Flucht zu vernichten vergaß. Unter ihnen befindet sich ein von ihm selbst geschriebener Brief, in welchem er Espartero auffordert, das Land zu verlassen, indem er (Leon) von der Koͤnigin Christine zum einstweiligen Regenten ernannt worden sey und er ihm, aus Ruͤcksicht auf ihre fruͤhere Freundschaft, kein haͤrteres Loos bereiten wolle. Dieser Brief wurde an Espartero uͤbergeben, der seinerseits befahl, den General Leon mit den groͤßten Ruͤcksichten zu be⸗ 98. n. am 8ten wurde der Graf von Requena (ein Sohn des Herzogs de la Roca), fruͤherhin Garde⸗Offizier und dienst⸗ thuender Kammerherr der Koͤnigin Christine bei ihrer Anwesen⸗ heit in Paris im Dezember 1840, gefangen eingebracht und mit ihm der fruͤhere Chef des Generalstabes von Neu⸗Castilien, Qui⸗ roga y Frias. Beide hatten an dem Unternehmen im Palaste Theil genommen. Zu gleicher Zeit fielen die beiden Bruͤder Ful⸗ gosio, Obersten und ehemals Adjutanten des Praͤtendenten, den nachsetzenden Truppen in die Haͤnde. Man giebt ihnen (wohl mit Unrecht) Schuld, die Absicht gehabt zu an; waͤhrend des im Palast entstandenen Handgemenges die Koͤnigin Isabella und de⸗ ren Schwester ermorden zu wollen. Ein anderer Ver⸗ schworener, der Brigadier Norzagaray, fruͤherhin einstweiliger Kriegs⸗Minister, war schon am Abend des 7ten festgenommen worden. Er und der Graf von Requena verwickeln, wie es heißt, durch ihre Aussagen eine Menge Personen aus den hoͤchsten Staͤnden in den Gang der Untersuchung. Zahlreiche Verhaftun⸗ gen sind erfolgt; viele Personen, auch der Herzog von San Car⸗ los, halten sich verborgen. Der Oberst⸗Stallmeister, Marquis von Malpica, wurde seines Amtes entlassen, weil sein Sohn, der Graf von Povar, sich, so wie der Sohn des Grafen von Santa Co⸗ loma, unter den Verschworenen im Palaste befand.
Die Aufregung gegen die Gefangenen war anfangs sehr groß, hat aber etwas nachgelassen, und die Wachen der National⸗Miliz schuͤtzen sie gegen die Dolche der Meuchelmoͤrder. Ein aus den exaltirtesten Generalen zusammengesetztes Kriegsgericht wird uͤber sie urtheilen. Der zum Praͤsidenten desselben ernannte General Butron weigerte sich, dies Amt zu uͤbernehmen. „Haͤtten diese Leute gesiegt,“ sagte er, „so wuͤrde man sie fuͤr Helden, und wohl⸗ verdient um das Vaterland erklaͤren.“ Gestern wurde der Pro⸗ zeß des Generals Leon oͤffentlich verhandelt. Er selbst nahm zu seiner Vertheidigung das Wort, und erklaͤrte, in den Palast ge⸗ eilt zu seyn, um die Koͤnigin zu beschuͤtzen. Die bei ihm gefun⸗ denen Papiere haͤtte er, wie er sagte, der Koͤnigin Christine, ohne Gebrauch davon zu machen, zuruͤckschicken wollen. Der Fiskal hat die Todesstrafe gegen ihn verlangt, auf die auch vermuthlich das Kriegsgericht erkennen wird. Die Theilnahme an seinem Schicksal ist aber so allgemein, daß man bestimmt glaubt, der Regent werde sie nicht vollziehen lassen.
Es liegt vor Augen, daß die Verschworenen mit der groͤßten Uebereilung ein sehr gewagtes Spiel spielten, bei welchem, ganz ihrer Absicht zuwider, das Leben der Koͤnigin und ihrer Schwester Gefahr laufen konnten. Dagegen erhellt aber auch, daß sie keine moͤrderische Plaͤne gegen den hegten, da sie sonst natuͤr⸗ lich den Angriff auf sein Haus und erst dann auf das Schloß ge⸗ richtet haben wuͤrden. Verschwoͤrungen sind dem Spanischen Of⸗ fizier, welchen Ranges er seyn moͤge, zum Beduͤrfniß geworden, zumal seitdem Soldaten, die in la Granja der Koͤnigin Regentin den Saͤbel auf die Brust setzten, glaͤnzende Belohnungen erhielten und an der Seite des Generals Rodil triumphirend hier einzo⸗ gen. Haͤtten damals die Hellebardiere ihre Pflicht gethan! Esbenfalls leuchtet nun ein, wohin die Regentschaft Espartero's binnen einem Jahre gefuͤhrt hat. Das ganze Land wurde unter⸗ graben, waͤhrend er auf seinen Lorbeeren schlief, und die Minister sich darin gefielen, eine benachbarte Macht zu reizen. Jedermann kannte die Verschwoͤrung, nur den Behoͤrden war sie ein Ge⸗ heimniß geblieben.
Indessen hat sich die Regierung ermannt, und vorlaͤufig ha⸗ ben sich die Republikaner, um nicht von dem Ungewitter mitver⸗ schlungen zu werden, an sie angeschlossen, jedoch mit der Anforde⸗ rung der aͤußersten Kraftentwickelung. In den Provinzen stellt man die Sache so vor, als ob die Verschworenen die Ermordung der Koͤnigin und des Regenten beabsichtigt haͤtten. Die Erbitte— rung der friedliebenden Leute ist daher zu begreifen und macht sich uͤberall in kriegerischen Anstalten Luft. Ganz Aragonien ruͤstet sich und hat Deputirte an den Regenten geschickt, um ihn aufzufordern, durch einen einzigen Schlag die ganze Bewegung zu unterdruͤcken. Am 11ten hat man den General Borso di Car⸗ minati erschossen. Gegen den General⸗Capitain Ayerbe, der von dort nach Navarra marschirt ist, herrscht Verdacht, weil er den Garde⸗Offizieren, die sich mit O'Donnell vereinigen wollten, Paͤsse in ihre Heimath und nach Frankreich ertheilte. Die Nachrichten aus Barcelona vom 9ten lassen befuͤrchten, daß das Schreckens⸗System dort eingefuͤhrt worden sey. Eine hoͤchste Bewaffnungs⸗Junta ist dort wie in Saragossa und Burgos, Valladolid, sogleich einge⸗ setzt worden. In Estremadura, Andalusien, Valencia, Alt⸗Casti⸗ lien sind, so viel wir bis heute hier wissen, Truppen und Buͤrger der bestehenden Regierung treu und ergeben geblieben. Cadix war noch am 9ten ruhig.
Der Regent hat den General Rodil (der keinesweges sein Freund, und noch weniger bei den Truppen beliebt ist) zum Feldmarschall ernannt, und ihm den Oberbefehl uͤber die Truppen ertheilt, die in den Baskischen Provinzen und Navarra operiren sollen. Die Avant⸗Garde, bestehend aus 3 Bataillonen
.“
anntmachungen.
In der Nacht vom 20/21. Oktober sind in der
troffen sind.
1326
Garde, 3 Bataillonen Soria, 3 Bataillonen Mallorca, 2 Schwadro⸗ nen Garde⸗Kavallerie und einer Batterie, ist unter den Befehlen des Generals Lorenzo, am 11ten von hier nach dem Ebro abgegangen. Ueber die Stimmung dieser Truppen sind die Ansichten verschie⸗ den. Nur ungern werden die Soldaten gegen ihre Kameraden fechten wollen. Von Badajoz sind 7 Bataillone und ein leichtes Kavallerie⸗Regiment nach Valladolid aufgebrochen, und binnen kurzem werden 30 Bataillone am Ebro stehen. Sogar die Ma⸗ rine ist thaͤtig, und einige Kriegsschaluppen sollen gegen Bilbao operiren. Uebermorgen denkt der Regent selbst zur Nord⸗Armee abzugehen und, allem Anschein nach, die wenigen noch hier befind⸗ lichen Truppen mitnehmen, so daß die National⸗Miliz den Dienst versehen wird. Der General Seoane wird hier erwartet und soll zum General⸗Capitain von Madrid ernannt werden. Fuͤr den Augenblick herrscht Ruhe hier, wenigstens eine scheinbare. Mehr als 300 entlassene und hoͤchst unzufriedene Garde⸗Offiziere verwei⸗ len noch hier, und mit großer Spannung sieht man der Hinrich⸗ tung des, wie ich so eben hoͤre, wirklich zum Tode verurtheilten Generals Leon, die auf morgen festgesetzt ist, entgegen.
Ueber alles, was jenseits des Ebro vorgeht, schweben wir hier durchaus im Dunkeln, da seit dem 7ten d. keine einzige Post von dorther hier eingetroffen ist. Seit acht Tagen sind wir demnach außer aller Verbindung mit dem Europaͤischen Festlande. Eine Lage, wie wir sie waͤhrend der sieben Jahre des Buͤrgerkrieges nie erlebt haben. Es steht zu erwarten, daß in Folge der Nach⸗ richt von dem verfehlten Ausgange des hiesigen Unternehmens vom 7ten, der in den Nord⸗Provinzen eingetretene Zustand bald eine andere Richtung nehmen werde.
Die Regierung hat dem Infanten Don Francisco den Be⸗ fehl zugeschickt, unter den gegenwaͤrtigen Umstaͤnden seine Reise nach Spanien einstellen zu wollen.
Die Koͤnigin und die Infantin haben durch die letzten Ereig⸗ nisse, dem Anscheine nach, nicht gelitten und ihre taͤglichen Spazier⸗ fahrten keinen Tag ausgesetzt. Waͤre es den Verschworenen ge⸗ lungen, in der denkwuͤrdigen Nacht vom 7ten bis zu ihnen vor⸗ zudringen, so wuͤrde man Ihnen ein Schreiben ihrer Mutter uͤber⸗ reicht haben, in welchem diese sie aufforderte, von den Generalen Concha und Leon geleitet, in ihre Arme zu eilen.
Nachschrift. Das Kriegsgericht hat den General Leon mit vier Stimmen gegen drei zum Tode verurtheilt. Der hoͤchste Kriegsgerichtshof hat dieses Todes⸗Urtheil einstimmig bestaͤtigt, und der General wird in diesem Augenblicke zum Tode vorberei⸗ tet. Es steht in der Gewalt Espartero's, ihn, dem Wunsche der ganzen Bevoͤlkerung Madrids gemaͤß, zu begnadigen.
Die Zahl der Verhaftungen nimmt zu.
l n eB88. Den 26. 0 ktober 1841.
Pr. Cour. Brief. Geld.
*. Cour. Geld.
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St. Schuld-Sch. 103 ¼ Brl. Pots. Eisenb. V 5 123 Pr. Engl. Obl. 30. 101 2 do. do. Prior. Act. 4 ½ 102* Präm. Sch. der Mgd. Lpz. Eisenb. — 109 ¾ 79¹¼ [do. do. Prior. Aet. 4 102 ½ Kurm. Schuldv. 3 22 102 3 Brl. Anh. Eisenb. — 103 ½⅔ Berl. Stadt -Obl. * 3 103 ½ do. do. Prior. Aet. 4 102 ½e — Düss Elb. Eisenb. 5 92 ½1 do. do. Prior. Aet. 5 103 Rhein. Eisenb. 5 92 ½
Secehandlung.
Elbinger do.
Danz. do. in Th. — Westp. Pfandbr. ˙ 2 ⸗ 1015 Grossh. Pos. do. 4 5 ½ 105 ½ Ostpr. Pfandbr. 32 . 101⅔ “ 211 Pomm. do. 3½ Friedrieh door 13 ½ Kur- u. Neum. do. 3 Andere Goldmün- 8 Schlesische do. 3 T“ “ 8 ½ Disconto — 8]
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1 SRbl. 3 Woch.
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212q Petersburg 12 12
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 22. Okt. Miederl. wirkl. Schuld 51-2. Kanz. Bill. 25 ⅛. 5 % Span. 16¹%6. Passive. —. Ausg. —. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 104 ⅞. Antwerpen, 21I. Okt. Zinsl. —. Neue Anl. 16 . 1 Frankfurt a. M., 23. Okt. Oesterr. 5 ⁰ Met. 106 ½. 106 ¼. 4 9 98 ¾¼ G. 2 ½ ½ 55 ¼ Br. 19 24 Br. Bank-Aet. 1849 Br. Partial-Obl. —. Lose 500 Fl. 136 ¾ Be. Loose zu 100 Fl. —. Preuss. Präm. Sch. 80 ¼ G. do. 4 % Anl. 102 G. Poln. Loose 73 ½ G. 5 G Span. Anl. 18. 17 ⅞. 2 ½ G
Holl. 495. 49 75½.
Zinsl. —. Preuss.
Germain —, Versailles rechtes Ufer —.
die Vorkehrungs⸗Maßregeln zur Amortisation ge⸗
Eisenbahn-Actien. St.
ligemeiner Anzeiger für die Preußischen Staaten.
Naͤhe von Minden mittelst gewaltsamen Einbruchs
folgende Papiere, au porteur lautend, gestohlen:
Duͤsseldorf⸗Elberfelder Eisenbahn⸗Prioritäts⸗Actien mit Coupons bis 1844.
Sma. 60 Stck. à 400 Thlr.
Coupons. Hannoversche Obligationen de 1830 ½ 5vCt.
No. 30 — 32. Sma. 3 Stck. E“ Coup. IIoflieserant Rabe: 1 1 bis 1846. 5) Herrn Justiz -Aktuarius Neumann in Beelitz: ein
No. 456.251 a. 251 B. 3 Stck. à 500 ⸗ 2 Preuß. Engl. Obligationen à 4 pCt. de 1830. Nr. 1206. 1212. 1216. 1274. 1277.
„à f 100.
gebeten, anzu
Feder wird vor dem Ankauf gewarnt, indem schon’l⸗
Kunset 188.
In der General-Versammlung am 24. Oktober ver- anstaltete der Kunst-Verein in Potsdam die Verloo- No. 2121 — 2140 incl. 102 — 121.4074 — 4083. 5081 —5090. sung der erworbenen Kunst-Gegenstände, und felen 185 ; dieselben folgenden Mitgliedern zu: ö Russisch Holl. Obligationen bei Hope Ate Serie 5 pCt. Hoheit dem Prinzen Karl: ein Mädchen von Eybel. No. 5380 —5388. Sma. 9 Stck. ½ 500 Nubel, ohne 2) Herrn Prediger Borchardt in Sentzke: die Heim- kehr von Bülow. 3) Herrn BuRC hhändler Witte: eine Mondschein-Landschaft von Burchhardt.
8 Madchen im Waͤlde von Freyhoflf. 9996. 10,069. heimen Revisor Runge: ein Genre Bild von Hose- 15,344 bis 15,349 mit Coupons, Summa 12 Stck. mann. 7) Herrn Küchenmeister Schröder: ein Dorf ie Behoͤrden werden 8 67 8 n 8) Herrn —₰ ; Herren Bang uiers resp. die 2 ehöorde⸗ 1 erde voöon Kahlden-J. Normann: ingen am 3 nein von Kies- 2- e Fapg mauzn dieser Papiere dieselben ling. 9) Herrn Buchhändler Förstner in Berlin: ein halten und daruͤber, wie uͤber die naͤheren Um⸗ Fuchsbau. von C. Krüger. 10) —
staͤnde bei der Praͤsentation, der Polizei⸗Behoͤrde in Meise: ein Genre-Bild C“
e 1 achricht zu geben. Ein Lieutenant von Alvensleben euß. Minden sofort Nachricht zu g Herrn Lanqdj
TPrippel.
von Wegener.
1) Sr. Königl. gende Nummern: 9. 637. 504.
4) Herrn (auf Härnekopp) 2 ein Genre-Bild von Freyhoff. lmh in 6) Herrn Ge- Berlin) 598 und 209 (in Berlin).
markt von Rabe. 13) Herrn Assessor von Strombeck: eine Landschaft von Schoenbeck. 44) Frau Rentiere Beringé in Berlin: die Ruine des Klosters Chorin. 15) Herrn Bückermeister Milcke: eine Landschaft von 4 EE11““ . 16) UHIerrn Leibarzt Dr. Grimm in Berlin: 1841, fuͤr die Besitzer der ersten Auflage des eine Winter -Landschaft von Wegener. I IIoflieferant Nuglisch in Berlin: einen Meeresstrand Die Kupferstiche etc. fielen auf fol- (in Berlin) 407. (in Ed. Theod. Dechen's praktische Anweisung zum Berlin) 552. 46. (in Berlin) 548. 474. (in Berlin) 311. 351. 73. 66. 549. (in Berlin) 618. (in Berlin) 37. 337. ; . - v 377,. 297 LEEC“ (. Sg 357. 193. 171. 276. 590. nen kurzer Zeit regelrecht und gut spielen zu lernen. 617. 497. 33. 181. (in Warschau) 874. 288. (in Ber S., Cg 12. 32. 574. 206. (in Stettin) 208. 50. 219. (in “
9 lam, den 24. Oktober 1841. “ Der Vorstand des Kunst-Vereins.
do. Unkes —. München-Augsburg —. Dresden 100 ¼ G. Köln-Aachen 96 ¼ Br. Paris, 21. Okt. 5 ½ Rente fin cour. I114. 75. 3 ½ Rente fin cour. 79. 5. Anl. de 1841 80.25. 5 9% Neapl. ün cour. 104. 70. 5 ½ Span. Rente 20 ½. Passive 4 ⅞. Wien, 21. olt. 5 ½ Met. 105 ¾. 4½ 9 P. 3 ½ —. 1 ½ —. Bank-Aetien 1525. Aul. 4e 1834 136 ½. 4° 1839 108 ¼.
Strassburg - Basel —. Leipzig⸗
2½ ½ —
Berlin-Potsdamer Eisenbahn.
In der Woche vom 19. bis incl. 25. Oktober c. sind auf der Berlin⸗Potsdamer Eisenbahn gefahren: B 1) Zwischen Berlin und Potsdam 8294 Personen
2) Zwischen Berlin und Steglitz 66 — Zusammen 8300 Personen.
Meteorologische Beobachtungen.
Abends 10 Uhr.
1841. 25. Oktober.
Luftdruck.. 330,11“ Par. 330,2 G Par. 330,55 Par. Quellw. ärme 7,72* R. Luftwärme. +.t 1S + 1 1,90 RKR. + 7,5 °R. Flusswärme 6,5° R. Thaupunkt. + 7,1°9 R. + 7,3°9R. + 6,8 °9R. Bodenwärme 7,9 hn. Dunstsättigung 88 pct. 78 pct. 88 pct. Ausdünstung 0,039“ Rh. neblig. beiter. heiter. Niederschlag 0. SW. SW. SW. Wäarmewechsel † 12, 68— Wolkenzug... — Sw. — + 6,1°. Tagesmittel: 330,30“ Par. + 9,1° R. † 7,1° h. 85 pCt. SW.
Nachmittags 2 Uhr
Morgens
6 Uhr.
Nach einmaliger Beobachtung.
Königliche Schauspiele.
Mittwoch, 27. Okt. Im Schauspielhause: Die Maͤntel, Lustspiel in 1 Akt, von C. Blum. Hierauf: Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in 4 Abtheilungen, vom Dr. C. Toͤpfer.
Donnerstag, 28. Okt. Im Schauspielhause: Die Brand⸗ schatzung, Lustspiel in 1 Akt, von Kotzebue. Hierauf, zum ersten⸗ male wiederholt: Ein Herr und eine Dame, Lustspiel in 1 Akt, frei nach einem Vaudeville des Pavier, von C. Blum. Und: Die Wiener in Berlin, Posse mit Gesang in 1 Akt, von C. v. Holtei⸗ (Dlle. Gruͤnbaum: Louise von Schlingen.)
Freitag, 29. Okt. Im Opernhause: Der Guitarrespieler, Oper in 3 Abth. Musik von Halevy. (Dlle. Tuczek: Sara de
Villareal.)
Im Schauspielhause: Pour le second début de Mad. Delvil: La première représentation de: Un secret, drame- vaudeville nouveau en 3 actes, par MM. Arnould et Fournier. (Mad. Delvil remplira le rôle de Mad. Darbert.) Le spectacle commencera par: Veuve et gargçon, vaudeville en 1 acte.
Die unbekannten Eigenthuͤmer der seit 1. August 1840 bis Ende September 1841 in den hiesigen Koͤniglichen Theatern ge⸗ fundenen Gegenstaͤnde werden aufgefordert, in dem am 30sten d. M. Vormittags von 11 bis 2 Uhr im Konzertsaale des Koͤnig⸗ lichen Schauspielhauses anstehenden Termine ihre Anspruͤche an—⸗ zumelden. Die Verzeichnisse der genannten Sachen sind bei den Kastellanen des Opern- und Schauspielhauses einzusehen.
Königestädtilches Theater.
Mittwoch, 27. Okt. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) Lucia di Lammermoor. Opera in 3 Atti. Poesia del Sgr. Salvatore Cammarano. Musica del Maestro Gaetano Donizetti. (Signora Assandri: Lucia.)
Donnerstag, 28. Okt. (Italienische Opern⸗Vorstellung.) II Barbiere di Seviglia. Opera buffa in 2 Atti. Musica del Maestro Rossini. (Signora Forconi, Signori Savio, Rossi, Palerinieri und Torre werden vor ihrer Abreise nach Kopenhagen zum letzten⸗ male auftreten.)
Freitag, 29. Okt. Zum erstenmale: Der Mulatte. Lustspiel in 3 Akten, nach Melesville und Beauvoir, von Theodor Hell.
Mlarhktpreise vom Getraide. Berlin, den 25. Oktober 1841.
Zu Lande: Weizen 3 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf., auch 3 Rthlr.; Roggen 1 Rthlr. 27 Sgr. 6 Pf.: große Gerste 1 Rhlr., auch 29 Sgr. 5 Pf.; kleine Gerste 1 Rthlr., auch 27 Sgr. 6 Pf.; Hafer 25 Sgr., auch 20 Sgr. 8 Pf.; Erbsen 1 Rthlr. 25 Sgr., auch 1 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf.; Linsen 2 Rthlr. —
Zu Wasser: Weizen 3 Rthlr. 5 Sgr., auch 3 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 26 Sgr. 3 8 auch 1 Rthlr. 25 Sgr.; große Gerste 1 Rthlr. 3 Sgr. 9 Pf.; Hafer 23 Sgr. 9 Pf., auch 22 Sgr.
6 Pf. pf Sonnabend, den 23. Oktober 1841.
Das Schock Stroh 9 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch 8 Rthlr.
Der Centner Heu 1 Rthlr. 5 Sgr., auch 20 Sgr.
Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.
Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchd vuckeren
Sammlung der Preuß Gesetze. Zweite bis 18. 3 ½ Thlr. Dessen Nachtrag der Gesetze 1833 bis
schen Medizinal
11 ergaͤnzte Auflage.
17) Frau Hauptwerk. ⅔ Thlr. Bei E. S. Mittler (Stechbahn 3) ist zu haben:
L'Hombre⸗ und Tarok⸗Spiel; 321. 254. 323. oder die Kunst, ein jedes dieser beiden Spiele bin⸗
12 ½ Sgr.
So eben ist erschienen und bei Ferd. Duͤmm⸗ ler in Berlin, Linden Nr. 19, zu haben:
L“
IHJerrn Kaufmann — 11) Herrn Magdeburg ist er ein Krieger von Mül- Berlin und Potsdam zu haben:
Kaplick: ein Pserd .
Koch's (Reg.⸗Med.⸗R., Dr.) systematische
F. „ari jao 1 von
Anzeigen..1. Im Verlage der Creutzschen Buchhandlung zu 8 1 erschienen und in der Stuhrschen zu
3te vermehrte Auflage. r. 12. brosch. 2 Thlr. Leipzig, 1. Ofr. 1841. Weidmannsche Buchhandl.
8“ Fbbalt.
Amtliche Nachrichtee. —— 1b
Frankreich. Paris. Aufschluͤsse uͤber die Differenz zwischen der Koͤnigin Christine und Herrn Olozaga. — Apologie des Journal des Dobats in Betreff seiner Haltung in der Spanischen An⸗ gelegenheit. — Vermischtes. — Briefe aus Paris. (Kritische Lage des Ministeriums vom 29. Oktober. — Wiederaufleben der Zucker⸗Frage; die Spanischen Haͤndel u. s. w.) b —
Großbritanien und Irland. London. Weitere Prorogirung
des Parlaments. — Befinden der Koͤnigin. — Fortdauernde Ruͤstun⸗ gen. — Ueberschwemmungsschaden. — Neuer Termin des Mac
Leodschen Prozesses und Zeugen⸗Vorladung. — Amerikanisch⸗Kana⸗ dische Graͤnz⸗Zustaͤnde. — Daͤmpfung der Insurrection in Venezuelg. — Graͤnzstreit zwischen Britisch Guiana und Venezuela. — Bestaͤ⸗ tigung des Seesieges von Montevideo. — Vermischtes. 1 Niederlande. Schreiben aus dem Haag. (Das Budget; die Opposition.) b 8n Deutsche Bundesstaaten. Muůͤnchen. Die Bundes⸗Bevollmaͤch⸗ tigten. — Karlsruhe. Dr. Aloys Schreiber T. Spanien. Telegraphische Depeschen: Allmäaͤliges Erloͤschen der Insurrection in den Provinzen. — Hinrichtung des Generals Diego Leon. — Sprache des republikanischen Huracan uͤber die juͤngsten Ereignisse. Griechenland. Athen. kordatos. 1 Türkei. Konstantinopel. testantischen Kirche in Jerusalem. — Emir Beschir in Konstantinopel. Nord⸗Amerika. Aufregung an der Graͤnze und Ausdehnung der agitatorischen Vereine. Inlaud. Breslau. Professor Scholtz *†.
Des Koͤnigs Geburtstagsfeier. — Mauro⸗
Unterhandlungen wegen einer pro⸗ Truppen Konzentrirung. —
Statistische Uebersicht der Verwaltung der Civil⸗ und Handels-Justiz in Frankreich waͤhrend der Jahre 1837, 1838 und 1839.
Beilage. Grostbritanien und Irland. Vertrag zwischen der Kanadischen Regierung und den Sioux⸗Indianern. — Vermischtes. Deutsche Bundesstaaten. Darmstadt. Das Fallbeil gesetz⸗ lich eingefuͤhrt. — Italien. Florenz. Berichtigung in Betreff der beim Gelehrten⸗Kongreß anwesenden Deutschen. — Getraide⸗ Tabelle fuͤr Monat September. — Koͤnigliche Akademie der Kuͤnste. (Rede bei der Geburtstagsfeier Sr. Majestaͤt des Koͤnigs.) — Me⸗ teorologisches.
Amtliche Nachrichten
Kronik des Tages.
Se. Majestaͤt der Koͤnig haben den Land⸗ und Stadtgerichts⸗ Direktor Kosmann in Lobsens zum Rath bei dem Ober⸗Lan⸗ desgericht in Stettin Allergnaͤdigst zu ernennen geruht.
Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗ Strelitz und
Se. Durchlaucht der Herzog Karl von Schleswig⸗ Holstein-⸗Sonderburg⸗Gluͤcksburg sind von Deßau hier eingetroffen.
Der Notariats⸗Kandidat Heinrich Bernhard Eskens zu Duͤlken ist zum Notar fuͤr den Friedensgerichts⸗Bezirk Weg⸗ berg, im Landgerichts⸗Bezirke Aachen, mit Anweisung seines Wohn⸗ sitzes in Wegberg, ernannt worden.
Zeitungs-Nachrichten. v1““
Frankreich.
Paris, 22. Okt. Man erwartete allgemein, daß die heutigen Blaͤtter eine Entgegnung des Spanischen Gesandten auf die Er⸗ klaͤrung des Journal des Doébats enthalten wuͤrden. Diese Erwartung ist getaͤuscht worden; Herr Olozaga schweigt bis jetzt. Fuͤr ihn und wahrscheinlich in seinem Namen nimmt dagegen der Constitutionnel das Wort und greift die Erklaͤrung der Débats und der uͤbrigen ministeriellen Blaͤtter wegen ihrer Zweideutigkeit an. Wenn man, sagt er, Herrn Olozaga der Un⸗ wahrheit beschuldigen wolle, so haͤtte man es auch auf bestimmte Weise thun und sich nicht auf eine vage und allgemeine Ableug⸗ nung beschraͤnken sollen. Es duͤrfe sich hier nicht um Wortklau— bereien handeln, sondern diejenigen, die im Namen der Koͤnigin das Wort naͤhmen, muͤßten diejenigen Punkte besonders hervor⸗ heben, die man in der Erzaͤhlung des Herrn Olozaga fuͤr falsch erklaͤre. „Wir unsererseits“, faͤhrt der Constitutionnel fort, „haben uͤber den eigentlichen Hergang der Sache Folgen⸗ des erfahren: Am Tage nach der Unterredung, uͤber die Herr Olozaga berichtet, haͤtte dieser die Worte der Koͤnigin und seine eigenen, wie sie ihm im Gedaͤchtnisse geblieben waͤren, schriftlich aufgesetzt und sie der Koͤnigin abschriftlich mitgetheilt, die Bitte hinzufuͤgend, ihm schriftlich die Richtigkeit derselben zu bezeugen. Herr Hlozaga haͤtte bei dieser Gelegenheit wiederholt, daß er jenes Gespraͤch, von der Koͤnigin bestaͤtigt, seiner Regie⸗ rung uͤbersenden wolle. Die Antwort, ließ einige Tage auf sich warten, und da Herr Olozaga, dem Spruͤchworte gemaͤß, das Still⸗ schweigen fuͤr Zustimmung nahm, so sandte er die Depeschen in Be⸗ Sh wichtigen Unterredung nach Madrid und an den General Alcala ab. Indeß schrieb der Privat⸗Secretair Marie Christinen's endlich, daß Ihre Majestaͤt es nicht fuͤr angemessen hielten, zu antworten, und daß die Erzaͤhlung des Herrn Olozaga, die er der Königin uͤbersandt habe, mehrere Unrichtigkeiten enthielte. Herr Olozaga erwiederte sogleich schriftlich, daß er, obgleich ihm sein
Gedaͤchtniß sehr treu sey, doch nicht behaupten wolle, die Worte
—
(qFI1XX“ . Ihrer Majestaͤt ganz genau wiedergegeben zu haben, daß er aber
den Sinn derselben ganz richtig aufgefaßt zu haben glaube; er
Donnerstag
sey indeß bereit, jede Art von Berichtigung entgegenzunehmen. Es scheint, daß Herr Olozaga hierauf ganz ohne Antwort blieb.“
Das Journal des Déöbats enthaͤlt Folgendes: „Es fehlt wenig daran, daß die Journale, die sich bei uns zu leidenschaftli⸗ chen Vertheidigern der Madrider Regierung aufgeworfen haben, uns beschuldigen, die Urheber des Buͤrgerkrieges in Spanien zu seyn. Wenn man sie hoͤrt, so sollte man glauben, wir waͤren in das Geheimniß der Verschwoͤrung eingeweiht gewesen, wir haͤtten im Voraus Tag und Stunde gewußt, wo sie ausbrechen sollte, und wir verdienten erschossen zu werden, wie der helden⸗ muͤthige und ungluͤckliche General Diego Leon. Der Be⸗ weis, den sie dafuͤr beibringen, der einzige Beweis, ist der, daß wir unsere Sympathie fuͤr eine Sache nicht verhehlen, die wir fuͤr die der Rechtlichkeit gegen Undank und Verrath, fuͤr die der Monarchie und der Ordnung gegen den revolutionairen Geist und die Anarchie, fuͤr die der Freiheit gegen die militairische Diktatur, fuͤr die der Franzoͤsischen Interessen gegen auslaͤndische Interessen halten. Das ist ihre Anklage, und hier ist die unsrige. Wir klagen jene Journale an, die unverhohlenen Organe der Par⸗ tei zu seyn, welche in Spanien herrscht und in Paris einen Ge⸗ sandten hat, auf diesem Wege Nachrichten und Roten zu er— halten, die sie mit einem gleichsam offiziellen Charakter publiziren, und die fast immer beleidigend fuͤr die Franzoͤsische Re⸗ gierung sind. Wenn man Beweise von uns verlangte, so wuͤrde uns nur die Wahl in Verlegenheit setzen. Aber was uns haupt— saͤchlich auffaͤllt, ist die beleidigende Ueberspannung jener Noten und jener Artikel, ist der Haß, der sich darin gegen eine verbannte Frau, gegen die Mutter der jungen Koͤnigin von Spanien, ge⸗ gen das edle Opfer der Brutalitaͤten von Lagranga und der Emeute von Barcelona, gegen diejenige ausspricht, welche, indem sie Espartero mit Ehren und mit Wohlthaten uͤberhaͤufte, dem Throne und sich selbsteinen Beistand zu sichern glaubte. Von Seiten der Partei, welche in Madrid regiert, ist dies eine Erbitterung, die sich nur durch die Gewissensbisse erklaͤren laͤßt. Von Seiten der Franzöo⸗ sischen Journale ist sie eine Schmach, die durch nichts gerechtfer⸗ tigt werden kann. Was uns betrifft, so werden wir in der Spa⸗ nischen Frage, wie in allen anderen, fortfahren, ein freies Urtheil uͤber die Personen und uͤber die Dinge zu faͤllen. Es ist dies unser Recht. Gewalt und Abfall haben der Koͤnigin ihre Macht, aber nicht ihren edlen Charakter und ihren Muth rauben koͤnnen. Sie ist nicht durch eine legitime Revolution, nicht, weil sie die Freiheit ihrer Voͤlker und die Constitution angetastet, sondern, weil sie dieselbe aufs Aeußerste gegen die Empoͤrung ver⸗ theidigt hat, vom Throne gestuͤrzt. Wir werden uns eben so we⸗ nig vor dem Espartero beugen, der den General Leon wegen des Verbrechens der Insurrectionen erschießen ließ, als wir uns vor dem Espartero gebeugt haben, der mit den Insurgenten von Barcelona gemeinschaftliche Sache machte. Unsere Meinungen verpflichten uͤbrigens nur uns selbst, unsere Urtheile sind nur die unsrigen. Wir billigen oder wir tadeln die Politik der Regie⸗ rung, aber wir leiten dieselbe nicht und sind nicht dafuͤr verant⸗ wortlich.“
Der Moniteur parisien widerspricht dem von hiesigen Blaͤttern mitgetheilten Geruͤchte, daß der Minister der öͤffentlichen Bauten einen Vertrag wegen Ausfuͤhrung der Eisenbahnen von
Paris nach Lille und einer Abzweigung nach Calais mit einer
Englischen Compagnie bereits abgeschlossen habe. Er fuͤgt indessen hinzu, daß jener Minister jenem Vertrage und den Plaͤnen der Compagnie seine Zustimmung ertheilt haͤtte, dieselben laͤgen jetzt aber erst dem Finanz⸗Minister vor, und es wuͤrde den Kammern nicht fruͤher ein Gesetz⸗Entwurf uͤber diesen Gegenstand vorgeschla⸗ gen werden, bis Herr Humann den finanziellen Theil jenes Pla— nes gebilligt habe.
Herr Berryer hat vor einigen Tagen dem Prinzen Ludwig Napoleon in Ham einen Besuch abgestattet.
Boͤrse vom 22. Oktober. Da die Consols heute um ³ pCt. hoͤher kommen, so hoben sich auch die Course der Renten wieder um etwas. Die Zproc. Rente schloß zu 79.40 und die neue Anleihe zu 80.55. Auch die Spanische active Schuld war zu hoͤheren Preisen gesucht, da die Nachrichten aus Spanien die Insurrection als beinahe voͤllig gescheitert darstellen.
x Paris, 22. Okt. Der Courrier de la Gironde, das Organ der provinzialen Presse fuͤr die konservative Partei, raͤth Herrn von Salvandy ab, unter den gegenwaͤrtigen Um⸗ staͤnden nach Spanien zu gehen. Auch versichern heute mehrere Journale, daß die Reise des neu ernannten Gesandten aufgescho— ben sey. Ueberdies treffen mehrere Umstaͤnde zusammen, aus wel⸗ chen man wahrnehmen will, daß das Kabinet in der oͤffentlichen Meinung jetzt nicht mehr eine so gesicherte Existenz hat, wie noch vor wenigen Monaten, wo es, gestuͤtzt auf ein moralisches Be⸗ wußtseyn und das Bestreben der Konsolidirung des Landes, getrost dem Zusammentritt der Kammern entgegensehen konnte. Was man fruͤher fuͤr ein Zeugniß seiner moralischen Kraft hielt, daß es im Grunde nicht ein einziges Blatt hatte, welches seine Sache vertrat, darin will man jetzt gerade eine Art Schwaͤche desselben erkennen. Selbst das Journal ha Presse scheint sich nach der Ruͤckkehr des Herrn von Girardin von dem Kabinet getrennt zu haben, da es offenbar mit demselben in der Angelegenheit der An⸗ leihe in Widerspruch steht. Auch erwaͤhnt dasselbe Blatt mit kei— nem Worte der Avancements der Herren Quesnault, Meilheurat und Debelleyme, lauter Freunde des Grafen Molé, die das Ka— binet fuͤr sich zu gewinnen hoffte. 8
Hat fuͤr die Regierung auch die Spanische Angelegenheit in der oͤffentlichen Meinung eine unguͤnstige Stimmung fuͤr sie hervorgebracht, so hat sich gerade, beguͤnstigt durch dieselbe Spa⸗ nische Sache, das radikale Blatt, der National, von seiner Niederlage und aus seinem total verlassenen Zustande wieder er⸗ hoben. Man bemerkt naͤmlich zu seinen Gunsten eine große Einigung unter den Journalen der Opposition, die heute saͤmmt⸗ lich an die Jury, welche in dem Prozeß des genannten Blattes entscheiden soll, eine Aufforderung ergehen lassen, was bei der Lage der Dinge dem National wohl zu Gute kommen kann.
Unter solchen Umstaͤnden nun, besorgt man hier, koͤnnte das
Englische Kabinet die augenblickliche Verlegenheit des unsrigen benutzen, um dasselbe zu Konzessionen zu veranlassen, auf die es unter anderen Umst nden wohl schwerlich eingegangen waͤre. Dem⸗ nach wollen schon Einige wissen, daß die haͤufigen Unterredungen, welche zwischen dem Minister der auswaͤrtigen Angelegenheiten und dem hiesigen Englischen Botschafter stattfinden, die Frage der Entwaffnung der Flotte betreffen. Diese Frage ist um so wichti⸗ ger fuͤr unsere Regierung, als die oͤffentliche Meinung durchaus gegen die Entwaffnung zur See ist und das fernere Fortbestehen des Kabinets leicht davon abhaͤngen koͤnnte. . 1
Zucker⸗Frage, die man
wenigstens fuͤr einige Zeit, geldbst 9 taucht von neuem wieder auf. Der
Handelsstand von Havre hat dem Handels⸗Minister eine Petition uͤberreicht, die, wenn man ihr Folge gaͤbe, die ganze bestehende Gesetzgebung umgestalten wuͤrde. Die Kaufleute von Havre verlangen entweder die Unterdruͤckung der inlaͤndischen Zucker-Fabrication oder die Gesetzlichkeit des Zolles von 49 Fr. 50 Cent. fuͤr 100 Kilogrammes auf beide Zuckerarten. Zur Un⸗ terstuͤtzung dieser Forderung fuͤhren die Bittsteller an, daß der Kolonial⸗Zucker allmaͤlig auf 52 Fr. 50 Cent. gefallen sey, und daß in diesem Augenblicke 24,000 Tonnen Zucker in Havre vor⸗ handen seyen, die, wenn man sie zu jenem Preise verkaufte, fuͤr jeden halben metrischen Centner einen Verlust von mindestens 9 Fr. ergeben wuͤrden. Von den beiden vorgeschlagenen Mitteln scheinen die Kauf⸗ leute von Havre der Unterdruͤckung der inlaͤndischen Zucker⸗Fabrication den Vorzug einzuraͤumen. Das ist sehr begreiflich, denn auf diese Weise waͤren sie und die Kolonisten, welche dieselben Interessen haben, der Runkelruͤbe, die ihnen seit 5—6 Jahren so große Un⸗ ruhe macht, fuͤr immer entledigt, und sie wuͤrden dadurch die Fak⸗ toren und Zwischenhaͤndler fuͤr allen in Frankreich verbrauchten Zucker. Um ihr Projekt annehmbar zu machen, stellen sie folgen⸗ des Raisonnement auf: Die Consumtion uͤbersteigt nicht 125 Ki⸗ logrammes; die Kolonieen sind im Stande, 80 Millionen Kilogr. zu liefern, es bleiben mithin 45 Millionen Kilogr. fuͤr den Run⸗ kelruͤben⸗-Zucker. Diese 45 Millionen Kilogr. bringen dem Fiskus, bei einer Steuer von 27 Fr. 50 Cent., fuͤr 100 Kilogr. 12,375,000 Fr. Ersetzt man sie durch dieselbe Quantitaͤt Zucker aus Brasi⸗ lien, Cuba, Puerto Rico und Indien, so wuͤrde sie, bei einem Zolle von 60 Fr. 50 Cent., 27,225,000 Fr., d. h. 14,850,000 Fr.
mehr einbringen, als der Runkelruͤben⸗Zucker.
Diese Rechnung kann, vom rein fiskalischen Gesichtspunkte
aus, und wenn man nur den gegenwaͤrtigen Augenblick beruͤcksich⸗
Paris, 22. Okt. Die in der letzten Session, zu haben glaubte,
tigt, sehr richtig seyn; allein wenn man nur ein wenig das Inter⸗ esse der Konsumenten und die Zukunft des Schatzes in Erwaͤgung
vorgeschlagene Auskunftsmittel schlecht ist. Wollte man die in— laͤndische Zucker⸗Fabrication unterdruͤcken, so muͤßte man ihr eine Entschaͤdigung von 50 — 60 Millionen Franken zahlen. Man muͤßte diese Summen durch Anleihen oder durch Steuern erheben, und beides waͤre unter den gegenwaͤrtigen finanziellen Umstaͤnden gleich schwierig. Die Erhoͤhung der Zoͤlle auf fremden Zucker wuͤrde die Consumtion vermindern, und die siskalische Einnahme e 1 . . — . „ e wuͤrde stationair bleiben. Bei dem Runkelruͤben⸗Zucker hat man dagegen die Aussicht auf einen unbegraͤnzten Debit, und obgleich derselbe nur mit einer Steuer von 27 Franken 50 Cent. fuͤr 100 Kilogramme belegt ist, so glauben wir dennoch, daß er dem Schatze eben so hohe Einnahmen gewaͤhrt, als wenn man 45 Millionen fremden Zucker einfuͤhrte. Die De⸗ partements, welche Zucker⸗Fabriken besitzen, tragen in der That verhaͤltnißmaͤßig weit mehr zu den indirekten Steuern bei, als die anderen Departements und zwar erst seit der Anlegung jener Fa⸗ briken. E
V zieht, so wird man finden, daß das von den Kaufleuten in Havre
Es ist uͤbrigens leicht zu begreifen, daß eine neue Indu⸗ strie von so bedeutendem Umfange, die neue Reichthuͤmer erzeugt, zugleich auch den Ertrag der Steuern vermehrt. Unabhaͤngig davon kann die Runkelruͤben⸗Zucker⸗Fabrication, wenn sie nicht zu sehr durch Steuern gedruͤckt wird, sich in so großem Maßstabe entwickeln, daß der Verbrauch desselben in wenigen Jahren au das Doppelte und Dreifache steigen kann.
Die Rheder von Hapre und die Pflanzer auf den Antillen beabsichtigen nur Eines, naͤmlich den Ruin oder die Unterdruͤckung des Runkelruͤben-Zuckers durch alle mögliche Mittel. Das In⸗ teresse der Konsumenten kuͤmmert sie sehr wenig; sie wollen vor
allen Dingen als Commissionaire den Zucker von Bourbon und den Antillen verkaufen, den der Staat durch eine Nachsteuer von 11 Franken gegen den fremden Zucker schuͤtzen muß. Da aber jene 80 Millionen Kilogr. fuͤr Frankreich nicht hinreichen, so sind sie erboͤtig, den zur Befriedigung der Consumtion noch erforderlichen Zucker in ihre Niederlagen aufzunehmen. Sie betrachten diesen Gegenstand, wie man sieht, nur aus dem Standpunkte ihres eigenen Interesses und sind nicht einmal konsequent; denn fuͤr alle andere Waaren, die in Frankreich ein⸗ gefuͤhrt werden, verlangen sie eine Herabsetzung der Zoͤlle, und nur mit dem fremden Zucker machen sie eine Ausnahme. Die Regie⸗ rung ihrerseits hat nur das fiskalische Interesse dabei im Auge und sucht stets diejenige Combination, welche ihr unmittelbar das meiste Geld verschaffen kann. Dies sind die Haupt⸗Ursachen, weshalb diese Frage bis jetzt noch nicht auf eine die allgemeinen Interessen befriedigende Weise geloͤst worden ist.
Bei der Nachricht von den Schritten, welche die Kaufleute von Havre bei dem Handels⸗Minister gethan, haben die inlaͤndi⸗ schen Fabrikanten sich sofort in Arras versammelt und sind in diesem Augenblicke damit beschaͤftigt, eine Petition an die Regie⸗ rung zu entwerfen, worin sie den Zustand ihrer Industrie und die Uebertreibungen in den Forderungen ihrer Gegner schildern. Dies Aktenstuͤck ist noch nicht bekannt, aber es giebt das Zeichen zum Beginn eines neuen Kampfes, in den sich die Regierung 28 mit Bedauern einmischen wird. Diese Zucker⸗Frage hat vreze reits sehr große Schwierigkeiten verursacht, und wenn die in diesem Jahre wieder in den Kammern zur Sprache käͤme, so wuͤrde sie mit dem Gesetz⸗Entwurf uͤber die Sklaven⸗Emaneipa⸗ tion zusammentreffen, der in diesem Augenblick von emmer Kom⸗ mission bearbeitet wird, deren Praͤsident der Herzog von 2 roglie ist,