durch die Bemuͤhungen Einzelner, der Handwerksstand, in der Hoffnung seine Interessen dadurch befoͤrdern zu koͤnnen, weit staͤrker abge— stimmt haͤtte, als in dem vorigen Jahre. Die gesetzgebende Ver⸗ sammlung von 1811—1842 tritt am ersten Montag im Novem⸗ ber zusammen.

Unsere sogenannten drei Herbsttage sind durch die hoͤchst un⸗ freundliche Witterung ziemlich geraͤuschlos voruͤber gegangen.

Hesterreich.

Wien, 12. Okt. (Nuͤrnb. K.) Der heurige bei uns im⸗ mer noch sehr schoͤne Herbst bildet mit vollem Rechte und im strengsten Sinne des Worts die goldene Jahreszeit fuͤr die Unter— nehmung der Wien⸗Raaber Eisenbahn. Man kann annehmen, daß jetzt noch Woche fuͤr Woche 40 bis 50,000 Menschen nach Moͤdling, Baden und Neustadt befoͤrdert werden, um die unge⸗ woͤhnlich schoͤne Zeit, die doch nach der Natur der Dinge jetzt bald ihr Ende erreichen muß, im Freien zu genießen. Die Gasthaͤuser, Restaurationen, Brauhaͤuser und sonstigen Vergnuͤgungsorte auf der Strecke von Wien bis Wienerisch⸗Neustadt sammeln Scehaͤtze, woge⸗ gen die sonst so besuchten in Hietzing, Doͤbling u. s. w. veroͤdet dastehen. Unbegreiflich ist und bleibt es aber immer, wie bei dieser unge⸗ heuren Frequenz die Actien dieser Bahn noch immer nicht steigen wollen, ja, daß selbe gar nicht gesucht werden. Obgleich bei der Raaber Bahn Alles auf das Luxuribseste dasteht, Waggens, Ge⸗ baͤude nnd die Bahn selbst uͤberall Eleganz und Prachtliebe zei⸗ gen, so giebt doch das Publikum, was Ordnung und Hoͤflichkeit anbelangt, der Nordbahn immer den Vorzug. Man spricht da⸗ von, daß den Winter uͤber das gegenwaͤrtig in Wien so theure Brennholz auf dieser Bahn herbeigefuͤhrt werden soll. Sppanien. 1 Der Messager publizirt nachstehende telegraphische Depe⸗ n:

„Toulon, 12. Oktober., Der See⸗Praͤfekt an den

Marine⸗Minister. In Barcelona

M 8 hat eine Reaction stattge⸗ funden.

Das Ayuntamiento und die Provinzial⸗Deputation ha⸗ ben sich der Gewalt bemaͤchtigt. Der Capitain des „Meleagre“ hat den „Cerf,“ der zu Port Vendres ist, zu sich gerufen, um ihm zu helfen, die zahlreichen Ungluͤcklichen, die sich unter den Schutz der Franzoͤsischen Flagge begeben, aufzunehmen.“

„Perpignan, 12. Oktober. Am 9ten, beim Abgang der Post, drang in Barcelona die National⸗Garde, die unter den Waffen stand, auf Verhaftungen und auf die Demolirung der Citadelle. Sie druͤckte ihr Mißtrauen gegen die Truppen aus. Es fanden bereits viele Verhaftungen statt.“

„Perpignan, 13. Okt. Der Constitutionnel von Bar⸗ celona vom 141ten meldet den Abgang Van Halen's nach Arago⸗ nien und seine interimistische Ersetzung durch den General Zabala. Die Sicherheits⸗Junta, aus Patrioten zusammengesetzt, ist instal⸗ lirt. Ayerbe hat das 2te Regiment der Koͤniglichen Garde nach Saragossa zuruüͤckgefuͤhrt. Borso di Carminati ist gefangen ge⸗ nommen worden.“ 3

„Bayonne, 13. Okt. Die Offiziere des 2ten Garde⸗Regi⸗ ments haben in die Unterwerfung ihres Regiments nur unter der Bedingung eingewilligt, daß man sie nach Frankreich gehen lasse. Es heißt, der General Borso, welcher ihren Revolt veranlaßt

hatte, sey gehaͤngt worden. Gestern traf hier weder der Brief⸗

Courier, noch die Diligence von Madrid ein.“

Bayonne, 11. Okt. Die Provinzial⸗Deputation, der Stadt⸗ Rath und die National⸗Garde von Saragossa haben eine Adresse an den Regenten gerichtet, worin sie sich gegen die Christinische Bewegung erklaͤren. Aus Saragossa vernimmt man ferner, daß der General Ayerbe, General⸗Capitain von Aragonien, von dem Regenten zum Ober⸗Befehlshaber der Truppen ernannt worden ist, welche gegen die Insurgenten in den Nord⸗Provinzen agiren sollen. Unter den gegenwaͤrtig noch in den Franzsischen Graͤnz⸗ Departements besindlichen Spanischen Fluͤchtlingen nimmt man eine gewisse Regsamkeit wahr. Es sollen ihnen von geheimen Agenten im Namen der Konigin Christine Anerbietungen und Versprechungen gemacht worden seyn. Der Infant Don Fran⸗ cisco de Paula hat die Reise nach Spanien uͤber Jaca angetre⸗ ten, obschon die provisorische Regierung, die in Vitoria ihren Seitz hat, ihm ein Verbot hatte zukommen lassen, auf dem Spanischen Gebiet zu erscheinen.

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Türkei.

Konstantinopel, 29. Sept. (A. Z.) Der „Nil“ brachte aus Alexandrien die Antwort Mehmed Ali's auf das letzte Schrei⸗ ben des Groß-Wesirs Rauf Pascha, worin dieser ihm bedeutet hatte, daß die hohe Pforte sich außer Stande befinde, den bereits einmal auf 60,000 Beutel ermaͤßigten Tribut einer neuen Herab⸗ setzung zu unterwerfen. Mehmed erklaͤrt in seiner Erwiederung die Gruͤnde, die der Groß-Wesir in dieser Hinsicht angefuͤhrt, nach ihrem ganzen Umfange gewuͤrdigt und sie so uͤberzeugend ge⸗ funden zu haben, daß er die hohe Pforte mit jeder derartigen Bitte verschonen und den ihm vorgeschriebenen Tribut entrichten werde. Auf Abschlag des diesjaͤhrigen Tributs hat das erwaͤhnte Dampfboot 6 Millionen Piaster gebracht.

Aus Erzerum wird die Fortdauer der Pest gemeldet. Hier hoͤrt man die lautesten Klagen uͤber die Lauigkeit der Tuͤrkischen Behoͤrden und der Angestellten in den Lazarethen in Handhabung der vorgeschriebenen Quarantaine⸗Maßregeln, und man glaubt, die Pforte zu strengerer Aufsicht auffordern zu sollen.

Herr von Pontois hat in der letzten Zeit wegen Genug⸗ thuung und Entschaͤdigung fuͤr einen Franzoͤsischen Unterthanen, Namens Longchamps, bei der Pforte Reclamation angebracht; je⸗ doch ohne einen Erfolg erwirken zu koͤnnen. Longchamps ward naͤmlich von mehreren Individuen der Großherrlichen Garde bei der letzten Revue am Asiatischen Gestade thaͤtlich insultirt.

Gestern ist der Oesterreichische Internuntius, Baron von Stuͤrmer, auf dem „Montecuculi“ von hier nach Smyrna abge⸗ segelt. Er wird nicht laͤnger als vierzehn Tage von hier abwe⸗ send bleiben. Lord Ponsonby wird in wenigen Tagen seine Heim⸗ reise uͤber Malta antreten. Die zwei Aegyptischen Herren, Said und Sami Pascha, sind auf dem Punkte, nach Aeg zuruͤck⸗

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Berlin, 19. Okt. Am 18. Oktober begingen die Lehrer an der hiesigen Universitaͤt in Verbindung mit den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften eine Nachfeier des Allerhoͤchsten Ge⸗ burtsfestes bei einem Mittagsmahle im Saale des Odeums im Thiergarten, bei welchem Ihre Excellenzen der Herr Staats⸗Mi⸗ nister Eichhorn und der Herr Bundestags⸗Gesandte Freiherr von Buͤlow, mehrere zufaͤllig hier anwesende Professoren von anderen Preußischen Universitaͤten und zum erstenmal auch die mei— sten der in dem abgelaufenen Jahre dem Lehrer⸗Perso⸗ nal beigetretenen Gelehrten anwesend waren. Nachdem der Saͤnger⸗-Chor das Domine salvum fac regem angestimmt hatte, brachte der Rektor die Gesundheit Sr. Majestaͤt des Königs, des erhabenen Beschuͤtzers der Wissenschaften, des edel⸗ muüͤthigen Wohlthaͤters der Universitaͤt, und der Prorektor die Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin und der Prinzen und Prinzessinnen des Koͤniglichen Hauses aus; welche beide die Gesellschaft mit lebhaͤfter Begeisterung erfuͤllten. Nach abermaligem Gesang be⸗ gruͤßte der Dekan der Juristen⸗Fakultaͤt den Herrn Minister Eich⸗ horn mit einem Toaste, welchen Se. Excellenz in einer laͤngeren Rede erwiederte, und in dieser die Verhaͤltnisse, unter denen die Universitaͤt errichtet wurde, 1 und die wichti⸗ gen Weltbegebenheiten und Ereignisse beruͤhrte, durch deren

Zusammenwirken sie zu ihrem jetzigen Glanze gelangt ist. Der Herr Minister druͤckte dabei seine lebhafte Theilnahme an dem

Wohl der hoͤchsten wissenschaftlichen Anstalten des Staates und

seine Genugthuung daruͤber aus, daß ihm jetzt seine, von einem

alles Große und Edle befoͤrdernden Monarchen uͤbertragene Amts

pflicht diejenigen Angelegenheiten zu vertreten geboͤte, welche er

stets als die wichtigsten seines eigenen geistigen Lebens erkannt

haͤtte. Ein Trinkspruch auf das Wohl der Universitaͤt machte den

Schluß dieser Worte.

Rachher bewillkommnete Herr Professor Steffens die Her⸗ ren Jakob und Wilhelm Grimm, Friedrich Ruͤckert und von

j 0 s 3 Schelling, welchen letzteren er als den wiewohl an Jahren juͤnge⸗

ren Lehrer darstellte, der, ihm in inniger Freundschaft verbunden, bereits vor 42 Jahren ihn in einer fuͤr seine eigene Entwickelung hoͤchst bedeutenden Weise angeregt habe. Herr von Schelling er wiederte diesen Gruß in herzlichen Worten des Dankes mit der Aeußerung, daß es ihm zur großen Freude gereiche, mit seine naͤchsten Lehrthaͤtigkeit in einen Kreis von Maͤnnern einzutreten denen er schon laͤngst seine ganze Achtung zugewendet hab Hierguf nahm Herr Professor Gabler das Wort, um auch

von seinem und der Gleichgesinnten Standpunkt aus dem ver⸗ ehrten Gaste die Anerkennung seiner Verdienste auszudruͤcken. Der Gesang des Ruͤckertschen Liedes Marschall Porwaͤrts gab von jetzt an der Gesellschaft eine lebhaftere Stimmung, welche Herr Professor Ranke benutzte, um an die Erfolge zu er⸗ innern, die der 18. Oktober nicht nur fuͤr die politischen und gei⸗ stigen Interessen Preußens und das Gedeihen seiner wissenschaft⸗ lichen Anstalten, sondern auch fuͤr die innigeren Beziehungen aller Laͤnder des gesammten Deutschen Vaterlandes gehabt habe. Die⸗ sen letzten Gedanken auffassend, brachte Herr Prof. Laspeyres von Halle einen Trinkspruch aus, auf das Wohl saͤmmtlicher Deutschen Universitaͤten und auf ihr ferneres eintraͤchtiges Zusammenwirken. So verlief dieses in vieler Beziehung erhebende Fest unter wechseln⸗ dem Gespraͤch und kunstreichem Gesang bis zu Ende in ungetruͤb⸗ ter Heiterkeit.

Breslau, 16. Okt. (Bresl. Z.) Als im vorigen Jahre auch im Kreise der Bureau⸗Beamten von allen in Breslau be⸗ findlichen Behoͤrden die Feier des Huldigungs⸗Festes stattfand, wurde der Wunsch rege, daß dieser suͤr jeden Patrioten höͤchst erfreuliche Tag auch im naͤchsten Jahr den Beamtenstand zu einer Festlichkeit vereinigen und auf diese Weise ein naͤheres Anschließen erzielt werden moͤchte. Zur Verwirklichung dieses Wunsches bil⸗ dete sich daher bei dem Herannahen des diesjaͤhrigen Koͤniglichen Geburtstages ein Comité dessen Einladung sich vielfacher Theil⸗ nahme erfreute. Der zu dieser Festlichkeit gewonnene Knappesche Saal hieselbst war mit bekraͤnzten Brustbilde Sr. Majestaͤt des Koͤ⸗ nigs geschmuͤckt und freudig wurden die auf den erhabenen Herrscher be— zuͤglichen Festlieder von der zahlreichen, aus 130 Personen beste⸗

1299 Von Sonnen⸗Untergang an war die ganze Stadt bis in die ent⸗ ferntesten Straßen hin glaͤnzend illuminirt, wobei sich wiederum die schoͤne Haupt⸗Facçade des Rathhauses und das Haupt⸗Portal des Ober⸗Praͤsidial⸗Gebaͤudes durch brillante Erleuchtung aus⸗ zeichnete. Froͤhliche Schaaren durchwogten unter lautem Hur⸗ rahruf die Straßen der Stadt bis tief in die Nacht hinein.

Breslau, 16. Okt. (Schles. Z.) Wir freuen uns, mit⸗ heilen zu koͤnnen, daß Se. Majestaͤt der Koͤnig mittelst Aller⸗ hoͤchster Kabinets⸗Ordre vom 7. Oktober geruht haben, zur Aus⸗ fuͤhrung des hier zu errichtenden Denkmals Friedrichs des Großen 250 Ctr. altes Geschuͤtz in Gnaden zu gewaͤhren.

Halle, 18. Okt. In diesen Tagen ist hier das Programm zu der 300 jährigen Reformations⸗Jubelfeier der Stadt Halle am 31. Oktober und 1. November erschienen. Dasselbe lautet:

1) Vom 30. Oktober an, bis mehrere Tage nach dem Feste, wird eine Ausstellung meist originaler Druckschriften aus dem Zeitalter vor und waͤhrend der Reformation, mit besonderem Bezug auf die Deutsche und Hallische Reformations⸗Geschichte, in dem großen Examinations⸗ saagle der Franckeschen Stiftungen, durch die Herren Direktor, Pro⸗ fessor Dr. Niemeyer, Archidiakonus, Professor Franke und die Dokro⸗ ren Eckstein, Foͤrstemann und Schwetschke veranstaltet und ein beson ders dazu gedrucktes Verzeichniß ausgegeben werden. Diese Ausstel lung soll in den Vormittagsstunden von 10 bis 12 und Nachmittags von 1 bis 4 Uhr stattfinden. 2) In den naͤchsten Tagen vor dem Feste wird die, von dem Archidiakonus, Professor Franke verfaßte Ju⸗ gendschrift in den Schulen unentgeltlich vertheilt. 3) Das Fest selbst wird am 30. Oktober Abends 6 Uhr eine Stunde lang mit allen Glocken eingelaͤutet; das dreimalige Anschlagen der Betglocke schließt. 4) Am 31. Oktober Morgens um 7 Uhr

henden Versammlung angestimmt. Namentlich steigerte sich der Enthusiasmus bei dem von einem der schaͤtzbarsten Mitglieder des Beamtenstandes mit kraͤftigen Worten ausgebrachten Toast auf das Wohl des allgeliebten Monarchen, dessen begluͤckende Huld und

8 bis 8 Uhr das große Gelaͤute aller Glocken. Um 8 Uhe beginnt in allen evangelischen Kirchen der Gottesdienst, welcher mit Liturgie, Kusik⸗Begleitung, Predigt und Spendung des heiligen

Gesang unter M 2 Abendmahls gefeiert wird. Die Parochialen halten sich hierbei zu

herablassende Freundlichkeit Allen von den juͤngst erlebten festlichen Tagen in frischer Erinnerung vorschwebte, und jubelnd ertoͤnte hierauf auch das patriotische Lied: „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine Farben?“ Die heiterste Stimmung hatte sich uͤber die Anwesenden verbreitet, welche sich zugleich aufs Neue dringend aufgefordert fuͤhlten, an Ihm, der alle seine Unterthanen mit glei⸗ cher Liebe umfaßt, mit unerschuͤtterlichem Vertrauen festzuhalten und, seinem erhabenen Beispiel gemaͤß, das Bild der Einheit und Treue darzustellen.

Königsberg, 16. Okt. (Koͤn. Z.) Gestern fand hier⸗ selbst die Feier des Geburtstages Sr. Majestaͤt des Koͤnigs in herkoͤmmlicher Weise statt. Um 8 Uhr Morgens erschallte von mehreren Thuͤrmen der Stadt der Choral „Nun danket alle Gott.“ In der Koͤnigsberger Deutschen Gesellschaft, welche zur Feier des Tages eine oͤffentliche Sitzung veranstaltet hatte, sprach der Praͤ⸗ sident Professor Dr. Schubert „uͤber den Einfluß der kirchlichen und National⸗Verschiedenheit der Bevoͤlkerung auf die Verwal⸗ rung in einigen Staaten Europa's.“ Darauf hielt Professor Dr. Rosenkranz einen Vortrag „uͤber unser gegenwaͤrtiges Thea⸗ ter.“ Die Koͤnigsberger Universitaät beging die Feier des Tages durch einen oͤffentlichen Rede⸗Akt im großen Hoͤrsaale. Der akademische Redner, Geheime Rath Professor PHr. Lobeck, sprach „uͤber die Hof⸗Philologen der Ptolemaͤer und Caͤsaren und uͤber die gelehrte Parasitie uͤberhaupt.“ Auf dem Parade⸗ platze fand eine große Parade der hiesigen Garnison statt, welcher, auf besondere Einladung Sr. Excellenz des kommandirenden Ge⸗

ihren resp. Kirchen; uͤberdies ist die Einrichtung getroffen, daß die Behoͤrden oder einzelne Mitglieder derselben, wenn sie einen gemein⸗ schaftlichen Genuß des Gedaͤchtniß⸗Mahles wuͤnschen, in Haupt und Pfarrkirche zu U. L. Frauen Aufnahme sin

den, sofern sie dem Fest⸗Comité bis zum 28sten d. M. hier⸗ von (zu Haͤnden des Stadtrath Wucherer) Anzeige machen. 5) Vormittags zwischen 11 und 12 Uhr, nach beendetem Gottesdienst, akademische Feier in der Aula des Universttaͤts Gebaͤudes, zu welcher ein besonderes Programm Seitens der theologischen Fakultat erschei⸗ nen wird. 6) Nachmittags 3 Uhr, Hauptfeier in der Kirche zu U. L. Frauen, zu welcher der Herr Bischof und (General Superintendent Dr. Draäseke die Festpredigt zu uͤbernehmen die Gewogenheit gehabt hat. Das bekraͤnzte Bild von Justus Jonas ist der Kanzel gegen

uͤber aufgestellt. Die Koͤniglichen Provinzial⸗, Regierungs⸗ und an

dere Behoͤrden, die Universttaͤt, die Geistlichkeit, die Lokal⸗Behoͤrden, wie auch die Eingeladenen und Deputationen, versammeln sich um halb 3 Uhr in den Raͤumen des Buͤrger⸗Schul⸗Lokals, von wo sie sich im geordneten Zuge, waͤhrend des Gelaͤutes der Glocken, nach der Kirche auf die ihnen daselbst vorbehaltenen Plätze bege⸗ ben. Die Gewerke und die Halloren bilden eine Straße, durch welche der Zug sich bewegt und bleiben waͤhrend des Gottesdienstes auf dem Marktplatz versammelt. Der Gesang wird mit Orgel⸗ und voller Musik⸗Begleitung ausgefuͤhrt. 7) Nach dem Schlusse des Fest⸗ Gottesdienstes begeben sich die hoͤchsten und hohen Behoͤrden, die Geladenen und die resp. Deputationen im Festzuge auf den Markt vor das Rathhaus, auf dessen Balkonen das Stadt⸗Musik⸗ chor und die verschiedenen Singechoͤre sich inzwischen eingefunden haben. Nachdem die Gewerke und Hallovren einen Kreis um die Behoͤrden gebildet, werden unter Begleitung der Musik⸗ und Singe⸗ choͤre die Lieder: Eine veste Burg ist unser Gott ꝛc., und

nerals, auch mehrere hoͤhere Civil⸗Beamten als Zuschauer bei⸗ wohnten. Mehrere oͤffentliche und Privat⸗Gesellschaften hatten sich zu festlichen Mahlzeiten vereinigt. Im Koͤnigsberger großen Hospitale wurde der Koͤnigliche Geburtstag mit Gebet und Ge⸗

sang und mit einer festlichen Ausspeisung und Geldvertheilung ge⸗

feiert. Abends war bei Sr. Excellenz dem kommandirenden Ge⸗ nerale, Herrn von Wrangel, Ball und im Schauspielhause fand Freitheater statt, wozu die Kommandantur, das Polizei⸗Praͤsidium und der Magistrat die Einlaßkarten vertheilten. Die Erleuchtung der Stadt beschloß die Feierlichkeiten des Tages.

Greifswald, 16. Okt. Die Feier des Allerhoͤchsten Geburtstages wurde gestern Vormittags um 11 Uhr von der hie⸗ sigen Universitaͤt unter zahlreicher Theilnahme von Gaͤsten aller Staͤnde in der großen Aula des Universitaͤts⸗Gebaͤudes festlich be⸗ gangen. Die Fest⸗Redner, Herr Professor Erichson, knuͤpfte an den Ausdruck dankbarer Freude und frommer Segenswuͤnsche, wozu die Bedeutung des Tages aufforderte, eine Betrachtung uͤber den Dogmatismus und Pietismus unserer Zeit und machte so⸗ dann die Urtheile der Fakultaͤten uͤber die Arbeiten der Studiren⸗ den, welche die im vorigen Jahre gestellten Preis⸗Aufgaben behan⸗ delt hatten, so wie die fuͤr das naͤchste Jahr gestellten Aufgaben bekannt. Gesaͤnge fuͤllten die Zwischenraͤume der Feier und be— schlossen dieselbe. Preise erhielten von der theologischen Fakul⸗ taͤt der Studirende Gustav Joachim Christian Schmidt aus Greifs⸗ wald, von der juristischen Fakultaͤt, die diesmal zwei Preise zu vertheilen hatte, die Studirenden Albert Johann Scheele aus Greifswald und August Ludwig Muͤhlenbeck aus Stargard in Dommern, von der medizinischen Fakultaͤt der Studirende Frie⸗ drich August Kruschwitz aus Greulich in Schlesien, endlich von der philosophischen Fakultaͤt den halben Preis der Studirende der Medizin Klemens Federmann aus Ochtrup in Westphalen, fuͤr die Bearbeitung einer chemischen Aufgabe, und den ganzen Preis der Studirende der Rechte und Kameral⸗Wissenschaften Hugo Emil Schober aus Waldau in Schlesien, fuͤr die Bearbeitung einer ka⸗ meralistischen Aufgabe.

Posen, 16. Okt. (Pos. Z.) Das Geburtsfest Sr. Ma⸗ 19. unseres Allergnaͤdigsten Koͤnigs ist hier auf die feierlichste Weise begangen worden. Schon am Vorabende wurde das schoͤne Fest durch einen großen Zapfenstreich und durch ein eigenes Fest⸗ iel im hiesigen Theater eingeleitet. Gestern fruͤh weckte uns öffcen reisoi ⸗Musik und von der Festang heruͤber schallte Adnenpkade 888” nen. 8. paͤter war große P arade auf dem Ka— nerals, ei, 18 Abwesenheit des kommandirenden Ge⸗ jor von See aaa Sn⸗ Grolman Excellenz, Herr General⸗Ma⸗ hoch brachte 8 b8 Meäaje tat ein dreimaliges Lebe⸗ versammelten ö gesammte Garnison und die zahlreich Im Dome wurde Iih . freudiger Begeisterung einstimmte. Lrzbischöfliche Gnaden selbst estzhochamt äbgehalten, wobei Se. Gymnasien war feierlichtdst Pontifizirte. In den beiden hiesigen im Kasino, in der Freimausen hk us. Zu Mittag hatten sich reiche Gesellschaften zu Festmahndo9⸗ üeas beeeh meinem Jubel begeisterte Toaste auf 88 . ”8- 6 der. Aüge⸗ ausgebracht wurden. Abends fanden an mehreren Orten Festbaͤllestan⸗

gab in anerkennungswerchem Pa⸗

und der Schauspiel⸗Direktor Vogt triotismus Freitheater, wozu die Haͤlft V

* 42, 188. Häͤlfte der Plaͤtze Militair⸗ die andere Haͤlfte an Civil⸗Personen be-geden aen Ae heage⸗ abermals ein eigenes Festspiel und außerdem üee e acaltt eine Oper aufgefuͤhrt.

sodann: Nun danket alle Gott ꝛc., von saͤmmtlichen Anwe senden gesungen, womit die Feier des ersten Tages, welche als eine

ganz allgemeine begonnen, auch in diesem Sinne geschlossen wird.

Am 1. November. 8) Einlaͤutung Morgens 7 Uhr und 7 uUhr, wie am ersten Tage. Anfang des Gottesdienstes in saäͤmmtli chen evangelischen Kirchen um 8 Uhr puͤnktlich, Liturgie, Gesang mit Ocgel⸗ und Mustk⸗Begleitung. Predigt fuͤr die nichtkonfir⸗ mirte Jugend. 9) Auffuͤhrung des „Messtas“ von Haͤndel, veran⸗ staltet durch den hiesigen Musik⸗Verein, sie beginnt mit dem Schlage 11 Uhr in der Kirche zu St. Moritz.

Elberfeld, 16. Okt. Des Koͤnigs Majestaͤt haben der zu Langenberg, Elberfeld und Barmen bestehenden evangelischen Ge— sellschaft fuͤr die protestaͤntischen Deutschen in Nord-Amerika Gu deren Versorgung mit evangelischen Predigern und Lehrern) die Rechte einer privilegirten Corporation, so weit solche zum Erwerbe von Grundstuͤcken und Kapitalien erforderlich sind, Allergnaͤdigst beizulegen geruht.

ööö unserer Koͤln-Aachener Eisenbahn, deren Frequenz verhaͤltnißmaͤßig sich seither ziemlich gleich geblieben ist und somit fuͤr leidlich guͤnstig gelten darf, wenn auch die Einnahmen dem großen Kosten-⸗Betrage des Baues und den bedeutenden Betriebs- und Verwaltungs-Kosten noch lange nicht entsprechen, hat sich vor einigen Wochen mehrmals nach einander der Fall ereignet, daß unbekannte Personen auf der Bahn unweit unserer Stadt harte Koͤrper niederlegten, die, waͤren sie, was zum Gluͤcke nicht der Fall war, der Aufmerksamkeit des Aufsichts⸗ Personals entgangen, dem naͤchsten Wagenzuge und seinen Passagieren fast unvermeidlich ein schlimmes Schicksal haͤtten bereiten muͤssen. Man will sogar wissen, daß in einem dieser Faͤlle foͤrmlich eine Kette uͤber die Schienen gezogen gewesen sey, was ich inzwischen nicht verbuͤrgen kann. Der oberen Behöͤrde sind aber diese, das Leben so vieler Menschen aufs Spiel setzende Streiche mit vollem Grunde so wichtig erschienen, daß der Staats⸗Prokurator, um die Wiederkehr derselben nach Kraͤften durch rechtzeitige Warnung zu verhuͤten, in einer oͤffentlichen Bekaunntmachung auf die gebuͤhren⸗ dermaßen sehr strengen gesetzlichen Strafen (ein⸗ bis zehnjaͤhrige Zuchthausstrafe, welche, falls Menschen verletzt oder getoͤdtet wor⸗ den, bis zu lebenslaͤnglicher Zuchthaus⸗ und sogar Todesstrafe ge⸗ steigert werden kann) aufmerksam zu machen. Leider ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Veruͤbern jener Frevel auf die Spur zu kommen, um sie zur verdienten Ahndung zu ziehen. 1

Zu einem Verkauf weiblicher Handarbeiten und anderer Gegenstaͤnde, welcher auf Veranlassung Ih⸗ rer Königl. Hoheiten der Prinzessin von Preußen und der Frau Prinzessin Karl zum Besten der ver⸗ armten Weinbauer des Mosellandes hierselbst Ende November beabsichtigt wird, laͤßt der nie ermuͤdende Wohlthaͤtigkeitssinn hiesiger Hauptstadt die Bei⸗ steuer einiger Gaben hoffen. Die unguͤnstigen Zeit⸗ Umstaͤnde jener fleißigen Landleute zu erleichtern, duͤrfte dieser milde Sinn um so mehr sich bewogen fuͤhlen, als alle Theile des Preußischen Vaterlandes, innig verbunden, zu gleichen Anspruͤchen an densel⸗ ben berechtigt sind und jede Gabe dankbar angenom⸗ men wird. Naͤhere Auskunft uͤber das Lokal, die Zeit und den Ertrag des Verkaufes ertheilen spaͤter die oͤffentlichen Blaͤtter. 1841.

ertoͤnt eine Viertelstunde lang das sogenannte kleine Gelaͤute und von

der

V

Berlin, am 15. Oktober

819790 bun e 4 Sedre ne , eeeeee3 Schifffahrts⸗Opposition zwischen Hamburg 3 und Hull. 8

Aus Hamburg ist uns eine Korrespondenz uͤber die zwischen

den Huller und Hamburger Rhedern ausgebrochene Opposttion, d. h. ein Wettstreit in Ermaͤßigung der Frachtpreise ohne Ruͤck⸗ sicht auf die eigenen Frachtkosten zugesendet worden. Dergleichen Erscheinungen sind in England, Frankreich und Nord⸗Amerika bei

f 4 775 .

8 2

Dampfschiffen, Landkutschen ꝛc. nichts Seltenes: daß der Konti⸗ nent mit England in diesen Wettstreit eingeht, geschieht, so viel wir wissen, zum erstenmale in so ausgedehntem Maß⸗ stabe. Da das Rhederei⸗Geschaͤft zwischen den Haͤfen Han burg und Hull bisher lediglich in den Haͤnden inzelner Huller Haͤuser war, so kann man zuversichtlich der Versicherung Glauben schenken, daß diese Haͤuser durch gemeinsame Verabre⸗ dung oder Coalition die Fracht⸗Preise ungebuͤhrlich hoch werden gehalten haben, um so mehr, da sie sich jetzt so bedeutende Opfer auflegen, um die Deutsche Schifffahrts⸗Konkurrenz auszuschließen. Sollte das letztere wirklich eintreten, so wuͤrden die Englaͤnder ohne Frage die Fracht noch weit hoͤher als bisher ansetzen können. Wird dagegen durch ein patriotisches Zusammenhalten des Deutschen, nicht blos Hamburger Handelsstandes die Hamburger Schifffahrte⸗ Gesellschaft in Thaͤtigkeit erhalten, so sind durch diese Konkurrenz in Zukunft allerdings niedrigere Fracht⸗Preise zu erwarten.

Den Deutschen Binnenlaͤndischen Handelsstand koͤnnte, unserer Ansicht nach, nur ein Bedenken bei dieser Unterstuͤtzung zweifel⸗ haft machen. Es pflegen naͤmlich dergleichen merkantile Kriege, wie alle Kriege, mit einem Frieden zwischen den Parteien zu en⸗ digen. Man stellt endlich das zeitweilige Unterbieten in den Prei⸗ sen ein und vereinigt sich uͤber einen uͤbereinstimmenden Preis, der, um die vorausgegangenen Opfer decken zu koͤnnen, oft hoͤher zu seyn pflegt, als vor der Opposition. Der Binnenlaͤndische Handelsstand koͤnnte also fuͤrchten, daß Hamburg spaͤter mit Hull, wie jetzt die Huller Haͤuser unter sich, in Coalition treten und alsdann, nach dem Aufhoͤren der Opposition, doch keine wahre Konkurrenz und dauernde Erniedrigung der Frachtpreise erhalten moͤchte. Wird hiergegen von Seiten Hamburgs Garantie gege⸗ ben, so scheint uns die Theilnahme des Deutschen Handelsstandes an dem Hamburger Unternehmen patriotisch und wuͤnschenswerth. Hier folgt der auch anderen Deutschen Zeitungen zugesandte Artikel:

V Hamburg, 15. Okt. Der Verkehr mit Hull (sowohl Export als Import) gehoͤrtzu den bedeutendsten unseres Platzes, indem jaͤhrlich, außer Getraide und anderen Deutschen Produkten, allein von Wolle circa 40 à 50,000 Ballen dahin exportirt, und dagegen, außer großen Massen von Eisen, Maschinerieen, Steinzeug und anderen engli⸗ schen Produkten, allein circa 35 à 38,000 Ballen Twist und eirca 50,000 Colli Manufaktur⸗Waaren von Hull hier importirt werden.

Fast das Ganze, oder doch wenigstens drei Viertheile dieses kolossalen Verkehrs ist fuͤr Deutsche Rechnung, vermittelt aber wurde derselbe bisher ausschließlich durch Englische Monopolisten, naͤmlich:

the St. George Company in Hull mit 2 Dampfschiffen,

the Hull Company 2] 1

Gee und Comp. in Hull mit 10 à 12 Segelschiffen und einem

Dampfschiffe.

So lange es Hamburg an einem Handels⸗ und Schifffahrts⸗ Traktate mit England fehlte, mußte es sich jenes Monopol g. fallen lassen, sobald aber durch den Abschluß des Traktats unsere Rhederei mit der Englischen gleiche Rechte erhielt, entstand hier der natuͤrliche Wunsch, der Deutschen Rhederei einen bescheidenen Antheil an der Vermittelung ihres eigenen Handels zu vindiciren, um so mehr, da eine genaue Pruͤfung der Unkosten einer Dampf⸗ schifffahrt uns bald die Ueberzeugung schaffte, daß die Frachten, welche die Huller Rheder durch Coaliton erzwangen, um 100 pCt. hoͤher waͤren, als die Selbstkosten der Rhederei, d. h. man fand, daß Hamburger Dampfschiffe bei einer Fracht von 2 Sh. Sterl. pro Ctr. fuͤr Wolle, und 2 Pce. Sterl. pro Auadratfuß fuͤr Twist wuͤr⸗ den bestehen koͤnnen, waͤhrend die Huller Rheder durch ihre Com⸗ bination seit mehr als 20 Jahren eine Fracht von 5 Sh. fuͤr Wolle und 4 Pece. fuͤr Twist erzwangen und sich nicht entblö⸗ deten, auch fuͤr ihre Segel-Schiffe sich dieselben Frachten zahlen zu lassen. 1 DOhne Uebertreibung kann man annehmen, daß der Deutsche Handel jener Monopolisten waͤhrend der letzten Jahre eine jaͤhr⸗ liche Kontribution von circa 400,000 Mk. B., und uͤberhaupt seit 1814 schon wenigstens 6 à 7 Millionen bezahlt hat. T un⸗ geheure Erfolg erzeugte zugleich einen solchen Uebermuth, daß man in Zeiten der Anhaͤufung von Waaren sich die Befoͤrderung derselben als eine Gnade erbitten ließ und bei eingetretenem Eisgange in der Elbe die hieher bestimmten Waaren ohne weitere Anfrage auf Kosten der Eigner in Curhaven loͤschte.

Der Hamburger Handelsstand ist zwar bei den Frachten dieses Handels (weil er nur Spediteur ist) nicht direkt betheiligt, indessen er verkennt nicht seine vermittelnde Stellung fuͤr die va⸗ terlaͤndische Industrie, und die fuͤr ihn so wohlthaͤtige Ruͤckwir⸗

Dieser

kung der Prosperitaͤt desselben, es bildete sich daher in seiner Mitte: die Hanseatische Dampfschifffahrts⸗Gesell⸗ schaft fuͤr den Zweck, zwei Dampfschiffe unter der Hamburgischen Flagge an der Fahrt nach Hull theilnehmen zu lassen. Die Di⸗ rektion dieser Gesellschaft machte den Huller Monopolisten davon die Anzeige und bat um friedliche Aufnahme unserer beiden

Schiffe. Die Antwort war: Krieg auf Tod und Leben, und seit dem wirklichen Beginn der Fahrten unserer Schiffe ist dieser Krieg, oder Opposition, von Seiten der Huller Rheder mit einem Uebermuthe und Geringschaͤtzung gefuͤhrt worden, daß dadurch ein allgemeiner Unwille und entsprechende energische Maßregeln hier hervorgerufen wurden. 8 1 Waͤhrend jene Rheder die Fracht der Manufaktur⸗Waaren auf 2 Pee. den Quadratfuß herabsetzten, erzwangen sie 7 Pce. den Qua⸗ dratfuß von denjenigen Empfaͤngern, welche auch bei den Hanse⸗ atischen Schiffen verladen hatten. Bei der Verschiffung von Wolle hier verlangten sie eine Verschreibung des Abladers, daß er nie mit den Hanseatischen Schiffen verladen wolle, und den Twisthaͤusern in Manchester erklaͤrten sie, keine ihrer Guͤter mehr befoͤrdern zu wollen, wenn sie sich unterfingen, nur einen Ballen bei den Hanseatischen Schiffen zu verladen. Durch diese empoͤrende Anmaßung fuͤhlte unser gesammter Handelsstand sich verletzt, es wurde sogleich eine General⸗ Versammlung berufen, in welcher von hiesigen Rhedern noch 2 Segelschiffe zur Disposition der Hanseatischen Compagnie gestellt und das Actien⸗Kapital durch neue Zeichnungen bis zur Summe von 750,000 Mark Banko vermehrt, der Bau eines dritten Dampfschiffes beschlossen und die Direction beauftragt wurde, so viele andere Schiffe noch zu, befrachten, als sie zur kräͤftigen Fortsetzung der Opposition fuͤr noͤthig, erachten wuͤrde. Die Mehrzahl der hiesigen Wollhaͤndler erklaͤrte sodann, ausschließ⸗ lich bei den Hanseatschiffen zu 2 Sch. Fracht verladen zu wollen, ungeachtet die Huller nur 1 Sch. Fracht verlangten.

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