Staaten, die ganz verschieden ist von der Form des mittelalterlichen Volkerstaates. Die erste Idee, ein politisches Gleichgewicht durch Buͤndnisse zu schaffen, regte sich in den Italienischen Staaten und in der Verbindung von Spanien und Oesterreich. Dann wurde die Spanische Monarchie nebst den beiden Sicilien, der neuen Welt und weien großen Kreisen im Deutschen Reiche unter Karl V. vereint,
ngarn ward seinem Hause unterworfen, der Koͤnig von Frankreich
efangen, Mailand seinem Sohne gegeben, die Medici herrschten durch Len⸗ Genua ward durch ihn frei, Maria von England ergab sich in sein Interesse, die Niederlande gehoͤrten ihm. Auf seinem ersten Reichs⸗ tage sprach er seinen Willen aus, das alte Kaiserthum herzustellen, „Ein Herr solle seyn nach des Reiches Herkommen“. Erst als er bei Muͤhlberg gestegt hatte, schrieb er Auflagen und Religions⸗Gesetze aus ohne Scheu und umgab 1550 die Reichs⸗Versammlung mit Be⸗ waffneten. Moritz von Sachsen unternahm den Kampf, man kann sagen, nicht alle n fuͤr die Freiheit der Deutschen Staaten, sondern auch, freilich unbewußt, fuͤr die von Europa. Er verband sich mit Heinrich II. von Frankreich. Wie sonderbar klingt es, wenn wir hoͤ ren, daß dieser Franzoͤsische Koͤnig sich in einem Sendschreiben an die Reichsstaͤnde Libertatis Germanicae et principum captivorum vindex nennt! Derselbe Kampf dauerte fort unter dem maͤchtigeren Sohne des maͤchtigen Karl Philipy II. Ostindien und Portugal, England und Irland kamen unmittelbar zur Spanischen Macht hinzu, Phi⸗ lipp's Oheim, Kaiser Ferdinand, war Koͤnig zu Boͤheim und Ungarn, der Herzog von Savoyen, sein Schwager, gewann gegen Heinrich II. jenen Sieg bei St. Quentin, welcher nach dem Ausspruche Karl's V. den Weg nach Paris oͤffnen sollte, die Spanischen Truppen hatten den Ruhm der vorzuͤglichsten Kriegsmanier, an ihrer Spitze den Helden Juan d'Austria und Alessandro Farnese, in der Politik der Schlauheit kam kein Kabinet uͤber seine Italiener, Genua war fuͤr ihn, Venedig fuͤrchtete ihn, die halbe Schweiz schwur zu ihm wider die andere Haͤlfte; Rom durfte nichts gegen den anmaßenden Pro⸗ tektor des Glaubens. Dabei war Frankreich zerruͤttet durch seine Religions⸗Kaͤmpfe, aber dennoch brachen Philipp's II. despotische Plaͤne vor der Verbindung Heinrich’'s IV., Elisabeth's von England und des ersten Wilhelm von Oranien. Durch deren Verbindung und die Untuͤchtigkeit Philipp's ward die Freiheit der Europaͤischen Voͤlker gerettet. Als sein Leben zu Ende ging, sah er sein Reich an Menschen erschoͤpft, mit Schulden beladen, seine Feinde und Re⸗ bellen maͤchtig.
Es traten dann noch einmal beide Linien von Oesterreich zu⸗ sammen und fuͤhrten gemeinschaftlich den 30 jaͤhrigen Krieg. Nach dem Bruche der schlaͤfrigen protestantischen Union ward der Kaiser Ferdinand II. allmaͤchtig. Die heiligen Gewohnheiten des Deut⸗ schen Reiches beschraͤnkten ihn gar nicht, er schuf Fuͤrsten und Gra⸗ fen nach seinem Sinn massenweise, hob die Reichs Versammlung auf und hielt 160,000 Mann der besten Truppen; den Reichsstaͤnden wehrte er die Werbung, den Landstaͤnden nahm er ihre Rechte; Brandenburg und Hinter⸗Pommern steuerten in wenigen Jahren 30 Millionen Thaler. Er entsetzte die Herzoge von Mecklenburg ungehoͤrt, er sprach wie ein Praͤtor ohne Urtheilsfinder und Fuͤrsten⸗ gericht fuͤr Darmstadt wider Kassel, fuͤr Berchtoldsgaden wider Salz⸗ burg, fuͤr Hildesheim wider Braunschweig, er aͤchtete den Erben von Mantua, erklaͤrte dem unabhaͤngigen Schweden, wen es als Koͤ⸗ nig anerkennen solle. Damals lag zwischen den Oesterreichischen Besitzungen in Italien und Deutschland Valtelin, Mailand sollte verbunden, deshalb jenes eingezogen werden. Savoyen war meist Spanisch, Elsaß Oesterreichisch, Hochburgund Spanisch, die Spa⸗ nier hielten die Pfalz besetzt, Hessen⸗Darmstadt war Kaiserlich ge⸗ sinnt, die Erbfolge zu Juͤlich und Berg war unentschieden, Flan⸗ dern Spanisch. Was hat hier die Verbindung Richelieu's und (Gustav Adolph's mit den protestantischen Maͤchten genuͤtzt! Die Frucht derselben und der glorreichen Siege war der Westphalische Friede, alle Europaͤischen Hoͤfe nahmen Theil an demselben, die po⸗
litische Lage Europa's bekam eine ganz veraͤnderte Lage und Rich⸗
tung, die beiden Linien von Oesterreich waren gesprengt. Sehr
treffend charakterisirt der Verfasser die Wirkung dieses Friedens;
Religions⸗Gleichheit und von da an reine Politik, die Staaten Deutschlands werden souverain nach außen und innen, Frankreich und Schweden geben Buͤrgschaft dafuͤr und sind Gegengewichte ge⸗ gen Spanien und Oesterreich, die Republiken Holland und Schweiz, aufgenommen als durchaus selbststaͤndige Staaten in den Europaͤt⸗ schen Staaten⸗Verein, werden die Staͤtten der Gedanken⸗Freiheit und das Asyl der Verfolgten; Spanien und Frankreich gleichen sich aus in Bezug auf die Suprematie im Pyrenaͤischen Frieden 1659, der Norden, Schweden, Polen und Daͤnemark, im Frieden von Oliva und von Kopenhagen 1660.
In den Stuͤrmen des gewaltigen Kampfes war der verfolgte Hugo Grotius mit seinem unsterblichen Werke: De jure belli ac pacis im Jahre 1625 zu Paris hervorgetreten, gegen Ende des 17ten Jahr⸗ hunderts lehrte Puffendorf zu Heidelberg und Lund, wo er 1672 sein groͤßeres Werk: De jure naturae et gentium und spaͤter den Auszug aus demselben: De officio hominis et civis herausgab. Es ist vom Verfasser besonders scharf gezeichnet, wie merkwuͤrdig sich sogleich bei⸗ diesen ersten Begruͤndern des Voͤlkerrechts im wahrhaften Sinne des Wortes die historische und philosophische Behandlung der Wissenschaft trennt und die verschiedenen Schulen hervortreten. Nicht daß Hugo Grotius sich von der philosophischen Auffassung losgesagt habe, er fuͤhlte nur die Schwaͤche eines einzelnen reformirenden Geistes, der durch die Macht des immer doch subjektiv ausgesprochenen Gedankens allein sein Zeitalter uͤberzeugen oder besiegen will. Deshalb sammelte oder eitirte Grotius die Menge von Stellen aus der Bibel, den Red nern, Philosophen, Historikern und Poeten aller Jahrhunderte, um die Uebereinstimmung des menschlichen Geistes in den wichtigsten sitt⸗ lichen Prinzipien eines zu schaffenden Voͤlkerrechts zu zeigen. Diese Uebereinstimmung muß eine allgemeine Ursache haben, so schloß er weiter, welche nur im natuͤrlichen Rechte oder in einem Uebereinkom⸗ men der Nationen liegen kann. So, indem er auf empirischem oder historischem Wege zum philosophischen Schlusse kommt, legt er sein Fun⸗ dament doppelter Art, Naturrecht und Voͤlkerrecht. dagegen leugnet im Grunde das positive Voͤlkerrecht, was durch Uebereinstimmung und Uebereinkommen der Nationen bestehe; er geht allein auf den Naturstand der Menschen zuruͤck, will in ihm wie Hobbes und alle politischen Philosophen jener Zeit den einzigen Grund des Rechtes uͤberhaupt finden und wird deshalb gezwungen, wo er vom Krieg und Frieden handelt, diesen abstrakten Gedanken, der ihm die Grundlage bildet, zu modifiziren, indem er zugesteht, daß die ci⸗ vilisirten Nationen allerdings gewisse Regeln eingefuͤhrt haben, um die Praxis des Krieges zu mildern. Ueberhaupt laͤßt sich das Urtheil
des Verf. nicht bestreiten, daß Puffendorf in den wichtigsten Partieen seines Werkes uͤver das Voͤlkerrecht mehr ein Kompilator des Grotius und seiner Schuͤler war, aber man kann dabei nicht unterlassen, zu bemerken, daß Puffendorf weit mehr Bedeutung fuͤr die wissenschaft⸗ liche Entwickelung des Naturrechts und der eigentlichen Staatswissen⸗ schaft hatte, als fuͤr das Volkerrecht, wogegen Grotius offenbar eines
zusammenhaͤngenden Baues und eines durchweg folgerichtigen Syste⸗ mes ermangelt, welcher Fehler jedoch dadurch wieder seine natuͤrliche Entschuldigung findet, daß Grotius sich beschraͤnkt auf ein Voͤlker⸗ recht, wie es bei einer Mehrheit der gebildeten Nationen existirt. Im Verlauf der Darstellung stellt nun der Verf. stets die Ge⸗ staltuͤng der politischen Lage der Htaaten und ihrer Politik selbst den Theorieen der Publizisten gegenüber. So werden fuͤr die erste Pe⸗ rlode die allerdings sehr merkwuürdigen Ansichten Fenelon's von einem Gleichgewicht, das schon auf einer Art von allgemeiner Republik be⸗ ruͤndet ward und das gegen die ungemessene Macht des Hauses Spa⸗ nien gerichtet war, der kontrastirenden Politik Ludwigs XIV. als Spiegel vorgehalten; Leibnitz, Spinoza, Zouch und Andere kurz vor⸗ gefuͤhrt, und endlich das Seerecht mit einer Ausfuͤhrlichkeit und Praͤ⸗ zision behandelt, daß man sagen kann, es sey kaum in irgend einem Buche bisher so viel fuͤr die historische Durchforschung und Darstel⸗ lung desselben geschehen. 1 F 1 Die zweite Periode des systematischen Voͤlkerrechts fuͤhrt der Ver⸗ fasser vom Oesterreichischen Erbfolgekriege bis auf den Frieden von Hubertsburg. Hier haben wir es mit den bedeutenden Namen Wolf,
“
Puffendorf
1310 8
Vattel, Montesquien, Bynkershock zu thun. Wolf gehoͤrt das Ver⸗ dienst, zuerst das Voͤlkerrecht von jenem Naturrecht, welches die Pflich⸗ ten des einzelnen Menschen behandelt, gesondert zu haben; er basirt das vom Naturrecht verschiedene Voͤlkerrecht auf ein freiwilliges Ueber⸗ einkommen der Nationen und schreitet deshalb zu der tiefen und noth⸗ wendigen Fiction eines Gesammtstaates der Nationen (civitas gentium maxima) an dem alle Voͤlker Theil nehmen, fort. Es ist aber, wie der Verfasser pag. 123 hervorhebt, ein Hauptmangel Wolfs, einen solchen Gesammtstaat weder im Gedanken noch in der Wirklichkeit nachgewiesen, noch die Nothwendigkeit des Ideals von einem solchen begruͤndet zu haben. Auch sein Nachfolger und Umschreiber Vattel, der sich durch Eleganz und Klarheit der Darstellung auszeichnet, hat dies nicht gethan, obwohl die Geschichte selbst am deutlichsten zeigen moͤchte, daß ein Zug zu solcher Einigung den menschlichen Geist durch⸗ dringt, und daß es doch nie zur vollkommenen Ausbildung desselben, die den ewigen Frieden von selbst einschloͤsse, kommen kann und soll. So wie das ganze vorliegende Werk besonders fuͤr die praktischen Fragen des positiven Voͤlkerrechts einen ungemeinen Werth hat, so geht der Verfasser auch in diesem Zeitraum mit großer Vorliebe auf die einzelnen Schriften des scharfsinnigen und aͤußerst tuͤchtigen Byn⸗ kershoek ein: De dominio maris, De foro legatorum, De rebus belli- cis, und stellt immer nach der Erwaͤhnung der Publizisten zweiten Ranges die bedeutendsten Meinungen und Gruͤnde fuͤr die einzelnen Rechtssaͤtze, die Wichtigkeit haben, zusammen, so daß er auch in der dritten Periode, die mit Kant, Hegel und Mackintosh endet, die schwie⸗ rige Aufgabe loͤst, die Entwickelung des Allgemeinen oder der Theorie auch im Einzelnen nachzuweisen und auf derselben die Interventionen und Buͤndnisse der neuesten Zeit bis zu der Quadrupel⸗Allkanz und zu der Intervention in die Belgische Revolution aufzubauen und zu begruͤnden.
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Fuͤr diese letztere Periode, die sich durch Reichhaltigkeit des Stoffes, durch den erkaͤmpften langen Frieden, wenn auch nicht eben durch die Menge großer Schriftsteller auf dem Felde des Voͤlkerrechts, auszeichnet, wuͤnschten wir, daß der Verfasser auf die Schriften von F. Gentz aus dessen guter Zeit, namentlich auf die Fragmente aus der neuesten Geschichte des politischen Gleichgewichts und auf dessen Abhandlung vom ewigen Frieden Ruͤcksicht genommen haͤtte. Hegel steht in seiner Polemik gegen die Ideen eines ewi⸗ gen Friedens, welche von Saint Pierre, Rousseau, Kant, Fichte und J. Bentham auf die verschiedenste Weise realisirt werden sollte, so wie in der rechtlichen Begruͤndung des Krieges weit hinter der Vielseitigkeit und der Schaͤrfe der Betrachtung, so wie namentlich der Gewalt der Darstellung zuruͤck, welche wir in der letzteren Ab⸗ handlung von Fr. Gentz finden. Er hat gezeigt, wie und warum der ewige Friede ein ewiges Ideal der Vernunft seyn muß und nie mehr als dieses seyn kann. Drei Mittel wurden vorge⸗ schlagen, um jenes Fundament eines ewigen Friedens fuͤr das Voͤl⸗ kerrecht zu legen, absolute Vereinigung der Nationen in einen und denselben Staat, absolute Absonderung (Paraguagy, Fichte: geschlossener Handelsstaat) der Staaten, Organisation eines hoͤchsten Gerichts uͤber alle einzelne Staaten. Die Verwirklichung einer Universal Monarchie der ganzen Erde aber ist unmoͤglich, weil sie das selbst⸗ stäͤndige Leben der Voͤlker aufheben wuͤrde und sich keine Regierung fuͤr die verschiedenen Voͤlker finden koͤnnte, weil in derselben selbst jedes Moment der Einheit in Sitten und Sprache, Beduͤrfnissen u. dgl. fehlen wuͤrde; das zweite Mittel der Absonderung widerspricht der menschlichen Natur und ist unmoͤglich auszufuͤhren, weil die Voͤlker selbst durcheinandergeworfen fuͤr eine solche Sonderung nicht Raum finden wuͤrden; sie ist aber ganz unpraktisch, weil sie gerade das Voͤlkerrecht, das auf der Verbindung der Nationen beruht, auf⸗ loͤsen, also das, was sie herbeifuͤhren sollte, vernichten wuͤrde. Das dritte Mittel, d. i. das einer Foederativ⸗Verfassung mit einem per⸗ manenten Kongreß als Staatengericht ermangelt fortwaͤhrend einer Garantie, und zwar einer aͤußeren Garantie fuͤr ihre Macht, sie waͤre eine Verfassung, die blos vom Willen ihrer Mitglieder ab⸗ hinge, und deshalb auf Sand gebaut. Sobald ein “ Stagat oder eine Privat⸗Coalition von mehreren ihr Interesse dabei finden und sobald ihnen Kraft genug zu Gebote steht, sich dem gemeinschaft⸗ lichen Interesse der anderen zu widersetzen, faͤllt das ganze System uͤber den Haufen. Von Stunde an haben die uͤbrigen Theilneh⸗ mer an dem Bunde kein anderes Mittel mehr, die Widerstrebenden zur Unterwuͤrfigkeit unter den Ausspruch der Schiedsrichter oder der Majoritaͤt des! Kongresses zu zwingen, als Krieg. Nun sollte ja aber die Vermeidung des Krieges der einzige Zweck der großen Verbindung seyn. Mithin kann diese Verbindung nur durch Mittel aufrecht erhalten werden, die ihren Zweck, anstatt ihn zu befoͤrdern, zerstoͤren wuͤrden; und folglich ist sie eine Idee, die sich selbst widerspricht.
Uebrigens hat Gentz mit demselben Scharfsinn das Tuͤch tige und Gute, was fuͤr die Theorie des Rechtes aus dem Gedanken einer voͤlkerrechtlichen Verfassung aller Staaten und aus dem des ewigen Friedens entspringt, ebenfalls gezeichnet, und mit weit schlagenderen, ja selbst tieferen Gruͤnden bewiesen, als Hegel, daß der Krieg nur beziehungsweise ein Uebel, und welche seine rechtliche Beziehung zur gesammten Welt⸗Regierung sey. In der physischen Natur ist das Prinzip der Erhaltung durchaus an ein Prinzip der Zerstoͤrung geknuͤpft. Jede neue Form geht aus der Zer setzung einer alten, der Stoff zu jeder Organisation aus den Ele⸗ menten vernichteter Organisationen, das Leben aus dem Tode hervor. Da wo die Organisation in einer veredelteren Gestalt erscheint, wo der rohe Mechanismus in freie Thaͤtigkeit uͤbergeht, und wo sich mit dem hoͤheren und kunstreicheren Lebensprinzip die erste Spur des Be⸗ wußtseyns und des Willens offenbart, nimmt dieser Kampf den Cha rakter eines Krieges an. Das menschliche Geschlecht befindet sich in diesem Falle; auf Kosten der uͤbrigen Thiere muß es die Mittel zu seiner Erhaltung und die Herrschaft uͤber die Erde gewinnen.
Dieser sonderbare Haushalt der Natur scheint auf den ersten Anblick
System von Widerspruͤchen, aber wir betrachten die Welt aus einem ein viel zu niedrigen Standpunkt; Schmerz und Tod und Zerstoͤrung sind nichts als relative Begriffe, die nur von der eigenthuͤmlichen Art, wie diese oder jene Natur⸗Veraͤnderung auf unsere Empfindungen wirkt, bestimmt und geleitet werden. Koͤnnten wir tiefer in das In⸗ nere der Harmonie in der Natur dreingen, so wuͤrde die raͤthselhafte Geschichte derselben uns allenthalben Zusammenhang, Zweck und Weisheit offenbaren. Der ewige Krieg in der Natur wuͤrde dann nur eine veraͤnderte Ansicht ihrer ewigen Fuͤlle und ihrer ewigen Thaͤ⸗ tigkeit seyn. Der Mensch als Vernunftwesen ist durch Selbstbewußt⸗ seyn und Freiheit schon hienieden uͤber diesen anscheinenden Wider⸗ spruͤchen in der Natur erhaben. Fuͤr ihn haben Tod und Vernich⸗ tung keinen Sinn: seine Erhaltung, wie die Erhaltung alles dessen, was wirklich ist, haͤngt immer nur mit allgemeiner Erhaltung und nie mit Untergang zusammen. Aber der Mensch ist nie ein reines Vernunftwesen, der kriegerische Trieb, das anscheinend feindselige Prinzip, das alle Naturwesen in Thaͤtigkeit setzt, lebt, wirkt und athmet auch in ihm. Nur dann ist jedem Erdbewohner sein Recht gegen jeden anderen durchgaͤngig und vollstaͤndig gesichert, wenn er mit allen in eine rechtlich geschlossene Verbindung tritt. Auch dann ware noch keinesweges der Krieg im weiteren Sinne des Wortes verbannt, weil dies die absolute Alleinherrschaft der Vernunft, und Vernichtung jedes mit der Vernunft nicht uͤbereinstimmenden Trie bes im Menschen voraussetzt; aber dann waͤre wenigstens die aͤußere Moglichkeit eines Zustandes gegeben, worin kein rechtlicher Krieg mehr stattfinden koͤnnte. Die ganze Erde muͤßte Ein Staat seyn, wenn das Recht unter den Menschen eine absolute und vollstaͤndige Garantie erlangen sollte. Indem aber die Natur diesen Universal⸗ staät durch die Schranken der menschlichen Kraͤfte unmoͤglich machte, erklaͤrte sie auch den ewigen Frieden fuͤr ein Unding; der Krieg ist also mit allen seinen Schrecknissen die Buͤrgschaft der gesetzlichen Verfassung, die unter den Menschen moͤglich war, und wie parador es auch klingen mag, es ist dennoch eine unleugbare Wahrheit: Ohne Krieg re kein Friede auf Erden. “
ngg Meteorologische geobachtungen.
1841. b 21. Oktober.
Luftdrueck... Luftwärme ... Thaupunkt .. . Dunstsättigung Wetter
Nach einmaliger Beobachtung.
Nachmittags 2 Uhr
Morgens
6 Uhr.
Abends 1 10 Uhr. V
336,54 Par. 335,81 Par. 335,72 Par. Quellwärme 7,9 ° R. + 3,„4 Rk. + 8,3 R. + 3,52 n. Flasswärme 5,3 °9 RK. + 2,1° R. + 5,40 k. + 2,7° R. Bodenwärme 6,1° R. 81 pCt. 77 pCt. 82 pCt. Ausdünstung 0,036 Rh. heiter. bezogen. halbbeiter. Niederschlag 0,020 Rh. W. W. W. Wärmewechsel + 8,4°. Wolkenzug. “ — W. I — 8 1,½ 90. 3 25* 2 8 336,02 Par. + 5,1° R. +† 3,4° R. 80 PCt. W.
Tagesmittel:
EE1116111212““ Den 22. 0 ktober 1841.
Pr. Cour.
Brief. Geld.
Fonds. s Actien. s
Brief.] Geld.
St. Schuld-Sch. 4 104 Pr. Engl. Obl. 30. 4 102 Präm. Sch. der Seehandlung. — 80 — Kurm. Schuldv. 3 ½ 102 ½ 102 Berl. Stadt-Obl. 103 ½ 103 ½ Elbinger do. 100 — 99 ½ Danz. do. in Th. — 48 do. do. Prior. Aet. 7 103 ½ Westp. Pfandbr. 3 ½ 102 ¼ 101 ¾ [Rbein. Eisenb. 93 Grossh. Pos. do. 4 1055 — ““ Ostpr. Pfandbr. 3 ½ 025½ 8 “ do. 3 * 102 ⅔ — “ 9 Seeesees 211 Kur- u. Neum. do. 3 ½ 101 2 100 ⅔ Friedeichsd'or l Andere Goldmün-
1 Schlesische do. 3 ¼ 1013 —
zen à 5 Th. Disconto
103 ½ V 101¾
Brl. Pots. Eisenb.
do. do. Prior. Act. 4 ¾ Mgd. Lpz. Eisenb.
do. do. Prior. Aet Brl. Anh. Eisenb. 104⁷ 103 ¼ do. do. Prior. Act. 102 ½ Düss Elb. Eisenb. 7 93
123 122] 102 waass 1102 102 ½ 102
Auswärtige Börsen.
18. Okt Niederl. wirkl. Schuld 514 5 ,à
2 4 . 8 . 1 8. 6 8* 0. 100. Kanz. Bill. 25 29. 5 % Spau. 16 8⅞. Passive. —. 1; - Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 105.
Antwerpen, 15. 0kt. Zinsl. —.
Frankfurt a. M., 19. 0 5⁰ 1 3½ G 3 2 ½ 55 ½ 1 19- 245 ¹ 1 1 Geen 55 Met. 106 ¼ G. 45 99 6.
26 552 Br. „,15 248 Br. Bank-Act. 1865. 1863. Partial -Obl. —. Loos80 zu 500 Fl. 137 ⅞. 137 ½. Loose zu 100 Fl. —. Preuss. Präm. Sch. 80 * do. 4 ½ 2. 102 G. Polu. Loose 73 ¾¼ G. 5 % Span. Anl. 18 ⅛. 18 ¼. — Holl. 50 ¼. 50 1%.
Eisenbahn -Actien. Sst. do. linkes —. München-Augsburg —. Dresden 100 ½ G. Köln-Aachen 96 ¾¼ Br.
Ham b urg, 20. 9 Bank-Actien —. Engl. Russ. 108 ½.
8 1 aris, 16. 0kt. 5 ½ eute Ku eour. 114. 80. 8 ¾ nentw, an vour. 79. 70. 5 % Neapl. üin cour. 104. 65. 5 ⅔ Span. Rente 20 ½. Passive 4 ⅞,
Amsterdam,
Ausg. —. Zinsl. —. Preuas.
Neue Anl. 16 „.
Germain —. Versailles
Ufer —. Strassburg - Basel —. Evipzig-
rechtes
Königliche Schauspiele
Sonnabend, 23. Okt. Im Schauspielhause: liche Auslegung der Gesetze, Lustspiel in 1 Hierauf: Vor hundert Jahren, E. Raupach.
Sonntag, 24. Okt. Im Opernhause: Das Landhaus an der Heerstraße, Posse in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf: Der Seeraͤuber, großes Ballet in 3 Abth., von P. Taglioni 1.“
Im Schauspielhause: Der reiche Mann, Lustspiel in 4 Abth vom Dr. C. Toͤpfer. Hierauf: Drei Frauen und keine Posse in 1 Akt, von G. Kettel. 1 88 Montag, 25. Okt. Im Schauspielhause: Das zugemauerte Fenster, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf zum Ersten⸗ male: Ein Herr und eine Dame, Lustspiel in 1 Akt frei nach einem Vaudeville des Pavier. Und: Drei Genre⸗Bilder Scenen in Spanischer, Franzoͤsischer und Deutscher Sprache, von L Schneider. 1) Der Spanische Eontrebandier und seine Geliebte; 2) Der Pyrenaͤische Gebirgssaͤnger und die Bearnerin; 3) Hans und Grete; ausgefuͤhrt in Dialog, Gesang und Tanz von Hrn Schneider und Mlle. Polin. Die Musik ist komponirt und arrangirt von dem Koͤnigl. Kammer⸗Musikus Barnewitz. Tanz vom Koöͤnigl Balletmeister Hoguet. G
use: Die buchstaͤb⸗ tisp 1 Akt, von Broͤmel. Sittengemaͤlde in 4 Abth., von
Königsstädtisches Theater.
Sonnabend, 23. Okt. Opern⸗ Vorstellung.) Otello, il moro 0 8 Aiti. Musica 85 Maestro Rossini. Sonntag, 24. Okt. 3 Akten, von J. Nestroy. Montag, 25. Okt. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Lucrezia Borgia. Opera in 3 Atti. Musica del Maestro Donizetti (Signora Forconi, Signori Rossi, Savio, Torre und Bozzi wer⸗ den in dieser Oper, vor ihrer Abreise nach Kopenhagen zum vorletzten Male auftreten.)
3. L (Italienische li Venezia. Opera in
Der Talisman. Posse mit Gesang in
Getraide. Berlin, den 21. Oktober 1841.
Marktpreise vom
Zu Lande:
22 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 20 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr.
18 Sgr.; große Gerste 1 Rthlr. 3 Sgr. 92 Pf., auch 1 Rthlr.; kleine
Gerste 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 28 Sgr. 9 Pf.; Hafer 26 Sgr. 3 Pf., auch 20 Sgr.; Erbsen 1 Rthlr. 22 Sgr. 0 Pf., auch 1 Rthlr.
16 Sgr.; Linsen 1 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf. Eingegangen sind 49 Wispel
12 Scheffel. 8
Zu Wasser: Weizen 3 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 3 Rthlr. 1 Sgr. 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf.; Hafer 23 Sgr. 9 Pf., auch 21 Sgr. 11 Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 18 Sgr. 9 Pf. (schlechte Sorte.) Eingegangen sind 489 Wispel 6 Scheffel.
Mittwoch, den 20. Oktober 1841.
Das Schock Stroh 9 Rthlr. 15 Sgr., auch 8 Rthlr. 20 Sgr.
Der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 20 Sgr. 1“
1“ Kartoffel⸗Preise. b Der Scheffel Kartoffeln 12 Sgr. 6 Pf., auch 8 Sgr. 9 Pf.
8 Branntwein⸗Preise. Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus in der Zeit vom 14. bis incl.
21. Oktober d. J. waren: 15 ½ — 15 ½ Rthlr. pro 200 Quart à 54 pCt.
oder: 10,800 pCt. nach Tralles. Korn⸗Spiritus kein Geschaͤft. Berlin, am 21. Oktober 1841.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.
Weizen 3 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf., auch 2 Rthlr.
Amtliche Nachrichten. 8
Frankreich. Paris. Die Anleihe von 150 Millionen zugeschla⸗ gen. — Truppen⸗Bewegung nach der Spanischen Graͤnze. — Die Parteistellung in Spanien bei der gegenwaͤrtigen insurrectionellen Bewegung. — Vermischtes. — Brief aus Paris. (Das Kabinet vom 29. Sktober und das Peelsche Ministerium; der Zoll⸗Tarif der Vereinigten Staaten; der Vertrag mit Buenos⸗Ayres u. s. w.)
Großbritanien und Irland. London. Gaͤhrungen in den Vereinigten Staaten. — Pferde⸗Ausfuhr nach Frankreich. — Eisen⸗ bahn⸗Unsicherheit und Maßregeln dagegen. — Vermischtes. — Angebliche Verurtheilung Mae Leod's.
Niederlande. Haag. Thron⸗Rede bei Eroͤffnung der neuen Ses⸗ sion der Generalstaaten.
Belgien. Bruͤssel. Ruͤckkehr des Herrn Dujardin. — Baum⸗ wollen⸗ und Linnen⸗Industrie. — Nachdruck.
Schweden und Norwegen. Stockholm. Abschieds⸗Audienz des Freiherrn von Brockhausen.
Deutsche Bundesstaaten. Muͤnchen. Aufenthalt Ihrer Ma⸗ jestaͤt der Koͤnigin von Preußen. — Luxemburg. Bittschrift des Gemeinde⸗Raths von Clervaux. 1
Oesterreich. Wien. Verlobung der Erzherzogin Adelheid mit dem Kronprinzen von Sardinien. — Eroͤffnung der Eisenbahn nach Olmuͤtz. 8
Italien. Florenz. Der Gelehrten⸗Kongreß. — Palermo. Ber⸗ gung des Dampfschiffes „Pollux“.
Spanien. Weitere telegraphische Nachrichten aus Bayonne: O Donnell haäͤlt sich in der Citadelle von Pampelona und sucht Na⸗ varra zu insurgiren. — Andere widersprechende Nachrichten. — Naͤheres uͤber die Ereignisse in Madrid in der Nacht vom 7— 8. Ok⸗
.bet Graf Requena und General Quiroga verhaftet.
Nord⸗Amerika. Proclamation des Praͤsidenten gegen geheime Ver⸗ buͤndungen zur Revolutionirung Kanada's. — Verhaftung eines Amerikaners auf Kanadischem Gebiet. 1
Inland. Breslau. Eroͤffnung einer neuen Oder⸗Bruͤcke in Op⸗
peln. — Koͤnigsberg. Verein in Insterburg zur Beschaͤftigung entlassener Straͤflinge. — Schweidnitz. Herbst⸗Wollmarkt. — Bonn. Rektoratswechsel. — Aachen. Eisenbahn. — Getraidemarkt. — Neuentdecktes Schieferlager. — Koͤln. Einfluß des Hollaͤndisch⸗ Franzoͤsischen Handels⸗Vertrages auf die inlaͤnd. Rhein⸗Schifffahrt. — Koblenz. Wein⸗Aerndte. — Duͤsseldorf. Handel und Industrie.
Statistik der Todes⸗-Urtheile und Begnadigungen im Preußischen Staate vom Jahre 1818 bis 1840. (Zweiter Artikel.)
Wissenschaft, Kunst und Literatur. Versammlung der Sing⸗ akademie zur Nachfeier des Koͤniglichen Geburtsfestes.
*
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Se. Majfestaͤt der Koͤnig haben Allergnaͤdigst geruht, dem Ober⸗Post⸗Direktor, Geheimen Hofrath Nernst in Tilsit, und dem Post⸗Inspektor, Geheimen expedirenden General-Postamts⸗ Secretair Kaͤmpfer, zu gestatten, die ihnen von dem Großher⸗ zoge von Hessen Koͤnigl. Hoheit verliehenen Ritterkreuze des Lud— wig's⸗Ordens erster Klasse und des Ordens Philipp's des Groß⸗ muͤthigen anzulegen.
Am 21. Oktober hielt die Koͤnigliche Akademie der Wissen⸗ schaften eine oͤffentliche Sitzung zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestaͤt des Koͤnigs. In der Einleitungs⸗Rede erinnerte der vorsitzende Secretair, Herr von Raumer, an die Wichtigkeit der Akademie als Koͤrperschaft, berichtete uͤber ihre Thaͤtigkeit im letz⸗ ten Jahre und hob besonders die Wohlthaten und Gnade her⸗ vor, welche Se. Majestaͤt der Koͤnig ihr erzeigt habe. Hierher gehoͤrt insbesondere der ehrenvolle Auftrag, fuͤr eine neue Ausgabe der Werke Koͤnigs Friedrich des Zweiten Sorge zu tragen. Hier⸗ auf hielt Herr Steffens einen Vortrag uͤber das Leben des Jordanus Brunus, in welchem er den Vorwurf, daß dieser Philosoph, als ein unruhiger und unstaͤter Mensch, von einem Orte zum ande⸗ ren sich bewegt habe, zu widerlegen und den vollkommenen Man⸗ gel an Theilnahme darzustellen suchte, welcher den merkwuͤrdigen Mann von seinen Zeitgenossen voͤllig isolirte. 1
1X“
Angekom men: Der Minister⸗Resident der freien Hanse⸗ stadt Hamburg am hiesigen Hofe, Godeffroy, von Hamburg.
Zeitungs-Uachrichten. ö
Frankreich. .“ Paris, 18. Okt. Der Koͤnig und die Koͤnigliche Familie sind gestern Abend von Fontainebleau wieder in St. Cloud ein⸗ getroffen, woselbst der Koͤnig gleich nach seiner Ankunft einem Mi⸗ nister⸗Conseil praͤsidirte. Heute Vormittag ward im Finanz⸗Ministerium die Anleihe von 150 Millionen (in 3proc. Rente mit Zinsengenuß vom 22. Juni 1841 an) zugeschlagen. Nachdem der General⸗Secretair des Finanz⸗Ministeriums die Koͤnigliche Ordonnanz vom 18. Sep⸗ tember verlesen hatte, legte Herr Humann das von ihm bestimmte Minimum versiegelt auf das Buͤreau nieder. Er forderte hierauf diejenigen Personen, welche Gebote einzureichen haͤtten, auf sol⸗ ches zu thun. Herr von Rothschild allein trat vor und aͤberreichte ein versiegeltes Gebot, welches, da sich nach einer zweiten Auffor⸗ derung Niemand weiter meldete, sofort von dem Finanz⸗Minister eroͤffnet wurde. Es ergab sich daraus, daß die Herren Gebruͤder won Rothschild, Herr Hottinguer und die Herren Bandon und Amedé von Saint⸗Didier, General⸗Einnehmer, die Anleihe zum Course von 78.52 ½ pbernehmen wollten. Da dies Gebot das von dem Minister bestimmte Minimum uͤberstieg, so wurde der
nimum ist zwar nicht angegeben worden, doch versichert man, daß es 78.50 gewesen sey.
Seit 8 Tagen findet eine Concentrations⸗Bewegung von Truppen nach der Spanischen Graͤnze statt. Es sind aus dem Kriegs⸗Ministerium Befehle an die Commandeurs der Iten, 9ten 10ten und 11ten Militair⸗Division abgegangen, einen Theil ihrer disponiblen Truppen nach Perpignan zu in Marsch zu setzen.
Man will wissen, daß die Königin Marie Christine schon vor zwei Tagen die Nachricht erhalten habe, daß die Citadelle von Pampelona nach dem Abzuge O'Donnell's uͤbergeben worden sey. Man suche, heißt es, diesen fuͤr die Insurrection hoͤchst empfind⸗ lichen Streich so lange als moͤglich geheim zu halten.
Der Constitutionnel sagt: „Es wuͤrde nicht leicht seyn, die Parteien zu zaͤhlen, welche auf eine neue Revolution in Spa⸗ nien Hoffnungen gruͤnden. Da ist zuerst die Partei, welche von der Wiederherstellung des aufgekläͤrten Despotismus traͤumt und die nichts Hoͤheres kennt, als das Koͤnigliche Statut. Wir wol⸗ len uns nicht mit Aufzaͤhlung der verschiedenen Nuͤancen dieser Partei befassen. Dann folgt die etwas liberalere, aber nicht we⸗ niger ehrgeizige Partei, welche die Reaction nicht so weit treiben moͤchte, vorausgesetzt, daß der Koͤnigin Christine die Regentschaft und ihren Anhaͤngern die Gewalt wieder anheimfiele. Eine an⸗ dere Partei, worunter sich Unterzeichner der Convention von Ber⸗ gara befinden, die mit Espartero unzufrieden sind, wuͤrde nur fuͤr sich und ihre Privilegien stipuliren. Ferner giebt es eine Partei, die eine Annaͤherung zwischen Don Carlos und Christine durch die Vermaͤhlung des Prinzen von Astu⸗ rien mit der Koͤnigin Isabella und durch die Abdan⸗ kung des Don Carlos herbeifuͤhren moͤchte. Eine fuͤnfte Partei spricht sich auch fuͤr eine Vermaͤhlung zwischen der Koͤni⸗ gin Isabella und dem Prinzen von Asturien aus, will jedoch vor⸗ her die Rechte des Letzteren foͤrmlich anerkannt wissen. Eine sechste Partei hofft, daß inmitten der Unordnung Don Carlos zum Koͤ⸗ nig von Spanien proklamirt werden wird. Die siebente Partei ist die der Republik, welche in Catalonien Chancen zu haben scheint. Diese Parteien suchen sich zwei und zwei, oder drei und drei, zu verstaͤndigen, wozu es indessen nie kommt. Jede derselben hat ihren Constitutionsplan, mit oder ohne Fueros, mit oder ohne das Munizipal⸗Gesetz, mit oder ohne die Errichtung des Foͤderativ⸗ Prinzips in Spanien. Alle aber sind darin einverstanden, zur ihres Zweckes die Unordnung in Spanien zu befoͤr⸗
ern.
In einem hiesigen Blatte liest man: „Ein Ober⸗Beamter des See⸗Ministeriums, der vor einem Monat nach England ge⸗
sandt wurde, ist seit einigen Tagen wieder in Paris eingetroffen und jetzt damit beschaͤftigt, einen Bericht uͤber den Zustand der Englischen Marine abzufassen. Er scheint sich uͤberzeugt zu haben, daß die Englische Admiralitaͤt in demselben Augenblicke, wo das Londoner Kabinet so lebhaft auf die Entwaffnung unserer Ma⸗ rine drang, Befehle ertheilte, neue Schiffe auszuruͤsten. Man ver— sichert uns, daß England in diesem Augenblicke zehn ausgeruͤstete Schiffe mehr hat, als im Juli vorigen Jahres.“
Die Instruction des Prozesses Quenisset scheint in Folge der Versetzung des General⸗Prokurators einige Verzoͤgerung zu erlei⸗ den. Der neuernannte General-Prokurator, Herr Hebert, kann seine Functionen erst antreten, nachdem er seinen Eid in die Haͤnde des Koͤnigs abgelegt hat. Diese Formalitaͤt wird heute erfuͤllt werden, und morgen oder uͤbermorgen wird die feierliche Aufnahme in dem Koͤniglichen Gerichtshof stattfinden. Ueber Quenisset's Gestaͤndnisse erfaͤhrt man wenig. Er hat seinem Vater, der Forst⸗ Aufseher in einer Gemeinde des Departements der oberen Saonne ist, einen sehr ruͤhrenden Brief geschrieben, worin er die tiefste Reue uͤber sein Verbrechen bezeugt; er beschuldigt auf das bit—⸗ terste diejenigen, die ihn dazu getrieben haben. Er scheint sehr erbittert daruͤber zu seyn, daß seine Mitschuldigen, von denen Einer ihm den Prinzen mit der Hand gezeigt haben soll, ihn in dem Augenblick der Gefahr verlassen haben. Dieser Brief, der der Instructions⸗Kommission uͤbergeben wurde, soll auf die Spur der Mitschuldigen gefuͤhrt haben.
Das Dampfschiff „le Veloce“ ist beauftragt worden, sich be⸗ reit zu halten, um den Baron von Bourquenay, der gestern seine Abschieds⸗Audienz beim Koͤnige hatte, nach Konstantinopel zu bringen.
Ein reitender Munizipal-Gardist, der vorgestern Abend mit Depeschen nach St. Cloud gesandt wurde, kehrte nach Verlauf einiger Stunden in seine Kaserne zuruͤck und behauptete, daß er unterweges von vier Personen angefallen worden sey, welche sein Pferd getoͤdtet und ihm seine Depeschen entrissen haͤtten. Die Polizei hat weder das getoͤdtete Pferd, noch die Personen, welche naͤher bezeichnet worden waren, auffinden koͤnnen. Der Munizi⸗ pal⸗Gardist hat vorlaͤufig und bis zur voͤlligen Aufklaͤrung dieser Sache Arrest erhalten.
Boͤrse vom 18. Oktober. Der heute fruͤh stattgehabte Zuschlag der neuen Anleihe hat heute Vormittag im Café de Pa⸗ ris und an der Boͤrse zu ungeheuren Geschaͤften in diesem neuen Fonds Anlaß gegeben. Die zu 78.. 52 ½ ausgegebene Anleihe wurde an der Boͤrse sogleich mit 80 50 bezahlt, stieg bis auf 81 und schloß zu 80 75. In den uͤbrigen Fonds war wenig Umsatz, jedoch hob sich die 3proc. Rente von 79.25 auf 79.60.
„. Paris, 18. Okt. Es herrscht zwar hier eine schein⸗ are Stille in den politischen Angelegenheiten, allein im Grunde at das Kabinet doch ziemlich ernstliche Dinge zu erwaͤgen. Die eundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Kabinette vom . Oktobee und dem neuen Englischen Ministerium sind urch die insurrectionellen Bewegungen in Spanien ein enig erschuͤttert worden. Bei dem Mangel anderer Dinge agt Sir Robert Peel die Absichten, die Neigungen rankreichs an, und dies reicht hin, um eine gewisse Kaͤlte zwi⸗ hen beiden Kabinetten zu erzeugen. Das Englische Ministerium atte uͤberdies Eile, die von seinen Vorgaͤngern begonnenen kom⸗ gerziellen Unterhandlungen zu beendigen und einen vortheilhaften andels⸗Vertrag mit Spanien abschließen. Die eingetretenen Ereig⸗
genannten Compagnie die Anleihe sofort zugeschlagen. Das Mi⸗
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isse schieben die Erfuͤllung dieser Hoffnungen in einem Augen⸗
blicke ven hinaus, wo der Handel und die Industrie Englands einer Ermuthigung beduͤrften. Die Kaͤlte zwischen den beiden Ka⸗ binetten ist uͤbrigens nicht von der Art, wie die Opositions⸗Jour⸗ nale sie dargestellt haben. Man glaubte, die Angelegenheit von Tunis, wo die Interessen Frankreichs und Englands einander ent⸗ gegengesetzt zu seyn schienen, wuͤrde jene Spannung vergroͤßern; aber dieser Konflikt, den man seit langer Zeit als nahe bevorste⸗ hend bezeichnet hat, bietet gegenwaͤrtig keine ernstliche Gefahren mehr dar und kann bei dem gegenwaͤrtigen Zustande der Dinge nur ein Punkt der Meinungs-Verschiedenheit zwischen beiden Laͤndern seyn.
Ein anderer Gegenstand zur Besorgniß fuͤr die Regierung ist die Erhoͤhung des Zoll⸗Tarifs der Vereinigten Staaten. Der Mi⸗ nister der auswaͤrtigen Angelegenheiten hat seit einiger Zeit haͤufige Konferenzen mit dem Amerikanischen Geschaͤ tstraͤger; aber diese Besprechungen werden jetzt zu nichts mehr fuͤhren, da die Maß⸗ regel bereits in Wirksamkeit getreten ist. Von Seiten jedes an⸗ deren Landes wuͤrde diese Steuer⸗Erhöhung weniger empfindlich fuͤr uns seyn, denn sie betrifft eine Industeie, die in den Staͤdten ihren Sitz hat, wo die Bevoͤlkerung unruhig und leicht aufzuregen ist; eine Verminderung der Arbeit koͤnnte daher leicht Unordnun⸗ gen zur Folge haben. In einer Zeit, wo der Handel und die In⸗ dustrie einen so großen Einfluß auf das Schicksal der Voͤlker aus⸗ ist eine Thatsache, wie die in Rede stehende, von Wich⸗ tigkeit.
Der mit der Republik Buenos⸗Ayres abgeschlossene Vertrag ist noch nicht ratifizirt worden. Herr Guizot zoͤgert so lange wie möglich mit der Sanctionirung einer Uebereinkunft, die von sei⸗ nem Vorgaͤnger abgeschlossen worden ist und zu ziemlich bedeu⸗ tenden Reclamationen im Publikum Anlaß gegeben hat. Außer⸗ dem, daß die Expedition gegen Buenos Ayres uns unermeßliche Summen gekostet hat, die nicht zuruͤckerstattet werden, gewaͤhrt 1 uns auch die in jenem Lande an der Spitze stehende Regierung keine Sicherheit fuͤr die Zukunft, und es waͤre gar nichts Wun⸗ derbares, wenn die Bestimmungen des Traktats bei erster Gele⸗ genheit verletzt wuͤrden.
Man versichert, die Zusammenberufung der Kammern waͤre auf den 23. Dezember festgesetzt worden. Das Ministerium hat eine Majoritaͤt erlangt, und wir glauben, daß es nicht im gering⸗ sten an eine Aufloͤsung denkt. Die Diskussion der Adresse wird sich hauptsaͤchlich um die Convention vom 13. Juli drehen und die Orientalische Frage auf diese Weise von neuem zur Sprache kommen. Von den Gesetz⸗Entwuͤrfen, welche das Ministerium vor⸗ legen wird, nennen wir nur den uͤber die Eisenbahnen. Er wird, aller Wahrscheinlichkeit nach, diejenige Loͤsung erhalten, die in Frankreich auf derartigen Communications⸗Mitteln lastet. Untersuchen wir, was in dieser Beziehung in den Frankreich benachbarten Staaten vorgeht, so muͤssen wir uͤber unsere Unfaͤhigkeit erroͤthen. Welches auch die der Kammer vorzulegenden Gesetz⸗Entwuͤrfe seyn moͤgen, sie duͤrften wenig Erfolg haben, weil der Staat nicht im Stande ist, fuͤr den Bau von Eisenbahnen Opfer zu bringen, und der Asfociations⸗ Geist nicht stark genug ist, um solide und kraͤftige Associationen zu bilden. Wir werden uͤbrigens in einigen Monaten sehen was man zu thun vermag. 8
Das Schreiben an Herrn Duvergier de Hauranne uͤber die Convention vom 13. Juli (Vergl. St. Z. Nr. 290), welches heute auch das Journal des Débats in einem laͤngeren Artikel be⸗ spricht, ist von Herrn Boilay, der sich von Herrn Thiers und dem Con stitutionnel, dessen Haupt⸗Redacteur er war, getrennt hat, um sich Herrn Guizot anzuschließen. Waͤhrend des Mini⸗ steriums vom 12. Mai und desjenigen vom 1. Maͤrz empfing Herr Boilay alle seine Inspirationen von Herrn Thiers, und er gab dessen Gedanken in den Artikeln des Constitutionnel so gut wieder, daß diese Artikel lange Zeit dem Praͤsidenten des Ka⸗ binets vom 1. Maͤrz selbst zugeschrieben wurden. Herr Boiloy ist uͤbrigens eine gute Acquisition fuͤr die Regierung; er hat eine große Gewandtheit, einen lebendigen und glaͤnzenden Styl und
eine ziemlich ausgedehnte Kenntniß der Polltik unserer Zeit. Großbritanien und Irland. London, 16. Okt. Der Courier sagt uͤber den Stand der Dinge in den Vereinigten Staaten: „Die Nachrichten welche wir aus New-York erhalten, sind um drei Tage
neuer, als jene, die der „Great Western“ uͤberbracht hat. S.
8 88 — 18 Sie reichen bis zum 27. September. Die oͤffentliche Meinung beschaͤf⸗
tigt sich angelegentlich mit der Mac Leodschen Angelegenheit. Un⸗ ter allen Volksklassen herrscht eine wahrhaft beunruhigende Gaͤh⸗ rung; die Massen werden nicht neutral bleiben. Sie werden das Urtheil abwarten, um es, wenn es gegen ihren Willen ausfaͤllt den Richtern vorzuschreiben, und man besorgt, daß sie im Falle einer Weigerung des Gerichtshofes zu Gewaltthaͤtigkeiten schrei⸗ ten duͤrften. Wir wollen hoffen, daß Herr Mac Leod nicht als Opfer ihrer Erbitterung gegen England fallen wird; sollte man ihn aber in Freiheit setzen, so wird der Zorn des Volks wahr⸗ scheinlich losbrechen. Auf der ganzen Graͤnze nimmt man Symptome wahr, wie sie dem Buͤrgerkriege in Kanada vorhergingen 8 Blaͤtter. sprechen bereits von Truppenwerbungen und Pluͤnderung
saͤmmtlicher Arsenale, und die Regierung ist wegen ihrer Weige⸗ rung, die Nationalbank zu sanctioniren, Gegenstand der heftigsten Angriffe. Die Spaltung zwischen den noͤrdlichen und suͤdlichen Staaten der Union wird immer groͤßer und ersichtlicher..
Der Dover Chronicele zufolge, dauert eine starke Pferde⸗ Ausfuhr aus England nach Frankreich fort. Seit einem Monat sind gegen 600 Stuͤck auf Dampf⸗ und Segelschiffen dahin abge⸗ gangen. Der ganze Kontrakt soll auf 2500 Pferde lauten.
Die haͤufigen Unfaͤlle anf den Englischen Eisenbahnen, na⸗ mentlich das neuliche große Ungluͤck auf der London⸗Brightoner Bahn, haben in Bezug auf das Eisenbahnreisen einen schlimmen Eindruck im Publikum gemacht und ein Fallen der Actien ver⸗ anlaßt. Die Presse tadelt das Parlament, daß es nichts Rech⸗ tes in der Sache thue, nicht dem Schwindelgeist wahnsinniger Speculation steure, Bahnen eroͤffnen lasse, ehe sie kechnisch ge⸗ nau untersucht seyen, und dergleichen. Der Globe fragt, ob der Moloch der Actionair⸗Habsucht nur mit einer Hekatombe von ei⸗
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